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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

von

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Turn 85 - The White Witch

Turn 85 – The White Witch

 

 

Halb Hollow City war zu einem riesigen Krater geworden. Als wäre ein Komet in die moderne Stadt eingeschlagen, nur dass es einen solchen niemals gegeben hatte. Sirenen tönten aus allen Himmelsrichtungen. Ein riesiger Wolkenkratzer, der am Rand des Kraters stand und von der Schockwelle beschädigt worden war, knickte um und stürzte ein.

 

Das Loch war so tief, dass die in seinem Zentrum Anwesenden davon gar nichts mitbekamen. Kalte Erde befand sich unter ihren Füßen. Zwei paar Hände hielten ein langes Katana, das im Mondschein bläulich schimmerte. So grell wie das Blut, das aus der Wunde des Sammlers schoss, die es diesem zugefügt hatte.

Jener beugte sich im Antlitz des knienden Ricthers und des einarmigen Stoltz' vorne über, spuckte blaues Blut. Und begann zu lachen. Leise, dann immer lauter.
 

Valerie und Matt, die zusammen mit Zed hinter ihm standen, tauschten entgeisterte Blicke aus, während sie mit dem Schwert in der Hand zurückwichen.

„Das nenne ich eine Überraschung“, lachte der Sammler, ohne einen von ihnen dabei anzusehen, „dass ihr Ragnarok gegen -mich- einsetzt …“

Der Dämonenjäger hinter ihm keuchte, sah an der leicht gebogenen Klinge herab. „Er weiß davon!?“

„Selbstverständlich. Ich zähle ihren einstigen Besitzer zu meinen Freunden.“ Der Sammler drehte sich langsam zu ihm um, die Fontäne aus der Wunde in seiner Brust war abgeklungen, auch wenn das Blau noch aus ihr sickerte. „Leider habt ihr euch verkalkuliert.“

Matts Griff um das Katana festigte sich und Valerie, die das bemerkte, lies sofort los. Feindselig zischte der junge Mann: „Das wollen wir erstmal sehen.“

„Gib dir keine Mühe.“ Der Sammler streckte die Hand zur Seite, in der ein schlichter, schwarzer Gehstock mit gebogenem Griff erschien. „Meine Zeit ist noch lange nicht gekommen, Matthew Summers. Ich bin übrigens sehr enttäuscht.“

Sein Gegenüber horchte auf.

„Ich dachte, wir wären uns einig gewesen“, sprach der rothaarige Brite mit der Narbe auf der Wange und setzte seinen Stock ab, stützte sich mit beiden Händen daran ab. „Was du getan hast könnte ich durchaus als Bruch unserer Vereinbarung werten. Dasselbe gilt für dich, Valerie Redfield.“

Auch die junge Frau starrte den mächtigen Dämon aufgelöst an. Jener schnalzte bloß mit der Zunge und rief: „David!“

 

„Zur Stelle!“, hallte eine enthusiastische, helle Stimme durch den tiefen Krater.

Für den ersten Augenblick war ihr Ursprung ungewiss, bis Matt in der Ferne erkannte, wie eine das Mondlicht spiegelnde Spur aus Eis die Wölbung des Kraters hinabrann. Im wahnwitzigen Tempo zischte sie herunter und als sie näher kam, erkannte er eine Person, die sie mit ihren Händen nach unten gerichtet erschuf und darauf Richtung Zentrum rutschte.

 

Der ritterhafte Hüne Ricther und der bandagierte Stoltz bemerkten es auch und drehten sich um, doch in dem Moment stieß sich die Person von der Eisbahn ab – dank einer Eissäule, die unvermittelt aus jener schoss. Wie ein Pfeil flog er durch die Luft, drehte sich dabei und gelangte über die beiden Undying. Er drehte sich im Mondlicht, der junge Mann mit dem schwarzen Haar, dessen Pony zu einer kleinen, blauen Spitze nach oben verlief.

„Wer ist das?“, stammelte Zed.

David drehte sich in der Luft. In seinen Händen erschienen lange Eissäbel, die er in Richtung der beiden Undying hinab schleuderte. Ricther und Stoltz wichen beide gekonnt aus, wobei Ersterer dabei seine Schwert-Duel Disk in ihre massive Ursprungsform umfunktionierte. Der Widersacher der beiden landete zwischen ihnen in der Hocke, schnappte sich die vor und hinter ihm steckenden Eiswaffen und ging sofort wie ein Berserker auf Ricther los.

„Man, Ihr seid wirklich vorausschauend, Meister“, sprach er dabei fast schon abwesend in Richtung des Sammlers, „wenn ich darüber nachdenke, dass wir erst kurz vorher unser ganzes Zeug ins neue Hauptquartier geschafft haben …“

Ricther, der die Hiebe nebenbei parierte, murmelte argwöhnisch: „Das war also alles von Anfang an vorausgeplant gewesen.“

Sein Gegner wandte sich ihm zu und zwinkerte neckisch. „Na logo, was denkst du, mit wem du es zu tun hast?“

„Einem Feind der ewigen Ordnung“, tauchte hinter ihm unvermittelt Stoltz auf und griff mit seinem übernatürlich langem Arm nach ihm.

Unbeeindruckt davon, wirbelte David herum, verpasste dem mumifizierten Undying einen Tritt, der ihn mehrere Meter zurückschleuderte und warf eine seiner Klingen nach ihm. Welche in dessen Brust stecken blieb. Stoltz zeigte sein verfaultes Lächeln, das jedoch mit einem Male gefror. Wie er selbst, als er von Innen heraus zu einer waschechten Eissäule erstarrte.

 

Valerie, Matt und Zed stießen erschrockenes Keuchen aus.

„Nun denn“, sprach derweil der Sammler seine Gegenüber autoritär an, „bedauerlicherweise bin ich nicht in der Stimmung für ein kleines Mordkomplott gegen mich. Wenn ihr mich also entschuldigen würdet.“

Er hob den Gehstock, auf dem er sich abstützte, mit der rechten Hand an und deutete zur Seite, wo sich ein schwarz-glänzendes, ovales Portal öffnete.

 

Parallel dazu ging der Schlagabtausch zwischen diesem David und Ricther in die nächste Runde. Ersterer beharkte seinen Gegner mit schnellen Hieben seines Eissäbels, welche jedoch allesamt vom Undying pariert wurden. Der stieß den letzten Schlag zurück und holte seinerseits zu einem vernichtenden Schwung aus. Als die Klinge des Schwarzhaarigen krachte, zerbarst jene in dessen Händen. Hätte David sich in diesem Moment nicht vorausschauend unter dem schräg nach oben gerichteten Hieb weggeduckt, wäre er einen Kopf kürzer gewesen.

„Nicht schlecht“, meinte er dabei anerkennend und richtete seine flache Hand während des Ausweichmanövers gen Boden.

Besser gesagt dorthin, wo Ricther gerade stand. Weißer Nebel stieß aus Davids Handfläche und ließ die Erde gefrieren. Es kam, wie es kommen musste: Durch den Schwung verlor Ricther das Gleichgewicht und schlug auf der Seite auf, verlor sein Schwert.

Ehe er sich seiner Situation gewahr wurde, ließ David zwei neue Eissäbel in seinen Händen entstehen und rammte sie in Richtung des gepanzerten Hünen, welcher sie griff und festhielt, ehe sie ihm zu nahe kamen. So liegend, rang er mit dem unbekannten Handlanger des Sammlers, welcher ihm körperlich deutlich unterlegen war.

 

„Du willst abhauen?“ Matt funkelte den Sammler verächtlich an, schielte aus dem linken Auge zum geöffneten Portal herüber. „Vergiss es!“

Unvermittelt stürmte er alleine mit dem Katana in seiner Hand auf den rothaarigen Mann zu, was diesem jedoch nur ein müdes Lächeln abrang. Der folgende Hieb wurde gekonnt mit dem Gehstock pariert. Matt konnte gar nicht so schnell reagieren, da hatte sich dessen Haken um die Klinge geschlungen. Geschickt wand der Sammler den Stock und riss Matt das Schwert damit aus den Händen, zog ihn dabei gleichzeitig noch zu sich. Dann schlug er zurück, stieß mit dem Griff gegen Matts Brustbein, verpasste ihm anschließend einen Hieb gegen die Schläfe, sodass der Dämonenjäger im schwarzen Mantel zu Boden ging.

„Waghalsig wie eh und je. Und nie zu deinem Vorteil“, höhnte er, als er auf den blutenden jungen Mann herabsah. Überraschenderweise verzichtete er jedoch auf weitere 'Disziplinierungsmaßnahmen' und schritt herüber zum Portal. „David, wir sind hier fertig.“

 

„Alles klar, Meister. Sorry“, ächzte der, noch immer mit seinem Gegner ringend. Und ließ die Klingen unvermittelt los, erschuf sofort zwei neue und rammte sie in die Brust des überraschten Undying. Keine Sekunde später gefror auch Ricther zu einer mächtigen Eisfigur.

„Ricther!“, stieß Zed entsetzt hervor.

Und versperrte in einer schnellen Bewegung mit ausgestreckten Armen dem Sammler den Weg zum Portal. „Dafür wirst du einen angemessenen Preis zahlen, Strife Carrington!“

Sie richtete eine Hand nach vorne, in der sich ein schlichter, weißer Stab materialisierte. Eine Spitze leuchtete rot, die andere blau auf, beide aus Kristall gemacht. Der Sammler fasste sich kopfschüttelnd an die Stirn. „Muss das sein?“

Doch unter einem wütenden Aufschrei stürmte die Undying mit dem seidigen, schwarzen Haar bereits auf ihn zu. Und wie bei Matt parierte er ihren Angriff, nutzte den Griff seines Gehstocks als Haken und zog Zed so nah an sich heran, dass sie glaubte, er würde direkt durch ihre hohe, weiße Maske in ihre Augen blicken. „Ich habe keine Angelegenheiten mit dir zu klären.“

Blitzschnell hakte er seine Waffe wieder aus und stieß ihr gegen die Brust. Statt sich zu regen, blieb sie plötzlich wie eingefroren stehen.

 

Seelenruhig spazierte der Sammler an ihr vorbei, näherte sich dem Portal. Parallel dazu war David mit seinem Kampf fertig geworden und rannte auf seinen Meister zu. Dabei warf er Valerie, die als Einzige noch unversehrt war, einen merkwürdig fröhlichen Blick zu. Jene folgte mit dem ihren den beiden mechanisch.

Neben ihr hielt sich Matt mit beiden Händen den Kopf und keuchte, ächzte, als hätte er unerträgliche Schmerzen. Die beiden anderen Undying waren zu Eisstatuen erstarrt. Was um Himmels Willen geschah hier, fragte sich Valerie gelähmt.

 

Und dann sah sie die beiden, wie sie durch das Portal stiegen und verschwanden. Der Mann, der an allem die Schuld trug. Der Anya überhaupt erst zu seiner Marionette gemacht hatte, der Mann, der seither im Hintergrund die Fäden zog und indirekt für das Ende ihrer Beziehung verantwortlich war, für das Ende ihrer Karriere, bevor diese überhaupt begann.

Valerie blickte nach unten. Das Katana lag direkt vor ihren Füßen. Und sie fasste einen Entschluss: Sie würde es zu Ende bringen. Der Sammler durfte nicht entkommen!

 

In einer schnellen Bewegung griff sie sich das Katana, dessen Scheide sie geschultert hatte und rannte zum Portal, welches bereits kleiner wurde.

„Nicht!“, rief Matt ihr schwach zu, als sie an der erstarrten Zed vorbei zog, streckte einen Arm nach ihr aus. „Valerie, das ist Selbstmord!“

Doch sie hörte nicht auf ihn und verschwand wortlos im Portal, welches sich danach auflöste. Matt ließ den Arm auf den Boden sinken und seufzte schwer. Wenn ihr etwas geschah, war es seine Schuld …

 

~-~-~

 

Es knackte laut, als Kali auf dem harten Parkett des Ephemeria Bridge Stadions aufschlug und regungslos liegen blieb. Blondes Haar verdeckte ihr Gesicht. Neben ihr zerschellte die weiße Maske, die sie im Fall verloren hatte.

„Nein!“, hörte Anya jemanden schreien und wirbelte herum.

 

Ihr Bruder Zachariah rannte mit zornesrotem Gesicht auf den Schauplatz zu. Es brauchte nur eine Sekunde, ehe Anya die Situation erfasste. Und ohne darüber nachzudenken, streckte sie die Hand nach hinten aus, wo noch der riesige Donnerbulle Murciélago verharrte. Jener löste sich schlagartig in einen Blitz auf, der Anyas ausgestreckte Hand durchfuhr und zu einem gezackten Schwert wurde.

„Du kommst mir nicht in die Quere!“, fauchte sie den Blonden im weißen Hemd an und schwang das einzelne Schwert in seine Richtung, wobei in ihrer anderen Hand ein zweites entstand.

Tosende Blitze lösten sich von den Zacken und zischten auf Zach zu, welcher erschrocken stoppte und erfasst wurde. Er schaffte es noch, die Arme schützend vor sich zu halten, bevor er getroffen wurde und infolge dessen gequält aufschrie. Statt nachzugeben, schwang die ebenfalls besonders an den Beinen mitgenommene Anya nun auch die zweite Klinge aus und schleuderte weitere Blitzwellen auf ihren Bruder.

Jener sackte in die Knie, rollte sich aber mehr schlecht als recht weg, als die zweite Salve ihn zu treffen drohte. Wie ein Sprinter schoss er aus der Hocke hoch und rannte wieder auf Anya zu, die sich keuchend nach vorne beugte.

„Shit“, stöhnte sie ob ihrer Erschöpfung. Eben war sie doch noch voller Energie gewesen!? Und dieser verdammte Schmerz, er wurde immer schlimmer. Trotzdem fauchte sie aufgeregt: „Nicht mit mir!“

Und schleuderte zwei weitere Wellen in Zachs Richtung, welcher der ersten durch einen Hechtsprung ausweichen konnte, aber dadurch direkt in die zweite geriet. Wenige Meter vor Kali krachte er zuckend auf den Boden.

 

„Wo kommt der überhaupt so plötzlich her?“, knurrte Anya und ließ die Klingen in ihren Händen verschwinden. „Was auch immer, dieses neue Artefakt ist mal verdammt geil!“

Levriers Stimme ertönte in ihrem Kopf.

 

Er muss das Duell von den Zuschauerrängen beobachtet haben. Ungewöhnlich ist, dass von ihm keinerlei Präsenz ausgeht, fast als existiere er gar nicht. Er muss unter irgendeinem Zauber stehen.

 

„Bestimmt ihr Werk.“ Anya nickte zu Kalis reglosem Körper. „Eins kannst du wissen: Ich werde jedes noch so kleine Geheimnis aus ihr herauskitzeln. Und wenn ich kitzeln sage, meine ich, dass ich ihre verdammte Haut wie eine Kartoffel schälen werde!“

Langsam schleppte sie sich auf Kali zu. Durch das offene, riesige Stadion drang ein wenig Mondlicht, das jedoch von dichten, grauen Wolken erstickt zu werden drohte.

Doch wie Anya sich Schritt um Schritt zu ihrer Widersacherin bemühte, kroch auch Zachariah verzweifelt zu ihr.

„Der gibt immer noch nicht auf?“, staunte Anya und blieb stehen.

 

Man sollte erwarten, dass er diese Aufopferung dir entgegenbringen sollte, nicht Kali.

 

Ja, dachte Anya bitter, denn auch wenn sie sich nie sonderlich gut verstanden hatten, konnte sie seine Motive seither nicht verstehen. Als Zachariah die gefallene Dämonengöttin erreicht hatte, mühte er sich schwankend auf, breitete die Arme aus.

„Wenn du sie willst, musst du erst an mir vorbei!“

„Das krieg ich hin“, knurrte Anya trotz ihrer Bitternis und ließ in beiden Händen wieder die gezackten Schwerter erscheinen. „Noch so'n Treffer und du machst dich nass wie Leila Holmes damals, als wir sie damit erpresst haben, ihren Teddy zu ertränken.“

„Da wart ihr beide vier.“

„Na und, du warst viel älter und hast mir trotzdem geholfen.“ Anya grinste. Einer der wenigen Fälle von Teamwork zwischen den beiden, da Zach damals auch nicht gut mit der Holmes-Familie auskam.

Auch ihr Bruder schmunzelte, verfinsterte dann aber seine Miene. „Was auch immer, ich fordere dich zu einem Duell heraus.“

Die Waffen in Anyas Händen lösten sich völlig unvermittelt auf. Und als sie sie zurück beschwören wollte, geschah gar nichts. „W-was?“

 

Wie ist das möglich? Könnte es tatsächlich eine übergeordnete Regel geben, die Duelle erzwingt?

 

Anya war diesbezüglich jedoch genauso ahnungslos wie Levrier, ahnte aber, dass seine Vermutung in die richtige Richtung ging. Was dann die Frage auf den Tisch brachte, -wer- dieses ungeschriebene Gesetz erlassen hatte und warum.

„Tch, das gibt’s doch nicht“, zischte sie und hob ihren Arm mit dem roten D-Pad daran, „fein, dann bekommst du den Gnadenstoß eben im Duell. Mir doch egal!“

Der Blonde atmete schwer und aktivierte den Apparat an seinem Arm ebenfalls. Und Anya weitete die Augen, als sie diesen als -ihre- Duel Disk wiedererkannte. Abgenutzt, aber immer noch zuverlässig. Er hatte sie nicht zerstört.

„'kay“, zischte sie, „schön, dass du mein Eigentum gleich mitgebracht hast.“

„Freu' dich nicht zu früh. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du die wahre Bedeutung von 'deinem Eigentum' verstehen. Da Kali anscheinend zu schwach war, muss ich den Job übernehmen.“ Er blickte über die Schulter, wo die Frau hinter ihm am Boden lag. „Sorry, aber du wolltest ja nicht hören.“

Er richtete sein Augenmerk wieder auf Anya. „Mach dich bereit.“

„Duell“, schrie die zurück.

 

[Anya: 4000LP / Zachariah: 4000LP]

 

„Ernsthaft, du lernst es in diesem Leben auch nicht mehr, huh!?“, fauchte Anya ihren Bruder zornig an, welcher sich unter schmerzerfülltem Gesichtsausdruck die Schulter hielt. „Ich lass mich nicht von euch Kackbratzen unterkriegen! Ich beginne!“

Da er nichts erwiderte, zog sie fünf Karten am Stück. Während sie ihr Blatt studierte, warf sie immer wieder einen finsteren Blick zu Zachariah herüber, der erst den Platz frei machen würde, wenn er eine gehörige Portion ihrer Anya Bauer-Premium Wut zu spüren bekam. Und das würde er!

„Ich aktiviere meine Lieblingskarte [Gem-Knight Fusion]!“, rief Anya und hielt jene zusammen mit zwei Monstern in die Höhe. „[Gem-Knight Sapphire], du bist das Herz, [Gem-Knight Obsidian], du die Rüstung! Vereint euch!“

Über ihr öffnete sich ein Sog, in dem aus dem Nichts erscheinende Edelsteine gezogen wurden. Das und die Hologramme eines hellblauen und eines schwarzen Ritters. Anya brüllte: „Fusion Summon! Schütze mich, [Gem-Knight Aquamarine]!“

Ein Blitz schoss zusammen mit einer imposanten Gestalt aus dem Vortex. Ihr neuer Ritter landete mit einem Satz vor ihr und ging in die Knie. Hellblau schimmerte seine Rüstung, von der ein langer, violetter Umhang den Boden bedeckte. Aquamarine schützte sich mit einem Rundschild an seinem rechten Arm, aus dem eine breite, kurze Eisklinge ragte.

 

Gem-Knight Aquamarine [ATK/1400 DEF/2600 (6)]

 

„Das war aber noch nicht alles! Wenn Obsidian von meiner Hand fusioniert wird, beschwört er ein normales Monster der Stufe 4 oder niedriger von meinem Friedhof!“ Anya streckte den Arm nach vorne aus. „Komm zurück, Sapphire!“

Kurz darauf öffnete sich neben ihrem Ritter ein Loch im Boden, aus dem der hellblaue, unbewaffnete Krieger erschien – ebenfalls kniend. Mit einem Schwenk seiner Hand erzeugte er vor sich eine Eisbarriere.
 

Gem-Knight Sapphire [ATK/0 DEF/2100 (4)]

 

„Und jetzt schicke ich [Alexandrite Dragon] als Licht-Monster der Stufe 4 von meinem Deck auf den Friedhof, um es als Empfänger zu behandeln und auf meinen Stufe 4-Sapphire einzustimmen!“, rief Anya und richtete ihre Hand wieder nach oben.

Dort, weit über ihr, entstand ein goldener Ring, von dem sich vier weiße Federschwingen erstreckten. „From the light of a different world, the herald of starlight descends upon the ravaged land! By discarding a single star, I call upon you!“

Ihr Eisritter verwandelte sich in vier grüne Lichtkugeln, die ebenfalls empor stiegen und durch den Ring schossen. „Synchro Summon!“

Ein Lichtblitz schoss durch den Ring. Im Anschluss reckte sich ein langer, schlangenhafter Drache aus dessen wässriger Oberfläche nach vorne, nach hinten hingegen wuchs sein Schweif, bis beide Enden aneinander passten. „Shine forth, [Angel Wing Dragon]!“

Brüllend richtete der sich auf, wirkte mit seinem goldenen Kragengestell wie eine lauernde Königskobra.

 

Angel Wing Dragon [ATK/2700 DEF/2000 (8)]

 

„Eine verdeckt! Zug beendet!“, knurrte Anya und ließ die Karte mit dem Rücken nach oben vergrößert vor sich erscheinen. Sie konnte genau sehen, wie ihrem Bruder der Schweiß auf der Stirn stand. Wenn bloß ihre Beine nicht so schlapp wären und höllisch schmerzen würden. Der Adrenalinschub von eben war längst vorbei, shit!

 

Als Zachariah aufzog, grinste er schadenfroh. „Na, tut's weh? Kali hat dich ziemlich auseinander genommen, was?“

„Pah, die paar Schrammen stören mich nicht!“ Auch Anya setzte eine bitterböse Fratze auf. „Dafür hat sie direkt die Quittung bekommen …“

Ihr Bruder sah plötzlich mit undurchschaubarem Gesichtsausdruck über die Schulter. „Ja. Das hat sie auch verdient.“

„Huh!?“

Als der Blonde sich ihr wieder zuwandte, schüttelte er seufzend den Kopf. „Wir haben ihr gesagt, dass es noch zu früh für eine direkte Konfrontation zwischen euch beiden ist. Ungeduld ist eben keine Tugend, aber wem sag ich das, 'Schwesterherz'?“

Sofort erschien neben der der weiße Ritter Pearl mit verschränkten Armen.

 

Wer ist wir?

 

Und Zachariah fand sein hässliches Grinsen wieder. „Das wirst du noch früh genug herausfinden.“

Entschlossen griff er in sein Blatt. „Aber nicht heute! Ich beschwöre [Merlin]!“

Aus einer Stichflamme tauchte er völlig unvermittelt auf, der legendäre Magier. Seine violette Robe und der lange, weiße Bart bewegten sich, obwohl kein Wind blies. Auf seiner Schulter ruhte ein roter Babydrache. Und der lange Stab, den er schwang, gab an seiner kugelrunden Spitze ein dunkles Flackern ab.

 

Merlin [ATK/1400 DEF/500 (3)]

 

„Monstereffekt von [Merlin]. Er opfert sich selbst, um einen Noble Knight von meinem Deck zu beschwören, egal welchen.“ Zach streckte die Hand nach vorn aus. „Erscheine, [Noble Knight Medraut]!“

Sein Magier nahm den Stab in beide Hände und schlug damit auf das Parkett des Spielfelds. Eine Rauchwolke stieß unter ihm hoch und von einer Sekunde zur anderen, hatte er vollkommen die Gestalt verändert. Statt eines alten Mannes, stand nun ein blonder, großgewachsener Ritter vor Zachariah, der einen nicht weniger strengen Blick aufgesetzt hatte als sein Besitzer.

 

Noble Knight Medraut [ATK/1700 DEF/1000 (4)]

 

„Ich rüste ihn von meiner Hand mit [Noble Arms – Arfeudutyr] aus. Den Effekt dieses Schwertes kennst du sicher noch“, murmelte Zachariah geheimnisvoll, als das normale Schwert seines Kriegers durch eines mit schwarzem Griff und leuchtender Klinge ersetzt wurde. „Für 500 Angriffspunkte kann sein Träger eine verdeckte Karte zerstören. Deine.“

Anya keuchte auf, als der Ritter Mordred das Schwert auf sie richtete und daraus einen grellen Strahl abfeuerte, der ihre gesetzte Karte [Fragment Fusion] zerfetzte.

 

Noble Knight Medraut [ATK/1700 → 1200 DEF/1000 (5)]

 

„Du hast wohl schon wieder vergessen, dass Karten in der Backrow vor mir nicht sicher sind“, stichelte Zach und zuckte mit den Schultern. „aber umso besser für mich. Übrigens, was auch gut für mich ist, ist der Effekt von Medraut. Ich zerstöre eine an ihn ausgerüstete Zauberkarte und beschwöre einen weiteren Noble Knight vom Deck im Verteidigungsmodus. Ich wähle Drystan.“

Voller Entschlossenheit richtete sein blonder Krieger die Waffe in die Höhe. Ein Blitz schlug in sie ein, welchen Mordred mit einem Schwenk neben sich umlenkte. Eine Rauchwolke entstand, aus der ein Harfe spielender Jüngling mit braunem, zu einem Pferdeschwanz gebundenem Haar erschien.

 

Noble Knight Drystan [ATK/1800 DEF/800 (4)]

 

„Und vergessen wir nicht, dass Noble Arms sich einmal pro Zug an ein neues Monster ausrüsten können, wenn sie zerstört werden. Also erhält Drystan [Noble Arms – Arfeudutyr]“, erklärte Zachariah und hob langsam den Zeigefinger, „und aktiviert seinen eigenen Effekt. Denn einmal pro Zug, wenn er eine Waffe erhält, tötet er sofort eines deiner Monster.“

Anya weitete die Augen, als der harmlos aussehende Tristan seine Hand ausstreckte, in der die leuchtende Klinge erschien. Sein verträumter Blick wich einem kämpferischen, als er von ihr einen Lichtblitz abschoss, direkt auf [Angel Wing Dragon], der dank Zachs Zeigefinger zum Ziel auserkoren worden war. Der Strahl schoss durch die Stirn des schlangenhaften Drachen, welcher qualvoll schreiend explodierte. „Einer weniger.“

„Elender Mistkerl“, zischte Anya.

 

„Ich bin noch lange nicht mit dir fertig“, sprach ihr Bruder auf einmal mit berechnender Gelassenheit, „solange Medraut unbewaffnet ist, gilt er als Normales Monster. Dementsprechend kann ich ihn opfern, um [Ignoble Knight Of Black Laundsallyn] durch seinen eigenen Effekt zu rufen.“

Der eigene Schatten des blonden, grimmigen Ritters löste sich vom Boden und erhob sich hinter diesem, um ihn dann aus dem Hinterhalt zu übermannen. Mordreds Gestalt änderte sich, er wurde zu einem großen Ritter mit langem, schwarzen Haar in einer dazu passenden Rüstung, dessen Augen rot leuchteten.

 

Ignoble Knight Of Black Laundsallyn [ATK/2000 DEF/800 (5)]

 

Zach senkte das Kinn. „Nun opfere ich mit seinem Effekt einen weiteren Noble Knight, um an eine Noble Arms aus meinem Deck zu kommen.“

Lancelot streckte seine Hand nach Drystan aus, der augenblicklich zerplatzte. „Ich erhalte [Noble Arms – Excaliburn II].“

Besagte Karte ließ Anya aufschrecken, als sie automatisch von -ihrer- Duel Disk ausgeworfen und von Zach aufgenommen wurde. Das Mädchen knirschte mit den Zähnen. „Immer dieselbe Leier, hast du keine neuen Einfälle!?“

„Auch wenn du meine Strategie inzwischen kennst, ist sie trotzdem äußerst effektiv.“

„Wohl eher ist sie die einzige Karte, mit der du mir eins auf den Latz geben kannst, huh?“, konterte Anya. Seine Züge dabei verrieten nichts, doch sie wusste, dass es stimmte. „Na dann, versuch's doch, vielleicht klappt's ja diesmal. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei!“

„Du kannst es ja gar nicht abwarten. Also schön. Ich verbanne Mordred und Tristan von meinem Friedhof, um [Noble Knight Eachtar] aus meiner Hand spezialzubeschwören.“

In weißer Rüstung mit goldenen Ornamenten tauchte vor Zach ein brünetter Ritter auf, der eine einzelne Fackel in die Höhe hielt.

 

Noble Knight Eachtar [ATK/1600 DEF/2000 (5)]

 

„Und nun erschaffe ich das Overlay Network.“ Vor dem blonden, großgewachsenen Mann öffnete sich ein Schwarzes Loch, das Lancelot als violetten und Sir Hector als gelben Lichtstrahl absorbierte. „Aus meinen beiden Stufe 5-Monstern wird ein Rang 5-Monster!“

Anya weitete die Augen. Moment mal, der wollte doch nicht etwa …!?

„Xyz Summon! Erscheine vor mir, König der Legende! [Sacred Noble Knight Of King Artorigus]!“

Ein greller Lichtstrahl drang aus dem Überlagerungsnetzwerk in die Höhe. Begleitet davon schwebte der brünette Artus empor, in stählerner Rüstung mit Pelzakzenten. Sein langer, roter Umhang flatterte wild umher, zwei Lichtkugeln umkreisten ihn.

 

Sacred Noble Knight Of King Artorigus [ATK/2200 DEF/2200 {5} OLU: 2]

 

Anya traute ihren Augen kaum. „Wie kannst du eine Inkarnation einfach so beschwören!?“

„Du hinkst scheinbar mit der Zeit hinterher, 'Schwesterherz'. Die neue Generation der Inkarnationen lässt sich auch ohne Vorarbeit beschwören.“ Zach nahm zwei Karten aus seinem Blatt. „Wie du weißt, erhält Artus bei seiner Beschwörung bis zu drei Noble Arms vom Friedhof. In dem Fall also Arfeudutyr. Darüber hinaus rüste ich ihn noch mit [Noble Arms Of Destiny] und [Noble Arms – Excaliburn II] aus!“

An Arm des imposanten Königs materialisierte sich ein bunter, leuchtender Schild, an seinem Waffenrock das finstere Schwert von zuvor. Doch wirklich bombastisch war das gewaltige Breitschwert, das über seinem Kopf Form annahm und das Artus mit beiden Händen packte. Aus purem Gold war sein Griff, wohingegen in der Klinge selbst zwei blaue Energieströme bis zur Spitze verliefen. Unvermittelt explodierte um ihn herum eine gleichfarbige Aura, als er unter einem Aufschrei begann, das schwere Schwert mit nur einer Hand zu führen.

 

Sacred Noble Knight Of King Artorigus [ATK/2200 DEF/2200 {5} OLU: 2]

 

„Ja ja, ich weiß, kein Punktebonus, so werde ich nie über [Gem-Knight Aquamarines] Verteidigung kommen und so weiter“, murmelte Zachariah vor sich hin, obwohl Anya gar keine Anstalten gemacht hatte, irgendetwas zu sagen, „den Teil überspringen wir jetzt einfach, ja?“

„Yeah …“ Seine Schwester ließ den Kopf hängen.

„Oh?“ Scheinbar hatte er nicht erwartet, ihren Kampfgeist so schnell schwinden zu sehen. „Sehr gut, dann weißt du also schon, was jetzt kommt? Das erspart mir lästige Erklärungen!“

Er griff unter Artus' Karte auf der abgenutzten Duel Disk und riss eines seiner Xyz-Materialien hervor. „Ich hänge eine Overlay Unit ab, damit Artus dein Monster sofort tötet! Death Penalty!“

Ein Blitz aus dem Nichts. Er schlug in die massive Klinge des Königs ein, in der gleichzeitig auch eine der Sphären verschwand, die um ihn ihre Bahnen zogen.

 

Sacred Noble Knight Of King Artorigus [ATK/2200 DEF/2200 {5} OLU: 2 → 1]

 

Artus schwang seine Waffe daraufhin aus und ließ eine ähnliche Schockwelle los, wie Anya sie vor dem Duell gegen seinen Besitzer eingesetzt hatte. Im Flug über das Feld rissen die einzelnen Blitze den Boden auf, ehe sie in den knienden Ritter einschlugen. Jener explodierte lautstark, tauchte Anyas Feld in einen weißen Nebel.

„Damit wäre das-“

„Monstereffekt von [Gem-Knight Aquamarine]. Icicle Punishment“, drang Anyas Stimme monoton hinter dem Dunst hervor.

Keine Sekunde später schossen dutzende spitze Eisprojektile aus jenem. Der Ritterkönig ging sofort in die Knie und schützte sich mit seinem Energieschild, in dem die Geschosse allesamt stecken blieben.

„Wirklich nett“, winkte Zachariah ab, „aber [Noble Arms Of Destiny] verhindert einmal pro Zug die Zerstörung ihres Trägers.“

Der Ton seiner Gegnerin blieb so kalt wie die Projektile in Artus' Schild, als sie konterte: „Dein Monster wird nicht zerstört.“

Tatsächlich zog sich eine dicke Eisschicht über den bunten Energieschild. Jene breitete sich weiter und weiter aus, fror Artus in Sekundenschnelle ein. Bis die Skulptur zersprang. „Was!?“

Schließlich verzog sich der Nebel vor Anya, die immer noch den Blick gesenkt hielt. „Wird Aquamarine zerstört, gibt sie eine deiner Karten auf die Hand zurück. Xyz-Monster also ins Extradeck.“

Fassungslos nahm Zachariah erst die schwarze Karte von seiner Duel Disk, ehe er die drei Ausrüstungszauberkarten allesamt in den Friedhof beförderte. Schweiß stand ihm dabei auf der Stirn, sein Blick gewann etwas Panisches, als er letztlich auch Excaliburn II entsorgte.

Seine letzte, nutzlose Handkarte betrachtend, presste er zerknirscht hervor: „Zug beendet.“

„Schlecht für dich“, erwiderte Anya immer noch tonlos, „denn jetzt kommt [Angel Wing Dragon] zurück, indem ich zwei Stufe 4-Monster vom Friedhof verbanne.“

Welche [Gem-Knight Sapphire] und [Alexandrite Dragon] waren, die auch gleich in der Hosentasche der Blonden verschwanden. Über dieser erschien der goldene, mit weißen Federschwingen bestückte Ring, aus dem effektvoll der schlangenhafte Drache hervor schoss.

 

Angel Wing Dragon [ATK/2700 DEF/2000 (8)]

 

Zachariahs Atem ging schwer. Er griff sich wieder an die verletzte Schulter und funkelte Anya feindselig an, die wortlos aufzog.

„Letzte Chance“, kam es beherrscht aus ihrem Mund, „wieso hilfst du der da und nicht mir?“

„Das ist“, zögerte ihr Bruder und vermied es sie anzusehen, obwohl sie ihrerseits ihm ebenso wenig in die Augen blickte, „selbstverständlich.“

In diesem Moment verlor Anya die Fassung. Voller angestauter Wut schrie sie: „Ist das dein Ernst!? Obwohl du scheinbar weißt, in welcher Lage ich mich befinde, hilfst du einer völlig Fremden dabei, ihren beschissenen Kleinkrieg gegen mich zu führen!? Deine eigene Schwester!?“

Trotz seiner misslichen Lage lachte Zach abweisend auf. „Mal ehrlich, soll ich etwa Reue dafür empfinden? -Du- bist nicht die Sorte Mensch, für die ich durch die Hölle gehen würde.“

Anya blieben die Worte im Halse stecken.

„Und außerdem kenne ich Kali schon sehr viel länger als du glaubst.“

„Woher!?“ Anya riss die Augen so weit auf, dass sie drohten aus ihren Höhlen zu springen. „Wer ist diese Kackbratze, dass du sogar bereit bist, für sie verletzt zu werden!?“

 

Die Antwort blieb er ihr jedoch schuldig. Im Mondlicht stand er da und lächelte so überheblich wie eh und je. Anya atmete tief durch.

„Wirst du es mir wirklich nicht sagen?“, verlangte sie mit unterdrückter Aggression zu wissen. Dann nahm sie eine ihrer beiden Karten und legte sie auf das D-Pad. „Auch nicht wenn ich das hier mache? Normalbeschwörung: [Gem-Knight Lapis]!“

In cremefarbener Rüstung tauchte vor Anya eine kleine Ritterin auf, an deren Helm sich eine herabhängende Lasche befand. In die Panzerung ihrer Brust war ein blauer Edelstein eingesetzt.

 

Gem-Knight Lapis [ATK/1200 DEF/100 (3)]

 

Zachariah hielt den Atem an.

„Yeah“, sagte Anya daraufhin verbittert, „zusammen sind sie vielleicht nicht stark genug, um deine Lebenspunkte komplett auszulöschen, aber da ist immer noch die Sache mit [Noble Arms – Excaliburn II]. Am Anfang deines Zuges bestraft sie dich mit 1000 Schadenspunkten, wenn sie auf deinem Friedhof liegt.“

Ihr Bruder sagte gar nichts, presste die Lippen fest aufeinander. Etwas anderes hatte Anya inzwischen nicht mehr erwartet. „Also ist das alles, huh? Von wegen Blut ist dicker als Wasser.“

Zach warf einen Blick nach hinten, prüfte, ob Kali nicht vielleicht das Bewusstsein wiedererlangt haben könnte. Aber dem war nicht so.

„Fein“, sagte Anya so leise, dass er es vermutlich gar nicht hörte. Dann fand sie zu ihrem typischen, dauerhaft schlecht gelaunten Ton zurück, „ich könnte dich jetzt angreifen und darauf warten, dass deine eigene Karte dir den Rest gibt …“

Sie nahm ihre letzte Karte, einen Zauber, und schob ihn in das rote D-Pad. „Aber du brauchst eine Abreibung der Sonderklasse, also übernimmt das Angel Wing! Oder besser gesagt diejenige, die seine Kräfte erben wird: Ich aktiviere [Particle Fusion]!“

Über Anya entstand ein gewaltiger Wirbel aus Edelsteinen, die jedoch nicht wie sonst absorbiert, sondern vom Vortex ausgestoßen wurden. Im Gegensatz zu ihren beiden Monstern. „Damit verschmelze ich Monster auf meinem Feld zu einem Gem-Knight, dessen Angriffskraft um die Punkte seines stärksten Fusionsmaterials erhöht wird.“

„[Gem-Knight Lapis], du bist das Gefäß! [Angel Wing Dragon], du bist die Seele! Werdet eins!“, rief Anya und hielt beide Hände in die Höhe, die sie zusammen zu einer Faust ballte. „Fusion Summon!“

Eine Explosion löste den Sog schließlich auf, als eine elegante Kriegerin daraus hervor schoss. „Kämpfe, [Gem-Knight Seraphinite]!“

Dank ihrer flammend-weißen Schwingen konnte sie fliegen, zog, als sie vor Anya ihre Position einnahm, das kristallene Rapier. Seraphinite mochte in ihrer silbernen Rüstung dank der schlanken Figur zierlich wirken, doch das täuschte.

„Nun wirkt [Particle Fusions] Effekt, indem ich sie von meinem Friedhof verbanne“, erklärte ihre Besitzerin derweil noch einmal und schob den Zauber in ihre Hosentasche, „damit erhält Seraphinite Angel Wings Angriffspunkte.“

 

Gem-Knight Seraphinite [ATK/2300 → 5000 DEF/1400 (5)]
 

„Mit dir bin ich fertig“, knurrte Anya und kniff die Augen fest zusammen, „Gem Cutting Edge!“

Einem Pfeil gleich löste sich die strahlende Ritterin vom Boden und flog mit wehendem, weißen Umhang auf Zachariah zu. Dabei begann ihr Rapier in weißen Flammen aufzugehen, Zeichen der Macht, die [Angel Wing Dragon] auf sie übertragen hatte. Zwar kreuzte der junge Mann noch die Arme voreinander, doch als Seraphinite ihn erreichte, ließ sie eine gewaltige, weiße Flamme in der Form eines zornigen Drachens auf ihn los. Der Druck war so heftig, dass es Zach glatt von den Füßen riss.

 

[Anya: 4000LP / Zachariah: 4000LP → 0LP]

 

Als wäre es Ironie des Schicksals, knallte er direkt neben Kali auf das Parkett des anschließenden Spielfelds. Anya deaktivierte ihr D-Pad und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Diese war nass vom Schweiß.

„Kch, kaum zu glauben, dass der mich mal beinahe besiegt hätte.“

 

Du bist gewachsen, das lässt sich nicht bestreiten. Nun, bist du bereit?

 

Ein Nicken kam als Antwort. Nach dieser kleinen Verzögerung würde sie endlich das verdammte Geheimnis um Kalis Identität lösen!

 

Anya hatte kaum einen Schritt nach vorne gemacht, richtete sich Zachariah mit dem Oberkörper auf und hustete. Eine Hand zittrig aufs Knie legend, erhob er sich mehr schlecht als recht und keuchte erschöpft.

„Der steht noch!?“

„Ich … bin eben zäh …“

Das konnte doch nicht wahr sein, dachte Anya rasend vor Wut.

Herausfordernd hob Zach den Arm mit seiner Duel Disk. Der andere hing schlaff herab. „Bereit … für Runde 2?“

Schon tat es seine Schwester ihm in einem Anflug gedankenlosen Trotzes gleich, da hörte sie wieder Levriers Stimme mahnend in ihrem Kopf.
 

Anya Bauer, das kannst du nicht tun! In seinem Zustand ist er keine Gefahr mehr!

 

Das sah Anya jedoch ganz anders. „Ach ja!? Wenn er mir nicht einmal die Gründe für sein Handeln verraten will, dann ist er nichts weiter als ein Feind! Und die mähe ich gnadenlos nieder!“

Tch, sollte er doch so oft aufstehen wie er wollte, selber Schuld! Dann nahm sie eben erst ihn bis auf die Moleküle auseinander, ehe Kali dran war!

 

Bevor Anya allerdings ihr Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, öffnete sich zwischen Zachariah und Kali ein schwarzes, ovales Portal.

„Was!?“, stießen Bruder und Schwester gleichzeitig hervor.

Eleganten Schrittes trat eine Person hervor, die Anya noch nie gesehen hatte. Eine Frau in weißer Robe, umhüllt von einem grauen Mantel, der bis zum Boden reichte.

„Es ist genug. Ihr sollt nun zurückkehren“, sprach sie sanft an Zachariah gewandt.

„Lady Gardenia, nicht-“

Doch bevor er die Gelegenheit hatte, seinen Widerspruch zu beenden, weitete sich das Portal so weit um ihn und Kali aus, dass es sie beide verschlang. Und als es wieder schrumpfte und verschwand, waren beide weg.

 

Anya traute ihren Augen kaum. Plötzlich stand sie alleine im riesigen, offenen Stadium mit der brünetten Frau, deren Haar zu einem langen Pferdeschwanz gebunden war.

„Gardenia …“, wiederholte sie den Namen der Frau wie gelähmt.

„Das ist mein Name.“ Aus kräftigen, grünen Augen sah jene sie an. „Nun begegnen wir einander letztendlich doch persönlich, Anya Bauer.“

Die wich einen Schritt zurück. „W-was soll das bitteschön heißen?“

„Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so weit kommt. Aber Kalis Ungeduld hat ihre eigenen Pläne zum Scheitern verurteilt.“ Gardenia hob den Arm, an dem eine silberne, halbmondförmige Duel Disk aus dem Nichts erschien.

„Du machst wohl Witze“, keuchte Anya beim schieren Gedanken an -noch ein Duell-. In dem Moment schaltete sich ihr personifiziertes Gewissen ein.

 

Anya Bauer, wir müssen sofort fliehen!

 

Was nur mit einem ungläubigen Auflachen bestraft wurde. „Mal ehrlich, sieht die so aus, als würde sie uns freiwillig gehen lassen?“

Tatsächlich strahlte Gardenia eine besonnene Ruhe aus, die Anya jedoch als erst recht gefährlich interpretierte.

 

Erinnerst du dich nicht an Matthew Summers Erzählung von vor ein paar Tagen? Das ist kein gewöhnlicher Dämon, das ist die Weiße Hexe Gardenia! Eine der fünf!

 

Voller Schreck weitete Anya die Augen. Deshalb kam ihr der Name irgendwie bekannt vor!

„Shit …“

„Nun, Zeit ist ein kostbares Gut“, sprach Gardenia freundlich, „ich wäre dir dankbar dafür, wenn du die meine nicht verschwenden würdest.“

„Was zur Hölle willst du von mir!? Wieso bist du hier!?“

Der Ausdruck in den Augen der Hexe wurde schlagartig ernst. „Kali ist mein Schützling. Ich werde nicht zulassen, dass du dich an ihr vergehst.“

Anya blickte aus dem Augenwinkel über die Schulter. Bis zum Ausgang war es erstmal eine ziemlich weite Strecke, die sie rennen müsste. Und mit den Beinen … keine Chance.

Keuchend wandte sie sich Gardenia wieder zu. „'kay, du spielst also auch im Team Revenge Menge mit. Hab's kapiert.“

 

Du kannst dich unmöglich mit ihr messen wollen! Denk daran, wie dein Duell mit dem Sammler damals ausging!

 

Anya stampfte auf, was ihr umso mehr Schmerzen bereitete. „Argh! Uh! Hab' ich ne verdammte Wahl!?“

Aber umso besser, denn wenn das da sozusagen die Chefin war, könnte sie das Problem mit etwas Glück sogar an der Wurzel packen.

„Nein, die hast du nicht“, machte Gardenia ihren Standpunkt deutlich.

„Dann“, knurrte Anya und aktivierte ihr D-Pad, nahm nebenbei noch die entsorgten Gem-Knight-Karten aus ihrer Hosentasche, legte sie auf den Kartenstapel, „bist du heute eben die dritte, die was auf die Fresse bekommt! Duell!“

 

[Anya: 4000LP / Gardenia: 4000LP]

 

Anya und Gardenia zogen zeitgleich fünf Karten. Keuchend fasste sich die Blonde daraufhin in die Seite, die zu allem Überfluss nun auch zu schmerzen anfing.

Nahm das denn gar kein Ende mehr!? Erst die Herausforderung von Kali, dann ihr nerviger Bruder und jetzt diese komische Schnepfe. Die ploppten wie Pilze aus dem Boden!

Doch Anya wusste, dass diese brünette Frau anders war als die anderen beiden. Eine uralte Hexe, das würde kein Zuckerschlecken werden, so viel stand fest! Das Mädchen weitete trotzdem kämpferisch die Augen, etwas, das ihre Gegnerin mit einem wissenden Lächeln begegnete.

„Okay, mit einer richtigen Hexe hatte ich es bisher nicht zu tun“, gab Anya offen zu, setzte aber ein düsteres Grinsen auf, „aber das ist nur ein Grund mehr für mich, dich so richtig einzustampfen! Ich beginne!“

„Ich bewundere deinen Mut, Anya Bauer. Ich befürchte jedoch, er wird dich geradewegs ins Grab führen.“ Gardenia kicherte leise.

„Was gibt es da zu lachen!?“

Ihre Gegnerin straffte sich, ihr Ausdruck wurde erneut ernst. „Ich sage es ungern, aber für dich hat es nie eine Zukunft gegeben. Du bist eine Marionette, deren Fäden ich durchtrennen werde.“

„Das wird dem Sammler aber gar nicht gefallen“, drohte Anya in der Erwartung irgendeiner interessanten Reaktion.

Stattdessen aber schüttelte Gardenia den Kopf. „Der Sammler wird dich nicht retten können, er ist momentan anderweitig beschäftigt. Um genau zu sein gibt es gerade niemanden, der dir beistehen könnte.“

„Also erstens: Da ist sehr wohl jemand an meiner Seite. Zweitens: Ich habe nie gesagt, dass ich den Sammler brauche, das war nur ein Hinweis.“ Anya nahm eine Karte aus ihrem Blatt. „Und drittens: Wie ich das sehe, sind deine Handlanger beide aus dem Spiel. Also, wer hilft dir im Notfall?“

Das jedoch quittierte die weiße Hexe nur mit einem geheimnisvollen Lächeln, das Anya als 'Werde ich denn überhaupt welche benötigen?' interpretierte. Und verdammt, ja, sie würde!

„Ich beschwöre [Gem-Tiger] im Angriffsmodus!“ Anya klatschte das Monster auf ihr D-Pad.

Ein weißer Tiger materialisierte sich vor dem mitgenommenen Mädchen. Über seinem Rücken verlief eine schmale Spur purer Diamanten bis zur Schwanzspitze, seine dunklen Streifen glitzerten.

 

Gem-Tiger [ATK/1800 DEF/300 (4) PSC: <8/8>]

 

Die Blonde nahm noch eine Karte aus ihrem Blatt, setzte wieder ihr Anya Bauer-zeigt-dir-wo-der-Hammer-hängt-Gesicht auf und rief: „Und jetzt aktiviere ich [Gem-Knight Malachite] mit dem Pendelbereich 2 von meiner Hand, was [Gem-Tigers] Monstereffekt aktiviert!“

Dessen Edelsteine am Körper begannen hellblau zu leuchten, genau wie die beiden Lichtsäulen, die neben dem Mädchen aus dem Boden schossen. „Wenn ich ein Gem-Monster in eine Pendelzone platziere, lässt er mich die andere mit einem aus meinem Deck belegen! Ich aktiviere also [Gem-Knight Pyrite] mit dem Pendelbereich 8 aus meinem Deck!“

Das Mädchen riss die Hand in die Höhe. Links neben ihr stieg ein Ritter in grünlich-blau schimmernder Rüstung in die Höhe, der einen langen Stab mit sich führte. Rechts dagegen war es ein weißer Ritter, an dessen Armen die Hälften eines gewaltigen Rundschilds befestigt waren.

 

<2> Anyas Pendelbereich <8>

 

„Pendulum Scale set!“, donnerte Anya durch die Nacht. Doch anstatt eine Pendelbeschwörung durchzuführen, richtete sie ihr Augenmerk auf Gardenia und schmunzelte. „Ich aktiviere Pyrites Effekt in meiner Pendelzone. Damit kann ich sofort eine Gem-Karte von meinem Deck auf den Friedhof legen. Und ich wähle [Gem-Knight Tourmaline]!“

Dessen Karte schob sich aus ihrem Kartenstapel und landete prompt im Friedhofsschlitz.

Gardenia beobachtete das alles mit einer erstaunlichen Portion Interesse, ohne allerdings wirklich überrascht zu wirken. Etwas, das Anya gar nicht gefiel. Doch beim Blick auf ihre verbliebenen drei Handkarten stieg eine gehörige Portion Schadenfreude in ihr auf. Diese blöde Kuh würde sich noch umgucken. Endlich war es soweit, ihr vielleicht größter Trumpf feierte sein Debüt!

Wieder streckte sie den Arm in die Höhe. „Pass gut auf! Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum!“

Weit über ihr öffnete sich das Pendelportal, wie seit je her von zahllosen Lichtellipsen umschlossen.

„Pendulum Summon!“ Genau ein roter Blitz schoss bei Anyas Ausruf aus dem Loch und schlug neben ihrem Tiger ein. „Aus meiner Hand! Strahlender Drache, Wächter verlorener Schätze, ich beschwöre dich! Erscheine!“

Goldenes Licht drang von der Stelle, in der der Blitz eingeschlagen war. Aus diesem erhob sich eine mächtige Gestalt, die Anya bei weitem überragte. „[Gem-Eyes Value Dragon]!“

Wie der Name der Karte es gebot, handelte es sich dabei um einen Drachen, der auf seinen Hinterläufen stand und die Pranken weit nach vorne streckte. Sein ganzer Körper war von einer goldenen Panzerung verhüllt, die bis zum Schweif reichte, welcher sich in vier Spitzen aufteilte.

„Da staunst du, was?“, prahlte Anya.

 

Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>]

 

Besonders auffallend an ihrem Ungetüm waren neben den simplen drei Tragflächen aus Gold, die die Flügel simulierten, die beiden Scheiben am Helm des Drachens. Denn jene bestanden aus insgesamt vier gleichgroßen, transparenten Segmenten, die jedoch allesamt verschiedene Farben besaßen: rot, grün, gelb und blau. Fast muteten sie ein wenig wie Scheuklappen an.

„Dann will ich dir [Gem-Eyes Value Dragons] Effekt mal nicht vorenthalten“, tönte Anya weiter großspurig, obwohl ihre Gegnerin sich unbeeindruckt zeigte, „einmal pro Zug kann ich seinen Typen in einen der folgenden ändern: Pyro, Donner, Aqua oder Fels.“

Die beiden Scheiben am Kopf des Drachens begannen sich langsam zu drehen.

„Und für den Auftakt wähle ich … Pyro! Sight Transition!“

Schneller und schneller wirbelten sie, bis beide schlagartig zum Stehen kamen. Auf Höhe der Augen befanden sich die roten Segmente, die sich unvermittelt nach innen klappten und wie einen Visor um Gem-Eyes Augen legten. Der Rest des Dreiviertel-Teils fuhr zu einem einzelnen Segment zusammen, das hinter dem Helm verschwand.

Dann erst begann die wirkliche Transformation. Rotes Licht erstrahlte von den Augen des Drachens durch das neue Visier zu strahlen. Vorher kaum sichtbar gewesen, begannen plötzlich diverse Linien in seiner Rüstung rot aufzuleuchten, die metallischen Tragflächen gingen lichterloh in Flammen auf, die in ihrer Form beinahe echten Flügeln glichen. Der entflammte Drache stieß sich vom Boden in die Luft ab, Gardenia legte den Kopf in den Nacken, um ihn dabei zu beobachten.

„Und jetzt der Effekt, den er als Pyro-Monster erhält!“ Anya richtete den Zeigefinger auf Gardenia. „Damit fügt er sofort 500 Punkte Schaden zu! Ruby Flare!“

Über ihr öffnete Gem-Eyes sein Maul und spie eine knallrote, schimmernde Flamme auf die weiße Hexe ab, welche sich bewusst mithilfe ihres Umhangs vor den Flammen verbarg, die an jenem regelrecht abprallten.

 

[Anya: 4000LP / Gardenia: 4000LP → 3500LP]

 

Als es vorüber war, schwang die Brünette ihr graues Cape elegant aus.

„Mit dem hier wirst du noch viel Spaß haben. Und ich erst recht“, prophezeite Anya unheilvoll, „Zug beendet!“
 

Gardenia hob den rechten Arm an. „Bedaure, aber bevor ich mich mit dir 'vergnüge', muss ich meinen Worten zunächst Taten folgen lassen.“

„Was soll das heißen!?“, herrschte Anya sie an.

„Dass wir jetzt das Ambiente wechseln“, kam die gelassene Antwort ihrer Gegnerin, die demonstrativ mit dem Finger des erhobenen Arms schnippte.

Schlagartig wurde Anya von grellem Weiß geblendet.

 

~-~-~

 

Valerie konnte nicht glauben, was sie da sah. Sterne, überall, das All so groß und unendlich, wie es seither beschrieben wurde. Und sie mitten drin, auf einem schimmernden Pfad, der in der Ferne in einem weiteren dieser ovalen Portale endete.

Angespannt schlossen sich ihre Finger fester um das Katana. Denn sie sah die beiden, sah diesen David, der den Sammler abstützte und zum anderen Portal brachte. Blut tropfte aus dessen Wunde auf den glänzenden Sternenpfad, echtes Blut.

„Halt!“, befahl Valerie und setzte sich in Bewegung.

„Kümmere dich um sie“, murmelte der Sammler müde, was David dazu brachte, ihn loszulassen.

Besorgt fragte er: „Seid Ihr Euch sicher, Meister?“

„Tu, was ich dir auftrage, David.“ Langsamen Schrittes zog er fort, die sich nähernde Schwarzhaarige gar nicht beachtend.

 

Mit den Schultern zuckend, drehte sich zumindest sein Diener zu Valerie um. Die anhielt und das Schwert von sich streckte. „Lass mich durch!“

„Geht nicht.“

„Dann werde ich-!“

„Lass den Quatsch“, bat der groß gewachsene, kräftige junge Mann freundlich, „du kannst doch gar nicht damit umgehen. Steck' es weg, bevor du dich noch verletzt.“

Von so viel Sorge war die sonst so taffe Valerie ein wenig überfordert. „W-was?“

„Ich möchte nicht, dass unser erstes Treffen in einem Kampf endet.“ Er hob den Arm an, an dem eine hellblaue Duel Disk angebracht war. „Aber du hörst ja, ich soll dich aufhalten. Wenn du also vorbei willst, musst du dich mit mir duellieren.“

Sein Gegenüber ließ die Waffe ein Stück weit sinken. Sah den Sammler, wie er sich nur langsam den geradlinigen Pfad voran kämpfte. Trotzdem würde er nicht ewig brauchen, um die andere Seite zu erreichen. Für ein Duell war keine Zeit. „Nein!“

„Ich kann dich nicht zwingen“, entgegnete David zu ihrer Überraschung enttäuscht, „aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht für dich. Greifst du mich mit dem Schwert an, werde ich mich entsprechend wehren, auch wenn du es bist.“

 

Valerie keuchte beim Gedanken an einen direkten Kampf mit ihm. Wenn zwei Undying ihm unterlegen waren, was sollte sie dann ausrichten können? Sie war nicht unsportlich, aber es stimmte, den Umgang mit einem Schwert hatte sie nie erlernt.

Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie durfte den Sammler nicht entkommen lassen, nicht, wenn er Matts Freundin zwischen den Zeilen bedroht hatte.
 

So ungern sie es auch tat, nickte sie schließlich zögerlich und schob das Katana in die Scheide an ihrem Rücken. „Also gut.“

„Wirklich!?“, hellte sich die Miene ihres Gegenüber mit der blauen Haarspitze sofort auf. „Cool!“

Valerie, die ein ähnliches Duel Disk-Modell wie er besaß, ließ dieses ausfahren. „Nimm mich nicht auf die leichte Schulter.“

„Niemals!“ Auch David aktivierte den Apparat an seinem Arm.

 

Ein Duell mitten im Weltall, ging es Valerie durch den Kopf. Wäre der Hintergrund nicht so ernst, würde ihr Herz vermutlich einen Sprung vor Aufregung machen. Stattdessen pochte es wie verrückt, spürte es, wie die Last einer großen Bürde jetzt auf ihren Schultern lag.

Sie durfte nicht versagen, niemals!

 

„Duell!“, schrien beide letztlich synchron.

 

[Valerie: 4000LP / David: 4000LP]

 

„Hehe“, lachte David verlegen, während sie beide ihre Starthände zogen. „Ich bin glücklich, mich endlich gegen dich duellieren zu können.“

Die Schwarzhaarige blinzelte verdutzt. „Gegen mich? Warum?“

„Ich habe viel vom Meister über dich gehört.“ Er strahlte dabei förmlich.

Und Valerie fragte sich, wieso der Sammler ausgerechnet über sie reden sollte? Ihre Rolle in seinem Spiel war bisher eher beschaulich gewesen. Oder etwa nicht? Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf.

Nein, mahnte sie sich, sie durfte sich nicht in ein Gespräch verwickeln lassen. Das war nur eine Ablenkung, um dem Sammler die Flucht zu ermöglichen. Jener schleppte sich des hellen Pfades nur mühsam voran, drohte jeden Moment umzukippen.

„Ich-“

„Ich beginne“, übertönte David sie konzentriert, als er ihren engstirnigen Blick bemerkte, „und beschwöre als Auftakt [Dance Princess Of The Nekroz]!“

Seine Gegnerin weitete die Augen, als eine rothaarige Tänzerin vor ihm auftauchte. In einer fliederfarbenen Robe gekleidet, hielt sie einen goldenen Zauberstab mit blauem Edelstein in dessen Spitze fest – in dem ein Wappen eingefügt war, das dem der Gishki sehr ähnlich sah: ein Spiegel.

 

Dance Princess Of The Nekroz [ATK/1600 DEF/800 (4)]

 

„Dance Princess“, murmelte die Schwarzhaarige mit dem geschulterten Katana ungläubig. Und dazu diese Ähnlichkeit mit einem ihrer Monster, [Gishki Emilia]. „Unmöglich …“

„Du darfst gespannt sein, was es mit meinem Deck auf sich hat. Zug beendet.“

 

Zögerlich griff Valerie nach dem ihren. In dem Moment kippte der Sammler weiter voraus vorne über und spie, so wie es sich anhörte, einen Schwall Blut aus. Der Blick des Mädchens verhärtete sich wieder, sie riss die Karte regelrecht vom Deck. „Draw!“

Sofort nahm sie eine andere aus ihrem Blatt und schob sie in ihre hellblaue Duel Disk. „Ich aktiviere den Ritualzauber [Gishki Aquamirror] und verwende [Gishki Shadow] von meiner Hand dank seines Effektes als volles Opfer …“

Täuschte sie sich, oder lächelte er zufrieden, als sie all das ankündigte?

„… um [Evigishki Levianima] zu beschwören! Erscheine!“

Vor ihr materialisierte sich ein goldener Spiegel, in dem eine amphibische Kreatur in dunkler Robe gezeigt wurde. Kurz darauf zersprang das Glas und ein gewaltiger Wasserschwall ergoss sich über den schimmernden Pfad. Vor der Schwarzhaarigen schoss eine mächtige Kaskade aus dem Boden, in der sich eine schattenhafte Gestalt befand – ein dunkler Drache mit weißem Haarschopf, wie sich schnell herausstellte. Er schwang in seiner Hand ein goldenes Schwert.

 

Evigishki Levianima [ATK/2700 DEF/1500 (8)]

 

„Wow!“, staunte David nicht schlecht, als er die Kreatur erblickte, welche komischerweise eine Hose anhatte – fast als wäre sie einst ein Mensch gewesen.

Valerie wusste nicht warum, aber das seltsame Verhalten ihres Gegners störte sie zunehmend. Denn sie spürte, dass es nicht aufgesetzt war, sondern aufrichtig. Sollte sich ein Diener des Sammlers so verhalten?

„Da ich noch keine Normalbeschwörung durchgeführt habe, rufe ich nun das Spirit-Monster [Gishki Natalia] aufs Feld!“

Die durchsichtige Gestalt einer weißhaarigen, jungen Frau tauchte vor Valerie auf. Ihre weiße Tracht ging vom Rock an ins Blau über und auch sie führte dasselbe goldene Schwert mit blauer Klinge wie Levianima.

 

Gishki Natalia [ATK/1800 DEF/900 (4)]

 

„Ich benutze Natalias Effekt und wähle Shadow“, verkündete Valerie. Aus ihrem Friedhof schob sich die Karte [Gishki Shadows], welche sie kurz darauf auf ihr Deck legte, „ich denke, was er bewirkt, war eindeutig zu erkennen.“

„Damit kannst du ihn beim nächsten Mal ziehen“, wusste auch David.

„Und das wird früher sein als du denkst! Angriff auf sein Monster, [Evigishki Levianima]!“, befahl Valerie mit ausgestrecktem Zeigefinger. „Soul Crasher!“

Ihr Drachen-Seeschlangen-Hybrid sauste durch die Luft, holte mit seiner Klinge aus und zerteilte die rothaarige Tänzerin, welche daraufhin in alle Richtungen zersplitterte.

 

[Valerie: 4000LP / David: 4000LP → 2900LP]
 

„Damit wirkt der Effekt Levianimas, wodurch ich ziehe!“ Was Valerie sogleich tat und die Karte zudem noch vorzeigte. Welche nur [Gishki Shadow] sein konnte. „Nun setzt noch ein Effekt ein, denn wenn die gezogene Karte ein Gishki-Monster ist, darf ich eine zufällig gewählte Handkarte von dir sehen.“

Über dem wenig überraschten David tauchte das vergrößerte Hologramm einer grün-umrandeten Karte auf: [Preparation Of Rites] nannte sie sich. Valerie weitete die Augen. Dieselbe Zauberkarte spielte sie auch, sie unterstützte Ritualdecks ungemein! David war also auch ein Ritualspieler!

Der Schwarzhaarige mit der blauen Spitze grinste, als er ihren entgleisten Ausdruck sah. „Oje, jetzt ist es also raus. Schade, ich wollte dich eigentlich erst nächste Runde damit überraschen.“

„Viel Zeit dafür werde ich dir nicht lassen“, kündigte seine Gegnerin wieder gefasst an. „Direkter Angriff, Natalia!“

Der Geist der weißhaarigen Kriegerin verschwand und tauchte in wahnwitziger Geschwindigkeit an allen möglichen Stellen des Spielfelds auf, sogar hinter David. Aber der lächelte nur verschmitzt, regte sich nicht, bis sie schließlich vor ihm erschien und mit ihrem Schwert zuschlug – durch ihn hindurch.

 

[Valerie: 4000LP / David: 2900LP → 1100LP]

 

Valerie hielt bereits eine Zauberkarte bereit. „In meiner Main Phase 2 aktiviere ich die Zauberkarte [D. D. Designator]!“

Jene stellte sich vor ihr auf und zeigte eine Kriegerin, die mit ihrem weiß leuchtenden Schwert direkt auf den Betrachter deutete. „Kann ich eine bestimmte Karte im Blatt meines Gegners benennen, wird diese von dort verbannt. Und da ich genau weiß, dass [Preparation Of Rites] sich dort befindet, muss ich die Konsequenzen eines Irrtums meinerseits nicht extra erklären!“

Jene Klinge schoss plötzlich aus ihrer Karte auf David zu, durchbohrte die äußerste linke in seinem Blatt, welche er daraufhin in seine Hosentasche steckte.

Anstatt darüber verärgert zu sein, strahlte er plötzlich wie ein Honigkuchenpferd. „Wahnsinn! Das ist deine Hand-Killer-Kombo, für die du bekannt bist!“

Mehr als nur verdutzt blinzelte das Mädchen. „B-bin ich das?“

„Auf jeden Fall! Erst bringst du in Erfahrung, was dein Gegner auf der Hand hält, erkennst seine Strategie und vernichtest dann zielgenau die gesehenen Karten“, erklärte er voller Respekt das, was Valerie selbst als gar nichts Besonderes erachtete.

„D-du kennst mich ziemlich gut?“, wusste sie nicht recht, ob sie es als Feststellung oder Frage formulieren sollte. Diese Strategie hatte sie während des Legacy Cups nur vereinzelt angewandt, um nicht zu berechenbar zu werden.

David nickte stolz. „So gut man dich eben vom Hörensagen kennen kann. Deswegen bin ich so froh, dich endlich persönlich zu treffen.“

Wäre er nicht ihr Feind, hätte Valerie längst einen knallroten Ton angenommen. Doch die Schmeicheleien durften sie nicht von ihrer Aufgabe ablenken, mahnte sie sich. „Danke. Wie dem auch sei, mein Zug ist damit beendet. Das heißt, dass Natalia als Spirit-Monster auf mein Blatt zurückkehrt.“

Der Geist vor ihrem Gegner wurde wie Rauch davon geweht, als Valerie ihn von ihrer Duel Disk nahm und zu ihren anderen beiden Handkarten hinzu steckte.

 

Nervös sah Valerie an David vorbei. Der Sammler war noch nicht wieder aufgestanden. Anscheinend setzte die Verletzung ihm mehr zu, als es anfangs den Anschein gehabt hatte. Wenn er noch eine Weile so am Boden kauerte, würde sie vielleicht rechtzeitig an diesem Typen vorbeikommen. Aber wie? Selbst wenn sie gewann, wie setzte sie ihn lange genug außer Gefecht?

Zunächst dachte sie an Ragnarok, aber so gut wie er kämpfte, hatte sie keine Chance. Doch Anyas Karte, [Moulinglacia The Elemental Lord], sie könnte ihn vielleicht lange genug einfrieren – sofern sie jene zog.

 

Voller Enthusiasmus griff David nach seinem Deck und zog schwungvoll auf. Er grinste breit über beide Backen, als er die gezogene Karte vorzeigte. „Jetzt bin ich mit einer Ritualbeschwörung dran! Ich aktiviere [Nekroz Mirror].“

Vor ihm schoss aus der aufrecht stehenden Ritualzauberkarte ein Spiegel, nicht unähnlich dem von Valerie. Anders als ihrer jedoch, war sein Rahmen dunkel, von seinen Seiten stiegen spitze Auswüchse in die Höhe.

„[Nekroz Mirror]?“, wunderte sich Valerie.

„Ich benutze [Shurit, Strategist Of The Nekroz] als Opfer“, erklärte der Schwarzhaarige weiter, als ein junger Mann vor ihm auftauchte, dessen rotes Haar am Pony komplett ins Weiße überging. An seinem Waffenrock befand sich ein Schwert.

„Webe die Rüstung gefallener Feinde“, rief David laut aus. Aus seinem Spiegel schossen dutzende dünner Fäden, die Shurit zu umwickeln begannen. Von unten nach oben erschufen sie ein neues Erscheinungsbild. „Mein Monster übernimmt dank seines Effekts das volle Tribut des Rituals!“

„Genau wie bei [Gishki Shadow]!?“

„Du hast es erfasst! Also dann, Ritual Summon! Stufe 8!“, donnerte Valeries Widersacher stolz und hob die Hand in die Höhe. „[Nekroz Of Valkyrus]!“

In dem Moment war die Transformation abgeschlossen. Shurit war deutlich gealtert, besaß weißes Haar und steckte nun in einer schwarzen Robe mit Umhang, führte eine lange Lanze mit sich, deren Spitze wie ein stilisierter Drachenkopf aussah.

 

Nekroz Of Valkyrus [ATK/2900 DEF/1700 (8)]

 

„Ah!“, stieß Valerie einen überraschten Schrei aus.

Gleichzeitig drang aus Davids Friedhof ein blaues Licht. „Wenn Shurit geopfert wird, erhalte ich ein Nekroz-Ritualmonster von meinem Deck, das wie er dem Typen Krieger angehört. Ich nehme [Nekroz Of Clausolas]!“

Ein Stufe-3 Monster mit blauem Rand schob sich aus seinem Deck und wurde von dem jungen Mann in sein Blatt aufgenommen.

„Battle!“, befahl er im Anschluss mit ausgestrecktem Zeigefinger. „Cross Spike!“

Unter einem lauten Aufschrei rammte der Hexer seine Waffe in den Boden. Valerie wich alarmiert zurück, da überall um ihren Seeschlangendrachen Spiegel erschienen – aus denen Spitzen herausschossen, allesamt identisch mit der des Speers, den Valkyrus in den Boden gestoßen hatte. [Evigishki Levianima] wurde entsprechend von allen Seiten gleichzeitig aufgespießt. Eine Explosion folgte.

 

[Valerie: 4000LP → 3800LP / David: 1100LP]

 

Mit zusammengebissenen Zähnen schützte sich Valerie vor der erwarteten Druckwelle, welche sie jedoch einfach passierte, ohne Schaden anzurichten. „W-was!?“

„Tja, dann gehe ich auch mal in meine Main Phase 2. [Nekroz Of Valkyrus] hat einen Effekt, der mich bis zu zwei Karten von meiner Hand opfern lässt, um dieselbe Zahl neu aufzuziehen. Ich opfere also eine“, sprach er und schob ein Monster in seinen Friedhofsschlitz. „Und ziehe eine Karte nach.“

Was er auch tat. Sogleich leuchtete wieder ein Licht in seinem Friedhof.

„Schon wieder?“ Die Schwarzhaarige schluckte. Sie ahnte, was geschehen würde.

„Ganz recht. Wenn ich [Exa, Enforcer Of The Nekroz] opfere, erhalte ich ein Nekroz-Ritualmonster vom Typ Drachen von meinem Deck. Wie [Nekroz Of Catastor] zum Beispiel.“ Daraufhin schob sich ein weiteres blau umrandetes Monster aus seinem Deck, was er stolz vorzeigte. „Siehst du? Wenn ich einmal loslege, bin ich kaum noch zu stoppen.“

Fröhlich vor sich hin lächelnd, nahm er eine andere seiner drei Handkarten und legte sie verdeckt in seine Duel Disk ein. „Die setze ich. Du bist dran.“

Zischend erschien die Karte zu seinen Füßen.
 

Valerie jedoch beschäftigte sich mit etwas völlig anderem. Jetzt besaß er zwei Ritualmonster auf der Hand, aber keine Karten, die sie beschwören konnten. Sie selbst wusste, wie wichtig es war, die Balance von Ritualkarten in so einem Deck zu wahren. Hatte man zu viele davon, konnte man keines beschwören. Wenn er so weiter machte, würde er sich in eine Sackgasse manövrieren. Nein, würde er nicht …
 

Irgendetwas war an diesem Deck anders. Und sie würde es herausfinden. Doch in dem Moment, als sie die Taste zum Durchsuchen des Friedhofs an ihrer Duel Disk betätigte, erklang nur ein lästiges Piepen.

David seufzte. „Diesmal nicht, okay? Ich will wissen, wie du dich schlägst, ohne deinen Gegner zu kennen. Nur mit den Informationen, die du selbst einholen konntest.“

„Das gehört ebenso dazu!“, fauchte Valerie. „Das ist Betrug!“

„Tut mir leid!“

Ohne es zu wollen, tauchten plötzlich Bilder vor der jungen Frau auf. Das Tuten im Stadion, das ihre Disqualifikation vom Legacy Cup verkündete. Die Nachrichten, die über sie und später Marcs Geständnis berichteten.

Sie biss sich auf die Lippen. Verbitterung würde jetzt nur ihr Urteilsvermögen beeinträchtigen und das durfte nicht passieren. Der Sammler musste hier gestellt werden, ehe er entkam!
 

„Draw!“, fauchte sie wütend und riss die nächste Karte vom Deck, die sich als äußerst nützlich erwies. Doch zuvor musste sie etwas anderes tun. „Ich aktiviere den Zweiteffekt von [Gishki Aquamirror] auf meinem Friedhof. Wenn ich ihn von dort zurück ins Deck schicke, erhalte ich ein gefallenes Gishki-Ritualmonster zurück auf die Hand! [Evigishki Levianima]!“

Beide Karten schoben sich aus ihrem Friedhof. Während die Zauberkarte auf das Deck gelegt wurde, welches sich danach automatisch durchmischte, hielt Valerie ihr Monster vor. Zusammen mit [Gishki Natalia] und ihrer in diesem Zug gezogenen Zauberkarte. „Jetzt aktiviere ich [Moray Of Greed]! Diese beiden Wasser-Monster mische ich zurück ins Deck, um dann drei Karten zu ziehen.“

Sofort sprang der Zauber auf, auf dem eine Muräne mit dem grinsenden Gesicht des Topfs der Gier gezeigt wurde, in welchem sie auch zuhause war. Die von Valerie präsentierten Monster landeten ebenfalls auf ihrem Kartenstapel und wurden weggemischt. In schneller Folge zog Valerie dreimal nach, der Fisch verschwand kichernd.

„Zweiteffekt von [Gishki Shadow]“, sprach sie streng weiter und schob dessen Karte auf den Friedhof. „Ich werfe ihn ab und erhalte [Gishki Aquamirror] von meinem Deck.“

Vor ihr tauchte die Silhouette des amphibischen Priesters auf, welcher in tausend Blasen zerplatzte. Valerie nahm die von ihrer hellblauen Duel Disk angebotene Karte auf.

„Hey, das wird wohl die nächste Ritualbeschwörung!“, freute sich David.

„Nein“, bekam er eine eiskalte Abfuhr. „Ich habe [Gishki Shadow] nur abgeworfen, um ihn wiedererwecken zu können. Und zwar mit [Gishki Beasts] Effekt, das ich dafür nur normalbeschwören muss! Los!“

Eine grauenhafte, blassgrüne Gestalt tauchte vor ihr auf. Eine Mischung aus Amphibie und Alligator mit weißem Haar, kroch sie mit allen Vieren am Boden. Sie brüllte. Neben ihr öffnete sich daraufhin ein Portal im Boden, aus dem der in düsterer Robe gekleidete [Gishki Shadow] auftauchte und sich an seinem Zauberstab abstützte.

 

Gishki Beast [ATK/1500 DEF/1300 (4)]

Gishki Shadow [ATK/1200 DEF/1000 (4)]

 

„Ich errichte das Overlay Network! Aus meinen beiden Stufe 4-Monstern wird ein Rang 4-Monster“, verkündete Valerie mit ausgestreckter Hand. Vor ihr öffnete sich ein bunter Galaxienwirbel, der die beiden Ungeheuer als blaue Lichtstrahlen absorbierte. „Xyz Summon!“

Eine Explosion erfolgte aus dem Sog. „Höre meinen Ruf, oh Wesen aus tausend Legenden! Zeige dich, [Evigishki Merrowgeist]!“

Lachend schoss aus dem Overlay Network eine fliegende Meerjungfrau. Ihr wallendes, rotes Haar war seidig, jede Schuppe ihres Leibs glänzte. Stolz positionierte sie sich vor der jungen Frau und richtete ihr Zepter drohend auf David, welcher für einen kurzen Augenblick sein Lächeln verlor.

 

Evigishki Merrowgeist [ATK/2100 DEF/1600 {4} OLU: 2]

 

Valerie war aber noch nicht fertig. „Mit dem Zauber [Aqua Jet] verstärke ich sie um 1000 Angriffspunkte!“

Zwei Düsentriebwerke materialisierten sich unterhalb der flügelartigen Flossen der Meerjungfrau, die nebenbei von zwei Lichtsphären umkreist wurde.

 

Evigishki Merrowgeist [ATK/2100 → 3100 DEF/1600 {4} OLU: 2]

 

„Sceptre Of Foresight!“, befahl Valerie den Angriff.

Unverzüglich schoss Merrowgeist aus der Spitze ihres Stabs eine Salve von Seifenblasen auf den kriegerischen Valkyrus. Jener versuchte sich mit seiner eigenen Waffe zu schützen, doch bei Kontakt lösten die Blasen Druckexplosionen aus, welche Shurit in der Hülle des einstigen Fabled-Monsters zerfetzten.

 

[Valerie: 3800LP / David: 1100LP → 900LP]

 

Plötzlich hielt Merrowgeist ihr Zepter in die Höhe und Valerie erklärte: „Das ist noch nicht alles! Für ein Xyz-Material schickt mein Monster deines nun ins Deck anstatt auf den Friedhof!“

„Whoa, mach mal halblang!“, stammelte ihr Gegner mit erhobenen Händen. „Das ist jetzt gar nicht nett!“

Doch zu spät, eine der Lichtkugeln verschwand in der Spitze des Stabes, mit welchem die Meerjungfrau in der Luft ein Wappen zeichnete, einen Spiegel mit blauem Totenkopf darin.

 

Evigishki Merrowgeist [ATK/3100 DEF/1600 {4} OLU: 2 → 1]

 

Seufzend nahm David daraufhin sein Ritualmonster von seiner Duel Disk und ließ es von jener wegmischen.

„Ich setze eine Karte verdeckt“, schloss Valerie ihren Zug letztlich ab, wodurch die Falle zu ihren Füßen erschien. „Zug beendet!“

Nicht mehr lange und er war besiegt, sagte sie sich dabei. Jedoch konnte sie es erst beenden, wenn sie [Moulinglacia The Elemental Lord] gezogen hatte. Vorher wäre ein Sieg bedeutungslos. Sie musste schnellstmöglich an ihn herankommen!

Indes fuhr sich David über das stoppelige Kinn. „Man, wenn du so drauf bist, ist echt nicht gut Kirschen essen mit dir. Vielleicht sollte ich dann auch Ernst machen …“

Sein Blick gewann etwas Ehrgeiziges und traf auf den ohnehin schon angespannten von Valerie. Die fühlte sich beim Anblick seiner braunen Augen auf merkwürdige Art und Weise nostalgisch.

 

Wer bist du bloß, fragte sie sich insgeheim.

 

 

Turn 86 – The White Room

Anyas Begegnung mit Gardenia nimmt eine für das Mädchen unschöne Wendung, als Gardenia das Geschehen in eine alternative Dimension verlagert. Gleichzeitig setzt David Valerie zunehmend unter Druck. Das Ganze gipfelt zu allem Überfluss in der Beschwörung eines Monsters, das Erinnerungen wach ruft …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2017-12-10T09:48:54+00:00 10.12.2017 10:48
Hey
Klasse Kapitel, da hat Anya ja mit ihrem Bruder den Boden gewischt, aber natürlich muss sich wieder jemand einmischen... aber ich fürchte dieses Duell wird Anya nicht gewinnen, aber ich bin gespannt.
Ich habe irgendwie das Gefühl, dass dieser David was mit Mark zu tun hat, aber irgendwie ist der Kerl lustig drauf. Mal sehen ob Valerie sich gegen ihn behaupten kann.
Freu mich schon auf das nächst Kapitel.
Lg fubukiuchiha


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