Yu-Gi-Oh! The Last Asylum von -Aska- ================================================================================ Kapitel 22: Turn 22 - What I Didn't Dream About Jeannie ------------------------------------------------------- Turn 22 – What I Didn't Dream About Jeannie     Anya Bauer, ich verstehe deinen Unmut, aber dies ist nicht die Zeit zum Trübsal blasen. Neun Tage haben wir noch Zeit, die letzten Vorbereitungen zu treffen, um Eden zu erwecken. Wenn wir scheitern, hat das für dich schlimme Konsequenzen! Und ich werde die letzte Chance verlieren, meine Bestimmung zu erfüllen!   Doch selbst Levriers eindringliche Worte erreichten nichts bei Anya. Zwei Tage war es jetzt her, dass sie Marc wiedergesehen hatte. Zwei Tage, in denen sie von so vielen Fragen und Zweifeln geplagt worden war wie nie zuvor. Es war der 2. November und Anya Bauer wusste nicht mehr, was richtig noch falsch war. Sie wollte nicht im Limbus enden, gleichwohl aber auch nicht Eden werden. Letzteres bedeutete neben dem Verlust ihrer selbst auch, dass sie Menschen opfern würde. Was kein Problem wäre, wenn nicht die Zweifel aufgetaucht wären.   In der Zwischenzeit hatte sie Abby von der Zusammenarbeit mit den Dämonenjägern erzählt. Und wie sie es erwartet hatte, war ihre Freundin nicht gerade davon angetan. Zwar akzeptierte sie Anyas Entscheidung und stimmte sogar zu, dass die Hilfe der beiden dringend benötigt wurde, doch ihre Gefühle insbesondere gegenüber Matt machten es auch für Abby schwer, sich mit dem Gedanken der Kooperation anzufreunden. Aber das war nicht das eigentliche Problem. Valerie, Matt, Alastair und diese Melinda – sie alle waren Zeugen der Konzeption. Aber Anya wusste in ihrem Inneren, dass vier Opfer nicht reichten. Dann waren da noch Henry … und Marc. Ihre Male waren verblasst, sie hatten den Pakt gebrochen. Weil sie gestorben waren. Abby hatte es ihr erklärt. So war man als Zeuge – anders als Gefäß eines Gründers – nicht unsterblich. Doch das eigene Leben war das Bindeglied zwischen Mensch und Dämon, völlig unabhängig vom Paktpartner. Wird es durchtrennt, verschwand der Pakt. So war Henry seinem Dämon Isfanel entkommen. Selbstmord. Mit anschließender Reanimation.   Hätte Anya die Wahl, würde sie es sofort ebenfalls probieren. Aber Levrier würde einfach ihren Körper übernehmen, bevor sie dazu kam. Das hatte er ihr deutlich gemacht und Anya wusste, dass er die Macht dazu besaß. Im Endeffekt konnte sie nichts gegen Levrier unternehmen, da er jeden Versuch, gegen seinen Willen zu handeln, im Keim ersticken würde. Es war zum Verzweifeln. Und selbst wenn sie dazu käme sich zu richten, wäre es extrem riskant. Denn würde sie dabei wirklich sterben, wäre der nächste Halt der Limbus, weil sie als Gefäß des Gründers einen besonderen Pakt geschlossen hat.   Von all dem wussten die anderen jedoch nichts. Jedenfalls hoffte Anya das. Andererseits, wenn Abby so viel von Matt und auch Henry erfahren hatte, bestand kein Zweifel daran, dass sie bereits seit Langem wusste was Anya im Falle des Versagens blüht. Und dass sie im Grunde nicht gerettet werden konnte. Denn selbst wenn sie den Pakt brach, würde sie irgendwann eines natürlichen Todes sterben … und im Limbus laden. Das hatte Anya erkannt, nachdem sie lange über Marc und all die Dinge nachgedacht hatte, die ihr in den letzten Wochen passiert waren. Wäre sie doch bloß ihrem Lieblingsmotto treu geblieben …   Mit trübem Gesichtsausdruck lag das Mädchen bäuchlings auf dem Bett und starrte in die Leere. „Levrier, woher soll ich wissen, was wir zu tun haben!?“, fragte sie ihren unsichtbaren Begleiter wütend. „Du bist doch der Gründer. Warum denkst du nicht etwas nach!? Die ganze Zeit hast du nichts gemacht, weil du keine Ahnung hattest. Tu gefälligst nicht so, als ob alles meine Schuld wäre!“ Wie ich dir bereits einmal erklärt habe, wurde mein Gedächtnis manipuliert. Anscheinend sollte ich vergessen, wie man Eden erweckt, lange bevor ich es das erste Mal versucht habe. Ich bin nicht einmal imstande genau zu sagen, warum ich nur noch diese eine Chance besitze, Eden zu werden.   Aber war es nicht merkwürdig, dachte sich Anya dabei. Wer würde Levrier so etwas vergessen lassen wollen und warum überhaupt? … im Grunde war es ihr egal, das war sein Problem. Nur hing sie da ebenfalls mit drin.   Wir sollten uns zumindest einmal die Orte ansehen, an denen die verschiedenen Pakte geschlossen worden sind.   Anya überlegte kurz. „Das wären die Aula, Victim's Sanctuary, vor unserer Gartentür und im Park … wobei Marc wohl eh nicht mehr zählt.“   Wir sollten es uns trotzdem ansehen. Außerdem hast du vergessen, Alastairs Pakt aufzuzählen.   „Ich habe bloß keine Ahnung, wo der Narbenfreak das gemacht hat.“   Ich aber. Schließlich habe ich dich damals dort hingeführt. Es ist der Ort, an dem du die Leiche dieses Jungen gefunden hast.   „Jonathan?“ Anya blinzelte verdutzt. Den hatte sie in all dem Ärger total vergessen. Sie hatte allerdings keine Lust, wieder die Bilder seiner gerösteten Leiche wach zu rufen. „Von mir aus, vielleicht seh' ich später da nach. Ich muss noch Hausaufgaben für Montag machen.“   Seit wann machst -du- Hausaufgaben?   Anya wollte antworten, dass sie das tat, seit ihr langweilig war. Doch das Telefon klingelte unerwartet, sodass sie vom Bett aufsprang und sich den schnurlosen Hörer von ihrem Schreibtisch schnappte, welchen sie in letzter Zeit erstaunlich oft benutzte. „Was!?“, herrschte sie in den Hörer. „Matt hier. Anya, hast du zufällig etwas Zeit?“ Auf ihre Armbanduhr schauend, die ihr kurz vor 3 Uhr nachmittags anzeigte, brummte Anya: „Ja, aber nur, wenn du gute Nachrichten hast.“ „Habe ich … vielleicht. Ich denke, ich habe einen Weg gefunden, wie wir dich von dem Gründer befreien können.“ „Da kommst du aber zu spät“, rümpfte Anya die Nase, „das weiß ich längst. Aber fast-krepieren ist leider keine Option.“ „W-was!? Was soll das heißen!?“ Anya stöhnte genervt. „Das Pennerkind Henry hat es mir erzählt. Kennst du nicht, ist aber nicht so wichtig. Er war selbst mal mit einem Dämon verpaktet … oder so … jedenfalls hat er sich selbst umgenietet, wurde aber rechtzeitig reanimiert. So hat er den Pakt gebrochen.“ Aufgeregt erwiderte Matt durch den Hörer: „Und das Mal? Ist es weg!?“ „Hmm, nein. Aber fast.“ „... verstehe. Wenn das so ist, würde ich mich nicht darauf verlassen, dass das stimmt. Womöglich ist es auch nur inaktiv.“   Der Gedanke ist mir ebenfalls gekommen. Aber da ich lediglich ein wenig Restenergie sowohl aus Marc Butchers, als auch aus Benjamin Hendrik Fords Elysion nach außen dringen gespürt habe, ist es schwer, eine wahre Aussage diesbezüglich zu treffen.   „Keine Ahnung, für mich kommt das jedenfalls nicht infrage.“ „Gut, ich hatte nämlich ohnehin eine Idee, die mehr Erfolg verspricht. Kennst du zufällig Aladdin?“ „Ja, wohnt gleich bei mir um die Ecke“, raunte Anya garstig, „was soll diese dämliche Frage denn? Für Disneyfilme bin ich zu alt! Guck dir das mit Alastair an!“ „Aladdin gibt es nicht erst, seit Disney Filme davon produziert hat. Die Geschichte entstammt ursprünglich einem Märchen. Außerdem geht es mir nicht um Aladdin, sondern um die Wunderlampe.“ „Soll das heißen … ?“ „Korrekt. Wir suchen einen Jinn.“ Erstaunt musste Anya glucksen. Ungläubig fragte sie: „Die gibt es wirklich?“ „Ja, was denkst du, woher dieses Märchen denn stammt? Allerdings sind Jinns unglaublich selten und das nicht ohne Grund. Aber wenn jemand dich von dem Pakt befreien kann, dann definitiv ein Jinn.“ „Und wie soll das gehen? Kann ich mir das von dem einfach so wünschen?“ „Erstmal müssen wir uns eine Lampe besorgen, die auch einen Jinn beherbergt und nicht nur etwas, das sich als Jinn ausgibt.“ Matt machte eine kurze Kunstpause. „Ich würde vorschlagen, du kommst hierher, damit ich dir alles in Ruhe erklären kann. Ein Bekannter von uns hat uns geholfen, eine Lampe ausfindig zu machen, bei der eine gute Chance besteht, dass ein Jinn drin ist.“ „Aber wieso ausgerechnet ein Jinn?“ „Jinns spielen in der obersten Liga der übernatürlichen Wesenheiten. Und wenn du etwas bekämpfen willst, ist es immer klug, dafür eine Kraft zu verwenden, die stärker ist als die deines Feindes.“ Matt lachte. „Genau deswegen sind schon viele auf falsche Jinns hereingefallen, weil sie deren Macht gesucht haben. Die echten sind deshalb so selten, weil andere Dämonen ihre Existenz als Gefahr für sich selbst betrachten und deshalb die Lampen vernichten. Was den Tod für einen Jinn bedeutet.“ „Mehr muss ich nicht wissen. Bin gleich da.“ Kaum hatte sie aufgelegt, warf sie den Hörer aufs Bett und suchte nach ihrem Rucksack. Denkst du wirklich, dass du dich an diesen Strohhalm klammern solltest, Anya Bauer? Der Matt Summers spricht die Wahrheit, Jinns existieren. Aber sie sind genauso selten, wie er es beschrieben hat. Was, wenn wir auf einen Betrüger treffen?   „Dann mache ich den einen Kopf kürzer“, raunte Anya und packte ihre Duel Disk in den Rucksack. Nur für den Fall. Ich werde nicht zulassen, dass du den Pakt auflöst.   „Warum übernimmst du dann nicht gleich meinen Körper und stoppst mich?“, erwiderte Anya abgelenkt und überlegte, ob sie Barbie mitnehmen sollte.   Das sollte ich. Aber nicht jetzt. Zunächst möchte ich sehen, ob wir es wirklich mit einem Jinn zu tun haben. Wenn dem so ist, könnte das sehr hilfreich für uns sein. Gewiss verfügt er über Wissen, welches mir verborgen ist.   Anya schulterte ihren Rucksack. „Da kann man wohl nichts machen, was?“ Mit diesen Worten verließ sie ihr Zimmer. Daran denkend, dass Levrier nicht bedacht hatte, dass er zwar ihren Körper übernehmen konnte, aber nicht Matts. Und der würde schon dafür sorgen, dass alles so lief, wie -sie- es wollte.   ~-~-~   „Der ist ja auch hier“, war Anyas erster, selbstverständlich abfälliger Kommentar, als Matt ihr die Tür des Motelzimmers öffnete. Damit meinte sie Alastair, der draußen auf dem Parkplatz irgendetwas im VW-Bus des Dämonenjägergespanns suchte. Das Motel, das sich am Stadtrand befand, machte schon außen aufgrund der wenig genutzten Parkmöglichkeit einen verlassenen Eindruck. „Wo soll er sonst sein?“, entgegnete Matt ihr im selben, flapsigen Tonfall. „Komm kurz rein, ich will nur schnell etwas holen.“ Kaum hatte Anya das bescheiden eingerichtete Motelzimmer betreten, runzelte sie schon die Stirn. „Lüftet ihr den Laden nicht mal? Hier stinkt's wie in einem Pumakäfig!“ Matt schritt hinüber zu einem kleinen Tisch, der in der hinteren Ecke des Raumes stand. Anya ihrerseits schlich sich zu den beiden Betten, die neben dem einzigen Fenster standen und grinste diebisch. Dann zog sie aus der Hosentasche einen kleinen Beutel hervor – feinstes Juckpulver, ihr Geschenk für Alastair. Ursprünglich war es für Redfield gedacht gewesen, doch im Moment wollte sie nicht an ebendiese denken. Außerdem hatte dieses Narbengesicht es nicht besser verdient! „Das ist mein Bett“, brummte Matt, als er misstrauisch über die Schulter blickte. „Und an deiner Stelle würde ich das lassen. Bisher hat niemand Alastairs Echo vertragen.“ „Tch, der soll nur kommen“, tönte Anya großspurig, schritt zum anderen Bett und verteilte großzügig das Juckpulver unter der Decke.   Nachdem sie fertig damit war, sah sie Matt an, als erwarte sie ein Lob. Doch der schwarzhaarige Dämonenjäger war bereits zur Tür gegangen und lehnte am Rahmen, auf das Mädchen wartend. „Wenn du mit deinem Schabernack fertig bist, können wir dann losfahren?“ „Wohin?“ „Zu dem Schloss, in das dieser Schlüssel passt“, antwortete Matt geheimnisvoll und hob seine Rechte, in der er einen kleinen Schlüssel hielt. „Ist heute angekommen, unser Paket. Wir werden es vom Bahnhof abholen, es liegt in Schließfach 2905.“ Anya ließ von Alastairs Bett ab und gesellte sich zu Matt. Den Schlüssel skeptisch betrachtend, fragte sie: „Und was finden wir darin?“ Er grinste keck. „Dreimal darfst du raten.“ Erstaunt sah Anya auf. „Die Lampe!?“ Matt nickte zufrieden. „Die einzig wahre. Ich wollte dir die Überraschung hier machen, nicht am Telefon.“ Das Mädchen, welches noch ganz verblüfft war, konnte ihr Glück gar nicht begreifen. „Aber woher hast du die!? Und so schnell? Ich dachte schon, wir müssen in irgendeiner Wüste danach graben!“ „Das haben andere schon für uns erledigt.“ „Wer!?“ „Hmm“, Matt fasste sich ans Kinn, „er ist ein guter Freund und Alastairs Ausbilder gewesen. Ich habe keine Ahnung, wie viele Gefallen wir ihm mittlerweile schon schulden.“ Der junge Mann strahlte förmlich bei seiner Erklärung. „Aber als ich ihm von deinem Problem erzählt habe, ist ihm sofort die Lampe in den Sinn gekommen. Wie er sie so schnell beschafft hat, weiß ich jedoch selbst nicht.“ Anya grinste über beide Backen. „Ist doch auch vollkommen egal, los, lass uns das Ding holen und diesen Kackmist beenden!“   Zusammen verließen sie das Motelzimmer und schritten hinüber zum Parkplatz, wo Alastair gerade die Kofferraumtüren des VW-Busses schloss. Als er sich zu ihnen umdrehte, rümpfte er die Nase bei Anyas Anblick. An Matt gewandt fragte er: „Geht es los?“ „Jap.“ „Dann viel Glück. Und sei vorsichtig.“ „Ich weiß“, antwortete Matt und nickte. Einen missmutigen Blick auf Anya werfend, erwiderte Alastair: „Mir gefällt nicht, dass sie an meiner Stelle mitkommen soll. Am besten lässt du sie hier. Ihr kann man nicht vertrauen.“ „Was!?“, fauchte Anya sofort außer sich. Matt stellte sich sofort alarmiert zwischen die beiden. „Wenn du damit Levrier meinst, bin ich mir der Gefahr bewusst. Aber -er- hat gesagt, wir sollen sie sicherheitshalber mitnehmen. Und wenn uns beiden etwas zustoßen sollte, wer räumt hinter uns den Scherbenhaufen auf?“ Auch wenn der letzte Teil eher scherzhaft gemeint war, hörte man doch leise Zweifel heraus. „Dieser alte Narr“, schnaufte Alastair und meinte damit offenbar seinen Ausbilder, „was denkt er sich dabei? Aber gut. Dank deiner neuen 'Kräfte' solltest du im Zweifelsfalle mit ihr fertig werden.“ „Klar.“ „Ich dachte wir sind'n Team!?“, empörte sich Anya. Matt grinste sie über die Schulter blickend an. „Ach, auf einmal? Neulich hat sich das noch ganz anders angehört.“ „Vermassele es nicht“, mahnte Alastair und machte sich auf den Weg zum Motelzimmer. Als er an den beiden vorbei ging, sagte Matt noch, seinem Freund den Rücken zugewandt: „Wird schon schief gehen. … Und wasch mal wieder deine Bettwäsche, die ist schon ganz muffig.“ Was Anya sofort mit einem Ellbogenstoß in die Rippen und einem: „Mistkerl!“ quittierte.   Nachdem sie in den Bus gestiegen waren und Anya ihren Rücksack nach hinten auf die Ladefläche geschmissen hatte, startete Matt den Motor. Kurz darauf waren sie bereits auf den Straßen Livingtons unterwegs, mit dem Ziel Bahnhof. „Was ist das?“, fragte Anya und griff nach den vielen Ketten, Rosenkränzen, Kreuzen und Amuletten, die vom Rückspiegel hinunter hingen. „Damit wollen wir Böses von uns fernhalten. Ich denke du kannst erahnen, was von Alastair ist und was von mir.“ „Hab da so'n Gefühl“, brummte Anya und ließ von dem Schmuck ab.   „Hör mal“, meinte Matt, als er gerade in eine Straße einbog. Und während er sprach, fuhren sie an dem riesigen Einkaufszentrum von Livington vorbei. Es war aufgebaut wie ein ovales Kolosseum, von hellblauer Farbe und versehen mit einem Glasdach. Viele Leute waren auf den Bürgersteigen unterwegs, betraten die einzelnen Geschäfte vom Außeneingang oder aßen einfach nur ein Eis. Denn der 2. November war ein ungewöhnlich schöner und vergleichsweise warmer Herbsttag. „Wir haben es hier mit einem Jinn zu tun. Alector, Alastairs und teilweise auch mein Ausbilder, hat gesagt, dass er echt ist“, begann Matt mit seinen Ausführungen. „Aber ich traue dem noch nicht ganz. Alector ist zwar sehr verlässlich, aber ohne den Jinn getroffen zu haben ist es schwer, seine Identität zu verifizieren.“ „Heißt soviel wie?“ Anya kratzte sich unbedarft am Kopf und grinste beim Blick aus dem Fenster, als sie an Ernie Winter und seiner Mutter vorbeifuhren, welche Anya im VW-Bus erkannt hatten und ihre Schritte beschleunigten. „Der letzte Dschinni, den ich gesehen hab, war blau und ultranervig. Sag, dass eure anders sind.“ „Keine Ahnung ob sie blau sind. Aber ultranervig könnte hinkommen. Aber was ich eigentlich sagen will: vertraue dem Ding nicht. Vertraue nie einem Jinn, egal ob er nun echt ist oder nicht. Und pass genau auf, was du zu ihm sagst. Jinns sind bekannt dafür, dass sie möglichst viel Interpretationsraum nutzen, um Wünsche zu erfüllen. Und da es nur wenige Aufzeichnungen über das Verhalten von Jinns gibt, ist anzunehmen, dass sie keine angenehmen Gesellen sind.“ Anya gab sich allerdings optimistisch. „Nen Versuch ist es wert.“ „Sehe ich genauso.“ „Und wie läuft das ab? Muss ich wirklich nur an der Lampe reiben?“ Wieder bog Matt in eine Straße ein. In der Ferne sahen sie bereits das große, längliche Backsteingebäude, das den Bahnhof darstellte. „Ganz so einfach ist das leider nicht. Du musst an ihr reiben, das ist wahr. Aber du musst sie mit deinem Blut einreiben. Außerdem meinte Alector, dass wir eventuell auch dein Blut dafür brauchen werden, um den Pakt zu lösen. Deswegen musst du mitkommen.“ Verdutzt blinzelte Anya. „Mit meinem Blut einreiben? Warum das?“ „Es funktioniert ähnlich wie ein Pakt. Der Unterschied ist, dass du durch dein Blut zum Meister des Jinns wirst. Aber du bist dadurch an ihn gebunden. Das heißt, du wirst ihn nicht eher wieder loswerden, bis du alle drei Wünsche aufgebraucht hast.“ Eins beschäftigte Anya jedoch schon eine ganze Weile. „Wie kann der überhaupt Wünsche erfüllen? Ich meine, schnippt der mit dem Finger und das war's?“ „Frag mich was Leichteres. Aber wir werden es herausfinden.“   Matt fuhr auf den weiträumigen Parkplatz neben dem Bahnhofsgebäude und stoppte den Wagen, nachdem er erstaunlich ungeschickt eingeparkt hatte. „Was hat das Narbengesicht eigentlich vorhin gemacht?“ Anya schaute über die Rückenlehne in den hinteren Teil des Fahrzeugs. Im Laderaum stand nur eine Holztruhe auf ein paar Decken. Ihr Fahrer zog den Schlüssel ab. „Vermutlich hat er ein paar Waffen für uns vorbereitet. Shotguns mit Salzkugeln als Munition, das Übliche. Aber so etwas funktioniert bestimmt nicht bei Jinns, zumal wir da nicht einfach bewaffnet rumlaufen können.“ „Kann ich mir eine davon ausleihen? Ich hab da noch-“ „Keine Chance“, polterte Matt, der genau wusste, woran Anya dachte. Aber er würde nicht daran schuld sein, wenn in Anyas Schule ein Amoklauf stattfand! Mit ernster Mimik fragte er: „Bereit?“ „Von mir aus“, brummte die Blondine sichtlich enttäuscht, fast schon schmollend. „Und denk gar nicht dran, dich heimlich zu bedienen! Die Kiste ist abgeschlossen, nur ich und Alastair haben einen Schlüssel.“ Anya schnaubte wütend: „Spielverderber!“ Das gesagt, öffneten beide zeitgleich die Türen und stiegen aus.   ~-~-~   „Von außen sah dieser Ort aber kleiner aus“, staunte Matt, als sie mitten durch den Haupteingang den Bahnhof betreten hatten. Gegenüber von ihnen führte bereits ein Weg direkt zu einem der Bahnsteige, über zwei Brücken innerhalb des Gebäudes konnte man die Gleise auf der gegenüber liegenden Seite erreichen. Die Treppen dazu befanden sich jeweils rechts und links von dort, wo die beiden sich umsahen. Zusammen schritten die beiden auf die große Kreuzung zu, die sich vor ihnen auftat. Hier gab es Schalter für Tickets, Informationsstände und auch ein paar Geschäfte wie Bäckereien. Doch besonders der linke Teil des riesigen Ganges wurde von Schließfächern eingenommen. Anya, welcher die vielen Menschen hier zuwider waren, zog Matt in genau jene Richtung. „Welche Nummer war das nochmal?“, wollte sie ungestüm wissen. „2905.“ „Hmm, hier ist 2879. Also noch etwas weiter in diese Richtung“, murmelte das Mädchen aufgeregt und zerrte den jungen Mann regelrecht hinter sich her. „Nur nicht so stürmisch!“, beklagte der sich, als er weiter geradeaus geschleift wurde. „Je früher das hier vorbei ist, desto besser für uns!“ „Schon klar. Aber sag mal … was ist mit deinem Dämon?“   Anya blieb abrupt stehen und ließ Matt los. Den hatte sie in ihrer Vorfreude völlig vergessen. „Ich … weiß nicht“, antwortete sie zögerlich und bekam auf einmal ein flaues Gefühl im Magen. War das … nein, niemals! Eine Anya Bauer hatte keine Angst! „Levrier“, rief sie deshalb, „willst du uns aufhalten?“ Keine Reaktion. Noch einen Moment abwartend, drehte Anya sich schulterzuckend zu Matt um. „Er antwortet nicht. Was bedeutet das?“ „Ich kann mich irren, aber vielleicht wartet er auf eine Gelegenheit, deinen Körper zu übernehmen. Du solltest mich die Sache mit dem Jinn regeln lassen.“ Sofort runzelte Anya die Stirn und wurde laut. „Nie im Leben! Das ist meine Angelegenheit, also regele ich sie, damit das klar ist!“ Ohne auf eine Antwort zu warten, preschte sie weiter vorwärts und suchte nach dem Schließfach. Endlos erschien ihr die Suche, bis sie schließlich auf der linken Seite die abgeblätterten Ziffern 2905 erspähte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie zusammen mit Matt vor dem Fach stand, das sich auf ihrer Kopfhöhe befand. „Schlüssel!“, verlangte sie aufgeregt und riss diesen ihrem Begleiter regelrecht aus der Hand, kaum hatte er ihn gezückt. Anyas Hände zitterten, als sie ihn in das Schloss steckte, doch jenes wollte sich beim Umdrehen des Schlüssels nicht öffnen. „Lass mich mal“, sagte Matt, packte Anyas Hand, steckte den Schlüssel richtig rein und öffnete ihr das Fach. „D-danke“, brummte sie beschämt und wandte sich dem Inhalt des Schließfachs zu. Dort, in braunes Papier gewickelt, lag ein kleines Paket, nicht größer als ein paar aufeinander gestapelte Videospielhüllen. „Wow“, staunte Anya, überwältigt von der Tatsache, dass da tatsächlich etwas lag. Sofort schnappte sie sich das Paket, schloss die Tür des Fachs, wobei jenes jedoch einen Spalt offen blieb. „Pack es aus“, war nun auch Matt ganz aufgeregt bei der Sache.   Anya riss erst das Papier ab, dann öffnete sie das Paket darunter. Zum Vorschein kam eine Lampe, die genau dem Bild entsprach, welches man sich von ihr machte. „Schätze nicht alles, was in den Märchen vorkommt ist gelogen, huh?“, war Anyas erster Spruch, als sie die aus Messing gefertigte Öllampe in den Händen hielt. Mit ihrem langen Schnabel hätte man genauso gut Teetassen füllen können. „Tja … sieht ganz so aus.“ Überrascht beobachtete Anya, wie Matt aus seiner Hosentasche ein ausklappbares Messer zückte und wich instinktiv zurück. „Keine Panik!“, wollte der sie mit erhobenen Händen beruhigen. „Aber wir brauchen Blut, schon vergessen?“ „Hier!?“ Matt schaute über seine Schulter, dann wieder zu Anya. „Ich glaube nicht, dass jemand sieht, was wir hier machen. Es muss ja kein großer Schnitt sein.“ Skeptisch reichte Anya eine Hand nach der Waffe aus. „Meinetwegen. Gib her.“ „Aber nur, wenn du mir die Lampe gibst, okay?“ Der Blick des Mädchens verdunkelte sich. „Klar.“ Was Matt skeptisch werden ließ. „Sicher?“ „... nein. Deswegen … sorry.“   Ehe Matt sich versah, packte Anya mit ihrer freien Hand die halb offen stehende Schließfachtür und schlug sie, ohne mit der Wimper zu zucken, Matt direkt ins Gesicht. Dieser fiel stöhnend um, hielt sich eine blutende Nase. „Argh, was soll das!?“ „Wie gesagt, sorry, aber das muss sein!“ Während Matt sich, vom Schmerz gelähmt, am Boden hin und her rollte, schnappte Anya sich das auf den Boden gefallene Messer. Es war ihr völlig gleich, dass man sie dabei beobachten könnte. Geschickt ließ das Ding einmal in ihrer Hand rotieren, ehe sie sich die Lampe unter den Arm klemmte und sich mitten über die linke Handfläche schnitt. Sofort ließ sie unter einem schmerzerfüllten Seufzer das Messer fallen, nachdem das Blut aus der Wunde sickerte. Daraufhin nahm sie die Lampe in die unverletzte Hand und strich mit der blutenden über das Messing. „Komm schon, Dschinni, lass die Sau raus!“   Im Inneren der Lampe begann ein türkisfarbenes Licht zu leuchten, während jene selbst plötzlich durchsichtig zu sein schien. Ein eisiges Gefühl durchlief Anya, sie bekam schlagartig keine Luft mehr und kippte würgend zur Seite, sich an den Fächern abstützend. Dabei bemerkte sie etwas Erschreckendes. Die Zeit, sie war stehen geblieben! All die Menschen innerhalb des Bahnhofsgebäudes, sie rührten sich keinen Millimeter mehr. Selbst Matt, der immer noch am Boden lag und sich die Nase hielt, verharrte auf der Stelle. Auch hatte sich die Farbe der Umgebung grundlegend geändert – alles war Grau in Grau. „Alter Falter“, staunte Anya und sah die Lampe an. Noch immer leuchtete ihr Inneres. Unwissend, was sie tun sollte, rief sie: „Komm da raus, ich weiß, dass du da drin bist!“   „Das bin ich bereits“, ertönte eine wohlbekannte Stimme hinter ihr. Anya wirbelte um und stellte erstaunt fest, dass ihr Matt gegenüberstand. Dabei lag er gleichzeitig am Boden und rührte sich nicht. „Verstehe“, murmelte das Mädchen unter heftigem Herzklopfen findig. „Du hast keine eigene Form, also nimmst du seine.“ „Falsch. Aber ihr Menschen seid es gewohnt, dass ihr mit euresgleichen redet. Deswegen diese Form. Nun sage mir, was ist dein Begehren?“ „Gleich zum Geschäft? So was mag ich!“ „Noch nicht ganz. Vorher kläre ich dich über die Bedingungen und Einschränkungen auf.“ Der Jinn deutete auf die Lampe in Anyas gesunder Hand. „Die Zeit wird für dich erst weiterfließen, wenn du all deine Wünsche aufgebraucht hast. Deswegen wäre es in deinem Interesse, wenn du bereits weißt, wonach du strebst.“ „Keine Sorge, Kumpel, das weiß ich genau!“ „Dann wisse, dass ich keine Wünsche erfüllen kann, die über meine Kräfte hinausgehen.“ Innerlich schreckte Anya auf. „Und wie weit ist das?“ „Das kommt auf die Art des Wunsches an. Solltest du nach etwas verlangen, das ich dir nicht geben kann, ist dein Wunsch verloren. Drei Dinge kann ich dir unter keinen Umständen gewähren: ich kann niemanden ins Leben zurückrufen, ich kann die bestehende Weltordnung nicht ändern und ich bin nicht imstande, dir Kräfte zu verleihen, die meinen gleichkommen. Außerdem ist es nicht möglich, sich mehr Wünsche zu wünschen.“ „Meinetwegen“, schnaufte Anya. Wenn er ihre Wünsche eh nicht erfüllen konnte, war es sowieso egal, ob sie sie verlor oder nicht. Aber bevor sie sie aussprach, wollte sie noch etwas in Erfahrung bringen. „Und du tust das ohne eine Gegenleistung zu verlangen?“ Der Jinn verzog keine Miene. „Dir muss bewusst sein, dass du den Preis für deine drei Wünsche bereits gezahlt hast.“ Er deutete auf die Lampe. Anya sah das gute Stück überrascht an, ehe sie begriff. „Das Blut?“ „Mit deinem Blut werde ich für Jahrhunderte weiterleben. Das ist die Gegenleistung, die du erbringen musstest. Nun sprich deine Wünsche aus.“   Anya ließ den Kopf hängen. Zwei Wünsche hatten sich auf dem Weg zum Motel in ihrem Kopf eingenistet. Die Freiheit … und stärkere Karten. Letzteres bedeutete Unabhängigkeit. Auch wenn sie es nie offen zugeben würde, hatte das Duell mit Henry ihren Stolz verletzt. Sie wollte deswegen nie wieder ein Duell verlieren. Aber sich das, die Unbesiegbarkeit, zu wünschen wäre viel zu plump. Eher wollte Anya lediglich die richtigen Startvoraussetzungen dafür. Was sie aus dem Karten machte, war etwas anderes. Geschenkte Siege wollte sie nicht – sie wollte sie sich erarbeiten. Jedoch blieb die Frage offen, wofür sie den dritten Wunsch verwenden sollte. Auch für ihn hatte sie eine ungefähre Vorstellung … aber es behagte ihr nicht. „Nenne deinen ersten Wunsch“, verlangte der Jinn mit schneidender Stimme von ihr. Anya blickte auf und atmete tief durch. „Frage! Wünschen sich Jinns die Freiheit?“ „Nein. Wir sind an unsere Lampen gebunden, weil unsere Existenz darauf ausgelegt ist. Uns die Freiheit zu wünschen würde einem Todesurteil gleich kommen. Es gibt kein Leben außerhalb der Lampe für einen Jinn.“ Sein gleichgültiger Tonfall störte Anya. „Und du nimmst das so hin? Willst du nicht wissen, wie die Welt außerhalb der Lampe ist?“ „Wie ich sagte: unsere Existenz basiert darauf, uns vom Blut unserer Meister zu ernähren und ihnen ihm Gegenzug drei Wünsche zu erfüllen. Alles andere ist uns gleich.“ Selbst ein Roboter besaß mehr Emotionen, dachte Anya ärgerlich. „Von mir aus, dein Pech. Also, mein erster Wunsch …“ Sie sah wieder die Lampe an. Und erinnerte sich an Matts Warnung, mit ihren Worten vorsichtig umzugehen. Zunächst sollte sie ausprobieren, inwieweit der Jinn überhaupt ihre Wünsche umsetzte. Also sollte sie mit etwas Kleinem anfangen. „Sperr die Lauscher auf“, richtete sie ihr Wort an ihn und presste ihm die Wunderlampe in die Hand, „mein erster Wunsch: ich möchte neue Duel Monsters-Karten! Sie sollen dem Gem-Knight-Thema angehören und von der Spielstärke her besser sein als alle meiner bisherigen Karten.“ Um das zu verdeutlichen, griff Anya nach der Deckbox an ihrem Gürtel und zückte daraus zwei Karten. „Siehst du die beiden hier? Das sind [Gem-Knight Pearl] und [Gem-Knight Zircon]! Beide sind superselten und haben hohe Angriffswerte, aber keine Effekte. Sie sind nutzlos! Deswegen nimm dir zum Beispiel Zircon als Vorlage und erschaffe eine neue Karte, die besser ist als er und im Kampf gegen Dämonen auch was taugt, verstanden?“ „Du irrst dich bezüglich der schwarzen Karte. Aber wie du wünscht. Wie viele dieser Karten verlangst du?“ Darüber hatte Anya nicht nachgedacht. Zu viele wären auch übertrieben. Es sollten einfach gute Bossmonster und praktische Ergänzungen sein, die zu ihrem Spielstil passten. „Sagen wir fünf.“   Der Jinn nickte knapp. „Dein Wunsch wurde erfüllt.“ „Was!?“, staunte Anya. „So schnell?“ „Sieh in dein Deck. Es wurde nach deiner Vorstellung ergänzt. Aber bedenke, dass dein erster Wunsch somit unwiderruflich verloren ist.“ Sofort zog Anya ihr Extradeck aus der Box und ging die Karten durch. Und staunte Bauklötze. Mit strahlenden Augen sah sie auf. „Das ist genau, was ich wollte! Woher hast du das gewusst!?“ „Dein zweiter Wunsch“, überging der Jinn jedoch Anyas Frage.   Die steckte ihre Deckbox wieder an ihren Gürtel, schnappte sich von ihrem Gegenüber die Lampe und betrachtete sie nachdenklich. Der zweite Wunsch sollte eine Steigerung sein, um zu sehen, wie weit der Jinn gehen konnte. Ihren ersten Wunsch hatte er genau so erfüllt, wie Anya es sich erhofft hatte. Sogar sie hatte nicht an manche der Dinge gedacht, die er umgesetzt hatte. Er war eindeutig ein echter Jinn! Dennoch war da trotzdem eine Restspur Misstrauen. Und die Frage, wie sich ihr zweiter Wunsch nun gestalten sollte. Von dem Pakt befreit zu werden war vermutlich der größte, also sollte sie sich den bis zum Schluss aufheben. Bloß was konnte sie sich dann wünschen? Noch einige Kleinigkeit? Oder …? „Das ist schwer“, murmelte sie in Gedanken versunken, „ich könnte Redfields Euter schrumpfen lassen. Aber ein Arsenal an Superwaffen für meine angestrebte Weltherrschaft klingt auch nicht übel.“ Aber nein … das wäre alles Schwachsinn. Verdammtes Gewissen!   „Also schön, her gehört“, wandte sich Anya wieder an den Jinn, der sie abwartend aus Matts emotionsloser Miene anstarrte, „mein zweiter Wunsch: ich kaufe Valerie Redfield von ihrer Schuld frei, die sie bezahlt hat, um Marc Butcher ins Leben zurückzurufen. Aber das bleibt unter uns, verstanden!?“ „Dieser Wunsch bedeutet, dass Marc Butcher stirbt. Soll er dennoch erfüllt werden?“ Anya schreckte zusammen. „Huh!?“ „Die Schuld ist der Austausch für sein Leben. Wird sie nichtig gemacht, wird auch das Leben dieses Mannes enden, denn er lebt nur durch den Zauber des Collectordämons. Ich besitze nicht die Kraft, diese Ordnung umzukehren. Soll ich dennoch fortfahren?“ „Nein!“, polterte Anya aufgebracht.   Das kam völlig unverhofft. Demnach konnte sie sich nicht bei Valerie revanchieren. Aber wenn er das nicht umsetzen konnte, dann … „Dann lautet mein zweiter Wunsch, dass ich von Levrier getrennt werde! Kannst du das!?“, flehte sie förmlich. Bevor sie das nicht wusste, konnte sie sich keinen Kopf darüber zerbrechen, was sie in Punkto Valerie unternehmen sollte. „Dein Wunsch“, sprach der Jinn leise, „ist erfüllt.“ Woraufhin Anya von grellem Licht geblendet wurde.   Laut scheppernd fiel die blutverschmierte Lampe auf den Boden. Matt schreckte auf und betrachtete die Antiquität, sah dann hoch zu Anya. Sie rührte sich nicht vom Fleck, starrte in die Leere. „Au, verdammt!“, fluchte er und betrachtete das Blut an seinen Händen. „Was sollte das!?“ Als er keine Antwort erhielt, wurde er stutzig. „Was ist los? Hast du den Jinn getroffen?“ Nun drehte sie sich zu ihm um. „In der Tat. Ich bin frei.“ „Im Ernst!?“ Matt sprang sofort auf und packte Anyas Arm, zog den Stoff der schwarzen Lederjacke weg – aber das Mal des in einem Dornenkranz gefangenen Kreuzes war noch da. „Dann hast du dich verarschen lassen!“ „Oh … das ist kein Problem. Ich habe Levrier unter Kontrolle.“ Überrascht sah Matt auf. „Hast du dir das gewünscht? Aber dann-! Du Idiotin! Dadurch änderst du nichts! Der Turm von Neo Babylon wird trotzdem auftauchen! Was hast du dir dabei gedacht!?“ „Ich?“, fragte Anya tonlos. „Gar nichts.“ Mit einem Rückhandschlag wurde Matt hart gegen die Schließfächer geworfen. „Der zweite Wunsch dieses Mädchens lautete, dass sie von der Wesenheit Levrier befreit werden wollte. Ich habe ihren Platz eingenommen.“ Matt hielt sich schockiert die Wange. „Du bist der Jinn!?“ „Dem ist so.“ Anya hob die blutige Hand und starrte sie fasziniert an. „Sie hat gefragt, ob ich mir Freiheit wünsche. Ein absurder Gedanke. Dennoch … sind ihre Worte zu mir durchgedrungen. Ist das Freiheit?“   Plötzlich ging Anyas Körper in schwarzen Flammen auf. Matt wich schreiend zurück, aber er war nicht der Einzige, der schrie. Die Leute auf dem Bahnhof bemerkten das Feuer und flüchteten augenblicklich, riefen nach der Feuerwehr oder danach, dass jemand dem armen Mädchen helfen musste. „Ich verstehe dieses Konzept nicht. Freiheit. Was soll ich jetzt tun?“ Fassungslos betrachtete Matt die vollkommen von den Flammen verschlungene Blondine. Um das Feuer selbst machte er sich dabei keine Sorgen, Levrier würde Anya heilen – sofern er es konnte. Aber irgendwie musste er diesen Fluch umkehren, schnell! Sein Blick fiel auf die Lampe, die vor ihren Füßen lag. Aber wie sollte er sie zerstören? Die Waffen lagen im Wagen, und selbst wenn- Aber da kam ihm ein neuer Gedanke. Er musste schnell sein! Mit einem Hechtsprung warf er sich vor Anyas Füße und schnappte sich die Lampe, während er im Hintergrund hörte, wie jemand aufgeregt telefonierte. Aber die Schaulustigen waren ihm in dem Moment völlig egal. „Ich bin frei“, sprach der Jinn und sah auf Matt herab, „ich kann keine weiteren Wünsche mehr erfüllen.“ „Das glaube ich aber nicht!“, donnerte der Dämonenjäger und wischte kurzerhand seine blutbesudelte Hand an der Lampe ab. „Du bist mit deiner Pflicht erst durch, wenn du alle drei Wünsche erfüllt hast. Und der letzte gehört jetzt mir!“   Innerhalb eines Herzschlages wurde die Welt in Grau getaucht. Matt sprang mit der Lampe in seinen Händen auf und wich von dem Jinn zurück, der jedoch keine Anstalten machte, ihn zu attackieren. „Ich habe mich geirrt“, stellte dieser fest, „wie es scheint, kann ich doch noch einen Wunsch erfüllen. Aber nicht du bist es, der ihn stellen darf.“ „Doch, der bin ich!“, polterte Matt und zeigte ihm die Lampe vor. „Ich habe deine Lampe, an der mein Blut klebt! Da Anya ihn nicht stellen kann, werde ich es an ihrer Statt tun.“ „Richtig. Das Mädchen ist berechtigt, den letzten Wunsch zu stellen. Genau wie du. Deshalb kann ihn keiner von euch allein vortragen.“ „Dann hol sie her!“ „Unmöglich“, erwiderte der Djinn in seiner flammenden Gestalt tonlos, „sie ist an dem Ort, den sie sich gewünscht hat. Sie verlangte Freiheit und in ihren Herzen habe ich gesehen, dass sie fliehen wollte vor dieser Welt. Deswegen habe ich sie in eine andere geschickt. Ohne einen neuen Wunsch kann ich sie nicht von dort zurückholen.“ Matt brüllte regelrecht: „Aber wie soll ich den stellen, wenn sie nicht hier ist!?“ „Einer muss dem anderen das Recht dazu abnehmen, die Hälfte des Wunsches.“   Und daraufhin hatte Matt eine Idee. „Dann sollten Anya und ich uns duellieren! Um das Recht, den Wunsch äußern zu dürfen! Da du Anyas Körper besetzt hältst, bist du derjenige, der für sie antritt.“ „Das ist eine logische Konsequenz.“ Der Dämonenjäger horchte auf. „Heißt das, es ist machbar?“ „Das ist es.“ Stutzig erwiderte Matt darauf: „Und du würdest das machen?“ „Ja.“ „Aber warum? Solltest du nicht diesen Körper als deinen eigenen behalten wollen!? Deswegen hast du ihn doch übernommen, oder?“ Der Jinn sah wieder Anyas brennende Hand an. „Freiheit ist ein Konzept, das den Jinns fremd ist. Ich verstehe nicht, was es bedeutet, frei zu sein. Und ich strebe nicht danach. Mein jetziger Zustand muss geändert werden. Aber da ich der Vertreter des Mädchens bin, ist es mir unmöglich, dich gewinnen zu lassen.“ „Egal. Wenn du gewinnst, kannst du selbst den Wunsch benutzen, um alles wiederherzustellen.“ „Ein Jinn darf sich nichts wünschen. Jinns haben keine Wünsche. Nur Menschen.“   Matt stöhnte. Die Emotionslosigkeit dieses Wesens war unglaublich anstrengend. Aber er schien tatsächlich auf seiner Seite und ungewollt in diese Lage geraten zu sein. Was die Frage aufbrachte, warum Anyas Wunsch überhaupt schiefgegangen war. Hatte Levrier etwas damit zu tun? Es war im Prinzip egal. Erstmal musste er zusehen, dass er Anyas Wunsch übernehmen konnte. Was sicherlich kein leichtes Unterfangen werden würde.   „Ich habe eine Kopie deines Decks erschaffen und dir eine Duel Disk gegeben“, sagte der Jinn. Sofort spürte Matt die Last des Apparates an seinem Arm und sah ihn erstaunt an. Auch die flammende Anya besaß plötzlich eine. „Ich werde nicht das Deck benutzen können, welches dem Mädchen gehört, denn ein starker Wille hindert mich daran, welcher von einer ihrer Karten ausgeht. Deswegen werde ich ein anderes, willkürlich gewähltes Deck verwenden. Bedenke, dass ich nicht absichtlich verlieren kann.“ „Schon kapiert“, meinte Matt und ging etwas auf Abstand. „Dann lass uns anfangen.“ „Wie du wünscht, Gebieter.“   [Matt: 4000LP / Jinn: 4000LP]   „Den Erinnerungen meiner Meisterin nach, wird sie verlangen, dass ich anfange“, sprach der Jinn weiterhin tonlos und zog gleich sechs Karten von seinem Deck. „Tu, was du nicht lassen kannst“, brummte Matt. Er schwor sich, dass wenn er mit dieser Sache durch war, eine gewisse Anya Bauer das wahre Ausmaß des Begriffs 'Rache' kennenlernen würde. „Ich beschwöre [Serene Psycho Witch]“, kündigte der Jinn an und ließ eine futuristisch angehauchte, junge Frau mit bonbonfarbenem Haar vor sich erscheinen. In ihrer Hand hielt sie zwei mechanische Dolche, die mit Kabeln an ihrem Rücken befestigt waren.   Serene Psychic Witch [ATK/1400 DEF/1200 (3)]   „Da ich von diesem Punkt an nicht weiter agieren kann, beende ich meinen Spielzug.“ „Hmpf, kannst du nicht wenigstens so tun, als hättest du Gefühle?“, fragte Matt gereizt. „Dieser mystische Tonfall tut auf Dauer in den Ohren weh.“ „Dazu bin ich nicht in der Lage.“ „Dacht' ich mir!“ Matt wusste nicht, was schlimmer war. Sich mit dem Freak zu duellieren oder ihm zuzuhören. Aber was tat man nicht alles für seine Freunde?   ~-~-~   Schritt nach Schritt, immer einer nach dem anderen. Aber es brachte nichts. Wie weit sie auch ging, es war, als würde sie auf dem Fleck verharren, nie voran kommen. „Oh verdammter Kackmist, wenn ich den jemals in die Finger kriege-“, polterte Anya wutentbrannt. Niemals einem Jinn vertrauen, das hatte Matt gesagt. Immer seine Wünsche konkret formulieren. Warum zur Hölle hatte sie sich nicht daran gehalten!? Weil denken lästig war … aber wie die Dinge jetzt standen, musste sie wirklich ihre Meinung diesbezüglich überdenken. Argh, da war es schon wieder! Außerdem war nur Redfield schuld daran, dass sie jetzt hier war und das nur, weil sie der blöden Ziege ja unbedingt helfen wollte. Und als das nicht klappte, war Anya in Panik geraten! „Wehe du biegst das nicht gerade, Dämonenjäger!“ „Na na, immer mit der Ruhe. Es könnte schlimmer sein.“   Anya drehte sich verwirrt um. Hinter ihr war etwas, ein Mann im Schneidersitz. Der schwebte! „Okay, meine Hoffnung, dass das hier nur ein verfluchter Traum ist, ist gerade um 100% gewachsen“, sagte sie gallig in seine Richtung. „Oh Kind, du bist fernab von Traum oder Realität“, sprach der Fremde und drehte seinen langen Bart um einen Finger. In seiner anderen Hand hielt er einen Stab. Anya ein zahnloses Lächeln schenkend, löste er sich aus seinem Schneidersitz und schritt nun auf sie zu. „Es war schon lange niemand mehr hier. Würdest du einem alten Mann eine Weile Gesellschaft leisten?“   Missmutig sah Anya in die Richtung, aus der sie glaubte gekommen zu sein. Nichts. Nur diese ungesunde, violette Leere. Die ganze Zeit war sie hier umhergeirrt und hatte rein gar nichts gefunden! Was war das für ein Ort, der sich scheinbar ins Unendliche ausdehnte!? Wehe, der Dämonenjäger ließ dieses Mistvieh von Jinn entkommen! Sie schwor sich, beide selbst aus dem Jenseits – oder was auch immer das hier war – heraus zu verfolgen, bis ihre Köpfe neben dem von Valerie Redfield in ihrem Zimmer hingen. Selbst wenn sie sich daran nicht mehr erfreuen können würde! „Fein“, murrte sie in die Richtung des Alten. „Hab ja sonst nix Besseres zu tun. Wahrscheinlich hast du es schon gemerkt, aber ich bin neu hier, Opa. Wurde von 'nem Jinn gelinkt.“ „Ohoho“, lachte der Mann. „Das Problem ist mir wohlbekannt.“   ~-~-~   „Nur ein Monster? Das sollte nicht schwer werden“, sprach Matt im Angesicht der Psychohexe und zog auf, womit er schließlich sechs Karten auf in Hand hielt. „Für die habe ich schon die passende Antwort! Ich beschwöre den [Steelswarm Caller]!“ Ein humanoid anmutendes, schwarzes Wesen mit roten Insektenflügeln auf seinem Rücken erhob sich vor Matt, verharrte in gebückter Haltung.   Steelswarm Caller [ATK/1700 DEF/0 (4)]   „Angriff!“, befahl Matt und zeigte auf das Monster des in dunklen Flammen stehenden Jinns. Mit einem Satz landete der Insektenmann vor der rosahaarigen Hexe und riss sie mit seinen klauenbesetzten Händen entzwei.   [Matt: 4000LP / Jinn: 4000LP → 3700LP]   „Wenn [Serene Psychic Witch] zerstört wird, verbannt sie ein Psi-Monster mit einem Höchstangriffswert von 2000 von meinem Deck“, erklärte der Jinn und schob die gewählte Karte in ein Unterfach seiner Duel Disk. „Eine verdeckte Karte. Zug Ende!“, rief Matt nur. Seine Falle materialisierte sich vor ihm. „Das läuft doch gut!“   „Mein Spielzug“, kündigte der Jinn in seiner emotionsarmen Art an und zog, „nun kehrt das verbannte Monster auf mein Spielfeld zurück.“ Ein kleines, blondes Mädchen tauchte vor ihm auf. Sie trug einen Umhang und besaß einen Zauberstab, der eher an einen Morgenstern erinnerte, welcher durch mehrere Kabel mit ihrem Rücken verbunden war. Zudem schwebte sie in der Luft. „[Esper Girl]“, nannte sie der Jinn. „Wenn sie beschworen wird, verbannt sie die oberste Karte meines Decks.“ Welche prompt abseits des Spielfelds mit dem Kartenrücken nach oben zeigend materialisiert wurde.   Esper Girl [ATK/500 DEF/300 (2)]   Matt wunderte sich, warum der Jinn so ein schwaches Monster gerufen hatte, wo es ihm doch hätte möglich sein müssen, eine Kreatur zu rufen, die die seine spielend leicht zerstören konnte. „Ich beschwöre [Serene Psychic Witch] von meiner Hand als Normalbeschwörung“, erklärte der Jinn sein Tun und legte ein weiteres Exemplar seiner Hexe auf die Duel Disk, welche umgehend neben dem fliegenden Mädchen erschien.   Serene Psychic Witch [ATK/1400 DEF/1200 (3)]   „Nun führe ich eine Synchrobeschwörung durch, indem ich mein Stufe 2-[Esper Girl] auf die Stufe 3-[Serene Psychic Witch] einstimme. Aus ihnen wird der Stufe 5-[Magical Android].“ Das kleine Mädchen stieg in die Luft, zersprang in zwei grüne Lichtringe, die sich um die Hexe legten. Ein Lichtblitz folgte und schon stand vor dem Jinn ein neues Monster. Diese neue, junge Frau wirkte, als stamme sie aus einer fernen Zukunft. Mit elektronischem Schwert und Schild in der Hand, strahlte die Rothaarige große Zuversicht aus. Magical Android [ATK/2400 DEF/1700 (5)]   „Nun, da [Esper Girl] auf den Friedhof gelegt wurde, erhalte ich die verbannte Karte“, fuhr der Jinn mit seinem Zug fort. Die neben dem Feld liegende, verdeckte Karte löste sich auf, als er sie sich aus dem Unterfach seiner Duel Disk nahm. „Nach den Regeln dieses Duells greife ich nun dein Monster an.“ „Schon kapiert“, raunte Matt sichtlich angenervt. „Aber das war ein Fehler! Verdeckte Karte aktivieren! [Infestation Tool]! Ich schicke ein Steelswarm Monster von meinem Deck auf den Friedhof“, wobei er [Steelswarm Scout] vorzeigte und entsorgte, „und stärke meinen Caller dafür bis zur End Phase um 800 Angriffspunkte!“   Steelswarm Caller [ATK/1700 → 2500 DEF/0 (4)]   Die Kriegerin griff mit ihrem großen Schwert an, doch der Insektenmann flog über sie hinweg und schlug ihr hinterrücks mit seinen Klauen ein Loch in die Brust, woraufhin sie kreischend explodierte.   [Matt: 4000LP / Jinn: 3700LP → 3600LP]   „Man, das ist einfach gewesen“, murmelte Matt, „zu einfach …“ „Ich gehe nun in die Main Phase 2 und aktiviere die permanente Zauberkarte [Soul Absorption].“ Nachdem ein Abbild der Karte vor dem Jinn erschien – darauf gezeigt wurde ein Mann, dessen Seele von verschiedenen Dämonenköpfen ausgesaugt wurde – ging von ihr ein blaues Leuchten aus. „Ich fahre fort mit [Soul Release]“, sprach der Jinn, „womit ich fünf Karten von unseren Friedhöfen entferne. Diese sind zweimal [Serene Psychic Witch], [Esper Girl], [Magical Android] und [Steelswarm Scout].“ „Was!?“ Plötzlich schossen vier blaue Lichtsphären aus dem Friedhofsschacht des Jinns, sowie eine aus Matts Duel Disk. Sie alle wurden von dem blauen Licht von [Soul Absorption] angezogen und verschwanden schließlich in ihr. „Wann immer Karten verbannt werden, erhält der Besitzer von [Soul Absorption] pro Karte 500 Lebenspunkte.“ Der Dämonenjäger fiel aus allen Wolken. „Aber das sind 2500 Lebenspunkte auf einen Schlag!“ „So ist es.“   [Matt: 4000LP / Jinn: 3600LP → 6100LP]   „Nun aktiviere ich die Zauberkarte [Psychic Feel Zone]. Sie beschwört ein Psi-Synchromonster im Verteidigungsmodus von meinem Extradeck, indem ich zwei aus dem Spiel verbannte Materialien dafür zurück auf meinen Friedhof lege.“ Der Jinn zeigte [Magical Android] und [Esper Girl] vor, ehe er sie in den Friedhofsschlitz schob. „Zusammen ergeben sie Stufe 7. Es erscheint nun [Psychic Lifetrancer]“ Zwei grüne Ringe schossen aus dem Friedhof des Jinns in die Luft, gefolgt von fünf leuchtenden Sphären. Kurz darauf ging eine blasse, schwarzhaarige Frau in blauer Bekleidung vor ihm in die Knie. Ihre linke Körperhälfte war die einer Maschine.   Psychic Lifetrancer [ATK/2400 DEF/2000 (7)]   „Na klasse“, brummte Matt im Angesicht des Cyborgs. „Ich wusste doch, dass da was faul war!“ „Nun aktiviere ich den Effekt dieses Monsters. Ich verbanne ein Psi-Monster von meinem Friedhof“, sprach der Jinn und entfernte von dort den [Magical Android], „und erhalte 1200 Lebenspunkte. Dazu kommen weitere 500 Lebenspunkte durch [Soul Absorptions] Effekt.“ Wieder wurde eine Seele von seiner Zauberkarte verschlungen.   [Matt: 4000LP / Jinn: 6100LP → 7800LP]   „Was zum-!? Wie soll ich so viele Lebenspunkte auslöschen!?“ „Das musst du selbst herausfinden. Entweder das, oder du verlierst dein Anrecht auf den letzten Wunsch“, zeigte sich der Jinn unberührt. „Ich setze zwei meiner drei Handkarten verdeckt und beende den Zug.“ Die Karten materialisierten sich vor ihm. „Damit verliert mein Caller seine Bonuspunkte“, ging Matt widerwillig darauf ein.   Steelswarm Caller [ATK/2500 → 1700 DEF/0 (4)]   Das würde wohl länger dauern, dachte sich der Dämonenjäger dabei und zog schwungvoll. Eins stand fest, Anya würde tief in seiner Schuld stehen, wenn das erst vorbei war! Behände griff er sich ein Monster aus seinem Blatt und rief: „Tributbeschwörung: Caller geht, [Steelswarm Mantis] kommt!“ In einem wirbelnden, blauen Licht verschwand Matts geflügelter Insektenmann. Stattdessen trat daraus eine neue Kreatur. „Und nun aktiviert sich [Steelswarm Mantis'] Effekt, da ich sie als Tributbeschwörung gerufen habe! Für 1000 Lebenspunkte beschwört sie ein Steelswarm-Monster von meinem Friedhof und zwar den für ihre Beschwörung geopferten Caller! Außerdem ruft genau der, weil ich ihn als Tribut für die Beschwörung eines Steelswarm-Monsters angeboten habe, einen seiner Artgenossen der Stufe 4 oder abwärts von meinem Deck, [Steelswarm Sting]!“ Vor Matt tauchten gleich drei Monster auf einmal auf, nachdem er kurz zuvor erst sein altes geopfert hatte. Jenes war auch unter ihnen, dazu kamen noch [Steelswarm Mantis], der wie sein Name schon andeutete, ein schwarzer Mantismann war, sowie [Steelswarm Sting], eine pechschwarze Riesenhornisse mit Armen und Beinen.   [Matt: 4000LP → 3000LP / Jinn: 7800LP]   „Weiterhin aktiviere ich jetzt [Reasoning]! Nenne eine Stufe, danach schauen wir solange Karten von oberhalb meines Decks an, bis ein Monster darunter ist. Dieses wird beschworen, sofern es nicht die Stufe besitzt, die du genannt hast“, erklärte Matt den Effekt der Zauberkarte, die er in seine Duel Disk schob. „Stufe 8.“ Schon die erste Karte, die Matt von seinem Stapel aufdeckte, war ein Monster. „Pech gehabt, [Steelswarm Gatekeeper] ist Stufe 4! Los, erscheine!“ Noch ein Insektenmensch gesellte sich zu den anderen. Dieser aber ging auf vier Beinen und basierte auf einem pechschwarzen, gepanzerten Käfer. Damit besaß Matt nun gleich vier Monster, die er in einem Zug gerufen hatte, welche sich im ganzen Gang des in Grau gefangenen Bahnhofs ausbreiteten.   Steelswarm Mantis [ATK/2200 DEF/0 (5)] Steelswarm Caller [ATK/1700 DEF/0 (4)] Steelswarm Sting [ATK/1850 DEF/0 (4)] Steelswarm Gatekeeper [ATK/1500 DEF/1900 (4)]   Ohne Umschweife schwang er den Arm aus. „Los, Mantis, vernichte jetzt seinen [Psychic Lifetrancer]!“ Ruckartig flog der Mantismann mit den dünnen Flügeln auf seinem Rücken auf den weiblichen Cyborg zu. Doch jener wurde plötzlich ein helmartiger Apparat auf den Kopf gesetzt. Der Jinn sprach: „Das ist die Fallenkarte [Psychic Reactor]. Sie verbannt für diesen Zug alle kämpfenden Monster, wenn ein Psi-Monster in diesem Kampf verwickelt ist.“ Kaum hatte die Mantis den Cyborg mit einem Faustschlag niedergestreckt, lösten beide sich in blauem Licht auf und wurden zu Lichtkugeln, die von der Zauberkarte [Soul Absorption] absorbiert wurden.   [Matt: 3000LP / Jinn: 7800LP → 8800LP]   „Das ist doch nicht zum Aushalten“, schrie Matt regelrecht vor Wut und zeigte mit dem Finger auf seinen Gegner. „Aber ich kann dich jetzt wenigstens direkt angreifen!“ „Du irrst dich“, sprach der Jinn und ließ seine zweite Fallenkarte aufklappen. „Ich aktiviere [Brain Hazard]. Damit rufe ich ein verbanntes Psi-Monster zurück. Dies ist [Magical Android]!“ Matt erschrak, als aus dem Nichts die stolze, futuristische Kriegerin vor dem in schwarzen Flammen gehüllten Jinn auftauchte.   Magical Android [ATK/2400 DEF/1700 (5)]   „Verdammt! Das wird jetzt etwas wehtun, aber“, murmelte Matt grimmig, „von so etwas lasse ich mich nicht aufhalten! [Steelswarm Sting], opfere dich!“ Sein Hornissenmann schoss die Nadel an seinem Körperende auf die rothaarige Kriegerin ab, welche diese jedoch mit einem behänden Schwertschlag postwendend zurück zum Absender schickte. Getroffen von der eigenen Attacke, explodierte Matts Monster.   [Matt: 3000LP → 2450LP / Jinn: 8800LP]   Plötzlich bildeten sich Risse im Schwert des magischen Androiden. „Zu dumm! Wenn [Steelswarm Sting] das Zeitliche segnet, nimmt er ein Synchro-, Ritual- oder Fusionsmonster mit sich!“ Matt zeigte mit dem Daumen nach unten. „Abmarsch!“ Und schon platzte das Schwert auf und löste so eine Explosion aus, die seine erschrockene Besitzerin mit sich riss. Matt streckte da bereits den Arm aus. „Das hat mich ein paar Lebenspunkte gekostet, war die Sache aber wert! Gatekeeper, Caller, direkter Angriff!“ Seine beiden verbliebenen Monster setzten zeitgleich zum Angriff an. Und während der gepanzerte Käfer aus seinem Maul eine säurehaltige, gelbe Flüssigkeit spie, rannte der aufrecht gehende Insektenmann auf den Jinn zu und schlug mit seinen Klauen nach ihm.   [Matt: 2450LP / Jinn: 8800LP → 5600LP]   Als wäre jedoch nichts geschehen, verharrte der Jinn auf der Stelle. „Sehr gut, das ist immerhin ein Anfang“, murmelte Matt vor sich hin. Dennoch hatte er das Gefühl, kaum voran zu kommen. Plötzlich riss er den Arm in die Luft. „Und jetzt werden wir mal verhindern, dass du weiterhin ein Synchromonster nach dem anderen beschwörst! Ich erschaffe das Overlay Network! Xyz-Summon!“ Vor ihnen tat sich ein schwarzer Wirbel auf, welcher die beiden Insekten in Form violetter Lichtstrahlen in sich aufnahm. Matt brüllte dazu: „Steh mir bei, [Steelswarm Roach]!“ Aus dem Loch hervor trat ein edler Schabenritter, dessen goldener Umhang gleichzeitig sein Flügelpaar war. Mit einem Rapier in der Hand stellte er sich mutig seinem Feind, wobei zwei grelle Lichtkugeln um ihn kreisten. Steelswarm Roach [ATK/1900 DEF/0 {4}]   Doch etwas war merkwürdig, überlegte Matt und betrachtete das Mal an seinem Arm. Das sphärenartige Objekt, umhüllt von Dämonenschwingen, glühte nicht auf. Das letzte Mal, als er sein Paktmonster beschworen hatte, war dies jedoch der Fall gewesen. War Another etwa nicht hier? Allerdings störte das Matt nicht im Geringsten. Er hasste dieses Wesen ohnehin wie die Pest dafür, dass es ihn in einen Pakt gezwungen hatte. Ohne ihn hätte er Alastair zwar nicht beschwichtigen können, doch der Preis dafür war groß gewesen. Aber das war nicht der richtige Zeitpunkt, um nachtragend zu sein. „Ich setze eine Karte verdeckt und beende meinen Zug“, rief Matt und ließ die gesetzte Karte vor sich erscheinen.   „Dann beginne ich meinen Spielzug“, kündigte der Jinn an und zog eine Karte, die er kurz betrachtete, ehe er die andere aus seinem Blatt ausspielte. „Beschwörung. [Silent Psychic Wizard].“ Aus dem Nichts tauchte ein in blau gekleideter Krieger mit hochmoderner Lanzenwaffe ausgerüstet auf, die durch Kabel mit seinem Rücken verbunden waren, welcher seinerseits von seinem Umhang bedeckt wurde. Der Jinn erklärte dabei: „Dieses Monster verbannt ein Psi-Monster von meinem Friedhof.“ Schon entsorgte er den [Magical Android], wodurch abermals eine Seele von seiner Zauberkarte absorbiert wurde. „Geht das schon wieder los!“, beklagte sich Matt lauthals darüber. „Verdammt!“   [Matt: 2450LP / Jinn: 5600LP → 6100LP]   Doch noch etwas bereitete ihm Sorgen. Ein Blick auf die Angriffspunkte des Psychokriegers verriet ihm, dass jener [Steelswarm Roach] ebenbürtig war.   Silent Psychic Wizard [ATK/1900 DEF/0 (4)]   Und er hatte es kommen sehen, als der Jinn sagte: „Mein Monster greift nun deines an. Beide werden zerstört.“ Zeitgleich stürmten der Schabenritter und der Krieger aufeinander zu und lieferten sich ein erbittertes Duell mit ihren Waffen. Doch plötzlich grinste Matt verschlagen. „Ganz dumme Idee! Ich hab noch ein Ass im Ärmel! Los, Incarnation Mode! Ich rekonstruiere das Overlay Network und mache aus meinem Rang 4-Monster ein neues Rang 4-Monster!“ „Das ist nicht möglich. Einmischungen von außen werden nicht geduldet.“ „Was!?“ Matt schnappte nach Luft. „Soll das heißen-!?“ „Du kannst nicht auf die Kraft deines Paktpartners zurückgreifen. Der Kampf wird fortgesetzt.“ Der Schwarzhaarige war fassungslos. Selbst Another musste sich der Macht dieses Wesens beugen und konnte nicht eingreifen!? Dann war das tatsächlich ein echter Jinn! Es kam, was kommen musste: beide Monster landeten im selben Augenblick einen tödlichen Treffer und spießten sich gegenseitig auf, gingen zusammen in einer Explosion unter. „Verdammt!“, schrie Matt aufgrund des Verlustes seiner Schabe. „Effekt des [Silent Psychic Wizards] wird aktiviert. Er ruft nun das von ihm verbannte Monster auf mein Spielfeld. Und dieses wird dich angreifen.“ Mit Schrecken wich Matt zurück, als direkt vor ihm der [Magical Android] auftauchte und ihm einen heftigen Schlag mit ihrer Klinge verpasste. Doch Matt wehrte den Angriff mit erhobenem Arm ab und stemmte sich mit aller Kraft gegen ihn. „Nichts da! Meine Falle [Defense Draw] wird den Kampfschaden auf 0 setzen und mich eine Karte ziehen lassen!“ Unter einem leisen Surren klappte die gesetzte, purpurn umrandete Karte vor ihm auf und machte dem Kampf ein Ende. Die rothaarige Kriegerin sprang daraufhin unzufrieden zurück und landete vor dem Jinn, während Matt eine Karte zog und tief durchatmete. „Puh … wenn der durchgegangen wäre …“ „Schnellzauberkarte von meiner Hand: [Emergency Teleport]. Ich beschwöre als Spezialbeschwörung ein Psi-Monster mit maximal drei Stufensternen von meinem Deck, welches am Ende des Zuges verbannt wird. Dieses Monster ist [Mental Seeker].“ Erschrocken davon, dass neben der Kriegerin plötzlich aus einer Lichtsäule ein kleiner, grünhaariger Junge mit hellblauem Cape erschien, stieß Matt einen trotzigen Laut aus.   Mental Seeker [ATK/800 DEF/600 (3)]   Die Augen des Burschen wurden von einem Visor verdeckt und seine Beine waren durch jeweils ein Kabel mit seiner Hüfte verbunden. Er streckte den Arm aus, was Matt völlig überraschend traf, hatte er ganz vergessen, dass dieses Monster auch noch angreifen konnte. „Gargh!“, schrie er, als er durch eine unsichtbare Kraft nach hinten auf den Boden geschleudert wurde.   [Matt: 2450LP → 1650LP / Jinn: 6100LP]   „Nun führe ich in meiner Main Phase 2 eine Synchrobeschwörung durch“, kündigte der Jinn an, „indem ich meinen Stufe 3-[Mental Seeker] auf meinen Stufe 5-[Magical Android] abstimme. Daraus entsteht der Stufe 8-[Thought Ruler Archfiend].“ Matt sprang panisch auf, als er mit ansah, wie der kleine Junge in drei grüne Ringe zersprang, die sich um seine Partnerin legten. Ein greller Blitz blendete ihn, ehe ihm die Kinnlade hinunter klappte. Das neue Monster des Jinns war eindrucksvoller als alles, was dieser bisher gespielt hatte. Breite, ledrige Schwingen spreizten sich, als der mit einem Skelett überzogene Dämon in die Höhe stieg. Seine massiven Pranken und ein langer Schweif zeugten davon, dass er alles vernichtete, was sich ihm widersetzte. „Das wird immer besser …“, brummte Matt frustriert.   Thought Ruler Archfiend [ATK/2700 DEF/2300 (8)]   „Damit ist mein Spielzug beendet“, sprach der Jinn und gab mit leerer Hand und Hinterreihe – abgesehen natürlich von [Soul Absorption] – an Matt ab. Dieser griff unschlüssig, was er gegen so eine Kreatur unternehmen sollte, nach seinem Deck. Einzig seine höheren Tributmonster konnten es mit der Stärke dieses Monstrums aufnehmen, aber auch wenn sich ein solches auf seiner Hand befand, mangelte es ihm an den nötigen Tributen auf dem Spielfeld. Aufgeben war jedoch keine Option. Er hatte Anya in die Sache hineingezogen, nun würde er sie auch wieder da hinaus holen! Irgendwie!     Turn 23 – Last Wish Während Matt weiterhin darum kämpft, dass Anya befreit wird, ist die dazu gezwungen sich ausgerechnet mit dem alten Mann zu unterhalten, den sie in der Lampe des Jinns getroffen hat. Im Verlaufe des Gesprächs öffnet sie ihm jedoch unerwartet ihr Herz und redet über ihre Sorgen. Doch obwohl Matt seinerseits alles versucht, scheint der Jinn einfach zu stark zu sein. Bis Matt sein mächtigstes Monster, [Steelswarm Hercules], beschwört … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)