~ Love at third sight ~ von Nea-chan (Mit dem Herz gegen alle Regeln) ================================================================================ Kapitel 18: An immoral proposal ------------------------------- »Oh mein Gott – was habe ich getan?!« Yosuke starrte Momoko mit schockgeweiteten Augen an, als ihm klar wurde, welches Ausmaß sein unkontrolliertes Verlangen gehabt hatte. Der Regen prasselte unerbittlich wie aus Eimern auf sie ein und tränkte den Stoff ihrer Kleider in wenigen Augenblicken bis auf die Haut. Momoko starrte genauso erschrocken zurück, wie konnte das passieren? Eben noch hatten sie einen freundschaftlichen, wundervollen Abend miteinander verbracht und plötzlich standen sie hier im Regen und lasen sich gegenseitig von den Gesichtern ab, dass sie etwas Verbotenes getan hatten. »Das war mein erster Kuss…« Sie hob unterbewusst die Finger ihrer rechten Hand an ihre beanspruchten Lippen. Der anklagend funkelnde Ring an ihrem Finger war für Yosuke wie ein Faustschlag in den Magen. Was hatte er da nur angerichtet! Sie würde ihn hassen, er hatte ihr etwas so Bedeutsames einfach genommen und damit ihre gesamte Zukunft aufs Spiel gesetzt. Und nicht nur ihre, was war mit ihm und Hiromi? „Es… es tut mir so leid…“, beteuerte er erneut. Er sagte es zum wiederholten Male, doch erst jetzt meinte er es wirklich ernst. Mit selbstverachtendem Gesichtsausdruck wand er seinen Blick ab. Regenwasser strömte aus seinen Haaren in sein Gesicht. Sein Haori war zwar völlig durchnässt, trotzdem zog er ihn sich aus und warf ihn Momoko über den Kopf, sodass der Regen immerhin nicht mehr ungebremst auf ihr Haupt und ihre Schultern trommelte. „Yosuke, ich…“ „Bitte hass mich nicht dafür!“, unterbrach er sie aufgewühlt, seine Hände zu Fäusten geballt. Er wich ihrem Blick noch immer aus, er konnte so nicht sehen, dass keinerlei Spur von Hass oder Ärger in ihren Augen lag. Sie verachtete vielmehr sich selbst, denn zu jeder Zeit wäre sie in der Lage gewesen ihn abzuweisen, zurückzustoßen oder das Intermezzo zu unterbrechen, doch sie hatte es nicht getan. Im Gegenteil, nach anfänglicher Überraschung hatte sie es gewollt UND genossen! Sie war schwach gewesen, es war nicht nur seine Schuld. Anstatt etwas zu sagen, nahm sie Yosukes linke Faust beschwichtigend in ihrer Hände, weswegen er sie irritiert und fragend ansah. „Ich hasse dich nicht. Mir tut es auch leid… es war ein Fehler, aber ich hasse dich nicht dafür. Es war genauso meine Schuld.“ Momoko lächelte ihn warm an, auch wenn ihre Augen deutlich klar machten, wie groß und schwer die Last ihres schlechten Gewissens war. „Aber Takuro…!“ Die Rosahaarige legte ihm versiegelnd ihren Zeigefinger auf die Lippen. „Takuro wird nichts davon erfahren! Und Hiromi auch nicht. Es ist einfach nie passiert.“, sagte sie entschieden. Nie passiert? Wie konnte sie das sagen, wenn ihre aufgeregt schlagenden Herzen und das Adrenalin in ihrem tobenden Blut noch überdeutlich davon erzählte, was zwischen ihnen passiert war? Ihr Gegenüber verstand nicht, wie sie unter diesen Umständen so resolut sein konnte. „Aber…“ „Nein, nicht! Lass uns nicht darüber sprechen! Ich will dich nicht verlieren! Wir würden es ausdiskutieren und zu dem Schluss kommen, dass es besser wäre, wenn wir uns nicht mehr sehen… Das will ich nicht, das kann ich nicht! Bitte…“ Yosuke stockte der Atem bei ihren Worten. Angst spiegelte sich in ihrem Blick und- waren es Tränen oder der Regen, der in Rinnsälen über ihre Wangen lief? „Ich will dich auch nicht verlieren…“, flüsterte er durch das Rauschen des Unwetters hindurch, seine Miene schmerzerfüllt. Sie ließ ihre Hand sinken und zog den Haori enger um ihre Schultern zusammen. „Können wir einfach weiter Freunde sein?“, fragte sie, wie um sich zu vergewissern. Um ehrlich zu sein wusste der junge Mann das nicht, aber er wollte sie nicht aufgeben. Genau wie sie, wollte auch er ihre junge Beziehung – was immer sie auch genau für eine war – nicht aufs Spiel setzen. Er rang sich ein Lächeln an. „Ja, nichts lieber als das.“ Momoko atmete erleichtert aus, was Yosuke zweifeln ließ. War das alles, was sie empfand? Erleichterung, weil er indirekt versprach nicht mehr von ihr zu wollen, als Freundschaft? Spürte sie am Ende die intensive Anziehung, die sooft zwischen ihnen beiden herrschte, gar nicht? Hatte er sich etwas vorgemacht als er geglaubt hatte, sie hätte den Kuss genauso empfunden wie er? Die junge Frau schlotterte kurz heftig. Zurückgeholt aus seiner Gedankenwelt, beschloss Yosuke zumindest jetzt nicht darüber nachzudenken. „Lass uns endlich aus diesem Unwetter verschwinden, bevor wir uns erkälten.“ Trotz allem nahm er sie wieder bei der Hand und führte sie beide durch die Dunkelheit runter von der nassen und gefährlich rutschigen Wiese. Momoko ließ sich abermals widerstandslos führen. Unbeholfen stakte sie ihm auf ihren Getas hinterher, ihre Knie waren immer noch fremdartig zittrig. Sie mochte dem Torwart mit ihrem klaren Entschluss etwas vorgemacht haben, aber innerlich kämpfte sie noch gegen unzählige, verwirrende Gefühle und Gedanken. Ihr erster Kuss, vor dem sie so viel Angst gehabt hatte, war ihr nicht von Takuro, sondern von Yosuke genommen worden. Sie hatte keine Zeit gehabt darüber nachzudenken oder davor nervös zu sein, denn er hatte es einfach getan. Doch obwohl sie vorher nicht gefragt worden war, fühlte sie sich nicht um etwas betrogen, sondern vielmehr beschenkt. Es war so intensiv, voller Begehren und Sehnsucht gewesen. So zärtlich und stürmisch zugleich. Ihre aufkommende Gänsehaut schuldete sie dieser frischen Erinnerung und nicht etwa dem kalten Regen. Was dachte dieser Junge wirklich über sie? Wieso hatte er sie geküsst? Natürlich wollte Momoko Antworten auf all diese Fragen, aber es war wie sie gesagt hatte; würden sie anfangen darüber zu sprechen, konnte das alles andere zwischen ihnen für immer zerstören. Dieser Gedanke schnürte ihr Herz ein, sodass ihr das Atmen schwer fiel. »Nein, ich brauche ihn als Freund…« Und doch wollte sie ihm so gerne sagen, wie dankbar sie ihm für diese erste Erfahrung war, denn sie hätte nicht schöner sein können. An der Bushaltestelle fanden die Beiden endlich etwas Schutz vor den Wassermassen. Geschafft vom eiligen Fußmarsch, studierte Yosuke den Busfahrplan und musterte die beleuchtete Uhr, die in der Nähe stand. „So ein Mist, es ist schon so spät, dass nur noch ein Bus in unsere Richtung fährt, aber er endet einige Stationen vor der, an der wir eigentlich raus müssten.“, fluchte er zähneknirschend. „Oh nein. Dabei ist morgen wieder Schule!“, bemerkte Momoko unglücklich. „Dann stell dich auf eine kurze Nacht ein, denn geschätzt bist du erst weit nach Mitternacht zuhause.“ Er drehte sich zu ihr um, sie triefte nur so dermaßen vor Nässe, dass das Wasser ihr in dicken Tropfen aus den Kleidern leckte. Sie hob seinen Haori herunter, der wie ein nasser Sack in ihren Händen wog. „Gib mal her.“, bat Yosuke sie mitleidig schauend, nahm den nassen Stoff und wrang ihn demonstrativ vor ihr aus. Das Wasser platschte laut auf den einzig trockenen Boden unter dem kleinen Dach der Bushaltestelle. Momoko zitterte vor Kälte, auch ihre Lippen bebten. Der stürmische Wind ließ sie beide in ihren nassen Sachen bis auf die Knochen frieren. Fürsorglich, aber darauf bedacht nicht allzu aufdringlich zu wirken, legte er der Rosahaarigen seinen noch klammen Haori wieder um die Schultern. „Danke… ich hätte mir doch einen eigenen mitnehmen sollen, jetzt musst du meinetwegen frieren.“ Doch Yosuke schüttelte nur abwehrend den Kopf. „Als ob er vor der Nässe oder Kälte schützen würde… der hier ist auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, du zitterst trotzdem wie Espenlaub.“ „Wer hätte denn auch damit gerechnet, dass es abends gewittert?“ Unterstreichend dröhnte ein ohrenbetäubender Donnerschlag vom Himmel. Bedrohlich flackernde Blitze zuckten durch die Wolkendecke und berührten in der Ferne hier und da einen Blitzableiter auf einem der Hochhäuser. Der Schüler konnte gar nicht mit ansehen, wie sehr sich Momoko in ihren durchnässten Sachen rumquälte. Anders als er hatte sie kaum wärmende Muskeln. „Ich könnte dich etwas wärmen…“, bot er leise und vorsichtig an. Untypisch für ihn lief er vor Scham rot an und sah nervös weg. Sie schaute genauso peinlich berührt auf. Vor einer halben Stunde noch hätte er das nicht beiläufig erwähnt, sondern sie einfach frech grinsend in eine wärmende Umarmung gezogen. Momoko schmunzelte traurig und ging auf ihn zu. Als sie vor ihm stand lehnte sie einfach nur ihre Stirn gegen sein linkes Schlüsselbein, weil sie so viel kleiner war als er. Nervös sah Yosuke zu ihr runter. „Dann wärm mich doch bitte… und sei nicht mehr so verkrampft, es macht mir nichts aus.“ Ihr Puls überschlug sich trotzdem fast, als er behutsam seine Arme um sie legte und so wenigstens ein bisschen vor dem Wind abschirmte. „Wegen vorhin… ich weiß, du willst nicht darüber reden, aber ich will dir wenigstens versprechen, dass ich das nie, nie wieder tun werde! Ab jetzt bin ich brav.“ Hochrot erglühte ihr Gesicht an seiner Brust. Musste er ausgerechnet in diesem Moment wieder davon anfangen? Er fühlte wie sich ihr Körper anspannte, hätte er das nicht sagen sollen? Fühlte sie sich jetzt unbehaglich in seiner Nähe? Dabei wollte er doch nichts weiter als ihr wieder Sicherheit vermitteln… der Torwart musste wohl oder übel damit leben, dass der Kuss in ihren Augen ein Fehltritt war, den man besser verschwieg. Leider hatte sie Recht damit, es war für alle das Beste einfach zur Normalität zurückzukehren ohne dem Geschehenen unnötig viel Bedeutung beizumessen. Als ihr Bus endlich kam verzogen sie sich mit ihren tropfenden Kleidern in die hinterste Reihe, wo sie sich schweigend nebeneinander setzten und aus dem Fenster sahen. Momoko wischte sich mit ihren eisigen, roten Fingern einige Regentropfen aus dem Gesicht und versuchte mit Wischen das zu retten, was von ihrer Wimperntusche noch übrig war. Schwarzgraue Schlieren blieben auf dem blauen Stoff ihrer Ärmel zurück. »Ich muss ja total ruiniert aussehen!«, dachte sie erschrocken und rubbelte sich hektisch gleich noch mal gründlich über ihre Wangen. „Ich würde dir ja ein Taschentuch anbieten, aber ich befürchte, die sind auch alle total nass.“, kommentierte Yosuke ihre verzweifelten Versuche, sich wieder herzurichten. „Schon gut, ich will nur nicht aussehen als wäre ich total verheult, wenn ich zuhause ankomme.“ Der Dunkelhaarige bedachte ihr Vorhaben mit einem kritischen Gesichtsausdruck. „Anstatt um deine optische Erscheinung, solltest du dich lieber um deine Gesundheit sorgen. Von der letzten Haltestelle an ist es bestimmt noch eine dreiviertel Stunde bis zu dir zu laufen und es regnet immer noch wie aus Kübeln.“ Momoko sah ihn vorwurfsvoll schmollend an. „Das ist sehr aufbauend, danke.“, grummelte sie missmutig. Das erste aufrichtige Lächeln seit dem Feuerwerk huschte über sein Gesicht. „Mach dir nichts daraus, ich bringe dich doch.“ „Nein! Das kannst du nicht machen! Dann läufst du ja doppelt so lange! Du musst morgen doch auch wieder zur Schule!“ Yosuke verdrehte die Augen und seufzte. „Warum versuchst du eigentlich immer wieder mir zu widersprechen, oder meine Höflichkeiten auszuschlagen? Inzwischen solltest du doch gemerkt haben, dass ich am Ende doch sowieso mache, was ich für richtig halte und mich durchsetze.“, entgegnete er grinsend. Die Blauäugige schüttelte trotzdem energisch ihren Kopf und sah ihn mit strengem Blick an. „Diesmal gebe ich nicht nach! Das ist einfach zu viel Aufmerksamkeit, du musst auch mal an dich denken.“, wetterte sie kratzbürstig. „Oh glaub mir, das tue ich… und ich hätte keine ruhige Minute wenn ich wüsste, dass eine junge, hübsche Frau wie du da draußen bei dem Sauwetter und zu dieser Uhrzeit alleine durch die Straßen watet, in nassen Socken und mit unpraktischen Getas an den Füßen! Wenn dich nicht irgendein volltrunkener Typ abschleppt oder überfällt, brichst du dir vermutlich die Beine oder ertrinkst in einer Pfütze!“ Sie sah ihn ungläubig an. „Du weißt schon, dass du total spinnst? In einer Pfütze ertrinken? Ernsthaft?“, bemerkte Momoko mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue. Doch ihr Sitznachbar gluckste nur amüsiert; es war dasselbe jungenhafte Kichern, das sie schon auf dem Fest von ihm gehört hatte. Wahrscheinlich wollte er sie mit seiner Übertreibung nur aufmuntern, was ihm wie immer gelang. Angesteckt musste jetzt auch sie leise über die ulkige Vorstellung lachen. „So ihr Lieben, Endstation! Bitte aussteigen“, schall die müde Stimme des Busfahrers zu ihnen nach hinten. Mit steifen Gliedern rappelten sie sich auf und verließen den Bus. Alles was an ihnen während der Fahrt halbwegs warm geworden- oder getrocknet war, wurde nun erneut durchgeweicht. „Na wenigstens blitzt und donnert es nicht mehr.“, sagte Yosuke und versuchte sich optimistisch zu zeigen. Seine Begleitung zog den Haori wieder wie ein Dach über ihren Kopf; sie war alles andere als optimistisch angesichts ihres bevorstehenden Fußmarsches. „Sei es drum, danke für den tollen Tag. Ich schreibe dir, wenn ich Zuhause bin.“ „Nichts da, ich sagte doch schon, dass ich dich bringen werde!“, bestand der braunäugige schroff. Momoko drehte sich um und lief bereits ein paar Schritte rückwärts los. „Ich will aber nicht, dass du mich bringst! Ich kann schon auf mich alleine aufpassen, aber du musst morgen wieder zum Fußballtraining!“, entgegnete sie konsequent. „Lass das mal meine Sorge sein!“, widersprach der Torwart und lief ihr hartnäckig hinterher. Doch die junge Frau streckte ihre erhobene Hand entschieden in seine Richtung. „Stopp! Ich sagte nein! Akzeptier das bitte. Du warst heute nett genug zu mir.“ Ein zweideutiger Unterton schwang in ihrer Stimme mit, was Yosuke augenblicklich entmutigte und zurück warf. Meinte sie es so, wie er es verstanden hatte? Er blieb stehen und sah zu, wie sie weiterhin rückwärts lief, damit sie ihn dabei ansehen konnte. Sie senkte ihren Arm wieder und schaute nun milder. »Es ist besser, du bringst mich nicht nach Hause. Ich weiß nicht wie stark ich bin, oder wie schwach…« Gern hätte Momoko ihren Gedanken laut ausgesprochen, doch es war besser so. Er musste nicht wissen wie wenig Willenskraft sie an diesem Abend noch hatte, um weitere pikante Situationen zu vermeiden. Allein schon sein Lächeln reichte aus, um ihren ganzen Körper an die Elektrizität während seines Kusses zu erinnern; ihr Fleisch war definitiv zu geschwächt um sich dem erwehren zu können. „Ich schreibe dir, versprochen.“, sicherte sie ihm zu, als er ihr unglücklich hinterher sah. Sie drehte sich wieder zurück, um ihren Heimweg fortzusetzen, als sich urplötzlich die Schnalle einer ihrer Schuhe löste und sie deswegen geradewegs auf den Bürgersteig fiel. Natürlich direkt in eine riesige Pfütze. „Momoko!“, rief Yosuke alarmiert und eilte sofort zu ihr. Erschrocken hob sie ihre Arme und den komplett eingetauchten Haori aus dem braunen Wasser, in dem sie mit ihrem Rücken gelandet war. Dreckwasser lief ihr ungehindert aus den Haaren in den Nacken. „Du bist ein unverbesserlicher Tollpatsch! Was machst du nur für Sachen?!“, fragte ihr Retter in der Not, der sie unter den Armen packte und von vom Gehweg auflas. „Ich, ich… mein Schuh ist einfach kaputt gegangen.“, sagte sie mit Blick auf ihren schuhlosen Fuß und den in der Nähe liegenden Geta. „Die Feuchtigkeit hat den Riemen bestimmt gelöst.“, stammelte sie noch unter Schock weiter. Yosuke, der sie vorsichtshalber an den Schultern stützte, musterte sie mit besorgtem Blick. Ihre ganzer Rücken und die Ärmel waren braun vor Dreck und er sah zu, wie ihr die Brühe auch am Hals in die Kleidung sickerte. Es war ein Glück, dass ihr Beutel nicht auch in die Pfütze gefallen war. Noch während er schweigend nachdachte, begann Momoko auf einmal an leise zu lachen. Peplex starrte er ihr in die vergnügt strahlenden Augen. „Sieht ganz so aus, als könnte ich wohl doch in einer Pfütze ertrinken! Und mir gleichzeitig die Beine brechen!“, erklärte sie laut kichernd. Völlig verdattert über ihre plötzliche Hochstimmung, konnte der junge Mann sie einen Augenblick lang nur sprachlos und mit geweiteten Augen ansehen. Weil sie aber immer weiter lachte und sich sogar noch steigerte, konnte er schließlich nicht anders als mit einzustimmen. Es gehörte schon viel dazu in so einer Situation trotzdem noch über sich selbst lachen zu können. „Oh Pfirsichtörtchen, du machst mich ehrlich fertig…“, sagte er irgendwann noch immer schmunzelnd. „Dann fehlt ja jetzt nur noch der Typ, der dich abschleppt.“ Sie kicherte atemlos über seinen kleinen Scherz. „Stimmt, aber ich glaube, auf den kann ich verzichten. Ein warmes und vor allem trockenes Taxi wäre mir jetzt ehrlich gesagt viel lieber.“ Sie lächelten sich ausgelassen an, fast vergessen waren der sich noch immer ergießende Himmel und ihre aufgeweichte, kalte Haut. „Damit kann ich nicht dienen, aber ich könnte den zwielichtigen Abschlepper mimen.“ Sie erstarrten gleichzeitig peinlich berührt, denn wieder mal zu spät begriff Yosuke erst, wie zweideutig seine Aussage geklungen hatte. „Ich befürchte, ich kann dir nicht ganz folgen… habe aber Angst es doch zu tun oder dich falsch zu verstehen.“, gestand Momoko schüchtern. „Ich wollte damit nur sagen… Ich wohne von hier nur knappe zehn Minuten entfernt. So wie du jetzt aussiehst solltest du ehrlich nicht nach Hause gehen. Ich habe saubere Klamotten, eine heiße Dusche und zur Not auch eine wirklich bequeme Couch…“ Das Herz der Schülerin setzte einen langen Schlag lang aus, bevor es hämmernd gegen ihre Brust trommelte und ihr damit das Blut in die Wangen trieb. Es war ein wahrscheinlich höchst unangemessenes Angebot, wenn man ihrer beider Beziehungsstatus und den Vorfall von vorhin nicht außer Acht ließ, aber ihrem durchgefrorenem, schmutzigem Körper war das alles ziemlich egal. Momoko war tatsächlich geneigt die Einladung ihres Gegenübers anzunehmen. „Und bevor du irgendwas Komisches von mir denkst, ich schwöre hoch und heilig, dass ich dir nicht zu nahe treten werde!“, beteuerte Yosuke nervös und nestelte dabei an seinem klatschnassen und dreckigen Haori herum, den er ihr inzwischen abgenommen hatte. Das Mädchen mit den Saphiraugen grinste, denn sie hatte sowieso nicht angenommen, dass er etwas anderes im Sinn hatte. Dafür war er dann doch einfach zu anständig, was auch immer ihn auf dem Kirschblütenhügel dazu bewegt hatte das Gegenteil zu beweisen… Sie schüttelte den letzten Gedanken sich selber rüffelnd wieder ab und blickte in die abwartende Miene ihres Begleiters. „Dusche und trockene Klamotten, das klingt gut.“ Erleichtert grinste Yosuke sie an. „Ich habe sogar Tee da.“, erklärte er übertrieben stolz, so als wäre das etwas Außergewöhnliches. „Das klingt ja geradezu verlockend!“, scherzte sie. „Dann komm schnell, spring auf.“ »Spring auf?!«, dachte Momoko verdutzt. Er drehte sich mit dem Rücken zu ihr und ging in die Hocke. „Na auf meinen Rücken, du kannst doch nicht auf nur einem Schuh oder ganz ohne laufen. Bei deinem Glück trittst du dir in der Dunkelheit noch eine Scherbe ein.“ Anstatt etwas zu sagen entfuhr der jungen Frau nur ein schwer zu deutender, hochfrequenter Schreckenslaut. „Na komm, oder willst du nicht auch endlich aus dem Regen raus?“, foppte er sie spielerisch. „Ich kann nicht! Das geht nicht! Wie soll ich denn…?“, stotterte sie aufgeregt. Selbst wenn sie einverstanden wäre auf seinen Rücken zu klettern, wie sollte das in einem Yukata funktionieren? „Lockere einfach deinen Obi etwas, dann hast du mehr Beinfreiheit,“ Momokos innere Selbstbeherrschung fiel augenblicklich in Ohnmacht. Ihr Kopf rauchte, so peinlich war ihr das, was Yosuke ihr da vorschlug. Dieser richtete sich wieder auf und beobachtete das lustige Mienenspiel der Hobbyfotografin. Sein Blick wanderte zu ihrem Obi und ein hinterlistiger Gedanke schlich sich in seinen Kopf. Da die Rosahaarige sich weiter unschlüssig zeigte, überrumpelte er sie einfach und lockerte mit einem Griff um sie herum den Knoten in ihrem Rücken und zog dann trotz ihres einsetzenden, entsetzt quietschendem Protestes, kraftvoll am Stoff unterhalb ihrer Hüfte, sodass ihr rechtes Bein hervor lugte. Er gestattete sich jedoch nicht einen einzigen, flüchtigen Blick darauf oder sonst einen unzüchtigen Gedanken. „Kyah! Du Fiesling!“, schimpfte Momoko und versuchte hilflos den Stoff wieder sittsam herzurichten. „Es schaut doch keiner! Los jetzt, steig auf und du kannst dich bei mir meinetwegen sofort im Badezimmer verstecken.“ Wieder drehte er sich um, schnappte sich aber diesmal rückwärts ihre Hände und zog ihre Arme über seine Schultern, sodass die Widerspenstige gar keine andere Wahl hatte als sich festzuhalten, da ihre Füße den Boden unter sich verloren. „Yosuke! Du bist gemein, das ist mir doch peinlich!!!“, quietschte sie entrüstet weiter mit glühendem Haupt. Seine Hände glitten unbeirrt unter ihre Schenkel um sie festzuhalten. Vollkommen verlegen krallte sie sich in den nassen Stoff an seinen Schultern und vergrub ihr Gesicht in seinem Nacken. „Muss es aber nicht, du bist ganz leicht.“, versuchte er sie aufzumuntern und lief zügig los. »Als ob es mir deswegen peinlich wäre!«, dachte sie knurrend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)