Verborgen in Stille Teil II von Strichi ================================================================================ Kapitel 36: Passerie -------------------- Ohne dass ich mich noch vorher umdrehen konnte zerrte mich Jack zu seinem Auto. Er schubste mich regelrecht hinein und als er auf dem Fahrersitz Platz nahm, fuhr er zügig los. Ich zitterte und schaute nach hinten aus der Heckscheibe. Wurden wir nun verfolgt? Hatte man uns schon länger beschatten lassen? Und hatte Jack es mitbekommen und mir nur nichts gesagt? Oder hatte David nur so gute Leute auf uns angesetzt, dass Jack diese nicht bemerkt hatte? Alles war möglich und ich war mir sicher, dass ich es so schnell nicht erfahren würde. Je mehr Gedanken sich in meinem Kopf breit machten, desto mehr wuchs die Sorge und unangenehm laut hallte mein Puls in meinen Ohren. Er hatte Luna erwähnt! Luna! Sie war gerade einmal ein Jahr alt! Wie konnte er das machen?! Wie? Sie war mehr wie unschuldig! David hatte in meinen Augen kein Herz, wenn er das wirklich tat! Wieso hatte ich mich nicht bei Clay gemeldet?! Ich bekam gar nicht wirklich mit wie Jack ins Auto stieg. Starr blickte ich auf das Armaturenbrett. Erst der Ruck des anfahrenden Autos brachte mich in die Gegenwart zurück. Mit fast schon unsicherem Blick sah ich zu ihm und blinzelte leicht. Wohin fuhren wir nun? Jack schmiss mir sein Handy entgegen und raunte: „Ruf Adam an. vier, eins, null, neun, acht, sechs.“ Ich brauchte nicht zu fragen wofür die Zahlen standen, denn als ich über das Handy ging wollte es zum entsperren einen Zahlencode haben. Ich sah in seinen Kontakten keinen Adam, doch schon scrollte ich hinunter und rief die Nummer von Ozelot an. Sofort stellte ich das Handy auf Lautsprecher. Es dauerte nicht lange bis abgenommen wurde und die freundliche und gut gelaunte Stimme Adams drang aus dem Gerät in meiner Hand. „Hi Snake, was gibt´s?“ „Hör zu“, begann Jack sofort, „der Major ist bei Jazz aufgetaucht. Er weiß, dass ich Quiet nicht erschossen habe… Wir müssen sofort untertauchen. Ich weiß nicht wie lange die uns schon beobachten, aber jemand muss sofort zu Jenny Hales und Clay Kentons Haus fahren! Durchleuchtet alle! Mir scheiß egal, hier ist sicher ein Maulwurf und ich will, dass ihr ihn findet!“ Panik durchströmte meinen Körper! Jenny und ihre Familie könnten in Gefahr sein! Fast automatisch griff ich nach meinem Handy, doch Jack schlug es mir aus der Hand und schüttelte den Kopf. Ich wollte ihn wütend anfahren, doch ich unterdrückte die Wut. Ich musste mich konzentrieren. Jack hatte Ahnung davon! Er hatte es einfach! Ich musste ihm vertrauen, auch wenn ich gerne mehr selbst organisiert hätte… „Alles klar Boss“, raunte Ozelot in den Hörer und ich war verblüfft wie ernst er klang, kannte ich ihn doch eigentlich nur locker und fröhlich. Er fragte nicht viel nach, vermutlich wusste er, dass er nun einfach funktionieren musste. Unnötige Fragen hätte unnötig Zeit vergeudet. „Ich schick die Leute los. Jazz soll sein Handy wegschmeißen. So lange wir nicht wissen wie lange er schon davon weiß, dass Quiet noch lebt, kann er ihn schon wer weiß wie lange beobachten…“ „Ich weiß“, raunte Jack wütend und wechselte die Spur. Er beschleunigte und zog an vielen anderen Autofahrern vorbei. Immer wieder blickte er in den Rückspiegel. „Wenn es neue Informationen gibt melde ich mich“, sagte Jack und ich verstand, dass ich auflegen sollte, was ich gleich tat. „Schalte dein Handy sofort aus“, sagte Jack und ich tat wie mir befohlen. Warum wusste ich nicht. „Was ist mit Emily“, fragte ich unsicher und Jack schaute zu mir. Deuten konnte ich seinen Blick nicht. Er sagte nichts. Hatte er Angst, sie wäre eine Spionin? Ein Maulwurf? Das war einfach albern! „Jack! Emily könnte in Gefahr sein! Sie ist nicht böse. Sie ist“, doch Jack unterbrach mich gleich. „Sie ist Schauspielerin… we-“, doch ich fiel ihm ins Wort und energischer als beabsichtigt fuhr ich ihn an: „Ich vertraue Emily! Sie ist keine Spionin! Sie ist höchstens in Gefahr! Ich lege meine Hand für sie ins Feuer Jack! Wir müssen nach Hause und sie warnen verdammt! Oder glaubst du, sie hat Adam die ganze Zeit an der Nase herumgeführt, oder wie?“ Ich sah, dass es Jack nicht passte und wütend meinte er: „Woher soll ich das wissen?! Ich hab kaum etwas über sie herausgefunden! Ich konnte gerade einmal ihre Schulen herausfiltern. Nichts über ihre Eltern oder Geschwister, Jasper!“ Ich schüttelte nur den Kopf, dass konnte und wollte ich einfach nicht glauben! „Ich glaube es trotzdem nicht! Ich will, dass wir nach Hause fahren. Wir müssen auch noch den Hund holen!“ Wütend sah Jack mich an. Mir war es gleich, dass er gerade wütend auf mich war. Ich vertraute Emily und dass er nichts über sie hinausgefunden hatte, wunderte mich, doch pampig fuhr ich ihn an. „Wenn du doch nichts herausgefunden hast, weswegen sagst du es mir dann erst jetzt“, raunte ich wütend. Vorbei waren die Zeiten, in denen er mich mit sowas einschüchtern konnte! Wütend sah Jack weg auf die Fahrbahn und beschleunigte. Ich wusste, dass er erzürnt war, doch ich war mir sicher. Ja, es war komisch dass er keine Informationen über Emily bekam, doch ich war mir sicher, dass sie mich niemals verraten hatte. Sie war meine Freundin! Egal was Jack alles sagen würde, ich war mir sicher, dass sie nichts Böses vor hatte! Ich war überrascht, dass Jack auf direktem Weg zu unserer Wohnung fuhr, hatte ich doch eher erwartet, dass wir einige Umwege fuhren. Immer noch ließ ich mich von Jacks, 'Emily ist eine Spionin' Idee nicht überzeugen! Es schien uns keiner gefolgt zu sein, denn sonst hätte Jack sicherlich einen anderen Weg genommen. Als ich aus dem Wagen aussteigen wollte, hielt Jack mich feste. „Du folgst mir, wenn ich es sage! Du gehst auf keinen Fall vor.“ Selten hatte ich ihn so autoritär erlebt wie in diesen Moment, doch hatte ich auch selbst keine Erfahrungen mit dem Soldaten Jack gesammelt. Ich nickte leicht. Und vorsichtig stieg Jack aus. Nichts war auffällig und nach einem Moment winkte er mich zu sich. Gemeinsam betraten wir die Wohnung, doch kein Didi war dort, der uns freundlich begrüßte. Alles war dunkel und eigentlich so, wie wir es verlassen hatten. Ich spürte, wie Jack sichtlich nervös wurde und er sich in der Wohnung umsah. Wo waren Emily und der Hund… Waren vielleicht schon welche vor uns hier gewesen? „Hast du eine Waffe“, fragte Jack mich und ich nickte leicht. Natürlich hatte ich als gebürtiger Texaner eine Waffe bei mir zu Hause. „Eine Beretta…“, raunte ich fast schon flüsternd. Ich war nervös und obwohl ich meine Wohnung sehr gut kannte, blickte ich mich nervös um. Ich betrachtete die vertraute Garderobe. Emily's Jacke fehlte, sowie die Leine Didis. Alles war so vertraut und dennoch fühlte es sich merkwürdiger an als ich es eigentlich wollte. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und ich konnte es nicht verhindern, dass ich mich kurz schüttelte. Ernst nickte Jack. „Besser als nichts, gib sie mir! Du traust dich eh nicht auf bewegte Ziele zu schießen“, forderte er mich auf. Bewegte Ziele… er nannte es nicht Menschen. Bewegte Ziele… Vielleicht war es einfach zum Selbstschutz… Ich ging in mein Zimmer und holte aus dem Kleiderschrank die unscheinbare schwarze Pistole. Auch wenn ich Waffen zur Selbstverteidigung eigentlich unnötig fand, wollte ich diese Waffen dennoch nicht wegtun. Es war eine ausgediente Dienstwaffe meines Vaters. Es war ein Erinnerungsstück, an eine damals unbeschwerte Zeit. Gemeinsam mit zwei Magazinen reichte ich sie Jack. Ich schwieg, als könne ich nicht mehr sprechen. Auch wenn ich Waffen zur Selbstverteidigung eigentlich unnötig fand, wollte ich diese Waffen dennoch nicht wegtun. Wir waren oft am Schießstand und eigentlich hatte es mir früher Spaß gemacht gemeinsam mit Dad dorthin zu fahren. Er betrachtete sie kurz und grinste leicht. „Eine M9? Hast du die von deinem Vater bekommen? Ist eine typische Polizistenwaffe“, sagte er und steckte gleich das Magazin ein und mit einer schnellen Handbewegung entsicherte er die Waffe. „Ja, habe ich“, meinte ich und betrachtete Jack. Wie er nun vor mir stand. Mit wachem Blick und so ruhig, als schien er entspannt auf das Kommende zu warten. „Pack ein paar Sachen. Ich versuch herauszufinden wo Emily steckt…“ Genervt verdrehte ich die Augen und war froh, dass Jack es nicht sah. Emily war meine Freundin und keine Spionin! Das musste er früher oder später einfach einsehen! Doch ich wusste, dass Jack gerade nur schwer mit sich reden ließ. Er war einfach ein sturer Esel! Ich packte schnell die Sachen zusammen. T-Shirt, Unterwäsche, Hosen, alles Mögliche landete in meiner großen Reisetasche. Jack schien langsam immer nervöser zu werden und unruhig fing er an sich umzublicken. Auch ich war angespannt. Die Sorge um meine Familie und meine Freunde nagte an mir. Ich starrte auf mein Handy. Immer noch war es ausgeschaltet und ich wusste, dass ich es nicht anschalten durfte, beziehungsweise sollte. „Was ist mit meinem Handy“, fragte ich unsicher und betrachtete das ausgeschaltete Handy in meiner Hand. „Ich besorg dir ein Neues mit einer sicheren Nummer“, raunte Jack und nahm mir das Gerät aus der Hand. Hatte man eventuell mein Handy gehackt? Ich wusste es nicht. Sicher konnte man so etwas. „Wie groß ist die Gefahr“, fragte ich unsicher und Jack zuckte mit den Schultern. Er schien es wirklich nicht zu wissen. Natürlich nicht. „Ich muss telefonieren! Ich muss wissen wo mein Hund ist!“ Ich wusste, dass er Emily anrief. Als er mich wütend und vielleicht auch mit Sorge in dem Auge anfuhr, meckerte er: „Sie geht nicht an ihr verdammtes Handy! Ich wusste es!“ Mahnend sah ich ihn an. „Ich bin weiterhin vollkommen davon überzeugt, dass Emily nichts damit zu tun hat! Ruf sie noch mal an“, forderte ich ihn energisch auf, „schon Mal auf die Idee gekommen, dass sie ihr Handy nicht gehört hat?“ Ernst, mit versteinertem Gesicht sah er mich an. „Los, ruf sie an!“, forderte ich ihn energisch auf. Erneut wählte er die Nummer und ich sah, wie sich seine Schultern entspannten, doch so schnell dieser Zustand da war, verschwand er wieder. „Wo ist mein Hund!“, sagte er energisch in das Handy. Jetzt verstand ich auch, warum er immer nervöser wurde, er hatte Sorge um Didi. Schnell nahm ich es ihm ab. Kurz wollte er es festhalten, doch mit einem starken Ruck, hatte ich es in meinen Händen. „Emily“, fragte ich, vielleicht war durch das Handgemenge die Verbindung unterbrochen worden, doch ich hörte ihr verständnisloses Ja, in meinen Ohren. „Emily… Jack… er hat sich erschrocken, dass der Hund weg ist, hast du davon irgendwie Ahnung“, fragte ich und war erleichtert, als ich sie fröhlich lachend antworten hörte: „Ach so, ja, keine Sorge. Der musste nur mal. Da habe ich mir den geschnappt. Bin gerade im Park… Ich dachte, dass freut ihn. Dann muss er gleich nicht noch mal so lange laufen.“ Ich hatte, während Emily sprach gespürt, wie Jack versuchte sein Ohr an das Handy zu drücken, vermutlich um jedes Wort von Emily zu belauschen. „Ach so… ja. Jack… muss gehen. Der braucht seinen Hund dann“, meinte ich und spürte, wie Jack immer angespannter wurde. „Ach so… das wusste ich nicht. Ich komme gleich. Ach und meine Mum kommt vorbei. Die holt ihre Tuppersachen ab“, plapperte sie fröhlich und ich hörte den Wind unangenehm im Handy wehen. Ich seufzte genervt, darauf hatte ich nun wirklich keine Lust! „Emily… pass bitte auf dich auf und komm sofort nach Hause, okay“, meinte ich leise, aber sehr eindringlich. Ich hatte wirklich Angst um diesen Paradiesvogel! Sie klang äußert verwirrt, als sie irritiert sagte: „Ja, klar? Ist was passiert?“, wollte sie wissen und ich verneinte. Wie konnte ich dies auch sagen ohne Jack zu verraten? Ich legte auf und eisern blickte Jacks blaues Auge mich an. „Emily meinte sie macht sich auf den Weg. Sie hat das Handy nicht gehört“, erklärte ich ruhig und sah Jack ernst an. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Emily damit etwas zu tun hat!“ Jack war äußert angespannt und runzelte leicht die Stirn. Er runzelte die Stirn und kramte in meinem Regal herum. „Was suchst du“, wollte ich wissen und beobachtete ihn dabei, während ich Kleidung in meine Reisetasche stopfte. „Ich schaue, ob hier Wanzen sind“, raunte er, doch seine Suche wurden von dem Klicken der Tür je unterbrochen. Angespannt sah Jack mich an und flüsternd fragte er: „Wer hat noch einen Schlüssel?“ Ich spürte, wie auch ich immer angespannter wurde und ebenfalls im flüsternden Ton erklärte ich: „Emily sagte etwas davon, dass ihre Mutter kommen würde …“ Ich bemerkte, wie Jack sich darüber aufregte und mich neben die Tür schob. Warum er sich aufregte verstand ich nicht. Er beförderte mich weg aus der Schusslinie. War das alles angebracht? War das übertrieben? Ich wusste es nicht. Das Klackern der Schuhe im Flur deutete an, dass eine Frau hineinkam. Auch ich war mir nicht sicher, ob es tatsächlich Emilys Mutter war. Leise versuchte Jack die Tür zu öffnen und spähte hinaus. Ich konnte nicht viel sehen, doch die Stimme, die ich hörte, ließ mich erleichtert aufseufzten. „Wieso um Himmelswillen kann dieses Kind die Sachen nicht wieder nach Hause bringen“, hörte ich Emily's Mutter Jules sagen. Die Geräusche aus der Küche ließen erahnen, dass Jules gerade etwas im Schrank suchte. Ach ja, diese verdammten Tuppersachen, das hatte Emily ja gerade erst gesagt. „Ich weiß, wer das ist“, meinte ich und sagte laut: „Hey! Was suchst du?“ Immer noch nahm ich die Geräusche aus der Küche wahr, die plötzlich verstummten. „Oh Jazz“, rief sie fröhlich und ich hörte, wie sie näher kam, „Emily wollte eigentlich heute endlich mal alle meine Tupperdosen vorbeibringen. Ich habe keine mehr. Dieses Mädchen-.“ Erschrocken schrie sie auf, als sie Jack erkannte und mit einem schnellen und harten Hieb schlug sie mit der Kante der Tupperdose, die sie in ihrer Hand hielt, gezielt auf Jacks Nase. Schmerzvoll stöhnte Jack auf und auch er sah Jules erschrocken an. Noch bevor ich sprechen konnte, oder gar fragen, was denn nun los sei, griff Jules Jack einfach an! Gekonnt, wie ich es ihr nie zugetraut hatte, trat sie mit voller Wucht gegen seine Seite. Was zur Hölle war hier los verdammt?! Immer noch benommen vom ersten Schlag keuchte Jack erschrocken auf und sprang nach hinten. „Was machst du hier“, rief sie erschrocken und stürzte sich auf Jack. Im letzten Moment sprang er zur Seite und ließ Jules in leere treten. Er richtete die Pistole auf Jules, welche ich ihm grade erst gegeben hatte. Er konnte doch jetzt nicht Emilys Mutter einfach erschießen?! Schneller als gedacht sprang Jules zu Jack, ich wäre vermutlich wie erstarrt gewesen, wenn mich jemand mit einer Waffe bedrohte. Mit einer schier winzigen Bewegung jedoch drehte sie ihm die Pistole aus der Hand und sie wechselte den Besitzer. Es sah so leicht aus, als hätte dies jeder einfach gekonnt. Ohne darüber nachzudenken griff Jack nach einem losen Gegenstand in seiner Reichweite. Wenn er überrascht war, dann nur für wenige Sekunden. Es war ein Buch, welches ich für die Uni brauchte. Modellbau für Architekten Handbuch und Planungshilfe, ein sehr dickes Buch! Jack warf es auf kürzeste Distanz Jules entgegen und sie musste einen Arm hochnehmen um es abzuwehren, sonst hätte es gezielt ihre Nase getroffen. Diese Sekunde nutzte Jack aus um einen Schritt auf sie zu zugehen und ihre Arme festzuhalten. Doch sie wehrte sich. Sie versuchte nach ihm zu treten. Er drängte Jules aus meinem Zimmer hinaus in unseren Essbereich und schaffte es ihren Körper rücklings auf unseren kleinen Esstisch zu drücken. Eine Vase aus dem Flur zerschellte am Boden, als Jack sie durch den Flur drängte. Eine Tasse, die noch vom Frühstück auf dem Küchentisch stand fiel hinunter und ging zu Bruch. Sie schrie nicht, sondern keuchte zornig auf! Der Küchenstuhl viel lauthals um, knallte laut auf den Küchenboden. Für den Augenblick sah es so aus, als wäre Jules dem großen Mann über sich hoffnungslos unterlegen. Ich wollte gerade den Mund aufmachen, doch sie wusste sich zu wehren und trat Jack kräftig zwischen die Beine. Es war sicher nicht ehrenvoll, aber durchaus nützlich in ihrer Position. Mit einem lauten Stöhnen ließ er sie los, was sie zur Flucht von dem Tisch nutzte. Sie nahm einem noch stehenden Stuhl zur Hilfe und Schlug Jack damit auf den Rücken. Als sie ihn wieder sinken ließ hatte der Stuhl eine unnatürliche Schräglage bekommen. Die beiden demolierten grade meine Wohnung! „Ich hab keinen Bock auf diesen scheiß!“, meckerte Jack lauter als ich dachte und schien dem Treiben ein Ende setzen zu wollen. Er beugte sich etwas runter, packte Jules mit beiden Händen an der Hüfte und hob sie ruckartig hoch. Er warf sich die zierliche Frau locker über seine kräftige Schulter und ließ ihr Beine in der Luft strampeln. Sie zog an seiner Hose, doch in dieser Position hatte sie nicht viel Spielraum um sich zu wehren. „Woher kennst du den“, fuhr Jules mich erschrocken und nach Luft schnappend an und versuchte sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien! Noch bevor ich antworten konnte, raunte Jack fast schon wütend: „Woher kennst du sie?!“ „Lass sie verdammt noch mal runter Jack!“, forderte ich ihn energisch auf und trat zu den beiden. Nur widerwillig kam er meiner direkten Aufforderung nach. Verwirrt blinzelte ich und stellte mich gleich zwischen die beiden. „Bitte! Hört auf die Einrichtung zu zerstören“, fuhr ich die beiden fast verzweifelt an. Erneut wurde ich von beiden aufgefordert zu sprechen und so sagte ich an Jack gewandt: „Das ist Emilys Mutter!“ Böse blickte er sie an und raune: „Oh ich wusste es! Du hast sie auf Jasper angesetzt!“ „Ich habe gar nichts…. Jasper, wer ist das für dich?“ Ich sah zu Jack und meinte: „Das ist mein Freund, mein Lebensgefährt und ich verlange jetzt augenblicklich eine Erklärung!“ Ich blickte zu Jack und sah ihn auffordernd an. Wütend verschränkte er die Arme und raunte mir vorwurfsvoll zu: „Musst du Agenten anlocken wie ein Scheißhaufen die Fliegen?!“ Verwirrt sah ich zu Jules und sie verdrehte genervt die Augen. Ohne etwas zu sagen bat ich sie mir zu erklären, was hier vor sich ging. Jack immer noch misstrauisch beäugend meinte sie: „Ich bin keine Agentin mehr! Ich bin… es kann sein, dass ich das ein oder andere Mal gemacht habe… Was ist ja nicht wichtig.“ Jack schnaubte verächtlich. „Was hat sie dir gesagt was sie macht“, wollte Jack von mir schnell wissen und schien mich fast schon zu sich ziehen zu wollen. Doch auch Jules hielt mich erschrocken am Arm feste. „Ich… ich weiß nur, dass sie Violinistin ist“, sagte ich mit großen Augen und sah die blonde Frau vor mir an. Wieso waren alle in meiner Umgebung nicht das, was sie angaben zu sein?! Verächtlich lachte Jack. „Kannst du das überhaupt Passeri“, fragte Jack und schlich etwas hin und her. Wie ein Raubtier, welches seine Beute nicht aus den Augen ließ. Alle Aufmerksamkeit fokussierte sich auf sie. Doch Jules sah nicht anders aus. „Natürlich“, meinte sie fast schon herablassend und ihre Augen zogen sich wütend zusammen. „Hast du Emily auf Jazz losgelassen? Sollte sie ihn ausspionieren?!“ Wütend war Jacks Stimme. „Was hat Emily damit zu tun“, rief Jules aufgebracht, doch Jack ließ sich nicht von seiner Idee abbringen. „Ja Emily! Die spielt ihre Rolle echt gut, fast wäre ich darauf reingefallen, hätte mein Intel-Team nicht gar nichts über sie gefunden“, murrte er und grimmig schauend sah er Jules an. „Emily hat nichts, aber auch gar nichts mit meinem Job zu tun!“, rief Jules immer aufgebrachter. Als ich immer noch fragend schaute, meinte Jack plötzlich an mich gewandt: „Passerie ist eine Agentin der DGSE… ist sowas, wie die CIA Frankreichs... Bist du immer noch der Meinung Emily sei so unschuldig?!“ Doch noch bevor ich sprechen konnte, fuhr Jules ihn wütend an: „Lass meine Tochter aus dem Spiel, oder ich verspreche dir ich hetze dir alle Leute auf den Hals, die ich kenne! Wenn du wirklich mit Jazz zusammen bist, dann hast du sie kennen gelernt! Sie hat nichts mit meinem Job zu tun, verstanden?! Und jetzt erklär mir gefälligst was hier los ist Snake, bevor ich es aus dir heraus prügle!“ Nie hatte ich Jules so schreien, geschweige denn so drohen gehört. Doch noch bevor Jack wütend zurück fauchen konnte, ging ich dazwischen. Noch mehr wütende Agenten, oder was auch immer die beiden waren, vertrugen die Möbel nicht. Aber es erklärte, warum Jack keine Informationen über Emily bekommen hat. Jules setzte sicher alles daran, um Emily zu schützen. „Bei der Arbeit kam heute ein älterer Mann rein… David und er… na ja hat mich und Jack bedroht“, sagte ich hastig, denn mit Jack war ein normales Gespräch derzeit ja nicht möglich. „Wer ist David“, wollte Jules wissen und runzelte ihre Stirn. Doch noch bevor ich erklären konnte, trat Jack neben mich. Zog mich tatsächlich etwas hinter sich. Er war gänzlich anders. Er benahm sich nicht mehr wie mein Lebensgefährte. Immer noch war mir klar, dass gerade Snake neben mir stand. Ein Soldat, bereit alles zu tun um mich und sich in Sicherheit zu bringen. „Vielleicht sagt dir David nichts, aber vielleicht Rucker?“, sagte Jack gefährlich ruhig und ich merkte, wie er genau ihre Mimik zu eruieren schien. Nach und nach merkte ich, wie Jules die Gesichtszüge entgleisten. David schien wohl sein richtiger Name zu sein und kein Deckname. „Was will der von euch“, fragte sie entsetzt und blickte Jack fast schon fassungslos an. Grummelnd und kurz abwägend schien Jack zu überlegen ob er antworten sollte oder nicht. Leise murmelnd und sehr sachlich meinte er: „Er will das ein oder andere und er will über Jazz an mich herankommen.“ Kurz dachte Jules nach und sah mich an. „Jules“, meinte ich und sah sie ernst an, „ich mache mir Sorgen um Emily… Irgendwer muss mich beschattet haben und vielleicht auch Emily…“ Es war, als würde der Groschen fallen. Mit geweiteten Augen sah sie mich an. „Das kann nicht sein… okay… Snake… ich ruf meine Leute an, bringe Emily in Sicherheit und kontaktierte dich, okay?“ Ich war sichtlich verwirrt, gerade noch Spinne Feind und nun schien es, als arbeiteten sie zusammen! Plötzlich und unerwartet?! Jack schien es nicht zu wundern und er nickte leicht. „Ihr habt doch überall eure Spitzel… Die DGSE mischt doch überall mit… habt ihr welche bei Rucker?“, fragte er und sprach mit tödlich ernster Stimme. „Das geht dich nichts an“, wich sie aus und sagte wie Jack weder ja noch nein. Er nickte knapp, schien nicht verwirrt von ihrer Aussage. Vielleicht sprachen sie alle so kryptisch. „Ach und Snake… Wenn meiner Tochter irgendwann was passiert verspreche ich dir, wirst du dich nirgendwo vor mir verstecken können“, drohte sie im gefährlichen Ton und ich verstand sie. Jeder würde für seine Familie über Leichen gehen… Doch ich war erleichtert, wir standen nicht mehr alleine da. Ich hatte keinen Plan von dem französischen Nachrichtendienst, doch es war besser als mit Jack alleine dort zu stehen… Jules kannte Clay und Jenny, vielleicht könnte sie nach den beiden sehen… Wir hörte Schritte, wir alle starrten zur Tür. „Oh mein Gott, was ist denn hier passiert? Wie schrecklich“, hörte ich Emilys Stimme aus dem Flur und zusammen mit Didi betrat sie den verwüsteten Flur. Der Hund schnüffelte an der zerbrochenen Vase und zog an der Leine. Er wollte zu Jack und winselte leise. Augenblicklich war Emilys Mutter bei ihr und Didi lief fröhlich und schwanzwedelnd auf Jack und mich zu. Jules drückte Emily an sich und meinte: „Alles gut Süße. Hier ist eingebrochen worden! Wie schrecklich…“, log Jules sofort drauf los und verdammt, klang sie ehrlich dabei. „Oh Gott“, quietschte sie und sah uns drei erschrocken an, „deswegen warst du so komisch am Telefon Jazz… Oh nein.. waren die auch in meinem Zimmer“, wollte Emily wissen und ging gleich in ihr buntes Reich. Natürlich war dort alles, wie sie es verlassen hatte. Erleichtert seufzte sie und meinte: „Gott sei Dank sind die nicht in mein Zimmer… was fehlt denn“, wollte sie wissen und sprachlos sah ich zu den zwei Anderen. Sie waren es schließlich, die besser Lügen konnten. „Bargeld“, raunte Jack und fügte genervt hinzu, „mein Tablet… ich dachte schon, die haben meinen Hund mitgenommen“, raunte er und streichelte Didi, den er nahe bei sich hielt. Sein Blick huschte zu Jules und er sagte: „Eigentlich ist er ausgebildet Menschen, die ich nicht mag, direkt anzugreifen.“ Unbeeindruckt schien sie und es wirkte für einen kurzen Augenblick herablassend, wie sie Jack angrinste. „Schatz, du bleibst jetzt erstmal bei uns“, meinte Jules und zog ihre Tochter liebevoll, aber bestimmt zu sich. Emily nickte nur und wirkte erstaunlich niedergeschlagen. Es tat mir fast schon leid, dass wir sie anlogen. So wie sie dreinschaute wirkte sie nicht mehr so ausgelassen, wie sie sonst war. „Ja… okay, ich schreib nur Adam, dass hier was passiert ist“, sagte sie hölzern und zog ihr Handy, welches in einer knallbunten glitzernden Hülle steckte heraus. Ich blinzelte und sah zu Jules. Wie würde sie auf Adam reagieren… Kannte sie ihn überhaupt? Als Jules sie fragte, wer Adam sei antwortete Emily mit einem mir zu bekannten Funkeln in den grünblauen Augen: „Ach, das ist ein Arbeitskollege von Jacky, der ist so süß sag ich dir. Er bringt mich immer zum Lachen.“ Ich bemerkte, wie Jules Augen sich weiteten und als sie Jack betrachtete, war sein Blick vollkommen ungerührt. „Ja, meine Arbeitskollegen haben echt eine anziehende Wirkung auf deine Tochter.“ Ich hörte die unterschwellige Drohung und konnte nur die Augen verdrehen. Hier ging es doch gar nicht um Adam und auch nicht um Jules. Hier ging es um David! Emily brachte mich aus meinen Gedanken, als sie ihre Mutter fragte: „Kann ich heute bei euch schlafen? Wenn hier Fremde drinnen waren, fühle ich mich nicht mehr wohl.“ Sofort war Jules vollkommen in ihrer Mutterrolle. „Natürlich! Als ob ich dich noch hier schlafen lasse. Pack deine Klamotten. Die beiden kommen sicher auch wo unter… vielleicht bei deiner Schwester?“ Emily nickte und verschwand in ihr Zimmer und unsicher zuckte ich mit den Schultern. Die Sorgen, die sich wegen der sich überschlagenden Ereignisse kurz verabschiedet hatten, waren mit einem Schlag wieder da. Hatten wir hier Zeit vertrödelt? „Jack!“, fuhr ich ihn gereizt an und konzentrierte mich meine gereizten Worte zu verschlüsseln, „hatte dein alter… Chef nicht was davon gesagt, dass er…. Clay kennt... und Luna?“ Eindringlich sah ich ihn an und Jack atmete kurz durch. Doch nicht nur Jack schien zu verstehen, auch Jules sah mich überrascht an. „Wirklich?“, fragte sie mich. Auch sie wusste, dass ich eine kleine Nichte hatte. Jack nickte und ich blickte Jules mit einem unruhigen Blick an. Sie seufzte schwer und meinte: „Okay, ihr verschwindet, ich kläre das hier…“, leiser wurde ihre Stimme, als sie Jack zuflüsterte, „ich hab auch ein Auge auf Jenny und Clay…“ Er nickte stur und betrachtete Jules. „Hätte nicht gedacht“, raunte er kühl, „dass wir je zusammenarbeiten. Nicht nachdem, was in Italien passiert war.“ Italien? Als ich Jack fragend ansah wusste ich schon, dass ich keine Antwort von ihm bekommen würde. Keck grinste Jules kurz und ging dann, als sei alles nur schrecklich, weil ein Einbrecher in unserer Wohnung war, zu ihrer Tochter. „Lass uns gehen“, raunte Jack und ich nickte mechanisch. Ich konnte die Sorge um meine Familie einfach nicht hinunterschlucken. Doch das, was gerade passiert war, hatte noch nicht den Weg in meinem Kopf gefunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)