Zum Inhalt der Seite

Selbstmord ist keine Lösung......oder?

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Aufklärung

Carina hatte nie verstanden, wie Stille laut sein konnte. Für sie waren die beiden Wörter komplett gegensätzlich. Ein Nomen und ein Adjektiv, die nicht zueinander passten. Wie auch, sie stellten das komplette Gegenteil voneinander dar. Doch jetzt, wo der Frauenname von den Lippen des Undertakers geglitten war und sich die eingetretene Stille im Raum breit machte, verstand sie es. Es ließ sich nur schwer in Worte fassen, wie sich dieses Schweigen anfühlte. Es war so…unglaublich erdrückend, dass Carina es nicht beschreiben konnte. Selbst eintausend kreischende Stimmen hätten nicht lauter und unangenehmer sein können, als diese Stille.
 

Gleichzeitig überfiel sie ein heftiger Anfall von beißender Ironie. Ihre Mutter würde in ca. 70-80 Jahren den Namen „Claudia“ bei ihrer Geburt erhalten und bisher hatte Carina der Name immer gefallen. Jetzt machte sich zum ersten Mal eine Mischung aus Wut und Eifersucht in ihr breit, wenn sie an diesen Namen dachte. Wer konnte diese Claudia gewesen sein, dass der Undertaker alles für sie tat, ja, sein ganzes Leben auf ihre Rückkehr ausrichtete? „Und weiter?“, fragte sie und war selbst überrascht, wie fest und gleichgültig ihre Stimme klang. Der Bestatter schaute sie einen Moment lang stumm an und schien dann für sich zu beschließen, dass sie wohl ein Anrecht auf die Geschichte hatte, wie es schlussendlich zu seinen Bizarre Dolls gekommen war.
 

„Claudia und ich haben uns bei der Beerdigung ihres Vaters kennengelernt. Obwohl sie noch recht jung mit ihren 16 Jahren war, hat sie die Organisation der Bestattung übernommen und wir hatten daher vereinzelt Kontakt.“ Würde sich ihr Körper nicht so unglaublich leer anfühlen, hätte Carina wahrscheinlich gelacht. Natürlich, der Bestatter hatte das Mädchen auf einer Beerdigung kennengelernt. Was für ein Klischee.
 

„Von da an hatten wir beruflich ab und an miteinander zu tun.“ Carina interessierte es nicht, was für einem Beruf diese Frau nachgegangen war und selbst wenn, sie war viel zu abgelenkt von dem Lächeln, das die Lippen des Undertakers plötzlich kräuselte. „Sie verstand es wie sonst niemand mich zum Lachen zu bringen. Obwohl wir eigentlich in privater Natur gar nichts miteinander zu tun haben sollten, nahm sie mein Lachen immer als Bezahlung für ein Gespräch mit ihr. Und es war sehr leicht mit ihr ein Gespräch zu führen, selbst wenn es nur um ganz alltägliche Dinge ging. Nie war sie an Geld oder Schmuck oder schönen Kleidern interessiert. Ganz unbedeutende Dinge zählten für sie weitaus mehr. Ein Spaziergang im Wald. Das Pflücken von Blumen. Die Ruhe an einem Sommertag nach getaner Arbeit. Und die Gespräche…mit mir.“ Der letzte Satz klang beinahe so, als könnte er selbst kaum glauben, dass Claudia diese Gespräche wirklich gefallen hatten. Dass sie seine Gesellschaft genossen hatte.
 

Carinas Herz stach bei jedem seiner Worte unangenehm in ihrer Brust. Die zaghafte Wortwahl, sein sanfter Unterton…Allein das sagte ihr schon, wie viel er für dieses Mädchen empfunden haben musste. Nein, wie viel er immer noch empfand. Der Totengräber hatte mittlerweile seinen Blick von Carina abgewandt und schaute aus dem Fenster. Obwohl sich die Schnitterin ziemlich sicher war, dass er nicht wirklich aus dem Fenster schaute. Denn seine Augen wirkten, als würden sie nichts von dem Schulhof wirklich wahrnehmen, sondern würden viel eher weit in der Vergangenheit verweilen. Erneut lag ein Lächeln auf seinen Lippen, aber es drückte viel mehr Bitterkeit anstatt Freude aus. „Ich war selbst überrascht, wie schnell wir uns näher kamen. Sie war eine Adelige, dürfte sich nach den Regeln und dem Standard ihresgleichen überhaupt nicht näher mit mir beschäftigen. Doch das tat sie. Es…überraschte mich. Obwohl ich bereits seit einigen Jahrzehnten nicht mehr den Beruf des Seelensammlers ausübte und mich in London in meinem Bestattungsunternehmen zurechtgefunden hatte, war mir noch nie ein Mensch begegnet, der mein Interesse derart geweckt hatte. Es war so leicht, so unglaublich leicht, sich in sie zu verlieben.“
 

Carina schluckte, fiel ihr doch mit einem Mal auf, dass ihr Mund samt Hals staubtrocken war. Seiner Beschreibung nach hätte sie diese Claudia vermutlich gemocht. Aber sie konnte nicht. Da war nur diese unfassbare Wut auf eine Frau, die bereits tot war und das Herz des Silberhaarigen anscheinend mit in ihr Grab genommen hatte.
 

„Unsere Beziehung verlief heimlich und im Verborgenen, aber dennoch war es schön. Die zwei Jahre, die auf die Beerdigung ihres Vaters hin folgten, kamen mir wie ein Geschenk des Himmels vor. Hehe~, dabei kann ich diese blöden Engel nicht einmal leiden.“ Das Lächeln verschwand nun recht schnell von seinem Gesicht. „Doch je älter Claudia wurde, desto mehr drängte die Gesellschaft sie zu einer Heirat, aus der Nachkommen für ihr Adelshaus hervorgehen würden. Es hat ihr das Herz gebrochen jemanden heiraten zu müssen, den sie nicht liebte. Aber ihr Pflichtbewusstsein gegenüber ihrer Familie und gegenüber der Gesellschaft veranlassten sie dazu schließlich doch in eine Verlobung einzuwilligen.“ Mitleid keimte in Carina auf, als sie sich in die prekäre Lage der jungen Adeligen hineinversetzte. Gleichzeitig hasste sie sich selbst dafür. Sie sollte diese Frau nicht bemitleiden, ganz im Gegenteil. Aber sie war noch nie ein Fan von arrangierten Ehen gewesen und wenn sie sich jetzt vorstellte, dass sie jetzt jemanden heiraten musste, obwohl sie doch eigentlich Cedric liebte, dann wurde ihr ganz flau im Magen.
 

Nach wenigen Sekunden des Schweigens fragte Carina, immer noch mit gefestigter Stimme: „Und…was ist dann passiert?“ Der Shinigami zuckte kurz frustriert mit den Schultern. Seine Stimme klang resigniert. „Sie hat geheiratet, bekam zwei Kinder und tat alles, was von ihr erwartet wurde. Nun ja, außer der Tatsache, dass wir uns weiterhin getroffen haben.“ „Ich hätte nicht gedacht, dass er der Typ für eine Affäre mit einer verheirateten Frau ist“, schoss es ihr durch den Kopf und im nächsten Moment schämte sie sich dafür. Er hatte diese Frau bereits vor ihrer Ehe geliebt und sie hatte diese Liebe erwidert. Natürlich hörte das durch eine arrangierte Hochzeit nicht einfach so auf. Carina wusste ganz genau, dass da die pure Eifersucht aus ihr sprach. „Ich bin eifersüchtig auf eine Tote. Tiefer kann ich wohl auch nicht mehr sinken.“
 

„Es vergingen einige Jahre. Und schließlich“, ein schweres Seufzen entfuhr seinen Lippen, „schließlich kam der 13. Juli 1866. Der Tag, an dem sie starb.“ Eine beinahe unsichtbare Qual schlich sich in seine Augen, die Carina nicht ansatzweise beschreiben konnte. Innerhalb einer Sekunde begann ihr Gehirn zu rechnen. In zwei Monaten würde sich ihr Tod bereits zum 23. Mal jähren. Vielleicht lag es daran, dass sie noch so jung war, aber für sie klang das nach einer unglaublich langen Zeit. „Sie war erst 36 und es war keine natürliche Todesursache. Ich…ich habe mich um ihren Körper gekümmert.“ Carinas Augen weiteten sich entsetzt. Urplötzlich wurde ihr schlecht. „Und als sie vor mir auf dem Tisch lag, ihre Haut weiß und kalt wie Schnee, da kam mir zum allerersten Mal der Gedanke. Was, wenn ich ihre Seele zurückbringen könnte? Oder eine Seele erschaffen könnte, indem ich sie von einer anderen Person stehle? Immerhin verblieb der Cinematic Record immer noch in ihrem Körper. Alle Erinnerungen waren noch da, wenn ich also ihren Körper erhalten könnte, ihr eine Seele geben könnte, wäre es dann möglich den Tod auszutricksen?“ Und jetzt verstand Carina es. Sie erinnerte sich zurück, an seine Worte auf der Campania. An seine Antwort auf Ciels Feststellung, dass die Dolls die Seelen spürten.
 

„Ja, auch wenn man sich die Seele eines Anderen natürlich nicht aneignen kann…“
 

Sie erinnerte sich an seinen seltsamen Gesichtsausdruck, seine leicht verengten Augen und diesen Unterton in seiner Stimme, der nichts Gutes erahnen ließ. „Er hat versucht die Seele eines anderen zu nehmen, aber ihr Körper konnte sie sich nicht zu eigen machen. Also bleibt ihm nur noch die Möglichkeit eine eigene Seele zu erschaffen. Und dafür…dafür experimentiert er mit den Bizarre Dolls.“
 

„Ich habe mir selbst versprochen, dass ich alles tun werde, um sie zurückzuholen. Ich würde die Grundsäulen unserer Welt niederreißen, würde jegliche Vernunft über Bord werfen, wenn ich nur den Tod überwinden und sie wieder zurückholen könnte.“ Ein bitteres Gefühl stieg der Schnitterin die Kehle hoch. Natürlich…wie hatte sie nur so blöd sein können? Der Undertaker hatte ihr niemals Versprechungen gemacht, er hatte nie auch nur so etwas wie Andeutungen in diese Richtung hin gemacht. Und wer konnte es ihm verübeln, dass er Intimitäten mit anderen austauschte? Nicht einmal diese Claudia konnte von ihm erwarten, dass er 23 Jahre - und wer wusste wie lange noch - keuch, enthaltsam und zurückgezogen lebte. Außerdem war sie selbst schuld. Sie hatte sich auf ihn eingelassen. Sie hatte seine Beweggründe nie hinterfragt, sie hatte ihn gewollt und sie hatte ihn bekommen. „Aber zu einem unglaublich hohen Preis…“ Außerdem hatte sie selbst auch nie andeuten lassen, dass sie ihn liebte. Natürlich, der Bestatter war nicht blöd. Sicherlich hatte er mitbekommen, dass sie ihn attraktiv fand und dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Ihn begehrte. Aber konnte er daraus wirklich schließen, dass sie tiefere Gefühle für ihn hegte? Hätte er überhaupt mit ihr geschlafen, wenn er gewusst hätte? Vermutlich nicht. „Und ich Idiotin habe tatsächlich darüber nachgedacht ihm meine Gefühle zu gestehen. Das wäre schön peinlich geworden.“
 

Und was das wirklich Schlimme war: Carina konnte es ihm nicht einmal wirklich übel nehmen. Wenn sie an seiner Stelle wäre…Wenn Cedric in diesem Moment tot umfallen würde, auch sie würde alles versuchen, um ihn zurückzuholen. Und der Totengräber. Er war schon sehr lange auf dieser Welt. Er musste bereits unglaublich viele Personen, die ihm etwas bedeuteten, sterben gesehen haben. Musste schon unzählige Male die Vergänglichkeit seiner Umwelt gespürt haben, während er selbst unfähig dazu war zu sterben. War es da wirklich verwunderlich, dass man irgendwann einen Teil seines Verstandes einbüßte? Dass man innerlich verrückt wurde?
 

„Und deshalb“, fuhr er fort, während sich sein Blick nun wieder verhärtete und auf ihr zum Liegen kam, „kann ich es nicht zulassen, dass du meine Bizarre Dolls angreifst und dich in meine Experimente einmischst. Hast du mich verstanden, Carina?“ Sein letzter Satz hörte sich dermaßen nach einem Befehl an, dass es ihr im ersten Moment den Atem raubte. Ihre Verzweiflung und diese brennende, brennende Eifersucht in ihrem Inneren verwandelten sich so schnell in Wut, dass Carina selbst davon überrascht war. Sie konnte zuerst gar nicht sprechen, so wütend war sie. Unzählige Dinge, die sie ihm unbedingt sagen wollte, schwirrten in ihrem Kopf herum.
 

So sprichst du nicht mit mir.

Ich lasse mich von dir nicht herumkommandieren.

Warum merkst du nicht, dass ich dich liebe?

Warum? WARUM?
 

Doch sie sagte nichts davon. Stattdessen presste sie folgende Worte hervor: „Wenn du mir endlich meine Death Scythe zurückgeben würdest, dann versichere ich dir, dass so etwas nicht wieder passieren wird.“ „Weil ich dann weg sein werde.“ Zwar ließ sie die letzten sechs Wörter unausgesprochen, aber die Bedeutung ihrer Aussage lag ohnehin klar auf der Hand. Das war sowohl ihr, als auch dem Undertaker klar. Der Silberhaarige zog seine Augenbrauen zusammen, er schien immer noch verstimmt zu sein. „Ich habe es dir wiederholt gesagt. Wir spielen hier nach meinen Spielregeln. Und so leicht werde ich es dir nicht machen, Carina.“ „Dann solltest du lieber darauf achten, dass mir nie wieder eines deiner kleinen Experimente in die Arme läuft“, wisperte sie mit bebender Stimme. Ihre Hände hatte sie ganz automatisch zu Fäusten geballt und mittlerweile übte sie so viel Druck auf ihre Finger aus, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Die Botschaft hinter ihren Worten war ebenso eindeutig wie die Letzte. Wenn ihr eine Leiche gegenüberstünde, würde sie sich nicht zurückhalten. Denn ganz gleich was seine Gründe waren, sie hasste diese schrecklichen Puppen. Seine verdammten Spielregeln konnte er sich sonst wohin stecken. Anscheinend war das ja wirklich alles, was ihn an ihr interessierte. Sein verdammtes Spiel…
 

„Keine Sorge, das werde ich.“ Carina konnte hören, dass sie ihn verärgert hatte, aber immerhin griff er sie nicht noch einmal an. Dennoch war die 18-Jährige sich ziemlich sicher, dass er bei einem weiteren Vergehen ihrerseits nicht mehr so zimperlich reagieren würde. Mit wehenden Haaren drehte der Totengräber sich um, seine Schritte hallten den Flur entlang und verklangen erst, als er die Tür geräuschvoll hinter sich schloss.
 

Die jetzt herrschende Stille war ohrenbetäubend.
 

Carinas Körper fühlte sich seltsam taub an, als sie gedankenlos ins Badezimmer ging und sich die verschwitzten Hände am Waschbecken mit kaltem Wasser wusch. Langsam schaute sie auf und besah sich ihr Gesicht im Spiegel. Die Stelle an ihrem rechten Wangenknochen, wo sie der Schlag des Bestatters getroffen hatte, war gerötet und begann nun bereits sich ins Bläuliche zu verfärben. Der Anblick tat der Shinigami mehr weh, als der Schlag an sich. Der Undertaker war niemand, der einfach grundlos zuschlug, das wusste sie. Und wahrscheinlich hatte er sich in diesem Moment einfach von seinen Emotionen überrollen lassen, von seiner Sehnsucht nach dieser Claudia und dem Drang, sie zurückholen zu wollen. Aber all diese Tatsachen rechtfertigten nicht die Tat an sich und das wusste Carina ebenfalls. Und es schien ihm nicht einmal Leid zu tun. Jedenfalls sah eine Entschuldigung in ihren Augen nun wirklich anders aus.
 

„Wie konnte ich nur so blöd sein?“, flüsterte sie sich im Spiegel selbst entgegen und wandte den Blick ab, als Tränen aus ihren Augen zu quollen begannen. Sie hatte sich nicht nur hoffnungslos in einen gesuchten Deserteur verliebt, nein, sie hatte sich in einen Mann verliebt, der ihre Gefühle niemals erwidern würde. In einen Mann, der seit Jahrzehnten versuchte seine tote Geliebte wieder zum Leben zu erwecken. Jetzt – wo sie allein war – gab Carina sich ganz der schrecklich heißen Eifersucht hin, die sie schon seit dem Moment, in dem der Undertaker den verdammten Namen hatte fallen lassen, heimsuchte. Diese Claudia musste eine großartige Frau gewesen sein, wenn der Shinigami so in sie vernarrt war. „Wahrscheinlich war sie außergewöhnlich schön. Und witzig. Und selbstbewusst. Nicht so wie ich.“ Die Tränen kullerten ihr jetzt wie ein Regenschauer über die Wangen, das Salz brannte auf ihrer Haut. Am liebsten würde sie sich in einer Ecke verkriechen, sich ganz klein machen und irgendwie unsichtbar werden. „Aber das schafft diese ganze Sache auch nicht aus der Welt. Sobald ich wieder aus der Ecke hervorkommen würde, wären alle Probleme nach wie vor da. Und wahrscheinlich noch schlimmer als zuvor.“
 

Doch die einzige Lösung, die ihr für diese ganze Situation einfiel, war, dass sie ihre Death Scythe endlich finden musste und dann von hier verschwand. Wenn sie ihn nicht mehr sehen musste, vielleicht…vielleicht würde der Schmerz in ihrem Inneren dann eines Tages aufhören. Vielleicht konnte sie ihn vergessen. Ein bitteres Lachen unterbrach den Tränenfluss kurzzeitig. „Na klar, als ob irgendeiner so jemanden wie ihn jemals vergessen könnte. Als ob ich ihn jemals vergessen könnte. Wie zur Hölle soll das gehen?“
 

Die Blondine griff nach einem Handtuch, um sich das Gesicht abzutrocknen. Wenn der Undertaker heute noch wieder kam, dann wollte sie unter gar keinen Umständen, dass er Tränenspuren in ihrem Gesicht sah. Den Großteil ihres Stolzes mochte sie mittlerweile verspielt haben, aber der kleine Rest der ihr noch geblieben war wollte nicht zulassen, dass sie sich noch mehr blamierte. Nachdem ihr Gesicht wieder halbwegs normal aussah, rubbelte Carina außerdem noch über die kleinen tropfenförmigen Flecken auf ihrem dunkelblauen Kleid. Ein schweres Seufzen glitt über ihre Lippen. „Ich bin eine Heulsuse“, stieß sie genervt hervor und hörte im selben Moment ein merkwürdiges Geräusch aus dem Flur.
 

Verwundert drehte sie ihren Kopf zur geschlossenen Badezimmertür und lauschte in die Stille hinein. Das Geräusch erklang erneut, hörte sich dumpf und entfernt nach einem Kratzen an. Doch es verstummte so plötzlich, wie es gekommen war. Carina runzelte die Stirn. „Eine Katze?“, überlegte sie und öffnete geräuschlos die Tür, die zum Flur führte. Ihre Augen huschten von links nach rechts, doch ihr fiel auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches auf. „Bekomme ich jetzt schon Halluzinationen?“, dachte sie und trat nun ganz auf den Flur hinaus. „Nein, ich bin einfach nur kurzsichtig“, murmelte die Schnitterin, als ihr jetzt beim zweiten Blick auffiel, dass die Haustür nur angelehnt und nicht geschlossen war. Die Falte auf ihrer Stirn vertiefte sich. „Seltsam. Gerade eben hat er sie geschlossen. Ist er etwa schon wieder zurück?“ Als ob das Schicksal wollte, dass ihre Gedanken bestätigt wurden, ertönte unmittelbar ein weiteres Geräusch, dieses Mal aus dem Schlafzimmer. Wollte der Silberhaarige etwa nicht, dass sie etwas von seiner Anwesenheit mitbekam?
 

Carina überlegte kurz, ob sie ihm wirklich schon wieder gegenübertreten sollte, zuckte jedoch dann mit den Schultern. „Schlimmer kann es doch sowieso nicht mehr werden“, sagte sie leise zu sich selbst und ging schnurstracks auf das Schlafzimmer zu. Gespielt selbstsicher lehnte sie sich gegen den Türrahmen und fragte: „Na, hast du deinen Wutanfall über-“ Die 18-Jährige unterbrach sich selbst, als sie ihren Gegenüber ansah und feststellen musste, dass es sich dabei gar nicht um den Bestatter handelte. Ihre Augen weiteten sich erschrocken und für einen Moment konnte sie gar nichts anderes tun, als die Gestalt vor sich zu mustern.
 

Die Person trug einen langen schwarzen Umhang, der ihr bis zu den Waden reichte. Der Umhang besaß eine ausschweifende Kapuze, die dafür sorgte, dass das komplette Gesicht ihres Gegenübers verdeckt blieb. Die Hände, die aus den Ärmeln hervorlugten, waren in anthrazitfarbene Handschuhe gehüllt und verdeckten somit auch noch das letzte bisschen Haut, dass Carina hätte sehen können. Tatsächlich konnte sie überhaupt gar nichts sehen, was auf die Identität der Person schließen lassen könnte. Carina konnte nur anhand der Silhouette, der Breite der Schultern und der Größe der Hände annehmen, dass es sich um einen Mann handeln musste. Trotzdem, nicht einmal das konnte sie mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Aufgrund der Kopflage unter der Kapuze konnte die Seelensammlerin sich allerdings ziemlich sicher sein, dass er oder sie sie sehen konnte.
 

„Wer…wer sind Sie?“, brachte sie schließlich hervor, teils verblüfft, teils auf der Hut. Ihr ganzer Körper hatte sich automatisch verspannt, denn jetzt wurde ihr auch klar, was sie gerade eben gehört hatte. Dieser Jemand musste die Wohnungstür mit einem Dietrich oder so etwas in der Art geöffnet haben. Wer bitteschön war so blöd und brach in die Wohnung des Direktors ein? Doch gleich darauf wurde Carina ziemlich deutlich klar, dass es sich bei diesem Einbrecher sicherlich nicht um einen Schüler handelte. Denn genau in diesem Augenblick materialisierte sich in der linken Hand der Gestalt ein langer, glänzender Gegenstand. Carina musste kurz überlegen, doch dann fiel ihr der Name dieser Waffe wieder ein. „Ein Rapier.“ Und sie kannte nur eine Spezies auf diesem Planeten, die solche Waffen scheinbar wie aus dem Nichts erscheinen lassen konnte.
 

Shinigami.
 

Aber was tat ein Shinigami hier? Wie hatte er sie oder den Undertaker gefunden? Und warum gab er sich nicht zu erkennen? Doch all diese Fragen sollten für den Moment unbeantwortet bleiben. Noch während Carina versuchte die derzeitige Situation zu analysieren, hob der verhüllte Shinigami seine Waffe.
 

Und dann stürzte er sich auf sie.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  melany2567
2017-05-20T23:08:44+00:00 21.05.2017 01:08
Ich glaub es einfach net
Er muss doch Gefühle für sie haben
Und er musst doch merken
Das sie Gefühle für ihn hat
Ufff
Ihm kann das doch net egal sein
Und jetzt wird sie sogar angegriffen
Jetzt wär der beste Moment das der undertaker ihr hilft ;)
Und sich eingesteht das er nur sie liebt hehe :P
(Gut so einfach wird das net mit der liebe )
Aber retten muss er sie ^^

Und wie immer eigentlich geiles kapi ^^♡♡♡♡


Zurück