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Selbstmord ist keine Lösung......oder?

von

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Traum vs. Realität

Es vergingen zwei ganze Wochen. Tag für Tag suchte Carina nach ihrer Death Scythe. Und Tag für Tag wurde ihre Laune deutlich schlechter. Mittlerweile versuchte sie sogar die schwache Präsenz ihres Katanas zu fühlen, doch egal was sie auch versuchte, die Todessense blieb verschwunden. Der Undertaker fand das Ganze natürlich sehr amüsant und ließ auch keine Gelegenheit aus, um ihr dies mitzuteilen. Es gab Momente, da war Carina kurz davor ihn zu erschlagen. Oder zu erwürgen…
 

„Ich drehe hier noch durch“, fauchte sie an diesem Abend ihr eigenes Spiegelbild an, während sie sich die Haare mit einem Handtuch abtrocknete. „Zwei komplette Stockwerke! Zwei verdammte Stockwerke und nicht eine Spur von ihr. Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Wütend pfefferte sie das Handtuch in die nächste Ecke und zog sich ihren selbstgemachten Schlafanzug an. Dieser bestand aus einem der weißen Hemden aus dem Schrank und einer der schwarzen Hosen. Die Hose hatte sie abgeschnitten, sodass der schwarze Stoff mittig auf ihrem Oberschenkel endete. Das Hemd war ihr natürlich viel zu groß, daher hatte sie es auf Mitte der Hose seitlich festgeknotet. Denn eins stand fest, noch einmal würde sie so ein schreckliches Nachthemd mit Rüschen bestimmt nicht tragen.
 

Nachdem sie die blonde Mähne auf ihrem Kopf halbwegs gebändigt hatte, trat sie aus dem Badezimmer heraus und schwenkte direkt ins Schlafzimmer um. Heute Nacht würde sie sicherlich schlafen wie ein Murmeltier, diese ganze Sucherei raubte ihr noch den letzten- „W-was zur Hölle tust du hier?“, stammelte sie fassungslos, als sie den Bestatter entdeckte. Im Schlafzimmer. Im…Bett. „Das ist jetzt nicht wahr.“ Sie war nun schon 15 Tage hier und bisher hatte er sich kein einziges Mal hier blicken lassen. Warum fing er ausgerechnet jetzt damit an? „Hallöchen“, flötete er fröhlich und winkte ihr mit einer seiner langgliedrigen Hände zu. Sein Blick blieb an ihren Beinen hängen und mit einem Mal wünschte Carina sich, dass sie die Hose länger gelassen hätte. Automatisch ging sie in eine abwehrende Haltung und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich wiederhole mich nur ungern, aber was machst du hier?“, legte sie jetzt die Betonung auf das letzte Wort. Sein Grinsen wurde breiter, doch jetzt zog er das Gesicht eines Unschuldslamms. „Ich weiß gar nicht, was du meinst. Das hier ist ein Bett, es ist spät und ich bin müde.“ Carina stöhnte. „Toll und wo soll ich jetzt schlafen?“ Der Silberhaarige zog eine Augenbraue in die Höhe. Dann hob er seine rechte Hand und klopfte damit zweimal auf die rechte Betthälfte. Kurz legte die Shinigami ihre Stirn in Falten, doch dann machte es klick.
 

Äußerlich passierte gar nichts. Für den Undertaker musste es so aussehen, als würde sie ihn lediglich stumm wie ein Fisch anstarren. Doch in ihrem Inneren passierten gefühlte 10 Dinge gleichzeitig. Zuerst war da eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Empörung. Er wollte wirklich, dass er und sie in einem Bett schliefen? Zusammen, zur gleichen Zeit? „Was erlaubt er sich eigentlich? In dieser Zeit ist so etwas für eine Frau quasi schon ein Heiratsantrag.“ Dann kam die Scham. Allein schon der Gedanke löste in ihr etwas aus, das sich wie Elektrizität unter ihrer Haut anfühlte. Ihre Augen wanderten zu seinem Oberkörper. Er hatte sein Hemd noch an, allerdings waren die obersten zwei Knöpfe geöffnet und gaben ihr zum zweiten Mal einen Blick auf die blasse Haut und die Narbe preis. Über seinen Beinen lag die Bettdecke, sodass sie nicht sehen konnte ob er noch seine Anzugshose trug. Doch irgendwie bezweifelte die 18-Jährige das. Ob er wohl nur eine Unterhose… Carina dachte den Gedanken nicht zu Ende. Eigentlich sagte ihr ihre Empörung, dass sie ihm klipp und klar sagen sollte, dass er diese Idee schleunigst wieder vergessen konnte. Aber auf der anderen Seite sagte eine andere Stimme in ihrem Kopf, dass sie sich nicht so anstellen sollte. „Genau“, dachte sie und zog die Augenbrauen über sich selbst ein wenig zusammen. „Richtig. Ich bin eine erwachsene und starke Frau, ich sollte mich nicht so zieren und… das Ganze etwas lockerer nehmen.“
 

„Na schön“, meinte sie schließlich, was nun wiederum seine Augenbraue in die Höhe wandern ließ. Anscheinend hatte er eher mit einer heißen Diskussion bzw. einem heftigen Streit um das Bett gerechnet. „Aber“, fügte sie noch hinzu und hob drohend einen Zeigefinger, „du bleibst auf deiner Seite des Bettes. Ach ja, und du behältst deine Hände schön bei dir, verstanden? Ich weiß, ich kann dich nicht töten, aber es gibt schlimmere Dinge als den Tod. Und ich kann sehr kreativ werden, wenn ich will.“ Ein tiefes Lachen entfuhr seinen Lippen als er nickte, was Carina abermals eine Gänsehaut auf die Arme trieb. Dieses Lachen war einfach nicht mit seinem Kichern zu vergleichen. Sein Lachen übte beinahe eine Art magische Anziehungskraft auf sie aus und verwirrte die Seelensammlerin jedes Mal aufs Neue.
 

Mit langsamen und bedächtigen Schritten ging sie auf die von ihr aus gesehen linke Seite des Bettes zu. Ihr Herz pochte mit jedem einzelnen Schritt und geriet kurz außer Takt, als sie sich auf dem Laken niederließ. „Ich kann nicht fassen, dass ich das gerade wirklich tue“, schwirrte es ihr durch den Kopf, bevor sie sich auf den Rücken legte und ihre nackten Beine unter der Bettdecke verschwanden. „Wenn Grell das wüsste, dann wäre was los. Ich könnte mir einen Vortrag über Dinge anhören, die sich für eine unverheiratete Dame ganz und gar nicht gehören. Ganz sicher.“ Ein Kichern ertönte neben ihr. „Du kannst ruhig ein wenig näher kommen, ich beiße nicht“, ertönte seine leicht kratzige Stimme und erst jetzt fiel Carina auf, dass ihr rechter Arm die Kante vom Bett berührte. Sie hatte sich tatsächlich unterbewusst an den äußersten Rand gequetscht. „Bei dir weiß man ja nie“, murmelte sie missmutig zurück, rückte aber ein Stück naher an ihn heran. Gott sei Dank war dieses Bett so breit…
 

Der Bestatter grinste und wusste ganz genau, dass sein nächster Satz der Schnitterin nicht gefallen würde. „Dabei hört man doch immer wieder, wie einfach die deutschen Frauen zu haben sind.“ Wie er es vermutet hatte schnellte der Kopf der blonden Frau gleich darauf zu ihm herum. „Wie bitte?“, entfloh es ihr wütend, während sie die Finger in die Bettdecke krallte. Sofort erkannte sie an der Art seines Grinsens, dass er dieses Vorurteil nicht wirklich ernst gemeint hatte. „Ich glaub’s ja wohl nicht“, dachte sie. „Er mag es wirklich mich zu provozieren. Wenn der wüsste… Für meine Unschuld bin ich quasi in den Tod gegangen.“ „Vielleicht“, begann die Deutsche und funkelte ihn zornig an, „liegt dieses schreckliche Vorurteil auch nur darin begründet, dass die Engländerinnen so furchtbar verklemmt sind.“ Ein kehliges Lachen entfuhr dem Silberhaarigen sogleich. „Abgesehen davon“, fuhr sie lauter fort, um sein Gelächter zu übertönen, „halte ich solche Aussagen für vollkommenen Schwachsinn. Man kann eine Kultur nicht über einen Kamm scheren. Jeder Mensch ist verschieden. Und übrigens“, endete sie nun ein wenig spitz, „gibt es in wirklich jeder Kultur leichte Mädchen. Zu deiner Information, ich gehöre nicht dazu.“ „Oh, das habe ich auch nicht eine Sekunde lang gedacht“, gab er zu, sein Grinsen verließ dabei nie seine Lippen. Er beugte sich ein wenig näher zu ihr. „Wenn du schon bei ein paar Küssen so in Verlegenheit gerätst…“
 

Ein Kissen traf ihn hart ins Gesicht und beendete seinen Satz abrupt. Carina drückte ihren Arm durch, sodass sein Kopf zurück ins Bett gedrückt wurde. „Es sind nicht die Küsse, die mich so in Verlegenheit stürzen“, fauchte sie, aber brachte die weiteren Worte, die ihr auf der Zunge lagen, nicht hervor. Dass er es war, der ihre Gedanken so ins Chaos stürzte. Sein Gesicht, seine Augen, sein Geruch, sein Charakter… Als das erstickte Lachen unter dem Kissen an ihre Ohren drang, riss sie es ihm wütend vom Gesicht. „Aehehehe, ich liebe es, wenn du so wütend wirst“, brach er erneut in einen kleinen Lachanfall aus. Die Blondine drehte ihm gleich darauf den Rücken zu und lag nun auf der rechten Seite. „Gute Nacht“, schnaubte sie und war froh darum, dass er ihre roten Wangen nicht sehen konnte. „Schlaf gut“, kicherte es hinter ihr, was Carina die Augen verdrehen ließ. Doch gleichzeitig schlich sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. Verdammt, er machte sie irgendwann wirklich noch einmal wahnsinnig.
 

Es war ein großes Glück, dass das Herrenhaus der Familie Wellington etwas abseits von London auf dem Lande lag. Und es war ein ebenso großes Glück, dass die Angestellten in einem separaten kleinen Wohnheim untergebracht waren. So konnte niemand die Schreie des Viscounts hören. Richard Wellington war ein 36-jähriger Mann mit langem, braunem Haar, das er stets zu einem lockeren Zopf zurückgebunden trug. Sein Leben lang war er auf seine spätere Rolle vorbereitet worden. Hatte Privatunterricht jeglicher Art erhalten, konnte sich mit dem Geld seiner Eltern alles erlauben, was er sich wünschte. Er war klug und gebildet, doch das waren nicht seine herausragendsten Eigenschaften.
 

Er sah gut aus und war sich dieser Tatsache nur allzu bewusst.
 

Schon früh hatten seine Eltern ihn mit der Tochter eines wichtigen Geschäftspartners verlobt. Natürlich tat er genau das, was man von ihm erwartete. Er heiratete das Mädchen, das seiner persönlichen Meinung nach gerade mal das gesunde Mittelmaß erfüllte. Er setzte früh einen männlichen Erben in die Welt, der seinen Familiennamen weitertragen würde. Er übernahm den Titel und die Geschäfte seines Vaters, als dieser starb und bereitete seinem Andenken bis heute große Ehre. Doch natürlich gab es immer auch eine andere Seite der Medaille.
 

Die andere Seite sah so aus, dass er neben seiner Ehe unzählige Affären führte. Mit Frauen, die zwar eindeutig unter seiner Würde waren, die aber um einiges ansehnlicher waren als seine eigene Ehefrau. Natürlich wurde es mit der Zeit schwieriger. Auch er wurde älter und selbst die Frauen aus den niederen Schichten schienen sich mittlerweile nur noch wegen seines Geldes mit ihm zu amüsieren. Der Viscount wurde immer frustrierter. Was wäre in ein paar Jahren? Wenn er über 40 sein würde, grau und faltig werden würde? Er war nicht so reich, dass er seine Bettgeschichten immer und immer wieder würde bezahlen können. Sein Sohn hingegen stand in der Blüte seines Lebens. Ihm standen noch alle Türen offen, war er doch ebenso wie sein Vater mit einem charismatischen Aussehen gesegnet. Durch seine persönliche Midlife-Crisis trieb er sich abends mehr und mehr in Kneipen herum. Trank, spielte und umgab sich mit Männern, auf die er früher mit erhobenem Kopf herab gesehen hatte. Bald gingen seine zwei Spießgesellen und er nachts auf Spritztouren durch das dunkle London.
 

Und dann…trafen sie ihr erstes Opfer.
 

Es war ein Mädchen, vielleicht 17 oder 18, mit roten Locken und kleinen Sommersprossen auf den Wangen. Ihr hellgrünes Kleid passte perfekt zu ihren Augen und ließ ihr Haar förmlich noch mehr leuchten. Es war beinahe schon zu leicht, sie in die Gasse zu ziehen. Sich das zu nehmen, was er begehrte. Zu sehen, wie der Glanz in ihren Augen langsam erlosch und ihren Widerstand unter sich schwinden zu spüren. Dieses Gefühl der Macht war sondergleichen und daher kam es ihm nicht eine Sekunde lang in den Sinn damit aufzuhören.
 

Umbringen jedoch tat er keins der Mädchen. Stets erledigten dies seine Begleiter, denn in seinen Augen stand er immer noch weit über ihrem Niveau. Ein Richard Wellington machte sich die Hände nicht selbst schmutzig.
 

Natürlich blieb es nicht bei einem Opfer. Schon bald traute sich in London keine Frau mehr ohne Begleitung auf die Straße. Dennoch, es ließ sich ab und zu immer mal wieder junge Beute in der Dunkelheit der Nacht blicken. Oft waren es Obdachlose oder Prostituierte, manchmal auch Mädchen aus Waisenhäusern. Die Angst bei seinen Schandtaten erwischt zu werden hatte er schon längst verloren, kümmerte sich in dieser Stadt doch jeder nur stets um sich selbst. Dabei hätte er es tief in seinem Innersten wissen müssen. Er hätte wissen müssen, dass seine Taten ihn irgendwann ins Verderben stürzen lassen würden. Nur in welcher Form das Verderben schlussendlich zu ihm kam, darauf hätte er niemals kommen können…
 

„Nein. D-du bist nicht real. DU BIST NICHT REAL!!!“
 

Ein weiterer Schrei hallte durch das riesige Anwesen, blieb jedoch ungehört. Blut benetzte den Boden, der Körper des Mannes krümmte sich am Boden zusammen. Möbel lagen kreuz und quer im Zimmer verteilt, der sonst so edle Salon glich einem einzigen Trümmerfeld. „N-nein, b-b-bitte. Ich gebe dir alles, was du willst. Geld, meine Besitztümer, mein Anwesen. Nur b-bitte töte mich nicht.“ Keine Sekunde später spritzte noch mehr Blut durch die Luft, als sich sein linker Arm vom Rest seines Körpers verabschiedete. Sein jetziger Schrei war mehr eine Mischung aus einem Heulen und Krächzen. „Ich will dein Geld nicht, du Wurm“, zischte sie, ihre Klinge zum erneuten Schlag erhoben. „Ich will Vergeltung.“ Oh, sie wollte mehr als das. Sie wollte ihn leiden sehen. Sie wollte ihm ins Gesicht sehen, wenn das Leben langsam daraus weichen würde. Er sollte mindestens genauso leiden, wie sie es getan hatte und immer noch tat!
 

Doch als sie gerade zum nächsten Schlag ausholen wollte, veränderte sich der Raum. Plötzlich war sie nicht mehr im Salon des Herrenhauses der Familie Wellington, sondern wieder in dieser engen Gasse. Ihre Waffe war verschwunden, stattdessen wurde sie von drei Männern zu Boden gepresst. Angst drückte ihr die Lunge zu, als dieses Mal sie diejenige war, die schrie.
 

„Carina.“
 

„Nein, lasst mich los“, rief sie verzweifelt und schlug um sich. Ihre Augen richteten sich gen Boden. Blut, dort war überall Blut. Ihr Blut.
 

„Carina!“
 

So viel Blut…
 

Plötzlich packten sie zwei Arme hart an den Schultern. Ihre Augen flogen auf, um sie herum herrschte Dunkelheit. Jemand kauerte über ihr, doch bevor sie die gelbgrünen Augen in der Dunkelheit ausmachen konnte, übernahm ihr Instinkt die Kontrolle über ihren Körper. Bevor sie es wirklich selbst richtig realisiert hatte, zog sie ihren rechten Ellbogen nach hinten und schlug der Gestalt über sich mit ihrer rechten Faust mitten ins Gesicht. Ein überraschter Laut wehte durch den Raum, direkt gefolgt von einem lauten Krachen, als der Körper über ihr vom Bett runter flog und zu Boden krachte.
 

Wie von der Tarantel gestochen setzte Carina sich im Bett auf. Ihr Herz hämmerte ihr so hart gegen die Brust, als wolle es jeden Moment herausbrechen. Für einen kurzen Moment glaubte sie Blut an ihren Händen kleben zu sehen, doch dann kam sie endgültig im Hier und Jetzt an. Dennoch, ihr ganzer Oberkörper zitterte wie Espenlaub. Ihre Augen erfassten den Undertaker, der vor dem Bett auf dem Boden saß und sich die blutende Nase hielt. Einen kurzen Moment lang wallten Schuldgefühle in ihr auf, doch diese wurden schnell von ihrer Wut verdrängt. Der Traum hatte sie wie jedes Mal aufgewühlt und jetzt waren ihre Nerven bis zum Äußersten gereizt. Er konnte nichts dafür, das wusste sie. Aber gerade war er leider der Einzige im Raum, auf den sie ihre Wut richten konnte. „Ich hatte dich gewarnt, dass du auf deiner Seite bleiben sollst“, warf sie ihm laut an den Kopf, während der Silberhaarige sie lediglich anstarrte.
 

Sie hatte Kopfschmerzen. Einerseits durch die Aufregung, andererseits wegen ihrem Nacken, der sich mittlerweile anfühlte als wäre er aus Stein gemeißelt worden. „Alle Achtung, der Schlag war nicht von schlechten Eltern“, meinte der Undertaker schließlich und richtete sich vom Boden auf. Tatsächlich trug er unter seinem weißen Hemd nur eine schwarze Unterhose. Carinas Blick blieb mehrere Sekunden lang an seinen langen, muskulösen Beinen hängen. Hier hatte er nur eine relativ kleine Narbe seitlich am rechten Oberschenkel. Es war unglaublich und hörte sich vermutlich total dämlich an, aber diese ganzen „Makel“ machten ihn nur noch attraktiver.
 

Dennoch, nicht einmal sein gutes Aussehen konnte sie jetzt beruhigen. Plötzlich wünschte sie sich Grell herbei, der ihr sagte, dass alles gut werden würde und ihr unbeholfen auf den Rücken klopfte. Der ihr eine Lösung für das Problem vorschlug.
 

„Wann wirst du mir endlich sagen, was damals passiert ist?“, fragte der Shinigami und nahm die Hand von der Nase, die anscheinend nicht mehr blutete. „Wie kommst du jetzt schon wieder auf das Thema?“, meinte Carina und setzte eine aalglatte Miene auf. Der Bestatter hob eine Augenbraue. „Ich mag vielleicht alt sein, aber ich bin nicht senil. Jemand, der im Schlaf um sich schlägt als wäre der Leibhaftige hinter ihm her, der scheint mit seinem Unterbewusstsein nicht ganz im Reinen zu sein. Also?“ „Du kennst meine Antwort“, zischte die Seelensammlerin und schlug die Bettdecke zurück um aufzustehen. Sie musste hier raus, das Zimmer erdrückte sie! Kaum war sie auf den Beinen, da ging sie auch schon mit zügigen Schritten auf die Schlafzimmertür zu. Leider musste sie dafür auch an dem Undertaker vorbei, doch dieser schien etwas anderes im Sinn zu haben. Gerade als sie ihn passiert hatte, schlang sich seine linke Hand um ihr rechtes Handgelenk. „Vielleicht würde es dir helfen darüber zu sprechen“, entgegnete er und ignorierte ihren zornigen Blick. „Ich habe bereits mit jemandem darüber gesprochen“, erwiderte sie kühl, woraufhin dem Totengräber ein trockenes Lachen entfuhr. „Mit Rotkäppchen? Scheint nicht wirklich etwas gebracht zu haben, oder?“
 

„Doch“, sagte sie, wich aber seinem Blick aus. „Nur auf eine andere Weise, als ich gehofft hatte.“ „Hör mal, ich möchte jetzt wirklich nicht darüber reden. Lass mich einfach vorbei. Bitte“, fügte sie noch hinzu und schaute ihm nun wieder ausdruckslos ins Gesicht. Der Silberhaarige zögerte kurz, ließ jedoch im nächsten Moment ihr Handgelenk los, um seine Hand anschließend direkt an ihre Wange zu führen. Carina atmete stockend aus, als sie seine filigranen Finger auf ihrer Haut spürte. Der lange Nagel seines Daumens kratzte ganz leicht, aber seine Handinnenfläche war warm und weich. Automatisch lehnte sie sich in seine Berührung hinein. Ihre Wut verpuffte beinahe komplett. Wieso – verdammt noch mal – hatte er so eine besänftigende Wirkung auf sie? Ein vertrautes Lächeln legte sich auf die Lippen des Undertakers, beinahe so als wüsste er ganz genau, was ihr durch den Kopf ging.
 

„Du bist so ein Sturkopf, Carina“, grinste er und die Angesprochene starrte ihn an, als würde sie ihn zum ersten Mal richtig sehen. Irgendetwas in ihrem Inneren schaltete plötzlich um. Der Bestatter ließ seine Hand langsam sinken und begann einen Schritt zurückzutreten, damit die 18-Jährige an ihm vorbei treten konnte. Doch das tat sie nicht. Unerwarteterweise spürte er nun ihre Hand, die sich um den rechten Kragen seines Hemdes schloss. Und bevor er auch nur im Entferntesten ahnen konnte was sie vorhatte, hatte sie ihn bereits zu sich heruntergerissen und küsste ihn. Mitten auf den Mund. Seine Augen weiteten sich und für einen langen Moment schaute er ihr lediglich in die gelbgrünen Seelenspiegel. Carina erwiderte seinen Blick, doch als er seine Augen schloss tat sie es ihm gleich. Seine Lippen waren schon wieder so wunderbar warm und sie schmeckte erneut die Mischung aus Zucker und Karamell, die sofort begann auf ihrem Mund zu prickeln. Nur ein paar Sekunden… Nur für ein paar Sekunden wollte sie alles vergessen und sich ganz auf dieses seltsame Gefühl tief in ihrer Magengegend konzentrieren. Und als sich seine Hände an ihre Hüften legten und sich seine schwarzen Fingernägel in ihre Haut drückten, ließ sie es zu. Ihre linke Hand legte sich nun ebenfalls um seinen Kragen und sie zog ich noch dichter an sich heran. Er hatte es ihr doch gesagt. Wenn sie einen Kuss haben wollte, sollte sie ihn sich holen.
 

Automatisch begann Carina diesen Kuss mit den beiden Anderen zu vergleichen. Ihr Erster unter Wasser war schockierend gewesen, der Zweite aufregend und dieser hier…dieser war um einiges intimer. Kurz - ganz kurz - kamen ihr Zweifel, doch keine Sekunde später spürte sie die Wand in ihrem Rücken, wodurch ihre Gedanken erneut auf den Silberhaarigen gelenkt wurden. Gleichzeitig verlor sie den Boden unter den Füßen, als der Totengräber die Unterseite ihrer Schenkel ergriff und sie zu ihm auf Augenhöhe hob. Instinktiv schlang die 18-Jährige ihre Hände um seinen Hals, auf der Suche nach einem besseren Halt. Ihre Brüste drückten sich unter dem dünnen weißen Hemd gegen seinen Oberkörper und augenblicklich schossen kleine Blitze zwischen ihre Beine. Ein heißeres Keuchen entfuhr ihren Lippen, wurde durch den Kuss allerdings etwas gedämpft. Sogleich konnte sie die Hitze in ihren Wangen fühlen. Gott, sie hatten sich schon zwei Mal geküsst, hatten diese Nacht sogar nebeneinander in einem Bett geschlafen. Wie konnten ihr diese Dinge immer noch peinlich sein?
 

Plötzlich fühlte sie, wie eine seiner Hände von ihrem Schenkel verschwand und sich ganz sanft unter ihr Hemd stahl. Als sie seine Finger auf der Haut dicht bei ihrem Bauchnabel spürte, bekam sie eine Gänsehaut am ganzen Körper. Ihre Augen flogen flatternd auf. Carina wusste, sie waren schon weit über eine einfache Knutscherei hinaus. Wenn sie jetzt nicht damit aufhören würden…Wenn sie hier nicht einen Schlussstrich ziehen würde, dann würden sie genau dort enden, wo sie bis vor wenigen Minuten noch gewesen waren. Im Bett. Und dieses Mal würden sie nicht nur nebeneinander schlafen, so viel stand fest.
 

Doch…wollte sie das wirklich?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  melany2567
2017-01-19T14:59:47+00:00 19.01.2017 15:59
Jaaaa sie will!!!!!! ♡♡♡♡♡♡


Von:  00Ucy-18
2017-01-19T10:09:33+00:00 19.01.2017 11:09
Ich liebe denicht Kapitel <3
Freue mich schon auf das nächste :D


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