Zum Inhalt der Seite

Selbstmord ist keine Lösung......oder?

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Ende des Versteckspiels

Sie faszinierte ihn.

Anders konnte der Undertaker es nicht ausdrücken.
 

Carina hatte ihn nicht bemerkt, doch er hatte dafür umso mehr gesehen. Wie sie mit ihrer Death Scythe nach und nach die Seelen der Verstorbenen eingesammelt hatte. Die Waffe stand ihr außerordentlich gut und allem Anschein nach wusste sie mit ihr umzugehen. Es hatte ihn ein wenig überrascht, dass sie eines der wesentlich älteren Modelle gewählt hatte, denn normale Waffen hatten ihren Platz in der Welt der Shinigami schon seit langer Zeit verloren. Nun ja, aber Carina war ja ohnehin immer wieder für eine Überraschung gut. Der Silberhaarige wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie ihre Berufswahl bei den anderen Seelensammlern angekommen war.
 

„Hehe, sie ist ihrer Zeit nun einmal voraus“, hatte der Undertaker lautlos kichernd gedacht und der jungen Frau weiterhin bei ihrer Arbeit zugesehen. Und erneut hatte sie ihn überrascht. Wie sie vor dem Kind in die Knie gegangen war und vorsichtig, beinahe zärtlich, dessen Seele genommen hatte. Die Traurigkeit in ihren Augen hatte er sogar von seiner Position aus sehen können. Erneut kamen ihm ihre Worte vom Deck in den Sinn. Ja, sie schien sich ihre Menschlichkeit tatsächlich erhalten zu haben. Aber ob das lange Zeit so gut gehen würde? Wie viele Seelen konnte die 18-Jährige holen, ohne sich selbst zu verlieren?
 

Zeitgleich mit Carina hob er den Kopf, um seine Kreationen in den Gang einbiegen zu sehen. Nun, das würde sicherlich interessant– Die Blondine ließ ihm keine Zeit, seine Gedanken zu beenden. Der Silberhaarige erhaschte gerade noch einen kurzen Blick auf ihr zornerfülltes Gesicht, da köpfte sie bereits die erste Leiche. Vollkommen verblüfft ertappte der Shinigami sich dabei, wie er seine Augen nicht von ihrem herumwirbelnden Körper abwenden konnte. Natürlich hatte der Bestatter damit gerechnet, dass sie nun kämpfen konnte, aber ihre Bewegungen…ihre komplette Ausstrahlung… „Das ist mehr als nur normaler Standard. Sie scheint einen guten Lehrer gehabt zu haben.“ Aber auch Talent schien hier seine Hände mit im Spiel zu haben. Es waren vielleicht 2 Minuten vergangen, da gehörten die wandelnden Leichen in diesem Gang der Vergangenheit an. Erneut richteten sich seine Augen auf ihr Gesicht. Die Shinigami schien in Gedanken versunken zu sein, denn als aus heiterem Himmel das Schiff erbebte schrie sie erschrocken auf. „Was zum Teufel ist hier los?“, rief sie und hielt sich mit einer Hand an der Wand fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
 

Auch der Undertaker hatte mit diesem Umstand nicht gerechnet. Eigentlich war es ja sein Plan gewesen das Schiff selbst zu versenken, doch anscheinend war dies nun gar nicht mehr nötig. Hastige Schritte ertönten, als Carina losrannte und sich in Richtung Deck aufmachte, um die Ursache der Erschütterung herauszufinden. Ein Lächeln kräuselte sich auf seinen Lippen. „Du übertriffst all meine Erwartungen, Carina. Ich kann es gar nicht abwarten, wieder auf dich zu treffen.“
 

Und nun war es endlich so weit. Schützend hatte er sich vor den Viscount gestellt und die Death Scythe des rothaarigen Shinigami mit einer einfachen Bewegung gestoppt. Als nächstes drückte er seinen Arm durch, sodass sein Gegenüber im hohen Bogen in Richtung Decke flog. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen enthüllte der Silberhaarige weitere Sotoba, die er anschließend in Richtung Decke warf. Ein Regen aus Glassplittern ergoss sich über die Anwesenden. Während Sebastian sich schützend über seinen Herrn warf und der Rothaarige eine Wunde an der Stirn beigebracht bekam, richtete der Verursacher seinen Blick auf Carina. Die junge Frau stand nach wie vor mitten im Raum, den Regen aus Glas komplett ignorierend. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet, spiegelten eine Mischung aus Überraschung und Fassungslosigkeit wieder. Sein Grinsen wurde eine Spur breiter, als er sich seine langen silbernen Strähnen aus dem Gesicht strich und somit das erste Mal seit 20 Jahren sein wahres Wesen preisgab. „Hach…wie traurig, dass es hier bald kein Gelächter mehr geben wird.“ Und nun mischte sich noch ein anderes Gefühl in die grünen Augen der 18-Jährigen. Entsetzen.
 

Carina schossen plötzlich tausende von Gedanken durch den Kopf. Es war, als hätte sie jemand betäubt. Oder ihr Haupt zumindest hart gegen eine Wand geschlagen. Fragen krochen aus allen Winkeln ihres Gehirns hervor, die Erkenntnis traf sie bis ins Mark. Er war ein Shinigami, war es bereits die ganze Zeit gewesen. Diese wandelnden Leichen…er musste seine Finger mit im Spiel gehabt haben. Was für eine andere Erklärung konnte es sonst hierfür geben? Doch all diese Tatsachen interessierten sie momentan nicht. Es war nur ein Gedanke, der sich vor allen anderen an die Oberfläche drängte. Ein Gedanke, der in diesem Moment ihr komplettes Sein ausfüllte. Nur einer.
 

Er war das wunderschönste Wesen, das sie je gesehen hatte.
 

„W-was?“, schoss es ihr noch in derselben Sekunde durch den Sinn, als sie realisierte was sie da gerade gedacht hatte. Sogleich spürte sie Hitze in ihren Wangen aufsteigen. Was zum Teufel war denn jetzt los? Sie hatte gerade doch wohl wahrlich größere Probleme und alles, an was sie denken konnte war, dass er schön war? „Jetzt drehe ich langsam durch.“
 

„Das darf einfach nicht wahr sein“, hauchte sie atemlos und zuckte zusammen, als sich ihre Blicke zum ersten Mal richtig kreuzten. Nicht wie sonst durch seinen Vorhang aus Haaren unterbrochen. Verdammt, er schien nicht im Mindestens überrascht zu sein. Wie lang wusste er schon, dass sie ein Shinigami war? Wie lange wusste er schon, dass sie Selbstmord begangen hatte? „Aber natürlich“, fiel es ihr plötzlich ein. „Er muss meine Leiche beerdigt haben. Aber von der Wunde allein konnte er doch nicht darauf schließen, dass es Selbstmord war. Oder etwa doch?“
 

„Undertaker…?“, hörte sie Ciel vollkommen entsetzt flüstern und konnte es ihm nachempfinden. Der Bestatter hatte seine wahre Natur wirklich meisterhaft verborgen. Komischerweise sprach Sebastian nun genau das aus: „Ihr habt Eure Identität wirklich meisterhaft verborgen. Da Ihr Eure Augen verdeckt hattet, habe ich nichts bemerkt.“ „Ich bin auch drauf reingefallen“, sagte Grell nun und strich sich vorsichtig über seine blutende Wunde. „Hast du seine Augen gesehen, Kollege?“, fragte Ronald, der nun ebenfalls vom oberen Stockwerk hinunter gesprungen war und die Szene ungläubig betrachtete. „Ja. Sie phosphoreszieren. Kein Zweifel, der Kerl ist ein Shinigami.“ „Hehe…Wie nostalgisch! So hat mich schon seit einem halben Jahrhundert keiner mehr genannt“, lächelte der Undertaker, seine Stimme hatte nun einen anderen Ton angenommen. Er klang so, wie Carina es schon öfters gehört hatte, wenn es um ernste Themen gegangen war. So hatte er sich auch angehört, als er versucht hatte sie zu küssen. Anscheinend war das Versteckspiel seinerseits nun endgültig vorbei.
 

„Der Undertaker ist ein Shinigami?“, rief Ryan entsetzt und lief nun mit eiligen Schritten die Treppe hinunter. „Was hat das alles zu bedeuten, Undertaker? Du hast mir doch gesagt, mit diesem Apparat könne man die Leichen kontrollieren.“ Nachdenklich legte der Silberhaarige daraufhin einen seiner langen Fingernägel ans Kinn. „Ach ja, hab ich das?“ Bei Ryan schien es endlich Klick zu machen. „Du hast mich betrogen? Das Ganze war eine Lüge? Auch dass wir nach Amerika fahren, um die vollkommene Erlösung überall zu verbreiten? Alles?“ „Er hat ihm diesen Schwachsinn also ins Hirn gesetzt“, dachte Carina und endlich ergab diese ganze Sache einen Sinn. Der Undertaker zuckte lediglich mit seinen Schultern. „Na ja, die Ernsthaftigkeit, mit der du dich der Medizin gewidmet und versucht hast, Tote zum Leben zu erwecken, war so lustig, dass du die perfekte Besetzung für meine Pläne warst.“ „Und was war mit unserem Plan, der ganzen Welt mit Hilfe der Medizin zu einem gesunden Leben zu verhelfen?“ „Das war dein Plan, oder?“, antwortete der Bestatter und fügte hinzu: „Außerdem haben deine Heilkräfte ja offenbar nicht ausgereicht, um Menschen wiederzubeleben. In dem Moment, als du dich auf meine Technik verlassen hast, hast du das Gebiet der Medizin verlassen. Jemand, der seine Patienten einer Operation unterzieht, die er selbst nicht mal versteht, ist kein Arzt mehr.“ Die Worte trafen den Arzt mitten ins Herz, Schock und Unglaube waren ihm ins Gesicht geschrieben. Entkräftet ging er in die Knie. „Da…das ist nicht fair…“, flüsterte er und sah erst wieder auf, als der Undertaker ihm sanft eine Hand auf den Kopf legte. „Du hast mir meine Geschichte wie ein argloser Tropf geglaubt. Braver Junge.“ „Er ist nicht dumm, so viel steht fest. Dieser Ryan hat nicht eine Sekunde an ihm gezweifelt“, dachte Carina. „Genau wie ich.“
 

„Dann bist du der Drahtzieher hinter den Wiederbelebungsexperimenten der Auroragesellschaft, Undertaker?“, fragte Ciel mit einem kühlen Unterton in der Stimme, woraufhin sich Angesprochener spielerisch einen Finger vor den Mund hielt. „Sag ich nicht…“, trällerte er und Carina fragte sich, ob der Mann wohl wusste, wie gut jede seiner Bewegungen aussah. „…würde ich ja jetzt gerne sagen, aber mit deiner Phönixpose hast du mich für eine Menge an Informationen entschädigt. Also verrate ich es dir doch. Hehe… Ja, ich war es, der diese wandelnden Leichen erschaffen hat.“ „Also doch“, schoss es der 18-Jährigen durch den Kopf und ein schwerer Stein bildete sich in ihrem Magen. Das gefiel ihr ganz und gar nicht. „Und wozu?“, fragte Ciel, anscheinend interessierte er sich für die Antwort genauso sehr, wie die drei Shinigami. „Na ja, am Anfang war es wohl reine Neugier am Menschen. Du musst wissen, der Mensch besteht aus einem fleischlichen Körper und einer Seele. Und solange er beides hat, existiert er und fährt fort, seine Erinnerungen im Cinematic Record festzuhalten. Wenn sein Körper verfällt und der Schnitter seine Seele holt, endet der Cinematic Record und aus einem Lebenden wird ein Toter.“ Kurz hielt er inne, um seine Worte auf die Anderen wirken zu lassen.
 

„Wir Shinigami arbeiten unsere Listen ab, ziehen den Menschen die Seele aus dem Körper und beenden ihren Cinematic Record. Tag für Tag, monoton und gleichgültig. Ich habe meine Tage als Todesgott lange Zeit so verbracht, aber dann kam mir eines Tages ein Gedanke. Was würde passieren, wenn es nach diesem Ende noch eine Fortsetzung gäbe?“ Carina warf Grell und Ronald einen schnellen Blick zu, auf den Gesichtern der Beiden spiegelte sich das gleiche Entsetzen wieder, wie auf ihrem Eigenen. „Wenn man Erinnerungen, die ihre Seele verloren und ihr Ende erreicht haben, eine Fortsetzung anfügen würde, was würde dann mit dem Körper geschehen? Schließlich sind wir Seelensammler einzig und allein hinter den Seelen her. Der Körper und die Erinnerung im Gehirn bleiben in dieser Welt zurück“, fuhr der Undertaker fort und endlich schien Grell aus seiner Starre zu erwachen. „Sag bloß…du hast ihre Records bearbeitet?“ „Ist das möglich?“, entfuhr es Carina, zum ersten Mal erhob sie seit Undertakers Enthüllung die Stimme. Dieser grinste und deutete auf die wandelnden Leichen. „Warum seht Ihr Euch ihre Records nicht einfach selbst an?“ Das ließ Grell sich nicht zweimal sagen. Sogleich zückte er seine Kettensäge und zog sie durch eine der Toten. Gleich darauf schossen die Cinematic Records hervor. Carina und Ronald beobachten den Film, bis jetzt war alles ganz normal. Doch ab dem Zeitpunkt, wo der Tod eingetreten und eigentlich das Ende gekommen war, erschien mit einem Mal der Undertaker in dem Kurzfilm. Irritiert stellte Carina fest, dass er einen Anzug trug und im Allgemeinen aussah wie Charlie Chaplin. Vergnügt grinste er in die imaginäre Kamera.
 

„Ich glaub’s nicht“, stöhnte Carina, während Grell ein empörtes „Huch? Was ist das denn?“ ausstieß. „Das ist ja…“, murmelte Sebastian, beendete seinen Satz allerdings nicht, denn in dem Moment rief Ciel fragend: „Was passiert denn in dem Film?“ Natürlich, er konnte den Cinematic Record nicht sehen, er war immerhin ein Mensch. „Das Ende der Cinematic Records, das normalerweise zusammen mit dem Tod kommt, wird dadurch, dass ich einen gefälschten Record angehängt habe, nie erreicht. Also haben die Körperteile das Gefühl, dass sie „noch am Leben sind“ und setzen sich – ohne eine Seele zu besitzen – erneut in Bewegung.“ „So funktioniert das also“, murmelte Carina und verstand es nun endlich. Endlich hatte sie das fehlende Puzzleteil gefunden. Doch der Undertaker war noch nicht fertig. „Alle Lebewesen versuchen instinktiv, entstandene Lücken zu füllen. Hat man sich eine körperliche Wunde zugezogen, versucht man sie zu schließen. Fühlt die Seele sich einsam, sucht man sich einen anderen Menschen, um die Leere zu füllen. Und sie füllen die Lücke ebenfalls instinktiv. Sie wollen eine Seele, also versuchen sie die Körper der Lebenden zu öffnen, um die Bilanz mit dem nicht enden wollenden Cinematic Record auszugleichen.“
 

„Das ist grausam. Wie kann er so etwas nur zulassen?“, fragte Carina sich, der Stein in ihrem Magen wurde von Sekunde zu Sekunde schwerer. „Deshalb verfolgen sie uns, obwohl sie weder sehen noch hören können? Sie spüren unsere Seelen“, erkannte Ciel, woraufhin Carina etwas Eigenartiges auffiel. Der Undertaker hatte plötzlichen einen seltsamen Gesichtsausdruck, seine Augen waren leicht verengt und seine nächsten Worte klangen so, als ob sie ihm körperliche Schmerzen bereiten würden. „Ja, auch wenn man sich die Seele eines Anderen natürlich nicht aneignen kann…“ „Hat er das in der Vergangenheit etwa schon ausprobiert?“, fragte sie sich gedanklich, hatte jedoch keine Zeit genauer darüber nachzudenken, denn schon fuhr der Bestatter fort. „Aber auch, wenn ich die Cinematic Records manipulieren kann, Seelen kann ich nicht erschaffen. Ich habe viel herumexperimentiert, aber es kamen meist reine Fleischpuppen ohne jedes Bewusstsein dabei heraus. Sie sind weder lebendig noch tot. Deshalb nenne ich sie „Bizarre Dolls“, meine bizarren Puppen.“
 

„Das ist der Gipfel der Geschmacklosigkeit“, presste Ciel hervor. Langsam schritt der Undertaker die Treppe nach oben, auf eine seiner weiblichen Puppen zu. „Wie’s scheint, bist du noch zu unreif, um ihre Schönheit zu sehen Earl.“ Er stellte sich hinter die tote Frau, legte einen Arm um ihre Hüfte und den Anderen um eine ihrer ausgestreckten Hände. Carina sah ihm erschüttert und auf eine seltsame Weise fasziniert dabei zu. Die Szene hatte etwas Schreckliches und Intimes zugleich. „Sieh nur ihre hübsch zusammengenähte, wächsern weiße Haut. Als wäre sie noch am Leben. Und dieser Mund, der weder lärmendes Geschwätz noch Lügen von sich geben kann. Sie ist doch nun wahrlich viel schöner als zu Lebzeiten, findest du nicht?“ Carina starrte ihn sprachlos an. Meinte er das wirklich ernst? „Ich übergebe mich gleich“, zischte Ciel und hielt sich seine rechte Hand vor den Mund. „Das sagst du. Aber es gibt genug Leute, die gerne einige dieser bizarren Puppen hätten. Immerhin kennen sie weder Schmerz noch Furcht und fressen auf ihrer zielstrebigen Suche nach einer Seele die Lebenden. Sag selbst. Sind sie nicht die perfekten Tierwaffen?“ Ungläubiges Entsetzen schwappte durch den Raum. Am liebsten hätte Carina ihm den Mund zu gehalten. War ihm ein Menschenleben denn wirklich gar nichts wert? Hatte sie sich etwa so in ihm getäuscht? Oder steckte vielleicht etwas anderes dahinter und der Undertaker wollte nur von seinem eigentlichen Ziel ablenken? „Wenn dem so sein sollte, dann funktioniert es hervorragend“, stellte sie nachdenklich fest.
 

„Und da diese Exzentriker unbedingt mal sehen wollten, wozu man die Dinger alles gebrauchen kann, habe ich mich entschlossen, auf einem Luxusliner ebenso viele Bizarre Dolls einzuschiffen wie Passagiere und sie mal zu testen. Ich wollte sie aufeinander loslassen und sehen wie viele von jeder Sorte überleben.“ „Ihr seid krank“, stellte Sebastian stirnrunzelnd fest und Carina konnte ein Schnauben kaum unterdrücken. „Der muss gerade reden. Wie viele Menschen hast du denn wohl schon auf dem Gewissen, Teufel?“, dachte sie, musste aber innerlich zugeben, dass der Undertaker ebenso schuldig war. Wie alt er wohl war? Wann hatte er aufgehört, sich für das Leben der Menschen zu interessieren?
 

„Damit, dass wir einen Eisberg rammen, habe ich allerdings nicht gerechnet. Da ich, seit ich kein Schnitter mehr bin, auch keine Liste mehr besitze. Das erspart mir immerhin die Mühe, den Kahn selbst zu versenken und ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe.“ „Verstehe“, meinte Sebastian. „Dieses Schiff sollte Amerika von Anfang an nie erreichen…richtig?“ Der Silberhaarige nickte. „Wie es scheint, haben dank Euch mehr Menschen überlebt, als ich dachte. Das nimmt man mir sicher übel.“
 

„Je mehr ich höre, desto weniger können wir ihm das durchgehen lassen“, sagte Grell auf einmal und Ronald stimmte ihm sogleich zu. „Stimmt. Dass ein Schnitter die Todesstatistik verzerrt, geht ja gar nicht. Der Kerl hat noch nicht mal eine Brille. Das ist wohl einer von diesen Separatisten, was?“ Carina schwieg, was Ronald kurz verwunderte. Eigentlich hatte er erwartet, dass die Blondine dem zustimmen würde, immerhin waren ihr Menschenleben doch so wichtig. „Wen kümmert das? Sich als Schnitter in die Angelegenheiten von Leben und Tod in der Menschenwelt einzumischen ist ein klarer Regelverstoß“, meinte Grell, woraufhin die beiden jungen Shinigami ein synchrones „Du musst gerade reden“ vor sich hinmurmelten. „Am Besten nehmen wir ihn gleich fest und übergeben ihn der Obrigkeit, dann kann er denen direkt erzählen, wie diese wandelnden Leichen funktionieren.“ Carina biss sich auf die Lippe. Natürlich hatte Grell irgendwo recht, aber sie konnte den Undertaker doch nicht einfach… „Er hat mir damals das Leben gerettet, indem er mich aufgenommen hat. Er hat sich um mich gekümmert, obwohl er es gar nicht musste. Warum – verdammt noch mal – muss ich jetzt in solch eine Zwickmühle geraten?“, dachte sie und überlegte nebenbei fieberhaft, wie sie Grell und Ronald ihr Verhalten erklären sollte.
 

„Außerdem“, sprach Grell und seine Stimme wurde mit einem Mal laut und schrill, „hat er neben besagtem Regelverstoß auch noch das Gesicht einer Jungfrau verletzt! Und egal wie gut er aussieht, das werde ich ihm niemals verzeihen!!“ „Anscheinend bin ich nicht die Einzige, die denkt, dass er gut aussieht. Gott sei Dank“, dachte Carina erleichtert und sah dabei zu, wie sich ihr Mentor auf den Undertaker stürzte. „Hoppla“, sagte dieser und wehrte den Schlag erneut mit einer seiner Sotoba ab. Genau in diesem Moment tauchte Ronald hinter ihm auf, seinen Rasenmäher bereits im Anschlag. „Ich bin hinter di…Argh.“ Sebastian hatte dem jungen Mann hart gegen den Arm getreten, sodass dieser zu Boden krachte und einige Meter weit rutschte. „Hey“, rief er empört und auch Grell war alles andere als begeistert. „Sebas-chan! Was hast du vor?“ „Ich kann Euch leider nicht erlauben, ihn mitzunehmen.“ „Häää?“, entfuhr es dem Rothaarigen verwirrt, woraufhin Ciel ihm die entsprechende Antwort lieferte. „Wir sind verpflichtet, Ihrer Majestät – der Königin – die Wahrheit zu präsentieren und können den Kerl auf keinen Fall entkommen lassen.“ Sebastian lächelte und zupfte sich seine weißen Handschuhe zurecht. „Ihr habt es gehört. Ich nehme mir jetzt die Freiheit, den Betreffenden festzunehmen.“
 

Grells Augen verengten sich, er war nun sichtlich wütend. „Das fällt in den Zuständigkeitsbereich der Schnitter. Also halt dich da gefälligst raus.“ Auch Sebastian wirkte nun bedrohlich. „Das ist meine Aufgabe als Butler. Also haltet Ihr Euch da bitte raus.“ Hinter ihnen grinste der Undertaker vor sich hin, ihm schien das Ganze nicht sonderlich Sorgen zu bereiten. „Hach. Du bist immer so herrlich stoisch, Sebas-chan. Na schön. Wenn du mir so kommst, werde ich mich auch nicht zurückhalten.“ Sebastians nächster Kommentar triefte gerade so vor Sarkasmus. „Dass das Wort „Zurückhalten“ in Eurem Wortschatz überhaupt vorkommt, ist für mich die größte Überraschung des heutigen Tages.“ „Hüte mal lieber deine Zunge, Dämon“, schaltete sich Carina nun endlich ein und trat ein paar Schritte näher. „Dich werden wir hier ganz bestimmt nicht machen lassen, was du willst!“ Hinter ihr richtete sich Ronald langsam auf, unterdrückte Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Okay, lasst uns das hier abkürzen und sagen, der Schnellere gewinnt. Und gegen einen Tattergreis wie dich verlier ich ganz bestimmt nicht“, richtete er seinen letzten Satz an den Undertaker. Dieser senkte nun leicht den Kopf und kicherte in sich hinein. „Hehe…Das ist ja die reinste Hasenjagd. Fragt sich nur…“ Er hob seinen Kopf und zeigte ihnen ein schon fast unheimliches Lächeln.
 

„…wer hier der Hase ist.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  melany2567
2016-10-09T14:16:54+00:00 09.10.2016 16:16
Uff deine Geschichte wird immer besser und besser ♡♡♡♡♡♡
Aber undertaker überrascht mich doch sehr
Ist er jetzt böse oder nicht ^_^,
Ich versteh ihn einfach nicht
Und mag er jetzt carina oder nicht ??

Werden sie eigentlich jetzt miteinander kämpfen ?
Das wär jetzt geil wenn sie mit einander kämpfen würden ;D :Ooo


Freu mich schon auf die Fortsetzung :)) ♡♡♡




Zurück