Selbstmord ist keine Lösung......oder? von LadyShihoin ================================================================================ Kapitel 21: Mehr als nur ein Spiel ---------------------------------- „So, da wären wir“, sagte Ronald und stieß die Tür auf, bevor er sich leicht vor Carina verbeugte und in den Raum hinein deutete. „Ladys First.“ „Dieses alberne Getue kannst du dir sparen“, antwortete die 18-Jährige genervt und betrat nun das Zimmer in der zweiten Klasse. „Oh man, wenn diese Zimmer hier schon so gut eingerichtet sind, dann will ich nicht wissen, wie luxuriös die Zimmer in der ersten Klasse aussehen“, dachte sie gleich darauf und nahm sich die Zeit, die Einrichtung zu mustern. Alles war perfekt aufeinander abgestimmt worden. Die Tapete mit den goldenen Verzierungen, die Möbel aus dunklem Holz, das große Bett mit dem cremefarbenen Lacken… Carina stutzte plötzlich. „Ronald“, begann sie und Angesprochener bemerkte den unheilverkündenden Tonfall in ihrer Stimme sofort. Er schaffte es gerade noch die Tür zu schließen und seinen Koffer neben das Bett fallen zu lassen, da traf ihn auch schon ihr zorniger Blick. „Das hier ist ein Doppelzimmer.“ „Na und?“, sagte er und versuchte dabei komplett unschuldig zu klingen. „Wir sind doch auch zu Zweit.“ „Das hier ist ein Doppelbett“, fuhr sie fort und klang nun so gereizt, dass der junge Shinigami vorsichtshalber einen Schritt zurück trat. „Damit hab ich nichts zu tun. Was kann ich denn dafür, dass sie hier nur Doppelzimmer mit einem Bett haben?“ „Dann macht es dir ja bestimmt nichts aus, bis übermorgen auf der Couch zu schlafen“, erwiderte Carina mit zuckersüßer Stimme, woraufhin ihr Gegenüber sich stumm geschlagen gab. „Na schön“, sagte er und stellte seinen Koffer neben die Couch, die vermutlich zu klein für ihn sein würde. „Aber vielleicht überlegst du es dir ja noch mal anders, Carina. Viele Frauen würden sich freuen, wenn sie mit mir in einem Bett schlafen dürften.“ „Das glaub ich dir auf’s Wort“, antwortete Carina trocken und strich sich eine ihrer blonden Haarsträhnen aus der Stirn. Sie konnte sich sogar ziemlich genau vorstellen, welche Frauen Ronald damit meinte. Allein in der Registratur und in der Personalabteilung würden ihr da schon so einige Beispiele einfallen… „Oh man, die Zeit bis übermorgen wird niemals rum gehen“, murmelte sie leise und legte ihre Death Scythe aufs Bett. „Nun ja, ich mach mich dann mal auf Erkundungstour“, sagte Ronald grinsend und schien kurz zu überlegen. „Ah ja, ich denke ich werde mit der dritten Klasse anfangen.“ „War ja klar“, dachte Carina und sah Ronald dabei zu, wie er das Zimmer verließ. In der dritten Klasse hatten die Leute sicherlich wesentlich mehr Spaß, als die Menschen in der ersten und zweiten Klasse. Nein, hier waren nur Lords und Ladys, die sich für Spaß alle zu fein waren. Viel lieber wurde hier gegessen, getrunken und über andere Leute getratscht. Wie sie Ronald kannte, würde er die komplette Zeit in der dritten Klasse verbringen und sich amüsieren. „Na ja, er hat ja auch die Ruhe weg. Wie kann er nur so entspannt sein?“, dachte sie und erneut schossen ihr Williams Worte ins Gedächtnis. Wandelnde Leichen…Konnte das wirklich möglich sein? Aber wie? Seit Tagen zerbrach sie sich den Kopf über diese Frage, fand aber keine Antwort. „Selbst Mr. Crow wüsste keine Antwort, falls dieser Umstand tatsächlich eintreten sollte. Aber vielleicht mache ich mir ganz umsonst Sorgen. Möglicherweise ist es wirklich nur ein verdammt seltsames Missverständnis.“ Egal wie man es auch drehte und wendete, wenn eine Seele einmal den Körper verlassen hatte, dann war das Leben der Person beendet. „Wir müssen wirklich herausfinden was hier los ist“, murmelte die Shinigami und erhob sich in einer fließenden Bewegung. Sie ließ ihren Blazer, den Umhang und ihre Death Scythe auf dem Zimmer, denn Letztere würde sie noch nicht brauchen. Innerhalb der nächsten paar Stunden versuchte die Blondine sich einen groben Überblick über das Schiff zu verschaffen. Und das war bei der beeindruckenden Größe der Campania gar nicht so leicht. Allein die erste Klasse hatte bereits unglaublich viele Räume. Dazu gehörten neben den vielen Passagierkabinen eine riesige Lounge, ein Rauchersalon, ein Foyer, eine Aufzugshalle und noch ein komplettes Deck, das nur Mitglieder der ersten Klasse betreten dürften. „Kein Problem für mich“, dachte Carina schmunzelnd und machte sich für die Menschen um sich herum unsichtbar. Ganz entspannt schaute sie sich die einzelnen Räumlichkeiten an, entdeckte aber nichts Auffälliges. Alles schien so zu sein, wie es sein sollte. Schick gekleidete Menschen, die sich mit Luxus die Zeit der Reise vertrieben. Erneut fühlte Carina sich an die Geschichte der Titanic erinnert. „Im Film war zu dieser Zeit auch noch alles in Ordnung“, dachte sie und biss sich auf ihre Lippe. Verdammt noch mal, diese ganze Situation war einfach nur schrecklich nervenaufreibend. Warum hatte William ausgerechnet sie schicken müssen? Sie war doch noch nicht einmal ein halbes Jahr mit ihrer Ausbildung fertig. Es gab mehr als ein Dutzend Shinigami, die erfahrener waren als Ronald und sie. „Wenigstens kommt Grell noch als Verstärkung. Das beruhigt mich wenigstens ein bisschen“, murmelte sie leise vor sich hin, blieb aber im nächsten Moment wie angewurzelt stehen. Stockend versuchte sie das seltsam drückende Gefühl, das sich plötzlich in ihre Magengegend geschlichen hatte, zuzuordnen. Ihr Blick huschte durch den Raum. Sie befand sich zurzeit in der Lounge; ein Raum, wo die Passagiere der ersten Klasse prunkvolle Kuchen zu sich nehmen konnten und miteinander sprachen. Als sie die Personen ausmachte, die sich gerade an einem der Tische niederließen, wurden ihre Augen groß wie Untertassen. Mit einer raschen Bewegung glitt Carina hinter eine der nahestehenden Säulen. „Verdammt, die sind auch hier?“, schoss es ihr durch den Kopf und immer noch fassungslos beobachtete sie, wie sich Ciel Phantomhive mit seiner Verlobten unterhielt. Neben den beiden Kindern saßen noch ein Junge, der aber bereits etwas älter zu sein schien und zwei Erwachsene, die vom Aussehen her vermutlich die Eltern von Elizabeth waren. Sebastian und ein ziemlich seltsam aussehender Butler standen stumm und unbeweglich neben dem Tisch. Jetzt wusste sie auch, was dieses seltsame Gefühl gewesen war. Die Anwesenheit eines Dämons… Carina war über sich selbst verwundert, als sie bei Sebastians Anblick eine unglaubliche Wut durchzuckte. Jede Aktion, jede Bewegung, jeder Atemzug war lediglich darauf abgerichtet, sich am Ende die Seele dieses Kindes zu holen. Er machte sich ein Spiel daraus, Ciel seine Macht zu geben. Denn Dämonen wussten eines ganz genau. Das Letzte, was ihr Vertragspartner feststellen würde, unmittelbar bevor seine Zeit abgelaufen war, war die Tatsache, dass er oder sie nie wirklich die Fäden in der Hand gehalten hatten. Nein, jegliche Fäden waren dem Menschen in der Sekunde geraubt worden, als er sich auf einen Vertrag mit dem Teufel eingelassen hatte. Der einzige Faden, der ihm geblieben war, war der des unausweichlichen Todes. Doch konnte man es wirklich noch Tod nennen? Konnte man noch von Sterben sprechen, wenn sich der Teufel die Seele zu Eigen machte? „Nein“, dachte Carina und presste ihre Lippen fest aufeinander. Das war schlimmer als der Tod. Die komplette Existenz wurde in diesem Moment ausgelöscht. Es würde so sein, als hätte es diesen Menschen niemals zuvor gegeben. Wie eine Blume, die niemals die Erdoberfläche durchbrochen hatte. Es war widerwärtig und in keinster Weise zu beschönigen. Wenn die Situation eine andere wäre, dann hätte Carina vielleicht die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und diese Kreatur der Hölle ein für alle mal erledigt. „Wobei…“, überlegte sie und verließ so unauffällig wie möglich die Lounge. Sebastian war unglaublich stark. Alleine konnte sie es vermutlich nicht mit ihm aufnehmen. Dafür würde sie schon Ronalds und Grells Hilfe brauchen. „Tja, wer weiß. Vielleicht ergibt sich ja eine passende Gelegenheit. Vorausgesetzt Grell springt über seinen Schatten und attackiert – wie war das noch gleich? – seinen geliebten Sebas-chan.“ Bei dem bloßen Gedanken musste sie grinsen. Grell stand wirklich immer auf die falschen Männer. Mittlerweile hatte sie sich wieder sichtbar gemacht und das Deck der zweiten Klasse erreicht. Das Getuschel der Frauen in ihrem Rücken ignorierte sie. Sollten die dummen Gänse doch tratschen, das machte ihr schon lange nichts mehr aus. Mit einem leisen Seufzen trat sie an die Reling und stützte ihre Ellbogen darauf ab. Für einen Moment, nur einen sehr kleinen, schloss sie ihre Augen und versuchte sich zu entspannen. Ihr blondes Haar wehte leicht nach hinten, als der frische Wind des Nordatlantiks durch es hindurch fuhr. Sie sog den salzigen Geruch des Meeres ein und fühlte die letzten Strahlen der untergehenden Sonne auf ihrer Haut. In etwas mehr als zwei Tagen würde von dieser friedlichen Atmosphäre nichts mehr übrig sein. Der Tod lauerte über diesem Schiff und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Ach, hier steckst du“, hörte sie plötzlich Ronalds Stimme hinter sich und drehte ihren Kopf in seine Richtung. Mit einem unterdrückten Kichern auf den Lippen trat er aus einem der Aufzüge heraus. Selbst er konnte nicht glauben, wie gut sein Plan bisher funktionierte. Nicht einmal der Earl und sein Butler schienen bisher irgendetwas zu ahnen. Lediglich die Gerüchte hatten sie gehört und es war für ihn dementsprechend keine allzu große Überraschung gewesen, als er sie unter den Gästen der ersten Klasse entdeckt hatte. Er war sich außerdem ziemlich sicher, dass sich irgendwo auf der Campania Shinigami befanden. Nun entfuhr ihm tatsächlich ein Kichern. Sicherlich hatte es die armen kleinen Seelensammler komplett verwirrt, dass plötzlich Leichen durch die Gegend liefen, die keine Seele mehr hatten. „Hehe, das wird mir noch einige vorzügliche Lacher einbringen“, grinste er in sich hinein und schlenderte unbemerkt durch die Aufzugshalle. Noch hielt er sich vor den Augen der Menschen verborgen, aber das würde sich noch früh genug ändern. Immerhin musste er Ryan Stoker und die Aurora Gesellschaft ganz genau im Auge behalten, denn Fehler wären in diesem Stadium seines Plans wirklich ausgesprochen bedauerlich. Seine Augen, wie immer dicht von seinen silbernen Haaren verdeckt, huschten zu einer Traube aus Frauen, die am Eingang zum Restaurant standen und miteinander schwätzten. „Hmm?“, schoss es ihm kurz durch den Sinn, bevor er neugierig ein paar Schritte näher trat. Das die adeligen Frauen tratschten war an und für sich überhaupt nichts ungewöhnliches. Das sie es wie sonst nicht hinter einer vorgehaltenen Hand oder einem Fächer taten allerdings schon. „Also habt ihr sie auch gesehen?“, sagte gerade eine Frau mittleren Alters, ihre rechte Hand lag auf ihrem Brustkorb als hätte sie Herzschmerzen. „Ja. Wie kann dieses unverschämte Weibsbild nur?“, kam es synchron von 2 Mädchen, die nicht älter als 16 Jahre sein konnten. „Unerhört. Wie ein Mann gekleidet einfach über das Deck zu spazieren. Was bildet dieses Mädchen sich nur ein? Das ist ein noch größerer Skandal als die Affäre von Lady Alissa.“ Der Undertaker horchte auf. Eine Frau gekleidet wie ein Mann? Automatisch schob sich ein Bild vor sein inneres Auge. Das Bild eines blonden Mädchens mit marineblauen Augen… Konnte es sein? Konnte es wirklich sein, dass sie hier war? Auf diesem Schiff? Es waren zwei Jahre ohne ein Lebenszeichen von ihr vergangen und doch hatte es ihn immer interessiert, was wohl aus ihr geworden war. Natürlich hatte Carina sein Interesse in dem Moment geweckt, als sie ihm von ihrer Zeitreise erzählt hatte. Er lebte bereits ausgesprochen lange, aber niemals hatte er von so einem Vorfall gehört. Doch es war nicht nur das, was sie so interessant machte. Sie war anders. Anders als jedes weibliche Wesen, womit er es bisher zu tun gehabt hatte. Vieles davon mochte daran gelegen haben, dass sie in einem anderen Jahrhundert geboren worden war, aber hinter ihrem Charakter steckte noch mehr als das. Sie war neugierig und wissbegierig gewesen, hatte sich zu keinem Zeitpunkt davor gefürchtet ihm ihre Meinung zu sagen. Anders als die Frauen in diesem Jahrhundert hatte sie keinen Wert auf Äußerlichkeiten gelegt. Es war ihr nicht einmal peinlich gewesen, für ihn zu arbeiten und sich bei der Pflege der Gräber schmutzig zu machen. Doch was ihn bei weitem am meisten beeindruckt hatte, war ihre Reaktion auf die unmittelbare Gefahr. Als er sie damals am Friedhof hatte abholen wollen und ihre missliche Lage bemerkt hatte, hatte er inne gehalten. Er hatte nicht eingegriffen, ihr nicht diesen betrunkenen Mann vom Halse gehalten. Er hatte lediglich zugesehen und sie beobachtet. Die Angst auf ihrem Gesicht war unverkennbar gewesen, die Anspannung ihrer Schultern offensichtlich. Er konnte sich mit einer Genauigkeit daran erinnern, als ob das alles erst gerade passiert war. Ihr Blick, der zu ihrem Messer gehuscht war und das Entsetzen in ihren Augen, als sie erkannte, dass es zu weit entfernt von ihr lag. Doch mit einem Mal war da Entschlossenheit in ihren Seelenspiegeln gewesen. Sie hatte die Schaufel angehoben und ihrem Gegenüber tatsächlich gedroht. Einem Mann. Jemandem, der größer war. Stärker. In einfach jeder Hinsicht überlegen. „Aber dennoch…“ Sie hatte nicht ein einziges Mal Anstalten gemacht wegzulaufen. Daher war genau das seine Frage an sie gewesen. „Warum bist du nicht weggelaufen?“ Bei Carinas Antwort hatte es all seine Selbstkontrolle eingefordert, nicht zu lachen. Sie hatte schlicht und einfach nicht daran gedacht. Nicht eine Sekunde lang. Und das glaubte er ihr sogar. Langsam und mit federnden Schritten setzte er sich in Bewegung. Er hatte niemals geglaubt, dass sie tot war und dafür gab es einen ganz bestimmten Grund. Es gab keine Leiche. Natürlich hatte er auf ihr Verschwinden hin Nachforschungen angestellt. Schließlich interessierte es ihn nach wie vor, was es mit dieser Zeitreise auf sich hatte. Doch weder in der Öffentlichkeit, noch in der Unterwelt hatte es eine Leiche gegeben. Er hatte sogar sein Informationsnetzwerk ausgeweitet und über die Grenzen Londons hinaus nach dem blonden Mädchen gesucht, doch auch hier hatte er keine Erkenntnisse gewinnen können. Es war, als hätte sie sich plötzlich in Luft aufgelöst. Und genau das hatte er ehrlich gesagt als Erklärung hingenommen. Vielleicht hatte dieselbe Macht, die Carina ins Jahr 1886 geholt hatte, sie wieder zurückgebracht. Konnte sie also wirklich hier sein? „Das wäre schon ein ziemlicher Zufall, wenn wir uns ausgerechnet an diesem Ort wieder über den Weg laufen sollten“, dachte er und schlenderte nun lautlos über das Deck der zweiten Klasse. Und als ehemaliger Shinigami glaubte er eigentlich nicht an Zufälle. Doch in dem Moment, als er auf die rechte Seite des Decks gelangte und halb um eine Ecke gebogen war, sah er sie. Abrupt blieb er stehen. Sie stand – ihm den Rücken zugewandt – an der Reling. Das Erste, was ihm auffiel war, dass sie immer noch die Stiefel trug, die er ihr vor etwas mehr als 2 Jahren besorgt hatte. Sein Blick glitt weiter über ihre schwarze Hose, ihre weiße Bluse und blieb schlussendlich an ihren blonden Haaren hängen, die vom Wind leicht nach hinten geweht wurden. Die Zeit hatte definitiv ihre Spuren bei ihr hinterlassen. Selbst von seiner Position aus konnte er sehen, dass sie um ein paar Zentimeter gewachsen war. Und diese Hose verbarg nun wirklich keine einzige Kurve ihres Körpers. Ein Grinsen huschte ihm unwillkürlich über die Lippen. Anscheinend hatten Hosen an Frauen doch einen Vorteil… Rasch ging er die möglichen Optionen in seinem Kopf durch. Er konnte zu ihr hinüber gehen und endlich erfahren, was damals geschehen war und was sie in den letzten 2 Jahren so getrieben hatte. Oder er unternahm nichts. Doch für die letzte Option war er erstens einfach viel zu neugierig und zweitens war die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass sie den Aufenthalt auf diesem Schiff nicht überleben würde. Viele Menschen würden hier ihren Tod finden. Entweder durch seine Bizarre Dolls oder durch die Tatsache, dass er diesen Kahn versenken würde. Hmm, ja. Er sollte auf jeden Fall mit ihr sprechen. Doch als er sich gerade in Bewegung setzen wollte, ertönte ganz in der Nähe eine Stimme. „Ach, hier steckst du.“ Seine Augen huschten zu einem Jungen, der in Carinas Alter zu sein schien. Er brauchte nur eine Sekunde, um ihn als Shinigami zu identifizieren. Der Anzug, die Brille und natürlich die Augen waren unverkennbar. Also hatte er mit seiner Vermutung richtig gelegen, die Seelensammler befanden sich bereits an Bord. Einige Frauen sahen dem jungen Mann schmachtend hinterher, anscheinend schien er sich für alle Sterblichen sichtbar gemacht zu haben. Aber was wollte ein Shinigami von Carina? Der Silberhaarige drehte seinen Kopf wieder in die Richtung der jungen Frau und was er da sah, wischte ihm das Lächeln komplett und in einer fließenden Bewegung vom Gesicht. Carinas Gesicht war erwachsener geworden, doch das war nicht das, was ihn störte. Es war auch nicht die Brille, die auf ihrer Nase saß. Es waren ihre Augen. Die gelbgrünen Augen der Shinigami leuchteten ihm hinter den Gläsern unverkennbar entgegen. Für einen Moment schien der Undertaker vergessen zu haben, wie man schluckte. „Das ist unmöglich“, wisperte er fast lautlos und starrte immer noch voller Unglaube auf die Szene, die sich ihm bot. Schnell machte die Überraschung jedoch einer nachdenklichen, festen Miene Platz. Er versuchte sich einen Reim auf diese Sache zu machen und sich gleichzeitig selbst zu erklären, wie diese neue Erkenntnis im Zusammenhang zu allem stand. Doch jede Möglichkeit, die er in Betracht zog, warf für ihn nur mehr Fragen auf, als sie schlussendlich beantwortete. Vorsichtig beugte er sich vor, darauf bedacht nicht entdeckt zu werden und verfolgte das Gespräch der beiden Todesgötter. Seine eigenen phosphoreszierenden Augen wurden nun schmal, ein gefährlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Interessant. Äußerst interessant“, murmelte er und ein leicht verrücktes Kichern entfuhr nun seinen Lippen. Er würde schon noch herausfinden, was für ein Spiel hier gespielt wurde. Und welche Rolle Carina darin spielte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)