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Selbstmord ist keine Lösung......oder?

von

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Andere Zeit, andere Sitten

Hallöchen :D

Vielen Dank für die tollen, neuen Reviews. Und auch ein dickes Dankeschön an die Favorisierer! Ihr seid absolut toll! Ich freue mich sehr über jegliche Art der positiven Rückmeldungen von euch. Danke! Ich wünsche Euch auf diesem Wege schon mal Frohe Weihnachten^^. Ich weiß nämlich noch nicht genau, ob es bis dahin schon ein neues Kapitel geben wird. Aber ich verspreche, ich versuche mein Bestes ;)
 

Jetzt aber viel Spaß mit dem neuen Kapitel.

Liebe Grüße,

LadyShihoin
 

Carina starrte mit weitgeöffneten Augen die Decke an. Sie hatte zwar keine Uhr, aber mittlerweile musste es bestimmt schon früher Morgen sein. „Und ich hab nicht eine Sekunde geschlafen“, murmelte sie. Dabei war sie todmüde. Doch ihr Gehirn kam mit dem Verarbeiten anscheinend nicht hinterher. Nein, ganz im Gegenteil, es fuhr Achterbahn und das schon seit Stunden. Seufzend drehte sie sich auf die linke Seite und zog die Bettdecke enger um sich. Es war ihr verdammt unangenehm, dass sie so auf die Hilfe des Undertakers angewiesen war. In den letzten Wochen war sie immer selbstständiger geworden und das mit Bedacht. Sie hatte angefangen ihren Führerschein zu machen. Sie hatte Angelegenheiten bei den Ämtern selbst erledigt, ohne die Hilfe ihrer Eltern für Klausuren gelernt, selbst zum Training war sie immer ohne Aufforderung selbstständig gegangen. Ihr Leben war geregelt gewesen. Und jetzt?
 

„Jetzt ist alles, was ich in den letzten Jahren getan habe, völlig umsonst gewesen.“ Einen Führerschein würde sie in dieser Zeit kaum brauchen. Das Wissen, das sie über all die Jahre in ihrem Kopf angesammelt hatte, nützte ihr hier gar nichts. Mädchen in diesem Zeitalter gingen nicht zur Schule. Nur die Adeligen gingen auf Schulen für höhere Töchter, aber dort lernten sie solche Sachen wie Nähen, den Haushalt zu führen und anständige Manieren, um ihrem zukünftigen Ehemann zu gefallen. Es gab nur ganz wenige Frauen, die wirklich einem richtigen Beruf nachgingen. „Großartig. Wirklich großartig. Ich bin also in einer Zeit gelandet, wo eine Frau praktisch nichts zu sagen hat. Und das mit meiner großen Klappe.“
 

Aber wenigstens hatte sie eine Unterkunft. Mit gemischten Gefühlen dachte sie an den gestrigen Abend zurück. Der Bestatter hatte Tee gemacht und dann eine Urne mit Keksen hervor geholt, die alle wie kleine Knochen geformt waren. „Er scheint seinen Beruf ja echt zu lieben“, hatte sie gedacht und sich vorsichtig einen genommen. Überrascht musste sie feststellen, dass das Gebäck verdammt gut schmeckte. Auf jeden Fall schien Zimt drin zu sein, denn sofort hatte ihre Zunge begonnen vor Glückseligkeit zu prickeln. „Also“, meinte der Silberhaarige und nahm gegenüber von ihr auf einem Stuhl Platz. „Gibt es irgendeinen Grund, warum du hier gelandet sein könntest?“ Carina schüttelte den Kopf. „Nein, keine Ahnung“, antwortete sie. Darüber hatte sie sich auch schon Gedanken gemacht. Es konnte doch nicht nur am Manga liegen. Sie hatte vorher bereits jede Menge Mangas gelesen und da war nie etwas passiert. „Was bedauerlich ist, gegen eine Reise in die Welt von Naruto hätte ich nämlich nichts gehabt“, dachte sie.
 

„Es muss einen Grund geben, aber ich weiß nicht welchen. Meine Eltern werden durchdrehen, wenn sie von ihrer Reise zurückkommen und ich verschwunden bin.“ „Dein Verlobter sicherlich auch.“ Stumm starrte sie ihn an. „Bitte WAS?“, fragte sie schließlich entsetzt nach und hoffte sich verhört zu haben. Undertaker stutzte. „Du bist nicht verlobt?“ „Natürlich nicht.“ Der Typ hatte gut reden. Verlobt…Sie hatte noch nicht mal einen Freund gehabt. Dann fiel ihr wieder ein, dass sie nicht mehr im Jahr 2015 war. Hier war es anscheinend normal in ihrem Alter verlobt zu sein. „In meiner Zeit entscheiden die Menschen selber, ob sie heiraten wollen oder nicht und vor allem sind sie weitaus älter. Wir heiraten nicht mehr weil wir es müssen, sondern…nun ja, aus Liebe halt.“ Der Ältere lachte krächzend auf. „Klingt für mich eher nach einer anderen Welt, als nach der Zukunft. Aber so waren die Menschen schon immer. Sie wollen immer mehr als gut für sie ist.“ Carina schaute ihn erstaunt an. Er konnte ja richtig ernst sein, wenn er wollte. „Er klingt wie ein alter Mann. Aber so alt ist er doch bestimmt noch gar nicht. Oder etwa doch?“, schoss es ihr kurz durch den Kopf. Wenn ja, dann hatte er sich zumindest gut gehalten.
 

„Ja, so ziemlich alles hat sich verändert“, sagte sie und beließ es dabei.
 

Kurze Zeit später hatte er sie nach oben in den 1. Stock geführt. „Du kannst dort in dem Zimmer schlafen“, meinte er und deutete mit einem seiner langen Nägel auf eine Tür auf der linken Seite. „Direkt gegenüber ist das Badezimmer.“ Carina zögerte kurz. „Und wo wollen Sie jetzt schlafen?“, fragte sie, woraufhin er leise kicherte. „Hehe, unten stehen doch genug Särge, oder? Ich wünsche dir eine gute Nacht.“ Mit leichtem Unbehagen schaute sie ihm dabei zu, wie er die Treppe wieder hinunterstieg und dabei leicht summte.
 

„Verrückt ist er definitiv und das nicht zu knapp“, dachte Carina und drehte sich wieder auf den Rücken. Genervt musste sie feststellen, dass es draußen bereits hell wurde. „Es nützt eh nichts, jetzt werde ich auch nicht mehr einschlafen. Da kann ich genauso gut aufstehen.“ Müde erhob sie sich und schlüpfte wieder in ihre Schuhe. 5 Sekunden später stand sie im Bad und schaute in einen großen rechteckigen Spiegel, der über dem Waschbecken hing. „Oh Gott…Ich habe keine Augenringe mehr, meine Augenringe haben ein Gesicht.“ Schnell klatschte sie sich kaltes Wasser in das „Übel“ und ordnete ihre Haare.
 

„Na ja, könnte schlimmer sein“, murmelte sie und stieg langsam die Stufen nach unten. „Hoffentlich kommt er jetzt nicht plötzlich aus einem Sarg raus, sonst bin ich nämlich die Nächste, die einen braucht.“ Aber schnell stellte sie fest, dass niemand da war. Das Geschäft war bis auf sie vollkommen leer. „Wo er wohl ist?“, fragte sie sich laut und setzte sich in die Küche. Sie hatte keinen richtigen Hunger und aß deshalb einfach ein paar von den Knochenkeksen, die immer noch in der Urne auf dem Tisch standen. Urplötzlich hörte sie das helle Geräusch der Türglocke. Sie drehte den Kopf und keine 10 Sekunden später stand der Undertaker vor ihr, in seinen Händen hielt er einen Karton. „Du siehst nicht so aus, als hättest du eine erholsame Nacht gehabt“, sagte er feststellend und setzte sich ihr gegenüber. „Ich habe nicht ein Auge zugemacht“, gestand sie und schaute neugierig auf die Schachtel. Für was war der Bestatter so früh schon unterwegs gewesen?
 

Natürlich bemerkte der Undertaker ihren Blick. Grinsend stellte er das rechteckige Objekt auf den Tisch. „Es scheint mir so, als wären die Frauen im 21. Jahrhundert genauso neugierig wie die Frauen aus dieser Zeit.“ Carina schmunzelte leicht. „Nicht alle Frauen, aber ich schon.“ „Nun, es ist für dich.“ „Für mich?“, fragte sie verblüfft und starrte ihren Gegenüber irritiert an. In einer stummen Geste schob er die Schachtel zu der 16-Jährigen herüber und bedeutete ihr sie zu öffnen. Carina hob vorsichtig den Deckel an und schaute in die Box. Gleich darauf spiegelte sich Entsetzen in ihrem Gesicht wieder. „DAS soll ich anziehen?“ Er kicherte. Carina hasste es, wenn Menschen über Dinge lachten, die sie ganz und gar nicht witzig fand.
 

Ein Seufzer entfuhr ihr, während sie sich gleichzeitig wieder die Blicke der Leute von gestern in Erinnerung rief. Mit ihrer Kleidung war sie aufgefallen wie ein bunter Hund. Und wenn Carina eines noch mehr hasste, als Menschen die über Dinge lachten die sie nicht lustig fand, dann war es aufzufallen. In diesem Punkt waren Bianca und sie komplett gleich. Je weniger Aufmerksamkeit sie auf sich zogen, desto besser. Gequält schaute sie den Undertaker an, ihre Augen fragten stumm „Muss ich das wirklich anziehen?“ „Hehe, wenn du dich umgezogen hast zeige ich dir deine neue Arbeitsstelle.“ „Nette Umschreibung für den Friedhof“, dachte sie, während sie zurück ins Badezimmer ging und hinter sich die Tür abschloss. Mit gemischten Gefühlen zog sie sich ihre gewohnten Sachen aus und legte sie anstelle der neuen Klamotten in die Kiste.
 

3 Sachen hatte der Undertaker ihr besorgt. Das erste Kleidungsstück war…

„Ein Kleid. Ein verdammtes Kleid“, murmelte sie und besah sich den Hauptgrund ihres Entsetzens. Es war komplett schwarz, mit Ärmeln bis zum Ellbogen und von der Länge her so geschnitten, dass es noch ihre Knie bedecken würde. Carina hatte seit Jahren kein Kleid getragen. Und das hatte auch seine Gründe. Sie war nun einmal nicht so ein dünnes Püppchen wie viele andere Mädchen aus ihrer Klasse. Natürlich hatte ihr Körper sich in den letzten paar Jahren deutlich verändert. Sie hatte häufig im Fitnessstudio trainiert und war zusätzlich mehrere Male die Woche Strecken zwischen 5 und 10 km gelaufen. Wenn sie Zeit hatte, war sie auch gerne schwimmen gegangen. So hatte sie in den letzten 2 Jahren über 10 kg abgenommen. Sie war nicht dick, aber so dünn wie alle anderen Mädchen um sich herum war sie bei weitem nicht. Aber um ehrlich zu sein wollte sie auch nicht so aussehen, als würde sie zusammenbrechen wenn man sie nur antippte.
 

Das nächste Kleidungsstück war eine Strumpfhose, die zwar dünn war, aber aus äußerst robustem Stoff. Als letzten hatte der Bestatter ihr ein schwarzes Paar Schnürstiefel besorgt, die zu Carinas Erleichterung kaum Absatz hatten. Innerhalb weniger Minuten hatte sie sich angezogen und betrachtete sich im Spiegel. Gegen ihren Willen kam ihr der Gedanke, dass sie gar nicht so lächerlich aussah. Das Kleid passte perfekt. Es saß nicht eng an ihrem Körper, sondern war genau an den richtigen Stellen etwas weiter geschnitten. Die Strumpfhose sah man kaum, da die Stiefel fast bis zum Saum ihres Kleides reichten. Sie überlegte einen Moment lang, dann nahm sie ihr Taschenmesser und steckte es sich oben in den rechten Stiefel. „Zur Sicherheit“, dachte sie und schnürte den Stiefel fest zu. Die Kiste verstaute sie unter dem Bett, denn wegwerfen kam nicht in Frage. Diese Sachen waren neben dem Messer das Einzige, was sie noch aus ihrer Welt hatte.
 

2 Minuten später betrat sie erneut die Küche. Carina konnte die Augen des Undertakers zwar nicht sehen, aber sie konnte ganz genau spüren, dass er sie musterte. „Können wir?“, fragte sie etwas nervös, um seine Betrachtung zu beenden. „Den hier solltest du ebenfalls tragen“, sagte er und reichte ihr einen – ebenfalls schwarzen – Kapuzenmantel. „Er hat bereits alles in Schwarz gekauft, damit ich mir auf dem Friedhof nicht die Kleidung ruiniere. Darauf hätte ich auch selbst kommen können“, dachte sie, nahm den Mantel und zog ihn an. Er war ihr an den Ärmeln ein wenig zu lang, sodass sie ihn einmal rumschlagen musste, aber ansonsten passte er genauso gut wie ihre anderen Klamotten. Anscheinend hatte der Totengräber ein gutes Auge, was Körpergrößen anging. Aber vermutlich kam das von seinem Beruf.
 

Carina trat aus dem Institut hinaus und schaute sich um. Jetzt, wo es hell draußen war, kam ihr die Straße schon deutlich weniger bedrohlich vor. Die Kleidung schien ihre Wirkung ebenfalls nicht zu verfehlen, denn keiner der vorbeigehenden Leute warf ihr auch nur einen Blick zu. Sie entspannte sich merklich und sah dem Undertaker dabei zu, wie er die Tür zu seinem Geschäft abschloss. Schweigend gingen sie nebeneinander her und die 16-Jährige schaute sich die Umgebung ganz genau an, um den Weg in Erinnerung zu behalten. Noch einmal wollte sie nicht komplett ziellos durch die Straßen irren.
 

Nach ca. 15 Minuten Fußmarsch erreichten sie die Kirche und somit auch den angrenzenden Friedhof. Während sie durch einige Grabreihen hindurchgingen, stellte Carina erschrocken fest, wie jung die Menschen in diesem Zeitalter häufig starben. Es schien hier eine Ausnahme zu sein, dass man das 50. Lebensjahr erreichte. Viele Frauen waren gerade mal mit 20 oder noch jünger gestorben. „Das ist doch mal ne Aufmunterung“, dachte sie sarkastisch. Der Undertaker blieb vor einem kleinen Holzschuppen hinter der Kirche stehen und schloss die Tür auf. „Hier findest du alles, was du brauchst.“ Carina betrat den engen Raum und schaute sich kurz darin um. Sie sah Schaufeln, Hacken, Putzlappen, Eimer, Gießkannen und noch ein paar weitere Dinge, die man zur Grabpflege gut gebrauchen konnte. „Die Blumen und Pflanzen kannst du beim Blumenhändler holen, an dem wir gerade eben vorbeigegangen sind.“ Sie nickte zum Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte.
 

Im nächsten Moment wurden ihr eine Liste und ein kleines Säckchen in die Hand gedrückt. „Dann fang mal an“, sagte er und grinste. „Ich habe selbst noch einige Dinge zu erledigen. Heute Nachmittag hole ich dich wieder ab.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und schlenderte davon. Carina sah ihm noch eine ganze Weile nach, dann sah sie auf die Liste. Auf der linken Hälfe der Liste waren die Daten der betreffenden Person verzeichnet, auf der rechten Seite die Grabnummer. „Gott sei Dank, wie soll man auch ohne Nummer den Standort finden? Dieser Friedhof ist ja riesig.“ Das Säckchen enthielt einige Münzen, vermutlich sollte sie davon die Blumen bezahlen.
 

„Na gut“, murmelte sie. „Dann mal ran an den Speck.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  y257x
2015-12-15T20:15:21+00:00 15.12.2015 21:15
Spitzen Kapi. Bin schon gespannt wie es weiter geht ^^
Dir auch Fröhliche Weihnachten, falls du vorher nicht nochmal ein Kapi hochlädst ^^


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