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The Child of a Dragon

Kurikara x Hisoka
von

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Ängste und Umarmungen

Kommentar: Ihr seid genial. Danke für eure Meinung und dafür, dass euch die FF so gut gefällt. Als Ausgleich für die lange Wartezeit, präsentiere ich euch hiermit aber auch das längste Kapitel bisher. 3600 Wörter bisher. Aber ich bin mir sicher, dass ich das noch toppen werde, aus Angst, ich kriege nicht alles und muss ein weiteres Kapitel schreiben. Also werde ihr wohl wieder warten müssen und dann erneut viel zu lesen kriegen. Also nicht verzweifeln, wenn es mal wieder länger dauert, ja?

mangacrack
 


 

::Kapitel 3.1 - Ängste::
 

Hisoka hatte den ganzen Tag mit schlafen verbracht. Wie ein Stein hatte er in dem großen Bett gelegen und vor sich hin geschlummert. Tief und traumlos.

Als er am nächsten Morgen erwachte brauchte er eine Weile um sich zu orientieren. Er strich sich die Strähnen aus dem Gesicht und gähnte dabei. Er war so müde, dass er sich am liebsten gleich wieder hingelegt hätte, doch er spürte, dass er Hunger hatte. Aber das war erst einmal nebensächlich, als er gewahr wurde, dass die Decke anders aussah als sonst. Hisoka richtete sich auf streckte sich. Er jetzt bemerkte er die feinen Laken und Decken auf denen er geschlafen hatte. Wo war er? Jedenfalls nicht in dem Zimmer, wo er sonst immer gewesen war. Dieses Zimmer hatte ein richtiges Bett, nicht nur einen Futon und war auch sonst nahezu prunkvoll eingerichtet.

Es erinnerte ihn ein wenig an seinen Geburtsort. In seinem Clanhaus hatte es ähnlich ausgesehen. Nur wirkte dieser Ort hier gemütlicher. Sehr viel gemütlicher.
 

„Wo …?“, fragte er leicht benommen.
 

Neben sich entdeckte er eine schattenhafte Gestalt. Er konnte sie nicht genau sehen, weil sie außerhalb seines Blickwinkels in einer Ecke des Raumes stand. Doch jetzt trat sie heraus und kam zu ihm ans Bett. Hisoka starrte einige Sekunden lang zu der Gestalt hoch, ehe sein Blick sich klärte und er sie erkannte.
 

„Kurikara?“, fragte Hisoka verwirrt.

„Was machst du … was mache ich hier?“, korrigierte er sich selbst.
 

Er sah, wie Kurikara kurz amüsiert die Mundwinkel nach oben ob, ehe dann schnell wieder ernst wurde und sich dann an den Rand des Bettes setzte. Noch immer sagte er nichts. Stattdessen legte er eine seiner Hände auf Hisokas Wange und sah ihn mit seinem undurchdringlichen Blick an.
 

Hisoka machte sich darauf gefasst zurückzucken, als der Drachenkönig ihn berührte, doch er wurde nicht wie sonst von den Gefühlen des Anderen überschwemmt. Die Nähe allein würde normalerweise reichen um in die Gedanken des Gegenübers einzudringen, doch bei Berührungen war er sogar in der Lage vollkommen in den Geist des Anderen zu lesen, Vorhaben aufzudecken und Erinnerungen zu öffnen. Besonders letzteres war eine grausame Fähigkeit. So hatte er schon vieles gesehen, was er nicht hatte sehen wollen.
 

Deswegen konnte er sch jetzt nicht entspannen. Noch immer rechnete er damit in den Geist des Drachenkönigs gezogen zu werden, dessen dunkelste Gedanken zu sehen und den Schmerz zu fühlen, den der Drachenkönig fühlte.

Doch es kam nichts.
 

Hisoka merkte gar nicht, wie er zu zittern und heftig zu atmen begonnen hatte. Nur langsam beruhigte er sich, als er realisierte, dass er wohl keine Gefühle von dem Drachenkönig empfangen konnte. Er legte seine Hand auf das Handgelenk von Kurikara und war für einen Moment versucht den seelischen Kontakt zwangsweise herzustellen, um doch noch Gefühle zu empfangen, aber stattdessen drückte er sie leicht weg. Nicht, weil er die Hand sie unangenehm anfühlte, aber er hatte keine Kontrolle über sich, wenn er angefasst wurde. Doch statt, dass Kurikara der Geste nachkam und seine Hand entfernte, wanderte er mit ihr ein wenig hinauf und legte sie dann auf Hisokas Haarschopf.
 

Der junge Shinigami konnte fühlen, wie in ihm die Panik hochstieg. Er würde ihn nicht verletzten, oder? Der Drachenkönig würde ihn nicht verletzten, redete Hisoka sich ein. Er schloss schnell die Augen, um nicht zu sehen, wie sich die warmen roten Augen in kalte Grausamkeit verwandeln würden, wenn er ihn bestrafen würde. Hisoka schlang seine Arme um seinen Oberkörper um die Kälte zu vertreiben, die sich in seinem Körper ausbreitete.
 

Kurikara allerdings bemerkte die panische Reaktion des Jungen und begann diesen zu beruhigen. Er rückte näher an ihn herab und zog den zitternden Shinigami in seine Arme.
 

„Shh … Hisoka. Ich werde dir nicht wehtun“, flüsterte er beruhigend auf ihn ein.
 

Hisoka lehnte sich in die wärmende Umarmung und entspannte sich, als er von irgendwoher ein beruhigendes Gefühl empfang. Schneller als gewöhnlich beruhigte sich Hisoka von der Panikattacke, welche er von seinen Träumen gewöhnt war, wenn er nachts schweißgebadet aufwachte und nicht schnell genug realisierte, dass alles nur Einbildung gewesen war. Er hatte den Verdacht, dass Kurikara ein bisschen nachhalf, um ihn zu beruhigen, doch im Moment kümmerte ihn das nicht.
 

„Wo bin ich …?“, wiederholte er seine Frage von vorhin, als er aufgewacht war. Diesmal antwortete ihm der Drachenkönig, dessen Haare sich teilweise um Hisoka gelegt hatten, als er diesen in die Umarmung zog.
 

„Im Tenku Palast. Nachdem du gestern das Bewusstsein verloren hast, habe ich veranlasst, dass du ein Zimmer bekommst.“
 

Hisoka löste sich langsam aus der Umarmung. Es war ihm ein wenig peinlich, dass er sich vor Kurikara so hatte gehen lassen. Der Shikigami entließ ihn ohne Widerstand zu leisten und ohne ein Wort des Vorwurfs verlauten zu lassen. Er erschrak nur ein wenig, als Hisoka ihn plötzlich wieder ansah.
 

„Souryuu! Er hat … mich angegriffen, oder?“, fragte Hisoka.
 

Der Drachengott nickte.
 

„Ja. Hat er. Auch wenn ich immer noch verstehe, warum er sich dazu herablässt zu solchen Mitteln zu greifen. Du musst wissen, dass es unter Drachen ein Verbrechen ist, Kinder zu töten. Und was Souryuu getan hat, war eindeutig ein tödlicher Angriff. Wenn ich dich nicht gerettet hätte, wärst du zerrissen worden. Egal ob Shinigami Kräfte oder nicht.“
 

Hisoka sah den Drachenkönig verwundert an, als dieser ihm das sagte. In ihm drängte sich die Frage auf, warum dieser in dann in der endlosen Wüste des treibenden Sandes angegriffen hatte, doch er beschloss besser nicht nachzufragen. Er sollte lieber dankbar sein, dass dieser ihn vor dem blauen Drachen gerettet hatte. Stattdessen formte er seine rechte Hand zu einer Faust, legte diese dann in die andere, leicht gekrümmte Hand und verbeugte sich.
 

„Ich danke ihnen, dass sie mir das Leben gerettet haben, RyuOu-sama!“
 

Kurikara lächelte im Inneren über den Anstand des jungen Shinigami. Er war teilweise noch ein unsicherer Jugendlicher, den man öfter verletzt hatte, als gut für ihn war, aber er wusste, wie man sich zu benehmen wusste. Es war zwar nicht nötig, hier im privaten Raum, vor allem nicht, da Hisoka das Wesen war, das ihn aus seiner Gefangenschaft befreit hatte, aber für das was noch kommen würde, war es sicher von Vorteil, wenn Hisoka wusste, wie man sich gegenüber Wesen verhielt, die seit Jahrhunderten nur dafür lebten die alten Regeln und Traditionen fortzusetzen.
 

„Ist schon gut … aber mal, was anderes!“
 

Kurikara stand wieder auf und winkte Yui heran. Die Dienerin hatte bis zu dem Zeitpunkt mit gesengtem Kopf an der Tür gekniet. Sofort stand sie auf, als sie das Zeichen Kurikaras sah. Sie verbeugte sich vor ihm und ließ sich dann vor ihm nieder.
 

„Eure Befehle, RyuOu-sama?“, fragte sie höflich.
 

„Bring Hisoka etwas zu Essen und gib ihm neue Kleidung, wenn er gebadet hat. Ich warte in Nebenraum!“
 

Mit diesen Worten ging Kurikara aus dem Zimmer. Hisoka sah ihm verwundert nach. Er wurde einfach nicht schlau aus diesem Drachen!
 

„Kurikara-sama ist ein sehr gnädiger Herr!“, hörte er die Dienerin sagen.
 

Er drehte den Kopf und sah sie an.

Sofort erkannte er, dass sie kein Mensch war. Sie groß, schlank gebaut und für menschliche Verhältnisse edel gekleidet, für das, was er aber in der Traumwelt schon gesehen hatte, sehr einfach und schlicht. Ihre Haare waren lang und grün, fielen ihr im Zopf gebunden, den Rücken herunter. Wenn man einen ersten Blick auf die warf, dann sah man ihre Schönheit. Hisoka vermutete, dass Götter, wie eben alle Bewohner der Traumwelt, Wesen waren, die bis zu einem gewissen Grad, einfach perfekt waren und für die so etwas wie Schönheitsmakel überhaupt nicht existierte. Dennoch erkannte er, dass die Kleidung von der Arbeit schmutzig und die Hände rau waren. Das Haar sah ein wenig glanzlos aus und hatte sich schon teilweise aus dem Zopf gelöst.
 

Wieder erinnerte das Hisoka an sein eignes Zuhause. Auch da hatte er die Mädchen aus dem Dorf bedauert, die am ihrem Anwesen arbeiten mussten, mehr oder weniger gezwungen. Auch sie bekamen vom Hof und Haus zu essen, wurden versorgt und bekamen einen Schlafplatz, aber oft mussten sie hart und lange arbeiten, bekamen Abfälle zu essen und durften nur selten baden. Das Leben dieser Dienerin würde nicht anders aussehen.
 

„Hisoka-sama?“, fragte ihn die Dienerin. „Wünscht ihr erst zu baden und dann zu essen, oder umgekehrt?“
 

„Ähm … erst baden und dann essen, danke sehr!“
 

Er nickte ihr freundlich zu und sie verschwand dann. Hisoka machte sich auf und begab sich in das große Becken, indem schon Kurikara zuvor gebadet hatte. Er nutze die kurze Zeit der Ruhe um sich zu waschen und ein wenig nachzudenken. Der Drachenkönig hatte sehr ernst gewirkt. Nicht herausfordernd und halb scherzend so wie gestern. Was in der Zwischenzeit wohl passiert war? Hisoka versuchte seine Gedanken zu ordnen, doch viel kam dabei nichts heraus. Er hatte das Gefühl, dass hier etwas ablief, das seinen Verstand und seine Vorstellungen bei Weitem überstieg.
 


 

Eine Weile später betrat er frisch gewaschen und gesättigt das Zimmer.

Kurikara saß schweigend am Fenster und blickte hinaus. Er schien in Gedanken versunken, der mit einem ersten Blick sah er zum Himmel hinauf und immer wenn sich eine Strähne aus seinem langen schwarzen Haar löste, unterließ er es sie zurück zu streichen, sondern schien eher den Wind in seinem Haar zu genießen, der durch das Fenster hereinwehte.
 

Hisoka wusste nicht so recht, was er tun sollte. Den Drachenkönig in seinen Überlegungen zu stören, erschien ihm unhöflich, deswegen setzte er sich ebenfalls in die Nähe des Fensters, allerdings ein Stück hinter Kurikara, weil er diesen nicht bedrängen wollte, und wartete. Hisoka hatte das Gefühl, dass Kurikara zu ihm sprechen würde, wenn er es für richtig hielt, so nutzte er die Zeit um seine eignen Gedanken ein wenig zu ordnen. In den letzten Tagen war viel passiert und die Ereignisse hatten sich überschlagen.
 

Um ehrlich zu sein, hatte er nicht die geringste Ahnung, wohin ihn das alles führen würde.

Alles war so plötzlich geschehen. Auf einmal kam es ihm wie gestern vor, dass er den Abteilungsleiter bat, ihm zu helfen einen dienstbaren Geist zu finden. Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt nicht viel darunter vorstellen können. Er hatte angenommen, die Dienstbaren Geister seien Wesen konzentrierter Energie, die beschworen werden konnte. Aber niemals, nie im Leben hatte er vermutet, dass sich hinter den Dienstbaren Geistern die Götter verbargen, die aus dem Leben der Menschen der heutigen Zeit weitestgehend verschwunden waren, an keiner mehr so Recht zu glauben wagte.
 


 

Hisoka schloss die Augen und rief sich in Gedanken ein Bild seiner Kindheit vor Augen.

Es war der Tempel in der Nähe ihres Anwesens, das er sah. Regelmäßig hatte sein Vater ihn gezwungen dort hinzugehen und die Traditionen zu befolgen. Sein Vater hatte das stets sehr ernst genommen und die Namen und Bilder der Götter immer sehr ehrvoll behandelt.

Für ihn war deswegen es nichts Besonderes gewesen, es seinem Vater gleich zu tun.

Selbstverständlich hatte er zu den Göttern gebetet, später mehr noch, als sich seine Gabe manifestierte und er oft Stunden in dunklen Räumen zubrachte. Allein und weggesperrt, ohne eine Seele, die Mitleid mit ihm hatte.
 

Doch es war nie einer gekommen.

Zu Anfang war es nur ein Kindertraum gewesen, doch bald, als die Tränen versiegten und die Erkenntnis kam, dass er alleine bleiben würde, war der Traum zusammen geschrumpft bis am Ende nur ein kleiner Funken Hoffnung übrig geblieben war. In den langen Nächten, die er alleine im abgeschiednen Trakt verbrachte, hatte er sich manchmal gewünscht, dass ein Naturgeist kommen und ihm helfen würde. Deswegen war er in dieser einen Nacht nach draußen gegangen. Er hatte gespürt, dass da etwas gewesen war.
 

Heute verfluchte er sich dafür.
 

Hisoka dachte nicht gerne daran zurück, was ihn dazu bewogen hatte aus dem sicheren Haus zu treten und sich in Murakis Fänge zu begeben. Es war ein dummer Fehler gewesen. Warum hatte er das Böse nicht gespürt, das von Muraki ausgegangen war? Er hätte es bemerken müssen, doch sein Wunsch auf Hoffnung hatte ihn geblendet. Für einen Moment, für einen nur wirklich winzigen Moment, hatte ebenfalls wie alle anderen in Muraki einen Engel gesehen. Ein Wesen, das ihn erlösen würde.

Doch es war anders gekommen.
 

Das Wesen hatte ihm nur Schmerz gebracht.
 

Die Jahre bis zu seinem Tod waren die Hölle gewesen. Sein Vater hatte den Anzeichen nicht glauben wollen und ihn noch mehr lernen lassen. Egal, was es war, er hatte es zu können gehabt. Sein Körper war schwächer geworden und die Kampfstunden zu einer Folter unvorstellbaren Ausmaßes. Am Ende hatte ihn nur noch sein Hass vorwärts getrieben. Sein Hass auf das Schicksal, das ihn so grausam verflucht hatte. Er hatte nicht so einfach klein bei geben wollen.
 

Doch es hatte ihm nichts genützt.

Je näher er dem Tode gekommen war, desto klarer wurde seine Sicht darauf. Hisoka begann Dinge zu sehen, die er nie hatte sehen wollen. Aber schließlich hatte es ihn dann am Ende auch nicht überrascht, als er im Jou-cho aufgewacht war und man ihm angeboten hatte ein Shinigami zu werden.

Auf einmal kam Hisoka sich alt vor.

Das war noch gar nicht so lange her, doch er fühlte sich als wäre jedes Jahr ein Jahrzehnt gewesen. Er hatte so viel erlebt und er fühlte sich so müde. Woher sollte er die Kraft nehmen weiter zu machen?
 

Hisoka sank in sich zusammen und versuchte die Last auszublenden, die nun auf seinen Schultern ruhte. Ihm war auf einmal bewusst geworden, dass vielleicht Kurikaras Leben von ihm abhing. Konnte er wirklich die Verantwortung tragen Kurikara als seinen Dienstbaren Geist zu haben?
 

Nein.
 

Er wollte nicht darüber nachdenken. Die Vorstellungen, die Möglichkeiten, die sich ihm auftaten, was passieren könnte, versuchte er zu verdrängen. Wie konnte man ihm das aufhalsen? Er war doch nur ein Shinigami, ein Kind noch aus der Sicht der residierenden Götter hier, kaum zwei Jahrzehnte alt. Er fühlte sich zu schwach, zu unbedeutend dazu, doch Hisoka wusste auch, dass dies hier zu wichtig war, als das es ignorieren konnte.
 

Aber er fühlte sich so verloren.
 


 

„Shh, Hisoka“, flüsterte plötzlich jemand leise neben ihm. „Es gibt keinen Grund Tränen zu vergießen.“
 

Hisoka schrak hoch, als auf einmal etwas an seiner Wange spürte. Wieder begegnete er in den Augen des Drachengottes. Und wieder war es die beruhigende Umarmung, die verhinderte, dass er in Panik verfiel. Dennoch hörte er sein Herz laut klopfen, als in der Gesicht Kurikaras blickte. Er konnte die Panik bekämpfen, die Abscheu vor Nähe konnte er unterdrücken, doch der Drang wegzurücken und die Angst an sich blieben.
 

Die Furcht musste in seinen Augen gestanden haben, denn so urplötzlich wie Kurikara bei ihm gewesen war, so schnell das Hisoka noch nicht einmal ein Veränderung mit seiner Emphatie hatte feststellen können, genauso schnell befand sich Kurikara wieder auf seinem Platz, sah ihn diesmal aber gütig an. Hisoka wischte sich schnell über die Augenwinkel und setzte sich richtig hin.

Hatte er wirklich geweint?
 

Da Kurikara aber nicht darauf einzugehen schien, beschloss Hisoka nicht darüber nachzudenken, jedenfalls noch nicht jetzt. Heute Nacht würde er sicher darüber nachdenken, wie er Drachenkönig wieder ins Gesicht blicken konnte, mit dem Wissen, dass er mehr oder weniger zwei Mal von ihm umarmt worden war.
 


 

„Hisoka?“, wurde er sanft angesprochnen.
 

Er sah auf.

Kurikara hatte sich zu ihm gewandt und die Augen des Drachen zogen ihm wieder einmal magisch an. Sie wirkten, als hätten sie schon so unglaublich viel gesehen. Wahrscheinlich war es auch so. Diese Augen waren alt, sagte sich Hisoka. Alt und weise. Der junge Shinigami brachte es nicht fertig das Bild abzuschütteln, das diese Augen ihm zeigten.
 

Er sah nicht den Kinderkörper, der vor ihm saß, sondern einen alterlosen Mann, jung und alt zugleich, hoch gewachsen, stolz und vom Leben geprüft und geplagt. Hisoka kam sich so unglaublich klein und bedeutend vor. Wie konnte er so jemandem wichtig sein?
 

Weshalb sollte Kurikara …?
 

Hisoka schob den Gedanken beiseite. Er wollte nicht schon wieder darüber nachdenken.
 

„Hisoka“, sagte Kurikara noch einmal. „Ich muss er zu Anfang gleich betonen, weil du sicherlich Fragen hast. Fragen, die deine und auch meine Zukunft betreffen. Es tut mir leid, dass das Ganze am Anfang so verwirrend gelaufen ist, doch es musste schnell gehen! Kannst du mir folgen?“
 

Hisoka nickte.
 

„Gut. Es ist so, dass wir beide jetzt an diese Herausforderung gebunden sind. Du hast mich bereits zweimal gefragt, ich habe beim zweiten Mal bestätigt, was heißt, dass die Prüfung, die ich dir stellen werde, nicht nur stattfinden muss, sondern gewisse Bedingungen mit sich bringt.“
 

„Was sind das für Bedingungen?“, fragte Hisoka. Er hatte noch nie davon gehört.
 

„Nun, man wird sie dir nicht mitgeteilt haben“, erriet Kurikara Hisokas Gedanken. „Die wenigsten Götter haben die Güte, so weit zu denken. Regeln interessieren sie meistens nicht und an Menschen haben sie noch viel weniger Interesse. Und die, die dafür verantwortlich wären daran zu denken, kommen meist nicht dazu diese Regeln auf zur Anwendung zu bringen, weil es extrem selten ist, dass davon Gebrauch gemacht wird.“
 

„Die Bedingungen sind eigentlich relativ einfach:“, sprach Kurikara weiter, „Bei einmaliger Herausforderung und sofortiger Annahme derselbigen liegt das Recht des Prüfers beim Herausgeforderten. Also bei dem Shikigami, den du ansprichst. In diesem Fall ist auch egal, welche Art von Prüfung stattfindet. Es könnte ein Kartenspiel oder ein Hindernislauf sein. Auch ist dem Herausgeforderten überlassen wie hart er die Prüfung bewertet. Manche Götter setzen voraus, dass du verlierst und den wahren Sinn der Aufgabe entdeckst, als das du mit Auszeichnung bestehst.“
 

„Und … und wie sieht das jetzt in unserem Fall aus?“, fragte Hisoka vorsichtig.
 

Wie eben beschrieben, hatte er das immer erlebt. Er hatte herausgefordert und dann war ihm die Prüfung gestellt worden. Danach hatte er allerdings abgelehnt die Besiegten als Shikigami anzunehmen. Die Art der Prüfung war auch jedes Mal anders gewesen. Die Meisten hatten sein magisches Potenzial testen wollen. Nur Rico hatte drauf verzichtet und hatte ihn zu diesem Glücksauswahlspiel Schere-Stein-Papier überredet.
 

Auf Götter, die allerdings auch sinnvollere Aufgaben stellten, war er allerdings nicht gestoßen.
 

„In unserem Fall“, sprach Kurikara weiter, „ist es noch mal ein bisschen anders. Denn ich bin nicht nur durch die zweimalige Herausforderung mit Zusage daran gebunden dich fair und gerecht ohne jegliche Willkür zu prüfen, ich bin als Ryu-Oh auch dazu verpflichtet dich offiziell prüfen zu lassen?“
 

„Prüfen zu lassen?“, hackte Hisoka nach. „Heißt das, dass nicht du die Prüfung stellen wirst?“
 

Kurikara schlug die Augen nieder. Bedauern lag in seiner Stimme.
 

„Das ist leider so. Jeder Herausforderer ist später als mein Meister in der Lage meine Stellung zu beeinflussen. Bei hochrangigen Göttern ist es Pflicht geworden, nachdem Enma-Daioh einst versucht hat unsere Politik zu beeinflussen, indem er versuchte seine Shinigami an uns zu binden. Aber das ist schon sehr lange her, keine Sorge Hisoka, das ist nicht mehr von belang. Viel wichtiger ist, dass dir klar wird, das sich offiziell noch den Status eines Verbannten trage. Einen Verbrecher wie mich, hätte man sofort bekämpft, vielleicht auch getötet, wenn ich hier ohne Erlaubnis erschienen wäre.“
 

„Und ich habe dir diese Erlaubnis, dich frei auf dem Gelände zu bewegen, verschafft, indem ich dich herausgefordert habe und du nun verpflichtet bist, mich prüfen zu lassen?“, fragte Hisoka noch einmal nach.
 

Kurikara nickte wohlwollend. Der Junge war schlau genug, um die Problematik begreifen zu können.
 

„Das bedeutet doch aber auch, dass man vermuten wird, du hättest mich dazu gebracht, dich herauszufordern“, schlussfolgerte Hisoka.
 

„Genauso ist es.“
 

„Wird das …“, Hisoka berichtigte sich, „in wie weit wird das Probleme geben?“
 

Das machte ihn doch ein wenig unsicher.

Einige der Götter hatten klare Angaben gemacht, was sie von Kurikara hielten.
 

„Es ist vielleicht nicht so schlimm wie du es dir vorstellst. Die Prüfung wird von den Beschützern der Vier Elemente abgehalten. Also Suzaku, Byakko, Genbu und Souryuu. Sie prüfen dich und niemand ist berechtigt ihr Urteil anzuzweifeln. Allerdings habe ich auch nur wenig Mitspracherecht. Ich darf dich beraten, dich unterstützen und dir zur Seite stehen, aber die Prüfung musst du alleine bestehen.“
 

Hisoka schluckte.

Das war hart. Geprüft von Suzaku, Byakko, Genbu und Souryuu? Die ersten drei waren ihm eigentlich wohl gesonnen, doch bei Souryuu bekam er Angst. Dieser hatte vom ersten Moment ihn als Feind betrachtet, ihn angegriffen. Der würde doch sicherlich ihn mit Absicht durchfallen lassen?
 

Kurikara erriet erneut Hisokas Gedanken.
 

„Darum musst du dir keine Sorgen machen. Er darf dich absichtlich durchfallen lassen. Denn alle Prüfungen werden überwacht. Weniger wegen dir, sondern damit ich nichts anstelle. Gleichzeitig stellt das aber auch sicher, dass die Prüfer nur Aufgaben stellen, die du auch bewältigen kannst!“
 

Hisoka seufzte erleichtert auf. Er war also nicht alleine.

Er würde das nicht alleine durchstehen müssen.

Er zog die Beine an und vergrub sein Gesicht in den Armen, die er auf seine Knie gelegt hatte.

Ihn erfüllte eine Mischung auf Erleichterung und Angst. Aber zumindest fühlte er sich nicht mehr so miserabel wie vorhin. Bevor er wieder sich seinen Ängsten und seinen Zweifel hingeben konnte, wurde er nach vorne gezogen und sein Kopf landete an Kurikaras Schulter. Dessen Arme umschlagen ihn und hielten ihn fest.
 

„Keine Sorge, Hisoka. Ich lasse dich nicht im Stich.“
 

Das bewirkte in Hisoka mehr, als er je vermutet hätte. Er gab seine gesamte abweisende Haltung auf und ließ sich vollends gegen den Drachenkönig fallen. Dieser kümmerte es nicht, dass Hisoka eigentlich größer und schwerer war als er. Starke Arme hielten den Shinigami fest und strichen beruhigend über Hisokas Rücken, während dieser den Geruch von Kurikaras Haar einatmen konnte. Nach einer Weile umfassten Hisokas Arme sogar den Torso seines Gegenübers.
 

Eine Geste des Vertrauens, die Kurikara zu schätzen wusste.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sabakukage
2008-06-26T16:13:17+00:00 26.06.2008 18:13
Die FF ist total spitze. Echt klasse geschrieben ich bin begeistert^^ Ich fand es wahnsinnig toll als Kurikara Hisoka vor Souryuu gerettet hat. Und dieses Kapi ist ja wohl richtig niedlich^.^Allein die ganzen umarmungen. Kawaiiiiiiiii, einfach zum knuddeln. Die beiden sind echt niedlich. *smile*
Schreib mir ja weiter den ich freu mich schon aufs nächste Kapi ^.~


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