Angel's Fate von KizuYukiha (A broken Dream) ================================================================================ Kapitel 1: Neues Leben ---------------------- Kapitel 1 – Neues Leben Ich öffnete meine Augen und sah mich ruhig um. Nichts, außer mein leiser Atem erfüllte die Umgebung. Ich wusste nicht wirklich wer ich war und woher ich kam. Ich spürte jedoch diese unendliche Einsamkeit. Langsam setzte ich einen Fuß vor den Anderen, wodurch meine langen braunen Haare sanfte Wellen schlugen. Mein Umfeld war strahlend hell, über mir schien die Sonne und färbte den Himmel in ein angenehmes blau. Unter meinen Füßen wirkte es, als würde ich auf Wolken laufen. Wo war ich? Und wer war ich? Ich erinnerte mich lediglich an meinen Namen. Ich hieß Shaya! Aber wieso konnte ich mich sonst an nichts erinnern? Ich sah an mir herunter und bemerkte das lange weiße Kleid, das ich trug. Nicht einmal an dieses konnte ich mich erinnern. Es war wunderschön und mit allerlei Goldschmuck versehen. Die rosafarbene Kristallkugel um meinen Hals erweckte mein Interesse. Ich umschloss die Kugel mit meinen Händen und spürte sofort ein wohliges warmes Gefühl in meinem Bauch. Die Kugel samt Hände fingen an zu leuchten und ich spürte ganz automatisch die Kräfte, die davon ausströmten – meine Kräfte. War ich vielleicht irgendein übernatürliches Wesen? Während ich mir all diese Fragen stellte, kam ich an einem kleinen Felsen vorbei, worauf ich mich setzte und seufzte. Ich hatte diese seltsamen Kräfte, doch ich fühlte mich so einsam und traurig. Ob ich diese Kräfte vielleicht dazu nutzen könnte Leben und eine neue Welt zu erschaffen? Es kam mir wie ein Blitzschlag in den Kopf. Natürlich! Ich würde mir einfach alles erschaffen was ich wollte. Dann wäre ich nie wieder einsam! Meine Vorstellungen waren sogar schon recht präzise. Ich wollte aus dieser Umgebung mein Königreich machen und die Wesen, die hier leben würden, würde ich Engel nennen. Ein großes motiviertes Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. Doch dann durchfuhr es meinen Magen. Was ist, wenn man mich so gar nicht mögen und wollen würde? Ich spürte den Drang meine wahre Identität vorerst verbergen zu wollen. Das wäre wohl erstmal die beste Lösung. Dann weiß immerhin niemand wer ich bin! Und falls sie mich nicht mögen, dann bin das ja nicht wirklich ich. Ich schloss meine pinken Augen und ließ meine Kräfte mit der Kugel eins werden. Mein ganzer Körper begann zu leuchten und durchzog mich erneut mit einer vertrauten Wärme. Ein weiter Umhang und eine große Kapuze bedeckten nun meinen Körper und fast das gesamte Gesicht. Dadurch konnte man auch meine Augen nicht mehr erkennen. Ich würde mich zumindest am Anfang für jemanden anders ausgeben. Das war mein Plan. Nach einem weiteren prüfenden Blick auf meine neue Kleidung, war ich zufrieden und wollte gleich weiter machen. Bevor ich Leben schaffen könnte, bräuchten alle eine Unterkunft! Ich als die Herrscherin wollte einen eigenen Palast haben. Er würde das Zentrum der neuen Welt sein. Dieses Vorhaben würde mir viel Energie abverlangen, aber ich konnte spürten, dass diese fast grenzenlos zu sein schien. Eine genaue Vorstellung von meinem neuen Palast hatte ich auch schon. „Hier werden wir leben... Meine Freunde und ich. Wir werden für immer glücklich sein und ein strahlendes starkes Volk werden“, flüsterte ich vor mich hin. Dabei erschuf ich mit meinen Kräften eine riesige Lichtsäule. Das Licht strömte nach vorne und zeichnete die Umrisse meines neuen Palastes. Er sollte groß und wunderschön sein. Er sollte viel Platz für alle bieten und sich in einem Quadrat um einen großen Garten im Innenhof schließen. Seine Wände würden aus weißem Marmor bestehen und zum Inneren sollte man durch eine große und breite Treppe gelangen. Oben angekommen formen sich gewaltige Säulen die den Vorsprung des Daches stützen. Als aus dem Licht festes Material wurde und alle Details des Palastes fertig waren, fühlte ich mich etwas erschöpft aber glücklich. Ich hatte meine Kräfte eingesetzt um etwas Schönes zu erschaffen. Doch noch immer fragte ich mich, welch gewaltige Kräfte das nur sein konnten und woher ich diese hatte. Gab es außer mir noch andere Wesen, die dazu in der Lage waren? Wer hatte mich erschaffen? Egal wie sehr ich darüber grübelte, die Antworten auf meine Fragen blieben mir fern. Seufzend folgte ich den Stufen in das Innere ihres Palastes. Lange Korridore verbanden die Räumlichkeiten miteinander. Ich nahm mir viel Zeit um alles genau zu betrachten, auch den großen Saal, der nicht weit vom Eingang entfernt war. Hier würde ich sitzen und den Geschichten meiner geliebten Engel lauschen. Ich faltete die Hände und fühlte mich unendlich glücklich bei der Vorstellung über die Zukunft. Nachdenklich setzte ich mich auf einen der beiden Throne und fantasierte über meinen ersten Engel, den ich gleich erschaffen wollte. Er sollte entschlossen, stark, charismatisch und hübsch sein. Der Schönste von allen. Ein männlicher Engel, der mir die Einsamkeit nehmen würde und zu meinem Begleiter wird. Und wie sollte er heißen? Welchen Namen gibt man einem solchen Engel? Er würde mein Licht in sich tragen. Licht... Lichtbringer! Nun musste ich viele Kräfte aufbringen und mich konzentrieren. Es dürfte nichts schieflaufen, denn immerhin handelte es sich dabei um das erste Lebewesen, welches ich erschaffen würde. Ich hob meine Hand, bündelte all meine Kräfte und versuchte meine Vorstellungen genaustens umzusetzen. Es dauerte nicht einmal lange, ehe sich aus dem Licht eine männliche Gestalt bildete und schließlich der erste Engel vor mir stand. Er war mir wirklich gelungen! Seine hellen blauen Augen guckten sich verwirrt um. Ich bewunderte seine blonden Haare und wie gut seine weiß-goldene Kleidung an ihm aussah. Sie brachte seine starken Muskeln zur Geltung. Er hatte einen so schönen Körper. Ich spürte wie mein Herz bei seinem Anblick höher schlug. Wahrscheinlich war mein Gesicht vollkommen errötet, weshalb ich meine Mütze etwas tiefer zog. Wie gerne hätte ich mich sofort als die Frau vorgestellt, die nun vor ihm saß und die ihn als ihren zukünftigen Gefährten erschaffen hatte. Doch ich konnte nicht... Ich war so schüchtern, dass ich versteckt unter meiner Mütze mit der Stimme eines Mannes zu ihm sprach. „Luzifer, hab keine Angst. Du bist nun hier um als König der Engel hier im Himmelsreich zu leben.“ Seine Blicke fixierten mich. Würde er meine wahre Gestalt von selbst erkennen? Nein, das könnte er nicht. Mein Magen zog sich erneut vor Entzücken und Nervosität zusammen, als ich zum ersten Mal seine Stimme hörte. „Was...? Ähm... Ich? König der Engel? Was sind Engel und was ist ein König? Und der Name gefällt mir nicht. Und wer bist du?“ Schweigen... Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Er wusste nichts und offenbar hatte ich unbeabsichtigt etwas ungestümes Verhalten in seinen Charakter gepackt. „Ich... bin Gott“, antwortete ich geduldig und versuchte dabei so autoritär wie nur möglich zu klingen. Es fiel mir schwer jemand anders zu spielen, obwohl ich mich selbst kaum kannte. Ich holte tief Luft: „Engel sind die Wesen, die hier leben werden. Du bist auch ein Engel. Und zwar der, der sie alle anführen soll. Ein König ist eine Person, die über allen Anderen steht.“ Er hörte mir genau zu und nickte bei meinen Worten. Zeitgleich fragte ich mich woher ich eigentlich mein Wissen hatte. Wer hatte mir die Dinge beigebracht? Woher wusste ich all diese Dinge, die ich ihm erst beibringen müsste? Offenbar hatte er nun verstanden. Er verschränkte die Arme und grinste: „Und wo sind die anderen? Darf ich sie dann auch rumschubsen und als Sklaven missbrauchen?“ „Luzifer!“, stieß ich empört heraus. Nun lachte der rebellische König: „Ich mache nur Spaß. Okay? Wobei rumschubsen... Ach, was soll's. Hey, und welche Rolle spielst du dabei? Dein Name ist also Gott? Bin ich auch dein König?“ Ich entspannte mich langsam etwas und musste sogar kurz lächeln, was Luzifer natürlich schlecht erkennen konnte, wegen der großen Kapuze die mir ins Gesicht ragte: „Nein, ich stehe über dir. Meine Kräfte übersteigen deine. Ich bin euer Schöpfer und ich erwarte Respekt. Die anderen Engel werde ich übrigens erst nach und nach erschaffen. Gehen wir nach Draußen.“ Luzifer folgte mir, Gott, durch den großen Korridor zum Ausgang. Er staunte dabei über die Größe und Schönheit des Palastes. Mein Herz klopfte immernoch sehr aufgeregt. Luzifer hatte mein Herz im Sturm erobert. Er ist der perfekte Mann für mich, ging es mir durch den Kopf. Doch nun, wo er mich bereits in dieser Form kennenlernte – gab es überhaupt ein Zurück? Wenn er nicht erfährt, wer ich wirklich bin, wird er niemals das Selbe empfinden, überlegte ich und wurde noch nervöser. „Hey, Gott! Was ist das eigentlich für eine goldene Kugel an meinem Oberarm?“, fragte Luzifer interessiert aber mit seinem ungestümen Unterton. „Das ist deine Kristallkugel. Sie ist mit Lichtenergie erfüllt und leitet deine Kräfte.“ „Meine Kräfte?“, fragte er neugierig und folgte mir weiterhin. „Deine Rolle ist nicht nur der König der Engel zu sein. Du wirst als „Lichtbringer“ den Engeln allein schon mit der Ausstrahlung deiner Kräfte das Gefühl von Wärme und Geborgenheit geben. Die Lichtenergie ist eine sehr schöne Energie, die einen automatisch glücklich macht. Sie ist kostbar und von allen die stärkste Kraft.“ „Gibt es denn noch andere Energien?“ „Derzeit noch nicht. Aber ich möchte dafür sorgen, dass ihr Engel zusammen ein Gleichgewicht eurer Kräfte schafft. Damit wird das Himmelsreich im vollen Glanze erblühen und allen wird es gut gehen.“ „Klingt nach einer netten Idee“, stimmte er zu und ich fühlte mich geschmeichelt und gestärkt durch sein Lob. Es fiel mir schwer meine Gefühle zu unterdrücken, vor allem in einer solchen Situation. Mein Herz machte erneut Sprünge. Draußen angekommen guckten wir uns um und Luzifer schnaufte: „Wow... Hier ist es ja... weit und... groß... und... äh... leer!“ „Das kommt ja auch alles noch! Ich habe hierfür viele Pläne! Und wir werden sie gemeinsam umsetzen.“ „Wir beide?“ „Ja, du und ich.“ Fast hätte ich meine Tarnung vergessen. Ich fühlte mich zu ihm so verbunden. Wie es wohl auf ihn wirken würde, wenn ich diese Kleidung nun einfach weg nehmen und mich als die zeigen würde, die ich wirklich bin? Nein... Er war sowieso schon mit allen Informationen überfordert. Ich würde es ihm im richtigen Moment erklären und mich zeigen. Seine Nähe... Ich sehnte mich so danach. Ich wollte, dass er mich in seinen starken Armen hält, dass er mir einen Teil seiner Wärme gibt und mich küsst. Dazu hatte ich ihn erschaffen... Schüchtern erhob ich meine Hand und wollte für einen Moment doch die Mütze von meinem Kopf nehmen, doch wieder konnte ich es einfach nicht. Würde er eine Frau, die über ihm stünde, akzeptieren? Er hatte einen starken Charakter und eine Führungspersönlichkeit. Ich war mir so unsicher... Wie konnte es mir nur passieren zu schüchtern für die Wahrheit zu sein? Luzifer starrte mich fragend an. „Ist irgendwas? Ich erkenne dein Gesicht zwar nicht, aber ich merke, dass du mich anguckst“, sagte er skeptisch und beugte sich leicht um von unten herab hinter meine Mütze zu schauen. Ich wich etwas zurück und zog die Mütze weiter runter: „Nein, ich dachte nur über den zweiten Engel nach, den ich gleich erschaffen werde.“ „Oh super! Ich freu' mich schon. Mein erster Sklave.“ „Luzifer... Du solltest dich eher bemühen Freundschaften zu den anderen Engeln aufzubauen.“ „Freundschaft?“ „Das ist, wenn sich zwei oder mehrere Personen gut verstehen, Spaß miteinander haben und sich helfen. Sie trösten einander und geben sich Liebe.“ „Liebe...“ Ich überlegte welchen Engel ich als nächstes erschaffen wollte. Zum Leben gehörte auch das Schicksal und wie sich das Leben der Engel in der Zukunft entwickeln würde. Ich wollte einen Engel, der in die Zukunft blicken könnte und eine mysteriöse Ausstrahlung hätte. Eine Frau... Standhaft sollte sie sein und unscheinbar. Ihr sollte es verboten sein die Dinge, die sie sehen würde auszuplaudern. Und wie sollte sie heißen? Auch sie sollte das Licht in sich tragen und Erleuchtung in die Finsternis der Zukunft bringen. Als mir klar war, welcher Name zu ihr passen würde erhob ich die Hand und nutzte erneut meine Kräfte um meine Vorstellungen umzusetzen. Luzifer beobachtete beeindruckt wie sich aus dem Licht ein weiterer Engel formte. Eine junge Frau mit langen braunen Haaren und wunderschönen blauen Augen. Ihr langes Kleid in Blautönen reichte bis zum Boden. Um ihren Hals hing eine goldene Kette, deren Ende eine pinke Kristallkugel zierte. Ein langer goldener Stab, der fast so groß war wie sie selbst, lag fest in ihren zierlichen Händen. Formen von Flügeln streckten sich seitlich von der Spitze des Stabes und umfassten eine weitere pinke Kristallkugel. Ihre ruhigen Augen wechselten zwischen mir und Luzifer. Sie sagte jedoch kein Wort. Stattdessen schien sie schon fast erwartungsvoll und forderte mich indirekt zu Erklärungen auf. „Willkommen, mein Engel. Du bist Lumen, der Engel des Schicksals.“ „Lumen...“ „Dein Name bedeutet die „Erleuchtung“. Deine Erleuchtung bringt Licht in die Finsternis der Zukunft.“ „Ich kann... In die Zukunft sehen?“ „Ja, mit Hilfe deiner Kräfte bist du dazu in der Lage. Wisse jedoch eines: Du darfst niemals deine Visionen verraten.“ Sie starrte mich skeptisch an und guckte dann zu Luzifer: „Und wer seid ihr beide?“ Luzifer legte ohne zu zögern einen Arm um ihre Schulter und drückte Lumen an sich: „Ich bin Luzifer und das ist Gott. Weißt du, ich werde dein König sein. Also darf ich dir befehlen was ich will.“ „Du kannst mich mal...“, antwortete sie unbeeindruckt woraufhin Luzifer seinen Arm zurück zog und sie beleidigt anguckte. Die beiden so zu sehen beunruhigte mich etwas. War das... Eifersucht? Könnten sie sich in Zukunft womöglich zu gut verstehen? Vielleicht war es ein Fehler von mir neben mir eine andere Frau zu erschaffen. Aber ich könnte doch nicht nur männliche Engel ins Himmelsreich holen. Erschrocken über meine eigenen törichten und schwachen Gefühle hielt ich inne und atmete tief durch. Ich sollte alle meine Schöpfungen gleich lieben. Eifersucht konnte – nein, durfte ich mir nicht erlauben! Wie konnte ich nur meine eigenen Gefühle über meine Aufgaben stellen? Immerhin hatte ich mir vorgenommen im Frieden mit meinen geliebten Engeln zu leben. „Gott, ist alles in Ordnung? Du wirkst so abwesend...“, bemerkte Luzifer und schenkte mir besorgte Blicke. Auch Lumen guckte interessiert. Auch für sie wäre ich eine wichtige Person, natürlich würde sie sich ebenso Sorgen machen. Ich drehte mich zu den Beiden und lächelte: „Es geht mir gut. Einen Engel zu erschaffen kostet mich viel Energie und deswegen muss ich mich danach kurz erholen. Lumen, du bist genauso schön, wie ich es mir erhofft hatte. Ich wünsche mir, dass auch du dich mit Freude daran beteiligen wirst ein großartiges Himmelsreich zu erschaffen. Auch du sollst eine Bezugsperson für die anderen Engel werden. Sie werden dich und deine ruhige Art lieben.“ Lumen antwortete mit einem schlichten Lächeln. Ein höfliches Lächeln, das aber nicht verriet was sie eigentlich dachte. Dann drehte sie sich zu Luzifer und lächelte auch ihn an: „Gibt es eigentlich auch eine Königin? Soll ich diese Rolle auch übernehmen?“ „Nein, es gibt keine Königin“, gab ich scharf zurück und bemerkte erneut, dass meine Gefühle überkochten. Lumen und Luzifer zuckten mit den Schultern. „Na gut, wenn Vater es sagt.“ Ich musste es dringend beenden! Vielleicht würde ein dritter Engel helfen um die Aufmerksamkeit der Beiden voneinander abzulenken. Meine Energie war leicht erschöpft, aber noch lange nicht am Ende. Ich hatte mir vorgenommen vier sehr starke Engel zu erschaffen. Sie sollten die Stärksten im Himmelsreich werden und als Führungspersönlichkeiten dienen. Sie sollten Luzifer assistieren und ihn vielleicht auch beraten. Liebe und Freundschaft... Die Nähe zueinander. Diese Gefühle waren ebenso wichtig wie das warme Gefühl der Sicherheit und das Schicksal. Ich brauchte einen Engel der Liebe. Er sollte das Gefühl widerspiegeln, welches ich zu Luzifer empfand. Liebe! Die Sehnsucht nach Nähe. Die Leidenschaft zueinander. Um eine friedliche Stimmung zu wahren und Freundschaft zu halten, brauchte man Liebe. Dieser Engel sollte das Gleichgewicht der Gefühle allein nur mit der Ausstrahlung seiner Kräfte halten. Oh ja... Aber ich würde kein zweites weibliches Wesen erschaffen. Luzifer gehörte mir! Ich wollte keine Konkurrenz dulden. Natürlich hasste ich mich für meine egoistischen Gefühle, doch ich konnte sie nicht unterdrücken. Ich hatte ihn für mich erschaffen und würde ihn mir nicht nehmen lassen! „Gott, was hast du jetzt vor?“, fragte Luzifer interessiert und lief noch ein paar Schritte umher. Auch Lumen sah sich um, war mit ihrer Aufmerksamkeit jedoch völlig bei mir. „Ich werde sogleich noch einen weiteren Engel erschaffen.“ „Wow! Gott ist auf Hochtouren! Schon wieder einen? Und das obwohl du dich eben noch erholen musstest?“ „Zweifelst du meine Kräfte an?“, fragte ich Lumen spöttisch, worauf ich wieder dieses seltsame Lächeln bekam. Luzifer lachte: „Wenn unser Herr meint, dass er dazu in der Lage ist, wird es schon richtig sein. Ich vertraue Gott, seinen Entscheidungen und Kräften.“ Ach Luzifer... Aber ob du auch meinen Entscheidungen trauen könntest, wenn es um meine Gefühle geht? Ich musste mich mehr zusammenreißen! Ich bedankte mich bei ihm mit einem Nicken und wiederholte mein Ritual der Engelserschaffung. Diesmal formte sich aus dem Licht ein hoch gewachsener junger Mann mit rotbraunen kurzen Haaren und gelben schmalen Augen. Um seinen Hals hing eine rote Kristallkugel mit der Kraft des Feuers und der Leidenschaft. Sein Blick strahlte, er war von Wärme erfüllt und das, obwohl er sicherlich verwirrt war. So wie die anderen Beiden auch, kurz nach ihrer Schöpfung. „Ich begrüße dich, Chamuel – Engel der Liebe. Dein Name bedeutet „Kraft des Herzen Gottes“ „Hi Chamu!“, begrüßte Luzifer ihn ausgelassen. Auch Lumen kam zu ihm, neigte den Kopf leicht zur Seite und lächelte: „Willkommen.“ „Hallo. Wo bin ich? Und wer seid ihr?“, fragte Chamuel etwas verlegen und sah sich um. „Du bist im Himmelsreich bei deiner neuen Familie. Ich bin Gott und das hier sind Luzifer und Lumen. Du wirst mit deiner freundlichen und warmen Art als Bezugsperson für die anderen Engel dienen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Deine Kräfte strömen das Gefühl der Liebe aus, wodurch alle harmonisch miteinander leben können. Damit bildest du einen sehr wichtigen Teil des heiligen Gleichgewichts.“ „Engel der Liebe... Und das als Kerl. Glückwunsch, Chamuel“, sagte Luzifer hämisch und grinste ihn an. Chamuel grinste zurück: „Und wer bist du, Blondie?“ „Ich bin dein König!“ „Na toll, ich muss mich einer Blondine fügen...“ „Was!?“ Luzifer und Chamuel begannen sich zu ärgern, aber irgendwie auf eine Freundschaftliche Art. Lumen lauschte den Worten und kicherte. Im Nachhinein fragte ich mich ob es meine eigene Schuld war, dass ich mich einsam fühlte. Wie ein Außenseiter... Vielleicht wäre das nie so passiert, wenn ich von Anfang an mit meiner wahren Gestalt gehandelt hätte. Nun dachten schon drei meiner Engel, dass ich ein Mann unter einer Kutte wäre. Man konnte mein Gesicht nicht erkennen. War es ein Fehler? Für diesen Tag hatten meine Kräfte schon fast genug... Wie viel Zeit wohl vergangen war, seit ich selbst erwachte? Ich hatte meinen Tarnkörper, den Palast, Luzifer, Lumen und Chamuel erschaffen. Langsam fühlte ich mich müde und ausgelaugt. Doch mein Ziel wollte ich noch erreichen bevor ich mich erstmal zur Ruhe setzen musste. Der vierte Engel fehlte noch. Die Frau, die ich vor Augen hatte sollte sich von den anderen Dreien unterscheiden. Sie sollte Luzifer's Gegenstück werden. Wo Licht ist, gibt es auch Dunkelheit. Das Licht und die Dunkelheit konnten nicht mit aber auch nicht ohneeinander. Sie sollten sich nicht hassen, aber mit der Dunkelheit sollte sich das Gleichgewicht der heiligen vier Engel schließen. Die Drei alberten noch herum während ich schon meine Hand erhob und wieder einen Körper aus Licht formte. Da meine Kräfte mit jeder Schöpfung schwächer wurden, hätte der vierte Engel nicht so starke Kräfte wie die Anderen, aber dennoch sollte sie ebenbürtig sein. Das Licht wurde zu einer großen schlanken Frau, deren Haare bis zu den Kniekehlen reichten. Der Farbverlauf ihrer Haare gefiel mir. Sie wurden vom Ansatz bis zu den Spitzen silbern und rot. Trotz der hellen Haare wirkte sie jung. Ihre Augen waren rot und starrten mich ausdruckslos an. „Auch dich begrüße ich bei uns im Himmelsreich, Sacred Feye.“ „Komischer Name“, kommentierte Luzifer und bekam dafür sofort einen Klaps auf den Hinterkopf von Lumen. Chamuel lächelte sie einfach nur an und Feye? Sie verzog keinen Mundwinkel. Aber das sollte sie auch nicht. Als Repräsentantin der Dunkelheit sollte sie kein sonniges Gemüt haben. Sie soll elegant und düster wirken. Weil sie anders war als die Anderen, gab ich ihr auch einen anderen Namen. Ihrer bedeutete Heilige Fee. Durch ihr elegantes Auftreten fand ich dies passend. Zudem war sie selbst ein großer Widerspruch. Ich wollte, dass die Engel für das Licht und Wärme stehen, doch Sacred Feye spiegelte als Engel die Dunkelheit und Kälte wieder. Mit diesen Worten erklärte ich ihr ihre Bedeutung und ihre Kräfte. „Soll ich jetzt böse zu allen sein und sie zittern lassen?“, fragte Feye emotionslos. „Also mich gruselst du schon.“ „Fresse, Blondie“, gab sie darauf ebenso kühl, ohne den Mund zu verziehen und ihm keines Blickes zu würdigen. Die Beiden würden wohl so schnell keine besten Freunde oder mehr werden. Es gab mir das Gefühl von Erleichterung. Nun standen sie da... Meine ersten vier Engel. Die großen und mächtigen Engel, die das Gleichgewicht der Kräfte vorgaben und zu denen das Volk aufblicken sollte. Ich war stolz auf mich und freute mich darüber mein Ziel für heute erreicht zu haben. Nun fühlte ich mich aber wirklich sehr müde und erschöpft. „Ich werde mich nun etwas in den Palast zurückziehen und neue Energie schöpfen. Ich hoffe, ihr findet euch schnell hier zurecht und wünsche mir, dass ihr euch gut verstehen werdet. Die Zeit die uns erwartet, wird herrlich sein!“ „Ich wünsche einen erholsamen Schlaf, Herr.“, sagte Chamuel förmlich und verbeugte sich vor mir mit einem sanften Lächeln. Sacred Feye nickte mir schweigend zu. Lumen schwieg ebenso, lächelte dafür wieder so mysteriös. Luzifer grinste: „Nacht, Alter!“ Oh Luzifer... Lumen schlug ihm erneut auf den Hinterkopf und stemmte die Hände in die Hüfte. „Du bist ein scheiß König, Mann!“, schimpfte Chamuel. Ich musste auf dem Weg in meine Räumlichkeiten in mich rein grinsen vor Freude. Die Vier waren schon sympathisch. Jeder auf seine eigene Weise. Es würde genau so werden wie ich es mir erwünscht hatte. Ja, ganz sicher! Und bald schon würde ich meine wahre Gestalt zu erkennen geben und mir von Luzifer die Liebe holen, die ich mir so ersehnt hatte. Kapitel 1 ~ Neues Leben ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~ Das ist sie also - meine neue FF xD Der Inhalt ist eigentlich gar nicht sooo neu. Es ist quasi eine Zusammenfassung der Geschichte meiner Engel OC's. Alles was man eben so in der Trilogie in vielen vielen Worten erfährt. Allerdings hatte ich Lust nochmal die Geschichte der Engel zu fokusieren und die anderen Charaktere mal außen vor zu lassen. So ist es für mich ganz spannend auch mal aus Shaya's, Lumen's, Luzifer's und Chamuel's Sicht zu schreiben :) Dadurch kann man viel aus der Story und den Charakteren rausholen und vielleicht Geheimnisse lüften, die man so nicht erfahren hat. Um die Geschichte zu lesen muss man sich nicht einmal die Mühe machen und die anderen Storys kennen. Wobei ich mich darüber natürlich sehr freuen würde ;) Kapitel 2: Gefühle ------------------ Kapitel 2 ~ Gefühle Der König der Engel... Das war ich also. Ich fühlte mich noch immer verwirrt, aber seit meiner Geburt war ja auch kaum Zeit vergangen. Ich stand im Korridor des Palastes vor einem Spiegel. Ich sah einen erwachsenen Kerl mit blauen Augen und blonden Haaren. Doch... Ich fühlte mich unwissend und klein. Ich hatte keine Ahnung wer ich wirklich war. Meine eigene Unsicherheit überspielte ich gekonnt mit dummen Sprüchen und meinem ungestümen Verhalten. Aber ein König – eine Person, die über allen Anderen steht und sie leiten soll, verhält sich bestimmt nicht so kindisch. Ich sollte den zukünftigen Engeln Sicherheit und Wärme geben. Meine Aufgabe war es für sie da zu sein und vielleicht auch mal Befehle zu erteilen. Wie sollte ich aber Sicherheit geben, wenn ich selbst so unsicher war? Würde ich meiner Aufgabe gerecht werden? Aus dem Nichts wurde ich von Gott erschaffen. Gott... Ich empfand ihn als mysteriös. Wer war er? Wieso versteckte er sich unter dieser Kutte? Seine Mütze verbarg sein gesamtes Gesicht. Nur den Mund konnte man ab und zu erkennen. Ich müsste ihm vertrauen. Er hatte uns geschaffen und seine Träume klangen schön. Vielleicht müsste ich mich auch erst im Leben zurechtfinden. Während ich erneut durch den Spiegel in meine Augen blickte, fragte ich mich wie sich die anderen drei Engel fühlten. Ging es ihnen genauso? Auf einmal hörte ich Schritte hinter mir und drehte mich um. Lumen blieb ein paar Meter von mir entfernt stehen und lächelte mich an. Dieses Lächeln hatte etwas komplett Eigenes. Ich konnte es kaum beschreiben. Es wirkte freundlich, aber mysteriös. Man konnte ihr nicht ansehen, was in ihrem Kopf vor sich ging. „Luzifer. Geht es dir gut? Du wirkst auf einmal so nachdenklich, dafür dass du die ganze Zeit so cool gespielt hast.“ Ich drehte mich von ihr weg und guckte nochmals in den Spiegel: „Es ist nur... so seltsam. Ich kenne mich selbst nicht... Die Engel, die von Gott noch erschaffen werden, sollen zu mir aufsehen? Zu mir? Ich hab doch gar nichts an mir, was bewundernswert wäre.“ Dass ich zu Lumen so offen war, wunderte mich. Auch sie war eine Fremde für mich. Wir vier waren die ersten Engel. Uns verband irgendwas... Lumen kam noch näher und streckte mir ihre Hand entgegen: „Ich bin sicher du findest dich selbst bald. Und dann wirst du auch sehen, dass du deine Rolle gut hinbekommen wirst. Gott hat dich dafür erschaffen, also wirst du nicht scheitern. Und du bist nicht alleine. Wir sind doch bei dir.“ Wir blickten uns für einen Moment in die Augen, dann fühlte ich mich erleichtert und nahm ihre Hand. Sie lächelte wieder: „Gehen wir zu Chamuel und Feye. Ich möchte die beiden kennenlernen. Du nicht?“ „Doch! Klar will ich sie auch kennenlernen.“ Ich folgte Lumen nach draußen wo Chamuel und Sacred Feye sich an die Marmorsäulen gelehnt hatten. Sie hatten sich wohl gerade unterhalten und unterbrachen das Gespräch augenblicklich bei unsrem Erscheinen. Sacred Feye fand ich interessant, weil sie so anders war als wir drei. Sie hatte eine kühle und finstere Ausstrahlung. In ihren Augen konnte man keine Emotion erkennen. Ich fragte mich, ob ich diesen Engel jemals lächeln sehen würde. Chamuel seufzte und legte die Hände hinter seinen Kopf: „Tja, hier wären wir also. Niemand hat uns gefragt, ob wir das eigentlich alles so wollen. Aber wenn wir nunmal dafür geschaffen wurden.“ „Wir müssen uns erstmal an das hier gewöhnen“, entgegnete Lumen, während sie ihren Rock leicht anhob und sich elegant auf die oberste Treppenstufe setzte. Ich setzte mich daneben und auch die anderen beiden gesellten sich dazu. „Aber irgendwo ist es doch auch faszinierend. Stellt euch vor wie hier alles wird, wenn erstmal ganz viele Engel erschaffen wurden. Wir werden bestimmt viel Spaß haben.“ Wieder überkam mich dieses unangenehme Gefühl in meinem Bauch. Es machte mich einfach nervös daran zu denken diese vielen Engel zu leiten. Ich konnte das nicht! Offenbar blieben meine Blicke den Anderen nicht verborgen. Chamuel kam zu mir und stützte seinen Unterarm auf meiner Schulter: „Kumpel, das wird schon. Ich sag dir, das wird wirklich lustig! Stell dir vor, wir könnten die anderen Engel dann ärgern!“ „Du bist ein toller Engel der Liebe“, sagte Sacred Feye trocken und verschränkte die Arme. Chamuel grinste sie an. Dieses Grinsen... Ich schätzte, das war genau das, was Gott meinte. Es war zwar frech, aber so voller Charme. Selbst Sacred Feye blieb dabei nicht kalt und wurde etwas rot im Gesicht. Lumen lächelte wieder wie immer: „Wir sind alle bei dir und unterstützen dich.“ Wir saßen eine ganze Weile zusammen und langsam legte sich die Anspannung. Wir begannen miteinander zu lachen – sogar Feye musste lachen. Ich dachte es würde länger dauern bis ich das mal sehen dürfte. Es war ein unscheinbares kurzes lachen. Von ihr hätte ich auch nicht mehr erwartet. „Hey, habt ihr euch eigentlich mal gefragt wie sich die Kräfte, die wir bekommen haben, einsetzen lassen? Ich meine, Gott sagte bereits, dass unsere Kräfte von allein ausströmen. Aber sicher können wir noch mehr damit anfangen“, fing Chamuel an zu spekulieren. „Das stimmt allerdings... Als Engel der Dunkelheit müsste ich doch mehr können, als nur finster dreinblicken“, sagte Feye trocken und streckte die Hand leicht vor sich aus. Sie schloss ihre glühend roten Augen und konzentrierte sich. Gespannte beobachteten Chamuel, Lumen und ich wie Feye aus ihrer Hand eine Art Energiekugel erschuf. Sie schimmerte schwarz-lila und blitzte leicht auf. Feye öffnete ihre Augen und starrte über sich selbst erstaunt auf diese Energie. Dann verzog sich ihr Mund zu einem stolzen Lächeln. Mit einem leichten Schwung schleuderte sie die kleine Energiekugel in den Wolkenboden, wodurch dieser wie Watte verpuffte. „Fein! Ich glaube, das werde ich üben. Ich spüre wie noch viel mehr möglich ist!“ „Bewundernswert! Gott sagte, ich hätte das Feuer der Leidenschaft in mir... Also müsste ich doch...“ Auch Chamuel schloss seine Augen und konzentrierte sich. Auf seiner Handfläche erschien in kürzester Zeit ein Feuerball. Grinsend vor Stolz und hochmütig fing er an es zu übertreiben und spielte mit dem Feuerball herum. Er tanzte durch die Gegend und drehte sich einige Male, wodurch der Feuerball Funken verlor. „AU!!!“, schrie Lumen plötzlich auf, als Chamuel zu mutig wurde und seinen Feuerball verlor. Er schlug direkt auf Lumen's Arm ein und hinterließ eine starke Verbrennung, die nicht gut aussah. Lumen's Hände zitterten und wir wussten nicht wie wir darauf reagieren sollten. „Mann, Chamuel, du bist so ein Penner!!! Was hast du gemacht!? Sieh dir das an! Was jetzt!?“, hetzte Feye aufgebracht herum. Chamuel hüpfte nervös und ratlos vor Lumen hin und her. Der Einzige, der die Ruhe bewahren konnte, war ich. Ich wusste nicht wieso ich mich so gut kontrollieren konnte, aber es ging einfach. Ruhig und sacht stand ich auf, ging zu Lumen und legte vorsichtig meine Hände auf ihre Wunde. Sie kniff die Augen zusammen vor Schmerzen. „Luzifer! Was tust du?“, fragte Feye, während sie an Chamuel's Arm zerrte. Es war so ein inneres Gefühl, das mir einfach sagte, was ich zu tun hatte. Es funktionierte automatisch. Meine Lichtkräfte bündelten sich in meinen Händen, die anfingen zu leuchten. Es fühlte sich warm und angenehm an. Dies waren wohl die Lichtkräfte, von denen Gott sprach. Mit meinen Kräften konnte ich nicht nur Schaden verursachen, sondern auch Wunden heilen. Als das Licht erloschen war, blieb von Lumen's Wunde keine Spur mehr. Sie guckte mich erstaunt und sprachlos an. Auch die anderen Beiden guckten nur noch fasziniert. „Ob wir Engel allgemein heilen können? Wir haben ja alle etwas Lichtkräfte in uns“, grübelte Lumen. „Ich hab kein bisschen Licht in mir. Also ich kann es bestimmt nicht“, gab Feye zurück und verschränkte wieder ihre Arme. Chamuel entschuldigte sich bei Lumen und versprach nicht mehr mit dem Feuer zu spielen. Nun hatten wir alle erste Eindrücke unserer Kräfte. Nein – noch nicht ganz! Es interessierte mich brennend was Gott damit meinte, dass Lumen die Zukunft sehen könnte. „Hey Lumen, willst du nicht endlich mal einen Blick in die Zukunft wagen?“, fragte ich sie herausfordernd. Sie sah aus als hätte sie längst vergessen, dass sie die Möglichkeit hatte zu sehen was passieren würde. „Keine schlechte Idee! Dann kannst du uns ja erzählen, ob Gottes Plan über ein friedliches Reich voller Engel aufgehen würde“, schwärmte Chamuel begeistert. „Idioten... Ich darf sowieso nicht verraten welche Visionen sich mir zeigen.“ „Na und? Dann erzähl es uns eben nicht. Aber dann weißt du es zumindest. Los, komm schon. Sei keine Spielverderberin!“, ermutigte ich sie grinsend. Chamuel's erwartungsvolle Blicke schienen sie zu bestärken. Zweifelnd wendete sie sich zu Feye, die mit den Schultern zuckte. Dann schnaufte Lumen und verdrehte die Augen: „Na gut, was soll's. Früher oder später würde es sowieso passieren.“ Sie nahm meine Hände und irgendwie ging alles ganz schnell. Ihr Gesicht wurde kreidebleich, ihr Atem schien zu stocken. Für einen Moment schien es, als wäre sie komplett abwesend – als würden sich tausend Bilder vor ihren Augen abspielen. Ich machte mir Sorgen und rüttelte leicht an ihren Händen wodurch sie aufschreckte, laut keuchte und mich anstarrte. Angsterfüllte, besorgte Blicke, die mich nicht mehr loslassen konnten. „Lumen? Lumen, was hast du gesehen!? Ist alles in Ordnung?“, fragte ich und versuchte sie an den Händen zu mir zu ziehen, doch Lumen riss sich von mir los und ging einen hektischen Schritt zurück. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Was ist passiert!? Was wird passieren? Lumen!“ „Ich... Ich kann es dir nicht sagen. Ich darf es nicht. Ent-entschuldigt mich bitte...“ Laut schluchzend rannte sie davon und ließ uns drei stehen. Da war es wieder – das ungute Gefühl im Bauch. Fassungslos guckte ich ihr hinterher. Was würde in der Zukunft passieren? Etwas so schreckliches? Erst Chamuel's Hand auf meiner Schulter holte mich zurück in die Realität. „Vielleicht hat sie gesehen, dass du ihr die Unschuld rauben wirst und war deswegen so fertig. Hahaha!“ „Dumpfbacke!“ Feye zog Chamuel am Ohr bis er schreiend von mir abließ. Lumen's Reaktion machte mir Sorgen. Ich kannte sie kaum, aber ich mochte sie und ich wollte nicht, dass sie traurig ist. Vor allem nicht wegen mir... Ich zog mich für einige Zeit zurück und lief durch die großen Weiten des Nichts. Während meines Spaziergangs gingen mir viele Gedanken durch den Kopf. Über unsere Geburt, die Aufgaben, die wir hatten... Über die Engel, die uns bald Gesellschaft leisten würden und über die Zukunft. War Gottes Traum sicher? War es überhaupt möglich im vollkommenen Frieden für immer zu leben? Ich fand erneut keine Antworten. Dafür war ich viel zu unwissend. Was wusste ich denn auch schon? Der Himmel hatte sich bereits dunkelblau verfärbt als ich zurück kam. Zu meiner Überraschung saß Lumen an der weißen Marmormauer des Palastes. Ob ich mit ihr sprechen sollte? Aber worüber? Bestimmt würde sie mich nicht sehen wollen. Aber was wäre, wenn ich gar nicht der Auslöser für ihre Ängste in der Vision war? Immerhin würde es in Zukunft ja nicht nur mich geben. Unsicher und langsam ging ich zu ihr und blieb dann stehen. Mit müden Augen blickte sie zu mir herauf und lächelte sanft. „Geht es dir besser?“, fragte ich leise. „Ja, schon. Es tut mir leid, dass ich vorhin so überreagiert habe. Leider darf ich nicht weiter darüber sprechen, weil es mir nicht erlaubt ist die Zukunft zu ändern.“ „Verstehe, wenn du es mir verraten würdest, könnte das sämtliches Handeln und alle Schicksale ändern...“ Verzweifelt nickte sie und vergrub ihren Kopf in ihren Armen. Schnell wurde mir bewusst, dass sie von uns allen die größte Bürde trug. Und da kam ich an mit meinen kleinen Problemchen. „Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte ich sie und beschloss in Zukunft stark zu sein um ihr die Sicherheit zu geben, die sie brauchte. Lumen nickte und ich nahm neben ihr Platz. Wir saßen noch lange zusammen und redeten einfach miteinander. Ich spürte, wie ich mich zu ihr hingezogen fühlte. Wie angenehm ich es empfand ihrer Stimme zu lauschen. Lumen's blaue Augen faszinierten mich. Was wir wohl in der Zukunft alles gemeinsam erleben würden? Ich erhoffte mir eine gute Freundschaft. Nicht nur mit Lumen, auch Chamuel und Feye mochte ich. Aber bei Lumen fühlte es sich etwas intensiver an. Wir beschlossen zurück in den Palast zu gehen, weil es draußen so dunkel wurde, dass wir fast nichts mehr sehen konnten. Gott hatte sich erholt und saß zusammen mit Chamuel und Feye in der großen Halle, wo ich erschaffen wurde. Sie bemerkten uns sofort. Während Feye emotionslos wie immer reagierte, machte sich auf Chamuel's Gesicht ein hämisches Grinsen breit. „Schau an! Ihr habt es aber eilig mit eurer Zweisamkeit!“, lästerte Chamuel belustigt und lachte anschließend. „Wir haben nur geredet, weil ich mich nach meiner Vision unwohl fühlte“, erklärte Lumen ruhig. Als wir uns zu ihnen setzten räusperte sich Gott: „Lumen, du vergisst hoffentlich nicht, dass es dir verboten ist Visionen zu verraten.“ „Ich habe kein Wort darüber verloren. Vater, was passiert, wenn ich ich mich nicht an das Verbot halte?“ Gott hielt einen Moment inne. Eine sehr interessante Frage, die auch das Interesse von Chamuel und Feye weckte. Langsam senkte Gott seinen bedeckten Kopf und schnaufte: „Dann wirst du es mit deinem Leben bezahlen müssen.“ Lumen erstarrte und blickte unseren Schöpfer fassungslos an. Würde er das einfach so tun? Er kann doch nicht die Engel umbringen, die er gerade erst erschaffen hatte. Lumen schien sich wieder zu fassen und schloss die Augen: „Gut, ich werde mich an das Verbot halten.“ Nach unserem ersten Tag folgten sieben Weitere. Gott erschuf in dieser Zeit keine weiteren Engel, sondern lehrte uns viele Begriffe und ihre Bedeutungen. Zudem nutzten wir die Zeit, die uns gegeben wurde, um uns aneinander zu gewöhnen. Und auch um zu uns selbst zu finden. Ich war Gott dankbar für diese Tage. Hätte er sofort neue Engel erschaffen, wären wir sicher überfordert gewesen und hätten den Moment um über uns selbst nachzudenken verpasst. Chamuel und ich verstanden uns richtig gut. Wir lachten oft miteinander und fingen an unsere ganz eigenen Witze zu erfinden. Meist über die Mädels... Aber es gab ja sonst auch niemanden. Über Gott wollten wir schließlich nicht lästern. Feye und Lumen waren auch langsam dabei Freundinnen zu werden. Und abends, wenn keiner uns vermisste, traf ich Lumen. Ich wollte die Zeit mit ihr gar nicht mehr missen. Wir saßen dann immer einfach nur nebeneinander und redeten. „Luzifer, fühlst du dich manchmal einsam?“, fragte sie auf einmal und guckte mich an. „Nein, ihr seid doch alle bei mir. Fühlst du dich denn einsam?“ „Ja... Schon.“ „Wieso? Wir sind doch auch alle für dich da.“ „Natürlich. Es ist nur das was ich gesehen habe. Ich bin die Einzige, die es weiß. Und ich darf nicht darüber reden... Ich weiß nicht recht wie ich damit umgehen soll.“ „Versuch dich davon abzulenken. Oder du... fängst an uns alle so zu manipulieren, dass sich alles ändert. Ohne jemals offen zu reden. Verstehst du was ich meine?“ Nachdenklich guckte sie in die Ferne und dann wieder zu mir: „Vielleicht kann ich ja... Das was ich zum Schluss gesehen habe auf diese Weise verändern.“ „Psst... Dieses Gespräch fand nie statt.“ „Danke, Luzifer...“, sagte sie ruhig und lehnte sich an meine Schulter. Ihre Nähe machte mich mehr und mehr nervös. Mein Bauch fühlte sich so seltsam an... Und es wurde immer schlimmer. Aber ich konnte mir dieses Gefühl nicht erklären. * Die ersten sieben Tage hatte ich dazu genutzt meinen lieben vier Engeln die Grundlagen beizubringen. Ich hatte ihnen gezeigt, wie sie ihre Kräfte nutzen könnten und vor allem lernten sie ihre Flügel kennen. Ja, ich hatte sie mit Flügeln erschaffen, sodass man ganz einfach durch das Himmelsreich reisen könnte. Auch ich hatte Flügel, die ich erst nach einer Weile bemerkt hatte. Wir müssen sie erst beschwören und können sie jederzeit wieder verschwinden lassen. Da es magische Flügel waren, zerstörten sie auch nicht unsere Kleidung. Luzifer, Chamuel, Lumen und Sacred Feye machten gute Fortschritte und ich wollte ihnen genügend Zeit geben um einander kennenzulernen, bevor ich neue Engel erschaffen würde. Meine Kräfte hatten sich auch wieder regeneriert. Eines ließ mir jedoch keine Ruhe: Was hatte Lumen in ihrer Vision gesehen? Sie war völlig fertig mit den Nerven und sie erholte sich erst nach und nach von den Ereignissen. Hatte sie etwas Schreckliches gesehen? Aber mein Plan vom friedlichen Volk der Engel im Himmelsreich war sicher. Was sollte schiefgehen? Nichts und niemand würde meinen Traum und mein Volk zerstören! Ich hatte Luzifer und die Anderen beobachtet. Je besser sie sich kennenlernten und je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, desto mehr fingen sie an herumzualbern, sich zu ärgern und Streiche zu spielen. Ich konnte damit nur schlecht umgehen. Hatte ich sie falsch erschaffen? War dies eine normale Entwicklung unter „Freunden“? Ich fühlte mich einsam, wusste aber auch nicht, wie ich es ändern könnte. Wenn ich mehr Engel erschaffen würde, würden diese dann auch so außer Kontrolle geraten und sich nicht an Ordnung und Gesetze halten? Vielleicht würde es mit jedem Engel immer schlimmer werden. Und ich könnte ihnen auch nicht die ganze Zeit hinterher laufen und sie beaufsichtigen. Grübelnd saß ich auf meinem Thron und versuchte eine Lösung dafür zu finden. Jemand, der mich zukünftig dabei unterstützt auf Gesetze und Ordnung zu achten... Er sollte deutlich älter als die Anderen sein und einen ernsten Charakter haben. Anders als die Anderen dürfte er nicht dieser kindischen Art und den Albereien verfallen. Ich erhob meine Hand und nutzte meine Kräfte um den fünften meiner Engel zu erschaffen. Als die Lichtform eine feste Gestalt annahm war ich zufrieden. Er war alt, wirkte weise und ernst. Sein weißes Haar fiel ihm bis über die Schultern und er hatte einen Bart. Ein langes Gewand bedeckte seinen Körper und der Goldschmuck, der es zierte, wirkte edel. Seine grauen Augen blickten mich an, doch er sagte kein Wort. „Metatron, willkommen in deinem neuen zu Hause. Du wirst mir als Berater dienen, das Volk beobachten und sie zurechtweisen, wenn sie sich nicht an Ordnung und Gesetzte halten. Du bist der Hüter von Ordnung und Gesetz. Ich bin Gott, dein Herr, du wirst mir hoffentlich treu dienen.“ Er nickte verständnisvoll und kniete voller Respekt nieder: „Jawohl, mein Herr. Es ist mir eine Ehre Euch zu dienen.“ „Wundervoll!“ Ich war begeistert von seiner Art. Auch auf unserem Weg nach Draußen stellte er keine Fragen. Ich gab ihm mehr Wissen mit als den Anderen. Einerseits weil er als älterer Engel Intelligenz vermitteln sollte, andererseits weil ich den Anderen schon zu viel beibringen musste. „Metatron, du wirst gleich die anderen vier Engel kennenlernen. Sie stehen über dir, aber dennoch musst du auch auf sie aufpassen.“ „Jawohl, mein Herr.“ Wir beide waren erstaunt, als wir durch den Korridor um die Ecke bogen. Luzifer und Chamuel jagten sich hinterher und schubsten sich. Sie lachten dabei, fingen an sich zu prügeln und schienen dabei Spaß zu haben. Sacred Feye und Lumen standen direkt daneben an die Wand gelehnt und beobachteten das Spektakel belustigt. Ich wollte gerade tief Luft holen um diese Kindereien zu beenden, doch Metatron kam mir zuvor. „WERDET IHR WOHL DAMIT AUFHÖREN, IHR RABAUKEN!“ Wütend stampfte er zu ihnen und schlug seinen Stab gegen die Bodenplatten. Verwundert blickten sie zu ihm und hielten still. „Wer ist'n der Opa?“, fragte Chamuel frech. Luzifer ließ von ihm ab und zuckte mit den Schultern. „Ich bin Metatron! Und ab jetzt gelten hier andere Gesetze!“ Luzifer lachte: „Ist klar, Opi.“ Sacred Feye stellte sich neben Luzifer und verschränkte elegant ihre dünnen Arme: „Wenn, dann hast du dich unserem König Luzifer zu fügen.“ Ich konnte erkennen wie Lumen Metatron aus dem Hintergrund argwöhnisch beobachtete. Kannte sie ihn bereits aus ihrer Vision? „König Luzifer? Solange er sich nicht halbwegs wie ein wahrer König benimmt, werde ich mich keineswegs fügen.“ Nun beschloss ich einzuschreiten um einen größeren Konflikt zu vermeiden. Ich räusperte mich, holte Luft und stellte mich neben meinen neuen Engel: „Vertragt euch bitte, meine Kinder. Diesen Engel, habe ich soeben erschaffen. Verzeiht seine strenge Art. Er musste genau so werden, denn seine Aufgabe ist es auf Ordnung und Gesetze zu achten. Er wird mir als Berater dienen und auch für euch als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.“ Chamuel zog die Augenbrauen hoch und tauschte kurze Blicke mit Luzifer aus. Während Sacred Feye dazu schwieg und wenig begeistert schien, lächelte Lumen freundlich und schüttelte ihm die Hand. „Nun, gut... Wenn du meinst, Gott. Ist es Pflicht ihn als Ansprechpartner und Berater zu nutzen? Denn ich habe beides bereits“, entgegnete Luzifer und deutete auf Chamuel. Ich seufzte und drehte mich von ihnen um wieder zum großen Saal zurück zu laufen. Doch noch einmal blickte ich zurück: „Egal wie ihr es anstellt – ich will keinen Streit!“ Dann schritt ich davon. Ich verstand es nicht... Sind Beziehungen derart Kompliziert? Warum hatten sie Metatron von Anfang an abgelehnt? Weil er sich zu grob eingemischt hatte? Nein, ich hatte nichts falsch gemacht! Bestimmt würde schon bald alles wieder harmonieren und alle würden sich gern haben. Zweifel waren hier völlig fehl am Platz. Ich durfte nicht an mir selbst und meinen Plänen zweifeln. Doch wieso fühlte ich mich bereits jetzt mit ihren Gefühlen und ihrem Umgang überfordert? Mir schien die Kontrolle über ihr Handeln zu entgleiten. Aber war es denn schlimm, dass sie nicht ernst und nicht voller Respekt waren? Sie taten immerhin nichts Schlechtes. In meiner Vorstellung lief alles etwas anders ab. Dass sie sich so entwickeln hatte ich nicht bedacht. Dass sie... eigenständig dachten und handelten... Frustriert setzte ich mich wieder auf meinen Thron. Kontrolle... Ich durfte sie nicht verlieren. Kapitel 2 ~ Gefühle ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~ Kapitel 3: Der Anfang vom Ende ------------------------------ Kapitel 3 – Der Anfang vom Ende Seit der Erschaffung meiner ersten Engel und Metatron war einiges an Zeit vergangen. Ich widmete mich vollkommen dem Aufbau des Himmelsreichs. Engel, die mit weniger Kräften ausgestattet waren, erblickten das Licht der Welt. Engel, die ein Volk bilden sollten, welches von Luzifer und mir regiert werden würde. Kurz nach Metatron erschuf ich einen Engel nach Lumens Vorbild – Jophiel. Ihn wollte ich besonders intelligent gestalten. Seine Aufgabe sollte es sein Wissen an die Engel weiter zu geben. Er sollte eine Art Vermittler und Berater für sie werden. Und weil er aussah wie Lumen, bezeichneten wir ihn als ihren Bruder. Natürlich war sie nicht sonderlich erstaunt, denn sie hatte seine Schöpfung mit Sicherheit schon in ihrer Vision gesehen. Dass sie ihn und auch die anderen Engel eher mied, machte mir Sorgen. Was hatte sie gesehen? Was würde passieren? Ich konnte nicht aufhören mir diese Fragen zu stellen. Doch ich konnte sie auch nicht fragen. Es fehlte mir der Mut auf sie zuzugehen. Im Grunde lachte ich mich selbst dafür aus. Einerseits war ich Gott, der Schöpfer, doch ich war nicht einmal mutig genug, um auf meine eigenen Schöpfungen zuzugehen. Während Lumen die Einsamkeit suchte, fand ich sie ganz automatisch von selbst. Bei allen Engeln erlebte ich das gleiche Phänomen – sie erachteten mich als ehrwürdigen Schöpfer, der ich ja nunmal auch war, jedoch... Im Grunde gehörte ich einfach nicht dazu. Es entging mir nicht, dass sie ihre Gespräche beendeten, sobald sie bemerkten, dass ich hinter ihnen stand. Sofort folgt dann eine respektvolle Verbeugung und dann... Dann warten sie, dass ich gehe und reden weiter. Sie meinten es nicht böse, doch ich fühlte mich verletzt. Am heutigen Abend saß ich wieder alleine auf meinem Thron und überlegte. Viel zu lange habe ich mich versteckt. Es wurde Zeit endlich meine wahre Gestalt zu zeigen. Vor allem ihm... Während ich mir ausdachte wie ich es Luzifer und dann den anderen Engeln sagen würde, schlug mein Herz immer schneller. Sollte ich einfach zu ihm gehen und ihm sagen „Hi, ich bin's, Gott.“ Oder sollte ich ihm erst alles erzählen und dann diese Gestalt ablegen? Hin und her gerissen entschied ich mich für die zweite Variante. Immerhin war das Risiko vorher von anderen Engeln gesehen zu werden hoch. Luzifer sollte der erste sein! Noch einmal fasste ich meinen Mut zusammen. Sie müssen mich einfach akzeptieren! Mich – Shaya! Fest entschlossen verließ ich meinen Palast und schaute mich auf dem Platz um. Wo könnte er sein? Im selben Moment spürte ich die Blicke meiner Engel auf mir. Nachdem ich vor einiger Zeit viele Häuser für sie erschaffen hatte, konnten alle in ihr neues zu Hause einziehen. Die Tage verbrachten sie damit sich auf dem Platz zu tummeln, zusammen zu sitzen, zu lernen und die vielen Pflanzen zu pflegen. Ein sehr nettes und ordentliches Volk. Metatron leistete sehr gute Arbeit. Manchmal war er zu übereifrig und fing an das Volk zu sehr herum zu hetzen. Das alles durfte ich mit einem Lächeln aus der Ferne beobachten. Besonders brachten mich dann die Momente zum kichern, wenn Luzifer und Chamuel zu ihm kamen und ihn in die Schranken wiesen. „Sag mal, Alter!? Das sind meine Bürger und nicht deine Sklaven! Mach mal halblang.“ Das war Luzifer's typischer Spruch. Kurz danach erntet er dann immer finstere Blicke von Metatron und Beistand von Chamuel. Die Engel waren dankbar und erleichtert, dass ihr König sich so für sie einsetzte. Ich nickte den Engeln, die mich anguckten freundlich zu und lief zu ihnen. „Guten Abend, Herr!“, begrüßten sie mich mit tiefer Ehrfurcht. Bald würde das vorbei sein. Bald würdet ihr alle mein wahres Gesicht sehen! Dieser Gedanke tröstete mich ein wenig. „Sagt, habt ihr Luzifer irgendwo gesehen?“ „Nein, Herr.“ „Tut mir leid, ich habe den König auch nirgendwo gesehen. Aber Chamuel kam vor kurzem hier vorbei und ist Richtung nordwestliches Stadttor verschwunden. Er weiß bestimmt wo Luzifer ist“, erklärte mir ein anderer Engel und verbeugte sich nochmals, wovon ich mir ein Seufzen unterdrücken musste. „Hihi, bestimmt haben sich die beiden getroffen und hecken wieder irgend 'nen Mist aus! Die kleben doch ständig beieinander!“ Kaum hatte sie das ausgesprochen, zuckte sie zusammen und schnaufte panisch: „Entschuldigt, Herr! Es war nicht meine Absicht so über die ehrwürdigen Hochengel zu sprechen.“ „Ist schon gut. Ihr sagt also, Chamuel sei zum Stadttor. Vielen Dank!“ „Gern geschehen.“ Und nochmal eine Verbeugung. Ich spürte, wie sie mir schweigend hinterher guckten und erst wieder zu lachen anfingen als ich mich weiter entfernt hatte. Ich würde so gerne mit ihnen zusammensitzen, mit ihnen lachen und ebenso Spaß haben... Diese Einsamkeit erschlug mich förmlich. Als ich am nordwestlichen Stadttor ankam sah ich mich um. Unsere Stadt im Himmelsreich war als Kreis aufgebaut. Im Zentrum befand sich der riesige Palast, in dem die höchsten Engel und ich lebten. Wenn man die weiße Marmortreppe runter lief, kam man direkt auf den großen Platz, der mit hübschen Bäumen, Pflanzen und Grünflächen verziert war. Zudem gab es den Brunnen, an dem sich immer viele Engel aufhielten. Um den Palast herum bildete sich ein Ring aus Häusern um den die Stadtmauer gebaut wurde. Sie besaß acht Torbögen, die keine Türen hatten. Was hatten wir auch zu befürchten? Der Weg vom östlichen Torbogen führte hinaus in die Weiten des Himmels. Doch auch Lumen's Haus stand dort. Sie hatte sich gewünscht einen Ort zu haben, an den sie sich zurückziehen könnte. Damit es nicht so trist wirkte, beschlossen wir auch dort einen kleinen Brunnen zu erschaffen und nur ein Stück weiter eine Wasserquelle, die hinaus in die Wolken führte. Ich konnte Chamuel nirgendwo sehen, doch kurz bevor ich umkehren wollte, konnte ich Gekicher von einer weiblichen Stimme hören. Dann hörte ich auch eine männliche Stimme. Vorsichtig schlich ich ein Stück weiter, denn ich wollte nicht gesehen werden, aber wissen, was da vor sich ging. Je näher ich kam, desto deutlicher wurden die Stimmen. Bis ich schließlich langsam um eine Ecke guckte und Chamuel mit Feye zusammen sehen konnte. Sie saß auf einem Vorsprung und er stand vor ihr und hielt sie eng umschlungen. Mein Magen zog sich zusammen. Wie unangenehm! Obwohl sie mich nicht bemerkt hatten war es mir peinlich sie so zu sehen. Mein Herz schlug nochmal ein ganzes Stück schneller. „Chamu... Meinst du das ist okay?“ „Von verbotener Liebe zwischen zwei Engeln hat keiner gesprochen. Warum also nicht?“, sagte er bevor er anfing sie am Hals zu küssen. Aus den sanften Küssen und den Berührungen wurde ein wildes Geknutsche, was mich rot werden ließ. Verdammt! Nun guck halt weg und lass die beiden alleine, dachte ich mir. Ja, ich versuchte mich zu zwingen einfach zu gehen, doch mein Blick hing fest auf dem Paar. Sie guckten sich tief in die Augen, so voller Sehnsucht und Liebe... Wer hätte gedacht, dass die Beiden sich derart nah gekommen waren. Verkrampft klammerte ich mich an die Wand und lauschte weiter. „Weißt du... Wenn wir endlich offen darüber reden würden, dann müssten wir uns für sowas nicht immer heimlich treffen“, sagte Feye und streichelte ihm durchs Haar. „Dann lass uns das morgen endlich tun.“ „Aber ich hab Angst... Was ist, wenn Gott doch etwas dagegen hat? Was sollen wir dann tun?“ „Ist mir egal... Ich liebe dich zu sehr, als dass ich das aufgeben könnte...“ „Du hast recht. Ich liebe dich auch!“ Wieder küssten sie sich wild und leidenschaftlich, bis er anfing sie langsam auszuziehen. Shaya! Verzieh dich endlich, schrie ich mich innerlich selbst an. Ich drehte mich mit dem Rücken zur Wand und starrte schnell atmend grade aus. Während sie anfing zu stöhnen, ergriff ich die Flucht und ließ mich auf der anderen Seite der Stadtmauer nieder. Noch immer konnte ich sie hören und in mir wuchs der Neid und die Sehnsucht nach Liebe und Berührung. Nichts wünschte ich mir mehr als Luzifer's Nähe und kurz erwischte ich mich dabei wie ich meinen Vorstellungen nachgab. Doch solange er nicht einmal wusste, dass ich überhaupt eine Frau war, würde diese Sehnsucht nie gestillt werden. Nach einiger Zeit fing ich mich wieder und lief zurück zum Stadtplatz wo ich erneut Engel nach Luzifer's Aufenthaltsort fragte. Die, die ich diesmal fragte, konnten mir wenigstens eine bessere Auskunft geben. Angeblich hatten sie ihn am Pavillon gesehen. Diesen nutzten wir für Feste oder Treffen. Zum Gruppengebet oder sonstige Aktivitäten, die sich die Engel ausdachten. Erst vor wenigen Tagen fand dort eine Art Konzert statt. Jophiel war nicht nur intelligent, sondern auch sehr begabt, was Musik betraf. An diesem Abend war es ruhig in der Gegend. Außer mir schien keiner dort zu sein. Was wollte Luzifer dort alleine? Natürlich fühlte ich mich erleichtert, dass ich ihn alleine sprechen könnte. Doch meine Hoffnung verflog auf einen Schlag als ich um die Ecke bog und ihn dort mit Lumen zusammen sah. Die beiden waren am Tanzen. Langsam und eng beieinander. Lumen... Ich wagte sie als meinen größten Fehler zu bezeichnen, als ich sie beobachtete. Sie hatte ihren Kopf an seine Brust gelehnt und lächelte Glücklich. Luzifer schien es ebenfalls sehr zu genießen und führte langsam den Tanz an. Obwohl keine Musik spielte bewegten sich die beiden taktvoll und synchron. Als würden sie sich blind verstehen... Als würden sie zusammengehören und eine Einheit bilden. Mein Magen zog sich zusammen bei dem Anblick. „Ich wünschte dieser Moment würde niemals enden...“, sagte Lumen, was ich mit Mühe hören konnte. Sie bemerkten mich nicht und ich gab mir keine Mühe mich zu verstecken. „Dann lass uns niemals aufhören.“ „Ach, Luzifer... So einfach ist es leider nicht.“ „Was auch immer passieren wird, ich bin für dich da, hab keine Angst.“ „... Bitte, lass mich nie allein“, flehte sie ihn schon fast an. Sanft legte er seine Finger an ihr Kinn wodurch sie zu ihm aufblickte. Mein Herz schien in tausend Scherben zu zerbrechen als er sie küsste. Ihr entfuhr ein leises Schluchzen, während ich mein eigenes nicht unterdrücken konnte. Völlig außer mir drehte ich mich um und rannte zurück zum Palast. Die Engel, die mich am Platz rennen sahen guckten mir unsicher und verwundert hinterher, doch das war mir egal. Alles woran ich dachte war Luzifer, den ich verloren hatte, noch bevor ich ihn für mich gewinnen konnte. Laut heulend warf ich mich auf mein Bett und ließ den Tränen freien Lauf. Wer weiß wie lange dieser Zustand anhielt, irgendwann hatte ich keine Kraft und keine Stimme mehr. Meine Tränen liefen stumm an meinen Wangen herab während ich zur Decke starrte. Diese Engel und ihre Liebe... Die Wut in meinem Bauch stieg... Diese Eifersucht... Der Neid... Ein unerträglicher Hass bildete sich in meinem Herzen. Ich ertrug es nicht mehr einsam zu sein und zu leiden, während die ihren Spaß miteinander hatten und sogar anfingen sich zu lieben. Wenn es meine Bestimmung war in Einsamkeit zu leben, dann sollten sie das auch tun! * ~ kurz zuvor ~ „Hast du das gehört?“, fragte Lumen und zog sich von meinen Lippen zurück. Verwirrt guckte ich mich um: „Nein, da war nichts.“ „Seltsam... Ich meine, da war...“ „Ist doch egal, komm wieder her!“, forderte ich sie belustigt auf und zog sie wieder zu mir heran. Dieses seltsame Gefühl, das ich bei ihr von Anfang an spürte, hatte sich mit der Zeit immer mehr verstärkt. Sie zu küssen fühlte sich unendlich gut an. Wieder und wieder küssten wir uns, wobei ich nicht sicher war, was aus uns werden sollte. Für mehr als das waren wir beide noch nicht bereit, obwohl Chamuel mir erzählte wie gut es sei einen Schritt weiter zu gehen. Dass er mit Feye eine Beziehung hatte und sogar mit ihr schlief erzählte er mir vor einer ganzen Weile. Die beiden hielten das jedoch sehr geheim, weil sie nicht wussten, welche Auswirkungen das hätte. Würden die anderen Engel auch Beziehungen miteinander anfangen, wenn sie die Beiden als Vorbild nehmen würden? Oder... hatten vielleicht schon einige andere Engel einen Partner? Ich hatte mich zwar an die Rolle als König gewöhnt, aber bisher hatte ich nichts dergleichen mitbekommen. Vielleicht hielten sie es genauso geheim aus den selben Gründen. Mein Volk... Ich liebte es! Anfangs plagten mich so große Unsicherheiten, doch nun machte es mir Spaß mich um ihre Sorgen und Probleme zu kümmern. Mir ihre Geschichten anzuhören und ihnen Rat zu geben. Mit ihnen zu lachen und Spaß zu haben. Eine sehr schöne Aufgabe! Und abends saßen wir vier meist zufrieden beieinander und alberten herum. Ich wünschte diese Zeit würde niemals vergehen, doch Lumen's besorgtes und trauriges Gesicht sagte mir deutlich, dass irgendwann etwas passieren würde, das alles ändern wird. Meist versuchte ich sie irgendwie abzulenken und zum lachen zu bringen, doch dann gab es diese Momente, bei denen sie wieder in ihre üblen Gedanken verfiel und einfach weinen musste. Lange schaute ich in ihr hübsches Gesicht und fragte mich ernsthaft, ob ich sie liebte. Ich war mir nicht ganz sicher ob dieses Gefühl wirklich Liebe war. Da wir aber Zeit hatten, wollte ich mir damit auf keinen Fall Stress machen. Und sie sich offensichtlich auch nicht. „Es wird langsam spät. Ich denke, ich werde nach Hause gehen. Möchtest du mitkommen?“, fragte sie mich mit ihrem typischen Lächeln. Ihre Tränen waren inzwischen wieder getrocknet und alles schien als wäre nie etwas gewesen. Ich freute mich über ihre Einladung: „Gerne doch.“ Gemeinsam und schweigend spazierten wir durch die Stadt und sahen in den Nachthimmel. Fast am Stadttor angekommen bemerkten wir den alten Metatron, der bei einem der Engel stand. Lumen und ich ließen uns dadurch nicht beirren und liefen ganz normal weiter in seine Richtung. „Ich verstehe nicht, warum dieser unfähige Trottel unser König sein muss! Es ist eine Schande! Eine bodenlose Frechheit!!! Und die Engel blicken auch noch zu ihm auf... Das kann und will ich nicht verstehen. Wieso!? Er ist unfähig, kindisch und arrogant noch dazu! Ich wäre für diese Rolle viel besser geschaffen, findest du nicht?“, fragte Metatron den anderen Engel, der überfordert zu mir herüber guckte und keine Worte fand. „Vielen herzlichen Dank, für deine offene und ehrliche Kritik, alter Mann.“ Völlig entsetzt drehte er sich zu uns um und wurde kreidebleich. „Luzifer... Was genau hast du...“ „Ich besaß die Frechheit und habe jedes Wort gehört“, antwortete ich mit dem arrogantesten Grinsen, das ich aufbringen konnte. Lumen kicherte und guckte ihn belustigt an. „Da ich, als dein erhabener und überaus großzügiger König darüber hinwegsehen kann und sowieso keinen Wert auf deine Meinung lege, werde ich dir verzeihen. Aber vielleicht solltest du in Zukunft darauf achten wer hinter dir steht während du deine unnötige Meinung kund tust. Komm, Lumen, wir gehen weiter.“ Der andere Engel musste sich ein schadenfrohes Kichern unterdrücken und verbeugte sich leicht vor uns. „Ich wusste, dass dieser alte Greis nur Mist über mich redet!“ „Hihi! Klar, du doch auch über ihn. Ihr seid das perfekte Traumpaar!“ „Dafür gehörst du geköpft.“ „Er kann froh sein, dass Chamuel nicht dabei war.“ „Oh, das hätte ich zu gern erlebt. Ich stell es mir bildlich vor! „Los, knie nieder vor deinem König und küss seine Stiefel!“... So in etwa! Hahaha!“ „Genau so! „Und nun entschuldige dich bei dem erhabenen Meister, und bei mir auch, für deine bloße Existenz!“, machte sie Chamuel nach und wir beide brachen in lautes Gelächter aus. Nachdem wir bei ihr zu Hause ankamen machten wir es uns gemütlich und schliefen dann zusammen ein. Das laute Klopfen an Lumen's Haustür weckte uns früh am Morgen auf. Total verschlafen drehte ich mich um und drückte Lumens Kopfkissen auf mein Ohr. Allerdings half es nicht gegen den Lärm. Lumen, die schon aufgestanden war, ging an die Tür. Ich wünschte mir, sie wäre einfach hier unter der Decke geblieben. „Chamuel... Was gibt’s denn so früh?“, fragte sie und bat ihn herein. Oh nee... Mürrisch warf ich das Kopfkissen an das Ende vom Bett und richtete mich auf. Kaum einen Augenblick später stand er auch schon hier: „Alter, du Stecher! Was treibt ihr hier?“ „Geht dich nichts an. Hast du keine Hobbys? Sterben oder so!? GEHT'S NOCH!?“ „Jaja, es ist wichtig. Stecher...“ „Komm zur Sache!“, forderte ich ihn auf und fing an mich anzuziehen. „Gott lässt alle Engel zum Platz rufen. Es gibt eine wichtige Mitteilung, lässt er ausrichten.“ „Was? Was kann so wichtig sein, dass er uns so früh rufen lässt?“ „Lumen, guck nicht so überrascht, du wusstest es doch sowieso schon!“, sagte Chamuel spöttisch. „Stell dir vor, Amor, selbst ich kann mal überrascht sein. Vor allem wenn ich mir nicht die Mühe mache jeden einzelnen Tag im voraus zu sehen.“ „Ach stimmt, so wie ihr ausseht, hattet ihr sicher viel Beschäftigung, hihi.“ Ich gab meinem Freund einen Schlag auf den Hinterkopf. Was Gott wohl von uns wollte? Als wir uns fertig angezogen hatten, gingen wir mit Chamuel zusammen zum großen Platz wo schon fast das gesamte Volk versammelt war. Sie bildeten einen Durchgang für uns und richteten ihre verwirrten und fragenden Blicke auf mich. Obwohl ich selbst verwirrt war, lächelte ich sie an und gab ihnen damit Sicherheit. Es wunderte mich, dass ein kleines Lächeln immer wieder genügte. Am oberen Ende der Treppe stand Gott bereits. Neben ihm Metatron. Was auch immer er dort zu suchen hatte – an meinem Platz. „Da seid ihr ja endlich“, sagte Gott mürrisch. Er schien richtig schlechte Laune zu haben, was mich etwas nervös werden ließ. Chamuel gab mir einen kleinen Schubs zur Treppe und gab mir damit zu verstehen, dass ich auf meinen Platz bestehen sollte. Er hatte recht. Ohne Worte lief ich nach oben und drängte mich dezent zwischen Gott und Metatron. Natürlich versuchte er stur stehen zu bleiben, doch ganz aus Versehen trampelte ich ihm auf den Fuß. „Oh! 'Tschuldigung. Tut's weh? Wollte ich nicht“, sagte ich erfüllt von Mitleid. Und endlich wich er ein Stück zur Seite. Als Gott sich räusperte unterdrückte ich meine Schadenfreude und wurde genauso still wie die Anderen. „Meine geliebten Kinder, wir haben uns heute hier versammelt, weil ich ein neues Gesetz zu verkünden habe. Es ist mir nicht entgangen, dass sich gewisse Gefühle zwischen einigen von euch entwickelt haben. Doch ihr wurdet nicht erschaffen um euch eigenständig fortzupflanzen. Ich hätte euch besser aufklären sollen, dafür muss ich mich entschuldigen. Darauf kommen wir nochmal zurück... Hiermit verkünde ich, dass es ab dem heutigen Tage verboten ist körperliche Nähe aufzubauen, Gefühle füreinander zu entwickeln, Beziehungen zu führen und Fortpflanzung wollen wir schon gar nicht.“ Die Engel tauschten untereinander unsichere Blicke. Feye starrte ungläubig zu Gott und Chamuel ballte die Faust: „Was!? Das war's? Das soll die große Rede gewesen sein? Wieso soll es uns verboten werden uns zu lieben? Ich als der Engel der Liebe werde mich mit aller Kraft dagegen erheben!“ Gott richtete seinen Kopf zu Chamuel: „Wende dich nicht gegen deinen Herrn, das wird dir nicht gut tun.“ „Ach, ist das so? Was passiert denn sonst?“ Gottes Mimik konnte man leider nicht erkennen, da er ja wie immer seine riesige Kapuze über sein Gesicht gezogen hatte, doch die Haltung verriet, dass er sich nicht drohen ließ. „Nun, ganz einfach. Paare, die sich nicht an das Verbot halten, werden ohne Gnade und auf der Stelle hingerichtet.“ Ich zuckte zusammen und eine heftige Diskussion unter den Engeln entfachte. Manche blickten mich flehend an. Sie erwarteten von mir, dass ich es irgendwie schaffen würde noch etwas daran zu ändern. Mir gefiel dieses dämliche Verbot genauso wenig wie allen hier. „RUHE!“, schrie Metatron in die Runde, wodurch alle wieder verstummten. „Herr, können wir noch einmal darüber reden? Du siehst doch, dass es ihnen nicht gut damit geht.“ „Keine Diskussion, Luzifer. Auch du wirst dich daran halten.“ „Also bitte! Ich dachte du hättest mich erschaffen um als König für mein Volk zu sprechen! Also werde ich ja wohl das Recht haben diese Entscheidung in Frage zu stellen.“ „Ich sagte, es gibt keine Diskussion.“ „Dann... Nenne mir einen guten Grund warum es so sein soll.“ Während Gott kurz zu überlegen schien, hielten die Engel gebannt inne und verfolgten unsere Konfrontation. Es war das erste mal, dass ich meine Stimme gegen unseren Schöpfer erhob. Dass ich es wagte seine Entscheidung in Frage zu stellen. Es war für das Wohl meines Volkes... „Der Grund ist einfach! Sie sollen sich nicht fortpflanzen! Was soll das werden? Immer mehr und mehr Engel, deren Gene sich vermischen und die sich irgendwann so sehr gleichen, dass zuletzt Missgestalten dabei herauskommen!? Denk an die starken Kräfte, die sich entwickeln würden. Wenn Kräfte zweier Engel auf einen neugeborenen Körper prallen, kann diese Mischung ultimative Kräfte erzeugen! Das darf nicht passieren! Wenn so eine Mischung außer Kontrolle gerät... Die Katastrophe wäre undenkbar!“ Ich musste gestehen, es waren gute Argumente, doch konnte es nicht der einzige Grund für diese Entscheidung sein. Wieder fingen die Engel an zu diskutieren. Diesmal ignorierten sie Metatron's Versuche sie wieder zum Schweigen zu bringen. „Ja, ich gebe zu, dass das nach einer Katastrophe klingt, aber man könnte sich zumindest darauf einigen, dass Engel sich lieben, aber keine Kinder zeugen dürfen. Zudem... Wieso erschaffst du uns mit solchen Optionen!?“ „Ich habe es eben nicht bedacht. Luzifer... Es reicht jetzt. Ich werde auf keine weitere Diskussion mehr eingehen. Ihr habt euch nicht zu verlieben und jedes Paar, das erwischt wird, wird hingerichtet! Ende der Debatte.“ Mit diesen Worten ließ Gott die Anderen und mich stehen. Er zog sich zurück und verschwand im Palast. Ich war fassungslos. Es erschien mir wie eine dämliche Trotzreaktion auf irgendwas. „Was war das für eine Scheiße?“, fragte Feye mürrisch, als ich zu meinen drei Freunden herunter kam. „Ein wahrlich düsterer Tag, der unsere Zukunft beeinflussen wird...“, murmelte Lumen und erstarrte als sie bemerkte, dass wir sie gehört hatten. „Vergesst meine Worte bitte gleich.“ „Unfassbar... Was ist nur in ihn gefahren? Hieß es nicht das hier soll eine Welt werden wo alle friedlich und liebevoll zusammen leben würden? Wie soll das funktionieren, wenn Liebe verboten ist? Ich fühl' mich in meiner Rolle irgendwie verarscht“, motzte Chamuel und verschränkte seine Arme. Die restlichen Engel waren immernoch am diskutieren. Einige von ihnen kamen zu mir. „Oh Lord, tut doch bitte irgendwas! Ich möchte nicht auf ewig einsam sein!“ „Ja, bitte Luzifer! Ich weiß nicht weiter... Ich habe mich doch erst frisch verliebt.“ „König Luzifer, bitte... Ihr steht Gott doch nahe... Gibt es keine Möglichkeit?“ Ihre Trauer und Verzweiflung schienen mich zu erdrücken. Dabei war mir selbst von dem Gedanken schlecht. Immerhin hatte das zu bedeuten, dass Lumen und ich uns von nun an neutral gegenüber verhalten, oder heimlich weiter machen müssten. Aber ich war keiner von diesen Engeln, die einfach in den Tag leben konnten ohne beachtet zu werden. Jeder hatte seine Augen immer auf mich gerichtet. Ich konnte sozusagen nichts heimlich machen. Lumen hatte es bestimmt gewusst. Deshalb die vielen Tränen und deshalb meinte sie, sie wünschte sich, dass die glücklichen Zeiten ewig anhalten würden. „J-Ja, ich werde nochmal mit ihm sprechen und hoffe, dass er seine Entscheidung nochmal überdenkt.“ Doch angesichts Lumen's Verhalten wusste ich schon, dass es sinnlos war Gott erneut darauf anzusprechen. An diesem Tag verspürte ich zum ersten mal diese ungeheure Wut ihm gegenüber. Ich würde nicht zulassen, dass er mein Volk derart unterdrückt. Niemals. Kapitel 3 ~ Der Anfang vom Ende ~ Ende ~ Fortsetzung folgt~ Heyho :3 Endlich bin ich mal dazu gekommen dieses Kapitel hier zu schreiben >.< Eigentlich liegen nicht so lange Pausen zwischen den Kapiteln, aber in letzter Zeit war mein Alltag ziemlich stressig und ich hatte absolut keinen Kopf dafür mich in die Charaktere rein zu versetzen ;_; Auch wenn sie mir gefehlt haben. Aber jetzt fühlt es sich wieder genauso vertraut an wie sonst auch. Die letzten Tage hab ich hart an vielen Notizen für „Angels Fate“ gearbeitet, sodass es hoffentlich spannend weiter gehen wird :D Besonders möchte ich mich an der Stelle noch bei den Luzifer x Lumen Fans bedanken. Ihr glaubt nicht wie mich das motiviert! >///< Kapitel 4: Das Reich der Dunkelheit und Elemente ------------------------------------------------ Kapitel 4 - Das Reich der Dunkelheit und Elemente Viele Jahre waren nun im Himmelsreich vergangen seit ich den Engeln verboten hatte sich zu lieben. An keinem Tag bereute ich diese Entscheidung doch ebenso kam ich nicht über Luzifer hinweg. Er distanzierte sich zwar etwas von Lumen, aber auch von mir. Er schenkte seinem Volk die Zuwendung und das Gehör das sie brauchten. Doch auch nach der langen Zeit starrte ich vom Hintergrund zu ihm und wünschte mir auch etwas davon abzubekommen. Es sollte wohl einfach nicht so sein. Meine Sehnsucht würde niemals erfüllt werden. Langsam dachte ich darüber nach meine Gedanken und Energie auf ein neues Projekt zu konzentrieren. Ich wollte die Erde aufleben lassen! Die Landschaften würden sich garantiert prächtig entwickeln sobald es jemanden gäbe, der ihre Elementarkräfte gezielt leiten könnte. So würde sich vieles beeinflussen lassen. Günstige Orte für neues Leben könnten so entstehen. Voller Motivation und neuer Pläne begab ich mich in den Palastgarten wo sonst gerade niemand außer mir war. Wasser, Feuer, Wind und Erde... Wie könnte ich diese vier herrlichen Elemente umsetzen? Diese Vier sollten keine Engel sein, dennoch aber die Schönheit der Elemente ausdrücken. Nach reichlich Überlegung beschloss ich vier Frauen zu erschaffen. Die „Göttinnen der Elemente“. Beginnen wollte ich mit dem Element Wind. Ich dachte an die mystische Ausstrahlung, die der Wind auf mich hatte. An die herrlich erleichternde Brise die sich beim Durchatmen so gut anfühlte. Oder aber auch an den kräftigen Sturm, den der Wind verursachen kann. Die erbarmungslose Zerstörung, die ein Orkan hinterlässt und an die Kraft der Elektrizität, die sich in diesen Stürmen bildet. Es sollte den perfekten Ausgleich geben. Doch so sehr ich mich darauf konzentrieren wollte, es gelang nicht. Verbissen dachte ich an all diese Dinge, an alles was ich mit dem Wind in Verbindung brachte aber meine Wut auf all mein Misslingen steigerte sich unweigerlich. Sie steigerte sich so sehr, dass ich letztlich völlig frustriert eine orangefarbene Kugel erschuf in der die dazugehörige Göttin bis zu ihrer Erweckung ruhen sollte. Diese Elementkugel schwebte vor mir und hörte nicht auf elektrische Blitze um sich zu schlagen. Was war geschehen? Hatte ich derart starke Kräfte dafür genutzt? Oh nein! Stark bemüht nicht von einem der Blitze getroffen zu werden erhob ich eine Hand und begann die Kräfte mit meinen eigenen einzudämmen. Endlich wurde sie ruhig und beugte sich mir. Sie war zu stark – zu wild. Niemals dürfte ich so ein Wesen erwecken. Doch nun war die Kugel hier, mitsamt der Göttin. Niemand dürfte sie jemals in die Finger bekommen. „Eine Fehlkreation wie du muss unentdeckt bleiben. Alles was du kannst sind aggressive Blitzangriffe. Oh Ranis, Göttin des Donners.“ Behutsam legte ich die deaktivierte Kugel zur Seite. Sie regte sich nicht mehr. Ranis würde kein Bewusstsein haben und niemals etwas von ihrem Leben erfahren. Ihre Bestimmung würde der ewige Schlummer sein. Welch eine Verschwendung an Kräften. Ich sollte mich besser konzentrieren! Ein weiterer Versuch folgte. Diesmal wollte ich es mit dem Element Wasser versuchen. Vielleicht würde es mir besser gelingen... Ich durfte meine Wut einfach nicht nochmal durchdringen lassen. Doch auch hier passierte mir der selbe Fehler. Ich fixierte mich zu sehr auf die „negativen“ Arten des Wassers. Auf seine Kälte, das bitterliche Eis, welches den erbarmungslosen Tod bringen würde. Eiswände, die kein Durchdringen zulassen würden oder kräftige Eissplitter, die in der Lage waren ein Lebewesen ohne Weiteres zu durchbohren. Die zerstörerischen Aspekte eines Elementes zu bedenken fiel mir plötzlich so schwer. Ich konnte kaum damit umgehen, da ich sonst immer das Positive sah. Das Schöne... Und nun erschuf ich so viel Hässliches. Wieder schwebte eine fertige Kugel vor mir. Sie strahlte kalten Eisnebel aus ihrem hellblauen Inneren aus. Ich hatte es wieder nicht geschafft eine Göttin nach meinen Vorstellungen zu erschaffen. Stattdessen hatte ich jetzt gleich zwei unnütze „Fehlschläge“ hier liegen. „Glacia, Göttin des Eises und Ranis, Göttin des Donners... Ich werde euch beide wegsperren sodass ihr niemals erweckt werdet. Ihr seid eine Bedrohung für unser Leben, also dürft ihr nicht leben.“ Da ich aus dem Hintergrund Stimmen vernahm packte ich die beiden Kugeln und ging rasch zu einem weit abgelegenen Zimmer meines Palastes. Es war dunkel und diente als eine Art Abstellraum für Dinge, die hier sowieso niemand mehr brauchte. Alte zerfledderte Bücher, die einst von meinen Engeln geschrieben wurden, standen in dem staubigen Regal der hintersten Ecke und auf der anderen Seite lagen ein paar angeschlagene Kisten herum. Ich stellte mich auf den alten Teppisch, dessen Staubschicht bereits einen grau Schimmer darüber legte. Hier würde niemand rein gehen. Kein Engel vermisste eines der Dinge hier. Und der Raum war viel zu gut verborgen in den komplizierten Winkeln des Palastes. Ich erschuf zwei Sockel, die nebeneinander auf dem Teppisch standen. Damit die Kugeln nicht wegrollen konnten, legte ich sie auf jeweils ein Kissen. So ließ ich Ranis und Glacia zurück in der Dunkelheit. Über einen halben Tag im Himmelsreich saß ich allein auf meinem Thron und versuchte mich zu konzentrieren. Die nächsten Versuche durften auf keinen Fall fehlschlagen! Noch mehr verschwendete Kräfte dürfte ich mir nicht leisten und zudem waren diese Göttinnen extrem gefährlich für meine Engel. Nach reichlichen Überlegungen beschloss ich es nochmal zu versuchen und mich zusammenzureißen. Da niemand außer mir hier war, tat ich es direkt vor Ort: Ich bündelte meine Kräfte und erschuf vier wundervolle Göttinnen der Elemente. Sie schlummerten in ihren Kugeln genau wie die beiden Fehlschläge zuvor. Doch ich spürte, dass ihre Kräfte richtig dosiert waren und dass sie brauchbare Wesen waren. Mit einem Lächeln im Gesicht beobachtete ich die vier leuchtenden Energiekugeln. Bevor ich sie erwecken würde, stellten sich mir jedoch noch Fragen die vorher geklärt werden sollten. Wo würden diese Göttinnen leben? Hier mit uns Engeln? Seufzend ließ ich mich wieder in den großen Marmorstuhl fallen und lehnte mich zurück. Die Schöpfung hatte mich viel Energie gekostet. Vor allem die der beiden Fehlschläge Ranis und Glacia. Ich fühlte mich sehr müde. Als ich nach einer Lösung suchte, fielen mir spontan Sacred Feye und Chamuel ein. Beide hatten sich seit meinem Verbot allen Regeln widersetzt und dachten wohl ich würde es nicht bemerken. Sie würden sich niemals beugen und sich nie an meine Regeln und Gesetze halten. Aber was könnte ich tun? Sollte ich die beiden töten? Wie könnte ich sie dafür bestrafen? Es war die perfekte Möglichkeit diesen Verstoß gegen meine Regeln zu beenden ohne sie töten zu müssen. * Es war wieder dunkel geworden im Himmelsreich und leise schlich ich durch die Palastgänge. Damals hatten Chamuel und ich beschlossen uns trotz des Verbotes einander lieben zu dürfen weiterhin heimlich zu treffen. Es war riskant und nervte! Aber wie sollten wir sonst unsere Leidenschaft füreinander ausleben? Chamuel und ich trafen uns so oft es ging irgendwo um uns einfach zu lieben und unsere Nähe zu spüren. Ich konnte nicht damit aufhören und ich wollte es auch nicht. Was war nur in ihn gefahren? In unseren Vater, den Herrn? All die Jahre fragte ich mich das immer wieder, doch eine Antwort fand ich nie. Ich sollte nicht weiter meine Gedanken daran verschwenden. Wahrscheinlich würde es niemals eine Antwort geben. Ich verbannte den Ernst des Lebens aus meinen Gedanken und spürte die Vorfreude endlich wieder mit Chamuel alleine zu sein. Eigentlich war er mir von Beginn an viel zu aufgedreht und als Macho nervte er mich sogar. Alle Frauen sahen ihm gerne hinterher und weil er er so viel Einfluss auf Luzifer hatte, hatten alle Engel im Himmelsreich großen Respekt vor ihm. Außer Metatron natürlich. Doch genau dieser Charme und sein Einfluss hatten mich im Nu erobert. Ebenso sein Aussehen, das man nunmal nicht ignorieren konnte. Schnell bog ich um zwei weitere Ecken und verschwand ungesehen in einen der vielen Bäder, die die Engel hier zu nutzen pflegten. Erleichtert atmete ich aus und schaute mich um. Außer mir war nur der gut aussehende Engel anwesend, der offensichtlich schon auf mich gewartet hatte. Ich lächelte ihn an und schloss die Tür ab ohne meine Blicke von ihm abzuwenden. „Da bist du ja endlich meine Hübsche. Ich befürchtete schon mich könnte jederzeit jemand anderes hier drinnen überraschen.“ „Hättest ja mit Luzifer Badewannenspielchen spielen können“, antwortete ich hämisch und schmiegte mich an ihn. Er lachte: „Oh das wäre lustig gewesen. Aber grade bevorzuge ich deine Gesellschaft.“ Er legte seine Arme um mich und wir küssten uns. „Meinst du man wird unsere Abwesenheit diesmal bemerken?“, fragte ich leicht unsicher als ich mich von ihm löste. „Denke ich nicht. Ich gehe doch nur baden. Und du... Vielleicht hast du dich ja schon hingelegt? Mach dir keine Sorgen. Gerade gibt es nur dich und mich...“, hauchte er mir verführerisch ins Ohr und küsste mich erneut. Endlich konnten wir unsere Sehnsucht nacheinander wieder stillen. Es war schwer beieinander zu sein, aber zugleich auch nicht. So zu tun als würde man einen neutralen Kontakt pflegen obwohl da so viel mehr zwischen uns war. Ich genoss es wie er den Nackenträger meines Kleides über meinen Kopf streifte und der Stoff sanft von meinem Körper glitt. Ich zögerte nicht es ihm gleich zu tun und ihm aus seinen Klamotten zu helfen. Gemeinsam stiegen wir in die große mit warmen Wasser gefüllte Wanne und entspannten bei unserer Zweisamkeit. Unsere Treffen bestanden nicht nur aus Sex – wir redeten auch viel miteinander. Meist über die Zukunft, aktuelle Situationen im Himmelsreich und die Sehnsüchte ein gemeinsames Leben zu führen. Dass das nicht für immer so weiter gehen könnte war allerdings die grausame Realität, die uns beide stets im Hinterkopf begleitete. Jederzeit könnte Gott herausfinden, dass wir eine Affäre hatten und das würden wir mit unseren Leben bezahlen... Doch das war es uns wert. Wir wussten nicht wie viel Zeit vergangen war als wir wieder aus der Wanne stiegen. Das Gespräch war gut, der Sex auch, aber nun war es Zeit wieder in das normale Leben zurückzukehren. Leichter Unmut stieg in mir auf. Mein Magen fühlte sich wie immer sehr flau an wenn wir uns quasi bis zum nächsten Treffen verabschieden mussten. Bis dahin wären wir einfach nur Kollegen im großen Rat der Engel. Seit dem Verbot hüteten sich einige Engel streng davor engeren Kontakt mit dem anderen Geschlecht aufzubauen. Viel zu groß war das Risiko von Missverständnissen nach außen oder die Möglichkeit sich tatsächlich zu verlieben. Seufzend schmiegte ich mich ein weiteres mal in Chamuels Arme: „Ich hoffe wir finden schon bald wieder Zeit füreinander.“ „Sicher, wenn der Trubel abgeflaut ist. Der Aufbau des Himmelsreichs ist für alle Engel ein großer Akt der Veränderung. Damit kommen sie noch nicht so gut zurecht. Sobald sich alle eingelebt haben, werden sie unseren Rat und unsere Hilfe weniger benötigen.“ „Ich verfluche es so „wichtig“ zu sein. Dass jeder zu uns aufsieht ist für mich kein Grund zur Freude. Stets werden wir beobachtet und alle Blicke liegen auf uns Vieren.“ „So ist es. Aber glaub mir, Luzifer ist noch schlimmer gestraft als wir.“ „Ich weiß... Er kann ja gar nichts machen ohne, dass es nicht alle erfahren. Und auf ihm liegen die größten Erwartungen des gesamten Volkes. Pass gut auf ihn auf“, sagte ich und lächelte leicht wehmütig. Was wäre Luzifer nur ohne Chamuel. Ich schlich mich unauffällig aus dem Bad während Chamuel sich versteckt hielt und erst eine Weile später herauskommen sollte. Niemand durfte uns an diesem Abend gemeinsam aus diesem Raum kommen sehen. Das wäre unser Verhängnis. Mit schnellen Schritten bewegte ich mich durch die Korridore um in mein Zimmer zu gelangen. Ich zuckte jedoch zusammen als ich um die Ecke bog und Lumen vor meiner Tür warten sah. Oh nein... Lumen war immer so schwierig wenn sie etwas wollte. Sie hatte sich gegen die Wand gelehnt und die Arme verschränkt. „Guten Abend, Feye, meine liebe Freundin.“ „Hallo Lumen. Möchtest du mit rein kommen?“ „Aber gerne doch“, antwortete sie und lächelte mich lieb an. Unheil... Ich versuchte neutral und ausdruckslos zu bleiben während sie mir folgte und ich meine Tür hinter uns abschloss. Lumen setzte sich an den runden Tisch, der bei mir in der Ecke stand. „Was ist dein Anliegen, Liebes?“, fragte ich sie und machte einen Tee für sie bereit. „Feye, wie lange willst du es noch mit Chamuel treiben in der Hoffnung, dass unser Herr es niemals bemerken würde?“ „Wie? Wovon sprichst du... Chamuel und ich haben uns schon lange als Paar aufgegeben.“ „Du musst nicht versuchen mich anzulügen. Ich weiß sowieso alles“, antwortete sie gespielt amüsiert und schenkte mir sehr zuversichtliche Blicke. Natürlich... Wie konnte ich es vergessen. Lumen hatte die Fähigkeit die Zukunft und das Schicksal von jedem zu sehen. Natürlich wusste sie von Chamuel und mir. Und wahrscheinlich wusste sie längst wie unsere Beziehung ein Ende finden würde. Doch es war ihr verboten ihre Visionen offen auszuplaudern und somit konnte sie mich auch nicht vor kommenden Ereignissen warnen. „Na gut. Dir kann man nichts vormachen“, seufzte ich resigniert und reichte ihr die Tasse mit dem heißen Tee. „Ihr macht Vater wütend... Wenn ihr nicht damit aufhört... Vielleicht ist es sogar schon zu spät.“ Ich wollte diese Worte nicht hören: „Meinst du er wird uns töten?“ „Ich darf nichts darüber sagen. Doch ich kenne die Wege eures Schicksals.“ „Es ist unausweichlich, Lumen.“ Traurig starrte sie auf ihren Tee: „Ja, ist es... Ich hasse den Verlauf, den ich gesehen habe. Ich hasse Gottes Regeln. Dieses dumme Gesetz. Es ist jetzt so lange her, seit wir uns nicht mehr lieben dürfen... Und trotzdem vermisse ich ihn an jedem einzelnen Tag.“ „Luzifer...“ „Ja... Es ist furchtbar schwierig überhaupt etwas mit ihm zu reden. Wann immer wir uns sehen gibt es überall prüfende Blicke. Jeder wartet darauf, dass wir uns zu nahe kommen und dass es das perfekte Anzeichen eines Regelbruchs gibt.“ „Luzifer ist ihr König. Natürlich schauen sie alle zu ihm auf und verfolgen ihn. Als es diese Regel noch nicht gab galtet ihr beide im Himmelsreich schon fast als angehendes Königspaar. Kein Wunder, dass ihr das Ziel des gesamten Unmuts seid. Außerdem erwarten sie immernoch, dass Luzifer Gott irgendwie dazu bringt das Gesetz aufzulösen.“ Sie nahm einen Schluck Tee und lächelte kläglich: „Luzifer hat mit ihm geredet – so oft. Er hat es wirklich versucht. Aber er wird es nicht schaffen Gott jemals umzustimmen. Und er tut mir dabei so leid, denn er liebt sein Volk und muss mitansehen wie es leidet. Ich spüre wie traurig er innerlich ist.“ „Aber er wurde als König erschaffen. Ich glaube an ihn. Er ist stark genug diese Bürde zu tragen.“ Lumen gab mir darauf keine Antwort. Manchmal hatte ich das Gefühl sie würde die Richtung ihrer Visionen auf diese Weise ausdrücken. Ohne Worte zu gebrauchen. Ihre Reaktion machte mich nervös. Aber was sollte passieren? Meine Freundin blieb noch eine Weile und wir versuchten unsere Themen ins Positive zu lenken. Plötzlich gerieten wir ins Schwärmen und gackerten wie zwei vernarrte Mädchen. Dabei ging es natürlich um Chamuel und Luzifer... Manchmal blieb uns nichts anderes übrig als unsere aussichtslose und einsame Lage kurz zu vergessen. Träume... Ich würde so gerne den Rest meines Lebens mit Chamuel verbringen. Ihn einfach küssen wann und wo ich will. Jeder sollte sehen, wie sehr wir uns liebten. Und das würde ich auch Lumen und Luzifer gönnen. Bei einem letzten Gedanken daran bemerkte ich wie mir Tränen von den Wangen liefen. Überrascht wusch ich sie schnell weg und atmete tief durch. Morgen würde ein neuer Tag anbrechen... Ein weiterer Tag des endlosen tristen Lebens hier im Himmelsreich. Als ich am nächsten Tag ausgeschlafen hatte und ein paar Schritte durch das Himmelsreich gehen wollte, wurde ich von Metatron abgefangen. Ich mochte seine Anwesenheit nicht. Noch nie. Er war ein so unangenehmer Zeitgenosse. Natürlich war ich ebenfalls dafür bekannt ruhig und grimmig zu sein. Doch Metatron konnte alles toppen. Wahrscheinlich war er der glücklichste Engel im Himmelsreich. Da ja jeder genauso einsam sein musste wie er es ohnehin war. „Sacred Feye, der Herr lässt ausrichten, dass Ihr unverzüglich zu ihm kommen möget.“ „Spar dir die Förmlichkeiten“, antwortete ich kühl und ging mit einem schlechten Gefühl aber ausdruckslos in den Thronsaal wo ich bereits erwartet wurde. Die Sache mit Chamuel und mir war nicht unbemerkt geblieben. Garantiert würde er mich deswegen sprechen wollen. War das hier der letzte Tag meines Lebens? Obwohl ich jeglichen Respekt verloren hatte ging ich vor Gott auf die Knie. „Vater?“ „Da bist du ja endlich! Ich habe großartige Neuigkeiten zu verkünden!“ Großartige Neuigkeiten? Verwirrt blickte ich auf. Wie immer verbarg er sein Gesicht perfekt unter der großen Mütze. Er stand auf und breitete seine Arme aus: „Ich arbeite seit einer Weile an einem neuen fantastischen Projekt, und du meine Liebe wirst ein wichtiger Teil dabei sein. Als Engel der Dunkelheit wird dir eine sehr wichtige Aufgabe und ehrenhafte Rolle erteilt. Du wirst gemeinsam mit speziell für dich geschaffenen Dienerinnen in ein eigenes Reich ziehen und dort über den Fluss der Elemente wachen!“ Langsam dämmerte es mir... Mit jedem seiner Worte wurde es mir klarer. Er wusste von Chamuel und mir. Und hiermit hatte er seine Möglichkeit gefunden mich loszuwerden ohne uns zu töten. Er würde uns dazu zwingen getrennt zu sein. Ich grinste und lachte kurz auf. „Ich fürchte, dass ich diese ehrenhafte Aufgabe ablehnen muss. Dafür bin ich weder geeignet noch geschaffen.“ „Du verstehst nicht recht, mein Mädchen. Das war kein Angebot meinerseits sondern ein Befehl. Wir werden jetzt deine Dienerinnen erwecken. Die vier Göttinnen der Elemente.“ Ohne auf mich einzugehen brachte er vier Elementkugeln zum Vorschein. So einfach war es also... Wenn einer stört, schafft man ihn eben aus dem Weg. Wäre ich nicht einer der vier ersten Engel, hätte er mich womöglich gnadenlos getötet. Meine Hände zitterten und ich konnte meine Wut kaum unterdrücken. Seine dummen Dienerinnen wollte ich erst gar nicht kennenlernen. Reiß dich zusammen, Feye! Verdammt nochmal! Ich dachte in diesem Augenblick an Luzifers gequälten Ausdruck in den Augen während er sich Gottes Anweisungen fügte und gleichzeitig seinen Engeln ins Gesicht lächelte. Das niedere Volk war blind und taub gleichermaßen. Es gibt keine Widerworte, denn Gottes Worte sind Gesetz. Jeder Engel hatte sich ihnen zu fügen, nicht wahr, Luzifer? Als ich aus meinen Gedanken aufschreckte standen bereits vier junge Frauen neben mir und verbeugten sich. „Das sind die vier Göttinnen der Elemente! Wunderschöne Mädchen, die mit dir zusammen im „Reich der Dunkelheit und Elemente“ leben werden“, erklärte Gott strahlend und offensichtlich stolz auf seine Schöpfung. Die Brünette mit dem grünen Kleid lächelte mich an: „Guten Morgen, Herrin! Ich freue mich Euch endlich kennenzulernen!“ Ich starrte sie wortlos an. „Stellt euch doch bitte einmal kurz vor“, sagte Gott schließlich und nahm wieder auf seinem Thron platz. „Ich bin Terrania, die Göttin des Element Erde. Es ist mir eine große Freude!“ „Ich bin Aquarienne, die Göttin des Wassers. Hi auch! Aua!“ Die Rothaarige hatte ihr mit dem Ellenbogen in die Rippen gehauen. Offenbar hielt sie ihre einfachen Worte der Begrüßung für respektlos. „Inferra, Göttin des Wassers. Es ist mir eine Ehre.“ Inferra gefiel mir jetzt schon von allen am besten. Sie war wohl genauso wortkarg wie ich. Zuletzt meldete sich die Blondine zu Worte: „Ich bin Aria, die Göttin des Windes. Ich bin bereit euch zu dienen, Herrin.“ Nachdenklich wanderten meine Blicke zwischen den Vieren umher. Mit ihnen würde ich also für den Rest meines Lebens in einem völlig anderen Reich verbringen? „Ja dann...“, sagte ich trist und jeder wartete auf mehr Worte meinerseits. Darauf warteten sie vergebens. Nach einigen Augenblicken begriffen sie, dass ich mich nicht weiter dazu äußern würde. Gott räusperte sich – mein Verhalten war ihm offensichtlich unangenehm. „Zuletzt werde ich noch einen weiteren Engel mit euch in dieses Reich schicken. Sie wird so etwas wie eine Botschafterin sein und darf dir auch gerne als Beraterin dienen. Viki, kommst du bitte?“ Noch eine? Viki kannte ich bereits von den vielen Rundgängen durch das Himmelsreich. Sie war ein einfacher Engel ohne nennenswerte Fähigkeiten oder Kräfte. Eine Arbeiterin, die sich um die Versorgung des Himmelsreichs kümmerte und zusammen mit einer kleinen Gruppe anderer Engel in einem simplen Haus lebte. Was brachte Gott dazu gerade sie auszusuchen? Viki gesellte sich zu uns und verbeugte sich ebenfalls vor mir. „Herrin, ich freue mich, dass ich Euch dienen darf.“ „Wir haben uns lange nicht gesehen, Kleines.“ Ich schnaufte tief durch und richtete meine Blicke auf Gott: „Und nun möchtest du uns alle loswerden indem du uns von hier verbannst?“ „Verbannen ist das falsche Wort. Ich habe einen tiefgründigeren Sinn für euch gefunden – so könnte man es nennen. Es ist eine große Verantwortung. Das Himmelsreich wird über ein Portal mit dem Reich der Dunkelheit und Elemente verbunden sein. Zudem liegt diese Dimension nahe der Erde wodurch die Energieströme der Göttinnen den Planeten direkt beeinflussen können. Dadurch wird der Planet erblühen und sich perfekte für meine weiteren Pläne eignen.“ Meine verständnislosen Blicke durchbohrten ihn förmlich. Ich soll nun meine Liebe, meine Freunde und mein bisheriges Leben aufgeben... Für DAS!? Aber ich hatte ja sowieso keine Wahl. „Wann soll es losgehen?“ „So schnell wie möglich. Am besten noch heute. Das Reich der Dunkelheit und Elemente habe ich bereits erschaffen und ist bereit bezogen zu werden.“ „Schön.“ Die vier Göttinnen freuten sich auf ihr neues Abenteuer. Zumindest alle bis auf Inferra. Die stand nur schweigend daneben. In gewisser Weise erinnerten mich die Vier an mich und meine Freunde. Gott hatte nicht gesagt, dass ich nicht ins Himmelsreich reisen dürfte. Seltsam... Selbst wenn er es mir nicht verbieten würde... Ich wollte nicht, dass er den anderen auch noch etwas antut, vor allem Chamuel. Sicher wäre es für alle das Beste wenn ich mich an die Anweisungen halten und mich von ihm fernhalten würde. Mein Leben umfasste von nun an einen anderen Fokus. Und so entschied ich für mich selbst Abschied zu nehmen. Als ich aus dem Thronsaal heraus kam, lief mir Luzifer entgegen. Als er sah woher ich gerade kam zog er mich beiseite: „Wurdest du grade zu ihm gerufen?“ „Ja...“ „Was wollte er?“ „Wusstest du, dass er vorhatte mich von hier weg zu schicken?“, fragte ich neugierig. Immerhin war davon auszugehen. Luzifer war immerhin auch mein König und er hätte es als erster erfahren müssen. Doch Luzifer's Entsetzen verriet mir, dass Gott nicht einmal ihm etwas davon gesagt hatte. „Inwiefern will er dich wegschicken!? Was hat das zu bedeuten?“ „Das bedeutet, dass ich mit vier „Göttinnen der Elemente“ und Viki ins „Reich der Dunkelheit und Elemente“ ziehen werde. Von dort aus könnte die Energie der Elemente die Erde besser beeinflussen.“ „Das ist doch reine Verarsche! Das ist doch nur ein dämlicher Vorwand um dich loszuwerden! Dieser...“ Er versuchte angestrengt seine Worte und seinen Zorn zu zügeln. Ich griff nach seinen Händen und lächelte ihn an: „Ganz ruhig. Alles ist gut.“ „Nein! Nein... Das kann er auf keinen Fall machen! Du gehörst hierher! Ich werde mit ihm reden und...“ „Es ist okay, Luzifer. Du musst mich nicht beschützen. Es ist ohnehin meine eigene Schuld. Im Grunde kann ich froh sein überhaupt noch zu leben. Obwohl Gott es nicht direkt sagte, schätze ich, dass es meine Strafe für den Regelbruch ist.“ „Es ist trotzdem nicht fair.“ „Was ist schon fair? Ich komme damit zurecht.“ „Darfst du... wenigstens immernoch ins Himmelsreich kommen?“ „Vielleicht... Für mich habe ich jedoch beschlossen nicht mehr zurück zu kommen. Bevor noch schlimmere Strafen kommen...“ Ich umarmte ihn und lächelte ihm noch einmal zuversichtlich entgegen. Er war nach diesen Neuigkeiten ziemlich blass geworden. Und immernoch kämpfte er gegen seinen innerlichen Zorn. Es stimmte – Luzifer hatte von uns allen die größte Bürde zu tragen. Natürlich war es für mich nicht so einfach wie ich es nach außen zeigte. Ich wollte einfach für ihn stark sein, damit er nicht noch mehr leidet. Auf die kommende Situation gefasst berichtete ich auch Lumen davon. Aber ich wusste, dass sie diesen Augenblick längst vorhergesehen hat. Daher benötigte es nicht viele Worte. Sie war sehr traurig aber sie versprach mich oft zu besuchen. Der schlimmste Moment kam für mich erst als ich Chamuel suchte und ihm die Neuigkeiten verkünden musste. Ich rannte einfach in seine Arme und dabei war es mir völlig egal wer uns sieht. Meine Strafe hatte ich sowieso bereits erhalten. Ich erzählte ihm alles und auch von meinen Vermutungen, dass dies nur ein Vorwand war um uns zu trennen. „Quatsch! Immerhin kannst du jederzeit zu Besuch kommen. Also können wir uns weiterhin heimlich treffen. Er hat das bestimmt nicht als Strafe gemacht. Sonst hätte er dich doch komplett dorthin verbannt.“ „Chamuel... Bist du so naiv? Es ist wie eine Warnung. Wenn wir jetzt weiter machen wird es nur noch viel schlimmer. Wer weiß was Gott mit dir vor hat.“ „Ich weiß nicht... Wäre es vor Jahren nicht zu diesem Gesetz gekommen, würde ich Gott das alles nicht zutrauen... Aber jetzt... Du kannst dich doch aber nicht selbst isolieren!? Dein Leben wird noch ewig andauern und du kannst doch nicht für immer alleine sein!“ „Ich habe fünf Damen in meiner Begleitung. Irgendwie wird es schon gehen.“ Er schnaufte protestierend. Natürlich wusste er, dass es eben nicht gehen würde. Aber es musste so sein. Eine weile lag ich still in seinen Armen während ich mir einige Tränen nicht verkneifen konnte. Es machte mich traurig meine Träume aufzugeben. Dies sollte das letzte mal sein wo ich meine Hand auf Chamuel's Wange legte und ihn küsste. „Es war sehr schön mit dir. Danke für diese tolle Zeit.“ „So einfach werde ich es dir nicht machen, das ist dir hoffentlich klar. Glaub bloß nicht, dass du dich verziehen kannst als wäre das hier jetzt für immer beendet.“ „Du wirst es nicht ändern können.“ „Ich bin der Engel der Liebe – ich kann alles“, antwortete er herausfordernd und grinste mich zuversichtlich an. Diesmal nicht, Engel der Liebe. Ich werde nicht zulassen, dass irgendwem etwas passiert. Nicht wegen unseren Sünden. Aber ich ließ ihn im Glauben resigniert zu haben. Mein geliebter Chamuel, dies ist unsere Trennung für immer. Wehmütig kehrte ich in den Palast zurück. Die Göttinnen und Viki warteten bereits auf mich. Diesmal standen noch zwei weitere Engel dabei. Auch sie kannte ich. Ihre Namen waren Ela und Alyssa, die Torwächterinnen. „Seid ihr bereit aufzubrechen, meine Kinder?“, fragte Gott. Die Anderen nickten, von mir gab es keine Reaktion. Ela und Alyssa schwangen ihre Stäbe und öffneten damit ein Portal, welches in mein neues eigenes Reich führen sollte. Kapitel 4 – Das Reich der Dunkelheit und Elemente – Ende – Fortsetzung folgt. Hallöchen liebe Leserlein! Eigentlich war es gar nicht geplant so eine lange Pause hier einzulegen. Ich gebe zu dass mir dieser Sacred Feye Part ziemlich schwer fiel und dass er der Grund war warum ich gar nicht in die Gänge kam. xD Über das Jahr verteilt hab ich immer mal ein paar Sätze geschrieben und musste vor 2 Tagen entsetzt festestellen, dass ich gerade mal wenige Seiten hatte. Naja, das lief nun doch recht „geschmeidig“. Und weil ich mich schon auf das nächste Kapitel freue werd ich zügig weiter schreiben! Kapitel 5: Zweifel ------------------ Kapitel 5 – Zweifel Fassungslos lief ich in meinem Zimmer auf und ab. Wie konnte Gott das nur tun? Wieso musste er Sacred Feye unbedingt weg schicken? Und ich als König der Engel hatte überhaupt kein Stimmrecht dagegen. Es nervte mich! Wozu sollte ich König sein, wenn ich ja doch nichts zu sagen hatte. Am Ende tat Gott sowieso nur das was er wollte. Scheinbar dachte er auch nicht mehr über die Gefühle seiner sogenannten „Kinder“ nach. War es ihm denn so egal, dass wir alle seit vielen Jahren nur noch leiden? Wann soll dieses Leid enden? Wie lange sollte es so weiter gehen? Die meisten Engel standen doch bereits am Rande der Verzweiflung. Sie waren einsam und lebten trist ihren Alltag. Besonders viele Möglichkeiten sich zu beschäftigen hatten sie auch nicht. Wir Engel glaubten fest an Gott. So war es von Beginn an. Nie würde jemand seine Entscheidungen ernsthaft anzweifeln. Immerhin war er der große Herr, der Vater. Langsam schritt ich zu meinem Fenster und starrte lange Zeit hinaus während mir ein Seufzen entglitt. Ist denn alles... was Gott sagt und tut... gut so? In mir taten sich Zweifel und Wut auf. Aber was könnte ich nur tun, damit sie alle nicht in ihr Unglück stürzen? Eine Idee blieb mir für diesen Mittag aus. Und weil ich mich zusammenreißen musste beschloss ich auf die Suche nach Chamuel zu gehen. Ihm ging es bestimmt nicht besonders gut. Die Suche nach ihm nahm einige Zeit in Anspruch aber schließlich fand ich ihn recht weit abgelegen von der Stadt. Er saß einfach nur herum und war am grübeln. Ihn derart ruhig und zurückgezogen zu sehen war für mich relativ neu. „Hey... Alles klar?“, fragte ich vorsichtig als ich nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war. „Sie sagt sie kommt nicht mehr ins Himmelsreich zurück... Sie ist weg...“, murmelte er und guckte starr in die Ferne. „Vielleicht überlegt sie es sich ja doch noch anders. Sicher vermisst sie dich in wenigen Tagen so sehr, dass sie gar nicht anders kann.“ „Und dann? Es war die Strafe, dass wir uns heimlich getroffen haben... Gott wusste es die ganze Zeit. Eigentlich hätte er uns auch hinrichten lassen können. Wenn wir uns weiter treffen kommt vielleicht noch etwas Schlimmeres. Und ich mag nicht, dass ihr etwas passiert. Auch wenn ich es ihr nicht so einfach machen will. Ich will sie einfach nicht aufgeben.“ Ich setzte mich neben ihn und überlegte ob ich in der Lage war seine Gefühle zu verstehen. Fühlte man sich so wenn man seine erste Liebe verliert? Wenn man gezwungen wird sich voneinander fernzuhalten? Sie haben sich ja nicht freiwillig getrennt. Und ich hatte keinen Schimmer wie sich das anfühlen muss. Vor langer Zeit hatte ich starke Gefühle für Lumen... Aber wir hielten uns an dieses Verbot. Es würde sowieso sofort auffallen, wenn wir versuchen würden uns heimlich zu treffen. Was Gott wohl mit uns anstellen würde, wenn wir seinen Regeln nicht folgen würden? „Sicher wird euch etwas einfallen wenn etwas Zeit vergangen ist.“ „Vielleicht... Wer weiß was noch kommen mag.“ „Bist du eigentlich wütend auf Gott?“, fragte ich aus Neugierde und weil ich versuchte mich an ihm zu orientieren. Ich war mir nicht sicher was ich noch über unseren Schöpfer denken sollte. Chamuel schnaufte und schloss die Augen. Doch dann lächelte er. „Mir gefällt es nicht. Aber er ist eben Gott. Unser allmächtiger Schöpfer. Wir müssen dankbar sein und ihm vertrauen.“ Skeptisch guckte ich ihn an weil ich nicht glauben konnte, dass er das wirklich ernst meint. Aber dem war es wohl so. Chamuel hatte nichts weiter dazu zu sagen. Vielleicht war ich auch zu kritisch und sollte nicht alles so ernst sehen. Gott vertrauen... Es ist Gott... Er weiß was er tut. Und alles was er tut ist richtig. Oder...? „Hinterfragst du seine Entscheidungen?“, fragte Chamuel als ihm offenbar meine nachdenklichen Blicke auffielen. „Ich... bin wohl einfach wütend auf ihn.“ „Solltest du nicht. Es ist okay. Ähm... Würdest du mich noch etwas alleine lassen? Ich werde mich wieder erholen aber gerade wäre ich lieber für mich.“ „Na gut...“, antwortete ich erstaunt. So kannte ich den immer gut gelaunten Chamuel mit seinen schlagfertigen Sprüchen gar nicht. Er sagte ich soll Gott vertrauen... Er tut es auch obwohl er ihn so verletzt hat mit seiner Entscheidung. Wieso kann ich nicht einfach zufrieden sein und mich damit abfinden? Wieso wollte mein Kopf einfach nicht aufhören mir einzureden, dass Gott längst die Kontrolle verloren hat? Ich brauchte eine Antwort... Chamuel's Aussage allein reichte mir nicht. Ich wusste nicht wieso es so war, aber genügte mir einfach nicht. Auf dem Weg zurück in die Stadt traf ich auf einige Engel, die mich nett begrüßten. Sie waren so voller Ehrfurcht und Respekt. Weil ich sie nicht verunsichern wollte setzte ich einen fröhlichen und selbstbewussten Blick auf und beantwortete all ihre Fragen. Dann erkundigte ich mich ob es ihnen gut geht. Das Übliche. Aber sie genossen jeden einzelnen Augenblick. Das gab wiederum mir ein sehr wohliges Gefühl. Auch an den Torwächterinnen kam ich vorbei. Ela und Alyssa, zwei neue Engel, die nun dafür da sind den Durchgang vom Himmelsreich zum Reich der Dunkelheit und Elemente zu bewachen. Ich wunderte mich nur, dass Gott Ela das Element Dunkelheit verliehen hatte. Sacred Feye war bis dahin der einzige Engel, der die Dunkelheit verkörperte. „Oh, König Luzifer!“, bemerkte mich Ela und verbeugte sich. Alyssa wich meinem Blick aus und lief etwas rot an. Ich versuchte mir ein Schmunzeln zu verkneifen. „Na ihr beiden? Müsst ihr beiden eigentlich den ganzen Tag hier rumstehen?“ „Äh.. Ja! Aber das ist in Ordnung“, antwortete Ela hastig. „Also mir stinkt es..“, murmelte Alyssa und zuckte gleich zusammen. Ich tat so als hätte ich es nicht gehört. „Aber ab und zu dürft ihr hoffentlich auch mal in die Stadt und euch mit anderen Engeln treffen, oder?“ „Gott sagte wir sollen IMMER hier bleiben.“ „Das sagte er also... Wenn ihr nicht zu den anderen dürft, werde ich ihnen vorschlagen euch öfter zu besuchen.“ Die Augen der Beiden leuchteten vor Dankbarkeit und wieder gab es eine große Verbeugung. Mir blieb auch nicht unbemerkt, dass mich Alyssa's Blicke noch eine ganze Weile verfolgten als ich zurück zur Stadtmauer lief. Was soll das für ein Leben sein, wenn die beiden für immer am Tor Wache halten sollten? Und warum brauchte Gott überhaupt Wächter für dieses Tor? Was genau soll da schon durch kommen außer Sacred Feye die ihr altes zu Hause besuchen könnte? Oder sollen sie Chamuel davon abhalten in dieses Reich zu gehen? Vielleicht dienten sie auch Spionagezwecken, damit Gott ganz genau weiß wer sich wohin bewegt? In meinem Kopf verzwickten sich erneut tausend Verschwörungstheorien und ich schämte mich dafür das alles in Erwägung zu ziehen. Mein Misstrauen gegenüber Gott fühlte sich so unendlich furchtbar an und doch war es mir einfach nicht möglich es zu unterdrücken. Als ich zurück zum Palast kam, sah ich Lumen auf der Treppe sitzen und in den Himmel starren. Ihr Blick war erfüllt mit Sorge und Kummer. Sie so zu sehen versetzte mir ein stechendes Gefühl in der Bauchgegend. Sie alle scheinen so sehr unter den Entscheidungen und Taten von Gott zu leiden. War es meine Aufgabe meine Freunde und die Engel vor ihm zu beschützen? Irgendwer muss doch dafür sorgen, dass es irgendwann allen wieder besser geht! „Ah, Luzifer. Warst du bei Chamuel?“ „Mh... Ja. Aber er will lieber allein sein. Ungewohnt. Ich hoffe er erholt sich schnell davon.“ „Wer weiß...“ „Du wirst es wohl am besten wissen“, antwortete ich und hoffte vielleicht doch irgendwelche Infos von ihr zu bekommen. Und wenn es nur Andeutungen waren. Lumen hatte die Zukunft gesehen. Sie wusste ganz genau was kommen würde. Und aus ihren Blicken konnte ich nichts Gutes deuten. Doch auf meine Frage antwortete sie nicht sondern lächelte nur ausdruckslos. „Ich sehe schon... Keine Aussage über deine Visionen. Kann ich verstehen. Weißt du was ich jetzt tun werde? Ich werde nochmal versuchen mit Gott zu reden.“ „Mach das...“, antwortete sie und seufzte. Klang ja sehr zuversichtlich. Egal, ich würde es dennoch versuchen! Ohne weitere Worte ging ich in den Palast und weiter zu Gottes Thron. Ich klopfte gegen die Tür und wurde kurz darauf herein gebeten. Hoffentlich würde ich diesmal etwas bezwecken können. Mit den Gedanken an Chamuel, Lumen und Sacred Feye stellte ich mich ihm gegenüber und atmete tief durch. „Luzifer! Dass du mich aus freien Stücken auch mal wieder besuchen kommst erfreut mich zutiefst! Hoffentlich können wir heute ein freundlicheres Gespräch führen.“ „Das wage ich zu bezweifeln. Ich verstehe nicht was dich dazu bringt das Volk so zu behandeln! Sie sind alle unglücklich und isoliert! Warum!? Warum um alles in der Welt müssen sie so leiden? Das kann so nicht weiter gehen. Ich verweigere es mein Volk in einer Diktatur leben zu lassen!“ „Diktatur? Ach Luzifer.. Du verstehst das vollkommen falsch. Ich meine es nur gut mit meinen Kindern. Sie brauchen nunmal eine Führung, denn diese Engel sind nicht in der Lage eigenmächtige Entscheidungen zu treffen. Natürlich wird es nicht so weiter gehen, denn ich habe bereits großartige Pläne für die Zukunft!“ Begeistert legte er einen Arm um meine Schulter. „Aber...“ „Hör bitte auf mir zu widersprechen und hör mir zu! Ich habe mir überlegt, dass die Engel eine ehrenhafte Aufgabe brauchen womit sie ihren Lebenszweck erfüllen können. Durch die Energien der Göttinnen wird sich die Erde schon bald in ein Paradies für neues Leben entwickelt haben. Die Bedingungen werden perfekt sein! Mein Ziel ist es, dass sich eine Art entwickelt, die euch Engeln optisch sehr ähnlich sein wird. Jedoch ohne spezielle Kräfte und Flügel. Wenn sie ausgereift ist werde ich sie als „Mensch“ bezeichnen. Und die Engel haben die Aufgabe die Menschen zu leiten, ihnen bei ihrer Entwicklung zu helfen und sie zu unterstützen. Klingt das nicht fantastisch?! Natürlich wird diese Entwicklung eine große Zeitspanne brauchen, aber ich freue mich schon jetzt auf das Spektakel.“ Während Gott völlig motiviert und inspiriert von seinen Plänen erzählte zog sich mein Magen immer mehr zusammen. Was für ein Schwachsinn war das!? Die Engel brauchten erstmal selbst Hilfe bevor sie überhaupt irgendwem helfen sollten! Wütend stampfte ich Gott hinterher. „Es reicht!!! Du schickst MEIN Volk von der Diktatur in die Sklaverei!? Das werde ich nicht zulassen!!!“ Gott drehte sich um, doch durch seine weit ins Gesicht gezogene Mütze konnte ich nicht ausmachen mit welchem Blick er mir entgegen kam. Allgemein hatte ich bisher immernoch nicht sein Gesicht gesehen. Niemand hatte das... Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens schnaufte er: „Mein lieber Luzifer. Niemand außer dir spricht hier von einer Diktatur, geschweige denn von Sklaverei.“ „Ja, weil sie sich alle nicht trauen ihr Maul aufzumachen!!! In Wahrheit denken sie alle genauso!“ „Das bezweifle ich nun doch sehr. Luzifer... Ich würde es begrüßen wenn wir endlich wieder an einem Strang ziehen. Du bist mein Liebling von allen Engeln. Ich habe dich als König erschaffen. Als mein allererster Engel bist du mein ganzer Stolz. Wir müssen uns wieder vertragen. Immerhin habe ich nur das Beste für meine Kinder im Sinn. Und sie brauchen uns beide als Führungspersönlichkeiten. Wir können uns nicht dauernd streiten und geteilter Meinung sein. Das würde sie auf Dauer zu sehr verunsichern. Was meinst du? Wir beide wollen das Selbe. Das Beste für unsere Engel.“ Gott redete derart auf mich ein, dass ich nicht in der Lage war noch etwas dagegen zu sagen. Waren meine Zweifel wirklich unbegründet? Er hatte offenbar wirklich nichts Schlechtes mit ihnen vor. Aber... Nein. Gott hatte recht. Während seiner eindringlichen Worte legte er seine Arme um mich und hielt mich fest. Ein seltsames Gefühl. „Luzifer... Von allen Engeln liebe ich dich am meisten. Ich baue auf deine Unterstützung.“ „...“ „Bist du weiterhin an meiner Seite? Versprichst du es?“ „Ja... Du.. Kannst mich jetzt auch wieder loslassen.“ Fast schon verlegen ließ er mich los und nahm etwas Abstand. Manchmal war er einfach zu seltsam. Ich war verwirrt. Eigentlich wollte ich fest hinter meiner Meinung stehen. Doch nun war ich mir nicht mehr sicher was eigentlich richtig war. Ich sollte den großen Herrn, unseren Vater, nicht in Frage stellen. Wie Chamuel es sagte... Und Lumen. Es würde schon richtig sein... Hoffentlich. Doch ganz konnte ich mich von dieser Idee mit den Menschen einfach nicht überzeugen lassen. Gott drehte sich erneut weg und breitete beide Arme vor sich aus: „Du wirst sehen... Das wird eine glorreiche Zeit für die Engel und die Menschen! Eine fantastische Zukunft erwartet uns.“ „Das sagtest du bereits...“ „Bald wirst auch du überzeugt sein, mein Lieber. Nachher werde ich die Neuigkeiten dem Volk verkünden. Ich bin mir sicher, dass sie sich freuen werden und der Zukunft gespannt entgegen blicken.“ Ich hatte keine Antwort darauf, denn ich musste an Chamuel denken, der in diesem Augenblick traurig in der Gegend saß. Ob er sich freuen würde? Ob Lumen sich freuen würde? Sacred Feye... Ela, Alyssa... Und alle Anderen, die Gottes letzte große Entscheidung in die Verzweiflung getrieben hatte... Kapitel 5 – Zweifel – Ende – Fortsetzung Folgt Kapitel 6: Isolation -------------------- Kapitel 6 – Isolation Lange saß ich noch alleine in meinen Gedanken versunken herum, nachdem ich Luzifer gebeten hatte mich alleine zu lassen. Dieses innerliche Gefühl hatte ich noch nie derart gespürt. Noch nie war das Gefühl der Leere, der Verzweiflung und Sehnsucht derart stark. Was haben wir nur getan? Sacred Feye und ich waren selbst Schuld an dem was passiert war und dass wir uns trennen mussten. Hätten wir uns an die Regeln gehalten statt uns unsrem Verlangen zueinander hinzugeben, wäre sie nun nicht abgeschieden in diesem bescheuerten Reich. Sie würde nicht mehr zurück ins Himmelsreich kommen, das war ihr Entschluss. Doch ich hatte beschlossen um sie zu kämpfen und sie nicht einfach so gehen zu lassen. Gott wäre nicht begeistert, denn wieder würden wir damit das Gesetz brechen. Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin – es juckt mich sowieso nicht mehr, wenn ich niemanden lieben darf. Erneut seufzte ich starrte in den wunderschönen blauen Himmel über den sich wieder ein Regenbogen gezogen hatte. Der selbe alltägliche Anblick. Die selbe scheinbare Idylle. Ich guckte mich etwas um konzentrierte mich auf die Geräusche um mich herum. Es war alles ruhig und friedlich. Keine Geräusche, nichts Aufregendes. Keine Spannung. Jeder tat seine gewohnten Aufgaben, folgte seinem gewohnten Tagesablauf. Wieder und wieder. War das die perfekte Welt, die Gott sich so vorstellte? Und doch wirkte es nur nach außen hin so harmonisch und schön. Die Engel fühlten sich unwohl. Und wenn man genau hinsah, konnte man das an ihren Augen ablesen. Doch sie sagten nichts. Keiner machte den Mund auf. Luzifer dagegen wirkte neuerdings sehr unruhig und seltsam. Als würde er versuchen aus dem System auszubrechen und Gott anzuzweifeln. Warum hatte er mich gefragt ob ich wütend auf Gott sei? War er wütend? Ich hielt es nach wie vor für falsch den Glauben an Gott zu verlieren. Grade wir, als die ersten und mächtigsten Engel, sollten mit gutem Beispiel voran gehen und nicht anzweifeln was der Herr für uns tat. Die Stille wurde durch den Klang einiger rascher Schritte durchbrochen. Kurz darauf sah ich Lumen's wunderhübsche Erscheinung vor mir stehen. „Hier steckst du also. Ich hab schon unsere gesamten Stadtmauern nach dir abgesucht.“ „Warum hast du Luzifer nicht gefragt wo ich bin? Er hat mich vorhin noch gesehen.“ „Hm... Hätte ich, aber ich weiß nicht wo er ist. Ihn wollte ich ja ebenfalls suchen, aber er scheint wie verschollen.“ „Das ist aber seltsam. Was gibt es denn?“ „Der Herr lässt alle Engel zusammenrufen um etwas zu verkünden. Da wir großen Engel in der vordersten Reihe zu stehen haben, bitte ich dich mitzukommen.“ Ich seufzte: „Na wenn's denn sein muss. So eine Zeitverschwendung. Was es wohl diesmal wieder für Horrormeldungen gibt?“ „Vielleicht wird ja diesmal jemand geköpft.“ „Hahaha! Als ob du nicht bereits ganz genau wüsstest, was Gott uns zu sagen hat, meine Hübsche.“ „Hehe. Du hast mich ertappt. Aber du darfst es dir vom Herrn persönlich anhören.“ „Stimmt, du hast ja diese Schweigepflicht. Aber sag mal, wie sieht meine Zukunft auf? Was sagt die Liebe? Hier ist niemand außer uns. Mir kannst du es schon sagen.“ Lumen guckte mich finster und ermahnend an. Sollte wohl heißen, dass ich meine Scherze nun gefälligst unterlassen sollte. Ihre Pflicht ihre Visionen geheim zu halten nahm sie schon immer sehr ernst. Noch nie hatte sie jemandem verraten was wohl geschehen würde. Sicherlich eine große Last, die sie da auf sich trägt. Als wir am Palast ankamen tummelte sich bereits eine Engelsschar vor der Treppe. Gott stand am oberen Ende der Treppe und beobachtete wie auch die letzten Engel sich so langsam zur Versammlung einfanden. Lumen und ich wurden direkt nach vorne durchgelassen. Die Engel hatten solche Ehrfurcht vor uns, dass sie sich gar nicht erst getrauten uns zu nahe zu kommen. Ein Phänomen das ich niemals wirklich verstand. Vielleicht gehörte es zu den Dingen, die sie einfach mitbekamen als sie erschaffen wurden. Schnell stiegen wir die Stufen empor und stellten uns neben den Herrn. Nach einer kurzen Verschnaufpause guckte ich mich um und suchte die Menge nach Luzifer ab. Er war nirgendwo zu sehen. „Lumen? Wo ist Luzifer?“, flüsterte ich ihr zu. Auch sie guckte sich um: „Ich weiß es nicht. Vielleicht ist das so geplant und er soll gleich dazu kommen und bei der Verkündung mitwirken?“ Es war zu hoffen, dass sein Verschwinden geplant war. Immerhin war er vorhin bei unserem Treffen schon so seltsam. Dass ich anfing mir etwas Sorgen zu machen musste ich mir selbst eingestehen. Nun drehte sich auch Gott zu uns: „Wo ist Luzifer? Himmel noch eins. Habt ihr ihn nicht gefunden?“ Perplex starrten wir den Herrn an. Zumindest seine Kapuze unter die noch niemals jemand schauen konnte. Lumen und ich warfen uns unsichere Blicke zu. „Also... Nein. Wir haben ihn nicht gefunden“, antwortete Lumen. „Er sollte doch bei der Verkündung dabei sein! Ohne ihn werden die Engel unsicher werden und sich fragen warum ihr König nicht dabei ist! Grade vorhin noch habe ich ihm ausdrücklich erklärt wie wichtig das sei und welch tolle Neuigkeiten alle erwartet. Dass er sich immer wieder so quer stellen muss. Unfassbar!“ „Tja, ihm ist die Bedeutung seiner Position entweder nicht bewusst oder egal“, stichelte Metatron, der soeben aus dem Palast herausgelaufen kam. Er und seine dämlichen Bemerkungen hatten gerade noch gefehlt. „Zweifellos“, stimmte Gott ihm auch noch zu. Metatron schien sich seiner Sache sicher zu sein und verschränkte grinsend die Arme: „Es wäre ein wahrhaftiger Skandal, wenn der König sich vor öffentlichen Angelegenheiten drückt. Alle huldigen ihn, doch was ist er? Ein Feigling.“ „Yo alter Mann, halt mal die Backen still, sonst setzt es was!“ „Chamuel!“, ermahnte mich Lumen und packte mich am Arm. Metatron grinste weiterhin selbstgefällig. Dieser widerliche alte... „Hört auf zu streiten! Und ich erlaube derartige Worte gegen meinen obersten Engel nicht. Hüte deine Zunge, Metatron.“ „Jawohl, Herr“, zischte er nun und grummelte irgendwas in seine grauen Bartstoppel. „Herr, Chamuel und ich würden gerne noch einmal nach Luzifer schauen. Es handelt sich sicherlich um ein Missverständnis. Er würde sein Volk niemals im Stich lassen“, sagte Lumen und verbeugte sich vor Gott. „Ja, ich bitte darum. Findet ihn. Ich werde das Volk solange ablenken, damit keiner Verdacht schöpft und unruhig wird.“ Lumen packte mich fester am Arm und zerrte mich mit sich in den Palast, wo wir die Gänge abmarschierten und einen Blick in die jeweiligen Zimmer warfen. „Wo ist der Penner? Lumen, ganz ehrlich, du müsstest doch wissen wo er ist. Deine Kräfte... Zeigen sie dir das nicht?“ „Nein, eben nicht. Ich habe keine Ahnung wo er ist. Chamuel, ich muss zugeben, dass ich mir große Sorgen um ihn mache.“ „Hat das etwas mit einer deiner Visionen zu tun?“ „... N-nein. Und wenn... Ich meine einfach, dass er vorhin schon so komisch war.“ Ihre Antwort schien eine indirekte Zusage zu sein, dass es tatsächlich etwas mit ihren Visionen zu tun haben musste. Beunruhigend, wenn Lumen sich schon Sorgen macht. „Bei mir war er auch schon so seltsam. Offenbar stellt er Gottes Entscheidungen derzeit komplett in Frage.“ Lumen schluckte, antwortete darauf nicht. Wir müssten ihn unbedingt finden und gut auf ihn aufpassen. In aller Eile durchforsteten wir weiter alle Räume. Doch wir fanden ihn nicht. Vielleicht war er auch gar nicht mehr im Palast sondern irgendwo anders im Himmelsreich? Hinter den Außenmauern konnte man sich ebenfalls ganz gut verstecken. Aber jetzt alles abzusuchen würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Plötzlich blieb Lumen stehen und schien eine Idee zu haben: „Der Thronsaal!“ „Liebes, da waren wir vorhin schon.“ „Ja, aber wir haben nur kurz rein geguckt. Ich kann mir vorstellen, dass er trotzdem dort ist. Komm mit!“ Ich folgte ihr zurück zum Thronsaal, der völlig leer und dunkel war. Lumen schien sich ihrer Sache sehr sicher, denn sie lief geradewegs zum Thron hin. Neugierig beugte sie sich hinter den großen prunkvollen Sessel und winkte mir, ehe sie in die Hocke ging. Als auch ich hinter den Thron guckte, sah ich Luzifer, der daran gelehnt auf dem Boden saß und die Beine von sich streckte. „Hey! Wir haben dich gesucht. Hast du uns eben nicht gehört? Wir waren schonmal hier und haben nach dir gerufen, Alter.“ Er starrte weiterhin trübsinnig die Wand an: „Ich weiß. Und wenn ich nicht wollte, dass ihr mich findet?“ „Warum versteckst du dich, Luzifer?“, fragte Lumen sanft und blickte ihn besorgt an. Er antwortete nicht. „Komm schon, du verpasst die Verkündung, die Gott aussprechen will. Er möchte, dass du dabei bist. Und Metatron feiert deine Abwesenheit schon. Willst du ihm das echt gönnen?“ „Ach, ist mir doch grade egal.“ „Eh! Nein, ist es nicht! Es hat dir nicht egal zu sein. Alter, was ist los mit dir?“ „Was fragst du mich so 'nen Mist!? Ernsthaft? Was ist los mit EUCH!? Stört euch das was er tut denn überhaupt nicht?“ „Luzifer, beruhige dich“, drängelte Lumen, die so langsam richtig nervös zu werden schien. „Du darfst nicht zulassen, dass deine Wut über ihn außer Kontrolle gerät. Bitte nicht.“ „Aber was soll ich tun, damit ich mit gutem Gewissen mit anschauen kann was hier abläuft?“ „Nichts. Lass es einfach zu. Es wird okay sein. Aber hör auf dich dagegen zu wehren. Das führt nur zu... zu...“ Lumen sprach nicht weiter. Sie zitterte etwas und rang mit Tränen. „Wir reden da nochmal drüber, aber jetzt gehen wir erstmal zur Verkündung, Kumpel. Los, komm!“, forderte ich ihn auf und zog ihn am Arm auf die Beine. Begeistert war er nicht gerade, aber jetzt drängte die Zeit. Ich hoffte, dass er sich wieder einkriegt und, dass es nur eine Phase sein würde. Wahrscheinlich waren die Ereignisse mit Sacred Feye noch zu frisch. Schließlich begleitete er uns zurück zur Treppe, wo die Anderen immernoch warteten. Gott schnaufte erleichtert. Metatron dagegen warf uns spöttische Blicke zu: „Soso, der Feigling ist doch noch gekommen.“ Ich hatte Luzifer immernoch am Arm gehalten und zerrte ihn weiter weg von dem alten Greis. Provokation ist das letzte, das er jetzt gebrauchen konnte. Die Engel bemerkten scheinbar nichts von den Spannungen und Probleme. Als sie Luzifer sahen, fingen sie an zu jubeln und zu kreischen. Gott trat einen Schritt vor und breitete die Arme aus: „Meine lieben Kinder! Heute ist ein wunderbarer Tag um euch die großartigen Neuigkeiten zu verkünden! Die großen Engel und ich haben diesen Tag lange herbeigesehnt! Bald schon wird neues Leben auf der Erde heranwachsen. Leben das ohne eure Taten und Kräfte nicht existieren kann! Denn ihr, meine wunderbaren Engel, habt die ruhmreiche und glanzvolle Aufgabe diese Wesen zu unterstützen und zu beschützen! Das neue Volk, die Menschen, werden weder über Flügel noch spezieller Kräfte verfügen. Sie werden nur euch als ihre unsichtbaren Beschützer haben und euch als Mitmenschen erleben, wenn ihr euch unter sie mischt. Somit kommen völlig neue Aufgaben und Erlebnisse auf euch zu! Was haltet ihr davon, meine Kinder?“ Ein kurzer Augenblick des Schweigens ging durch die Masse. Ich ließ einen kurzen Blick zu Luzifer schweifen. Er starrte wie weggetreten zu Boden und hatte die Fäuste geballt. In einem kurzen unscheinbaren Moment nahm Lumen kurz seine Hand und holte ihn aus seinen Gedanken zurück. Während dessen fingen die Engel auch schon an zu jubeln und zeigten ihre Begeisterung von der Idee des Herrn. Sie fingen wild an zu reden und sich über mögliche zukünftige Szenarien auszutauschen. „Eine kleine Info vor der großen Verkündung wäre nicht schlecht gewesen“, bemerkte ich beiläufig und mischte mich mit Lumen und Luzifer unter die Menge um Fragen zu beantworten. Fragen, von deren Antworten ich selbst keine Ahnung hatte. Dass wir selbst erst eben davon erfahren hatten, erfuhren die Engel nicht. Laut Gott hatten wir uns ja bereits lange darauf gefreut. Hmm... „Luzifer, wusstest du davon?“, fragte ich ihn, während ich ihn zu mir zog damit wir uns in dem Trubel nicht aus den Augen verlieren. Die jubelnden und plappernden Engel waren ziemlich laut geworden. „Ja, seit vorhin.“ Ein Engel der rechts von uns stand war besonders begeistert: „Leute ist das nicht wahnsinnig toll? Ich meine, wir, die großen Engel, dürfen sie beschützen und auf sie aufpassen!“ „Ja! Das wird super! Endlich etwas richtiges zu tun!“, stimmte ein anderer Engel zu. Der nächste hüpfte um die beiden herum: „Wir dürfen auf die Erde! Das Himmelsreich verlassen und die großen Beschützer sein! Juhuu!“ Ich verschränkte die Arme und grinste: „Das klingt doch eigentlich... gar nicht so schlecht. Etwas Ablenkung und Abwechslung. Oder etwa nicht, Alter?“ „Ja sicher. Erst die Diktatur und dann die Versklavung. Das wird sicher fantastisch.“Luzifer schwieg daraufhin und wendete sich ab. Von allen anderen unbemerkt entfernte er sich so langsam von der Versammlung. Nur Lumen war ihm gefolgt und schien ihm irgendwas zu sagen. Doch er schubste sie von sich und fuhr sie an. Dann ließ er auch sie stehen und verschwand unbemerkt hinter den Palastmauern. Gott und Metatron waren so sehr von der jubelnden Masse begeistert, dass auch sie Luzifer's Verschwinden nicht bemerkt hatten. * So viele Jahre waren nun seit unsrer Erschaffung und unserem Einzug in das Reich der Dunkelheit und Elemente vergangen. Es waren so viele, dass ich sie schon lange nicht mehr wirklich zähle. Als auch wir von der Erschaffung der Menschheit erfuhren, waren wir froh, dass unsere elementare Kraft endlich einen besonderen Zweck hatte. Der Energiefluss der Erde muss geleitet werden, damit sich die Lebensbedingungen auf dem Planeten gut entwickeln. Als Wassergöttin war es meine Aufgabe durch meine Existenz die Kräfte der Meere, Flüsse und Seen in Balance zu halten. Ohne mich würden sich immer mehr Katastrophen auf der Erde häufen. Nun... Es verlieh zumindest meiner Existenz einen Sinn. Aber als ich erneut wehmütig auf die Landschaft starrte, fühlte ich Wehmut. Mein Leben würde niemals enden. Ich würde für immer hier sein. Immer nur hier... Bei dem Gedanken daran schüttelte es mich. Sollte es wirklich damit getan sein? Mit der Herrin, Viki und den drei anderen Göttinnen hier lebenslänglich gefangen zu sein? Sacred Feye hatte es uns verboten ins Himmelsreich zu gehen. Wir durften also nicht einmal dort hin. Warum nicht? Wer waren die Engel, die dort lebten? Wie lebten sie dort? Und fanden sie es toll die Erde besuchen zu dürfen um den Menschen dort zu helfen? Die vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten ließen mich jedes mal wieder träumen und neugierig werden. Ich würde gerne so viel mehr kennenlernen als nur die selben fünf Gesichter. Sacred Feye und wir Göttinnen hatten ein eher oberflächliches Verhältnis zueinander. Dennoch war sie unsere Herrin, und es war unsere Pflicht sie im Ernstfall vor allen Gefahren zu beschützen. Egal wie. Zumindest hatten wir hier viel Platz um uns nicht auf die Nerven zu gehen. Wir lebten in einer Burg aus Steinmauern. Fast wie eine Festung... Die Gemäuer baten viele Zimmer. So viele, dass man sich leicht verlaufen konnte. Im Zentrum lagen die Zimmer von Sacred Feye, und wir Göttinnen und Viki lebten verteilt auf andere Räume. Die Korridore streckten sich schier endlos wie ein Labyrinth. Doch nach all der Zeit kannten wir sie in und auswendig. Die Türme, die sich in jede Himmelsrichtung streckten hatten insgesamt vier Dachterrassen. Auf einer davon hatte ich mich gerade niedergelassen. Gott hatte die Gemäuer gut eingerichtet bei der Erschaffung, das musste man ihm lassen. Hier auf der Terrasse war es immer gemütlich und perfekt um sich einfach zu entspannen und zu träumen. Ich legte mich in die Ecke, die ich mir zurechtgemacht hatte. Kuschelige Decken, einige Kissen... Hier regnete es nur dann, wann wir es absprachen, also konnte man es sich auch draußen fast immer gemütlich machen. Das gefiel mir auch wesentlich besser als diese muffeligen Steinmauern in denen es nur durch Inferra's Kerzen Beleuchtung gab. „Halli, hallo!“, begrüßte mich Terrania's freundliche Stimme an diesem wunderschönen sonnigen Vormittag. Ich war froh sie zu haben... Ohne sie wäre das Leben hier unerträglich. Noch langweiliger als es sowieso schon war. Sie war der kleine Lichtschimmer, der mir den Tag erhellte. „Hey, na du? Was hast du heute schon so schönes gemacht?“, fragte ich sarkastisch. Das selbe wie immer. „Das selbe wie immer“, antwortete sie und grinste. „Blumen wachsen lassen. Und noch mehr Blumen. Bald werde ich die Burgmauern mit Efeu überziehen. Wenn wir den Herbst beschwören, wird der schön rot leuchten.“ „Hach... Manchmal beneide ich dich um deine Erdkräfte. Ich kann nur Regen, und Teiche...“ „Hey! Dank dir können wir schön baden gehen. Und du machst den Winter. Mit Schnee zu spielen und auf Eis zu laufen macht Spaß.“ „Hihi, wenn Inferra das nur auch so sehen würde.“ „Hahaha!“ Ich hob meine Hand und hauchte ihr etwas Schnee entgegen. Kichernd versuchte sie die Flocken einzufangen. Als Dank bekam ich Kirschblüten zurück. Laut schnaufend steckte sie sich und ließ sich neben mich in die Kissen fallen. So lagen wir eine ganze Weile schweigend nebeneinander und genossen die Ruhe. „Weißt du, manchmal würde ich hier gerne einfach mal ausbrechen“, fing ich an zu quatschen. „Wie meinst du das diesmal?“ „Na zum Beispiel mal ins Himmelsreich abhauen und sehen wie die Engel so sind.“ „Hach, Aqua. Das Thema hatten wir doch schon so oft in all den Jahren.“ „Ja, aber ich kann es einfach nicht lassen. Ich würde so gerne mal... Hey, meinst du die männlichen Engel sind sexy?“ „Hihi, wer weiß. Würdest du dann einen verführen?“ „Klar. So richtig männliche Kraft zwischen den Beinen wäre eine willkommene Abwechslung.“ „Du bist blöd“, kicherte sie und wir schienen beide die selbe Vorstellung vor Augen zu haben. „Du weißt aber was dir blüht, wenn du dabei erwischt werden solltest? Das Himmelsreich wird angeblich gut bewacht wegen diesem seltsamen Liebesverbot, das die Engel haben. Ich wette kein Engel wird sich darauf einlassen was mit dir anzufangen“, erklärte sie und lächelte mich dabei mitleidig an. Die gute Terrania... „Da hast du wohl recht. Zu schade, oder? Die sind bestimmt richtig gut ausgestattet. Du weißt schon... hahaha!“ Wir kicherten beide wie junge Teenager, doch dann nahm sie Schwung und lehnte sich über mich: „Vielleicht... Aber wenn du dir dort 'nen Typen suchen solltest... Was wird dann aus uns?“ „Was soll schon mit uns sein?“, fragte ich herausfordernd. Als Antwort bekam ich einen langen innigen Kuss. Zumindest wussten wir, wie wir uns den Alltag etwas versüßen konnten. Wir küssten uns weiter hielten uns fest in den Armen. Terra löste sich von mir und lachte: „Diese Kleider... Sie sind so unpraktisch. Wieso müssen wir die immer tragen?“ „Anordnung der Chefin. Haha. Die selbst halb nackt rumläuft. Ernsthaft... Du heiße Braut dürftest meinetwegen den ganzen Tag nackt herumlaufen.“ „Das gebe ich zurück. Weg mit den Klamotten!“ Wir zogen uns gegenseitig diese prunkvollen Fummel vom Leib und vergnügten uns eine Weile miteinander. Außer Puste aber zufrieden lagen wir eng umschlungen zusammen und guckten uns in die Augen. Wir waren kein Paar. Nur zwei Frauen mit viel Langeweile und ein wenig Zuneigung zueinander. „Ich würde mich so gerne in einen Engel verlieben.“ „Du bist einfach eine hoffnungslose Träumerin, kleines Dummerchen“, antwortete sie mir mit einem Lächeln. „Wenn du einen Engel aufreißen solltest, werde ich da sein um dein gebrochenes Herz zu kurieren.“ „Oder meinen Kopf aufsammeln, wenn Gott mich dafür bestrafen lässt.“ „Würde ich auch tun. Den würde ich mir auf meine Kommode stellen.“ „Iiiih.“ „Du bist eine tolle Frau. Wunderschön... Bitte geh' kein falsches Risiko ein, Aqua. Ich hab doch nur dich.“ „Ich pass' schon auf mich auf, du Wunder der Natur.“ Wir küssten uns erneut. Obwohl wir kein Paar waren liebten wir uns auf eine gewisse Art und Weise. Und dennoch. Dieser Wunsch... Sie war die Einzige, die von meiner Sehnsucht und meinen schmutzigen Gedanken wusste. Einmal ins Himmelsreich gehen und die Engel kennenlernen. Mich einmal verlieben... Was für ein dummer Wunsch. Er würde mir nur das Herz brechen, da hatte Terra sicher recht. Aber es wäre ein Ausbruch aus meinem öden Alltag. Solange Sacred Feye nichts davon erfahren würde wäre alles okay. Ich wusste, dass die Engel an sich nichts dagegen hatten, wenn wir ins Himmelsreich kommen würden. Es war einzig und allein Sacred Feye, die es uns verboten hatte. Ich konnte und wollte es nicht akzeptieren. Ob ich mich trauen sollte? Das Risiko eingehen? Erwischt zu werden und dafür den Ärger meines Lebens zu bekommen? Vielleicht würden meine Taten mit dem Tode bestraft werden. Aber es schien so aufregend. Ich sollte es endlich wagen und meinem Verlangen nachgeben! Terrania und ich lagen noch eine Weile zusammen und genossen die Sonnenstrahlen auf unserer Haut. Irgendwann ließ sie mich jedoch alleine zurück um sich um ihre Pflanzen zu kümmern. Sie nahm ihre Pflichten und Aufgaben sehr ernst. Und obwohl sie auch von der Tristheit ihres Alltags gelangweilt war, genoss sie es ihre Pflanzen täglich zu umsorgen und die Blumen zum Erblühen zu bringen. Ihre wunderschönen Sträuße und Blumenkränze schmückten unser gesamtes Heim und machten es zu einem bunteren Ort. Mit der Zeit erhob ich mich ebenfalls von den gemütlichen Kissen und blickte in die Ferne herab. Sollte ich es wagen? Mein innerer Konflikt drohte mich förmlich zu zerreißen. Aber um diese Zeit des Tages war es in der Festung sehr ruhig und die Herrin hielt seit einer halben Ewigkeit täglich ihren Mittagsschlaf. Das wäre die beste Gelegenheit für mich durch das Tor zu wandern und innerhalb der zwei Stunden wieder zurückzukehren. Letztlich nahm ich all meinen Mut zusammen, zog meine Kleidung nochmals zurecht und schnellte durch das Treppenhaus der Gemäuer. Im Korridor nach draußen lief mir niemand über den Weg. Auch außerhalb der Festung wurde ich nicht entdeckt. Es lief alles glatt. Einige Meter vor mir sah ich schon das Tor zum Himmelsreich. Ich müsste nur noch meine Elementkugel hoch halten, es öffnen und dann... „Aquarienne.“ Mein Körper zuckte zusammen und mein Herz fühlte sich an als wäre es für einen Moment stehen geblieben als ich die Stimme von Sacred Feye, meiner Herrin, hinter mir hörte. Starr drehte ich mich um und lächelte: „Herrin... Hehe... Ähm...“ Kapitel 6 – Isolation – Ende – Fortsetzung folgt Halli hallo ihr Lieben :) Ich hoffe ihr hattet schöne Weihnachtsfeiertage und eine schöne Zeit! Falls einige von euch über die Tage arbeiten mussten – meinen größten Respekt dafür und danke, dass ihr die Stellung gehalten habt! >v< Tut mir leid für den kleinen Cliffhanger am Ende xD Ich konnte nicht anders, haha! Falls ihr das hier noch vor Neujahr lest: Habt einen guten Rutsch und frohes Neues! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)