Angel's Fate von KizuYukiha (A broken Dream) ================================================================================ Kapitel 2: Gefühle ------------------ Kapitel 2 ~ Gefühle Der König der Engel... Das war ich also. Ich fühlte mich noch immer verwirrt, aber seit meiner Geburt war ja auch kaum Zeit vergangen. Ich stand im Korridor des Palastes vor einem Spiegel. Ich sah einen erwachsenen Kerl mit blauen Augen und blonden Haaren. Doch... Ich fühlte mich unwissend und klein. Ich hatte keine Ahnung wer ich wirklich war. Meine eigene Unsicherheit überspielte ich gekonnt mit dummen Sprüchen und meinem ungestümen Verhalten. Aber ein König – eine Person, die über allen Anderen steht und sie leiten soll, verhält sich bestimmt nicht so kindisch. Ich sollte den zukünftigen Engeln Sicherheit und Wärme geben. Meine Aufgabe war es für sie da zu sein und vielleicht auch mal Befehle zu erteilen. Wie sollte ich aber Sicherheit geben, wenn ich selbst so unsicher war? Würde ich meiner Aufgabe gerecht werden? Aus dem Nichts wurde ich von Gott erschaffen. Gott... Ich empfand ihn als mysteriös. Wer war er? Wieso versteckte er sich unter dieser Kutte? Seine Mütze verbarg sein gesamtes Gesicht. Nur den Mund konnte man ab und zu erkennen. Ich müsste ihm vertrauen. Er hatte uns geschaffen und seine Träume klangen schön. Vielleicht müsste ich mich auch erst im Leben zurechtfinden. Während ich erneut durch den Spiegel in meine Augen blickte, fragte ich mich wie sich die anderen drei Engel fühlten. Ging es ihnen genauso? Auf einmal hörte ich Schritte hinter mir und drehte mich um. Lumen blieb ein paar Meter von mir entfernt stehen und lächelte mich an. Dieses Lächeln hatte etwas komplett Eigenes. Ich konnte es kaum beschreiben. Es wirkte freundlich, aber mysteriös. Man konnte ihr nicht ansehen, was in ihrem Kopf vor sich ging. „Luzifer. Geht es dir gut? Du wirkst auf einmal so nachdenklich, dafür dass du die ganze Zeit so cool gespielt hast.“ Ich drehte mich von ihr weg und guckte nochmals in den Spiegel: „Es ist nur... so seltsam. Ich kenne mich selbst nicht... Die Engel, die von Gott noch erschaffen werden, sollen zu mir aufsehen? Zu mir? Ich hab doch gar nichts an mir, was bewundernswert wäre.“ Dass ich zu Lumen so offen war, wunderte mich. Auch sie war eine Fremde für mich. Wir vier waren die ersten Engel. Uns verband irgendwas... Lumen kam noch näher und streckte mir ihre Hand entgegen: „Ich bin sicher du findest dich selbst bald. Und dann wirst du auch sehen, dass du deine Rolle gut hinbekommen wirst. Gott hat dich dafür erschaffen, also wirst du nicht scheitern. Und du bist nicht alleine. Wir sind doch bei dir.“ Wir blickten uns für einen Moment in die Augen, dann fühlte ich mich erleichtert und nahm ihre Hand. Sie lächelte wieder: „Gehen wir zu Chamuel und Feye. Ich möchte die beiden kennenlernen. Du nicht?“ „Doch! Klar will ich sie auch kennenlernen.“ Ich folgte Lumen nach draußen wo Chamuel und Sacred Feye sich an die Marmorsäulen gelehnt hatten. Sie hatten sich wohl gerade unterhalten und unterbrachen das Gespräch augenblicklich bei unsrem Erscheinen. Sacred Feye fand ich interessant, weil sie so anders war als wir drei. Sie hatte eine kühle und finstere Ausstrahlung. In ihren Augen konnte man keine Emotion erkennen. Ich fragte mich, ob ich diesen Engel jemals lächeln sehen würde. Chamuel seufzte und legte die Hände hinter seinen Kopf: „Tja, hier wären wir also. Niemand hat uns gefragt, ob wir das eigentlich alles so wollen. Aber wenn wir nunmal dafür geschaffen wurden.“ „Wir müssen uns erstmal an das hier gewöhnen“, entgegnete Lumen, während sie ihren Rock leicht anhob und sich elegant auf die oberste Treppenstufe setzte. Ich setzte mich daneben und auch die anderen beiden gesellten sich dazu. „Aber irgendwo ist es doch auch faszinierend. Stellt euch vor wie hier alles wird, wenn erstmal ganz viele Engel erschaffen wurden. Wir werden bestimmt viel Spaß haben.“ Wieder überkam mich dieses unangenehme Gefühl in meinem Bauch. Es machte mich einfach nervös daran zu denken diese vielen Engel zu leiten. Ich konnte das nicht! Offenbar blieben meine Blicke den Anderen nicht verborgen. Chamuel kam zu mir und stützte seinen Unterarm auf meiner Schulter: „Kumpel, das wird schon. Ich sag dir, das wird wirklich lustig! Stell dir vor, wir könnten die anderen Engel dann ärgern!“ „Du bist ein toller Engel der Liebe“, sagte Sacred Feye trocken und verschränkte die Arme. Chamuel grinste sie an. Dieses Grinsen... Ich schätzte, das war genau das, was Gott meinte. Es war zwar frech, aber so voller Charme. Selbst Sacred Feye blieb dabei nicht kalt und wurde etwas rot im Gesicht. Lumen lächelte wieder wie immer: „Wir sind alle bei dir und unterstützen dich.“ Wir saßen eine ganze Weile zusammen und langsam legte sich die Anspannung. Wir begannen miteinander zu lachen – sogar Feye musste lachen. Ich dachte es würde länger dauern bis ich das mal sehen dürfte. Es war ein unscheinbares kurzes lachen. Von ihr hätte ich auch nicht mehr erwartet. „Hey, habt ihr euch eigentlich mal gefragt wie sich die Kräfte, die wir bekommen haben, einsetzen lassen? Ich meine, Gott sagte bereits, dass unsere Kräfte von allein ausströmen. Aber sicher können wir noch mehr damit anfangen“, fing Chamuel an zu spekulieren. „Das stimmt allerdings... Als Engel der Dunkelheit müsste ich doch mehr können, als nur finster dreinblicken“, sagte Feye trocken und streckte die Hand leicht vor sich aus. Sie schloss ihre glühend roten Augen und konzentrierte sich. Gespannte beobachteten Chamuel, Lumen und ich wie Feye aus ihrer Hand eine Art Energiekugel erschuf. Sie schimmerte schwarz-lila und blitzte leicht auf. Feye öffnete ihre Augen und starrte über sich selbst erstaunt auf diese Energie. Dann verzog sich ihr Mund zu einem stolzen Lächeln. Mit einem leichten Schwung schleuderte sie die kleine Energiekugel in den Wolkenboden, wodurch dieser wie Watte verpuffte. „Fein! Ich glaube, das werde ich üben. Ich spüre wie noch viel mehr möglich ist!“ „Bewundernswert! Gott sagte, ich hätte das Feuer der Leidenschaft in mir... Also müsste ich doch...“ Auch Chamuel schloss seine Augen und konzentrierte sich. Auf seiner Handfläche erschien in kürzester Zeit ein Feuerball. Grinsend vor Stolz und hochmütig fing er an es zu übertreiben und spielte mit dem Feuerball herum. Er tanzte durch die Gegend und drehte sich einige Male, wodurch der Feuerball Funken verlor. „AU!!!“, schrie Lumen plötzlich auf, als Chamuel zu mutig wurde und seinen Feuerball verlor. Er schlug direkt auf Lumen's Arm ein und hinterließ eine starke Verbrennung, die nicht gut aussah. Lumen's Hände zitterten und wir wussten nicht wie wir darauf reagieren sollten. „Mann, Chamuel, du bist so ein Penner!!! Was hast du gemacht!? Sieh dir das an! Was jetzt!?“, hetzte Feye aufgebracht herum. Chamuel hüpfte nervös und ratlos vor Lumen hin und her. Der Einzige, der die Ruhe bewahren konnte, war ich. Ich wusste nicht wieso ich mich so gut kontrollieren konnte, aber es ging einfach. Ruhig und sacht stand ich auf, ging zu Lumen und legte vorsichtig meine Hände auf ihre Wunde. Sie kniff die Augen zusammen vor Schmerzen. „Luzifer! Was tust du?“, fragte Feye, während sie an Chamuel's Arm zerrte. Es war so ein inneres Gefühl, das mir einfach sagte, was ich zu tun hatte. Es funktionierte automatisch. Meine Lichtkräfte bündelten sich in meinen Händen, die anfingen zu leuchten. Es fühlte sich warm und angenehm an. Dies waren wohl die Lichtkräfte, von denen Gott sprach. Mit meinen Kräften konnte ich nicht nur Schaden verursachen, sondern auch Wunden heilen. Als das Licht erloschen war, blieb von Lumen's Wunde keine Spur mehr. Sie guckte mich erstaunt und sprachlos an. Auch die anderen Beiden guckten nur noch fasziniert. „Ob wir Engel allgemein heilen können? Wir haben ja alle etwas Lichtkräfte in uns“, grübelte Lumen. „Ich hab kein bisschen Licht in mir. Also ich kann es bestimmt nicht“, gab Feye zurück und verschränkte wieder ihre Arme. Chamuel entschuldigte sich bei Lumen und versprach nicht mehr mit dem Feuer zu spielen. Nun hatten wir alle erste Eindrücke unserer Kräfte. Nein – noch nicht ganz! Es interessierte mich brennend was Gott damit meinte, dass Lumen die Zukunft sehen könnte. „Hey Lumen, willst du nicht endlich mal einen Blick in die Zukunft wagen?“, fragte ich sie herausfordernd. Sie sah aus als hätte sie längst vergessen, dass sie die Möglichkeit hatte zu sehen was passieren würde. „Keine schlechte Idee! Dann kannst du uns ja erzählen, ob Gottes Plan über ein friedliches Reich voller Engel aufgehen würde“, schwärmte Chamuel begeistert. „Idioten... Ich darf sowieso nicht verraten welche Visionen sich mir zeigen.“ „Na und? Dann erzähl es uns eben nicht. Aber dann weißt du es zumindest. Los, komm schon. Sei keine Spielverderberin!“, ermutigte ich sie grinsend. Chamuel's erwartungsvolle Blicke schienen sie zu bestärken. Zweifelnd wendete sie sich zu Feye, die mit den Schultern zuckte. Dann schnaufte Lumen und verdrehte die Augen: „Na gut, was soll's. Früher oder später würde es sowieso passieren.“ Sie nahm meine Hände und irgendwie ging alles ganz schnell. Ihr Gesicht wurde kreidebleich, ihr Atem schien zu stocken. Für einen Moment schien es, als wäre sie komplett abwesend – als würden sich tausend Bilder vor ihren Augen abspielen. Ich machte mir Sorgen und rüttelte leicht an ihren Händen wodurch sie aufschreckte, laut keuchte und mich anstarrte. Angsterfüllte, besorgte Blicke, die mich nicht mehr loslassen konnten. „Lumen? Lumen, was hast du gesehen!? Ist alles in Ordnung?“, fragte ich und versuchte sie an den Händen zu mir zu ziehen, doch Lumen riss sich von mir los und ging einen hektischen Schritt zurück. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Was ist passiert!? Was wird passieren? Lumen!“ „Ich... Ich kann es dir nicht sagen. Ich darf es nicht. Ent-entschuldigt mich bitte...“ Laut schluchzend rannte sie davon und ließ uns drei stehen. Da war es wieder – das ungute Gefühl im Bauch. Fassungslos guckte ich ihr hinterher. Was würde in der Zukunft passieren? Etwas so schreckliches? Erst Chamuel's Hand auf meiner Schulter holte mich zurück in die Realität. „Vielleicht hat sie gesehen, dass du ihr die Unschuld rauben wirst und war deswegen so fertig. Hahaha!“ „Dumpfbacke!“ Feye zog Chamuel am Ohr bis er schreiend von mir abließ. Lumen's Reaktion machte mir Sorgen. Ich kannte sie kaum, aber ich mochte sie und ich wollte nicht, dass sie traurig ist. Vor allem nicht wegen mir... Ich zog mich für einige Zeit zurück und lief durch die großen Weiten des Nichts. Während meines Spaziergangs gingen mir viele Gedanken durch den Kopf. Über unsere Geburt, die Aufgaben, die wir hatten... Über die Engel, die uns bald Gesellschaft leisten würden und über die Zukunft. War Gottes Traum sicher? War es überhaupt möglich im vollkommenen Frieden für immer zu leben? Ich fand erneut keine Antworten. Dafür war ich viel zu unwissend. Was wusste ich denn auch schon? Der Himmel hatte sich bereits dunkelblau verfärbt als ich zurück kam. Zu meiner Überraschung saß Lumen an der weißen Marmormauer des Palastes. Ob ich mit ihr sprechen sollte? Aber worüber? Bestimmt würde sie mich nicht sehen wollen. Aber was wäre, wenn ich gar nicht der Auslöser für ihre Ängste in der Vision war? Immerhin würde es in Zukunft ja nicht nur mich geben. Unsicher und langsam ging ich zu ihr und blieb dann stehen. Mit müden Augen blickte sie zu mir herauf und lächelte sanft. „Geht es dir besser?“, fragte ich leise. „Ja, schon. Es tut mir leid, dass ich vorhin so überreagiert habe. Leider darf ich nicht weiter darüber sprechen, weil es mir nicht erlaubt ist die Zukunft zu ändern.“ „Verstehe, wenn du es mir verraten würdest, könnte das sämtliches Handeln und alle Schicksale ändern...“ Verzweifelt nickte sie und vergrub ihren Kopf in ihren Armen. Schnell wurde mir bewusst, dass sie von uns allen die größte Bürde trug. Und da kam ich an mit meinen kleinen Problemchen. „Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte ich sie und beschloss in Zukunft stark zu sein um ihr die Sicherheit zu geben, die sie brauchte. Lumen nickte und ich nahm neben ihr Platz. Wir saßen noch lange zusammen und redeten einfach miteinander. Ich spürte, wie ich mich zu ihr hingezogen fühlte. Wie angenehm ich es empfand ihrer Stimme zu lauschen. Lumen's blaue Augen faszinierten mich. Was wir wohl in der Zukunft alles gemeinsam erleben würden? Ich erhoffte mir eine gute Freundschaft. Nicht nur mit Lumen, auch Chamuel und Feye mochte ich. Aber bei Lumen fühlte es sich etwas intensiver an. Wir beschlossen zurück in den Palast zu gehen, weil es draußen so dunkel wurde, dass wir fast nichts mehr sehen konnten. Gott hatte sich erholt und saß zusammen mit Chamuel und Feye in der großen Halle, wo ich erschaffen wurde. Sie bemerkten uns sofort. Während Feye emotionslos wie immer reagierte, machte sich auf Chamuel's Gesicht ein hämisches Grinsen breit. „Schau an! Ihr habt es aber eilig mit eurer Zweisamkeit!“, lästerte Chamuel belustigt und lachte anschließend. „Wir haben nur geredet, weil ich mich nach meiner Vision unwohl fühlte“, erklärte Lumen ruhig. Als wir uns zu ihnen setzten räusperte sich Gott: „Lumen, du vergisst hoffentlich nicht, dass es dir verboten ist Visionen zu verraten.“ „Ich habe kein Wort darüber verloren. Vater, was passiert, wenn ich ich mich nicht an das Verbot halte?“ Gott hielt einen Moment inne. Eine sehr interessante Frage, die auch das Interesse von Chamuel und Feye weckte. Langsam senkte Gott seinen bedeckten Kopf und schnaufte: „Dann wirst du es mit deinem Leben bezahlen müssen.“ Lumen erstarrte und blickte unseren Schöpfer fassungslos an. Würde er das einfach so tun? Er kann doch nicht die Engel umbringen, die er gerade erst erschaffen hatte. Lumen schien sich wieder zu fassen und schloss die Augen: „Gut, ich werde mich an das Verbot halten.“ Nach unserem ersten Tag folgten sieben Weitere. Gott erschuf in dieser Zeit keine weiteren Engel, sondern lehrte uns viele Begriffe und ihre Bedeutungen. Zudem nutzten wir die Zeit, die uns gegeben wurde, um uns aneinander zu gewöhnen. Und auch um zu uns selbst zu finden. Ich war Gott dankbar für diese Tage. Hätte er sofort neue Engel erschaffen, wären wir sicher überfordert gewesen und hätten den Moment um über uns selbst nachzudenken verpasst. Chamuel und ich verstanden uns richtig gut. Wir lachten oft miteinander und fingen an unsere ganz eigenen Witze zu erfinden. Meist über die Mädels... Aber es gab ja sonst auch niemanden. Über Gott wollten wir schließlich nicht lästern. Feye und Lumen waren auch langsam dabei Freundinnen zu werden. Und abends, wenn keiner uns vermisste, traf ich Lumen. Ich wollte die Zeit mit ihr gar nicht mehr missen. Wir saßen dann immer einfach nur nebeneinander und redeten. „Luzifer, fühlst du dich manchmal einsam?“, fragte sie auf einmal und guckte mich an. „Nein, ihr seid doch alle bei mir. Fühlst du dich denn einsam?“ „Ja... Schon.“ „Wieso? Wir sind doch auch alle für dich da.“ „Natürlich. Es ist nur das was ich gesehen habe. Ich bin die Einzige, die es weiß. Und ich darf nicht darüber reden... Ich weiß nicht recht wie ich damit umgehen soll.“ „Versuch dich davon abzulenken. Oder du... fängst an uns alle so zu manipulieren, dass sich alles ändert. Ohne jemals offen zu reden. Verstehst du was ich meine?“ Nachdenklich guckte sie in die Ferne und dann wieder zu mir: „Vielleicht kann ich ja... Das was ich zum Schluss gesehen habe auf diese Weise verändern.“ „Psst... Dieses Gespräch fand nie statt.“ „Danke, Luzifer...“, sagte sie ruhig und lehnte sich an meine Schulter. Ihre Nähe machte mich mehr und mehr nervös. Mein Bauch fühlte sich so seltsam an... Und es wurde immer schlimmer. Aber ich konnte mir dieses Gefühl nicht erklären. * Die ersten sieben Tage hatte ich dazu genutzt meinen lieben vier Engeln die Grundlagen beizubringen. Ich hatte ihnen gezeigt, wie sie ihre Kräfte nutzen könnten und vor allem lernten sie ihre Flügel kennen. Ja, ich hatte sie mit Flügeln erschaffen, sodass man ganz einfach durch das Himmelsreich reisen könnte. Auch ich hatte Flügel, die ich erst nach einer Weile bemerkt hatte. Wir müssen sie erst beschwören und können sie jederzeit wieder verschwinden lassen. Da es magische Flügel waren, zerstörten sie auch nicht unsere Kleidung. Luzifer, Chamuel, Lumen und Sacred Feye machten gute Fortschritte und ich wollte ihnen genügend Zeit geben um einander kennenzulernen, bevor ich neue Engel erschaffen würde. Meine Kräfte hatten sich auch wieder regeneriert. Eines ließ mir jedoch keine Ruhe: Was hatte Lumen in ihrer Vision gesehen? Sie war völlig fertig mit den Nerven und sie erholte sich erst nach und nach von den Ereignissen. Hatte sie etwas Schreckliches gesehen? Aber mein Plan vom friedlichen Volk der Engel im Himmelsreich war sicher. Was sollte schiefgehen? Nichts und niemand würde meinen Traum und mein Volk zerstören! Ich hatte Luzifer und die Anderen beobachtet. Je besser sie sich kennenlernten und je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, desto mehr fingen sie an herumzualbern, sich zu ärgern und Streiche zu spielen. Ich konnte damit nur schlecht umgehen. Hatte ich sie falsch erschaffen? War dies eine normale Entwicklung unter „Freunden“? Ich fühlte mich einsam, wusste aber auch nicht, wie ich es ändern könnte. Wenn ich mehr Engel erschaffen würde, würden diese dann auch so außer Kontrolle geraten und sich nicht an Ordnung und Gesetze halten? Vielleicht würde es mit jedem Engel immer schlimmer werden. Und ich könnte ihnen auch nicht die ganze Zeit hinterher laufen und sie beaufsichtigen. Grübelnd saß ich auf meinem Thron und versuchte eine Lösung dafür zu finden. Jemand, der mich zukünftig dabei unterstützt auf Gesetze und Ordnung zu achten... Er sollte deutlich älter als die Anderen sein und einen ernsten Charakter haben. Anders als die Anderen dürfte er nicht dieser kindischen Art und den Albereien verfallen. Ich erhob meine Hand und nutzte meine Kräfte um den fünften meiner Engel zu erschaffen. Als die Lichtform eine feste Gestalt annahm war ich zufrieden. Er war alt, wirkte weise und ernst. Sein weißes Haar fiel ihm bis über die Schultern und er hatte einen Bart. Ein langes Gewand bedeckte seinen Körper und der Goldschmuck, der es zierte, wirkte edel. Seine grauen Augen blickten mich an, doch er sagte kein Wort. „Metatron, willkommen in deinem neuen zu Hause. Du wirst mir als Berater dienen, das Volk beobachten und sie zurechtweisen, wenn sie sich nicht an Ordnung und Gesetzte halten. Du bist der Hüter von Ordnung und Gesetz. Ich bin Gott, dein Herr, du wirst mir hoffentlich treu dienen.“ Er nickte verständnisvoll und kniete voller Respekt nieder: „Jawohl, mein Herr. Es ist mir eine Ehre Euch zu dienen.“ „Wundervoll!“ Ich war begeistert von seiner Art. Auch auf unserem Weg nach Draußen stellte er keine Fragen. Ich gab ihm mehr Wissen mit als den Anderen. Einerseits weil er als älterer Engel Intelligenz vermitteln sollte, andererseits weil ich den Anderen schon zu viel beibringen musste. „Metatron, du wirst gleich die anderen vier Engel kennenlernen. Sie stehen über dir, aber dennoch musst du auch auf sie aufpassen.“ „Jawohl, mein Herr.“ Wir beide waren erstaunt, als wir durch den Korridor um die Ecke bogen. Luzifer und Chamuel jagten sich hinterher und schubsten sich. Sie lachten dabei, fingen an sich zu prügeln und schienen dabei Spaß zu haben. Sacred Feye und Lumen standen direkt daneben an die Wand gelehnt und beobachteten das Spektakel belustigt. Ich wollte gerade tief Luft holen um diese Kindereien zu beenden, doch Metatron kam mir zuvor. „WERDET IHR WOHL DAMIT AUFHÖREN, IHR RABAUKEN!“ Wütend stampfte er zu ihnen und schlug seinen Stab gegen die Bodenplatten. Verwundert blickten sie zu ihm und hielten still. „Wer ist'n der Opa?“, fragte Chamuel frech. Luzifer ließ von ihm ab und zuckte mit den Schultern. „Ich bin Metatron! Und ab jetzt gelten hier andere Gesetze!“ Luzifer lachte: „Ist klar, Opi.“ Sacred Feye stellte sich neben Luzifer und verschränkte elegant ihre dünnen Arme: „Wenn, dann hast du dich unserem König Luzifer zu fügen.“ Ich konnte erkennen wie Lumen Metatron aus dem Hintergrund argwöhnisch beobachtete. Kannte sie ihn bereits aus ihrer Vision? „König Luzifer? Solange er sich nicht halbwegs wie ein wahrer König benimmt, werde ich mich keineswegs fügen.“ Nun beschloss ich einzuschreiten um einen größeren Konflikt zu vermeiden. Ich räusperte mich, holte Luft und stellte mich neben meinen neuen Engel: „Vertragt euch bitte, meine Kinder. Diesen Engel, habe ich soeben erschaffen. Verzeiht seine strenge Art. Er musste genau so werden, denn seine Aufgabe ist es auf Ordnung und Gesetze zu achten. Er wird mir als Berater dienen und auch für euch als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.“ Chamuel zog die Augenbrauen hoch und tauschte kurze Blicke mit Luzifer aus. Während Sacred Feye dazu schwieg und wenig begeistert schien, lächelte Lumen freundlich und schüttelte ihm die Hand. „Nun, gut... Wenn du meinst, Gott. Ist es Pflicht ihn als Ansprechpartner und Berater zu nutzen? Denn ich habe beides bereits“, entgegnete Luzifer und deutete auf Chamuel. Ich seufzte und drehte mich von ihnen um wieder zum großen Saal zurück zu laufen. Doch noch einmal blickte ich zurück: „Egal wie ihr es anstellt – ich will keinen Streit!“ Dann schritt ich davon. Ich verstand es nicht... Sind Beziehungen derart Kompliziert? Warum hatten sie Metatron von Anfang an abgelehnt? Weil er sich zu grob eingemischt hatte? Nein, ich hatte nichts falsch gemacht! Bestimmt würde schon bald alles wieder harmonieren und alle würden sich gern haben. Zweifel waren hier völlig fehl am Platz. Ich durfte nicht an mir selbst und meinen Plänen zweifeln. Doch wieso fühlte ich mich bereits jetzt mit ihren Gefühlen und ihrem Umgang überfordert? Mir schien die Kontrolle über ihr Handeln zu entgleiten. Aber war es denn schlimm, dass sie nicht ernst und nicht voller Respekt waren? Sie taten immerhin nichts Schlechtes. In meiner Vorstellung lief alles etwas anders ab. Dass sie sich so entwickeln hatte ich nicht bedacht. Dass sie... eigenständig dachten und handelten... Frustriert setzte ich mich wieder auf meinen Thron. Kontrolle... Ich durfte sie nicht verlieren. Kapitel 2 ~ Gefühle ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)