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Elementary Angels

Trilogie - Staffel 3
von

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Im Inneren der Festung

Kapitel 21 ~ Im Inneren der Festung
 

~ Juline Coldfire ~

„Adriano!!! Wach bitte wieder auf! Bitte!!! Wach auf!“, rief ich verzweifelt und schüttelte meinen bewusstlosen Freund. Selbst nach drei Ohrfeigen wurde er nicht wach! Ich konnte ihn doch nicht einfach hier liegen lassen! Aber wir müssten schnell weiter, immerhin hatte ich Fiona nur bewusstlos geschlagen und Chamuel wusste sicher auch schon, dass wir hier waren. Es war nur eine Frage der Zeit bis wir hier gefunden werden.

Ich rüttelte Adriano weiter und wurde zunehmend nervöser. Was hatte diese Schlampe ihm nur erzählt!? Wieso glaubte er plötzlich, dass ich nur Elohim und nicht ihn will!? Sie hatte ihm sicherlich von Elohim erzählt. Aber was noch!?

Ich hatte Angst Adriano so schnell wieder zu verlieren... Wo wir doch gerade erst zusammengekommen waren. Unsicher zuckte ich zusammen, als er langsam seine Augen öffnete. Und umso frustrierter und entsetzt war ich, als ich bemerkte, dass es die blauen Augen von Elohim waren, die mich anguckten. Wütend schnaufte ich und packte ihn am Kragen: „Was soll das!?! Was willst du jetzt auf einmal hier!? Ich will mit meinem Freund sprechen! Gib mir Adriano zurück! Sofort!“ „Ich freue mich auch dich zu sehen“, antwortete er frech und packte meine Handgelenke um sich von mir loszumachen.
 

Seufzend klopfte er etwas Staub von seinen Klamotten und guckte zu Fiona, die immernoch blöd in der Ecke lag: „Nett.“ „Lenk nicht ab! Ich will mit Adriano reden!“ „Deinem Liebling geht’s gut. Keine Angst. Er meinte, er ist müde und er will alleine sein.“ „Wie bitte?! Hast du etwa mit ihm reden können!?“ „Ja, ich war ganz lieb zu ihm und hab ihm die Lügenmärchen aus dem Kopf getrieben.“ „Wie nett von dir... Wie kommt das?“ „Ich bin doch ein Engel. Ich muss Gutes tun – jeden Tag! Dann verdiene ich meinen Heiligenschein“, antwortete er mit hoher Stimme und faltete die Hände.

Ich wollte zwar mit Adriano reden, aber Elohim war in dieser Situation von Vorteil. Ich fühlte mich etwas sicherer mit einem Engel an meiner Seite, der es mit Chamuel aufnehmen konnte. Außerdem hatte ich noch nie zuvor die Gelegenheit etwas mit ihm zu reden. Elohim erschien zuvor immer nur in Kampfsituationen... Und wenn, dann ganz kurz. Ehe ich ihn ansprechen konnte, war dann schon wieder Adriano bei Bewusstsein.

„Na gut... Elohim. Versprich mir, dass ich mit Adriano reden kann, sobald wir hier verschwunden sind. Wir haben hier noch so verdammt viel zu erledigen.“ „Ja, irgendwelche unwichtigen Leute retten.“ „Hey!“

Für mich war es immernoch so unfassbar, dass dieser Typ, der nun vor mir stand und mir half, ausgerechnet Chamuel‘s Sohn sein sollte. Sie ähnelten sich kein Stück. Und äußerlich gab es auch absolut keine Ähnlichkeit zwischen den beiden. Und sollte ich ihm überhaupt sagen wer sein Vater ist? Und wenn ja... Wie?

„Was ist?“, fragte er mich, als er meine Blicke bemerkte. „Nichts! Elohim... Hilfst du mir im Kampf gegen Chamuel?“, fragte ich mit gesenktem Kopf. „Soweit ich das kann, ja. Aber das hier ist nicht mein Körper. Adriano's Körper ist zu menschlich um meine Kräfte noch länger auszuhalten. Würde es zu einem ernsthaften Kampf zwischen mir und Chamuel kommen, könnte ich nicht für Adriano's Überleben garantieren. Und wenn er draufgeht, sterbe ich auch. Das würde also nichts bringen. Demnach kann ich nicht viel tun. Erstmal müssten wir meinen Körper finden.“ „Klingt komisch... Aber wo finden wir „dich“ denn?“ „Na im Himmelsreich. Irgendwo... Ich hab keine Erinnerung an das was geschah, bevor meine Seele hier landete.“ „Verstehe...“ „Wenn wir Lumen finden, dann trete ich ihr solange in ihren Hintern, bis sie alles wieder in Ordnung bringt.“

Wie meint er das? Ich wollte ihn gerade fragen, als Fiona mit einem schmerzhaften Stöhnen wach wurde. Elohim wollte gerade zu einem Angriff ansetzen, doch ich packte ihn am Handgelenk und zerrte ihn zurück: „Tu ihr nichts!“ „Warum!?“ „Sie ist auch nur eines von vielen Opfern.“ „Sie ist schuld, dass du kurzfristig ernsthafte Beziehungsprobleme hattest.“ „Verdammt... Was... Ist passiert?“, fragte sie und bemerkte uns dann mit entsetzten Blicken. Vor allem als sie sah, dass statt Adriano nun Elohim bei mir war, wurde sie regelrecht blass. Ohne Worte sprang sie auf um die Flucht zu ergreifen, doch Elohim hatte seinen Zeigefinger und Daumen zu einem Kreis geformt und pustete kräftig durch. Eine riesige Seifenblase formte sich und schloss sich um Fiona, die nun darin gefangen war. Zufrieden tätschelte Elohim auf die Oberfläche und grinste: „So, da drinnen bleibst du jetzt erstmal.“ „DU VERDAMMTER ARSCH!“, fuhr sie ihn an und hämmerte gegen die Blase, die wohl unzerstörbar schien.

Ich kicherte etwas und schubste die Seifenblase etwas an und beobachtete Fiona, wie sie durch den Korridor schwebte.

„Wieso platzt sie nicht?“, fragte ich nun nachdenklich. „Die platzt erst wenn ich es will, oder wenn Adriano dann wieder da ist.“ „Coooool!“ „Du bist nicht schwer zu beeindrucken oder?“ „Was!?! Fühl dich bloß nicht zu cool!“ „Jaja, komm jetzt, wir haben's doch eigentlich eilig.“

Die Türen, die verschlossen waren, wurden von Elohim ganz einfach zerstört. Er zerschoss sie einfach und alles war nass.

„Ich wusste gar nicht, dass Wasserkräfte derartig stark sein können, dass man sogar magische Verriegelungen damit öffnen kann.“ „Du hast wahrscheinlich auch noch niemanden getroffen, der mit seinen Wasserkräften gut umgehen kann.“ „... Wohl nicht...“ „Und wo müssen wir entlang?“ „Naja, ehrlich gesagt weiß ich das grade gar nicht. Ich kenne diesen Teil von der Festung gar nicht. War noch nie hier unten. Wir müssen einfach weiter und gucken, dass wir nach oben kommen.“

Mit Elohim war es wirklich einfach und meine Nervosität war schnell verschwunden. Nachdem wir um weitere fünf Ecken gelaufen waren, blieb er stehen und ich knallte ihm gegen den Rücken.

„Was ist?“ „Eine Falle...“ „Wo denn?“

Er zeigte auf den Boden, wo sich eine Steinplatte von den anderen leicht hervorhob. Dann bemerkte ich nun auch die kleinen Öffnungen in den Wänden.

„Diese Burg ist doch bescheuert! Dad ist bescheuert!“ „Möglich, dass diese Fallen von Chamuel sind. Hmm... Wir könnten ja natürlich über die Platte springen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er das bedacht hat, und es weitere Tretfallen gibt.“ „Meinst du!?“ „Wärst du etwa nicht darauf gekommen?“ „Ähm... Und jetzt?“

Ich bewunderte ihn für seinen Scharfsinn und seine Beobachtungsgabe. Während mir überhaupt nichts einfiel, wie wir heil durch die Passage mit den Fallen kommen könnten, breitete Elohim einfach seine Hände aus und erschuf dicke Eisfelder, die durch den Flur führten. An den Wänden und am Boden!

„Wahnsinn!!!“ „Noch nie sowas gesehen?“ „Nein!!! Es ist Eis!!! EIS!!!“, rief ich begeistert. „Ja... Es ist ganz normales Eis...“ „Ich hab noch nie wirklich Eis gesehen. Ich meine, ich hatte letzt meinen ersten Schnee, auch wenn er künstlich war... Ich freue mich einfach über jede Kleinigkeit, die ich entdecken kann.“

Es war mir irgendwie peinlich, dass ich mich über solche Kleinigkeiten so freute, obwohl es für Andere normale Dinge waren. Doch Elohim lächelte auf einmal verständnisvoll: „Das kenne ich... Ich hab auch noch nicht viel gesehen. Und ich bin wohl ein ganzes Stück älter als du.“ „Aber... Du wirkst nicht so, als würde dich dein Umfeld richtig faszinieren.“ „Mich... fasziniert auch nichts...“, antwortete er schließlich zögerlich. „Gar nichts? Willst du nichts von der Welt sehen? Nichts kennen lernen?“ „Wofür? Ich hatte nicht die Chance zu lernen wie man sich über das Leben freut.“ „Aber trotzdem kämpfst du... Wofür?“ „Naja weil... Ach, mach dir keine Gedanken um mich. Hier... Haste was zum Spielen.“

Er formte einen Eiskristall und warf ihn mir zu. Er sah so wunderschön aus, dass ich die Kälte fast vergaß. Und ebenso vergaß ich weiterzulaufen.

„Na los, wir müssen doch weiter. Das Eis hält die Falle auf.“ Ich hatte natürlich gelesen, dass Eis rutschig und glatt war, dass ich allerdings schon beim ersten Schritt hinfallen würde, hätte ich nicht gedacht. Kaum stand ich auf dem Eis, lag ich auch schon auf der Schnauze.

„Auu... VERDAMMTES EIS!“ „Hör auf zu Fluchen und steh schon auf“, motzte Elohim nun. Ich versuchte es zumindest... Aber ich fiel jedes Mal wieder hin, bis er zum Schluss schnaufend zu mir zurück lief und mich über die Schulter packte.

„EY!!! Lass mich runter!!! Neeein!“, schrie ich und hämmerte ihm gegen den Rücken. „BIST DU WOHL STILL JETZT! Boah, das ist ja nicht auszuhalten! Du ätzende Kuh! Und sowas schimpft sich Herrscherin über die Dunkelheit!“ „Lass mich...“, schniefte ich und gab auf. Schließlich standen wir endlich wieder auf normalem Boden und er ließ mich wieder runter.

„Schreist du auch so rum, wenn dein Freund dich so trägt?“ „Das tut Adriano nicht! Sowas macht man nicht mit Lebewesen!!! Du hättest mich auf den Armen oder Huckepack tragen können! Und wehe du fasst nochmal an meinen Hintern!“ „HAB ICH NICHT! Und wenn... Dann reg dich nicht so auf, diese Hände haben dich bestimmt schon an ganz anderen Stellen betatscht“, sagte er höhnisch und ließ mich knallrot werden.

Ich dachte immer Engel seien freundliche Wesen und unschuldig und rein... Ach, der Schein trügt...

Mit einem schrillen Schrei erschrak ich plötzlich als ich einige Meter weiter die rot leuchtenden Augen eines Dämons sah.

„Jetzt guck doch, was du angestellt hast mit deinem Geschrei! War klar, dass uns nun Dämonen finden würden“, meckerte Elohim mich an. „Hör auf mit mir zu schimpfen! Wenn du so grob zu mir bist, muss ich ja schreien!“ „Ich lass dich gleich alleine hier unten.“ „WAS!?“ „Hey... Ich bin auch noch da...“ „FRESSE!“, fuhren wir den Dämon an und wandten uns wieder uns zu: „Wie willst du das machen!?“, fragte ich herausfordernd. „Na, ich verziehe mich einfach wieder. Dann sitzt du hier unten mit deinem bewusstlosen Kerl fest.“ „DAS WÜRDEST DU NICHT TUN!“ „Wenn du nicht lieb zu mir bist, muss ich es tun!“ „Ich befehle dir aber hier zu bleiben!“ „Uuuuh, die Prinzessin hat gesprochen.“ „Ihr unverschämtes Pack!“, meckerte der Dämon nun wieder und schoss einen Energiestrahl nach uns.

Ich schnaufte nun genervt und gab ihn gleich wieder zurück. Er verfehlte den Dämon knapp und auch die nächsten Energiebälle von mir trafen nicht. Erst als der Dämon gegen die Decke sprang, ahnte ich seine Bewegung voraus und traf ihn mit voller Wucht. Allerdings übertrieb ich etwas und hatte ein Loch in die Decke geschossen.

„Geht's noch?“, fragte Elohim mit verschränkten Armen. „Hey! Jetzt können wir nach Oben.“ „Ich glaube es nicht... Wieso sind wir nicht früher drauf gekommen?“ „Weil wir mit streiten beschäftigt waren.“ „Streiten? Du bist ja niedlich. Streiten... Pff.“

Um nicht noch mehr Zeit sinnlos zu verschwenden sagte ich nichts mehr dazu und sprang durch das Loch nach oben, auf die Etage über uns. Keine Dämonen... Ich wollte eigentlich nicht, dass Elohim noch mehr von seinen Kräften einsetzt. Schon gar nicht im Kampf. Immerhin machte ich mir noch immer Sorgen um Adriano. Und wieder zog sich mein Magen zusammen... Was ist, wenn er gar nicht mehr mit mir reden will? Nein, ich würde mit ihm reden, sobald wir hier weg wären. Hoffentlich war Raik inzwischen nichts passiert. Und Hailey auch! Nachdem auch Elohim nach oben gesprungen kam, guckte ich mich um und versuchte herauszufinden, wo wir eigentlich nun waren. Und mein Herz machte Freudensprünge, als ich bemerkte, dass sich schon ein paar Meter weiter die Türen zum Kerker befanden.

Hoffentlich war Dad noch da und hoffentlich war er am Leben...

„Hier entlang! Gleich sind wir da... Hoffe ich.“ Ohne Worte folgte Elohim mir und ich riss die Tür zum Kerker auf. Dort sah ich durch die Gitter gleich meinen Dad sitzen und hechtete zu seiner Tür.

„DAD!!!“, rief ich und rüttelte an der verschlossenen Tür. Endlich wurde er auch wach und drehte seinen Kopf langsam zu mir. Als er bemerkte, wer da vor der Tür stand riss er entsetzt die Augen auf.

„Juline!?! Was tust du hier?!“ „Dad, wir sind gekommen um dich zu retten!“ Schmerzverzerrt kniff er die Augen zusammen und guckte dann zu Elohim, der wiederum den Korridor im Auge behielt.

„Wer ist das?“ „Das ist Elohim! Ich habe ihn gefunden... Wie du mir aufgetragen hast.“ „Elohim? Den habe ich mir etwas anders vorgestellt. Dass du ihn überhaupt finden konntest... Er wirkt so menschlich...“ „Was labert ihr so viel? Juline, mach endlich diese verdammte Tür auf. Wir müssen weiter“, meckerte Elohim und guckte wieder in den Korridor.

„Die Tür ist magisch versiegelt. Niemand außer Chamuel kriegt sie auf“, erklärte Dad mit schwacher Stimme. Ihm schien es wirklich nicht sehr gut zu gehen. Er hatte wohl immernoch Schmerzen vom Kampf gegen Chamuel und er sah sehr mager aus.

Ich versuchte meine Kräfte auf das Schloss zu richten, aber es passierte nichts, egal wie sehr ich mich bemühte. „Wo ist eigentlich Aris!? Ist sie etwa...“, fragte ich nun schockiert. „Aris ist vor einiger Zeit mit Chamuel gegangen. Sie wollte ihre eigenen Pläne durchziehen um uns zu befreien.“ „Eigene Pläne?! VERDAMMT ICH KRIEG ES NICHT AUF!“, schrie ich nun wütend und trat gegen die Tür. „Elohim!!! Hilf mir maaal!“, grummelte ich nun. Elohim schnaufte schon wieder genervt und kam zu mir.

„Die Versiegelung ist zu stark... Kannst du mir irgendwie helfen ohne den Raum zu fluten?“ „Mal sehn. Du kannst ja gar nichts alleine...“ „Pöh!“

Elohim und ich legten unsere Hände zusammen auf das Türschloss und konzentrierten unsere Kräfte gegen die Versiegelung... Und trotzdem ging die Tür nicht auf. Noch zwei weitere Male versuchten wir es, dann wurde mir leicht schwindelig.

„Das bringt nichts... Was könnten wir jetzt tun?“ „Verschwindet einfach...“, sagte Dad und lehnte sich wieder zurück. „WAS!? Ich kann dich hier nicht zurücklassen! Dad! Bitte, sag sowas nicht... Ich will dich nicht verlieren...“, protestierte ich und mir kamen die Tränen. Ich hatte schon meine Mutter sterben sehen... Und ich musste meinen Dad schon einmal zurück lassen. Ich könnte jetzt nicht aufgeben. Nicht jetzt, wo wir so nah am Ziel waren. Aber was könnten wir noch tun? Plötzlich kam mir eine Idee. Ich holte die magische rosa Kugel aus meiner Tasche.

„Ich bitte dich viel zu oft um Hilfe... Aber ich weiß keine andere Lösung mehr... Kannst du uns helfen die Tür zu öffnen? Bitte breche die Versiegelung“, sagte ich zur Kugel und hielt sie gegen das Schloss. Dad und Elohim waren nun ziemlich aufmerksam und starrten die Kugel an.

„Irgendwoher... Kenne ich diese Kraft, die von der Kugel ausgeht.“ „Ich auch...“, stimmte Elohim zu und beide grübelten.

Währenddessen leuchtete meine Kugel hell auf und übertrug ihre Kraft auf das Türschloss, das sich einfach so öffnete. Dann erlosch ihr Leuchten wieder, als wäre nichts gewesen.

„Ich fasse es nicht! Was kann dieses Ding eigentlich nicht?“, fragte ich verwundert und öffnete die Tür, ehe ich meinem Dad in die Arme fiel.

„Ich habe dich so vermisst... Endlich bist du wieder bei mir“, sagte ich leise und wollte gar nicht mehr loslassen. Auch Dad hielt mich fest: „Ich wusste, dass du kommen wirst...“ „Hey, ihr beiden! Freut euch nachher, wir haben noch einiges zu tun!“, drängte Elohim, der etwas nervös wirkte und guckte, ob der Weg draußen frei ist.

Ich half meinem Dad beim Aufstehen. Er war total angeschlagen und wirkte als würde ihm jede kleine Bewegung wehtun.

„Geht's, Dad?“ „Dein kleiner Engelskumpel kann nicht zufällig heilen?“, fragte Dad und drückte sich die Hand auf seine Rippe. „Heilen konnte ich noch nie.“ „Ein Engel der nicht heilen kann?“ „Egal, wir schaffen es auch so“, sagte ich und stützte meinen Dad beim Laufen, während Elohim etwas voraus lief um den Weg zu sichern.

„Wie ging es dir die letzten Wochen?“, fragte Dad. „Es gab Höhen und Tiefen. Aber obwohl der Grund für mein Erscheinen auf der Erde ein schlechter war, ist es das Beste was mir je passiert ist“, erklärte ich und wurde wieder traurig beim Gedanken an Adriano und unsere letzte Auseinandersetzung.

„Das freut mich... Wie hast du ihn gefunden? Er sieht aus wie ein Mensch...“ „Das ist ne lange Geschichte, Dad. Dass er so menschlich aussieht liegt daran, dass es nicht sein Körper ist. Sein Geist wurde in diesen Körper gesperrt. Und naja... Eigentlich ist das Adriano. Ein Asssistant... Und mein Freund... Hehe.“ „WAS!? Au... Du bist mit einem Assistant zusammen?“ „Lass uns darüber bitte ein ander mal streiten, ja?“, sagte ich mit gespielter Freundlichkeit und Dad hielt die Klappe.

„Wohin jetzt, Juline?“, fragte Elohim an einer Kreuzung.

„Wir gehen zu den Gemächern der Göttinnen! Also müssen wir nach Links und nochmal runter.“ „Was willst du da?“, fragte nun Dad. „Ich will etwas von Aquarienne.“ „Aquarienne? Was willst du von der?“ „Genau! Was willst du von ihr?“, fragte Elohim nun auch skeptisch.

Sollte ich ihm gerade jetzt die Wahrheit erzählen? Jetzt, wo auch Dad dabei war? Und Elohim würde mir garantiert nicht glauben wollen. Ausgerechnet Chamuel als Vater zu haben, wäre auch nicht das, was ich wollen würde. Aber irgendwann müsste Elohim es erfahren und ohne Erklärung würden die Beiden sicherlich nicht zulassen, dass wir nun einen Umweg machen.

„Hört zu...“, sagte ich nun, ließ Dad kurz los und holte meine Kugel wieder hervor. „Letzte Nacht, hatte mir diese Kugel die Vergangenheit gezeigt. Sie hat mir ALLES gezeigt.“ „Was soll das heißen?“ „Das soll heißen, Dad, dass ich gesehen habe, warum Chamuel so geworden ist. Ich habe gesehen, wie du seine menschliche Freundin und sein ungeborenes Kind in ihr, einfach getötet hast. Dieses ganze Blut... Und ich verstehe nicht warum.“ Er starrte mich einige Sekunden sprachlos an, dann guckte er zu Boden: „Weil ich einfach das tat, was mir befohlen wurde. Nicht mehr und nicht weniger.“ „Aber warum hast du auf den Befehl gehört, wenn du kurz darauf sowieso vorhattest die Seiten zu wechseln!?“ „Das erkläre ich dir später... Was hat das alles mit Aquarienne zu tun?“

Ich guckte zu Elohim: „Aquarienne ist seine Mutter. Und... Die Kugel hatte mir auch gezeigt, dass Aquarienne in Chamuel verliebt war. Die Beiden hatten Sex und Aquarienne wurde schwanger...“

Sowohl Dad, als auch Elohim wussten nicht, was sie nun dazu sagen sollten. Sie starrten mich sprachlos an. Nur Elohim wurde zudem noch ziemlich blass.

„Das kann nicht sein... Das ist nicht wahr! WAS REDEST DU SO EINEN SCHEIß ÜBER MEINE MUTTER!?“, fuhr er mich nun wütend an und schubste mich gegen die Wand.

„Elohim... Hör auf, es ist die Wahrheit!“ „NEIN! DAS KANN NICHT SEIN!!!“ „Es ist aber so!“ „Noch eine weitere Lüge, sonst...“ „Sonst was?“, fragte Dad verärgert und stieß Elohim von mir weg.

„Bitte, hören wir alle auf damit! Elohim! Ich konnte es selbst nicht glauben...“ „Das ist unmöglich! Ich bin nicht der Sohn von so einem bekloppten Psycho!“ „Tzz, dass Chamuel ein alter Casanova war, war ja kein Geheimnis im Himmelsreich.“ „Dad! Hör auf zu provozieren!“

Elohim guckte Dad wütend an und rang um Fassung. Ich ignorierte seine Wut und legte meine Arme um ihn: „Ich will dir nicht weh tun und ich lüge dich auch nicht an. Deswegen will ich in Aquarienne's Gemächer. Dort finden wir vielleicht Hinweise auf das, was ihr in der Zeit durch den Kopf ist. Ich habe da vielleicht an eine Art Tagebuch gedacht. Wenn wir sowas finden, könnten wir schauen, was genau passiert ist.“ „Ich will es nicht wissen...“, sagte Elohim und löste sich von mir.

„Da hört man all diese Jahre die Gerüchte von der Story von diesem Bengel und so erfährt man die Wahrheit. Unglaublich“, murmelte Dad, als ich ihn wieder stützte.

Elohim lief weit voraus und beachtete uns überhaupt nicht mehr.

Erst als er den Weg nicht weiter wusste und wir weiter unten ankamen, holten wir ihn wieder auf.

„Hier müssten sie irgendwo sein“, sagte ich vorsichtig, weil ich nicht abschätzen konnte, wie Elohim gerade drauf war. Dad lief ein Stück allein weiter und tippte gegen vier Backsteine, die sich völlig automatisch zu einem Durchgang formten.

„Woher wusstest du, wo diese Türen waren?“ „Ich lebe schon sehr lange hier... Und... Hier war es wo... Ach, egal. Jedenfalls ist es hier.“

Er sprach nicht aus, dass dies der Ort war, wo er Elohim's Mutter Aquarienne getötet hatte. Dass es einen so schönen Raum hier gab... Und ich hatte ihn zuvor nie gesehen. Alles in dem Raum ließ auf die Wassergöttin hinweisen. Sie liebte offensichtlich die Farbe Blau sehr. Hätte mich auch gewundert, wenn nicht. Während Dad wohl mit Gewissensbissen kämpfte, schaute sich Elohim ebenfalls im Zimmer um. „Gab es früher Fototechnik? Ich würde sie gerne mal sehen!“, sagte ich, als ich zu ihrem Schreibtisch lief. „Guck dir deinen Freund an, dann siehst du ihre Augen“, entgegnete Dad etwas zynisch. „Ich würde dich kalt machen, wenn du nicht ihr Vater wärst“, drohte ihm Elohim daraufhin. „Uhh, ich hab den Papi-Bonus. Überschätzt du dich nicht etwas?“ „Dad, lass ihn in Ruhe. Er nimmt es locker mit Chamuel auf, also hast du erst gar keine Chance!“, erklärte ich und zerstörte Dad's Illusion von vollkommener Überlegenheit.

Dad seufzte und setzte sich auf einen der beiden Stühle, die in der Ecke standen. Elohim fand währenddessen einen Ring, der auf der Kommode lag und musterte ihn. Für ihn war es bestimmt komisch die Sachen seiner toten Mutter zu sehen. Er hatte immerhin auch nie die Chance sie kennenzulernen. Da fiel mir auf, dass Elohim bei der Nennung seiner Eltern nur bei Chamuel überrascht und entsetzt war.

„Elohim, woher wusstest du, dass Aquarienne deine Mutter war?“, fragte ich nun vorsichtig und öffnete die unterste Schublade des Schreibtisches.

„Lumen hat es mir gesagt... Ich fragte sie irgendwann, warum alle Engel Lichtkräfte haben und ich Wasser. Da hat sie es mir erklärt. Außerdem... Erinnere ich mich irgendwie an sie. Nicht so wirklich, aber trotzdem ist sie da.“ „Wie überaus süß.“ „DAD!“

Elohim ließ sich durch Dad's Bemerkung nicht provozieren und guckte weiterhin den Ring in seiner Hand an.

„Im Himmelsreich war ich immer anders als alle anderen... Sie hassen mich. Sie sagen ich sei kein richtiger Engel... Zumindest weiß ich jetzt warum.“ „Warum solltest du kein richtiger Engel sein? Dein Daddy ist einer der stärksten Engel im Himmelsreich. Chamuel war immer sehr beliebt, wegen seiner Art für alle und jeden Verständnis zu haben. Ich nannte ihn immer Weichei, weil er viel zu nett war. Ich bin Schuld daran, was aus ihm geworden ist... Genauso wie ich Schuld daran war, dass Sacred Feye so wurde, dass sie gestorben ist... Dass die Göttinnen tot sind... Eigentlich finde ich, dass ich eine Rettung von hier gar nicht verdient hätte“, erklärte Dad nun erschöpft.

„Du wirst doch wohl nicht deinen Lebenswillen verloren haben?!“, fragte ich nun entsetzt. „Es macht kaum einen Sinn mehr... Die Frau die ich liebte wurde von Chamuel umgebracht. Eine gerechte Strafe für mich. Aber um Feye ist es schade... Das hat sie nicht verdient. All diese Sachen, die ich gemacht habe, haben so viel Leid gebracht... Ich gönne Chamuel seine Rache...“ „Du spinnst! Ich brauche dich! Noch lohnt es sich zu kämpfen! Wenn Chamuel die Wahrheit über Elohim's Herkunft erfährt, dann...“ „Er wird es nicht erfahren...“, mischte sich Elohim nun ein. „Erstmal will ich einen Beweis dafür, dass er überhaupt mein „Erzeuger“ ist. Und dann werde ich meinen Körper finden. Danach werde ich nach wie vor gegen ihn kämpfen.“ „Ach, ihr seid doch alle Hirnrissig! Irgendwo hat Chamuel noch seine gute Seite. Du willst weiterhin gegen ihn kämpfen, obwohl er dein Vater ist?“ „Ich habe keinen Vater... Hast du immernoch nichts gefunden?!“, fragte Elohim nun ungeduldig. Ich konzentrierte mich nun verstärkt darauf etwas von Aquarienne zu finden und hoffte immernoch auf ein Tagebuch, welches ich tatsächlich unter einem dicken Papierstapel in der untersten Schublade fand.

„Da!!! Sie hatte wirklich ein Tagebuch!“ Elohim spritzte sofort auf und riss es mir aus der Hand: „Da steht bestimmt nichts interessantes drin!“ „Gib es mir wieder! Wir nehmen es mit und lesen es zusammen auf der Erde durch.“ „Du bist doch froh wenn ich wieder weg bin!“ „Nein! Ich finde dich in Ordnung und mag dich! Ich helfe dir deine Herkunft herauszufinden und deinen Körper wieder zu finden! Darauf hast du mein Wort!“, sagte ich und streckte ihm meine Hand entgegen. Er überlegte kurz und drückte mir das Tagebuch in die ausgestreckte Hand.

„Okay... Ähm, danke... Es gab bisher vielleicht zwei Leute, die bereit wären mir mit irgendwas zu helfen...“ „Jetzt hast du einen mehr!“, versprach ich mit einem Lächeln. Mit einem Seufzen quälte Dad sich von seinem Stuhl und atmete angestrengt.

„Du musst dringend verarztet werden!“ „Ja, wenn wir von hier weg sind...“ „Gut, gehen wir weiter. Elohim, bist du auch fertig? Magst du noch irgendwas mitnehmen?“ „Nein, ich hab alles...“, antwortete er und gab mir den Ring: „Gib ihn mir wieder, wenn ich meinen Körper wieder hab. Adriano kann damit bestimmt nichts anfangen.“ „Vielleicht macht er mir einen Antrag!“ „Wie bitte!?“, fragte Dad darauf entsetzt.

„Ach Dad, du wirst Adriano mögen.“ „Daran zweifle ich nicht. Mich beunruhigt eher, dass er ein Assistant und Mensch ist. Gott findet bestimmt irgendeinen Trottel, der auch sinnlose Befehle vollstreckt. Würde mich nicht wundern, wenn er Metatron schickt.“ „Hahaha! Metatron ist lächerlich! Ich passe schon auf Adriano auf. Haha Metatron... Hahahahaa! Soll er ruhig herkommen.“ „Dumm genug wäre er, haha au! Ich darf nicht lachen... Verdammt!“

„Was habt ihr eigentlich alle mit eurem Metatron?“, fragte ich aufgebracht, weil sich alle immer über ihn lustig machen, aber ich keine Ahnung hatte, wer das überhaupt sein sollte.

„Metatron ist...“ „ein alter...“ „...grantiger...“ „...besserwisserischer...“ „... und ääh bescheuerter... ääh...“ „...Waschlappen...“ „... und Gottes Fußabtreter“, erklärten Dad und Elohim abwechselnd. „Er kommt dann immer und predigt mit seinem Gleichgewicht! Hat er das bei dir euch gemacht?“, fragte Dad nun Elohim, der seufzte: „Eigentlich nicht so... Jedes Mal, wenn er mich genervt hat, hab ich ihn bedroht. Als ich damit anfing war ich vielleicht vier oder so... Dann hat er seinem geliebten Volk beigebracht, dass ich gefährlich und nicht normal bin. Deswegen wollen die meisten Engel mich entweder mit ihren Dolchen messern oder sie laufen davon.“

Nun schnaufte Dad: „Dieses dumme Volk... Glauben alles was man ihnen erzählt. Zumindest das minderwertige Fußvolk. Die Engel mit Rängen bilden sich für gewöhnlich eigene Meinungen. Und ein paar Ausnahmen eben auch. Bei meiner Amtszeit wäre das anders gelaufen! Jemanden wie dich hätte ich zum Ausbilder meiner Truppen und Schutzengeln gemacht! Dann hätten die wenigstens mal was gelernt.“

Elohim bekam plötzlich leuchtende Augen: „Magst du mich Adoptieren?“ „Nunja, so wie alles lief, würde das nichts bringen. Aber du kannst meine Tochter heiraten! Dann wärst du ja praktisch mein Sohn!“ „EY! KÖNNTET IHR BEIDEN JETZT GEFÄLLIGST WIEDER ERNST WERDEN!? WIR SIND IMMERNOCH BEIM FEIND UND ES IST KEINE HALBE STUNDE HER, DA WOLLTEST DU DAD UMBRINGEN, ELOHIM!“, fuhr ich die Beiden an und endlich verließen wir den Raum und gingen auf die Suche nach Aris, Raik und Hailey.
 

~ Kapitel 21 ~ Im Inneren der Festung ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~



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