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Elementary Angels

Trilogie - Staffel 3
von

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Zusammentreffen

Kapitel 6 ~ Zusammentreffen
 

~ Jade Coldfire ~


 

In der vergangenen Nacht lag ich noch lange wach... Was hatte dieser Angriff zu bedeuten? Warum waren auf einmal wieder Dämonen in unserer Welt? Hatten unsere Eltern uns nicht erzählt, dass sie damals vor so vielen Jahren ihren Frieden fanden? Und wenn es nun wieder zu einem Krieg zwischen Licht und Dunkelheit kommen würde?

Diese Fragen bohrten sich durch meinen Kopf und je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr krampfte sich mein Magen zusammen. All die Gefahren die diese Kämpfe mit sich brachten. Keiner von uns hatte je mit seinem Element gekämpft. Unsere Eltern hatten uns den Umgang mit den Elementen nur zu nützlichen Zwecken beigebracht da der Kampf nicht länger nötig war.

Allerdings beruhigte ich mich auch durch die Tatsache, dass die erste Asssistant-Generation auch erst das Kämpfen lernen musste. Und trotzdem hatten sie es geschafft.
 

Meine Augen waren schwer als mein Wecker klingelte. Ich fühlte mich als hätte ich überhaupt nicht geschlafen. Ehrlich gesagt konnte ich mich auch nicht daran erinnern geschlafen zu haben. Ob die Anderen sich auch solche Gedanken machten? Sicher nicht alle und Jo ganz bestimmt nicht!

Mit einem lauten Seufzer schlüpfte ich in meine Klamotten und guckte in den Spiegel. Die Welt wie wir sie kennen... Es machte mich traurig daran zu denken was passieren könnte wenn uns wieder eine derartige Bedrohung bevorstünde. Fabio würde jetzt sagen, ich sollte mir nicht so viele unnötige Gedanken machen. Das versuchte ich zwar, aber es wollte nicht so recht funktionieren. Vielleicht würde mich die Schule auch etwas ablenken. Zu gerne würde ich mit Dad darüber reden, doch wir hatten uns immerhin darauf geeinigt es für uns zu behalten um keine Panik hervorzurufen.

Noch einmal verschnaufte ich und verließ mein Zimmer. Meine Brüder waren auch schon fertig. Als ich Adriano so ansah fiel mir wieder etwas ein, das ich ihn unbedingt fragen sollte und ich wusste, es würde ihm nicht gefallen.

„Bin ich froh, dass wir das ganze Jahr über schön warm haben“, gähnte Fabio auf dem Schulweg und streckte sich aus. „Ab und zu mal Schnee haben wäre auch ganz cool“, antwortete Adriano mit den Händen in der Hosentasche und seiner Zigarette im Mund.

Ich drängte mich zwischen die beiden und grinste: „Adriano, Schatz. Sag mal... Da ist etwas, das mich sehr beschäftigt.“ „Was?“ „Gibt es da einen speziellen Grund warum du Caro so heldenhaft beschützt hast?“ „Wie!?! Wann soll das gewesen sein!?“, fragte er erschüttert und blieb stehen. „Gestern! Als wir angegriffen wurden!“ Er wendete seinen Blick ab und lief an mir vorbei: „Das hätte ich für alle getan. Naja, für Jo weniger... Aber für den Rest von euch schon.“

Fabio musste lachen und lief ihm hinterher. Soso, für alle also. Meine Neugier war natürlich noch lange nicht befriedigt und ich hatte den Drang der Sache weiterhin auf den Grund zu gehen. Adriano und Caro benahmen sich sowieso immer seltsam wenn wir alle zusammen waren.

Kurz grübelte ich noch über seine Worte, ehe ich den beiden folgte. Ich hatte gehofft der Morgen würde weiterhin ruhig verlaufen, denn zum Glück waren sich Dad und Adriano nicht in der Wohnung begegnet. Leider wurde meine Hoffnung jäh zerstört, als Dad auf einmal um die Ecke kam und uns erblickte.

„Ach du Scheiße, nicht der...“, sagte Adriano abfällig und versuchte schnell weiter zu gehen, doch als er merkte, dass Fabio und ich uns eher freuten blieb er bei uns.

„Wo kommst du denn her, Dad?“, fragte Fabio und grinste. „Von seiner geheimen Sekte, wo er jede Nacht verbringt.“ „Ja, wirklich lustig Jade, eure Mutter wollte, dass ich ans Kiosk gehe um die Zeitung zu holen... Statt einfach ein Abo abzuschließen darf ich morgens ne halbe Weltreise machen!“, antwortete Dad kläglich, worüber Fabio und ich lachen mussten.

Der Arme hatte aber auch nie seine Ruhe vor Ma. Mit einem unguten Magengefühl sah ich hinüber zu Adriano der die Augen verengte und die Fäuste ballte. „Oh bitte, Adriano, lass es einfach...“, flüsterte ich zu mir selbst, doch auf meinen Bruder war wie immer Verlass.

„Wenn es für dich so schlimm ist, etwas für deine Familie zu machen, speziell für Ma, dann verpiss dich doch einfach wieder! Das kannst du doch so gut!“ „Adriano... Es ist früh am Tag, ich bin müde... Ich habe keine Lust auf deine Vorwürfe“, antwortete Dad sachlich und ruhig.

„Was ist los, Alter? Bist du dir plötzlich zu fein dich mit mir auseinanderzusetzen? War klar dass du wieder den Schwanz einziehst.“ „Adriano, hör doch auf“, sagte Fabio, der seinen Bruder leicht am Ärmel zog um weiter zu gehen. Wenn Dad und Adriano aufeinandertrafen hatten Worte sowieso kaum noch einen Sinn. Dad, der nun leicht ungeduldig wurde, verschränkte die Arme: „Gut, dann sag mir was dein Problem ist!“ „Mein Problem ist, dass du dich wegen jeder Kleinigkeit, die du für uns tun sollst, beschwerst! Aber wenn dein Killer-Chef einen Befehl gibt, wieder irgendwelche Menschen zu töten, dann springst du!“ „Das ist nicht wahr! Ich habe mich nicht beschwert! Das war Spaß! Und warum sollte ich mich überhaupt noch vor dir rechtfertigen?“

Es tat mir so weh den beiden zuzuhören. Mit jedem Satz wurden sie lauter und aggressiver. Meist endeten solche Konflikte in Geschrei und am Ende läuft einer der Beiden einfach davon um seine Wut woanders auszulassen. Ich konnte es nicht länger ertragen und verdrückte mir meine Tränen.

„Fabio? Passt du etwas auf die Beiden auf? Ich geh schonmal vor. Caro wartet sicher schon.“ „Ja, geh ruhig. Ich versuch Adde etwas zurückzuhalten.“

Ich nickte ihm dankbar zu und rämpelte Adriano nocheinmal beim Vorbeigehen an: „Idiot! Dass du immer alles kaputt machen musst!“, rief ich ihm noch entgegen, dann bekam ich nur noch mit wie Dad und er sich weiter anmachten. Fabio tat mir schon leid, doch er ertrug solche Situationen immer besser als ich.

Wenige Schritte später sah ich dann schon Caro an ihrer Haustüre stehen. Sie wirkte wütend, als sie mich sah und kam mit schnellen Schritten auf mich zu.

„Uhh! Schön, dass wenigstens einer von euch noch hier auftaucht! Ich schwöre, eine Minute später und ich wäre einfach alleine zur Schule gegangen!“ „Tut mir leid... Wir wurden aufgehalten.“

Sie blickte mich einige Sekunden genauer an: „Was ist passiert? Hast du geweint!?“ „Nein, nur fast. Adriano und Dad wieder...“ Seufzend lief sie neben mir her: „Immer das Selbe. Wer hat diesmal angefangen?“ „Adde...“ „Idiot. Er kann's einfach nicht lassen.“ „Er geht mir in letzter Zeit sowieso total auf die Nerven! Er immer mit seiner bescheuerten geheimen Freundin, die keiner kennen darf! Was bildet sich diese Kuh eigentlich ein? Will sie denn nie seine Familie kennen lernen!?! Fühlt sie sich zu gut für uns!?“

Während ich mich richtig in meine Wut hinein steigerte bemerkte ich, dass Caro in diesem Moment etwas rot wurde und stammelte.

„Äh, weißt du... Ich glaube es ist langsam wirklich an der Zeit, dass du erfährst wer sie ist.“ „Was!?!! Weißt du es etwa schon die ganze Zeit!?“, rief ich empört in die Stille des Morgens und blieb vor ihr stehen.

„Natürlich weiß ich es. Immerhin bin ich diejenige.“

Obwohl ich es ja schon vermutet hatte, fiel mir dennoch das Kinn fast bis zum Boden. Da war meine beste Freundin seit Jahren mit meinem Bruder zusammen und nun erfahre ich es so...

„Warum... Warum habt ihr es denn nie gesagt? Warum habt ihr das geheim gehalten?“

Und wieso musste ich ihr grade diese Fragen stellen, wo ich doch selbst schon länger eine geheime Beziehung mit Chris hatte. Adriano's besten Freund... Anders als Chris hatte Adriano nie Schläge zu befürchten. Warum also?

„Hmm... Damals waren wir noch jünger und wollten das nicht an die große Glocke hängen. Obwohl es mich sehr stört, dass er so beliebt bei den Mädels in der Schule ist. Deswegen auch die Geschichte mit der Freundin. Diese Weiber wären sicher auch nicht sehr nett zu mir wenn sie erfahren würden, dass ich seine Freundin bin... Inzwischen ist es reine Gewohnheit und auch etwas lustig.“

„Das kann ich nicht nachvollziehen. Sowas ist doch nicht lustig... Das mit den neidischen Mädels kann ich eher verstehen. Die können wirklich mies sein. Wahrscheinlich hätten sie dich fertig gemacht, ja.“ „Jade, nimm es nicht persönlich. Das ist eben so eine Sache, die Adriano und ich damals beschlossen hatten. Sei nicht böse auf uns. Aber jetzt wo du es weißt, könnte man mal langsam dran denken es öffentlich zu machen.“

„Bist du sicher? Und die Weiber?“ „Ach egal, ich verprügel die, wenn die mir dumm kommen.“

Nun musste ich lachen. Wie gelassen sie das sah... Für mich war es noch schwer zu realisieren, dass gerade meine beste Freundin das geheimnisvolle Mädchen war, über das wir ewig gegrübelt hatten.

„Ach und Jade, was geht eigentlich bei dir und Chris? Jetzt wo wir Geheimnisse outen, kann ich dich ja mal fragen.“ „Wie!?“

Entsetzt spürte ich wie mir schlagartig das Blut ins Gesicht schoss. Caro kicherte: „Ach, halt mich doch nicht für dumm. Adriano und die Anderen sind vielleicht zu blöd es zu bemerken. Aber da ist was zwischen euch, das sehe ich doch jedes mal.“ „Ehm... Was soll ich sagen?“ Sie zwinkerte mir zu: „Ertappt, könntest du sagen, hihi!“

Mein Herz schlug mir bis zum Hals! Als meine beste Freundin wäre es okay, wenn sie es weiß, aber als Adriano's Freundin... Die würden doch garantiert irgendwann auf das Thema kommen. Ich wusste immerhin nicht wie ihre Kommunikation aussah, wenn sie alleine waren...

„Jade... Du bist ganz blass, was ist denn nun?“ Ich guckte ihr mit ernsten Blicken direkt in die Augen: „Du darfst es unter keinen Umständen Adriano sagen!“ „Wie? Dass du mit seinem besten Kumpel zusammen bist? Das würde ihn sicher freuen.“ „Caro, du unterschätzt ihn. Du weißt nicht was ich weiß. Er schlägt Chris zusammen wenn er es erfährt.“ „Aber... Das kann ich mir nicht vorstellen.“ „Er hat es doch selbst gesagt. Adriano denkt Chris sei so ein Weiberheld, der mich nur verletzen würde.“ „Oh... Vielleicht kann ich ihn ein bisschen aushorchen. Ich bin überzeugt, dass Adriano ihm nichts tun würde.“

Caro zu widersprechen war zwecklos. Sie setzte ihren Glauben der Dinge schon immer durch. Also schwieg ich einfach und hoffte, dass sie meinen Wunsch respektieren würde.
 

In der Schule blieben keine zehn Minuten, da kamen auch meine beiden Brüder an. Fabio wirkte sichtlich gestresst und Adriano wütend. Sie schienen zu diskutieren, als sie durch Tür in die Klasse kamen. Chris, der weit weg von mir saß guckte verwirrt zu uns. Wie gerne wäre ich grade mit ihm alleine um ihn mit meinen Sorgen zu bequatschen...

„Fabio, das wirst du niemals verstehen!“ „Verzeih ihm endlich, Adde! Er tut doch schon alles für uns! Dad ist auch nur ein Mensch!“ „Dad ist ein Arschloch! Er wird immer eins bleiben. Gott, es gibt keinen Menschen, den ich mehr hasse. Oh, hi Jade, hi Caro.“

Immernoch gestresst setzte sich Adriano auf seinen Platz, der sich eine Tischreihe vor uns befand. Fabio schüttelte den Kopf und lief zu Chris, da sein Platz neben ihm war. Caro grinste: „Schatz, wir wurden enttarnt.“

Adriano schreckte leicht auf und drehte sich zu uns um. Meine Freundin setzte ein siegreiches Grinsen auf: „Deine Sis hat mich durchschaut. Naja, ehrlich gesagt habe ich es ihr gestanden.“

Inzwischen glotzte die ganze Klasse zu uns rüber. Zumindest diejenigen, die schon anwesend waren. „Okay... Das passt ja prima zu diesem Morgen.“ „Ach Schatz, sei doch nicht so!“, sagte die Blondine und kicherte während sie vom Tisch sprang und ihre Arme von hinten über seine Schultern legte. Adriano schien sich etwas unwohl zu fühlen und guckte durch die Klasse, die ihn immernoch anstarrte: „Was!? Auf's Maul?“ Und gleich drehten sich wieder alle weg und taten so als sei nichts gewesen. Eines der Mädchen in der letzten Reihe brach heulend zusammen und rannte aus dem Zimmer.

„Gut, dann weiß es zumindest endlich jeder.“ „Adde, du bist unmöglich...“, sagte ich leise zu ihm und versuchte die Wut, die erneut in mir aufkeimte, zu unterdrücken. Statt sich zu freuen, war er nun noch mieser drauf. Caro war sicherlich keine Frau für die man sich schämen müsste. Sie war so verdammt hübsch, mit ihren glänzenden blonden Locken und den grünen Augen.

Nach und nach kamen nun auch die restlichen Schüler. Nur Jo fehlte mal wieder. Ich war recht erleichtert als dann auch unsere Lehrerin das Klassenzimmer betrat. Diese peinliche Stille hätte ich sonst nicht länger ertragen. Caro hatte sich wieder neben mich gesetzt und während Chris und Fabio tuschelten, saß Adriano alleine in der Reihe vor uns und starrte nachdenklich auf die Tafel. Plötzlich kniff er die Augen zusammen und legte seine Hand auf die Stirn. Schon wieder diese Kopfschmerzen, die er in letzter Zeit immer öfter bekam?

Gerade als ich mir wieder Sorgen machen wollte, fing unsere Lehrerin an zu reden: „Ich hab heute für euch ein super interessantes Projekt mitgebracht! Ihr sucht euch Themen raus, erarbeitet sie und tragt eure Ergebnisse vor. Ihr werdet in Zweiergruppen arbeiten.“

Die Klasse seufzte ernüchtert. Genau wie ich hatten wohl alle Anderen etwas besseres erwartet. „Super Interessant“... Die Frau hatte ja keine Ahnung. Voller Zuversicht guckte ich zu Caro, als es darum ging einen Partner zu finden, doch sie spritzte auf und klemmte sich sofort an meinen Bruder und Fabio, der mitbekam, dass ich alleine war, kam zu mir und ließ Chris für mich sitzen. Ein klein wenig Frust stieg in mir auf. Meine beste Freundin hat mich sitzen lassen... Jetzt wo jeder wusste, dass sie mit Adriano zusammen ist, würde das sicher noch öfter passieren.

Fabio lächelte mich an und nahm meine Hand: „Du siehst ziemlich schlecht aus heute. Ist wirklich alles in Ordnung?“ „Ach Fabi...“, seufzte ich. Er drückte meine Hand fester: „Solche Tage passieren. Morgen ist alles wieder gut, ja? Komm, wir suchen uns ein Thema raus.“

Ich liebte Fabio für seinen Optimismus und für seine sanfte Art. Obwohl er oft ziemlich kindisch und verrückt war, konnte er auch ernsthafte Seiten zeigen, die mir Sicherheit und Halt gaben.

Vertieft erarbeiteten wir unseren Vortrag, als wir durch einen lauten Wutschrei erschreckt wurden. „AHHHHRRR!!! ICH KANN NICHT MIT DIR ARBEITEN! DASS DU IMMER RECHT HABEN MUSST!“ „Caro, jetzt zick doch nicht rum, ich habe nun mal recht.“ „DU HAST IMMER RECHT, IST KLAR!“ „UND DU MUSST IMMER RUMZICKEN! DAS GEHT MIR AUF DEN ARSCH!“ „ACH!!! SO IST DAS ALSO!? SAG DOCH GLEICH WENN DU MICH NICHT MEHR ERTRAGEN KANNST!“ „SO MEINTE ICH DAS NICHT! BOAH! ZICKE!“ „LECK MICH!“

Wütend stampfte Caro aus dem Klassenzimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Nun starrten wir alle Adriano an, der schon wieder die Augen zusammenkniff und ihr folgte.

„Diese Beiden...“, seufzte die Lehrerin. „Jedes mal, wenn die was zusammen machen, endet es so.“ „Ehm, darf ich nach den beiden schauen?“, fragte ich vorsichtig. Sie nickte mir zu und ich verließ ebenfalls das Klassenzimmer. Caro war weit und breit nirgends zu sehen, nur Adriano lehnte sich mit einem Arm an die Wand und hielt seine Hand wieder vor Augen und Stirn ehe er zusammensackte.

„Adde, was ist!?“, rief ich voller Entsetzen und rannte zu ihm. Er sah sehr blass aus und wirkte verkrampft.

„Hey!“ „Es... Es geht schon...“, stammelte er angestrengt und atmete erneut tief durch. „Ich weiß, dass du das öfter hast. Willst du nicht langsam mal zum Arzt damit gehen?“ „Was? Nein! Das ist schon... okay.“ „Ist es nicht... Was ist nur los mit dir?“ „Jade, es ist okay... Es ist nur heute so schlimm. In letzter Zeit ging es wirklich.“ „Aber...“

Voller Sorge ließ ich meinen aufgestauten Tränen vom Morgen freien Lauf und fiel ihm in die Arme.

„Was ist wenn du ernsthaft krank bist? Ich will nicht, dass dir etwas passiert“, schluchzte ich hinaus. „Jade, ich sagte doch, ich bin nicht krank. Es sind nur Kopfschmerzen. Ich nehme gleich eine Tablette und alles ist wieder gut, ja?“ „Ich will dass du zum Arzt gehst...“
 


 

~ Juline Coldfire ~


 

„Weißt du, du nervst mich total! Du bist das Schlimmste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist!“, meckerte Melody und eilte durch die riesigen Hallen voraus zu unserem Terminal, wie sie es bezeichnete. Für mich war alles nur noch fremd und riesig. Ich hätte Stunden hier verbringen können! Am liebsten hätte ich mir alles angesehen – jede kleinste Ecke! Für mich war dies das größte Glück meines Lebens. Es war so ironisch. Meine halbe Familie muss sterben, damit sich mein großer Traum erfüllt. Warum musste es so kommen? Dies alles hätte mir mehr Spaß gemacht, wenn ich wüsste, dass zu Hause alles noch so ist, wie es sein sollte... Doch dort war absolut nichts mehr in Ordnung. Ich machte mir solche Sorgen und meine Trauer um meine Mutter war unvorstellbar.

Im Grunde war ich dankbar und froh, dass mir all diese neuen und großen Dinge die Ablenkung brachten, die ich brauchte. Ja, ohne dies wäre alles Leben sinnlos. Melody wusste nicht zu schätzen, was sie besaß...

„Irgendwann räche ich mich deswegen an Dad!“ „Bin ich dir wirklich so lästig? Du hast doch bald deine Ruhe vor mir.“ „Du bist einfach nur ätzend! Ich könnte gerade so viele bessere Dinge tun als mit dir hier zu sein! Meine Nägel lackieren zum Beispiel.“ „Coole Idee! Wenn wir in Orlando sind, lasse ich mir auch die Nägel machen.“ „Duuu regst mich auf!!! Du verstehst nicht! Es geht mir ums Prinzip! Du bist strohdumm!“

Seufzend setzte ich mich neben sie und wartete bis wir aufgerufen wurden. Mir war etwas übel von der ganzen Aufregung und mein Bauch kribbelte seltsam. So nervös war ich noch nie. Ständig wurde mir heiß, dann wieder kalt. Ich war zudem total gespannt auf meine Familie. Melody sagte, sie sind alle kindisch und doof. Sie hätten kein Niveau. Aber wahrscheinlich war sie nur wieder am übertreiben.

Im genervten und barschen Ton sagte sie mir, wo ich hingehen sollte, als wir im Flugzeug drinnen waren. Ich blieb andauernd stehen, weil ich alles sehen wollte und wurde von ihr weiter geschubst, bis ich an meinem Fensterplatz saß. Mit zitternden Händen griff ich an die Flugzeugscheibe und sah nach Draußen.

„Das ist alles so cool! Ich bin so aufgeregt.“ „Mir ist schlecht...“ „Wie ist Fliegen so?“ „Sieh selbst und sprich mich die nächsten Stunden einfach nicht an.“

So eine Zicke...

Gespannt hörte ich den Flugbegleiterinnen zu, wie sie Rettungsmaßnahmen erklärten. Und dann spürte ich wie sich das Flugzeug bewegte. Erst ganz langsam... Und dann, als wir auf einer langen und riesigen Straße ankamen wurden wir immer schneller bis mein Bauch nur noch drückte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl! Mit nassen Händen klammerte ich mich an den Armlehnen fest und war erleichtert, als das Flugzeug endlich ganz oben war und wir gerade fliegen konnten. Danach spürte ich nicht mehr viel vom Flug.

Melody nahm sich ihre Kopfhörer und guckte irgendwas in den kleinen Fernsehern, die an der Flugzeugdecke befestigt waren. Welch Luxus! Ich hatte davon schon gelesen. Das alles wirklich zu sehen übertraf die Bilder bei Weitem!

Nach einiger Zeit entspannte ich mich dann und beobachtete aus dieser Höhe das Land soweit ich die Umrisse noch sehen konnte. Städte wirkten auf einmal so winzig... Ich würde nie vergessen wie Los Angeles von Oben aussah.

Mir fielen fast die Augen zu, als der Himmel draußen plötzlich dunkler wurde und das Flugzeug sich leicht unruhig bewegte.

Sofort griff ich wieder an die Armlehnen und Melody nahm ihre Kopfhörer ab, als sie zum Fenster heraus schaute.

„Hmm, sieht aus, als würden wir in ein Unwetter geraten.“ Ich erschrak: „Was bedeutet das?!“ „Das bedeutet eigentlich, dass uns ein Blitz treffen wird, wir abstürzen und dann elendig am Aufprall verrecken. Oder wir stürzen ins Meer, überleben den Aufschlag und ertrinken.“ „WAS!?“

Sie grinste und lehnte sich zurück bevor sie ihren Gurt wieder fest machte. Misstrauisch blickte ich sie an und befestigte auch meinen Gurt.

„Keine Sorge, Nervensäge. Es ist unwahrscheinlich, dass uns was passiert.“ „Sicher?“ „Ja. Ich bin schon so oft bei Unwetter geflogen.“ „Hey, du hast doch das Element Luft. Mach das Unwetter doch weg!“ „Bist du doof? Wie soll denn sowas gehen?“

Meine fassungslosen Blicke wandten sich wieder zum Fenster, durch das ich nur noch schwarze Wolken sah.

Nun ging auch ein kurzes Warnsignal an, worauf die Stimme des Piloten folgte. Er sagte den Passagieren, dass wir in Turbulenzen geraten waren und uns anschnallen sollten.

Ein lautes Donnern ertönte, kurz danach flackerte das Licht im Flugzeug, was mich sehr unruhig werden ließ. Wenn wir nun abstürzen!? Ich hatte keine Lust gerade von meinem größten Glückserlebnis getötet zu werden! Melody kicherte: „Ohh, beruhige dich. Du bist ja schon klatschnass geschwitzt. Das ist ekelhaft.“ „Ich habe Angst! Lass mich in Ruhe!“ Sie prustete in ihre Hand, als ihr Lachen urplötzlich erstarb und sie entsetzt aus dem Fenster guckte.

„Was ist?“ … Keine Antwort. Nun guckte auch ich wieder hinüber. Mein Herz blieb wohl für einen Moment stehen, als ich diese hässliche verzerrte Fratze eines Dämons sah. Sie hatten mich gefunden... Oder war es Zufall? Ich versuchte noch mehr Dämonen zu erkennen, sah aber nur diesen einen. Und er reichte schon... Hier oben waren wir ihm hilflos ausgeliefert. Mir wurde wieder schlecht, als er anfing zu grinsen und seine Hand in einem Schwung bewegte. Wieder wackelte das Flugzeug heftig und das Licht flackerte erneut.

„Gott... Juline, was machen wir denn nun!?! Hier drinnen können wir doch gar nichts tun! Er wird das Flugzeug zerstören! Wir werden abstürzen!“, faselte Melody aufgeregt und wedelte wild mit den Händen herum. Was könnte ich nur tun? Sie konnte mit ihrem Element offensichtlich gar nichts anfangen und wäre absolut keine Hilfe.

Angestrengt schloss ich die Augen und versuchte meine Kräfte zu konzentrieren. Ich richtete meine Gedanken auf diesen Dämon und sah ihn in einer düsteren Umgebung direkt vor mir stehen.

„Verschwinde...“, sagte ich leise und ausdruckslos. „Ich werde dem Lord Bericht erstatten, wo Ihr euch aufhaltet Lady, hahaha!“ „Spar dir die Förmlichkeiten, elender Verräter.“ Er lachte und verzog wieder sein Gesicht: „Ich bin kein Verräter. Wir, die neuen Dämonen, wurden alle von Lord Chamuel erschaffen und haben euch nie gedient.“ „Du wirst niemals bei deinem Lord ankommen...“

Wieder wurde alles dunkel und diesmal konzentrierte ich mich auf die zerstörerischen Kräfte der Dunkelheit in mir. Unter keinen Umständen dürfte er Chamuel verraten wo ich war. Ich richtete meine Kraft auf das Innere des Dämons, denn ein direkter Angriff hätte das Flugzeug zerstört. Abrupt riss ich die Augen auf und ließ diesen Dämon regelrecht zerplatzen.

Erschöpft atmete ich durch. Dieser Angriff hatte mich viel Kraft gekostet, aber nachdem ich mich mit einem Blick nach Draußen versicherte, konnte ich erleichtert feststellen, dass wir nun in Sicherheit waren.

Melody starrte mich entsetzt an: „Was hast du gemacht!?“ „Ich habe ihn außer Gefecht gesetzt.“ „Ja... Aber wie?!“ „Mit meinen Kräften.“ „Das war Gruselig du dumme Kuh! Deine Augen leuchteten so knallrot... Du hast mir mehr Angst gemacht wie dieser widerliche Dämon.“ „Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte ihn am Leben gelassen?“ „Ähm... Nein.“

Endlich schwieg sie wieder... Den restlichen Flug konnte ich nicht weiter genießen. Unruhig und wachsam versuchte ich weitere Dämonen ausfindig zu machen. Doch bis zur Landung passierte nichts mehr. Dabei konnte ich mich auch nicht mehr konzentrieren, denn meine Ohren taten schrecklich weh!
 

Schmerzverzerrt rieb ich mir die Ohren, während Melody an einem Laufband auf unser Gepäck wartete.

„Geht das auch irgendwann wieder weg!?! Ich höre ja fast gar nichts mehr!“ „Ja, das passiert wegen dem Luftdruck. Kau einen Kaugummi oder trinke viel. Dann gehen die Ohren wieder auf. Das könnte noch ein paar Stunden dauern.“ Bei meinem entsetzten Gesichtsausdruck musste sie lachen. Wenigstens lachte sie auch ab und zu mal. Wenn sie das tat konnte man ihr gar nicht mehr anmerken, dass sie eine derartige Zicke ist.

Unsere Koffer kamen endlich und wir verließen den Flughafen.

„Wohin gehen wir jetzt?“ „Na, in ein Hotel! Denkst du ich schlafe bei irgendeinem von diesen Idioten? Ich habe immerhin meine Kreditkarte von Dad. Dem tut das nicht weh.“ „Okay... Ich würde überall schlafen.“ „Du bist ja auch nichts Gutes gewöhnt.“

Die Taxifahrt zum Hotel dauerte etwas, doch der Anblick dieser neuen Stadt faszinierte mich zu sehr um müde zu werden! Irgendwo hier war meine Familie. Mit ihnen könnte ich es vielleicht schaffen mein zu Hause zu retten!

„Na endlich! Was ein tolles Zimmer! Nur zu blöd, dass wir nur ein Doppelzimmer bekamen... Ich hätte gerne meine Ruhe gehabt. Mal sehen, vielleicht kann ich zwei Einzelzimmer aushandeln“, sagte Melody nachdem wir in unsrem großen Zimmer ankamen.

Erschöpft ließ sie sich auf eines der beiden riesigen Betten fallen. „Gehen wir die Stadt erkunden!? Ich mag alles sehen!“ „Du spinnst doch! Also ich will nur noch schlafen!“ „Aber... Ich möchte die Anderen kennen lernen. Sagst du mir wo sie wohnen?“ „Als ob ich das wüsste. Die haben mich nie interessiert. Und das letzte mal als ich hier war, habe ich mir keine Adressen gemerkt. Gute Nacht! Und wehe du weckst mich!“ „Ist schon gut...“

Enttäuscht setzte ich mich auf mein eigenes Bett, das sich ziemlich gut anfühlte. Trotzdem war Schlaf das Letzte, an das ich nun dachte. Ich wollte raus, wollte alles sehen und endlich die Anderen kennen lernen. Nach kurzer Zeit nahm ich meinen Mut zusammen und fasste einen Entschluss! Wenn Mel nicht mitgehen will, dann würde ich eben alleine gehen. Irgendwie würde ich dieses Hotel schon wieder finden.

So schlich ich mich aus dem Zimmer.

Draußen war alles riesig. Ich nahm mir viel Zeit durch die Straßen zu laufen bis ich an einem Gebiet ankam, in dem alles eher ruhig wirkte und einfache Häuser herumstanden. Ich hatte wohl die Innenstadt hinter mir gelassen.

„F-Feye!?... Feye... Bist du... das?“, keuchte eine schwache Stimme die ziemlich zittrig klang. Feye... Sofort drehte ich mich um und sah eine blonde Frau, die für ihr Alter zu gebrechlich aussah und Augenringe hatte. Sie war sehr blass... Doch sie schien meine Mutter zu kennen.

„Ich bin nicht Feye.“ Ihre Freudentränen wandelten sich in Tränen der Enttäuschung und plötzlich ertönte noch eine Stimme. „Hailey! Hier bist du! FEYE?!“ Die Brünette mit den lila Augen starrte mich entsetzt an und wollte schon zu mir laufen, ehe ich einen Schritt zurück trat.

„Wer seid ihr!?“ „Feye! Erkennst du uns nicht mehr? Ich bin es! Deine Tante Jill! Und das ist Hailey! Du kannst dich doch zumindest noch an deine „Mutter“ erinnern!?“ „Oh... Ach! Meine Ma hatte mir oft von euch erzählt! Ich bin nicht Feye, aber ich bin Juline, ihre Tochter“, erklärte ich aufgeregt und plötzlich strahlten beide wieder vor Erstaunen und Neugierde. Jill kam nun doch zu mir gelaufen und schloss mich in ihre Arme. Es tat gut endlich wieder liebevoll behandelt zu werden, obwohl ich sie nicht kannte.

„Juline, wie geht es deiner Mutter?“, fragte Jill anschließend und mir stockte der Atem. Wie sollte ich ihr das nur erklären? Mein Gesicht verfinsterte sich etwas und Jill begriff schnell, dass hier etwas nicht stimmte. Ehe ich weiter erzählen konnte sorgte sie dafür, dass Hailey erst nach Hause kam. Einige Straßen weiter blickte sie sich noch einmal um und wandte sich an mich: „Du bist nicht einfach so zu Besuch, oder? Feye konnte nicht mehr hierher kommen, seit sie damals mit Luzifer gegangen ist.“

Ich schüttelte den Kopf: „Nein, ich bin nicht einfach so hier. Der Grund ist... Wir wurden angegriffen. Meine Mutter ist tot.“

Jill wurde mit einem Schlag kreidebleich und schlug sich die Hände vor den Mund: „Aber wie kann das sein!?! Was hat Luzifer angestellt!? Das Arschloch hat geschworen nichts böses zu tun!“ „Es war nicht mein Vater... Irgend ein Verrückter war das. Ein Engel... Ich konnte durch Dad gerade noch entkommen.“ „Das klingt... Oh Gott... Und ich dachte es sei endlich alles für immer friedlich. Das tut mir so leid, um Feye...“

Ihr standen die Tränen im Gesicht und sie wandte sich ab: „Sie war so lieb... Wenn Clyde das jetzt wüsste...“ Danach heulte sie noch heftiger. Es dauerte bis sie wieder Fassung erringen konnte. Dann wandte sie sich wieder zu mir: „Wir müssen die Assistants versammeln und ihnen erzählen, dass Gefahr droht. Du musst ihnen alles erzählen!“ „Aber...“ „Es ist wichtig! Und ich denke doch, dass du genau deswegen hier bist.“ „Ich bin hier, weil ich euch brauche. Ich brauche euch als Assistants und... Als Familie.“ „Komm mit. Ich rufe alle an.“
 

Nervös blickte ich in die neugierigen Gesichter, die mir noch so schrecklich unbekannt waren. Es waren viele... Zu viele für meinen Geschmack. Es ging mir ja nicht schnell genug, aber das war doch etwas zu viel und langsam konnte ich Mel etwas verstehen. Ihre Namen konnte ich mir nicht direkt merken. Sie saßen allesamt auf dem riesigen Sofa von Jill. Manche auf Hockern und Stühlen verteilt. Eine riesige Familie...

„Wer wart ihr nochmal alle?“, fragte ich verwirrt, worauf sie lachten. Jill lächelte und war so freundlich mir Erklärungen zu geben. Sie zeigte mit der Hand herum: „Dieser liebe und attraktive Mann ist mein Ehemann Shinji, hier haben wir Maiko und seine Frau Maya. Die Blaubeere hier ist Jenn, meine kleine Schwester und der Riese hier ist Ryan, mein kleiner Bruder. Eigentlich gibt es noch viel mehr von uns... Aber naja.“ „Die sind alle zu faul für sowas“, fiel Maiko ihr ins Wort, worauf alle lachten. Jenn verschränkte die Arme: „Tja, unsere Kinder eben. Die wissen gar nicht was ein Kampf gegen ein Dämon bedeutet. Haben den ganzen Tag ihre Handys in der Hand, aber sind nie erreichbar wenn man sie anruft.“

Shin lehnte sich nach vorn und legte die Arme auf seinen Knien ab: „Gut, dann müssen die, die hier sind, eben reichen. Jill sagte, es wäre etwas passiert.“ „Ja“, antwortete ich nervös und rutschte auf dem Sessel herum. Ich konnte sie kaum anblicken. Alle liebten meine Mutter und nun... Musste ich ihnen sagen, dass sie nie wieder in irgendeiner Form existieren würde.

„Ich fange beim Anfang an. Ein verrückt gewordener Engel hat uns angegriffen... Mich, meine Eltern und meine Schwester und ihre Familie. Wir hatten keine Chance gegen ihn, obwohl wir alle sehr stark waren.“ „Ohja, davon können wir ein Lied singen, was?“, warf Jenn ein, worauf alle zustimmten.

Ich lächelte schwach auf und erzählte weiter: „Luzifer, also mein Vater, konnte mich gerade noch dort wegschaffen. Und dann... Dann tauchte „sie“ vor mir auf und meinte sie will mir helfen.“ „Wie hieß sie?“, fragte Jill. „Sacred Feye...“ „SACRED FEYE?!!?!“, schrieen allesamt auf wodurch ich zusammenzuckte.

„Das kann nicht sein! Diese Frau war im letzten Kampf unser Feind!“, erklärte Maya entsetzt. „Eben drum! Sie kann nicht helfen wollen. Die führt doch irgendwas im Schilde!“, stimmte Shinji zu. Alle Anderen nickten und verschränkten die Arme nachdenklich.

„Ich weiß es doch selbst! Meine Eltern haben mir erzählt was geschehen war! Und ich weiß, dass sie der Feind war. Aber sie hat mir wichtige Infos gegeben. Ohne sie hätte ich euch nicht gefunden. Ich vertraue ihr nicht, aber für mich ist sie kein Gegner.“ „Du musst ein Monster sein, wenn das wahr ist“, sagte Ryan trocken, weshalb er von seinen Schwestern einen Klaps auf seinen Hinterkopf bekam. Ich lächelte: „Ich bin eine Mischung aus dem mächtigsten Engel, der je existierte und der Göttin der Dunkelheit, die zudem auch ein Erzengel war. Diese Mischung erzeugt eine enorme Kraft, die die von Sacred Feye bei Weitem übersteigen würde. Meine dunklen Kräfte sind stärker als die von Luzifer. Also bin ich wohl ein Monster, Ryan, ja. Allerdings hätte ich absolut keine Chance gegen unseren Feind.“

Nun waren sie still und schluckten auf diesen Schock. Jenn stand auf und ging ein paar Schritte auf und ab.

„Wie kann es sein, dass Sacred Feye wieder da ist? Feye hatte sie in sich versiegelt.“

Und damit kam der unangenehme Teil. Alle starten mich fragend an. Verlegen drehte ich meinen Kopf leicht zur Seite und schloss die Augen um ihre Blicke nicht sehen zu müssen: „Meine Mutter... Sie wurde von Chamuel getötet. Deswegen ist Sacred Feye wieder frei.“ „WAS!?“

Nun stockte allen erneut der Atem. Das Schweigen wurde unerwartet durch einen weiteren Assistant unterbrochen: „Das... Das kann nicht sein... Das ist nicht wahr...“ Wieder diese leise und keuchende Stimme. Wir drehten uns alle zur Wohnzimmertür und sahen Hailey, die glasige Augen hatte und am ganzen Leib zitterte. Jill und Shinji rannten sofort zu ihr. Sie wäre wohl die Letzte, die diese Nachricht hören sollte...

„Nicht auch noch Feye... Mein Mann... Meine Tochter...“

Dann brach sie schreiend und weinend zusammen, was mich ziemlich schockierte. Die Anderen blieben mit besorgten glasigen Blicken im Hintergrund stehen, während Jill, Shinji, Maiko und Maya sich um Hailey kümmerten.

Ihr Geschrei wurde immer schlimmer... Sie klammerte sich an Jill fest: „NICHT NOCH MEHR TOTE!!! CLYDE! ICH WILL ZU CLYDE!!!“

Inzwischen zitterten auch meine Hände. Es wurde alles zu viel für mich. Schockiert und mit dem Gefühl mich gleich übergeben zu müssen stürmte ich an allen vorbei, zur Haustüre.

„Tut mir leid Leute, ich kann gerade nicht mehr...“ Und dann rannte ich nur noch. Ich hatte mir die erste Begegnung mit meiner Familie schöner vorgestellt. Aber dieser Schritt ließ sich nicht vermeiden. Ich sollte nun zurück ins Hotel um mich von den ganzen anstrengenden Stunden zu erholen... Inzwischen war es auch hier dunkel geworden und ich verlor die Orientierung.

„LASST MICH IN RUHE IHR IDIOTEN!!!“ „Haha! Kommt Jungs, die Kleine ist mehr als geeignet als Opfergabe an Satan!“ „FINGER WEG!“ Diese überaus zickige Stimme kannte ich doch. Sofort lief ich dort hin und sah eine Gruppe aus schwarz gekleideten jungen Männern, die Melody stark bedrängten.

„Hey! Lasst sie!“, fuhr ich die Typen an. Sie waren von meinem Anblick entzückt: „Die ist ja noch viel süßer! Die Unschuld in Rosa! Die ist ebenso gut als Opfer!“ „Yeah, wir nehmen sie beide mit und Opfern sie dem heiligen Satan!“ „Ihr behinderten Satanisten! Nehmt sie eben mit aber lasst mich in Ruhe!“ „MEL!“, schrie ich entsetzt. „Nein, natürlich nehmen wir euch beide. So wie ihr ausseht ist euer Blut rein und wertvoll!“

Unbeeindruckt verschränkte ich die Arme: „Ihr seid scheiß Satanisten. Echt schlecht.“ „Achso? Luzifer leitet uns.“ „Hah! Dass ich nicht lache! Würde er euch leiten, wärt ihr längst in der Hölle.“

Einen Moment lang trat Schweigen in die Runde und ihre Blicke durchbohrten mich. Doch plötzlich wurde einer von ihnen auf meine beiden umgekehrten Kreuze an meinem Handgelenk aufmerksam.

„Sie ist eine von uns!!!“ „Unglaublich! Das fällt in diesem rosa Look gar nicht auf! Heißen wir dich im Kreise unsrer Gruppe Willkommen, Mädchen!“ „Will ich das überhaupt?“

Diese Spinner... Aber gut, ich hatte an diesem Tag zu viele ernsthafte Erlebnisse. Es war Zeit mich etwas zu amüsieren also würde ich mitspielen. Schnell brachten sie Melody und mich in ihr geheimes Versteck. Melody war stinksauer auf mich weil sie erkannte, dass es mir Spaß machte mitzuspielen. Allerdings war die Sache plötzlich gar nicht mehr so lustig für mich als sie anfingen Blut trinken zu wollen. Ich fühlte mich beleidigt. So etwas würde meinem Dad nicht gefallen.

„Wieso wollt ihr das trinken?“, fragte ich trocken. „Na weil das unser Brauch ist! Luzifer hat es uns befohlen.“ „Ach... Ist das so?“ „Keine Angst Kleine, du musst seine Stimme wohl erst hören.“

„ICH ZEIG EUCH GLEICH SEINE STIMME!!!“, platzte es aus mir heraus. Ihn in dieser Lage so zu verschmähen! Sie zuckten alle plötzlich zusammen und gingen vor mir auf die Knie um mich anzubeten. „Bei Satan! Ihre Augen haben sich rot gefärbt! Sie ist Luzifer im Körper einer sexy vollbusigen Unschuld!!!“

Fast hätte ich gelacht und Melody, die von allen vergessen wurde, verschränkte wütend die Arme.

„Gut... Ihr bedeutungslosen Idioten habt es also endlich geschnallt! Ja, ich bin euer Lord! Der dunkle Lord Luzifer im Körper einer sexy Unschuld! Sagt, Fußvolk, wie groß sind meine Brüste!?!“ „Die... Die Größten, die wir je gesehen haben, Lord!“, antwortete einer aufgeregt. „Fein! Und wie es sich gehört erwarte ich als Lord der Finsternis von euch Opfergaben! Allerdings kein Blut oder unschuldige Blondinen, sondern Tangas und Strapse in rosa!“ „WAS?!“, schrie einer von ihnen auf. Er verstummte jedoch bei meinen strengen Blicken.

„Kehrt zurück in euer normales Leben, denn auch ich lese die Wendy und kaufe meine Strapse in der Dessous-Abteilung! Also los, zieht von dannen!“ „Aber Lord, wir sind doch Männer...!“ „NA UND!? ICH AUCH! HINDERT MICH DAS!? BEI GOTT NICHT!“

Sie wurden kreidebleich und stürzten aus ihrem Versteck davon. Melody und ich waren nun wieder alleine und gingen ebenso nach Draußen.

„Du bist scheiße... Und nervig“, grummelte Melody und stürmte voraus. „Hey! Sei nicht so undankbar! Ich hab dich immerhin gerettet.“ „Ja, und wie! Ich hätte mich schon selbst gerettet... Irgendwie.“ „Nachdem sie dein Blut getrunken hätten oder wie? Hey, vielleicht könnten sie dann auch das Wetter verändern. Wäre doch lustig.“ „Total... Idiotin.“ „Gib zu, du fandest ihre Blicke auch lustig. Welcher Pseudo-Satanist trägt schon gerne rosa Strapsen?“ Melody wirkte auf einmal ziemlich verspannt und verlor den Kampf gegen ihren Drang zu lachen. Sie lachte so herzhaft und laut, dass ihr sogar kleine Tränen kamen.

„Siehst du, jetzt hast du sogar wegen mir gelacht.“ „Ich hasse dich!“
 


 

Kapitel 6 ~ Zusammentreffen ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~



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