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Weihe des Siegelschwerts

von

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Capitulum IX: Seestfor - Hier spielt die Musik!


 

I.
 

Es gab nur wenig Dinge, die Rheomins müden Geist morgens besser belebten als ein warmes Bad. So viel heißes, klares Wasser war immer noch günstiger als die schwarzen eingekerbten Bohnen aus dem heißen Norden. Das Getränk, das man daraus herstellen konnte, wenn man sie röstete und mahlte, sollte wunderbar aufwecken - zumindest die glücklichen Bauern aus dem Norden und die Kaufleute und Adeligen, die das nötige Kleingeld hatten.

Wohlig dahinschmelzend streckte Rheomin sich im Wasser und stellte sich vor, in den Meeren dahinzutreiben, auf den Wellen vor Cironetia. Obgleich er schon wach war, träumte er… vom Rauschen der Wellen, von zarten Nymphen und Albaefrauen, die das Wasser mit ihm teilten, von einem anschließenden Besuch in der berüchtigten Stadt Las Xertos, wo nun nicht mehr Kaiser und Kaiserinnen, sondern Glücksspiel und Intrige herrschten. Inmitten der Stadt, wo die Festung auf den vier größten Hügeln stand, gab er sich im Ballsaal dem Tanze hin und probierte mit flüssigen Bewegungen, den Deckenstuck und die leuchtenden Fresken nichtig gegen seine Erscheinung aussehen zu lassen.

Doch was war das? Die Dame, der er seine Tanzkunst preisgab, hielt ihren Fächer in der Linken… sie drehte ihn herum. Was für ein Schock, eben hatte sie noch so glücklich ausgesehen, doch auch in ihren Augen las der gewandte Rheomin die Worte: "Verschwindet!"

Das Klopfen an der Tür des Bades riss ihn aus seinen Tagträumen.

"Verzeihung, aber hier ist besetzt!", rief der Gildenmeister überrascht, aber entschieden.

"Meister Rheomin, habt Ihr den Burschen gesehen?", rief Jallom von der anderen Seite der Tür. Rheomin runzelte die Stirn und fragte zurück: "Welchen Burschen?"

"Na, das Spitzohr halt! Diesen Maljus! Er ist weg!"

Ja, selbst das Getränk aus den nördlichen Gefilden hätte nicht die Kraft gehabt, Rheomin so eiskalt wach zu kriegen. Er sprang beinahe auf in seiner Wanne, stieg sofort aus dem Wasser und schwang sich ein Handtuch um die Hüften.

"Seit wann?", fragte er bloß, nachdem er die Tür aufgerissen hatte und auf den Zwergen hinunterblickte. Der erwiderte mit energischen Schulterzucken: "Ja, wann wohl? Letzte Nacht, wenn ich im Rausch nicht über einen Tag lang dem Kopfkissen gelauscht habe!"

"Das hast du nicht. Sicher, dass er weg ist?"

"Griselda hat das gesagt! Im Zimmer haben wir nichts gefunden außer seinem Schwert!"

"Was, wenn er bloß in der Stadt ist?"

"Die anderen suchen ihn schon. Aber irgendwie glauben sie das nicht so recht." Rheomin fasste sich an seine nasse Stirn, wobei kleine Wassertropfen aus seinen ungetrockneten Haaren fielen und den Boden benetzten wie dicke Tränen.

Nach einer Weile beschloss der Gildenmeister, sich gar fertig zu machen und dann bei der Suche zu helfen, wenn die anderen noch nicht zurückgekehrt sein würden.

"Habt ihr schon mit dem Rest der Gilde gesprochen?"

"Nein, noch nicht."

"Dann wird das jetzt deine Aufgabe, Jallom! Los, Griselda wird es dir danken!"
 

Als Selet mit Rio, aber keinen erfreulichen Neuigkeiten zurückkehrte, hatte auch der Zwerg wenig Gutes zu berichten. Jallom und Rheomin hatten die Augen niedergeschlagen, sobald sie auch nur die Eingangspforte klicken hörten.

"Ich hab die andern Magier gefragt, ob sie was gesehen haben.", fing Jallom niedergeschlagen an, "Polz, der Nymph, hat was bemerkt letzte Nacht. Du weißt ja, wie schlecht er jede Nacht schlafen kann."

"Was hat er bemerkt?", drängte Selet. Sie bereitete sich auf alles Mögliche vor, um die schlechte Botschaft mit all ihrer Fassung zu tragen. Jallom redete etwas um den heißen Brei herum, bis er offenbarte: "Na ja… er hat mitbekommen, wie jemand das Haus verlassen hat. Er hat durch den Türspalt auf den Gang gespäht und irgendjemand Kleinen mit spitzen Ohren schleichen sehen." Selet war doch nicht bereit gewesen, sie spürte ihre Knie weich werden und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Wie konnte das denn passieren?! Warum war Maljus denn weg?!

Und zu allem Überfluss fehlte Sira auch, aber das erzählte sie den Magiern natürlich nicht. Bloß Rio wusste es. Auf ihm lagen Selets glasige Augen.

Dann plötzlich hatte sie eine Frage an den Gelbäugigen: "Rio… warst es nicht vielleicht du, den Polz gesehen hat? Dann hat er vielleicht nicht wirklich gesehen, was mit Maljus geschehen ist!" Trocken und tonlos lachte der Alba Occulta auf diese Frage. Fast schon entrüstet entgegnete Rio: "Was hätte ich zu dieser späten Stunde zu schaffen gehabt, Meisterin Griselda? Außerdem sagte der Nymph, es sei ein kleiner Elf gewesen. Der einzige Alba von geringer Körpergröße, den ich hier gesehen habe, ist Maljus."

"Wir müssen der Tatsache ins Auge blicken, dass Maljus wohl nicht mehr in Klemensbürgen ist." Jeder wusste, dass Rheomin damit richtig lag. Aber er war der einzige, der gewagt hatte, es so entschieden zu sagen. "Und je länger wir hier tatenlos bleiben, desto ferner wird der Junge, wohin auch immer es ihn verschlagen hat, sein!"
 

II.
 

Majestätisch erhebt sich das Krähen eines Hahnes aus dem zunehmenden Gemurmel und weckt mich in Begleitung des schneidenden, kalten Morgenwindes. Inmitten des schweißgeruchverhangenen Planenwagen, auf dem Holzboden in eine kratzige, fleckige Decke gehüllt, öffne ich schlaftrunken meine noch trüben Augen. Eine Erschütterung geht durch die Planken, als jemand sich aus der Hängematte über mir schwingt und mit seinen unangenehm riechenden Füßen dicht vor meinem Gesicht landet. Sein knapper Gruß, ehe er den Wagen verlässt, geht im Gähnen rundherum fast unter. Als der Kerl die Plane öffnet, kitzeln mich die hereinfallenden Sonnenstrahlen in der Nase.

"Jeden Morgen auf ein Neues…", seufze ich mit noch rauer Stimme, wobei ich mich kratze und daran mache, aus der Decke zu schlüpfen. Nur in dürftiger Unterbekleidung taumle ich durch das düstere Gefährt. Ich bin sehr bedacht darauf, keinem der anderen auf das Gesicht oder den Bauch zu steigen, geschweigedenn über kraftlos voneinander gestreckte Gliedmaßen zu stolpern.

Nicht in der Stimmung, jemanden nach den wilden Träumen der letzten Nacht im wackelnden Wagen zu grüßen, finde ich, was ich jeden Morgen suche: die große Truhe, die wohl drei mal so alt ist wie ich selber. Ohne Weiteres stoße ich sie auf und krame in dem Kleiderhaufen darin, bis ich meine eigenen Sachen finde. Zumindest ist anzunehmen, dass das meine sind, die Größe stimmt, aber ich bin ja nicht der einzige dieser - wie Dirk, der Anführer, es nennt - mickrigen Gewichtsklasse.

Ich ärgere mich leise über den Ruß auf meiner Weste, der bloß von den Feuerspuckern stammen kann, und kleide mich an. Eine kurze, dünne Hose in dunklem Farbston, fest verschnürt mit einer feuerroten Schärpe, schnell noch ein einst weißes Hemd hineingestopft und darüber die Weste gelegt, die ich nie zuknöpfe - es fehlen ja sowieso fast alle dafür erforderlichen Knöpfe -, dann kann ich mir auch schon mein Bandane überstreifen und prüfen, ob die vereinzelten, hauchdünnen Flechtzöpfe in meinen Haarsträhnen ordentlich sind. Kaum getan, torkle ich langsam wach werdend nach draußen.
 

Ja, das Lager ist schon lange nichts Neues mehr für mich, egal, ob es nun auf einem Hügel liegt, oder in einem Tal - oder eben im Flachland vor Seestfor, wie jetzt, nach einigen Tagen Fahrt durch Berg- und Hügelland.

Es ist doch immer derselbe Aufbau: Kreisförmig scharen sich die robusten Wagen unseres bunt gemischten Gauklerhaufens um eine große Feuerstelle, die inzwischen erloschen ist, und wie immer ist der Wagen von uns Jungs neben dem von Dirk, der trotz der schlichten, hellen Plane an ein richtiges Häuschen auf Rädern erinnert.

Die Gäule, die unsere Wagen gezogen haben, stehen mit dem Schweif um sich schlagend an der Tränke, die nahe des Wagens der Mädels und fast direkt gegenüber von Dirks steht. Die jungen Damen sind auch schon fast alle draußen versammelt, bürsten und schmücken sich gegenseitig das Haar. Manche von ihnen sind in rüschenbesetzte Kleider gepackt, die sich eng an ihre Körper schmiegen, andere - vorwiegend die Tänzerinnen - tragen wie immer ihre knappen, fast nur aus zwei langen, in sich verschlungenen, leuchtenden Tüchern bestehenden Gewandungen. Die nackten, zarten Gliedmaßen, von prallem Busen und hübschem Unterleib nur das Nötigste bedeckt, machen die verführerischen Damen unverkennbar. Ein paar dekorative Fransen und etwas Schmuck wie Armreife oder Ketten sind die einzige Ergänzung ihrer Kleider, auch die Füße sind blank und alle Mäntel, die es im Gauklerlager gibt, sind stets für diese Mädchen gebucht.

Auch an diesem Morgen rüttelt mich dieser Anblick wach. Das macht ja jeder Harpyie Konkurrenz! Das Weibsvolk wirft mir schon kichernd und neckend Kusshände zu, bevor es von einer der älteren Frauen mit den zerfurchten Gesichtern und faltigen Händen zurück zur Arbeit beordert wird. Ich spüre meine Wangen glühen und entscheide lieber, aus dem Kreis der Wagen zu entschwinden - besser ich erledige andere Sachen, anstatt zu gaffen!
 

Sobald ich etwas weiter weg das niederschlagsarme Land bewässert habe, kehre ich zurück, schwatze ein wenig mit Kal'Poh, dem Messerschlucker aus dem Osten, und Gregor, dem Gnom, und mache mich dann ans Üben für die Vorstellung. Gegen Abend muss das Volk bei Laune gehalten - und viel wichtiger, wie Dirks Weisheiten es besagen, Geld verdient - werden. Damit das auch klappt, macht man sich früh ans Proben, das Frühstück wird dafür einfach und kurz gehalten, geht für die meisten von uns oft nicht über ein dünn belegtes Brot hinaus.

Ich gehöre zu den Musikern. Genauer gesagt, spiele ich die Schalmey. Etwas fernab hocke ich mich mit dem hageren, dunkelhaarigen Petrus. Wie immer trägt er seinen Strohhut auf dem Kopf und den Zwicker auf der Nase, während er summend in die Saiten seiner Gitarre haut. Wir haben schon oft zusammen geübt, schon seit ich vor Jahren der Gauklertruppe beigetreten bin.

Doch heute scheinen all diese Jahre, die er mich beaufsichtigt und gelehrt hat, verloren, denn kaum ein Ton sitzt und mein Kopf ist leer, was die Handhabung des Instruments angeht. Bin ich denn auf dieser kurzen Reise vom Ardnaser Hochland bis in die Hochebene von Seestfor so eingerostet, weil ich nicht geprobt habe?

"Will wohl nicht so ganz?", lacht Petrus, wobei sein dünner Oberlippenbart in seinem roten, freundlichen Gesicht zuckt, "Schau lieber zu, dass du's bis heut Abend kannst, sonst wird Dirk einen Tobsuchtsanfall haben."

"Bevor ich mir von dem den Hals umdrehen lasse, leg' ich mich lieber ins Zeug!", verspreche ich. Noch ein mal setze ich das flötenähnliche Instrument an die Lippen, doch wieder klingen die Töne schief und dissonant, bis mir schließlich die Puste ausgeht.

"Gleich in aller Früh' solche Katzenmusik, das wird Dirk gar nicht gefallen, wenn er das hört!"

Wir drehen uns herum zum Fuß des kleinen Hügels. Dort steht eine der Tänzerinnen, eine junge Alba, deren knappe Kleidung in grellem Rotrosa gehalten ist. Ihr hüftlanger, blonder Flechtzopf und die Schleppen ihrer Bekleidung wehen wild im Wind.

Mit kecker Verwunderung schaut sie mich aus rosafarbenen Augen an und kichert dann. Belustigt will sie wissen: "Was errötest du denn so, Caemintus? Irgendwas Interessantes gesehen?" Sie neckt mich und ich Idiot kann nicht anders, als geniert nach unten zu glotzen. Fehlt nur noch, dass sie mir durch meine Haare fährt, oder mich hätschelt.

"Q- quatsch, Tina! Ich hab's bloß nicht gern, wenn ich so beim Üben gestört werde!" Es klingt gesprochen abweisender als gedacht. Tina zieht eine beleidigte Schnute und zuckt mit den Achseln.

"Na, dann lass ich euch zwei wieder allein. Aber übt dann auch, ich möchte nicht erleben, wie Dirk uns alle runterputzt, wenn ihr die Vorstellung vermasselt!" Leichtfüßig läuft sie davon - nachdem sie mir noch kurz zuzwinkert. Tina eben… sie ist schon immer so drauf gewesen, schon seit wir uns vor etlichen Jahren das erste Mal gesehen haben. Sie hat es gern, mich so zu necken und kommt ständig vorbei, um mit mir zu reden. Wir sind beste Freunde, würde ich sagen.

Ich schüttle meinen Kopf, ich kann dafür jetzt nicht meinen Kopf riskieren. Sonst empfiehlt Dirk mich noch für Mors.
 

III.
 

Sie ist noch viel riesiger, als ich sie mir vorgestellt habe: Die große Freiluftbühne auf dem Pälinter Platz. Sie könnte gut und gerne die Hälfte unserer Wagen, sowie all uns Spielleute tragen, ohne dass wir uns nebeneinander quetschen müssten. Der Front eines unvollständigen Palastes mit winzigen Zwiebeltürmen und bunten Erkern gleich kitzelt der Rahmen des noch geschlossenen Vorhangs die finsteren Abendwolken, welche schwarze Wirbel in das orangene Meer des Firmaments schlagen.

Hinter der Bühnenverkleidung befindet sich ein großer Hof, eingeengt von bröckeligen Häuserfassaden und vollgestopft mit Artisten, die noch in letzter Minute zur Ruhe kommen.

Der Feuerspucker Hermann prüft noch ein mal eine Ölvorräte, ein paar Beitänzerinnen schnüren ihre Korsetts enger und die Fechtartisten putzen ihre Klingen ein letztes Mal, während Petrus und die anderen Gitarristen ihre Instrumente stimmen.

Neben mir steht Dirk und räuspert sich mit ernster Miene. Wenn man den rundlichen Zwerg ansieht, denkt man, vor einer Marmorstatue zu stehen. Unter seiner fast schneeweißen Haut zeichnen sich hier und da die Adern blau ab, ein wenig rötlicher sind nur seine dicken Backen und sein riesiger Zinken. Um über seinen krausem, weißen Haarkranz hinwegzutäuschen, trägt er wie immer sein schwarzes Barrett.

Eindringlich gucken mich seine kleinen, fuchsschlauen Augen an.

"Na, fühlst du dich bereit für die erste Vorstellung seit ein paar Tagen?" Nervös nicke ich, aber ich weiß, dass die Lüge nicht besonders gut gespielt ist. Ich hab das Gefühl, noch nie auf einer Bühne gestanden zu haben. Angstvoll und besorgt, weil ich so viele Fehlschläge beim Spiel vorhin hatte, kann ich jenseits des riesigen Vorhanges die gespannte Menge beim Plausch hören. Dieses Stück Stoff ist alles, was sie von uns trennt. Wie viele erwarten uns da draußen? Hundert? Zweihundert? Oder Dirks Glückszahl zweihundertdreiundvierzig?

"Wird schon schiefgehen.", scherzt der Zwerg und streicht noch mal an seinem dünnen Kinnbart entlang. "Falls irgendwas schief läuft, denk einfach daran: orientier dich an Petrus und Jomo, die stehen dir zur Seite. Das Publikum will immerhin ordentlich unterhalten werden und zu hübschen Mädels wie unseren Schönheiten passt immer etwas Musik!"

"Gib dein Bestes, Caemintus!", feuert Tina mich dann auch noch an und schenkt mir ein herzliches Lächeln. Sie ist für die Vorstellung noch extra gepudert worden und im Abendlicht funkelt ihr Schmuck wie helle Sterne. "Wir sind wie eine riesige Familie, wir halten zusammen, und schaukeln das Schiff gemeinsam!"

"Hast ja recht. Ich werd mich ins Zeug legen!" Ich hadere etwas, weil ich noch etwas anfügen möchte. "U- und du auch, ja?"

"Soll ich für dich noch ein bisschen verwegener tanzen?", fragt sie scherzhaft. Oder ist es nicht so schelmisch, wie es klingt? Ich beruhige mich mit ein paar tiefen Luftzügen. Ruhig Blut, nicht zu viel nachdenken.

Dirk gibt jeder Gruppe Gruppe noch ein paar wertvolle Hinweise und ermahnt jeden, sich anzustrengen, ehe er als Erster durch den Vorhang schlüpft, um die erste Attraktion anzukündigen. Ich kann mir nur vorstellen, wie gewaltig die Traube von Zweibeinern ist, vor denen er steht.

"Verehrtes Publikum! Diesen Abend mögen wir uns nicht scheren um schlechtes Wetter, Dämonen und all das Unglück dieser Welt! Legt Euren Kummer und Eure Sorgen ab wie alte Gewänder, lasst Euch von uns entführen in eine Welt des Kuriosen, wo Schönheit und Eleganz Hand in Hand gehen mit atemberaubenden Verrenkungen, den beachtlichsten Balanceakts, die Ihr je gesehen haben werdet, und halsbrecherischen Attraktionen, die Dis Pater Mors geradezu herausfordern - natürlich alles zu Eurer vollsten Zufriedenheit und Unterhaltung unterlegt und begleitet von unserer mannsstarken Musikantentruppe! Die Besten der Besten, wenn es um die Handhabung von Saiten- und Zupfinstrumenten, Trommeln, Akkustgladien, Streichern und Holzbläsern geht!" Dirks mächtige Zwergenstimme überschlägt sich fast und immer ausschweifender werden seine großzügigen Gesten, während mein Herz bis zum Hals schlägt. "Damen und Herren, Buben und Mädchen, heute an diesem Abend habe ich das Vergnügen, sie Euch zu präsentieren: Die einzigartigen Artifices Delectationis Divinae!"

Mit einem Knall und bunten aufstiebenden Wolken, die der Schaualchemist Gregor zu verschulden hat, wird der vordere Vorhang gehoben. Jetzt geht es los! "Und damit soll der Abend begonnen werden!"

Die Tänzerinnen beginnen ihre wilden, verführerischen Bewegungen, wobei Fideln, Flöten und meine Schalmey ihren perfekt abgestimmten, aber chaotisch angeordneten Schrittfolgen und schnellen Radschlägen einen Takt geben, bei denen nicht wenige aus dem Publikum hoffen, sie mögen langsam genug sein, um die verhüllenden Tücher beiseite wehen zu lassen. Die Welt, in die Ringmeister Dirk die Spectatores entführt, ist nunmal eine selig simple.
 

Die Vorführung wird ein großer Erfolg, mit perfekten Überleitungen und blitzschnellem Kostümwechsel vermögen unsere Gaukler, binnen Sekunden ihre Kunststücke nacheinander vorzuzeigen und das Publikum immer wieder aufs Neue zu begeistern. In Seestfor tobt ein Sturmgewitter von Applaus und begeisterten Rufen.

Nach der Vorstellung glänzen Dirks Augen fast selber wie die Bronze-, Silber- und sogar Goldstücke, die er mit Genuss aufeinanderprasseln lässt, um glücklich das Geräusch aufzunehmen.

Ich bin unvorstellbar glücklich dafür, dass wir es geschafft haben - dass ich es auch geschafft habe, obwohl ich damit zu kämpfen habe, nach so vielen Liedern noch Luft zu kriegen. Auf Allegri sind Presti gefolgt, ein aus langen Tönen bestehendes Lento begleitete einen Hochseilakt, ehe wieder Vivaci Moderati überholt haben. So viel in für mich so kurzer Zeit und nur bei Trommelwirbeln oder ganz besonderen Nummern konnte ich mich etwas erholen. Dunkel ist es schon längst, aber für mich ist die Vorstellung wie im Fluge vergangen.

Ein wenig abseits der anderen, die feiernd hinter Dirk, dem König des Abends, durch die Straßen zum Lager ziehen, erhole ich mich von den Anstrengungen. Mich bemerkt nicht wirklich jemand.

Bis dann Tina wieder auftaucht, sich durch die Menge nach hinten schiebt, um zu mir zu gelangen. Ganz verwundert begutachtet sie mich.

"Was machst du denn hier hinten wie das fünfte Rad am Wagen? He, du bist ja richtig am Schnaufen!" Mit Besorgnis positioniert sie sich zu meiner Seite, beugt sich leicht vor und guckt mich schräg von unten an. "Alles in Ordnung, Caemintus?"

"Bei so einem… Programm… komme ich eben ein wenig ins Schwitzen.", keuche ich.

"Tja, Dirk macht eben keine halben Sachen.", lächelt sie charismatisch, "Für morgen denkt er sich bereits wieder einen Ablauf aus!"

"Manchmal glaube ich… dass ich ohne Dirk… ganz schön aufgeschmissen wäre. Ohne alle von euch!" Tina guckt mich merkwürdig an. "Ich meine, wenn ihr mich damals nicht aufgenommen hättet-"

"Ach, du meinst, als wir dich in der Steppe aufgelesen haben? Das… ja, das…" Sie schaut plötzlich weg. Was hat sie denn? "Ja, das war schon eine Riesenportion Glück." Sie druckst herum, sodass ich gar nicht mehr richtig schlau aus ihr werde. "Ich denke, ich sollte noch mal nach den anderen schauen!", erklärt sie da. "A- aber vorher noch eine Frage: Hättest du Lust… also würdest du… morgen mit mir üben? Mich ein wenig mit der Schalmey begleiten, meine ich. Du hast bei der Vorstellung richtig gut gespielt."

"Oh, danke für das Kompliment! Du warst auch fantastisch." Stumm gucken wir beide uns an, hüsteln ein wenig, bis ich endlich realisiere, dass sie mich etwas gefragt hat. "U- und ja, warum nicht? Ich würde gerne helfen.", erwidere ich perplex und schon läuft Tina wie von der Hummel gestochen davon. Was hatte das bitte zu bedeuten?
 

IV.
 

Im Lager steigt eine ausgelassene Fete, als ich als einer der Letzten dort ankomme. Haldfried, der Schwertschlucker, gibt eine Sondervorstellung für die anderen, während unsere 'Feuertänzerin' Irma ihre Sohlen ausgeschweift auf den glühenden Kohlen und zwischen niedrigen Flammen hin und her sausen lässt, ohne dass ihr ausgelassenes Grinsen ins Wanken gerät.

Grade, als ich mich ein wenig zu Petrus und den Akrobaten gesellen will, bemerke ich jemanden hinter mir, der mich verblüfft anguckt. Ein Magier in abgewetzten Sachen und einem spitzen Hut auf den Kopf.

"Maljus…?!", haucht er verwundert. "Du bist's wirklich?!"

"Wer? Ich?", erwidere ich verdutzt.

"Ja… erkennst du mich denn nicht? Ich bin's, Cr-" Der will mich doch über's Ohr hauen, also sage ich entschieden: "Ich hab euch nie gesehen, tut mir leid! Das muss eine Verwechslung sein!"

"Aber-"

Wie aus dem Nichts taucht Dirk auf und stapft zu uns. Auweia, sieht der geladen aus! Er starrt den Magier abschätzig an und fragt bärbeißig: "Was gibt's?! Ist irgendwas?"

"Ach, ich dachte bloß, dass… also-", stammelt der Fremdling.

"Was dachtet Ihr? Na los, seht Ihr nicht, dass wir hier für uns sein wollen?!"

"Ach, guter Mann, ich habe heute nur Eure Vorstellung gesehen! Ihr seid nicht zufällig der Ringmeister dieser fabelhaften Spielleute, oder?"

"Was war das für eine Stimme…?!" Der Magier wird schreckensbleich, da meldet sich noch so eine körperlose Stimme zu Wort: "Oh, ich bin Bauchredner, guter Mann! Und ich würde gerne meine Dienste anbieten, da ich zurzeit ohne Arbeit bin!" Dirk horcht auf und ist plötzlich sehr interessiert an dem eigenartigen Mann. … Der führt ja Dolche mit sich! Wieso denn das?!

Dirk währenddessen knetet seine Unterlippe und möchte erfahren: "Ach? Hm… und wozu dieser Aufzug? Ihr seht eher aus wie ein Magier."

"Oh, ich bin auch Magier!" Dirk runzelt misstrauisch seine Stirn.

"Schaumagier, versteht sich! Für richtige Magie wäre ich viel zu schlecht!", fügt der Mann schnell an, ohne die Lippen zu bewegen. Dafür verzieht er ganz schön das Gesicht. Muss man solche Grimassen schneiden, um ohne Lippen zu reden?

"Interessant - wirklich interessant. Nun, das müsst Ihr mir mal zeigen, mein Herr. Kommt doch bitte zu meinem Wagen, dort können wir in Ruhe alles besprechen und ihr könnt mir ein paar Tricks zeigen." Schon leuchtet in Dirks Augen die Aussicht auf viele weitere Münzen. "Wenn Ihr gut genug seid, könnten wir Euch gleich morgen zur nächsten Vorstellung dem Publikum als neue Attraktion präsentieren! Einen Schaumagier hatten wir schon lange nicht mehr! Und einen Bauchredner schon gleich drei mal nicht!"

Lachend führt er den seltsamen Kauz von dannen, während der sehr nervös drein blickt. Hat wohl jetzt schon Lampenfieber. Was für ein Anfänger!
 

V.
 

Dirk und der seltsame Magier diskutieren noch immer, als die Feier langsam erstirbt und Müdigkeit uns alle packt. Im Schein des großen Feuers schlurfen wir langsam zu den Wägen, wo uns nun wieder triste Nächte auf harten Holzplanken erwarten.

Nur mich erst nicht, denn wieder ein mal taucht Tina auf. Ich sehe ihr das leichte Unbehagen an der Nasenspitze an und frage ganz einfach: "Was ist denn los, Tina?"

"Nun, Caemintus…", beginnt sie und schluckt einen Kloss herunter. "Ich wollte nur noch mal fragen, ob das mit morgen auch in Ordnung geht." Ihre Unsicherheit bringt mich zum Grinsen.

"Natürlich, ich hab's dir doch versprochen! Was ist denn in dich gefahren? So kenne ich dich ja gar nicht. Und immerhin kennen wir beide uns fast schon, seit wir in den Windeln lagen!"

Ein trauriges Schmunzeln ziert ihre vollen Lippen, als sie darauf ihren Kopf ein wenig senkt. Sie sieht mich nicht an und holt tief Luft. "Caemintus. Da… gibt's was, was ich dir gerne sagen würde." Es klingt fast schon unheilschwanger, als sie das offenbart.

"Oh? Was denn?"

"Caemintus, du bist nicht irgendwie stutzig über die Lage grade, oder?"

"Was meinst du?" Fast hätte ich 'Ja' gesagt, denn in der Tat ist etwas Seltsames heute in Gange.

"Nun… ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, Caemintus… und vermutlich erklärst du mich für verrückt, wenn-"

"Soll Mors mich holen, bevor mir noch der Kopf platzt vor Wut!", hackt eine plärrende Frauenstimme den Redefluss unerwartet ab und ich glaube fast, mein Herz bleibt stehen. "Was muss ich denn jetztsehen?!" Das frag ich mich aber auch! Sobald ich mich umgedreht habe, sehe ich über der dunklen Wiese ein grünes Lichtlein rasant näher kommen. Etwa ein Irrlicht?! Ein Geist?!

"Tina, geh sofort weg!", rufe ich und weiche ein paar Schritte vor der Lichtkugel zurück. Tina kauert sich hinter mir zusammen.

"Kannst du mir mal ganz schnell erklären, was ich verpasst habe und wieso du in so einem Aufzug rumrennst, Maljus?!", brüllt der vermeintliche Geist mich an, noch bevor er mich erreicht hat. Schon wieder dieser Name, das ist das zweite Mal heute schon! Ich bin viel zu irritiert, um wegzulaufen oder etwas zu sagen, da erreicht mich das unbekannte Wesen schon.

"Was bist du denn?!", bringe ich flach atmend heraus.

"Das hatten wir schon mal, du Witzbold! Und jetzt raus mit der Sprache, Maljus! Was suchen wir hier, was hast du da an, und wieso hat mich dieser komische Zwerg die ganze Zeit eingesperrt?!" Es sind viel zu viele Fragen auf ein mal, in meinem eigenen Kopf kommen noch gefühlte hundert dazu, was diese Begegnung betrifft.

Empört rufe ich zurück: "Ich bin nicht Maljus, mein Name ist Caemintus, warum frag- Warte, wer hat dich eingesperrt?" Erst starrt mich die kleine Frau in Grün an wie ein tollwütiges Biest.

"Na, dieses Bleichgesicht mit dem lichten Haar und der Kappe eben!"

"Dirk?!", fragt Tina erschrocken. Das Fräulein hebt kurz die Schultern.

Dann ist sie aber auch schon wieder ganz drängend: "So, und was wird hier jetzt gespielt? Caemintus?! Verkauf mich doch nicht für dumm, Maljus!"

"Was wollen du und dieser Magier bitte von mir?!" Von all dem Gebrülle werden jetzt auch wieder ein paar schlaf- und alkoholtrunkene Gaukler wach und gucken neugierig aus den Wägen zu uns hinüber. Schließlich taucht sogar Dirk auf, der aussieht, als habe er in einen sauren Apfel gebissen - was für eine Untertreibung, er ist richtig angepisst!

"Nicht der schon wieder!", zischt das leuchtende Fräulein und verschwindet ungefragt in meiner Hosentasche. Was das denn solle, hätte ich gerne gefragt, aber Dirk ist schon fast bei uns und krakeelt: "Was ist denn hier los?! Was soll das Theater, ihr Früchtchen?!" Mir schlägt eine brennende Alkoholfahne ins Gesicht, als er vor mir steht - dann Dirk. So unerwartet, dass ich gleich danach mit dem Gesicht im Gras lande und mir vorsichtig meine brennende Wange halte. "Ihr brüllt ja das ganze Lager zusammen!", lässt Dirk aus voller Kehle erklingen.

"Wir hatten nur einen kleinen Streit, Dirk!", wirft Tina ein, doch da packt der Zwerg sie mit seinen kräftigen, zerfurchten Armen schon und zerrt sie weg.

"Ab mit dir! Jetzt wird geschlafen und morgen reden wir noch mal ein ernstes Wörtchen, Mädel!" Er schaut wutentbrannt zu mir. "Und du auch! Morgen muss eine Vorstellung über die Bühne gehen, die sich gewaschen hat! Und… und wehe, ich höre morgen noch einen einzigen falschen Ton von dir, du Wurm!" Ich würde meinen Ohren am liebsten nicht trauen, aber das trifft mich alles viel zu deutlich, um es als kleines Missverständnis abzutun. Am liebsten würde ich Tina zu Hilfe eilen, unsere erschrockenen Blicke treffen sich, als Tränen ihre Wangen hinabrollen.

Sie schüttelt den Kopf. Sie lässt sich abführen wie eine Schwerverbrecherin. Dirk, du… was ist bloß mit allen los auf einmal?!

"Falls das Dirk ist… dann war's Dirk, der mich eingesperrt hat." Ich will die grüne Frau nicht ansehen, mein Kopf dreht sich. Dirk trinkt hin und wieder mal einen über den Durst, aber so ausgerastet - er ist wie ausgewechselt!

Auf die Stille hin stöhnt die Geflügelte langgezogen. "Nun, gut… dann mach, was du willst! Wer auch immer du bist, du bist offenbar nicht Maljus! Und ganz sicher nicht der Prophezeite, der das heilige Schwert weihen oder führen wird!" Sie fliegt noch mal direkt vor mich. Herbe Enttäuschung kommen mir aus ihrer Miene und Stimmlage entgegen. "Ich gehe und suche die anderen. Du kannst meinetwegen hier bleiben und den Rest deines Lebens mit einem betrunkenen Zwerg und ein paar blutjungen Flittchen verbringen!"

"Geh nicht.", flehe ich mit brüchiger Stimme.

"Wieso nicht?"

"Bitte sag mir, was los ist. Warum geht seit heute alles drunter und drüber?"

"Diese Frage müsstest du eigentlich mir beantworten. Wie kommt es, dass wir hier sind? Was ist nachts in Klemensbürgen passiert?" Klemensbürgen… was ist das für ein Ort? War ich da etwa mal?

"Wenn wir uns einmischen dürften…", höre ich eine der drei Stimmen des Bauchredners. Mit wässrigem Blick schaue ich zu ihm hoch. Mitleidig starrt er zurück und reicht mir seine Hand, als wäre er grade aus dem Boden gewachsen.

"Du hast keine Ahnung mehr, wer wir sind, oder?", fragt er und zieht mich hoch. Ich schüttele kraftlos meinen Kopf. "Wir sind deine Freunde, Maljus."

"Ich fürchte, da muss sogar ich mich dazu zählen. Also Kopf hoch, Herr Langohr! Der gute Carod wird dir mal zeigen, wie der Hase läuft - na ja, oder du bleibst ewig ein Gaukler mit einem Säufer als Vormund, wenn du Pech hast!"
 

VI.
 

"Na, wenn Chaos da nicht mal wunderbar auf uns gespuckt hat!", flucht Alex mit erhobenen Händen, "Garang Emm ist uns entwischt und jetzt haben wir den Kleinen am Hals, der sich nicht mal an unsere Namen erinnert!"

"Nun lass ihn doch erstmal zur Ruhe kommen, Alex! Er hat Schlimmes durchmachen müssen und ist noch ganz durcheinander!"

"Oder bloß ganz gehörig auf den Kopf gefallen!"

"So wie ein gewisser schwarzer Dolch auch, nachdem er ein paar Benimmregeln gelernt haben sollte?"

"Oh, ich vergesse bloß, was nicht wichtig ist! Nicht wahr, Craylo? Wann war dein Geburtstag noch mal? Muss mir doch gla~tt entfallen sein!"

"Ihr seid schlimmer als die Hungersnot von Wilmvar manchmal!", knirscht der Magier, nachdem er die beiden Plappermäuler bereits in ein Holzfass in dem karg eingerichteten Zimmer eines kleinen Gasthauses gerammt hat. "Ihr erfindet auch mir nichts, dir nichts die Geschichte, dass ich Bauchredner sei!"

"Du wolltest doch zu Maljus, nachdem du ihn bei der Vorstellung entdeckt hast!"

"Also haben wir dir etwas unter die Arme gegriffen, damit dir das auch gelingt. Aber ichwäre Überzeugungskraft genug gewesen für die Saufbirne!"

Noch immer bin ich ganz überflutet von all den Ereignissen und, dass diese beiden Klingen sprechen können, ist das kleinste Übel.

Ich habe mich nicht groß gewehrt und Craylo mich nicht groß gefragt, ehe er mit mir in die Stadt abgehauen ist und mich in dieses Zimmer im ersten Stock geschleppt hat, wo der etwas genervte Alba Alex erst mal aus dem Schlaf gerissen wurde.

Wir sitzen uns jetzt gegenüber auf den zwei knirschenden Betten und haben gerade die Erzählung beendet, was passiert ist - die Hälfte der ausgetauschten Geschichten leuchtet mir gar nicht ein. Vor Allem Sira, die Víla, deckt mich ordentlich mit irgendwelchen Erzählungen von einer Mission und irgendwelchen kopfüberstehenden Dämonen ein.

"Wenn wir dann wieder dazu kommen könnten, was wir jetzt eigentlich machen…", erinnert Alex Craylo, Dorac und Carod kühl.

"Nun, es ist ja eigentlich ganz einfach!", meint Dorac zuversichtlich, "Wir müssen Maljus bloß helfen, seine Erinnerung zurückzukriegen! … Oh, Verzeihung, dass ich dichimmer 'Maljus' nenne. Momentan wäre dir 'Caemintus' lieber, oder?"

"Ach, macht nichts. Ich weiß sowieso nicht mehr, welchen Namen ich eigentlich trage…", seufze ich niedergeschlagen, aber lächelnd. Ich hab einfach nicht im Lager bleiben können nach dieser Szene… aber ich will eigentlich genauso wenig die anderen im Stich lassen. Die werden morgen doch sicher todkrank vor Sorge sein! Und Dirk wird toben, dies mal mit einem triftigen Grund.

Ich beobachte Alex. Er trägt bloß ein Nachthemd und schüttelt fassungslos den Kopf. Wenigstens einer, der genauso durcheinander ist wie ich. Das tröstet immerhin ein wenig.

"Das bringt uns doch alles nicht weiter. Wir wissen nicht mal, wieso der Kleine umgeschult hat auf Schalmeyspieler."

"Ach, stimmt ja, die Schalmey!", erinnere ich mich und krame sie hervor. Zum Glück ist ihr nichts passiert in all der Aufregung. Nachdenklich streiche ich über das glatte, dunkle Holz. Mit den Fingern erfasse ich die kleine Gravur in der Seite, Von Tina für Caemintus, und entsinne mich der schönen Stunden, durch die mich dieses Instrument begleitet hat. Oder gab es die gar nicht? Ich weiß momentan nicht mal mehr wirklich, ob ich sie mal in Abwesenheit aller anderen gespielt habe. Einfach nur so, um für mich zu sein.

"Hey, ihr kennt doch alle dieses Geschichten von den Kerlen aus den Südlanden, wo sie mit Flöten die Schlangen verzaubern!", prustet Carod, "Vielleicht haben sie's mit ihm ja so ähnlich gemacht!"

"Ach, so ein ausgemachter Blödsinn!", keift Sira.

"Das klingt fast so abenteuerlich wie die Sagen von irgendwelchen Vergessenstränken.", wirft Craylo ein, "Aber immerhin haben wir auch jemanden hier, der an plötzlichem Gedächtnisschwund leidet. Vielleicht sollten wir einen Heiler fragen." Alex tippt sich wie wild gegen die Schläfe.

"Die zeigen uns doch den Vogel, wenn wir ihnen die Geschichte erzählen."

"Nicht, wenn wir einen ganz bestimmten Heiler fragen.", schlägt Sira plötzlich vor und erlangt damit jedermanns Aufmerksamkeit. Wen könnte sie schon kennen? "Ich hoffe, ihr werdet damit einverstanden sein, dass wir Meskardh besuchen - genauer gesagt, die Zitadelle von Sepromor."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Azahra
2012-07-03T14:42:11+00:00 03.07.2012 16:42
Hey :),

Heute bekommst du wieder einen Kommi ^^
Ich hab noch ein paar Kapitel auf meinem Reader, aber ich da ich gerade mit diesem hier fertig geworden schreib ich man Fazit dazu :3

Ich bin wirklich total überrascht wie Maljus nur sein Gedächtnis verlieren konnte!!!
Und wie plötzlich diese anderen, fremde Erinnerungen in seinen Kopf gelangt sind O.o Diese Tina ist mir auch völlig suspekt! Sie verbirgt doch irgendetwas.....
Es ist einfach traurig das er seine ganzen Gefährten nicht mehr kennt :(
Ich fand die Szene am besten mit Sira wie sie plötzlich aufgetaucht ist und vor allem der Spruch: "Das hatten wir schon mal!" XD
Ich musste da so lachen!!!!
Ich hoffe das dieser Heiler ihm helfen kann :(

Bis bald!

cucu
Azahra


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