All The Little Things von -Moonshine- ("Every Little Thing" One-Shots) ================================================================================ Happy Ending ------------ Diese kleine Episode spielt sich unmittelbar nach dem letzten Kapitel (NICHT dem Epilog) "Salvation" ab. Es ist sozusagen der Morgen "danach". :) Viel Spaß beim Lesen. Ich blinzelte ins Tageslicht. Die Sonne durchflutete mein ganzes Zimmer und draußen schien wieder tolles Wetter zu herrschen. Ich hob ein wenig den Kopf an, noch immer halb schlafend, und bemerkte erst da, dass ich auf Sean's Brust gelegen und er den Arm um mich geschlungen hatte, mit seinen Fingern sachte meinen Oberarm streichelte. Meinen nackten Oberarm! Von einem unguten Gefühl erfüllt, das mich sofort wacher werden ließ, blickte ich an mir herab und bemerkte scharfsinnig, dass mir die Decke bis zum Bauchnabel herabgerutscht und ich - ganz richtig! - ganz nackt war! Erschrocken griff ich danach und zog sie hoch, Sean's Streicheleinheiten und sein leises Lachen machten deutlich, dass er bereits wach war. Und der Mistkerl war vollkommen angezogen! Die Decke immer noch bis zum Kinn hochgezogen betrachtete ich ihn einen Moment lang. Das schwarze Hemd, das ihm so gut stand, war zerknittert, und er hatte keine Socken an. "Ausgeschlafen?", fragte er schmunzelnd und küsste mich auf die Schläfe. Nun, ausgeschlafen konnte man das nicht gerade nennen. Ich nickte trotzdem verwirrt und zutiefst beschämt, dass ich hier so stripteasemäßig nackt vor ihm dalag. Wie lange war er schon wach? Klar, es gab nichts, was er heute Nacht nicht ohnehin schon gesehen hätte - ich lief innerhalb von Bruchsekunden tiefrot an bei dem Gedanken daran -, aber bei Tageslicht betrachtet war es doch etwas Anderes. Noch so neu... so anders. Und es bedeutete nicht, dass wir von nun an im Adsamskostüm voreinander herumlaufen müssten! Ich räusperte mich unsicher. "Bist du, äh... schon lange wach?", fragte ich dann so unschuldig wie möglich. "Hm." Er überlegte. "Eine Weile. Ich hab mich schon geduscht und angezogen, während du geschlafen hast wie ein Murmeltier." Ich fühlte mich kein bisschen besser. "Aha", war mein äußerst geistreicher Kommentar dazu. Er hatte noch immer den Arm um mich geschlungen, aber ich wagte kaum, mich zu bewegen. Immerhin war einer von uns hier angezogen und der andere nackt, und es dürfte kein großes Rätsel sein, wer da am längeren Hebel saß. Außerdem war es peinlich. Ich wollte gerne aufstehen und ins Bad gehen, aber ich konnte mein nacktes Hinterteil doch nicht so einfach vor ihm präsentieren! Er schien meine Gedanken gelesen zu haben, was mich ein wenig erschreckte. "Willst du duschen?" Die Frage klang ziemlich unbeteiligt, und ich nickte vorsichtig, hob den Kopf ein wenig und schaute ihn an. In seinen grünen Augen funkelte es durchtrieben und sein Haar war ganz wundervoll zerzaust. Er grinste. "Dann geh doch." Mistkerl! Das war so klar gewesen! Ich grummelte innerlich in mich hinein und haderte mit meinem Schicksal. Das machte er extra, so was von absichtlich! Für einen Moment war es still und keiner von uns rührte sich vom Fleck. "Soll ich Frühstück machen?" Oh ja, eine gute Idee. Er würde in die Küche verschwinden und ich konnte endlich aus diesem Bett raus! Nicht, dass ich es nicht mochte, hier zu liegen... mit ihm... aber langsam bekam ich Rückenschmerzen und ich wollte mir gerne etwas anziehen. "Ja, das wäre schön." Ich lächelte ihn an und er lächelte zurück. "Gut, dann mach ich das." Ich wartete. Nichts passierte. Er bewegte sich kein bisschen vom Fleck! Mir fiel ein, dass ich einfach die Decke um mich schlingen könnte, wie im Film, aber ich hätte mich der Lächerlichkeit preisgegeben. Immerhin war er mein Freund und alles, aber trotzdem! Okay, ich war vielleicht etwas verklemmt, aber er war ganz eindeutig absolut unverschämt! Und wieso überraschte mich das nicht? "Jetzt?", half ich nach, klang aber leicht verzweifelt. Er schmunzelte. "Jetzt sofort?" Mochte ja sein, dass ihm das Vergnügen bereitete, aber da war er auch der Einzige hier. "Ja", knurrte ich, mit meiner Geduld nun langsam am Ende. "Jetzt sofort." Er schien zu merken, dass er im Begriff war, ein wenig zu weit zu gehen und meine Nerven überzustrapazieren, und stand auf. "Okay. Irgendwelche Wünsche?" Ja, dass du sofort aus diesem Zimmer verschwindest! Amüsiert grinsend schaute er auf mich hernieder, die ich immer noch eingewickelt in der Decke vor ihm im Bett lag. Auch keine schöne Position. "Rührei mit Schinken und Toast", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Raus hier! Mir wurde langsam heiß unter der Winterdecke, und das lag ganz sicherlich nicht an seinem anzüglichen Grinsen. "Jawohl, MyLady." Verschmizt lächelnd wandte er sich ab, blieb allerdings noch einmal in der Tür stehen und warf einen Blick zurück. Er machte den Mund auf, um noch etwas zu sagen, überlegte es sich aber anscheinend anders und klappte ihn wieder zu. Eine Sekunde lang sah er mich nur an, dann zwinkerte er spitzbübisch und verschwand in die Küche. Gnädigerweise schloss er die Tür hinter sich. Etwas irritiert und erhitzt - ich war mir sicher, dass das, was immer er hatte sagen wollen, wieder eins seiner anzüglichen Kommentare war, von denen er so viele auf Lager hatte -, schlüpfte ich durch die nahegelegene Badezimmertür, jedoch nicht, bevor ich mir ein paar frische Sachen aus dem Kleiderschrank stibitzt hatte. Mit einer Jeans und einer weißen, kurzärmligen Bluse mit einem angemessenen – heißt nicht allzu offenherzigen - Ausschnitt und einem Satinband am Saum, das schließlich in einer hübschen, kleinen Schleife an der Seite endete, kam ich aus dem Bad heraus und erschnüffelte sofort den Duft von frischem Toast und gekochtem Kaffee. Angelockt davon betrat ich die Küche und staunte nicht schlecht, als der Tisch schon fertig gedeckt war und Sean mir gerade Kakao in die Tasse goss. In seiner erblickte ich den Kaffee. Woher wusste er, dass ich keinen trank? Als er mich hereinkommen sah, richtete er sich auf und sein Blick glitt langsam, fast verführerisch, an mir herunter. Und wieder hoch. "Du siehst hübsch aus." Geschmeichelt errötete ich ein wenig. Er sagte immer so schöne Sachen, und obwohl all die Dinge, die er mir heute Nacht zugeflüstert hatte, nicht mehr übertroffen werden konnten, erfreute mich dieses einfache Kompliment trotzdem ungemein. "Ich sehe aus wie immer", nuschelte ich verlegen. Er lächelte. "Sag ich doch." Dann drehte er sich um und stellte den Topf mit dem Kakao auf einer kalten Herdplatte ab. Ich warf einen Blick auf den Herd, auf dem es in der Pfanne munter vor sich hinbrutzelte. "Ich dachte, du kannst nicht kochen?", fragte ich entgeistert. "Rührei ist meine Spezialität, MyLady", grinste er und ich musste auch lächeln. Ich betrachtete ihn. "Da hab ich ja noch mal Glück gehabt." Erst, nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, wurde mir bewusst, dass ich nicht nur das Rührei meinte. Er schob den Stuhl zurück und bedeutete mir, mich zu setzen. "Das hast du", bestätigte er nickend, ohne jegliche Verbindung zu sich selbst herzustellen. Da fiel mir noch etwas anderes ein. "Ich hatte schon lange kein Glück mehr", stellte ich entgeistert fest und dachte an all das Pech, das ich früher und auch in letzter Zeit gehabt hatte. Es war mir, als läge das alles schon Jahre zurück. Er lachte leise. "Das heute Nacht nennst du also Unglück, oder was?" Oh Gott, dass er mich daran erinnern musste! Typisch. Ich schüttelte kurz den Kopf, um diese Bilder loszuwerden, was aber ein vergebliches Unterfangen war. "Du willst nicht darüber reden", stellte er treffend fest, als er mir einen Teller voller Rührei hinstellte und sich gegenüber von mir niederließ, mich neugierig musterte. Er wollte mich noch immer ärgern. Ich ging trotzdem in Abwehrhaltung. "Es gibt doch nichts zu sagen", grummelte ich widerwillig und stocherte in dem Rührei herum. Irgendwie hatte ich keinen Appetit mehr, zumindest nicht, solange Sean gegenüber saß und mich so anschaute, als würde er mir gleich die Kleider vom Leib reißen wollen. Mit den Zähnen. Ich identifizierte das flaue Gefühl im Magen, das für meine Appetitlosigkeit verantwortlich war, als Schmetterlinge im Bauch, und legte entgeistert die Gabel weg. Ich war so glücklich, aber gleichzeitig so verwirrt. Und ich war noch nicht bereit, mit ihm über irgendetwas zu reden. Oder alles zu zerreden. "Och. Also ich für meinen Teil fand den Part ganz interessant, als du-" "Sean!" Ich sog scharf die Luft ein und funkelte ihn böse und hochrot an. Er lachte nur. "Eingeschlafen bist", vollendete er seinen Satz, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er ursprünglich etwas anderes hatte sagen wollen. Misstrauisch blickte ich ihn an. Unbekümmert biss er von seinem Marmeladentoast ab, kaute, schluckte. Grinste mich an. "Gehen wir in den Zoo?", wechselte er plötzlich das Thema. "Zoo?", echote ich stumpfsinnig. "Heute?" Was sollten wir denn im Zoo? "Es ist schönes Wetter draußen, und außerdem brauche ich dringend Ablenkung." Gerade wollte ich den Mund aufmachen und ihn fragen, wovon, aber er spezifizierte seine Aussage bereits von selbst: "Andernfalls kann ich dir nicht garantieren, dass ich dir fernbleiben kann." Ich musste lachen, wenn auch ein wenig atemlos, und dann nahm ich die Nahrungsaufnahme wieder auf. Eine Weile aßen wir schweigend – okay, besser gesagt: Ich versuchte zu essen und Sean starrte mich mit einem seltsamen Ausdruck der Faszination an, als wäre ich ein seltenes Tier. "Was hältst du davon, wenn du nächsten Samstag meine Familie kennen lernst?" Er sagte es ganz beiläufig, als wäre das etwas Alltägliches. Mir blieb mein Kakao im Halse stecken und ich schluckte mühsam. "Was?" "Wir könnten ja erst mal klein anfangen, bei Clara und Holly." Mir wurde ganz übel. Meinte er das ernst? Seine Familie kennen lernen? Darauf war ich nicht gefasst gewesen und es überrumpelte mich ehrlich gesagt. Er bemerkte, dass es mir anscheinend Sorgen machte. "Oh, sie sind alle ganz neugierig auf dich." "Was?" Mein Wortschatz schrumpfte in Notsituationen ganz offensichtlich auf ein begrenztes Minimum an Ausdrücken. Sehr begrenzt. Er schaute mich ein wenig verlegen an, aber nur ein kleines bisschen. "Ich hab sie schon in Kenntnis gesetzt und ein bisschen was erzählt. Also eher alles." Ich schloss die Augen und zwang mich, tief durchzuatmen. "Was... hast du denn erzählt?", wollte ich ängstlich wissen, aber zumindest machte ich Fortschritte. Er lächelte. "Na, in allererster Linie natürlich, dass du wundervoll bist." Anstatt mich zu bedanken, riss ich wieder meinen Mund auf, um meine Verlegenheit zu überspielen: "Ich hab dich gegenüber meiner Familie noch nie erwähnt." Sofort biss ich mir erschrocken auf die Unterlippe. Ich Idiot! Er machte mir Komplimente am laufenden Band und ich sagte so etwas Hässliches, nur, weil ich mit meiner Unsicherheit nicht zurechtkam! Sean grinste. "Das solltest du vielleicht, es sei denn, du planst, mich bald loszuwerden?" Ich schüttelte peinlich berührt den Kopf. "Nein... ich dachte nur... vielleicht wolltest du mich loswerden...?" Er schaute ziemlich verblüfft drein. "Warum?" Ich rutschte auf meinem Stuhl hin und her. "Na ja... es kann nicht alles ein Happy End haben." Er schwieg eine Weile. "Stimmt", sagte er dann ganz ernst und nachdenklich. "Kann es nicht." Erschrocken starrte ich ihn an. Was meinte er damit? "Ich wollte damit nicht sagen, dass...", stammelte ich verunsichert, "dass... das hier, also mit uns, äh..." "Und", unterbrach er mich energisch, "ich wollte damit sagen, dass nicht alles ein Happy End haben kann, aber hin und wieder passiert es trotzdem." Ich schwieg und dachte darüber nach, ob er uns damit meinte, aber dann war es doch irgendwie egal. "Ich mag Happy Ends", verriet ich ihm lächelnd. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)