Walk on the edge von Swaja (Geh auf der Klinge --Kappi 24 ist da!!!---) ================================================================================ Kapitel 1: Die Freuden eines Marktbesuches ------------------------------------------ Hi folks! Hier gibt also wieder mal was neues von mir. Passend zur Jahreszeit spielt auch diese FF in dem kalten Dezember Dominos. Ebenfalls passend ist diese FanFic ein Weihnachtsgeschenkt für meine liebe Asuka-ichan. Ich hoffe aber, euch gefällt sie auch und mein Kommi-kasten bekommt viel Weihnachts- und Sylvesterpost! Heal, eure Swaja ------------------------------------------------------------------------------- 1. Kapitel: Die Freuden eines Marktbesuches Die kleine braun geröstete Mandel verschwand in dem Mund. Noch während die Zuckerschicht von der Nuss gelutscht wurde, griff die Hand erneut in die gelbe Papiertüte und fischte eine weitere, noch warme Köstlichkeit heraus. " Auch eine?", nuschelte der Junge seinem Freund zu, das Sprechen wurde etwas von der Mandel in seinem Mund behindert. Dankbar nahm der Junge die Süßigkeit an. Sie lächelten sich zu. Der Junge mit der Mandeltüte seufzte und blies etwas Luft aus, die als Nebel sichtbar wurde. Ja, es war knackig kalt heute, aber das hinderte anscheinend die Masse von Leuten nicht den traditionellen Weihnachtsmarkt nicht wenigstens einen pflichtgemäßen Besuch abzustatten. Immerhin hatte der Markt von Domino eine sehr lange Geschichte, die ihnen ihre Lehrerin bestimmt schon zig mal heruntergebeten hatte, und, schade, er hatte sie sich immer noch nicht gemerkt. Eine weitere Mandel wanderte in den Mund und die behandschuhte Hand strich eine der langen, schwarzen Strähnen weg, die mit der Mandel an die Lippen gerutscht war. Er ruckte kurz mit dem Kopf und seine Mähne flog über die Schulter nach hinten. " Hey, Mokuba! Pass auf, dass du mich nicht erschlägst.", warnte sein Klassenkamerad und versetzte ihm einen spielerischen Knuff in die Seite. " Schuldige, Yoru. Kommt nicht wieder vor. Nimmst du diese Mandel als meine aufrichtige Entschuldigung an?", er hielt sie ihm wie ein kostbares Goldstück hin. Der brünette Yoru legte eine Hand an das Kinn, kniff die dunklen Augen zu, als müsste er scharf nachdenken. Dann hob er eine Augenbraue, eine Geste, die sich der Kleine bei Mokubas großem Bruder abgeschaut hatte, und sagte dann mit gönnerhafter Miene:" Na gut, aber nur weil, ich so ein gutmütiger Mensch bin.". " Oh, du bist zu gut zu mir.", scherzte Mokuba zurück und die beiden Jungen lachten fröhlich. Inzwischen hatten sie den überfüllten Weihnachtsmarkt hinter sich gelassen und schlenderten an einer Ladenpassage vorbei. Yoru hatte seine braune Ballonmütze abgenommen und spielte damit herum. Mokuba ließ den Blick herumschweifen. So viele Leute. Ein weiteres Mal sog er die frische Luft ein. Er liebte den Winter, da roch es immer so- na ja- irgendwie rein. " Knock-, knock-, knocking on heavens door. Knock-, knock-, knocking on heavens do~o~or." Mokuba wandte den Kopf. Am Rand des Fußgängerweges saß ein junger Mann mit einer Gitarre. Gerade hatte ein Mann im Vorübereilen eine Münze in den dafür bereitgestellten Kasten fallen lassen und der Musiker bedankte sich mit einem warmen Lächeln. Jetzt stimmte er ein neues Lied an. " Den Löwen ziehts zur Löwin. Die Wale turteln im Meer. Dein Kater lässt das Mausen sausen, jagt seiner Katze hinterher." Die Saiten vibrierten unter dem Spiel der, mit fingerlosen Handeschuhen geschützen, Hände. " Nur du liegst faul auf dem Sofa und tust dir immer noch so leid. Du faselst von deiner Freiheit und zu zweit, gibts doch immer nur Streit. Das ist doch nicht dein Ernst." Das Spiel wurde schneller. " Hey du, einsames Herz, gib es zu, du bist doch nicht gerne allein." " Sie doch auch nicht, junge Dame im grünen Parka.", rief der junge Mann und schenkte der Angesprochenen ein breites Lächeln. Mokuba war in ein paar Metern Entfernung stehen geblieben. " Hey du, ja, ich mein dich, gib es zu, das muss doch nicht sein." Der Blonde flirtete mit zwei Frauen, die kichernd an ihm vorbei gingen und ein paar klimpernde Münzen in den Gitarrenkasten fallen ließen. " Danke schön. Auch Löwen haben Sorgen. Und Wale schnappen mal nach Luft. Dein Kater ist als Gigolo verschrien, deine Katze hält ihn für den größten Schuft. Aber keine wirft seine Flinte, so schnell, wie du so ungenutzt ins Korn. Was heißt hier " enttäuscht", was heißt den hier " abgeblitzt"? Neues Glück, dann eben noch mal von vorn. Komm krieg den Hintern hoch!" Ein junges Pärchen ging an dem Sänger vorbei und er zwinkerte dem Mann verschwörerisch zu. Mokuba staunte darüber, wie der junge Mann mit den Leuten umging, die teilweise mit versteinerten Mienen oder verächtlichem Blick an ihm vorbei hasteten. Irgendwie war ihm der Blondschopf sympathisch. " Hey, Moki.", eine Hand fuchtelte vor seinem Blickfeld herum und verwirrt blinzelte der Dunkeläugige. " Häh?", machte er sehr intelligent und schaute in Yorus grinsendes Gesicht. " Erde an Mond, bitte kommen, wir haben einen technischen Totalausfall. In welcher Hemisphäre bist du denn eben rumgeschwebt?", sprudelte es so schnell aus dem Junge hervor, dass Mokuba Probleme hatte zu folgen. " Ach, du.", sagte er deshalb nur und zog den Schirm der Ballonmütze tief in Yorus Gesicht. " Hey, lass das. Was schaust denn so?", wollte der Junge wissen und verfolgte den Blick seines besten Freundes, bis auch er den Straßenmusiker entdeckt hatte. " Was gefällt dir denn so an dem?". " Er singt hat eine schöne Stimme.", gab Mokuba zurück und beobachtete weiter hin den Sänger. " All die einsamen Herzen schlag vor allem nachts allein, keiner hört ihr lautes Klagen, sie sind ganz allein." Ein paar Leute waren stehen geblieben, um dem Mann zuzuhören. Eine junge Frau stand unter ihnen, ohne Begleitung und hatte einen verträumten Blick. Der Sänger machte einen Schritt auf sie zu und sah sie intensiv an. " All die einsamen Herzen träumen vor allem nachts allein, keiner weiß was sie versäumen, dass darf nicht sein. Hey du, einsames Herz, gib es zu, du bist doch nicht gerne allein. Hey du, ja, ich mein dich, gib es zu, das muss doch nicht sein." Das kleine Publikum klatschte und der Sänger verbeugte sich zwei-, dreimal lächelnd und dankte den Leuten, die Geld in seinen Kasten warfen. Ein nervendes Ziehen an seinem Ärmel zerrte Mokuba aus seinem Beobachterposten. " Mokuba, lass und gehen. Mir ist kalt.", moserte Yoru. " Warte.". Mokuba kramte in seinem Ranzen und beförderte sein in Alufolie gewickeltes Papier zu Tage. Er steuerte auf den Musiker zu, der sich gerade auf den kalten Boden gekniet hatte, um, wie es schien, seine Gitarre zu stimmen. Der Junge legte das Päckchen in den Gitarrenkasten und kehrte dann flugs zu seinem verdutzten Freund zurück. " Was sollte das denn jetzt?", kam das erwartete Kommentar von der Seite, doch Mokuba legte einen Finger an die Lippen und brachte so seinen Freund zum schweigen. Die dunklen Augen verfolgten abermals die Bewegungen des blonden Sängers, der inzwischen das Pakt entdeckt hatte. Verwirrt sah sich der junge Mann um, zog dann aber die Alufolie auseinander. Mokuba rechnete schon halb damit, dass der Mann aufstehen und das Päckchen wütend in den Müll werfen würde, doch nein. Er konnte förmlich sehen, wie die Augen des Musikers zu leuchten begannen, als sie den Inhalt erblickten. Zögernd wurde das Paket an die Nase gehoben und geschnuppert. Mokuba konnte sehen, dass der Mann sich über die Lippen legte. Vorsichtig beförderten die, vor Kälte rot angelaufenen, Finger ein belegtes Brot ans Licht und öffneten die Scheiben. Was er sah gefiel ihm anscheinend, denn fast im selben Augenblick versenkten sich die Zähne in der Stulle. Allerdings nahm er bloß ein paar Bissen und begutachtete abermals das Paket. " Der Kassler.", dachte Mokuba, als der Straßensänger eine Fleischscheibe in die Hand nahm und wieder wenige Mall abbiss. Dann verpackte er das Essen wieder sorgfältig und versenkte es in der Taschen seiner Jeansjacke. " Was war das denn jetzt für ein Aktion?", fragte Yoru abermals, als Mokuba sich den Ranzen auf den Rücken schwang und ohne ein Wort der Warnung losmarschierte. " Ich habe ihm mein Schulessen geschenkt.". " Das hab ich gesehen, aber warum?". Mokuba drehte sich auf einem Fuß um und hob spielerisch tadelnd den Finger. " Hast du denn im Ethikunterricht nicht aufgepasst?"- " Nö!", kam die ehrliche Antwort. Mokuba seufzte und erklärte: " Frau Kamasaki hat uns doch erklärt, das manche Bettler oder Straßenmusiker sich von dem Geld, dass sie erbetteln Alkohol oder Drogen kaufen. Manchmal sind die sogar so dreist, dass sie zwar so tun, als seien sie Bettler, dann aber einen Mercedes fahren, was natürlich das krasseste Beispiel ist. Wenn man ihnen aber etwas zu essen gibt, dann kann man an der Reaktion erkennen, ob sie wirklich arm und hungrig sind. Klar, soweit?". Yoru nickte. " Und du meinst, dass dieser Kerl da wirklich ein armer Schlucker ist?". " Na ja, er hat zumindest das Essen sofort angenommen.", analysierte Mokuba vor sich hin. " Wer weiß...", tat Yoru die Sache mit einem Schulterzucken ab. -------------------------------------------------------------------------------- Okay, ich gebs zu: Es ist ein bissel kurz geraten, aber aller Anfang ist schwer! Das nächste Kappi wird auf jeden Fall länger. Zu den beiden Songs: Das eine dürfte bekannt sein: Knocking on heavens door ( in einer wahrscheinlich eigenen Interpretation) Und das andere ist: Hey Du ( von PUR) Ich freue mich immer über Anregungen, konstruktive Kritik und natürlich viel Lob. ^^ Wir lesen uns!!! Heal, eure Swaja Kapitel 2: Arbeit, Amt und Ankedoten ------------------------------------ Hi folks Nach dem ich so liebe und schnelle Kommis bekommen hab, möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten, wies weiter geht. Viel Spaß, wünsch ich euch mit Walk on the egde- die 2. KLappe! ------------------------------------------------------------------------------- 2. Kapitel: Arbeit, Amt und Anekdoten " Na los, Kinder. Hinein mit euch, ins Warme.", sagte die Lehrerin im roten Mantel, der perfekt mit ihren schwarzen Locken harmonierte, und trieb ihre Schüler wie eine Henne ihre Küken in das graue, unpersönliche, öffentliche Gebäude, das nur durch vereinzelte Fenster als solches zu erkennen war, sonst hätte es auch ein Gefängnis sein können. Die Schar gruppierte sich in dem Vorraum, direkt neben zwei Automaten, die an der Wand hingen. Ein furchtbar aufgeregtes Männchen mit einem langen, schmalen Gesicht hüpfte wie eine verirrte Heuschrecke auf sie zu. Trotz der unverkennbaren Anzeichen, dass sie einen Beamten vor sich hatten, der perfekte Mittelscheitel und der millimetergenau gestutzte Schnauzbart, hätte man glatt meinen können, er sei ein verkappter Künstler. Mit seinem dünnen Seidenschal, welchen die spinnenbeinartigen Finger jetzt kunstvoll um den dünnen Hals drapierten, und den nach Hochwasser aussehenden, aber bestimmt vor ein paar Jahren mal topmodisch gewesenen Röhrenjeans. Er begrüßte Frau Kamasaki, pikiert darauf bedacht, dass der Schnee, der sich auf ihrem Mantel niedergelassen hatte, nicht auf seine manikürten Hände fiel. Dann wandte er sich zu der Klasse um. " Hallo, ihr lieben Kleinen. Ihr seht durchgefroren aus. Na, ich hoffe, euch wird bald wieder ganz warm.", flötete der Mann. Mokuba musste sich die Faust halb in den Mund schieben, um nicht laut loszuprusten. Yoru tippte sich viel sagend an die Stirn. " Mein Name ist Maho Sasuna. Nennt mich bitte Herr Sasuna. So, und ihr wollte also mal sehen, was hier auf dem Arbeitsamt so passiert? Dann wollen wir mal loslegen, hm? Dreht euch mal alle flugs um, aber nicht zu schnell, sonst kriegt ihr einen Drehwurm.". Er lacht übertrieben schrill über den Witz, den nur er lustig fand. Da keiner lachte, hüstelte er ein wenig beleidigt und deutete auf die grauen Apparate an der Wand. " Dort zieht man eine Nummer und dann richtet man sein Augenmerk auf die Tafel dort oben. Sie zeigt, wie ihr seht, Zahlen an. Wenn man seine Nummer dort sehen kann, geht man durch diese Tür und sucht den Tisch, der frei ist. Dieser ist mit einem Großbuchstaben und einer Zahl gekennzeichnet." " Warum?", fragte Amane, die Klassenbeste, strebsam. Ungewollt brachte sie den Mann total aus dem Konzept. " Ähem", wieder dieses schreckliche Hüsteln. " Weil es eben so ist.". " Das versteh ich nicht.", meldete sich Yoru grinsend zu Wort. " Musst du auch nicht.", wedelte Herr Sasuna den Einwurf wie eine lästige Schmeissfliege davon. Mokuba kritzelte den Satz feixend auf seinen Block. Nicht nur, dass sie gezwungen wurden, diesem besch-... eidenem Ausflug beizuwohnen, nein, Wette gewonnen, natürlich nicht! Sie mussten auch noch einen Aufsatz über das Amt und das Thema Arbeitslosigkeit schreiben, am besten noch mit Lebenslauf eines jeden Beamten dieses Gebäudes! Klar, konnte er doch jetzt schon mal über die negativen Auswirkungen des Amtes auf seine Mitarbeiter berichten. Vielleicht ein unbekannter, schädlicher Stoff in den Wänden, who knows? Nach überaus spannenden eineinhalb Stunden Führung deluxe ( mit Mayonnaise und Ketchup) durch die Gänge des Gebäudes ( Mein Gott, kennt noch jemand ein anderes Wort für "Gebäude" außer "Haus"? Er möge mir helfen...!), welches von innen genauso langweilig war, wie es von außen ausgesehen hatte, waren sie, zum Glück, wieder in der Vorhalle angekommen. Und, oh Wunder, alle Beteiligten lebten noch und waren noch nicht vor Langeweile gestorben. Obwohl... einige von Mokubas Mitschülern wirkten ein wenig blass um die Nasen. Kein Wunder, wie konnte man es denn den armen Schülerchen, die doch den lieben, langen Tag in einem warmen Raum saßen, betone saßen, nur zumuten zwei Stunden zu stehen oder gar, man höre und staune, herumzulaufen! Erschütternd! Während sich nun also der junge Kaiba so seine Gedanken um das Wohl seiner Klassenkameraden machte, kam der Trupp zu dem einzigen Kaffe- Automaten in der zugigen Vorhalle. Eine junge Frau mit braunen Dreads und abgerissenen Sachen schlug mit der flachen Hand auf den Automaten und als die anscheinend widerspenstige Maschine immer noch dergleichen tat, brüllte sie das garantiert nicht antwortende Gerät an: " Du scheißbeklopptes Ding!!!!!! Spuck endlich den fucking Kaffe aus! Scheißteil! Arsch-Technik!" Herr Sasuna trabte auf sie zu, er hatte ein neues Opfer entdeckt und die geplagten Schüler seufzten auf, nur um sich gleich darauf dem anscheined interessant zu werdenden Gespräch zuzuwenden. " Was machen Sie da?". Die Frau drehte sich so schwungvoll um, dass sie den schlacksigen Mann beinahe erschlagen hätte und sah ihn mit einem entnervten Blick an: " Ich versuch `n Kaffee zu bekommen, aber ihr stinkender Automat hat einen an der Klatsche!". Herr Sasuna zog scharf Luft durch die Nase. " Brauchen Se `n Tempo?", fragte die anscheinend Arbeitslose schnippisch. " Hören Sie, junge Dame. Dieser technisch einwandfreie Apparat funktioniert tadellos, es mag an ihrem Unvermögen und Kontra- Intelligenz liegen, dass er nicht das tut, was sie von ihm wünschen." Der Angesprochenen blieb kurz vor Entrüstung der Mund offen stehen, dann aber holte sie Luft um einen heftigen Konter loszuwerden. Doch noch bevor ein Wort ihre Lippen verliess, legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Der junge Mann, der jetzt neben ihr aufgetaucht war und sie sanft beiseite schob, trat mit einem undeutbaren Mix aus Wut und Belustigung im Blick an den Automaten und stellte seine Gitarre ab. Mokuba, der ziemlich weit hinten stand, wunderte sich über den anhaltenden Stau und versuchte die Ursache zu ergründen. Weder recken noch Springen brachte den gewünschten Erfolg. Yoru, den das Gehopse nervte, zog seinen Kumpel ein Stück zur Seite und deutete auf den nun gut sichtbaren Blonden. Mokuba hatte plötzlich ein untrügliches Déjà-vu Gefühl. Er kannte den Mann, doch woher wollten ihm die kleinen Bits seiner festplatte, auch Gehirn genannt, nicht ausdrucken. Der junge Mann klopfte zweimal auf die Vorderseite des Getränkeautomaten. Ein gezielter Tritt gegen den Ausgabeschacht folgte, der Herrn Sasuna einen geschockten Ausdruck aufs Gesicht jagte. Schließlich ein Faustschlag auf die Seite und dem ironischen Schicksal folgend, fiel auch prompt ein Plastikbecher aus der Ausgabe und das unschuldige Plätschern des ersehnten Heißgetränkes unterstrich die eigentlich urkomische Situation. Zum krönenden Sahnehäubchen auf der nicht ganz kalorienarmen Torte, holte der Mann den Becher aus dem Schacht, pustete kurz darüber, um ihn dann der Frau zu reichen, die dankbar nickte und noch einen kurzen verächtliche Blick zu Herrn Sasuna warf. Als letzter Akt wurden noch die Beine überkreuzt, sich lässig an den Apparat gelehnt und ein süffisantes Lächeln aufgesetzt, das die Frage " Na, und nun?" überflüssig machte. Herr Sasuna straffte die mageren Schultern und hüstelte wieder. " Sie haben Amts- Eigentum beschädigt.", kiekste er. Der Mann lächelte spöttisch: " Nee, nee, Meister, ich hab ihn repariert. Dafür müsste ich eigentlich noch Handwerkerlohn kriegen.". Ein Lächeln, das bei Mokuba eine Verkabelung in der Festplatte auslöste. Der Musiker vom Weihnachtsmarkt. " Was glauben Sie eigentlich- ich könnte Sie verklagen, sie autotrophes Individuum.". Ungerührt blieb der Mann stehen, als Herr Sasune die Gruppe an ihm vorbei scheuchte. Mokuba sah nur noch das leichte Lächeln, das nicht von den Lippen des Mannes weichen wollte. Leises Gitarrengeklimper verfolgte die Gruppe wie ein schleichender Virus. " Herr Sasuna, Sir.", rief der junge Musiker und als der Beamte sich umdrehte und ihn verwirrt anstarrte, begann der Mann richtig zu spielen. " Dieser Song ist für sie.". Das Intro war ein schneller Rock und schon bald klatschte der gesamte Vorraum den Takt mit, die Aufmerksamkeit aller, war dem Musiker sowieso längst sicher. " Hey, wir sind von der Straße, ho, Und Du willst mir erzählen, wir haben kein Niveau, Weil wir Wörter benutzen, die dich verdutzen? Deiner Meinung nach die Umwelt verschmutzen? Laber, laber, laber, ich brauch dich nicht, Vielleicht brauchst du mich, du Blöckflötengesicht. Unsre Konversation ist keine Kommunikation, Denn deine Präsentation bringt keine Stimulation. Intellekt, Intellekt, intellektuell, Oh wow, bist du schlau, Nur ein bisschen grau Im Kopf. Ein bisschen kleinkariert, Aber trotzdem vielen Dank, ich hab mich köstlich amüsiert. Ich quassel wie und was ich will, Ich weiß vielleicht nicht viel, aber ich sag was ich fühl. Drum echauffier dich nicht, Du kleines Arschgesicht, Denn wen ich ehrlich bin, Du interessierst mich nicht!" Die Umstehenden jubelten, als der Musiker den Beat verdoppelte. " Piss off, I`m not your bitch, I`m not your babe, I`m just the wich. Piss off, I`m not your bitch, I`m not your Shubidubidubidamdam." Er drehte sich einmal, Mokuba merkte, wie er von der Musik mitgerissen wurde. " Wir sage was wir denken und wir denken was wir sagen. Wenn ich Arschloch denk, wird ich nicht Blödmann sagen. Denn das wär nicht ehrlich, Das wär gefährlich. Ne Schere im Kopf wär dann unentbehrlich. Ich bin wie ich bin, Mich zu verstellen macht keinen Sinn, Ich hab keine Lust Shubidubi zu singen. Nun find dich damit ab, dass die Straße ihre eigene Sprache hat, Und sie ist nicht klar. Doch sie drückt mit drei Worten aus, Wozu du hundertzwanzig brauchst. Deine Impertinenz unsre Privatexistenz zu denunzieren, Kann ich so nicht akzeptieren und schon gar nicht kapieren. Aber wegen dir wird ich bestimmt nicht meine Contenance verlieren. Drum echauffier dich nicht, Du kleines Arschgesicht, Denn wenn ich ehrlich bin, Du interessierst mich nicht. Piss off, I`m not your bitch, I`m not your babe, I`m just the wich. Piss off, I`m not your bitch, I`m not your Shubdubidubidamdam. I`m not your Shubidubidubidubidubidubidubidamdam, Damdam. I`m not your Shubidubidubidubidubidubidubidamdam, Damdam." Damit ging er auf den verschreckten Beamten zu und als er kurz vor ihm stand, schlug noch einmal auf die Seiten: " Damdam." Kurz schwebte eine zum zerreißen gespannte Stimmung im Raum. Mit dem letzten Ton der Gitarre, welcher an den Wänden verhallte, war es als stürmte ein Orkan los. Die Arbeitslosen, die auf ihre Nummer warteten applaudierten so heftig und trampelten mit den Füßen, dass man meinen könnte, es sei eine Elefantenherde ausgebrochen. Ein paar HipHoper johlten, die Schulklasse lachte, einzig und allein Maho Sasuna sah ganz und gar nicht glücklich aus. Der Musiker drehte sich um und verbeugte sich ein paar Mal in alle Richtungen, nur um sich dann wieder mit diesem Lächeln zu seinem Gesangsopfer umzudrehen. Noch hatte er kein Wort gesagt. Herr Sasuna machte ein paar lange Schritte auf den Mann zu und packte ihn am Kragen. Die Szene war lächerlich, der magere, blasse Beamte hielt den jungen, schlanken, doch bestimmt um einiges kräftigeren Musiker am Kragen der ausgeblichenen Jeansjacke fest und wollte ihn so anscheinend einschüchtern. Doch als hätte er die Irrwitzigkeit seines Unternehmens selbst just in diesem Augenblick erkannt, liess Sasuna los und drehte sich auf dem Absatz um. Er steuerte auf Frau Kamasaki und schüttelte ihr kurz und lieblos die Hand. " Auf Wiedersehen. Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig weiterhelfen.". Sprach` s und verschwand. " Okay, Kinder. Das war` s ab nach Hause.", rief die Frau, nachdem Sie sich wieder gefasst hatte. " Sorry, dass ihre Kinder das miterleben mussten, aber es ist nie zu früh um die Wahrheit über diesen Verein hier zu erfahren.", sagte plötzlich eine sanfte Stimme von der Seite. Der junge Blonde hatte sich im Schneidersitz niedergelassen und stimmte wieder einmal sein Instrument. Die Lehrerin blinzelte verdutzt, nickte dann aber lächelnd woraufhin ihr der Mann freundlich zu nickte. ------------------------------------------------------------------------------- Ja, wer ist wohl dieser ominöse Mann? *sich am Kopf kratz* Das werdet ihr schon bald erfahren, im nächsten Kappi. *Hände reib* Aber nur bei entsprechender Komizahl *mit Stoppuhr da sitz*........ An alle die diesen geilen Song nicht kennen: Tic Tac Toe- Shubidubidam Bye, heal, eure Swaja Kapitel 3: Die magische Drei ---------------------------- Halli Hallo, Leute Schön, dass ihr wieder mit dabei seid. Jetzt geht es also langsam ans Eingemachte, denn heute wird die Identität des bisher unbekannten Straßenmusikers gelüftet. Es werden viele Infos auf euch zukommen und ich hoffe, ihr könnt sie alle verarbeiten, denn der nächste Teil wartet schon auf euch. *total freu* Ich bedanke mich ganz, ganz doll, bei meinen lieben Kommischreiberlingen! Ich liebe euch! Und einen schönen Gruß von meinem Kommikasten, er wartet wieder auf Post von euch. Viel Spaß nach dem Vorgeplänkel mit dem 3. Teil. -------------------------------------------------------------------------------- 3. Kapitel: Die magische Drei " Das war ein Tag", dachte Mokuba als er die Straße hoch lief. Er hätte nie gedacht, dass der Ausflug in die Agentur für Arbeit tatsächlich doch noch interessant werden könnte, doch es war ganz anders gekommen. Aber was war das für ein Mann, den er nun schon zweimal hintereinander gesehen hatte? Er wüsste zu gern mehr über ihn. Das sanfte Klingeln der Glöckchen über dem Eingang kündigen das Eintreten des potenziellen Kunden an. Mokuba liess seinen Blick über die Sücke schweifen. Vieles hier war alt und wirkte schon fast antik. Doch ein paar neue Sachen waren auch darunter, zu erkennen an dem Fehlen der Staubschicht. Gerade wollte Mokuba die Ecke passieren, um zu dem Verkaufstisch zu gelangen, als er eine bekannte Stimme hörte: " Komm schon, die ist mindestens 50 Euro wert." " Nein, ich kann dir doch auch nicht ein Stück Taubenmist für 50 euro abkaufen und das wäre ungefähr das selbe." " Juano, bitte." " Ich kenne deinen Hundeblick zur genüge, Junge. Doch damit landest du nicht mehr." Mokuba linste um die Ecke. Tatsächlich, Sechser im Lotto, es war wirklich der Musiker aus dem Arbeitsamt. Nun sprach der Pfandleiher mit seinem spanischen Akzent: " Du bist einer meiner Stammkunden hier, aber du hast noch nicht eine Sache, die du bei mir zur Pfandleihe gegeben hast und dabei waren schöne Stücke darunter. Warum suchst du dir nicht endlich einen Job, Guaro?" " Mann, du hast keine Ahnung wie schwer das ist. Und du weißt genauso gut wie ich, dass ich schon dreifach so viele Arbeitsplätze wie du hattest." " Du bist wie ein Normmadenkind, Guaro. Such dir endlich was festes. Eine feste Wohnung, einen festen Job." Der Blonde, der Guaro genannt wurde, warf den Kopf in den Nacken und liess ein bellendes Lachen vernehmen. " Haben wir heute unseren komischen? Mir fehlt das Geld!" Der Verleiher seufzte tief. " Ich weiß doch, aber ich muss auch leben und ich kann dir für diese schäbige Uhr leider so gut wie nichts geben.". Guaro senkte den Kopf, doch dann hatte er anscheinend einen Geistesblitz. Schwungvoll landete der braune Kasten auf dem Tresen. " Nein, das kannst du nicht ernst meinen, Guaro. Die nehm ich nicht entgegen." " Bitte, Juano." " Aber diese Gitarre ist dein ein und alles, ist dir das Geld wirklich so wichtig?" Guaro hustete dreimal und das Geräusch kam tief aus der Brust. Dann räusperte er sich um das Kratzen im Hals wegzubekommen. " Ja, Juano, ich mein es ernst. Gott verdammt, ich hab noch nie etwas so ernst gemeint. Wie viel?" " Guaro-" " Wie viel?", fragte der Blonde und es war mehr Drohung als Frage. Seufzend nahm der Verleiher widerwillig das Instrument aus dem Kasten und begutachtete es. Es war eine schwarze Westerngitarre, mit anscheinend aufgemalten silbernen Buchstaben, JW. Juano spielte kurz den bekannten Hit " la carmisa negre" an und nickte dann offenbar zufrieden. " Sie klingt sehr gut. Sagen wir 30?" An Guaros Schläfe zuckte kurz ein nerv, doch dann nickte er. " Und das hier?" Die Hände machten sich kurz im Nacken zu schaffen, um anschließend eine kleine silberne Kette auf die Gitarre gleiten zu lassen. " Was ist das?" " Eine Kette, Blitzmerker?". Mit geübten Auge untersuchte der Spanier das Schmuckstück, murmelte ein paar Fetzen fremder Sprache und sagte dann: " 15 Euro. Nicht mehr und nicht weniger. Wären dann also summa summarum 45 Euro." Guaro nickte schnell und nahm das Geld fiebrig entgegen. Ein letztes Mal strich er über die schwarze, glatte Seite der Gitarre, umschloss kurz die Kette, um sie an seine Brust zu heben. Seufzend und schnell, als würde er sich sonst anders überlegen, legte er das Schmuckstück zurück und drehte sich mit einem Abschiedgruß. Mokuba wandte ihm flugs den Rücken zu und schaute dem Mann versohlen nach, als er hustend den laden verliess. Als Mokuba um die Ecke ging, packte Juano Gerez gerade die Gitarre weg. " Buenos dias, mi amigo.", begrüßte er den Jungen. " Hallo, Senior. Ich möchte eine Schmuckschatulle auslösen, die ein Freund von mir letztens hier abgeben hat. Seine Name ist Hamano." Juanos Kopf verschwand fast gänzlich unter dem Tresen. " Entschuldigen Sie. Darf ich Sie was fragen?", sagte Mokuba leise. " Klar, Junge." " Der Mann, der vor mir hier war. Kennen Sie den genauer?" Juano Gerez blickte ihn verwundert an. " Na ja, nicht wirklich. Er kommt oft hierher und verkauft mir Sachen. Hat wohl keinen Job und kein Geld. Hast du seine Sachen gesehen? Er scheint arm dran zu sein." " Mehr wissen sie nicht?" " Nee, Junge. Hier. Macht dann 10 Euro." Mokuba bezahlte und ging. Okay, viel mehr hatte er auch nicht erfahren. Aber das jemand für Geld sein liebstes Stück weggab, konnte er einfach nicht nachvollziehen. Es muss schrecklich sein, kein Geld zu haben... Mokuba hatte einen Entschluss gefasst. Und nach Kaiba- typischer Manier musste dieser natürlich tout suite in die Tat umgesetzt werden. Er liess sich von der Masse auf dem Weihnachtsmarkt mitreißen und wurde irgendwann nach viel Schubsen und Drängen auf der anderen Seite wieder ausgespuckt. Schon von weitem vernahm er die Stimme, die er suchte, doch das altbekannte Gitarrengeklimper dazwischen fehlte. Der junge Blonde, Guaro, stand an demselben Platz wie zwei Tage zuvor und sang " Christmas Time" von Bryan Adams. Irgendwie wirkte er richtig verloren, ohne seine Gitarre. Es waren auch viel weniger Münzen in dem kleinen Holzkästchen, als noch in der Instrumententragetasche zuvor. Mokuba steuerte dieses Mal ohne Umschweife auf den Sänger zu. Kurz straffte er die kleinen Schultern und sprach ihn dann an: " Hi, Mister." Verdutzt hörte der Mann auf zu singen und erinnerte nun ein wenig an einem Fisch auf dem Trockenen mit seinem offenem Mund und den weit aufgerissenen Augen. Doch schnell hatte er sich wieder gefangen und das bereits bekannte Lächeln strahlte ihm wieder entgegen. In den Augen blitzten allerdings immer noch Fragezeichen. Jetzt, beim unmittelbaren Kontakt, wirkte der Mann gar nicht so alt, schätzungsweise das Alter seines größeren Bruders, also so Achtzehn oder Neunzehn. " Was kann ich für dich tun?", fragte er und klang dabei wie der Mitarbeiter einer Telefongesellschaft. " Ja, ich würde mich gerne ein wenig mit Ihnen unterhalten. Darf ich sie auf einen Kaffee einladen?". Der Sänger fühlte sich sichtlich auf den Arm genommen. Verstohlen sah er sich um, die versteckte Kamera suchend. Ergebnislos starrte er den Jungen vor sich an. Der war doch kaum 13 Jahre alt. Und der wollte ihn auf einen Kaffee einladen? Witz, komm raus, du bist umzingelt. Geht nicht, Tür klemmt. Mokuba blieb bei seinem ernsten, aber höflichem Gesicht. Nun war der Mann total verwirrt. " Hör mal, Junge. Ich bin heute nicht in der Stimmung für Scherze, also-" " Ich mach keinen Witz. Ich habe sie in den letzten drei Tagen dreimal an drei verschiedenen Orten getroffen und wenn so etwas passiert, soll man die Person ansprechen. Denn ein so häufiges Über- den- Weglaufen ist nicht normal." Nun wirkte der Mann amüsiert. " Hey, klingt cool. Na, okay. Hier ist jetzt sowieso nichts los, wenn du unbedingt willst, geh ich mit dir `n Käffchen trinken." Gesagt, getan. Kurze Zeit später fanden sich beide jeweils vor einer heißen Schokolade und einem Latte Macchiatto wieder. Der Blonde rührte mit dem langen Löffel in dem Glas herum, baute kleine Burgen mit dem Schaum. Mokuba beobachtete das eine Weile. Dann räusperte er sich und holte den Straßenmusiker damit aus einer Art Trance, denn er schrak so sehr, dass der Löffel klappernd Bekanntschaft mit der Untertasse schloss. " Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Mokuba Kaiba.", sagte Mokuba und reichte die Hand quer über den Tisch. Sein Gegenüber, den Löffel jetzt im Mundwinkel hängend, nuschelte etwas, das man eventuell als " Joey" identifizieren könnte, und nahm den Handschlag an. " Ah, Joey. Okay.", stotterte Mokuba ein wenig perplex. Schnell fasste er sich wieder und nahm einen Schluck seiner Schokolade. " Worüber ich mit dir, darf ich duzen?, reden wollte, ist folgendes-", doch weiter kam der Junge nicht, denn sein Gegenüber sah ihn an und erst zog sich ein Grinsen über seine Lippen, das bald zu einem lauten Lachen wurde. Mokuba verfolgte den urplötzlichen Lachanfall. " Was?", fragte er mit Nachdruck. " Weißt du, wie urkomisch das aussieht?", begann der Blonde immer wieder vom Lachen unterbrochen. " Wie seltsam das ist, wenn so ein, sorry, kleiner Kerl in so einem geschäftsmäßigen Ton daher quatscht und dabei einen Klecks Sahne auf der Nasenspitze spazieren trägt?" Mit geröteten Wangen wischte Mokuba sich die süße Creme vom Gesicht und legte den Finger sauber. Joey räusperte sich zwei-dreimal um sein Lachen in den Griff zu bekommen und sagte dann: " Okay, worüber willst du reden?". Mokuba klapperte mit seinem Löffel auf dem Tisch herum und fuhr fort: " Na ja, wie gesagt, ich hab dich dreimal gesehen, unter anderem auf dem Arbeitsamt.". " Ach Gott, warst du in der Schulklasse dabei? Sorry, der Auftritt war peinlich.". Mokuba winkte ab. " Ich fands cool. Nee, jedenfalls sollen wir da so nen Aufsatz drüber schreiben und ich würde gerne so verschiedene Ansichten mit rein bringen." " Und da hast du mich angesprochen, weil ich arbeitslos bin und auf der Straße sitz.", vollendete Joey. " Genau- Was? Du sitzt wirklich auf der Straße?". " Nee.", ein wenig abwesend balancierte Joey den Löffel auf dem Zeigefinger. " Erzählst du mir ein bisschen was von dir?". Ein Klappern als der Löffel auf den Tisch fiel. Zuerst wirkte der Blonde ziemlich abgeneigt, doch dann zuckte er mit den Schultern und lächelte breit. " Von mir aus. Was willst du wissen, Langhaar?". " Wie alt bist du, Blondie?". Joey lachte herzlich über den Konter: " Was schätzt du denn?" Mokuba hob spielerisch tadelnd den Zeigefinger. " Hat dir deine Mutter denn nicht beigebracht, dass man auf eine Frage nicht mit einer Gegenfrage antwortet.". Das Lächeln blieb auf den Lippen, doch der Blick vertrübte ein wenig. Joey rührte einmal in seinem Kaffee, klopfte den Löffel am Rande ab, legte ihn hin und sah Mokuba fest in die Augen. " Nein.". Ein wenig irritiert über diese Antwort, harkte Mokuba nach. " Was " nein"?" " Nein, meine Mutter hat mir das nicht beigebracht, kann aber auch daran liegen, dass ich keine Mutter hab.". Mokuba lehnte sich ein Stück zurück. " Bist du Waise?", fragte er leise. Joey lehnte sich ebenfalls ein Stück weiter in den Stuhl. " Nee, meine Herrschaften sind geschieden. Ich durfte mich eine Weile mit meinem Vater amüsieren und als ich dann keinen Bock mehr hatte, bin ich ausgezogen und mach jetzt mein eigenes Ding." Mokuba nickte, dann legte er den Kopf schief. Joey blinzelte, unbewusst erinnerte ihn dieses Bild an etwas, das er lieber vergessen würde. Schnell konzentrierte er sich auf seinen Kaffee, der inzwischen nur noch lauwarm war. " Und wo wohnst du da jetzt?", fragte Mokuba weiter. " In ner Art WG.". " Und du hast keinen Job, hm?" " Du stellst Fragen, Kleiner.", seufzte Joey und erhob sich. Die Jeansjacke wurde von der Heizung genommen und angezogen. " Nein, hab ich nicht. Sonst wäre ich ja kaum auf dem Arbeitsamt gewesen. So, ich muss mal wieder. Danke für den Kaffee, du kriegst das Geld zurück.". Mokuba schüttelte den Kopf und Joey antwortete darauf mit einem Schulterzucken. Gerade als der Blonde sich umdrehen wollte, wollte Mokuba unbedingt noch etwas loswerden: " Du, Joey?" Der Angesprochene drehte sich um. " Darf ich dich morgen wieder besuchen kommen, ich würde gerne noch mehr über dich wissen.". Joey lächelte breit. Süß, der Kleine. " Wenn du nichts besseres mit deiner Zeit anzufangen weißt, als einem Straßenmusiker Gesellschaft zu leisten..." Noch einmal wandte er sich um. " Siebzehn." Damit ging er aus dem Kaffee. Mokuba blieb stumm sitzen. Joey war erst siebzehn? Das war kaum ein Jahr jünger als sein großer Bruder. So jung und saß auf der Straße? Etwas kribbelte in Mokuba. Er fand Joey sympathisch. Ein bisschen rau vielleicht, aber sonst total nett. Und er hatte gesagt, er dürfte wieder zu ihm kommen. -------------------------------------------------------------------------------- Hey, das erste Kapitel in dem ich keinen Songtext geschrieben habe! Schande über mich. Als Info: " Guaro" ist spanisch und heißt übersetzt " Blonder", ist also ein Spitzname für unseren Straßenmusikus! Ich freu mich auf viele Kommis! Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Walk on the edge- Geh auf der Klinge ( aber vorsichtig, sonst tust du dir weh!) HEASL, eure Swaja Kapitel 4: Fieberwahn und dunkle Schränke ----------------------------------------- Halli Hallo, Leudies Wie gesagt, hier ist das neue Kappi von Walk on the edge. Es ist dieses Mal ein wenig länger, ich hoffe es gefällt euch. Denkt an meinen und euren Freund, den gefürchteten Komi-Kasten, der schon wieder ziemlich hungrig ist. Viel Spaß Heal, eure Swaja -------------------------------------------------------------------------------- 4. Kapitel: Fieberwahn und dunkle Schränke Die nächsten Tage trafen sich Mokuba und Joey immer häufiger. Sie gingen zusammen spazieren und redeten über Gott und die Welt. Oder sie trafen sich in einem Cafe um sich aufzuwärmen. Mokuba lernte viel über Joeys Welt. Über die Kälte, die draußen auf der Straße herrschte, gerade, wenn es anfing zu schneien. So ging das eine ganze Weile, doch nach etwas zwei Wochen wurden die Treffen seltener, da Joey einen Job bekommen hatte. So konnten sie sich nur noch an wenigen Nachmittagen in der Woche sehen. Mokuba drehte die Tasse in Händen. Er wartete jetzt schon eine geschlagene halbe Stunde auf seinen Freund. Joey war sonst eigentlich pünktlich, also musste ihm irgendetwas dazwischen gekommen sein. Vielleicht in seinem Job. Das kleine Glöckchen über der Tür schellte und kündigte einen weiteren Besucher an. " Hi Mokuba.", der Blonde ließ sich auf den Stuhl fallen und seufzte tief. Mokuba betrachtete seinen Kumpel mit einem besorgtem Blick. Der Junge hatte tiefe, dunkle Augenringe und die Haut war bis auf die roten Flecken, die durch die Kälte in seinem Gesicht abgezeichnet waren, ziemlich blass. " Hey, was ist mit dir?". " Hm?", Joey sah ihn ein wenig verwirrt an. " Ich hab dich gefragt, was mit dir ist? Du siehst nicht gut aus.". " Na danke.", Joey spielte mit einer Zuckertüte herum. Mokuba atmete tief ein. Entweder dieser Typ war wirklich so blöd, oder er spielte ihm was vor, aber ganz schlecht. " Sag mir doch ganz einfach, ob es dir schlecht geht oder nicht.". Joey sah ihm auf einmal direkt in die Augen. Normalerweise saß irgendwo in den Bernsteinen ein Funke, ein kleines Feuer, das Hoffnung symbolisierte. Teilweise auch ein wenig Schalk. Den Augen nach war Joey immer noch ein kleines Kind. Doch jetzt waren seine Augen nur müde und verhärtet. " Es geht mir gut, danke, Mama.", das klang so bissig, als wollte man einem Hund seinen Knochen wegnehmen. " Falsche Antwort.", kam es prompt von Mokuba. Der Blonde hätte ihm nicht in die Augen sehen sollen, die Tore zur Seele lügen nie, im Gegensatz zu dem Menschen, dem sie gehörten. Mokuba musste sich beherrschen, damit er seinen Gegenüber nicht ungehalten anplautzte. Joey bestätigte seine Vermutung mit einem tiefen Husten. Eines von denen, bei denem einem vom Zuhören die Lunge wehtat, auch wenn man selber kerngesund war. " Jetzt ist es amtlich, du bist krank.". Joey seufzte. " Erwischt, ich hab mich erkältet. Kein Problem, ja? Es ist nur eine kleine Erkältung, alles okay, wirklich." Er lächelte den Kleinen an. Er machte sich wirklich viel zu viele Sorgen um seine Umwelt. Mokuba erwiderte das Lächeln. " Und, wie gehts mit deinem Job voran?". Anscheinend hatte er einen unbekannten, wunden Punkt getroffen, denn es kam keine Antwort. Beunruhigt sah er auf. " Was?" Joey wand sich sichtlich unter seinem Blick. " Na ja, es lief nicht so optimal.". " Das heißt auf gut deutsch?". " Das heißt auf gut deutsch, dass ich keinen Job mehr hab.". Mokuba riss die Augen weit auf. " Die haben dich gefeuert? Aber warum?" Joey winkte ab. " Ist doch egal, ich mochte die Arbeit sowieso nicht so.". Mokuba konnte nicht glauben, was der Blonde da redete. Noch am Anfang der Woche hatte er geschwärmt, wie toll es ihm gefiel und dass er es liebte, endlich wieder was zu tun. Und jetzt sollte das auf einmal alles nicht wahr sein? Nein, sein gesunder Menschenverstand sagte dem jüngeren der Kaiba-Brüder, dass sein Gegenüber nicht ganz ehrlich war. " Hör mal, Mokuba. Ich bin auch nicht gerade glücklich mit dem Rausschmiss, aber ich brauch keinen, der es mit immer wieder unter die Nase reibt, ja?". Joey schloß genervt die Augen. Warum war er nur so gereizt? Lag vielleicht an den Kopfschmerzen, die ihn seit zwei Tagen verfolgten. Es fühlte sich an, als würde jemand ständig mit einem Messer seinen Kopf löchern. Zwei Finger massierten die rechte Schläfe. Wenn ihn der Kleine ihn jetzt noch weiter nervte, konnte er nicht dafür reagieren, dass er ein sanftmütiges Schäfchen bleiben könnte. Doch wie es kommen musste, wenn sich die ganze Welt gegen einen verschwor, setzte der Schwarzhaarige mit einem anschuldigenden Blick noch eins drauf: " Na ja, dann kannst du dich wenigstens auskurieren, wenn du schon keinen Job mehr hast.". Die Handflächen des Blonden schlugen auf den Tisch. Mokuba zuckte zusammen, was war denn jetzt los? " Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Meine Mutter? Nein, du bist einfach nur ein kleiner Kerl, der glaubt er wüsste alles und könnte die Welt mit seinen sinnlosen Ratschlägen besser machen. Lass dir eines gesagt sein, so ist es nicht. Du hast keine Ahnung von der Welt da draußen. Du redest von Dingen von denen du überhaupt nichts verstehst, aber benimmst dich, als wüsstest du besser als jeder andere, wie man auf der Straße überlebt. Komm runter von deinem Ross oder lass mich in Ruhe.". Joey öffnete den Mund, als wollte er noch etwas hinzusetzen, doch plötzlich weiteten sich seine Augen ein Stückchen und er schluckte. Dann drehte er such auf dem Absatz um und verschwand in Richtung der Toiletten. Mokuba blieb wie vom Donner gerührt sitzen. Das war ein filmreifer Ausbruch gewesen, er hätte nicht gedacht, dass der Blonde wirklich so austicken könnte. Der Blick wurde auf das Tischdeckchen gesenkt. Der Ausdruck in den Augen wurde immer schuldiger. Was ist, wenn Joey jetzt so sauer auf ihn ist, dass er ihm nie mehr verzeihen würde? Er schluckte. Er hatte also von etwas geredet, von dem er keine Ahnung hat. Damit tat er genau das, was sein Bruder so gerne tat. Und das hasste Mokuba an seinem Bruder. Entweder interessierte es ihn gar nicht, was Mokuba machte, oder mischte sich so dreist ein, dass man ihm am liebsten seinen Lap Top um die Ohren schlagen würde. Na toll, er wurde also schon genau wie sein Bruder. Mokuba sah auf. Es musste jetzt schon mindestens fünf Minuten her sein, dass Joey weg war. Wo blieb der Blonde? Mokuba stand auf und ging den Gang entlang, bis zu den Türen mit der unverkennbaren Beschriftung. Er öffnete die Tür. Die Kabinen waren alle leer, aber geschloßen. Nur eine stand einen Spalt offen. Mokuba trat vorsichtig näher. Er drückte das glatte Holz noch ein wenig weiter auf, rechnete schon halb damit, entweder eine leere Schüssel oder einen verdutzten Mann zu sehen. Doch was er sah, ließ ihn erschrocken die Luft anhalten. Auf den weiß gekachelten Boden lag sein Freund. Der Oberkörper war an die Wand gelehnt, die Stirn an die Wand gedrückt. Anscheinend hatte der Junge sich kurz zuvor übergeben. " Joey?", flüsterte Mokuba mit vor Schreck heiserer Stimme. Keine Reaktion. " Joey?", fragte er mit Nachdruck. Wieder nichts. Mokuba stürzte zu seinem Freund hinab und tätschelte ihm die Wangen. " Hey, Joey, mach keinen Mist, wach auf!", murmelte er vor sich hin. Der junge Mann, der da halb vor ihm lag, atmete, dass war kaum zu überhören. Es schien als bekäme Joey keine Luft, denn er holte ungleichmäßig und flach Luft, wie nach einem Hundertmeterlauf. Mokuba legte vorsichtig seine Hand auf dessen Stirn, doch zog sie fast im selben Augenblick zurück. Auf der Stirn hatte man locker einen ganzen Barbecue Abend veranstalten können. Schnell zückte der junge Kaiba sein Handy, wählte eine eingespeicherte Nummer und wartete. Weich. Und warm. Keine Kälte, sie war verflogen. Nur Schmerzen waren noch da. Aber es waren nicht die Schmerzen, die er von der unbarmherzigen Kälte kannte und auch nicht die Schmerzen einer Prügelei. Es waren eher leichte Kopfschmerzen, ganz so, als wäre sein Hirn durch Wattebäusche ersetzt worden, die immer ein wenig an die Innenseiten drückten. Und alles war so weich. Und warm. Die Finger krümmten sich ein wenig mehr zusammen, fanden Halt in etwas, das mit dünnem Stoff überzogen war. Es war genauso weich, wie das auf was er lag. Er lag nur so da, in seiner typischen Schlafhaltung. Die Beine angezogen, der Oberkörper seitlich und die Decke bis unter die Nasenspitze gezogen. Halt, stopp, zurückspulen, anhalten und noch mal abspielen, bitte. Schlafposition? Decke? Weich und warm? Das hier konnte auf keinen Fall das Zimmer in der WG sein, denn dort hatten sie nur harte Strohmatten und die Decken waren nichts weiter als hauchdünne Laken. Und zugig war es dort wie Hechtsuppe. Auf der Straße konnte er auch nicht liegen, da war es noch ungemütlicher, als in der Wohngemeinschaft. Ein ungutes Gefühl machte sich in seiner mehr als leeren Magengegend breit. Wenn er in einem Bett lag und es warm war, musste er in einer Wohnung sein. Und die einzige Wohnung, wo er noch hätte liegen können war die seines. Nein, das durfte nicht sein. Ruckartig riss er die Augen auf und sah sich panisch um. Kein Regal über dem Bett, wie eigentlich erwartet. Kein Schreibtisch mit allerlei Krimskrams, wie eigentlich erwartet. Eigentlich war gar nichts hier wie erwartet. Entweder hatte hier jemand die Geldscheiße bekommen und total umdekoriert oder. ja, oder er war doch woanders. Anscheinend hatte sein Kopf der ungewohnt schnellen Bewegung jetzt erst folgen können, denn er meldete ohne Rücksicht auf Joeys Gemütszustand, dass er weh tat. Und zwar mit solcher Intensität, dass es ihn wieder auf das Kissen zurück warf. " Aua.", hauchte er leise und es klang verloren in dem riesigen, spärlich möbliertem Zimmer. Was war denn da so? Ein großer Schrank, daneben weitere Schränke, augenmerklich Aktenschränke, ein Fenster, das freundlicher Weise mit dünnen Gardinen zugehängt war, ein kleiner Nachttisch mit einer Lampe darauf und. und. das war` s. Mehr nicht! Wie. nett. und. gemütlich. Na okay, das konnte ihm eigentlich egal sein, vielmehr interessierte ihn doch, wo er hier war. Er kannte das Zimmer nicht und hatte auch das Bett, Marke Himmel, noch nie gesehen. Zum Glück waren die Vorhänge, die noch mal extra rund herum um das Bett montiert waren, nicht auch noch zugebunden, sonst hätte Joey eventuell Probleme mit seiner Klaustrophobie bekommen. In seinen Gliedern steckte immer noch die schläfrige Müdigkeit, die sich nach dem vorschnellen Erwachen nun wieder bemerkbar machte. Die Schmerzen in seinem Kopf waren noch als leichtes Pochen zu merken, ansonsten knurrte nur sein Bauch fröhlich vor sich hin, aber das kannte er ja bereits. So total in sich und seinem Befinden versunken, merkte der im Bett liegende nicht einmal wie die Tür leise auf glitt und ein langmähniger Schopf vorsichtig hereinlugte. Umsichtig wurde ein Fuß vor den anderen gesetzt, bedacht darauf den anscheinend Schlafenden nicht zu wecken. Joey hörte ein Geräusch. Da war jemand. " Wer ist da?", wollte er ursprünglich fragen, doch das was da aus seinem Hals drang, klang mehr wie das Röcheln einer kranken Katze. " Joey, du bist wach, ein Glück.", sprudelte es aus der kleinen Person hervor, die sich jetzt auf das Bett schwang und den jungen Mann glücklich anstrahlte. " Mokuba.", wieder ein kaum identifizierbares Wort. Joey griff sich an den Hals, erfühlte sich an wie eine ganze Wagenladung Schmirgelpapier. " Dein Hals tut weh, hm? Wie geht es deinem Kopf?", fragte der Kleine vor ihm besorgt. Joey deutete mit dem Daumen nach unten um sich das Sprechen zu ersparen, kam ja sowieso nichts ordentliches dabei raus. Trotzdem, er hatte so viele Fragen an seinen kleinen Kumpel, die einfach raus mussten, doch er hatte nicht umsonst einen Pantomime als Mitbewohner, warum also nicht das ein oder andere Abgeschaute anwenden? Er sah sich übertrieben in dem Zimmer um. Mokuba registrierte den verwirrten Blick und lachte leise. " Du fragst dich bestimmt, wo du hier bist.". Joey nickte, doch nicht zu doll, sonst schrie sowohl sein Kopf als auch sein Hals ein schallendes Halleluja. " Du bist bei mir zu Hause. In einem unserer Zimmer.". In einem unserer Zimmer? Wie viele Zimmer hatte diese Wohnung denn? Oder war er vielleicht sogar in einem Haus? " Tja, willkommen in der Kaiba- Villa.", sagte Mokuba und nestelte ein wenig beschämt am Laken herum. Der Blick aus den weit aufgerissenen Bernsteine ließ ihn noch ein bisschen röter werden. " Ja, ich hab vielleicht verpasst, dir das ein oder andere zu erzählen.". Das ein oder andere? Er hatte keine Ahnung gehabt, dass Mokuba in einer Villa lebte. Okay, es war schon irgendwie verdächtig, dass der Kleine immer Geld dabei hatte. Und er war es auch immer der die Kaffeerechnungen gezahlt hat. Aber Villa, pff. Und was, bitte schön, machte er, Joey Wheeler, in dieser ominösen Villa? Mokuba beobachtete anscheinend seine Umwelt ganz genau, denn natürlich hatte er die offensichtliche Frage in den braunen Augen registriert und machte sich sofort daran, die Unklarheiten aus dem Weg zu räumen. " Erinnerst du dich noch an das Cafe, wo wir uns vor-", er sah auf die Uhr an seinem linken Handgelenk," -vor fast fünf Stunden getroffen haben?". Joey blinzelte überrascht. Fünf Stunden? So lange hatte er geschlafen? " Tja, und nach deiner kleinen Ansprache dort, bist du ja abgehauen und ich hab dich bewusstlos auf der Toilette gefunden. Weil du nicht mehr wach zu bekommen warst und außerdem meines Erachten nach mindestens 40 Grad Fieber hattest, hab ich dich einfach mitgenommen und ins Bett gesteckt." Joey lachte müde, doch es klang mehr wie ein Bellen. Er bedachte den Kleinen mit einem belustigtem Blick. Der Dreikäsehoch hatte ihn, immerhin ein Meter siebenundsiebzig groß, einfach so mitgenommen? Schon klar. Und er war Camilla und Charles zusammen. " Na ja, okay, ich hab Roland, unsren Sekretär, vom Handy aus angerufen und er hat dich mit der Limo abgeholt.". Sekretär, Limo, Handy? Sag mal, Mokuba hatte tatsächlich vergessen ihm etwas zu erzählen und zwar das er Knete en masse besaß. Wie konnte so ein kleiner Kerl nur das alles besitzen? Und von was überhaupt Sekretär, besaß der Kleine auch noch ein Unternehmen? " Jedenfalls", holte ihn Mokuba aus seinen Gedanken, " hast du ziemlich hohes Fieber und dir eine waschechte Grippe eingefangen.". Joey zuckte mit den Schultern. Na und? Ist doch auch nur eine Erkältung, warum machte der Kleine denn ein Gesicht wie Sieben-Tage-Regenwetter? Okay, er konnte nicht reden, weil sich sein Hals anfühlte wie ein traktiertes Nadelkissen, und er hatte ein wenig, na gut, heftige Kopfschmerzen. Aber das war nichts, was nicht mit ein bisschen frischer Luft und bald wieder auskuriert war. " Damit ist nicht zu spaßen, Joey!", herrschte ihn der Langmähnige an. Joey fuhr erschrocken ein Stück zurück. Mokuba musste doch nicht gleich so aggressiv werden. " Also, unsere Ärztin hat gesagt, du musst mindestens drei Tage komplett im Bett liegen bleiben, viel schlafen und vor allem deine Klappe halten.". Er grinste, doch dem Straßenmusiker war gar nicht zum lachen. Drei Tage nur herum liegen? Das konnte er sich nicht leisten, im wahrsten Sinne des Wortes. Er musste Geld verdienen. Außerdem, Preisfrage, wo sollte er denn schlafen? Auf seiner Strohmatte, ja, da würde er bestimmt ganz schnell gesund werden. Mokuba streckte sich und schaute dann auf die Uhr. " Ich habe noch nicht Bescheid gesagt, aber es ist bestimmt kein Problem, wenn du hier bleibst, bis du wieder komplett gesund bist. Und da du ja wieder keinen Job hast", ein strenger Blick folgte," dürfte es ja auch keine Schwierigkeiten geben, wenn du einfach mal ein paar Tage liegen bleibst." Joey ließ sich zurück in die Kissen fallen. In welcher Welt lebte sein kleiner Kumpel eigentlich? Wenn er drei Tage nicht arbeiten ging, konnte er niemals die Monatsmiete bezahlen. Es hatte ja schon diesen Monat kaum gereicht, er musste ja sogar wieder mal Juanos Sammlung erweitern, um die Summe zusammen zu bekommen. Heute hatte er auch schon wieder den ganzen Tag verloren. Und, hallo? Es war ja wohl nicht seine Schuld, dass er schon wieder gekündigt bekam. Er überlebte in einem Job kaum länger als ein paar Monate bis das ständige Problem auftauchte. Aber das wusste Mokuba nicht, dass er konnte sich auch nicht vorstellen. Ein wütender Blick wollte ein Loch in die himmelblauen Vorhänge brennen, doch wie er auch starrte, es begann nicht zu kokeln. Nein, Mokuba konnte es nicht wissen, in diesem behütetem Haus, mit all dem Geld, dass so viele so dringend bräuchten. Er wusste nicht, wie es ist arm zu sein. Nicht zu wissen, ob man am Abend ein Dach über dem Kopf hat oder genug zu essen. Der nicht ständig Angst haben musste einen Job und somit Nahrungsgrundlage zu verlieren oder einem Gesetzeshüter in die Hände zu geraten- was für ihn das schlimmste wäre. Nein, Mokuba war ein glückliches, naives, stinkreiches Kind, dass in einer rosaroten Wattewelt lebte und wahrscheinlich noch an den Weihnachtsmann und den Osterhasen glaubte. Der bestimmt jeden Tag von Mama und Papa ein schönes Geschenk bekam, was sowieso bald wieder in irgendeiner Ecke landete, ein Kind aus einer 11-köpfigen Famile hätte sich kaputt gefreut. Bei denen es jeden Abend ein so ausschweifendes Essen gab, von dem soviel übrig blieb, was dann im Müll landete. Von so einem einmaligen Essen konnte seine WG eine Woche leben oder Kinder in der dritten Welt endlich mal wieder satt werden. Mokuba merkte, dass mit seinem Freund irgendetwas nicht stimmte. Der Blick der bernsteinfarbenen Augen machte ihm Angst. Er sah so wütend und verbittert aus wie er die Vorhänge anstarrte, so als wären sie daran schuld, dass er krank war. " Das kommt davon, wenn man bei der Kälte in so ner dünnen Jacke und ohne Schal den ganzen Tag draussen rumrennt.", sagte Mokuba um die unerträgliche Stille zu unterbrechen. Joeys Kopf wirbelte zu ihm herum und der Blick der Augen hätte Mokuba bald umgebracht. Er dachte bisher, dass nur sein Bruder mit Blicken töten konnte, doch Joey war mindestens genauso gut. Die Augen waren gefüllt mit Entrüstung, Spott und Unverständnis. Hatte er etwas falsches gesagt? Was glaubte der Drei-Käse-Hoch eigentlich? Er sollte nicht soviel auf der Straße hocken? Als ob er das freiwillig täte. Und dünne Jacke? Schon mal dran gedacht, dass er nur die hatte? Mann, sein Kopf brummte wie ein ganzer Hornissenschwarm. Der Blonde legte ein Hand über die Augen und atmete schwer. " Du solltest noch ein wenig schlafen.", flüsterte Mokuba, doch Joeys Hand war schon heruntergerutscht und der Kopf zur Seite gefallen. " Gut. Das ging schnell.", sagte der junge Kaiba und erhob sich vorsichtig vom Bett, darauf bedacht den Schlafenden auf keinen Fall zu wecken. -------------------------------------------------------------------------------- So, das wars erst mal. *flüster, damit Joey nicht geweckt wird* Verpasst auf keinen Fall die nächste Folge *tadada* Ich freu mich auf euer Feedback HEAL, eure Swaja Kapitel 5: Die Bombe explodiert ------------------------------- Halli Hallo, mes amies In diesem Kapitel, das so sehnlichst bestellt wurde ^^, gebe ich gleich zwei Bitten statt: Ich lass Yoru eine Rolle spielen ( Sorry, an alle Yoru- Fans wenn er hier nicht ganz euren Vorstellungen entspricht) und ich lüfte ein Geheimnis um das sich schon einige von euch Gedanken gemacht haben: Was passiert beim ersten Aufeinandertreffen von Seto und JOey? Ihr werdet es erfahren, wenn ihr fleissig lest. Extra für meine treuen Leser ein extralanges Kappi. Ich widme dieses Kapitel meiner lieben salud01 damit es ihrem Bein schnell besser geht und Kumagoro-kun die mit ihren Prophezeiungen genau ins Schwarze trifft! Heal, eure Swaja Viel Spaß -------------------------------------------------------------------------------- 5. Kapitel: Die Bombe explodiert " Komm rein.", grinste Mokuba und öffnete die Tür einen Spalt breiter. Yoru trat ein und im Gehen zog er den braunen Mantel aus. Die Jacke fand ihren Platz auf dem Kleiderhaken, der Schal wurde in den einen Ärmel gestopft und die Ballonmütze auf einem zweiten Haken platziert. Yoru folgte seinem besten Freund durch die riesige Villa. Alleine würde er sich hier drin mindestens fünf Mal verlaufen. Er glaubte, dass selbst Mokuba, der ja hier wohnte, nicht alle Zimmer kannte. Zumindest war er auch ganz schön überrascht, wenn sie durch Zufall ein leeres Zimmer fanden. In letzter Zeit hatten sich die Beiden kaum gesehen, mal abgesehen von der Schule. Mokuba war ständig unterwegs, hatte irgendetwas zutun und deshalb keine Zeit für seinen Freund gehabt. Er war schon fast so schlimm wie sein großer Bruder und den bekam man höchstens einmal die Woche ganz zufällig zu sehen. Da waren ihm seine vier Schwester doch lieber, die konnte man wenigstens so richtig schön ärgern. " X-Box?", warf Mokuba das Wort in sein überdimensionales Spielzimmer. Yoru nickte. Mokuba hatte immer das Neuste vom Neuen. Die Zeit, die der ältere Kaiba nicht mit seinem Bruder verbringen konnte, versuchte er durch Spielzeug und Geld zu mildern, doch Yoru wusste genau, dass Mokuba nicht versessen auf das ganze Zeug war, das äußerte sich vor allem dadurch, dass Yoru fiel Spielzeug von Mokuba bekam. Mokuba stellte zwei Gläser auf den Tisch, eine Platte mit verschiedenen Keksen und schaltete den grauen Würfel an. Yoru drückte wie wild die Knöpfe seines Game-Pads. Er war dicht hinter seinem Freund, in der nächsten Kurve würde Yoru sich ihn schnappen. Die Autos schoßen um die Kurve. " Jetzt!", dachte der Brünette, doch er vergaß das Gas wegzunehmen. Sein Wagen flog aus der Bahn, überschlug sich und ging in Flammen auf. " Verdammt.", rief Yoru und schmiss sein Pad vor sich auf den Boden. " Jetzt bin ich schon dreimal hintereinander von dir besiegt worden.". " Viermal.", berichtigte Mokuba grinsend. " Wenn ich auch ständig die Spiele von meinem Bruder teste, bin ich natürlich in Übung.". Der jüngere Kaiba stand auf und streckte sich. Er ging zu seiner Kommode und nahm ein Pillendöschen, was dort stand, in die Hand. " Kommst du mit?", fragte Mokuba seinen Freund und winkte mit dem Döschen. " Wohin?", wollte Yoru wissen und versuchte möglichst elegant aus seinen Schneidersitz aufzustehen, was ihm nur halb gelang. " Wirst du schon sehen.". Na spitze, jetzt machte Mokuba auch noch einen auf Geheimniskrämer. Wieder eine kostenlose Führung durch das wohl komplexeste Labyrinth ganz Dominos, die Kaiba-Villa. Obwohl, die Kaiba-Cooperation war noch ein Stück schlimmer. Sie hatten einmal versucht mit der Klasse sich dort zurecht zu finden. Ergebnis? 27 verwirrte Jugendliche und eine kurz vorm Delirium stehende Lehrerin. Irgendwann hatten sie dann doch ihren Führer gefunden, ihren Retter in der Not. Apropos, beinahe hätte Yoru seinen Leitfaden verloren. Schnell holte er auf. Mokuba wandte sich links, rechts ( seitwärts, ran. *gg*). Öffnete Türen, schloß sie wieder und wieder ein Gang, den Yoru noch nie vorher gesehen hatte. " So, da sind wir.", sagte Mokuba. Wie jedes Mal fragte sich Yoru, wo sein Freund nur die Karte des Hauses versteckt hielt. Denn er wusste zwar, dass sie irgendwo im hinteren Teil waren, doch ihne Leuchtrakete und Walkie-Talkie würde er hier niemals alleine wieder herausfinden. Mokuba öffnete vorsichtig die Tür und warf einen kurzen Blick hinein. Dann nickte er, öffnete die Tür ganz und winkte Yoru heran. " Hi Joey, gut geschlafen?", fragte er gut gelaunt. Yoru blieb vor Überraschung stehen. Das konnte nicht wahr sein! Der junge mann, der sich jetzt aus der Decke herauskämpfte, war doch tatsächlich der Typ aus dem Arbeitsamt und vom Markt. " Bis eben, ja.", antwortete der Blonde heiser. " Sorry.", meinte Mokuba mehr oder weniger ehrlich und setzte sich schwungvoll aufs Bett. " Aber du weißt ja.", er winkte mit dem Döschen." Es ist Zeit für deine Medizin.". Joey setzte eine zerknirschte Miene auf. " Ja, leider." Yoru räusperte sich. Die Köpfe der beiden anderen wirbelten herum und Mokuba sprang auf. " Joey, ich hab ganz vergessen euch einander vorzustellen. Joey, das ist Yoru. Yoru, Joey." Der Blonde lächelte den Brünetten an und der trat näher. Er sah Joey entgeistert an. Das konnte nicht Mokubas Ernst sein! Dieser tat jedoch, als sei es das Normalste der Welt einen Straßenmusiker bei sich zu Hause zu haben. " Joey und ich haben uns angefreundet. Er ist krank und ich hab ihm angeboten sich hier auszukurieren.", berichtete Mokuba. " Wohl eher gezwungen.", warf Joey dazwischen und während er mit einem gar nicht gut klingenden Hustenanfall zu kämpfen hatte, steckte Mokuba eine Tablette in seine andere Hand. " Siehst du, kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort. Schlucken!", befahl er mit dem schon fast perfekten Kaiba- Tonfall, bei dem man genau wusste, dass es für das eigene Wohlbefinden besser wäre zu gehorchen. So spülte der junge Mann due Antibiotika mit einem Glas Wasser hinter und verzog das Gesicht. Er hasste Tabletten, doch immerhin war dadurch seine Stimme wieder da. " Ich bring dir dann noch ne Suppe. Ruh dich ein wenig aus.", sagte Mokuba und klang dabei wie eine Mutter. Dem entsprechend komisch schaute Joey ihn an. " Das mach ich die ganze Zeit." " Dann weißt du ja wie es geht. Komm, Yoru, wir lassen unser krankes Huhn in Ruhe.". " Ich bin ein Hahn." " Wirklich, du bist ein Hahn, Joey? Hätte ich nicht gedacht.", scherzte Mokuba frech. Yoru blinzelte verwirrt. Was ging den hier ab. Joey warf sich zurück ins Bett. " Du bereitest mir Kopfschmerzen, Moki." " Das bin nicht ich, sondern das Fieber, Hähnchen." Joey sah ihn aus einen halbgeöffneten Auge an. " Du bist ganz schön frech." " Ich weiß.", gab Mokuba zurück und ging zurück zur Tür. " Ciao, Yoru.", sagte Joey vom Bett her und lächelte wieder. Yoru nickte nur und ging mit Mokuba hinaus. Mokuba zog die Tür zu und mit dem leisen Knarzen war es, als würde ein Pfropfen in Yoru`s Hals gelöst. " Was macht der denn hier?". Mokuba setzte einen unwissenden Blick auf. " Wen meinst du?" " Diesen Penner.", Yoru deutete auf die Tür. Doch jetzt war er zu weit gegangen, er konnte förmlich die Wut in seinem Freund hoch kochen sehen, von den Füßen bis unter den Pony. " Er. Ist. Kein. Penner!", korrigierte der schwarzhaarige Junge betont ruhig. " Sein Name ist Joey. Ich habe ihn vor zwei-drei Wochen kennen gelernt. Er ist ein echt netter Kerl, ab und zu ein wenig rau vielleicht, aber sonst... Und weil er zu stolz ist, um zuzugeben, dass er sich eine Grippe eingefangen hat, hab ich ihm angeboten, sich hier mal richtig auszuschlafen." Yoru ließ sich auf einen Stuhl fallen, der glücklicherweise genau dort im Gang stand. " Und was sagt dein Bruder dazu?". Anscheinend hatte der Brünette damit einen wunden Punkt getroffen. Mokuba wurde rot und kratzte sich verlegen an der Wange. " Ähm, ich hab wohl irgendwie verpasst, ihm das zu sagen." " Was?!?". Yoru sprang auf . Er konnte sich lebhaft vorstellen, was passieren könnte, wenn der ältere Kaiba herausfand, dass sein Bruderherz seine plötzliche Sympathie zu halbabgemagerten, kranken und bettelarmen Straßenmusikern damit auslebte, dass er sie in seiner Villa beherbergte. " Wie lange ist er schon hier?", wollte Yoru wissen. " Drei Tage. Solange musste er im Bett bleiben- hat zumindest Doktor Jazuna gesagt." Yorus Augenbraue zuckte kaum merklich hoch. " So lange schon?" Drei Tage belog Mokuba nun schon seinen großen Bruder? Der selbe Mokuba, den eigentlich kein noch so stürmisches Wässerchen trüben konnte? Das würde nicht gut ausgehen, das hatte Yoru im Gefühl. Er hatte einen guten Instinkt für alles, was sich anbahnte. Mit vier Schwestern musste er den auch haben, sonst hätte er so gut wie keinerlei Überlebenschance. " Du sagst ihm nichts, ja?", fragte Mokuba. Yoru setzte sich wieder hin. Er blickte seinen Freund an, der bang auf seine Antwort wartete. " Natürlich sag ich nichts, immerhin sind wir Freunde. Aber, Moki, ich glaube, es ist nicht gut, wenn du diesen Joey weiter hier behältst, ohne deinen Bruder Bescheid zu sagen." Mokuba kniete sich neben seinen Kumpel. " Ich weiß, aber ich weiß auch genau, was mein Bruder sagen wird.". Er stellte sich zu seiner vollen Größe von immerhin 1.55 m auf und imitierte die tiefe Stimme seines älteren Bruders: " Mokuba, musst du immer alles mit anschleppen, was auf der Straße liegt?". Yoru schüttelte es vor Lachen. Genau das hätte Seto Kaiba wahrscheinlich gesagt. " Aber, du musst auch mal meinen Standpunkt verstehen. Ich mag Joey, er ist echt ganz anders, als man sich ein Straßenkind vorstellen würde." " Na, für ein Straßenkind ist er nun doch ein wenig zu alt." Mokuab schüttelte beklommen den Kopf. " Nein, Yoru. Joey ist erst siebzehn." Yoru setzte sich überrascht auf. Der Blonde war erst knapp fünf Jahre älter als er? So sah er gar nicht aus. " Wie ist er denn so?", wollte er wissen. Er hatte immer noch ein komisches Gefühl bei dem Bettler. " Na ja, man kann super gut mit ihm reden, er hört einem zu und hat auch gute Tipps. Er hat, glaube ich, einfach schon viel erlebt. Außerdem ist er sonst so ziemlich cool, er versteht mich auch." " Und was weißt du sonst noch so von ihm? Wie heißt er mit Nachnamen? Hobbies, ähnliches?" Mokuab überlegte eine Weile, dann schüttelte er schüchtern den Kopf. " Was? Du weißt nichts mehr, als seinen Namen und vielleicht sein Alter? Mokuba. Was ist, wenn er dich angelogen hat? Wenn er in Wirklichkeit viel älter ist? Wenn er dich nur benutzen wollte, um an Gel und Essen zu kommen? Du hast ihm doch hoffentlich kein Geld gegeben?" Mokuba stand unwirsch auf und betrachtete Yoru mit unverständlicher Miene. " Nein, hab ich nicht. Und ich glaube nicht, dass er mich angelogen hat, da müsste er schon ziemlich gut schauspielern können." Nun stand auch Yoru und versuchte seinen Freund zum umdenken zu bewegen. " Und was ist, wenn er sich nur krank gestellt hat, um hier in die Villa zu kommen? Und wenn er dann geht, seid ihr um ein paar tausend Yen leichter.". Mokubas Blick war eine Mischung aus Traurigkeit und Wut. " Sag mal, glaubst du eigentlich, dass ich keinen Verstand hab? Oder keine Menschenkenntnis? Hab ich bei dir auch alles Eventualitäten überprüft, bevor ich dich in mein Haus gelassen hab? Ich hab doch bei dir auch nicht gedacht: Der hat bestimmt Dreck am Stecken." " Das ist doch ganz was anderes." " Das ist überhaupt nichts anderes, Yoru Masawe. Joey ist genauso ein Mensch wie du und ich, der eben nur das Pech hat, arm zu sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass er schlechter oder verwerflicher ist als wir. Weißt du was ich glaube? Ich glaub, du bist nur eifersüchtig, weil ich in den letzten Tagen mehr Zeit mit Joey verbracht hat, als mit dir. Und du so nicht an die Playstation kamst." Jetzt war es Yoru zuviel. Er mühte sich doch nicht damit ab, seinem Freund zu helfen, nur um dann so was an den Kopf geknallt zu bekommen. Und auf wen sollte er eifersüchtig sein? Auf diesen verlausten Bettler, er doch nicht. Das hatte er gar nicht nötig, er hatte genug andere Freunde, im Gegensatz zu Mokuba, der sich ja jetzt schon seine Bekanntschaften auf der Straße suchte. " Das muss ich mir nicht anhören. Ich gehe.", sagte der Brünette mit Nachdruck und wandte sich um. Mokuba blieb mit einem kleinen Grinsen stehen. Drei, zwei, eins. " Wo ist in diesem verdammten Haus die Ausgangstür?" Na bitte. Schweigend durchquerten die Jungen das Haus bis zur Tür. Yoru warf sich ohne ein Wort seinen Schal und Mantel um. Noch beim Rausgehen schlüpfte er in die Handschuhe und drehte sich noch einmal zu Mokuba um. " Ich will nur, dass du aufpasst, Mokuba." Dieser sah ihn ungnädig an. " Ich denke, ich bin langsam groß genug und kann auf mich selbst aufpassen, danke." Damit schloss sich die schwere Eichentür und Yoru sah sich Aug in Aug mit den Ornamenten auf dem glatten Holz. " Pah, wenn der feine Herr so denkt, dann kann ich ihm auch nicht mehr helfen." Seufzend wurde der Lap Top herunter gefahren und zu geklappt. Für heute reichte es. Er konnte kaum noch die Augen aufhalten, geschweige denn das gefährliche Blitzen in ihnen erstrahlen lassen, was seine Mitarbeiter normalerweise dazu bewegte, schneller zu arbeiten. Er drückte kurz auf einen Knopf an seinem Schreibtisch. " Rufen sie den Wagen." Die knisternde Stimme aus dem Lautsprecher erwiderte: " Natürlich, Herr Kaiba." Er klatschte einmal in die Hand und das Licht erlosch. Praktisch, wenn man sich das Komfortable von zu Haus auch in der Firma einrichten ließ. Mokuba würde jetzt sagen, das machte es heimlicher. Die elektronische Tür glitt zu und gleichzeitig sprang die Fahrstuhltür auf. Innerhalb von Sekunden war der Lift unten angekommen und mit langen Schritten stieg sein Fahrgast aus. " Machen Sie Schluss für heute.", sagte er zu der Sekretärin, die hinter einem langen Schreibtisch am Empfang saß und ihm aus müden Augen zu nickte. Es mochte ja sein Gutes haben, dass die Kaiba Cooperation einen so ehrgeizigen und arbeitswütigen Chef hatte, doch das jedes Mal die halbe Belegschaft da sein musste, wenn der Chef spät Abends ausgearbeitete Pläne sofort in die Tat umgesetzt haben wollte und nicht eher Ruhe und Feierabend gab, bis alles erledigt war, hatte etwas Nerviges und vor allem Ermüdendes an sich. Wem das nicht passte, der durfte gerne gehen. Das war der Leitspruch des Chefs. Jedoch wagten sich die wenigsten wirklich aufzumucken, denn ein Posten in der KC war gut bezahlt. Wie bestellt stand vor der Firma der erwartete, schwarze Wagen mit den getönten Scheiben. Sonst fuhr Seto Kaiba natürlich selbst, wozu hatte er sonst von einem Geschäftspartner einen Porsche zum Vertragsabschluss geschenkt bekommen? Doch heute war er müde und wollte es nicht riskieren innerhalb einer Sekunde an einem der proportional benachteiligten Bäume, die immer mal irgendwo in der Dominoer Innenstadt auftauchten, zu kleben. " Guten Abend, Herr Kaiba. Zu ihrer Villa?". Kaiba nickte und massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. Er würde als erstes zu Hause eine Aspirin nehmen, ein Hoch auf die Pharmaindustrie. Jonathan startete den Wagen und ließ ihn langsam anrollen. Sein Chef war genervt und wenn er lebendig wieder zu seiner Frau und seinen Kindern zurück wollte, dann trug er nicht zu einer noch höheren Belastung der Nerven bei. Glücklicherweise brauchte man nur eine knappe dreiviertel Stunde zu der Kaiba- Villa. " Soll ich Sie morgen wieder abholen?", fragte der Chauffeur. Kaiba winkte ab. " Ich denke nicht. Wenn, dann lass ich Sie das wissen.". " Gute Nacht, Herr Kaiba." Ohne ein weiteres Wort ging Seto Kaiba auf sein Anwesen zu, während sich im Hintergrund der schwarze Wagen entfernte. In der Küche brannte noch Licht, also war sein Bruder noch wach. Ein schneller Blick auf die Armbanduhr folgte, es war um elf. Höchste Zeit um Mokuba ins Bett zu scheuchen. " Okay, Mokuba. Jetzt ist es aber schon spät genug. Ab ins Bett, hopp, hopp.", sagte der Brünette und rieb sich die Augen. Sein Bett rief auch schon nach ihm und er würde den Rufen wohl bald Folge leisten. Das Einzige was sich jetzt noch zwischen ihn und seinen wohlverdienten Schlaf stellte, war dieser Kleine mit den treuherzigen Hundeaugen. Es fehlten nur noch Schlappohren und das Bild wäre perfekt. Seto schüttelte leicht den Kopf. Er war wirklich müde, sonst würde er nicht so einen Quatsch denken. Noch bevor sein Bruder seinen Mund weit genug öffnen konnte, um einen Protest loszuwerden, sagte er energisch: " Du gehst jetzt ins Bett und zwar ohne Diskussionen, sonst zeig ich dir mal was gereizte, übermüdete Drachen so mit ihren Geschwistern machen.". Schnell sprang Mokuba von der Couch, stellte sich auf die Zehenspitzen und zog ein wenig an seinem Hemd um ihm einen Gute-Nacht-Kuss auf die Wange zu drücken und wuselte um eine Ecke davon. Seto ließ sich auf das Sofa fallen und lockerte mit einem Finger seine Krawatte. Was hatten diese Teenies nur für eine Energie. Erschrocken überdachte er das, was sein Gehirn gerade in Gedanken umgewandelt hatte. Das klang ja fast, als wäre er hoffnungslos über den Dreißigern. Entgegen seinem Gewissen streckte er sich genüßlich. Nur noch eine kurze, heiße Dusche und dann könnte er endlich ein wenig schlafen. Wenn auch nicht allzu lang, denn wer schlief, kann keine Firma leiten. Gerade wollte er das Wohnzimmer verlassen, als ihn ein nerviges Klingeln noch einmal zurück holte. Ärgerlich klatschte er in die Hände, damit das Licht wieder anging. Dieses Klingeln konnte nur bedeuten, dass in der Firma doch noch irgendetwas schief gelaufen war. Aber es war ja schon fast klar. Der große Seto Kaiba ließ sie einmal kurz aus den eisigblauen Augen, um auch eine Mütze Schlaf zu bekommen, und sofort ging alles in die Brüche. " Mokuba, hör mir zu, leg nicht gleich auf. Du kannst das einfach nicht machen. Du kannst doch nicht im Ernst glauben, dass dein Bruder das nicht mitkriegt, hörst du? Der wird irgendwann sicherlich darauf kommen auch mal in den hinteren Teil des Hauses zu gehen, hm? Mokuba? Bist du noch dran?", drang es aus dem Hörer. Kaiba räusperte sich ein bisschen erstaunt. " Nein, sein Bruder ist dran." Am anderen Ende wurde es plötzlich mucksmäuschenstill. Mit einem etwas unbeholfenem Lachen versuchte Yoru die Sache zu überspielen: " Oh, entschuldigung, Herr Kaiba. Ich dachte, Mokuba wäre dran. Ist er da?" " Nein, er ist im Bett. Da, wo du auch sein solltest. Es ist elf Uhr!". Er hörte Yoru am anderen Ende schlucken und ein leises " Mist" murmeln. " Was sollte ich wissen?", fragte er gefährlich freundlich. " Ach, nichts", versuchte der Kleine abzulenken, doch er hatte es mit Seto Kaiba zu tun und das wusste er leider zu gut. " Was hat Mokuba angestellt?" Yoru schluckte. " Entschuldigung, ich muss jetzt ins Bett. Tut mir leid, wegen der Störung, kommt nicht wieder vor. Sayonara.". Das monotone Tuten hatte einen ironischen Klang. Nun war es amtlich! Mokuba hatte etwas ausgefressen, dass er ihm nicht sagen wollte und darüber hatte er sich mit seinem Freund gestritten. Und weil der nicht damit gerechnet hatte, dass er, Seto, jetzt schon zu Hause sein könnte, hatte er einfach so drauf losgeredet. Schlecht für ihn, praktisch für Seto. Okay, Yoru hatte irgendetwas von dem hinteren Teil der Villa gesagt. Während er durch die Gänge lief, merkte er langsam aber sicher, wie Wut in ihm hochkochte. Mokuba verheimlichte ihm also etwas, belog ihn und nutzte es aus, dass er lange arbeitete. Türen wurden aufgerissen und plötzlich flog auch ein Tür auf, die das eigentlich nicht durfte. Perplex starrte Seto auf den Türgriff. Das war eines der Gästezimmer, die eigentlich überflüssig waren, denn sie bekamen nie Besuch und deswegen waren sie abgeschloßen. Er knipste das Licht an, das hier noch, fast schon altertümlich, mit einem Schalter bedient werden musste. Im selben Augenblick, wie er durch die Tür trat, schoß etwas oder besser jemand aus dem Bett hoch. Wie erstarrt blieb Seto im Türrahmen stehen. Sein Gegenüber schien mindestens ebenso überrascht, dass plötzlich jemand im Zimmer stand. Doch ganz Präsidentenlike war Seto es, der seine Fassung als erster wieder fand. " Was machen Sie hier?", fragte er ganz ruhig, gefährlich ruhig. Der Blonde im Bett zog die Decke noch ein Stück höher und sah sich fahrig um. Anscheinend hatte er feine Antennen für anstehenden Ärger. " Nichts, ähm, ich meine, ich...". " Ein klar artikulierter Satz würde mir mehr helfen." Jetzt starrten ihn zwei Augen an, die langsam zu Schlitzen wurden. Es hatte den Anschein, als wäre er dem Mann, bei näherem Hinsehen ein äußerst schmuddeliger, auf den nicht vorhandenen Schlips getreten. " Bekomm ich heute noch eine Antwort?" Bald würde es mit Setos kühler Zurückhaltung vorbei sein, das merkte er. Doch wieder sagte der Eindringling nichts, starrte nur auf die Bettdecke. Warum sah ihn dieser riesige Kerl so seltsam an? Wer war das überhaupt? Und wie er da so überheblich im Türrahmen stand. Und dass der ihn gleich so anging, dabei hatte er doch gar nichts getan. " Dürfte ich Sie dann eventuell bitten, mein Haus zu verlassen?" Joey riss den Kopf hoch. Sein Haus? Das musste Seto Kaiba, Mokubas Bruder, sein. Aber warum reagierte er so komisch. Mokuba hatte ihm doch gesagt, dass er hier war... Oder etwa nicht? Der Blick wurde wieder gesenkt. Natürlich! Mokuba hatte seinem Bruder verheimlicht, dass er einen Bettler beherbergte, weil der dann eben dem entsprechend reagieren würde. Der großgewachsene Mann trat jetzt mit ein paar langen Schritten an das Bett heran. " Raus!", zischte er und die eisigblauen Augen waren jetzt nur noch ein paar Schlitze in dem feinen Gesicht. Irgendwie jagten ihm diese Augen Angst ein. Während Joey sich blitzschnell, okay so schnell wie es mit einer schwindelerregenden Grippe eben ging, anzog, war Kaiba auf den Gang zurück gestürmt. Joey verliess ebenfalls das Zimmer, doch am Türrahmen schien es als würden seine Beine nachgeben und er stützte sich mit einer Hand an dem glatten Holz ab. Doch sein " Gastgeber" deutete diesen kurzen Moment der Schwäche wohl als Ablenkungsversuche, denn Joey spürte kurz darauf eine flache Hand im Rücken, die ihn unbarmherzig vor drückte, doch da er zum ersten Mal seit drei Tagen das Zimmer verlassen hatte und eigentlich im Gesamten noch nie in dieser Villa war, hatte er auch keinen blassen Dunst, in welche Richtung er sollte. Da Kaiba das zum Glück bemerkte, stürmte er voraus und Joey versuchte Schritt zu halten. Als sie an einer großen Trepe ankam, flog plötzlich eine der hinteren Türen auf. " Seto.", und dann gleich darauf:" Joey.". Dunkle Augen blickten verwirrt von einem zu anderen. Doch dann öffnete sich langsam der Mund. " Wir sprechen später darüber, Mokuba. Geh zurück in dein Bett. Ich muss dem Herrn hier nur noch den Ausgang zeigen.", zischte Seto Kaiba und es klang wie eine Schlange. Mokuba kam heran gerannt. " Was? Du kannst ihn nicht rauswerfen.". " Ach nein? Du sagst mir in meinem Haus, was ich zu tun und zu lassen habe? Wer hat dir erlaubt hier einfach irgendwelche Leute einzuquartieren? Wie lange war der schon hier?", er ruckte unwirsch über die Schulter zu Joey, der, verschlafen und mit den abgerissenen Sachen, kein besonders Vertrauen erweckendes Bild abgab. " Joey ist krank, deswegen hab ich ihm angeboten hier zu schlafen." " Ach, und ich werde da nicht erst noch gefragt? Ich habe langsam das Gefühl, ich habe dir ein bisschen zu viel durchgehen lassen, in letzter Zeit, doch damit ist es jetzt vorbei. Du gehst sofort auf dein Zimmer.". Seto wirbelte herum als sich der Blonde hinter ihm laut räusperte, was eher wie eine Blechtrommel klang. " Es ist nicht Mokubas Schuld. Ich hab ihm eingeredet, dass Sie es schon nicht merken. Er hat keine Schuld." Das war, zugegeben, ein kläglicher Versuch, doch er konnte nicht zulassen, dass sein kleiner Kumpel wegen ihm Ärger bekam. " Hab ich nicht gesagt, dass Sie verschwinden sollen?". Joey straffte so gut es ging die Schultern. Er war zwar krank, abgemagert und nicht aus der selben Schicht, wie dieser Kaiba, aber er hatte auch Stolz und er ließ sich nicht von so einem aufgeblasenem Kerl beleidigen. Er drehte sich um und stolperte halb die Treppe hinunter, doch er erreichte unfallfrei die Tür, die nach draussen führte. Gerade als er sie öffnen wollte, rief Mokuba: " Nein, Joey, du darfst nicht gehen.". Doch noch bevor Seto wieder losschreien konnte, schüttelte der, an der Tür, Stehende den Kopf. " Nein, Mokuba. Ich möchte nicht, dass du dich mit deiner Familie wegen mir in die Haare bekommst. Es war sowieso keine gute Idee sich mit mir einzulassen. Machs gut." Damit trat er aus der Tür und mit dem leisen Einrasten des Holzbrettes war eine unheimliche Stille in der Villa. Mokuba starrte geschockt auf die Tür. Erst nach einer kurzen Weile schien er realisiert zu haben, dass Joey gegangen war. Er warf seinem Bruder einen feindseligen Blick zu. " Na toll! Jetzt wird er da draußen in der Kälte sterben! Und das nur, weil du ihn unbedingt rausschmeißen musstest! Ich hasse dich!" " Mokuba.", rief Seto, doch der war schon weinend halb in seinem Zimmer verschwunden. " Und bitte-". Ein lauter Knall, als sie Tür zuflog. " - knall nicht mit der Tür.". Seto seufzte. Na super, jetzt war er mal wieder Staatsfeind Nummer Eins und er wusste nicht mal warum. -------------------------------------------------------------------------------- Tja, Seto, das kann ich dir leider auch nicht beantworten. Wenn ihr wissen wollt, ob Mokuba Seto jetzt auf ewig hasst und ob was mit unserem armen Hündchen passiert, dann solltet ihr euch das nächste Kappi auf keinen Fall entgehen lassen! HEAL, man liest sich, eure Swaja Kapitel 6: Kälte, Oliven und nervendes Schweigen ------------------------------------------------ Hi Leute Nachdem ich so viele liebe Kommis bekommen habe, danke schön, konnte ich nicht anders als schnell eure Fragen, wie: Was ist mit Joey? Und: Ist Kaiba verrückt?, mit einem neuen Kappi beantworten. Ich hoffe, es gefällt euch und ihr seid nicht mehr so böse auf Seto, wie unser Mokuba hier! HEAL, eure Swaja -------------------------------------------------------------------------------- 6. Kapitel: Kälte, Oliven und nervendes Schweigen Als Seto Kaiba am nächsten Morgen aufstand und in die große Küche schlurfte, kam ihm sein kleiner Bruder entgegen. Kein Begrüßungswort, nur ein kurzer, verächtlicher Blick. " Mokuba, jetzt warte doch mal.", doch der 13- Jährige schwang sich seinen Ranzen auf den Rücken, murmelte ein " ich muss zur Schule" und war schon aus dem Haus verschwunden. Seto seufzte schwer. Er fischte aus dem verchromten Schrank seine Lieblingstasse. Während der Kaffee in den Behälter plätscherte, betrachtete er gedankenverloren die Küche. Die verchromte Küchenzeile und der weiße Tisch mit der dunkelblauen Decke passten wunderbar zu den himmelblauen Wänden und den weißen Fliesen. Unter dem Fenster war ein Mosaik aus blauen und hellen Scherben gemacht. Ein Halbmond. Die natürlich vollautomatische Cappuccino- und Kaffeemaschine hatte die Tasse vollgefüllt und nun stand Seto am Fenster und sah auf das kleine Waldstück, welches sich hinter der Villa erstreckte. Warum nur war sein Bruder so sauer auf ihn? Er hätte doch voraussehen können, dass er diesen Kerl, der ausgesehen hatte, wie ein Landstreicher, nicht im Haus haben wollte. Aber das er ihn einfach einquartiert hatte, ohne wenigstens mit ihm, Seto Kaiba, darüber zu reden... Er drehte die Porzellantasse in Händen. Sie war weiß und auf ihr stand in blauen Lettern: " I`m the boss!" Nach einem überaus ereignislosen Arbeitstag, kam Seto Kaiba verhältnismäßig früh nach Hause. Er musste mit seinem Bruder reden. Obwohl er Fast Food hasste, hatte er sich dazu herabgelassen, einen Pizzaservice zu kontaktieren und zwei Pizzen bestellt. Er hörte die Tür ins Schloss fallen. Sofort klappte er den Lap Top zu. Seine Ohren meldeten ihm ein Geräusch, das sich anhörte, als würde eine Tasche, wahrscheinlich der Ranzen, unfreiwillig Bekanntschaft mit dem Treppengeländer machen. Er seufzte und ließ die eisblauen Augen hinter der Lidern verschwinden. " Ganz ruhig, Seto. Nicht aufregen.", besprach er sich selbst. Seto waren laute Geräusche und Lärm zuwider. Prompt wurde jetzt auch noch die Tür aufgerissen. Mokuba stand in der Tür. Sein verwirrter Blick wanderte von seinem Bruder zu den Pizzakartons und wieder zurück. " Was machst du denn hier?". Hätte einer seiner Mitarbeiter es gewagt, in einem solchen Ton mit ihm zu reden, würde Seto ihn hochkant rauswerfen. " Ich hab jetzt drei tage durchgearbeitet, da dachte ich, ich kann heute mal ein bisschen früher Schluss machen", erklärte der brünette Firmenleiter. Das Irritierte in den dunklen Augen schlug um, als sie nach einem von Erkenntnis getriebenen Aufreißen wieder zu Schlitzen wurden. " Du hältst dich wohl für sehr schlau oder wahlweise auch mich für sehr naiv, hm?". Mokuba war auf die Couch zu getreten, die Arme verschränkt. " Aber-", er beugte sich zu Seto runter," - nur zu deiner Information: Ich bin nicht so doof, wie du denkst.". Während Seto erschrocken nach Luft schnappte, fuhr Mokuba, der jetzt richtig in Fahrt war, kurzentschlossen fort: " Was soll das denn? > Einfach mal früher Schluss gemacht<. Das hast du in 7 Jahren nicht einmal geschafft. Und dann die Pizzen! Du magst keine Pizza, beziehungsweise, du hast nie eine probiert. Und jetzt sitzt du hier und machst einen auf guter Kumpel und > lass uns mal quatschen<. Das nimmt dir hier niemand ab.". Es schien, als wollte er noch mehr sagen, doch ihm fiel nichts ein. Mokuba drehte sich um und sagte: " Vergiss es!". " Warte.", versuchte der Brünette zu besänftigen. " Iss wenigstens was.". Er hielt ihm die Packung hin. Mokuba hob den Deckel an, rümpfte die Nase und schmiss ihn wieder zu. " Langsam solltest du wissen, dass ich Oliven hasse." Damit stürmte er aus dem Zimmer. Seto stand auf: " Hey, immerhin warst du es, der mich angelogen hat.". Er brüllte es dem Jüngeren nach, der von der Treppe runter schrie: " Weil man mit dir nicht reden kann.". Damit krachte die Tür so derbe ins Schloss, dass Seto schon die Nummer des Schlossers wählen wollte. Stattdessen ließ er sich zurück auf die Couch fallen. Na toll, ganz klasse. > Weil man mit dir nicht reden kann<. Das war doch Schwachsinn, er war immer für seinen kleinen Bruder da. Doch je länger er auf den Pizzakarton starrte, desto klarer wurde es ihm. Er beschützte Mokuba zwar immer, doch so richtig geredet hatten sie noch nie. Auf dem Karton war ein fetter Koch mit einem breiten Grinsen abgebildet. " Grins nicht so blöd.", sagte Seto und schlug den Deckel auf. Super, Pizza... Und er mochte auch keine Oliven. Die nächsten Tage vergingen, ohne dass Mokuba mehr Worte als nötig mit seinem Bruder wechselte. Kaiba vergrub sich in Arbeit, war gereizt und versuchte nun sich zusammen zu reißen, damit er Mokuba nicht jedes Mal anschrie, wenn er ihn wieder mit diesem " Hast du ganz toll gemacht, ich werde dich bis an mein Lebensende hassen" - Blick bedachte. So auch als er nach einem Geschäftessen durch die Stadt schlenderte. Er musste mal raus, frische Luft atmen. In der Kälte wurde sein Atem sichtbar, die behandschuhten Hände spielten entweder mit dem Schlüssel in der Manteltasche oder trugen die Aktentasche. Er merkte die Blicke, die immer wieder zu ihm flogen, ihn erkannten. Hörte die Wortfetzen: " Das ist Seto Kaiba.", " Der Besitzer der KC.", " Der hat die DuellDiscs erfunden.", " Oh, das Kleid da vorne will ich anprobieren.". Seto schüttelte den Kopf. Er sollte sich nicht in die Gespräche anderer Leute einhacken. Plötzlich hörte er noch etwas anderes. Schritte. Schritte, die mit seinem im Einklang waren. Seto wandte sich links, dann wieder rechts. Die Schritte blieben an ihm kleben, wie Kletten an Baumwolle. Das reichte. Seto drehte sich um, erwartete schon halb einen Paparazzo, doch es nur ein kleiner Junge. Diese Ballonmütze hatte er doch schon irgendwo mal gesehen. Der Kleine schien mindestens so überrascht wie Seto, dass sich dieser plötlzich einfach umdreht. " Yoru.", sprach Seto verdutzt aus. Der Angesprochene nahm die Mütze ab und drehte sie in Händen. " Warum verfolgst du mich?", fragte Kaiba und wieder flog diese feine Augenbraue nach oben. Eine Geste, die Yoru immer wieder faszinierte. Er blinzelte, Kaiba-sama hatte ihm eine Frage gestellt, da sollte er lieber schnell antworten: " Ich wollte eigentlich Mokuba besuchen, doch da hab ich Sie gesehen und wollte was fragen.", kam die etwas lahme Ausrede hastig hervorgestoßen. " Sie haben einen schnellen Schritt.". Seto hätte am liebsten den Kopf schief gelegt, doch diese naive Geste ließ sein angeborener Stolz leider nicht zu, versuchen Sie es später wieder. Seto seufzte. " was wolltest du mich fragen?", versuchte er das mehr oder weniger freiwillige Gespräch wieder auf den Ausgangspunkt zu lenken. " Mokuba hat mich Anfang der Woche regelrecht angebrüllt. Wegen dem Telefonat. Haben Sie Joey wirklich rausgeschmissen?". Seto zählte langsam auf französisch bis zehn. " Ja, habe ich. Mokuba hat sich auch mit dir gestritten?". Yoru nickte beklommen. " Er ist ziemlich bedrückt. Er hat auch immer und immer betont, dass Joey kein typischer Straßenmusiker ist. Er trinkt nicht, raucht nicht und nimmt keine Drogen. Er soll sogar in einer WG wohnen.". " Eine Wohngemeinschaft?". Yoru nickte beflissen. " Er soll sogar Arbeit haben.". Seto schüttelte innerlich den Kopf. " Yoru, sag mal. Woher weiß Mokuba das alles?". Yoru schien sich sichtlich unter den kalten Augen zu winden. " Er hat Joey schon vor einer Weile kennegelernt und die Beiden waren oft zusammen unterwegs.". Seto atmete tief ein. Noch etwas, das er hintenherum erfuhr. Er wusste wirklich immer weniger über seinen Bruder. " Jedenfalls ist Mokuba ziemlich niedergeschmettert.". Seto nickte in Gedanken versunken. Yoru beobachtete ihn. Er war schon mal froh, dass Kaiba-san ihn nicht böse angeschaut oder abgewimmelt hat. Yoru wollte sich nicht mit Mokuba streiten, dich er hatte auch Angst gehabt, dass dieser Joey Mokuba ausnutzen oder weh tun könnte. Nun war Mokuba wirklich verletzt, aber davon, dass Joey nicht mehr da war. Und daran war er nicht ganz unschuldig... " Hast du eine Ahnung, wo dieser Kerl, dieser Joey, stecken könnteß", traf ihn die Frage unerwartete und Yoru blinzelte verwirrt. " Hm, vielleicht. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen hab, war er auf dem Weihnachtsmarkt.". Seto Kaiba nickte: " Gut, komm mit." Eisig, wenn ihn nicht immer wieder das elektrische Schild " Dominoer Weihnachtsmarkt" anblinken würde, hätte er behauptet, dass hier mindestens die Antarktis wäre. Er zog die Schultern hoch und die Jacke enger um den Oberkörper. Die Finger und Handflächen wurden aneinander gerieben, um Wärme zu erzeugen. Dann wanderten die wenigstens ansatzweise gewärmten Gliedmaßen über den klammen, kalten Jeansstoff der Jacke und versuchten Löcher abzudecken, doch es half nicht wirklich. Der Handrücken wischte über die Stirn. Es war verrückt. Ihm war schweinekalt, aber er schwitzte. Nur leider trocknete der Schweiss bei dem eisigen Wind wieder und förderte das Zittern nur noch, machte die Sache nur schlimmer. Seine Zähne klapperten so laut, dass er dachte, die Leute müssten es doch hören. Sein Hals kratzte wieder so stark, dass ein heftiger Hustenanfall unumgänglich war. Das Singen hatte er schon am Vormittag aufgegeben, seine Stimme schleifte, tat weh und klang wie eine Blechtrommel. So hatte er sich auf das ihm so verhasste Da sitzen und Betteln beschränkt, doch es verirrten sich nur wenige Münzen in das kleine Kästchen. Der Rücken wurde noch näher an die Wand gedrückt, damit der Schnee ihn nicht erreichte. Die braunen Augen sahen sich müde um. Alle Sparten, Tore und Eingänge, die mehr Schutz vor dem Schnee bloten, als seine kleine Einbuchtung, waren entweder bereits belegt oder lagen so ungünstig fürs Gesehen werden, das fürs Betteln nun mal von Vorteil war, dass Joey sich entschieden hatte, hier zu bleiben. Er schüttelte die Beine aus. Kurze Überprüfung, ob sie noch nicht eingeschlafen doer ganz abgefroren waren. " Eingeschlafen" war überhaupt ein Thema, das ihn jetzt schon seit zwei Stunden beschäftigte. Er war so müde. das Brot welches er vorhin hinuntergewürgt hatte, lag ihm schwer im Magen. Ihm war schlecht. Seine Arme und Beine waren schwer und der großflächige Schmerz hinter seiner Stirn drückte ihm immer wieder die Augenlider zu. Doch er durfte nicht einschlafen. Nicht hier, ohne Dach, auf dem blanken Boden. Aber wahrscheinlich könnte er sowieso nicht schlafen, weil seine Zähne so laut klapperten. Er hatte mal gehört, dass einem ganz warm werden würde, bevor man erfröre. Vielleicht war es ja doch nicht so schlecht, einfach zu sterben... " Hey, sind Sie wach?". Joey blinzelte. Waren ihm tatsächlich die Augen zugefallen? Im Halbdunkel sah er nur eine hochgewachsene Gestalt, die vor ihm stand. Kurz setzte sein Verstand aus. Wenn der ihn schon ansprach, konnt es nur ein Polizist oder ehrenamtlicher Helfer sein. Also, in beiden Fällen schlecht für ihn. Die eine Hand schnappte nach dem Kästchen, die andere stützte sich auf, um den Körper in die Höhe zu katapultieren, doch noch mitten im Ausfallschritt, der ihn eigentlich in Bewegung setzten sollte, strauchelte er und eine Hand schloss sich fest um sein Handgelenk. Doch durch den Ruck entglitt ihm das Holzkästchen und mit dem dumpfen Knall auf den Boden entleerte sich der Inhalt. Joey starrte auf den vermeintlichen Beamten und japste erschrocken. Das war ja gar kein Polizist! -------------------------------------------------------------------------------- Ja, wer war es denn dann? Vielleicht der Weihnachtsmann? Oder der Osterhase? Erfahrt ihr in Kapitel 7. Bleibt treu! HEAL, eure Swaja Man liest sich^^. Kapitel 7: Seto, der Samariter ------------------------------ Halli Hallo, Leute Tja, was soll ich sagen. Vielen Dank für die lieben Kommis. Ihr habt alle fleissig mitgeraten beim Superquiz " Wer ist der " Unbekannte" auf dem Weihnachtsquiz" und ich muss sagen: Ihr habt ziemlich gut abgeschnitten. Aber lest einfach selbst. Viel Spass! -------------------------------------------------------------------------------- 7. Kapitel: Seto, der Samariter Joey starrte auf den vermeintlichen Beamten und japste erschrocken. Das war ja gar kein Polizist! Nein, er sah sich vis-à-vis mit dem Bruder von Mokuba. " Was wollen Sie?", wollte er wütend fragen, doch es klang mit seiner geschwächten und heiseren Stimme nur weinerlich. " Sie vor dem sicheren Tod bewahren.". Joey kniete sich hin und wollte die Münzen einsammeln. " Wow, Mokubas Bruder war ja ein richtiger Samariter.", dachte er sarkastisch. Das Pflaster verschwamm vor seinen Augen, er griff ins Leere. Plötzlich hielt ihm eine Hand eine Münze entgegen. Das feine Gesicht unter den braunen Haaren und der Mütze kam ihm bekannt vor. Yore? Yaro? " Yoru?". Der Jüngere nickte. " Ich hab ihm gezeigt, wo wir Sie finden können.". Joey stand mit gerunzelter Stirn auf. " So, können wir?", hetzte Kaiba. Joey wollte sich zu seiner vollen Größe aufrichten und Kaiba spöttisch in die Augen sehen. Es scheiterte erstens daran, dass sein Gegenüber fast eineinhalb Köpfe größer war, und zweitens an dem Fakt, dass es Joey hundsmiserabel ging und sein kopf bald abfiel, sobald er auch nur versuchte böse zu gucken. " Was können wir?". Seto kaiba ließ eine Augenbraue nach oben schnellen. " Wir bringen Sie zum Arzt, was sonst?". Joey wich einen Schritt zurück. Zum Arzt? Und damit ins Krankenhaus und gleich anschließend ins Polizeipräsidium? Nein, das wollte er auf keinen Fall. Er versuchte mit erhobenem Haupte davonzuschreiten, dich die schraubstockähnliche Hand nahm ihrend neuen Lieblingsplatz um sein Handgelenk ein. " Könnten Sie mich eventuell loslassen?", bat Joey katzfreundlich. " Nein.", erwiderte Kaiba kühl. Er betrachtete sein Gegenüber von oben bis unten. Dieses Häufchen Elend bebete so stark, dass er es nicht nur sehen konnte, er spürte auch wie das Zittern über das umklammerte Gelenk in seine Hand und über seinen Arm kroch. Ein ekelhaftes Gefühl. Außerdem waren seine Augen müde und die Haut ganz blass. Würde es nicht besser wissen, hätte er gesagt, dass der Junge schon fast blau anlief. Joey versuchte sich loszureißen, doch er war zu schwach und fühlte sich schon wieder schwindelig. " Ich will nicht ins Krankenhaus.", es war kaum ein Flüstern, doch Seto hatte es auf eine urtümliche Art und Weise genau verstanden. Er musste schmunzeln, deswegen also der ganze Aufstand, de Junge hatte Angst vor dem Krankenhaus. " Ich hab eine top Hausärztin.". Hach, er war ja so nett! Die braunen Augen, glanzlos und totmüde, blinzelten ihn verwirrt an. " Kein Krankenhaus.". Seto seufzte, der Blonde benahm sich wie ein Kindergartenkind." Nein. Ich lasse sie jetzt los, aber nur wenn Sie nicht wieder versuchen wegzulaufen.". Joey schaute in die blauen Augen und schien etwas in ihnen zu suchen. Seto zuckte ein Stück zurück. Kaum hatte es jemand gewagt, ihm so direkt und ohne Angst in die Augen zu schauen. Aber was erhoffte sie der Blonde von diesem Gestarre? Erwartete, dass gleich kleine Fischlein durch das blaue Aquarium schwimmten? " Sie können mir glauben. Ich breche nie meine Versprechen.", sagte Seto mit etwas Nachdruck. Langsam und zögerlich nickte sein Gegenüber und sofort war Kaiba wieder ganz Geschäftsmann. Er glättete den Mantel, umfasste den Griff der Aktentasche und wandte sich um. " Kommen Sie. Yoru, wo musst du hin?". Der Brünette schüttelte schüchtern den Kopf. " Ich treffe mich gleich mit meiner Schwester. Danke trotzdem.". Kaiba nickte und war schon wieder weiter marschiert. Joey bedachte Yoru mit einem knappen " Bye" und versuchte dann den Anschluss an den Älteren zu bekommen. Mindestens zehn Minuten liefen sie schweigend durch die Stadt. Joey merkte, wie sein Atem schneller ging und kleine sich kleine Schweißperlen an den Schläfen absetzten. Und das obwohl ihm so kalt war. Sein Begleiter steuerte auf einen silbergrauen Porsche zu und plötzlich blinkten die flachen Scheinwerfer auf. Der Mann stieg mit einer fließenden Bewegung in das Auto, nachdem er die Aktentasche im Kofferraum verstaut hatte. Joey blieb unschlüssig stehen. Er fühlte sich komplett am falschen Platz. Mit einem Mal fuhr die Scheibe vor ihm hinunter. " Wollen Sie Wurzeln schlagen?", kam es von innen. Grummelnd setzte sich der Blonde auf den Beifahrersitz. Wow, dieses Auto, nein, diese Luxuskarosserie hat eine edle Holzarmatur. Die Sitze waren mit schönem Stoff bezogen und super bequem. Kaiba startete den Motor, fädelte sich kurz darauf in den Verkehr ein. Ein Finger schob eine CD in die Anlage und drückte einen verchromten Knopf. " Ich krieg von dir niemals genug, du bist in jedem Atemzug...". Falco, Out of the dark. Spuckte jedenfalls Joeys Gehirn aus. Ein Wunder, dass es überhaupt noch irgendetwas tat. Joey fühlte sich wie benebelt. Er würde am liebsten in einen süßen Schlummer fallen und nie mehr aufwachen... " Haben Sie auch einen Namen?", beinahe hätte Joey die Frage überhört. Er nickte, war sich nicht sicher, ob seine Zunge die Befehle seines trägen Hirnes überhaupt annehmen und die Worte artikulieren würde. " Joey". Sein Nachbar schien auf etwas zu warten. " Und weiter?". " Nichts weiter.". Der Brünette funkelte ihn an, doch dann seufzte er. " Wie alt?". Langsam aber sicher fühlte sich Joey wie einem Verhör. " 17.". Wieder ein Seitenblick. " Seto Kaiba, 18 Jahre alt.", wurde auf den fragenden Blick ziemlich monoton geantwortet. " Siehst nicht aus wie 17.". " Du wirkst auch älter als 18.". Kaiba blinzelte irritiert. Eine seltene Geste. " Seit wann duzt du mich?". Sein Nachbar grinste. " Seit dem du mich duzt.". " Du bist 17, da ist es nur natürlich, dass ich dich duze.". Der Blonde schob sich etwas mehr in den Sitz. " Und du bist nur ein Jahr älter und wer mich duzt, den spreche ich auch mit Du an.". Seto seufzte genervt. Der Kleine schien es drauf anzulegen. Er konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. Der Porsche glitt sanft dahin, die Winterreichen hatten guten Halt auf den weihnachtlichen Straßen und der Motor schnurrte wie ein Kätzchen. Und dann noch Falco als Hintergrundmusik, perfekt. Zwar hatte er sich an das Limousine-fahren gewöhnt, doch selber hinterm Steuer zu sitzen, war etwas ganz anderes und er brauchte es ab und zu als seelischen Ausgleich. " Warum tust du das?". Beinahe hätte Seto vergessen, dass er nicht alleine im Wagen saß. Doch sofort fiel er wieder in die gewohnt gefasste und kühle Art. " Warum tue ich was?". " Na, mich mitnehmen. Und zu einem Arzt bringen.". Die eisigblauen Augen waren auf die Straße gerichtet. " Weil Mokuba mir sonst den Kopf abreißt und mich ein Leben lang ignoriert.". Joey wandte verwundert den Kopf. Dieser kalte Kerl, der ihn ohne mit der Wimper zu zucken vor die Tür gesetzt und auch noch seinen jüngeren Bruder angepflaumt hatte, holte ihn zurück, nur damit Mokuba wieder mit ihm redete? Irgendwie unrealistisch. " Nur deshalb?". Am liebsten hätte Kaiba den Kopf geschüttelt über diese Frage. Dieser Junge verstand es ihn zu verwirren und zu reizen. " Nein.", Joey horchte auf. " Wenn du dort erfroren wärst und man hätte gesehen, dass ich kurz zuvor mit dir geredet hab, kann man mich der unterlassenen Hilfeleistung anklagen." Joey sah aus dem Fenster und ein Lächeln breitete sich über seine Lippen aus. Welch lahme Ausrede. Wollte nicht zugeben, dass auch dieser zumindest einen Funken Humanität im Leibe trug. " Jeanny, quit living on dreams. Jeanny, life is not what is seems.", stumm sang er den die wohlbekannten Worte mit. Schon seit ein paar Minuten war es ruhig im Wageninneren. An der nächsten roten Ampel besah sich Seto den Jungen neben ihm. Joey hatte sich tief in die Sitzschale gedrückt und die Arme vor der Brust verschränkt. Der Kopf seitlich auf der Schulter, die Augen geschlossen. Die Brust hob und senkte sich gleichmäßig, dich der Atem rasselte ein wenig, auf der Stirn standen kleine Schweißtröpfchen. Obwohl er die Heizung hoch geschalten hatte, zitterte der Körper des anderen immer noch unkontrolliert. Die Ampel schaltete auf grün und Seto drückte aufs Gas. Mokuba drehte den Schlüssel im Schloss herum und schob die Tür auf. Sofort schlug ihm eine ungewohnte Wärme entgegen. Im Haus war geheizt? Das konnte nur bedeuten, dass sein Bruder zu Hause war. Er seufzte, in letzter Zeit ließ sich Seto auffällig of daheim blicken. Außenstehende, die Seto Kaiba nicht kannte, hätten jetzt behauptet, diesen würde sein Gewissen plagen, doch Mokuba wusste, dass es sein Bruder nur hasste, wenn er nicht mehr mit ihm sprach, was selten genug vorkam. Denn das brachte seinen Plan durcheinander, seine Perfektion. Dann war Mokuba ein Sandkorn im Getriebe. Und das konnte notgedrungen nur entfernt werden, wenn Seto etwas tat, wie sich entschuldigen zum Beispiel. Aber Seto wäre nicht er selbst, wenn er das so einfach täte. Doch dieses Mal würde Mokuba nicht klein bei geben. Joeys Gesundheit war ihm wichtig und wenn Seto das nicht kapieren wollte, konnte er ihm auch nicht mehr helfen. Schnell schlüpfte er in die Hausschuhe, verstaute seinen Ranzen per Flugpost in irgendeiner Ecke, irgendwo südlich vom Schuhschrank. Wohnzimmer? Keine Spur. Auch keine Seto- typischen Anzeichen wie etwa ein Lap Top, Handy oder Final Foxer. Komisch. Es hing auch kein Mantel, weder lila noch weiß, an dem Haken. Das wurde ja immer seltsamer. Die nächste Tür auf seinem Weg führte zu Küche. Auch nichts. Auf dem Tisch stand eine Dose, an welcher ein Zettel lehnte. " Hi Mokuba, Dein Bruder musste noch mal in die Firma, ich soll dich schön grüßen. Wenn irgendetwas los ist oder du Fragen hast, ruf ruhig an. Wir sehen uns morgen. Mit lieben Grüßen, Dr. Jazuna PS: Er muss zwei Tabletten um 21.00 Uhr einnehmen." Stirnrunzelnd legte er den Zettel zurück und betrachtete das Döschen. Ein Tablettenröhrchen mit Antibiotika. Die dunklen Augen wurden weit aufgerissen. Er drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus der Küche. Fünf Minuten später flog die Tür zum Gästezimmer auf und zwei erschrockene Laute waren zu hören. " Joey!". " Mokuba.". Es war wie eine Szene aus einer Seifenoper. Mokuba hopste auf das Bett und fiel dem Blonden um den Hals, doch Joey hatte die Hände dazwischen gehoben und drückte den kleinen Körper von sich. " Steck dich nicht an.". Mokuba strahlte seinen Freund an, der schwach zurück lächelte. Die straßenköterblonden Haare standen in alle Richtungen ab, die braunen Augen waren ganz klein und fielen immer wieder zu. Mokuba strich mit einer Hand über die Decke. Scheinbar hatte Joey unter einer Doppelschicht geschlafen, zumindest solange, bis der jüngere Kaiba ins Zimmer gestürmt war. An den blonden Haarspitzen konnte Mokuba sehen, dass der Kranke zitterte, erspürte es durch die Decken. " Wie... warum?", er räusperte sich. " Du bist wieder hier.". Joey lachte ein heiseres, kläffendes Lachen. " Mhm, dein Bruder hat mich vom Markt gepflückt.". Mokuba holte tief Luft. Das hatte er sich schon gedacht. Joey gähnte wie ein Löwe. " Ich lass dich noch ein bisschen schlafen. Um Neun musst du deine Medizin nehmen.". " Also, alles wie immer.", sagte Joey lachend und zog die Decken um sich. " Ist dir kalt?", Mokuba strich eine Strähne, die an Joeys Stirn klebte, weg. Dieser schüttelte den Kopf. " Nein, ich bin nur müde.". Mokuba kletterte vom Bett. " Schlaf gut.". Joey rollte sich auf die Seite und vergrub sein Gesicht in das Kissen. Kurze Zeit später atmete der junge Mann ruhig und schlief. -------------------------------------------------------------------------------- Ein langer Tag für unseren lieben Joey. Doch was ist mit Seto und mokuba werden sich die Beiden trotz Setos heldenhaftem Einsatzes vertragen? Und für wie lange wird unser Hündchen es schaffen, sich mit dem Drachen gut zu stellen? Das alles erfahrt ihr- na wo? Natürlich hier bei Walk on the edge im Kapitel 8!!! Man liest sich. Heal, eure Swaja Kapitel 8: Versöhnung zwischen Kühlschrank und Spüle ---------------------------------------------------- Halli Hallo, meine Lieben Ich danke euch von ganzem Herzen. *verbeug* 58 Kommentare, das ist der Hammer! Vielen, vielen Dank. Belohnen möchte ich euch mit einem neuen Kapitel. Zum Glück habt ihr Seto noch nicht umgebracht und ich hoffe, er hat sich durch seine selbstlose Tat wieder ein bisschen in eure Herzen gespielt. Aber da gibt es ja immer noch diesen Streitfall in der Kaibafamilie... Viel Spaß, eure Swaja -------------------------------------------------------------------------------- 8. Kapitel: Versöhnung zwischen Kühlschrank und Spüle Seto setzte das Glas an und leerte es in einem Zug. Dieser Vertragsabschluss hatte ihm wirklich Kopfzerbrechen bereitet, doch jetzt war alles unter Dach und Fach. Und nun lud ihn sein Geschäftspartner auf eine Konferenz ein, auf welcher die gemeinsame Arbeit präsentiert werden sollte. Und den ganzen Spaß gleich am nächsten Abend. " Hi, Seto.". Der Brünette wirbelte herum. " Mokuba. Warum bist du noch nicht im Bett?". Der Kleine setzte sich mit einem Schwung auf die Küchenzeile. " Ich war schon, aber ich hab dich gehört und wollte noch mal runterkommen.". Seto lehnte sich seitlich an den großen, amerikanischen Kühlschrank. " Und seit wann hast du gemerkt, dass ich auch noch existiere?". Mokuba drehte die Wasserflasche in Händen. " Es war lieb von dir, dass du Joey zurück geholt hast.", um ging er die Frage. Seto erzog gespielt das Gesicht. " Lieb? Das Wort passt nicht zu mir.". Doch Mokuba ging nicht auf das Spielchen ein. " Und warum bist du Joey dann holen gegangen? Doch nicht aus Nächstenliebe.". Die berühmt-berüchtigte Augenbraue war schon wieder auf ihrem Weg nach oben. " Ach nein? Und ich dachte, ich bekäme dafür einen Ehrenorden: Seto Kaiba hilft bedürftigen Obdachlosen. Wäre doch mal was neues.". Mokuba kicherte, wurde jedoch schnell wieder ernst. " Nein, sag bitte die Wahrheit. Warum hast du das gemacht? Immerhin ist es, sorry, nicht typisch für dich, dass du so selbstlos hilfst.". Seto schloss kurz die Augen und drehte sich so, dass er jetzt mit dem Rücken an der spiegelglatten Verkleidung des Kühlschrankes lehnte. " Es war ja auch nicht so ganz uneigennützig. Meinst du wirklich, dass es mir Spaß macht, wenn du mich behandelst, wie einen Einrichtungsgegenstand? Und nachdem du mich auf den italienischen Köstlichkeiten sitzengelassen hast, dachte ich mir, dass etwas gehörig falsch läuft.". Wieder ließ Mokuba ein Lachen hören. " Du weißt echt nicht, dass ich Oliven hasse?". Seto trat vom Kühlschrank weg und stellte sich vor den, immer noch auf der Anrichte sitzenden, Jüngeren. Er stützte die Hände auf und sah seinem Bruder tief in die Augen. " Yoru hat mir versichert, dass Joey ganz okay wäre. Ich hoffe, dass es stimmt, sonst ist dein Kumpel ganz schnell wieder draußen." In den schwarzen Augen blitzte etwas, doch nur eine Sekunde später sahen sie beleidigt zur Seite. " Yoru? Der hat mir versprochen, nichts zu sagen, er ist ein Verräter.". Kaiba musste tief Luft holen, damit er nicht wieder über die Sache mit der Lüge explodierte. " Erstens wusste Yoru nicht, dass ich am Apparat bin. Er vermutete dich als Gesprächspartner und redete sofort los. Und zweitens wäre die ganze Sache auch ohne Yorus Zutun herausgekommen. Oder meinst du nicht, ich merke irgendwann mal, dass noch jemand im Haus lebt?". Mokuba senkte den Kopf. " Aber du bist plötzlich so ausgerastet, so kannte ich dich gar nicht, ich bin richtig erschrocken. Du hast dir gar nicht angehört, was ich sagen wollte, sondern hast Joey einfach sofort rausgeschmissen. Er hätte draußen erfrieren können. In seine WG darf er nämlich nicht, wenn er eine ansteckende Krankheit hat.". " Ja, ich bin aus der Haut gefahren, weil derjenige, dem ich am meisten vertraue, versucht hat, mich zu hintergehen. Das hat-", er seufzte. " - nicht gerade gut getan.". Er sah an den Haarspitzen, dass Mokuba zitterte. Weinte der Kleine etwas? Er hob die Hand und strich über das lange, dichte Haar. " Lass uns die Sache vergessen, hm? Dein Kumpel ist jetzt hier und kann sich auskurieren.". Mokubas Stimme zitterte, als er sagte:" Dr. Jazuna meinte, dass Joey schon ziemlich unterkühlt war, als sie ihn untersucht hat. Er hätte erfrieren können. Du hast ihn gerettet. Danke.". Der jüngere der Beiden schluchzte auf und warf sich in die Arme des Bruders. Der hielt ihn fest und wiegte den kleinen Körper beruhigend hin und her, so wie er es früher im Waisenheim auch immer getan hatte. " Hey, ist schon gut.". Mokuba zog die Nase hoch und wischte eine Träne aus dem Auge. Seto legte seine Stirn auf Mokubas. " Ich bin über deinen neuen Freundeskreis immer noch nicht begeistert, aber wenn er sich ordentlich führt, dulde ich ihn.". Mokuba sah die brüderliche Sorge in den blauen Augen und hauchte leise: " Okay." Seto erhob sich wieder und als er schon fast an der Tür war, drehte er sich noch mal zu Mokuba um, der gerade von er Küchenzeile glitt. " Ich hab morgen eine Konferenz samt Pressevorstellung. Es wäre schön, wenn du mitkommst.". Mokuba schlüpfte an seinem Bruder vorbei und grinste ihn frech an: " Klar, ich weiß ja, dass es ohne mich nichts wird. Und wehe, das Büffet ist nicht gut.". Sanft lächelnd schaute Seto Kaiba seinem Bruder hinterher, der wie ein Gummiball die Treppe hinaufhüpfte. Er schwamm in einem Fluss. Das Wasser trug ihn sanft, als wäre er so leicht, wie eine Feder. Er ließ sich treiben, immer weiter in den rot schimmernden Sonnenuntergang hinein. Sein Magen knurrte nicht, ihn füllte eine wohlige Wärme, nichts tat ihm weh. Geld? Essen? Unterkunft? Alles Nebensache, es zählte nur dieses warme, weiche Wasser, dass ihn umschmiegte, wie eine zweite Haut. Vögel zwitscherten in den Bäumen, mit einem Mal war es, als floss er nach oben, das Wasser umschloss ihn wie ein Decke und er blinzelte. Da war kein Wasser, er lag in einem Bett und das Sonnenlicht malte durch das offene Fenster glitzernde Muster auf den Boden. Joey setzte sich auf und streckte die Arme über den Kopf. Der akute Sauerstoffmangel ließ ihn gähnen. Er schüttelte den Kopf, um den letzten Rest Müdigkeit wegzubekommen. Der pochende Schmerz hinter seinen Schläfen hatte sich in das Land der kleinen, gemeinen Piesacker zurück gezogen und ließ ihn in Frieden. Kalt war ihm auch nicht mehr. Er legte sich zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Der Blick huschte wieder aus dem Fenster. Der immensen Helligkeit draußen nach, lag Schnee. Das Vogelgezwitscher war kein Traumgespinst, es schien der nationale Feiertag der Federtiere zu sein. Ungewohntes Geräusch, wenn man die meiste Zeit entweder das rhythmische Röhren der Hauptstraßen oder die sinnige Geräuschekulisse irgendwelcher Märkte oder Einkaufszentren vernommen hat. Das schon bekannte Türquietschen, anscheinend lange nicht mehr geölt werden, holte ihn aus seinen Gedanken. " Hi, Mokuba.". Der Jüngere kam grinsend auf ihn zu. " Hey, Joey. Du siehst heute schon viel besser aus. Wie geht es dir?". Der Blonde warf ihm einen ungnädigen Blick zu. " Na, danke. Als ob ich sonst aussähe, wie der Tod auf Latschen.", er lachte. " Nee, ich fühl mich schon viel besser. Ob das an eurer bezaubernden Ärztin liegt oder an den Chemiekeulen?". Mokuba lachte befreit. Ja, Joey ging es wirklich besser. Das Blitzen zuckte schon wieder durch die Bernsteine und sie sahen auch wesentlich wacher aus. " Solltest du nicht noch ein wenig schlafen?". Joey warf die Decke zurück und katapultierte sich in einen Schneidersitz. " Ach Quatsch. Ich fühl mich total wach. Ich könnte Bäume ausreißen.". Wie auf Bestellung nieste Joey, dabei sah er aus wie ein kleiner Hund. Mokuba schloss lachend das Fenster. " So siehst du schon aus. Mach mal nicht so schnell.". Joey zog eine Fleppe, wie ein fünfjähriger Junge, der Süßigkeiten will. " Mir ist aber langweilig.". Und so kam es, dass die Beiden den ganzen Nachmittag, mit Brettspielen bewaffnet, das Bett belagerten. Als Mokuba Joey gerade zum fünften Mal im Schach besiegte, was vielleicht daran lag, dass sein Gegenspieler das Spiel nicht konnte, ging plötzlich die Tür auf. Seto Kaiba stand in einem champagnerfarbenen Anzug in selbiger und versuchte gerade ziemlich hoffnungslos sich eine Krawatte zu binden. " Mokuba, kommst du dann?" Der Jüngere nickte und hüfte vom Bett. Als Mokuba aus dem Zimmer gerannt war, drehte der Herr des Hauses sich zu Joey um. " Mokuba und ich müssen noch weg. Für dich wäre ein Bad vielleicht ganz angebracht.", sagte er wie nebenbei. Seine Finger verflochten sich in dem langen Band des Schlipses. " Merde. Je déteste cutte truc.". " Na, so schlimm ist Krawatten binden dann doch nicht.", entgegnete Joey lachend. Seine Stimme klang heiser und dünn. Seto sah ihn überrascht an. Joey war aufgestanden und kam auf ihn zu. Beinahe wäre Kaiba einen Schritt zurückgewichen, doch sein Stolz ließ ihn an Ort und Stelle verweilen. Noch bevor er erahnen konnte, was der Blonde vorhatte, schlossen sich die Hände des Jungen um das Band und mit zwei geübten Handgriffen saß ein perfekter Schlipsknoten auf dem Kragen. Die blauen Augen, die, wie Joey auffiel, ein klares Eisblau besaßen, sahen ihn mit Verwunderung und der bereits bekannten Spur Spott an. Mokuba stob um die Ecke, verwundert, dass sein Bruder noch nicht mit den Schlüsseln klappernd an der Tür stand. Die Situation, die sich ihm in dem Zimmer bot, war komisch, genau wie die Stimmung. Da stand sein Bruder im Anzug. Ihm gegenüber Joey in seinem wahrscheinlich mal weißem Shirt und den dunklen Shorts, die Hände an der gebundenen Krawatte seines Bruders. Seto räusperte sich, trat einen Schritt zurück und richtete überflüssiger Weise noch einmal den Knoten des Schlipses. " Gut. Lass uns gehen, Mokuba."- Der Angesprochene schüttelte verwundert den Kopf. War Seto wirklich rot geworden oder hatte er sich den rötlichen Schimmer auf den Wangen nur eingebildet? Joey ließ sich auf das Bett sinken. Jetzt war er allein, in einer riesigen Villa, okay... Noch mal für ihn und alle anderen, die dem nicht so ganz folgen konnten: Er, Joseph Jay Wheeler, Straßenmusiker und -kind, arm wie eine Kirchenmaus, war in einer riesigen Villa. Hätte ihm das jemand vor einer Woche gesagt, hätte er ihn mit Freiflugticket in die nächste Irrenanstalt chauffieren lassen. So. Und nun? Plötzlich flog ihm wieder das Bild des Brünetten vors innere Auge. Wie er da stand, mit der verwurschtelten Krawatte, die so gar nicht u dem sonst so perfekt- gelecktem Bild passen wollte. Und wie verzweifelt er gewirkt hatte, nur weil er, der große, erhabene, sowieso tolle Kaiba keine Krawatten binden konnte. Das war richtig niedl- Stopp! Joey schlug sich die Hände vor den Mund. Was hatte sein scheinbar noch schockgefrostetes Gehirn da eben ausspucken wollen? Niedlich? Dieser feine, reiche arrogante, leicht auf die Pale zu bringende, unglaublich attraktive Kerl, der ihm zu allem Überfluss auch noch das Leben gerettet hatte? Wieder ein Seufzen. " Memo an mich selbst.", dachte er. " Erstens ist dieser Typ nicht attraktiv und zweitens, vielleicht wollte ich gar nicht, dass mein Leben gerettet wird? Und immerhin war er es ja, der mich hinausgeschmissen hatte." Von irgendwo weit hinten in seinem Kopf schien sich ein kleines, nerviges Stimmchen vehement nach vorne zu drängen. " Mach dir doch nichts vor, Joey. Natürlich hast du überleben wollen. Und außerdem..." - hatte er jetzt langsam Gehirnwindungsüberdrehung oder kicherte sein inneres Stimmchen gerade? - " Und außerdem- hörst du mir überhaupt zu? - findest zu diesen " Typen", sein Name ist übrigens Seto Kaiba, durchaus attraktiv.". " Woher willst du das denn wissen?". " Ich habe einen regen Briefwechsel mit deinem Gehirn und regelmäßigen Telefonkontakt mit deinem Herzen, weißt du? Mein Gott, ich lebe in dir, ich bin du, natürlich weiß ich was du fühlst. Und außerdem: Seit wann bindest du Leuten, die du nicht leiden kannst, die Krawatten?". " Ich wollte nur höflich sein.", echauffierte Joey sich. " Du hast ihm geholfen.". " Ja.". " Siehste. Weil du ihn magst." " Nein, weil ich nun mal hilfsbereit und höflich bin. Zu allen.". " Und deswegen macht es dir auch nichts aus, vor ihm in Shorts herumzuhüpfen. Machst du das auch aus Höflichkeit vor allen?". Joey ließ sich der Länge nach aufs Bett fallen und vergrub die Stirn in der Decke. Stimmt, das hatte er übersehen. Kleiner Fehler in der Matrix. Und überhaupt: Jetzt stritt er sich schon mit seinem Gewissen, oder was? Vielleicht war er nicht mehr ganz klar im Kopf. Das wird's sein. Er wurde verrückt und merkte es nicht mal. Super, ganz klasse. Aber mal davon abgesehen, war dieses Bett verdammt bequem. Er wickelte sich in die weiche Decke ein. Wenn er ein Bär wäre, dann könnte er den ganzen Winter durchschlafen und bräuchte nicht zu frieren, hätte kein nagendes Hungergefühl und keine Sorgen darum, ob er den nächsten Tag wieder gefeuert würde, kein Geld bekomme oder ob die Polizei ihn aufgreift. Er würde einfach nur schlafen und vergessen. Aber... dann hätte er auch einen Pfropfen aus Gras im Hintern, damit er nicht aufs Klo müsse. ( So was lernt man als Schüler in Bio... Und dann sollen wir auf die Allgemeinheit losgelassen werden, ja, ja.) Er schüttelte sich und drehte sich herum. Ein Wort kam ihm in den Sinn. " Trotzdem...". Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen flogen seine Gedanken los und er fiel wieder in diese angenehme Wärme... -------------------------------------------------------------------------------- Irgendwie schläft Joey am Ende von jedem Kapitel, oder? Okay, er ist ja noch krank, aber keine Sorge, bald wird unser blonder Wuschel wieder Charme und CHaos versprühen, so wie wir ihn kennen. Aber ich will nicht zu viel verraten, freut euch einfach aufs nächste Kappi! Man liest sich! Heal, eure Swaja Kapitel 9: Biathlon Badezimmer ------------------------------ Halli Hallo, Leudies Wieder ein neues Kapitel von meiner bis jetzt längsten Geschichte. Als kleines Dankeschön, hab ich diesmal ein wenig mehr on gestellt, als ich eigentlich wollte. Also, ich danke allen meinen Kommischreibern: Danke schön!!!! Viel Spaß Eure Swaja -------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 9: Biathlon Badezimmer Die allerdings nicht lange hielt. Denn plötzlich meldeten seine Nerven dem schläfrigen Hirn einen akuten Schmerz. Er öffnete die Augen und sah sich im Angesicht mit einem ziemlich solide aussehenden Holzbalken, der scheinbar mit seinem Kopf kollidiert war. Na spitze! Jetzt wusste er, warum Josi sich immer aufregte. Das mit dem ständigen Herumwälzen stimmte tatsächlich. Joey setzte sich auf, nachdem er das " Wie wickele ich mich aus einer Decke aus ohne zu ersticken?" - Abenteuer geradeso überlebt hatte. Mann, wenn er nur diese nervige Schläfrigkeit wegbekommen könnte. Was hatte sein, ach, zu freundlicher Gastgeber gemeint? Er könnte mal wieder ein Bad gebrauchen? Okay! Wie er meinte. Nachdem der erste Aufstehversuch an seinen, scheinbar noch schlafenden, Beinen gescheitert war, schaffte er es immerhin aufzustehen und fast unfallfrei zur Zimmertür zu tappen. Die erste Hürde, das Aufstehen, hatte der Spitzenathlet Joey Wheeler erfolgreich mitgerissen. Applaus! Hinaus in den Gang. Den kannte er inzwischen. Nächste Aufgabe im Biathlon: Das Badezimmer finden! Was tat man da als eingesessener Straßenkämpfer? Man ersann einen Plan. Vorraussetzung dafür war allerdings eine zumindest ansatzweise vorhandene Ortskenntnis. Resümierte er mal, war ganze zwei Mal in dieser Villa gewesen. Er kannte sein Gästezimmer und wusste, dass man nach etlichen Minuten an eine große Treppe kam. Also war er hier im Obergeschoß. Meistens befand sich das Bad auf derselben Etage wie die Schlafzimmer. " Was bin ich doch für ein Füchslein.", dachte Joey und kicherte dabei leise. Na dann, auf, auf, zum fröhlichen Badezimmerjagen. Schätzungsweise 40 Türen später war Joey nicht mehr so enthusiastisch. Wie konnte ein Haus nur so viele Zimmer haben, von denen die meisten auch noch verschlossen waren? So, diese Tür musste jetzt aber die Ersehnte sein. Trommelwirbel, bitte. Gespannt wurde die Tür aufgestoßen. Nein, wieder nur ein Arbeitszimmer. War das hier ein Wohnhaus oder eine zweite Firma? Beinahe hätte er die Tür, die er aus reiner Verzweiflung als nächstes aufgerissen hatte, wieder zu geschlagen, doch es eine weiße Fliese blitzte ihn an. Yeah, er hatte es geschafft! Zwar nicht in Rekordzeit, aber immerhin. Vergebens tastete seine Hand an der Wand entlang, um einen Lichtschalter zu finden. " Hah, wetten man muss zweimal klatschen, damit das Licht angeht?", murmelte Joey mehr im Scherz als im festen Glaube und klatschte zweimal in die Hände. Wie als ironisches Lachen blitzten wirklich zwei in orange- farbigen Schalen gehaltenen Lampen auf und tauchten das riesige Badezimmer in warmes Licht. Erst einmal Bestandsaufnahme der Gesamtsituation. Das Badezimmer war mindestens doppelt so groß, wie sein Zimmer in seinem ehemaligen Zuhause. Der Boden war mit weißen Fliesen ausgelegt, in der Mitte hatte ein Mosaik aus blauen Scherben seinen Platz, ein Halbmond. In der Ecke stand eine überdimensionale Badewanne, mit Ecksitz, Whirpooldrüsen und drei Wasserhähnen. Neben der Toilette war ein Ganzkörperspiegel angebracht. Direkt neben der Tür eine ganze Palette verschiedenster Beautyprodukte. Hier wohnte anscheinend noch eine Person weiblicher Natur. Oder ein ausgesprochen eitler Mann. ( Na, das wird's wohl eher sein, hm, Seto?^^) Joey wandte sich der Wanne zu, drehte alle drei Wasserhähne auf und besah sich die Auswahl der Schaumbäder. Kaiba hatte gesagt, er solle ein Bad nehmen. Aber dann auch richtig. Er fand einen Badezusatz, der gleichzeitig Schaum- und Erkältungsbad war. Laut Anweisung kippte er zwei Kappen voll hinein. Dann entledigte er sich seines T-Shirts. Sein Blick fiel auf den mannshohen Spiegel. Sein Oberkörper war ziemlich bleich, was seine Narben nur noch mehr heraustreten ließ. Die letzten, blauen Flecke waren noch nicht ganz verheilt, in dem violetten Bluterguss war noch etwas rot zu sehen. Schürfwunden hatte er auch noch zwei oder drei. Alles in allem sehr hübsch anzusehen. Er sah wirklich aus wie ein Straßenkind. " I collect my souvenirs in the streets.", rezitierte er die CAB- Werbung, warf seine Shorts auf das T-Shirt und stieg in die Wanne. Ein wohliges Seufzen entfuhr seiner Kehle. Hammer, Paradies! Er konnte sich kaum daran erinnern, wann er das letzte Mal richtig geduscht, geschweige denn gebadet. In der WG war Katzenwäsche an der Tagesordnung, ein Eimer kaltes Wasser, fertig. Die braunen Augen hefteten sich an den Schaum. Er hatte die letzten drei Jahre wie ein Hund gelebt, wie ein Straßenköter. Aber immer noch besser, als bei seinem Erzeuger. Joey streckte die Beine aus und glitt ins Wasser. Der Tannennadelduft stieg ihm in die Nase und beruhigte Hals und Kopf. Er seufzte und legte den Nacken aus den Wannenrand. In diesem Moment war er sowohl Mokuba als auch Kaiba mehr als dankbar. Egal wie ihn dieser Seto Kaiba behandelte oder ihn von oben herab betrachtete, trotzdem war er ihm dankbar, dass er ihn hierher geholt hat, auch wenn er nur der Katalysator in der Versöhnung zwischen den beiden Brüder war. In seiner Entspannung merkte Joey nicht, dass es klopfte und dann die Tür auf glitt. " Entschuldigung?". Joey blinzelte. Hatte er gerade etwas gehört? Er drehte sich um und erschrak fürchterlich, als er einen fremden Mann in der Tür stehen sah. Schnell tauchte er noch ein Stück ab und schob den Schaum über seinen Körper zusammen, damit der Mann ihm nichts weggucken konnte. Dieser lachte leise. " Sind Sie Joey?". Der Blonde nickte verwirrt. " Darf ich reinkommen?". Joey war nun völlig verdutzt. Der Mann deutete das Schweigen als Zustimmung und trat ein. Er lachte über das verblüffte Gesicht des Jungen. " Mein Name ist Roland, ich bin Mr. Kaibas Sekretär. Na okay, eher Mädchen für alles.". Ein wenig verlegen streckte Joey ihm die schnell abgetrocknete Hand entgegen. " Master Kaiba hat mich gebeten ein Auge auf sie zu haben.". Joey lachte leise. " Ach, hat der Master Angst, dass ich ihm etwas stehle oder etwas kaputt mache?". Roland nahm seine Sonnenbrille ab und lächelte wieder freundlich. " Nein, ich glaube, er hatte eher die Befürchtung, Sie könnten sich hier verlaufen...". Joey fühlte sich durchschaut. Hatte Roland ihn beobachtet, wie er über die Suche nach dem Bad fast verzweifelt wäre? " Soll ich Ihnen die Haare waschen?". Joey wäre beinahe ertrunken, so sehr überraschte ihn die Frage. Wieder das tiefe Lachen. " Das mach ich bei Mokuba ab und zu.". Joey hatte sich inzwischen halbwegs gefasst. " Gerne, aber ich hätte da eine Frage.". Roland nickte. " Sind Sie oft hier? Macht es ihnen nichts aus, hier für mich Babysitter zu spielen?". Roland seufzte und setzte sich auf einen Stuhl hinter die Wanne. " Mr. Kaiba hat mich um diesen Gefallen gebeten. Und ich denke nicht, dass ich mit Ihnen mehr Stress haben werde, als mit Mokuba.". " Duzen Sie mich doch.", bat Joey. Roland nahm den Duschkopf in die Hand und ließ den Strahl über den blonden Haarschopf laufen. " Okay, du bist ein Freund von Mokuba, hm?". Joey nickte. " Arbeiten Sie schon lange für Kaiba?". Konversation war der erste Schritt. Dieser Roland war ihm sympathisch. " Ja, knapp einen Monat nachdem er die Firma übernommen hatte.". " Also leitet er tatsächlich eine Firma.", dachte Joey laut. " Wie ist er so als Chef?". " Na ja, er ist Chef durch und durch. Ziemlich geschäftig, kühl und kalkuliert alles, bevor er Befehle gibt. Also ein formidabler Geschäftsmann.". " Und wie ist er als Mensch?". Roland seufzte. Er angelte nach dem Shampoo und drückte einen Klecks auf die flache Hand. " Na ja, er lebt eigentlich nur für die Arbeit. So richtig als Privatmensch habe ich ihn noch nicht erlebt. Ich weiß nur, dass er ein fairer, bemühter und ziemlich fleissiger junger Mann ist, der seinen Bruder über alles liebt.". Er rieb die Handflächen aneinander damit sich das Haarpflegeprodukt gleichmäßig verrieb. " Na, wenigstens ein paar menschliche Züge scheint der Kühlschrank zu haben.", ließ Joey seine Gedanken schweifen. " Aber bei diesem Stiefvater wäre es auch ein Wunder, wenn er ein fröhlicher Mensch geworden wäre.". Joey wurde hellhörig. " Wie meinen Sie das?". " Die Eltern der Kaiba- Brüder sind bei einem Unfall gestorben. Kurz darauf wurden sie von Gozaburo Kaiba, dem Inhaber einer großen Waffenherstellerfirma, adoptiert, dessen Sohn kurz vorher gestorben war. Gozaburo drillte den älteren Jungen, Seto, weil er einen Nachfolger wollte. Doch er rechnete nicht damit, dass Seto ihn mit seiner Intelligenz schlagen würde, denn dieser kaufte die Firma bis auf 49 Prozent auf. Mokuba gab seinem Bruder seine 2 % Anteil und Seto übernahm die Kaiba Corp. Gozaburo verschwand darauf hin. Seto wandelte die KC in eine Spiele- und Hypertechnologiefirma um.". Der Sekretär hatte begonnen das Shampoo in die Haare einzukneten. Er massierte dabei die Kopfhaut leicht. Joey seufzte, das war so entspannend! " Haben Sie Familie, Roland?". Der Angesprochene lächelte. " Ja, eine Frau und zwei Kinder. Einen Lausejungen und ein kleines Mädchen.". Joey lächelte ebenfalls, Roland klang glücklich, wie er so von seiner Familie sprach. Wenn er selber das auch nur könnte... Roland spülte das Shampoo aus den Haaren. " Wie geht es dir jetzt?". " Danke, besser.". Roland stand auf und trocknete sich die Hände ab. " Wie wäre es mit einem Tee?", fragte er Joey ein Handtuch reichend. " Ja, danke.". Der Sekretär verschwand aus der Tür und Joey blieb noch kurz in der Wanne sitzen. Der Schaum knisterte, löste sich langsam auf. Ob Roland seine Wunden gesehen hatte? Wenn ja, dann schien es ihm nichts auszumachen. Er stemmte sich am Rande hoch un trocknete sich ab. Schließlich wickelte er das Handtuch um seine Hüfte. Rechts neben dem Waschbecken entdeckte er einen Föhn. Natürlich das neuste Modell, wie sollte es auch anders sein? Dann machte er sich frohen Mutes auf, sein Zimmer wieder zu finden. Weitere fünf Minuten später hatte er es dann entdcekt. Das Bett war neu gemacht und auf der Decke lagen, sorgfältig gefaltet, verschiedene Sachen. Verwundert nahm er die Kleidungsstücke zur Hand. Was waren das für Sachen? Nicht seine, soviel stand fest. Doch da er seine eigenen Klamotten nirgendwo entdecken konnte, schlüpfte er notgedrungen in die bereitgelegten Sachen. Dei Jeans war vielleicht ein Stück zu lang, passte ansonsten. Der Rollkragenpulli saß wie angegoßen. Die Wäsche roch frisch und war kuschelig weich. " Wahrscheinlich mit Vernel gewashen.", dachte er. Plötzlich klingelte das Telefon auf dem Nachtschrank neben dem Bett. Joey sah es an, wie ein Kaninchen die Schlange. Er hob ab. " Hier ist Roland. Erinnerst du dich? Ich beschreib dir jetzt den Weg in die Küche, okay?". Seto streckte sich. Die Pressekonferenz war ein voller Erfolg, war ja auch nicht anders zu erwarten. Mokuba war schon wieder davon gewuselt, er wollte unbedingt sehen, wie es dem kranken Hündchen ging. Unfreiwillig musste er sich Joey mit Schlappohren und Buscheschwanz vorstellen. Seto griff sich verzweifelt an den Kopf. Das letzte Glas Champagner war eines zuviel gewesen. Er ließ sich auf die Couch nieder. Die Tür ging auf. " Mokuba meinte, du wolltest mich sprechen?". Seto hatte den Blick in eine Computerzeitschrift vergraben. Joey fühlte sich etwas unnütz, wie er da so mitten im Türrahmen stand und der Firmenchef ihn vollkommen ignorierte. Nachdem er bis zwanzig gezählt und sich dachte, dass er Joey inzwischen seine Position bewiesen hatte, drehte Seto sich um. Seine Augen weiteten sich erstaunt. War das wirklich der Straßenköter, der da in der Tür stand? Die zuvor strohigen, dreckigen Dinger, die sein Gegenüber übertrieben " Haare" nannte, hatten sich tatsächlich in eine blond schimmernde, weich aussehende Frisur verwandelt. Der kastanienbraune Rollkragenpullover harmonierte erstaunlich gut mit den braunen Augen und den blonden Haaren. Die Jeans, die eine der Hosen war, aus denen er vor knapp einem Jahr herausgewachsen war, hatte Joey an den Knöcheln umgekrempelt, sie war ihm anscheinend immer noch zu lang. Er sah ja richtig... ordentlich und gepflegt aus. Seto hätte ihn auf der Straße nicht wieder erkannt. " Hast du dann genug gegafft?", holte ihn die etwas heisere Stimme Joeys wieder in die Realität zurück. " Ich gaffe nicht.". Joey grinste sarkastisch. " Getroffene Hunde bellen, Kaiba.". Kurz war Seto Kaiba verwirrt. Dieser kleine Köter wagte es ihm so etwas zu unterstellen? In seinem Kopf plapperte plötzlich eine kleine Stimme los: " Was hast du eigentlich für ein Problem? Der Junge hat dir nichts getan, warum nennst du ihn " Köter"?". Seto seufzte. Na toll, wieso konnte dieses besch...eidene Ding, namens Gewissen, nicht einfach entfernt werden, von ihm aus auch operativ? " Gib es doch zu, du findest ihn sympathisch. Deswegem reagierst du auch so übertrieben gnatzig.". " Ich reagiere immer so.". " Hach, es ist sinnlos mit dir.". " Bist du sprachlos?". Joey hatte den Kopf schief gelegt. Seto versuchte möglichst schnell zu seiner kühlen, gelassenen Art zurück zu finden. Er stand auf und goß sich einen Schluck Baileys ein. Joeys rechte Augenbraue zuckte kurz und er ballte die Fäuste. " Was macht deine Erkältung?", fragte so neutral wie möglich. " Gut.". Joey hatte die Arme vor der Brust verschränkt und machte nun einen beinahe trotzigen Eindruck. " Okay.". Seto holte tief Luft. " Mir ist es egal, was so passiert, wenn Mokuba mit dir draußen unterwegs ist. Er hat mir bestätigt, dass du weder trinkst, noch rauchst und auch keine Drogen nimmst. Dennoch find ich es nicht gerade berauschend, einen jungen Kerl zu beherbergen, von dem ich nichts weiß.". Kaiba war vor der Schrankwand stehen geblieben und drehte das Glas, dass die bourbonfarbene Flüssigkeit ein wenig schwappte. Joey lachte kurz auf. " Muss ich dir einen Lebenslauf abliefern?". Seto drehte sich um. " ja.". Joey verschluckte sich Was? Wollte der Brünette, der sich gab, als hätte er ein Eisfach verschluckt, wirklich, dass er ihm hier sein Leben ausbreitete? Bestimmt nicht! Da konnte er lange warten! " Ich habe gehört, du lebst in einer Wohngemeinschaft?", half sein Gegenüber auf die Sprünge. " Ja.". Wenn man das als solche bezeichnen konnte. Kaiba aufzte. Dieser Kerl war mindestens so hoffnungslos, wie sein Gewissen es von ihm behauptete. " Hast du einen Job? Wahrscheinlich nicht.". Joey war in das Zimmer getreten. Angriff war die beste Verteidigung. " Im Moment habe ich keinen, das ist wahr.". Seto drehte sich zu ihm um, leerte das Baileysglas, stellte es auf den Tisch und trat auf ihn zu. Der schwache Alkoholgeruch stieg Joey in die Nase. Oh, wie er es hasste! " Weißt du, wie du mir vorkommst?". Joey zwang sich in die tiefblauen Eissplitter zu sehen. Er wollte ihm auf keinen Fall assoziieren, dass er ihm und seiner Güte unterstellt war. " Du bist wie so ein Hund. Ein kleiner Straßenköter in einem ihm viel zu großen Körbchen.". Seto musterte seinen Gegenüber, der seine Sachen trug, kalt. Er beobachtete, wie sich die braunen Augen erschrocken weiteten. Kaiba grinste. Irgendwie machte es ihm Spaß, den Blonden zu reizen. Die kleine Flamme, die scheinbar kurz in den bernsteinfarbenen Augen aufglomm, nahm er zwar wahr, wusste jedoch nicht, dass dieses Feuer einer Angriffsfanare gleich kam. " Ach, tatsächlich? Und weiß du, wie du mir vorkommst? Wie ein Drache, der sich groß und stark gibt, der Feuer und Rauch spuckt, um Respekt zu erlangen und Aufsehen erregen. Der sich hinter langen Mänteln, Limousinen, Eichenschreibtischen und einem Berg Arbeit versteckt, nur um zu verbergen, dass er zum Beispiel davon abhängig ist, ob sein kleiner Bruder böse mit ist ist oder nicht und der es nicht leiden kann, dass ein kleines Hündchen vond er Straße sein wohl geordnetes, perfekt geregeltes und gestyltes System durcheinander bringt.". Das Gesicht war immer noch kalt und unnahbar, doch die Augen verrieten, dass ihn diese kleine Ansprache total aus dem Konzept gebracht hatte. Seto Kaiba schluckte, jetzt hatte er doch tatsächlich den Faden verloren. Joey war der erste Mensch in seinem Leben, der es wagte ihm Kontra zu geben, von seinem Bruder mal abgesehen. Und dann gleich so einen Konter! Joey grinste in sich hinein. Er hatte es zum zweiten Mal geschafft, den Jungmillionär sprachlos zu machen. Seine Kraft kehrte zurück. Joey Wheeler war wieder da! " Ich toleriere dich hier nur. Und sobald du wieder gesund bist, gibt es keinerlei Grund, warum ich dich weiter in meinem Haus dulden sollte. Also mach es dir nicht zu bequem.". Damit war für den Brünetten die Sache anscheinend geklärt. -------------------------------------------------------------------------------- " Feuer und Wasser, Hitze und Eis, die gehn nicht zusammen, um keinen Preis." Ein treffendes Liedzitat für unsere Beiden, oder? Ich hoffe, es hat euch gefallen und KK ( Kommi-kasten) hofft das auch. Man liest sich, eure Swaja Kapitel 10: Mission Impossible ------------------------------ Halli Hallo, Leute Wie versprochen geht es weiter hier. Viel Spaß beim Lesen, eure Swaja ------------------------------------------------------------------------------ Kapitel 10: Mission Impossible Die nächsten Tage fühlte sich Joey immer besser. Das Fiber war weg, ebenso wie die Kopfschmerzen. Auch die Müdigkeit war wie verflogen. Nur der Husten klammerte sich in seinem Hals fest, wie ein böses Tier. Er tappte in die Küche. Mokuba wuselte an ihm vorbei, ein halbes Brötchen quer im Mund, und packte seine Schultasche. Joey würde auch gerne wieder in die Schule gehen. Da war alles noch leichter. Und er hätte immerhin was zu tun. Roland redete auf seinen Chef ein, der ebenfalls kreuz und quer durchs Untergeschoß rannte. Joey setzte sich an den Tisch und beobachtete den Drachen- Kühlschrank. Irgendetwas war im Busch, der Firmenleiter wirkte aufgeregt. Die sonst so perfekt gelegten Haare waren vewuschelt, in dem Gesicht zeichneten sich rote Hastflecke ab. " Aber Sie müssen Ihnen sagen, dass sie dem Vertrag noch einen Punkt hinzugefügt haben.", Roland war mindestens genauso durch den Wind wie sein Chef. Seto stand vor dem Gaderobenspiegel und versuchte bei seiner Frisur zu retten, was zu retten war. Mokuba hüpfte seinem Bruder in die Küche nach und drückte ihm einen Kuss auf due Wange. " Viel Glück, Seto. Du schaffst das schon. Ich drück dir die Daumen.". Mokuba warf noch einen Blick auf die Krawatte seines Bruders. " Dein Schlips hängt auch halb acht. Frag mal Joey, der letzte Knoten war perfekt.". Im normalen Falle hätte sich Seto wahrscheinlich geweigert, doch in Gedanken schien der Brünette ganz woanders. Er schüttete sich eine Tasse Kaffee auf einmal hinter, Joey faszinierte, dass er sich dabei nicht verbrühte, und drehte sich dann zu ihm um. Joey war klar, dass er jetzt bestimmt ermordet würde, wenn er nicht mitspielte, also band er einen möglichst akkoraten Knoten, ordnete noch einmal den Kragen und versuchte Seto durch ein kleines Lächeln aufzumuntern, doch die Züge des Blauäugigen schienen festgefahren. Er sah ihn nicht mal an. " Roland, wir fahren. Mokuba, komm.". Joey pfiff vor sich hin. " Ich bin ein Einrichtungsgegenstand. Ein vollautomatischer Krawattenbinder, ganz ohne Strom- und Battarienverbrauch.", dachte Joey mit süffisantem Lächeln. Er streckte sich und ging aus der Küche. So langsam fand er sich zurecht. Zumindest im ntergeschoß. Kaiba musste heute etwas sehr wichtiges zutun haben, denn er hatte heute weder den weißen, noch den violetten Mantel, in dem er scheußlich aussah, an. Beide Kleidungsstücke hingen säuberlich an den extra weit oben angebrachten Haken. Sein Blick fiel auf eine Mappe, die auf dem Schuhschrank lag. Mit ihrem sanften Gelb fiel sie gar nicht weiter ins Auge. Auf ihr stand: 13.12. Projektplanung, WICHTIG!!! Joey schnappte sich den Hefter, rang kurz mit seinem Gewissen, öffnete dann jedoch den Deckel. Die erste Seite zeigte lauter handgeschriebene Notizen von Seto in fein geschwungener Schrift. Es ging anscheinend um ein neues Projekt, welches er mit einer anderen Firma koppeln wollte. Ganz unten auf der Seite stand: 13.12 Projektpräsentation Joey hob den Kopf. 13. Dezember, war das nicht heute? Und wenn heute wirklich diese Präsentation war und diese Mappe hier, dann hatte ergo der Brünette ein Problem. Schon hatte er seine Jeansjacke geschnappt und war bereits auf halbem Weg nach draußen als ihm etwas einfiel. Die Besprechung war laut der Mappe in der Kaiba Cooperation und die hatte ihren Sitz mitten in der Stadt. Wenn er laufen würde, bräuchte er über eine halbe Stunde, vielleicht würden diese Minuten mehr Kaiba den Kopf kosten. Allerdings... Er durchschritt einen seitlichen Gang und fand sich schließlich in der Garage wieder. Ein Chevrolet und der silberne Porsche. Joey entschied sich für den Silberpfeil. Flugs wurde eine Büroklammer vom Jackenkragen gezogen und auseinander gebogen. Kaum hatte er sie ins Schloß gesteckt, ging die eingebaute Alarmanlage los. Joey ließ sich nicht weiter stören. Die kleine Öse, die er an einem Ende des Drahtes gedreht hatte, schloß sich zwei Minuten später um einen kleinen, hervorstehenden Kolben. Es klickte und die Tür schwang auf. " Yes.", ließ Joey verlauten und bog den Draht wieder zu einer Klammer. Irgendwann machte sich jeder Trick mal bezahlbar. Er rutschte auf den Fahrersitz. So, die nächste Etappe auf der Mission Rette- Kaiba- seinen- arroganten- Hintern: Wie bekomme ich einen Porsche zum Laufen? Ganz einfach, man schloß ihn kurz. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Kaiba ihn nicht umbrachte für das, was er hier tat. Eine weitere kostbare Minute später schnurrte der motor los, die nervige Sirene akzeptierte Joey als neuen Fahrer. Ein kleiner Knopf neben der Handbremse öffnete die Garage. Joey strich mit den Fingern beinahe erfürchtig über das glatte Leder des Lenkrades, bevor sie sich endgültig darum schloßen. Er holte tief Luft und ließ sie langsam entweichen. Die Handbremse wurde gelöst. Er drückte das Gaspedal vorsichtig nach unten, während er gleichzeit die Kopplung in der selben Geschwindigkeit kommen ließ. Los ging der Spaß! " Sie können jetzt nicht zu Mister Kaiba, er ist beschäftigt.". Langsam aber sicher nervte diese Zicke von einer Sekretärin. " Ich bin nur Mister Kaibas Butler.", griff Joey zu einer Notlüge. " Ich möchte ihm eine Mappe vorbeibringen, die er vergessen hat. Ich lege sie bloß schnell auf seinen Platz und bin wieder weg.". Die wahrscheinlich nicht nur äußerlich blonde Empfangsdame sah ih streng an. " Mister Kaiba möchte auf keinen Fall gestört werden. Hinterlegen Sie die Mappe bei mir.". Joey setzte einen gespielt erstaunten Blick auf. " Ja, hat Mister Kaiba Ihnen nicht Bescheid gesagt?". Die Sekretärin klimperte verwirrt mit den angeklebten, monströsen Wimpern. " Nein.". Joey lehnte sich mit dem Oberkörper auf den erhöhten Empfangsschalter und sah ihr tief in die Augen. " Das tut mir leid, Fräulein-", ein kurzer Blick auf das Namensschild. " - Masahe. Wohl nur ein kleiner Fehler. Mister Kaiba hat mich angerufen und gebeten, die Unterlagen zu ihm zu bringen. Ich frage mich, wie er nur vergessen kann, Ihnen etwas zu sagen. Ich würde mir tausend Gründe einfallen lassen, Sie zu kontaktieren, nur um ihre wunderschöne Stimme zu hören oder ihre bezaubernden Augen zu sehen.". Die Dame errötete schlagartig und kicherte wie ein Schulmädchen. " Hach, Sie Charmeur. Na gut, aber beeilen Sie sich.". " Danke.", er zwinkerte ihr zu und packte noch sein charmantestes Markt-Lächeln dazu. Yes, wir machen den Weg frei. Er war so gut! Laut der reizenden Dame Masahe musste er in die zwanzigste Etage. Mein Gott, wie viele Stockwerke hatten denn dieser Wolkenkratzer? " Gott" traf es wirklich, denn der Anzahl der Knöpfe auf dem Bedienungsfeld in dem Lift nach, konnte Kaiba eigentlich dem Alten da oben, jederzeit einen Besuch abstatten. So, die 20 also. Joey sah sich um. Ein Vorraum mit drei Büros, durch halbhochgezogene Wände von einander getrennt. ( So ähnlich wie in einem Kommissariat. Wer weiß, wie so was aussieht^^.) Und dann eine Tür mit dem wunderschönen Titel " Meetingsaal". Noch als er überlegt, ob er einfach ohne ein Wort reinplatzen, den Hefter auf den Tisch legen und wie ein Schatten wieder verschwinden sollte, sprach ihn plötzlich jemand an. " Joey?". Der Blonde dreht sich um und antwortete überrascht:" Josua?". Die beiden Männer umarmten sich kurz. " Was machst du hier?", fragten sie gleichzeitig und lachten. " Du arbeitest hier?", wollte Joey wissen. Der Dunkelhaarihe nickte und zupfte an seinem Anzug. " Normalerweise steh ich ja nicht auf so eine Anzugnummer, aber als Tabellenkalkulator muss man so etwas tragen.". Joey klopfte seinem alten Kumpel auf die Schulter. " Wow, du siehst super aus.". Josua grinste. " Du auch. Wie kommst du hierher? Du arbeitest nicht seit neustem hier, oder?" Joey schüttelte den Kopf. " Das ist ne lange Geschichte und ich hab jetzt nicht wirklich die Zeit, sie dir in allen Einzelheiten zu erzählen. Ist der Chef da drin?". Er wies auf die Tür. Josua nickte. " Aber ich würde da jetzt nicht reingehen, außer du möchtest deinen Kopf gerne unter dem Arm spazieren tragen. Da ist gerade eine superwichtige Besprechung im Gange.". " Eben.", gab Joey zurück. Er überlegte. Das Projekt sollte den Geschäftsführern der Union High- Technologie vorgestellt werden, einem englischen Konzern. Englisch... Ein Geistesblitz durchzuckte Joeys Gehirn. " Du, Josua, tust du mir einen Gefallen?". " Wenn Sie sich nun bitte diese Bilder anschauen wollen.". Seto Kaiba drückte den Knof des Beamers und eine Simulation erschien an der Wand hinter ihm. " Natürlich erscheint dieses Projekt zunächst als schwer erschwinglich, doch wenn man verschieden Punkte beleuchtet, dann lässt es sich realisieren. Ich habe hier ein paar Zahlen für Sie.". Seto hatte ein gezwungenes Lächeln aufgesetzt, das Englisch floss ihm leicht von der Zunge, die Geschäftspartner schienen angetan. So eine Präsentation war wie ein Computerspiel, das man schon einmal gelöst hatte. Man wusste, was wann zu kommen hatte, damit ein bestimmtes Ergebnis dabei herauskam. Und wenn man das Spiel beim ersten Mal mit offenen Augen und konzentration gespielt hat, dann war es beim zweiten Mal ganz leicht. Er griff an die Stelle, an welcher er den Hefter mit den Zahlen vermutete, doch diese war leer. Er lächelte schnell zu seinen Zuhörern und schaute den Hefterberg durch. Nichts. Da war ein Fehler im Spiel! " Roland?", zischte er leise zu seinem Sekretär. " Wo ist die Mappe?". Der Gefragte zuckte mit den Schultern. Mister Ryan Ryder, Inhaber von UHT, zog eine Augenbraue nach oben. Was war jetzt los? Der junge, japanische Firmenleiter galt als kompetent, sicher und vollkommen gefühlskontrolliert. Dieser Mann machte keine Fehler, aber irgendwie war jetzt etwas durcheinander. Vielleicht war heute eine Premiere und sie durften miterleben, wie der große Seto Kaiba strauchelte. Es klopfte. " Was?!", Seto platzte noch der Kragen, er hatte keine störung erwünscht. Welcher seiner unfähigen Mitarbeiter machte jetzt schon wieder den Fehler und reizte ihn? Die Tür ging auf und herein trat ein Mann im Anzug, der ein Tablett balancierte. " Entschuldigen Sie bitte die Störung. Kaffe oder Tee?". Kaiba starrte den Mann an. Joey? Im Anzug? Hier? Jetzt? Einer der Geschäftsmänner sah auf die Uhr. 15. 00 Uhr. Tea- Time. Kaiba wollte gerade einen Rauswurf odern, doch Mr. Ryder hob die Hand. " ich würde gerne einen Tee.". Joey scharwenzelte nun ganz Kellner- like um die Herren herum und schenkte die gewünschten Getränke aus. " Einen Kaffe für Sie, Mister Kaiba?". Er betonte das Mister besonders. Ohne eine Antwort abzuwarten goß er die braune Flüssigkeit ein, seine linke Hand machte eine nicht dazu passende Bewegung, de Kaiba gar nicht für voll nahm. Joey ging zurück zur Tür. Seto sah auf die Kaffeetasse, als könnte sie ihm erklären, was hier vor sich ging, und entdeckte plötzlich den gelben, verzweifelt gesuchten Hefter. Auf ihm prangte ein Smiley. Kaiba starrte zu dem Jungen an der Tür. Konnte es wirklich sein, dass...? War dieses ganze Theater nur dazu da gewesen, damit er an seine Mappe kam? Der Blonde zwinkerte ihm zu und verließ nach einem Verbeugen den Raum. Mr. Ryder lächelte. Der Tee war köstlich, es war wirklich bemerkenswert, dass Kaiba sich an die Gepflogenheiten des Gastlandes anpasste, und so die geschäftliche Situation ein wenig heimischer machte. Außerdem war der Sekretär eben sehr sympathisch. Die Kaiba Cooperation schien eine äußerst kompetente Firma, mit sehr guten Beschäftigten, zu sein. Die Präsentation und das Gebäude beeindruckten schon, aber im Detail lag das Ausschlaggebende. Der Vertrag trug praktisch schon sein Signum und er war sich sicher, dass seine Kollegen der selben Meinung waren. Immer noch lächelnd wandte er sich wieder Mister Kaiba zu, der gerade die Zahlen und Statistiken herumgehen ließ. Mokuba öffnete die Kühlschranktür und fischte einen Joghurt heraus. Mit einem Löffel bewaffnet wollte er sich gerade über das cremige Milchprodukt hermachen, als er einen ohrenbetäubenden Schrei aus dem Wohnzimmer hörte: " Du hast WAS?!!". Das war eindeutig sein Bruder. Mokuba sprang auf und stürzte zur Tür, um einen eventuellen Mord zu verhindern. Am Eingang zum Wohnzimmer stand bereits Roland, der ihn mit einem halb unterdrückten Grinsen empfing. Seto hatte sich vor einem, ihn anfunkelten und auf der Couch sitzenden Joey aufgebaut. " Du hast meinen Porsche aufgebrochen?". " Siehste, hast mich ja doch verstanden. Und außerdem hab ich ihn nicht aufgebrochen, dann könntest du ihn jetzt nämlich wegschmeissen. Nein, ich habe ihn fein säuberlich geknackt.". Seto sah aus, als würde das Joeys Umstände nicht besonders mildern. " Du hast mein Auto gestohlen?". " Nein, ausgeliehen.". Seto ballte die Faust. " Und wie hast du ihn ohne Schlüssel anbekommen, wenn man fragen darf?". Er wollte die Antwort eigentlich gar nicht unbedingt wissen, zumal er sich schon denken konnte, was jetzt kam. Joey kratzte sich verlegen am Kinn. " Ähm, ja, ich habe ihn kurzgeschloßen.". Seto riss die Augen auf. " Du hast was? Meinen Porsche kurzgeschloßen, geklaut-". " Geliehen.". " - demoliert." " Aufgemacht, es ist nichts passiert, ja? Ich kenn mich mit so etwas aus.". Mokuba zog scharf die Luft ein. Das war die falsche Antwort gewesen. " Ach, du kennst dich mit so was aus? Knackst wohl regelmäßig Autos auf?". Joey schaute ihn erstaunt an. " Nein, mache ich nicht. Aber ich habe oft genug davon gehört.". Seto griff sich an den Kopf. " das ist ungefähr dasselbe, wenn man sich eine Arztserie im Fernsehen ansieht und dann in den OP geht, um mal eben auszuprobieren, ob das wirklich klappt, was man eben gesehen hat.". Joey musste unfreiwillig grinsen. " Aber immerhin hab ich dir damit deinen Hin- ähm- Hals gerettet. Ich will nicht wissen, was los gewesen wäre, wenn du die Mappe nicht bekommen hättest." Roland räusperte sich. " Das stimmt, Herr Kaiba.". Anscheinend bemerkten die beiden Zankäpfel erst jetzt, dass sie Zuschauer hatten. An Setos Schläfe pochte eine Ader. " Sie widersprechen mir?". Mokuba seufzte. " Wenn Joey dir den Hefter nicht gebracht hätte, wärst du in Schwierigkeiten geraten. Bedank dich doch mal!". Joey legte den Kopf schief und setzte seinen besten Dackelblick auf. " ja, dank mir doch mal.", dachte der Blonde. Kurz schien der Brünette tatsächlich darüber nachzudenken, ob er den ersehnten Dank aussprechen sollte, doch dann drehte er sich um und wandte sich mit äußerstem Interesse seinem Final Foxer zu. ------------------------------------------------------------------------------- So, das war es erst mal. Na, ob sich unsere beiden Hübschen irgendwann mal evrtragen werden, so wie sich es viele wünschen? Wir werden sehen. Man liest sich, eure Swaja Kapitel 11: Joeys Familie ------------------------- Halli Hallo, Leudies So, ich hab mich dazu entschloßen, mal wieder etwas on zu stellen. Langsam geht es in die Vollen, denn wir ihr ja alle wisst: Was einen nicht umbringt, macht einen nur stärker. Hoffen wir alle mal, dass das Fieber unser Hündchen nicht unter die Erde bringt... Viel Spaß, eure Swaja -------------------------------------------------------------------------------- 11. Kapitel: Joeys Familie " Okay.". Die junge Frau nahm das Holzstäbchen von der Zunge des Blonden und klappte dessen Mund wieder zu. " Noch Kopfschmerzen oder Schwindelanfälle?". Joey schüttelte den Kopf. " Na dann.". " Können Sie mich nicht noch ein wenig weiter untersuchen?", fragte der junge Mann, das schelmische Grinsen gepaart mit seinem süßen Hundeblick. Dr. Jazuna lachte und wuschelte durch die verstrubbelten Haare. " Na, du bist mir ja einer. Aber ich kann dich untersuchen, wie ich will, es wird nichts anderes bei herauskommen: Du bist wieder kerngesund.". Seto stand in der tür. " Ein Glück, dann kannst du ja endlich verschwinden.". Joey stieß sich vom Bett ab und stellte sich seinem Gastgeber gegenüber. " keine Angst, ich bin ja schon weg.". Mokuba sprang vor seinen Freund. " warte, du kannst doch bestimmt noch eine Nacht hier schlafen.". Er hatte sich schon so an den Blonden gewöhnt, dass es seltsam wäre, wenn er nicht mehr am Küchentisch säße oder eine Portion Rüherei zum Mittag machte. Seto räusperte sich. Mokuba warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, schwieg aber und wandte sich wieder Joey zu. " Was willst du als nächstes tun?". Joey lächelte Mokuba sanft an und strich durch dessen Mähne. " Na ja, wahrscheinlich aufs Arbeitsamt gehen und der WG einen Besuch abstatten.". In den dunklen Augen des Kleinen glomm ein Funke aus. Er drehte sich zu seinem Bruder um. " Hast du nicht Arbeit für Joey?". Seto zog spöttisch eine Augenbraue nach oben. " Als was denn? Als Postbote, damit er mir meine Sachen nachschleppt? Oder als men persönlicher Einbrecher und Autoknacker?". Roland räusperte sich und erstickte damit Joeys Wutausbruch im Kern. " Wenn ich Sie daran erinnern darf, hat am Montag die Putzfrau gekündigt hat?". Kaiba drehte sich unwirsch um. " Seit wann denn das?". Roland wurde rot und kratzte sich verlegen am Kinn. Mokuba war ebenfalls leicht errötet und sah auf den Boden. " Mokuba?". Diese Stimme könnte wahrscheinlich einen Eisbären erfieren lassen. " Ja?". Kaiba setzte eine zuckersüße Stimme auf. " Was hast du angestellt?". Mokuba scharrte mit dem Fuss auf dem Boden. " Diese Tusse war so doof, die hat immer über alle gelästert und dann war sie nicht mal ziemlich ordentlich. Sie meinte immer, ich würde sie nerven. Da hab ich- aus Versehen. diesen Saft auf den Teppich geschüttet und da ist sie wohl ein wenig ausgetickt.", erklärte er, als wäre es eine selbstverständliche Geschichte. " Die war wirklich dumm.", setzte er nach. Seto musste lachen. " Ganz aus Versehen natürlich.". Joey räusperte sich. " Ich will das traute Familienglück nicht stören, aber ich gehe lieber. Ich möchte auf keinen Fall jemandem im Weg stehen.". Bei dem Wörtchen " jemandem" war er Seto einen undefinierbaren Blick zu, verabschiedete sich mit einem formvollendeten Handkuss von Dr. Jazuna und wollte gerade einen filmreifen Abgang hinlegen, als es unten an der Tür läutete. Joey seufzte, wieder kein Oscar für den besten Hauptdarsteller. Roland ging an die Tür. Dr. Jazuna begleitete ihn, sie studierte neben bei und wollte noch einmal in die Universität. Der Sekretär kam bald darauf wieder hinauf. " Sie sollten sich einen Butler besorgen.", schnaufte er. " Joey, für dich.". Der junge Mann riss die braunen Augen auf. Für ihn? Wer wusste, bitte schön, dass er hier war? Die gesamte Grupee trottete nach unten zur Tür. Mokuba aus kindlicher Neugier. Seto, weil er sich nicht erklären konnte, dass irgendjemand nach dem Köter verlangte. Und Roland einfach aus der Gewohnheit heraus, seinem Chef wie ein Schatten zu folgen. Joey öffnete die Tür und prompt wurde er von zwei kleinen Blitzen zu Boden gerissen. " Onkel Joey, Onkel Joey.". Auf dem Blonden saßen zwei kleine, brünette Mädchen und strahlten den Unterihnenliegenden an. " Charlie? Joelle?". Joey war total perplex. " Hey, ihr zwei, runter da. Lasst Onkel Joey leben.". In der Tür stand eine junge Frau in den mittleren Zwanzigern. Sie trug braune Dreads und Sachen im Ethno-Stil, die ein wenig angerissen wirkten. Ihre Haut hatte einen südländischen Touch. Joey, der inzwischen wieder stand, fiel der Frau um den Hals. " Josephine. Was macht ihr denn hier?". Die Frau drückte ihn an sich. " Du warst so lange Weg, ich wollte sehen, wie es dir geht.". " Und woher weißt du, dass ich hier bin?". Josephine strich sich die zusammengedrehten Zöpfe aus dem Gesicht. " Die Guspos am Markt haben gesagt, dass Seto Kaiba dich mitgenommen hat. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich gewundert hab.". Joey lächelte sie an. " Es trifft sich perfekt, dass ihr hier seid, dann können wir zusammen nach Hause gehen.". Josephine gab das Lächeln ein wenig unsicher zurück. " Ich glaube nicht.". Joey legte den Kopf schief, in seinen Blick schlich sich ein Schimmer der unguten Vorahnung, die sein sechster Sinn ihm meldete. " Ich muss mit dir reden. Darf ich reinkommen?". Joey blinzelte verdutzt. " Klar.". Hinter ihm räusperte sich jemand. " Oh, Kaiba. Darf sie bitte reinkommen?", fragte Joey übertrieben höflich mit angedeuteter Verbeugung. Kaiba nickte nicht gerade begeistert, doch Mokubas Ellebogen in seiner Hüfte ( höher kam er nicht) überzeugte ihn. Die beiden Mädchen, die sich glichen, wie ein Ei dem anderen, stoben davon, Joey und Josephine folgten ihnen ins Wohnzimmer. Charlie und Joelle standen in dem riesengroßen Raum, mit offenen Mündern, Andächtig ließ ihre Mutter sich auf die beige-champagnerfarbene Longcouch nieder. " Hey, ihr Beiden. Wollen wir zu mir X- Box spielen gehen?", sprach Mokuba die Zwillinge an. Charlie warf ihre langen Rastas über die Schulter. " Klar." Und schon waren die Drei davon gewuselt. " Möchtest du was trinken?", fragte Joey, doch seine Freundin lehnte dankend ab. " Könntest du mich eventuell fragen?", erinnerte Kaiba an seine Existenz. " Nein.", wiegelte Joey ab. " Außerdem will Josi mit mir reden, nicht mit dir.". Kaiba schnappte empört nach Luft. " Das ist mein Haus, klar?". Josi legte die Hand auf Joeys Arm. " Hey, Joey-chan, ist schon okay. Er stört mich nicht.". " Na, da hab ich ja ganz viel Glück.", moserte Kaiba. Er hatte sich in dem großen Sessel niedergelassen, Roland saß Joey und Josi gegenüber auf dem Sofa. " Wie gehts dir? Ist deine Erkältung besser geworden?". Joey nickte knapp. " Ja, war nicht so schlimm.". Kaiba ließ ein kurzes, freudloses Lachen hören. " Du warst bloß kurz vorm Exitus.". Josi starrte den Blonden an. " Aber vor einer Woche gings dir doch noch halbwegs gut.". Joey räusperte sich verlegen. " Na ja, es hat mich dann doch etwas heftiger erwischt. Ich durfte mich hier auskurieren.". " Und ich dachte schon, die Bullen hätten dich aufgegriffen oder noch schlimmer, dein-". Ein kurzer Blick von Joey ließ sie inne halten. " Jedenfalls hab ich dich gesucht. Ich hab Neuigkeiten.". Joey legte abermals den Kopf schief. Kaiba fragte sich langsam, ob eine Verankerung in Joey Hals nicht ganz fest war oder der Kopf zu schwer, dass er immer wieder umkippte. Fast hätte er über seinen eigenen Scherz gelacht, aber verkniff es sich, zumal Josi jetzt tief einatmete und zu sprechen ansetzte: " Ich hab einen Job.". Während Joey sprichwörtlich die Kinnlade hinunterfiel, war Kaiba nur mäßig beeindruckt. Er hatte jetzt sonst was für eine Enthüllung erwartet, bei der Vorbereitung. Dann hatte diese Dame, wenn man sie als solche bezeichnen konnte, eben Arbeit, schön für sie, doch musste sie gleich so einen Wirbel darum machen? " Wirklich?". Musste anscheinend sein. Und nicht nur sie, Joey setzte noch eine Umarmung oben drauf und schien sich mehr zu freuen, als Josi selbst. Ruft die Daily News und die New Yorks Times an, verständigt das Fernsehen: Jemand hat einen Job gefunden! Kaiba grinste grimmig. Joey sprang auf. " Das ist super, Josi. Endlich. Als was denn?". Josi lächelte sanft. " Als Reiseführerin.". " Wow.", Joey hüpfte wie ein Kleinkind quer durchs Wohnzimmer. Josi lachte und packte Joeys Hand, damit er still hielt. " Hey, flipp nicht gleich aus, Süßer. Es gibt da nämlich einen kleinen Haken.". " Die Mädels? Kein Problem, ich kümmere mich um sie.". Josi schüttelte den Kopf. " Nein, ich werde in Spanien arbeiten.". Damit war die Katze aus dem Sack. Es war, als hätte jemand einen Gong geschlagen. Augenblicklich war es still. " Spanien?", hauchte Joey mit weit aufgerissenen Augen. Josi nickte mit verunsichertem Lächeln, das auf ihren Lippen festgewachsen schien. " Sie hatten nur in Spanien freie Stellen. Es ist dort günstig, ich kann doch spanisch und japanisch, englisch sowieso. Die brauchen dort jemanden für die japanischen Touris. Auf so eine Chance warten wir doch schon ewig.", rechtfertigte sie sich. Joey hatte sich auf die Couch fallen lassen. Zuerst war das Gesicht in den Händen vergraben, doch dann sah er sie an und lächelte. " Ist doch okay. Spanien ist bestimmt ein tolles Land. Was zählt ist, dass du einen Job hast und genug Geld für dich und die Mädchen.". Josi nickte. " Das Büro bezahlt sogar für die erste Zeit eine kleine Sozialwohnung, so lange bis ich uns eine Eigene mieten kann. Sie zahlen sogar den Flug.". Sie seufzte und strich dem jungen Mann durchs Haar und verstrubbelte die Frisur. " Siehs mal so: Du musst uns jetzt nicht mehr durchfüttern und kannst dich endlich mal um dich selbst kümmern.". Joey lachte, doch es klang die Betrübnis klar heraus." Ich hab es doch gerne gemacht.". Er holte tief Luft und versuchte sich für seine Freundin zu freuen. " Wann geht euer Flug?". Josi sah ein wenig traurig zu Boden. " In einer Stunde.". Joey japste wie ein junger Hund. " Was? Schon?". Die junge Frau sah ihn an. " Ja, wir wollten uns noch verabschieden. Ich wollte es den Mädchen nicht so schwer machen. Das Büro stellt uns ein taxi, das die Koffer aus der WG holt. Es müsste gleich hier sein, wir mussten die Adresse erst noch suchen.", sprudelte es aus ihr heraus. Joey sah betreten zu Boden. Er schien geistig abwesend. Josi legte ihre Hand auf seinen Arm. " Hey.". " Wir kennen uns jetzt schon so lange. Ganze drei Jahre. Und wir haben so viel zusammen durchgemacht. Und jetzt diese schnelle Flucht? Warum? Warum sagst du mir so nebenbei, dass du jetzt so weit wegziehst und mich hier alleine lässt? Ich dachte, wir wären so etwas, wie eine kleine Familie. Oder war ich wirklich nur zum Geld verdienen da? Sags mir, Josi, ich verstehs nicht. Drei Jahre lang ward ihr mein Lebensinhalt. Ich habe dafür gearbeitet, dass ihr essen hattet und ein Dach über den Kopf. Und das ist jetzt alles vorbei? So schnell? Mit einem hastigen Good bye?", das alles wollte Joey sagen, doch ein Knoten schnürte ihm die Luft ab. " Alles okay.", presste er stattdessen hervor mit einem falschen Lächeln. In eben diesem Moment flog die Tür auf und Mokuba und die Zwillinge stürmten herein. " Mama-chita, ich hab gewonnen!", kiekste die achtjährige Charlie und hüpfte zu Josi auf die Couch und kuschelte sich an sie. Mokuba setzt sich auf die Sessellehne seines Bruders und grinste breit. " Charlie und Joelle sind echt gute Spieler.". Charlie sah ihn ungnädig an. " Hups. Spielerinnen, meinte ich natürlich. Pardon, madame.". " Na gut, ich verzeihs dir noch mal.". Das Lachen lockerte die angespannte Atmosphäre etwas auf. Joelle war auf Joey zugetreten und sah ihn verdutzt an. " Weinst du, Onkel Joey?". Der Blonde strich sich schnell über die Augen und grinste sie an. " Ach Quatsch.". Charlie krabbelte auf ihn zu. " Bist du traurig, weil wir nach Spanien ziehen? Kommst du nicht mit?", die Kleine schien verwirrt. Joey schüttelte den Kopf. " Ich muss doch hier die Stellung halten, damit Japan nicht vollkommen aus den Fugen gerät, wenn ihr beiden Wirbelwinde nicht mehr da seid. Sonst hat es diese Gesellschaft doch zu leicht!". Die beiden Mädchen kuschelten sich an ihn. In dem Moment läutete es an der Tür. " Das wird das Taxi sein.", prophezeite Josi und sprang auf. Der Taxifahrer saß bereits wieder im Wagen und wartete. Josi trat auf Kaiba zu und hielt ihm die Hand hin. " Vielen Dank, dass Sie sich um Joey gekümmert haben. Er ist ein guter Kerl.". Sie zwinkerte, während Kaiba den Händedruck erwiderte. Die Zwillinge verabschiedeten sich von Mokuba. " Schade, dass ihr schon wieder weg müsst.". Die Mädchen nickten mit dem gleichen entschuldigenden Lächeln. Dann warfen sie sich Joe yum den Hals. " Komm doch mit.", bettelte Charlie und die Tränen liefen über das kleine Gesicht. " Das geht nicht, Charlie.", flüsterte Joey und kämpfte mit den Tränen. Dann nahm er Joelle in den Arm. " Pass gut auf deine Mama und Schwester auf. Das musst du mir versprechen, meine Große.". Sie nickte und schniefte. " Seid beide stark. Ihr seid die mutigsten Mädchen, die ich kenne. Lernt schön spanisch und geht zur Schule. Das mir keine Klagen kommen.". Die Beiden nickten unter Schluchzern. Dann umarmten sich Josi und Joey. Er hielt sich regelrecht an ihr fest, als wolle er sie bitten, ihn nie wieder loszulassen. " Lass mich nicht allein.", flüsterte er, so dass nur sie es hören konnte. Sie strich ihm über den Rücken. " Es tut mir leid, Joey. Du bist so stark, du schaffst es.". Kurz hielten sie sich einfach nur schweigend aneinander fest, genoßen den Augenblick. " Joey, bitte gib mir Kraft, damit ich es schaffe, in Spanien.". Joey nickte und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. " Klar, meine kleine Große." " Wir müssen.". " Sagt Bescheid, wenn ihr da seid. Mann, ich werde euch vermissen.", schniefte Joey, nahm noch einmal die Mädchen in den Arm. Josi drehte sich um, als sie in der Tür stand. Sie strich über Joeys Arm. " Du wirst nicht alleine sein. Da bin ich mir sicher.". Er schaute sie verwirrt an. " Vertrau mir.", mit einem Zwinkern ging sie zum Wagen und die Drei winkten zum Abschied. Wie in Trance stand Joey in der Tür. " Joey?", fragte Mokuba vorsichtig. Der Blonde zuckte leicht zusammen. " Hm? Okay, alles okay.", flötete der Angesprochene neben sich stehend. " Nein, wie rührselig. Ist der Schmalz dann vorbei?". Seto zog sich seinen weißen Mantel über und wich dem wütenden Blick Joeys nicht aus. " Was soll das, Kaiba?", presste Joey hervor. Ob seine Stimme vor Wut oder Traurigkeit zitterte, war nicht ganz klar. Seto schaute ihm tief in die Augen. Kurz starrten sich die Beiden einfach nur an. Joey zornig, Kaiba forschend. Joey zwinkerte. Der Brünette drehte sich um und griff nach seiner Aktentasche. " Okay, morgen kannst du anfangen." Joey sah ihn an und irgendwie durch ihn hindurch. " Ich stell dich als Butler ein.". " Wirklich?", japste Mokuba. Er konnte es kaum glauben. Warum hatte sein Bruder seine Meinung so radikal geändert? Könnte es sein..., dass diese Szene eben Seto gerührt hatte? Ach, Quatsch!. " Na, was ist? Ja oder nein?", fragte Kaiba ungeduldig nach. " Ich will dich nicht etwa drängen, aber ich bin ein beschäftigter Mensch, wie du vielleicht schon mitbekommen hast, also wäre es freundlich, wenn du dich heute noch entscheidest." Joey zwinkerte nachdenklich. Auf Setos Lippen schlich sich ein kleines Lächeln. Der Blonde würde nicht ablehnen. " Ich muss noch mal in die Firma.". Damit waren er und Roland aus der immer noch offenen Tür verschwunden. Mokuba trat auf Joey zu. " Alles okay?". Als sei ein Schalter umgelegt worden, sah Joey auf, straffte die Schultern und griff anch seiner Jacke. " Ich muss kurz weg.". " Warte.", rief Mokuba. Joey schaute zurück. " Kommst du wieder?", kam die Frage ganz leise und ängstlich. Joey sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an, dann breitete sich ein warmes Lächeln auf den dünnen Lippen aus. " Klar.". -------------------------------------------------------------------------------- Soll sich Joey nun über den Job freuen oder Josi nachtrauern? Das wird sich zeigen, noch ist er ein wenig geschockt. Man liest sich, HEAL, eure Swaja Kapitel 12: Rückblick in die Zukunft ------------------------------------ Halli Hallo, Leudies So, die Schreibwerkstatt Swaja und Co.KG ( Wer ist denn das Co.Kg?) präsentiert voller Stolz Kapitel numero 12 in der beliebten Reihe " Walk on the edge". Also, ehrlich, Leute! 93 Kommentare?! Das ist der absolute Hammer! Wenn die 100 geknackt wird mach ich eine Sektflasche auf, obwohl ich keinen Alkohol trinke! ( Okay, wenn ich sie aufmache, heißt das ja nicht gleich, dass ich sie trinke, oder?) Tja, da bleibt mir nur noch zu sagen: Viel Spaß! Eure, Swaja ------------------------------------------------------------------------------- 12. Kapitel: Rückblick in die Zukunft Die beiden Jeans säuberlich zusammen gelegt in dem mittleren Fach, drei T-Shirts in dem oberen. So, damit war die Frage des Auspackens geklärt. Joey trat zum Fenster. Ein kurzer Blick auf die Uhr. Genau eine Stunde vergangen. Ein Flugzeug steig am Abendhimmel immer und immer höher, der milchige Kondensstreifen wirkte wie die Spur des Weges, den es schon zurückgelegt hatte. " Macht` s gut, meine Mädels.", seufzte er und blickte dem Flugzeug nach. Joey fühlte ein seltsames Gefühl in seinem Herzen. Als würde sich ein Teil seines Ichs von ihm lösen. Heute war soviel geschehen. Er wollte aus dieser Welt der Reichen, in die er unfreiwillig hineingerutscht war, wieder in seine Welt gehen. Doch dann kam ihm der Grund, warum er in der WG lebte, sein Verbindungsstück einfach entgegen und verließ ihn, ließ ihn allein in einer neuen Welt. Joey merkte langsam, wie sich seine Vergangenheit von ihm löste, ein weiteres Mal. Josi und die Zwillinge waren in den letzten Jahren sein Rettungsanker, seine Insel in der harten, rauen See des Straßenlebens gewesen. Er konnte sich noch genau an diesen Tag vor knapp drei Jahren erinnern... >> Feedback<< Jeder Muskel in seinem Körper ächzte, sein Magen drehte sich immer wieder um, als müsse er sich übergeben, doch es war nichts mehr in ihm, dass er hätte ausspucken können. Zu allem Überfluss regnete es auch noch in Strömen, selbst der Himmel schien gegen ihn zu sein. Die blonden Haare klebten an der Stirn und er musste sie immer wieder aus den Augen streichen um überhaupt schemenhaft etwas erkennen zu können. Immerhin tötete der kalte, eklige Regen den Schmerz ab, das Kopfweh machte sich nur noch als nebliger Dunst bemerkbar. Doch was viel mehr an ihm zerrte, als die Schmerzen, war diese Wut, die sich wie ein dornenbespicktes Band um seine Brust zog und ihm die Luft abschnürte. Er hatte es schon wieder getan. Und schon wieder hatte Joey nichts dagegen getan. Doch jetzt sollte ein für alle Mal damit Schluss sein. Er würde niemals mehr zurückkehren, nein, nie mehr. Joey war stehen geblieben. Doch wo sollte er hin? Zu seinen Freunden? Die hatten genug eigene Probleme. Außerdem müsste er ihnen dann ja alles erzählen. Nicht, dass er ihnen nicht vertraute, er wollte sie nur nicht belasten. Er müsste die Geschichte immer wieder durchkauen, dabei wollte er doch nur eines: Vergessen! Aber wohin dann? Zu Hirutani? Und damit vom Geschlagenen zum Schläger werden? Nein danke, das Kapitel hatte er hinter sich. Vollkommen unpassend an dieser Stelle knurrte auf einmal sein Bauch. Er brauchte dringend Nahrung, sonst würde er nicht mehr lange stehen können. Er sah sich um. Durch die regenverschleierte Nacht leuchtete das Schild einer Discothek zu ihm herüber. Der Türsteher schien gerade Toilettenpause zu machen, denn der Eingang war unbewacht. Warum also nicht gleich die Chance nutzen? Das grelle Licht schmerzte in seinen Augen und der hämmernde, ohrenbetäubende Beat schlug sich wie ein Presslufthammer in jede Zelle seines Kopfes. Er stürzte auf die Bar zu, es war nicht viel Betrieb, das meiste Gewusel fand auf der Tanzfläche statt. " Haben Sie irgendwelche Snacks, oder ähnliches?". Der Barkeeper betrachtete ihn mit ungnädigem Blick. " Klar, Bruder. Was darfs denn sein?". Joey ließ sich tief Luft holend auf einen der Hocker nieder. " Irgendetwas.". Wie ein Irrer stürzte er sich auf das belegte Brötchen, welches schneller verschwunden war, als das der Mann hinterm Tresen noch " Macht dann zweifufzig, Bruder." sagen konnte. Joey nickte und kramte in seiner Jackentasche. Die Finger tasteten ins Leere. Er lächelte grimmig. Anscheinend hatte ihm sein Erzeuger die fünf Euro, die er sich von einem Freund geliehen hatte, auch noch abgenommen. " Tut mir leid, ich habe gerade kein Geld bei mir. Ich zahl es nach.". Die Miene des Barmanns verfinsterte sich. " So geht das aber nicht. Bezahlt wird sofort, sonst gibts Ärger.". " Ich will keinen Ärger.", beschwichtigte Joey. Plötzlich vergruben sich die nach Spülwasser riechenden Händen in seinen Shirtkragen und zogen ihn ruckartig zu sich. " Hör mal, Bruder. Hier bezahlt jeder sofort, sonst bekomm ich nämlich Ärger mit dem Chef und dann siehts schlecht aus, für dich.". " Hey, was ist denn hier los?", fragte mit einem Mal eine weibliche Stimme hinter ihnen. Prompt ließ der Barkeeper Joeys Hemdkragen los und lächelte der jungen Frau zu. Sie trug die selbe Uniform wie der Mann, die braunen Dreads und die olivfarbene Haut verliehen ihr einen südländischen Touch. " Dieser Kerl hier dachte, er könne sich ungestraft was zu Essen erschnorren.". Die flinken, wachen Augen der Frau musterten den Blonden, schien durch die verletzte Haut in die geschundene Seele zu blicken. " Alles okay, Tray. Der Kleine gehört zu mir. Ist mein Cousin. Ich hab ihm gesagt, dass er sich was zu essen holen kann. Buch`s einfach von meinem Lohn ab.". Trays Laune veränderte sich schlagartig. " Ach, so ist das? Sag das doch gleich, Bruder. Ist okay, Josi, ich lad ihn ein.". Josi lächelte ihn dankbar an und nahm Joeys Hand. Sie zog ihn durch die Menge zum Ausgang hin. " Danke.", stammelte der Junge. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln. " Schon okay. Warte hier, ich hab gleich Schluss.". Joey stand wie bestellt und nicht abgeholt vor der Tür. Warum hatte ihn diese fremde Frau als seinen Cousin ausgegeben? Um ihm zu helfen, klar. Aber warum tat sie das? Sie kannte ihn doch genauso wenig wie er sie. Während Joey noch seinen Gedanken nachhing, öffnete sich die Hintertür und Josi trat heraus. " Komm mit.". Schweigend gingen die Beiden nebeneinander her und nur ein paar Minuten später, öffnete die junge Frau eine Tür. Joey sah sich um. Sie standen in einem großen, ziemlich herunter gekommenen Haus. Einige Fensterscheiben waren eingeschlagen, die Lampen kaputt, es war dreckig. Im Vorraum lag ein Mann auf dem Boden und schlief. Josi stieg über ihn hinweg, Joey folgte umsichtig. Im nächsten Raum war noch Licht. An dem Tisch saß ein junger Mann. Er zog an einer Zigarette und las in einer Zeitung. " Morgen, Jazz.", grüßte Josi und nahm sich ein Glas aus dem Schrank. Sie goß sich Wasser ein und trank es in einem Zug aus. Joey merkte wie sein Hals trocken wurde, doch er wollte nicht um etwas zu Trinken bitten. Er fühlte sich fremd hier. Der Mann namens Jazz betrachtete Joey aus wässrig-blauen Augen. " Was is`n das für einer?". " Hab ihn im Club aufgegabelt. Hat was zu Essen geklaut und war ohne Bezahlung drin. Kann er hier pennen?". Jazz zuckte mit den Schultern. " Ne Nacht bestimmt.". Er drückte die Zigarette in eine Glasscherbe, dass sie mit einem leisen Zischen aus ging. Der junge Blonde folgte Josi durch einen dunklen Gang, hinein in ein kleines Zimmer. Die Straßenlampe zauberte ein mattes Licht auf den steinernen Fussboden. In dem Strahl sah man die Staubfuseln tanzen. Die Frau bückte sich. Auf dem Boden lagen in dünne Decken eingewickelt zwei kleine Mädchen. Josi küsste die Beiden auf die Wangen. Der junge Mann lehnte die Stirn an die kühle Fensterscheibe. Von oben sah er auf die Straße. Sie war leer und grau, das Ebenbild von seinem momentanen Zustand. Sein Gegenüber warf eine Strohmatte auf den Boden. " Du kannst meine Decke haben, wenn du willst.". Ohne Joeys Kopfschütteln zu beachten zog Josi ihre Bluse aus und streifte ein weites Hemd über. Das sie dabei beobachtet wurde, schein sie nicht zu stören. " Willst du Ewigkeiten am Fenster stehen bleiben?". Joey schüttelte den Kopf und trat einen Schritt vor. Ein Schmerz durchzuckte ihn von unten nach oben, sein Blick verschleierte sich und er taumelte. Doch er prallte nicht hart auf den Stein, sondern weich in eine Umarmung. Auf Joey stürzten in diesem Moment so viele neue Empfindungen ein. Geborgenheit, Zuneigung und irgendwie Glück. Doch der dumpfe Schmerz und die Angst vor dem Alleinsein, die solange stumme Begleiter waren, schnürten ihm immer noch die Kehle zu. Sieben Jahre lang nie ein liebes Wort. Nur Kälte, Verlorenheit, Starre und Lügen. Nie ein Umarmung, nichts dergleichen. Und nun diese fremde Frau, die ihm half und ihn auffing, ohne das sie ihn überhaupt kannte, die ihm so viel Liebe gab, einfach so. " Hey, die Kerle fliegen ja doch auf mich.", witzelte sie. Joey biss sich auf die Unterlippe. der Schmerz, der jede einzelne Faser seines Körpers durchzog, schien übermächtig zu werden und ließ ihn wimmern. Josi sank zurück auf die Matte und zog ihn mit. Sie schlang die Decke um den zitternden Körper und bettete den Kopf auf ihren Schoß. Joey blinzelte aus den trüben Augen zu ihr auf. Aufrecht sitzend mit der Wand im Rücken bot sie sich selber als Kissen an. Ihre Finger wanderten über seine Stirn, strichen ein paar einzelne blonde Strähnen davon und fuhren plötzlich über verkrustetes Blut. Die dunklen Augen schauten mit grimmigem Ausdruck auf die noch leicht blutende Wunde. " Tut es noch sehr weh?". Joey schüttelte unmerklich den Kopf. Scheinbar schmerzten die Bewegungen doch. " Es geht schon.", stieß er hervor. Josi seufzte, doch sie sagte nichts. " Joey.". Sie blinzelte verdutzt. " Was?". " Mein Name ist Joseph Wheeler. Sie lachte laut. " Kann kein Zufall sein. Ich heiße Josephine. Josephine Duarte. Aber sag Josi.". " Joey.". " Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen, Joey.". Der Blonde lächelte sanft. " Mich auch, Josi.". Die Lider sanken langsam nieder und der Kopf fiel leicht zur Seite in Richtung ihres Bauches. Josi strich noch einmal über die Haare. " Nacht, Joey.". Seit diesem Tag wohnte Joey mit Josi und ihren damals fünfjährigen Zwillingen Charlotte, kurz Charlie, und Joelle zusammen in dem großen Haus, das für jeden einen Platz hatte, wenn man lernte zu teilen und natürlich die Miete zahlen konnte. Josi führte den Neuen sachte in die unbekannte Welt ein, gab ihm das Gefühl nicht allein zu sein. Doch der harte Alltag der Straße lief auch an ihnen nicht vorbei. Josi verlor ihren Job in der Bar, verletzte sich kurz darauf bei einem Sturz. Nun war es an Joey, das Band welches er zu der kleinen Familie geknüpft hatte, fester zu knoten. Er suchte Arbeit, bekam sogar welche, doch da er keinen festen Wohnsitz hatte, wurde die Sache den meisten Chefs nach ein paar Wochen zu heikel. So ging er putzen, arbeitete schwarz, nur um an Geld zu kommen. Doch der Blonde, der nie aufgab, biss sich durch, hatte teilweise drei Jobs gleichzeitig. Wenn mal eine Flaute im beruflichen Bereich war, ging er auf Marktplätze singen, das Gitarre spielen brachte er sich auf einer alten Westerngitarre, die er vorm Sperrmüll bewahrte, selber bei. Und so schaffte er es, nicht nur für sein Überleben, sondern auch für seine Mädchen, wie er sie liebevoll nannte, zu sorgen. Auch wenn die Zeit hart und das Geld knapp war, gaben ihm die leuchtenden Augen der Zwillinge und das starke, freundschaftliche Band zu Josi das, was er nie zuvor hatte: Das Gefühl gebraucht zu werden und wichtig zu sein, geliebt und geachtete zu werden. >> Feedback Ende<< Joey hatte die Hand an die bereits angelaufene Scheibe gedrückt. Der Blick ging hinaus in den Garten, über den schneebedeckten Rasen, die Garage und das Waldstück, das sich hinter dem Haus erstreckte. Im Glas spiegelte sich sein Zimmer wieder. Das große Bett, die dunklen Schränke und die Aktenordner in ihnen. Und er wusste, dass hinter dieser Tür, die dort am Ende des Raumes war, noch viele weitere sein würden. Viel Platz, viel Luxus, viel Geld. Und irgendwo Mokuba, den er am Anfang belächelt hatte, aber der ihm auf ähnliche Weise wie Josi geholfen hatte in eine neue Welt zu kommen. Und Seto, sein neuer Chef. Der ihm einen Job und ein Zuhause bot. Und aus welchem er nicht schlau wurde. War diese Welt besser? Er war sich nicht sicher, ob er diesen Weg auch gehen würde, wenn Josi nicht nach Spanien gegangen wäre. Aber seltsam war es schon. Ihm bot sich die Gelegenheit und sein Grund für all die Jahre Straße flog plötzlich davon. Einfach so. Nur eines erschien ihm mit einem Mal noch seltsamer: Warum wälzte er so viele Gedanken um dieses Thema? Eigentlich war er, Joey Wheeler, ein Mann der Tat, nicht der vielen Worte. Ein kleines Stimmchen in seinem tiefsten Hinterstübchen meinte plötzlich: " Vielleicht hast du nur Angst?". Angst? Ach was. Wovor denn? Vor dem Geld? Nein. Vor der Arbeit? Ganz im Gegenteil. Vor Seto? Blöde Frage, nächste Frage. Dennoch war sein Motto immer noch: Der nicht wagt, der nicht gewinnt! Joey stieß sich vom Fenster ab. Er würde sich durchbeißen, wie er es schon immer getan hatte. Und, wer weiß, vielleicht hielt dieses Leben ja ein paar Überraschungen für ihn bereit. -------------------------------------------------------------------------------- Ein großer Satz und dem werden große Taten folgen. Ich denke mal, ihr seid schon gespannt, was mit Joey und Seto passiert. Tja, ich weiß es schon, hihi! Seid weiter hin so lieb und treu, dann erfahrt ihrs auch bald!^^ Heal, eure Swaja Kapitel 13: Butler Widerwillen und eine schlaflose Nacht -------------------------------------------------------- Halli Hallo, Leute Auf dieses Kapitel bin ich eiinigermaßen, um nicht zu sagen, sehr stolz. Ich hoffe es gefällt euch ebenfalls.^^ Viel Vergnügen. Swaja -------------------------------------------------------------------------------- 13. Kapitel: Butler Widerwillen und eine schlaflose Nacht Der Erste, der ihn am nächsten Morgen überraschte, war ausgerechnet Seto Kaiba. Als Joey in der Küche stand und mit schlaftrunkenen Bewegungen Kaffee kochte, kam sein frischgebackener Chef mit einem diabolischen Grinsen in den Raum geschlendert. Diabolisch? Schlendern? Irgendwie wurde Joey gerade ein wenig ungemütlich. " Guten Morgen.", grüßte er verunsichert. Kaiba nickte und stellte sich dicht hinter Joey. Der junge Mann schluckte. Was sollte das? Er spürte auf einmal Setos Atmen ganz nah an seinem Ohr. " Mach ihn schön stark.". Joey blinzelte. " Was?" Seto rollte die Augen. " Den Kaffee, Hundi.". Der blonde Mann nickte, den Kosenamen beflissentlich überhörend, und füllte die Lieblingstasse seines Chefs. Es klingelte und Seto horchte auf. Noch ehe Joey auf- und zur Tür springen konnte, kam ihm Mokuba entgegen. Im Schlepptau hatte er einen älteren Mann im Anzug, der sich vor Seto erst verbeugte und ihm dann nocheinmal die dargebotene Hand schüttelte. " Joey, das ist Goeffry Humuns. Mister Humuns, ich erzählte Ihnen ja bereits von Joey.". " Sehr erfreut.", sagte der Mann mit starkem Akkzent und verbeugte sich. " Ganz meinerseits.", entgegnete Joey und erwiderte die Verbeugung. Mr Humuns rümpfte die Nase und drückte das Kreuz seines Gegenüber nacht unten. " Als guter Butler verbeugt man sich immer tiefer als sein Gegenüber. Vor allem immer tiefer als sein Herr.". Als sein Herr? Schon war Kaiba sein Herrchen. Joey musste sich unwillkürlich Seto mit einer Leine und einem Leckerli in der Hand vorstellen. Obwohl, dem Brünetten würde diese Vorstellung wahrscheinlich auch noch gefallen. Seto grinste breit, als könnte er Joeys Gedanken lesen. " Mister Humuns ist der butler eines Geschäftspartners und echter Brite. Er hat an einer angesehenen Butlerakademie in England studiert und übt diesen Beruf bereits seit 30 jahren aus. Er wird dir alles erklären was du wissen musst und die wichtigsten Grundlagen zeigen.", erklärte er mit immer noch belustigtem Blick. Was fand der nur so komisch? Mr Humuns wandte sich zu Joey um. " Sie sind kein Brite?". " Nein, Halbamerikaner.". " Die schlimmste Sorte.", seufzte der alte Mann. " Na dann, wir haben noch viel zutun.". Mokuba grinste den leicht panisch wirkenden Joey an, als der Butler ihn nach draussen bugsierte. Das nächste Mal an diesem Tag sah der jüngere Kaiba das jüngste Mitglied des sehr, sher kleinen Hausstabes am Abend wieder. Er saß im jetzt erstmalig eingeweihten Esszimmer. Da Seto immer bis spät in die Nacht arbeitete und es für eine einzelne Persin sinnlos wäre, den großen Esstisch zu decken, nahmen die Kaibas ihre schnellen Speisen meist am kleinen Tisch in der Küche ( Mokuba) oder gleich im Stehen ein ( Seto). Der Tisch war schön gedeckt, mit einer weißen Tischdecke, Geschirr und Besteck. ( Ach, nee.^^ ) Neben Seto und Mokuba hatten sich auch noch Roland und Mr Humuns am Tisch eingefunden. " So, ich habe dieses Dinner jetzt als Abschlußprüfung für den Ausbildungstag angesehen. Joey wird nicht perfekt sein, aber hoffen wir einfach das Beste.", leitete der alte Butler das Abendessen ein. Im selben Moment schwang die Tür auf und Mokuba musste nach dem ersten Schrecken aufpassen, dass er nicht vor Lachen vom Stuhl kippte. Selbst Seto musste unfreiwillig schmunzeln. Es sah auch zu herrlich aus. Da stand Joey, der gute alte, zerissene Jeans und T-Shirt tragende Joey, im Anzug in der tür. Er deutete eine Verbeugung an und verteilte dann die Supee, die er auf einem kleinen Wagen vor sich hergeschoben hatte. Dabei versuchte er möglichst keine Tropfen auf den Tellerrand zu machen, was ihm auch einigermaßen gelang. Bei den Getränken schien Joey sich schon wohler zu fühlen. Das Tablett balancierte er sicher und ohne Probleme. Auch das Abräumen nach jedem Gang erledigte der junge Mann einwandfrei. Nach dem Dessert, ein Schokoladenpudding mit Vanillesauce, den Seto am schnellsten verputzt hatte, rief Mr Humuns Joey in das Esszimmer. " So, mein Lieber. Wir hatten ja ein paar Startschwierigkeiten. Ich brauchte alle meine Überredungskunst damit dieser Anzug überhaupt an Sie dran kam.". " Ja, der Anzug hat sich heftig gewehrt."., erklärte Joey toternst. Mokuba und Roland lachten, auch Seto musste schmunzeln, doch Goeffry Humuns räusperte sich. " Regel Nummer 17?". Joey stellte sich akkorat wie beim Millitär auf. " Ein guter Butler unterbricht niemals und redet auch nicht dazwischen, außer es besteht ein Notfall.". Mr Humuns nickte zufrieden. " Gut. Deine Klappe musst du noch in den Griff bekommen und auch deine Kochkünste kannst du noch verfeinern. Ansonsten hilft dir deine ehemalige Kellnertätigkeit viel weiter, wie du merkst.". Er wandte sich zu Kaiba um. " Joey ist sehr fleissig und lernt schnell. Er ist gründlich und arbeitet gerne. Ich glaube, Sie haben mit ihm eine gute Kraft.". Seto nickte mit einem lauerndem Ausdruck in den Augen, die Joey verdutzte, und meinte : " Hoffen wir das. Joey, geleite doch unseren Gast anch draussen.". Der Angesprochene verbeugte sich tief. " Jawohl, Sir. Gerne.". " Oh, an die Ansprache könnte ich mich gewöhnen.". " Wie Sie meinen, Master Kaiba.", entgegnete Joey und die feine Spur von Sarkasmus konnte er kaum unterdrücken. Seto verflocht die Finger ineinander und grinste wölfisch. " Diese Anrede gefällt mir noch besser.". Joey lächelte katzfreundlich und brachte seinen Sensei zur Tür. Anschließend kam er zurück ins Wohnzimmer, wo die Kaibas vorm Fernseher saßen. " Sie machen sich gut in ihrem Job, Joey.", lobte Roland lächelnd. " Wie oft muss ich Sie noch beten, mich zu duzen?". " Mindestens noch einmal mehr.", gab der Sekretär lachend zurück und erhob sich von der Couch. " Mister Kaiba, wir sehen uns morgen.". " Schönen Abend noch, Roland.", verabschiedete mokuba sich. Joey brachte den Sekretär zur Tür und kehrte ziemlich geschlaucht zurück. " Kaiba?". Keine Reaktion. " Sir?". Immer noch nichts. " Master Kaiba?". " Ja?". Joeys Augen weiteten sich erschrocken. Der erwartete jetzt nicht wirklich, dass er ihn die ganze Zeit mit " Master" ansprach, oder? " Muss ich wirklich ständig diesen Fetzen tragen?". Er zog zur Bekräftigung seiner Worte an den Rockschößen des Jacketts. Kaiba musterte ihn von oben nach unten. " Was hast du denn? Sieht doch-", er brach ab. Hatte wirklich gerade das Wort " sexy" seine Lippen verlassen wollen? Nein, wahrscheinlich war er tatsächlich überarbeitet. Joey legte den Kopf schief. " Wie ein kleiner Hund.", dachte Kaiba. " - fesch. Fesch sieht das aus.". Mokuba riss die dunklen Augen auf. fesch? Er hätte nicht mal gedacht, dass dieses Adjektiv überhaupt in dem Wortschatz seines Bruders vorkam. Joey schien dasselbe zu denken. " Fesch? Na, ich weiß nicht. Sieht aus wie ein Pinguin.". " Dann bist du eben ab sofort mein persönlicher Hasupinguin.", kicherte der Brünette. Langsam verstand Mokuba die Welt nicht mehr. Jetzt riss Seto auch noch Witze und kicherte wie ein Schulmädchen? " Als Pinguin kann ich aber nicht putzen und kochen.". " Och, wie schade. Dabei wollte ich dich doch so gerne mit Schürze und Staubsauger sehen.". " Darauf kannst du lange warten.". Seto räusperte sich. " Master.". " Guter Junge. Hol deinem Herrchen ein Gläschen Baileys.". Joey knurrte. " Aus.", kommandierte Kaiba lachend. Am Abend fiel Joey wie tot aufs Bett. Der Tag war anstrengend gewesen, die ganzen Sachen, die Goeffry ihm erzählt hatte, wirbelten in seinem Kopf und tanzten Polka. Er hätte nie gedacht, dass man als Butler auf sovieles achten musste. Da war Kellnern ja ein Babysitter- Job dagegen. Was hatte Seto gesagt? Sein persönlicher Hauspinguin? Das hätte er wohl gerne. Trotzdem machte dieser Job echt Spaß und Seto schien doch nicht so gemein zu sein. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen glitt Joey unter die Decke und damit in einen tiefen Schlaf. " Komm her, du Missgeburt! Wie kannst du`s nur wagen, einfach abzuhauen? Dir werd ich diese Flausen schon ausbläuen, du Bastard!". " Nein!", schrie der Blonde und rannte den dunklen Weg entlang. Er wollte weg, nur weg. Nicht schon wieder diesen Schmerz spüren, die Wut auf sich selber und diese Unfähigkeit. Wenn ihn dieser Mann - konnte man ihn wirklich als Mensch bezeichen?- in die Finger bekam, hatte sein letztes Stündlein geschlagen. Er würde ihn nicht totschlagen, oh nein, schließlich brauchte er ihn noch als billige Arbeitskraft. Doch er wusste wie man einen Menschen vor Schmerzen fast wahnsinng werden lassen konnte. Bestimmt würde er ihn auch wieder in dieses Kellerloch sperren, wo ihn die Enge und Dunkelheit innerlich töten würde. Er rannte, doch seine Beine wurden immer schwerer. Die Stimme kam immer näher, er glaubte den ekelhaften, alkoholhaltigen Atem schon im Nacken zu spüren. Er wandte sich um. Finsternis... Doch er muste hier irgendwo sein, das spürte er. Plötzlich hob Joey ab, krachte unsanft auf den Boden. Nein, verdammt! Jetzt würde er ihn kriegen. Panisch sah er sich um. Dunkelheit, absolute Finsternis. Sein ganzer Körper bebte, er merkte wie erste salzige Tränen über sein Gesicht rannen. Von irgendwo in der Dunkelheit ertönte ein psychopathisches Lachen. Joey schluchzte auf. Er wollte das nicht! Konnte er denn gar nichts tun? Er musste es zumindest versuchen. Er stieß sich vom Boden ab, kämpfte sich aus der schon halb abgestrampelten Decke und riss die Tür auf. Dass er eigentlich schon wach war, bemerkte er nicht. Das Lachen, die verzerrte Stimme klang noch in seinen Ohren nach und trieb ihn an. Wohin er lief, wusste er selbst nicht, es war ihm auch egal, hauptsache weg! Er rannte, rannte, verhedderte sich und stürzte zu Boden. Flach atmend lag er auf dem dunklen Teppichboden. Das Rauschen in seinen Ohren verebbte. Wo war er hier? Sachte versuchte er sich zu orientieren. Was war hier los? Wo war er? Türen, viele Türen. Er ging einen Gang entlang, seine Lungen forderten energisch Frischluft. Sein Körper zitterte immer noch, der Schreck steckte ihm tief in den Knochen. Er ging zu einer der Türen und versuchte sie zu öffnen, vergeblich. Die Dunkelheit begann sich auf einmal zu bewegen. Wie kalte Hände kroch sie auf dem Boden auf ihn zu und versuchte seine nackten Füße zu packen. Joey hielt die Luft an. Es war dunkel, stockdunkel. Und er war allein, mutterseelenallein. Und es war eng hier, beklemmend eng. Joey merkte, wie sich ein Knoten in seiner Brust bildete und ihm das Atmen erschwerte. Nein, nicht jetzt! In seinen Ohren rauschte es wieder. Er wirbelte hastig herum. War das der Wind? Nein, es war nur sein eigenes Blut und er wusste es ganz genau. Doch in das Rauschen mischte sich noch ein anderes Geräusch. Ein gehässiges Kichern, das sich in ein teuflisches Lachen steigerte. Joey japste, versuchte verzweifelt nach der Luft zu schnappen, die ihm seinen Kopf wieder frei machen sollte. Vor seinen Augen bildeten sich kleine Wirbel, das Schwarz verschmolz mit einem matschigem Braun. Er presste die Lider auf einander und hielt sich die Ohren zu. Doch anstatt, dass das Lachen nun aufhörte, wurde es immer lauter und verzerrter. Joey schrie auf und rannte los. Er hörte wieder die Stimme seines Peinigers. " Hier bleibst du, bis dir klar ist, was du für ein ekliges Geschöpf bist.". Joey schüttelte in blanker Panik den Kopf. Er hatte nichts getan, er wollte nicht schon wieder bestraft werden. Die brauen Augen huschten wie irr umher. Die Wände schienen immer näher zu kommen, die Dunkelheit ließ ihn nur erahnen, woher sie kamen. Der junge Mann drückte seinen Körper fest an die Wand. So kniete er wimmernd auf den Boden und tastete nach rechts und links nach der Hand, die sonst immer da gewesen war, wenn er sich fürchtete, doch er konnte Josis Hand nirgendwo finden. Er war allein, ganz allein... in der Dunkelheit... mit den hungrigen Wänden... Joey schluchzte auf und presste seinen Rücken stärker an die Stütze hinter ihm. Die Augen war frenetisch geschloßen, die Hände auf die Ohren gepresst und er schaukelte vor und zurück, unablässig schluchzend. Mit einmal fiel er zurück, die Wand hinter ihm hatte nachgegeben und tauchte seinen bleichen Körper in ein warmes Licht. Das Erste was die weit aufgerissenen, braunen Augen erblickten war eine gläserne Tür und dahinter ein Balkon in die mondbeschienene Nacht hinaus. Joey rappelte sich wie gestochen auf und stolperte durch den Raum. Er riss die Tür auf und war schon auf den Balkon gestürzt. Die bebenden Hände krallten sich wie die eines Ertrinkenden an das eiserne Geländer. Die geschwächten Beine gaben schlußendlich ihren Dienst auf und er fiel auf die Knie. Seine Lunge sog in unregelmäßigen, japsenden Zügen die frische, kalte Luft ein und beruhigte sein vom Adreanalin aufgeputschtes Blut wieder. Die braunen Augen blinzelten in das weiche Mondlicht und signalisierten seinem Gehirn, dass es hell war. Die Erleichterung ließ den Tränen ihren freien Lauf. Der Brünette, welcher an der Balkontür stand, blickte aus unergründlichen, eisblauen Augen auf das kleine Häufchen Elend auf den Dielen des Balkons. Er hatte noch im Bett sitzend gearbeitet, als seine Ohren ihm plötzlich ein dumpfes Geräusch meldeten. Er stand auf und ging zur Tür. War das vielleicht Mokuba, der nicht schlafen konnte? Der würde dann aber hereinkommen, oder? Er öffnete die Tür und plötzlich fiel ihm Joey vor die Füße. In den braunen Augen standen Tränen, als diese sich wie mechanisch auf die Balkontür richteten. Noch bevor Seto etwas sagen konnte und ohne ein Wort der Erklärung war Joey aufgesprungen und auf den Balkon gehastet, als wäre er auf der Flucht. Und nun hockte der Junge da draussen und schnappte wie ein Athlet nach einem Marathon nach Luft. Mit einem Mal bemerkte Seto, dass Joey zitterte wie Espenlaub. Auch glaubte er, Schluchzer zu hören. Er seufzte und senkte seine Stimme, um den Blonden nicht zu erschrecken. " Wenn du dich jetzt schon wieder erkältest, dann zieh ich dir die fehlenden Tage vom Lohn ab.". Joey riss die Augen auf. Das war nicht der trommelnde Bass seines Vaters, diese tiefe, aber samtene Stimme kannte er aber trotzdem. Das war doch Seto. Joey seufzte. Alles war okay. Er war in der Villa, nicht Zuhause. Keiner würde ihm wehtun, keiner würde ihn einsperren und schlagen. Nein, bestimmt nicht, oder? Er wandte sich um. Sein Chef stand in der Balkontür, das Pyjama-Oberteil fester um den Oberkörper gezogen und lässig an den Rahmen gelehnt. Joey merkte erst jetzt, wie kalt es eigentlich war. Die Kälte kroch durch sein Shirt und über seine unbekleideten Beine. Er richtete sich auf, schwankte leicht und tappte auf Seto zu, der sich umdrehte und ins Zimmer zurückging. Unentschlossen blieb Joey an der Tür stehen. " Mach sie zu, ich will schließlich nicht erfrieren.". Seto lag schon wieder in dem großen Bett, das ein modernes Design und einen dunkelblauen Bezug hatte. Man könnte fast meinen, der Jungmillionär hatte einen Faible fürs Blaue. Joey atmete immer noch schwer, das Rennen hat seinen Körper ausgelaugt, seine Beine waren noch nicht wieder fit. So blieb er einfach stehen und lehnte sich an das kühle Glas. " Was ist los? Bist du krank?". Der junge Mann wusste nicht, dass er gar nicht so falsch lag. Joey schüttelte den Kopf, erinnerte sich an seine Ausbildung heute. " Nein, alles okay.". Regel Nummer Zehn: Einem guten Butler geht es in Gegenwart seines Herren immer gut und wenn nicht, dann merkt man es ihm nicht an. Und Regel Nummer Zwei aus dem Joey Wheeler Regelwerk: Deine Schwächen gehen nur dich selbst etwas an und deine Vergangenheit erst recht! So hatte er zwei Grundsätze, die er verfolgen musste, doch der ungläubige Blick aus den Eissplittern machte es ihm gar nicht so leicht. Ihm fiel zum ersten Mal auf, wie blau diese Augen eigentlich waren. Nicht so ein babyblau, wie manche hatten, oder dieses azur-karibikmeer-blaue Ding. Sie waren auch nicht mit braun, grün oder grau gemischt. Sie ähnelten dem antarktischen Meer, das er mal auf einer Postkarte gesehen hatte. Zwei Eiszapfen, die, wie er zu gut wusste, genauso kalt sein konnten, wie die Glasscheibe in seinem Rücken. Doch jetzt waren sie nicht so schmerzhaft kalt, sondern wirkten sogar ein wenig weich. " Es ist also normal, wenn du mitten in der Nacht vor meiner Tür liegst und dann wie ein Irrer auf den Balkon rennst und auch noch heulst?". Das schnelle Wegwischen der letzten, naßen Überreste war verräterisch. " Ja.", versuchte Joey es ins Komische zu ziehen. Seto sah ihn misstrauisch an, doch stieg in das Spiel ein. " Na toll, dann bekomm ich ja überhaupt keine Ruhe mehr.". Der Brünette streckte sich. " So, es war nett, mit dir zu plaudern und die Besichtigung meines Balkons stand dir auch gerne frei, nun kannst du aber wieder verschwinden.". Joey nickte betreten und war schon fast an der Tür, als ihn eine Erkenntnis wie ein Schlag traf. Er war hier in Setos Schlafzimmer, das hatte er noch nie zuvor gesehen. Und nach seinem Alptraum war er gedankenlos durch die Gegend gerannt. Summa summarum: Er hatte überhaupt keinen Dunst, wie er zu seinem Zimmer zurückkam. " Ähm, Master?". " Hm?", Seto musste schmunzeln. " Wie komm ich zurück zu meinem Zimmer?". Wären sie jetzt hier in einem Anime hätte sich jetzt neben Setos Kopf ein großer Tropfen abgebildet, er begnügte sich jedoch mit einem Hand-vor-dem-Kopf-schlagen. " Da bist du schon Butler hier, und weißt nicht einmal, wie du zu deinem Zimmer kommst. Also, hier raus, dann die nächste links, die übernächste Tür rechts-", er brach ab. " Ach, ich hab keine Geduld dir das jetzt zu erklären. Sieh zu, wie du alleine hinkommst.". Joey schluckte schwer. Das war gemein! Am liebsten hätte er sich jetzt wie ein kleines Kind auf den Boden geworfen und wild gestrampelt. " Kannst du mich nicht hinbringen?", bat er, doch Seto sah ihn nur ungnädig aus. " Vergiss es, ich renn doch nicht mitten in der Nacht durchs Haus, ich heiße nicht Joey.". Der Angesprochene merkte, wie ihm Hitze ins Gesicht stieg. Na toll, und wie sollte er jetzt ins Bett kommen? Wahrscheinlich erwartete der Brünette jetzt, dass er sich wie ein kleines Hündchen auf dem Bettvorleger zusammen rollte oder tatsächlich den Pinguin mimte und in die Minibar kroch. Nicht lachen, Seto Kaiba hatte tatsächlich eine Minibar in seinem Zimmer. Seto beobachtete amüsiert, wie Joey mit seinen Gedanken kämpfte. Plötzlich nieste der Blonde. " Na gut, komm her, aber wehe du kommst mir zu nah und steckst mich an.". Joey sah überrascht auf. Was jetzt? Er sollte mit in Kaibas Bett schlafen? Alleine schon als er den Satz noch einmal Revue passieren ließ, verfärbten sich seine Wangen rot. Das konnte der Brünette doch nicht ernst meinen, oder? " Ist nicht mein Problem, wenn du eine Lungenentzündung bekommst. Aber erwarte dann nicht, dass ich mich nochmal von Mokuba überreden lasse und dich behandle.". Joeys Gehirn war wirklich übermüdet oder immer noch im Schockzustand, denn er musste sich ohne sein Zutun vorstellen, dass Seto mit Arztkittel um ihn herumsprang und ihm den Herzschlag abhörte. Apropos, der war gerade jenseits der noch gesunden Geschwindigkeit. Er tappte auf die Schlafstätte zu und legte den Kopf schief. Seto könnte ihn für diese Geste fressen. Wie konnte ein Mensch nur einem Hündchen nur so ähnlich sehen? Joey konnte es. Und Kaiba hatte schon immer eine Schwäche für diese pelzigen Tiere gehabt, hatte er sich doch als Kind auch einen gewünscht. Jetzt hatte er keine Zeit für so ein Haustier und Mokuba hatte mit der Schule auch genug zu tun. Vielleicht hatte er ja in diesem Blonden sein Hündchen gefunden. Eben jener wunderte sich indessen über den leicht abwesenden Blick seines Chefs. Was der wohl gerade denken mochte? Er schlüpfte unter die zweite Decke. Warum hatte Seto zwei Decken in seinem Zimmer? " Mokuba kommt ab und zu, wenn er nicht schlafen kann.", erklärte der Brünette, als hätte er Joeys Gedanken erahnt. Aber warum rechtfertigte er sich jetzt vor seinem Butler? Kann dem doch egal sein, warum er zwei Decken hatte. Seto seufzte und wandte den Blick wieder auf den Lap Top und damit auf die Aktienkurse der Kaiba Corporation. Natürlich hatte er einen Brooker, der sich mit solchen Dingen, den ganzen Tag beschäftigte, aber da er ein Perfektionist war, überprüfte er die Geschäfte lieber alle noch mal selbst. Die Firma lief gut, hatte einen ordentlichen Kurs. Zufrieden lächelte er. Joey beobachtete die langen Finger, die regelrecht über die Tasten flogen. Die Zahlen auf dem Bildschirm ergaben auch noch intensivem Anstarren keinerlei Sinn für den Blonden, deswegen konzentrierte er sich auf den Firmenleiter. Der war anscheinend nicht unzufrieden mit all den Zahlen, Kringeln und bunten Kreisen im Lap Top, denn er lächelte. Ein seltene Geste, die eigentlich ganz schön aussah. Warum lächelte der junge Mann ihn nie so an? Joey schüttelte den Kopf, mein Gott, ihm musste es wirklich hundsmiserabel gehen. Wahrscheinlich hatte er 40 Grad Fieber und deswegen diese Hirngespinste. Er starrte auf den Computerbildschirm. Das leichte Flimmern drückte ihm die sowieso schon schweren Augenlider noch weiter zu. Er zog die Decke um die Schultern und kuschelte sich in das weiche Kissen. Ein leiser Seufzer entwich ihm. Hier war das sanfte Licht von der Nachttischlampe und vor allem war er nicht allein. Seto rieb sich die Augen und gähnte. Gott, war er müde. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es halb Eins war. Die perfekte Schlafenszeit für einen Geschäftsmann. Der Lap Top wurde ordnungsgemäß heruntergefahren und geschloßen. Er legte ihn auf den Nachttisch, knipste die Lampe aus und streckte sich lang, dabei rutschte er unter die Decke und tief in die warme, eingelegene Mulde in seinem Bett. Doch kaum hatte er die Augen geschloßen und war gerade so eingenickt, da fühlte er plötzlich etwas warmes an seinem Arm. Er öffnete ein Auge und schielte zur Seite. Das konnte doch nicht wahr sein! Da kuschelte sich doch wahrhaftig sein Butler an ihn! Mit einem Mal drehte sich Joey wieder um, nuschelte irgendetwas in seinen noch nicht verhandenen Bart und und schlief dann seelenruhig weiter. Seto starrte ihn an. Was war denn das jetzt? Er wechselte die Liegeposition und lag nun auf der Fensterseite. Wieder driftete er in einen angenehmen Dämmerschlaf, der aber nicht lange angenehm bleiben sollte, denn er spürte urplötzlich etwas im Rücken. Er gab einen halbüberraschten Laut von sich und schaute vorsichtig über seine Schulter. Ein tiefes Seufzen folgte. Wer auch sonst? Hatte dieser Kerl heute seinen kuschligen Tag? Seto schob sich etwas zurück, so dass Joey nach hinten weichen musste. " Josi...", murmelte der Blonde. Die blauen Saphire erschienen plötzlich riesig in dem hellen Mondlicht. Dachte der in seinem Rücken Liegende etwa an seine kleine, auswanderwütige Freundin? Seto erinnerte sich noch zu gut an die theatralische Abschiedsszene. Dabei hatte Josi ihm doch so merkwürdig zu gezwinkert und gesagt, er solle sich um Joey " kümmern". Aber war dieses Mädchen Joeys feste Freundin ? Hätte er sie dann ziehen lassen? Eher nicht. Wieder einmal warf sich der Blonde herum. Seto schüttelte den Kopf. Konnte der Junge nicht mal still halten? Ein tiefer Seufzer verlor sich im Raum. -------------------------------------------------------------------------------- So, ich hoffe, ich habe euch genug Rätsel aufgegeben.^^ Heal, eure Swaja + Kommikasten Kapitel 14: Weihnachten, die Zeit der Wunder -------------------------------------------- Halli Hallo, Leudies Vielen, vielen, tausend Dank für 113 KOMMENTARE!!!!!! * euch alle knuddel* Ich konnte es nicht glauben, als ich diese Zahl gesehen hab und bin den ganzen Tag mit einem Honigkuchenpferdgrinsen durch die Schule gerannt. Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen, hier ist das neue Kapitel von Walk on the edge! * Trommelwirbel* ------------------------------------------------------------------------------- 14. Kapitel: Weihnachten, die Zeit der Wunder " Ach, du hast dein Zimmer wiedergefunden?", stichelte der Firmenleiter zur Begrüßung, als er am nächsten Morgen die Küche betrat und Joey beim Kaffee kochen vorfand. Dieser war nämlich bereits verschwunden, als Seto aufwachte. Joey warf ihm einen ungnädigen Blick zu. " Ja, stell dir vor.". Ein Räuspern. " Stell dir vor, Master. " Geht doch. Sah gestern aber nicht so aus.". Ein leises Knurren war die Antwort, " Ich hätte dich auch erfrieren lassen können.", Seto verstand gar nicht, warum er so auf diesem Thema herumritt. War doch eigentlich gar nicht seine Art. Mokuba kam in die Küche gehüpft. " Guten Morgen. Habt ihr gut geschlafen?". Der jüngere Kaiba bekam zwei unausgeschlafene Blicke zugeworfen. " Joey wälzt sich die ganze Nacht herum.". " Und " Master" Kaiba schnarcht, als würde er einen kompletten Wald zersägen und ein Haus daraus schreinern.". Mokuba schaute von einem zum anderen, beide blitzten sich böse an. " Habt ihr miteinander geschlafen?". Seto spuckte seinen Schluck Kaffee zurück in die Tasse. Joey tauchte in den Kühlschrank ab, um seine geröteten Wangen zu verbergen. " Also, Moki, da wird vergeht einem ja aller Appetit.", kam es aus den Untiefen des Küchengerätes. Seto räusperte sich mit einem tötenden Blick für den immer noch nach der Butter suchenden. " Nein, Mokuba. Joey stand gestern abend verheult vor meiner Tür, beziehungsweise auf meinem Balkon. Und weil ich keine Lust hatte das Hündchen an die Leine zu nehmen und in seine Hundehütte zu schaffen, hab ich ihm erlaubt deinen Gewitterplatz zu besetzen.". " Ah ja.", machte Mokuba langgezogen, gepaart mit einem ungläubigen Blick. Sein Bruder überhörte es gekonnt und wandte sich seinem Kaffee zu. Mokuba schaufelte seine Cornflakes mit einer imensen Geschwindigkeit in sich hinein und stand fünf Minuten später schon wieder auf. " Yoru und ich treffen uns noch vor der Schule. Wir wollen das Referat durchgehen. Machs gut, Seto. Ciao, Joey.", er winkte den Beiden zu und war schon aus der Tür verschwunden. " Darf ich, Master?", fragte Joey und nach einem Nicken ließ er sich seinem Chef gegenüber nieder. Er nippte an seinem Kaffee und verzog den Mund. Seto wollte ihn immer so stark und schwarz. Ekelhaft. Schnell flogen zwei Zuckerstückchen und ein Schwaps Milch in das koffeinhaltige Heißgetränk. " Hast du schon etwas für Mokuba zu Weihnachten?". Seto sah auf. " Hm?" " Na, für den Heiligabend in einer Woche.". Kaiba gähnte ungeniert und zuckte die Schultern. " Was meinst du mit-?", entgegnete Joey und äffte die Geste übertrieben nach. " Er bekommt einen neuen PC.". Joey nahm einen Schluck und sah seinen Chef dann durchdringend über den Rand seiner Tasse hinweg an. " Toll.", machte er ironisch. " Was ist dein Problem?", fuhr Seto genervt auf. " Ich hab kein Problem, aber Mokuba vielleicht.". Der Brünette bleib abrupt an der Tür stehen. " Wie meinst du das? Mokuba bekommt doch einen neuen Computer. Manche andere würden sich darüber tot freuen.". " Aber Mokuba ist nicht jeder andere, er ist dein Bruder. Er kriegt ständig deine neuesten, technischen Spielerein, obwohl es ihm viel lieber wäre, den zu haben, der die Dinger erfindet. Er vermisst dich, nicht deinen Kram. Du bist ständig in der Firma und gestresst, wenn du mal zu Hause bist. Du arbeitest so hart. An deiner Firma, deinem Image, deinem Wissen. Gönne dir und deinem Bruder mal was und macht Urlaub.". Seto öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch Joey ließ ihn gar nicht zu Wort kommen. " Und wenn du dich nicht schonen willst, dann arbeite wenigstens an deiner Familie. Fang damit an, für euch Beide einen Urlaub zu buchen. Von Weihnachten bis Sylvester, eine Woche reicht ja zum Anfang erst einmal. Glaub mir, Mokuba freut sich scheckig und kariert.". Joey hatte sich beim sprechen eindringlich nach vorne gelehnt um seinen Worten Ausdruck zu verleihen. Seto beugte sich ebenfalls nach vorne. " Das ist das selbe.". Joey blinzelte verdutzt. " Was?". " Kariert und scheckig.", erwiderte sein Chef mit einem seichten Lächeln. Im Raum war auf einmal eine seltsame Stimmung, die weder Joey noch Seto sich erklären konnten. Kaiba räusperte sich. " Wenn du meinst, ich schau mal, was sich machen lässt.", knüpfte er an, als wäre nichts geschehen. Joey schnaubte missbilligend. " Ja, sieh nach, ob du deine Familie irgendwo zwischen zwei Termine quetschen kannst, aber mach dir nur keine allzu großen Umstände.". Ohne seinem Butler einen weiteren Blick zu würdigen, verließ Seto Kaiba die Küche. Was mischte sich dieser Blondie eigentlich ein? Das tat er übrigens schon seit seinem erstmaligen Betreten dieses Hauses. " Deine heutigen Arbeitsaufträge liegen auf dem Tisch. Ich geh zur Arbeit.", rief er in die Küche. " Einen schönen Tag wünsche ich, Master Kaiba.", kam es bissig, wobei das Master besonders ironisch betont wurde. Kaiba startete den Porsche und wartete darauf, dass sich das Garagentor weit genug öffnete. " Sieh nach, ob du deine Familie irgendwo zwischen zwei Termine quetschen kannst.", hallten die Worte des Blonden in seinen Ohren wieder. " Raus da!", befahl Kaiba mit barschem Ton und schlug sich im selben Moment die Hand vor den Kopf. Oh mein Gott... " Mhm, wow, das reicht verdammt lecker.", begrüßte Mokuba den Blonden und kam in die Küche, den neuen Treffpunkt im Haus, gerannt. " Hey, Finger weg! Pfeiffen in der Küche.", lachte Joey und sah in dem Ofen nach den Plätzchen. " Dein Kochkurs macht sich echt bemerkbar.", lobte Mokuba und schnappte sich eine Dose Cola aus dem Kühlschrank. " Was machen wir heute noch?". Der Blonde lächelte breit und wandte sich dem Jüngeren zu. " Na ja, erstmal gehen wir einen schönen Baum und etwas Dekoration kaufen. Dann schmücken wir ihn und machen Abendbrot und anschließend ist Bescherung.". Mokua riss die Augen auf. " Wie jetzt?" Das begeisterte Glitzern in den dunklen Augen schlug schnell in Traurigkeit um. " Wir brauchen doch keinen so einen Wirbel zu machen. Ich meine, Seto kommt sowieso nicht und du willst doch bestimmt deine Freunde und Familie besuchen.". Joey legte ihm die Hände auf die Schultern. " Hey, ich lebe seit drei Jahren auf der Straße, also welche Familie? Und meine einzige Familie und zeitgleich Freunde, mit denen ich feiern würde, sind in Spanien und lassen sich die Sonne auf den Pelz scheinen.". Er wirbelte herum und rüherte hektisch in der Suppe, dabei kniff er kurz die Augen zu. Mokuba legte den Kopf schief. Ganz schien der Blonde den Abschied von Josi und den Zwillingen noch nicht verkraftet zu haben. " Ihr feiert dieses Fest, Großer, und deinen Bruder überlass mal mir.", das Lächeln bekräftigte die Worte. Mokuba nickte begeistert und als er die Küche verliess, blieb noch kurz an der Tür stehen. Er betrachtete den Blonden, der mit einer blauen Schürze bekleidet, durch die Küche wirbelte. Ja, in Joey hatte er nicht nur einen neuen Butler sondern auch einen echten Freund und zweiten Bruder gefunden. Mit glänzenden Augen atmete er noch einmal durch und fegte dann die Treppe in sein Zimmer hinauf. Seto kam wir erschlagen immerhin pünktlich um Sechs heim. Die Hälfte seiner Belegschaft war schon kurz nach Mittag verschwunden, die andere moserte ab halb vier herum. Auch Roland war um fünf gegangen. Also hatte Kaiba Firma Firma sein lassen und war nach Hause gefahren, mit einem kleinen Abstecher in die Stadt. Er öffnete die Haustür und trat hinein. Er hing den Mantel an den Haken und ging ins Wohnzimmer, blieb jedoch eine Sekunde später wie angewurzelt stehen. Da stand, er rieb sich die Augen, ein Weihnachtsbaum in seinem Wohnzimmer. Ein WEIHNACHTSBAUM! " Hallo, großer Bruder.", sein kleiner Bruder umarmte ihn stürmisch. " Hallo.", brachte Seto gerade noch heraus. " Er ist toll, oder?", fragte Mokuba mit leuchtenden Augen. " Wer?". " Der Baum, Seto.", meinte der Junge ernüchternd. " Ja, sieht gut aus.", murmelte der Jungmillionär und Mokuba gab sich damit zufrieden. Joey kam ins Zimmer. " Hallo Master. Ich hoffe, der Baum gefällt dir.". Der Nachdruck in der Stimme ließ Seto nicken. " Das Essen ist angerichtet. Ich bitte zu Tisch.", damit verbeugte sich der Butler formvollendet und verschwand im Esszimmer. Während das Weihnachtsessen, es gab Tomatencrémesupee, Ente zu Kartoffelklößen und ein Mousse au chocolat, unterhielten die Kaiba- Brüder sich über die Firma und nach einem strafenden Blick von Joey für seinen Chef auch über Mokubas Tag und die Schule. Dann war es endlich soweit. Bescherung! Seto saß mit überschlagenen Beinen auf der Couch und sah aus, als erwarte er den Beginn eines, eigens für ihn veranstaltetes, Spektakel. Joey war in der Küche noch beim Abwaschen und nebenbei essen. Von Mr Humuns hatte er gelernt, dass, Regel Nummer 18, ein guter Butler niemals mit seinen Herren zusammen speist, sondern immer seperat. Er würde sich auch zu der Bescherung nicht sehen lassen. Das war ein Familienfest, also kein Platz für Angestellte. Vor dem Fenster tanzten Schneeflocken, wirbelten durcheinander und bildeten ein totales Gestöber. Bestimmt war es knackig kalt draussen. Wenn diese Familie nicht gewesen wäre, würde er die Kälte jetzt direkt spüren. Vollkommen in seiner Melancholie versunken, bemerkte Joey nicht wie die Tür aufglitt. " Bist du dann fertig?", fragte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Erschrocken fuhr Joey herum und ließ zudem noch einen Teller fallen. Blitzschnell schnappte er danach und es gelang ihm den Fall und wahrscheinlich auch das Verenden des Geschirrs zu verhindern. Er sah zu dem Übeltäter auf, der ihn beinahe einen Teller und Herzinfarkt gekostet hätte. Und wie sollte es anders sein? Es war natürlich Seto Kaiba. " Bei dem Wohlklang meiner Stimme fällt die gleich alles vor Entzücken aus der Hand, hm?", meinte jener selbstgefällig und lehnte sich in seiner typischen " Arme vor der Brust verschränkt- ich bin ja so cool"- Pose an den Türrahmen. " Nein, eher vor Entsetzen.", gab Joey sarkastisch zurück und beförderte den Teller per Flugpost ins Spülwasser. " Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Bist du bald fertig?". Joey widmete sich hingebungsvoll den Verkrustungen in seiner Bratpfanne. " Wie du siehst, eher nicht.". Er schnappte sich ein Stückchen Kloß, formte den Teig zu einem kleinen Ball und steckte ihn in den Mund. " Lass uns den Spaß da drinnen bald hinter uns bringen, ja?". " Die Bescherung? Nein, ich will euch nicht stören.". " Na, hör mal!", Seto war vor getreten und entwendete ihm die Pfanne, ließ sie aber aufgrund des ungewohnt schweren Gewichtes wieder zurück ins Wasser platschen. " Du hast doch darauf bestanden, dass wir diesen Weihnachtszauber fabrizieren, also komm!", das klang so endgültig und beschloßen, dass Joey keinen Widerspruch wagte. Im Wohnzimmer zuppelte Mokuba immer wieder an dem Baumschmuck und strahlte dann dem Butler entgegen. " Da bist du ja, Joey.", rief er voller Vorfreude. " Na gut, bringen wir es hinter uns.", meinte Kaiba und ließ sich auf der Couch nieder. Doch keiner wollte den Anfang machen. " Gut, dann fang ich mal an.", kündigte Mokuba an und holte ein Päckchen hervor. " Das ist für dich, Seto.". Der Brünette blickte auf. Er nahm das Paket und knotete das Geschenkband auf. Heraus fiel ein Stück Stoff. Seto nahm das wuschelige Etwas. Ein kleiner, blauer Wollsack. " Ähm?", fragte er mit sehr komplexen Satzbau. " Das ist eine Handyhülle. Da ist es geschützt und friert nicht.", erklärte Mokuba lächelnd. " Haben wir in den Schule gemacht.". Seto zog spöttisch die Augenbraue hoch. " Wow, das ist toll, Mokuba.", sgate Joey begeistert und warf dem Firmenleiter von unten einen Blick zu. Dieser kramte sein mobiles Telefon hervor und ließ in das Säckchen gleiten. " Passt.". Mokuba lächelte breit. Er hatte lange überlegt, was er schenken sollte, aber es gefiel Seto zumindest ansatzweise. Der Brünette strich sich durch die Haare. Was machte Joey da nur? Durch einfachen Blickkontakt gab er ihm jedesmal einen Stubs, wenn er seiner Meinung nach etwas falsch machte. Wollte ihn der Blonde etwa erziehen? Klar, und schon geht das Herrchen an der Leine und der Hund gibt die Befehle. Er stand auf und ging zu seiner Aktentasche. Wieder spürte er einen brennenden Blick aus den Bernsteinen in seinen Rücken. Joey war entsetzt, der wollte doch jetzt nicht etwa arbeiten, oder? Seto zog einen Umschlag hervor und gab ihn Mokuba im wieder hinsetzen. Dieser runzelte die Stirn. Eigentlich hatte er mit irgendeiner technischen Spielerei gerechnet und die passte ja wohl kaum in einen handelsüblichen Briefumschlag. Außer sein Bruder hatte sich jetzt auf Mikrochips spezialisiert. Skeptisch aber auch gespannt öffnete er den Umschlag und zog eine Klappkarte mit weißen Bergen darauf heraus. Ein kurzer, verwirrter Blick zu dem Brünetten. Er klappte die Karte auf und las. Mit jedem Wort, das die dunklen Augen verschlungen, wurden sie größer. " Skiurlaub? Von morgen bis Sylvester? Ist das dein Ernst?", stammelte der Kleine, doch ein kurzer Schatten legte sich über seine Augen. " Mit wem fahr ich denn? Mit Roland? Oder Dr. Jazuna?". Seto machte ein gespielt überraschtes Gesicht. " Nein, ich fahr natürlich mit.". Mokuba sprang auf. " Ja? Oh, ich liebe dich!". Er fiel Seto um den Hals und knuddelte ihn. " Darf ich mir trotzdem noch was wünschen?", fragte er hoffnungsvoll. " Was denn?". Mokuba lächelte. " Ich fänds total schön, wenn Joey mitkommen dürfte.". " Na klar kommt der mit. Denkt du wirklich, ich lass unser Hündchen ohne Dogsitter eine Woche allein?". Der Blonde saß wie vom Donner gerührt da, die erneute Hundenummer bekam er gar nicht mit. " Apropos Joey. Ich hab hier noch was für dich, von Seto und mir.". Mokuba holte zwei Pakete unter dem Baum hervor. Joey war immer noch wie in Trance. " Na los, mach sie auf.". " Aber, aber,...". " Mach es auf!", befahl Mokuba im typischen Kaibaton. Joey kniete sich hin und öffnete zuerst das kleine Päckchen. Darin lag ein Kästchen. Es beinhaltete eine Kette. Die bernsteinfarbene Augen wurden tellergroß. Das war doch sein...sein...Anhänger! Er öffnete diesen und im selben Augenblick lächelte ihm seine Kleine entgegen. Sofort wurde ihm unglaublich warm ums Herz. Er lächelte sanft und klappte den Anhänger wieder zu. Die Kette fand ihren ursprünglichen Platz um seinen Hals. Sein Blick wandte sich Mokuba zu. Wie hatte er...? Der jüngere Kaiba nickte vielsagend zu dem zweiten Paket. Joey erkannte fast sofort den Inhalt und doch konnte er es kaum glauben. Seine Gitarre! Mit seinen Initialen! Beinahe zärtlich strich er über den schwarzen Klangkörper und die hellen Seiten. Er hätte heulen können. " Danke.", stammelte er und umarmte Mokuba, " Wow, das ist...Mann, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.". " Dann halt den Mund.", kam der schon vermisste Kommentar von der Seite. Joey ignorierte ihn. " Wo hast du das her?". " Von Senor Gerez.". Joey wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. " Danke, aber ich hab gar nichts für dich.". Mokuba lächelte. " Spiel mir was vor, das reicht.". Joey nickte und begann die Seiten nacheinander zu zupfen und immer mal wieder die Knöpfe am Gitarrenhals zu drehen. " Das ist aber ein komisches Lied.", meinte Seto mit belustigtem Blick. " Ich stimme die Gitarre nur.". " Achso und ich dachte, dass wäre selbst geschrieben.". Joey knurrte, doch schlug den ersten Akkord an. Das Intro beherrschte er immer noch, es war als hätte er sein Herzstück niemals weggegeben. " There´s something about christmas time, something about christmas time that make you wish, it was christmas everyday. To see the joy in the childrens eyes. The way that the old folks smile says the christmas will never go away.". Joey sang mit voller Stimme und vollem Gefühl. Für Mokuba, Josi und die Zwillinge, Serenity und allen Straßenkindern. Und für Seto? Na gut, es war immerhin Weihnachten, also auch für Seto. Sein Herz klopfte bis zum Hals, das er dachte, es gab den Beat für das Stück. Der junge Firmenleiter hörte gespannt zu. Das gab es doch nicht, der Kleine sang tatsächlich gar nicht mal so übel. -------------------------------------------------------------------------------- Nicht jeder bewegt einen Seto Kaiba zum Einlenken und Nett sein. Mit diesem Kapitel hab ich die erste Episode in dem Leben der Zwei abgeschloßen und kann endlich einen neuen Weg mit den Beiden gehen. Es bleibt spannend! Heal, eure Swaja und der KOmmi-kasten Kapitel 15: Kaibaischer Urlaub ------------------------------ 15. Kapitel: Kaibaischer Urlaub Mokuba sprang aus dem Taxi. " Wow, ist das schön hier! Genial! Klasse! Toll!", der Kleine bekam sich gar nicht mehr ein. Seto wand seine langen Körper aus dem winzigen deutschen Taxi und betrachtete argwöhnisch das Hotel. Okay, 5-Sterne stimmte, aber war es normal, dass hier so viele Leute waren? Joey war ebenfalls ausgestiegen. Nun machte er sich daran die sage und schreibe sechs Koffer der Kaibas aus dem Kofferraum zu hiefen. Man bedenke, dass nur eine kleine Tasche davon ihm gehörte, doch was musste man nicht alles als Butler tun. Die Zimmer waren geräumig und stilvoll eingerichtet. Joey bewohnte mit Mokuba ein Zimmer, der Master besaß natürlich sein eigenes. Der Blonde stand auf dem Balkon und ließ sich den Wind um die Nase wehen. Deutschland! Die weiteste Entfernung, die er bisher zurück gelegt hatte, war Stadtrand Tokio gewesen. Und jetzt gleich auf die andere Seite der Welt. Mit dem Flugzeug...Okay, daran wollte er lieber nicht denken. Wer hatte sich eigentlich die dumme Anweisung mit dem Nicht so viel herum Laufen ausgedacht. Dann hätten sie zumindest das Flugzeug breiter bauen könnten, da könnte jemand mit Platzangst ja einen Koller kriegen. So wie Joey zum Beispiel... Okay, anderes Thema! Er war nun da. Im Urlaub...Das musste man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. U-r-l-a-u-b! Sein erster... Doch richtig los mit dem Urlaub ging es erst am nächsten Morgen, als Joey ziemlich verschlafen zum Frühstück tappte. Sein liebreizender Chef hatte doch tatsächlich bereits um Acht auf das Zimmertelefon angerufen, damit er zum Essen kam. Und da verbanden manche Menschen Urlaub wahrhaftig mit Erholung und Ausschlafen? Hah, die kannten Seto Kaibas Vorstellung von Urlaub nicht. Denn, man mag es kaum glauben bei dem Chef einer Technologiefirma, der hauptsächlich am Schreibtisch saß, er war nur zu Action zu überreden. Kaum hatte Joey sein Essen unter drängenden Blicken hinuntergeschlungen, wurde er schon wieder mitgeschleppt. Kurz darauf fand er sich in einem Sportgeschäft wieder. Sofort kam ein Mann herangewuselt. " Was kann ich für Sie tun?", fragte er Seto und fraß ihn beinahe mit seinen Blicken auf. " Ich brauch einen Skianzug für meinen Freund hier.". Seto betonte das Wort " Freund" besonders stark und nickte in Richtung Joey. Mit einem Mal schlug der verträumte Blick des Verkäufers um und er betrachtete Joey wie ein besonders ekliges Stück Schleim. Der Blonde unterdessen starrte Seto an. " Skianzug? Du erwartest nicht wirklich, dass ich Ski fahre, oder?". Seto lächelte zuckersüß. " Doch, will ich.". " Kommen Sie bitte.", mischte sich der dunkelhaarige Verkäufer spitz ein. Als Joey in dem ersten Anzug wieder kam, betrachtete Seto ihn lange. " Der betont nicht besonders gut. Da kommt sein Hintern nicht ordentlich zur Geltung.", meinte er und konnte ein dreckiges Grinsen nicht unterdrücken. Es machte ihm einen verteufelten Spaß, den Verkäufer innerlich kochen zu sehen. Joey stand die Verwirrung quer ins Gesicht geschrieben. Mit dem nächsten war Seto zufrieden und verließ mit einem immer noch mehr als verdutztem Joey im Schlepptau. Mokuba empfing die sie mit einem breiten Grinsen. Nachdem sich die Kaibabrüder im Hotel ebenfalls umgezogen hatten, starteten sie nach Braunlage, wo es einen Abfahrtshang gab. Joey fühlte sich nicht besonders. Wie ein Häufchen Elend saß er in der kleinen, roten Gondel und sah zu, wie seine ausgeliehenen Skier seitlich in der Halterung steckten und munter im Wind schaukelten. Sein Blick wanderte nach unten auf die schneeweißen Hänge mit den kleinen Punkten, die Skifahrer darstellten. Seine Hände spielten mit den Schlaufen der Skistöcke. Die Gondel kam oben an, knatternd und mit kleinen Schwüngen. Seto und Mokuba stiegen aus, doch Joey stolperte mehr schlecht als recht auf seinen Skischuhen aus der Kabine. Spätestens als sie am Hang standen und die Kaibabrüder ihre Ski anschnallten, hätte Joey zumindest nebenbei fallen lassen müssen, dass er noch nie auf diesen Dingern gefahren war. Doch Joey wäre nicht er selbst, wenn er das wirklich tun würde. So stellte er sich genauso wie Seto auf den einen Ski und zu seiner Freude klickten sogar die Halterungen so wie sie sollten. Desweiteren machte auch die zweite Halterung das, wozu sie bestimmt war. Dennoch hätte Joey vielleicht daran denken sollen, denn sofort geriet er ins Rutschen und ließ sich vor Schreck zur Seite kippen. Nun versuchte der Blonde verzweifelt wieder auf die Beine zu kommen. Mokuba griff ihm unter die Arme und schließlich stand Joey mehr oder weniger. " Ist dir zu helfen?", fragte Mokuba besorgt. " Nein, mir ist nicht mehr zu helfen.", versuchte der Angesprochene die Situation mit Humor zu nehmen. " Fahr nur schon mal vor, kleiner Bruder.", meinte Seto und nickte zu ihm. Mokuba sah noch einmal von Joey zu seinem Bruder und zuckte dann mit den Schultern. Er setzte die Sonnenbrille auf und setzte sich in Bewegung. Schon war er in kleinen Schlängellinien davon gefahren. " So, los!", sagte Seto und gab Joey einen Schubs. Dieser quietschte erschrocken und stellte die Skier quer um anzuhalten. Die Skistöcke wurden in den Schnee gerammt, damit er nicht vorn überkippte. " Was soll das?", schrie er den Brünetten an. Dieser stand breit grinsend neben ihm. " Ski fahren, sollte es zumindest werden, aber entweder deine Ski wollten nicht so wie du oder du kannst nicht fahren.". Joey funkelte seinen Chef gefährlich an, was jedoch durch ein Wegrutschen eines Stockes und dem Rudern seiner Arme zum Gleichgewicht halten ins Komische abglitt. Angestrengt versuchte der Blonde sich an die Skifahrer vom Biathlon zu erinnern, das sein Chef in einem der Cafés so gerne sah. In die Knie gehen, dann die Ski schräg zu Bahn stellen und dann losfahren. Das klappte sogar! Und es hätte wahrscheinlich eine gemütliche Fahrt werden können, wäre da nicht dieser lange Kerl hinter ihm. " Pass auf, dass du nicht einschläfst.". Joey schnaubte und konzentrierte sich auf die Bahn vor ihm. Zum Glück war die am Vormittag noch sehr ruhig und leer. " Du hast die Geschwindigkeit nicht gerade gepachtet, hm?". " Und warum fährst du immer noch hinter mir her und überholst nicht endlich wenn dich meine Langsamkeit so nervt? Oder bist du so gebannt von meinem knackigen Arsch, der " in diesem Skianzug so richtig zur Geltung kommt"?", äffte Joey Kaiba nach und grinste über seinen vermeintlich guten Gag. " Ja.". Diese simple Wort warf Joey komplett aus der Bahn und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn er starrte erschrocken über die Schulter, verlor dadurch das Gleichgewicht und schlug der Länge nach hin. Mit Wuttränen in den Augen versuchte er sich wieder aufzurichten. " Dass ich dich gleich so umhaue...". Nicht auch noch der! Joey drehte sich um und versuchte seinen Arbeitgeber mit seinem Blicken einen schmerzhaften, qualvollen Tod zu schicken. " Hör auf mit den dummen Sprüchen. Wegen dir bin ich doch überhaupt auf diesem bescheuerten Berg. Mussten wir denn gleich ganz oben anfangen? ja, ich kann kein Ski fahren. Zufrieden? Ist das dein Wunsch, mich geschlagen im Schnee liegen zu sehen? Du bist so ein Arsch!", er schrie es ihm regelrecht entgegen. Plötzlich wurde ihm bewusst, wen er hier anschnauzte. Setos Blick wurde finster und die Züge um seinen Mund härter. " Gomen...", nuschelte Joey. " Wir reden später darüber. Komm!". Kein Sturm, keine Drohung à la " Ich schmeiß dich raus"? Nein, eher wirkte der Firmenboss verletzt. Oder lag das an dem Schnee in seinen Augen? Er half ihm hoch und sagte dann: " Schau her.". Geduldig zeigte Seto ihm, wie man richtig fuhr. Drängte ihn mit kleinen Sticheleien zu mehr Tempo, so dass Joey immer mehr das Gefühl für das sichere Fahren bekam. Dennoch, sein Lieblingssport würde dieses Selbstmordkommando auf Spaghettiholzbrettern niemals werden. Schließlich kamen sie doch noch mehr, Seto, oder weniger, Joey, heil unten an, wo Mokuba schon wartete. Nachdem Seto seinen Butler noch zwei weitere Male den " Horrorberg", wie Joey ihn taufte, hinunter gejagt hatte, war der Brünette schließlich zufrieden und fuhr sie ins Hotel zurück. Nach dem Büffet, Joey war froh mal nicht kochen zu müssen, fiel er wie tot aufs Bett. " Alley okay, Joey?", fragte Mokuba, während er halb im Schrank verschwand. " Nie wieder Ski!", stieß der Blonde hervor und streckte die Arme aus. " Das wird mein neuer Leitspruch!". " Mit dem wirst du aber leider nicht durchkommen, mein Bruder liebt Ski fahren.". Mokuba kam im Bademantel in den Flur. Joey schaute wie ein Auto. " Was hast du denn vor? Spielst du Geist und erschreckst die Kellnerinnen?". " Nein.", lachte Mokuba und band sich die langen Haare zum Zopf. " Ich geh ins Schwimmbad.", " Ach so, alles klar, mach das.", murmelte Joey und rollte sich auf dem Bett herum. Der junge Mann ließ den Tag gedanklich Revue passieren. Als er sich an die wüste Auseinandersetzung auf der Skipiste erinnerte, meldete sich hämmernd sein schlechtes Gewissen wieder mal ungefragt zu Wort. Seto schien ziemlich geknickt.< >> Ja, ich weiß...<< Und?< >> Was "und"?<< Hach, bist du so deppert oder tust du nur so? Was wirst du jetzt zu tun gedenken?< >> Was hast du denn für intelligente Sprüche drauf?<< Lenk nicht ab!< >> Es ist wahrscheinlich für die berufliche Beziehung besser, wenn ich mich entschuldige, hm?<< Na gut, dann schiebst dus jetzt mal wieder auf den Beruf, aber damit haste ja jetzt eine Ausrede. Also, hopp!< Er machte sich demnach auf zu Setos Zimmer. Er klopfte und fast sofort öffnete sich die Tür, beinahe so, als hätte man ihn erwartet. Die halboffene Tür schien wie der Eingang zur Höhle eines Löwen. Oder besser, die des Drachens. Irgendwie machte ihm der Gedanke Angst mit Seto alleine zu sein. Diese ganzen Sprüche heute und dann diese Szene im Sportgeschäft... War sein Chef vielleicht eifersüchtig gewesen? " Willst du da draußen Wurzeln schlagen?". Joey zuckte zusamen. Stimmt, er wollte ja ins Zimmer gehen, hätte er fast vergessen. " Woher weißt du, dass ich es bin?". Der Butler schloss die Tür und blieb im Flur stehen. Auf irrtümliche Weise erinnerte ihn die Szene an Rotkäppchen. Und er war das kleine, süße, blonde Mädchen, dass gleich vom bösen Wolf gefressen würde. Doch der Wolf war gar nicht zu sehen. Bestimmt lag er als verkleidete Großmutter im Bett. Joey schüttelte den Kopf, jetzt ging aber wirklich die Fantasie mit ihm durch. Zumindest verriet das Klappern die Arbeit am Lap Top. " was willst du?", hörte er die leicht abwesende Stimme. Vom Flur aus konnte er nur den Fernseher und die Couch sehen. Neben ihm war das Bad. Lage orten war schon mal ein Schritt in die sichere Richtung! " Mich... ähm... entschuldigen?". Das Klappern verstummte kurz. " Für was?". Ah ja, für was? Na, wenn er das nicht mehr wusste, dann war es ja auch egal. Dann konnte er ja getrost wieder verschwinden. " Komm her!". Oder auch nicht... In Joey sträubte es sich, doch er trat in den Raum. Seto lag tatsächlich auf dem Bett, zwar nicht mit Nickelbrille und Haarnetz, dafür aber mit Lap Top auf dem Schoß und mit dem Rücken ans Kopfteil gelehnt. Die eisigen Augen waren wieder starr auf den Bildschirm gerichtet, die Finger flogen über die Tasten. Joey stand wie bestellt und nicht abgeholt an der Tür. Vor was hatte er eigentlich Angst? Kaiba würde ihm nichts tun. Hoffentlich... Mit Entschuldigungen hatte der Blonde bisher keine guten Erfahrungen gemacht. " Setz dich.". Joey nahm auf der Couch Platz. Sein Chef schien mit dem Computer verwachsen zu sein. Plötzlich trafen die Eissplitter seinen Blick. Der Blonde erschrak und auf den dünnen Lippen zeigte sich kurz ein Grinsen. " Solche Angst vor mir?". Wieder so ein komischer Spruch. Joey schüttelte den Kopf, doch da war wieder der skeptische Blick, gepaart mit der hochgezogenen Augenbraue. " Du wolltest mir was sagen?". Der junge Butler knetete die Hände. Seto war überrascht. Warum tat sich sein Gegenüber so schwer? " Ja. Ich wollte mich entschuldigen, wegen dem was ich dir auf dem Hang an den Kopf geworfen hab. Es tut mir leid. Gomen nasaii. Sorry. Pardon. Perdono-", mit jedem Wort verbeugte sich der inzwischend Stehende nun. " Halt. Stop. Arrête. Stoi. Sutoppu!". Joey blinzelte. Kaiba hatte den Lap Top zugeklappt und auf den Nachtschrank gelegt. Er winkte seinen Gegenüber heran. Langsam und zögernd kam Joey näher und kniete sich nun vor das Bett. Seto streckte die Hand aus. Die bernsteinfarbenen Augen weiteten sich erst erschrocken und wurden gleich darauf zusammengekniffen. Das durfte nicht wahr sein. Warum wurde ihm immer weh getan? Doch statt des erwartenden Schmerzes spürte er nur ein ganz leichtes Ziehen. Er öffnete die Augen. Die langen Finger, die sonst nur Computertasten bearbeiteten, spielten mit einer Strähne. " Ich bin mir nicht sicher, ob es dir wirklich leid tut.", Setos Stimme war leise und tief, doch es flößte Joey nicht unbedingt Vertrauen ein. " Es tut mir aber leid.". " Tu mir einen Gefallen und ich vergess die Sache.". Ein sanfter Rotschimmer legte sich auf Joeys Wangen. Ähm, Hilfe? " Was denn für einen?". " Mein Rücken bringt mich um. Eine Massage bitte.". Joey fiel mindestens der Fukuyama vom herzen. Er hatte schon sonst etwas gedacht. Seto drehte sich auf den Bauch und Joey begann die Schultern zu massieren, wobei er immer noch kniete und sich nun halb verdrehte. " Ich bin nicht aus Zucker und zerbrech auch nicht so schnell.", meinte sein Arbeitgeber dumpf aus dem Kissen. Joey lachte gezwungen und setzte sich mit einem Schwung auf Kaibas Hüfte. Der Oberkörper seines Chefs war lang, Joey musste die Arme weit ausstrecken. Das Hemd knitterte unter den Griffen. " Warte.". Seto setzte sich auf, nachdem Joey heruntergestiegen war. Der Brünette knöpfte sich das Hemd auf und ließ es neben das Bett fallen. Wieder verspürte Joey die Hitze im Gesicht. Der laszive Blick Setos machte die Sache auch nicht besser. " Hast du wieder Fieber? Deine Gesichtsfarbe erscheint mir unnatürlich.". Kaiba legte seine Hand auf die Stirn des Jüngeren und wanderte von dort zur Wange. Kurz strich er über die Haut und schien wie gebannt. " Hol bitte das Öl aus dem Bad.". Joey war froh kurz wegzukommen. Im Bad starrte er auf sein Spiegelbild, er war immer noch rot und hektisch. Schnell schaufelte er sich eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht, dann schnappte er die Flasche mit dem Massageöl und ging zurück ins Wohnzimmer. Sofort legte Seto die Zeitung weg. Joey träufelte ein wenig Öl auf den Rücken und legte die Hände auf. Seto zuckte zusammen und quietschte erschrocken. " Kalt.", stieß er gepresst hervor. " Hups...", war das Einzige was Joey daraufhin einfiel. Schnell sprang er auf und ließ im Bad warmes Wasser über seine Hände laufen. " Wehe deine Hände sind immer noch Eisklumpen.", warnte Seto, als Joe yzurückkam. Als Antwort bekam er die armen Hände zuspüren. Joey dachte an Kyo, den ausgebildeten Masseur, auch ein ehemaliges WG- Mitglied. Dieser hatte ab und zu bei ihnen massiert und der Blonde konnte sich ein paar Griffe abschauen. So fing er mit einen kraftvollen Kneten der Schultern an, dann kamen die Arme dran. Anschließend mit kurzen Schüben der Rücken, die Wirbelsäule ließ er aus. Dann drückte er nacheinander alle zehn Finger auf die Haut, unter der er die Muskeln spüren konnte. Seto seufzte. Wäre er eine Katze, hätte er bestimmt geschnurrt. Joey machte das echt nicht schlicht. Die Massage war so entspannend, dass er beinahe eingeschlafen wäre. Wenn er diese warmen Hände nur überall auf seinem Körper spüren könnte... Seto riss die Augen auf und wurde knallrot. Mein Gott, was war nur mit ihm los? Schon in dem Sportgeschäft hatte er so komisch auf den offensichtlich homosexuell orientierten Verkäufer reagiert und das Schlimmste war ja eigentlich, dass er wirklich darauf geachtet hatte, dass Joeys knackiger Hintern zur Geltung kam. Am liebsten hätte er sich vor den Kopf geschlagen. Aber wenn er an das Körperteil des Jungend achte, der jetzt ohne einen schlechten Gedanken auf seinen Hüften saß, welches in dem Skianzug wirklich zum Anbeißen aussah, war er echt froh, dass er momentan auf dem Bauch lag. ----------------------------------------------------------------------------------------------------- Ich wollte eigentlich schon eher Schluss machen, aber ich dachte ich gönn euch mal was. * gg * Nee, die Szene mit dem Massieren sollte unbedingt rein, die fand ich ja so knuffig. Ich hoffe, sie gefällt euch auch. Ich bin ja mal gespannt, was unser guter Joey noch so alles erleiden muss. Freut euch schon mal auf die nächsten Kapitel. * Hände reib* Heal, eure Swaja Kapitel 16: Die Freuden des fiesen Kaibas / Joeys ------------------------------------------------- Heal, eure Swaja So, Leudies. Ein kleines Ferienschmackerl bekommt ihr hier von mir. Ich hoffe es gefällt euch. * fies grins* Ach ja, der Fukuyama letztes Mal... der heißt natürlich Fujiyama und ihr habt sehr gut aufgepasst!^^ Hab an fukuyama, eine meiner treuen Leserinnen gedacht, deswegen... und natürlich wollte ich euch auf die Probe stellen. In diesem Kapp schlägt Joey also back! Man darf gespannt sein... * gg* Zusatz: Dieses Kapitel widme ich dieses Mal höchstpersönlich Kumagoro-kun, die am 29.09. Geburtstag hatte. Ich wünsche dir alles Liebe und viel Spaß mit diesem Kapp! ------------------------------------------------------------------------------------------------ 16. Kapitel: Die Freuden eines fiesen Kaibas / Joeys Am nächsten Morgen wachte Joey mit einem üblen Muskelkater auf. Er spürte Muskeln, von denen er nicht mal wusste, dass sie existierten geschweige denn in seinem Körper waren. So schleppte er sich ächzend wie ein alter Mann zum Frühstück. "Was machen wir heute?", fragte Mokuba aufgedreht. "Heute könnt ihr zwei Hübschen doch mal was alleine unternehmen.", schlug Joey vor, in der Hoffnung sie kauften es ihm tatsächlich ab. Seto sah ihn grinsend von der Seite an. "Und ich dachte schon du Hübscher willst dich vor den Skiern drücken.". "Ich? Quatsch!". Joey machte ein gespielt überraschtes Gesicht und überging so das vermeintliche Kompliment seines Chefes. Doch zu seinem Glück ging dieser nicht weiter darauf ein. Und so hatte Joey nun einen kompletten Tag frei. Er saß in seinem Zimmer und sah aus dem Fenster. Irgendetwas ging in ihm vor, doch er wusste nicht was. Zur selben Zeit wedelte ein gewisser Firmenleiter den Skihang hinunter. Er fühlte sich gut, der Wind und die Kälte waren seine Elemente. Seine Muskeln waren auch entspannt, Joey hatte gute Arbeit geleistet. Sein Leben hatte sich durch den Blondne verändert. Er ging mehr auf Mokuba ein, hatte wieder ein Familienleben und war lockerer. Joey gab ihm in den richtigen Momenten kleine Blickzeichen, die ihm manches Mal den Hals gerettet oder zumindest die Erfahrung einer sehr peinlichen Situation erspart hatten. Eine solche wäre zum Bespiel des Ryder- Projekt ohne Joey gewesen. Der Blonde hatte dort sogar solchen Eindruck geschunden, dass Ryder sich noch ab und zu nach dem vermeintlichen Mitarbeiter mit dem Kaffee und dem charmanten Auftreten erkundigte. Außerdem ersparte ihm Joeys Arbeit als Butler einen ganzen Hausstab. Doch war ihm wirklich wichtig, dass er weniger Geld dank dem Jungen verlor? So viel war klar, es machte ihm einen unbezahlbar diebischen Spaß Joey zu provozieren und sich kleine Streitgespräche mit ihm zu liefern. Der Blonde war einer der ganz wenigen Menschen, die sich trauten ihm Kontra zu geben, und Seto genoß es. So ging auch dieser Tag vorbei und Joey schämte sich kein bisschen, dass er diesen hauptsächlich mit Faulenzen verbracht hatte. Jetzt zog er seine Bahnen in dem hoteleigenen Swimming Pool. Immer wieder Sachen, die ihn verblüfften, so auch dieser Pool. Noch vor ein paar Wochen hätte er nicht mal gewagt seine Gedanken daran zu verschwenden, dass er jemals ein solches Schwimmbecken sehen und auch noch benutzen durfte. Schließlich traute er sich in der Erforschung seiner neuen Welt noch einen Schritt weiter, in den abgeschotteten Saunabereich. Mit offenem Mund blieb er stehen. Dieses Bild würde sich in sein Gedächtnis einbrennen und für immer dort haften bleiben. Weiße Fliesen, rechts eine Bar mit Marmorzeile. Ein Brunnen, ebenfalls aus dem edlen Gestein, auf welchem eine blütenweiße Venusstatue trohnte. Kleine, blaue Mosaikscherben malten schimmernde Muster in das türkisfarbene Wasser. Drei Liegen, die zum Ausruhen einluden, waren vor einer Fensterwand postiert, die einen herrlichen Panoramablick ins Tal bot und dennoch vor lüsternen Blicken schützte. Links waren zwei Saunen, eine mit Holzbänken, die andere mit weißen Sitzschalen. Rechter Hand noch eine Sauna und die Duschen. Joey warf einen flüchtigen Blick auf die Sauna- Anweisung und den roten Bademantel von sich. Stirnrunzelnd betrachtete er das Schild. So viel Text... Er ging hinein, so schwer würde das schon nicht werden. Er sah sich um, versuchte so viel Eindrücke wie möglich zu speichern. Bänke, treppenförmig angeordnet, drei Etagen. Ein kleiner Ofen mit dunklen Steinen. Das Tollste aber war die angenehme Wärme, die hier herrschte. Joey legte seine mitgebrachten Handtücher auf das heiße Holz. Er seufzte wohlig, das war der Himmel auf Erden. So wie er da bäuchlings lag, wäre er beinhae eingeschlafen. Vollkommen im Dösen, bemerkte Joey nur nebenbei, dass die Tür aufging und ein weiterer Gast die Sauna betrat. Zwei seltsame Geräsuche folgten. Ein Klappern und ein Zischen. Joey sah auf. Das Klappern kam von einer an der Wand befestigten Sanduhr. Okay, erster Schrecken lokalisiert. Das Zischen kam von dem Ofen. Daneben stand ein Eimer mit minzgrünem Wasser. Anscheinend hatte jemand aufgegoßen. Joey wandte den Kopf und die eisigblauen Augen kühlten die Temperatur in der Sauna gleich um ein paar Grad ab. "Seto!". Ein Räuspern. "Master...". "Geht doch.". Ein Grinsen. "Na, hast du einen schönen Tag gehabt?". Die Bernsteine schienen plötzlich übergroß. Was war denn mit seinem Chef los? Zu Hause fragte er ihn nie nach seinem Tag. Warum war der so nett? Aus den Augenwinkeln bemerkte der Blonde wie der andere junge Mann ihn musterte. Hitze stieg in seine Wangen als er registrierte, dass sie ja Beide nichts an hatten. Er und Seto Kaiba. In der Sauna. Unbekleidet... Die Röte in seinem Gesicht explodierte und schnell verbarg er es auf den verschränkten Armen. "Du scheinst mir dauerkrank zu sein, hm? Du bist schon wieder so rot.", griente Seto. "Das liegt an der Hitze.".. "Ah ja.". Seto saß auf der obersten Bank. Joey schnaubte, das war ja klar. Seto Kaiba musste immer und überall das Größte sein. Dass er mit seiner stattlichen Körperlänge überhaupt noch dort oben sitzen konnte. Verstohlen tat Joey es ihm gleich und betrachtete nun seinerseits Setos Körper. Die Größe tat dem Körperbau keinerlei Abbruch. Den muskulösen Oberkörper kannte er ja bereits. Die langen Beine wirkten auch fit. Klar, sonst könnte er wahrscheinlich nicht so Ski fahren. "Na, gefällt dir was du siehst?". Das Tomatenrot ging langsam ins Scharlach über. "Nein, überhaupt nicht!". Das selbstgefällige Grinsen seines Chefs sagte ihm, dass sein Ausspruch nicht so überzeugend geklungen hat, wie er sollte. "Mir schon.". Die Wärme schien sein Hirn zu vernebeln. Was meinte Kaiba damit? Gefiel er sich jetzt schon selbst so toll? "Narzisst.". Seto hob eine Augenbraue. Dass sein Hündchen solche Worte überhaupt kannte. "Das mein ich nicht.". "Verdammt.", murmelte Joey. Das Lachen von oben ließ die Schamesröte nicht wirklich besser werden. Seto lenkte sich über die trockenen Lippen. Ja, ihm gefiel, was er sah. Joey war schlank, muskulös, gut gebaut. Das Einzige was ihm überhaupt nicht behagte, waren die vielen blauen Flecke und Narben auf dem Rücken des Jungen. Musste er sich bei Straßenkämpfen zu gezogen haben. Er würde Dr. Jazuna bitten, sich das mal anzuschauen. Joey schwitzte. Ihm war heiß und das lag nicht nur an dem Ofen. Doch jetzt aufstehn? Und damit seine letzte Blöße frei geben? Nein! Darauf konnte sein, in seinen Augen zum Perversling gereiften, Chef lange warten. Dieser grinste in sich hinein. Das war doch zu amüsant. Dem Hündchen war sichtlich unangenehm warm, doch es traute sich nicht aufzustehn, weil es Angst hatte, er könnte ihm was weggucken. Na, mal sehen, wie lange Joey das noch aushielt. Seto stand auf und nahm die Schöpfkelle aus dem Eimer. Mit einem Schwung landete das Aromawasser auf den heißen Steinen. Es dampfte und wurde noch wärmer. Als er wieder nach oben steigen wollte, rutsche Seto ab und konnte sich gerade noch neben Joey auf der Bank abstützten. "Alles okay?", fragte Joey erschrocken. "Machst du dir etwas Sorgen um mich?", wollte der junge Firmenleiter wissen. Eissplitter trafen Bernsteine. "Ja.", hauchte er Junge lasziv. "Immerhin bezahlst du mir meinen Lohn.". Empört schnappte Seto nach Luft, musste jedoch den Bruchteil einer Sekunde später grinsen. "Vorsicht, Bello. Ich könnte dir den Geldhahn ganz leicht zudrehen.". Damit richtete er sich auf, nicht ohne Joeys Seite leicht mit seiner Hand zu streifen. Der kurze Kontakt war, als wenn zwei Pole aufeinander trafen. Ein kribbeln jagte über die Haut des Blonden und trotz der Hitze bekam er eine Gänsehaut. Joey biss sich auf die Unterlippe. Das war Folter! Unicef! Wo war Amnesty International, wenn man es mal brauchte? Seto versuchte ihn auszutrocknen und zudem psychisch fertig zu machen. Doch das kleine Stimmchen in seinem Hinterkopf meinte anderes. Das war keine Folter sondern ein anderes F- Wort, dass Joey aber eigentlich nur in Verbindung mit weblichen Geschöpfen kannte. Seto flirtete! Aber massiv! Nicht, das man jetzt denkt, Joey wäre prüde, eher im Gegenteil, aber eigentlich spielte er dieses Wort- und Mimikspiel nicht mit Männern! Er war total durcheinander. Wollte Kaiba etwas von ihm? Oder wollte er ihn nur nerven? Ihn locken und dann fallen lassen, nur um zu zeigen, dass er mit Joey machen konnte was er wollte? Ja, Kaiba war kalt, aber so unfair? Eben jener bemerkte natürlich den Kampf, der da in seinem Butler herrschte. Das Stundenziel war erreicht, er hatte Joey komplett verwirrt. Seto stand auf, wickelte das Handtuch um seine Hüfte und verließ die Sauna. Joey atmete auf. Tränen standen ihm in den Augen. Endlich! Mokuba hüpfte in die Bar. Sein Bruder saß an einem der Tische und verfolgte die Aktienkurse, die über den Bildschirm flimmerten. Hinter ihm trat Joey in die hoteleigene Bar. "Was möchtest du trinken, Kaiba-san?", fragte Joey höflich, verbeugte sich fromvollendet und wartete auf die Bestellung. Seto sah überrascht auf. Machte Joey jetzt einen auf geschäftlichen Butler? "Einen Caipirinha.". Joey ließ sich die Getränke geben und setzte sich dann auf einen Stuhl, weit weg von der Sitzbank, wo sein Chef saß. "Und was machen wir jetzt?". Mokuba war wirklich nicht tot zu krigen. Joey nippte an seiner Cola. Ihm war eigentlich nicht nach irgendetwas machen, vor allem nicht mit Kaiba. Ja, er hatte Angst vor den Sprüchen, die sein Chef wahrscheinlich wieder los lassen würde. Er war schon so verwirrt genug. "Wollen wir Skat spielen?". Mokuba setzte sich und noch bevor einer der Beiden etwas sagen konnte, teilte er die Karten aus. Seto seufzte und nahm seine Karten auf. Joey seufzte ebenfalls. Na gut, wenn die beiden Kaibas unbedingt wollten. Dann mussten sie aber auch mit einer Niederlage rechnen. "Wenn dann spielen wir aber auch mit einem Einsatz.", meinte der siegessichere Seto mit gelangweiltem Gesicht. "Au ja, wer gewinnt hat einen Wunsch frei.", meinte Mokuba und sein bruder zuckte die Schultern. Joey nickte grinsend. Kaiba musste anfangen mit reizen und Joey gab sogleich Kontor. "Achtzehn.", sagte der Brünette gelangweilt. "Ja.", gab Joey in der selben Stimmlage zurück. "Zwanzig.". "Ja.". "Spiels.". Das Reizen kam dem Auftakt gleich,d er ein großes Spektakel ankündigte. Es wurde ein Kopf an Kopf- Rennen zwischen Kaiba und Joey. Schließlich und letztendlich gewann der Blonde das zwanzigste Spiel, das Finale. Seto lutschte mit verzerrter Miene das gecrushte Eis seines Drinks. "Okay, was ist dein Wunsch, Köter?". Joey blinzelte, dieser Satz klang so ungewohnt aus Setos Mund, aber trotzdem gefiel es ihm irgendwie. Er spielte mit dem Strohhalm in seinem Glas. "Ich möchte bestimmen, was wir morgen machen.". Seto hob die Augenbraue. Na, das konnte ja spaßig werden. "Das ist nicht dein Ernst!", stieß Seto hervor, doch es klang mehr wie eine Bitte, als wie ein Befehl. "Doch, ist es. Ich darf das Freizeitprogramm heute bestimmen und ich möchte nicht, dass ich mir die Knochen auf der Skipiste brech.". "Und deswegen willst du, dass ich mir hier die Knochen breche?". "Ach, komm schon, Seto. Eislaufen ist echt nicht schwer.". Der Angesprochene stand am Rand des Stadions. Joey saß auf einer Bank und zog sich seine Schlittschuhe an. Seufzend ließ sich der Firmenleiter auf die Bank sinken und zog sich langsam die Schuhe an. Mokuba sprang auf und war schon auf dem Eis. Auch Joey ging auf die spiegelglatte Fläche. Spiegelglatt, das bekam auch Seto unfreiwillig zu spüren, als er seine Füße aufzusetzen versuchte. Doch es war, als hätte jemand Seife unter seine Kufen geschüttet, er konnte sich einfach nicht halten. Der erste Versuch überhaupt zu stehen, endete mit einer Umarmung der Bande. "Na sowas. Entweder deine Schlittschuhe machen nicht das was du willst oder du kannst nicht laufen.", bemerkte Joey mit gehässigem Blick. Als Seto ihn von unten her anfunkelte, wurde den Beiden die Szene vom ersten Urlaubstag gewahr. "Wenn du mich jetzt anschnauzt, darfst du mich auch gerne zur Entschuldigung massieren.", grinste Joey. "Du willst nicht wirklich, dass ich dich massiere.", stellte Kaiba knurrend fest. Das wütende Funkeln in den blauen Augen war so wölfisch, dass Joey das gerne glauben wollte. "Na, komm schon.", er hielt ihm die helfende Hand hin, doch Seto wandte den Kopf. "Von mir aus, Master Sturkopf, schreib mir von der Bande mal ne Postkarte.", damit war er schon weiter gelaufen und Kaiba hing immer noch mehr als das er stand an der Abgrenzungswand. Er sah dem Blonden hinter her, der auf den Kufen sicherer wirkte, als selbst auf seinen Füßen. Wo andere um die Kurve stolperten, setzte er einem Eisläufer gleich die Füße kreuzförmig auf. Jetzt holte er mit einem Bein Schwung, hob ab, drehte sich zweimal um seine eigene Achse, landete auf einem Bein wieder und ließ das andere nach hinten ausschwingen. "Oh, du bist ja so toll!", meinte Seto als der verkappte Eiskunstläufer wieder bei ihm ankam, seine Stimme troff vor Sarkasmus. "Ich weiß.", entgegnete Joey mit seiner üblichen Spontanität. " Komm mit.". Noch bevor Seto widersprechen, beziehungsweise seinem Butler das Genick brechen konnte, zog dieser ihn von seiner neuen Verlobten, der Bande, einfach rüde weg. Der eine Schlittschuh befand sich schon wieder auf dem gleitenden Weg von seinem Körper weg. Der Rest zollte dem fehlenden Gleichgewichtssinn Tribut und wollte schon wieder das Eis knuddeln, doch soweit kam es nicht. Joey schob blitzschnell sein Bein unter ihn, der eine Arm legte sich auf Setos Rücken, die Hand des anderen hielt die umklammerte Hand des Gegenüber fest. Der Brünette krallte sich an den einzigsten Pfosten der sich ihm bot. Doch als ihm bewusst wurde, dass er sich gerade wie ein Baby an Joey klammerte, färbte sich sein Gesicht wesentlich gesünder. Doch er hatte nicht einmal die Chance loszulassen, denn Joey hatte ihn so fest, dass er überhaupt nicht mehr fallen konnte. Ein Blick in das andere Gesicht zeigte ihm zu seiner Beruhigung, dass auch Joey rot war. Dieser hielt ihn nun so lange fest, bis er einigermaßen sicher stand. Kurz war Ruhe zwischen den Beiden, peinlich berührte Stille, dann räusperte sich Joey. "Sieh mal. Deine Füße beschreiben ein " V". Dann schiebst du den einen Fuß nach vorne, setzt den anderen als den anderen Balken des Vs auf und schiebst diesen dann wieder nach vorne.". "Schon klar.", meinte Seto staubtrocken. Mokuba stand auf der anderen Seite der Halle un beobachtete die Beiden. Es war wirklich erstaunlich. Normalerweise tat Seto nichts, was ihn blamieren konnte. Un nun traute sich sein Bruder auf das ihm so verhasste Eis und ließ sich auch noch von Joey helfen. Genauso wie er demselbigen beim Skifahren geholfen hatte. Jetzt lief Joey neben her, hielt die Hand des Brünetten und gab ihm so Sicherheit. In ihm machte sich ein seltsames Gefühl breit. Er merkte, dass seto sich entspannte. Auch der Firmenleiter war verwundert. Es machte ihm tatsächlich... Spaß! Seine Hand wurde kurz und wahrscheinlich ungeplant gedrückt. Joey hatte keine Handschuhe an, doch die Handinnenfläche war ganz warm. "So, jetzt versuch es mal alleine.". Seto riss die Augen auf. Doch seinem Stolz folgend nickte er. Joey fuhr ein wenig nach vorne und drehte sich um. Der junge Firmenleiter setzte sich in Bewegung und schaffte es sogar fast bis zu seinem Butler zu fahren, doch dann vergaß er für einen Moment sich zu konzentrieren und stolperte. Doch statt des harten Eises fühlte er einen weichen, warmen Körper. Zum zweiten Mal an diesem Tag fand er sich in Joeys Armen wieder und in diesem Augenblick durchzuckte in ein bisher total unbekanntes Gefühl. Er fühlte sich sicher. Joey passte auf ihn auf. Seto war total durcheinander. Er vertraute niemanden, höchstens Mokuba. Und nun kam dieser junge Mann in sein Leben getapst und gab ihm Sicherheit. Dabei war Joey doch nur ein Straßenmusiker, nein sein Butler. Er hatte kein Geld und keine Ahnung vom harten Leben. Seto hob den Blick. Nein, Joey kannte das harte Leben der Straße und der Arbeitslosigkeit. Eine Angst, die Kaiba nie hatte. Aber warum hatte er Joey die helfende Hand daraus gereicht? Nur wegen Mokuba? Oder doch, weil der Blonde ganz anders war, als all diese geschäftlich- korrekten und so falschen Männer mit denen er tagtäglich zu tun hatte? Und er konnte sich so schön mit ihm streiten. Er sah zu Joey auf und noch bevor er wusste, wie ihm geschah, zogen sich seine Mundwinkel nach oben und er lächelte warm und ehrlich. Joey bemerkte das Lächeln und auf einmal wurde ihm ganz warm. Irgendetwas beschäftigte seinen Chef. "Na, da hat mich ja jemand heute besonders gern, hm?", spöttelte er und es half. Plötzlich war Kaiba wieder ganz der Alte und lachte zynisch. "Träum weiter, Köter.". ------------------------------------------------------------------------------- Und Seto träumt noch ein wenig von Joey Körper... * hach* So, wie wars? Heal, eure Swaja Kapitel 17: Shibuya ------------------- Halli Hallo, ihr Lieben. Jetzt ersteinmal als Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat mit Walk on the edge: Ich bin ja noch eine eher altmodische Blockschreiberin, soll heißen, ich schreibe meine FFs auf Papier und tippe sie dann ab. Und eben der Block mit WOTE war plötzlich verschwunden. Und das über die ganzen Sommerferien hinweg. Bis vorgestern! Da lag er lieb und brav auf meinem Bett, meine Ellies haben ihn gefunden. Ich habe mich sofort ans Tippen gesetzt und hier ist auch gleich das neue Kapitel.^^ Viel Spaß, eure Swaja -------------------------------------------------------------------------------- 17. Kapitel: Shibuya So vergingen die nächsten Tage. Seto versuchte Joey das Ski fahren schmackhaft zu machen, sie gingen Eislaufen und Rodeln. Am Sylvesternachmittag stand der Blonde wieder auf dem Balkon. Morgen Nachmittag war der Urlaub vorbei, sie würden nach Hause fliegen und der ganze Weihnachtszauber wird vorbei sein. Sein Chef verschwindet wieder in der Versenkung namens Kaiba Cooperation, Mokuba geht in die Schule und zu Freunden und er, der Butler, ist wieder Angestellter, würde putzen, kochen und aufräumen. Joey seufzte. Kleine Flocken tänzelten auf seine Haare und sein Gesicht. Er streckte die Zunge aus und versuchte die winzigen, kalten Tropfen so aufzufangen. Das erinnerte ihn an früher, als er klein war, da hatte er das auch immer gemacht. Seine Finger wanderten zu der Kette um seinen Hals. Das Medaillon wurde kurz in die Hand geschlossen und dann geöffnet. " Na, meine Kleine? Hier würde es dir bestimmt gefallen. Die Berge sehen aus wie glasiert, wie mit Zucker bestreut, hättest du gesagt und dann hätten deine Augen geglänzt. Mann, ich wünschte du könntest es sehen, Serenity.". Ein Knoten bildete sich in seinem Hals und drückte schmerzhaft. Er schluckte und versuchte die Tränen wegzublinzeln. " Ist das nicht hart? Jetzt bist du schon so lange weg und ich bin immer noch nicht darüber hinweg. Ich weiß, du willst das ich weiterlebe und glücklich bin, für mich und dich. Ich bin auch zufrieden im Moment. Ich habe eine Arbeit, ein neues Zuhause und auch irgendwie eine Familie. Mokuba und Seto würden dir auch gefallen, obwohl, du hättest wahrscheinlich Angst vor Seto.", er lachte leise. " Weißt du, heute werde ich feiern. Letztes Jahr war Sylvester ja nicht besonders lustig. Hey, es ist eigentlich ein Wunder, dass ich es überhaupt überlebt habe. Diese bescheuerten Säufer, Mann, wie ich den Alkohol hasse!". Er blickte dem Mädchen in die braunen Augen, die seinen so ähnlich waren. " Hoffentlich wird es heute schön und das kommende Jahr auch.". " Joey?", Mokuba steckte den Kopf durch die Balkontür. " Alles okay?". Der Blonde nickte, klappte das Schmuckstück wieder zu und ging zurück ins Hotelzimmer. Nach einer ausgiebigen Dusche machten er und Mokuba sich auf den Weg in das Hotelfoyer. " Kommt dein Bruder auch?", fragte Joey seinen kleinen Begleiter. Mokuba sah ihn mit einer Mischung aus Traurigkeit und Spott an. " Ach Quatsch. Seto hasst soviel Trubel, er wird arbeiten.". Joey seufzte und nickte. Na toll! Das Hotelpersonal hatte eine Show vorbereitet, ein Karaoke- Wettstreit. " Meine Damen und Herren, wir wollen das neue Jahr mit wunderschönen Melodien begrüßen. Meine beiden Helferinnen werden uns jetzt vier Kandidaten bringen.", eröffnete der untersetzte Moderator, der mit seiner Tolle und den Koteletten ein wenig an Elvis in seinen letzten Jahren erinnerte. Schon bald hatten sich zwei Frauen und ein Mann gefunden. " Wie wäre es mit Ihnen?", fragte plötzlich eines der beiden Mädchen den jungen Blonden. Joey grinste, zuckte mit den Schultern und nickte. Er zwinkerte Mokuba zu und folgte der jungen Frau auf die Bühne. " Hier sind sie also, unsere mutigen Vier. Darf ich euch duzen? Gut, stellt euch doch bitte kurz vor.", der Moderator plauderte lustig draus los und wandte sich der ersten Kandidatin zu. Seto stand im Fahrstuhl und beobachtete das gelbe Licht, das über die Zahlen huschte und so das jeweilige Stockwerk anzeigte. Eigentlich hatte er keine Lust auf diese Party, die letztendlich auf den Countdown hinführte, aber bestimmt war Mokuba und auch Joey da, vielleicht würde es doch nicht so schlimm werden. Der Lift kam an, der Brünette stieg aus und hörte Lärm aus dem Showraum. Er folgte der Geräuschkulisse. " Ich bin Joey Wheeler, 17 Jahre alt und komme aus Tokio, Japan.". Die Saphire wurden aufgerissen, was machte sein Butler denn da oben auf der Bühne? " Oh, von so weit her? Einen Multikultimix haben wir heute an Sylvester auf dieser Bühne. Und nun geht es auch schon los. Vier Kandidaten, vier Runden. Heidi und Clara werden aufgrund des Applauses Punkte an die Kandidaten vergeben. Das heißt, je mehr sie klatschen, desto mehr Punkte bekommt ihr Favorit. Es können maximal drei Punkte vergeben werden. Also, starten wir mit Runde Eins! Unsere Vier bekommen jetzt eine Liste von welcher sie sich einen Song aussuchen dürfen, die sie dann performen. Welches Lied werden sie sich wohl wählen? Die Spannung steigt!". Seto lehnte sich an die Wand, von welcher er die Bühne perfekt im Blick hatte, verschränkte die Arme und ließ sein gewohnt zynisches Lächeln auf den Lippen Platz nehmen. Na, das konnte ja was werden... Das erste Mädchen trat nach vorne und sang " Für dich" von einer gewissen Yvonne Catterfeld. Kaiba hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Wie konnte man sich nur ein hohes Lied wählen, wenn man überhaupt nicht hoch singen kann? Dementsprechend spärlich fiel auch der Applaus aus. " Einen Punkt für die charmante Lydia.", rief der Moderator und schien selber doch recht froh zu sein, dass der Auftritt vorbei war. Der nächste Kandidat, Steven, sang gar nicht mal unbedingt schlecht. Doch für sein rockiges Lied, " Let me entertain you" von Robbie Williams, stand er eindeutig zu steif da. Das brachte ihm auch nur zwei von drei möglichen Punkten ein. Seto runzelte die Stirn. Bisher war das ganze Programm eher scheußlich. Mal sehen, ob Joey es heraus riss. Angelika, die Dritte im Bund, traute sich an Shakiras " Underneath your clothes" heran, doch mit ihrer rauchigen Stimme und der blonden Lockenmähne überzeugte sie das Publikum auf jeden Fall. Volle Punktzahl! Joey hatte sich den Megahit " Wind of change" von den Scorpions gewählt. Seto war erstaunt, die Mimik, die Trauer in der Stimme, der Blonde schien komplett mit dem Lied zu verschmelzen. Der ruhige Teil ging dann in eine rockige Bridge über, die er auch souverän meisterte. Das Publikum belohnte den Gesang mit einem 3-Punkte- Applaus. Runde Zwei begann. Die Kandidaten der Karaokeshow mussten einen bekannten Hit summen und welcher am schnellsten erkannt wurde, bekam die meisten Punkte. Joey schnitt nicht so gut ab, er kannte sein Lied selber kaum und demnach fiel es ihm schwer, den Hit erkennbar zu summen. " Jetzt kommen wir zur dritten Runde. Teamarbeit, Rhythmus und Gefühl für Musik sind gefragt. Und natürlich auch eine gesunde Prise Improvisationsvermögen. Denn nun kommen wir zu den Duetten. Lydia und Steven beginnen mit dem wunderschönen Song " We`ve got tonight" von Ronan Keating und Jeanette Biedermann. Ihr habt kurz Zeit euch zu abzusprechen und dann hoffen wir auf ganz viel Gefühl!". Setos berühmt-berüchtigte Augenbraue war schon wieder gefährlich weit oben. Gefühl? Bei der Bauernpomeranze und der Bohnenstange? Natürlich, und Joey leitet die Kaiba Cooperation. Alles in allem rettete vor allem Steve mit einem romantisch- komischen Kniefall das Lied vor dem bitteren Langweiletod. Dem Publikum war die tollkühne Rettungsaktion immerhin zwei Punkte wert. " Unsere erstes Beiden haben die Aufgabe bravourös gemeistert, doch ein Pärchen steht noch aus. Angelika und Joey. Ihr dürft für uns den Mega-Hit aus Dirty Dancing performen. " I`ve had the time of my life"!". Angelika drehte sich mit leuchtenden Augen zu ihrem Partner um. " Das ist mein Lieblingslied. Kennst du den Tanz?". Der Blonde nickte kurz und flüsterte ihr etwas ins Ohr. So standen sie kurz tuschelnd auf der Bühne bevor sie ihre Mikros in Empfang nahmen und sich Rücken an Rücken in Positur stellten. Das licht wurde gedämpft, nur die Beiden waren in einem Lichtkegel gebannt. Joey hob das Mikrophon an den Mund, sein Blick war nach oben gerichtet, verträumt und abwesend. " Now, I`ve had the time of my life, no, I never felt like this before. Yes, I sware, it`s a truth and I owned up to you.". Angelika setzte mit rauchiger Stimme ein. " Cause I`ve had the time of my life and I owned up to you.". Kurz standen die Beiden wie in Trance da, doch dann begann die Musik peppig zu werden und die Beiden wirbelten herum. Sich tief in die Augen sehend und ganz nah bei einander sangen sie. Mokuba war total begeistert. Das wirkte, als würden sie dieses Lied schon ewig zusammen performen, und dabei kannten sie doch den Titel gerade erst mal eine Minute. Dann legten die beiden Sänger plötzlich ihre Mikros auf den Boden, nahmen Tänzerhaltung an und wirbelten zu dem Instrumentalteil in einem fast original- getreuen Magic Mambo über die Bühne. Das Publikum war vollkommen aus dem Häuschen und als die Beiden in einer furiosen Schlusspose endeten, bekam es sich kaum mehr ein. Ganz klar, drei Punkte! Dann ging es mit der letzten Runde los. Alls mussten einen Zettel ziehen und den gezogenen Song performen. Wieder fielen Lydia und Steven weit hinter Angelika zurück. Dann zog Joey seinen Zettel. Die braunen Augen weiteten sich unmerklich, als er den Titel las. Der Moderator verließ sie Bühne und nun stand der Blonde ganz allein auf der großen Fläche. Er entdeckte einen Barhocker am Rande, holte ihn in die Mitte und setzte sich darauf. Das Intro setzte ein und Joey wurde durch einen Scheinwerfer angestrahlt. Er öffnete langsam die Augen, hob den Blick, das Mikro wurde an den Mund gesetzt und die ersten Worte mit ihrer melancholischen Melodie flossen wie ein wilder Strom. " No one knows, what it`s like, to be the bad man. to be the sad man. Behind blue eyes.". Die braunen Augen wanderten über die Köpfe des Publikums, erhaschten hier und da einen verträumten oder traurigem Blick. " And no knows what it`s like, to feel these feelings, like I do, and I blame you!" Der schlanke Körper glitt in einer einzigen, fließenden Bewegung von dem Stuhl und mit einem Mal strahlte er so viel Kraft und Hoffnung aus, so dass man ihm die Bedeutung des Refrains voll und ganz abkaufte. " But my dreams, they aren`t as empty as my conscious seems to be. I`ve got hours, only lonely. My love is vengeance, it`s never free.". Mokuba war hin und weg. Er wusste ja, dass Joey singen konnte, aber dass er so gut war, überraschte ihn doch. Es war ja nicht mal unbedingt so, dass der Blonde jeden Ton exakt traf, aber er stand nicht nur da und sang, nein, er bewegte sich auf der Bühne, gestikulierte. Sein Gesicht und vor allem seine Augen transportierten so viel Gefühl, dass es einem eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Er traute sich auch, Leute direkt anzusehen und sie an zu singen. Die Musik wurde wieder langsamer. Seto beobachtete seinen Angestellten gespannt. Er machte sich echt nicht schlecht! Plötzlich traf das Bernsteinbraun seinen Blick und harkte sich fest. Die Teife in den Augen jagte dem Brünetten einen Schauder über die Haut. " No one knwos, what it`s like to be the bad man, to be the sad man. Behind blue eyes.". Kurze Stille schwebte im Raum, es schien als hätte das gesamte Publikum die Luft angehalten. Dann brandete Applaus auf, der sich schnell ausbreitete und sich in ein ohrenbetäubendes Getümmel verwandelte. Mokuba klatschte ebenfalls begeistert. Er drehte sich um. Sein Bruder stand an der Wand, klatschte höflich, sah alles in allem eher gelangweilt aus, doch das breite Lächeln auf seinen Lippen passte nicht in das Gesamtbild eines Seto Kaibas. Er grinste und drehte sich wieder um. Joey stand lächelnd auf der Bühne und die anderen drei Kandidaten kamen zu ihm. Seine Mundwinkel wollten gar nicht mehr nach unten, er fühlte sich momentan richtig glücklich. Das Publikum hatte sich immer noch nicht beruhigt, johlte, pfiff und klatschte. Heidi und Klara kritzelten auf ihren rosa Klemmbrettern herum und gaben dann dem Moderator einen Zettel. Dieser als ihn und nickte. " Gut. Unsere Vier haben ihr Bestes gegeben. Lydia, Steven, Angelika und Joey. Ihr habt uns einen tollen Abend mit mitreißenden Melodien, gewagten Showeinlagen und dem ein oder anderen Patzer und so amüsante Momente verschafft. Dieser Applaus soll euch allen noch einmal danken!". Teils höflich, teils begeistert kam auch das Klatschen. " Kommen wir nun zur Auswertung. Bei vier Kandidaten muss es natürlich einen letzten Platz geben. Nach dem Publikum ist das... Lydia Semkova. Dies ist dein Beifall!". Lydia zuckte die Schultern, zwang sich zum Lächeln und nahm ihre Urkunde entgegen. " Hier verliert keiner. Jeder gewinnt an Mut und Selbstvertrauen, alleine sich zu trauen hier viermal zu singen und das auch noch ohne Vorbereitung ist toll. Diesen Mut hat auch unser Drittplatzierter bewiesen. Einen großen Beifall bitte für... Steven Fischer.". Dieser lächelte und bedankte sich für den höflichen Applaus. Jetzt standen noch Angelika und Joey vorne. Sie nahm seine Hand und drückte sie kurz. Und in diesem Moment durchzuckte Seto ein schmerzhaftes Gefühl. Was fasste diese Frau seinen Butler an? Fast im selben Moment schüttelte er den Gedanken ab. Konnte ihm doch egal sein, was dieser... Köter machte. Mit einer seltsamen Wut im Bauch drehte er sich um und ging nach draußen. -------------------------------------------------------------------------------- So. *puh* Den Titel hab ich mir von dieser Karaoke-Show von Viva entliehen.^^ Das Joey singen kann ist als Straßenmusiker ja von Vorteil und hier kann er es gleich mal beweisen. Das nächste Kapitel lässt bestimmt nicht lange auf sich warten und ich verspreche euch für diese Woche noch ein neues Kappi von Sex Pistols und Our las summer.^^ Sofern mein Kommi-Kasten Futter kriegt. Heal, eure Swaja Kapitel 18: Ein alter Sylvesterbrauch ------------------------------------- Halli Hallo, sweeties Ich freue mich, euch das 18. Kapitel von Walk on the edge präsentieren zu können. Ich möchte euch schon mal vorwarnen. An Weihnachten, also dem einjährigen Geburtstag dieser FF, möchte ich das 20. Kapitel uploaden. Bereitet euch schon mal moralisch darauf vor.^^ Viel Spaß aber erst mal hier mit. Swaja ................................................................................ Kapitel 18: Ein alter Sylvesterbrauch… Joey schaute ins Publikum und suchte die blauen Augen, die ihm gerade noch soviel Kraft gegeben hatten. Zu seinem Entsetzen bemerkte er, wie sein Chef das Hotel verließ. Was machte der da? Warum haute er jetzt ab? "Und euer Zweitplatzierter, mit nur einem Punkt weniger, ist... Angelika Semmler!". Ein riesiger Applaus brandete auf. Die Blonde lächelte Joey breit an, fiel ihm um den Hals und hauchte ihm ein " Herzlichen Glückwunsch" ins Ohr. Dieser war wie paralysiert. Er hatte gewonnen... Gewonnen! „Herzlichen Glückwunsch, Joey Wheeler. Du gewinnst diesen wunderschönen Pokal und eine Karaoke-CD, damit du nicht einrostest. Und nun, meine Damen und Herren, sind es nur noch dreizig Minuten bis Neujahr. Unser Hotel hat ein Feuerwerk für Sie vorbereitet, das Sie ins nächste Jahr geleiten soll. Das gesamte Personal wünscht Ihnen viel Spaß!". Joey stieg von der Bühne, nahm Glückwünsche entgegen und kam grinsend auf Mokuba zu. "Du warst spitze, Joey!", begrüßte dieser ihn strahlend, ließ dann suchend den Blick schweifen. " Wo ist mein Bruder denn hin?". "Ich hab nur gesehen, wie er die Hotelhalle verlassen hat. Ich geh ihn mal suchen, damit er das Feuerwerk nicht verpasst.". Mokuba grinste ihn frech an und zwinkerte. "Aber verlauft euch nicht...". Joey klopfte ihn auf den Kopf. "Hey, Kleiner, Obacht!". Sein Gegenüber lachte. "Ich warte auf der Terasse.". Joey verließ das Hotel und sah sich um. Wo würde er sich verstecken, wenn er ein Seto Kaiba wäre? Irgendwo an einen ruhigen Ort, wo mich nicht so viele Leute nerven würden. Seine Schritte lenkten sich vom Hotel weg, näher zum Wald hin. Die Kälte kroch über seine Arme. "Seto?", versuchte er zu rufen, doch es klang eher kläglich und verloren wie das Maunzen eines Kätzchens an den Bäumen wieder. Plötzlich knackte es hinter ihm. Er wirbelte herum, doch auf dem Waldweg kam nur ein Päarchen entlang. Joey atmete erleichtert auf und lachte dann. Er war ja so dumm. Hatte Angst wie ein kleines Kind, dabei war er doch schon groß. Er grinste, doch mit einem Mal legte sich eine eiskalte Hand auf seine Schulter. Joey schrie entsetzt auf und statt, dass er davonlief, kauerte er sich hin, umklammerte mit den Armen seinen Kopf und schützte das Gesicht, indem er es auf seine Knie drückte. Sofort stürtzten alle möglichen und unmöglichen Erinnerungen auf ihn ein. Er wimmerte und wollte sie abschütteln. "Joey?", die sanfte Stimme, die ganz nah war, wirkte wie ein Lichtblitz in dem Dunkel seiner Gedanken. Er blickte auf und sah direkt in zwei eisblaue Augen. Doch statt der üblichen klirrenden Kälte bemerkte er Sorge darin. "Seto?", hauchte er. Der Brünette hockte vor seinem Angestellten. Mit dieser heftigen Reaktion des Blonden hatte er wahrhaftig nicht gerechnet. Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn. Diese Situation erinnerte ihn ungut an das Erlebnis in der Nacht in seinem Schlafzimmer. ( Nicht das, was ihr jetzt denken möget! Tsetse, böse Leser!^^) Joey hatte vor irgendetwas Angst, eine Angst, die tiefverwurzelt war und nur bei bestimmten Signalen, wie eben unerwarteten Berührungen, ausbrach. "Ganz ruhig. Ich bin`s nur.". Erst langsam erkannte Joey, dass keine Gefahr vorhanden war. Er richtete sich auf und klopfte ertappt ein wenig Schnee von seiner Hose. Trotz der Dunkelheit glaubte Seto den Rotschimmer auf den blassen Wangen seines Gegenüber zu sehen. "Was machst du hier?", wollte der Brünette wissen und verschränkte die Arme. "Das Feuerwerk fängt bald an, ich wollte nicht, dass du es verpasst.", murmelte Joey halblaut. "Ich hätte es wohl kaum übersehen.", frotzelte Kaiba, machte sich jedoch auf den Weg zurück. Joey holte schnell auf. "Sag mal, warum bist du vorhin so abrupt abgehauen?". Keine Reaktion. "Erde an Master, bitte kommen!". "Ich wollte nur frische Luft schnappen.", zischte der Brünette ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Sie kamen an der Terasse an, die vollgepfropft war. "Lass uns am Rande bleiben.", schlug Seto vor und schnappte sich ein Glas Chamapgner von dem Tablett eines vorbei hastenden Kellners. Er setzte es an, leerte es in einem Zug und stellte es beim nächsten vorbei huschenden Kellner wieder ab. Joey sah auf seine Uhr. Noch acht Minuten bis zum neuen Jahr. Er blickte in den sternenklaren Nachthimmel und seufzte. Hoffentlich würde das nächste Jahr genauso gut anfangen, wie das Alte aufgehört hatte. Seto hatte inzwischen sein zweites Glas Champagner ausgetrunken. "Da seid ihr Beiden ja.", rief eine bekannte Stimme von der Seite. Mokuba kam heran gehüpft und umarmte seinen Bruder. "Joey hat gewonnen.". Seto lächelte und wuschelte dem Jüngeren durchs Haar. Die Zeit des Neujahrs rückte näher. Joey organisierte drei Gläser zum Anstoßen. Zweimal Champagner für die Kaibabrüder und seines mit Apfelsaftschorle. Ein Chor bildete sich um den Countdown hinunter zu zählen. Schließlich, bei "5", setzte selbst Kaiba mit ein. "Fünf, vier, drei, zwei, eins, frohes neuen Jahr!". Leute, die sich noch nie gesehen hatten, fielen sich nun beglückwünschend und lachend in die Arme. Gläser klirrten leise beim Anstoß und schufen eine leichte Melodie, die über die jubelnde Masse hinweg zog. Die kleine japanische Gruppe fügte ihren Glaston hinzu, Mokuba umarmte seinen Bruder und Joey grinsend. Dann zog ein Knall in der Luft alle Aufmerksamkeit auf sich. Lichtblitze stiegen in den Himmel, zerplatzten in lauter kleine Punkte und bildeten bunte Muster. Viele "Oh"`s und "Ah"`s wurden hörbar. Mokubas dunkle Augen waren riesengroß und spiegelten die Bilder wieder. Er drückte sich an seinen Bruder, zupfte an dem hellbraunen Wintermantel. "Ich kann kaum was sehen, ich geh ein bisschen weiter nach vorne.", damit zwinkerte er Seto zu und verschwand im Getümmel. Joey war wie gefangen von dem wunderschönen Feuerwerk, so merkte er auch nicht den Arm, der sich leicht um seine Taille legte. "Es ist toll, oder?", hauchte er und strahlte wie ein Kind, das den langersehnten Vanillepudding doch noch bekommen hatte. "Ja, wunderschön.", gab der Brünette mit rauchiger Stimme zurück und übte ein wenig Druck auf seine Hand aus. Joey quietschte über den plötzlichen Ruck erschrocken auf. Verdutzt sah er in ein Paar saphirblauer Augen. "Weißt du, es gibt da einen alten Sylvesterbrauch.", begann Seto und drehte Joey zu sich um. "Das Erste, was man im neuen Jahr bewusst macht, wird sich am häufigsten im Jahr wiederholen.". "Ach so?", war das Intelligenteste, was Joey in dem Moment einfiel. Er hatte gerade ein neues Phänomen entdeckt! Auf irrtümliche Art und Weise setzte nämlich sein Verstand aus, wenn Seto ihm zu nahe war. Und warum hatte er jetzt eigentlich dessen Hände im Rücken? Wie auf Bestätigung drückten diese ihn noch näher an den Brünetten. Noch bevor Joey fragen konnte, was dieser vor hatte, spürte ein fremdes Objekt auf seinem Mund. Setos Lippen! Joey wusste nicht ob es das Feuerwerk war, das im Hintergrund sein Finale erreicht, oder ob es die süßen, weichen Lippen auf den seinen waren, die dieses Kribbeln in ihm auslösten, ganz so als würden tausend Ameisen in seinen Adern und auf seiner Haut Polka tanzen. Wie von selbst fanden seine Hände zu den braunen Haaren, krallten sich wie ein Ertrinkender in ihnen fest. Langsam schloß er die Augen und gab sich dem Strom hin. Er fühlte sich so unbeschreiblich leicht, er könnte bestimmt fliegen, wenn er wollte. Doch leider, viel zu schnell, verlangte seine Lunge wieder nach Luft. Aber mit dem Blick in die tiefen, unergründlichen Augen seines Gegenüber setzte sein Verstand und damit ebenfalls sein schlechtes Gewissen wieder ein. Das vor ihm war sein Chef, der Mann, der ihn bezahlte, für den er arbeitete. Und außerdem... überhaupt... war Seto Kaiba ziemlich eindeutig ein Mann, es sei denn, seit dem letzten Saunabesuch war etwas abstruses passiert. Und soweit er wusste war er selbst auch noch männlich. Aber er war doch nicht... schwul? Und was war mit Seto? Sein Kopf schwirrte schon langsam und das konnte doch bestimmt nicht an den nach Champagner schmeckenden Lippen liegen. Konnte ein Kuss betrunken machen? Kuss...Kuss! Oh, mein Gott! Er hatte mit Kaiba geknutscht, nein, wohl eher er mit ihm, doch das änderte auch nichts an der Tatsache, dass sie Lippenkontakt gehabt hatten und ihm das, da konnte er sich wehren wie er wollte, auch noch gefallen hatte. Er wollte einen Schritt zurückweichen, doch da waren Setos Arme um seine Hüften. Um sie herum begann die Leute zu klatschen. Irritiert schaute er herum, hatten die sie etwas beobachtet? Erleichtert stellte er fest, dass nur dem Ende des Feuerwerks applaudiert wurde. Joey löste sich aus der Umarmung. Er wusste gar nicht, was er sagen sollte, in seinem Kopf war totales Chaos. "Was ist denn los?", wollte der Ältere wissen. Am liebsten hätte Joey ihm entgegen gebrültt: "Ich weiß es nicht, ich weiß gar nichts mehr. Warum verwirrst du mich so? Warum bringst du mich total durcheinander? Wieso hast du mich geküsst?". Doch kein Wort kam über seine immer noch heißen Lippen. Es fühlte sich an, als hätte Seto ihm einen Stempel aufgedrückt, ein Besitzermerkmal. Auch schien es ihm, als würde breit über seiner Stirn stehen: "Mich hat SETO KAIBA geküsst!". "Ich muss kurz an die frische Luft.", japste er. Seto zog eine Augenbraue hoch. " Wir sind an der frischen Luft.". Er holte sich ein neues Glas. " Lass uns nochmal anstoßen.". Joey winkte ab und sah sich suchend um. "Ah, da ist Mokuba, ich schau mal nach, was er so treibt.", damit war er schon davon gehastet. Seto sah ihm nach und blickte dann in die entgegengesetzte Richtung, von wo Mokubas Haarschopf herüber blitzte. " Ah ja.", machte der Firmenleiter langgezogen und grinste in sein Glas. ................................................................................ Und Prosit zum Zweiten! ( Oder ersten, je nach dem welche FF ihr zu erst gelesen habt.^^) Wieder ein Kuss! Endlich haben sie es geschafft! Doch irgendwie scheint unser Hündchen reichlich durcheinander? Hm... Freu mich auf eure Kommis. Heal, eure Swaja Kapitel 19: Engel und der liebe Schnaps --------------------------------------- Halli hallo, meine Lieben Trotz längerer Abwesenheit vom Internet möchte ich meine Frist, 20 Kapitel bis Heiligabend hochladen, gerne einhalten. Das nächste Kappi gibts dann vermutlich am 24.12. als kleinen Präsent von mir. Tja, wie wird der Neujahrsmorgen für unsere Beiden wohl verlaufen? Suprise! Viel Spaß Swaja -------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 19: Engel und der liebe Schnaps "Du Idiot, du verdammter Idiot!", blaffte Joey in die kalte Nacht hinaus. Er ließ den Kopf auf die, auf dem Terassengeländer verschränkten, Arme sinken. "Seto...". "Joey.". Der Blonde schrak hoch und wirbelte herum. "Angelika!" Die junge Frau kam lächelnd näher. "Sag Angie, das ist kürzer.". Sie stellte sich zu dem Japaner, umfasste die Geländerstange und lehnte sich zurück. "Frohes neues Jahr. Ich hoffe, es bringt dir viel Gutes.". "Danke, dir auch.". "Die Nacht ist herrlich und das Feuerwerk war auch toll, hm?". Bei dem Gedanken an das Feuerwerk kam ihm sofort wieder der Kuss in den Sinn und ungewollt wurde er rot. Angelika lächelte ihn von der Seite her an. "Was hast du denn, Joey?". Der Blonde fühlte sich, als würde diese junge Frau direkt in seine Seele sehen. Auch Josi hatte diesen analysierenden Blick drauf. Vielleicht wurde der angeboren. Vorzugsweise bei Frauen. Aber sollte er wirklich seiner Gesangspartnerin alles erzählen? "Darf ich um diesen Tanz bitten?", eine langsame Melodie erklang von den Boxen her und viele Paare wirbelten über die Tanzfläche. Joey nickte und legte seine Hand auf ihren Rücken. Sie tanzten einen langsamen Walzer. "Also, was ist los?". Joey seufzte. "Ich dachte, du hättest es vergessen.". Sein Gegenüber lachte. "Nein, nein. Du siehst aus, als hätte ein Wirbelsturm dein Gehirn gründlich durchgepustet. Alles durcheinander.". Sie beobachtete seine Augen, strich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Joey senkte erst den Blick, sah sie dann jedoch von unten her an. "Du hast ja Recht. Ich bin wirklich etwas durcheinander.". Er wirbelte sie herum. "Und warum? Wegen deinem Sieg?". "Nein, ich hab mich nur mit meinem Chef gek- ähm gekappelt.". "Du bist geschäftlich hier?". "Nee, mein Chef hat mich privat mitgenommen.". Sie legte ihre Hand an seine Wange. Sie blieben stehen, immer noch nah beinander. "Du hast doch irgendwas.". Ein dunkle Gestalt, die gerade um die Ecke kommen wollte, aber abrupt stehen geblieben war, verließ nun mit schnellen, beinahe fluchartigen Schritten den Schauplatz. Joey legte kurz seinen Kopf in die flache Hand der Frau. "Angie?". "Ja?". "Ich kenne dich doch kaum...". "Mhm.". "Und wir werden uns wahrscheinlich nie wiedersehen, hm?". "Wahrscheinlich nicht.". Joey lächelte sanft und trat an das Geländer, lehnte sich darauf. Die blonde Frau stellte sich an seine Seite. "Weißt du, ich fühl mich so seltsam.". "Bist du verliebt?". Die bernsteinfarbenen Augen wurden tellergroß. "Alle Neune.", lachte sie mit ihrer dunklen Stimme. "Wie bitte?". "Ist nur so ein Spruch in Deutschland.". Joey legte den Kopf auf die verschränkten Arme. "Wer ist denn die Glückliche?", wollte Angelika wissen. Der Blonde seufzte. "Wenn`s wenigstens eine Glückliche wäre?". Angelika lachte laut. "Denkst du nicht, dass sie sich freut, wenn sie hört, dass du sie liebst?". Joey seufzte laut und verzweifelt. "Ach, Angie, das mein ich doch gar nicht. Es ist keine " eine"...". Die junge Frau blinzelte. "Ein Mann? Du bist... schwul?". Der Blonde schrak auf. "Nein... nein. Ich glaube eher, dass er...". "Und du nicht?". "Ich weiß es nicht, verdammt nochmal!", plauzte er ihr ins Gesicht, doch wurde gleich darauf wieder leise. „Sorry, ich wollte dich nicht so angehen.". Angelika legte den Kopf schief. "Ich hab das Gefühl, dass sich bei dir ziemlich viel angestaut hat. Erzähl mir ruhig alles, lass es raus.". Sie legte die Hand auf seinen Arm. Joey sah sie traurig an, blickte dann in den Sternenhimmel. "Du hast doch in so einer schönen Nacht besserer zutun, als dir von einem Fremden etwas vorjammern zu lassen.". Sie sah ebenfalls in die Nacht und lachte leise. " Nein, hab ich nicht. Es kann gar nicht falsch sein einem Fremden zu vertrauen, warum sollte er dir wehtun wollen, wenn er dich gar nicht kennt?". "Meinst du?", hauchte der junge Mann mit zitternder Stimme. "Ja.", gab sie fest zurück. Ein Blick aus den braunen Augen, dann sprudelte alles aus ihm heraus. Von dem Anfang seines Butlerdaseins, über die komischen Sprüche seines Chefs bis hin zu dem Kuss am Ende des Feuerwerkes, Und auch von dem Chaos, welches in ihm herrschte. Er redete einfach frei von der Seele weg, schüttete dieser eigentlich unbekannten Frau sein Herz aus, doch mit jedem Satz merkte Joey, wie dieses leichter wurde. "Was soll ich nun tun?", schloss er seufzend und eine leichte Brise spielte mit seinem Pony. Angelika lachte leise und mit ihrer tiefen Stimme klang es beruhigend. "Geh zu ihm.". Joey merkte auf. "Was?". "Du sollst mit Seto reden. Wenn ihr immer nur aneinander vorbei lebt, wird es ständig bei Missverständnissen bleiben.". Joey nickte. "Du hast Recht. Ich werde gleich mit ihm reden. Danke, Angel, du hast mir total geholfen.". Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und umarmte sie. Dann machte er sich auf den Weg. Angelika blieb stehen. Ein Windstoß wehte durch ihr langes Haar. "Viel Glück, Joey.". Der junge Mann fegte über die Terasse, schaute sich um. Kein Seto Kaiba, nicht einmal ansatzweise. Er stürmte in das Hotel. Auf der Treppe kam ihm Mokuba entgegen. "Gute Nacht, Joey. Ich geh ins Bett.". Er gab ihm einen Gute- Nacht- Kuss und verschwand die Treppe hinunter zum Fahrstuhl. Joey stieg weiter hinauf und lenkte seine Schritte intuitiv zu der ersten Tür, die zu der hoteleigenen Bar führte. Das Erste was ihm auffiel war der schlanke, große Mann an der Bar. Seto Kaiba. Neben ihm saßen noch zwei andere Männer. "Los, noch einen!". Die drei Männer nahmen ihr Schnapsglas von der Theke, setzten es an und leerten es in einem Zug. Der Eine hickste, verdrehte die Augen und sprang lallend vom Stuhl. "Iähr scheid Schu-schu-schummler! Isch höar of!", damit verschwand er. "Du bist gut, Altä!", grinste der andere Mann Seto zu, welcher einen leicht glasigen Blick hatte. "Alle Männer sind Schweine!", knurrte der Brünette. "Und alle Huren sind Frauen, nee halt, anders rum. Los, darauf trinken wir einen!". "Cheers.". "Cheers.". Die Gläser schlugen aneinander und wurden dann geleert. "Seto!", rief Joey entsetzt aus. Der Brünette blinzelte verwirrt über die Schulter. "Schoey?". Der andere Mann stieß auf und kiekste: "Der is ja süüüüüß! Keen Wunder, dass du auf den abfährst, Alter!". "Ey, halt die Schnauze!", blaffte Kaiba kichernd und gab ihm einen leichten Schubs in die Seite. "Ich verschwind danne mal.", meinte der Mann und schwankte lachend aus der Bar. Joey stürzte auf seinen Chef zu. "Was machst du hier?". Seto versuchte die Arme zu verschränken, traf jedoch nicht wirklich. Er wand sich ab. "Hau ab. Isch will disch nisch sehen.", murmelte er. Der Blonde ergriff seine Hand und wollte ihn wegziehen, doch dieser tauchte mit einer Wendigkeit, die man ihm aufgrund seiner Trunkenheit nicht zu getraut hätte, unter ihm ab und rannte aus der Bar. Joey hetzte hinterher. --- Manche mögen jetzt denken, das geht ja gar nicht, der ist doch stockbesoffen. Hab ich aber selber erlebt, zwei total betrunkene Jungs, die Fanger zwischen Zeltseilen gespielt haben. Keiner ist gestürzt, kein Zelt ging zu Bruch, die waren noch richtig schnell!--- Er hatte langsam das Gefühl, dass er Betrunkene magisch anzog. Seto schlängelte sich, wie ein kleines Kind lachend, durch die tanzenden Leute, winkte Joey immer mal wieder zu. "Seto, bleib stehen.". Endlich hatte er ihn eingeholt und hielt seine Handgelenke fest. "Lass misch los!", kiekste Seto und wand sich. "Nein, du kommst jetzt mit.". "Isch will nischt!". Seto schob seine Unterlippe hervor und ähnelte nun einem kleinen, bockigen Kind. Er wollte einen Schritt auf Joey zu machen, doch ihm wurde schwindlig und er sank an der Brust des Gegenüber nieder. "Isch will nischt. Du bischt blöd, du!". Mit jedem Wort schlug er leicht auf Joeys Schulter. "Mir ischt schelcht.", murmelte er und sein Kopf sank auf die eben noch malträtierte Schulter nieder. "Hilf mir...". Joey seufzte leise und legte den einen Arm des Brünetten um seinen Nacken, stärkte mit seinem Arm den Rücken. Kaiba keuchte, während der Blonde versuchte ihn zum Fahrstuhl zu schleifen. Er schaffte es sogar ihn bis vor sein Zimmer zu tragen, gut, eher zu schleppen. "Schlüssel!", knurrte er den Brünetten an, doch es kam keine Reaktion. Verwundert sah er auf den schlapp herunterhängenden Kopf des an ihm Hängenden. "Schläfst du?". Halb hätte er jetzt ein "Ja" erwartet, doch wieder blieb Seto ihm Antwort schuldig. Joey seufzte und klopfte die Manteltaschen ab. Keine Spur von dem Schlüssel. Sein Blick fiel auf die schwarze Hose seines betrunkenen Freundes, er bezeichnete ihn jetzt einfach mal so, und er schluckte hart. "Vergib mir und, lieber Gott, wenn es dich gibt, mach, dass er jetzt nichts merkt oder sich morgen an nichts mehr erinnern kann. Bitte!", schickte er ein Stoßgebet zum Himmel und fuhr, nachdem er den jungen Mann halb an die Wand gelehnt hatte, mit der freien Hand in die rechte Hosentasche. Nichts. Seto seufzte leise und ein seliges Lächeln lag auf seinen Lippen. Joey starrte ihn an. Keine weitere Regung, er schlief noch. Der Blonde wollte lieber nicht wissen, von was sein Gegenüber jetzt träumte... Mit einem Kopfschütteln und einer wesentlich gesünderen Gesichtsfarbe ließ er die Finger nun besonders vorsichtig in die andere Tasche gleiten. Endlich ertastete er das Metall und zog es mit den Fingerspitzen hervor. Der Schlüssel war durch den nahen Körperkontakt und dem schützenden Stoff ganz warm geworden. Er öffnete die Tür und lud sich den Brünetten auf die Schulter. Joey keuchte. Jemand hier hatte eine Diät nötig und dieser Jemand war bestimmt nicht er selbst. -------------------------------------------------------------------------------- So, jeschafft. Ich lass euch jetzt mit der Frage allein, was die Beiden da im Zimmer wohl machen werden.^^ Bin ich nicht fies? Aber die Antwort darauf kommt ja schon Heiligabend. Bin ich nicht nett?^^ So, und ich hoffe, dass Angelika wieder in einem etwas besseren Licht steht. Ich wollte sie auf keinen Fall als Angriffsfläche gestalten.^^ Heal, eure Swaja Kapitel 20: Klarheit...oder doch nicht? --------------------------------------- Halli Hallo, Leudies Wie versprochen erscheint am Heiligabend das zwanzigste Kapitel von WOTE. Damit jährt sich sein Erscheinen. Viel Spaß beim Lesen. Heal, Swaja -------------------------------------------------------------------------------- 20. Kapitel: Klarheit... oder doch nicht? Mit Schwung landete das lange Elend von betrunkenem Kaiba Cooperation- Inhaber auf dem Bett und er stöhnte laut und schmerzvoll auf. Mit einem Waschlappen bewaffnet kam Joey aus dem Bad wieder und schmiss diesen auf die Stirn seines Chefs. Die blauen Augen hatten einen leichten Schleier, als sie müde und verwirrt unter den Wimpern hervorblinzelten. Das angebotene Glas Wasser wurde in kleinen Schlucken geleert, "Warum hast du dich so zugesoffen?", fragte Joey mit harscher Stimme in die Stille hinein. Er fühlte sich wütend und schuldig, wie damals, wenn er mal wieder seinen Vater irgendwo aufgegabelt hatte. Die wässrigblauen Augen blinzelten ihn an. "Lass mich in Ruhe.", die Worte kamen schwerfällig. "Nein!", sagte Joey laut und senkte die Stimme wieder, als Seto sich gequält an den Kopf griff. " Ich will wissen, was mir dir los ist. Erst küsst du mich ohne Vorwarnung und dann ersäufst du dich in Alkohol.". Mit einem Mal saß Seto senkrecht und starrte ihn an. "Und du? Du lässt dich freiwillig küssen und haust dann ab.". Joey stand wütend auf. " Ich war durcheinander! Du hast mich einfach so geküsst! Ohne zu fragen. Vielleicht wollte ich das gar nicht, daran schon mal gedacht?". "Es schien dir aber gefallen zu haben.". "Das tut nichts zur Sache!". "Dann tut es ja auch nichts zur Sache, dass ich besoffen bin!". "Doch!". "Und dann tut es ja auch nichts zur Sache, dass du dich sofort einer Frau an den Hals schmeißt, oder?", schrie Seto ihm das entgegen, was ihm schon die ganze Zeit auf dem Herzen brannte und was ihn auch in die Bar getrieben hatte. Dann sank er in sich zusammen und war nur noch ein Häufchen Elend. "Ich habe mich keiner Frau an den Hals geschmissen.", rechtfertigte sich Joey verwirrt. "Doch, dieser blonden Tusse.". "Angelika?". Joey setzte sich auf das Bett. "Seto, sie hat mich nur getröstet.". Der Brünette lachte freudlos. "Ja, ich will gar nicht wissen wie.". Er senkte den Blick. "War es so schrecklich?". Joey seufzte leise. "Nein, ich war nur so... durcheinander, weil mir das noch nie passiert ist. Angelika und ich haben nur getanzt und uns unterhalten. Sie hat mir zugehört und mich ermutigt, mit dir zu reden.". Seto umklammerte die Knie und verbarg sein Gesicht. "Es hat wehgetan, Joey.", murmelte er an seinen Beinen. "Tut mir leid.". Seto sah auf. "Ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich hatte... na ja, weißt du, als du da gesungen hattest, das war so schön. Und als diese Angelika dich umarmt hat, war ich irgendwie... eifersüchtig. Ich wollte es dir sagen, aber ich hab mich nicht getraut.". Joey riss die Augen auf. Seto hatte Angst? Ja, Angst vor seinen Gefühlen, wie er selbst. Und er war eifersüchtig, auf Angelika? War das jetzt irgendwie ein Beweis der Zuneigung? "Und dann hab ich mir Mut angetrunken. Als ich mich dann getraut habe, das zu tun, was ich schon so lange tun wollte, dich küssen... da bist du einfach abgehauen. Du hast dich mit dieser... Frau vergnügt. Da bin ich zur Bar und hab angefangen mit diesen Typen zu trinken.". Joey hörte geduldig und mit schuldbewusster Miene zu, wurde jedoch immer trauriger. Warum mussten sich alle Menschen, die er gern hatte, in den Alkohol flüchten? "Du weinst ja...". Joey hob die Hand und die Fingerspitzen wurden tatsächlich nass, als er sie auf die Wange legte. Setos Hand nahm auf Seiner Platz. "Nicht weinen, Joey.". "Ich hasse Alkohol.". Es war kaum mehr ein Flüstern. Als der Ältere den Arm um seine Schulter legte, gab ihm das so ein Gefühl von Geborgenheit, dass er sich freiwillig an dessen Brust schmiegte. "Betrink dich bitte nie wieder.". Seto nickte sanft. "Warum hasst du Alkohol so?". Doch Joey biss sich nur auf die Unterlippe und schwieg. Seto seufzte. Er konnte kaum noch die Augen offen halten. Ein Gähnen verzog seinen Mund. "Zu wenig Sauerstoff im Hirn.", meinte Joey grinsend dazu. "Schlaf jetzt.". Seto ließ sich bereitwillig zudecken, doch als Joey aufstehen wollte, packte er seine Hand. "Bleib bei mir... bitte.", murmelte er mit leichter Röte auf den Wangen. Der Blonde musste grinsen. Den Hundeblick hatte sein Gegenüber nicht so gut drauf, wie er selbst, aber die sonst so kalten Augen nun bittend und bettelnd zu sehen, war zu niedlich. Als er sich hinlegte, kuschelte sich sofort der Brünette an ihn. Ein paar Minuten später war er eingeschlafen. Joey betrachtete das Gesicht des Schlafenden. Durch den halbgeöffneten Mund schmuggelte sich der Sauerstoff in den Körper. Das sonst so ernste Gesicht war nun völlig entspannt, auch die Augen wirkten hinter den geschlossenen Lidern ausgeruht. Auf den feinen Lippen lag ein leichtes Lächeln. Eine vorwitzige Strähne lag auf der aristokratisch anmutenden Nase. Er strich sie hinter das eine Ohr ( " als er bemerkt, wie überdimensional groß dieses eigentlich war.", hätte ich beinahe geschrieben. *gg*) Das Einzige was ihn störte, war der Schnapsgeruch. So drehte er sich in der Umarmung um und merkte nun den leichten Atem Setos in seinem Nacken, er ließ die kleinen Häarchen sich aufstellen. Eine Gänsehaut jagte Joeys Rücken hinunter. Er rückte ein Stück weg, doch fast im selben Moment spürte er einen Arm um seine Hüfte und er wurde an den Brünetten gedrückt. Dieser vergrub seine Stirn im Schopf des anderen. Joey hielt den Atem an. Eine vollkommene Stille lag im Raum. Doch dann störte ein Geräusch die ruhige Atmosphäre. Joeys Augen weiteten sich, doch dann seufzte er und rollte die Bernsteine. Jetzt schnarchte Seto auch noch... Die dunklen Saphire wurden schleppend geöffnet, noch einmal zugekniffen und wieder geöffnet. Die Sonne kitzelte seine Nase und blendete ihn kurz. Doch mit einem Mal fiel ihm noch etwas anderes auf. Blonde Strähnen... Seto riss die Augen auf und stemmte sich in eine Sitzposition. Was machte Joey denn hier? Der junge Mann lag zusammengerollt wie ein Kätzchen neben ihm und schlummerte seelenruhig. Der Brünette griff sich an den Kopf und versuchte die Erinnerungen an die letzte Nacht, beziehungsweise den früheren Morgen heraus zu kramen. Doch bis auf ein paar Bruchstücke, hauptsächlich das Feuerwerk, blieb alles dunkel. "Mann, hab ich einen Kater.", knurrte er und betrachtete den jungen Blonden. Plötzlich traf ihn ein Gedanke wie ein Blitz. Sie hatten doch nicht etwa...? Zur Beruhigung bemerkte er, dass er seine Sachen trug und auch Joey noch vollständig bekleidet war. Aber was war gestern passiert? Während Kaiba sich noch mit seinen Gedanken herumschlug, wachte Joey langsam auf. Er gähnte, blinzelte den letzten Schlaf aus den Augen und erblickte dann Seto. "Guten Morgen. Gut geschlafen? Wie geht es deinem Kopf?". Kaiba zog die Braue hoch. Warum war Joey so nett? Nicht dieser höfliche Ton, der er sonst anschlug, sondern eine regelrecht zuckersüße Stimme. "Hm.", machte er und stieg aus dem Bett. Er strich sich sein Haar im Spiegel glatt, benetzte sich das Gesicht, trocknete es wieder und ging dann zur Tür. "Wo willst du hin?", folgte ihm die Frage. "Frühstücken.", damit schloß er die Tür. Joey saß wie bestellt und nicht abgeholt in dem zerwühlten Bett und fühlte gerade wieder das, was ihn die letzten Tage ständig begleitete: Totale Verwirrung! Es wurde auch beim Packen nicht besser und ebenso nicht beim Flug nach Hause. Seto sah ihn kaum an, antwortete nur knapp und kühl, es war eigentlich wie zu Beginn ihres Kennenlernens. Joey verstand die Welt nicht mehr. Noch heute morgen war Seto so anders gewesen, hatte ihm seine Gefühlswelt geschildert, ihn für ein paar Sekunden an seiner Seele teilhaben lassen. Mit ihm Ängste und Sorgen geteilt, ihm sogar gebeichtet, dass er eifersüchtig war. Und diese andere Seite seines Chefs, die, wie er glaubte, die wahre Seite, gefiel ihm viel besser und er vermisste sie sogar. Und mit einem Mal schien es ihm, als wären seine Lippen rissig und trocken, als sehnten selbst sie sich nach ihren warmen und weichen Gegenspielern. Doch die Kälte, die ihm aus den Eissplittern entgegen wehte, ließ ihn stumm bleiben und ihm war als frierte ein kleiner Teil seines Herzens ein. -------------------------------------------------------------------------------- Manche mögen sich gewundert haben: Nanu, Jahrestag und die Autorin sagt kaum was dazu. Haha, da habt ihr falsch gedacht. *grins* Erst einmal möchte ich mich bei allen bedanken, die diese FF gelesen und kommentiert haben. Das hat mir Kraft gegeben. Nun ein paar kleine FaQues zu dieser FanFic: * Vor genau einem Jahr bekam meine große Kleine Asuka-ichan das erste Kapitel dieser FF zu Weihnachten. Und immer noch widme ich in Gedanken jedes Kapitel meiner süßen Maus. * Dies ist meine am best laufendste FF! Dafür noch mal ein Riesendankeschön. * Der komplette Winterurlaub von Seto & Joey kam mir in den Winterferien mit meiner eigenen Famile in den Sinn und einige Passagen, zum Beispiel das Eislaufen, zeigen deutliche Parallelen zu meinem Urlaub auf. * Ich bin immer noch etwas altmodisch in Sachen Schreiben. ZUnächst wird das meiste per Hand auf einen Block geschrieben, nach einer Zeit abgeheftet und dann abgetippt. Nun bin ich aber auch irgendwie leicht schlumperig, denn plötzlich war der Block mit WOTE init verschwunden! Ich war den Tränen nähe und suchte mich ein Vierteljahr lang fast tot. Zwar hatte ich schon sehr viel abgetippt, weswegen ich euch weiter versorgen konnte aber die kompletten Kapitel 21 und 22 waren in dem Block! Doch nun hab ich ihn wieder! Dem Himmel sei Dank.^^ Tja, was bleibt der kleinen Swaja abschließend zu sagen? Meri Kurimasu, bleibt gesund und fröhlich, ein schönes neues Jahr und ganz viel Freude. Hab euch alle furchtbar doll lieb Eure Swaja Kapitel 21: Licht im Dunkel --------------------------- Halli halli, ihr Lieben So, zur Feier des Tages ( namentlich der 10.01.... gibts hier was zu feiern? *Schultern zuck* egal!) gibts ein längeres Kapp.^^ Viel Spaß euch. Heal, eure Swaja -------------------------------------------------------------------------------- 21. Kapitel: Licht im Dunkel Und so passierte das, wovor Joey sich gefürchtet hatte. Der normale Alltag zog wieder ein. Kaiba verschwand in der Firma, Mokuba in der Schule und er in der Kaibavilla. So auch an diesem Tag, als Joey unten im Keller Kisten sortierte. Alte Aktenordner, verschiedenste Bücher und allerlei unnützer Kram, wie zum Beispiel verstaubte Kerzenständer. Den ganzen Tag war der Blonde mit Räumen und Packen beschäftigt und bemerkte nicht, wie die Zeit verflog. So kam es, dass Kaiba zur Abwechslung mal einen Abend zu Hause war. Er war auf dem Weg zur Küche, als er plötzlich die offene Kellertür sah. Er zog eine Augenbraue hoch. Hatte er Joey nicht gerade noch oben im ersten Stockwerk gesehen? Seto zuckte die Schultern, löschte das Licht im Keller und zog die Tür zu. Dann schloß er sie ab und hängte den Schlüssel wieder an das Schlüsselbrett. Joey quietschte erschrocken, als plötzlich das Licht ausging. Im Schrecken ließ er den Bücherkarton, den er in den Händen trug, fallen und dem Quieken folgte ein Schmerzensschrei. "Verdammt.", knurrte er und tastete sich durch die Dunkelheit zur Treppe hin, doch in der Schwärze übersah er die erste Stufe. Eine Sekunde später fand er sich auf dem Boden wieder. Er rappelte sich hoch und seine Hand glitt suchend durch die Dunkelheit. Endlich fand er eine glatte Stelle unter seinen Fingern. Auf allen Vieren kroch er nun die Treppe hinauf und als er oben angekommen war, entdeckte er auch tatsächlich den Lichtschalter. Ordnungsgemäß wurde dieser auch betätigt, doch gar nicht ordnungsgemäß gab es nur ein kurzes Flackern, woraufhin wieder pechschwarze Dunkelheit herrschte. Joey setzte sich vor Schreck erst mal hin. "Ich möchte etwas anmerken: Scheiße!", murmelte er und kraxelte die Treppe wieder hinunter. Dies hier war doch ein Keller und in jedem ordentlichen Keller gab es eine Taschenlampe oder zumindest Kerzen und Streichhölzer. Doch seine klägliche Suche wurde sehr bald durch einen Karton beendet, der seinen Platz ja unbedingt behaupten musste und ihn zu Boden schickte. "Ach verdammt, so wird das nichts.", grummelte der Junge und blieb auf dem steinharten Boden sitzen. Plötzlich raschelte etwas neben ihm. Joey quietschte erschrocken auf. Dann war es wieder still, zu still für den Geschmack des Blonden. Fahrig sah er sich um, versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Sein Atem ging schneller, Joey hatte das Gefühl kaum noch Luft zu bekommen. "Ganz ruhig, Junge.", sprach er sich selber Mut zu und er atmete tief durch. Der junge Mann streckte die Hände aus, bekam einen Karton zu fassen und hielt sich daran fest. Ihm war schlecht, er fühlte sich eingeengt, es war, als schließe sich eine Faust um seine Lunge und hindre ihn am Atmen. Seto ging in den ersten Stock, sein Weg führte ihn in sein Arbeitszimmer. Er fuhr den Lap Top hoch und begann an dem Geschäftsbrief für Mister Ryder zu arbeiten. Es klopfte. „Herein.", ließ er beiläufig fallen, mehr gelangweilt als interessiert. Das leise Klappern auf dem Laminatboden verriet ihm, dass seine Hausärztin gerade den Raum betreten hatte. Seto hob den Blick und fast sofort fiel ihm die neue Frisur der jungen Frau auf. Die langen Haare waren ab, sie trug jetzt eine schicke Kurzhaarfrisur, Doch wenn sie jetzt glaubte, er würde auch nur ein Wort über ihr verändertes Aussehen verlieren, täuschte sie sich. "Sie hatten mich angerufen, Kaiba-san?", flötete sie und zwirbelte wie nebenbei eine blonde Strähne. "Ja, schnappen Sie sich Joey und untersuchen Sie ihn noch einmal. Er hat ein paar Narben auf dem Rücken, die mir nicht gefallen.". Dr. Jazuna grinste breit. "Machen Sie sich etwa Sorgen um ihn?". Kaiba sah auf. "Nein, aber ich kann es mir nicht leisten, wenn er noch mal krank wird.". Dr. Jazuna nickte und drehte sich um. Seto sah ihr nach und plötzlich glaubte er, seinen Augen nicht mehr trauen zu können. Doktor Jazuna sah von hinten mit der neuen Frisur, dem T- Shirt und den Jeans haargenau wie Joey aus. "Warten Sie, waren Sie schon vorhin hier oben?", fragte er ihm Aufstehen. Die Frau drehte sich um. "Ja, warum?". "Vorhin stand die Kellertür offen und da ich Joey hier oben vermutete, habe ich die Tür wieder abgeschloßen. Ich habe aber Sie und Joey wegen ihrer neuen Frisur verwechselt.", berichtete er knapp. Die blonde Frau lächelte. "Sie haben meinen neuen Haarschnitt doch bemerkt.", freute sie sich, doch dann erkannte sie den eigentlichen Kern der kaibaischen Aussage. "Oh, dann haben Sie Joey-kun eingeschloßen.". Die Beiden gingen hinunter und Dr. Jazuna öffnete die Tür. Der Versuch Licht zu machen endete mit anhaltender Dunkelheit. "Kurzschluss.", murmelte sie. "Taschenlampe?". Seto sah sie ratlos an und zuckte die Schultern. Woher sollte er wissen, wo in diesem Haus eine Taschenlampe war? Die Frau seufzte, ging in die Küche und hatte nach zwei-drei Handgriffen eine Taschenlampe hervorgezaubert. Nun stieg sie in den Keller hinab. Seto folgte auf dem Fuss, um auch etwas zu sehen. "Joey-kun?", rief die Ärztin und ließ den Lichtkegel herumfahren. Plötzlich fiel das Licht auf den Jungen, der zusammengekauert zwischen ein paar Kartons hockte. Dr. Jazuna ging auf ihn zu. "Joey?". Der junge Mann zuckte zusammen. "Die Wände. Sie kommen immer näher. Sie stürzen auf mich ein. Nein!", murmelte er wie in einem Singsang. Die Frau legte ihre Hand auf Joeys Schulter. Dieser schrak so heftig zusammen, dass Doktor Jazuna zurückwich. Der Blonde machte sich ganz klein und schrie auf: "Bitte nicht! Nein, ich habe nichts getan. Bitte tu mir nichts.". Die junge Ärztin warf einen Blick zu ihrem Arbeitgeber, der hilflos hinter ihr stand. "Joey, ich bin es, Doktor Jazuna. Hörst du mich?", fragte sie ganz ruhig und sanft. Der Junge fuhr herum und schnellte hoch. "Ich muss hier raus!", schluchzte er und schubste die Ärztin aus dem Weg. Kaibas Hand schnellte hervor und packte Joeys Arm. Dieser schrie in Panik auf und versuchte sich loszureißen. Doch Seto ließ sich nicht erweichen. Laut schluchzend sank Joey auf die Knie. "Bitte, tu mir nicht weh.", krächzte er. "Lassen Sie ihn los!", zischte Doktor Jazuna und hockte sich zu dem Jungen. "Es ist alles gut, Joey. Komm, wir gehen hier raus.". Sie zeigte ihm die Taschenlampe. Joey hob die weit aufgerissenen Augen und nahm die Lampe, den Blick fest auf das Licht gerichtet, ganz so, als wollte er alles in sich aufsaugen. Die Ärztin nahm seine Hand und führte ihn die Treppe hinauf. Seto folgte mit hochgezogener Augenbraue. Nun saß Joey wie ein Häufchen Elend auf einem Terassenstuhl und atmete tief die frische Luft ein. Seine Hand war immer noch schraubenstockähnlich um die Taschenlampe geklammert. "Fühlst du dich ein wenig besser, Joey-kun?", fragte Dr. Jazuna sanft. Der Blick des Blonden war immer noch steif, die Pupillen groß, die Steinplatten schienen besonders interessant. Dennoch nickte er ganz leicht, unmerklich. Die Ärztin setzte sich ihm gegenüber. Joey hatte die Hände im Schoß gefaltet und wippte leicht vor und zurück. Seto war in der Tür stehen geblieben, am Rahmen gelehnt. Sein Butler sah so zerbrechlich aus. Sonst so stark und voller Tatendrang, doch auf einmal, als könnte er jeden Moment von einem Turm springen. Das Feuer aus den Bernsteinen war verschwunden, sie waren trüb und traurig. "Erzählst du mir bitte was passiert ist, Joey?". Der Angesprochene hob den Blick und öffnete langsam den Mund. "Ich habe im Keller aufgeräumt und plötzlich ging das Licht aus. Ich bin die Treppe hoch, aber die Tür war zu. Das Licht ging auch nicht mehr an. Ich... die Dunkelheit und es... war so eng.", seine Stimme wurde immer leiser und brach am Ende ganz weg. Doktor Jazuna warf Kaiba einen barschen Blick zu. Immerhin hatte dieser den Keller abgeschloßen, ohne sich zu vergewissern, ob dieser leer war. Doch der Brünette zuckte die Schultern. "Hier draussen ist alles okay, Joey-kun. Hast du Angst vor der Dunkelheit?". Der Angesprochene nickte wieder. Die Ärztin legte ihre Hände auf die bebenden Hände des Jungen. Das Zittern breitete sich über ihre Arme aus. "Und das mit der Enge, hast du das manchmal?". Erneut das zaghafte Nicken. "Ich krieg dann keine Luft mehr und die Wände kommen immer näher. Ich höre dann seine Schritte, rieche wieder diesen ekligen Gestank. Verdammt, ich will das alles nicht mehr.", der junge Mann drückte die Hände an seine Ohren, kniff die Augen zu und schüttelte den Kopf. "Joey-kun, beruhige dich bitte. Du bist nicht mehr in dem Keller, hier ist Licht.". Der Blonde blinzelte hoch und nickte. "Sie haben Recht, Doktor.". Er straffte die Schultern und schloß noch einmal kurz die Augen. Schnell huschte sein Blick über die Armbanduhr. "Schon so spät? Ich muss noch das Abendessen machen. Entschuldigen Sie mich, Doktor?", er fand zu seinem charmanten Lächeln zurück. Die Blonde nickte. Joey stand auf. "Ihre Haare sehen toll aus!", damit verschwand er im Haus, doch plötzlich drehte er sich um und kam beschämt grinsend zurück. Er stellte die Taschenlampe auf den Tisch und machte das Peace-Zeichen. Er stürmte in das Haus, als er an Seto vorbeikam, warf er ihm einen irgendwie schamhaften Blick zu. Doktor Jazuna lachte laut, doch dann wurde sie wieder ernst. "Er verdrängt seine Angst, er will sich ablenken.", meinte sie. Seto verschränkte die Arme, sah halb in das Wohnzimmer. "Also hat er Angst vor der Dunkelheit und Klaustrophobie.", fasste er zusammen. "Wollen Sie mir meine Arbeit abnehmen, Kaiba-san?", lachte die junge Ärztin, schrieb dann jedoch etwas auf einen Zettel. "Joey hatte schon einmal so etwas.", dachte der Brünette laut. Doktor Jazuna sah auf. "Wirklich? Erzählen Sie?". Kurz fasste Seto den Abend, als Joey auf seinen Balkon gestürmt kam, zusammen. "Die Narben, die Sie erwähnten, sind mir schon aufgefallen, als ich ihn wegen der Angina untersucht habe. Könnten von Straßenkämpfen stammen. Dann müsste er aber sehr viele davon gehabt haben oder aber er wurde zwei- dreimal fast bis zum Tode geprügelt.". Dr. Jazuna malte kleine Blumen an den Rande ihrer Notizen. "Was wissen Sie eigentlich über Joey?". Ihre grünen Augen schienen ihn zu durchleuchten. Seto strich sich einmal kurz durch die Haare. "Nicht viel. Er hat eine ganze Weile auf der Straße gelebt, liebt Musik und Sport.", fasste er zusammen. "Das ist echt spärlich. Und seine Familie? Was ist mit der?", bohrte die junge Ärztin nach. Der Brünette zuckte die Schultern. "Wüsste ich nichts von.". "Schade, ich glaube, da lassen sich viele Antworten finden. Warum sollte er sonst auf der Straße gelebt haben?". Seto nickte und sah zu, wie Doktor Jazuna aufstand. "Ich muss los. Ein paar Therapiestunden wären gut für Joey. Ich lasse mir etwas einfallen, Seto- ähm, ich meine, Kaiba-san.". Der Angesprochene nickte und machte sich dann wieder an die Arbeit. Als er den Brief an Mister Ryder per Mail abschickte, kam ihm eine Idee. Seine Finger flogen nur so über die Tasten. Etwa zehn Minuten später wurde er fündig. Die Hand griff zum Telefon, die Nummer wurde eingetippt. "Guten Tag. Seto Kaiba. Ich bräuchte eine Information über ihren ehemaligen Schüler Joey Wheeler. Ja? Danke. Mhm, alles klar, ja. Gut, vielen Dank.". Er las die Notiz abermals. Sein Butler hieß also mit vollem Namen Joseph Jay Wheeler. Wie klangvoll! Und anscheinend lebte er zu Grundschulzeiten in der Nähe von Odaiba. Auf das Klappern der Tastatur folgte wieder das Wählen einer Nummer. Doch das Gespräch war relativ kurz. Joeys Familie war also umgezogen, kurz nach dem Eintritt des Sohnes in die Mittelstufe. Wieder suchte er im Netz nach der schon einmal vorhandenen Website. Namen wechselten sich mit Daten, damalige Klassenfotos gaben sich mit den Bilder von Festen die Hand. Die blauen Augen weiteten sich mit einem Mal interessiert. Eine Fotographie baute sich vor ihm auf. Er erkannte den Blonden sofort, dieser hatte sich zu damals kaum verändert. Dasselbe breite Grinsen. Der Junge kappelte sich spielerisch mit einem anderen. "Tristan Taylor" stand neben Joeys Namen unter dem Bild. Eine neue Seite wurde geöffnet, das elektronische Telefonbuch gab ihm für den Namen Taylor eine Adresse und Telefonnummer heraus. Joey blickte verwundert aus der Küche, als Seto im Flur den Mantel anzog. "Musst du noch mal weg, Master?". Der Brünette nickte. "Ja, aber ich denke, dass ich bald wieder da bin.". Joey runzelte die Stirn. Warum hatte Seto ihn so komisch angesehen? Er zuckte die Schultern, Seto schaute oft komisch. Er trocknete sich die spülwassernassen Hände ab und wandte sich wieder dem Herd zu. Seto lenkte den Porsche Richtung Innenstadt. Zur Rush Hour floss der Verkehr zäh vor sich hin. "I got stepped into your mind, body, soul!", murmelte er vor sich hin, als er aus dem Wagen stieg. Er läutete. "Ja?", fragte eine ältere Frau, die ihn durch den Türspalt anlugte. "Ich suche Tristan Taylor.". Die Frau beäugte ihn kritisch und auch ängstlich seine Sonnenbrille und seinen, diesmal schwarzen Mantel. "Hat er etwas angestellt?", fragte sie beinahe panisch. Seto schüttelte den Kopf. "Nein, keine Sorge. Könnten Sie mir sagen, wo ich ihn finde?". Sie schien erleichtert. "Auf der Arbeit, ich schreibe Ihnen die Adresse auf. Aber bitte glauben Sie mir, Tristan ist ein guter Junge, seine wilden Zeiten sind vorbei.". Seto nickte beschwichtigend. Dem Zettel folgend kam er zehn Minuten später vor " Shiyu`s Bikerstore" an. Er betrat den Laden und wurde von dem Besitzer in den Hinterhof geschickt. Dort kniete ein junger Mann mit einer punkähnlichen Frisur vor einem Motorrad und schraubte mit verzücktem Gesicht daran herum. "Taylor?", fragte Kaiba und blieb neben der Maschine stehen. Der Brünette hob den Blick und anschließend den gesamten Körper. "Ja?". "Ich wollte Sie etwas fragen.". "Schieß los.", meinte der junge Mann und wischte sich etwas Schmieröl von den Händen. "Ich brauch ein paar Infos über Joseph Wheeler.". Tristans Augen wurden größer. "Joe? Joey Wheeler?". Kaiba nickte ungeduldig. "Gott, von dem hab ich ja ewig nichts mehr gehört.". "Du warst mit ihm in der Grundschule.". Tristan kratzte sich am Kopf, doch achtete dabei anscheinend penibel darauf, die Frisur nicht zu beschädigen. " Ja, mal kurz. Und dann am Ende der Mittelschule waren wir noch mal zusammen in einer Klasse.". "Ja, richtig. Und ich will wissen, ob du weißt wo er wohnt.". Der Brünette mit dem seltsamen Beil auf dem Kopf, was dieser wahrscheinlich liebevoll Frisur nannte, sah ihn mit einem schwer zu deutenden Blick an. Zögerlich nickte er. "Zumindest wo er bis vor drei, vier Jahren gewohnt hat.". Kaiba wäre dem anderen am liebsten mit beiden Füßen ins Gesicht gesprungen, doch da das auf Grund der Schwerkraft relativ unmöglich war und sein gehobenes Niveau, sowie sein Stolz es nicht zu ließen, verwarf er den Gedanken. Und doch... dieser Taylor, oder wie auch immer dieser Kerl hieß, nervte! Warum ließ er sich nur jedes Wort aus der Nase ziehen?! Sein Gegenüber, eben jene genannte Nervensäge, schien in Gedanken weit weg zu sein. "Es wäre... vielleicht nicht das Beste dorthin zu gehen.", sagte der Brünette nach einiger Zeit des Schweigens. Kaiba runzelte die Stirn. "Warum?". -------------------------------------------------------------------------------- Tja, warum wohl? Was weiß der junge Tris, was ihr noch nicht wisst? Lasst euch überraschen. Heal, eure Swaja Kapitel 22: Déjà-écouté ----------------------- Halli hallo ihr Lieben 207 Kommentare... ihr seids net ganz gescheit, oda? VIELEN DANK! * beinahe heul* * Sekt ausgeb* * alkoholfreien für mich und alle anderen Antialkoholiker aufmach* * Glas heb* Zum Anstoss! Ich danke euch. Allen, jedem einzelnen! Asuka-ichan: Du kommst natürlich an erster Stelle, meine große Kleine. Wer hätte gedacht, dass das was als Weihnachtsgeschenk für dich entstand, mal so groß wird. Ich hoffe, du freust dich genauso wie ich. Immerhin gejört die FanFic ja immer noch dir.^^ Danke vielmals für alles. *kiss* Kumagoro-kun: Leider bist du nicht mehr so oft im Netz, aber deine Kommis hab ich immer geliebt. Danke. *knuddel* Heiji-chan: Hi, Süße. Auch wenn du dir immer Zeit lässt, beim Lesen, du genießt meine Geschichten, oder? Danke. *knuddle* neiiko: Eine meiner treusten Kommi-Schreiber, ich hoffe, du hast noch lange Spaß an meinen Stories. Danke. *knuddel* beddl-cat: Na, mein Katzel? Lange nix mehr von dir gehört. Ich hab dich trotzdem ganz doll lieb. Danke. *knuddel* LaVääRlI: Neu dabei, aber schon sehr fleissig. Danke für all deine Kommis. *knuddel* Sammy 5522: Du hast zwischendurch deinen Namen geändert, oder? *verwirrt desu* Egal. *knuddel* Danke! MuckSpuck: Ich find deinen Namen herrlich.*grins* Und deine kurzen Kommis waren immer prägnant. Thank you. *knuddel* Trini-chan07: Mit dir hab ich mir ja einen richtigen Otaku an Land geholt, hm? *smile* Ich hoffe, du hast noch lange Spaß, an meinen Geschichten. Danke. *knuddel* Saphiera: Der einzigste Mann in der Runde, oder hab ich mich verguckt? Ich fühle mich geehrt. Danke. *knuddel* furuba-fan: Meine kleine Lieblings-Lisa.^^ Danke für all dir super Kommis. Und nochmal herzlichen Glückwunsch: Du hast das 200. Kommi hinterlassen. Applaus! Danke vielmals. *umarm* LindenRathan: In dir seh ich irgendwie immer einen besonders edlen Kritiker, frag mich nicht wieso. Danke für alles. *umarm* _-PsYcHoBeLLa-_: Dein Nick ist schwierig zu schreiben. *grins* Ich hoffe, du bleibst am Kommi-Ball!^^ Danke! *knuddel* -DevilsAngel-: *verneig* Na du? *smile* Danke für deine lieben Kommis. *knuddel* dead_spirit: Lilli!!! *freu* Ich freue mich super, dass du hier kommentierst, realkontakte sind doch immer wieder was feines. Danke für alles. *kiss* Pancratia: Auch neu dabei, ich hoffe, ich kann dich weiterhin erfreuen. Danke. *knuddel* Yuki_Byakko: Auch deine Kommis haben mich sehr gefreut. Dankü! *knuddel* _Ritsuka-chan_: Ich find es immer wieder schön, wenn du mir Kommis schreibst, da ich ein großer Fan deiner Dogs Life bin und es mich ehrt, dass du auch bei mri liest. Danke! *verneig* *knuddel* Moehre: Auch ein cooler Nick.^^ Woher kommt der? Danke für alles. *knuddel* Hiromi2: Hast du keine Lust mehr zu Lesen? Danke rotzdem. *knuddel* sugalein: Auch suga scheint verschollen. Danke für deine lieben Kommis in der Anfangszeit. *knuddel* mausal: Meine Süße!!! Ich hab dich ganz doll lieb, danke für deine Kommis. *knuddel* Innana: Auch ein schöner Spitzname. Danke für alles. *knuddel* Schreiberling: Deine Kommis mag ich sehr, sie kritisieren auch mal, das find ich gut. Danke. *knuddel* Engelchen_Fynn: Du magst die Taitos lieber, hm? Danke trotzdem . *knuddel* fukuyama: Natürlich war die Textstelle mit dem " Fukuyama" damals eine Hommage an dich und deine schönen langen Kommis. Danke dafür. *knuddel* Etwas: Oder auch Nancy-chan, right? Danke für all deine lieben Kommis. *knuddel* Currywurstbrot: Noch so ein geiler Nickname. *grins* Danke für deine Kommis. *knuddel* yumata: Auch lange nichts mehr voneinander gehöt, hm? Danke. *knuddel* LorddesWEstens: Auch bei dir denk ich an einen edlen Kommischreiber, liegt vielleicht am L. *Am Kopf kratz* Danke für alles. *umarm* salud01: Na, Schnecke? Ich weiß, dass JoSe nicht so dein Thema ist, trotzdem vielen lieben Dank für all deine Kommis. *niederknuddel* Viebi_Lucifer: Auch lange nichts gehört, danke für alles. *knuddel* So, nun aber genug gequatscht, viel Spaß mti dem nächsten Kapp. -------------------------------------------------------------------------------- 22. Kapitel: Déjà-écouté Mit einem ernsten Ausdruck in den eisblauen Augen stieg Seto aus dem Porsche. Dies war eine der miesesten Gegenden, die er jemals gesehen hatte. Alte Plattenbauten mit eingeschossenen Fenstern ragten gespenstisch in die Höhe. Hungrige Katzen strichen um umgefallene Mülleimer, streunende Hunde schlapperten Wasser aus dreckigen Pfützen. Und von hier sollte sein Butler stammen? Kaum vorstellbar. Ein letzter Blick fiel auf den Porsche. Ihm war es nicht ganz geheuer, den teuren Wagen hier stehen zu lassen. Dennoch, er würde eh nicht lange brauchen. Nummer Drei, Nummer Drei... ah, da war sie ja! Die blauen Augen flogen über die halbvergilbten Namensschilder. Iwanov, Tameshi, Decirin... Wheeler! Wenn die Reihenfolge der Schildchen mit jener der Stockwerke übereinstimmte, dann wohnte er im zweiten Stock. Mit regungsloser Miene und ernsten Augen stieg er die vermüllten Treppen hinauf. Dem Klingeln an der Tür folgte eine so lange Stille, dass sich Seto schon wieder umdrehte, als jedoch ein quietschendes Geräusch hinter ihm seine Aufmerksamkeit erregte. Er sah sich Auge in Auge mit einem Mann in den mittleren Vierzigern. Die wässerig-dunklen Augen blinzelten verengt aus den Höhlen, tiefe Augenringe zeugten von durchzechten Nächten. Die kuren, straßenköterblonden Haare standen wild in alle Richtungen ab. Ein strenge Geruchmischung von Schweiß, Müll und Alkohol lag in der stickigen Luft. "Häh?", war die sehr intelligente Begrüßung des Mannes, während dieser seinen, unter dem wahrscheinlich mal weißem Hemd verborgenen, Bierbauch kratzte. "Sind Sie Jay Wheeler?". Der Mann in den dunkelgrünen Tarnhosen sah auf. "Was woll`n Se?", nuschelte Mister Wheeler und gähnte ungehemmt. "Mit Ihnen über ihren Sohn reden.". Wieder ein Blick, diesmal ein zorniger. "Ich habe keinen Scheißsohn.". Man hörte den amerikanischen Akzent deutlich heraus. Seto drängte sich an dem Mann vorbei in die, nennen wir es mal gepflegt zum besseren Verständnis einfach, Wohnung. Überall standen und lagen Flaschen herum, die bestimmt kein Wasser enthielten. "Verschwinde aus meiner Wohnung, Alter!", keifte der Mann und allein das letzte Wort gab Seto ein so starkes Déjà-vu, oder eher ein Déjà-ècouté ( für alle Nicht-Franzosen: Schon mal gehört), dass er herumschnellte. "Nein, Alter!", die Bezeichnung betonte er besonders. "Ich will wissen, was du damals mit deinem Sohn Joseph gemacht hast!". Die braunen Augen, die ihm so bekannt waren und mit dem matten Schimmer doch so fremd, funkelten ihn böse an. "Das geht doch überhaupt nichts an!". Joey stieg die Treppe hinauf. Vorsichtig öffnete er die Tür zu Setos Arbeitszimmer. Während er die oberen Aktenregal abstaubte, vernahm er ein seltsam surrendes Geräusch. Nach gründlicher Ortung fiel das Ergebnis eindeutig aus: der LapTop! Seit wann war sein, ach so, perfekter Chef so nachsichtig und ließ sein Allerheiligstes laufen? Kurz kämpfte er mit seinem Gewissen, doch die übergroße Neugier in ihm siegte, wie so oft. Doch als er die Seite sah, die der Computer anzeigte, stutzte er. "Chikuso!", fluchte er und machte auf dem Absatz kehrt. Seto ließ den Blick schweifen. Kein Wunder, dass Joey abgehauen war! Überall, in jeder möglichen und unmöglichen Ecke, standen oder lagen Flaschen herum, Müllsäcke stapelten sich in einer Ecke und in der Küche tanzten die Fliegen Polka. "Wenn Sie mir nicht sofort erzählen, was damals mit ihrem Sohn passiert ist, ruf ich die Polizei. Es ist ihre Entscheidung.", mit diesen Worten wollte der Brünette sich siegessicher lächelnd umdrehen, als ihm plötzlich ein heftiger Schmerz im Hinterkopf die Luft und die Sinne raubte. Er sah seine Umgebung vorbei sausen und hörte nur noch die Worte "Und so lautet meine Entscheidung", bevor er hart auf dem Boden aufschlug. Der anschließende Schlag in die Seite lie? ihn entgültig in tiefer Schwärze versinken. Es war ruhig. Nur das leise Vogelgezwitscher drang zu ihm heran. Er fühlte sich, als würde er aus einem langen Winterschlaf erwachen. Sein Kopf war leer, ein ekliges Gefühl, als wäre er ausgesaugt, nahm von seinem Körper Besitz. Schleppend öffneten sich die saphirblauen Augen. Wo war er? Und warum fühlte er sich wie dreimal durch den Fleischwolf gedreht? Die typische Kaiba`sche Gelassenheit half ihm erst einmal die Ruhe zu bewahren. Er kannte dieses Zimmer, es war, er blinzelte überrascht, sein Schafzimmer! Ein Hand langte nach oben und ertastete rauen Stoff zwischen den brünetten Strähnen. Plötzlich grummelte sein Magen. Seto keuchte. Sein Magen brachte ihn bald um. Ein Geräusch an der Tür erregte seine Aufmerksamkeit. Ein blonder Kopf streckte sich ins Zimmer hinein. "Ah, gut, Sie sind wach, Kaiba-san.". Doktor Jazuna kam mit einem erleichterten Lächeln in das Zimmer. Der Angesprochene setzte sich auf, doch ein zuckender Schmerz in seiner Magengegend ließ ihn zusammen zucken. Die Ärztin setzte sich zu Seto auf die Bettkante. "Wie geht es Ihrem Kopf und Ihrem Magen?". Aus blauen Augen wurde ihr ein ungnädiger Blick zu geworfen. "Besch...eiden wäre geprahlt.", knurrte er. " Was ist passiert?". Die blonde Frau stand auf und sah aus dem Fenster. "Joey rief mich aus dem Krankenhaus an. Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung durch einen Schlag auf den Kopf und einen leichten Riss in der Magenschleimhaut. Ich konnte den Ärzten versichern, Sie hier gut zu versorgen, deswegen konnten wir Sie gleich wieder mit nach Hause nehmen.". Seto betrachtete die Bettdecke. Krankenhaus? Joey? Er konnte sich nicht erinnern, wie er ins Krankenhaus gekommen war. "Was ist mit Joey?", wollte er wissen. Warum hatte der Blonde ihn ins Krankenhaus gebracht? Dr Jazuna sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an. "Er meinte nur, dass er Sie gefunden und ins Krankenhaus gebracht habe. Joey- kun hat sich anscheinend sehr für Sie eingesetzt.". "Wie meinen Sie das?". "Er sieht aus wie ein gerupftes Huhn.", mit diesen Worten wandte sie sich zur Tür. "Wir haben ihn.", meinte die Blonde mit einem vielsagenden Augenaufreißen und verschwand aus der Tür. Seto ließ sich leicht zurück fallen. Joeys Vater. Wenn man ihn überhaupt als solchen bezeichnen konnte. Dieser Mann, dieses Individuum musste dafür verantwortlich sein, dass Joey solch ein Trauma hatte. Mister Wheeler war brutal, dass hatte Seto am eigenen Leib zu spüren bekommen. Der Brünette ballte die Hand zur Faust. Wenn Joey diese Schmerzen täglich zu spüren bekommen hat... Er schlug die Decke zurück und öffnete den Schrank. An den Innentüren hingen zwei mannshohe Spiegel. Die langen Finger schlossen sich um die Knöpfe des weißen Pyjamaoberteils. Darunter kam ein verband zum Vorschein, wahrscheinlich als Stütze angebracht. Er fühlte sich, als wären mindestens noch drei Rippen gebrochen. Das Oberteil flog auf das Bett, die Hose folgte kurz danach. Der geübte Handgriff ging in das Fach der schwarzen Pullover. Er nahm den obersten von fünf Teilen und zog ihn über. Der dünne Stoff legte sie wie eine zweite Haut. Nun drückte zwar der Verband ein wenig, aber das störte ihn kaum. Er fuhr sich kurz mit der Hand durch die Haare und verließ, nach dem er eine ebenfalls schwarze Hose angezogen hatte, das Zimmer. Die Treppen in das Erdgeschoss quälten seinen Magen mit jeder Stufe. Wenn er nicht noch so jung wäre, könnte man glatt über einen Sessellift nachdenken. Seto vernahm ein Klappern aus der Küche. Da die Tür halb offen stand, hatte er einen guten Blick auf seinen Butler. Er erschrak bei dessen Anblick. Der Blonde sah aus, als hätte sich ein Laster auf den Fußweg erfasst und den Jungen erfasst. Ein Pflaster klebte mitten auf der Wange, ein Veilchen machte den Anblick des verschrammten Gesichts auch nicht schöner. Die Hände waren verbunden und er bewegte sich langsam, wie unter Schmerzen. Da kamen ihm seine Probleme beinahe lächerlich vor. Beinahe, wie er hinzusetzte, als er in dei Küche trat. Er stellte sich leise hinter Joey. "Morgen.". Erschrocken wirbelte der Blonde herum, mit aufgerissenen Augen und offenem Mund. Der Teller, der sich vor kurzem in Joeys Hand noch sicher gewiegt hatte, segelte nun zu Boden und zerschellte. Eine kurze, erschrockene Stille schwebte im Raum. Joey wurde schlagartig rot und kniete sich hin. Er sammelte die Scherben auf und murmelte eine Entschuldigung. Seto lehnte im Türrahmen, war zwar nicht besonders angenehm, aber sah gut aus, und sah auf seinen Butler hinab. Dann beugte er sich vor und legte eine hand auf Joeys Schulter. Unter seine Fingern zuckte der Junge zusammen und schaute gehetzt auf. "Seto?", fragte er leise, es klang kaum mehr wie Sprechen, eher wie Fiepen. Der Brünette zog leicht an Joeys Shirt, was diesen dazu bewegt aufzustehen. Bevor der Blonde wusste, wie ihm geschah, spürte er die Arme seinen gegenüber in seinem Rücken und den leichten Zug, der ihn an Seto drückte. Die Abendsonne schien leicht auf den Halbmond unter dem Fenster. Joey presste sich unwillkürlich näher an die warme, feste Brust. An den geschlossenen Lider schmuggelte sich eine Träne vorbei. Seto lockerte die Umarmung ein wenig und strich den nassen Tropfen von der Wange seine Gegenüber. Sein Blick wurde jedoch finster, als er das breite Pflaster ihr sah, den blauen Bluterguss, die Kratzer, die traurigen Augen. Dieser Anblick machte in unsagbar wütend. Und traurig. Joey drehte sich weg. "I-ich hab noch zu arbeiten.", stotterte der Blonde und wandte sich zum Spülbecken. Zitternd nahm er einen weiteren Teller zur Hand, der, Wissens um das Schicksal seines Vorgängers, sich sicher auch nicht wohl fühlte. "Willst du ihn in Schutz nehmen?", kam es urplötzlich von Seto. Die überraschten, braunen Augen starrten ihn an. Der junge Firmenleiter nahm die bandagierte Hand seines Angestellten und wickelte den Verband ab. Die langen Finger strichen über die verletzte, abgeschürfte Haut. Frischer Kratzer, Wunden der Treue, die sich über die blasse Hand zogen und sich in einem unschönen Kontrast dazu abhoben. Die bernsteinfarbenen Augen sahen zur Seite. "Oder willst du Schmerzen spüren?", fragte Seto ausdruckslos, zog den Arm zu sich und tauchte die ungeschützte Hand in das, mit Spülmittel angereicherte, Wasser. Schmerzvoll zog Joey die Luft ein und ließ sie zischend wieder entweichen. Er riss sich los, wirbelte herum und holte zur Ohrfeige aus. Doch abermals griffen Finger stark um seine Handgelenke, hielten ihn fest und zurück. "Glaubst du wirklich, ich will das? Was glaubst du warum ich auf der Straße gelebt hab?", zischte der Jüngere wütend, die Augen glommen förmlich von Feuer. "Endlich leben deine Augen wieder.", er zog ihn an sich. "Erzähl mir warum.". Knurrend wand Joey sich aus der Umarmung. "Du weißt doch alles, du warst da!". Seto fasste sanft das Kinn des Blonden und zwang ihn so in seine blauen Augen zu sehen. "Ich weiß nichts, er hat mir nichts erzählt. Ich wollte ihn zur Rede stellen, doch er hatte schlagkräftige Argumente dafür, dass ich ihm auf die Nerven gehe. Wie du siehst.". Joey sah leicht auf. In seinem Blick mischten sich die Suche nach Verzeihung, Mitleid, Wut und Trauer. Sein Mund öffnete sich langsam. -------------------------------------------------------------------------------- Ja, der schlagwütgie Vater. Und ich werde ihn trotzdem immer wieder benutzen.^^ Auch der Kommi-Kasten bedankt sich für gute Pflege. Und hey, alsst uns die 300 anstreben! Heal, eure Swaja Kapitel 23: Seelentor --------------------- Halli hallo Leute Hey, hey, endlich mal ein neues Kapitel von Walk on the egde. Hatte heute nachmittag Langeweile und hab mich deshalb einfach mal dran gesetzt. Ich bin etwas unzufrieden, ich hoffe, ihr könnt meine Sorgen zerstreuen. Viel Vergnügen. Eure Swaja -------------------------------------------------------------------------------- 23. Kapitel: Seelentor Joey seufzte leicht und drehte den Kopf, um seinem Gegenüber nicht mehr in die Augen sehen zu müssen. "Es... tut mir leid.". Der Brünette trat von seinem Butler zurück und verschränkte die Arme vor Brust. "Er sagte mir, dass er keinen Sohn habe.". Ein freudloses Lachen war die Antowrt. "Ja, das hätte er wohl gerne. Auch mir wäre es lieber ich hätte keinen Vater.". Der Jungmilliardär schüttelte leicht den Kopf. Joey machte im Moment total zu, er hatte das Gefühl, dass sich das Innere seines Angestellten immer mehr verschloß. Doch er war nicht soweit gekommen und hatte sich auch noch verprügeln lassen, um jetzt aufzugeben. Immerhin existierte dieses Wort nicht in seinem hirneigenen Wörterbuch. Er trat einen Schritt nach vorne, doch zog zischend vor Schmerz die Luft ein, als sich die Muskeln um seinen Bauch krampfartig zusammen zogen. Doch bevor er zu Boden gehen konnte, hatten ihn zwei Hände gepackt und hielten ihn sicher. Seinen Oberkörper stützend geleitete Joey ihn in das nahegelegene Wohnzimmer auf die Couch. Der Butler wollte gerade wieder aufstehen, nachdem Seto sich hingelegt hatte, doch dieser griff nach der Hand seines Gegenüber. "Bleib hier!". Joey sah ihn nicht an. Er hatte das Gesicht abgewandt, doch ein leichter Zittern übertrug sich von seinem Handgelenk auf den auf der Couch- Liegenden. Seto zog leicht an dem Arm, sodass der Blonde sich neben ihn setzte. "Sieh mich bitte an.". Ein Kopfschütteln war die Antwort, beinahe nur an dem Wippen der Haarspitzen zu erkennen. Der Blauäugige senkte den Blick und ließ die Luft leise zwischen seinen Zähnen entweichen. Manche Leute konnten aber auch stur sein. "Und warum nicht? Traust du dich nicht, mir ins Gesicht zu sehen? Ich dachte, du bist so hart im nehmen?". Das Sticheln verfehlte seine Wirkung nicht, doch als er in die bernsteinfarbenen Augen sah, bereute er beinahe, dass er ihn dazu genötigt hatte ihn anzusehen. Es war lange her, dass er so viel Leid, Wut und Trauer in den Seelentoren eines Menschen gesehen hatte, dass letzte Mal bei seinem kleinen Bruder Mokuba, kurz nachdem seine Eltern gestorben waren. Wie versteinert starrte er seinen Gegenüber an. Dennoch hatten diese puren Emotionen etwas unglaublich Schönes an sich. Der Blick seines Bannverursachers wanderte nun von dem Kopfverband zu dem weißen Leinen, das unter seinem Hemd hervorblitzte. Voller Schmerz schloßen sich die Lider über dem Bernstein und holten Seto damit wieder ins Hier und Jetzt zurück. Er drückte kurz auf die weiche Haut, die sich immer noch unter seinen Finger befand, und als hätte er einen verborgenen Mechanismus betätigt, durchfuhr ein Zittern den Blonden. "Ich... ich hab dir doch gesagt, dass du dich aus meinem Leben raushalten sollst. du siehst was dabei herauskommt.". Seto setzte sich etwas auf und änderte den Gesichtsausdruck von leicht geschockt zum Geschäftsmann. "Ich muss mich kundig machen über meine Angestellten. Denkst du, ich habe Lust einen Schwerverbrecher einzustellen? Bei dir habe ich ein Auge zugedrückt, weil du Mokubas Freund bist. Doch einiges an deiner Art hat mich letztendlich doch dazu bewegt, Nachforschungen anzustellen.". Joeys Augen weiteten sich mit jedem Satz mehr und innerlich nickte Seto bereits zufrieden. Der Fisch hatte angebissen. "Tja... und, was soll ich sagen?", er machte ein beiläufige Handbewegung und sah ihn von oben herab an. "Bei so einem Vater, dem Aufwachsen in solch einer Gegend und zusätzlich das nicht gerade sozial zuträglichem Leben auf der Straße glaube ich, dass aus dir nichts anderes werden kann, als ein versoffener Bettler!". Trauer und Leid waren aus den braunen Augen verschwunden, jetzt loderte nur noch die Flamme der Wut. Enttrüstet sprang Joey auf die Beine und war sichtlich so geschockt, dass er erst mal nach Worten ringen musste, bis er dann ausspuckte:"Wie kannst du so was sagen? Ihr reichen Affen seid alle gleich, ihr werft alle in einen Topf!". Beinahe wäre Seto das Argument, dass Joey mit seinem Statement sich eben auf die seleb Stufe gestellt hätte, entwichen, doch er sagte nichts. Endlich hatte er ihn soweit, dass er sprach, nun musste er den Blonden nur noch geschickt in die richtige Richtung lenken. Doch dieser war auch so schon richtig in Fahrt. "Mich kotzt das so an! Immer flog ich aus meinen Jobs, weil ich kein Zuhause, keine Ausbildung und kein Geld hatte! Und alle, die meinen Vater kannten oder wussten, dass ich auf der Straße lebe, steckten mich in die Schläger- und Drogenabhängigen- Schublade. Aber keiner fragt mich, warum ich auf der Straße leb! Und keiner macht sich die Mühe und schaut genauer hin!". Mit einem Mal blinzelte Joey erschrocken. Setos Oberkörper war leicht vorgelehnt, die blauen Augen sahen ihn direkt an. Und dann verliess ein Wort die Lippen des Brünetten, das ihn zurückweichen liess. "Warum?". "Wie, was?", gab er stammelnd zurück und versuchte seine zitternden Beine unter Kontrolle zu bekommen. "Ich möchte wissen, warum du auf die Straße gezogen bist. Warum dein vater so ist, wie ich ihn kennengelernt hab, obwohl das noch nett ausgedrückt ist. Und vor allem möchte ich wissen, wie du es geschafft hast, bei allem was eigentlich dagegen spricht, dass du so ein Mensch wirst, wie du jetzt bist.". Mit allem hatte der Blonde gerechnet, doch damit garantiert nicht. Ein Rauswurf, bekannt. Beleidigungen, bekannt. Doch echte Fragen... Um die Ungewissheit, ob ihn seine Beine noch länger tragen würden, wenn er stehen bliebe, setzte er sich auf den Teppich vor die Couch und umklammerte seine angewinkelten Knie. Seto drängte ihn nicht weiter, Joey sollte von selbst anfangen zu erzählen und nach einer scheinbaren Ewigkeit öffneten sich zitternd die Lippen des Blonden. "Wie du dir aufgrund meines Namens vielleicht schon zusammenklamusert hast, komme ich ursprünglich aus Amerika. Genauer gesagt aus New York.". Seto hob ungesehen eine Augenbraue. Irgendwie passte die chaotische Großstadt genau auf den Blonden. " Jedenfalls lernte meine Mutter, Japanerin auf Geschäftsreise, meinen Vater kennen, sie verliebten sich ineinander und bekamen mich und meine Schwester Serenity.". Bei dem Namen des Mädchens umklammerte er unbewusst das Medaillon um seinen Hals. "Da meine Mutter wieder zurück nach Japan wollte, brach meine Familie nach etwa vier Jahren die Zelte in Amerika ab und zog hierher nach Tokyo. Für meinen Vater war das nicht leicht. Er hatte hier keine Freunde, keine Familie. Die Verwandten meiner Mutter mochten meinen Vater nicht. Jedenfalls kam mein alter Herr mit Japan nicht klar. Er tat sich schwer die Sprache zu lernen und einen Job fand er auch nicht. Für uns wurde es immer schwerer genug Geld zum Leben zu finden. Er wurde unleidlich und irgendwann kühlte die Liebe zwischen meinen Eltern ab und sie trennten sich. Für mich und meine Schwester war das eine harte Zeit. Ich liebe sie wirklich abgöttig und weil sie und Mutter nach Kyoto zogen, sah ich sie kaum noch. Viel schlimmer war eigentlich, dass mein Vater, der gar nicht verstand, warum meine Mutter einen so "tollen" Mann wie ihn verliess, sich in Alkohol stürzte.". Seine Stimme wurde mit einem Mal verbitterter und seine Augen vor Wut etwas dunkler. Sein Gegenüber beobachtete jede Regung ganz genau, um gebenenfalls reagieren zu können. "Tja... und wenn er besoffen war, verlor er komplett die Kontrolle über sich. Jeder kleine Fehler, jedes in seinen Augen falsche Wort brachte ihn auf hundertachzig. Doch richtig schlimm wurde es vor fünf Jahren. Damals waren meine Mutter und meine Schwester auf dem Weg nach Tokyo, um...", er schluckte hart und setzte dann nochmals an. "Um...". Er sah zur Seite, unfähig, dass was ihm auf dem Herzen lag auszusprechen. Er schüttelte den Kopf und fuhr fort. "Jedenfalls... haten sie einen Autounfall. Meine Mutter war sofort tot, doch meine Schwester kam ins Krankenhaus, lebensgefährlich verletzt. Ich schwänzte die Schule, fuhr sofort zu ihr. Selbst mein Vater war da, ausnahmsweise mal nüchtern. Und dort starb sie... in meinen Armen...". Hatte der junge Halb-Amerikaner sich noch zu Beginn seiner Schilderung um eine möglichst ruhige und objektive Erzählweise zu bemühen, um nicht zu sehr von den schmerzhaften Erinnerungen gefangen zu werden, so hatten ihm seine Emotionen doch wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seine Stimme wurde immer leiser, bis sie schließlich erstickte. Er presste die Faust auf seine Lippen, versuchte ein Schluchzen zu unterdücken. Seto ging das Ganze mit einem Mal überraschend nahe. Ansonsten war er abgebrüht, kein Schicksal, dass ihn nicht kalt liess. Er hätte problemlos einer der besten Anwälte oder Kriminologen sein können, da ihn nichts zu nahe ging und subjektiv werden liess. Seine Abgebrühtheit machte der eines Politikers Konkurrenz. Ideale Vorraussetzungen für einen Geschäftsmann. Und doch gab es eines, dass ihn gefangen nahm. Seine Bruderliebe. Und so konnte er den Stich, den es damals in Joeys Herz gegeben haben muss, plötzlich selbst fühlen. Es war ein furchtbarer Schmerz, dem er nicht mal seinem ärgsten Feind wünschen wollte. Trotz seiner momentane Befangenheit merkte der sonst so kühle Logiker, dass Joey ihm wieder zu entgleiten drohte. "Und dann?". Joey sah kurz auf, unwillig weiterzureden, doch dann seufzte er resigniert. "Damit fingen die Probleme erst an. Mein Vater... war außer sich vor Wut. Ab dem Tag an... schlug er mich jedesmal, wenn ihm etwas nicht in den Kram passte. Und das war oft. Bald hatte ich Probleme die Wunden und blauen flecke in der Schule zu verbergen. Doch irgendwie hat es immer geklappt. Zwei Jahre hielt ich dieses Märtyium aus. Ich reagierte mich andersweitig ab, trat einer Gang bei, wurde genauso ein Schläger wie mein Vater, doch ich verprügelte nie Schwächere, nie!", sagte er mit kräftigem Nachdruck. Dann wurden seine Augen dunkler, als er weiter zurückblickte, in die Abgründe seiner Seele. "Das Leben zu Hause war für mich die Hölle auf Erden, doch wo sollte ich schon hin? Kurz nach meinem fünfzehnten Geburtstag eskalierte die Situation. Mein Vater hatte mich wieder einmal geschlagen und wollte mich zwingen, ihm neuen Alk zu beschaffen. Doch in mir stieg die Wut hoch, bis ich explodierte, ihm eine Flasche entgegen schmiss und ihm sagte, dass er mich mal kann. Da tickte mein Vater aus. An diesem Tag schlug er mich beinahe tot. Ich rannte weg, um mein Leben, er verfolgte mich, bis ich aus dem Block war. Wie irr bin ich an dem Tag durch die Straßen gerannt. Das war der Tag, an dem ich Josephine kennenlernte. Sie nahm mich auf und gab mir etwas, dass mir fremd geworden war. Wärme, Geborgenheit und so etwas wie eine Familie. Ich sagte mich von meinem Vater los, dass einzige, was ich weiterzahle, war die Miete.". Gerade wollte Seto sich diese unsinnige Ausgabe erklären lassen, doch Joey sprach bereits weiter und gab ihm somit gar nicht die Chance, nachzuharken. "Natürlich musste ich auch meinen Teil für meinen Schlafplatz zahlen und auch meine kleine neue Familie wollte versorgt sein. Und so suchte ich mir Arbeit. Das war hart, nur mit einem Hauptschulabschluss. Doch eines konnte ich: Hart arbeiten. Deswegen bekam ich immer irgendwas. Doch um legal Lohn zu bekommen, brauchte ich eine Adresse, teilweilse war ich zu jung, doch auch mit sechszehn fehlte mir die Anschrift, deshalb blieb ich nie lange an einer Arbeitsstelle. Die Luft wurde immer dünner, kaum noch atmenswert. Das ist der Grund warum ich die Straßenmusik als Ausweg nahm.". Damit schloß der Blonde seine Lippen und nach seiner Miene zu urteilen, würde er sie auch für längere Zeit nicht öffnen. Seto hatte den leisen Verdacht, dass er einer der ganz wenigen Menschen war, die Joey bisher so weit hatte in sich vordringen lassen. Doch das war dem Firmenleiter noch nicht genug. Einige seiner Fragen waren nach wie vor offen. "Warum hast du Klaustrophobie?". Ein fragendes Gesicht. "Platzangst.". Bei diesem Wort stieg anscheinend eine Erinnerung in dem jungen Mann hoch, die noch schrecklicher war, als alle anderen. Sein Gesicht wurde ganz bleich, er zitterte, aber Seto liess nicht locker und fragte ihn erneut, bis Joey, den Blick fest auf das Teppichmuster gerichtet, anfing zu erzählen. "Ich... wenn mein Erzeuger sehr wütend auf mich war, dann schleifte er mich immer in den Keller und sperrte mich in den hintersten Raum, wo es keine Fenster gab. Dort war es so dunkel... und bei jedem Geräusch hatte ich Angst es könnten Ratten sein. Er sagte immer, ich sollte darüber nachdenken, was ich getan hab, und dann sah ich jedesmal ihr totes Gesicht vor mir...". Die Finger krallten sich nun beinahe staubstockartig in den Kettenanhänger und das Schluchzen, dass ihm schon eine Weile auf der Seele brannte, fand nun seinen Weg nach außen. Setos unablässige Augen waren auf sein zitterndes Gegenüber gerichtet. Was sollte er jetzt tun? Normalerweise nervten ihn heulende Menschen über alles, denn das waren Leute, die nicht mit sich und der Welt klar kamen und das verachtete Seto. Doch in einer irrtümlichen Art und Weise fühlte er sich in diesem Moment für Joey verantwortlich. Er hatte ihn soweit gebracht, dass dieser charakterstarke, blonde Mann, der nach all dem was er erlebt hatte, wahrscheinlich selbst abgebrühter als Seto war, weinte. Und das faszinierte den Älteren. Auch er hatte viel durchmachen müssen, doch er hätte nie die Courage seinem Schmerz freien Lauf zu lassen. Wie von einem eigenen Willen besessen machten sich sein Körper plötzlich selbstständig, rutschte vom Sofa und lehnte sich mit dem Rücken an selbiges. Noch bevor er steuern konnte, was als nächstes geschah, hatten seine Arme das zitternde Häufchen Elend bereits in seine Arme gezogen und wiegten es sanft hin und her. Ihm kamen Ereignisse ins Gedächtnis. Die Nacht, als Joey auf seinen Balkon gerannt kam. Der Saunabesuch, als er die Narben auf seinem Rücken gesehen hatte. Die Massage, als Joey vor seiner ausgestreckten Hand zurückgezuckt war. Die Szene im Keller. Und dann der Besuch bei Jay Wheeler. Sein Blick wanderte zu seinem Butler nach unten, der unablässig zitternd auf das nun geöffnete Medaillon starrte. Das Foto einer jungen Frau war darin zu sehen, fast noch ein Kind. "Deine Schwester?", fragte er leise und Joey nickte schluchzend. "Es... es tut mir so leid... Serenity... alles meine Schuld... alles meine Schuld, es tut mir so leid.". Seto runzelte die Stirn und drehte Joeys Kinn leicht, so dass dieser ihn ansehen musste. "Was ist deine Schuld?". Die rotgeweinten Augen flüchteten vor dem blauen Blick. "Komm, Joey. Sei stark.", kam es leise von dem Brünetten und das löste den Knoten im Inneren seines Gegenüber. "Ich... ich bin schuld, dass sie tot ist.". "Wie kommst du denn darauf? Du hast doch gesagt, es war ein Autounfall gewesen.". Der Körper in seinen Armen erbebte und Juey schluchzte wimmernd. "Aber ich habe sie gebeten, mich von da rauszuholen, sie sind nur meinetwegen gefahren. Mein Vater hatte recht, sie sind wegen mir tot!". Er krallte sich in das Hemd seines Chefs und weinte so stark, wie Seto es noch nie bei einem Menschen erlebt hatte. Unsicher hob Seto die Hände und legte sie vorsichtig auf den Rücken des Jüngeren. Sanft strich er hinauf und hinab und tatsächlich merkte er, wie das Zittern weniger wurde. "Hör mal... das mag vielleicht jetzt deine Illusion zerstören, aber du warst es nicht. Du hattest nur Recht damit, dass du weg wolltest. Der Unfall deiner Mutter und der Tod deiner Schwester waren ein schlimmer Zufall.". Joey verstummte, doch nach einer schier endlosen langen Zeit nickte er. "Bezahlst du vielleicht deshalb die Miete von diesem Mann, der sich dein Vater schimpft? Weil er dir eingeredet hat, dass du schuld trägst am Tod deiner Mutter und deiner Schwester?", fragte Seto langsam. Konnte man wirklich so etwas tun? Doch Joeys Schlucken bestätigte seine Vermutung. Langsam strich er über die blonden Haare. "Hör zu, Joey. Du warst es nicht. Du hast keinerlei Schuld an dem Unfall, in Ordnung? Dein Vater kann dir nichts anhaben. Du bist im Recht, er ist das Schwein, nicht du!". Nach einer Zeit hob sich Joeys Kopf und Seto sah in die aufgewühlten Bernsteine, die so verzweifelt um Halt und Hilfe riefen, dass ihm alle Überwindungskünste kostete, um seine ruhige, stoische Miene aufrecht zu erhalten. Leise schloss er die Tür hinter sich. Sein Butler war so erschöpft gewesen, dass er kaum noch gerade ausgehen konnte und so hatte Seto ihn gewzungen sich hinzulegen. Immerhin hatte auch Joey einiges von seinem Vater einstecken müssen, wenn nicht noch mehr als Seto. Joey Vater... wenn er nur an diesen dachte, kochte in dem Brünetten der Hass hoch. Er würde den Gedanken, der schon vorhin, als Joey in seinen Armen geweint hatte, gereift war, ausführen. Und dann würde das Gefühl haben, endlich mal etwas richtiges getan zu haben. -------------------------------------------------------------------------------- So, endlich ist Joey mal seinen ganzen Balast losgeworden. Natürlich hat er mit Josi darüber gesprochen, aber durch seine vielen Ausbrüche hat ihm dieses Gespräch wirklich geholfen. Bis zum nächsten Kappi, hoffe auf viele Kommentare. Heal, eure Swaja Kapitel 24: Torschluss ---------------------- Hi Leute Endlich lesen wir uns mal wieder hier, beim meinem Erstlings-Seto-Joey-Werk Walk on the edge. Nun, nach langer, langer Zeit habe ich es mal wieder geschafft mich dran zu setzen.^^ Viel Spaß, eure Swaja --------------------------------------------------------------------------------- 24. Kapitel: Torschluss Joey sah sich unsicher um. Was machte er nur hier? Am heutigen Morgen, als er nach einer Nacht aufgewacht war, in der geschlafen hatte wie ein Stein, befand sich ein Zettel auf der Kaffeemaschine in der Küche. In der schnörkellosen Schrift seines Chefs stand da geschrieben, dass er sich um die Mittagszeit in dem Café einfinden sollte, in welches ihn schon Mokuba entführt hatte. Der Cappucchino vor sich hatte schon fast seinen ganzen Schaum verloren, er war bereits der Nervosität des Blonden zum Opfer gefallen, der wie viele andere Menschen diesen Zustand mit Essen besänftigte. Immer wieder huschten seine Augen zu Tür, ein Zucken durchfuhr ihn, wenn es leise knarzte und sich damit ein Offnen jener ankündigte. Was hatte sein Chef nur vor? In letzter Zeit bekam er ihn kaum noch zu Gesicht, entweder Seto verschanzte sich in seinem Büro oder er war unterwegs. Das Abendessen nahmen Joey und Mokuba grundsätzlich alleine ein, damit sie nicht durchs Warten verhungerten. Abermals ein leises Knarzen, wieder ein Zucken und schnelles Aufsehen. Doch da diese Bewegung schon fast ins Monotone übergegangen war und er so nicht wirklich wahrnahm, wer da eintrat, erschrak er umso mehr, als sich plötzlich jemand neben ihn setzte. „Hallo…“, murmelte er, als er langsam aufsah und Seto musterte. Irgendwie wirkte dieser seltsam erleichtert, als hätte er einen langen Kampf gewonnen. „Hi…“, kam es ebenso leise zurück. Joey nahm sich eine kleine Ewigkeit um seinen Gegenüber zu mustern. Konnte es wirklich sein, dass sich ein Mensch in nur ein paar Tagen veränderte? Bei Seto schien es so zu sein, wenn auch nicht äußerlich. Eher war es etwas in seinen Augen, dass dem blonden Butler anders erschien. „Bitte zahlen.“, mit dieser Aufforderung an die Kellnerin scheuchte der Angestarrte seinen Angestellten aus seinen Gedanken. Er wandte sich zu ihm um. „Komm mit.“. Nur fünf Minuten später befanden sich beide in Setos Porsche, doch immer noch konnte sich Joey nicht erklären, was der Fahrer dieses Wagens mit ihm armen kleinen Butler anstellen wollte. Seine Gedanken kreisten schon den ganzen Tag nur um dieses Thema. Wollte er ihn feuern? Doch würde er dann so eine Show hier abziehen, mit allen Geheimnissen? Wahrscheinlich nicht. Aber was dann? Er kam einfach zu keiner annehmbaren Lösung. Vollkommen vertieft in seine Gedanken, bemerkte Joey fast nicht, dass der Porsche immer langsamer rollte, erst als er hielt, blinzelte er verdutzt zu dem grauen Gebäude hinauf, vor dem der Brünette parkte. Die Bernsteine musterten die fensterlosen Mauern, den Stacheldraht auf ihnen, das vergitterte Tor und im Inneren des ummauerten Rechteckes ein weiteres ebenso graues Gebäude mit lauter Fenstern. Doch auch diese waren mit den sogenannten Schwedischen Gardinen ver-„hangen“. Es war das städtische Gefängnis. Ängstlich schwenkte sein Blick zu Seto, als eine Erkenntnis in seinem Herzen Platz nahm. Sein Chef wollte ihn doch nicht… oder etwa doch…? Er wollte ihn ins Gefängnis bringen? Weil er auf der Straße gelebt und schwarz gearbeitet hatte? Weil seinen Vater verprügelt hatte? Doch hatte nicht Seto selbst gesagt, dass er keine Schuld hatte? Etwas zerbrach in ihm. Seto Kaiba… er hatte ihm alles anvertraut. Und nun? Brachte dieser ihn in den Knast. Der Brünette, der nicht ahnte, was für ein Gefühlschaos seinen Beifahrer beherrschte, stieg aus und öffnete ungerührt Joeys Tür. Dieser saß wie ein verstörtes Reh aus seinem Sitz. Unfähig sich zu bewegen oder auch nur ein Wort zu sagen. Aber dann geschah etwas, dass Joey beinahe den Boden unter den Füßen wegriss: Seto lächelte ihn an. So warm und beruhigend, dass der Blonde seine ganzen Ängste hinunter schluckte, leicht nickte und ausstieg. Abermals sah er verwirrt zu dem Gebäude hinüber, folgte dem brünetten Milliardär jedoch ohne Widerworte ins Innere. Der Wachtmann am Eingang ruckte nur kurz mit dem Kopf, als er Kaiba sah, stand auf und führte die Männer in einen trostlosen Raum. Eine Glaswand teilte ihn, einzelne Abteile waren durch Holzwände abgegrenzt, an jedem Paar ein Telefon. Nur zwei weitere Menschen saßen am Ende des Zimmers. Eine Frau mit tiefen Augenringen und müdem Blick klammerte sich regelrecht an den Hörer und schluchzte leise, während der gegenüber sitzende Mann, wahrscheinlich ihr Gatte, sie versuchte zu beruhigen. Der Wachtmann deutete auf den Stuhl in der Mitte und Seto nickte Joey zu. Nun vollkommen verwirrt liess sich der Blonde sinken. Und nur zu gut, dass er saß. Denn wahrscheinlich hätte ihn das, was nun geschah, sowieso den Boden verlieren lassen. Auf der anderen Seite der Glaswand öffnete sich eine Tür und ein Polizist trat ein. Hinter ihm erschien ein Mann, mit dem Joey am allerwenigsten gerechnet hatte. Augen wie seine starrten ihn an, wirkten ebenso verdutzt, wie der Blonde selbst. Doch als sie den brünetten Begleiter streiften, verdunkelten sie sich und beinahe störrisch setzte er sich auf den Stuhl gegenüber des jungen Butlers. Ganz langsam wand sich Joey seinem Chef zu. Sein Mund formte stumme Worte, doch seine Augen drückten nur zu deutlich die Verwunderung aus. Sein Vater? Hier im Gefängnis, noch dazu auf der Seite der Gefangenen? Was hatte das alles zu bedeuten. Noch vor einer Woche war er seinem Erzeuger doch noch in dessen Wohnung begegnet, hatte Seto vor ihm gerettet und war wieder von ihm verprügelt worden. Wie konnte es da jetzt sein, dass er im Tokioter Knast saß? Seto versuchte ihn durch einen beruhigenden Blick zu stützen und nickte ihm leicht zu. Wie in Zeitlupe hob er den grünen Hörer ab, presste sich beinahe an die Muschel. Sein Vater zuckte sich nicht, erst als Kaiba ihm einen beinahe tödlichen Blick schenkte, griff er ebenfalls nach dem Hörer, der ihnen die Möglichkeit zur Kommunikation gab. Was würde Jay Wheeler, sein Vater, ihm nun sagen? Würde er sich endlich entschuldigen? So sehr er ihm auch wehgetan hatte, Joey würde ihm sofort verzeihen. Immerhin war er seine einzige Famile… „Vater…“, Joeys Stimme war kaum mehr ein Krächzen. Doch die Augen des Gegenüber blieben trüb wie schon seit Jahren. Keine Regung in ihnen. „Vater? Ich habe keinen Sohn.“. Da wurde es dem jungen Halbamerikaner klar. Langsam liess er die Hand im dem Hörer sinken, hängte ihn auf und stand auf. So schnell, dass Seto kaum hinterher kam, lief er zur Tür des Raumes, doch als er schon im Rahmen stand, wandte sich der Blonde nocheinmal um und sah auf das kleine Häufchen Elend, das von dem einsten stolzen Armee-Offiziers und Vaters übriggeblieben war. Verbittert, verharmt, vom Alokohol und Hass zerfressen, dass nichts mehr geblieben ist, außer die tiefe Bitterkeit im Herzen. Nein, dieser Mensch war nicht mehr sein Vater. Er trat hinaus und als Seto die Tür schloß, war es als würde der Brünette auch die Tür zu einem endlich abgeschlossenen Kapitel in Joeys Vergangenheit schließen. Ja, er war bereit zu vergessen und auch zu vergeben. Er würde seinen Vater so in Erinnerung behalten, wie er früher gewesen war. Liebevoll, hilfsbereit und stark. Und endlich spürte Joseph Jay Wheeler wie die Wunden auf seiner Seele zu heilen begannen, wie auch die Wunden auf seiner Haut verblasst waren. Seine Hand wurde sanft gedrückt und als er aufsah und in die blauen Augen sah, schlich sich sein Lächeln zurück auf die Lippen. „Danke…“, es war längst fällig geworden. Denn nun wusste Joey, wo Seto die ganzen Tage gewesen war. Er hatte Jay Wheeler angezeigt, einen schnellen Gerichtstermin erzwungen und ihn vor Gericht vertreten. Und er hatte es geschafft, seinen Butler zu rächen. Konnte er ihm ein schöneres Geschenk machen? Heute am 25. Januar? Seinem Geburtstag? „Komm.“. Joey liess sich vertrauensvoll führen. Ja, inzwischen würde er Seto sogar sein Leben in dessen Hände legen. Viele Autostunden später, in denen die Beiden kein Wort wechselten vergingen, erst als sie das Eingangsschild nach Kyoto passierten, wurde Joey nervös. Was hatte Seto nun vor? Ihn selber verband nur eines mit der Kulturstadt Japans. Doch woher sollte sein Chef das wissen? Wieder hielt der Brünette vor einer Mauer, diesmal einer niedrigeren und ohen Stacheldraht. Efeu umrankte das beige Gestein und verlieh dem Ganzen eine ruhige Ausstrahlung. Wie in Trance stieg Joey aus. Er kannte diesen Platz. Es war lange her, dass er hier gewesen war, viel zu lange, doch immerhin hatte man ihm verboten, jeh wieder her zu kommen. Hilfesuchend sah er sich zu seinem Begleiter um. Seto Kaiba trat neben ihn und sah ruhig auf das schwarze Tor. „Willst du hineingehen?“. Stumm nickte der Angesprochene, doch seine Füße bewegten sich keinen Zentimeter. Wieder spürte er, wie etwas seine ungewöhnlich kalte, zitternde Hand umschloß und er griff, wie ein Ertrinkender das Seil, nach der Hand des anderen. Der Sand krnischte unter ihren Füßen, ihr Atem zeichnete sich in der kalten Luft ab. Immer stärker begann Joey zu zittern. Endlich blieben sie stehen. Sekunden, die wie eine ewigkeit erschien, starrte er nur auf den weißen Grabstein und auf das Bild, welches in diesem eingelassen war. Dann plötzlich sackte er mit einem Wimmern auf die Knie, schlug sich die Hände vors Gesicht und spürte wie Tränen seine Wangen benetzten. Er konnte gar nicht sagen, was es war, dass ihm das salzige Nass in die Augen trieb. War es die Spannung, die sich endlich löste? Die Freude, dass er endlich hier sein durfte, nach all den Jahren in denen Geldmangel und die Angst vor der Familie einen Besuch unmöglich machten? War es die Trauer über die Erkenntnis, dass seine Schwester und seine Mutter nicht mehr bei ihm waren, die nun wieder hart zuschlug? Langsam hob er den Blick und betrachtete die beiden Gräber. Serenity Wheeler… Akiko Tsunada… der gutmütige Blick seiner Schwester auf dem Foto schien ihm sagen zu wollen: Komm, steh auf, Joey, und fang wieder an zu leben. Er nickte und schloß die Augen. „Mutter… endlich weiß ich, was du meintest. Liebe lässt sich nicht erzwingen. Du konntest für Vater keine Liebe mehr empfinden und deswegen hast du ihn verlassen. Du konntest nicht für uns beide sorgen, deshalb hast du nur Serenity mitgenommen. Denn du wusstest, dass ich stark sein würde, für uns alle, egal was kommt. Mutter, oft habe ich dich verflucht und dich gehasst dafür, dass du das dachtest. Und in den Momenten, wo ich nicht mehr konnte, wo Vater mich schlug, bis ich dachte, ich sterb, gerade dann dachte ich an deine Worte: Sei stark, mein Junge, ich weiß, dass du es bist. Und ich habe gelacht und geschrien: Woher willst du das wissen? Sieh doch, mir geht es schlecht, komm, und hol mich hier raus. Doch da kamst nicht. Und ich habe dich verurteil dafür. Aber nun weiß ich wie du es meintest. Du wolltest, dass ich meinen eigenen Weg gehe und für das harte Leben lerne. Hättest du mich mitgenommen… wäre ich dann auch tot? Würde ich der sein, der ich heute bin. Mutter, ich bin froh, dass ich noch hier sein darf, und für euch weiterleben darf. Und sein dir sicher, jetzt werde ich meinen Weg finden. Ich habe mich von Vater losgesagt, wie du einst. Ich werde ihn, wie auch du, so im Herzen behalten, wie er war, als wir vier noch eins waren.“, dachte er leise und schickte das Gebet in Gedanken zu seiner Mutter. Seine Augen öffneten sich und betrachteten mit mildem Lächeln die Bernsteine seiner Schwester. Dass sie jetzt nicht hier sein und ihn in den Arm nehmen konnte, fehlte ihm. Diesmal schloß er nicht die Augen, nein, er blickte das Foto an und stellte sich vor, wie es wäre, wenn Serenity jetzt vor ihm stünde und ihn mit diesem „Frauen merken nun mal, wenn mit euch Männern was nicht stimmt“- Blick bedenken würde. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und wieder begann er in Gedanken und in seinem Herzen Worte zu formen. „Seri-chan… mein Gott, du fehlst mir hier so. Endlich kann ich mal hier an deinem Grab sein. Obwohl du immer bei mir bist, hat es mir gefehlt und ich habe mich so schuldig gefühlt, dass ich dich nicht besucht habe. Dir ist es wahrscheinlich am allerwichtigsten, dass dein großer Bruder endlich weiß, wo er hingehört. Stell dir vor, ich habe nun wirklich das Gefühl zu Hause angekommen und mit mir selbst im Reinen zu sein. Mokuba und auch Seto geben mir so viel innere Ruhe und Geborgenheit, ich weiß nicht, was geworden wäre, wenn ich die Beiden nicht kennengelernt hätte. Du würdest jetzt wahrscheinlich sagen: Geniess dein Leben, öffne dein Herz und lass die Wunder hinein. Und jetzt fühle ich mich bereit, das alles zu tun. Ich liebe dich, Schwesterherz.“. Er lächelte abermals. Erst, als eine Hand in seinem Blickfeld auftauchte, erinnerte sich Joey wieder daran, dass er ja nicht alleine war. Seto hatte die ganze Zeit ruhig hinter ihm gestanden. Nun trat er einen Schritt vor und legte eine Rose auf jedes Grab nieder. Joeys Wangen färbten sich leicht rot. Stimmt, dadurch, dass er nicht gewusst hatte, wo die Reise hingeht, hatte er nicht mal Blumen dabeigehabt. Sein brünetter Gegenüber wandte den Blick und sah ihn nun direkt an. Mit einem Mal durchfuhr Joey ein seltsames Gefühl. Es schien, als könnte Seto direkt in seine Seele und sein Herz sehen. Ein Schauder jagte ihm über den Rücken. Und nun wusste er, woher die Tränen stammten. Es waren Tränen der Rührung. Der Dankbarkeit Seto gegenüber. Dieser Mensch hatte soviel für ihn getan, wie noch keiner zuvor. Plötzlich war er Seto so nah, wie nur an Sylvester bei ihrem Kuss. Ohne ein Wort zu sagen, legte der Brünette seine Arme um den Jüngeren und zog ihn an sich. Joey kuschelte sich an und hörte leise Setos Herz schlagen. Es hatte einen beruhigenden Rhythmus, der dem Blonden ganz tiefe Ruhe gab. Sein Blick glitt nocheinmal zu dem Bild seiner kleinen Schwester. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass sie ihm zu zwinkerte. Und er verstand die Geste. Langsam schloß er die Augen und streckte seinen Körper. Seto blinzelte zunächst verdutzt, war es doch auf einem Friedhof nicht gerade die Norm, dass man sich küsste, doch dann schloß er ebenfalls lächelnd die Augen und überbrückte den Abstand zwischen ihnen. Als sich ihre Lippen berührten, schien es, als würde in Joey ein sehr helles Licht erstrahlen. Er hatte immer schon nach diesem Moment gesucht. Ein Augenblick, wo die Welt hätte zusammenbrechen können, er hätte es nicht gemerkt. Denn er wusste, dass er geschützt wurde. Von diesem Menschen, dessen Lippen nun seine wärmten. Wie er auch schon sein Herz gewärmt hatte. Seto derweil schickte in Gedanken ein kleines Gebet an Joeys Mutter. „Sie brauchen sich keine Sorgen machen. Ich werde mich von jetzt an um ihren Sohn kümmern.“. Als sich die Lippenpaare wieder von einander lösten, verlor sich Blau in Braun und ein leises „Happy Birthday“ klang in der Stille wieder. --------------------------------------------------------------------------------- Ich sollte vielleicht nicht in den Abendstunden schreiben, es kommt jedesmal etwas Melancholisches dabei heraus. Als ich tippte, gefiel es mir überhaupt nicht, ich war richtig unzufrieden. Doch dann, als ich den letzten Buchstaben in die Tastatur hackte, liess ich das Ganze nochmal auf mich wirken. Und auf einmal... gefiel es mir richtig gut. Geht das vielleicht nur mir so? Dabei hab ich im übrigen Moulin Rouge und vor allem den Song "One day I´ll fly away" gehört, das hat total gepasst. Also, wer den Song im Repertoire hat: Unbedingt anschalten. Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Dann hinterlasst mir doch ein Kommi. Oder falls ihr denkt: Die Story läuft total aus dem Ruder, sie soll ja aufhören mit schreiben: Dann schreibt mir doch ebenfalls ein Kommentar. Ich freu mich. Heal, eure Swaja Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)