Follower von abgemeldet (I owe you my life) ================================================================================ Kapitel 1: Home Sweet Home -------------------------- Der Braunhaarige setzte seinen Weg schweigend fort, seine Gedanken waren völlig auf das Buch vor ihm fokussiert und den blonden Werwolf, der ihm seit geraumer Zeit folgte, ignorierte er völlig. Letztendlich betrat Dorian ein kleines Café, in dessen Inneren sich nur wenige Besucher nieder gelassen hatten. Der Vampir wählte einen Tisch in einer dunkleren Ecke und ließ sich seufzend dort auf den Stuhl sinken, sah weder von seinem Buch auf, noch zog er seinen Mantel aus. Einen Moment stand Alexander unschlüssig da, bevor er dann tief Luft holte und sich auf den Stuhl gegenüber des Mannes setzte. Kurz drauf kam eine Kellnerin an den Tisch und fragte, was sie denn haben wollten. Immer noch wandte Dorian den Blick von seinem Buch nicht ab, sondern antwortete nebenbei mit ,Kaffee', als die Frau sich dann an den Blonden wandte, schüttelte dieser einfach nur den Kopf. Die Kellnerin starrte in böse an und meinte dann in pikiertem Ton: "Sie sind hier in einem Café, wenn Sie nichts bestellen wollen, dann besetzen Sie bitte nicht den Platz unnötig!" Der Junge ließ ein leises Grollen hören und das Braun seiner Augen wurde von Sekunde zu Sekunde heller. Die mittlerweile bernsteinfarbenen Tiefen richteten sich auf die Frau und blickten sie durchdringend an. "Es ist doch egal, ob ich hier sitze, oder nicht, ich denke nicht, dass sich irgendjemand zu einem Fremden an den Tisch setzen würde und außerdem sind noch tausende Plätze in diesem verdammten Café frei!", fauchte er schneidend. Die Kellnerin zuckte zusammen, betrachtete ihn noch einen Moment, bevor sie sich schnaubend abwandte und davon trippelte. Kurz darauf brachte sie den Kaffee, nahm das Geld, das Dorian ihr sofort gab und ignorierte sie dann weitestgehend. Der Blonde saß da und beobachtete den Mann ihm gegenüber. Immer wieder schlug er die Seite um, und seine tiefblauen Augen huschten ungehindert über die Buchstabenmasse. Seine dunkelbraunen Strähnen sanken ihm in die Stirn, doch es schien ihn nicht wirklich zu stören, noch zu kümmern. Hin und wieder schob er seine in schwarz gefasste Brille wieder ein Stück die Nase hoch. Seine Haut wirkte glatt rasiert, fast so, als hätte er nie einen Bart gehabt, hat ihn wohl vor seiner Umwandlung gründlich abrasiert, überlegte Alexander. Er hatte schlanke, lange Finger, war völlig in schwarz gekleidet, anscheinend ein Faible von Vampiren, und hatte eine schlanken und sehnigen Körper. Er war ziemlich groß, der Junge schätzte so um 1.85, 1.90. "Hier." Überrascht zuckte der Werwolf zusammen. Er war so sehr in seinen Beobachtungen vertieft gewesen, dass er die etwas ältere Frau gar nicht bemerkt hatte, die sich ihnen genähert hatte und einen Umschlag auf den Tisch gelegt hatte. Endlich sah Dorian auf, nickte, und die Frau verschwand wieder. Der Vampir seufzte leise, packte den Umschlag und schlug sein Buch zu. Danach erhob er sich, und verließ mit Alex im Schlepptau das Café, sein Getränk war unangetastet stehen geblieben. Schnellen Schrittes gingen sie durch verschiedene Wohngebiete, in den älteren und mehr vornehmen Teil der Stadt, bis sie sich einem großen Haus näherten, mit einem eisernen Zaun und einem eisernen Tor. Ein wunderschöner, doch teilweise überwucherter Garten lag hinter den Eisenstangen, ein Kiesweg führte zu dem Anwesen, das noch aus Steinen gebaut worden zu sein schien. Es hatte eine dunkle Färbung, wirkte fast schon unheimlich. Die Fenster blickten wie schimmernde Augen, wenn die Sonne darauf schien. Das Gebäude hatte sicher drei Stockwerke und jede Menge Fenster. Man konnte seinen Blick nahezu nicht mehr davon abwenden, so altehrwürdig und faszinierend war es, als würde es einen regelrecht zwingen es anzusehen. Durch seine Beobachtungen hatte Alex einen Moment nicht auf Dorian geachtet und als er wieder nach diesem Ausschau hielt, fand er ihn plötzlich auf der anderen Seite des Zaunes, den Kiesweg entlang schreitend, doch das Tor war nach wie vor verschlossen. Überrascht japste er nach Luft und rüttelte an den Eisenstangen, doch das Tor wollte einfach nicht nachgeben. "Hey! Hey, Mister!" Doch der Vampir reagierte nicht, sondern verschwand schweigend im Haus. Wütend knurrte der Blonde und stampfte mit dem Fuß auf. So ein eiskaltes Aas! Das Feuer knisterte leise im Kamin, während der Braunhaarige sich über seine Arbeit beugte. In dem Umschlag waren alte, sorgfältig in Folien verpackte Briefe gewesen, in einer der ältesten Schriften der Welt, die wohl kaum einer außer ihm mehr lesen und übersetzen konnte. Die Briefe waren anscheinend sehr wichtig für die Forschung, sonst hätte seine Arbeitgeberin sie ihm nicht gleich persönlich überbracht. Er war so lange auf dieser Erde gewandelt, dass er Zeit genug hatte, alle Sprachen dieser Welt zu lernen, er beherrschte sie perfekt, konnte sie sprechen, schreiben, lesen und ungehindert übersetzen. Deshalb war er irgendwann Übersetzer geworden, um seine Langeweile zu vertreiben, an wertvolle Bücher zu gelangen und ein bisschen Reichtum anzuhäufen, als wenn er nicht schon genug davon besaß... Er saß in einer Art alten Bibliothek vor einem älteren, dunkelbraunen Schreibtisch, auf dem sich seine Bücher und seine Arbeiten nur so stapelten. Er schrieb alle Übersetzungen von Hand, diese neumodischen Dinge wie Computer waren ihm viel zu seltsam und ungewohnt. Er hatte in den Jahren gelernt, sehr schnell zu schreiben, so dass seine Hand nur so über das Blatt huschte und er es innerhalb von Sekunden gefüllt hatte. Das einzige neumodische, das er besaß, war ein Handy, auf das seine Verlegerin bestanden hatte, damit sie ihn auch mal erreichen konnte. Nur meistens vergaß er es unglücklicherweise aufzuladen... Um ihn herum standen mehrere Regale, bis oben hin voll mit Büchern, die er über die Jahrhunderte gesammelt hatte, und die für ihn alle einen besonderen Wert hatten. Außer dem Stuhl befand sich in den Raum nur noch eine Tür, ein Fenster, das im Moment offen war, er liebte frische Luft, und der Kamin, dessen Feuer er so schön anzusehen fand. Er spürte weder Kälte noch Hitze, deshalb spielte dies alles für ihn keine solche Rolle. Dorian hielt sich gern in seinem Arbeitszimmer auf, es lag im Erdgeschoss und er hatte einen freien Blick auf den Garten und ab und an wurde ihm durch das offene Fenster der Geruch der Blumen zugetragen. Der Vampir liebte es allein zu sein. Er ging so gut wie nie unter Menschen, außer, wenn seine Verlegerin ihn ausdrücklich dazu aufforderte, ansonsten blieb er immer zu Hause. Er brauchte keine Gesellschaft und wollte auch keine. Irgendwen um sich zu haben, mit dem er sich beschäftigen musste, lieber nicht, und der ihm dann dauernd auch noch ein Gespräch halten wollen würde, nein danke. Viel zu anstrengend. Deshalb war er ja auch froh, dass er diesen blonden Werwolf losgeworden war. Umso überraschter ruckte sein Kopf hoch, als etwas Struppiges durch das Fenster gesegelt kam und auf dem Boden landete. Der Wolf hatte sich kurzerhand verwandelt und sich mühsam zwischen den Eisenstäben hindurch gequetscht. Jetzt schüttelte sich der Silberne unwirsch und hechelte fröhlich, er hatte es geschafft. So einfach war er dann doch nicht loszuwerden. Dorians erschrockenen und verblüfften Blick ignorierte er völlig, sondern sah sich erst mal aufmerksam in dem Zimmer um, bevor er leise fiepte und sich ohne einen weiteren Ton vor den Kamin legte, um zu dösen. Auf die Aufforderungen des Vampirs, er solle gehen, reagierte er erst gar nicht, sondern träumte lieber vor sich hin, und irgendwann gab der Braunhaarige auf. Wenn er den Kleinen lange genug ignorieren würde, würde diesem wohl langweilig werden und er würde ihn in Ruhe lassen, das war der perfekte Plan... Als der Morgen graute, war Dorian gerade mit seiner Arbeit fertig geworden und streckte sich ausgiebig. Er legte die Briefe und die Übersetzungen schön mit Büroklammern einander zugeteilt zurück in den Umschlag, verschloß diesen und erhob sich dann, um in die Küche zu gehen. Der silberne Wolf trottete ihm hinterher und betrachtete neugierig die Gestaltung des Hauses. Die Küche war nahezu gänzlich leer, das einzige was in den Schränken stand, ein Kühlschrank war gar nicht erst vorhanden, waren Rotweinflaschen. Verwirrt zuckte der Wolf mit den Ohren und legte den Kopf schief. Der Vampir öffnete eine dieser Flaschen und sofort identifizierte Alexander das Getränk. Es war nichts anderes als Blut. Nicht gerade das frischste, aber dennoch Blut. Der Werwolf schüttelte den Kopf und setzte sich hin, während sich der Braunhaarige ein Glas einschenkte und es in einem Zug leer trank, bevor er die Flasche wieder zurück in den Schrank stellte und das Glas abspülte. Sie gingen durch einen langen Flur, an vielen Türen vorbei, die letzte auf der rechten Seite stieß Dorian offen und es entpuppte sich als Schlafzimmer. Darin standen nur ein riesiger, uralter Schrank und ein mindestens genauso altes Bett mit schwarzem Bezug. Ein Fenster, dessen schwarze Vorhänge zugezogen waren, befand sich gegenüber. Der Vampir legte sich in das riesige Bett und der Silberne kletterte auf die Kommode, die am Fußende des Bettes stand, und rollte sich dort zusammen. Der Braunhaarige seufzte ergeben und schloß die Augen um zu schlafen. Irgendwann gegen Mittag, wurde es Alex zu langweilig und er sprang von der Kommode, trippelte durch die noch offene Tür, den Flur entlang und stieß die Tür zum Arbeitszimmer auf. War da nicht irgendwas mit einem Umschlag gewesen? Er könnte sich ja ein bisschen nützlich machen. Schnell hatte er sich zurück verwandelt, den Umschlag in eine Plastiktüte gepackt, damit er ihn auch in Wolfsform nicht voll sabberte. Dann hopste er durch das Fenster und zwängte sich ein zweites Mal zwischen den Eisenstäben hindurch. Erst als er an einer dunklen Gasse vorbei kam, in die er sich verzog, verwandelte er sich zurück. Die Adresse, die auf dem Umschlag stand, hatte er schnell gefunden, und jetzt betrat er das riesige, moderne Gebäude. Staunend sah er sich um und wurde von dem leisen Räuspern der Empfangsdame unterbrochen. Das Gebäude bestand zu 90% aus Glas und das war einfach nur noch faszinierend. "Kann ich Ihnen helfen, Sir?" Freundlich betrachtete sie den Blonden, der etwas unordentlich gekleidet war und leicht verwirrt aussah. Schnell las dieser den Namen von dem Umschlag ab und nannte ihn der Frau, sagte, er müsse was von einem gewissen Dorian abgeben, dessen Namen er in der anderen Ecke des Umschlags gesehen hatte. Die Dame nickte sofort fleißig und erklärte ihm, wie er zu dem Büro kam, woraufhin sie ihrer Chefin Bescheid gab. Er war sich todsicher, dass er ihn genau hier auf den Schreibtisch gelegt hatte! Wirklich todsicher! Wohin denn auch sonst! Wie wild suchte der Vampir nach dem Umschlag, seine Chefin würde ihn killen, wenn er ihn nicht mehr fand und er sich selbst auch, solche wertvollen Dokumente. Als ihn ein verrücktes Klingeln aufschrecken ließ, brauchte er einen Moment, bis er drauf kam, was das sein könnte. Das Handy, war ja klar. Unruhig schaute er sich jetzt auch noch nach diesem kleinen Gerät um, das er seltsamerweise mit seinem Ladegerät an der Steckdose fand, also er hatte es sicher nicht dahin getan! Alex beobachtete ihn dabei nur leicht desinteressiert und fragte sich, was der Vampir da eigentlich tat. Dorian klappte das Gerät auf, so viel hatte er sich merken können und murmelte heiser ein ,ja' in den Hörer. "Ah, wer war denn der süße Kerl, der die Briefe heute vorbei gebracht hat? Dein Neffe oder etwas in der Art? Du hast mal wieder schnell gearbeitet, aber hach, ich habe ja schon gar nichts anderes mehr erwartet.", überschüttete ihn seine Chefin mit einem Redeschwall. Moooooment. Sie hatte schon die ganzen Dokumente? Und ein süßer Kerl? Unweigerlich wanderte sein Blick zu dem Werwolf, der vor dem Kamin lag und ihn aus braunen Augen neugierig betrachtete. Als er ihn anblickte, fing das Tier an zu hecheln und fröhlich mit dem Schwanz zu wedeln. Warum war er nicht gleich darauf gekommen? Der Vampir seufzte leise und schloß resignierend seine Augen. Was hatte er sich da bloß eingebrockt... "Morgen kommt dann eine neue Ladung Bücher, ja? Bis dann!" Schwupp, aufgelegt. Die hatte ja wirklich gar keine Eile, dachte der Brauhaarige und schüttelte seufzend den Kopf. Dorian setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und las das Buch von gestern weiter, es war ein neuerer Roman, der über das 17. Jahrhundert ging, und der Vampir wunderte sich, wie man so viel Unsinn schreiben konnte und es mit solch einer Unwissenheit wagte ein Buch darüber zu verfassen. Manche Menschen hatten doch die Ruhe weg... Kurz bevor er zum Ende des Buches kam und der Morgen anbrach, hörte er, wie der Wolf das Zimmer verließ, dachte sich doch nichts weiter dabei. Es war gleich Zeit für seine Ration Blut. Überrascht sah er auf, als sein Weinglas mit der roten Flüssigkeit darin vor ihm abgestellt wurde, und sah den blonden Werwolf fragend an, doch dieser ignorierte das einfach und legte sich wieder als Wolf vor den Kamin um weiter zu dösen. Warum mussten diese Dummköpfe immer klingeln? Er hatte ihnen nicht umsonst einen Schlüssel für das Tor gegeben, damit sie die Bücherpakete gleich vor die Tür stellen konnten, sie wussten doch, dass er nie öffnete, aber wirklich nie! Verwundert lauschte er dem Rascheln neben sich. NEBEN sich? Der Wolf kletterte aus dem Bett und verschwand durch die Tür. Ach ja, da war ja was gewesen, als er grade eingeschlafen war. Jemand hatte ihm seine Decke weggezogen und er hatte sie zurückgezogen, und irgendwelche Gedanken aufgefangen, von wegen: Er schlief selbst als Wolf lieber mit Decke, da das einfach gemütlicher war. Und irgendwann hatte der Kampf um die Decke dann aufgehört, da sich der Wolf einfach neben ihn gelegt hatte. Dieser öffnete grade als Mensch die Tür und sah dem Pakethauslieferer entgegen, der ihn mürrisch anblickte. "Mann, was haben Sie mit dem Paket gemacht? Es gegen die Wand geworfen?", fauchte der Blonde. "Warum hat das einen Riss? Sag mal, können Sie nicht aufpassen, da sind wertvolle Bücher drin!" Der Pakethauslieferer wollte etwas erwidern, doch der Blick aus den seltsam schimmernden, bernsteinfarbenen Augen ließ ihn schweigen. Er wandte sich einfach ab und stieg zurück in seinen Lieferwagen. Alexander fluchte nur leise und zerrte das Paket in die Eingangshalle, weiter bis in das Arbeitszimmer, wo er es öffnete und erstmal sicherstellte, dass keines der Bücher Schaden davon getragen hatte. Als Dorian am Abend in sein Arbeitszimmer ging, fand er sie schön aufgereiht, den Sprachen und dem Alter nach geordnet auf seinem Schreibtisch und lächelte leise. Irgendwie könnte er sich fast an die Anwesenheit des Wolfes gewöhnen. So lange er als Tier unterwegs war, galt er ja nicht als Mensch, oder? Und da er nur etwas gegen plappernde Skelette auf zwei Beinen hatte, war das doch okay, nicht wahr? Das verstieß nicht gegen seine Prinzipien... Er hatte den Wolf heute Morgen den Mann anschreien gehört und hatte gegrinst, war schon ein kleiner Wirbelwind, nicht wahr? Und irgendwann gegen Abend, bevor es Nacht wurde, suchte sich der Wolf draußen immer irgendetwas zu essen, so viel hatte er sich auch schon zusammen reimen können...War doch gar nicht so schlimm, wenn das Tierchen blieb, oder? Konnte man sich glatt dran gewöhnen... Dieses Bild so klar vor seinen Augen, das wunderschöne Gesicht des Blonden und die warmen, braunen Augen, die vor Leben zu sprühen schienen.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)