Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 95: Einen Schritt der Öffnung ------------------------------------- Ich schließe die Tür hinter Mokuba und Katsuya. Lehne mich mit der Stirn gegen das Holz. Seufze. Ich habe beide überzeugt, dass ich keine Rund-um-die Uhr-Betreuung brauche und sie mir nicht wieder die Hausangestellten auf den Hals hetzen sollen. Das war gestern nämlich mehr als anstrengend. Gerade als ich mich abwende, um ... ja wohin eigentlich? Mein Hausbüro hat Mokuba abgeschlossen. Vielleicht ins Wohnzimmer und dort ein wenig zocken? Ich hab schon ewig kein Spiel einfach mal so gespielt. Es sind einige gute Titel heraus gekommen. Ein paar davon klangen interessant. Nur hatte ich nie wirklich Zeit sie mal anzuspielen, geschweige denn bei Gefallen weiterzuspielen. Doch bevor ich etwas entscheide klingelt es an der Tür. Ich dreh mich überrascht um und frag mich ob von den beiden jemand was vergessen hat, aber dann würden sie wohl nicht klingeln. Ich trete den Schritt zurück an die Tür und öffne sie langsam. Da werde ich auch schon von einem strahlenden Lächeln überwältigt und erstarre in purer Überraschung. Vor mir steht Jonouchi-san, Katsuyas Dad. Ich trete einen Schritt zurück und lasse ihn eintreten. Er kommt rein und zieht seine Schuhe aus. Er sieht gut aus. Der Entzug hat ihm wahnsinnig gut getan. Seine ganze Ausstrahlung ist anders. Selbstbewusster. Er fragt mich, ob er mich stört. Ich schüttle den Kopf. Erwidere nur, dass ich gerade überlegt habe, ob ich ein Spiel auf der Konsole zocke. Er lächelt mich an und meint, dass das gut klingt und ob er mir zuschauen darf. Zögerlich nicke ich. Während wir ins Wohnzimmer gehen, frag ich ihn nach seinen Händen. Er streckt sie vor. Keine Verbände, keine Schienen. Aber einige Narben... kleine... sie zittern nicht und selbst nach fast einer Minute scheint er sie ohne Probleme ruhig halten zu können. Er dankt mir noch einmal recht formal dafür, dass ich ihm geholfen habe. Ich winke ab. Dank ist das letzte, was ich will. Hab ihm nicht deswegen geholfen Auch nicht, weil er der Vater von Katsuya ist. Das war nicht ausschlaggebend. Wir kommen im Wohnzimmer an und ich bitte ihn auf der Couch Platz zu nehmen, während ich an die Konsole trete und überlege, welches Spiel ich nun eigentlich ausprobieren möchte. Plötzlich steht Jonouchi-san hinter mir und ich spann mich - ganz automatisch - etwas an. Ihm fällt ein Spiel ins Auge und fragt mich, ob dass das neue Street Combat sei. Ich nicke und prompt fragt er mich, was ich davon halten würde, gegen ihn zu spielen. Verwundert blicke ich ihn an, er hebt jedoch nur die Hände und wackelt mit den Fingern. Zocken sei gut für die Motorik, meint er mit einem Lächeln, welches mich so wahnsinnig an meinen Streuner erinnert. Dann nicke ich, reich ihm einen Controller und leg das Spiel ein. Dann nehm ich mir den anderen Controller und wir setzen uns auf die Couch. Wir haben schon ein paar Runden hinter uns und wir werfen uns Bemerkungen, Kommentare oder gespielten Hohn zu, wenn einer von uns beim anderen Punkten kann. Keiner der Kämpfe gegen ihn ist leicht. Er kämpft sehr geschickt, wohlüberlegt und taktiert, hat schnell raus, wie man Combos spielt und wie man blockt oder kontert. Beeindruckend. Ich habe selten gegen einen so guten Gegner gespielt. Es macht wirklich Spaß. Beiläufig kommt er mit der Frage, warum ich ihn für einen Helden halte. Ich halte inne, er nutzt den Moment einen Treffer zu landen. Sofort nehm ich das Spiel wieder auf und ich antworte, dass ich von dem, was er für seinen Sohn tat und damit alles aufgab, beeindruckt bin. Ein tonloses 'Ah' kommt von ihm. Wieder vergehen ein paar Schlagabtäusche, als er anmerkt, dass nicht viele Selbstjustiz für richtig halten. Ich zucke mit den Schultern. Meine, dass viele sich dazu kein Urteil erlauben dürfen, denn sie waren nie in vergleichbaren Situationen. Wieder kommt ein 'Ah' von ihm. Fragt dann, ob ich denn schon in einer vergleichbaren Situation gewesen sei. Ich halte inne. Dieses Mal lässt er die Gelegenheit, gegen mich zu punkten, verstreichen und blickt mich an. Ich schau verlegen zu Boden. Was soll ich darauf antworten? Ich will ihn nicht anlügen und ich will ihm nichts von mir erzählen. Da spüre ich seine Hand auf meiner Schulter. Da ist sie wieder, die Anspannung. Aber zu ihm schauen kann ich nicht. Mir steckt ein Riesenkloss im Hals und ich hab das Gefühl, dass ich jeden Moment weinen müsste. Ganz unbewusst fang ich an mit den Zähnen zu knirschen. Ich schlucke ein, zwei Mal. Doch der Kloss will sich nicht lösen. Ich brauche meine ganze innere Kraft dafür, die Tränen zurück zu halten. Seine Hand wandert von meiner Schulter an die Wange und ich bin mir sicher, er spürt, wie ich angefangen hab zu zittern. Ich versuche krampfhaft meinen Atem langsam und gleichmäßig zu führen. Mir nichts anmerken zu lassen. Aber ich fürchte, ich bin heute nicht sehr gut darin über mein Befinden hinwegzutäuschen. Langsam zieht er mich an seine Schultern und plötzlich... ich weiß nicht wieso... spüre ich, wie ich beginne zu weinen. Es ist völlig untypisch. Selbst bei Katsuya hab ich mich anfangs so dagegen gesträubt und gewehrt, doch bei Jonouchi-san.... Er legt auch den zweiten Arm um mich und hält mich. Wie sein Sohn lässt er mich einfach weinen. Gibt mir Halt, von dem ich bislang glaubte ihn nur bei meinem Streuner zu finden. Als ich mich wieder gefangen habe und mich aufrichte, lächelt er mich sanft an, streicht mir ein paar Tränen von der Wange und meint, dass das wieder werden würde. Diese Zuversicht, mit der spricht erinnern mich wieder an den Streuner. Dann nimmt er seinen Controller wieder in die Hand und fragt, ob ich noch eine oder zwei Runden spielen möchte. Ich nicke. Beim Weiterspielen fragt mich der Ältere, ob ich denn auch jemand wie ihn in seinem Leben gehabt habe. Das ist keine leicht zu beantwortende Frage. Ich hatte jemand, der sich um mich kümmerte und für mich da war, aber der mich nicht aus meiner Hölle befreien konnte, weil er nicht gegen meinen Adoptivvater angekommen ist. Jonouchi-san nickt nur betroffen. Fragt mich, wie lange meine Hölle gedauert hat. Ich lande bei ihm einen Treffer und gewinne die Runde. Während meine Figur sich in Pose wirft blicke ich ihn an und antworte mit 'Fünf Jahre'. Als er mich anschaut, sehe ich Bedauern. Er bedauert nicht mich, sondern den Umstand, dass ich so lange gelitten hatte und niemand mir den Dienst erwiesen hat, den er seinem Sohn erbracht hat. Schließlich fragt er mich, was aus dem Mann geworden sei, der mich durch die Hölle geschickt hat. Tonlos antworte ich, dass er tot ist... Ein erleichtertes Schmunzeln huscht über sein Gesicht. Dann füg ich an, dass er zwar tot sei, aber die anderen nicht. Ich seh noch im Augenwinkel sein geschocktes Gesicht, während ich mich wieder dem Fernseher zuwende und eine neue Runde beginne. Ohne ein weiteres Wort wendet er sich auch wieder dem Spiel zu. Es ist mir ein Rätsel, warum ich ihm das alles erzählt habe. Ich wollte es nicht und dennoch... irgendwo fühlt es sich gut an. Es fühlt sich gut an, mit jemand darüber gesprochen habe, von dem ich nicht befürchten muss, dass er es gleich in der Clique herum erzählt. Sicherlich ist das ein unfairer Gedanke... Honda hat nichts erzählt und dennoch ist da in mir diese Angst, dass er es immer noch tun könnte. Mehr erzählt, als ich ohnehin schon von mir Preis gegeben habe. Und ich frage mich... ob ich diese Angst auch hätte, wenn er nicht zum Kindergarten dazu gehören würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)