Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 76: Einen Schritt durch das Grauen ------------------------------------------ Ich sitze im Wintergarten, auf der Rattancouch und mir gegenüber in einem Rattansessel sitzt 'Kai', mein... Therapeut. Ich blicke an ihm vorbei zur Tür des Wintergartens. Suche etwas. Vermisse jemanden. Der sonst immer hier ist. Aber nicht heute. Heute bin ich mit 'Kai' alleine. Spüre dieses mulmige Gefühl in mir. Angst? Vielleicht. Wahrscheinlich. Bin für gewöhnlich nicht mit diesem Mann alleine. Spüre, wie mein Herz mir bis zum Hals schlägt. Das Rauschen in meinen Ohren ist gewaltig. Ich schlage ein Bein über das andere. Verschränke meine Arme vor der Brust. Katsuya! Wo ist mein Streuner? Sonst ist er doch bei mir. Lässt mich nicht alleine. Weicht nie von meiner Seite. Nicht mal dann, wenn ich ihn darum bitte, weil ich etwas vor ihm verbergen will. Er sieht mich an und weiß sofort, was Sache ist. Weiß, wie ich mich fühle und was ich brauche. Schenkt mir das Gefühl von Schutz und Geborgenheit. Liebt mich, wie noch niemand zuvor ohne Vorurteile oder Erwartungen. Er drängt mich nicht und gibt mir die Zeit, die ich brauche, um in diese Beziehung hineinzuwachsen. Also, wo ist mein Streuner? Kai ruft mich ein paar Mal. Mein Blick wandert von dem Zugang wieder zu dem Mann, der mich ernst ansieht. Nein, nicht ernst. Abwertend. Verächtlich. Belustigt. Es ist mir höchst unangenehm mit ihm hier alleine zu sein, jedenfalls so, wie er mich gerade anblickt. Schlucke schwer. Dann steht er auf und kommt um den Gartentisch. Das... das hat er noch nie gemacht. Er wahrt normalerweise den Abstand, den ich vorgebe. Warum heute nicht? Ich schlucke nochmals. Hab meinen Blick fest auf ihn gerichtet. Kann mich aber auch nicht bewegen. Dann kommt er bei mir an. Stellt sich direkt vor mich. Stemmt seine Hände links und rechts von mir gegen die Rückenlehne und beugt sich zu mir vor. Er hat ein süffisantes Grinsen im Gesicht. Fragt mich, was ich denn hätte. Meine Brust beginnt zu schmerzen. Es fühlt sich an, als wolle mein Herz heraus springen. Spüre, wie ich anfange zu zittern. Blick ihn nur stur an. Mit großen Augen. Ohne zu blinzeln. Irgendetwas ist an dem Mann heute anders, als sonst. Er... wirkt anders. Hat eine bedrohliche Ausstrahlung. Seine Stimme ist so leise, dass nur ich sie noch hören kann. Er fragt mich, ob ich nicht meine Beine breit machen möchte. Mein Herz bleibt schlagartig stehen und mein Blut gefriert mir in den Adern. Spüre, wie mir kalter Schweiß auf die Stirn tritt. Mein Zittern ist jetzt so stark, dass man es sehen kann. Ich hasse mich dafür, dass ich gerade die Kontrolle verliere. Kontrolle!? Selbstbestimmung. Würde. Unschuld. Dinge, die mir Gozaberu geraubt hat. Die er zerstört hat. Nichts übrig ließ, außer Scham, Schuld und Ekel, sowie gewaltiger Selbsthass. Nach seinem Tod hab ich vorgegeben, all das noch zu besitzen. Hat auch gut funktioniert. Eine Weile zumindest. Bis... bis er aus seinem Grab heraus mir all das wieder weggenommen hat. Seitdem trudle ich hilflos umher. Stolpere durch den Alltag, mehr schlecht als recht. Da erschallt seine Stimme. Gozaberu's Stimme. Gefühle sind eine Schwäche. Schwäche machen sich andere zu nutzen. Bringen einen damit zu Fall. Erst wenn man keine Schwächen mehr zulässt kann man die Kontrolle übernehmen. Sagen wo es lang geht. Bestimmen, was getan wird. Andere nach seinem eigenen Willen steuern. Das ist Macht. Wahre Macht. Eine Gänsehaut überzieht meine Haut. Ich... ich will sie nicht hören. Nicht seine Stimme. Nicht die Worte. Warum kann er nicht einfach verschwinden und mich in Frieden lassen. Hat er sich nicht schon genug von mir genommen? Hab ich ihm nicht alles gegeben, was er wollte? Also warum quält er mich auch heute noch so sehr? Ich spüre Kai's Hand an meinem Bein, dass ich zu Beginn über das andere geschlagen habe. Sehe, wie er es herunter hebt, so dass es neben dem anderen steht. Dann legt er seine Hände auf meine Knie und zwingt meine Schenkel auseinander. Spreizt meine Beine. Ich halte nur den Atem an. Kann nicht glauben, was ich da spüre und was er da gerade tut. Warum.. warum tut er das? Sollte er mir nicht eigentlich helfen, dass was Gozaberu mir angetan hat zu verarbeiten. Stattdessen lässt er seine Hände von den Knien über meine Schenkel nach oben zu meinem Hosenbund wandern. Nein! Er... er soll aufhören! Soll sein Vorhaben stoppen. Jetzt! Sofort! Augenblicklich! Aber immer noch ist sein Körper im Schock gefangen. Selbst das Atmen ist jetzt nicht mehr möglich. Alles, wozu ich noch im Stande bin ist zittern. Ich weiß, wie das hier weiter gehen wird. Kenne den Ablauf. Den Schmerz. Die Scham. Den Ekel. 'Kai' sagt wieder etwas, aber es ist nicht seine Stimme, die ich höre. Ich kenne die Worte. Nur zu gut. Hab sie unzählige Male gehört. Die Worte 'Sei ein guter Junge!" hallen mir laut durch meinen Kopf. So laut, dass ich das Gefühl habe, dass es mir gleich mein Trommelfell raus haut. Spüre wie mir die ersten Tränen über das Gesicht laufen. Starre 'Kai' einfach nur entsetzt an, der mich immer noch süffisant und bösartig angrinst. Sich mit der Zunge gierig über die Lippen fährt. Plötzlich verschwindet die Lehne der Couch in meinem Rücken einfach und ich fall nach hinten auf einen weichen Grund. Mein altes Bett! Panik flammt augenblicklich in mir hoch, während Kai sich zwischen meine Schenkel kniet und sich an meinem Hosenknopf zu schaffen macht. Auf einmal spür ich meine Arme wieder. Verzweifelt stemm ich mich nun gegen den Körper, der sich über mich beugt. Halte ihn auf, in seinem Versuch, mich gerade küssen zu wollen. Er lässt von meiner Hose ab und packt meine Handgelenke. Sein Griff ist so hart und eng, als würden meine Hände plötzlich in einem Schraubstock stecken. Er zwingt meine Hände über meinen Kopf, wo er sie mit einer Hand festhalten kann, während die zweite erneut versucht den Knopf am Hosenbund zu öffnen. Endlich kehrt auch das Gefühl in meinen Beinen zurück und ich versuche ihn irgendwie von mir wegzukicken. 'Kai' ist gar nicht erfreut darüber, dass ich mich so wehre. Bekommt einen wütenden Gesichtsausdruck. Grollt mich an, ich soll es uns beiden doch nicht so schwer machen. Das es geschehen wird... so oder so... der Widerstand völlig zwecklos sei. Seine Worte widern mich an. Treiben mir nur noch mehr die Tränen in die Augen. Ich weiß nicht wie, aber schließlich schaff ich es meinen Fuß an seine Hüfte zu platzieren und ihn von mir zu stoßen. Kaum bin ich frei dreh ich mich herum und versuche über das Bett hinweg zu entkommen. Doch da spüre ich einen eisernen Griff in meinem Haar, der mich gewaltsam zurück und hoch zieht. Von hinten schiebt sich 'Kai's Gesicht neben meines, nur dass er immer dämonischer wird. Seine Augen sind schwarz und ausdruckslos, während das Grinsen immer breiter geworden ist. Seine Haare, die sonst wild abstehen, scheinen ordentlich mit Pomade nach hinten gekämmt zu sein. Ein dichter, dunkler Schnurrbart sprießt im Zeitraffer auf seiner Oberlippe. Sein Gesicht wird kantiger und der Geruch des Aftershaves bereitet mir Übelkeit. Und dann... dann ist 'Kai' verschwunden und stattdessen steht hinter mir Gozaberu. Ich schreie laut auf. Mein Herz hämmert wieder wie wild gegen die Brust und bis Hals. Versuche mich gegen seinen Griff zu wehren, während seine Hand um meine Hüfte geht und gekonnt den Knopf löst. Dann reißt er mir die Hose herunter und lacht einfach nur diabolisch und amüsiert. Seine Stimme ertönt bedrohlich leise neben meinem Ohr. Ich solle mich ruhig weiter wehren, so habe er es immer am liebsten gehabt. Deshalb habe er sich immer neuere, grausamere Methoden überlegt, sich meiner zu bemächtigen, weil ich irgendwann die Übergriffe einfach über mich habe ergehen lassen. Spüre seine eiskalte Pranke an meiner Hüfte, wie sie mich am davon kommen hindert. Sogar noch ein Stück zurück zieht. Dann durchzieht mich ein brennender, zerreisender Schmerz. Ein ohrenbetäubender Schrei umgibt mich plötzlich. Plötzlich ist Gozaberu verschwunden. Ich knie nicht mehr länger in meinem alten Bett, nein, ich sitze senkrecht in meinem neuen. Mein Atem geht schnell und schwer. Spüre, wie meine Klamotten nass an meinem Körper kleben. Meine Tränen rinnen in Strömen über das Gesicht. Hab meine Hände so fest in die Decke gekrallt, dass mir die Finger schmerzen. Mein ganzer Körper zittert. Langsam schiebt sich da etwas in mein Sichtfeld. Blonde Haare. Honigbraune Augen. Besorgter Blick. Sein Mund bewegt sich, aber ich kann ihn nicht hören. Muss wieder schwer schlucken, während ich vor lauter Schluchzen kaum noch atmen kann. Noch immer kann ich seine Hand an meiner Hüfte spüren. Den Geruch seines Aftershaves liegt mir in der Nase. Höre sein Flüstern noch in meinen Ohren. Spüre ihn in mir... Die Übelkeit ist überwältigend. Ich spring aus dem Bett, aber in das Badezimmer schaff ich es nicht mehr. Ich stolpere, geh auf meine Knie und erbreche mich auf den Teppich vor dem Bett. Die bittere Magensäure hinterlässt einen ekelhaften Nachgeschmack im Mund und auf der Zunge. Reizt ein weiterer Würgereflex. Also erbreche ich erneut. Als ich eine Hand auf meinem Rücken spüre zucke ich panisch zusammen und dreh mich erschrocken um, bereit mich mit alle Mitteln zu wehren. Doch wieder schau ich nur in besorgte, braune Augen. Sanft legt mir Katsuya eine Hand an die Schulter. Das Schluchzend verstärkt sich wieder bei mir und langsam lass ich mich nach vorne fallen, mit dem Gesicht in den Schoss meines Streuners. Sanft streicht er mir durch das Haar und über den Rücken, während ich meinem Entsetzen einfach kein anderes Ventil liefern kann, außer zu weinen. Fühl mich dadurch schwach und angreifbar. Schäme mich deswegen. Fache damit nur die Verzweiflung in mir weiter an. Doch ich spüre auch, dass ich nicht alleine bin. Katsuya ist da. Gibt mir Halt und Zeit. Vermittelt mir Geborgenheit. Bringt mir Verständnis entgegen, dass ich jetzt nicht darüber reden kann. Ist einfach nur für mich da. Und dann fordern der Schrecken und die Erschöpfung ihren Tribut und hüllen mich, dort am Boden, vor meinem Bett, mit dem Kopf in Katsuya's Schoss, in Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)