Neon Genesis Evangelion - Die Nebenwelt von Wo_Anders ================================================================================ Kapitel 4: Leben für Anfänger: Das kleine Alphabet -------------------------------------------------- Das Erwachen in einer unbekannten Umgebung verstörte Rei zuerst und führte zu einem starken Unwohlsein. Erst die Erinnerung und die Vergegenwärtigung ihres Umfelds ließ das blauhaarige Mädchen sich entspannen. Als sie sich aufrichtete, rutschte der Oberteil ihres Futons herab und entblößte etwas viel Haut, denn durch den unruhigen Schlaf war ihr Yukata ziemlich verrutscht. Ein Schatten, gefolgt von einem Klopfen, kündigte Besuch an, weswegen sie sich schnell wieder zuband und anschließend "Herein" bat. Jetzt, wo es ihm erlaubt war, trat Shinji ein. Er hatte keinen traditionellen Schlafanzug wie sie, sondern trug nur ein weißes T-Shirt und dunkelbraune, fast schwarze Boxershorts. Seine Haare waren trotz ihrer Kürze noch wild durcheinander vom Schlaf, und das er sich verlegen mit der Hand durchfuhr, verbesserte ihr Aussehen auch nicht gerade. "Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe," versuchte sich Shinji zu entschuldigen, "aber ich soll dir sagen, dass es in Kürze Frühstück gibt." Ein kleiner Seitenblick versicherte ihm, dass der rote Dämon noch schlief. "Vielleicht kannst du ja meine Schwester auch dazu aufraffen, obwohl sie mit einem Kater eigentlich noch unausstehlicher ist." Er wies dabei auf das rothaarige Mädchen, das in schwarzen Top und weißen Hot Pants in einem völlig zerwühlten Futon ihr Kissen voll sabberte. Wie aufs Stichwort griff sich Asuka murrend unter unters Hemd und kratzte sich den Bauch. Verlegen schaute Shinji wieder weg. Es war zwar nicht so, dass er die adoptierte Deutsche noch nie nackt gesehen hätte, aber zum Einen war es Jahre her und zum Anderen war sie nun wesentlich anders, um nicht zu sagen besser proportioniert als damals. "Sonst noch was?" Rei stützte sich auf ihren linken Arm und lag nun seitlich, wobei trotz Festigung der Yukata wieder ein Stückchen herunter rutschte und schneeweiße, runde Haut offenbarte. Gefangen von diesem Anblick und mit sichtlicher Rötung verneinte er ihre Frage und wollte gerade gehen, als er sich schließlich doch dazu überwand, es ihr zu sagen, "Rei... dein Yukata," stotterte er halb verlegen. Verwirrt schaute sie an sich herunter und bemerkte den großen Ausschnitt Busens, den sie zu Markte trug. Sie spürte wieder diese Wut in sich aufkommen, die sie auch bei dem einen 'Gespräch' mit Asuka hatte. Eigentlich entsprach so ein Ausbruch gar nicht ihrem Typ, stellte sie bereits damals fest und so schaffte sie es, sich zu beruhigen. 'Ruhig, ganz ruhig, er hatte keine böse Absicht. Die Jungs in Neo-Zwo hätten einfach weitergestarrt gehabt, ohne auch nur ein Wort zu sagen, und ich hätte es wahrscheinlich nicht einmal bemerkt. Dann hätte mich jeder zu allem Unglück wohl auch noch "Luder' genannt gehabt... Aber nein, Shinji hat mich darauf hingewiesen. Ich sollte ihm danken, aber wie nur?' Fast zu spät kam ihr doch noch der rettende Einfall. Shinji hatte unterdessen genug Muße gehabt, Reis Wechsel der Gesichtsausdrücke zu bewundern. Die anfängliche Scham wurde von verhohlener Wut abgelöst, die schließlich in angestrengtes Überlegen überging. Obwohl er einige weibliche Züge hatte, Asuka zog ihn trotz des guten Geschmacks immer wegen seines Kochfaibles auf, verstand er sie natürlich völlig falsch und deutete die gekräuselte Stirn der Blauhaarigen als Auswahl der Strafe, die er für seine Unverfrorenheit würde erleiden müssen. Dieser Fehleinschätzung muss man aber zu Gute halten, dass 10 Jahre schlechten Einflusses durch Asuka tiefe Spuren in seinem Interpretationsvermögen weiblicher Körpersprache hinterlassen haben. Dementsprechend verfiel er auch in eine Handlungsweise, die ihm bei der rothaarigen Zimmergenossin immer geholfen hatte: der organisierte Rückzug, gemeinhin als Flucht bezeichnet. Das gerade diese den rettenden Einfall für seine Belohnung brachte, nennt man wohl Ironie des Schicksals. "Bis dann, Ayanami," wollte sich Shinji gerade verabschieden, aber als er die Tür hinter sich schließen wollte, wurde er durch die Stimme seiner Gesprächspartnerin unterbrochen. "Ähm, du kannst mich ruhig wieder mit Rei ansprechen, wenn es dir nichts ausmacht. Ich benutze ja schließlich auch immer deinen Vornamen..." schloss das Mädchen immer leiser werden. Es folgten einige Sekunden der Stille, deren einzige Unterbrechung das Geräusch von den Ästen fallender Schnee war, sowie in einiger Entfernung Vogelgesang. "Bis dann, Rei." Shinji kostete die bewusste Benutzung ihres Vornamens aus und wog ihn auf seiner Zunge hin und her, bis er abgelenkt wurde und die Tür hinter sich schloss. Als Katsuragi-sensei aus ihrem Zimmer kam, bemerkte sie zwar noch unbewusst, wie eine naheliegende Tür zugeschoben wurde, verfolgte den Gedanken aber nicht weiter. Müde trottete sie ein paar Schritte nach vorne, wandte sich nach rechts und versuchte verzweifelt den Kühlschrank zu öffnen. 'Komisch,' dachte sie, 'seit wann haben wir einen Kühlschrank mit Schiebetür?' Erst der verwirrte Blick von Rei ließ sie soweit wach werden, dass ihr die Reise wieder in Erinnerung kam. Frustriert schaute sie sich um und kratzte sich dabei am Kopf. Ein Gefühl sagte ihr zwar, das außer der Neuen noch jemand in der Nähe war, aber der Anblick des Flurendes, und damit die Erinnerung an das Wohnzimmer einschließlich Kochnische und biergefüllten Kühlschranks, lenkte sie freudig ab, so dass sie müde in Richtung Tür platschte. Als sie diese aufschob, sah sie zwar das Chaos des gestrigen Saufgelages, realisierte es aber im Gegensatz zur Küche nicht. Mit wirren Haaren schlurfte sie in Richtung der Kochecke, öffnete den Kühlschrank und suchte nach einem Bier oder etwas anderem Alkoholischen, bis sie es in Form eines dieser überzuckerten Mischgetränke fand. Die erste Flasche leerte sie in einem Zug und rülpste danach völlig undamenhaft. "Viel zu süß," grummelte sie, was sie aber nicht davon abhielt noch zwei weitere Flaschen zu trinken, ehe sie sich ihre insgesamt Vierte nahm und an den Tisch setzte. Erst jetzt, mit einem gewissen Alkoholpegel im Blut, wurde sie sich der Unordnung Gewahr und runzelte die Stirn. Unordnung war nicht wirklich zutreffend, geordnetes Chaos traf es eher. Der Tisch war schon mit Tellern, Tassen und etc. gedeckt, während die Lebensmittel noch fehlten. Dafür waren die Überreste der durchzechten Nacht überall im ganzen Raum aufgestellt worden. 'Die Hausherren?' Diese Annahme lehnte sie fast schon aus Prinzip ab, ins Besondere weil der alte Mann sich so über die traditionelle Begrüßung gefreut hatte. Das bedeutete, dass das eine Schülerin gemacht haben musste, denn kein Junge stand in den Ferien so früh auf, um so viel Arbeit zu verrichten. Strategisch, aber langsam dachte sie über jedes einzelne Mädchen nach, musste jedoch feststellen, dass es keine wirklichen Kandidaten gab. 'Horaki ist zwar fürsorglich, aber diese Flaschen passen nicht zu ihr. Ikari weiblich ist zu... sehr sie selbst; Nana? Auch nicht wirklich.' So ging es ihr bei fast allen, und obwohl sie ein paar Treffer beim Herrichten des Tisches ausmachen konnte, kam doch keiner für die Restestapelei in Frage. Dann kam ihr ein neuer Gedanke: Die Neue! 'Hm, von der weiß ich kaum etwas,,, Ich muss wohl Magi befragen.' Magi, oder besser die Einheit aus Melchior, Balthasar und Caspar, war der Supercomputer von Neo-Tokio 3, der alle Daten über seine Einwohner, Tätigkeiten, und dergleichen erfasste und verarbeitete. Alle Magi-Einheiten, fast jede größere Stadt hatte eine, basierten auf der Urkonstruktion, die Naoko Akagi entwickelt hatte und ohne deren Hilfe die Jahre nach dem Second Impact für Japan wohl nicht ganz so glimpflich abgelaufen wären. Während dieser Zeit hatte er sämtliche Rettungs- und Aufbauarbeiten koordiniert und aufeinander abgestimmt. Mittlerweile steht dieser im wahrsten Sinne des Wortes 'Muttercomputer' in einem öffentlichen Museum, wo er aber nach wie vor arbeitet und Verwaltungsaufgaben übernimmt, denn durch die von der Entwicklerin erfundenen Techniken der Erfahrungsextrapolation besaß er nicht nur eine künstliche Intelligenz, sondern hatte auch während und nach der Krise eine immense Erfahrung angesammelt, die man einfach nicht verschwenden konnte. Mit ihrem Entschluss befriedigt machte Katsuragi-sensei sich daran, die ganzen Schüler zu wecken. Auf dem Weg zum Flur achtete sie darauf, keine Flaschen oder Dosen umzukippen, denn sie musste zugeben, dass diese Aufstellung neben der Ästhetik einen gewissen Eindruck erzeugte, einen Hauch von unterschwelliger Schuld, den sie den Anderen, die gestern mitgetrunken hatten, nicht vorenthalten wollte. Klopfend an allen Türen ging sie durch den gang und rief dabei immer wieder: "Aufstehen, hopp hopp hopp! Es gibt gleich Frühstück und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben! Wir wollen ja heute schließlich auch noch Baden gehen, also kommst aus den Puschen!" Shinji, der sich schon fertig zum Waschen gemacht hatte, rüttelte Aida und Suzuhara, damit diese wach wurden, was sogleich von einem Murren quittiert wurde. "Falls was ist, ich bin zu Morgenwäsche," sagte er noch, ehe er den Raum verließ. Zur Antwort wurde nur ein Arm gehoben, wessen, das war in dem Deckengeknäuel nicht zu erkennen. Als er den Flur entlang ging, konnte er aus allen Zimmern, obwohl die Türen geschlossen waren, erste Anzeichen von Aktivität erkennen. Auf dem Rückweg von der Morgenwäsche kamen ihm schließlich auch die ersten Mitschüler schlaftrunken entgegen und murmelten ihm ein formlosen "Morgen" zu. Am Frühstückstisch ging es relativ gesittet zu, obwohl es gelegentlich betretene Blicke zu den leeren Flaschen gab, die überall herum standen, während die Wenigen, die nicht mit getrunken hatten, einfach nur den Kopf schüttelten. Als die Gastgeber kamen und sahen, dass die Gäste bereits aßen, eilten sie sofort zu Katsuragi-sensei und baten mit tiefen Verbeugungen um Entschuldigung. Die Lehrerin winkte dies einfach ab und beteuerte, sie müsse sich dafür entschuldigen, dass sie ihren Tagesplan dem älteren Paar nicht mitgeteilt habe. Als dieses Thema abgehandelt worden war, schaute sich der Herr um und fragte leicht verwirrt, was es mit den Flaschen auf sich habe. "Also waren sie das wirklich nicht?" Beide schüttelten ihre Köpfe. "Habe ich mir auch so gedacht... Dann war es wahrscheinlich einer von uns, der sich einen Scherz erlaubt hat." Alle Schüler aßen in Ruhe weiter, als hätte niemand etwas gesagt, wobei die Meisten aber dem Gespräch der Lehrerin gelauscht hatten, denn sie interessierte diese Flaschensache mindestens genauso stark. "Werden sie nach uns bitte abdecken und aufräumen? Wir erwarten nämlich in Kürze unseren Bus, so dass wir das nicht selber machen können," bemerkte die Lehrerin mit einem Blick auf ihre Uhr. Wie angekündigt fuhr dann auch der Bus vor, während sich die Sonne langsam über den Horizont schob und ein Glitzern auf den Schnee zauberte. Der Bus, der etwa 50 Sitzplätze umfasste, hatte ein ähnliches Weiß wie seine Umgebung, ging jedoch noch einen Stich ins Gelbe über. Die verdunkelten Fenster bildeten dazu einen starken Kontrast, obwohl sie nach oben hin durchsichtiger wurden. Als einer der ersten hatte Shinji freie Platzwahl und nahm einen Doppelsitz in der Mitte der hinteren Hälfte in Beschlag. Diese Besetzung konnte er sich genehmigen, da es ohnehin weniger Schüler als Plätze gab. Nachdem er sich ans Fenster gesetzt hatte, stellte er seinen Rucksack auf den Nebensitz und lehnte seinen Kopf anschließend gegen die Scheibe. Mit einigen anderen Schülern, die genauso wie er bereits gestern gepackt hatten, kam auch Rei, die den Platz auf der anderen Seite von ihm nahm. Als sie sich über den Gang hinaus zu ihm rüber beugte, fragte sie "Ist der Platz noch frei," wobei sie mit ihrer Hand den Platz mit seinem Rucksack berührte. "Schon, aber wolltest du nicht neben Asuka sitzen?" Nach einem kurzen Moment des Überlegens entschied sie, seinem Vorschlag zu folgen, aber dennoch ihrer rothaarigen Freundin entgegen ihrer Gewohnheit den Fensterplatz zu überlassen. Somit wirkte sie als Puffer zwischen den beiden Ikari-Geschwistern, bis der männliche Teil resignierte, sich seinen SDAT schnappte und Musik hörte. Mit dem Eintreffen von Touji, wie üblich der Letzte, konnte der Bus schließlich auch seine Fahrt beginnen. Die Fahrt an sich verlief relativ ruhig, Shinji schlummerte vor sich hin, Asuka belagerte Rei um Informationen über das Schwimmbad und Suzuhara wurde von Horaki wegen seiner ständigen Verspätungen ausgemeckert, eine ganz normale Busfahrt also. Shinjis Erwachen gestaltete sich als etwas unsanft, denn durch das ruckartige Bremsen auf dem völlig schneefreien Parkplatz war sein Kopf nach vorne gegen den Vordersitz gerutscht. Wütend rieb er sich über die Stelle und stand auf, um aus dem Deckenfach ebenso wie seine Mitschüler seine Tasche und Jacke zu holen, damit er draußen nicht erfrieren würde. Eigentlich gab es dort zwar keine Temperaturen, als dass man Gefahr laufen würde, Erfrierungen zu erleiden, aber sicher ist nun mal sicher. Als er aus dem Bus trat, schaute er noch verblüffter als die anderen, denn er hatte auf der Fahrt gedöst gehabt, weswegen ihn der Anblick dieser hohen und steilen Hügelwände noch mehr verblüffte. Es war fraglich, ob man da überhaupt noch von Hügeln sprechen durfte, denn ihre Spitzen schienen sich trotz eines sehr steilen und teilweise felsigen Anstiegs ein-, zweihundert Meter über der Erde zu befinden. Außerdem verwirrten ihn die Geräusche einer Brandung, zu der er jedoch offensichtlich kein Meer entdecken konnte. Gemeinsam mit seinen Schulkameraden folgte er seiner Lehrerin, die trotz dieser Kälte in einem kurze Rock mit hohen Strümpfen, dafür aber dicker Jacke gerade wie ein Lot auf ein Haus zumarschierte. Als sie es betraten, wurde auf Anhieb klar, dass das Haus sich teilweise im Berg befinden musste, denn es war im Verhältnis zu seiner äußerlichen Breite ungleich tiefer. Trotz dieses beeindruckenden Anblicks stieg bei fast allen Ekel auf, denn obwohl der Boden gefliest war, steckte überall in den Fugen der Dreck. Wahrscheinlich müsste man nur noch ein paar Tage warten, und man könnte sehen, wie er sich von den Fliesen abhöbe und anfinge durch die Tür zu krabbeln. Einen ähnlichen Anblick bot die Rezeption, an der bis auf die Mitte der Flächen die Farbe schon überall eingerissen oder abgebröckelt war, abgepult durch Generationen von gelangweilten Kleinkindern. Irritiert musste Shinji aber feststellen, dass nirgends Staub lag, nicht mal in den hintersten Ecken. Unterdessen hatte Katsuragi-sensei alles mit der Frau an der Rezeption geklärt, woraufhin sie ihre Untergebenen zu einer großen feuerfesten Stahltür führte, in deren Mitte ein großen Schild mit den Buchstaben "PULL" prangerte. Trotz ihrer Masse ließen sich die beiden Flügeltüren relativ leicht öffnen, wobei die Scharniere nicht das geringste Quietschen erzeugten. Nachdem alle Schüler den halbkreisförmigen gefliesten Gang betreten hatten, schloss ihre Lehrerin den Eingang hinter ihnen und setzte sich anschließend an die Spitze der Gruppe. Mit dem Geräusch, das ihre hochhackigen Schuhe erzeugten, wies sie, zusätzlich zum Licht am Ende, den Weg. Der Tunnel war zwar beleuchtet, aber das Licht reichte kaum aus, um sich nicht auf die eigenen Füße zu treten. Rei, anstatt der Schuluniform in einem dunkelblauen Sommerkleid und mit passenden hellen Schuhen, wurde durch die beiden Ikari-Geschwister flankiert. "Hübsches Kleid," bemerkte Shinji, als er sich die Ohrstöpsel herauszog und zusammen mit dem SDAT im Rucksack verstaute. Der schwarzhaarige Junge hatte seine übliche Kleidung an - helles T-Shirt mit dunkler Hose - die aber dieses Mal seine eigenen Sachen waren. "Es steht dir." Dieser Kommentar Horaki's kam unerwartet, denn normalerweise war sie im Gegensatz zu Asuka nicht ein Modemensch. Trotzdem nickte die Rothaarige dem Mädchen mit lockeren Jeans und Blouson mit Unterhemd zu. Sie trug sehr zu Freude der Jungs, die hinter ihr gingen, enge Jeans und ein ähnliches Oberteil wie die Klassensprecherin, jedoch in anderen Farben. Eigentlich war diese Art Kleidung nicht ihr Standard, aber aufgrund ihrer wilden roten Mähne stand ihr dieses maskuline Outfit nicht schlecht. Einzig ihre Schuhe, die direkt Alice im Wunderland gehören könnten, stachen sich ziemlich mit dem Rest, wurden aber glücklicherweise durch die roten Haare etwas abgemildert. Der schwach beleuchtete Gang führte immer tiefer in den Berg hinein. Mittlerweile hatten sich unter den Anderen Zweifel breit gemacht, ob Reis Vorschlag wirklich so gut war. Diese nahm das mit Bedauern und Befürchtungen zur Kenntnis. 'So fing es auch damals an...' erinnerte sie sich, wurde jedoch durch das Staunen ihrer Mitschüler unterbrochen. Ihnen bot sich ein Panorama, das einfach unfassbar war. Mit einem Lächeln auf den Lippen fragte sie scheinheilig "Na, habe ich euch zu viel versprochen?" Katsuragi-sensei war ebenso verblüfft wie der Rest. Direkt vor ihr tat sich eine gigantische Kuppel auf, die von einem Berg gefüllt wurde . Wasserrutschen umschlungen und durchdrangen diesen ebenso wie die Pflanzen, die auf ihm wuchsen. Zu seinen felsigen Füssen lag ein Schwimmbecken, das durch einen wegführenden Anstieg den Eindruck erweckte, der Berg stünde als Insel in einem Meer. Ein paar Meter von der Wasserlinie entfernt standen Tische, Stühle und Liegesitze, die sich sichelförmig um das Minimeer schlossen und durch die Kuppelwand nach hinten abgegrenzt wurden. Ein vertrautes Aroma in der Luft ließ vermuten, dass das Wasser salzig war. Der besondere Clou an der Promenade aber war der durchsichtige Boden. Durch ihn konnte man auf das Meer schauen, dass sich unter dem Boden brach und teilweise mit den künstlichen Wellen über ihm schnitt. Mattdurchsichtige Stützpfeiler sicherten dabei ab, dass die Kuppel nicht abstürzen würde. Diese Mattheit durchzog auch den Boden in Richtung Berg, wobei sie allerdings bereits bei knietiefem Wasser keine Durchsicht mehr erlaubte. Erst als sie das gerundete Meer passierten und sich Stühle und Liegen suchten, konnte man an dem Berg vorbei einen Imbisstand sehen, der in der Mitte zwischen dieser und einer weiteren, kleineren Kuppel stand. "Rei," stammelte Shinji, "du bist eine Wucht." Freudestrahlend bedankte sie sich für dieses Kompliment, was irgendwie den Bann löste, in dem alle gefangen gewesen waren. Sie stürmten sofort auf ihre Mitschülerin zu, um sich ebenfalls bei ihr zu bedanken, denn mittlerweile hatte es die Runde gemacht, dass sie die Idee zu dieser Fahrt und zu diesem Schwimmbad gehabt hatte. Nachdem sich alle etwas beruhigt hatten, zeigte Ayanami auf zwei Türen neben dem Gang, aus dem sie gekommen war. "Dort befinden sich die Umkleiden." Der Ansturm, der anschließend in diese ergoss, war maßlos. Bis auf Rei, Shinji und Katsuragi-sensei waren alle fort. Das mit der Lehrerin erklärte sich schnell, denn sie machte sich zu einem Erkundungsspaziergang Richtung Imbiss auf, aber das Verbleiben des Jungen war der Blauhaarigen ein Rätsel. "Shinji-kun?" Erschrocken stellte sie fest, dass sie ihn mit seinem Vornamen angesprochen hatte. "Oh, tut mir leid, ich wollte nicht unhöflich sein. Ikari-kun?" Er schaute sie mit krauser Stirn an. "Du hast mich fast immer Shinji-kun genannt, also kannst du auch ruhig beständig dabei bleiben." Verwundert stellte sie fest, dass er recht hatte und sie ihn wirklich fast immer bei seinem Vornamen angesprochen hatte. Früher hatte sie das nie gemacht, selbst nicht bei den Leuten, die sie als 'Freunde' ansehen konnte, doch bei ihm war es irgendwie natürlich, ihn beim Vornamen zu nennen. "Seltsam," stellte sie halblaut fest. "Gut. Shinji...kun? Willst du nicht auch wie die Anderen Baden gehen?" Bis auf die Unterbrechung eben hatte er durchweg den Berg angestarrt, doch jetzt wandte er seine Aufmerksamkeit Rei zu. "Wie? Ach so, nein, doch, schon, aber... das ist einfach klasse. Unglaublich." Offensichtlich war er immer noch völlig verblüfft, sehr zur Freude von Rei. "Nicht wahr? Das alles wurde von einem exzentrischen Alten errichtet, der früher mal auf irgendwelchen Pazifikinseln gelebt hat. Ich glaube er hieß Kiel Lorenz oder so... Wie auch immer, er hatte Sehnsucht nach dieser Zeit, aber sein Körper konnte solche Reisen nicht mehr verkraften, weswegen er dieses Schwimmbad entwerfen und bauen ließ. Ich glaube, mit der Zeit ist er senil geworden, denn er ließ in jeden Arbeitsvertrag einfügen, dass über dieses ganze Projekt Stillschweigen bewahrt werden müsse. Dieser Klausel unterliegen übrigens auch alle Gäste, die hierher kommen. Der entsprechende Vertrag wird bei der Abreise unterschrieben werden müssen, zumindest musste ich das damals." Jetzt war Shinji klar, warum sie nie etwas genaueres über dieses Schwimmbad gesagt hatte. Er wollte gerade fragen, wieso sie aber dann hier seien, als sie ihm bereits mit der Antwort zuvor kam "Außenstehenden darf man zwar nichts sagen, aber...," ein neckisches Grinsen überzog ihre Lippen, "es steht nichts von Mitbringen im Vertrag! Soll heißen, solange eine Person einer Gruppe bereits hier gewesen war, konnte man ohne Probleme mehr mitbringen, man durfte bloß nichts sagen!" Zufrieden lehnte sie sich zurück und schaute zu, wie die Ersten sich in die Fluten stürzten. "Aber wieso hat er dann nicht den Vertrag geändert," fragte Shinji. Dies wurde mit einem Schulterzucken Reis quittiert. "Keine Ahnung. Ich glaube aber, trotz seiner Senilität mag er Kinder und so. Ansonsten hätte er wohl kaum diese Wasserrutschen mit eingeplant. Und davon abgesehen," sie wies mit einer Hand hinter sich zu dem Grat der Minibergkette, die die Kuppel umgab und einen Einbruch zum Meer hin hatte, "soll er angeblich dort hinten wohnen." Katsuragi-sensei war inzwischen zurück und ließ sich desillusioniert auf einen Stuhl fallen. Gedankenverloren zog sie sich die Schuhe aus und fing an zu reden. "Dort hinten sind noch zwei Hallen, eine mit Wettkampf- und Tauchbecken und die andere mit lauter Fitnessgeräten." Shinji stand wortwörtlich der Mund offen, was Rei sichtlich amüsierte. "Wa-wa-was?!" Dieses Stottern regte sie zu ein paar Gedanken an. 'Ob ich damals auch so ausgesehen habe?' Leider erinnerte sie sich aber auch an ein paar schlechte Dinge aus ihrer Vergangenheit. 'Maruko.' Schnell verdrängte sie den Gedanken und kam auf ihre ursprüngliche Frage an Shinji zurück. "Also, kannst du nicht schwimmen, oder warum bist du noch hier?" Verlegen schüttelte er den Kopf. "nein, ich kann schwimmen, ich war bloß so... fertig von dem Anblick." Sie stand auf. "Na dann bist du ja jetzt wieder normal, oder?" Er gesellte sich zu ihr, woraufhin sie ihn zu den Umkleiden drängte. Auf dem Weg fragte sie "wartest du auf mich? Ich meine, wenn ich etwas länger brauche..." Ohne Zögern stimmte ihr dunkelhaariger Begleiter mit einem Nicken zu. Interessiert hatte Katsuragi-sensei den Teil des Gespräches verfolgt, den sie gehört hatte und schnappte sich danach ihre Badesachen. 'Diese Beiden... ich frage einfach mal Ayanami.' Mit diesen Gedanken trat sie zu dem Mädchen in die Umkleide. Rei stand an einem Spind und verstaute gerade ihre Sachen darin, wobei sie sich mit einem Handtuch umwickelt hatte, damit sie nicht völlig nackt dastand. Katsuragi-sensei machte es ihrer Schülerin nach und hatte sich kurz darauf ihres Minirocks mit schwarzem Hemd unter roter Weste entledigt. "Sag mal, Ayanami... irre ich mich, oder läuft da etwas zwischen dir und Ikari?" Die Angesprochene hielt beim Anziehen ihres schwarzen Badeanzugs kurz inne und schaute misstrauisch über ihre linke Schulter. "Er ist nett," entgegnete sie kalt. "Ach, so nennst du das? Zu ihm warst du aber irgendwie freundlicher." Ihre unausgesprochene Frage wurde mit einem Schulterzucken entgegnet. "Was ich mache ist meine Sache und geht sie nichts an." Sie schloss die weiße Metalltür und wollte mit dieser Feststellung die Lehrerin stehen lassen. "Wieso so sauer," fragte diese mit verhohlener Wut. "Ich habe keine guten Erfahrungen mit Lehrern gehabt, darum. Sie entschuldigen?" Ohne eine Antwort abzuwarten ging sie durch den Zwischenflur und trat in die Kuppel hinaus. Shinji war unterdessen wirklich als Erster fertig geworden und hatte sich an die Mauer gesetzt. Die Sonne schien auf die oberen Teile der Kuppel und brach sich in den durchsichtigen Kuppelwänden, was dort Lichteflexionen erzeugte. Er betrachtete diese ohne tiefere Gedanken, bis schließlich Kensuke mit klitschnassen Haaren auf ihn zukam. "Was machst du denn hier?" Shinji blickte ihn an, wobei der die Augen wegen der Reflexionen zusammenkneifen musste. "Auf Rei warten, sie zieht sich gerade um." Touji, der dem Militärfreak gefolgt war, fragte hintergründig "Rei...? Bist du sicher, dass du ihr nicht helfen sollst?" Er grinste schelmisch. Shinji antwortete stirngekräuselt "Hör auf, Dummkopf." Der Kräftigere der beiden konnte da natürlich nicht zurückstecken und nahm seinen schmächtigen Freund am Arm, um ihn ins Wasser zu zerren. "Na warte, das wirst du büßen..." grinste er, während Shinji immer tiefer ins Wasser gezogen wurde. Aida, wie immer unbeteiligt und vor allem unschlüssig, konnte nur zusehen. Schließlich schaffte Touji es, seinen Schulkameraden unterzutauchen. Unglücklicherweise kam Rei gerade in diesem Moment aus der Umkleide und konnte Shinjis Rache an Suzuhara mit ansehen. 'Er sagte, er würde auf mich warten...' dachte sie leicht betrübt. Aida-kun, der von der Abmachung wusste, versuchte Ayanami zu beruhigen. "Es ist nicht wie du denkst, Shinji wollte nicht...", doch Rei wischte seine Einwände mit einer Handbewegung weg und stampfte gesenkten Blickes die Sichel in Richtung des Imbisses entlang. Sie war ohnehin schon sauer wegen der Neugier der Lehrerin und das hatte dem Topf nun den Deckel aufgesetzt. Trotz des gegnerischen Enthusiasmus' hatte Suzuhara leichtes Spiel mit seinem Gegner und gewann, als Shinji endlich aufgab und nach Atem rang. Kaum musste er sich nicht mehr darauf konzentrieren über Wasser zu bleiben, fiel sie ihm ein. "Ayanami!" Doch sein Rufen blieb unbeantwortet. Als seine Augen die Eingänge der Umkleiden absuchten, entdeckte er nur den Jungen in Tarnshorts. "Aida, hast du Rei gesehen?" Er hoffte, er hatte es sich hiermit nicht verscherzt und würde sie weiterhin bei ihrem Vornamen nennen dürfen, obwohl er gerade eben erst gemerkt hatte, dass er es noch nicht gewohnt war. "Ja, sie schon weg, aber an deiner Stelle würde ich ihr folgen," wollte der braunhaarige Jungen seinem Gegenüber raten, doch durch das Zeigen einer Richtung hatte er Shinji keinen längeren Grund zum Verweilen gegeben. Er rief nur noch ein kurzen "Danke" über die Schulter zu, als er in seinem Lauf immer wieder die Wasserlinie schnitt und das feuchte Element dementsprechend hoch spritzte. Katsuragi-sensei hatte sich mittlerweile fertig umgezogen und trug einen verführerischen grün-gelben Zweiteiler, deren Teile durch Ringe an den Seiten verbunden waren. Als sie sah, wie der schwarzhaarige Hobbyastronom wie ein geölter Blitz rannte, wusste sie, hinter wem er her sein würde. "Nett, so so..." Als er den Imbiss erreichte, erkannte er, dass seine Lehrerin recht gehabt hatte. Direkt vor ihm befand sich der Eingang zu einer weiteren, wenn auch kleineren Kuppel, in der sich zwei Schwimmbecken befanden. Da er von hier aus nicht weiter wusste, hörte er auf zu laufen und ging in die Halle. Erst als er das eine Becken zur Hälfte zurückgelegt hatte, hatte er das Mädchen gefunden, nach dem er gesucht hatte. Sie stand am Anfang eines 10m Brettes und schien sich gerade sprungbereit zu machen. Shinji bekam ein mulmiges Gefühl und beschleunigte seine Schritte. "Rei! Pass auf," rief er ihr besorgt zu, aber entweder wollte oder konnte sie ihn nicht hören, denn sie trat gerade zurück, um Anlauf zu nehmen. Von einer bösen Vorahnung erfüllt, fing Shinji an zu zum Sprungturm zu laufen, doch kaum hatte er begonnen, lief auch Rei los. Ohnmächtig sah Shinji zu, wie sie in ihrem schwarzen Einteiler sprang. Mit Kopf voran blieb sie gut eine Sekunde in der Luft, bis sie endlich ins Wasser tauchte. Obwohl sie von so hoch gesprungen war, schlug sie kaum Wellen. Der unfreiwillige Betrachter löste sich schließlich aus der Starre und sprang ohne nachzudenken vom Beckenrand hinterher. Das Wasser war kalt und tief, aber immerhin auch klar, so dass Shinji noch verschwommen den weißen Blasenvorhang erkennen konnte, den Rei bei Eintauchen ebenso wie er erzeugt haben musste. Aber wo war sie? Wild strampelte er immer tiefer, ohne auf den Druck in seinen Ohren zu achten. Nachdem er einige Sekunden an der Stelle, wo die Spitze des Vorhanges gewesen sein musste, sich umgeschaut hatte, bemerkte er seine Selbstüberschätzung. Ihm wurde mehr und mehr schwarz vor Augen, während er verzweifelt versuchte an die Wasseroberfläche zu gelangen. Schließlich stieß sein Körper in einem letzten verzweifelten Aufbäumen die Luft aus seinen Lungen und füllte sie mit Wasser. Ohne einen letzen klaren Gedanken zu fassen, verabschiedete sich sein Bewusstsein und sein Aufwärtstreiben wandelte sich in ein Abwärtssinken. Was war das für ein Gefühl? Hatte er sich verschluckt? 'Aber warum sehe ich dann nichts,' fragte sich Shinji. Mit einem Mal bewegte sich das Verschluckte und er spürte irgendwie einen undefinierbaren, zyklischen Druck. 'Wieso sehe ich nichts?' Ratlos versuchte er sich zu bewegen, jedoch ohne Erfolg. Es war nicht so, dass er sich nicht bewegen konnte, weil er irgendwie daran gehindert wurde, nein, er hatte einfach kein Gefühl, nichts. Nur sein Verstand lag da und versuchte zu begreifen, warum er außer diesem Verschlucken nichts spürte. 'Doch, jetzt, da war was!' Es hatte ein zweites Gefühl gegeben, als hätte etwas in ihm Blasen geschlagen. Verzweifelt bemühte er sich, mehr zu spüren. 'Verzweifelt?' Das was das falsche Wort, dringend, konzentriert trifft es besser, denn "Fühlen" konnte er nicht. 'Nur spüren?' Logisch fragte er sich, was mit ihm passiert sei, während er wieder Blasen schlug. Ehe er zu einer Antwort kommen konnte, konnte er etwas anderes spüren. Licht. 'Wenn das Licht war, dann bin ich im Dunkeln...?' Sein Verstand war verwirrt. Was geschah hier? Er konnte sich zwar erinnern, das etwas fehlte, aber bis auf den Fakt an sich fiel ihm nichts ein! Wieder wurde er unterbrochen in seinen Überlegungen, als ein Hauch von Wärme in der Nähe der Blasen zu spüren gewesen war. Er schlussfolgerte, dass er sich in der Kälte befand und demzufolge auch kalt war. Aber diese Wärme war angenehm gewesen... ein Gefühl, nicht einfach das Spüren, nein, wieder konnte er Wärme spüren, und es fühlte sich angenehm an. Mit einem Mal traf ihn die Erkenntnis. 'Ich bin tot!' Diese stellte er voller Schrecken, wahrem Schrecken fest. 'Ich will nicht tot sein! Ich will leben!' Genau in dem Moment, in dem er das gedacht hatte, ging es wie in einer Explosion. Wärme. Wärme war Leben. Er konzentrierte sich darauf, die Wärme zu verstärken und schaffte es auch. Ruckartig floss sie, Stoß für Stoß und zog überall Bahnen. Zuerst große, die sich immer mehr und mehr verzweigten, bis sie schließlich an Grenzen traf. 'Mein Körper' stellte Shinji unterbewusst fest. 'Ich spüre, ich fühle meinen Körper!' Doch mitten in seinem Netz der Wärme hatte dieses kalte Zeug, das gelegentlich Blasen schlug. Kurz bevor dies wieder geschah, spürte er, wie etwas Stellen an seinem Körper leichtverformte und wie die Blasen das Zeug langsam nach draußen beförderten, wo oder was auch immer das sein mag. Er konzentrierte sich darauf, das Zeug rauszukriegen. Schließlich fand er eine Methode, oder besser gesagt, wandte er eine an, ohne zu wissen wie oder was er tat. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass es kalt war, wo unten war, dass er lag. All dies geschah innerhalb von Bruchteilen eines Gedanken und schließlich öffnete er seine Augen, rollte sich zur Seite und spuckte Wasser. Er nach einigen Sekunden war der Anfall vorbei, obwohl sich sein Hals und seine Lunge nach wie vor kratzig anfühlten. Mit einiger Kraft schaffte er es sich aufzurichten, bloß um sofort von einem blauhaarigen Mädchen wieder zu Boden befördert zu werden. "Gott sei Dank, du lebst! Du lebst...!" Ihre Stimme brach und Tränen tropften zu Boden. Ein Husten seinerseits ließ sie die Umarmung lösen. "Komm mit," sagte sie, nahm ihn unterm Arm und zog ihn hoch, "du solltest dich besser hinlegen und erholen." Kraftlos ließ er sich von Rei helfen, als sie ihn in die andere Kuppel schleppte. Kaum hatte Katsuragi-sensei die beiden hereinkommen sehen, fing sie an wie ein alter Seebär zu fluchen und rannte ihnen entgegen. "Was zum Henker ist passiert?" Rei fing an zu erklären. "Ich bin tauchen gewesen, hinten beim Sprungturm, und anscheinend ist Shinji mir hinterher gesprungen, denn als ich mich langsam ans Auftauchen machte, trieb er mir mit glasigem Blick und offenem Mund entgegen. Ich habe ihn natürlich sofort an den Beckenrand gezogen und rausgehievt, damit ich Erste Hilfe leisten konnte. Als er dann wieder anfing zu atmen, habe ich ihn hierher geschleppt." Misato's Gesicht hatte während der kleinen Ansprache einen Gefühlswandel durchgemacht, der mit Furcht und böser Vorahnung beim Sprungturm begann, Bestürzen beim Absinken einschloss und mit vollkommener Erleichterung bei der Rettung endete. Während Ayanami erzählt hatte, war der entkräftete Junge durch Mitschüler übernommen und auf einen Liegestuhl gelegt worden. "Geht es dir auch wirklich gut," fragte die lilahaarige Lehrerin nochmals, "Liegst du auch bequem?" "Ja. ja, mir geht es gut. Was ist eigentlich passiert?" Natürlich wollten alle, die Rei zugehört hatten, die Frage gleichzeitig beantworten, doch Katsuragi-sensei beruhigte die Meute mit einem Blick, der eigentlich die Luft vereist hätte, und erzählte ihm die Kurzfassung. Nachdem er im Bilde war, sagte er nur "Gute Güte! Das war knapp!" Seine Mitschüler stimmten ihm lauthals zu. Als er allerdings gefragt wurde, wieso er überhaupt ins Wasser gesprungen war, konnte er nur den Kopf schütteln. "Keine Ahnung, ich erinnere mich nur daran, dass ich Rei gesucht hatte, aber ab der zweiten Hälfte der 100m Bahnen erinnere ich mich an nichts mehr. Wisst ihr...?" Sehr zu seinem Bedauern mussten seine Kameraden das verneinen. "Ayanami?" Seine Frage in den Raum hinein hatte zur Folge, dass die Angesprochene vor ihn trat. Unschlüssig fing Shinji an. "Ich... ich... ich weiß nicht, wie ich es dir danken kann, dass du mich schon wieder gerettet hast. Ich hoffe, das wird nicht zur Gewohnheit." Sein letzter Kommentar erntete ein paar Lacher, doch es war klar, dass er noch etwas sagen wollte. Als er dennoch beharrlich schwieg, schickte Katsuragi-sensei alle außer den Beiden weg in der Ahnung, dass er seiner Retterin etwas unter vier Augen sagen wollte. "Ayanami..." fing er an, bloß um von ihr unterbrochen zu werden. "Rei." Wohlwissend schob er ihren Einwand beiseite und begann von neuem. "Ayanami, ich weiß, Rei wäre dir lieber, aber ich... ich stehe tief in deiner Schuld." Seine Augen wanderten kurz unstet umher, bis sie ihre Füße fixierten. "Ich verdiene dich nicht, jetzt insbesondere nicht. Du verdienst etwas besseres, jemand der deiner wert ist. " Während der gebrechliche, blasse Junge seine Rede hielt, wurde ihr klar, was er damit gemeint hatte. Alte Werte. Tränen rannen ihr übers Gesicht, sammelten sich an der Nase, Lippe, Kinn. Seltsam. Ihre letzten Tränen waren Jahre her gewesen, in den Anfängen von Neo-Zwo, als sie noch nicht so hart gewesen war, doch dieser Junge hatte sie an diesem heutigen Tage schon zwei Mal zum Weinen gebracht. Einmal vor Freude und einmal vor Trauer. Als eine Träne auf ihre Füße und damit in sein Gesichtsfeld fiel, schaute er verwirrt zu ihr hoch. Sie hätte ihm vergeben können, dass er nicht auf sie gewartet hatte. Zu dem Zeitpunkt, als sie ihre Lippen auf seine drückte und Luft in seine Lungen presste, hätte sie ihm für sein Leben alles vergeben können, doch jetzt kam ihr nur ein Wort über die bebenden Lippen, kalt. "Blödmann." Der restliche Tag verlief relativ trist, sowohl für Shinji, als auch für Rei. Beide schauten sich gelegentlich an, da Rei aber im Taucherbecken und Shinji in der Sichelkuppel war, bemerkten sie das nicht. Erst als Asuka von dem Vorfall hörte, wurde die Umgebung des Jungen farbiger, was zu nicht zu unterschätzenden Teilen ihrem Wortschatz zu verdanken war. Nachdem sie sich etwas abgeregt hatte, also nur noch jedes zweite Wort zensiert werden müsste und sich ein tatsächlicher Inhalt herauskristallisierte, war der dem Tod Entronnene um einige derbe Flüche reicher. Eigentlich eine Schande, dass er eher der ruhige Type war, der sein Wissen in diesem Fall kaum anwenden würde. "Du Chaot kommst auf Ideen..." schnauzte sie ihn an, "als müsste Rei aus einem Schwimmbecken", sie warf vor Wut die Arme hoch, "gerettet werden, und das auch noch ausgerechnet von dir, gerade dir! Sie kann sehr gut auf sich selbst aufpassen, wenn es ums Schwimmen geht, da brauchst du sie nicht zu 'retten', erst recht nicht, wenn du anschließend von ihr gerettet werden musst!" "Aber," wehrte sich Shinji," sie tauchte gar nicht mehr auf" Und bei dem, was vorher gewesen war, war ich mir nicht sicher, ob sie nicht vielleicht etwas dummes vorgehabt hätte..." Asukas Gesichtszüge entglitten wie ein Zitronenfalter in einer Herbstböe. "Wie, 'bei dem, was vorher gewesen war', was soll das heißen? Bist du wieder mal mit dem Kopf voran in das kleinste Fettnäpfchen gehechtet, das man in der ganzen Stadt finden konnte?" Er schüttelte den Kopf, schwieg aber, weswegen ihn die rothaarige Furie zu einem Geständnis antrieb. "Nun," druckste er rum, "Wir hatten abgemacht, uns vor den Umkleiden zu treffen, aber Touji hatte mich ins Wasser gezogen gehabt und ich habe mich wohl etwas hinreißen lassen..." Das sie ausgemacht hatten, auf den jeweils Letzten beim Umziehen zu warten verschwieg er ihr aus einem unbestimmten Gefühl heraus lieber, wer weiß, was sie daraus wieder deuten würde. Ungewöhnlicherweise hakte sie nicht weiter nach, sondern ließ ihn mit einem verwirrten Gesichtsausdruck sitzen, während sie nachdenklich davon schlenderte, eine bei ihr quasi nicht vorhandene Tätigkeit - Nachdenken. Zumindest hatte er sie das letzte Mal so nachdenklich gesehen, als sie sich vor vier oder fünf Jahren zwischen zwei Sorten Eiscreme hatte entscheiden müssen. Sie könnte im Zusammenhang mit ihrer Vergangenheit wirklich auf dumme Gedanken gekommen sein, dachte Asuka, als sie Shinji im Regen stehen und ihn damit Touji und Suzuhara wieder überließ. Aber nein, beruhigte sie sich selbst, sie ist das viel zu sehr gewohnt, als dass sie sich das hätte mehr zu Herzen genommen als ohnehin notwendig. Aber vielleicht sollte ich mal nach ihr schauen und das klären, außerdem will ich wissen, wieso sie das bei Shinji so angefressen hatte. Kaum war sie beim Tauchbecken, folgte sie der blauhaarigen Schönheit auf den 10-Meter Turm, um anschließend mit einem plumpen Kopfsprung ins Wasser zu tauchen. Sie hatte einfach nicht das Können, um ihrer Vorgänger mit einem verschraubten Salto und anschließendem Kopfsprung zu folgen. Sicherlich beherrschte sie alle Elemente dieses Sprungs, aber sie gleichzeitig zu kombinieren traute sie sich bei allem Geltungswahn und übersteigertem Ego doch nicht zu. Rei hatte unterdessen Wasser getreten und auf ihre Freundin gewartet. Als diese neben ihrem Kopf auftauchte, kam ihr auch gleich eine Frage entgegen. "Schwimmen wir ein paar Runden?" Wer von beiden die gewandtere im Wasser war, hätte ein Blinder mit Krückstock sehen können, aber da sie diesmal nicht konkurrierten, durchglitten sie gemächlich das Becken. Gemächlich in ihrem Sinne, denn auch ein geübter Schwimmer hätte zwar mithalten, aber sich dabei wohl kaum auch noch unterhalten können. "Wirklich kein Wunder, dass du mich damals im Pool geschlagen hattest," gestand Asuka, "aber ich danke dir, dass du so getan hast, das es wie ein Fotofinish aussah. Ich glaube nicht, dass mein Selbstbewusstsein damals eine so offensichtliche Niederlage einfach weggesteckt hätte. Du kennst mich ja..." Rei quittierte das mit einem Nicken, wobei die beiden gerade ihre zweite Runde beendeten. "Hast du deinen Abzug eigentlich noch," fragte Rei zwischen zwei langen Zügen, woraufhin ihre Begleiterin nickte. "Aber du weißt," fuhr sie fort, "dass das wirklich nicht böse gemeint gewesen war, oder? Und so leicht zu schlagen wie du meinst, warst du auch gar nicht gewesen. Und naja, PenPen," bemerkte sie, "ist jawohl eine Klasse für sich," woraufhin beide lachen mussten. Der Warmwasserpinguin hatte bei ihrem kleinen Wettkampf ständig ihre Bahnen gekreuzt und sie übersprungen, als würde er sagen wollen "warum seid ihr denn so langsam? So schnell wie ich macht das erst richtig Spaß!" "Es steht neben meinem Bett, in einem dieser Glasrahmen. Aber um mal von was anderem zu sprechen, was war das mit Shinjji? Wir wissen beide, dass du sonst nicht so empfindlich auf solche... Dinge reagierst..." Verlegen wusste Asuka sich nicht richtig auszudrücken und ihr fielen keine passenden Worte ein, bis Rei es auf den Punkt brachte. "Ijime. Sag es wie es ist." Sie schaute dabei sehr... falsch aus, als trüge sie eine Maske. Asuka kannte sie noch nicht lange genug, um ihren wirklichen Gemütszustand zu erraten, aber sie wusste, dass ihr das Thema unangenehm war. Wie hätte es auch anders sein können! Jahrelanges Mobbing und Schneiden in ihrer früheren Klasse hat nicht nur körperliche, sondern auch seelische Furchen gezogen. Als ihr wieder der Grund für Reis Maske einfiel, wandelte sich ihr Mitgefühl in Wut, die sich auf ihren Bruder richtete. Sie begann schon ihn zu verfluchen, als sie einen großen Schluck Wasser in die Lunge bekam und die beiden Freundinnen erst mal Wasser treten mussten, damit die Vierteldeutsche sich erholen konnte. Allerdings lenkte sie das ganze Unterfangen auch so sehr ab, dass ihr der vorwurfsvolle purpurne Blick auffiel, mit dem ihre Freundin sie bedachte. Sofort wechselte sie in die Defensive. "Ist doch klar, dass ich so reagiere, wir sind ja quasi Geschwister," startete sie ihre Verteidigung, doch der Blick blieb weiter auf ihr haften, so dass sie sich für weitere Argumente entschied. "Er hat es verdient, weil er ständig nervt und so lieb und nett ist, dass es mir praktisch den Verstand raubt! Er sollte sich wirklich mal ein Rückgrad wachsen lassen." Obgleich diese Feststellung nicht gerade schmeichelhaft war, benickten beide sie. "Außerdem bringt man sein Leben nicht so einfach in Gefahr. So wie ich ihn kenne, würde er wahrscheinlich sogar für eine Ziege sein Leben aufs Spiel setzen - nichts für ungut, Rei." Mit einem Mal fiel Asuka ein, dass die Wassernixe in spe von ihrem Aneinanderraten mit Shinji gar nichts wissen dürfte, schließlich war sie ja direkt danach zu diesem kleinen Gespräch aufgebrochen. Sie unterstellte ihrer Freundin zwar keine Spionage, aber spanisch kam es ihr trotzdem vor. Das Rei die Unterhaltung umgedreht hatte und selbst die aktive Stellung übernommen hatte, schob Asuka einfach auf das rhetorische Talent ihrer Freundin. "Was ich ursprünglich fragen wollte, wieso hattest du so aggressiv reagiert, als Shinji dich quasi versetzt hatte," lenkte die adoptierte Ikari das Gespräch ohne jede logische Verbindung wieder auf den ursprünglichen Gesprächsanlass zurück. Verlegen schwamm Rei ein paar mehr Züge als notwendig um den nötigen Atem zu sammeln. "Ich bin mir nicht sicher," druckste sie herum, während sie an einem Ende des Beckens anschlug und mit einer Rolle wendete, "aber irgendwie hat mich das mehr getroffen als ich es vermutet hätte. Vielleicht," spinnte sie den Gedanken weiter, "weil ich ihm so etwas nicht zugetraut hätte." Da ihr auffiel, wie unangenehm das Thema war, stellte Asuka die unvermeidliche Frage: "Wollen wir aufhören?" Das Mädchen in dem schwarzen Einteiler benickte beide Fragen - sowohl die nach dem Schwimmen, als auch die nach dem Thema. In einem stillen Kompromiss beschlossen sie, die ganze Problematik erst mal ruhen zu lassen und sich Gedanken darüber zu machen, ehe man in einem Gespräch wieder darauf zurückkommen wolle. Sie schwenkten rüber zur Kuppel mit den Trainingsgeräten, da sie noch ein strapazierendes Workout hinlegen wollten, ehe sie sich zu den anderen beim Rutschen und Dösen gesellen wollten. Neben dem Effekt, ihre Muskeln zur Abwechslung mal auf volle Leistung zu bringen, war die Anstrengung an sich, die alle Gedanken schnell erstickte, eine willkommene Abwechslung von den trüben Gedanken, die den Beiden wie eine dunkle Aura folgten. Unterdessen hatte Shinji sich soweit erholt, dass er unter Katsuragi-sensei's Aufsicht wieder ins Becken durfte - natürlich Nichtschwimmer - und als einer, der vorzugsweise dem Bewegungsmangel seine Aufwartung erwies, hatte er es sich dementsprechend auf einer rosa Luftmatratze breit gemacht und ließ ein Bein lose mitsamt entgegengesetztem Arm leicht rudernd im Wasser baumeln. Langsam drehte er sich dabei auf der Stelle. Seine Lehrerin hatte es sich unweit gemütlich gemacht und ließ sich die frühe Nachmittagssonne auf den Bauch scheinen. Nichts desto Trotz warf sie immer wieder prüfende Blicke auf ihren abgesoffenen Schutzbefohlenen. Nie im Leben würde sie so etwas noch mal geschehen lassen! Zumindest nicht während ihrer Schicht... Träge ließ er seine Gedanken ohne festes Ziel und Weg einer Feder im Wind gleich gleiten. Gelegentlich tauchten vor seinem geistigen Auge Bilder auf, die ihn zum Schmunzeln brachten oder auch Furchen in seine Stirn trieben. Eine dieser Momentaufnahmen war Reis gesplitterter Gesichtsausdruck, als sie ihn 'Idiot' genannt hatte und obgleich ihm dieser Anblick in der Seele weh tat, verweilte er bei ihm. Wieso hatte sie das gesagt? Was hatte er getan, dass sie ihn beleidigte und - viel schlimmer - Dabei diesen Blick drauf hatte? Peux a Peux versuchte er diese Sekunde in Worte zu fassen. Ihre Stimme war zwar kalt gewesen, aber nicht herzlos, sondern vielmehr wie kristallklares Eis in Watte gepackt, wenn es zerscholl. Und dieses Licht in ihren Augen, in ihrem Gesicht, es war irgendwie trocken, leer, als würde etwas fehlen, das einem erst bei genauerer Betrachtung auffiel. Wie destilliertes Wasser zum Beispiel, Man sah nicht, dass es destilliert war, aber wenn man es probierte fehlte das typische Wasseraroma. Ihr Körper hatte ausgesehen, als wäre ein stickstoffgekühlter Eispickel direkt oberhalb ihres linken Schulterblattes in ihren Körper gerammt worden... Zusammengefasst fiel Shinji nur eine passenden Wortgruppe ein, die er dann auch leise flüsterte: "siedend kalt erstochen." Für den schwarzhaarigen Jungen war diese Formulierung von Gefühlen sehr wichtig, denn zwar spielte er ziemlich gerne Cembalo, aber gerade durch diese musikalische Ader fühlte er sich sprachlich nicht so begabt. Erst diese sprachliche Ausformulierung erlaubte ihm einen präzise Einordnung in Kategorien, mit denen er Vergleiche ziehen konnte. Spräche man von Musik, so würde man sagen, er suchte diese eine bestimmte Melodie, die seinem Gefühl Ausdruck verleihen konnte als einzige unter abertausenden, dafür aber mit einer kaum zu greifenden Präzision. Nun, da er den Klang ungefähr einordnen konnte, beunruhigte er ihn viel mehr als diese Unbestimmtheit, die ihn vorher so gestört hatte. Er brauchte Ablenkung, doch woher sollte er hier ein Cembalo bekommen? Also blieb ihm nur eines: Ans Ufer paddeln und den guten alten SDAT nehmen. Und wie üblich führte ihm sein kleiner Musikfänger in einen trägen, dämmrigen, gedankenlosen Halbschlaf. Die Sonne hatte den Zenit schon eine gewisse Zeit überschritten gehabt, ehe Wellenbewegungen seiner Insel dem Schwarzschopf vermittelten, nicht mehr der einzige Besetzer des Nichtschwimmerbeckens zu sein. Diese Erkenntnis dämmerte aber nur trübe am Rande seines Unterbewusstseins entlang, ohne sich ihm wirklich zu offenbaren. Zwar hörte er gelegentlich das eine oder andere leise Kichern, dennoch verharrte er in seiner traum- und gedankenfreien Welt. Erst als seine Unterlage massiv schief lag, begleitet von einem Wasserschwall, schlug es ihn ruckartig in die Realität zurück. Mit seinem Kopf halb unter der Oberfläche und vor Schreck weit geöffneten Augen schaute er in Reis Gesicht, dass die gleiche Fratze zeigte die er sich zuvor immer wieder ins Gedächtnis gerufen hatte. Ihr Verhalten im Gegenzug war alles andere als angemessen - sie sprang und tauchte voller Leben um ihn herum, trotz dieses Blickes und begann anschließend mit Asukas Stimme zu sprechen, immer wieder den gleichen Satz: "Bis du blöd?!" Mit einem Gefühl nicht der Herr über seinen Körper zu sein schaute er sich um, und kurz darauf folgte auch sein Kopf der gedachten Bewegung. Das Mädchen, dem die Stimme eben ursprünglich gehörte, räkelte sich gerade lasziv auf seine Insel. "Du wirst dir nicht deine Augen ausstechen müssen. Zeiten ändern sich!" Erhob sie sich, stellte sich hin und wuchs in den abendroten Himmel hinein, die Füße am Rande eines unter ihr liegenden Schwimmbeckens, dass sich bis in die abendrote Unendlichkeit erstreckte, nur begleitet von seiner Insel, die unter ihr trieb. Sein Blick verstört wandernd hatte er im Rücken das gleiche zu erwarten, bloß mit Rei anstatt Asuka als Rhodos. Beide hatten ihnen typische Posen angenommen, Asuka fordernd die Hände in die Hüften gestemmt, während Rei halb abgewendet ihn siedend kalt stechend anschaute. Ein zehengroßer Pen² kreiste zwischen den beiden Titanen hin und her und jedes Mal, wenn Shinji nicht hinsah, schien er sich vervielfältigt zu haben, aufgeregt mit sich selbst schnatternd. Die Verzögerung seiner Handlungen zu seinen Gedanken ließ ihm klar werden, dass er träumte. Und natürlich dieses stechende Gefühl in den Rippen. Schlagartig zerfloss sein Traum in der Hitze seines Bewusstseins... "Wasnlos?" murmelte er die Störung an. Ihm wurde erst nach einigen gewechselten Worten klar, wer da überhaupt gerade sprach. "Was du gesagt hattest, geht mir nicht aus dem Kopf und einige Dinge sind mir gerade erst verständlich geworden..." Ihre Geschwindigkeit steigerte sich immer mehr, "und ehe ich es mir anders überlege, ich will, dass alles wieder wie vorher ist, wie vor dieser Rettungsaktion!" Abrupt hatte sie aufgehört und sich mit halbrotem Kopf etwas abgewandt. Allein dieses Verhalten hätte jedem anderen in der Klasse umgeworfen, denn außer zu den beiden Ikari-Geschwistern war sie schlichtweg sehr emotionslos, doch Shinji als einer der Wenigen, denen sie gegenüber offener war, bekam ebenso selten diese Seite von ihr zu sehen und dementsprechend fiel ihm auch nichts gescheites ein, was er erwidern sollte. Er zerbrach sich eine halbe Minute den Kopf darüber, was sie mit vorher meinen könnte, ehe es ihm einfiel. Sicherlich würde ihm es gefallen, wenn er sie wieder Rei nennen dürfte, doch irgendwie fühlte es sich für ihn unangemessen an, als würde er einen Samurai-Haushalt mit einer 5000 Watt Bassanlage beschallen. "Aber, weißt du..." begann er, "es fühlt sich falsch an. Du rettest mir das Leben und ich soll so tun als wäre nichts geschehen? Für mich ist das irgendwie... respektlos!" Seine Verteidigung machte Sinn, traf bei ihr jedoch auf keinen fruchtbaren Boden. Mittlerweile hatte sie auch wieder ihre natürliche Gesichtsfarbe, die in etwa den Fliesen in den Duschen an Blässe gleichkam. "Deine Art der Respektsbekundung ist falsch," reagierte sie. "Wir sind Freunde, gute Freunde meine ich sogar, also zeige deinen Respekt indem du dieses Band nicht zerschneidest. Bitte!" Wieder schaute sie leicht verlegen, wandte dieses Mal den Blick jedoch nicht ab sondern blieb bei direktem Augenkontakt, dem Shinji sich auch nicht entziehen konnte. Scharlachrote Augen können ungemein fesselnd wirken. Erst als sie nach einer Ewigkeit zwinkerte, löste sich der Bann und ihre Haltung verkrampfte sich, doch war ihm eines durch diesen langen Blickkontakt klargeworden: ihre Position zu dem Thema war absolut und jede Zuwiderhandlung würde Folgen nach sich ziehen, die zumindest nicht Lust hätte auszuleben. "Ähm," stolperte in gewohnter unbeholfener Weise vorwärts, "aber du nimmst es mir wirklich nicht übel?" Die Antwort kam prompt. "Nein, werde ich nicht." Erst jetzt fiel Shinji ein Stein vom Herzen, dessen er sich gar nicht bewusst gewesen war. Er war wirklich froh, dass alles beim Alten bleibe würde, auch wenn es ihm zu einen gewissen Teil einen Stich versetzte. "Dein Wort in mein Ohr," bestätigte er ihr damit, doch hängte er diesmal ihren Vornamen hinten dran, so dass sie sich entspannte und man ein hauchzartes Lächeln über ihr Gesicht ziehen sehen konnte. "Gut, jetzt da das geklärt ist, willst du noch lange hier rumbaumeln oder erlaubt Katsuragi nicht mehr?" Er benickte ihre Frage. "Sie hat gesagt, ich soll mich erst mal hier aufhalten, bloß um sicherzugehen. Ist aber irgendwie auch langweilig so alleine umherzutreiben." Beinahe hätte er sie gefragt ob sie nicht auch auf seine Insel mittreiben wolle und nebenbei zusammen Musik zu hören, aber anscheinend war sein Ego noch nicht so groß, als dass es seine Mauer der Schüchternheit und Zurückgezogenheit so einfach hätte überwinden können. "Was ist dir denn erlaubt?" "Sie hat sich direkt gegen das Sichelbecken ausgesprochen und das ganze mit ,Rückfallwahrscheinlichkeit' begründet," er beugte sich zu ihr um ihr zuzuflüstern, "aber ich glaube sie will einfach nicht viel Stress haben, sie hat wohl noch einen Kater von gestern." Rei kam mit einer möglichen Alternative auf. "Wir könnten auch in die Salztherme gehen, die ist kaum knietief, da besteht nun wirklich keine ,Rückfallgefahr'." Nach kurzem Für und Wider stimmte ihre Lehrerin zu. Die Salztherme befand sich neben den Umkleiden und sah aus wie ein flacher kreisrunder Whirlpool, der für etwa ein halbes Dutzend liegender Menschen ausgelegt war. An dem Beckenrand befanden sich ergonomische weiche Nackenkissen für jene, die sich noch zwischendurch unterhalten wollten, aber selbst wenn man komplett im Wasser trieb, berührte man sich kaum an den Füßen. In Kopfnähe konnte man sogar getrost die Arme leicht abwinkeln und es befand sich noch genug Raum zum Nachbarn. Shinji wurde fast von der schwülen Hitze erschlagen, als er durch die milchigen Doppeltüren ging, zwischen denen zwei Duschen standen. Mit einem Seufzen stieg er ins Becken und legte sich mit dem Nacken in einem der Kissen hin, Rei kurz hinter ihm folgend. Das Wasser war sehr warm, fast heiß zu nennen. "Bist du ganz sicher?" Rei rollte mit den Augen, obwohl er das nicht sehen konnte. "Zum letzten Mal, ja!" Allmählich verging die Zeit und der Schweiß lief ihm über die Stirn. Die schwere Luft tat ihr Übriges und er sank - wieder mal - in einen leichten Dämmerzustand. Wenn man es sich recht bedachte, schlief er durchschnittlich wahrscheinlich mehr als so mancher Schwarzbär während des sibirischen Winters. Allerdings war der ja auch nicht mehr, was er mal war, Dank des Second Impact. Es mag an der Hitze gelegen haben, oder an der Luft, aber in seinem Dämmerzustand fragte er einfach. "Hast du schon mal geküsst?" Nur eine Veränderung der Atemfrequenz ließ auf eine Anspannung Reis bei der Frage schließen. "Wie kommst du darauf," fragte sie ihn vorsichtig. Sein Schulterzucken trieb einige Wellen zu ihr rüber, die leicht gegen ihr Gesicht schwappten; sie trieb im Gegensatz zu Shinji ohne Stütze im Wasser. Wie sollte er darauf antworten? Er wusste es ja auch nicht wirklich. Und diese Luft... Träge antwortete er. "Keine Ahnung, nur so. Ich wollte nur mal wissen, wie das so ist, und man sagt ja, dass Mädchen in solchen Dingen weiter sind als Jungs." Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. "Kensuke und Touji gehören auch nicht zu den Frühreifen, die so was schon gemacht haben, und ich, hm..." Jetzt hatte er ungewollt Reis ganze Aufmerksamkeit. Obwohl auch sie leicht benommen war, wirkte sich das Alles doch nicht so sehr auf sie aus wie auf ihn. Wollte er sie einfach fragen, oder hatte er das ganze unbewusst gesagt, weil er sie küssen wollte? Es könnte aber auch sein, dass ihn das Küssen an sich interessierte und er sie einfach fragte, weil sie ein Mädchen war. Aber soweit sie wusste, gab es schon ein paar Jungs aus seiner Klassenstufe, die er so was hätte fragen können! Also wieso fragte er sie... "...mich hat das alles eigentlich nicht so wirklich interessiert. Ich meine, ich interessiere mich schon für Mädchen, aber, irgendwie war das ganze bisher nicht so wichtig. Obwohl manche aus dem Küssen und so wohl was Großes machen." Nun gut, das schloss einiges aus. Anscheinend wollte er wohl wissen, was die andere Seite vom Küssen hält. Nach einer längeren Pause raffte Rei sich zu einer Antwort auf. "Ich glaube, du hast eine Ahnung davon, wie es mir in Neo-Zwo ging, oder?" Ohne auf eine Antwort zu warten, redete sie weiter, als sie sich wieder zurück ins Wasser gleiten ließ. "Ich hatte wohl kaum die besten Freundinnen. Und Jungs, die waren damals meine geringste Sorge, zumindest aus dieser Sicht. Dieser Eine war zwar ganz süß," stoppte sie abrupt. Hatte sie das eben wirklich gesagt? Es war zwar so gewesen, dass er süß war. Außerdem hatte er sie wirklich im Gegensatz zu den meisten Anderen nicht schikaniert, obwohl die Jungs sich sowieso meist aus den ,Weibergeschichten' rausgehalten hatten. Vieles war für sie einfach zu subtil geschehen, oder sie haben es nicht im ganzen Ausmaße erfasst gehabt. Wenn die Mädchen, vor allem Maruko, bei ihr eine Vorliebe oder sogar Gefühle für ihn bemerkt hätten... zum Glück ist es nie dazu gekommen. Zu dem Zeitpunkt hatte sie ihre Maske, Rolle und Rüstung schon soweit perfektioniert, dass niemand mehr von außen etwas erkennen konnte, was in ihr vorging. "Aber darum konnte ich mir damals keine Gedanken machen," gratulierte sie sich innerlich für diese tolle Weiterführung. Shinji murmelte anschließend etwas vor sich hin und bemerkte dann, dass er sich kalt abduschen wolle. "Ich komme mit," schloss sie sich ihm an. Geschockt von der Kälte sprang er kurz aus dem Strahl, trat dann aber wieder hinein. Nach einigen Sekunden Berieselung drehte er sich um und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Als er anschließend die Augen wieder aufmachte, bemerkte er an Rei, dass das Wasser wirklich kalt war. Froh darüber drehte er sich schnell wieder zur Wand hin, um eine eventuelle Reaktion bei ihm nicht zu zeigen, obwohl das Wasser wie gesagt wirklich kalt war. Anscheinend ging ihm das Interesse am anderen Geschlecht doch nicht vollkommen abhanden. Bei diesen Männerliebegeschichten, die Asuka ab und zu las, schüttelte es sich ihm sowieso, aber man kann ja nie sicher genug gehen. "Wie steht's, noch mal in die Therme?" Shinji verneinte mit einem Nicken. Ihm war schon viel zu warm, selbst unter dem kalten Duschstrahl, außerdem war er der Meinung genug ausgeschwitzt zu haben. Rei quittierte das mit einem Schulterzucken, während sie wieder durch die Sichelkuppel in Richtung der Liegen gingen. "I-ich habe nachgedacht, Rei," begann er stotternd und humpeln zu fragen. "Also, äh, wenn du nichts dagegen hast, dann könnten wir ja, ähm, heute Abend zusammen die Sterne beobachten...?" Schnell fuhr er fort, um einen Grund mitzuliefern. "Ich meine, es ging ja schließlich auch darum, den Himmel zu beobachten, weil es hier so wenig störendes Licht gibt!" Nach einem kurzen Moment des Überlegens fragte sie sicherheitshalber noch mal nach. "Du meinst doch sicherlich auch mit den anderen, oder? Hikari und der restlichen Astronomie-AG?" "Klar, natürlich!" Bestätigte er ihr unumwunden. Mit einem kaum merklichen Seufzer quittierte sie seine Antwort. Woher sollte er auch wissen, dass sie gerne mit ihm alleine in die Nacht geschaut hätte? Es war irgendwie seltsam. Früher, als sie noch in Neo-Zwo gewesen war, da hatte sie sich vor allem geschützt, was mit anderen zu tun hatte, schließlich ist sie fast immer irgendwie gemobbt worden. Wegen ihres Aussehens, wegen ihrer Leistungen, wegen ihres Wesens. Die anderen Schüler haben einfach nie eingesehen, dass sie den Grund für ihre Haarfarbe nicht kannte, aber das war denen egal gewesen. Solange sie jemanden zum rumhacken hatten, waren sie alle glücklich. Und sie war halt prädestiniert dafür gewesen, damit hatte sie sich schon vor Ewigkeiten, sogar noch im Heim, mit abgefunden. ,Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf.' Niemand hatte diese Weisheit so sehr verinnerlicht wie sie. Sie bemitleidete sich auch nicht, da hätte sie sich genauso gut vom nächsten Haus stürzen können. Und ihr war mehr als nur der Gedanke gekommen. Wie oft hatte sie oben auf dem Schulgebäude gestanden? Hunderte Male? Tausende? Sie hatte nie gezählt, sondern sich einfach an den Drahtzaun gelehnt gehabt, der immer gute drei Meter über sie hinaus geragt hatte. Sicher, ihre wäre es ein leichtes gewesen darüber zu klettern und mit einem dumpfen ,Fump' ihrem Leben ein Ende zu setzen, aber irgend etwas hatte sie immer davor bewahrt. Also hatte sie ihre Pausen einfach immer so auf dem Dach verbracht, weit weg von Maruko. Dass diese ihr nie gefolgt war, war ihr unbegreiflich gewesen, schließlich wusste sie doch, dass sie ihre Zeit immer dort oben verbrachte, hatten sie das doch eine zeitlang zusammen getan. Aber vielleicht hatte sie einfach jeden Tag aufs neue gehofft, dass es heute so weit sein würde. Dass sie heute das ,Fump' vernehmen würde. Nach ihrem Verrat, war es nie wieder so wie früher gewesen. Vertrauen stellte für sie ein Fremdwort dar. Wenn sie danach überhaupt auf etwas vertraute, dann auf die Berechenbarkeit ihrer Peiniger. Jeden Morgen Reißzwecken in den Slippern. Jeden Tag die obligatorischen frischen Kaugummis an der Lehne, egal wo sie gerade Unterricht hatten. Die erste Zeit hatte sie die immer übersehen und war anschließend immer mit mindestens einem der Kaugummis im Haar herumgerannt. Diese Schikane hat sich erst gelegt gehabt, als sie ihre Haare von Hüft- auf Halslänge gekürzt hatte. Selber, aus Angst, dass sie in der Stadt beim Friseur einen aus der Schule treffen könnte. Und da haben sich alle gewundert, dass sie so gut war in der Schule, wo sich doch fast ihre ganze Freizeit in ihren Schulbüchern zugebracht hatte. Erst, als sie das Schwimmbad entdeckt hatte und zufällig erfuhr, dass Maruko Schwimmen verabscheute, hatte sie ein Hobby gefunden, dass ihr zusagte und das sie bis zum Exzess betreiben konnte, ohne in Gefahr geraten zu müssen SIE zu treffen. Da ist es kaum erwähnenswert, dass sie das dann auch tat. Im Laufe der Zeit, nach dem jahrelangen Umgang mit immer der gleichen Problematik - wie entkomme ich meinen Peinigern, wie verringere ich meine Angriffsfläche - war ihre Maske perfekt geworden. Alles glitt an ihre herab wie an Öl. Sie umging die ständigen, regelmäßigen Angriffe, und flüchtete vor den gelegentlichen unregelmäßigen. Also, wieso berührte es sie jetzt, dass andere mit dabei waren? Sie wusste, dass Shinji ihr nicht wehtun würde, nicht auf die Art, die ihre frühere ,Freundin' vorgeschwebt hatte. Sie durfte sich einfach nicht auf ihn einlassen, nicht auf freundschaftlicher Ebene, dann würde er sie gar nicht verletzen können. Und trotzdem gab e schon Kontakt. Sie führte jeden Abend kleine, belanglose Gespräche mit ihm über, wie man so schön sagt, Gott und die Welt. War das nicht schon Freundschaft? Lächelte sie nicht gelegentlich? Schon, aber sie fühlte, dass es ein abwehrendes Lächeln war, ein leeres. Ein intrigantes. So sehr es ihr gegen den Strich ging, so hatte sie doch einige Eigenschaften ihrer Widersacher übernommen. Sie plante, schätzte, überlegte was andere tun würden als Reaktion auf ihr Verhalten. Allein deswegen hatte sie sich ursprünglich mit den Ikaris angefreundet gehabt. Eine Gruppe lässt sich schwerer drangsalieren als eine Einzelperson. Doch irgendwann während der letzten Wochen hatte es einen Rutsch gegeben. Nicht, dass sie die Kontrolle verloren hätte, aber die Ebene ihrer Freundschaft hatte sich geändert. Die beiden hatten ihr Herz erreicht. Nur darum hatte sie ihre Vergangenheit zumindest teilweise Asuka anvertraut gehabt. Shinji gegenüber hatte sie sich dies betreffend immer ausweichend verhalten. Vielleicht war es Zeit, ihre Gefühle richtig zu zeigen, nicht immer so falsch oder halbherzig-versteckt wie bisher. Vielleicht sollte sie auf ihr Herz hören, das tief verstaut, abgeschlossen hinter hohen Mauern, ihr immer wieder etwas zaghaft zubrüllte. Vielleicht war es Zeit, diese Mauern abzutragen. Auf dem Weg zu den Liegen und danach hatte er Rei mehrmals ein paar schnelle Seitenblicke zugeworfen, aber er wurde nicht schlau aus ihr. Seit seiner Frage war sie immer tiefer in sich gesunken und starrte jetzt stur auf einen Punkt jenseits der Kuppel über sich. Hatte er etwas falsches gesagt gehabt? Ihre kurze Unterhaltung in der Therme hatte er nicht wirklich im Gedächtnis, da war er irgendwie weggenickt, aber die von eben haftete noch frisch in seinem Kopf. Stück für Stück überlegte er, was er falsch getan haben könnte. Leise summte er eine Melodie vor sich hin, während er nachdachte. Nach einigen Momenten, welche die Musik brauchte, um bis zu ihr durchzudringen, sagte Rei geistesabwesend "Ode an die Freude, Beethoven." "Hm?" Sie wandte sich ihrem Nachbarn zu. "Du summst da gerade die Ode an die Freude von Ludwig van Beethoven. Die mag ich." Nun richtete sich auch Shinji auf. Anscheinend hatten sie sich gegenseitig aus den Gedanken gerissen. "Na ja, ich musste das lernen, weil ich die Begleitung spiele, aber die Melodie gefällt mir. Hast du schon mal die Version vom Londoner Symphonieorchester mit Chor gehört? Da jagt es dir Schauer über den Rücken!" Nun war er in seinem Element, der Musik. Er spielte gerne Cello, der getragene Klang gefiel ihm, außerdem konnte er so im Hintergrund wirken aber trotzdem seinen Teil zu einer Aufführung leisten. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, habe ich nicht. Ich habe aber mal eine Version gehört, bei der ein Sopran unter Solistenbegleitung gesungen hat. Ich fand das auch sehr schön." Neugierig legte sie den Kopf leicht schräg. "Magst du etwa Klassik?" "Ja." Antwortete er mit einem breiten Grinsen. "Aber eigentlich mag ich so ziemlich jede Musik. Ich kann sogar manchem Schlager etwas abgewinnen!" Verlegen lachte er. "Aber frag mich nicht von wem ich das habe. Papa ist... schwierig könnte man sagen, oder auch einfach nur still. Und Mutti, sie ist halt Professorin an der Uni. Sie sieht es lieber wissenschaftlich." Im Inneren verfinsterte sich Reis Blick, nach außen hin, ließ sie sich aber nichts anmerken. Glaubte sie, denn Shinji war durchaus ein trauriger Zug auf ihrem Gesicht aufgefallen, ehe es wieder nichtssagend-freundlich wurde. "Magst du etwa keine Musik? "Ich weiß nicht..." "Hast du denn irgendwelche Vorlieben? Irgend einen Lieblingskünstler?" Das kam unerwartet. Sie hatte kein Radio gehabt, von einem Player ganz zu schweigen. Logischerweise war sie nur in der Schule in Kontakt mit Musik gekommen, also was konnte sie mögen? Sie kannte diverse Komponisten und Künstler, Mozart, Beethoven, Wagner aus der Klassik, Louis Armstrong aus dem Jazz, Buddy Holly, John Lennon Jimmy Hendrix aus dem Rock. Meinte er zeitgenössische Musik? Alte? Neue? Unsicher antwortete sie. "I-ich weiß nicht... Wagner war Antisemit, Hendrix drogenabhängig... Kann man solche Menschen mögen?" Trantüte! Wie konnte sie ihm so was sagen! Denk nach! Aber nicht zu lange... Ihr Gedankengang wurde durch Shinji unterbrochen. "Aber ihre Eigenschaften haben doch nichts mit der Musik zu tun! Na gut, eigentlich schon, aber du musst doch nicht die Musik mögen, die von Leuten gemacht wurde, die du magst." Er überlegte sich kurz ein Beispiel. "Denke nur mal an, sagen wir, Kurt Cobain. Der hat das Koks bald geatmet, aber seine Musik ist immer noch klasse! Und davon abgesehen, hat er sich auch erschossen... Oder denke mal an van Gogh. Na schön, er ist kein Musiker, aber das ist nur ein Beispiel. Der war halb wahnsinnig und hat sich das Ohr abgeschnitten, aber seine Bilder sind wunderschön - meiner Meinung nach." "Welche Musik magst du denn besonders?" Sie versuchte das Thema schnell von abgeschnittenen Ohren abzulenken, bei Blut wurde ihr, selbst wenn es bloß in einer Geschichte vorkam, immer übel. Verlegen fuhr er sich durchs Haar. "Wie gesagt, vieles. Ich höre gerne alte Musik, also Klassik, aber auch neuere, bis zum Impact. Danach ist die Musik irgendwie anders geworden. Ich meine, sie ist schön und fröhlich, aber auch aufgesetzt. Ihr fehlt das Herz. Früher wurden die einzelnen Spuren noch von Hand eingespielt, aber heute mit den ganzen Computern... Wenn die Idols und Stars ein Konzert geben, dann singen sie nur noch, und tanzen, und wechseln ständig ihre Kostüme. Ihnen geht es nicht mehr um die Musik." Da kam ihm ein Gedanke, den er im Fluss des Erzählens einfach sagte, ohne großartig darüber nachzudenken. "Wenn du nichts dagegen hast, Rei, dann kann ich dich ja mal eine Bar zeigen, in der richtige moderne Musik gespielt wird!" Sie war über sein Angebot genauso überrascht wie er, denn gleichzeitig weiteten sich ihre Augen und blickten erschrocken drein. Sie wollte gerade zu einer Antwort ansetzen und ihr Mund öffnete sich bereits leicht, als er ihr in die Parade fuhr. "Äh, Entschuldigung, das kommt ein bisschen plötzlich. Ich weiß nicht..." Er rang sichtlich mit den Worten. Wollte er etwa seine Offerte zurücknehmen? "Also... natürlich nur wenn ich dir damit nicht auf die Nerven gehe." Sie schüttelte kurz den Kopf, um seine Bedenken zu zerstreuen. "Lass mich darüber nachdenken, ja? Wie du gesagt hast, das kommt wirklich plötzlich." Sie entschuldigte sich und ging anschließend in Richtung der Wasserrutschen. Ihr voraus fiel ihr Schatten, der in der Nachmittagssonne wirklich lang geworden war. Shinji hätte am liebsten seinen Kopf gegen irgend etwas hartes gestoßen, aber der Liegestuhl musste genügen. Wie konnte er so etwas unverblümt fragen? Jetzt wird sie bestimmt ablehnen! Es kam ja nicht oft vor, dass er einfach so etwas hinausposaunte, was ihm gerade einfiel, aber anscheinend immer zum unmöglichsten Zeitpunkt. Gut, seine Eltern haben ihm damals das Fahrrad gekauft gehabt, aber das hätte auch schlimmer kommen können... Wie dem auch sei, gesagte Worte kann man nicht zurücknehmen, und mehr als Nein kann sie auch nicht sagen. Gut, sie könnte ihn wegen seiner Unverfrorenheit hassen und schlimmeres, aber er schätzte sie nicht so ein. Er hoffte bloß, dass ihn dieses Mal seine Menschenkenntnis nicht so sehr täuschte. Asuka hinterlässt halt Eindrücke. Rei hatte eine Abzweigung bei einem der Anstiege zu den Wasserrutschen genommen und sich in eine kleine Aussparung mit einem Tisch und drei Stühlen gesetzt. Die Bank war in den Fels eingelassen und zu der Hügelkette hin ausgerichtet, so dass die Sonne sie gerade so noch erreichen konnte. Noch einige Minuten und sie würde hinter dem Berg untergehen, aber hier würde sie noch für eine gute Stunde reinscheinen. Das war ihr Hort gewesen, als sie das letzte Mal mit ihrer Klasse aus Neo-Zwo hier gewesen war. Sie ließ einen tiefen Seufzer fahren, der sich seit Shinjis Frage in ihr angebahnt hatte. Wenn man es genau sah, hatte er sie um ein Date gebeten. Sie musste nicht mal überlegen, wusste, dass es ihr erstes sein würde. Und das er der erste war, der sie um eines bat. Aber sah er es genauso? Schnell ließ sie einige Szenarien durch ihren Kopf gehen, und in keinem konnte sie sich realistisch vorstellen, dass er sie irgendwie mobben würde. Er trug sein Herz zwar nicht auf der Zunge, wie man sagte, zumindest nicht immer, aber doch am rechten Fleck. Wenn sie sich nicht wieder täuschte, wie bei Maruko. Aber es schien surreal, ihm irgend etwas in der Richtung unterstellen zu wollen. Ein Date. Klar, sie hatte davon gehört, aus dem Getuschel ihrer Mitschüler. Sie hat es damals gelernt gehabt, ihre Umgebung sehr aufmerksam zu beobachten und zuzuhören, ansonsten hätte sie wohl ihre Schultage als sabberndes Wrack auf dem Pult zugebracht. Langeweile hat manchmal solche Auswirkungen. Mit einem Jungen ausgehen, Essen oder Kino beispielsweise. Dabei konnte man sich kennen lernen, die Beziehung vertiefen, oder das ABC lernen. Was mit letzterem gemeint gewesen war, war ihr nach wie vor nicht klar, es hat immer nur geheißen ,Und? A, oder B? Doch nicht etwa C?' Beim C sind die anderen immer lachend und kichernd rot angelaufen. Wahrscheinlich wollte er sie besser kennen lernen. Wollte sie das? Wollte sie, dass er sie besser kennen lernte? Dann müsste sie ihre Geheimnisse teilen. Und diese waren nicht umsonst geheim. Aber es wäre schön, sich jemandem zu öffnen, wie damals. Ein Runzeln flog über ihre Stirn, verzog sich aber bald wieder. Patschende Füße mit einem anschließenden Scharren und Plumps zeigten ihr, dass sie Besuch bekommen hatte. Und den Geräuschen nach zu urteilen, war es Asuka. Keine Gefahr. "Hi." "Hi... Sag mal, mich wurmt da etwas. Woher wusstest du, dass ich mich mit Shin-chan gestritten hatte? Du warst doch in einem ganz anderen Becken gewesen." Rei tippte mit immer noch geschlossenen Augen auf ihr rechtes Ohr. "Ich habe Ohren. Solltest du vielleicht auch mal benutzen. Sofern du dich nicht schon selbst taub gebrüllt hast." Früher hätte sie sich nie solche Spitzen erlaubt, bzw. zu sehr versteckt, als dass sie entdeckt worden wären. Doch bei ihr wusste Rei, dass sie unter den Tisch fallen würden. Asuka legte ein Verständnis für ihre Vergangenheit an den Tag, dass sie ihr, dass niemand ihr wohl zugetraut hätte. "Ich kann ja nicht in allem die Größte sein." Mit einem verschmitzen Grinsen fügte sie noch etwas hinzu. "Aber ich kann's versuchen!" Ein leichtes Lächeln fand seinen Weg auf Reis Gesicht. Sie konnte sich eine schnippische Antwort nicht verkneifen. "Aber nicht beim Schwimmen." "Natürlich! Irgendwann werde ich dich schlagen, verlass dich drauf!" Mit scheinbar entsetztem Gesicht entgegnete sie. "Ich? Wer redet von mir? Ich meine Pen²!" Beide mussten lachen, ein herzliches Lachen, auch bei ihr. "Sag mal... was..." Unschlüssig fiel sie ins Stocken. "Was macht man bei einem Date?" Das brachte ihr einen abschätzenden Blick Asukas ein, ehe diese sich vorlehnte und ihr Gesicht auf den Händen abstützte. "Du stellst Fragen... Darf ich wissen wer?" Das blauhaarige Mädchen schüttelte den Kopf. Asuka seufzte und überlegte eine Weile, dann fing sie an. "Na gut, dann also was allgemeines. Bei einem Date geht es darum den Partner besser kennen zu lernen. Dazu kann er dich in ein Cafe ausführen, oder ins Kino, oder sonst wohin, Hauptsache, es gefällt dir. Wenn er nett und du interessiert bist, solltest du ihm zeigen, falls er sich einen falschen Ort ausgesucht hast. Es sollte sich mit dir unterhalten und über Themen reden, die dich oder euch beide interessieren. Falls alles gut läuft, sollte er die Rechnung bezahlen und gelegentlich ein paar Komplimente and dich einstreuen. Das ist der Idealfall, allerdings," sie zog eine Grimasse, die Rei bitter erschien, " es ist nicht wirklich die Regel. Wie es üblicherweise abläuft: Er fragt dich, ob du zu einem bestimmten Ort mitkommen möchtest. Dabei geht ihm darum, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: dich kennen zu lernen und diesen Ort zu besuchen. Das kann eine Bar sein, oder ein Kinofilm den er schauen möchte, den er aber zu weiblich hält. Deswegen braucht er eine Ausrede, dass er ihn schaut, da kommst du dann gerade recht." Die Bitterkeit in ihrer Stimme hatte sich verstärkt, sie winkte aber einen fragenden Blick Reis ab. "Später, ja? Also, er wird nicht zwangsläufig für dich bezahlen, es sei denn, er hat wirklich ,ich lade dich ein' gesagt. Ansonsten gibt er dir vielleicht ein, zwei Getränke aus, je nachdem wie spendabel er ist und wie sehr er dich mag. Daran kannst du übrigens auch erkennen, was er von dir will. Wenn er geizig ist, aber dir den ganzen Abend spendiert, liegt ihm was an dir, wenn er aber verschwenderisch ist und du trotzdem gelegentlich selbst zahlen musst, dann will er dich bloß als Trophäe haben, oder er geht aus irgend einem anderen unwichtigen Grund aus, zum Beispiel um seine Freundin eifersüchtig zu machen. Pass bloß auf, dass du nicht an so einen gerätst!" Rei war sich sicher, dass Shinji nicht in die Kategorie Trophäenjäger fiel, aber wie es um seine Großzügigkeit bestellt war, wusste sie nicht. Trotzdem schüttelte sie energisch den Kopf. "Ich glaube nicht, dass er so ein Mensch ist." Obwohl sie bisher mehr Erfahrungen mit solchen gemacht hatte, wie sie betrübt feststellte. "Und weiter?" "Also, wenn ihr dort fertig seid, bringt er dich nach Hause. Je nachdem, wie viel dir an ihm liegt oder wie fordernd er ist, kommt es zu einem Kuss oder nicht. Üblicherweise beim zweiten oder dritten Date, denn nach dieser Anzahl weiß du wahrscheinlich, was er von dir hält. Aber selbst wenn es dazu kam, dann kannst du immer noch Schluss machen. Du musst bloß sagen, dass du dir nicht sicher warst, das hält die meisten von Schnellschüssen ab." Rei nickte. Soweit hatte sie es verstanden, nur eines fragte sie sich noch. "Und was soll dieses Alphabet sein?" Verdutzt starrte Asuka sie an, ehe es bei ihr Klick machte, dann musste sie erst mal lachen. "Tut mir leid, das war einfach zu schön, die Frage und dein Blick. Tut mir leid, ehrlich!" Sie wischte sich kurz übers Gesicht. "Hm, tja, wie sag ich das? Egal, einfach anfangen." Sie drückte den Rücken durch und richtete sich auf. "Man spricht von ABC, nicht Alphabet. A ist Händchen halten und Kuscheln und so, B ist Küssen, und C..." Sie fuhr sich nervös durch die Haare, eine Geste die offensichtlich beide Ikaris teilten. Ebenso wie die Röte, wenn bestimmte Themen angeschnitten wurden. "Äh, C ist... mehr. Die Jungs sagen dazu Fummeln. Quasi alles vorm Sex. Muss ich mehr sagen?" Gnade heischend schaute sie Rei an und sah, dass diese den Kopf schüttelte. Erleichtert ließ sie einen Stoßseufzer los und murmelte etwas auf deutsch. "Wie bitte?" "Hm? Ach so, ich habe eben meiner ehemaligen Direx gedankt." Rei nickte. "An welcher Schule warst du denn hiervor?" Es wunderte sie schon, dass sie überhaupt an einer anderen Schule gewesen war, schließlich waren die genau zugeteilt. War sie etwa schon mal umgezogen gewesen? "Nein, nicht... ja eigentlich schon. An der Käthe-Kollwitz-Schule in Wilhelmshaven." Verdutzt schaute sie die Halbdeutsche an. "Keetekoluritsu-Schule in Hilumentsuhafun? Wo liegt das? In Deutschland?" Wieder musste Asuka grinsen, diesmal wegen der japanisierten Aussprache ihrer ersten Schule. Sie wiederholte den Namen noch mehrmals und Rei versuchte ihn zu imitieren, bis sie es fast richtig hin bekam. "Genau, das war meine Schule in Deutschland. Zum Glück lag sie innerhalb der Kuppel, wäre schade um das Haus gewesen. Es war schön da..." Sie schwelgte kurz in ihren Kindheitserinnerungen. "Auf jeden Fall hat meine damalige Direktorin mir das damals so in etwa erklärt, wie ich es dir gerade gesagt hatte. Sie hatte wohl keine Ahnung, wie es in Japan mit der Kultur steht. Deutschland war zu der Zeit sehr Amerikafixiert, und da man dort solche Erfahrungen schon früher macht - nicht so früh, das war bloß zu Sicherheit!" Warf sie schnell nach einem Seitenblick auf Rei ein, die sie skeptisch von der Seite beäugte. " - Hat sich mich kurz vor meiner Abreise beiseite genommen und mich aufgeklärt. Als erste in meiner Klasse überhaupt!" Die Skepsis blieb in ihrem Blick vorherrschend. "Und wie alt warst du da?" Voller Stolz stand sie auf, stemmte ihre Fäuste in die Hüften und antwortete. "Sechs Jahre!" Ungläubig harkte Rei nach. "Und du hast das damals alles verstanden? Mit dem Sex und so?" Und wieder antwortete Asuka voller Stolz. "Kein Stück!" Dann fiel ihr auf, was sie gerade zugegeben hatte. "Grar! Du machst mich fertig!" Schmollend verschränkte sie die Arme und ließ sich wieder in den Stuhl fallen. Kurz darauf entspannte sie sich wieder. "Wirst du es mir sagen?" Sie wählte die gleiche Antwort, die sie zuvor bekommen hatte. "Später, ja." Der Tag neigte sich nun merklich dem Ende zu, nur noch die Kuppelspitze mit ihren merkwürdigen Reflexionen fing die letzten Sonnenstrahlen ein. Die allwissende Asuka hatte dem Ganzen natürlich wieder einen deutschen Namen verpasst, Arupunguruhen oder so, aber da außer ihr niemand deutsch konnte, konnte ihr natürlich auch niemand sagen, dass sie sich das ausgedacht hatte. Wovon die meisten ausgingen. Und natürlich waren wieder die meisten erschöpft und wollten entweder ins Bett oder gleich nach dem Essen ins Bett. Manche wollten auch noch andere Dinge zuerst tun, aber das Bett kam trotzdem verflixt oft vor. Ach ja, die Phantasie der Jugend... Die war es auch gewesen, die aus manchen Vorstellungen die Betten rausgestrichen und andere Örtlichkeiten dafür eingesetzt hatte. Doch da die Gedanken nur einem selbst gehören, belassen wir es einfach dabei... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)