Armer, kleiner Bill von chaos-kao (Eine kleine TokioHotel FanFic;;;;; Kappi 11 hochgeladen am 5.1.08) ================================================================================ Kapitel 5: Entwicklungen ------------------------ So, hier ist Kapitel Nr. 5 ^^ Viel Spaß damit. Ach ja, ich bedank mich damit bei meinen fleißigen Kommischreibern *alle knuddel* und bei Cori-chan fürs korrigieren ^^ §%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§%§ | Das leise Knarren meiner Zimmertür bekomme ich nur noch am Rande mit, | genauso wie die Gestalt, die sich langsam meinem Bettchen nähert ... Auf einmal ertönt ein Poltern und ein unterdrückter Schmerzensschrei, und ich spüre wie etwas Schweres, aber weiches, auf mich drauffällt. Erschrocken fahre ich wieder aus meinem Halbschlaf auf und kann nur mühsam ein entsetztes Quietschen unterdrücken. Als ich mich wieder von dem Schock erholt habe, besehe ich mir das Etwas, das da auf mir gelandet ist, genauer. Wer hätte das gedacht: Tom! Unsere Blicke treffen sich und ich kann in seinem Unsicherheit, ja, schon fast Angst vor dem Kommenden, und eine unbestimmte Sanftheit und Wärme lesen. Einer leisen, inneren Stimme folgend lege ich meine Hand vorsichtig auf seine Wange und streichle beruhigend darüber. So weich ... "Ich ... ich wollte ..." "Was wolltest du?", hake ich fragend und mit leiser, ruhiger Stimme nach. "... Ich weiß es nicht, ich weiß es einfach nicht!", stößt er gepresst hervor und ich weiß, dass bald alle Dämme brechen werden. Und siehe da, schon eine Minute später spüre ich einen kühlen, nassen Tropfen meine Hand, die immer noch auf seiner Wange ruht, hinab rinnen. Kommt es mir nur so vor, oder ist er tatsächlich noch verwirrter als ich? Langsam, und fast schon zögernd, ziehe ich ihn nun ganz hoch in mein Bett, so dass er halb auf und halb neben mir zum Liegen kommt. Ohne noch lange zu überlegen und meine Unsicherheit unterdrückend, schließe ich fest meine Arme um ihn, immer darauf bedacht ihn nicht zu erschrecken. Es tut weh ihn so verzweifelt zu sehen. Sonst ist ja schließlich immer er der große, starke Bruder. Doch trotz seiner offensichtlich schlechten Gemütsverfassung kann ich mir nicht helfen, denn irgendwie genieße ich dieses Gefühl seiner Nähe auch. Das Gefühl gebraucht zu werden habe ich bis gerade eben noch nie so intensiv verspürt wie gerade jetzt in diesem Moment. Immer wieder lasse ich zärtlich meine Hände seinen unbekleideten Rücken hinaufwandern, in der Hoffnung, ihn dadurch beruhigen zu können. Auf meiner nackten Brust fühle ich die Nässe seiner Tränen, fühle seine Haare kitzelnd in meinem Gesicht und seine Finger, die sich verzweifelt in meine Haut krallen. Langsam lasse ich meine linke Hand zu seinem Kopf hinauf wandern und fange an gedankenverloren mit den dicken Haarsträhnen zu spielen. Ich merke, wie auch in mir der Wunsch los zu weinen und den ganzen Druck endlich einmal ab zu bauen immer größer wird, aber ich reiße mich Tom zu liebe zusammen. Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, dass ich jemals so sehr mit meinem Bruder mitgelitten hätte, wie gerade, in eben diesem Augenblick. Langsam aber sicher gehen mir die Ideen aus, wie ich ihn trösten könnte. Also tue ich das Nächstbeste was mir einfällt und fange an leise zu summen. Und siehe da, langsam aber sicher werden die Schluchzer weniger und dann spüre ich völlig überraschend seine Lippen, die sich unendlich zart auf die Meinen pressen. Obwohl ich völlig überrumpelt von dieser Aktion bin, erwidere ich noch vollkommen unsicher den Kuss, nicht wissend, was ich davon halten soll. Tief in meinem Inneren bin ich hin und her gerissen, denn auf der einen Seite fühle ich mich, als ob ich schweben könnte, wie auf Wolke sieben, aber auf der anderen Seite bin ich nicht sicher, was dies alles zu bedeuten hat und ich habe Angst, dass Tom nur mit mir spielt, so wie er es auch schon oft mit diversen Fans getan hat. Und doch erwidere ich, aller Logik zum Trotz, diesen für mich alles bedeutenden Kuss. Als wir uns wieder trennen, weicht mein geliebter Bruder mal wieder meinem Blick aus. Wie eine Made frisst sich das Gefühl verarscht worden zu sein in mein Herz hinein. Als er dann auch noch ohne ein Wort der Erklärung wieder aus meinem Bett verschwinden will, ziehe ich ihn an seinem Arm zurück und zwinge ihn dazu sich wieder neben mich zu setzen. So kommt er mir dieses Mal ganz sicher nicht davon, das habe ich mir geschworen. "Was sollte das?" "... Ich wollte etwas ausprobieren ..." "Und was bitte schön?" "Das geht dich nichts an ...!" "Es geht mich also nichts an?!", zische ich ihn wütend an, "es geht mich also nichts an, warum mein Zwillingsbruder mitten in der Nacht zu mir ins Zimmer kommt, herumheult und mich zu guter letzt auch noch küsst?!" Anscheinend hat Tom den drohenden Unterton in meiner Stimme bemerkt, denn nun hebt er das erste Mal seit dem Kuss seinen Blick, nur um ihn sofort wieder zu senken, als er in meine drohend funkelnden Augen blickt. Wäre er jetzt ein Hund, würde er sich mit eingezogenem Schwanz in eine Ecke verziehen und so tun, als wäre er nicht vorhanden. Tja, Pech gehabt ...! "... bitte ..." "Was ,bitte'?" "Bitte, lass mir Zeit ..." "Zeit? Für was brauchst du Zeit?", nun hat er mich völlig aus dem Konzept gebracht. Er hört sich so schutzbedürftig an, was selten genug ist, da kann ich doch nicht mehr auf ihn wütend sein, versuche ich mich vor mir selber zu rechtfertigen. "Zum nachdenken." Okay, jetzt blicke ich langsam gar nichts mehr...! Na super, jetzt hat er wieder angefangen zu weinen. Das ist doch sonst gar nicht seine Art. Er ist doch sonst immer der Strahlemann vom Dienst und spielt den großen Macho! Es geschehen also doch noch Wunder... Resignierend ziehe ich den zuckenden Körper wieder zu mir hinunter und drücke ihn, trotz schlechtem Gewissen seine Nähe genießend, fest an mich. Mein Bruder, mein über alles geliebter großer Bruder... Ein leichtes Lächeln schleicht sich bei diesem Gedanken auf meine Lippen und ich kuschle mich noch etwas fester an den warmen Körper neben mir. Erst jetzt bemerke ich, dass von diesem nur noch tiefe, ruhige Atemzüge zu vernehmen sind. Beruhigt versuche auch ich wieder einzuschlafen, aber nun machen sich die mühsam verdrängten Gedanken an seine nackte Haut an Meiner wieder bemerkbar. Mit aller Kraft verbanne ich sie wieder in die hinterste Schublade meines Gehirns und schließe nun endgültig meine Augen, aber nicht ohne zuvor Tom so hinzulegen, dass er mir als Kopfkissen dienen kann. So liege ich nun, in seine Armbeuge gekuschelt, da und versuche wieder zur Ruhe zu kommen. Und irgendwann, es muss schon weit nach Mitternacht sein, spüre auch ich, wie der Schlaf der Gerechten endlich auch über mich kommt. Tom ... Vollkommen fertig wache ich am nächsten Morgen wieder auf. Irgendetwas hat mich die letzte Nacht gestört, nur weiß ich nicht mehr wirklich, was das wahr. Als ich endlich so weit wach bin, um meine Augen zu öffnen, bekomme ich erst einmal einen großen Schrecken, da ich außer Haare nichts mehr sehen kann. Seit wann haben wir denn bitte schön einen so haarigen Hund und vor allem, was macht der dann in meinem Bett?! Vorsichtig, um keine Haare in die Nase zu bekommen, atme ich ein ... hm, riecht nach Tom, also doch kein Hund... Dann war das gestern doch kein Traum! Plötzlich wird mir ganz heiß, als Tom, immer noch schlafend, sein Bein zwischen meine Oberschenkel zwängt und dabei zwangsläufig meine Männlichkeit streift ... ui, ui, das ist nicht gut! Das ist überhaupt nicht gut! Wieso bin ich zur Zeit nur so verdammt notgeil?! Aber süß sieht er aus ... Verträumt lächelnd betrachte ich sein mir nun zugewandtes Gesicht und fange vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, an mit meinem Zeigefinger seine Gesichtskonturen nachzufahren. Zärtlich gleite ich mit meinem Finger von seiner Stirn über seine Nase hinunter zu seinen leicht geöffneten, vollen Lippen und streichle mit ganz besonderer Intensität darüber. So weich, wie sie sich auch gestern Abend angefühlt hatten. Zu gerne möchte ich sie noch einmal auf den Meinen spüren ... Pfui, Bill, das lässt du schön bleiben! Du kannst doch nicht einfach so über ihn herfallen! Das nennt man sexuelle Belästigung, was du da gerade vor hast zu tun. Meine innere Stimme abwürgend, drücke ich Tom meine Lippen auf seinen süßen Mund. Nur dieser eine Kuss noch, er wird es ja nie erfahren... hoffe ich zumindest...! Als ich bemerke, wie sein Körper anfängt sich zu regen, ziehe ich mich hastig wieder zurück. Leises Schmatzen ertönt, ein Strecken folgt und dann werde ich von zwei braunen Augen angeblinzelt. Gott, wie süß! Puh, nur gut, dass Tom keine Gedanken lesen kann! "Morgen, Bill. Gut geschlafen? Was machst du eigentlich in meinem Bett?" Eine kalte Hand legt sich um mein Herz und drückt fest zu... zumindest fühlt es sich so an. Hat er wirklich all das, was gestern Nacht geschehen ist, schon wieder vergessen? Das kann er doch nicht mit mir machen, ich meine, wie soll das denn gehen, er war ja noch nicht einmal besoffen! Das gibt es doch nicht... Mühsam reiße ich mich zusammen damit Tom nicht sehen kann, was er in mir gerade für ein Chaos angerichtet hat. "Morgen ... Das ist übrigens MEIN Bett und DU bist zu mir gekommen um zu kuscheln." Na gut, das stimmt jetzt nicht so ganz, aber okay, gehe ich halt auf sein Spielchen ein. "Oh ... Kann mich gar nicht mehr daran erinnern ... habe ich sehr viel Mist erzählt?" Nein, wie kommt er denn darauf?! "Nö, aber wieso kannst du dich nicht mehr daran erinnern?" "Öh, ich habe etwas zuviel getrunken?" Sofort spüre ich, wie sich die eisige Hand wieder etwas lockert, denn eines kann ich ganz sicher sagen: Er war ganz sicher nicht betrunken, denn das hätte ich hundertprozentig gerochen und daraus folgt, dass er ist ein hundsmiserabler Lügner ist, der gerade versucht seine ,Mannesehre' zu retten, indem er behauptet nicht mehr zurechnungsfähig gewesen zu sein. Als ob er dafür Alkohol trinken müsste... Zweifelnd hebe ich eine Augenbraue, verbeiße mir aber jegliches Kommentar. Ich will ja nicht, dass er gleich wieder Panik bekommt und das Weite sucht, das arme, kleine Angsthäschen... mein Hirn macht gerade seine letzten Zucker, wenn ich das eben wirklich gedacht haben sollte... Was sieht der mich eigentlich so seltsam an, wartet der etwa immer noch auf eine Antwort? Ups... "Hm? Schon möglich, aber besoffen warst du ganz sicher nicht. Ganz schlechte Ausrede, mein Süßer! Gib es doch zu, du hattest Sehnsucht nach mir!", antworte ich mit minutenlanger Verspätung mit betont tuntenhaftem Tonfall. Feixend beobachte ich, wie sich Toms Wangen langsam aber sicher etwas pink färben... steht ihm wirklich gut, vielleicht sollte ich ihm mal vorschlagen seine Haare in dieser Farbe einzufärben. Käme bestimmt gut... "Das glaubst du ja selbst nicht! Als ob ich auf Jungs stehen würde, oder gar auf meinen Zwillingsbruder!" Autsch, das tat weh. "Tust du das etwa nicht?", antworte ich in einem gespielt weinerlichem Tonfall und klimpere dabei mit meinen Wimpern. "Ich bin KEINE scheiß Schwuchtel, kapiert!?", stochert Tom noch etwas in meiner neu entstandenen seelischen Wunde herum. Und was war das dann gestern mit dem Kuss? Verdammt, Tom, hör endlich auf mit mir zu spielen! Mit einem Ruck steht er auf und lässt mich alleine in meinem Zimmer zurück: "Ich weiß ja nicht, was zur Zeit mit dir los ist, Bill, aber ganz normal bist du mittlerweile auf jeden Fall nicht mehr!" Fragt sich hier nur, wer von uns beiden mehr spinnt? Ich, der doch außer ein paar unbedachten Kommentaren nichts verbrochen hat, oder diese ... diese Dramaqueen. Murrend stehe nun auch ich auf. Der Tag hat ja mal wieder wundervoll angefangen! Fehlt nur noch, dass der Kühlschrank leer ist, oder noch schlimmer, dass nur noch ein paar von meiner Mutter eingelegte Schweinelebern darin zu finden sind. Bei dem Gedanken an diese muss ich mich unwillkürlich schütteln. Ich werde diesen Geschmack wohl nie wieder vergessen können... Mir eine frische Panty überstreifend, suche ich mit meinem Blick den Boden nach meiner Hose ab. Die war doch da irgendwo... Hab ich dich! Mit einem kindischen Jubelschrei stürze ich mich auf sie und ziehe sie mir über. Alles ist besser als auch nur einen Gedanken an Dramaqueen zu verschwenden ... sogar ein Pseudokampf mit meiner Jeans... Nachdem dann auch noch ein bequemes Shirt über meinen Kopf gewandert ist und ich mir kurz mit der Bürste durchs Haar gefahren bin, wage ich mich endlich hinunter, um den Kühlschrank zu inspizieren. Butter, Eier, saure Gurken, Toast, igitt, das Mittagessen von gestern, Bier, Messer und Gabel... seit wann bewahren wir unser Besteck denn im Kühlschrank auf? ... Nutella, Marmelade, Frischkäse, Gouda, Quark, Schinken, Salami, Radieschen, Yoghurt, lasse ich meinen Blick über das Innenlebend des Kühlschranks gleiten. Haben wir denn keine Milch mehr? Ah, da ist sie ja! Erfreut nehme ich sie heraus und schmeiße dann erst einmal die Kühlschranktür zu, um die Schokoflakes vom Küchenregal zu holen. Gerade als ich einen Löffel nach dem anderen in mich hineinschaufle, kommt Tom und setzt sich zu mir, klaut mir mein Schälchen und meinen Löffel, nur um sich dann selber an meinem Frühstück zu laben. Mistkerl! "Freust du dich auch schon so auf das Konzert übermorgen?", fragt er mich mit vollem Mund. Keine Reaktion von meiner Seite aus. Das würde dem so passen! Erst soll sich dieser Idiot bei mir entschuldigen! "Bill, bist du noch sauer wegen vorhin?" Ach nee, wie kommt der denn DA drauf? "Hör mal, es tut mir leid. Ich hab das alles nicht so gemeint ... du bist doch mein Lieblingsbruder!" "Danke, ich bin dein Einziger!" Mist, jetzt habe ich doch reagiert ... was soll's ... "Und ja, ich freue mich auch schon auf das Konzert. Das wird bestimmt geil und wir bekommen mal wieder etwas anderes als Insekten vorgesetzt!" antworte ich immer noch etwas angepisst. Bei der Erinnerung an die letzte Heuschreckenpfanne mit Reis verschluckt sich Tom und fängt an wie wild zu husten. Grinsend stehe ich auf und schlage ihm extra fest auf den Rücken. Strafe muss sein, war ja schließlich mein Essen! Keuchend und mit tränenden Augen blinzelt er mich von unten her mit zurückgelegtem Kopf an und lehnt diesen leicht auf meinen Bauch. So süß... Pfui, böses Hirn! "Danke!" "Gern geschehen. Pass auf dass du keinen steifen Nacken bekommst ..." "Ja, Mama. Autsch! ... Bihill?" "Ja?", antworte ich einem sehr misstrauischen Tonfall. Wenn er diesen Ton anschlägt, will er ganz sicher wieder irgendetwas von mir. "Könntest du mir bitte die Schultern massieren?", kommt auch schon der Wunsch aus seinem Mund, schön verziert mit einem Hundeblick, der dem Meinen in nichts nachsteht. Wusste ich es doch! "Nur die Schultern?", kann ich es mir nicht verkneifen ihn zu necken. Ach wie süß, er wird rot! Mister ,Ich-bin-so-cool' wird rot! Das macht mir langsam wirklich Spaß! "..." "Komm mit!", fordere ich ihn auf und schleife ihn am Ärmel hinter mir her in mein Zimmer, geradewegs auf mein Bett. "T-Shirt aus und hinlegen!" Hastig befolgt er meinen Befehl. Anscheinend haben meine Erziehungsversuche der letzten 16 Jahre doch geholfen... "Ich darf doch?" und schon lasse ich mich auf seinem Hinterteil nieder. Jetzt muss ich nur noch die Gedanken daran ausschalten, wo ich gerade draufsitze, dann fände ich diese Stellung sogar sehr angenehm... Plötzlich fallen mir andere, schon lange zurückliegende Momente wie dieser ein. Momente, in denen wir uns körperlich sehr nahe waren... warum können wir jetzt eigentlich nicht mehr Hand in Hand durch die Straßen laufen? Oder wie vor vier Jahren einfach, ohne dass sich irgendjemand groß etwas dabei gedacht hat, miteinander kuscheln? Warum geht das nicht mehr? Jetzt werde ich doch noch melancholisch ... "Hey, Bill! Träumst du oder schläfst du schon? Du wolltest mich doch massieren!" Ach ja, da war doch was... Also gut, dann werde ich ihn mal etwas malträtieren. Ein kleines, diabolisches Grinsen schleicht sich auf meine Gesichtszüge und ich fange an seine Schultern zu bearbeiten. Weiche, warme Haut ... zum Küssen schön! Wissend, wie empfindlich seine Haut entlang der Wirbelsäule ist, streiche ich diese nur hauchzart mit den Fingerspitzen nach und beobachte wie Tom unter meiner Berührung leicht zu zittern anfängt. Wirklich zufrieden bin ich mit dem Ergebnis noch nicht, also schnappe ich mir eine Feder, die anscheinend ehemals als Füllung meines Kopfkissens diente, und wiederhole die ganze Prozedur noch einmal. Schon besser! Zischend zieht mein Bruderherz die Luft durch die Zähne ein und ich kann richtiggehend beobachten, wie sich eine Gänsehaut auf seinem Oberkörper bildet. Ob sich wohl auch noch an anderen Stellen eine Gänsehaut gebildet hat? Aber genug der Neckereien. Jetzt wird es ernst! Sanft Knete ich seine angespannte Schultermuskulatur durch und genieße das Gefühl seiner weichen Haut unter meinen Handballen. Langsam aber sicher wandern meine Hände immer tiefer, bis sie durch den Hosenbund aufgehalten werden. Die Entscheidung, ob ich an dieser Stelle aufhören oder weitermachen soll, wird mir kurzerhand abgenommen, als Tom einen leisen Schnarcher loslässt. Ist dieser Idiot etwa tatsächlich eingeschlafen?! Frustriert erhebe ich mich von meinem überaus angenehmen Kissen und lasse mich neben ihn fallen. Da hätte ich einmal in meinem Leben die Möglichkeit seinen Arsch zu befummeln... eigentlich könnte ich das ja auch jetzt machen, er bemerkt es ja schließlich nicht... Schwanz streitet mit Hirn, könnte man meine weiteren Gedankengänge wohl am Besten beschreiben. Er wird es gar nicht mitbekommen, er schläft! Er schläft, genau, das kannst du ihm nicht antun! Aber wäre es nicht bescheuert so eine Gelegenheit zu vergeuden? Nein, das wäre sexuelle Belästigung! So viel zu meinem Geisteszustand ... Ein zufälliger Blick auf meinen Wecker reißt mich wieder aus meinem tranceähnlichen Zustand. Scheiße, ich komm schon wieder zu spät zur Probe und das ist auch noch die Letzte vor dem Konzert. Mist, Mist, Mist! Fluchend schiebe ich einen immer noch schlafenden Tom aus meinem Bett und versuche mir noch im Laufen die Schuhe, die ich am Vortag sinnigerweise vor meinem Bett fallen gelassen habe, anzuziehen, was natürlich gründlich daneben geht und ich mich Sekundenbruchteile später auf dem Boden wiederfinde. "Was'n los?", brummt mein Bruderherz, ebenfalls auf dem Boden sitzend. "Probe ist los ... und Georg, wenn wir nicht pünktlich sind!" Anscheinend scheint es ihm langsam zu dämmern, was ich gerade mache und auch er kommt langsam in die Gänge. Zwei Minuten später treffen wir im Hausflur wieder aufeinander. Fast schon panisch versuche ich noch meine Lederjacke aus dem Jackenwust des Regals heraus zu suchen, scheitere aber kläglich, da Tom mich kurzerhand an der Hand packt und hinter sich herschleift. Und obwohl ich Sport hasse und ich genaugenommen gerade den längsten Dauerlauf meines kurzen Lebens mache, spüre ich ein warmes Gefühl im Bauch und ich genieße diese Zeit. Wann sonst kann ich denn schon mit Tom Händchen halten?Wobei das Herzklopfen und die Hitze theoretisch natürlich auch vom Rennen kommen können... Keuchend kommen wir endlich bei Gustav's Haus an und wir müssen feststellen, dass wir die Ersten sind und somit auch die Tür noch verschlossen ist. Da hetzt man sich einmal ab, und dann ... Erschöpft lasse ich mich an der Wand hinunter rutschen und werfe noch einen kurzen Blick auf mein Handy, nur um auf Nummer sicher zu gehen ... Ha, Punkt zwölf Uhr! Sie sind zu spät! ... Stop! Zwölf Uhr?! Einem Heulkrampf nahe schlage ich meinen Hinterkopf an die Wand. Wir sind über zwei Stunden zu früh. Anscheinend ist mein Wecker gestern Nacht um kurz vor Zwei stehen geblieben. Scheiße!!! "Du, Tom?" "Hm, was ist?" "Wärst du sehr wütend, wenn wir zwei Stunden zu früh wären?" "Was?! Sag bitte, dass das nicht wahr ist! Sag, dass wir uns nicht umsonst abgehetzt haben!" "..." "Das erklärt zumindest, wieso wir noch kein Mittagessen hatten ..." Geschafft lässt sich nun auch mein Brüderchen an der Wand hinunter rutschen und kommt dann neben mir zum Sitzen. Nah genug, dass ich meinen Kopf an seiner Schulter anlehnen kann. "Und was machen wir jetzt? Hast du Lust auf den Fraß unserer Mutter?" "Nein ... Bill, hast du Geld dabei?" Stumm fasse ich in meine Hosentasche und ziehe meinen Geldbeutel heraus. Gut, dass ich an den trotz der ganzen Hektik noch gedacht hatte. "Lädst du mich zum Essen ein?", werde ich auch sofort angebettelt. Nicht schon wieder dieser Blick...! Resignierend nicke ich und schon werde ich von einem sofort aufgesprungenen Tom wieder auf die Beine gezogen. Wie lange ist es her, seit er mein Frühstück verputzt hat? Eine oder zwei Stunden? Lächelnd lasse ich mal wieder an der Hand hinter ihm herziehen, nur dass ich diesmal bald aufgeholt habe und wir nun nebeneinander herlaufen. Immer noch Hand in Hand versteht sich. Anscheinend sind wir aus diesem Alter doch noch nicht ganz raus. Auch wenn uns immer wieder neugierige Blicke streifen, störe ich mich nicht weiter daran. Wäre ja noch schöner, schließlich bin ich auch schon im Rock vor ein paar hundert Leuten auf der Bühne gestanden und habe gesungen! Abrupt bleibt Tom stehen und dreht sich zu mir um. "Hier hat vor kurzem ein neuer Italiener aufgemacht. Wollen wir den mal abchecken?" "Von mir aus.", antworte ich ihm wenig begeistert, schließlich bin ich es, der alles bezahlen muss und in meiner Fantasie fühlt sich mein Geldbeutel schon um einige Kilo leichter an. Mit einem leichten Grinsen zieht er mich mit sich hinein in einen düsteren, etwas verqualmten, aber gemütlichen Raum. Bestimmend werde ich in eine Ecke mit einem Zweiertisch gedrängt und auf einen Stuhl gedrückt. Mit einem leichten Zwinkern lässt sich Tom mir gegenüber auf den zweiten Stuhl fallen und lässt nun ebenso wie ich, den Blick durch den Raum schweifen. Zwischen großen Kübeln mit allerlei Grünzeugs stehen verstreut an die zwanzig große und kleine Tische. Alle so angeordnet, dass von keinem Tisch aus das Gespräch am Nebentisch belauscht werden kann. Eine Wand wird von einem dunkelbraunen Holztresen eingenommen, hinter dem eine Tür halboffen steht, aus der immer wieder ein Kellner mit dem Essen herauskommt. Dunkelrote Vorhänge dämpfen das durch die großen Fenster hereinfallende Licht und verleihen dem Raum somit eine etwas düstere, aber angenehme Atmosphäre. Wenn jetzt auch noch die Preise annehmbar sind und das Essen gut ist, werde ich mich in Zukunft vielleicht öfters hierher entführen lassen, selbst wenn ich zahlen muss. Pappsatt lehne ich mich eine Stunde später in meinem Stuhl zurück und reibe mir über meinen Bauch. Kommt es mir nur so vor oder hat der wirklich die Form einer Kugel angenommen? Als ich ein Stöhnen höre, das eindeutig nach ,Überfressen' klingt, schaue ich auf und begegne Toms Blick, der mich irgendwie anklagend mustert. "Jetzt habe ich bestimmt drei Kilo zugenommen! Wieso musste dieses Essen auch so verdammt lecker sein?!" "Und so viel ..." Mühsam rapple ich mich wieder etwas auf, um einen der Kellner zu uns zu winken, damit wir bezahlen können, okay, damit ich bezahlen kann. Mit vollem Bauch und um 20 Euro ärmer stehe ich ein paar Minuten später zusammen mit Tom auf der Straße und überlege, ob es sich lohnt, uns schon jetzt wieder auf den Weg zum Proberaum zu machen. "Proberaum, oder nicht Proberaum, ist hier dir Frage!", murmle ich scherzhaft vor mich hin. "Proberaum!", und schon werde ich, mal wieder, weitergezerrt. Lachend schließe ich zu Tom auf genieße es einfach nur von ihm an der Hand geführt zu werden. Heute ist wirklich ein schöner Tag ... Also wir noch zehn Minuten vom Proberaum entfernt sind, stellen wir fest, dass wir noch eine halbe Stunde Zeit haben. Diesmal bin ich an der Reihe, also ziehe ich Tom hinter mir her auf einen Spielplatz und drücke ihn auf eine Schaukel. Einfach die gemeinsame Zeit genießen, alle Gefühle und Ungewissheiten verdrängen, heißt meine neue Divise, selbst wenn ich dann wieder zum Kleinkind mutiere. Aber hey! Ich bin hier nicht das einzige Kindergartenkind. Prustend lasse ich mich auf die andere Schaukel fallen und beobachte Tom dabei, wie er immer mehr Schwung bekommt, bis sich seine Schaukel fast überschlägt. Mister ,Ich-bin-so-cool' ist gerade auf den Weg zurück in den Kindergarten. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, dann kann er mir dort ja gleich Gesellschaft leisten. Minutenlang beobachte ich meinen Zwilling nur, bevor auch ich mich in die Luft schwinge. Auf halber Höhe springe ich ab und lande genau auf Tom, der gleichzeitig mit mir abgesprungen ist. Wirklich praktisch so ein Bruder, den kann man sogar als Kissen und Matratze benutzen. Kichernd kugeln wir uns am Boden und bleiben dann nebeneinander auf dem Rücken liegen, die entgeisterten Blicke neu hinzugekommender Kinder ignorierend. Langsam drehe ich meinen Kopf in Toms Richtung und sehe diesem direkt in die Augen. Langsam nähern sich unsere Köpfe, doch bevor sich der Abstand auch nur auf die Hälfte verringert hat, hören wir plötzlich eine uns sehr bekannte Stimme. Wo kommt denn DER schon wieder her? Sollte der nicht bei sich zu Hause sein und einen Kasten Cola in den Proberaum verfrachten? "Bill, Tom! Was treibt ihr denn da? Die Probe fängt gleich an!" "Wir spielen!", ruft Tom zurück und richtet sich etwas genervt auf. Als er wieder sicher auf seinen Beinen steht, hält er mir ganz Gentleman like die Hand hin und hilft mir hoch. Langsam fange ich wirklich an, an meinem Verstand zu zweifeln. Wenn ich mich nämlich richtig erinnere, hat er noch gestern so getan, als ob ich giftig wäre und heute... und heute ist er auf einmal wieder der Junge, in den ich mich verliebt habe. Ist es nicht einfach wunderbar, wie er mir zeigt, was er eigentlich will? Er ist ungefähr so durchsichtig für mich wie das Rücklicht des Autos meines Onkels... vielleicht sollte ich diesem einmal einen Gutschein für eine Waschanlage schenken... womit ich auch schon das passende Weihnachtsgeschenk für ihn hätte. "-ill, Bill! Träumst du schon wieder?! Komm endlich, sonst flippt Georg wieder aus!" "Ja, ja, ich bin ja schon unterwegs!" Langsam tappe ich den anderen Beiden hinterher und beobachte misstrauisch ihr herum flirten... zumindest glaube ich, dass sie das tun. Gustav, lass bloß deine dreckigen Finger von Toms Rücken. Mein Tom! In meine Mordgedanken versunken, übersehe ich einen kleinen, schwarz-weißen Hund, der einfach aus dem Nichts vor meinen Füßen aufgetaucht ist. "Bill, pass auf!" Doch es ist schon zu spät! Fluchend finde ich mich auf dem Hosenboden wieder... aber hey, was soll's? Bin ja sowieso voller Staub vom Spielplatz und jetzt bin ich vielleicht sogar in den dazugehörigen Hund zu dem Hundehaufen vor ein paar Tagen getreten bzw. über ihn gestolpert...! Als ich mich wieder aufgerappelt habe, sehe ich in drei sehr verkniffene Gesichter. Ja, lacht mich halt alle aus! Mit mir könnt ihr es ja machen, ich bin ja nur das schöne Gesicht... aber wenigstens habe ich eins! Hocherhobenen Hauptes marschiere ich an den anderen vorbei und würdige sie keines Blickes mehr. Geschieht ihnen ganz recht! Vier Stunden später lasse ich mich fix und fertig mit einem Apfel in der Hand und mit dem letzten ungelesenen Buch aus der Bücherei auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Eine halbe Stunde später fahre ich mit roten, heißen Wangen von dem Buch auf, da es an der Tür klopft. Hektisch versuche ich das Buch zurück in das Regal zu stopfen, ohne gleich von anderen Dingen erschlagen zu werden. Klappt nicht. Verzweifelt sehe ich mich um. Bleibt nur noch das Bett, außer ich will mich mit der Spinne anlegen ... Mit einem gezielten Tritt kicke ich das Buch unter das Bett, hechte zur Tür und reiße sie auf ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)