Please tell me that you are hating me... von VampirSchäfchen ================================================================================ Kapitel 5: endless rain ----------------------- *nix-zu-sagen-hat* *beule-in-eimer-mach* 5. endless rain Verschlafen warte ich vor dem Schultor darauf, dass es geöffnet wird. Wie oft ich in der vergangenen Nach aus dem Schlaf hoch geschreckt bin, weiß ich nicht, doch an die Sieben Mal sind es bestimmt gewesen. Müde reibe ich mir die Augen und gähne leise vor mich hin. "Hallo Kyo... Wie geht es dir?", mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen kommt Toshiya auf mich zu und setzt sich etwas zögerlich neben mir auf die kalten Steinstufen. "Gut...", murmle ich kurz und ohne ihn anzusehen. "Du siehst aber nicht danach aus....", stellt der Größere besorgt fest und versucht mir das Haar zu zerzausen, eine Geste, die ich schlecht gelaunter Weise Heute nicht über mich ergehen lassen will, und seine Hand deshalb festhalte. Die Gesichtszüge Toshiyas werden noch um eine Spur besorgter. "Was ist denn los mit dir?", fragt er leise. "Nichts... Ich bin nur müde..." ...Was soll die Frage? Wenn man seinen besten und auch einzigen wirklichen Freund verloren hat, wird es doch wohl noch erlaubt sein schlecht gelaunt und traurig zu sein, oder?... Toshiya schweigt, und auch ich bin nicht gewillt eine Unterhaltung zu beginnen. Die Anwesenheit des Anderen ist mir vollkommen egal, solange er mich nur in Ruhe lässt. Der gesamte folgende Schultag ist ein einziger Spießrutenlauf, da ich nicht eine der zahlreichen Hausaufgaben auch nur Ansatzweise bearbeitet habe, und jeder einzelne Lehrer, bei dem ich an diesem Tag Unterricht habe, hält mir eine Standpauke nach der anderen. Glücklicherweise handle ich mir keine Strafaufgabe und auch kein Nachsitzen ein, was in anbetracht meiner Schülerverachtenden Lehrer an ein wahres Wunder grenzt. Das Gerede über dich ist schon nach einem Tag beinahe verklungen, und nur vereinzelt wird mit dem Finger auf mich gezeigt, oder getuschelt wenn ich an einer Gruppe Schüler vorbei komme. ...Schon seltsam, wie schell solche Sachen uninteressant für sie werden... Noch Gestern hat jeder behauptet dich gut gekannt zu haben, und Heute scheinen dich bereits alle wieder vergessen zu haben... Doch ich werde dich wohl nie vergessen können... Wohin ich auch sehe erinnere ich mich an dich... Aber wie sollte es denn auch anders sein?... Auch die letzten Unterrichtsstunden ziehen einfach so an mir vorbei, während ich vollkommen abwesend Kringel auf die glatte Oberfläche meines Tisches male. "Kyo? Es hat geklingelt.... Du kannst jetzt nach Hause gehen!", halb belustigt und halb besorgt streicht Toshiya mir über meine Haare, die mir Heute kreuz und quer vom Kopf abstehen, da ich es mit dem Kämmen nicht so genau genommen habe. Doch dieses Mal halte ich seine Hand nicht fest und lasse ihn einfach gewähren. "Danke....", murmle ich nach kurzer Zeit und stehe auf. Ohne des Größeren noch einmal anzusehen stehe ich auf und verlasse den Raum. Draußen hat es erneut zu regnen begonnen. Gleichgültig schlendere ich durch die Straßen entgegen der Richtung meines Zuhauses. Ich verspüre keine sonderlich große Lust dorthin zurück zu kehren, wo mein Bruder doch eh nicht da ist, und ich Gefahr laufe meiner lieben Mutter zu begegnen. Mit triefenden Haaren komme ich schließlich am Bahnhof an. ...Kaoru... Ich würde ihn jetzt gerne treffen... Ob er Zuhause ist?... Unentschieden starre ich die Anzeigetafel über mir an. ...In 15 Minuten fährt der nächste Zug.... Aber kann ich denn schon wieder bei ihm aufkreuzen?... Wie lange wird es dauern, bis er genug von meiner Anwesenheit hat?... Er kann dich niemals ersetzen, doch seine bloße Anwesenheit lindert den Schmerz schon ungemein... Als die Bahn schließlich einfährt steige ich einfach ein. Entscheiden kann ich mich ja auch noch später. Die graue Landschaft zieht an mir vorbei, und große Regentropfen hinterlassen lange Spuren auf dem Glas des Fensters. Sehnsüchtig beobachte ich die Vögel, die in großen Schwärmen kreischend dem Himmel entgegen fliegen. Wie gerne würde ich ihnen einfach folgen... Ich hoffe, dass du dort wo du nun bist auch frei wie ein Vogel bist... Dass du dort frei von Schmerzen und Trauer bist... Frei wie ein Vogel und ohne Stacheldraht, der sich von Tag zu Tag fester um dein Herz spannt, so dass es beinahe zu bersten droht... Der Regen ist stärker geworden, und zusätzlich weht der Wind scharf und erbahmungslos durch die weiten und trotz der Tageszeit ziemlich leeren Straßen der Stand. Die wenigen Menschen, die mir begegnen haben den Kragen ihrer Jacken hoch geschlagen und den Kopf tief zwischen den Schultern vergraben. Am Ende der Straße kämpft ein junges Mädchen mit ihrem Regenschirm, nur um frustriert aufzugeben und ohne weiter zu eilen. Obwohl ich nur eineinziges Mal bei Kaoru gewesen bin, finde ich doch ohne große Schwierigkeiten zu seiner Wohnung. Fröstelnd stehe ich vor der Haustür des Violetthaarigen und hebe zum Vierten Mal die Hand um zu klingeln. Doch schon wie die Drei Male zuvor lasse ich die Hand auf halben Weg wieder sinken und starre das Namensschild an, als könne es mir die Entscheidung zu klingeln, oder es bleiben zu lassen abnehmen. ...Ich benehme mich wie ein kleines Kind... Nein, ich benehme mich schlimmer... Wenn ich noch ein bisschen länger hier herum stehe, werde ich entweder davon geweht, oder ich erfriere... Entschlossen und ein wenig zu heftig drücke ich den kleinen schwarzen Knopf neben dem Schildchen. Doch zu meiner zugegeben ziemlich großen Enttäuschung herrscht nach meinem Klingeln weiterhin Stille. Etwas zaghafter betätige ich den Knopf erneut, doch keiner öffnet mir. Ich seufze und lasse mich auf dem Absatz vor der Tür nieder um in den grauen Himmel hinauf zu starren. Noch immer fallen kalte große Regentropfen aus den Wolken auf die Erde herab. Auf dem Gepflasterten Boden bilden sich bereits zahlreiche Rinnsaale, die sich mit anderen zusammenschließen und bald zu einer Miniaturausgabe eines reißenden Flusses anschwellen, auf dessen Wogen kleine und große Blätter gleich Schiffen dahin treiben. Teilnahmslos wohne ich dem Schauspiel bei. Meine Gedanken gehören wieder voll und ganz dir, den Tagen an denen wir, zusammengequetscht unter einem kleinen Regenschirm, nebeneinander im Regen durch die Straßen gelaufen sind. Das Geräusch der Tropfen auf dem Stoff des Schirms und dein Lachen wenn ich meinen Fuß fluchend aus einer Pfütze, die ich übersehen hatte, zug. All diese Erinnerungen sind so klar und nah, dass ich nicht mehr wirklich sagen kann, ob sie nur Tage oder schon Jahre zurückliegen. ...Ja... alles was ich von dir noch habe sind Erinnerungen... Doch eines Tages werden sie verblassen, immer schwächer und schwächer werden und eines Tages werde ich vergessen haben, was zwischen uns beiden alles gewesen ist... Aber ich will dich einfach nicht vergessen, Dai... Niemals... Ohne der Tür noch einen weiteren Blick zu zuwerfen stehe ich auf und lenke meine Schritte ins Stadtinnere. "Verdammt noch mal Kyo, was tust du hier?", die Stimme reißt mich brutal aus meinen Gedanken und lässt mich zusammen fahren. Hastig drehe ich mich um. "willst du dir den Tot hohlen?", mit vorwurfsvollem Gesichtsausdruck kommt Toshiya auf mich zu und zieht mich zu sich unter den Schirm, dem der Wind schon übel mitgespielt hat. ...Vielleicht will ich mir ja den Tot hohlen, wie er es so treffend ausgedrückt hat... Aber selbst wen, was geht ihn das denn an?... Erst in diesem Moment wird mir überhaupt bewusst wie kalt es doch in meinen vollkommen durchgeweichten Kleidern ist, und wie schneidet der Wind weht. "Komm" Fragend sehe ich zu dem Größeren auf. Dieser wirft mir einen vernichtenden Blick zu. "Komm mit", er zieht mich an der Hand hinter sich her. Den anfänglichen Versuch, mich gegen ihn zu wehren, gebe ich schon nach wenigen Metern auf, da Toshiya trotz seiner schmalen Statur doch erstaunlich stark ist. Murrend trabe ich ihm hinterher. ...Wo will er denn hin?... Ich bin nicht auf sein Mitleid angewiesen... Ganz bestimmt nicht... Wortlos buxiert der Junge mit den dunklen Haaren mich in eine Straßenbahn, die in die Richtung, in der wir beide wohnen fährt, und lässt sich auf eine der Bänke fallen. "Was soll das?", murmele ich leise und lehne mich an eine Stange neben ihm. Er zuckt nur mit den Schultern und starrt gerade aus. Nach einer Weile tue ich es ihm gleich, bis er schließlich an einer Haltestelle nach meiner Hand greift und mich aus dem Wagon zieht. Der Regen ist etwas weniger geworden und fällt jetzt nur noch sanft auf die letzten, vom Wind bewegten Blätter an den Bäumen, die ihre satte grüne Farbe schon vor einer Ewigkeit verloren haben. Toshiya bleibt einen Moment lang stehen, bis er mich etwas behutsamer als zuvor unter den gerade erst wieder aufgespannt Regenschirm zieht. "Wohin gehen wir?", will ich leise wissen und beobachte dabei den nicht enden wollenden Strom von Wasser der gemächlich und gleichmäßig vom Dach der Haltestelle plätschert. Er antwortet mir nicht und greift nur schweigend nach meiner Hand. Seufzend gebe ich nach und gehe von einer seltsamen Ruhe erfüllt neben ihm her. Der Sturm in meinem Kopf hat sich gelegt und ist einer Ruhe und Leere ohne Gedanken und Empfindungen gewichen, die nur durch das Rieseln des Regens und dem Geräusch unser Schritte gestört wird. Vor einem kleinen, sauber mit weißer Farbe angestrichenen Haus mit einem sauberen und gepflegten Garten davor, bleibt Toshiya schließlich stehen und fischt ein Schlüsselbund aus seiner Jackentasche hervor. Die metallenen Schlüssel schlagen mit einem leisen Klingen gegeneinander als einer von ihnen in das schmale Schlüsselloch gesteckt und umgedreht wird. Mit einer einladenden Bewegung tritt der Größere zur Seite und bittet mich so einzutreten. Die Wände des kleinen Flures sind über und über mit Bilderrahmen bedeckt und in einer Ecke auf einem etwas abgenutzt wirkenden Fußabtreter steht eine Ansammlung von mindestens Zehn Paar Schuhen, die im nächsten Moment von Toshiyas und auch von meinen durchweichten Schuhen bereichert wird. Während Toshiya sich damit abmüht meine durchnässte Jacke irgendwie auf eine kleine Heizung in der Ecke zu quetschen, und danach seine eigene Jacke auf einen vollkommen überfüllten Kleiderhacken befördert, widme ich meine Aufmerksamkeit den zahlreichen Bildern und Photos um mich herum. Auf den meisten von ihnen sind Küsten und Wälder, Tempel und Religiöse Orte abgebildet, doch auf einigen sind Toshiya und einige mir unbekannte Kinder zu sehen. "Oh Toshiiiiiii~", ein quietschendes Mädchen kommt die enge Treppe hinunter gehopst und wirft sich Toshiya um den Hals. Dieser lächelt und streicht liebevoll über das tiefschwarze, glänzende Haar der kleineren. Dann wendet er sich zu mir um. "Meine kleine Schwester", erklärt er lächelnd, während die Kleine mich aus großen Augen anstarrt. Dann dreht sie sich auf dem Hacken um und flitzt wieder die Treppe hoch. Etwas verdutzt sehe ich ihr nach. "Sie ist etwas scheu gegenüber Fremden... Ganz anders als mein Bruder...", stellt Toshiya fest und setzt einen Fuß auf die Treppe. "Du hast auch noch einen Bruder?", frage ich neugierig. "Ja, aber der ist gerade beim Sport" Ich nicke und folge dem Größeren die mit weichem Teppich ausgelegte Treppe. ...Er scheint eine richtig glückliche Familie zu haben... Aber vielleicht wirkt das auch einfach nur so... Im Grunde kann man das auf den ersten Blick sowieso nicht sagen... Frührer sind wir schließlich auch solch eine Familie gewesen... Und nur wegen mir ist dann alles in die Brüche gegangen... Toshiyas Zimmer ist das genaue Gegenteil von Kaorus Wohnung. Über den Boden liegen etliche Bücher und Zettel verstreut und zwischen Kleiderschranke und der dazugehörigen Tür hängt das Ende einer schwarz-rot-geringelten Socke heraus. Hastig schiebt der Größere mit der Hand Zettel und Stifte und die Verpackung eines Schokoriegels von seinem Bett und bittet mich darauf Platz zu nehmen. Ich lache leise und folge der Einladung. Die Unordnung macht mir nichts aus, da es bei mir auch häufiger mal so aussieht und du es auch nie so genau mit dem Aufräumen genommen hast. Etwas verlegen beginnt Toshiya das gröbste Chaos zu beseitigen und wirft das Papier des Schokoriegels in den kurz vor dem Überquellen stehenden Mülleimer. ....Wenn ich abends ganz spontan zu dir gekommen bin, weil ich deine Nähe brauchte, bist du auch immer wie ein Wiesel durchs Zimmer gehastet und hast versucht etwas Ordnung in das zu bringen, das nicht mehr zu ordnen war... Doch dann bin ich fast jeden Tag zumindest für eine Halbestunde bei dir gewesen und du hast das Aufräumen aufgegeben... Ich muss lächeln und spüre zugleich ein Ziehen in der Brust, als würde mein Herz von einer dünnen Schnur eingeschnitten. "Kyo?", eine Hand streicht mir vorsichtig über das Haar, doch ich sehe nicht auf und starre ein Häufchen von Papier vor mir auf dem Boden an. Zwei Arme ziehen mich an einen warmen Körper. Eigentlich will ich mich wehren, doch mir fehlt plötzlich alle Kraft und obwohl ich es nicht will seilt sich eine Träne über meine Wange ab. "Ich weiß, ich kann Dai niemals ersetzen Kyo, aber ich kann einfach nicht zusehen, wie du vor dich hin leidest...", flüstert Toshiya leise. Ohne etwas dazu zu sagen, lehne ich mich vorsichtig an den warmen Körper des mir eigentlich Fremden und schließe die Augen. ...Warum? Toshiya scheint sich wirklich um mich zu sorgen... Sich um mich zu sorgen, wie auch du es getan hast... Doch was findet ihr beiden denn an mir?... Was hast du an mir gefunden, und was finden Toshiya und Kaoru an mir, dass sie versuchen sich um mich zu kümmern, obwohl ich sie doch so offensichtlich abgewiesen habe?... Ich verstehe es nicht... Ich verstehe es einfach nicht.... Kommis? *flehend-umschau* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)