Blind! von Shirokko (HP:DM) ================================================================================ Pause ----- Autor: Shirokko Disclaimer: Nicht meins, nur verwurstet, durch den Fleischwolf gedreht, zusammengemischt und neu verarbeitet. Alle Charas gehören J. K. Rowling, beschwert euch bei ihr, wenn ihr wen nicht mögt. ^^ ... ich verdiene damit also kein Geld, was wirklich schade ist! Kommentare: Diese Geschichte spielt nach dem vierten Band, die drei zuletzt erschienen Bände werden nicht berücksichtigt. Warnungen: Diese Geschichte enthält Shonen-Ai und Yaoi!!! Wem das nicht gefällt, der soll es nicht lesen oder solcherlei Stellen einfach auslassen! Kapitel 52: Pause Erschrocken ging Draco mit ihm in die Knie, um ihm zu helfen, um zu fragen, was los war, da ertönte ein leises Plobb neben ihnen und ein wirklich verwahrloster Elf stand neben ihnen, seine Augen waren geweitet, seine Hände schwebten untätig in der Luft. „Master Harry Potter?“ Kreacher war regelrecht entsetzt. „Was ist mit Ihnen passiert?“ Ein kurzer Blick auf die beiden Begleiter seines einzigen noch lebenden Freundes und er ging fauchend auf Draco los. „Ein Malfoy! Das sind die Schlimmsten! Weg! Weg von Master Harry Potter!“ Er schlug nach ihm, doch Harry hob beschwichtigend die Hand. „Lass ihn, Kreacher. Dray ist mein Freund. Er gehört zu mir.“ Er seufzte schwer und versuchte aufzustehen, was schlichtweg an seinen weichen Knien scheiterte. Snape zog ihn auf die Beine. „Wo ist dein Zimmer?“, fragte er unfreundlich. „Du brauchst dringend Ruhe.“ „Ich kann nicht…“ „Du wirst schlafen!“, beschloss Snape unbarmherzig und Harry stellte die Gegenwehr ein. Widerstandslos ließ er sich von seinem Lehrer die Treppe hinaufziehen und gab kooperativ die Tür preis, die zu seinem Zimmer führte. Er setzte sich sogar auf das Bett, ohne zu mosern. „Professor, kann ich helfen?“, fragte Draco ein wenig kleinlaut, während Snape in seiner Tasche wühlte, Phiolen herauszog und wieder hineinlegte oder neben die Tasche aufs Bett stellte. „Such etwas zu essen und zu trinken für uns, das ist das, was wir jetzt brauchen.“ Im nächsten Moment wirkte er knurrig einen Analysezauber und kümmerte sich nicht weiter um den Slytherin und Draco zog gehorsam los, ohne überhaupt zu wissen, wo die Küche war. Aber angesichts von Snapes Laune traute er sich auch nicht mehr, zu fragen. Kreacher unterdessen beobachtete von einer unauffälligen Stelle aus den schwarzhaarigen Mann, der Harry jetzt eine Phiole mit rotem Inhalt unter die Nase hielt und sie ihm schließlich entnervt in die Hand drückte, als er bemerkte, dass Harry noch immer nicht wieder sehen konnte. Er konnte kaum glauben, dass Harry den Inhalt einfach schluckte. Sein eigentlicher Meister hasste diesen Menschen abgrundtief und soweit er wusste, mochte Harry Sirius sehr gerne. Warum mochte er dann Severus Snape? Ein leises Seufzen lenkte alle Aufmerksamkeit auf den Jungen, dem es gelungen war, sein Herz zu erobern. „Professor?“ „Ja?“ „Werden Sie jetzt den Leuten helfen?“, kam die schwache Frage. Die schwarzen Augen verzogen sich zu abfälligen Schlitzen. „Schlaf einfach und vergiss für einen Moment dein seltendämliches Helfersyndrom.“ „Professor, werden Sie…“ „Ja!“ Harry begann beruhigt zu lächeln, dann ließ er sich einfach zurückfallen, sofort in tiefen Schlaf fallend. Snape murrte. Mann, der Kerl konnte einem aber auch den letzten Nerv rauben. Erwartete er denn wirklich, dass er sich um diese nutzlosen Muggel kümmerte? Die würden sowieso nicht überleben, dafür hatten die Todesser mit Sicherheit gesorgt. Auch wenn man ihnen die Qualen sicherlich mit einem schnellen Tod ersparen könnte. Aber dafür hatte er jetzt keine Zeit. Es gab Wichtigeres. Kopfschüttelnd wandte er sich ab. Der Junge war einfach eine Spur zu sehr Held. Aber nun sollte er erstmal nachsehen, was sein zweiter Schützling gerade tat. Als er das Zimmer verlassen hatte, kam Kreacher aus seinem Versteck, kletterte auf das Bett und berührte mit langen, kalten Fingern das bleiche Gesicht Harrys. Er runzelte das ohnehin faltige Gesicht. Ja, er hatte während Harrys Aufenthalt hier so etwas von dem Werwolf und seinem Meister gehört, aber dass es einem Magier wirklich gelingen konnte, all seine Magie aufzubrauchen, hatte er nicht glauben wollen. Und nun hatte er das zweifelhafte Vergnügen, den Beweis vor sich liegen zu haben. Wenigstens schien das zu helfen, was ihm die Fledermaus verabreicht hatte. Letztendlich ließ er Harry mittels Magie ganz auf das Bett schweben, zog ihm seinen Umhang, die Brille und die Schuhe aus und deckte ihn dann fürsorglich zu. Er würde auf diesen Menschen aufpassen. Nette Menschen musste man beschützen, damit ihnen nicht das gleiche passierte wie Regulus Black, den er nicht hatte schützen können. In der Küche erwartete Snape inzwischen eine Art von Chaos, die er das letzte Mal bei Neville Longbottom in seiner ersten Zaubertränkeübung gesehen hatte. Hatte er erwartet, dass Draco kompetent genug war, um ein einfaches Mahl zuzubereiten, musste er erkennen, dass seine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Trotz seiner Kenntnisse auf dem Gebiet der Zaubertrankkunst, schien er mit dieser Umgebung vollkommen überfordert. „Draco?“ Der Junge hielt in seiner Suche in einem der Schränke inne und blickte zu ihm. „Ja?“ „Was tust du hier?“ „Ich…“ Seine Augen wanderten über zerbrochene Eier, Büchsen, die explodiert waren, weil er sie nicht ohne Magie aufbekommen hatte, eine Tüte Mehl war geplatzt und hatte den Herd eingepudert, ein Bündel Spaghetti war über den ganzen Boden verteilt und zertreten.. Draco zuckte mit den Schultern. „Ich suche etwas, das man essen kann.“, erklärte er letztendlich. „Aber ich habe keine Ahnung, wo man das findet. Er war ja so ahnungslos. Das war eindeutig ein Nachteil der Reinblüterfamilien, in denen die Kinder die Küche nie von innen sahen oder wenn dann, wenn dort bereits alles fertig war, um die Arbeit zu überprüfen. Es war ja so erbärmlich. „Du wirst hier nichts finden. In solchen Häusern musst du es selbst kochen.“, ließ er verlauten und begann mit Hilfe eines Zaubers aufzuräumen. „Aber war da nicht ein Hauself. Der kann doch kochen.“ Dracos naives Unverständnis war einfach nur süß. Armer, ahnungsloser Junge. „Dieser Hauself ist zu nichts zu gebrauchen.“, stellte er klar. „Also hilf mir, damit wir fertig werden und du auch ein bisschen Schlaf bekommst.“ Sie hatten schließlich trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit keine Ruhe gehabt in dieser Nacht. Eifrig nickte Draco, doch schon nach den ersten Handgriffen, die er nach Snapes Anweisungen ausführte, verharrte er wieder. „Wie geht es ihm?“ Tiefe Sorge sprach aus seiner Stimme. Snape seufzte. „Vollkommen überanstrengt, aber gut soweit. Mein Analysezauber hat keine Verletzungen gemeldet.“ Erleichtert sanken Dracos angespannte Schultern ein wenig in sich zusammen, dann arbeitete er mit einem stillen Lächeln schweigend weiter, mischte Salz in Joghurt, wie sein Lehrer es ihm vorschrieb. Harrys Verhalten vorhin war für ihn nur allzu gut nachvollziehbar. Er hatte London ja gesehen und auch die Muggel, die bereits gestorben waren. Sie hatten mit Sicherheit keinen schönen Tod gehabt. Verdammt, wieso kümmerte sich keiner darum? Warum musste erst Harry kommen, damit sich jemand dafür verantwortlich fühlte? Warum war die Welt so blind? Oder verschlossen sie die Augen vor der Wahrheit? Er wusste, dass gegen die Macht der Todesser nicht viel Widerstand bestand. Harry hatte ihm davon erzählt, was die Mitglieder des Ordens des Phönix besprochen hatten, dass es ein sinnloses Unterfangen war ohne genügend Unterstützung. Warum zum Teufel half keiner mit? Sahen die Zauberer denn nicht, dass Verstecken auf Dauer keinen Sinn machte? Dass sie damit ihren eigenen Untergang herbeiführten? Seine Hände stellten die Arbeit ein, waren fertig, doch seine Gedanken arbeiteten unaufhörlich weiter. Was war im ehemaligen Ministerium passiert? Was hatte Harry getan, dass die Todesser so voller Panik flohen? Hatte er sie etwa angegriffen? Wenn er versuchte, sich zurückzuerinnern, konnte er nicht einmal mit Gewissheit sagen, dass er keine toten Todesser gesehen hatte. Er wusste es schlichtweg nicht, hatte nicht darauf geachtet. Aber würde Harry wirklich zu solchen Mitteln greifen? „Draco, träum nicht, sondern setz dich. Und bring den Salat mit.“, riss ihn Snape aus seinen Überlegungen und Draco folgte brav, setzte sich und bekam etwas zu essen vor die Nase gesetzt. Nudeln mit Tomatensoße, dazu Salat. Einfaches Essen, schnell gemacht wie es schien. „Iss schnell und dann geh schlafen.“, lautete die Anweisung und Draco nickte schwach. Was blieb ihm anderes übrig? Aber sie waren noch nicht fertig, als ein kurzer, erschrockener Schrei Harrys Erwachen verkündete. Snape ließ die Gabel sinken, sah zur Tür und stand schließlich auf. Besorgt sah er aus und Draco kam wieder nicht umhin sich zu fragen, was sein Lehrer Harry gegenüber empfand, wo er ihn früher doch schier gehasst hatte. Schnell folgte er Snape die Treppe hinauf. Das Zimmer war hell erleuchtet. Der Kamin brannte, die Kerzen waren an und selbst die Vorhänge waren offen, um das frühe Tageslicht hereinzulassen. Harry saß im Bett, die Arme um die Knie geschlungen, Entsetzen im Gesicht. Pures Grauen war zu erahnen. Und neben ihm saß dieser nutzlose Elf, der versuchte, ihn zu trösten. Draco lief zu Harry, setzte sich ebenfalls neben ihn und zog ihn in die Arme. Der schmale Körper zitterte wie Espenlaub und Draco ahnte, dass er wieder einmal geträumt hatte. Der Elf war nicht schuld, auch wenn das sein erster Gedanke gewesen war. „Alles okay.“, versuchte er seinen Freund zu beruhigen, der sein Gesicht schluchzend an seiner Schulter versteckte. Im nächsten Moment schlugen die Flammen im Kamin in die Höhe. „Potter, halt dich unter Kontrolle!“, schnitt Snapes Stimme barsch durch die Ruhe. „Wenn du etwas geträumt hast, dann erzähle und fackel uns nicht ab!“ Draco rollte mit den Augen. Das war ja sehr diplomatisch. Und so sensibel! Wow! Aber so war Snape immer gewesen. Man musste ihn nur zu nehmen wissen und verstehen, dann konnte man die Sorge sehen. Harrys Antwort war leise. „Er hat es angezündet. Das Ministerium. Mit allem, was darin war. All die Menschen…“, würgte er hervor, sichtlich um Fassung ringend. „Er hat es abgebrannt?“, fragte Snape versichernd. „Das ist unmöglich. Die Banne…“ „Für einen Magus sind diese Banne nichts.“, stoppte Harry seine Argumentation schwach. „Und Voldemort kann das auch. Zauber überwinden und außer Kraft setzen.“ Er seufzte zittrig. „Und diesmal hat es bei ihm funktioniert.“ Snape erinnerte sich an den Tag in Dumbledores Büro, an dem er die Offenbarung von Voldemorts Talent gehört hatte. Damals hieß es, dass er das Potential besaß, aber es für zu selbstverständlich hielt, es zu beherrschen, so dass es nicht immer funktionierte. „Alles ist Asche. Wie er es versprochen hat.“ Der schwarzhaarige Junge drückte sich von Draco fort. „Ich muss ihn finden, bevor alle tot sind!“ Snape reagierte schnell und voraussichtig. „Du wirst mit deiner Verfassung nirgends hingehen.“, erstickte er den Versuch des Jungen, aufzustehen, streng. „Ruh dich aus und sorg dafür, dass du ihn auch besiegen kannst, wenn du die Chance dazu erhältst.“ Dieser letzte Satz war der Grund, warum Harry überhaupt gehorchte. Dass Snape ihn offenbar nicht aufhalten wollte, ließ ihn aufatmen, brauchte er sich doch keine Gedanken mehr darum zu machen, wie er ihn gegebenenfalls loswerden könnte. „Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte er, anstatt dagegen zu argumentieren. „Etwa eine Stunde.“, gab Snape zurück, schon wieder in seiner Tasche wühlend. „Wann hat er das Ultimatum gestellt?“ „Gestern Nacht.“ Müde lehnte der Junge, der lebt, an Draco, hatte die Augen erschöpft wieder geschlossen. „Also bleiben uns noch zweieinhalb Tage, bis er seine Drohung wahr macht. Deine Aufgabe besteht darin, Kräfte zu sammeln, ich werde versuchen, herauszufinden, wo er ist.“ Harry nickte nur, runzelte dann aber die Stirn. „Ich habe das Gefühl, dass ich es wissen müsste.“, teilte er den drei Anwesenden mit. „Ich müsste es wissen, wie er es gesagt hat.“ „Solltest du glauben, du wärst auch nur annähernd so wie er, dann bist du noch dümmer, als ich gedacht habe.“, zischte Snape, seine Schultern waren unnatürlich angespannt. Ein falsches Wort und Draco war sicher, er würde an die Decke gehen. Einmal hatte er das bisher erlebt, aber das hatte ihm auch fürs Leben gereicht. Snape konnte dem Wort Furcht erregend eine ganz neue Bedeutung zuteil werden lassen. Doch Harry schüttelte den Kopf. „Nein. Nein, ich bin nicht wie er. Ich bin ihm ähnlich, aber doch irgendwie nicht.“ Draco drückte ihn an sich. War das so? War Harry dem, den er aus Erzählungen kannte, ähnlich? Gut, sie waren beide Magier, waren beide auf Hogwarts gewesen, beide Waisen, beide Halbblüter, aber ansonsten? Eigentlich nicht. „Ich müsste es doch wissen…“, murmelte Harry wieder und Draco strich ihm beruhigend über den Rücken. „Mach dir keinen Kopf. Professor Snape wird ihn schon finden. Versprochen.“ Snape nickte nur bestätigend, dann reichte er Harry eine zweite Phiole, die schließlich Draco dem Jungen in die Hand gab. Wieder trank er, ohne nachzuhaken. Keine Minute später war er eingeschlafen. Der blonde Junge seufzte und legte ihn auf sein Kissen. Ich bleibe bei ihm.“, erklärte er leise. „Wenn noch mal was ist, bin ich schneller bei ihm.“ Nickend deutete Snape nach draußen. „Ich bin in der Küche. Später werde ich dann gehen, aber abends bin ich wieder da.“ Damit drehte er sich um und verließ den Raum. Erneut seufzend wandte sich Draco zu Kreacher um, der unauffällig im Schatten stand und aus großen, argwöhnischen Augen zu ihm herübersah. Er musste lächeln. „Machst du dir Sorgen um ihn?“, fragte er leise. „Ich auch. Ich hoffe, er übersteht das alles…“ „Was macht ein Malfoy mit Harry Potter?“, wollte der Hauself mit zusammengekniffenen Augen wissen. Noch immer war er misstrauisch und irgendwie wirkte er, als würde er ihn gleich beißen wollen. Nie hatte Draco so einen Hauselfen gesehen. Niemals war ein Elf ihm gegenüber so frech gewesen. Aber er hatte auch keine Kraft, um mit ihm über dieses Benehmen zu streiten. „Ich will verhindern, dass er in diesem Kampf stirbt.“, erklärte er seine Beweggründe. „Ich könnte es nicht ertragen, wenn er nicht mehr da wäre.“ Er verstummte, ließ seine Augen auf dem runzeligen Gesicht ruhen und unwillkürlich stellte sich ihm die Frage, seit wann er so freizügig mit seinen Gefühlen war? Besser, er sagte jetzt erstmal nichts mehr. Es ging diesen Elfen auch nichts an und nur weil er gerade eine unsichere Phase hatte, sollte er nicht redselig werden. Aber Kreacher hatte genug gehört. Er betrachtete ernst Dracos Gesicht, seine Gestalt, beobachtete ihn, wie er zärtlich durch das schwarze Haar Harrys strich und ihn schließlich sanft küsste. Das war es also, warum sein Freund immer so traurig ausgesehen hatte. Er hatte diesen Jungen vermisst. Er liebte diesen Jungen, wie dieser ihn liebte. Interessant. Mit einem leisen Plobb verschwand Kreacher aus dem Zimmer. Stören würde er nicht, aber ab und zu mal sehen, wie es ihnen ging. Es war sechs Uhr früh und mit der Ruhe im Haus war es vorbei. Der Trank, den Snape Harry gegeben hatte, hatte diesen fast zwanzig Stunden aus dem Verkehr gezogen, aber jetzt war er wach. Und er war sauer. „Ich habe einen ganzen Tag verloren, gestern!“, fauchte er Snape an und man konnte sehen und hören, dass er seine Kraft wieder hatte. „Wegen Ihnen wurden Menschen umgebracht, die man hätte retten können! Warum haben Sie mir einen Schlaftrank geben müssen, der so lange anhält? Hätten acht Stunden nicht gereicht?“ Er stand in der Küche vor dem schwarzhaarigen Mann und blitzte ihn aus vollkommen wütenden Augen an. Diese Augen, die sonst so sehr denen seiner Mutter geähnelt hatten, waren jetzt so völlig anders, dass sie nicht einmal James’ ähnlich waren. Stoisch ertrug Snape die Vorwürfe, lauschte ihnen sorgfältig und konnte doch nicht finden, dass er irgendetwas falsch gemacht hatte. Die Pause hatte der Junge gebraucht, zweifelsohne. Der beste Beweis war, dass er jetzt wieder aus eigener Kraft stehen konnte. Aber wenn er das nicht sehen wollte… „Und was willst du jetzt noch dagegen tun?“, erwiderte er geringschätzig. „Willst du mich dafür bestrafen?“ Harry gab ein unterdrücktes Schreien von sich, das an verzweifelter Ohnmacht grenzte. Er drehte sich um und stapfte von dannen, den Lehrer zurücklassend, um seinen Tarnumhang zu suchen. Er würde gehen. Jetzt gleich. Er musste Voldemort finden. Unbedingt! Als er das Zimmer betrat, war Draco wach. Er saß auf dem Bett und blickte ihm entgegen. „Guten Morgen.“, wünschte er leise. „Morgen.“ So ganz konnte Harry seine Wut nicht unterdrücken. „Hat er dir gesagt, wo du Voldemort finden kannst?“, fragte Draco weiter, die schlechte Stimmung seines Freundes ignorierend. „Wie kommst du auf die Idee?“, knurrte der Schwarzhaarige übellaunig. „Der tut doch alles nur, solange es ihm in den Kram passt!“ „Darin seid ihr euch gleich.“ Der Slytherin stützte sich nach hinten auf seine Hände und blickte Harry ganz offen an, beobachtete fasziniert, wie diesem alle Gesichtszüge entgleisten. „Wie bitte? Ich soll mit der Fledermaus eine Gemeinsamkeit haben? Aber nie im Leben!“ Er begann im Kreis zu laufen, nicht wissend, wohin mit all der Energie und der Wut in sich. „Ausgerechnet mit ihm! Voldemort reicht wohl nicht mehr, nein, es muss auch noch Snape sein! Gibt es vielleicht noch jemandem, dem ich irgendwie ähnlich bin?“ Herausfordernd sah er Draco an, der jetzt still vor sich hin grinste. „Also, auf Anhieb fällt mir erstmal keiner ein aber ich werde dich wissen lassen, sollte es sich ändern, okay?“ Harry murrte nur, dann zog er den Umhang von dem Nachttischchen, auf den Kreacher ihn ordentlich zusammengefaltet gelegt hatte. „Du willst gehen?“ „Ich muss, Dray, verstehst du das nicht? Ich kann nicht zulassen, dass Voldemort meinetwegen Menschen tötet!“ „Er würde sie auch ohne dich töten.“, gab Draco zu bedenken. „Das macht keinen Unterschied. Er tötet sie und man muss ihn stoppen. Wie viele Schüler aus Hogwarts leben in London? Was wird aus ihnen, wenn ihre Eltern alle tot sind, ihre Geschwister und Großeltern? Hermiones Eltern sind auch dort. Ich will sie nicht unglücklich sehen, Draco. Ich will nicht, dass sie so wie ich zu Waisen werden.“ Draco war aufgestanden und zog ihn nun in die Arme. „Es liegt aber nicht in deinen Händen, sie zu beschützen. Dafür sind die Auroren da.“ „Ich bin der einzige, der das beenden kann.“, erwiderte Harry leise, klang schon wieder erschöpft. „Versteh mich nicht falsch. Ich will mich nicht opfern, aber es muss endlich vorbei sein.“ Seufzend nickte Draco. Er war die Prophezeiung, die er von seinen neuen Gryffindorfreunden gehört hatte, dutzendweise durchgegangen, hatte aber keinen Ausweg gefunden. „Dann konzentrier dich wenigstens auf das Wesentliche. Es ist fatal, wenn du wie gestern all deine Kraft aufbrauchst und ihnen dann schutz- und wehrlos ausgeliefert bist. Tu, was du tun musst, danach kannst du immer noch tun, was du willst, okay?“ Harry nickte, hatte aufmerksam gelauscht. Draco hatte Recht. Er hielt sich auf und verlor unnötig viel Zeit. Er musste Voldemort finden, dann konnte er London beim Wiederaufbau helfen. „Und wenn du fertig bist, dann gehen wir zurück nach Hogwarts.“, fügte der blonde Slytherin lächelnd an. „Du willst immer noch mitkommen?“ Harry drehte sich in seinen Armen halb, um ihn ansehen zu können. „Dray, das geht nicht.“ Zwei Finger fanden ihren Weg auf seine Lippen. „Und ob das geht. Und Snape wird auch mitkommen. Ganz klar. Wir retten dir den Arsch, falls die Prophezeiung eher deinen Tod gemeint hat als den seinen.“ Er sagte es spaßhaft, doch Harry konnte den Ernst dahinter spüren. In der Tat klangen die Worte nicht eindeutig, das war ihm auch bereits aufgefallen. Beides konnte möglich sein. Wenn er wirklich Pech hatte, dann würde er keines seiner Versprechen halten können. Er würde nicht zurückkehren, nicht mit Sirius leben, nicht bei Draco sein… „Ich werde siegen.“, knurrte er entschlossen. „Lass uns Snape holen und dann gehen.“ Draco grinste. „Aye, Sir! Ich ziehe mich nur schnell an!“ Wenig später standen sie in der Küche. „Hast du dich eingekriegt, Potter?“, fragte der Lehrer zur Begrüßung, doch er ließ Harry nicht zu Wort kommen. „Wir müssen bald hier weg. In Hogwarts haben sie herausgefunden, dass wir weg sind, und Black wird sicher bald hier nachsehen.“ Harry nickte zustimmend, trat zu ihm und hielt ihm seine Hand hin, Draco noch immer festhaltend. „Wohin?“ „Zum Bahnhof. Wir brauchen etwas zu essen.“, kam die simple Antwort. „Vor allem du.“ Uh. Harry schüttelte sich unmerklich. Essen. Nicht wirklich, aber als Snape seine Hand griff, wurde er einfach mitgerissen. Er hatte sich gar nicht von Kreacher verabschieden können. Und Seidenschnabel hatte er gar nicht gesehen. Alles war viel zu überstürzt gegangen. -------------- Ich mag Snape. Und seine unverbesserliche Art, die Wahrheit nicht allzu ernst zu nehmen. Im wahren Leben würde ich ihm dafür den Hals umdrehen, aber hier gefällt es mir ^^ Hosted by Animexx e.V. 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