Blind! von Shirokko (HP:DM) ================================================================================ Dämpfer ------- Titel: Dämpfer Autor: Shirokko Pairing: Harry Potter / Draco Malfoy Disclaimer: Nicht meins, nur verwurstet, durch den Fleischwolf gedreht, zusammengemischt und neu verarbeitet. Alle Charas gehören J. K. Rowling, beschwert euch bei ihr, wenn ihr wen nicht mögt. ^^ ... ich verdiene damit also kein Geld, was wirklich schade ist! Kommentare: Diese Geschichte spielt nach dem vierten Band, die drei zuletzt erschienen Bände werden nicht berücksichtigt. Warnungen: Diese Geschichte enthält Shonen-Ai und Yaoi!!! Wem das nicht gefällt, der soll es nicht lesen oder solcherlei Stellen einfach auslassen! Andererseits... Man soll immer offen sein für seine Umwelt und neue Dinge kennen lernen... Aber jetzt geht's los. Viel Spaß beim Lesen. Kapitel 48: Dämpfer Es wurde dunkel draußen. Draco lag auf dem Rücken, Harry in seinem Arm und starrte zur Decke hinauf. Harry war wirklich kaum noch vorhanden. Der einst so starke, selbstbewusste Junge war in den letzten Stunden nirgends mehr zu finden gewesen. Der Kuss hatte eine Lawine an Gefühlen bei ihm losgetreten. Zuerst hatte er sich an ihn geklammert, als würde er ertrinken, dann hatte er zu weinen begonnen. Es war nicht mehr aufzuhalten gewesen und Draco hatte verstanden, was Harry wirklich durchgemacht hatte, was er in sich aufgestaut hatte. Das alles war längst zu viel für ihn geworden. Seine Kraft, das Leid der Welt, für das er trotz allem immer noch die Schuld auf sich nahm, Schlafdefizit in den letzten Tagen, Sehnsucht nach ihm, rollende Gedanken, die ihn nicht ruhen ließen. Und er hatte nichts weiter tun können, als ihn halten, ihm Schutz und Trost zu geben, Nähe zu spenden, während Harry bruchstückhaft seine Emotionen mit ihm teilte. Es zerriss ihm fast das Herz. Dagegen war seine Einsamkeit nur ein Tropfen auf den heißen Stein, mehr nicht. Er war so schwach im Vergleich mit Harry. Und selbst Harry war am Ende. Es war wirklich erschreckend, was Voldemort mit ihm machte, ohne überhaupt anwesend zu sein. Weich glitten seine Finger durch das schwarze Haar, berührten die warme Stirn. Es war gut, dass er jetzt schlief, denn viel Schlaf hatte er mit Sicherheit nicht abbekommen in den letzten Tagen. Wenn er tatsächlich ununterbrochen von Träumen heimgesucht worden war. Die Frage war nur, ob ein Erschöpfungsschlaf so sinnvoll war. Vielleicht brauchte er ja medizinische Hilfe… Ein leises Seufzen erklang und Harry kuschelte sich noch ein wenig näher an ihn. Liebe überkam ihn, überschwemmte ihn gnadenlos bis von der Sorge in seinem Herzen kaum noch etwas übrig blieb. War es sein Verdienst, dass Harry so süß lächelte im Schlaf? Er zauberte die Decke vom Bett über Harry und fuhr damit fort, ihn zu betrachten und über ihn zu wachen. Es machte ihn glücklich, dass er für Harry einen solchen Stellenwert einnahm, dass er ihm Ruhe verschaffen konnte in Zeiten, wo das Schlafen ein reiner Alptraum war. Im nächsten Moment schrak er zusammen, als es klopfte. Wer bitte…? Den Atem anhaltend lauschte er angestrengt in die Stille hinein. Sein Herz klopfte bis zum Hals. War da draußen jemand, der ihn enttarnen würde, wenn er ihn hier bemerkte? Wieder klopfte es und Draco richtete sich ein wenig auf, was bei Harry ein missbilligendes Gemurmel auslöste. Er murrte, im Schlaf gestört, seine Hände krallten sich fester in den Stoff seines Hemdes. Wenn er Farbe bekennen musste, dann würde er das tun. Er würde zu Harry stehen, wenn es sein musste, vor der ganzen Schule. Harry brauchte ihn! „Ich komme gleich wieder.“, flüsterte er sanft, als es das dritte Mal klopfte. „Lass mich los.“ Widerwillig tat Harry das sogar und rollte sich sofort zusammen, als Draco ihn nicht mehr berührte. ‚Wie eine verlassene Katze’, dachte der Blonde amüsiert, bis ein viertes Klopfen ihn sich seufzend abwenden ließ. Dem da draußen würde er etwas erzählen! Doch die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er den Besucher erkannte. „Professor Dumbledore?“ Der weißhaarige Schulleiter nickte lächelnd und zwinkerte ihm über die Ränder seiner Halbmondgläser zu. „Guten Abend, Draco.“, grüßte er. „Wie geht es dir?“ „Äh… gut.“ Der Blonde begriff gar nichts mehr. Wie hatte Dumbledore sie gefunden? Diesen Ort kannte doch keiner. Und warum war er hier? Was wollte er hier? „Und ihm?“ Ach, das war der springende Punkt. Er wusste, dass Harry auch hier war. Hörte er da Sorge aus der Stimme? „Harry schläft. Dass es ihm gut ginge, wäre eine Lüge.“ „Ich sehe schon.“ Dumbledore nickte ernst, auch wenn das Lächeln noch immer weich und gütig auf seinem Gesicht stand. „Das war schon abzusehen. Immerhin schläft er. Sirius macht sich Sorgen. Und Mme Pomfrey ebenfalls.“ Das war klar gewesen. Betrübt blickte Draco zur Couch, auf der Harry lag. Von hier aus konnte man ihn nicht sehen, aber er wusste genau, wie er liegen musste. Ganz klein, unter der Decke verborgen, die Hände vor der Brust zu Fäusten geballt. „Ich komme, um ihn abzuholen.“, erklärte Dumbledore. Draco presste die Lippen aufeinander. „Muss das wirklich sein?“, fragte er bittend. „Kann er nicht…?“ „Es ist notwendig, dass jemand in seiner Nähe ist, der ihm notfalls helfen kann, solange er so schwach ist. Natürlich darfst du weiterhin bei ihm bleiben. Ich will gar nicht wissen, was er tut, wenn du nicht mehr da bist, wenn er aufwacht.“ „Sir?“, hakte Draco verständnislos nach. „Er… Nun ja, Sirius sagt, dass er nur von dir gesprochen hat. Die ganze Zeit über. Selbst im Schlaf hat er wohl nur nach dir gerufen.“ Wieder dieses verschwörerische Zwinkern. „Deswegen bin ich der Meinung, dass ich es nicht verantworten kann, ihm deine Anwesenheit zu versagen.“ Auf Dracos Gesicht legte sich Glück. War das wirklich so? Bedeutete er Harry wirklich so viel? Das war… Das ging ihm ins Herz, ließ es erneut von Liebe überschwemmt werden. „Trotzdem sollten wir ihn in medizinische Hände geben.“, beharrte Dumbledore. „Er war bis vor kurzem noch krank.“ Der Blonde stimmte zu. Solange er bei ihm bleiben durfte, war es doch egal, wo sie sich befanden. „Dann schlage ich vor, ich nehme ihn mit und du kommst nach. Dein kleines Geheimnis sollte noch ein wenig länger geheim bleiben.“ Auch das klang bestechend logisch und so sah Draco schweren Herzens dabei zu, wie der Schulleiter Harry mitnahm. Er würde in ein paar Minuten nachkommen, doch bevor er das tun konnte, sollte er unbedingt Hermione treffen und dieser von der Lage außerhalb der Schule berichten. Vielleicht half es ihr bei der Ausarbeitung von Schlachtplänen. Kaum hörte er, dass Dumbledore die Kellergewölbe verlassen hatte, rannte er los zur Großen Halle. Ron fing zwischen den tanzenden Schülern seinen Blick auf und inzwischen konnte er die Verabredung darin lesen. Er nickte und Draco verschwand, bevor ihn noch jemand in Beschlag nehmen konnte. Zwei Minuten später pfiff er, um den beiden Gryffindors ein Signal zu geben, damit sie nicht an seinem Versteck vorbeiliefen. „Wie geht es ihm?“, platzte Hermione heraus, bevor er noch etwas sagen konnte. „Du hast ihn doch gefunden?“ Nickend beruhigte er das braun gelockte Mädchen. „Es geht ihm gut, weil er wieder hier ist.“, erwiderte er und schob die beiden in einen leeren Raum. „Aber er hat Schreckliches erlebt.“ Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss, dann erzählte er, was er von Harry gehört hatte. Der Terror, die Grausamkeit, das Leid, die Erlebnisse im ehemaligen Zaubereiministerium, Voldemorts Stärke - nichts ließ er aus. Hermione und Ron lauschten angespannt und mit zunehmend ernsten Gesichtern. Es war mit Sicherheit nichts, was sie erwartet hatten. Schrecken und Angst hielten Einzug in ihren Herzen und zum ersten Mal konnte Draco sehen, was es bedeutete, Hilflosigkeit in Augen lesen zu können. Die Frage war klar: ‚Was können wir denn schon gegen eine solche Organisation tun?’ „Wir sind noch immer viel zu wenige.“, wisperte Ron nach langer Stille. „Das können wir niemals schaffen.“ Es kam keine Antwort. Hermione blickte reichlich ratlos. Ihre Vorstellungen, ihre Pläne, alles, was sie in den letzten Wochen getan hatte, war auf ein solches Ausmaß nicht ausgelegt. Es war lächerlich, dass sie sich so abstrampelten gegen diese Übermacht. „Und Harry will gegen dieses Monster kämpfen?“ Ron ertrug die Stille nicht. Er sprang von dem Tisch, auf dem er gesessen hatte, und wanderte hektisch im Kreis, seine Hände rangen hilflos nach etwas, das er greifen konnte, etwas das er mit seinem Geist noch nicht fassen konnte. „Er will wirklich gegen ihn antreten? Das schafft er nie!“ Draco folgte ihm mit den Augen. „Er hat aber Recht, wenn er sagt, dass nur er es schaffen kann. Ihr habt mir die Prophezeiung doch vorgelesen, oder?“ Er stützte sich hinterrücks mit den Händen ab und beobachtete den Rotschopf genau. „Und wenn wir nicht an ihn glauben, wer tut es dann?“ Blaue Augen trafen auf graue. Ernst und verletzt blickten sie, trugen stummen Vorwurf. „Was?“, schnappte Draco und saß wieder senkrecht. Dieser Blick nach diesen Worten war doch wohl nicht ernst gemeint, oder? „Natürlich glauben wir an ihn!“, rief Ron. „Aber… Er sollte das nicht tun! Es ist viel zu gefährlich für ihn! Er wird sterben!“ „Wird er nicht!“ Dracos heftig hervorgestoßener Widerspruch ließ Ron zusammenzucken. „Er wird auf keinen Fall sterben.“, sagte der Blonde ruhiger, nur seine Augen zwangen dazu, ihm diese Worte zu glauben. „Das lasse ich nicht zu. Ich werde ihn beschützen!“ „Das werden wir auch.“ Hermione legte ihm eine Hand auf den Arm. „Aber wir werden unsere Pläne ändern müssen. Mit nur fünfzig Leuten haben wir gegen die Todesser selbst mit Harry keine Chance.“ Draco blickte das Mädchen nachdenklich an. Nein. Nach Harrys Erzählungen hatten sie mit den paar Leuten tatsächlich keine Chance. Sie würden umgebracht und vernichtet werden. Ohne großes Federlesen, ohne etwas erreicht zu haben. Es wäre völlig sinnlos, wenn sie versuchen würden, Harry zu folgen, der ja selbst sagte, dass er es noch nicht schaffen konnte. „Wir brauchen mehr Leute.“, überlegte das Mädchen weiter. „Wenn die ganze Schule mitmachen würde…“ „Auch dann hättet ihr keine Chance.“, wurde sie mit dem Öffnen der Tür unterbrochen. „Sirius!“ Ron schüttelte den Schrecken so schnell ab wie sonst keiner in dem Zimmer. Er grinste den Mann an, der jedoch ernst blieb. „Ich habe gehört, was ihr plant.“, sagte er. „Und ich sage euch, dass das vollkommen bescheuert ist.“ „Aber…“ „Hermione, du bist doch ein kluges Mädchen.“, unterbrach Sirius sie erneut. „Was wäre, wenn ihr gegen die Todesser in den Kampf zieht?“ „Wir würden Harry helfen!“, meldete sich Ron augenblicklich. „Sicher?“ Die Frage löste Schweigen aus. Die drei sahen aus, als hätte er sie gerade geohrfeigt. „Versteht mich nicht falsch.“ Sirius seufzte, lächelte dann ermutigend. „Ihr seid bisher immer mit dabei gewesen und habt Harry geholfen. Ich bin mir sicher, ohne euch wäre er niemals so weit gekommen, aber… Stellt euch vor, was er plant. Versetzt euch in seine Lage. Überlegt euch einmal, was er tut.“ Erwartungsvoll blickte er in die Runde. „Er will die Welt retten.“, sagte Ron letztendlich salopp, weil sie alle drei ratlos waren. „Allein.“ „Und warum will er das alleine tun?“ „Damit er niemanden mehr sterben sehen muss.“, antwortete Draco dunkel. Ihm wurde gerade kalt. Er wollte das, was in Sirius’ Kopf war, nicht wissen. Er wollte Harry ohne schlechtes Gewissen zur Seite stehen! „Er hat dir das erzählt?“ Draco zuckte mit den Schultern. „Er hat wirklich Vertrauen zu dir.“, stellte Sirius erfreut und erleichtert fest. „Aber wir werden nicht sterben.“, knurrte Ron. „Warum auch? Wir kämpfen, um zu überleben!“ „Ron.“ Sirius seufzte schwer. „Verstehst du nicht? Oder willst du es nicht verstehen?“ „Was soll ich verstehen?“, fauchte der Rotschopf aggressiv. „Dass wir zu schwach sind? Wir sind stark! Und selbst wenn wir sterben, ist es das wert!“ Betrübt blickte Sirius ihn an. „Ron. Ihr seid der einzige Schwachpunkt, den er noch hat.“ „Was?“ Der Schock war deutlich in den blauen Augen zu sehen, die Stimme nur ein Schatten ihrer selbst. „Ihr seid sein Schwachpunkt.“ „Wie meinst du…? Wir helfen doch!“ Draco biss sich auf die Lippe. Er wusste, wovon Sirius sprach. Er wusste es, hatte es schon lange gesehen, das Problem, das sich ergab, wenn sie alle gemeinsam kämpften. „Wir behindern ihn, Ron. Wir schränken ihn in seinen Bewegungen ein.“ Er holte tief Luft. „Seine Magie wirkt zu gut, bietet keine Lücken und am Ende trifft er auch uns.“ Bedeutungsvoll blickte er zu Sirius. „So ist es doch, oder? Er kann es noch nicht kontrollieren.“ Wieder nickte Sirius ernst. „Aber warum ihr euch nicht einmischen dürft, hat einen anderen Grund. Habt ihr euch mal überlegt, was passiert, wenn der Unnennbare erkennt, dass Harry unantastbar ist?“ Braune Augen weiteten sich in Erkenntnis. „Er würde Harrys Schwäche ausnutzen. Seine Liebe. Er würde uns angreifen, um ihn kontrollieren zu können.“, hauchte Hermione entsetzt. „Wir würden keine Chance haben, wenn er Harry an diesem Punkt angreift.“ „Der gleiche Grund, warum ihr die Beziehung zwischen Harry und dir, Draco, geheim haltet.“, stimmte Sirius zu. „Es wäre eine Katastrophe.“ Ron war käsebleich geworden. „Er würde sich opfern und dann wären alle verloren.“ „Ja.“, erwiderte Sirius düster. „Woher weißt du eigentlich von unserem Plan?“, wollte Draco plötzlich misstrauisch wissen und brachte damit Harrys Paten zum Lachen. „Ich wusste es nicht, aber ich kenne Ron und Hermione. Die beiden sind so. Sie helfen Harry immer. Was ihr genau vorhabt, habe ich erst gewusst, als ihr so unvorsichtig darüber gesprochen habt, dass man es draußen hören konnte.“ Der Blonde presste die Zähne zusammen. Das war ja ganz toll. „Sag es nicht weiter!“, drohte er halb. „Ich glaube, das brauche ich nicht. Zumindest Albus weiß davon, aber auch Snape ahnt, glaube ich, etwas. Er lässt dich nicht aus den Augen, Draco.“ „Ist das so?“ Den säuerlichen Ton ignorierend nickte Sirius und fuhr fort: „Wir werden vorerst bleiben.“, sagte er. „Wenn ich euch helfen kann, sagt das, okay?“ Die beiden Gryffindors waren ziemlich still geworden, sagten aber zu. Die Aussicht Harrys Untergang zu sein, hatte sie geschockt, Dracos Erzählungen entmutigten sie. Draco antwortete gar nicht, schaute nur mehr als finster Sirius an. „Was hast du?“ „Nichts.“ „Ist es, weil ich euch sage, dass ihr Harry nicht stören sollt? Oder ist es wegen Snivellus?“ „Vielleicht ist es ja beides.“, schnappte Draco böse. Sirius seufzte. „Hör mal, ich weiß, dass es hart ist, aber du musst das alles im Gesamtumfang sehen.“ „Warum bist du so scharf drauf, dass er kämpft?“, wollte Draco bissig wissen. „Ich hatte gedacht, du liebst ihn! Stattdessen sieht es so aus, als wolltest du ihn für diesen beschissenen Sieg opfern!“ „Ich liebe ihn.“, erwiderte Sirius und seine schwarzen Augen waren mit einem Mal äußerst undurchschaubar. Dracos Worte verletzten ihn, auch wenn er sie verstand. „Ich habe gesehen, wie er handelt. Unbeirrt, stark, zielstrebig. Ich war dabei, als er beim Unnennbaren war und habe gesehen, was er kann, habe seine Schwäche gesehen, wie auch der Unnennbare sie gesehen hat. Er hat sich vor mich geschoben. Unmerkbar, aber für jemanden wie Ihn deutlich sichtbar.“ Sein Blick fing Dracos ein, beschwor ihn förmlich, zu verstehen. „Ich glaube, wäre ich nicht da gewesen, hätte er…“ „Nein!“ Draco richtete sich auf. „Das ist nicht wahr! Er hat mir gesagt, dass er noch nicht stark genug ist. Es lag nicht an dir! Er kann diesen Kampf nicht kämpfen!“ Es war Hermione, die diesen ausbrechenden Zwist unterbrach. „Ihr solltet nicht vermuten, wie Harry sich fühlt.“, sagte sie leise. „Ich bin sicher, ihr habt beide Recht und Unrecht. Wenn ihr wirklich das Beste für Harry wollt, dann fragt ihn lieber. Aber ganz egal, was ihr sagt, er wird sich kaum aufhalten lassen. Jedem anderen hättet ihr das ausreden können, aber nicht ihm.“ Drei Paar Augen richteten sich auf sie, dann schnaubte Sirius resignierend. „Das ist das Problem. Er wird sich nicht aufhalten lassen. Irgendwann wird er gehen. Aber bis dahin… Draco, Snape sucht dich. Er möchte etwas mit dir besprechen. In seinem Büro.“ Wortlos, aber mit einem Blick, der genau sagte, dass zwischen ihm und Sirius das letzte Wort noch nicht gesprochen war, verzog sich der Blonde. „Er kann mich nicht leiden.“, jammerte Sirius kläglich, als die Tür zugefallen war. „Das braucht wohl auch noch eine Weile.“, murmelte Hermione gedankenverloren. „Schließlich hast du versucht, ihm einen Cruciatus auf den Hals zu zaubern, und jetzt…“ Sie rieb sich über das Gesicht. „Jetzt sagt der einzige, der immer nur Harrys Wohl im Sinn hatte, dass er ihn nicht aufhalten will, sondern ihn dabei unterstützt, wenn er in den Tod rennt.“ „Wer sagt denn so was. Ich werde nicht zulassen, dass er stirbt.“ Hermiones Augenbraue hob sich und stellte genau diese Aussage ganz eindeutig in Frage. „Bedenke bitte, dass du ihm Harry für einige Wochen weggenommen hast und das jederzeit wiederholen könntest, wenn du das möchtest.“ Remus blickte seinen Freund ernst an. Sirius hatte ihm gerade von seiner Begegnung mit den Aufstandsführern erzählt und war an Dracos Unleidigkeit hängen geblieben. „Er sieht in dir Konkurrenz. Zusätzlich hast du dich mit deinem altklugen Gerede von wegen ‚Ihr seid sein Schwachpunkt’ auch nicht sehr durchdacht verhalten. Wie ein Kind, das anderen Kindern Unfähigkeit vorwirft.“ Der Werwolf atmete tief durch. „Wenn du uns damit mal keine Probleme eingehandelt hast.“ „Moony, so ist das nicht. Ich denke, sie haben es verstanden.“ „Sicher haben sie es verstanden. Aber weißt du, wie sie dieses Verständnis umsetzen? Wenn sie sich vor Angst verstecken, ist keinem geholfen. Wenn sie an das Thema in Zukunft mit dem Motto ‚Wir sterben für Harry Potter’ herangehen, ebenfalls nicht. Warum schwingst du überhaupt solche Reden?“ Sirius ließ den Kopf hängen. „Ich wollte Harry helfen.“ „Indem du ihn vor seinen Freunden als arrogant hinstellst?“ „Wieso arrogant?“ „‚Er ist stärker als ihr, also lasst ihn in Ruhe. Er braucht eure Hilfe nicht.’ Findest du das nicht arrogant?“ „Aber das habe doch ich gesagt, nicht er.“ „Wissen sie das?“ Sirius schwieg betreten. Er hatte doch nur allen helfen wollen. „Du hast nicht nachgedacht, Tatze.“ Remus legte die Feder beiseite und betrachtete das soeben beendete Schriftstück, das er Arthur Weasley schicken wollte. Er war sehr zufrieden damit. „Du solltest dich bei ihnen dafür entschuldigen.“ „Jetzt?“ „Sobald wie möglich.“, erwiderte Remus ernst, dann rollte er das Pergament zusammen und versiegelte es. „Es hilft dem Klima der Widerstreiter.“ „Ich verstehe.“ „Tu nicht so zerknirscht. Ein bisschen echte Demut kann dir gar nicht schaden.“ „Du bist hartherzig.“ „Nein, ich bin konsequent. Na los, lass uns schlafen gehen. Morgen ist dann deine große Stunde.“ Murrend tat Sirius, was Remus verlangte, löschte das Licht und schlüpfte ins Bett. Es raschelte leise, als sich Remus zu Tonks unter die Decke legte. Bis die Hauselfen morgen ein zweites Zimmer hergerichtet hatten, schliefen sie noch zusammen. „Sag mal, Remus… Bin ich es, der hartherzig ist?“ „Wie kommst du darauf?“ „Dass ich Harry auf diesen Kampf vorbereite, obwohl es vielleicht seinen Tod bedeutet...“ „Das ist hart, ich weiß.“ In der Dunkelheit klang Remus schwermütig. „Aber er würde gehen. Ob wir das wollen oder nicht. Es ist besser, wenn wir ihn vorbereiten, so dass er auch eine Chance hat. Das weißt du doch.“ „Ja.“ „Haben die Kinder so was gesagt?“ „Hmhm… Draco hat mich so hasserfüllt angesehen, hat mich gefragt, ob ich Harry wirklich lieben würde.“ „Draco hat Angst.“, beruhigte Remus seinen Freund. „Er will Harry nicht mehr verlieren. Ich kann verstehen, dass er da jedem die Schuld gibt und einen Vorwurf macht, der an diesem Wunsch etwas ändern könnte.“ „Ich habe auch Angst…“, murmelte Sirius kaum hörbar, rollte sich zusammen und verkroch sich unter der Bettdecke. „Aber welche Wahl habe ich denn?“ Remus lächelte mitleidig. Jeden Abend setzte sich Sirius mit diesen Gefühlen auseinander. Da hatte Draco wirklich fruchtbaren Boden getroffen, nur konnte Sirius vor ihm natürlich keine Zweifel an seinem Tun zeigen, sonst würde dieses mühsam aufrecht erhaltene Wissen um den Nutzen seiner Taten wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Der Ruf von Snape stellte sich als Farce heraus. Es sollte so aussehen, als würde Draco eine Strafarbeit bekommen, um dumme Fragen aus Slytherin zu vermeiden. Langsam begriff Draco auch, warum Snape ihn beobachtete. Er wollte eingreifen können, wenn etwas schief ging, immerhin hatte er Draco gern, auch wenn er das niemals verbal ausdrücken würde. Unter diesen besonderen Umständen beschloss der Blonde, dass es für ihn in Ordnung war, und sagte nichts. Er bedankte sich lediglich für die Hilfe und beeilte sich, zu Harry zurückzukommen. Schon als er eintrat, bemerkte er die drückende Atmosphäre. Mme Pomfrey saß an ihrem Tisch und starrte trübsinnig vor sich hin, ein Patient im Hauptraum stocherte lustlos in seinem Abendbrot herum, ein anderer sah aus, als müsste er gleich weinen. Er kannte dieses Phänomen. Wie selbstverständlich öffnete er die Tür zu dem Zimmer, in dem Harry das letzte Mal gelegen hatte. Der Schwarzhaarige hockte am Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Auch er hatte mit Sicherheit ein tonnenschweres Gewicht auf dem Herzen. „Harry, stell das ab, bitte. Es ist Weihnachten. Sie haben diese Stimmung nicht verdient.“ Der Schwarzhaarige hob den Kopf und blickte zu ihm hin. Er sah aus, als müsse das Verstehen erstmal in seinen Kopf sickern. Dann, ganz langsam kam Bewegung in ihn. Er entfaltete Arme und Beine, rutschte vom Fenstersims und tappte auf ihn zu, blind, wie Draco feststellte, aber trotzdem zielsicher. „Du bist wieder da.“ Weich schlangen sich Arme um seinen Hals, schmiegte sich Harrys Körper gegen seinen. „Wo bist du gewesen?“ „Bei Ron und Mione.“ „Seid ihr jetzt Freunde?“ „Hast du deine Magie wieder unter Kontrolle?“ Er hätte nicht fragen brauchen. Die Trübsal, die an ihm nagte, war vorbei. „Ja. Entschuldige.“ „Ist schon okay.“ Draco erwiderte die Umarmung, drückte Harry sacht. „Entschuldige, dass ich weg war. Es war wichtig.“ „Glaube ich dir. Danke, dass du dich mit ihnen verstehst.“ Harrys Nase drückte sich weich gegen seinen Hals, seine Finger liebkosten den Ansatz der Haare im Nacken. „Wir sind Verbündete.“, schmunzelte Draco. Es fiel ein bisschen schwer, bei dieser offensichtlichen Einladung beim Thema zu bleiben. „Wir leiten den Widerstand in Hogwarts.“ „Echt?“ Er konnte das Lächeln hören. „Wissen sie jetzt, dass wir zusammen sind?“ „Nein. Ich bin der Köder. Meine Aufgabe ist es, in Slytherin nach Widerständlern zu suchen.“ „Du bist wirklich stark.“ Es klang ein wenig enttäuscht. „Nicht wirklich, sonst könnte ich offen zu dir stehen.“ Draco fiel es schwer, das zu beichten, aber er wollte ehrlich sein. „Offiziell hab ich heute Strafarbeit.“ „Ich habe dich vermisst.“ Der Themenwechsel war wirklich drastisch. Offenbar machte es ihm doch nicht so viel aus, oder er wollte darüber nicht nachdenken. „Warum bist du überhaupt wach?“ „Er sucht nach mir.“, wisperte Harry kaum hörbar. „Überall. Ich sehe ihn, wie er Leute tötet, wie er rast in seiner Wut, kann den Zorn spüren…“ „Du hast von Voldemort geträumt?“ Harry nickte. Das erklärte die Stimmung. Wieder wurden wegen ihm Menschen getötet. Weil er nicht zu finden war. Aber was sollte er dazu sagen? Welche Worte des Trostes konnte er sagen, ohne ihn auf falsche Gedanken zu bringen, weil er ihm einen Floh ins Ohr setzte? „Liefere dich ihm auf keinen Fall aus, hörst du?“ „Tu ich nicht.“ Der Schwarzhaarige lächelte traurig. „Ich will nicht sterben. Auch wenn das egoistisch klingt.“ „Das ist nicht egoistisch, das ist selbstverständlich!“ Draco freute sich wirklich. Er konnte gar nicht sagen, wie sehr es ihn beruhigte zu hören, dass sein Freund nicht sterben wollte. Es versicherte ihm auf angenehm unauffällige Art, dass Harry bei ihm bleiben würde. „Ich wäre auch furchtbar traurig, wenn dir etwas passieren würde oder du aufgibst.“ „Liebst du mich?“ „Was für eine Frage.“ Die Augenbrauen hebend blickte Draco ihn an. „Natürlich. Über alles!“ Aber warum fragte er das jetzt? Harrys Lächeln allerdings ließ den Grund für die Frage in den Hintergrund treten. Es war einfach wunderschön, überglücklich und es zeigte eindeutig, wie viel es ihm bedeutete, diese Worte zu hören. „Ich dich auch.“, flüsterte der Schwarzhaarige, dann stellte er sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Weich, vorsichtig, keusch. Im Grunde war es bloß ein Auflegen der Lippen mit ein bisschen variierendem Druck, aber die Zärtlichkeit dahinter ließ Dracos Augenlider zuflattern. Genauso keusch erwiderte er den Kuss, presste Harry dabei an sich. Als dieser den Kuss beendete, lächelte er breiter. „Nur für dich werde ich überleben, Draco. Nur für dich. Ich verspreche es dir. Ich bleibe auf jeden Fall am Leben.“ Draco nickte zustimmend, strich liebevoll und froh über dieses Zugeständnis die schwarzen Haare aus der Stirn. „Danke.“, sagte er ergriffen. Eine solche Liebeserklärung war wirklich das Allerschönste. Es zeigte ihm, wie tief Harrys Liebe ging, wie genau er in ihm lesen konnte, wie viel er diesem Jungen bedeutete, dass er seine Angst sofort erkannt hatte. „Der Ring. Ich hatte versprochen, dass ich ihn dir zurückbringe.“ Harry zog beide Hände zwischen sie und wollte den silbernen Ring abziehen, doch der Blonde verhinderte es. „Lass das. Ich will, dass du ihn behältst.“ Sekunden verharrte Harry, dann erschien wieder das Lächeln auf seinem Gesicht. „Okay, dann hab ich immer etwas, was mich an dich erinnert, wenn du nicht bei mir bist.“ „Aber fürs erste bin ich da.“ Harry nickte glücklich. „Endlich wieder.“ Seine Hände tasteten nach Dracos Gesicht, umfingen es und zogen ihn soweit herunter, dass er ihn küssen konnte, ohne sich allzu sehr strecken zu müssen. Wieder war es keusch, doch Draco sah das nicht ein. Er öffnete den Mund, tastete mit der Zungenspitze über Harrys Lippen und erbat Einlass, der ihm augenblicklich gewährt wurde. Süße Wärme empfing ihn, ließ Neugier entstehen und Lust auf mehr. Die glatten Zähne, die weiche, leicht raue Zunge, Harrys Nachgiebigkeit, seine Anschmiegsamkeit ließen sein zuvor gedankenloses Handeln einen Sinn bekommen. Er wollte mehr. Bereits atemlos löste er den Kuss. „Kannst… kannst du die Tür verriegeln?“, fragte er keuchend und er brauchte eine ganze Menge Selbstbeherrschung, um dem Jungen vor sich Zeit zu lassen, seinen Zauberstab aus dem Ärmel zu holen und den Zauber zu wirken. Sie hielt auch nur genau solange an, dass Harry sich wieder zu ihm drehen konnte, dann küsste er ihn erneut leidenschaftlich, verstrickte sich in einem Spiel, das Feuer durch seine Adern und Glut in seine Lenden schießen ließ. -------------___----------------- Sorry, Leute, dass ich an dieser Stelle abbreche. Ich hatte es ausgeschrieben sogar vorgeschrieben, aber irgendwie bin ich momentan nicht in der Stimmung, überhaupt etwas in Richtung Intimitäten zu schreiben. Ich hoffe, ihr habt Verständnis. Zusätzlich möchte ich mich entschuldigen, falls das nächste Kapitel nicht schon in zwei Wochen hochgeladen wird. Ich bin in Berlin und weiß nicht, wie ich mit Abschreiben vorankomme. Dennoch: Danke fürs Lesen! *Verbeugs* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)