Blind! von Shirokko (HP:DM) ================================================================================ Musik in der Luft ----------------- Titel: Musik in der Luft Autor: Shirokko Pairing: Harry Potter / Draco Malfoy Disclaimer: nicht meins, nur verwurstet, durch den Fleischwolf gedreht, zusammengemischt und neu verarbeitet. Alle Charas gehören J. K. Rowling, beschwert euch bei ihr, wenn ihr wen nicht mögt. ^^ ... ich verdiene damit also kein Geld, was wirklich schade ist! Kommentare: Diese Geschichte spielt nach dem vierten Band, die beiden zuletzt erschienenen, sowie der noch ausstehende Band werden nicht berücksichtigt. Ansonsten... Vergebt mir meine Schwafelei! Warnungen: Diese Geschichte enthält Shonen-Ai und Yaoi!!! Wem das nicht gefällt, der soll einfach umdrehen! Andererseits... Man soll immer offen sein für seine Umwelt und neue Dinge kennen lernen... Aber jetzt geht's los. Viel Spaß beim Lesen. Kapitel 28: Musik in der Luft Es war noch nicht lange her, dass Harry Snapes Büro verlassen hatte, da kam Hermione zu ihm gerannt. „Harry! Hast du eine Ahnung, wo Ron ist?“ Der Schwarzhaarige hielt in der Bewegung inne und hob den Kopf. Er war am Lesen. „Harry?“, fragte Hermione etwas unsicher, als er weiter nicht reagierte. „Nein.“, kam es schließlich zögerlich von dem Jungen. „Woher denn auch? Er redet ja nicht mehr mit mir.“ Das Mädchen war kurz vorm Verzweifeln. „Er war so wütend! Er hat sich so darüber aufgeregt, was zwischen euch ist, und dann ist er plötzlich aufgesprungen und weggerannt. Er war so schnell weg…“ Sie zitterte, verriet ihm Kikuileh. „Er hat nur gesagt: ‚Ich muss mit ihm reden!’ Harry, er war nicht bei dir, oder?“ Er schüttelte den Kopf und das braunhaarige Mädchen ließ sich aufseufzend in einen der weichen, roten Plüschsessel fallen, stützte das Gesicht in die Hände. „Ich hab’s geahnt…“, flüsterte sie. „Er macht wieder Dummheiten.“ Harry schwieg geraume Zeit. Ron machte in letzter Zeit immer Dummheiten, daran sollte sie sich langsam gewöhnen, nachdem sie schon mit ihm zusammen war. Allerdings tat sie ihm leid. Offenbar litt sie darunter, machte sich Sorgen. Vorsichtig streckte er die Hand nach ihr aus, berührte weiches Haar. Auch Kikuileh flog zu ihr, hockte sich auf ihre Schulter und bekundete ihr Beileid Die Fee war es schließlich, die Hermione schließlich zum Lächeln brachte. „Du weißt auch nicht, wo er ist, oder?“ Kikuileh schüttelte den Kopf und Hermione seufzte erneut. „Was mache ich bloß? Wenn er als Vertrauensschüler so etwas tut…“ „Du glaubst also, dass er bei Draco ist?“, fing Harry den Gedanken auf, fasste ihn in ernste Worte. Ein trockenes Lachen kam von dem Mädchen. „Wo sonst?“, fragte sie. Darauf wusste Harry keine Antwort. Allerdings fragte er sich, was Ron mit Draco vorhatte. Wenn er gegen ihn kämpfte, würde er verlieren, das war sicherlich auch ihm klar. So dumm war er nicht. Blieb nur noch zu hoffen, dass sein Jähzorn ihn nicht überwältigte, denn das hätte üble Folgen für ihn, was er ihm noch nicht einmal jetzt wünschte. Zur gleichen Zeit arbeitete Draco in Hagrids Garten. Er schwieg, arbeitete völlig gedankenverloren vor sich hin. Ihn beschäftigte der hasserfüllte Blick Harrys bei ihrem Duell. Alles tat ihm weh deswegen. Jedes Mal, wenn er ihn sich in Gedanken rief, zog sich sein Herz zusammen und Tränen brannten hinter seinen Augenlidern, alles in ihm krampfte sich zusammen. Er konnte es einfach nicht verstehen! „Malfoy! Hörst du schwer?“, drang eine Stimme durch seine Gedanken. Draco hob den Kopf und blickte sich desorientiert und aus diesen Schmerzen gerissen um. Wer wagte es, ihn hier auf diese Art und Weise anzusprechen? „Na endlich. Ich dachte schon, du wolltest dich in dem Gemüse hier verstecken!“ Ronald Weasley, stellte Draco fest. Verblüffend. Dass der von sich aus auf die Idee kam, mit ihm zu sprechen. Und das in einem derart höhnischen Tonfall. Er blickte sich flüchtig um, suchte mit seinen Augen nach Granger, doch sie war nicht da. Er war ganz allein gekommen. Toll, jetzt durfte er sich mit dem rumärgern, ohne dass ihm jemand half ihn loszuwerden. „Was willst du von mir?“, fragte er grantig. Ron verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich warne dich!“, zischte er bedrohlich, so dass Draco befremdet das Gesicht verzog. Seit wann war das Wiesel denn so mutig? Er besah ihn sich genauer. Groß war der Junge geworden, einen halben Kopf größer noch als er selbst, dabei war er nur ein halbes Jahr älter. Auch seine Ausstrahlung hatte sich geändert, war irgendwie stärker geworden. Eindrucksvoller, selbstbewusster. Der jüngste Wiesel schien tatsächlich stärker geworden zu sein. „Hörst du, du Frettchen?“ Draco schüttelte die Gedanken ab, kniff die Augen zusammen und versuchte sich wieder darauf zu konzentrieren, dass er einen Gesprächspartner vor sich hatte. „Entschuldige, was hattest du gesagt?“ Er hatte ganz vergessen, dass er mit Ronald Weasley, seinem persönlichen Fußabtreter, sprach, hatte den bösen Unterton versehentlich weggelassen, doch zu seinem Glück fasste Ron es trotzdem als Gemeinheit auf. „Du unverschämter Mistkerl!“ Er packte ihn am Kragen, riss ihn zu sich heran, so dass nur noch seine Zehenspitzen den Boden berührten. „Wenn du auch nur daran denken solltest, Harry wehzutun, dann werde ich eigens für dich den Crucio lernen! Ich schwöre dir, dass du das dein Leben lang bereuen würdest!“ Die Worte und Handlungen brachten Draco dazu, wieder klar denken zu können. Er stieß den Rotschopf wütend von sich und funkelte ihn an. „Was hast du schon zu sagen, Wiesel?“, fauchte er aggressiv, reagierte instinktiv auf die unterschwellige Anfeindung. „Es geht dich einen Feuchten an, was ich mit Harry tue, du verdammtes Rothaar! Geh zu deiner Sippe und kümmere dich um deinen Scheiß!“ Wusste der Teufel, warum er jetzt wieder den Todesser raushängen lassen musste. Vielleicht steckte es zu tief in ihm drin, als dass er es einfach so abstellen könnte. Vielleicht wollte er sich schützen. Vielleicht hasste er Ron wirklich so sehr. Aber viel wahrscheinlicher war, dass er es einfach nicht vertrug, dass Ron wirklich glaubte, dass er Harry vor ihm beschützen musste. Oder auch nur konnte! „Du spuckst hier große Töne, dabei bist DU es, der ihm gerade am meisten wehtut! Du merkst nicht mal, dass er seit Tagen nur wegen DIR heult! Du bist sosehr damit beschäftigt, dir Gedanken über mögliche Gefahren MEINERSEITS zu machen, damit du ihn SCHÜTZEN kannst, dass du gar nicht schnallen KANNST, dass er sich verstoßen fühlt!“, brüllte Draco ihn an. „Was bist du eigentlich für ein Freund?!“ Ron starrte ihn an. Die vorher provozierend verschränkten Arme waren an seine Seiten gefallen, sein Mund leicht geöffnet und seine Augen schwankten zwischen Wut, Unglauben und Betroffenheit. Harry weinte? Wegen ihm? Das war doch… Die blauen Augen weiteten sich, als ihm in den Sinn kam, was Harry ihm vor einiger Zeit gesagt hatte: ‚Ich habe vor, stärker zu werden und möchte nicht, dass du es falsch verstehst.’ Er hatte ihm doch schon gesagt, dass er nicht wollte, dass ihre Freundschaft zerbrach. In aller Deutlichkeit. Und auch am Freitag, da war in seinen Worte eine Einschränkung gewesen. Falls… „Ich sehe, du begreifst langsam!“, giftete Draco. „Scheinst doch nicht so beschränkt zu sein, wie ich dachte!“ Das Gesicht des Rotschopfs wurde zur wutverzerrten Maske, als er plötzlich ausholte und ihm mit voller Wucht seine Faust ins Antlitz rammte. „Du bist doch an der ganzen verdammten Sache Schuld!“, knurrte er böse. „Schließlich warst du es, der Harry den Kopf verdreht hat! Du hast ihn jahrelang gequält, immer wieder verraten und ihm aufgelauert, hast ihn beleidigt und verletzt und jetzt suchst du seine Nähe, weil du dich in ihn VERLIEBT hast…“ Dann begann er auf einmal zu grinsen und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Aber deine Worte haben gezeigt, dass dir wohl tatsächlich was an ihm liegt.“ Er seufzte und schüttelte dann über seine Worte und sich selbst erstaunt den Kopf. „Weißt du, ich kann dich nicht leiden…“ „Geht mir genauso!“, zischte Draco, sich die schmerzende Wange haltend. Wusste der Teufel, warum er nicht zurückschlug. Vor nur ein paar Wochen hätte er wohl nicht eine Sekunde lang gezögert, aber nun… „…aber für Harry werde ich versuchen mich mit dir zu arrangieren.“, ignorierte der rothaarige Junge den Einwurf. Wieder blickte er halb zur Seite und damit Draco abschätzend ins Gesicht. Der Blonde sah mit erstarrter Miene zurück, doch das interessierte ihn offenbar im Moment herzlich wenig. „Was hältst du davon, wenn wir probehalber einen Waffenstillstand schließen?“, schlug er letztendlich vor, grinste leicht und hob aufmunternd eine Augenbraue. Draco wäre fast die Kinnlade auf die Knie gefallen, als er das hörte. Waffenstillstand? Mit Wiesel? Dann wahrscheinlich auch mit Granger! Das war ja… uha, gruselige Vorstellung! Das wäre ja fast Freundschaft! Nee, also… „Komm schon!“ Ron schien die Fassungslosigkeit in seinem Gesicht, den Horror richtig interpretiert zu haben. „Tu es für Harry!“ Das war jetzt ein interessanter Aspekt. Für Harry... Aber wenn nicht für ihn, für wen sonst? „Nur für ihn!“, knurrte Draco nach weiteren Sekunden der bohrenden Stille nachgebend, denn für Harry war Freundschaft mit Wiesel und Granger mehr als nur wichtig. Das wusste er auch, hatte er es in den letzten Jahren – vor allem im letzten – mehr als deutlich gesehen. „Muss ja nicht mehr sein.“, erklärte Ron sich bereit, streckte ihm schließlich die Hand hin. „Versprochen?“ „Auf Probe!“, machte Draco noch einmal deutlich, ergriff sie aber. „Falls es sich als Fehler erweist…“ Er ließ offen, was dann war, aber Ron nickte trotzdem. Dann begann er zu lachen. Es war ein Lachen, das richtig ehrlich klang. Richtig erleichtert und glücklich. „Weißt du, wie sehr mich das jetzt beruhigt?“ Er klatschte in die Hände. „Das freut mich aber.“, murrte der blonde Junge und wischte sich demonstrativ die Hand am Umhang ab. Die Augen verdrehend wandte sich Ron ab. „Schon okay. Ich hab’s verstanden. Ich geh ja schon. Aber denk dran: Für Harry!“ Damit verschwand er in der angehenden Dämmerung. Draco sah ihm nachdenklich nach. Irgendwie hätte er so was gar nicht von ihm erwartet. So wie er das früher mitbekommen hatte, war das Wiesel eher die bremsende Kraft, während Harry die treibende und Granger die ausgleichende war. Was für ein Zugeständnis an ihre Freundschaft, dass er versuchte, von sich aus etwas zu ändern. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Was für ein Glück für Harry, dass Snape am Ende mit seiner Einschätzung von Ron Recht gehabt hatte. Jetzt war alles wieder gut! Zumindest bis ihm die hasserfüllten Augen wieder in den Sinn kamen. Draco runzelte die Stirn. Das war nicht die Schuld des Wiesels, das richtete sich gegen ihn. Bloß warum? Was hatte er denn Schlimmes getan, um so einen Blick zu verdienen? Draco war absolut ratlos. An diesem Abend saß Harry wieder am Fenster neben seinem Bett, den Kopf gegen die Scheibe gelehnt, seinen Feuerblitz zwischen den Knien, den er wieder einmal auf Hochglanz poliert hatte. Er war müde, aber schlafen konnte er nicht. Schon die letzten zwei Nächte hatte er kaum ein Auge zugekriegt und machte sich nicht wirklich Hoffnungen, es in dieser Nacht zu schaffen. Zu sehr klammerte sich sein Unterbewusstsein an die Gedanken, die mit Rons und Dracos Verhalten haderten, so dass er sie nicht abschütteln konnte. Immerhin war Hermione noch auf seiner Seite. Sie drehte ihm keinen Strick draus, dass er sich verliebt hatte. Sie vertraute seiner Menschenkenntnis und hatte ihn auch nicht geoutet. Harry seufzte schwer und schloss die Augen. Wieso musste alles in seinem Leben so kompliziert sein? Warum konnte er nicht ein Leben führen wie alle anderen, ruhig und beschaulich? Die Tür ging auf und jemand trat ins Zimmer. Es war Ron, der hereinkam, sich suchend umsah und die Tür wieder schloss, als er Harry erblickt hatte. Leise schlich er zu ihm, blieb vor ihm stehen, als sich ein erkennendes Lächeln auf seine Lippen stahl. Harry schlief wohl schon. Schade, aber da war nichts zu machen. Dann würde er sich halt morgen entschuldigen, auch wenn er es kaum aushielt. Was würde er sagen? Was denken? Konnte er ihm tatsächlich verzeihen? Aber die Antwort auf diese Fragen würde wohl bis morgen warten müssen. Immer noch so leise wie möglich drehte er sich um, um ihn in Ruhe zu lassen, da schreckte er zusammen. „Ich schlafe nicht. Ich ruhe nur meine Augen aus.“ Ron wirbelte herum, sah sich einen Lidschlag darauf mit den leeren Augen konfrontiert, die aus einem versteinerten Gesicht starrten. „Was willst du?“ Die Kälte in den Worten schreckte ihn etwas ab, aber wenn er wirklich etwas ändern, sich entschuldigen wollte, dann musste er da jetzt durch. Er hatte es sich so fest vorgenommen… Er atmete einmal tief durch, um seinen vom Schreck rasenden Puls ein wenig zu beruhigen. „Ich will mit dir reden. Hast du was dagegen?“ Harry schnaubte. Was für eine dumme Frage. „Schieß los.“ „Äh… darf ich mich setzen?“ „Kann ich dich daran hindern?“ Ron setzte sich verneinend neben Harry auf die Fensterbank. Er kannte Harry gut genug, um das als Zustimmung aufzufassen. Eine ganze Zeitlang ließ er schweigend seine Beine baumeln und stützte die Hände neben seinen Beinen ab. So war es einfacher sich zu sammeln. So musste er ihn nicht ansehen dabei. „Ich… wollte mich entschuldigen.“, begann er schließlich leise, wartete Harrys Antwort oder Kommentar aber gar nicht ab, denn plötzlich sprudelte alles auf einmal aus ihm heraus. „Ich habe mich benommen wie ein Idiot. Du hast schon Recht, wenn du sagst, dass ich dir nicht vorschreiben darf, wen du magst, liebst oder hasst. Ich habe einfach überreagiert, weil ich es nicht verstanden habe, weil er…“ Der Rotschopf beendete diesen Satz nicht. Es war klar, was er meinte, dass er an den Todesser in ihm dachte. „Ich war so sauer, weil er dir wichtiger ist als wir. Aber… Hermione hat Recht. Das hast du so nie gesagt. Das habe ich nur gedacht. Weil ich Angst hatte, dass ich dich als Freund verlieren könnte. Und es hat mich rasend gemacht.“ Er unterbrach sich erneut, lächelte befreit. Diese Worte taten gut. Sie beruhigten seine Seele, lösten den Knoten in seiner Brust, den er erst jetzt bemerkte. Ron lehnte sich zurück gegen das Glas und sah blicklos zur Decke hinauf. „Ich habe mit Malfoy gesprochen.“, fuhr er schließlich fort. „Wir haben einen Waffenstillstand geschlossen.“ Er blickte schüchtern zur Seite, um Harry anzusehen, seine Reaktion zu erfahren, und verspürte wahre Erleichterung. Der Junge, der lebt, lächelte. Harry lächelte ihn tatsächlich an! Einfach so. Wie früher! Dann ließ er seinen Kopf plötzlich gegen seine Schulter fallen und wurde von Lachen geschüttelt. „Auweia.“, murmelte Harry kichernd. „Das Gespräch stelle ich mir besser nicht vor.“ Und Ron wusste im nächsten Moment, dass er ihm verziehen hatte. „Deswegen warst du also heute Abend so plötzlich verschwunden. Mione hat dich gesucht.“ Ron seufzte. „Ich weiß. Ich hab sie grade unten getroffen. Sie war ganz schön sauer…“ „Und? Hast du’s ihr gesagt?“ Kopfschüttelnd verneinte der Rotschopf. „Ich wollte es dir zuerst sagen.“, erklärte er dann ernst. „Ganz ehrlich. Es tut mir leid. Ich habe kein Problem damit, dass du auf Jungen stehst. Und jetzt auch nicht mehr damit, dass er es ist. Er hat mich überzeugt.“ Harry drückte seine Stirn etwas fester gegen Rons Schulter, unterdrückte schon wieder ein Kichern. „Oh, oh. Was hat er getan?“ „Er hat mir den Kopf zurecht gerückt!“, lautete die flapsige Antwort. „Wie denn das?“ Endlich hob Harry seinen schwarzen Schopf wieder an, sein Gesicht war entspannt, ja, richtig fröhlich. Es tat gut, wieder mit jemandem zu sprechen, dem man alles anvertrauen konnte. Ob auch Draco so empfand und deshalb Snape das alles erzählt hatte? „Er hat mir an den Kopf geworfen, dass du unglücklich bist, und mir klar gemacht, dass ich ein egoistisches Arschloch bin. Tja, was soll ich sagen? Es hat gewirkt. Ich hab mich wieder eingekriegt.“ Harrys Lächeln war glücklich, als er sich wieder gegen ihn lehnte, die Augen schloss und seufzte, als würde eine tonnenschwere Last von seinen Schultern fallen. „Danke.“, flüsterte er und es kam wirklich aus tiefstem Herzen. Irritiert sah Ron auf den schwarzen Haarschopf hinab. Harry hatte die langen Flechten in einem grünen Band zu bändigen versucht, doch funktioniert hatte es nicht. Strähnchenweise fielen sie heraus. „Wofür?“ Ein leises Lachen. „Für alles. Dass du es mir gesagt hast.“ Ron verstand diese Antwort nicht wirklich, aber das war wohl auch nicht nötig. Solange Harry zufrieden damit war. Er wusste nicht, dass er Harry die Information gegeben hatte, die dieser suchte – Dracos Ansicht der Dinge, seine Gefühle… „Schon okay. Ich bin nur froh, dass wir wieder Freunde sind.“ „Hmhm.“, stimmte Harry leise zu. Dann, nach einer Weile: „Darf ich noch ein bisschen so bleiben?“ Ron lächelte und nickte, rückte sich etwas bequemer zurecht. Es tat wirklich gut, diese Nähe jetzt zu spüren, wo er ihn doch beinahe auf ewig vertrieben hatte. Es bewies ihm, dass seine Entscheidung nicht falsch gewesen war. Irgendwann wurde sein Lächeln breiter. „Danke, dass du mir verziehen hast, Harry. Das bedeutet mir sehr viel!“ Er sah wieder zu Harry hin, weil dieser auch nach ein paar Sekunden nicht antwortete und das Lächeln wurde zu einem Grinsen. Harry war eingeschlafen. An seiner Schulter. In dieser unbequemen Haltung. Wie müde musste er gewesen sein? Vorsichtig setzte er sich etwas auf, stützte Harry, damit er nicht fiel, und rutschte dann von der Fensterbank, bevor er ihn hochhob. Er war erstaunt, wie leicht der Junge war. Er hatte gar keine Probleme damit, ihn hochzuheben. Selbst Hermione war schwerer, dabei war sie kleiner und ganz gewiss nicht dick. Er verfrachtete den Schwarzhaarigen ins Bett und betrachtete ihn sekundenlang. Ja, Harry war dünn. Und blass. Seine Haut war fast durchscheinend. Und unter seinen Augen lagen dunkle Schatten. Wie hatte das passieren können, ohne dass er es bemerkt hatte? Wie hatte er so blind sein können? Malfoy hatte schon Recht damit, er war ein schlechter Freund. Und er sollte wirklich sobald wie möglich mit Hermione darüber reden, vielleicht wusste die einen Rat. Mit einem letzten Blick auf den schlafenden Harry verließ er den Schlafsaal. Der Montag begann ganz normal. Harry kam in die Große Halle, Gemurmel setzte ein, das wie immer darum ging, wie sehr er sie verriet, wie sehr er sie durch seine Freundschaft mit Kikuileh gefährdete und wie gefährlich, bösartig und unberechenbar er war. Das ewig gleiche Lied eben. Harry kümmerte es nicht. Zusammen mit Hermione und Ron setzte er sich an seinen Platz und bekam kurz darauf von Ron eine so große Portion Frühstück vor die Nase gesetzt, dass er kurzzeitig wirklich irritiert davon war. Was sollte das denn? Aber Rons Portion war noch ein kleines bisschen größer, also hatte der Rotschopf wohl einfach nur einen wirklich größenwahnsinnigen Start in die Woche. Wenig später in Zaubertränke war die gute Laune, die Ron am Frühstückstisch verbreitet hatte, wie weggewischt, als Draco auf sein freundliches Nicken mit Gelächter reagierte und seinen Freunden etwas von wegen Einschleimen erzählte. Der Rotschopf war sauer. Zu Recht, wie Harry befand, aber er lächelte nur milde. „Es hat seinen Grund, dass er das tut.“, erklärte er. „Nimm es ihm nicht übel. Bitte.“ „Ach. Es hat einen Grund, dass er den Waffenstillstand mit Füßen tritt?“, grollte Ron und Harry nickte. „Welchen denn?“ Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn. „Ich könnte es dir sagen.“, begann er vorsichtig. „Aber damit würde ich mein Versprechen ihm gegenüber brechen. Das will ich eigentlich nicht.“ Ron sah ihn sekundenlang an, dann blies er die Backen auf und entließ die Luft pfeifend durch die Zähne. „Oh Mann. Dich hat es aber echt erwischt. Ich werde ihn fragen, nur damit du’s weißt!“ „Tu das.“ Die Tür ging auf und Snape kam herein, so dass Harry aufstand und nach vorne ging. Und Snape hatte heute eine Überraschung für ihn. Er gab den anderen eine Aufgabe und führte ihn dann hinaus. Der Lehrer brachte ihn in einen Raum, nicht weit weg. „Ich denke, bevor du wieder stupide Dinge sortierst, kannst du auch üben. Ich werde alle halbe Stunde vorbeikommen und dir einen neuen Spruch geben!“ Was er dann auch wirklicht tat, so dass Harry am Ende vier neue Zauber konnte, zwei davon allerdings noch nicht wirklich kontrolliert. Auch Verwandlung zwei Stunden später bekamen sie einen neuen Zauber zu lernen. Sie sollten Tassen in Schnüre verwandeln. Und Harry stellte in diesem Unterricht eine seltsame Tendenz fest. Obwohl er mit dem Zauber nicht das geringste Problem hatte, ließ Professor McGonagall ihn nicht aus den Augen. Immer wieder blickte sie zu ihm herüber und runzelte dann die Stirn. Und als einer der Slytherins mit ihm zu stänkern begann, fuhr sie ihm so heftig über den Mund, dass die gesamte Klasse im Folgenden still vor sich hinarbeitete. Harry war richtiggehend erleichtert, als die Stunden vorbei waren und er sich nicht mehr diesem Blick ausgesetzt fühlen musste. Doch er hatte sich zu früh gefreut. Der Blick blieb. Und wenn es nicht McGonagall war, dann waren es Flitwick oder Sprout. Die Hauslehrer hatten wohl beschlossen, ihn zu beobachten. Er wusste warum: Sie hielten ihn für gefährlich. Hatten sie selbst gesagt. Der Junge, der lebt, versuchte es zu ignorieren, aber das ging nur sehr schlecht. Die ständige Aufmerksamkeit machte ihn nervös. Er vergewisserte sich, mehr als einmal, spürte es minutenlang deutlicher, dann zusätzlich von anderen, aus anderen Richtungen. Aber als er das Hermione und Ron mitteilte, lachten sie nur und taten es als Paranoia ab. In Kräuterkunde saß Harry dann Musik hörend in einer Ecke und probierte seine Wunschmagie. Doch auch hier wurde seine Konzentration penetrant von Professor Sprout gestört, die sich ununterbrochen in seiner Nähe aufhielt und sogar den Zauberstab griffbereit hatte. Am Ende der Stunde war er mit den Nerven so am Ende, dass er, sobald das Klingeln ertönte, kopflos die Flucht ergriff. Er rannte fort, einfach drauflos, verzog sich letztendlich hinter den See, wo keine Schüler waren, weil es zu kalt geworden war für derartig lange Spaziergänge. Dort warf er sich ins Gras und stellte die Musik auf volle Lautstärke, um einfach seine ganze Umgebung auszuschalten. Es dauerte endlos lange, bis er ruhiger wurde. Irgendwann begann er eines der ruhigen, tragenden Lieder mitzusingen, verlor sich dabei im Gesang und dem Gefühl der damit verbundenen Freiheit. Singen befreite die Seele, ließ Harry aus sich heraustreten, die Anspannung sich endgültig verflüchtigen. Seine Muskeln entspannten sich, sein Körper wurde leichter und weicher und dann war die Musik plötzlich in der Luft. Die Melodie schwebte um ihn herum, klang mal lauter, mal leiser, variierte in Höhen und Tiefen, breitete sich urplötzlich rasendschnell aus. Bald erfüllten die Klänge die Wiesen, den Quidditchplatz, den See und schließlich durchdrangen sie das Schloss. Die Schüler waren verwirrt, zunächst, doch das Lied bewirkte etwas in ihnen. Es riss sie mit. Diejenigen, die es kannten, blieben stehen und sangen mit geschlossenen Augen mit, ließen sich treiben und gaben der Freiheit nach, die es ihnen versprach. Die, die es nicht kannten, lauschten fasziniert, tauchten ein in eine Welt, die ihnen unbekannt und neu war, die sie wie Spinnenweben einspann. Innerhalb von ein paar Augenblicken herrschte in Hogwarts eine friedliche Atmosphäre. Harmonie hüllte die Gründe der Schule ein. Dumbledore in seinem Büro schmunzelte nur, gab sich ebenfalls diesem Gefühl hin und betrachtete durch den kleinen Spiegel in seiner Taschenuhr den singenden Jungen am See, der wie in einer Litanei immer wieder von vorne begann. Irgendwann begann Harry zu frösteln, war es doch schon Mitte November und Wolken zogen auf. Er öffnete die leeren Augen, setzte sich auf und das Lied verklang. Die Schule erwachte aus der Trance der Ruhe, während draußen leichter Regen einsetzte. Auch Draco, der nur stumm gelauscht hatte, blinzelte verwirrt, als die einlullende Melodie so plötzlich verstummte. Er hatte sich gerade so wohl gefühlt, geborgen und warm innerlich. So angenehm war es sonst nur, wenn Harry bei ihm war, er ihn ansehen und berühren konnte, wenn Harry ihn anlächelte. „Das war unglaublich schön!“, hauchte neben ihm Pansy ergriffen. Blaise nickte verträumt. „Ich wünschte, es hätte niemals aufgehört!“ Ein überirdisch seliges Lächeln zierte ihre rosigen Lippen, während Pansy begann die Melodie nachzusummen, und sie stimmte nach wenigen Augenblicken mit ein. Und als dann auch noch andere Schülerinnen diesem Summen beiwohnen wollten und damit den wahren Ton des Liedes aus Dracos Ohren zu verdrängen drohten, stand er auf und verließ unbemerkt den Slytheringemeinschaftsraum. Er wollte zu Harry. Jetzt. Auf der Stelle. Er wollte dieses Gefühl zurück, wollte ihn bei sich spüren, denn das Lied hatte ihn kalt und einsam zurückgelassen. Gar nicht schön. Woher er wusste, dass Harry draußen war, konnte er nicht sagen. Er war sich einfach nur sicher, als er sich in die entsprechende Richtung wandte. Auf dem Weg hinaus begegneten ihm immer wieder schwärmende Mädchen und stille Jungen, die allesamt ein friedliches Lächeln auf den Gesichtern trugen, als stünden sie unter Drogen. Also war das Lied wohl auch hier draußen zu hören gewesen, schloss Draco daraus. Ob auch Harry... Eilig trat er hinaus, hastete durch den Regen zum See, konnte durch die Fäden aus Wasser kaum zwei Meter weit sehen, konnte außer dem Rauschen nichts hören. Und trotzdem fand er ihn zielsicher. Er stand am See, blickte auf das Wasser hinaus, rührte sich nicht, als wäre er versteinert. Er war angespannt. Hatte er das Lied etwa nicht gehört? War es hier draußen etwa nicht gewesen? „Ich hasse dich.“ Die sanfte Stimme erschreckte ihn, obwohl sie durch den Regen nur schwach zu ihm drang, war sie doch eindeutig mit einem Lächeln an ihn gerichtet. Harry hatte ihn bemerkt, sich aber nicht umgedreht. „Du machst mich schwach, wenn du nicht bei mir bist. Du weckst die Einsamkeit in mir. Deinetwegen kann ich nicht schlafen.“ Der schwarze Schopf senkte sich, so dass der Regen die Haare nach vorne spülte. „Du bist schuld, dass ich es nicht mehr ertrage, allein zu sein.“ Die schmalen Schultern zuckten einmal, dann ein weiteres Mal. „Ich kann dir nicht einmal mehr böse sein, ohne mich dafür schuldig zu fühlen!“ Harry wischte mit dem Ärmel über seine Augen, was wenig brachte, da auch dieser durch und durch nass war wie alles unter freiem Himmel. Als er sich schließlich umdrehte, lächelte er allerdings. Die Wangen waren gerötet, die Lippen blass, seine Augen mit ihrem leuchtenden Grün ein kompletter Kontrast dazu. Das Wasser in seinen Haaren ließ ihn aussehen wie eine japanische Geisha und verschlug Draco den Atem. Er wollte ihn küssen - dieser Gedanke überfiel ihn schneller, als er ihn daran hindern konnte. „Was machst du mit mir?“, flüsterte Harry schwach, strich sich eine dieser triefenden, glänzenden Strähnen hinter das Ohr, was nicht das Geringste brachte, weil der noch immer rauschende Regen sie sofort wieder hinunterspülte. Draco konnte gar nicht mehr anders, als die letzten paar Schritte zu ihm zu gehen und ihn in die Arme zu nehmen. Er spürte, wie Harry sich schwer gegen ihn lehnte, leise und zitternd seufzte. Und ob er geweint hatte. Man hatte es nur wegen dem Regen nicht gleich gemerkt. „Danke.“, murmelte es irgendwo aus dem dichten Schwarz an seiner Brust. Zwei kalte Hände legten sich um seinen Hals, stupsten vorher kurz dagegen, weil Harry nicht richtig gezielt hatte. Wo war Kikuileh? „Wofür bedankst du dich?“, fragte Draco sanft, strich seinem Freund mit dem Daumen über die Wange, brachte ihn dazu, den Kopf zu heben. „Du hast mit ihm geredet.“, lächelte Harry und schmiegte sich gegen seine Hand. „Er… wir sind wieder Freunde.“ „Das habe ich gesehen.“, sagte Draco, runzelte jedoch kurz die Stirn. „Aber du solltest wirklich mit ihm reden. Er kann nicht einfach kommen und mich vor den anderen begrüßen.“ „Hab ich schon.“ Harrys Augen öffneten sich wieder und ein trauriger Ausdruck stahl sich auf sein Gesicht. „Ich möchte dich sehen.“, flüsterte er leise. „Gestern ging es noch und heute…“ Draco beugte sich zu ihm hinab und küsste ihn sanft, was Harry dazu veranlasste, seine Arme um seinen Hals zu schlingen und den Kuss zu erwidern. „Warum warst du eigentlich so wütend gestern?“ Harry lächelte wehmütig. „Weil ich dumm war, Draco. Ich war einfach dumm. Ich habe es dir übel genommen, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast. Ich habe vollkommen überreagiert.“ Er barg das Gesicht an Dracos Hals, lauschte dem vertrauten Puls. „Kannst du mir das verzeihen?“ Draco lächelte nur, schloss die Augen und zog ihn näher an sich. Es reichte als Antwort vollkommen. Oben in seinem Büro klappte Dumbledore die Taschenuhr zusammen und lächelte Snape zu, der gerade eintrat. „Guten Abend, Severus.“, wünschte er, zauberte Tee und Kekse herbei. „Möchtest du?“ Der Schwarzhaarige schüttelte unwirsch den Kopf. Sein Gesicht war finster. „Er wird immer stärker, Albus.“, sagte er einleitend. „Was, wenn es statt Musik Schmerzen gewesen wären?“ Dumbledore nickte, blickte etwas bekümmert unter seiner Brille hindurch in seine Teetasse. „Ich weiß, Severus. Nun, ich habe bereits Hilfe angefordert.“ Er seufzte. „Nur leider kann er erst Mitte nächster Woche kommen. Die Zustände draußen in der Welt sind nicht einfach und der Orden sehr beschäftigt.“ „Wer wird kommen?“ Dumbledores Blick wurde bedeutungsvoll und Snape verstand, rieb sich mit den Fingern über die Augen. Das konnte ja heiter werden… -----------************------------------ Wouh! Geschafft! Ich bitte um euer Wohlwollen. Ich habe mir Mühe gegeben und muss ehrlich sagen… Harry hat sich für meinen Geschmack viel zu schnell wieder eingekriegt, aber dummerweise hat er sich sehr verselbstständigt. Das tut er momentan viel zu häufig. Vielleicht sollte ich ihn mal an die Leine legen… Hat es euch gefallen? War es nachvollziehbar. Ich hoffe. Danke fürs Lesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)