Von Helden und anderen Bestien von MeltingPenguins (Quite new tales from Azeroth - Book 2) ================================================================================ Prolog: -------- Leere Augen starrten in das fahle Mondlicht hinauf. Sie hatte erwartet, dass der Himmel nach allem was geschehen war länger verhangen bleiben würde. Sie, das war eine schlanke Gestalt mit kurzen schwarzbraunen Haaren. Nachdenklich zupfte diese junge Frau an ihrer Robe herum. Frau... Frau war inzwischen vielleicht das falsche Wort. Lebende Menschen nannten -Wesen- wie sie beizeiten Monster, allgemein war "etwas" wie sie als Untote bekannt, aber wie alle, die sich Fürstin Sylvanas angeschlossen hatten bevorzugte sie die Bezeichnung "Verlassene". Langsam glomm das Leuchten das seit ihrer Auferstehung die Augen ersetzte wieder auf. Ein Zeichen das ihr Blick wanderte. Sie drehte den Kopf ein wenig und blickte auf zum Thron. Ein einziges Mal war sie zu Lebzeiten hier. Damals war Lordaeron noch schön. Aber dann... "Armer Irrer...", zischte sie, das Bild des inzwischen dem Wahnsinn verfallenen Kronprinzen vor ihrem inneren Auge. Ein weiterer Seufzer entfuhr der Untoten als sie sich nach hinten fallen ließ und wieder zum Mond starrte. "Runa...?" Runa, das war der Name der Untoten, und mehr als ein kurzes "mhn?" gab sie zur Antwort vorerst nicht sich. "Ich dachte du wolltest nach Süden aufbrechen." "Booty kann warten, Felim. Die Zeppeline fliegen regelmäßig, außerdem muss ich noch Proviant kaufen..." "Du bist eine schlechte Lügnerin, Runa...", Felim schüttelte den Kopf, "..Als Magierin solltest du keine Probleme haben was Proviant angeht." Der Priester schwieg kurz, schaute zu der Magierin am Boden, renkte seinen Kiefer ein und fuhr fort: "Du kommst nur hierher wenn du deinen "hoch-philosophischen" Gedanken nachgehst. Was ist es diesmal? Denkst du wieder nach, warum wir trotz Untot essen, trinken, schlafen und diverse andere Sachen müssen? Oder sinnst du darüber nach, wie du am schnellsten dein Ansehen bei den Trollen soweit steigerst, dass sie dich endlich einen ihrer Raptoren reiten lassen?" "Eigentlich...",Runa wandte den Blick zu einem der Gänge die zum Grabmal des Königs führte, "...frage ich mich, ob der Teil von Arthas, den Frostmourne geschluckt hat, bereut was er getan hat..." Kapitel 1: ----------- "Und 2000." Zufrieden steckte Halvard den Beutel voller Goldmünzen ein, der ihm soeben von dem Händler übergeben worden wahr. Stolz ob seiner Taten die ihm dieses Mal das Gold eingebracht hatten schritt er durch die Menschenhauptstadt. "Halvard, beizeiten macht mir die Befriedigung in euren Augen wenn es um Gold geht Angst." Der Zwerg stoppte ab und schnaufte halb-gekränkt: "Wir sind beide Paladine, Miss Morgan. Wir kämpften für das Licht. Und nichts verkörpert das Licht schöner als ein paar glänzenden Goldstücke." "Oder ein Haufen Goldstücke in eurem Fall." Halvard gluckste, während seine menschliche Mit-Paladina mit den Augen rollte. Es schien dem alternden Zwerg eine gewisse Freude zu bereiten, die junge Frau zum Verzweifeln zu bringen. Wahrscheinlich lag es daran, das Halvard zu der Sorte Mann gehörte, die meinte, Frauen sollten das Heim hüten und nicht kämpften. Außerdem schien er etwas frustriert darüber, dass die beiden ihre Reise wegen ihr frühzeitig abbrechen mussten. Es sei hier erwähnt, dass der Grund darin lag, dass Morgan's Arm nach einer Unmenge Kämpfen nun im Gips lag. Die junge Kämpferin wusste wie der Zwerg an ihrer Seite dachte und knurrte kurz verstimmt, bevor beide weiter Richtung Gasthaus trotteten. Die Stunde verstrichen, und nachdem diverse Reparaturen und Einkäufe getätigt waren, saßen die beiden Paladine zusammen im Erdgeschoß des Gasthauses und ließen den Tag bei Bier und einer warmen Mahlzeit ausklingen. Halvard hatte sich zu einigen anderen Zwergen gesetzt, während Morgan ihr Ohr einer kleinen Gruppe Musiker schenkte, die ihr Können zum Besten gaben. Irgendwie war das Leben langweilig. Morgan seufzte und lies ihren Blick durch den Saal wandern. Da war eine Gruppe Priesterinnen, die amüsiert über irgend etwas schnatterten. Am Tisch neben ihnen prüften zwei Jäger ihre Bögen und unterhielten sich über das Wild auf Kalimdor. Eine Elfen-Druidin sortierte Kräuter und... Morgan stöhnte entnervt auf. In der dunkelsten Ecke saß eine Gruppe, die, so mutmaßte die Paladina aufgrund des Verhaltens, der Kleidung und des Wichtels, der hinter der Robe einer der Gestalten hervorlugte, aus Schurken, Hexenmeistern und Magiern bestand. Wenn es mehr Klischees bedurft hätte um die unter Paladinen weit verbreiteten Vorurteile zu stärken, es wäre schwer gewesen welche zu finden. In diesem Moment gesellte sich Halvard wieder zu seiner Gefährtin, inzwischen leicht angeheitert. Aber auch seine Stimmung schlug in eine Mischung aus Verachtung und etwas wie Mitleid um, als sein Blick auf die Gruppe fiel. Die beiden Paladine tauschten Blicke aus, und schließlich schnaubte Halvard, einen grade frisch gebrachten Bierkrug hebend: "Schlimm, schlimm soetwas... Nun. Es könnte schlimmer sein..." Morgan nickte: "Es könnten Untote sein..." ... - Und wo wir gerade davon reden...- ... "Au! Ruf dieses Biest zurück, du Brut einer Nachtelfe!" "Wie nennst du mich, Knochensack?!" Runa saß auf den Stufen im Innenhof der Ruinen und beobachtete seufzend wie Felim sich lautstark mit einem gerade eingetroffenen Troll zankte, nachdem dessen Hyäne Felim wohl mit ihrem Mittagessen verwechselt hatte. Für einen Priester war Felim mehr als hitzköpfig und streitsüchtig. Zum Glück kannte Runa den schwarzhaarigen Priester lange genug um zu wissen was sie tun musste. Langsam erhobt sie sich aus ihrem Schneidersitz und schritt gemächlich zu den Streitenden hinüber und verpaßte Felim einen kurzen Schlag mit der flachen Seite ihres Schwertes. "Aua!", der Priester rieb sich kleinlaut den Kopf, "Runa, auf wessen Seite stehst du eigentlich?" "Ich kenne euch beide, also auf gar keiner..." "Hälst uns Beide für daneben, was Mädchen?" Runa grinste und blickte zu dem Troll hinauf, der sein Tier inzwischen zurückgepfiffen hatte: "Du kennst mich gut, Oke.", die Magierin pausierte und verzog den Mund zu einem Lächeln, "Es ist schön dich wiederzusehen." Es kam nicht oft vor, das eine innige Freundschaft Trolle (oder sonst wen) und Verlassene verband, aber so etwas soll es ja auch geben. "Was führt dich eigentlich hierher?" Der Troll deutete auf die Nadel an seiner Weste: "Dies und jenes." Die beiden Untoten nickten verstehend. Die Aufträge der Argentumdämmerung waren mitunter der einzige Anlaß für den Rest der Horde in diese Gegend zu kommen. Außer natürlich sie kamen wegen einer weitergehenden Berufsausbildung. Aber dann waren sie auch ebenso schnell wieder weg. "Schätze die Aufzüge woll'n wieder nicht.", fuhr Oke fort und deutete auf die Ansammlung Untoter im Hof. "Yop.", erwiderte Felim und rieb sich über den bloßen Knochen am Knie, an dem die Hyäne bis eben herum gebissen hatte, "und der Gang durch die Kanäle kann inzwischen nur noch per Fledermaus durchquert werden..." "Hab's gesehen, mon. Schätz' mal eurer Banshee-Queen hat inzwischen auch genug von die ganzen "Einbrüchen", ne?" Die Magierin wiegte den Kopf hin und her, bevor sie sich genüßlich streckte und ihre Reisetasche packte: "Dann will ich mal los..." "Wohin?" "Ich und Felim reisen runter nach Booty, Perlentaucher spielen...danach reiten wir hoch nach Elwynn und ärgern ein paar Menschen." Der Trolle gickelte amüsiert: "Ärgert ma'n paar für mich mit." Kapitel 2: ----------- Sathiel beendete den Gedanken und schaute unruhig auf die Kreatur die vor ihm hockte und sich den schmerzenden Schädel rieb. Einen Hordler angreifen war in Ordnung. Einen Hordler in den Wäldern Ashenvales angreifen war in Ordnung. Denn wer weiß schon was die Vorhaben. Einen Hordler angreifen der gerade abgelenkt ist, war zwar verpönt, ging aber auch in Ordnung. Was allerdings unter Nachtelfen NICHT in Ordnung ging, war Druiden niederschlagen, auch wenn es Tauren waren. Und eben solch ein Tauren Druide hockte nun vor dem Nachtelf. Wahrscheinlich wäre der Kampf, oder eher Überfall, weitergegangen, wäre da nicht eine Gruppe Nachtelfen Druiden gewesen, von der der Schurke jetzt verachtende und tadelnde Blicke erntete. Sich jetzt in den Schatten zu verziehen hätte ihm nur mehr Ärger eingebracht. Kleinlaut tapste Sathiel vor die Taurin und verbeugte sich entschuldigend. "Ich hätte nichts anderes erwarten dürfen, wenn ich auf dem Gebiet der Nachtelfen nach Kräutern suche." Sathiel starrte die Taurin ungläubig an. Ihr Akzent war dick, aber er konnte sie deutlich verstehen. "Woher...?" "Ich habe die Sprachen der Allianz auf meinen Reisen gelernt, junger Elf.", die Taurin erhob sich langsam, taumelte allerdings. Vorsichtig stützte der Schurke sein ehemaliges Opfer ab, als die alternde Druidin sein Handgelenk umgriff. Sathiel heulte auf. "Und dies ist noch etwas, das ich auf meinen Reisen gelernt habe." Die Taurin blickte leicht verärgert zu Boden, wohin ihr Geldbeutel gefallen war, nachdem der Nachtelf ihn, bedingt durch den festen, für ihn schmerzhaften Griff der Taurin, hat fallen lassen. "Pakuna mag alt sein, mein Junge, aber sie ist nicht dumm." Mit diesen Worten ließ Pakuna den Arm des Schurken los und hob den Beutel auf. "Hey", warf Sathiel ein, während er sich das schmerzende Gelenk rieb, "Behandelt mich bitte nicht wie ein Kleinkind. Ich bin wahrscheinlich um Jahre Älter als ihr, Taurin." "Zeit und Alter sind für unsere Völker Begriffe, die für ein Volk nicht das bedeuten, was sie für das andere Volk tun." Die Taurin ließ sich zu Boden sinken und durchsuchte ihre Tasche nach einer Heilsalbe. "Salbe wird bei der Wunde die ich euch da verpasst habe nicht viel nützen, Taurin." Pakuna blickte zu dem Nachtelf und lachte kurz und herzlich als sie ihm das Döschen reichte: "Ich bin selbst eine Heilerin, Junge. Die Salbe ist für euer Handgelenk." Vorsichtig strich sich Sathiel die Salbe auf die pochende Stelle, während die Taurin in leichte Meditation versankt und einige Formeln murmelte. Augenblicke später hatte sich die Wunde an ihrem Kopf geschlossen, und Sathiel wunderte sich zum wiederholten Male über die Heilkunst von Druiden und Priestern. "Hier.", sprach er, und reichte die Dose herrüber. "Behaltet die Salbe, Junge. Ich habe noch genug Mittel in meiner Tasche um mehr oder minder unversehrt nach Ratchet zu gelangen." "Ihr wollt nach Booty Bay übersetzen, nicht wahr?" Pakuna nickte und packte ihre Reisetasche zusammen. "Naja.", Sathiel kratze sich verlegen am Hinterkopf, "Dorthin bin ich auch unterwegs. Ich könnte euch zur Wiedergutmachung begleiten." Wieder nickte die Taurin und lächelte dankbar, auch wenn sie dem Schurken nicht wirklich vertrauen wollte. --- "Wie könnte ihr unheiligen Bestien es überhaupt wagen, auch nur einen Schritt auf diesem reinen Boden zu tun? Im Namen des heiligen Lichts werden wir euch eurer gerechten Strafe zuführen!" Felim musterte den Zwerg der soeben gesprochen hatte, ließ den Blick erst zu der Paladina wandern, die noch auf ihrem Pferd saß und dann zu seiner Begleiterin, die genauso unbeeindruckt wie er war. Der Zwerg hob seine Waffe zum Angriff und wollte gerade eben diesen auf die beiden Untoten eröffnen als... *Mäh* Runa kicherte und wandte sich wieder um, um weiter nach Brennholz zu suchen. Morgan betrachtete währenddessen ihren zum Schaf transformierten Begleiter und schüttelte den Kopf. Dann blickte sie zu den beiden Untoten. Ein Priester und eine Magierin... Die junge Paladina kannte ihre Pflichten, aber sie wußte, dass selbst die trainiertesten Paladine gegen ein eingespieltes Team aus Magier und Priester schlechte Karten hatten... außer sie kamen mit mehr als 3 Leuten. Außerdem hatte Morgan keine Lust durch einen Möglichen Furcht-Fluch des Priesters im nahen Bach zu landen. Halvard hatte sich inzwischen zurückverwandelt und wollte erneut angreifen, als seine Begleiterin ihn zurückpfiff: "Lasst es gut sein, Halvard." Ungläubig starrte der Zwerg die junge Frau an, die immer noch keine Anstände gemacht hatte vom Pferd zu steigen: "Ihr bringt mit eurem Verhalten Schande über uns Krieger des Lichts, Miss Morgan. Unsere Aufgabe ist es, die Allianz vor allen Gefahren und Bedrohungen zu schützen." "Zwei Untote, die einige Wölfe von euren Dörfern fernhalten, und sei es um den Reiseproviant aufzufüllen, sind eine Gefahr für eure Allianz, Zwerg?" Felim hatte eine kleine Mulde ausgehoben, als Grundbasis für ein Lagerfeuer, während Runa, immer noch unbeeindruckt, Holz zusammenschichtetet. Ungläubig blickte Morgan und Halvard zu dem untoten Priester. "Ihr...ihr könnt unsere Sprache?", brachte Halvard schließlich mühsam über die Lippen. "Natürlich...", raunte Felim verständnislos. "Aber ihr seit die Ausgeburt des Bösen. Wandelnde Leichen und..." "...sollten daher gar nicht sprechen können?", unterbrach Runa den Satz der anderen Frau, "Hör mal, Herzchen. Erstens, waren wir auch mal Menschen, zweitens sind wir nicht dumm. Und Sprachen lernen ist wahrlich nicht die schwerste Aufgabe, grade wenn man die betreffende Sprache schon mal gesprochen hat. Und drittens, sind wir nicht die Ausgeburt des Bösen." Morgan und Halvard tauschten Blicke aus, als Halvard, nicht unbeeindruckt, antwortete: "Nichtsdestotrotz seit ihr Untote. Geschöpfe der Geißel." Böser Fehler... "Geschöpfe der Geißel, Zwerg?! DER GEISSEL?!", die Magierin keifte und griff Halvard am Kragen, "Wie kannst du es wagen die Verlassenen mit diesem Gesocks in eine Schublade zu stecken?! Wie kannst du es wagen uns mit diesen blutrünstigen, besessenen Kreaturen ohne Ehre und Verstand zu vergleichen?! Nur weil ich Briefe an Rivendare schreibe gehör' ich noch lange nicht zu diesem Deppenverein...! Dir werd ich Benehmen beibringen!" Nur einen Augenschlag später gab es einen Knall und der Zwergenpaladin wurde nach hinten geschleudert. Es gibt Wesen auf der Welt, mit denen man sich besser nicht anlegt, wenn man merkt, das die eigenen Begleiter sich aus einem Kampf raushalten werden. Dazu zählen Dämonenlords, der Lich-König, Onyxia und wütende Frauen. Mit Letzterem hatte Halvard es nun zu tun... Kapitel 3: ----------- Die Nacht war hereingebrochen und ein Lagerfeuer flackerte mitten in den nebligen Wäldern von Duskwood. "Solch eine Schande. Ihr könnt doch nicht einfach etwas mit solchen Bestien vereinbaren, Miss Morgan ... autsch..." Was Morgan, die gerade ihren Kameraden verarztetet, getan hatte war folgendes: Nachdem der Kampf zwischen dem zwergischen Paladin und der untoten Magierin im Gange war, hatte Morgan, fest an den Sieg Halvards glaubend, mit Felim abgemacht, dass, sollte Runa als Siegerin aus dem Gefecht hervorgehen, der Priester mit seiner Reisegefährtin unbehelligt nach Stranglethorn zurückreisen dürfte. Was die junge Paladina dabei nicht bedacht hatte, war, dass ein Paladin quasi hilflos ist, sobald ihm das Mana ausgeht... Wenn sich dann auch noch herausstellt, dass der Gegner des Paladins Ingenieur ist.... Morgan seufzte bei dem Gedanken. "Versprechen ist Versprechen, egal wem gegenüber man es gegeben hat." Halvard knurrte böse ob dieser Worte. Er selbst hatte Morgan diesen Satz immer wieder eingetrichtert. So saßen die vier nun bei widerwilligem Waffenstillstand ums Lagerfeuer. Runa war in Meditation versunken, während Felim mehr oder minder interessiert die Heilzauber der Paladina verfolgte. Währen um diese Uhrzeit andere Reisende vorbeigekommen, die beiden Paladine wären vor Scham im Boden versunken. Ein Blick auf die Untoten verriet Morgan wie Halvard, dass ihnen dieser Umstand wohl bekannt war. Felim kicherte und erzählte der Magierin irgendetwas in einer Sprache die Morgan nicht kannte. Zum ersten Mal hörte die junge Frau einen Untoten amüsiert glucksen. Für den nächsten Gedanken hätte Morgan sich am liebsten geohrfeigt. Im Bruchteil einer Sekunde waren ihr die beiden wandelnden Leichen nämlich sympathisch gewesen. Aber es stimmte. Diese Art Untote hob sich wirklich von anderen ab. Runa, die Magierin, erinnerte sich Morgan, hatte kurz nach dem Kampf die Untoten wie in einer Schullektion in drei Gruppen unterteilt: Verlassene, Freie Untote und die Geißel. Und in jeder dieser Gruppen gab es noch einmal Unterteilungen. Morgan kaute auf ihren rotblonden Locken herum, eine dumme Angewohnheit die sie wohl nie loswerden würde. Wenn sie alles richtig verstanden hatte, zählten diese beiden zu der "Neuen Generation" der Verlassenen. Untote, die der ehemaligen Waldläufer-Generälin Sylvanas Windrunner treu ergeben waren, allerdings doch eher das Ziel verfolgten, eine gemeinsame Lösung für alle freien Völker zu finden. Oder so.... Es widersprach auf jeden Fall allem was Morgan über Untote gelernt hatte. Ein Zischen riss Morgan aus ihren Gedanken. "Macht euch bereit.", flüsterte Felim, der, seine Kampfstab fest umklammert, aufgesprungen war. "Was ist?", Halvard raunte entnervt zurück. "Leise, Zwerg.", der Blick des Priesters hafteten am Buschwerk rund um das kleine Lager. Auch die Magierin hatte ihre Waffe gezogen und starrte ins Dunkel. "Wie weit sind wir vom nächsten Friedhof entfernt?" "Könnt ihr Untoten nicht im Freien schlafen?" Halvard hob misstrauisch die Brauen, aber der schwarzhaarige Untote funkelte ihn nur böse an: "Schon..." "...Aber die werden uns nicht lassen!", krächzte Runa und schleuderte einen Feuerball auf den ersten Ghul der aus dem Buschwerk auf sie zu sprang. ... Pakuna saß am Kai und lauschte den Wellen. Aus der Taverne drangen gerade zu dieser Uhrzeit laute Stimmen. All das Gegröle und die aus zu viel Alkohol resultierenden Obszönitäten und Schlägereien waren nichts für die Taurin. Sie lauschte lieber dem Gesang der Wellen und des Windes, der die salzige Seeluft zu ihr trug. Plötzlich blitzten ihre Augen auf. Da war noch etwas anderes im Wind. Die alte Druidin versuchte sich zu konzentrieren. "Was tusht du da, alte Taurin?" Deutlich angeheitert torkelte Sathiel den Weg herunter, schaffte es aber trotzdem irgendwie, nicht im Wasser zu landen. "Ich lausche was der Wind mir zu berichten hat, und welche Lieder die Wellen singen." "Und da shagen die, isch wär' be...betrunk'n...hic..." Pakuna rutschte wenig angetan von dem Nachtelfen zur Seite, als Sathiel sich neben sie plumpsen lies. Dieser grollte ein wenig verstimmt, beschloß aber, einfach stillschweigend sitzen zu bleiben. Es ist sicher nicht schwer zu erraten, dass ihm dieses schon nach kurzer Zeit zu langweilig wurde und er sich mit einiger Mühe wieder erhob um seinen Charme bei einigen jungen Damen, die gerade erst eingetroffen waren, spielen zu lassen. Die Taurin genoß die neu gewonnene Ruhe sichtlich und konzentrierte sich wieder. Der Wind war schwächer geworden, trotzdem sprach er klarer zu der Druidin als zuvor. Pakuna griff vorahnend ihren Stab. "ALARM!", hallte es plötzlich durch die Hafenstadt. In Sekunden schien die ganze Stadt wieder nüchtern und auf den Beinen. In dem Moment durchschlug auch schon die erste Kanonenkugel eines der hölzernen Gebäude. "ES SIND DIE BLUTSEGEL!", drang es wütend an das Ohr der Taurin. Sie wandte den Blick kurz in die Richtung während sie näher ans Festland lief und erspähte einen Trupp Goblins der zu den Kanonen über der Stadt rannte. Plötzlich fiel ein Schuß aus der Dunkelheit und einer der Goblins ging zu Boden. Erst jetzt sah man; vorausgesetzt man hatte gute Augen; die kleinen Ruderboote von denen aus weitere Piraten die Leute an Land mit Musketen unter Beschuß nahmen. Doch der Pirat der geschossen hatte kam gar nicht mehr dazu nach zu laden, als das Boot auf dem er sich befand von den Wucherwurzeln einiger anwesender Druiden unter Wasser gezerrt wurde. Pakuna nickte zufrieden als die anderen Ruderboote auf dem gleichen Weg versenkt wurden, und lächelte der Gruppe Hexenmeister zu, deren Dämonenaugen die Position der Blutsegel angegeben hatte. Blieb nur noch das größere Problem. Die Stadt stand immer noch unter Kanonenbeschuß, und es mochte noch etwas dauern bis Gegenfeuer eröffnet werden konnte. "Wisst ihr, dass ich es hasse, wenn man von einem Kampf in den nächsten flüchtet?!" "Wir sind nicht geflüchtet, Felim, wir haben nur einen taktischen Rückzug nach vorn gewagt..." Die alte Taurin drehte sich zum Eingang der Stadt um und erblickte eine etwas seltsame Gruppe, bestehend aus zwei Untoten und zwei Paladinen, einem Zwerg und einer jungen Frau, wobei einer der Untoten sich, offensichtlich verletzt, auf die Schulter der Paladine stützte. "RUNTER!" Pakuna erkannte erst, dass die Warnung der weiblichen Untoten der Gruppe ihr galt, als ein Feuerball an ihr vorbei zischte und einen weiteren Blutsegel-Piraten, der grade im Begriff war, die Taurin niederzuschlagen, im Hafenbecken versengte. Langsam aber sicher wurde Booty Bay von den Feuerzaubern der anwesenden Magier und Hexer erhellt. Dann, endlich gab es einen Riesenknall und eine von Booty Bay kommende Kugel versenkte eines der drei Schiffe, die die Stadt immer noch unter Beschuß nahmen. ... Der Spuk war eben so schnell vorbei wie er begonnen hatte. Die kleineren Brände waren schnell gelöscht, und überall rotteten sich Gruppen von Heilern zusammen, um die Verletzten zu versorgen. "Das war knapp, Taurin. Kerlen wie den Blutsegeln solltet ihr nie den Rücken zukehren." Die Untote von zuvor stand bei Pakuna und erkundigte sich in der *einzigartigen* Weise der Verlassenen nach dem Befinden der Druidin. "Ihr braucht den Finger nicht derart tadelnd schwenken, Kind.", Pakuna richtete sich wieder auf und klopfte den Staub von ihrer Robe, "Ihr seit wahrlich nicht unschuldig daran, das ich stand und starrte, statt ein wachsames Auge auf die Geschehnisse zu haben." Runa blinzelte erstaunt und wandte den Blick dann zu ihrer Gruppe: "Ach, ihr meint wegen den beiden Allianzlern?" Die Taurin nickte bedächtigt: "Man sieht solche Gruppen nicht alltäglich. Ich glaube sogar ihr seit die erste derartige Gruppe." Pakuna schaute zu der Magierin, die bei diesen Worten angefangen hatte zu grinsen. "Ein wahres Wort, Taurin. Es ist aber nichts weiter als eine Art...Zweckgemeinschaft." "Oder Zwangsgemeinschaft...", warf der andere Untote ein. Die Magierin nickte mit einem breiten Grinsen: "Naja, wollen wir doch mal sehen, ob die Taverne noch steht." Nun war es an der Taurin zu lächeln, als sie hörte, wie die Untote bei dem letzten Satz plötzlich von Orcisch zu Gemeinsprache wechselte. "Kommt doch mit uns, Taurin.", wurde Pakuna herangewinkt. Die alte Druidin verbeugte sich kurz und folgte der Gruppe in die Taverne, die betrieben wurde, als hätte der Angriff gar nicht stattgefunden. Es ist ja bekannt, das Bier die Zunge lockert... Und was solch ein unüberlegt hervorgebrabbeltes Wort alles mit sich bringen kann, sollte sich erst noch zeigen... Kapitel 4: ----------- "Tshum Wohl, meine Herschzchen!" Einen Fuß auf den Tisch gestemmt, den anderen auf dem Stuhl hob Runa das Glas in die Höhe. Ihr zwölftes mittlerweile. "Ich dachte immer, um betrunken zu werden, bedarf es innerer Organe..." "Wer sagt, das wir Untote keine inneren Organe mehr haben?" Felim und Morgan hatten sich zusammen mit der Taurin Pakuna entschlossen, dem, sich aus dem erneuten Sieg über die Blutsegel-Piraten ergebenen, Saufgelage mehr oder minder fernzubleiben. So saßen das Trio auf der zweiten Etage der Taverne und schaute ein wenig genervt hinunter zu den anderen Anwesenden. "Die Seuche hat seltsame Auswirkungen auf den Organismus.", fuhr der Priester fort, "Fragt aber nicht welche....es gibt zu viele." Morgan nickte und merkte wie der Untote sie eingehend musterte: "Was ist?" "Ich habe im Moment genau zwei Fragen an euch: Erstens, warum heilt ihr euren Arm nicht? Und zweitens, ihr wart doch früher mal etwas anderes als Paladina, oder?" Mit einem Seufzen strich die junge Frau sich die Haare aus dem Gesicht und nickte: "Den Arm lasse ich lieber auf natürlichem Wege verheilen, weil Halvard sonst sofort wieder losziehen wollte, nur um an mehr Gold zu kommen. Und zur zweiten Frage, ja, ich war früher was anderes." "Eine kleine Diebin, nicht wahr?" Felim grinste als die Paladina ihn verblüfft anstarrte. "Wusst ich's doch.", triumphierte er, "Glaubt mir, ihr seit bei weitem nicht der erste Fall... Was meint ihr, warum ich Priester bin." "Hat man euch auch vor die Wahl gestellt nachdem man euch erwischt hatte?" Ein Knurren und ein Nicken folgten von Seiten des Priesters: "Ich war zwar nur ein Faullenzer und Vagabund, aber trotzdem..." "Und woher wusstet ihr, das ich nicht immer zu einem Paladin-Orden gehörte?", unterbrach Morgan. "Naja...ihr seit offener gegenüber anderen..." Felim fuchtelte ein wenig mit den Händen und Morgan lachte, als sie die Geste erkannte: "Ihr habt nur ins Blaue geraten, oder?" Hätte der Priester noch Blut im Körper gehabt, er wäre rot geworden. "Für einen Untoten scheint ihr ganz in Ordnung." "Und ihr für eine Paladina, Miss..." Ein leicht verlegenes Grinsen huschte über das blasse Gesicht des Priesters. Erst jetzt merkte er, dass man sich noch gar nicht vorgestellt hatte. Er hatte mitbekommen, wie der Zwerg die junge Frau *Miss Morgan* nannte, mehr wusste er aber nicht. "Morgan March.", stellte die Paladina sich kurz und bündig vor. "Felim Benjamin.", nickte Felim ebend so kurz, "Die Magierin heißt mit vollem Namen Rosalíne Winters, nennen tun wir sie aber Runa. Fragt bitte nicht wie wir von Rosalíne auf Runa gekommen sind...." Wieder kicherte Morgan amüsiert und wandte sich zu der Taurin, die sich inzwischen ausgeschlossen vorkommen musste: "Und ihr?" Pakuna schreckte aus einer leichten Tagträumerei hoch und blickte die Frau zu ihrer Rechten verwundert an. "Wie lautet euer Namen, Taurin?" "Pakuna.... Pakuna Bloodmoon.", antwortete die Gefragte ein wenig überrumpelt. "Bloodmoon", sinnierte Felim, "Komischer Name für eine Taurin....Find ich..." Die Druidin wollte antworten als lautes Gebrüll die Aufmerksamkeit wieder auf die Gruppe im unteren Geschoß lenkte. "...un' isch bin mir tschu gansh viel'n Protschent sischer! Man KANN die Dscheele shogar aush dem Ding rauschhol'n.....naja.... ne kopie könnt man machen.....hic!" Mit diesen Worten kippte ein gnomischer Hexenmeister nach vorne über und *entschied* sich, seinen Rausch gleich auf dem Fussboden der Taverne auszuschlafen. "Wenn man dash kann dann mach isch dash auch!", grölte Runa siegessicher über irgend etwas, und schwang ihr Bierglas, "Für die Verlashschennen!" Felim seufzte... Er wusste ganz genau wie es seiner Freundin am nächsten Morgen gehen würde. Würde sich jetzt einschlafen würde sie, trotz Hirnlosigkeit, einen furchtbaren Kater haben. Wenn nicht, würde sie Felim gleich, trotz ihres Zustandes, aus der Taverne schleifen und Segel zu einer neuen Kamikaze-Aktion setzen. Mit ein wenig Verzweiflung dachte er zurück an Aktionen wie die -Versuchte Rückeroberung Stratholmes mit nur zwei Mann- oder der -Nudisten Sturm auf's Kloster-...okay....letzteres war irgendwie ganz lustig. In diesem Moment torkelte die Magierin an dem Trio vorbei: "Ish geh schlafen. Felim mein guter, morgen ham wir viiiel vor...hic!" "Runa, was hast du vor, und vorüber habt ihr geredet?" "Der Gnom hat unsh gedscheigt wie man Kopien von Dscheelen aus sachen tshiet, die eigen'lisch keine Dscheele hab'n..." Der Priester murrte sichtlich unbegeistert, konnte sich die Frage aber nicht verkneifen: "Und aus was hast du vor eine Seele zu ziehen?" Die Magierin lehnte grinsend im Türrahmen ihres Zimmers: "Froshtmourne...hic!" Kapitel 5: ----------- "Wie viele?" "Nur zwei, Herr." Während die Frage wie ein dumpfes Grollen kam, war die Antwort ein zischendes Flüstern. "Wollt ihr wirklich etwas auf das Gebabbel einer Betrunkenen geben, Mylord?", erhob sich eine dritte Stimme. "Betrunken genug solch einen Plan zu fassen. Nüchtern genug um die Möglichkeit zu sehen." "Ich verstehe, Mylord. Soll jemand geschickt werden?" "Nein.", Ein dunkler, breiter Schatten erhob sich, "Ich werde persönlich einen Blick auf die Lage werfen..." -- Tageslicht.... Runa verfluchte die Person, die Schuld daran war, das Alkohol oft so gut schmeckte. Sie stöhnte und zog sich die Decke über den Kopf. "Guten Morgen, Schlafmütze.", flüsterte Felim in einem foppenden Singsang. "Lass mich schlafen, Priester.", murrte die Magierin unter der leichten Sommerdecke hervor. "Wann wirst du lernen, dass du trotz Tod immer noch einen Kater vom Saufen kriegen kannst?" Runa knurrte nur genervt und lugte unter der Decke hervor. Felim stellte gerade ein Tablet mit einem Teller Salzheringe und einem kalten Tuch ab, zog die Vorhänge zu und setzte sich aufs andere Ende des Bettes. "Danke, Felim...." Etwas benommen kaute die Untote auf einem der Fische herum. Auch wenn der Priester streitsüchtig und ein Schwerenöter war, er hatte ein gutes Herz....naja....oder wie auch immer man das bei einer wandelnden Leiche nennen sollte. "Ich bin froh, dass du doch noch schlafen gegangen bist, Runa.", murmelte er schließlich. "Wieso? Glaubst du etwa, ich hab das was ich gestern sagte nicht ernst gemeint?" Felim starrte seine Begleiterin nur an. "Runa....bist du dir überhaupt bewusst was du gestern zusammen gelallt hast?" Runa begegnete dem flehenden Blick des Priesters mit einem Nicken. "A-aber ist dir klar mit wem du dich da anlegen willst?!" Wieder nickte die Magierin: "Falls es dir nicht aufgefallen ist, Felim... Die Vereinigung mit Arthas scheint dem Lich-König eher geschadet als gutgetan zu haben. So mächtig ist der nicht mehr." "Du überschätzt deine Fähigkeiten, Runa..." "Wenn du hierbleiben willst, bitte...." Felim schaute auf als seine Freundin schnaubte. Sein Blick traf ihren, und obwohl statt der Augen ein gleichmäßiges Leuchten in den Höhlen glimmte, konnte er genau sehen, wie ernst der jungen Untoten ihr vorhaben war. Vorsichtig rutschte er näher an die Magierin heran: "Runa, du weißt, dass ich dich gern habe. Und ich mache mir auch Sorgen um dich. Und wenn du wirklich nach Northrend aufbrichst, läufst du direkt in dein Verderben. Das kann und will ich nicht zulassen." "Felim...", Runa legte ihre Hand auf seine, "Ich laufe doch nicht ins Verderben. Es gibt zwei mögliche Ausgänge: Entweder das, was ich vorhabe funktioniert oder es funktioniert nicht und ich sterbe endgültig und wäre frei für einen kompletten Neuanfang. Du weißt, wer erst einmal seinen freien Willen zurück hat, lässt ihn sich nicht wieder nehmen." Der Priester nickte. Er wusste ganz genau, dass bisher noch keiner der Verlassenen wieder unter die Kontrolle des Lich-König gefallen ist. Sicher es gab einige, die es aus irgendeinem dummen Grund weiterhin vorzogen, trotz freiem Willen auf Seiten der Geißel zu kämpfen; aber die Stimme war nicht mehr in ihren Köpfen und Verräter gab es überall. Leicht verwirrt strich sich Felim durch die Haare und seufzte: "Kurier du erst mal deinen Kater aus. Dann sehen wir weiter." Ein zufriedenes Lächeln huschte über Runas Gesicht als Felim das Zimmer wieder verließ. Das Risiko war mehr als groß, und Erfolg zu haben war sehr, sehr unwahrscheinlich. Aber genau das reizte Runa an solchen Aktionen. "Sagt mir, Priester...", erklang Morgans Stimme hinter Felim als dieser die Tür schloß, "...Sprach die Magierin gestern wirklich von der verfluchten Runenklinge?" Felim seufzte erneut: "Ja...leider..." Ein Räuspern erklang hinter Morgan: "Wenn dem so ist, werden wir euch nach Northrend begleiten." Der Priester schaute ein wenig angeekelt auf den Zwergenpaladin. Morgan zuckte unschuldig mit den Schultern. Beide wussten, dass Halvard die beiden Untoten nur aus einem Grund begleiten würde: Der Ruhm und das damit verbundene Gold, sollte es gelingen den Lich-König zu schlagen. "Wieviel habt ihr ihm erzählt?", flüsterte Felim. "Es ist mir rausgerutscht...", zischte Morgan zurück. Ihr schien das ganze peinlich. Sie war schon immer ein furchtbares Plappermaul gewesen. Und auch wenn es gegen den gemeinsamen Feind ging...es wäre ihr lieber gewesen wenn sie und Halvard nicht mit dabei sein müssten... es wäre ihr lieber gewesen, wenn die zwei Untoten Halvard nicht dabei haben müssten. Aber sie kannte ihren Mentor auch gut genug um zu wissen, dass er sich nicht umstimmen lassen würde. Egal welche Argumente jemand auffahren würde. "Der Zwerg kommt nicht mit!", jaulte es plötzlich aus Runas Zimmer. "Und ob ich mitkomme, du Monster.", schnaufte Halvard der geschlossenen Türe entgegen. Mit verzogener Mine öffnete Runa schließlich die Tür: "Und aus welchem Grund wollt ihr uns plötzlich helfen, Zwerg?" Es war ihr und allen anderen klar, dass Halvard darauf keine Antwort geben konnte, die ihn nicht in Verlegenheit gebracht hätte. Es folgte schweigen. "Na gut...", stöhnte die Magierin schließlich entnervt, "...Kommt halt mit....haben wir am Ende zwei Paladine weniger auf Azeroth...." Wortlos schnappte sie sich ihren Reiserucksack und stampfte die Treppe hinunter, durch die Hafenstadt und hinaus in den Dschungel. Die anderen dicht hinter ihr, allerdings tat Felim sein Bestes, um einen gewissen Sicherheitsabstand zu wahren. "Wenn wir Glück haben, werdet ihr schon in Grom'Gol aufgespießt." Trotz des Mutes den man Paladinen nachsagt, zuckten Morgan und Halvard deutlich vor dem Grollen der Magierin zurück. Es war Morgan die sich schließlich zu fragen traute: "Das ist das Lager der Horde hier in Stranglethorn, oder? Was wollte ihr da?" "Mit dem Zeppelin nach Undercity.", gab Runa kurz und bündig zurück, "Ich muss noch etwas nachlesen, bevor wir nach Northrend aufbrechen. Wir werden garantiert irgendein Hilfsmittel brauchen, um eine Seele aus dem Ding zu ziehen..." "Als ob ihr Monster auch nur ein Buch hättet, in dem die Antwort stehen könnte." Runa blieb stehen und drehte sich mit einem genervten Knurren zu Halvard um, der eben gesprochen hatte. "Habt ihr eines?" Halvard lächelte siegessicher: "Ich nicht. Aber die Bibliothek in Ironforge bestimmt. Zu dumm, dass man Monster wie euch schon an den Toren erschlagen würde. Ihr seht, nur die Allianz verfügt über das Wissen und die Möglichkeiten solch einen Plan durchzuführen." "Blah...blah..." Ein leises Kichern von Felims Seite begleitete diese Antwort seiner Begleiterin. "Naja...", die Magierin streckte sich schließlich genüßlich, trat hinter die beiden Paladine und legte ihne mit breitem Grinsen jeweils einen Arm um die Schulter, "Wie schön, dass wir zwei Allianzler haben, die uns mit Freuden den Weg zu diesem Wissen und den Möglichkeiten frei machen werden..." Kapitel 6: ----------- "Bitte, ihr müsst ruhig liegenbleiben, junger Freund.", Behutsam hob Pakuna die herabgefallenen Steine von dem blonden Untoten vor ihr, "Ihr gehört doch zu den Apothekern von Undercity? Was führt euch bis in den Dschungel von Stranglethorn?" Der Untote, den seine Kleidung als zu der Apotheker-Vereinigung gehörend auswies, stöhnte sanft: "Kräuter und Nachforschungen bezüglich diverser Dschungelkrankheiten, Taurin... Ich hab nicht auf den Weg geachtet und bin mitsamt der Felsen den Abhang hinunter." Die alte Druidin nickte: "Könnt ihr aufstehen?" "Ich weiß nicht..." Mühsam zog sich der Jung-Apotheker an seinem Stab in eine sitzende Position und rieb sich den Knöchel. Untot hin oder her, Schmerzen waren immer noch da. "Au..." "Wie absurd es klingen mag, junger Freund. Ihr scheint euch den Knöchel verstaucht zu haben." Ungläubig blinzelten der Untote hinter mehreren hellblonden Strähnen hervor: "Aber..." "Ihr seit untot, ich weiß. Aber ihr könnt euch immer noch verletzen.", Pakuna legte einen leichten Heilzauber und einen Verband um den verletzen Knöchel und erhob sich wieder, "Ich bin sofort wieder zurück. Alleine kann ich euch leider nicht aus der Grube heben." Die alte Taurin kletterte zurück auf den Dschungelpfad und beeilte sich nach Hilfe zu suchen. Sie wusste wohl um die Tiere des Urwaldes, die nicht zögern würden den verletzen Apotheker endgültig zu zerreißen. Hastig blickte sie sich um und lauschte, als sie schließlich eine Gruppe Stimmen hörte, die laut miteinander stritten. "Erwartet ihr etwa, dass wir euch helfen werden in Ironforge einzubrechen?" "Es war doch eure Idee, Zwerg." Pakuna beobachtete wie die Magierin vom Vortag und der Paladin, der mit ihr gekommen war, über irgendetwas argumentierten, dass offensichtlich mit Ironforge zu tun hatte. Runa hatte sich dabei auf die Zehenspitzen gestellt, um den Zwerg etwas weiter zu überragen als ihre normale Größe von etwa 1, 60 m es zuließ. "Verzeiht...", zögert erhob die Taurin die Stimme um auf sich aufmerksam zu machen. Es brauchte einige Versuche, bis die Gruppe sie schließlich bemerkte. "Pakuna...", bemerkte Felim doch leicht überrascht. "Sagtet ihr nicht, ihr wolltet nach Durotar zurückreisen, Taurin?", führte Morgan den Satz des Priesters weiter. Ein kurzes Nicken kam von der Druidin und sie deutete in Richtung des Horde-Lagers: "Ich war auf dem Weg zum Zeppelin seit die Schiffe die nächsten Tage nicht mehr fahren werden. Ich benötige Hilfe. Auf meinem Weg fand ich am Fuße eines Abhanges einen verletzten Jung-Apotheker." Runa und ihr Kompagnon tauschten verblüffte Blicke aus. "Einer von unseren?", fragte die Magierin schließlich. Pakuna nickte nur. ... "Wie's aussieht, müssen wir doch noch hier bleiben." Mit diesen Worten ließ Felim sich ins Gras fallen, nachdem die Gruppe den Verletzen wieder auf den Pfad gehievt hatten. "Sogar zum Blumen pflücken seit ihr Monster zu dumm... Ich frage mich wirklich, wie ihr es überhaupt schafft IRGENDJEMANDEN Paroli zu bie....mäh..." Runa knurrte genervt, die Hand immer noch nach dem Wirken des Zaubers gehoben. Morgan hingegen schaute mit einem leichten Grinsen zu ihrem erneut zum Schaf gewordenen Mentor. "Kennt ihr die beiden?" "Mehr oder minder..." Felim machte sich einige Mühen, die Frage des Blondschopfes in Orcish zu beantworten. Wenn der Priester eines war, dann faul....auch wenn es nur darum ging von einer Sprache in eine andere zu wechseln. Inzwischen ließ Runas Verwandlungszauber nach und Halvard saß am Boden und hielt sich den Kopf. Nicht das ein Verwandlungszauber Kopfschmerzen oder Schwindelgefühle verursacht. Diese Faktoren rührten daher, dass Morgan ihrem Begleiter eine Kopfnuss verpasst hatte, als er Runa angreifen wollte. Und Kopfnüsse, die mit Kriegshämmern verabreicht werden, schmerzen trotz Helm besonders. "Ihr könnt im Moment ruhig Gemeinsprache reden, wenn ihr sie beherrscht...Die Zwei quatschen nichts aus...." Der Apotheker nickte der Untoten zu und drehte sich zur Taurin: "Nochmals Danke für die Hilfe." "Das war doch selbstverständlich, junger Freund." Der Blonde lächelte leicht beschämt und wandte sich wieder an die beiden anderen Untoten: "Könnt ihr mich zurück nach Undercity bringen?" Wider allen Erwartens schüttelte sowohl Felim als auch Runa den Kopf. "Wir werden euch nach Booty Bay bringen, und da kuriert ihr euren Knöchel aus.", begann Runa, den Zeigefinger tadelnd schwenkend. Der junge Untote legte den Kopf zur Seite und blickte die nicht viel älter erscheinende Magierin verwirrt an: "Aber..." "Nichts aber...Kommt mir jetzt bitte nicht mit Heilzauber und so weiter. Ich weiß, dass solche Verletzungen auch bei uns ganz natürlich heilen. Also nehmt euch die Zeit..." "Was Runa sagen will ist.... Seit froh, dass ihr einen Vorwand habt, nicht arbeiten zu müssen." Runa zeigte sich ein wenig gekränkt von Felims Worten, machte aber nur ein paar murrende Geräusche. Ein paar Augenblicke herrschte Stille, bis ihr schließlich etwas auffiel: "Wie heißt ihr eigentlich?" "Eh...?", der Blondschopf stützte sich inzwischen mit seinem Kampfstab ab, blickte Runa nun aber ein wenig überrumpelt an. "Habt ihr euren Namen vergessen?" Wieder blinzelte der Apotheker die Magierin an, wischte sich dann aber mit einer Hand die Strähnen aus dem Gesicht: "Mulligan....Ich heiße Mulligan." Runa grinste: "Nett..." "Ich...", Mulligan zuckte zurück, "Ich hoffe, ich halte euch nicht bei irgendwas auf." "Ach...", die Magierin schmunzelte freundlicher und wandte sich zum Rückweg in die Hafenstadt, "Eigentlich schon, aber, der Typ den wir im nachhinein besuchen wollen läuft uns eh nicht weg. Jetzt geht's erst mal wieder nach Booty." "Wen wolltet ihr denn besuchen, Miss?" "Ich gebe euch einen Tip, Mulligan.", flötete Runa während die Gruppe voranschritt, "Er ist fies, hinterhältig und wo er wohnt ist ungemein schlecht geheizt." Kapitel 7: ----------- "Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen.....Ihr seit wahn-sin-nig!" Inzwischen war die Gruppe wieder in Booty Bay eingetroffen und Mulligan, den es nicht wirklich kümmerte, dass er sich zum inzwischen siebzehnten Mal wiederholte, war versorgt. "Das sagtest du schon...Wir erzählen es dir auch nur weil wir jemanden brauchen können, der sich mit den Kampfeinheiten der Geißel auskennt..." Der Apotheker seufzte und blickte zu der Magierin am Nebentisch. *Sie ist entweder sehr mutig, oder ungemein dumm...*, ging es ihm dabei durch den Kopf. Erneut ließ er seine Augen über die Gruppe wandern mit der er hergekommen war. Da war die alte Tauren-Druidin, die ihn gefunden hatte. Zwei Abenteurer, die so gar nicht ins Bild passten: Die beiden Paladine, eine Menschen Frau und ein Zwerg, mit dem die Magierin während des gesamten Weges gestritten hatte. Und dann waren da noch die zwei anderen Untoten, ein Priester und eben jene Magierin. Wäre er als normaler Besucher in die Taverne gekommen, er hätte sich bei der Gruppe wohl nichts besonderes Gedacht. Niemand hätte das. Aber nun da er wusste, was die Fünf vorhatten, konnte er sie nur für schlichtweg durchgedreht erklären. Jeder hätte das. Oder wie sollte man jemanden bezeichnen, der den Plan gefaßt hatte, sich ausgerechnet mit dem Lich-König anzulegen. Und das mit nur vier Kumpanen im Schlepptau? Naja....Zwei Kumpanen und zwei Paladinen.... "Wir müssen aber so oder so nach Möglichkeiten suchen.", unterbrach Runa plötzlich die in der Gruppe herrschende Stille. "Aber nicht in Ironforge, du unheiliges Biest." Runa hob die Braue und grinste den Zwerg giftig an: "Danke, dass ihr mich nicht mehr Monster nennt, Zwerg.", sie erhob sich von ihrem Stuhl und verschränkte die Arme, "Ich persönlich wollte in Undercity nachschauen...aber ihr meintet ja, in Ironforge wären die Chancen etwas zu finden höher. Also gehen wir dort hin." "-WIR- gehen nirgendwo hin, ist das klar?!" "Halvard...", Morgan winkte , dem Versuch, ihren Mentor zu beruhigen erlegen, mit der unverletzten Hand. Sie hatte wirklich keine Lust sich mit den Wachen der Stadt anzulegen, sollte der zwergische Paladin der Untoten an die Gurgel gehen. "Schweigt, Miss Morgan. Das ist etwas zwischen mir und diesem Monster." "Jetzt fängt der wieder an...", Runa stöhnte genervt auf und musterte den Zwerg erneut. Die Zornesröte stand ihm im Gesicht und lies dieses beinahe nahtlos mit seinem Bart verschmelzen. Es sah schon irgendwie amüsant aus. "Und wenn ich keine Lust zum kämpfen habe?", zischte die Magierin schließlich und wandte sich desinteressiert ab. "Ihr Biester findet doch nur dann Genugtuung wenn ihr kämpfen und töten könnt. Kein Wunder das ihr euch derart leicht in die Horde einreihen konntet. Ihr seit so dumm, unehrenhaft und blutdurstig wie diese verdammten Grünhäute." Böser Fehler Nummer Zwei. Verwende nie die Worte dumm, unehrenhaft und blutdurstig zusammen um Orcs zu beschreiben, wenn gerade welche in der Nähe sind. Du weißt nie ob sie dich nicht verstehen können. Es schien wirklich nicht Halvards Glückstag zu sein, denn just in dem Moment als er diese Worte sprach trat eine Gruppe Orcs durch die Tür, die bis zu dem Zeitpunkt als sie die Worte des Paladin hörten recht gute Laune hatten. Konsequenz des Ganzen war, das Halvard plötzlich von einem der Neuankömmlinge am Kragen gepackt wurde und der Orc ihn auf Augenhöhe hochhiefte. "Keine Ehre, Zwerg? Ihr solltet nicht von Dingen reden, von denen ihr nichts versteht.", knurrte der Orc-Krieger, der Halvard gepackt hatte dem Zwerg entgegen. Gespannt beobachteten die restlichen Tavernenbesucher das Treiben. Der Orc winkte seine Gruppe sich zu setzen, um die Beleidigung mit dem Zwerg alleine zu regeln. Das Tuscheln unter den Anwesenden begann und alle Augen hafteten auf dem Duo am Eingang. Halvard seinerseits tat nicht wirklich etwas, um ohne Blessuren aus dieser Lage zu kommen. Statt dessen spie er dem Orc eine Reihe Beleidigungen, geprägt von weitverbreiteten Vorurteilen und der paladin-typischen Ignoranz, entgegen. "Ich will nich' mehr..." Morgan stürze die Arme auf und vergrub ihr Gesicht in den Handflächen. Ihr war das alles furchtbar peinlich und sie wusste, dass das nur in einem Desaster enden konnte. "Mein Freund...", vernahm sie plötzlich die Stimme der Taurin. Zwar auf orcish, aber es war die alte Druidin. "Lasst ihn gehen, junger Krieger.", Pakuna hatte ihre Hand sachte auf den Arm des Orc gelegt und tat ihr bestes ihn zu beruhigen, "Ein Kampf mit jemandem, der so stur und blind vor anderen ist, würde wirklich nicht von Ehre zeugen. Bewart die Ruhe und hört nicht auf Worte von jemanden, der nichts von dem weiß, von dem er redet." Der Orc blickte die alte Taurin lange an und nickte schließlich: "Ihr wählt eure Worte gut, Taurin.", trocken lies der Krieger Halvard los, welcher von Morgan und Felim zurückgezogen wurde, um nicht noch mehr Ärger zu verursachen. Es folgten zwar noch einige Wortwechsel zwischen den Beteiligten, aber schließlich beruhigte sich die Lage und langsam wendeten sich die einzelnen Gruppen wieder sich selbst zu. "Ich könnt 'n Bier vertragen...", Mulligan trommelte ungeduldig auf dem Tisch herum, den Blick zur Theke gerichtet. "Dann hol welches...", Felim lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah zufrieden wie der Jung-Apotheker sich schließlich erhob, "...Und bring uns welches mit." Mulligan seufzte resignierend auf, tat der Gruppe aber den Gefallen. Doch kaum war er wieder am Tisch knallte er die Gläser auf den Tisch und sprang auf Runa zu. "Lass das liegen!", zischte er und riß seinen Kampfstab an sich, bevor die Magierin ihn betrachten konnte wie sie es vorgehabt hatte. Zum "Dank" für diese Aktion blickte die gesamte Truppe Mulligan an als ob sich gerade als treuer Diener des Lich-König enttarnt hätte. "Verzeiht.", Mulligan, der anscheinend erst jetzt realisiert hatte, wie harsch er reagiert hatte, zuckte zurück, hielt den Stab aber immer noch umklammert. "Der Stab bedeutet dir viel, nicht war?", Runa neigte den Kopf zur Seite, immer noch etwas überrumpelt. Der Apotheker nickte: "Außerdem hättet ihr ruhig fragen können, bevor ihr einfach meine Waffe an euch nehmt." Plötzlich war es Runa peinlich, was sie getan hatte. "Ich habe die Waffe von meinem früheren Lehrmeister bekommen, Miss.", fuhr Mulligan fort, "An so etwas hängt man beizeiten halt..." Nachdenklich wiegte Runa den Kopf hin und her: "Ihr dürft mich übrigens duzen, Mulligan." Beide grinsten ein wenig verschmitzt, wandten sich dann aber doch lieber dem Bier zu. "Das wird eine Reise werden. Von hier über Ironforge und dann direkt nach Northrend." Unvermittelt lachte Runa als die Paladina nach einer Weile diese Feststellung einwarf: "Meine Liebe, glaubt ihr wirklich, es wird so einfach? Mit Nichten." "Aber ich dachte...", Morgan blinzelte. "Zunächst müssen wir überhaupt erst an Informationen über Waffen und Gegenstände die Seelen in sich binden können kommen. Dann gilt es so was zu schmieden oder zu finden. Und ob es die Informationen gerade in Ironforge gibt ist fraglich.... Ich meine, wenn es in Ironforge ein Buch gäbe, mit einer Anleitung wie man den Lich-König besiegt, glaubt ihr nicht die Allianz hätte längst...", Runa stockte und ihre Gedanken wanderten hin zu der Überlegung, dass die Allianz es auf der anderen Hand nicht auf die Reihe kriegte in Lady Katrana Prestor den, nennen wir es Hausdrachen, zu erkennen der sie ist, trotz der frei ausliegenden Bücher über Deathwing und seine Maskerade als Lord Prestor, ihr Vater...wenn Runa das richtig verstanden hatte...Also war die Wahrscheinlichkeit, dass die Allianz den Lich-König selbst mit einer Schritt-fürSchritt Anleitung besiegen könnte nicht gerade sehr groß... " Ich ziehe die Frage ob die Allianz fähig wäre den Lich-König mit Anleitung zu besiegen hiermit zurück..." Kapitel 8: ----------- "Miss Runa?" Schlaftrunken torkelte die Magierin aus ihrem Bett Richtung Zimmertür. Es war ziemlich früh am Morgen und zum ersten Mal seit Jahren war sie glücklich am Abend zuvor nicht zuviel getrunken zu haben. Wieder drang das Flüstern durch die Tür. Erst jetzt erkannte die Untote die sanfte Stimme der Taurin und öffnete vollkommen verschlafen die Tür: "Guten Morgen..." "Verzeiht, dass ich euch so früh aufwecke, aber unsere Reise sollte leichter sein, wenn wir zu einem Zeitpunkt in der Stadt der Zwerge eintreffen, an welchem noch nicht die Hälfte ihrer Verbündeten die Wege bevölkert." Runa kratze sich am Kopf und brauchte erst einmal einige Augenblicke um die Bedenken und den Vorschlag der Druidin zu erfassen. Dann aber nickte sie zustimmend: "Felim....", jaulte sie und stolperte zu dem zweiten Bett im Zimmer, "Felim, aufwachen...." Einige Minuten später stand die Gruppe, jeder hoch zu Roß, endlich außerhalb der Hafenstadt. Nun, fast jeder saß auf seinem Reittier... "Du hast kein Pferd, Mulligan?" Der Apotheker blickte zu Felim hoch und schüttelte den Kopf. "Sitz bei mir mit auf, sonst verlieren wir Zeit die uns am Ende den Kopf kostet..." Mulligan nickte dankbar und trat an das Skelettpferd des Priesters heran. Doch... "Ruhig, Kleines, ruhig.", Felim hatte ziemliche Mühe sein plötzlich scheuendes Pferd wieder zu beruhigen, "Scheint als mag es dich nicht." "Scheint so", stimmte der Blondschopf resignierend zu, "Muss ich wohl doch laufen..." Der Trupp setze sich in Bewegung Richtung Norden als die Stadt hinter ihnen wieder zum Leben erwachte. Und die Zeit verstrich. Pakuna schien ein wenig enttäuscht als die warme Sonne des Dschungels hinter dem dicken, feucht-kalten Nebel Duskwoods verschwand, aber zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie etwas das bewirkte, dass es sie nicht allzusehr störte. Morgan schien, sehr zu Halvards Mißfallen, recht interessiert an den Legenden und Bräuchen der Tauren, da sie sich fast den gesamten Weg über mit der Druidin unterhielt. Mehr als ein Mal musste der Zwerg sich verkneifen, seinen Zögling wegen ihrer Horde-Sympathien zurechtzuweisen, woran Pakunas gewaltiges Reittier nicht ganz unschuldig war. "He, Zwerg!", erklang die Stimme der Magierin plötzlich , "Wie lange braucht dieses Ding das man Tiefenbahn nennt?" "Warum sollte das euch interessieren?", raunte der Paladin zurück. "Antwortet einfach..." "Auf keinen Fall." "Etwa eine Stunde....Verdammt!..." Der Treck stoppte abrupt. "Wer ist da?!", Felim riss an den Zügeln seines Pferdes und lenkte es in die Richtung aus der die unbekannte Stimme Antwort gegeben hatte. Zwischen den Bäumen erschien langsam eine Gestalt. "Ach, Euch kenne ich doch.", Pakuna blinzelte zu dem Nachtelfen herunter , "Sathiel, nicht wahr?" Der Schurke nickte, sich immer noch selbst für seine Unbedachtsamkeit verfluchend. "Warum folgt ihr uns?", Felim schaute so finster wie nur Untote es fertigbringen. "Neugier...", gab Sathiel kleinlaut zu. Runa gluckste: "Ihr müsst froh sein, dass Mulligan kein Pferd hat und wir daher nur langsam vorankommen..." Mulligan kommentierte den Satz mit einem Murren: "Im Moment ist es doch egal welchen Weg wir nehmen und wie schnell wir voran kommen. Ob durch Stormwind und die Tiefenbahn oder über Land. Zeitlich und vom Verletzungsrisiko nimmt sich das nichts." "Ach und wieso?" "Weil es Mittagszeit ist. Stormwind und Ironforge sind von Allianz-Anhängern überlaufen wie Stratholme von der Geißel, Miss Runa." Ein Schweigen fiel über die Gruppe, bis Morgan ihr Ross schließlich weiter Richtung Stormwind lenkte: "Das klappt schon. Wir bringen euch schon durch." Die überraschten Blicke in ihrem Nacken störten die Paladina nicht, als sie beharrlich dem Weg folgte. Den Tadel ihres Mentors überhörte sie vollkommen, dennoch fragte sie sich irgendwie doch, warum sie das tat, was sie gerade tat. *Die erste Paladina, die so was wie Toleranz zeigt *, schoß es Felim bei Morgans Anblick durch den Kopf. Vielleicht lag das auch nur daran, dass das Menschenmädchen eher gezwungener Maßen Paladina wurde, als aus freien Stücken. Es war lange her seit der Priester von einem Menschen angelächelt wurde. Und erst jetzt merkte er, wie sehr ihm das doch gefehlt hatte. Im Allgemeinen waren die Verlassenen als rachsüchtige, selbstsüchtige Ungeheuer bekannt, die keinerlei Gefühle mehr hatte, außer Wut und Boshaftigkeit. Aber es ging auch anders. Und Felim, nun in Felim schien ein lange ungefühltes Gefühl aufzublühen. Plötzlich aber fiel dem Priester auf das Runa sich von der Gruppe entfernt hatte. Als sein Blick sie schließlich wieder fand, war klar warum. Die Magierin ritt etwas langsamer und vor ihr schwebte die kleine Illusion einer weiteren Untoten. "Na. Wie geht's?" Runa lächelte der Erscheinung entgegen: "Gut. Und vielleicht besser wenn du die Informationen gefunden hast. Myrandee." Das Bild der Hexenmeisterin, denn das war Runas Jugendfreundin Myrandee, nickte: "Es ist wirklich nicht viel. Aber wenn ihr eh nach Ironforge reitet, seit ihr richtig. Hier oben bei uns hab ich nichts in die Richtung von dem was du suchst finden können. Rufus versucht es im Moment in Orgrimmar. Und ich muss auch weiter, wir starten einen erneuten Angriff auf Stratholme." "Danke, Myr. Meld' dich wenn ihr was findet. Und viel Spaß." Die Figur verbeugte sich und verschwand. "Sag mir, Runa... Wer weiß eigentlich noch NICHT was wir vorhaben?" Felim hatte sich zu seiner Begleiterin zurückfallen lassen und knurrte leicht, doch Runa grinste unschuldig: "Naja, ich hab Myrandee gebeten, in Undercity nach Hinweisen zu suchen, sie hat's Rufus erzählt und der guckt in Orgrimmar." "Ich denke du vertraust Hexenmeistern nicht?" "Tu ich auch nicht. Aber Myrandee hat in etwa den gleichen Schaden wie ich, da macht das nichts." "Trotzdem solltest du nicht jedem verraten wohin wir weshalb unterwegs sind." "Ruhig, Felim. Hast du Angst, Arthas kriegt Wind von der Sache?" "Allerdings!" "Ach Felim", die Untote winkte ab ,"Der weiß das garantiert schon. Es würde ja auch nur halb so viel Spaß machen, wenn der Junge keinen Schimmer hätte, von dem was auf ihn zukommt." Kapitel 9: ----------- "Das ist also die Hauptstadt der Zwerge...Ganz hübsches Städtchen..." Die Idee den doch kürzeren Weg durch Stormwind zu nehmen war in dem Moment, als die Gruppe den Auflauf vor den dortigen Toren gesehen hatte, verworfen worden. Da gab es kein Durchkommen, und die Widersacher, denen man sich auf dem Weg durch verbranntest Gebiet stellen musste, waren im Nachhinein sicherlich nur halb so schlimm wie ein Haufen Allianzler im Siegestaumel nach geglücktem Angriff auf Onyxia. Runa hätte nur zur gern Lady Prestor einen Besuch abgestattet, allein um sie von irgendeinem Wiederbelebungszauber ihrer anderen Hälfte abzuhalten...jedenfalls für eine Weile. Aber wichtigere Dinge warteten. So schritt die Gruppe nun, alles was nicht mehr so ganz lebte dick in Reiseumhänge vermummt, durch Ironforge, zielstrebig in Richtung Bibliothek. Pakuna und Sathiel hatte sich entschlossen außerhalb der Stadt zu warten, was vielleicht ganz gut so war. Halvard unterdessen hätte die Stadt nur zu gerne auf die unerwünschten Eindringlinge hingewiesen, und Runas Bemerkung über die Stadt tat dem auch keine Milderung. "Ihr seit euch bewusst, dass dies hier an Hochverrat grenzt, Miss Morgan?", raunte er seinem Zögling entgegen, aber die Paladina zuckte nur kurz mit den Schultern: "Vergesst bitte nicht, welchem Zweck das Ganze dienen soll. Ich glaube wohl, dass man das, was wir gerade tun damit rechtfertigen kann." Der Zwerg nickte trocken und beobachtete wie die drei Untoten schließlich staunend vor der gigantischen Bibliothek von Ironforge standen. "Ihr hatte nicht erwähnt, dass es hier so viele Bibliothekare gibt, Zwerg...", nuschelte Mulligan. Halvard schnaubte nur verachtend, während Runa ihren Blick über die Bücher wandern lies: "Grob geschätzt sehe ich hier schon 5 Bücher, in denen etwas stehen könnte." "Und wie willst du da heran kommen? Die Zwerge die hier arbeiten werden sie dir nicht freiwillig geben, und wenn du sie einfach nimmst, wird man merken, dass du untot bist." Die Magierin wackelte mit dem Kopf und dachte nach als Felim geendet hatte. "Wir müssen sie ablenken..." "Ach ne...", raunte Mulligan. "Doch...", Runa grinste böse, "Wie schnell könnt ihr zwei laufen?" Noch bevor Priester oder Apotheker antworten konnten, riß Runa ihnen die Kapuzen vom Kopf und schlug Alarm. "Das kriegst du zurück, Runa...Au....", Mulligan wimmerte als Pakuna ihm den Verband am Knöchel erneuerte. Die Gruppe die Verfolger schließlich abgehängt hatte, und nun mitten in den Bergen zwischen Dun Morough und Loch Modan ihr Lager aufgeschlagen hatte. "Ihr hättet das nicht tun dürfen, Magierin.", tadelte die Taurin und Runa schämte sich inzwischen für das was sie veranstaltet hatte. Die anwesenden Allianzler hatten Felim und Mulligan nach Runas Aktion durch ganz Ironforge gejagt, während die Magierin, immer noch unerkannt und durch dieses Ablenkungsmanöver etwas sicherer Bücher aus den Regalen auslieh, bevor sie den beiden Verfolgten ein Signal gab worauf die Flucht durchs Haupttor angetreten wurde. Das weder Priester noch Jungapotheker bei der Aktion ohne Blessuren davonkamen war verständlich. Die Untote nickte zögernd und entschuldigend: "Aber....mir ist wirklich nichts besseres eingefallen..." Felim schwieg schmollend und Runa senkte den Kopf. "Ganz ehrlich, hätte einer von euch eine bessere Möglichkeit gewußt?", Morgan sah von dem kleinen Kessel auf, in dem sie gerade eine Suppe für die Gruppe zubereitete. "Was?", Felim und Mulligan starrten zu der Paladina, bevor beide sich schweigend ansahen. Es stimmte, eine bessere Möglichkeit die Aufmerksamkeit von der Bibliothek abzulenken fiel keinem der Beiden ein. Und Runa wußte wohl, dass die Beiden nicht derart viele Probleme haben dürften. Auch Mulligan hatte trotz seiner Verletzung ein erstaunliches Tempo vorgelegt. Felims Blick wanderte wieder zu seiner Gefährtin, die nachdenklich in den Büchern blätterte und sich immer wieder Notizen machte. Die Stunden verstrichen, Stunden in denen die ganze Aufmerksamkeit der Magierin nur den Büchern galt. "Ihr mögt untot sein, aber ihr solltet dennoch schlafen.", Runa schreckte hoch und blickte den Nachtelf fragend an. "Erst will ich sehen ob ich mir aus den Büchern nicht doch etwas zusammenreimen kann, Sathiel." "Warum gebt ihr diesen irrsinnigen Plan nicht einfach auf?" "Warum sollte ich?" Sathiel, der Nachtwache hielt, setzte sich neben der Untoten nieder: "Ich meine nur, es ist viel zu gefährlich. Überlegt doch nur, was es bedurfte um Archimonde zu vernichtenn oder welcher Preis für den Tod Sargeras' bezahlt wurde. Es bedarf so vieler guter Kämpfer um Onyxia niederzustrecken und doch taucht die verdammte Drachenbrut immer wieder voll frischem Leben auf...", der Satz wurde von Runas amüsiertem Kichern unterbrochen, und Sathiel sah die Untote nur verständnislos an, "Was ist daran bitte so witzig?" "An den ersten beiden Punkten nichts, ich weiß, ihr wollt darauf hinaus, dass ein Angriff gegen den Lich-König mit derart wenigen Mitstreitern nicht wirklich eine Chance hat zu glücken. Aber...der Vergleich mit Onyxia hinkt... Aber in einem Punkt ist er gut....denn, so wie zumindest die Horde den Grund für Onyxias ständige Wiederauferstehung kennt und ihn sich nicht so leicht aus dem Gedächtnis löschen lässt, so gibt es auch eine Chance, Arthas' Seele aus Frostmourne zu kriegen." "Eh? Ich dachte...", Sathiel stutzte. Bis eben hatte er gedacht, der Plan wäre nach Northrend zu ziehen, und dem Lich-König endgültig den Gar auszumachen. Aber wenn der Nachtelf es genau betrachtete, war der Plan, die Seele des ehemaligen Paladin aus der verfluchten Runenklinge zu ziehen noch wahnwitziger, "Kann ich mich von der Gruppe verabschieden?" "Angst, Elfenbrut?" Sathiel knurrte und stellte sich mutig: "Ach was.", er räusperte sich und stand wieder auf, "Ihr werdet mit Sicherheit einen geübten Schurken brauchen, und so etwas bin ich nun eben. Lest ihr nur weiter, Miss, ich werde weiter Wache halten." Runa beobachtete vergnügt, wie der Nachtelf mit schlotternden Knien zurück auf seinen Wachplatz ging. Ab dem nächsten Tag ging die Reise nur noch schleppend voran. Kurz nach Sonnenaufgang hatte es zu regnen begonnen, was den Weg durch die Sümpfe hoch ins das Gebiet, das was Arathi Hochland nannte sehr erschwerte. "Warum reiten wir eigentlich hier entlang?" Murrend kam die Frage von Halvard, als die Gruppe einige Tage später die Straße bei den Ruinen von Burg Durnholde entlang ritten. Die letzen paar Tage hatten sich sämtliche Gespräche um Nichtigkeiten gedreht, und es verwunderte doch etwas, dass gerade der Zwerg eine Frage stellte, die etwas mit dem eigentlichen Ziel zu tun hatte. Runa antwortete gähnend: "In den Büchern aus Ironforge war nichts zu finden. Daher reiten wir nun Richtung Dalaran, ob es dort etwas gibt." Ein lautes, höhnisches Lachen kam als Antwort des zwergischen Paladin: "Ihr seit wirklich dumm, wenn ihr glaubt, man würde euch einfach in die Stadt lassen." "Ach, und hat der feine Herr Paladin einen besseren Vorschlag? Außerdem reiten wir nicht nach Dalaran selbst, sondern nur in die Richtung, um uns mit jemandem zu treffen." Die Magierin schnaubte sichtlich erschöpft und lenkte ihr Pferd zu einer, soweit sie wusste, sicheren Gruppe Bäume ein Stück von der Straße entfernt. "Es wird dunkel. Wir lagern hier." "Warum reiten wir nicht nach Southshore oder zur Mühle?" Die Blicke wandten sich zu Mulligan. "Weil keines der Dörfer die Gruppe als ganzes empfangen wird.", beantwortete die alte Taurin die Einwende ruhig, "Und würden wir uns trennen, würde der Argwohn nur wachsen, da jeder von dem anderen Teil Verrat befürchten würde." "Weise Worte, alte Taurin.", lächelte Morgan als sie die Pferde festband, "Sagt, Runa, mit wem wollt ihr euch treffen." "Mit einer guten Freundin. Und ich hoffe, dass sie mehr Glück hatte als wir." Runa blickte zu Felim und dieser nickte verstehend. Als die Nacht kam hatte der Regen endlich aufgehört. Was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass es ohne trockenes Holz kein Feuer gab. Mulligan saß unweit der Gruppe und beobachtete abwechselnd die Dunkelheit um das Lager, oder blickte nachdenklich auf seinen Kampfstab. Sein Blick flog über das mit Runen verzierte, metallene Band, das den Stab in den Mitte schmückte und lächelte. Ein Klingen durchschnitt sanft die Stille und ließ ihn aufschrecken. Auch wenn Untote eigentlich über eine gute Nachtsicht verfügen, dauerte es etwas, bis der Jungapotheker in der Finsternis eine Gestalt ausmachen konnte. Die verschwommene Silhouette einer Frau, höchstwahrscheinlich menschlich, stand zwischen den Bäumen, die das Lager säumten. Hastig warf der Blondschopf eine Blick auf die noch schlafende Gruppe, um sich zu vergewissern, dass es sich bei der Figur nicht um Morgan handelte. Als dies geklärt war, erhob sich Mulligan und ging in Kampfposition: "Zeig dich! Wer immer du sein magst." "Jungapotheker Mulligan?" Mulligan ließ fast seine Waffe fallen und starrte zu der Gestalt herüber: "Ihr kennt mich?" Bevor das Wesen antworten konnte, erklang hinter dem Wachenden ein sanftes Gähnen und anschließend eine Zauberformel. "Splendite!" Eine Lichtkugel von der Größe eines Raptorenei formte sich über Runas Handfläche und beleuchtete sanft die nähere Umgebung. "Myr.", stieß die Magierin schließlich hervor. Die andere Untote lächelte: "Es ist nicht leicht euch zu finden, Runa..." "Aber geschafft habt ihr's." Ihr? Mulligan starrte, durch die Wortwahl der Magierin sichtlich verwirrt zu den beiden Frauen. Außer Runa und der, wenn er sich recht erinnerte, Hexenmeisterin sah er niemanden. Nicht einmal ein Dämon begleitete diese Myrandee. Mulligan ließ seinen Blick über eben diese wandern. Ihre Robe war schwarz und von goldenen und violetten Zierfäden durchzogen. An ihrer Taille fand der Jungapotheker den Grund für das Klingeln, welches ihn aufgeschreckt hatte: In das immer noch filigrane Muster des purpurnen Gürtels waren kleine Glöckchen eingearbeitet. Sicherlich nicht die beste Kleidung, wenn man sich anschleichen wollte. Moment...Anschleichen? Erwähnte Runa in Zusammenhang mit der Hexenmeisterin nicht noch einen weiteren Untoten? Mulligan fuhr herum und stieß mit seinem Stab in die Luft. Treffer. Der nun sichtbar gewordene Schurke taumelte zurück und hielt sich den Bauch. "Das müsste dann Rufus sein, richtig?" Runa lenkte das Licht der Kugel in Richtung des Apothekers und nickte beim Anblick des getroffenen Spitzbuben. Inzwischen war auch der Rest der Truppe geweckt und alle Augen richteten sich auf die Neuankömmlinge. Morgan und Pakuna streckten sich, der Rest gähnte und Felim stuppste spielerisch gegen den inzwischen zu Boden gegangenen Schurken: "Du bist untalentiert, Rufus." "Unfug.", beleidigt verschränkte der Angesprochenen die Arme. "Noch mehr von der Sorte..." Es war ein plötzliches Seufzen aus der Dunkelheit, aber selbst den Neuankömmlingen war klar, dass es nur von dem Zwergenpaladin stammen konnte, vor dem Runa sie schon gewarnt hatte. Runa ließ die Lichtkugel in die Mitte der Gruppe wandern, als diese sich sammelte, um die Neuigkeiten, welche die zwei neuen Untoten brachten, zu hören. Myrandee seufzte und öffnete ein Bündel von Büchern und Dokumenten auf dem noch matschigen Boden: "Das ist das Beste, was wir finden konnten. Abhandlungen über Dämonen und Seelenfresser, ob in fester oder spektraler Form, Berichte über das Binden von Seelen und Geistern, Runenlexika, Spuk- und Poltergeistberichte und was sonst noch mit dem Thema verwandt sein könnte." Die Magierin überflog die Manuskripte und nickte: "Habt vielen Dank. Ich glaube, bessere Hilfe finden wir in geschriebener Form nicht." Ihr Blick wanderte zu dem Rucksack mit den Büchern aus Ironforge. "Na ja...", warf Rufus ein nachdem er sich wieder hingesetzt hatte, "Medivhs Buch wäre sicher hilfreicher." Wie zu erwarten starrten alle Anwesenden ihn ungläubig an. Auf die Idee war bisher noch keiner gekommen. Aber Rufus hatte Recht. Wenn man die gesuchte Anleitung irgendwo finden konnte, dann dort. War nicht sogar Frostmourne selbst durch einen Zauber aus diesem Werk geschaffen worden? "Na toll.", Felim rollte mit den Augen, "Wenn jetzt noch einer weiß, wo das Buch zur Zeit ist..." "Hatte Kel'thuzad es nicht zuletzt?" Die Magierin nickte Myrandee zu: "Ich wüßte auch nicht, wer es sonst haben sollte. Kel'thuzad hatte es als Letzter, und ich bezweifle, dass Meister Medivh bereits versucht hat, es zurückzuholen. Geschweige denn jemand anderes. Das hätte man gemerkt. Wenn ich mich richtig erinnere ist der Kerl im Norden Stratholmes. In Nexara....Nexerra....Naxara...Maxa....Dingens, oder?" Felim nickte seiner Begleiterin zu: "Sag einfach -die Nekropole da oben -, Runa." Mulligan seufzte resignierend: "Damit wäre das Abenteuer wohl beendet.", getroffen von ungläubigen Blicken zuckte der Jungapotheker zurück, "Was?" "Wer redet denn hier von aufhören? Grade wo's lustig wird." Runa hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und blickte tadelnd. "Aber,...Miss Runa...", stammelte Mulligan, "Ihr wollt doch nicht wirklich versuchen das Buch aus Kel'thuzads Klauen zu reißen." "Doch...morgen früh brechen wir Richtung Östliche Pestländer auf. Dann sollten wir gegen Mittag in Stratholme sein." "So schnell?" "Nun, nicht morgen Mittag, aber Mittag in ein paar Tagen...", Runa grinste Morgan entgegen. "Klingt realistischer...", die Paladina streckte sich gähnend und legte sich wieder zum Schlafen nieder. "Auf uns müsst ihr verzichten...", räusperte sich Myrandee zum Abschied, "...wir haben leider schon andere Pläne." "Ich versteh' schon, Myr.", die untote Magierin kramte in ihrem Reiserucksack nach einer Portalsrune, "Nach Undercity?" "Sehr gerne.", antwortete das Duo und verschwand einige Augenblicke später durch das frisch geöffnete Portal. "Diese Myrandee ist klug, wenn sie Angst hat, Runa." "Warum denn Angst, Mulligan? Sie hat nur eigene Pläne,...wahrscheinlich welche, die Varimathras und ein Hühnchen involvieren." Bevor der verwirrte Blondschopf fragen konnte hatte Runa sich schon wieder zum Schlafen hingelegt. Es war erstaunlich, wie schnell Untote einschlafen können. Die nächsten Tage verliefen erstaunlich ruhig, abgesehen von kleineren Scharmützeln mit versprengten Truppen der Geißel. Die Sonne versank hinter den von Pestdämpfen verhangenen Bergen als Stratholme am Horizont auftauchte. "Es ist nicht mehr weit.", Felim, der jetzt die Gruppe anführte, brachte sein Pferd zum Stehen und stieg ab, "Aber wir sollten ein Lager aufschlagen und unsere Kräfte sammeln, solange wir auf relativ sicherem Gebiet sind." Die Nächte in den Pestländern waren immer ungemütlich, aber in dieser Nacht hatte der Priester andere Gründe nicht zu schlafen. Es muss kurz nach Mitternacht gewesen sein, als Runa vorsichtig gegen ihren Kameraden stupste: "Felim..", flüsterte sie, "Felim, wach auf, wir müssen los." Der Untote blinzelte verschlafen: "Jetzt schon? Na gut, weck die Anderen...", er gähnte, aber dann bemerkte er Runas Kopfschütteln. "Wir gehen alleine, Felim. Etwas stimmt hier nicht." "Eh?" "Komm einfach...Und leise!" Die Magierin legte den Finger auf die Lippen und schlich voran. "Ich glaube, unser gutes Prinzchen hat bereits einen Spion auf uns angesetzt.", wisperte sie, als sie und der Priester schon ein Stück vom Lager entfernt waren. "Spion?" "Ich habe letzte Nacht jemanden bemerkt, der Kontakt mit Kel'thuzad aufgenommen hatte und ihn auf unser Kommen vorbereitete." "Was?! Wer?" Mehr als ein Schulterzucken konnte Runa nicht als Antwort geben: "Ich weiß nicht. Die Stimme kannte ich nicht, und einen Lichtzauber konnte ich auch nicht wirken, ohne mich zu verraten." "Und wenn es nur ein schlechter Traum war?" Wieder zuckte die Magierin mit den Schultern: "Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Besser wir schleichen uns jetzt rein als wenn man uns erwartet..." Felim gab einen Stoßseufzer ab als Runa ein Notizbuch aus ihrer Gürteltasche zog und begann darin zu blättern. "Nebelwände...Talismane...Feuerwälle... Transmutation....ah hier, Teleportation." "Dein Ordnungssystem lässt wirklich zu wünschen übrig." "Also, ich steig durch. Bete, dass der Spruch uns aufs Schlachthaus bringt. Ich hab einen Teleport mit freiem Ziel schon so lange nicht mehr benutzt." "Schlachthaus?!", Felim wich zurück, "Direkt vor Rivendares Füße?!" "Nicht vor seine Füße. Ihm aufs Dach." Runa zeichnete einen Teleportationskreis auf den sandigen Boden erhob ihre Stimme zu einem lange ungenutzen Gesang. Die Welt um die beiden Untoten innerhalb des Kreises verschwamm und die Symbole auf dem Kreis begannen schwach zu leuchten. Eine Kuppel aus blassem Licht, auf deren Oberfläche die Runen zu tanzen begannen, wölbte sich um die zwei Gefährten. Konzentriert dirigierte die Magierin die Runen herum: "TRANSPORT!" Ihr Ausruf war plötzlich und laut, doch außerhalb der Kuppel unhörbar. Sekunden später fanden die Beiden sich auf der bröckelnden Mauer oberhalb des gesuchten Schlachthauses mitten in der stetig brennenden Stadt wieder. Felim ruderte mit den Armen um nach der Landung auf dem schmalen Steinbau nicht in die Tiefe und in die Mitte des Trupps Monstrositäten zu stürzen. "Gut gezielt...wirklich.", zeterte er, als er sich schließlich gefangen hatte. "Hör auf zu meckern, Junge. Du weißt wie schwer der Zauber ist. Und nun still." Wortlos deutete Runa auf den großen Platz vor dem Schlachthaus unterhalb. "Behaltet das Schlachthaus im Auge und tötet alles, was nicht hier her gehört!", dröhnte eine Stimme. "Rivendare...", flüsterte Felim und Runa nickte: "Er bewegt sich nach Norden...", mit diesen Worten wirkte sie eine Geschicklichkeitszauber und huschte behende über die Mauer und weniger Einsturz gefährdeten Areale der Dächer der Stadt, dicht gefolgt von Felim. "Hoffen wir, dass diese dämlichen Schemen nicht hier hoch kommen, Runa." "Ruhig, Felim. Beschwör das Unglück nicht herauf." Die Magierin hielt an und duckte sich in den Schatten, als ihr Blick von Rivendare auf das riesige Gebäude vor ihnen wanderte: Kel'thuzads schwarze Zitadelle, das Herz der Geißel auf Lordaeron. Kapitel 10: ------------ "Erzähl mir nicht, außer den Beiden und den Akolyten ist niemand hier?" Felim zuckte nur mit den Schultern und beobachtete ebenso angespannt wie seine Begleiterin neben ihm die Szene unter ihnen. Das Gebiet rund um die Zitadelle war verwüstet. Der Boden war schwarz. Man konnte nicht sagen ob verbrannt oder durch die Seuche verpestet, auf jeden Fall war alles schwarz mit vereinzelten violetten oder braunen Stellen. Die Magierin wusste von früher, dass hier ein weiterer Marktplatz war, auf dem hauptsächlich die Waren der ankommenden Schiffe verkauft worden. Aber von den Lagerhäusern, Tavernen, Marktständen und anstößigeren Einrichtungen waren nur noch brennende Ruinen übrig. Sogar Kel'thuzad, die zwei Akolyten, die ihn begleiteten und Rivendare wirkten für die Szenerie viel zu lebendig. "Alle Truppen wurden wie befohlen an den Toren versammelt.", salutierte der Todesritter vor dem Lich. Kel'thuzad nickte nur: "Wartet einfach auf das Signal. Wer auch immer die Gruppe anführt, muss ungemein wahnsinnig oder wahnwitzig sein." "Vertraut mir. Ihr werdet diese Truppe nicht einmal zu sehen bekommen." "Hervorragend. Nun, Baron, ihr kennt eure Befehle. Erstattet mir Bericht sobald die Sache erledigt ist." Erneut salutierte der Todesritter, wendete sein Pferd und ritt zurück Richtung Schlachthaus. "Immerhin einer weniger...", vorsichtig lugte Felim über den Dachgiebel, "Und du hattest Recht, Runa. Jemand hat uns verraten." "Ach was?!..." Die beiden Verlassenen beobachteten gespannt wie Kel'thuzad und seine Begleiter den Weg zurück in die Zitadelle antraten. "Sag mal, warst du schon mal in so 'nem Ding drin?", Runa zeigte auf das Gebäude. "Na ja, zu Geißel-Zeiten war ich Akolyt. Ein paar mal war ich sicherlich drin, aber da weiß ich kaum noch was. Warst du nie drin?" "Du kennst meine Zerstörungswut....ich war ein Fleischwagen." Felim rutschte fast vom Dach bei diesem Kommentar: "Du bist unmöglich." Runa kicherte dankend und rutschte vorwärts und vom Dach hinunter zu einem tiefer liegendem Haus und kletterte von dort umständlich auf festen Boden. "Runa, wo willst du hin?", zischte es von oben. "Na da rein, was denkst du denn?", raunte sie zurück und ging in die Hocke, "Komm schon runter." Behutsam kletterte der Priester vom Dach. "Und wie sollen wir zurück ins Lager kommen?" "Das sehen wir dann, Felim...Und bleib' leise, noch ist das Trio nicht weg." "Sehr richtig, ihr kleinen Verräter!" Die zwei Verlassenen zuckten zusammen und schielten zu Kel'thuzad und den zwei Akolyten hoch, die nun um sie herum standen. "Steht schon auf.", der Lich musterte die zwei Eindringlinge eingehend, "Ihr seit früher dran als erwartet." "Ich weiß.", nickte Runa. "Sei still, Mädchen. Reden nur wenn man gefragt wurde." "Seit doch selbst still, alter Mann.", zischte die Magierin. "Hüte deine Zunge, Göre.", wutentbrannt signalisierte der Lich den beiden Akolyten, dass die Zeit für einen Angriff auf das Duo nun gekommen wäre. Dann durchschnitt erneut ein Knall die Luft, der die zwei Angreifer zurück schleuderte. "Greif gefälligst selbst an, alter Mann." Das Wirken des Zaubers hatte Runas letzte Kräfte verbraucht, was man ihr deutlich ansah. "Sieh an, sieh an...", mit einer ungesunden Art von Genugtuung blickte Kel'thuzad zu der erschöpften Magierin und winkte die Akolyten zurück, "Eine kleine Magierin. Interessant." Runa ließ sich zu Boden sinken um, ungeachtet der mehr als ungünstigen Situation für so etwas, wieder Kräfte zu sammeln. "Ja, na und?", knurrte sie. Felim versuchte derweil mehr als verzweifelt seine Begleiterin zur Flucht zu bewegen, oder sie zumindest dazu zu bringen, die Situation durch ihr vorlautes Mundwerk nicht noch zu verschlimmern. "Sag, Mädchen, wie heißt du?" Kel'thuzad schwebte langsam zu den beiden Verlassenen herüber, die Arme verschränkt und für einen Moment schien es, als würde er grinsen. "Rosalíne. Rosalíne Winters. Und was geht euch das an, alter Mann?" "Nun, ihr müsst wissen, Miss Winters, in den letzten Jahren ist es hier doch recht langweilig geworden." Runa mißfiel der Ton in der Stimme des Lich ungemein. Es war dieser höhnische Schulmeister Ton, den sie schon zu Lebzeiten bei ihren Ausbildern gehasst hatte. Aber noch mehr hasste sie, das Kel'thuzad sich plötzlich zwischen sie und Felim schob, so das die Verlassene nicht mehr sehen konnte wie es ihrem Kompagnon erging. "Und?!", zischte sie schließlich. "Nun", Runa wurde fast schlecht als Kel'thuzad seine Klauen auf ihre Schultern legte und weiter wisperte, "Lass uns etwas Spaß haben..." "Ich war zwar schon immer der Meinung das die flatternden Teile da Tentakeln sind, aber DAS geht zu weit.", brach Runa unverblümt hervor. Der Lich ließ von ihr ab und schien überrumpelt: "DAS ist doch gar nicht gemeint!", keifte er schließlich, "Hol deine Fantasien mal aus der Gosse." Felim tat ein Bestes nicht zu glucksen und er bemerkte erheitert, dass auch die zwei Akolyten mit dem Lachen kämpften. Hatten die also doch noch Gefühle. Kel'thuzad hingegen stöhnte nur auf und schüttelte den Schädel, sich langsam wieder von Runa entfernend: "Schlimm, wirklich. Eigentlich dachte ich eher an ein kleines Kräftemessen." "Mit euch, alter Mann? Bin ich lebensmüde?" "Ihr seit bereits tot, Miss Winters." "Blah blah..." "Nun, was meint ihr?" "Was kriege ich wenn ich gewinne?" "Runa!", entsetzt griff Felim die Magierin am Arm, "Lass' den Unsinn, du kannst nicht gewinnen, also lass' uns abhauen..." "Euer Begleiter scheint nicht dumm zu sein, Miss Winters. Aber um eure Frage zu beantworten, solltet ihr es wirklich und aller Logik zum Trotz schaffen zu gewinnen, werde ich euch beide entweder schnell in den endgültigen Tod schicken oder euch vielleicht sogar erlauben, wieder in die Ränge der Geißel einzutreten..." Runa winkte ab: "Nein, kein Interesse...Komm Felim, gehen wir das Buch holen..." Fast schon gleichgültig schob die Magierin sich an dem Lich vorbei, wurde aber von eben diesem am Kragen festgehalten: "Hiergeblieben...Welches Buch?" Runa krächzte kurz: "Wenn du's nicht weißt sag ich's auch nicht." Mit einer Bewegung drehte der Lich die Verlassen wieder zu sich: "Ich frage nur noch ein Mal, Mädchen. Welches Buch?" "Das kann doch jetzt vollkommen egal sein. Wie stehen die Chancen das ihr mich in die Bibliothek von der Zitadelle lasst." "Bibliothek, so ein Blödsinn. Ich habe zwar eine Art Studienzimmer, aber glaubt ihr wirklich, die Geißel hat nichts besseres zu tun als Bücher zu sammeln?" Die Magierin zuckte mit den Schultern: "Das weiß ich doch nicht. Jedenfalls stehlen tut ihr sie." "Ah, ich verstehe...", nickte der Lich, "Ihr redet von dem Buch Medivhs. Was wollt ihr damit?" "Lesen?", Runa blickte unschuldig. "Lesen? Macht euch nicht lustig über mich. Als ob ihr mit einem solch mächtigen Werk überhaupt etwas anfangen könntet." "Ich kann's ja mal versuchen. Ihr habt es immerhin schon seit fast fünf Jahren und habt nicht sonderlich viel damit anfangen können." "Und das soll ein Grund sein, es euch einfach zu überlassen, Mädchen? Ihr seit verrückt. Das Buch bleibt in meinem Arbeitszimmer, das dürfte doch wohl klar sein." "Aber, wie gesagt, ihr habt nicht sonderlich viel damit anfangen können, oder?" "Medivh in Ehren, aber er hat eine furchtbare Handschrift." Runa gluckste. "Wie dem auch sei, Miss Winters. Diese Unterhaltung beginnt mich zu langweilen. Noch ein paar letze Worte?" "Naja, verratet mir doch bitte noch, ob der, nennen wir es Schmiedeplan, für Frostmourne auch aus dem Buch stammt." Kel'thuzad wiegte nachdenklich den Schädel: "Ja. Es gibt eine ganze Anzahl solcher Pläne und Verzauberungen für jede, nun ja, Lebenslage in dem Werk. Aber warum sollte euch das noch interessieren. Miss Winters; Ich glaube, es ist Zeit euch endlich zu exekutieren." "Moment noch, alter Mann.", Runa dreht sich auf dem Hacken zu der Zitadelle, "Felim?!", rief sie hinauf, "Hast du's?" "Jau!" Der Priester stand, das gesuchte Buch unterm Arm, auf einem der noch intakten Dachfirste die noch bis an die Zitadelle heranreichten und grinste triumphierend. Kel'thuzad stand vor Schock der Mund offen. Ungläubig drehte er sich zu den Akolyten, welche k.o. am Boden lagen. "Nochmals vielen Dank für die Auskunft über den Verbleib des Buches, alter Mann.", spöttisch machte Runa eine verbeugende Bewegung, nachdem sie Kel'thuzads Entsetzen genutzt hatte, um zu ihrem Begleiter hinaufzuklettern, "Au revoir!" Immer noch fassungslos über diese hinterhältige List und seine Dummheit darauf hereingefallen zu sein starrte der Lich den zwei Verlassenen hinterher, die sich, mehr oder minder geschickt, über die Dächer Richtung Stadttor bewegten. "RIVENDARE!", donnerte er schließlich, "Lasst sie nicht entkommen!" Runa und Felim waren inzwischen wieder auf die Straße geklettert und stockten als sie den mehr als lauten Befehl hörten. "Laut..." Felim nickte und zog seine Gefährtin, die das Buch inzwischen verstaut hatte, weiter Richtung Stadttor. Es ist erstaunlich wie schnell wandelnde Leichen rennen können. Insbesondere wenn hinter ihnen in etwas alles hinterher jagt, was die Geißel an Truppen in Stratholme zu bieten hat. Kapitel 11: ------------ Keuchend drückten die beiden Untoten sich eng in den Schatten. "Meinst du, wir kommen hier raus?" "Ganz ehrlich, Runa? Nein.", wisperte Felim und spähte um die Ecke. "Dacht ich's mir...", sie hockte sich hin und zog ein kleines Bündel aus der Tasche. "Runa!", zischte der Priester, "Was tust du da?" "Ich sorg' für Ablenkung. Oder willst du dich mit denen anlegen?" Mit diesen Worten zog sie einen kleinen Teleportkreis auf den Boden, plazierte das Bündel darin und entzündete eine Lunte. "Und jetzt bete." "Mach ich schon die ganze Zeit." Das Paket verschwand und Sekunden später war die Luft von schrillem Heulen und kleinen Explosionen erfüllt. Verstohlen lugten die beiden Verlassenen um die Ecke und Runa jubelte triumphierend. "Feuerwerk?", ein wenig verständnislos hob ihr Begleiter die Braue. "Jau.", grinste die Magierin, "Und du siehst, es funktioniert." Mit einer gewissen Befriedigung beobachteten Beide aus ihrem Versteck, wie die Geißel-Truppen ihre liebe Mühe mit den umherfliegenden Krachern hatten. Riverndare kämpfte mit seinem scheuenden Skelettroß, die Ghule jagten instinktiv allem hinterher was nicht hier her gehörte, kurz gesagt, das komplette Chaos war ausgebrochen. Nur einer fehlte. Kel'thuzad. "Wo ist der Lich?", fragte Runa als beide mehr oder minder sicher ans Stadttor gelangt waren. "Das ist doch egal....lass' uns nur raus hier!" Erst als sich beide endlich ihrem Lager näherten, wuchs das Vertrauen, die Truppen abgehängt zu haben. Die Begrüßung dort war weniger herzlich. Aus einem unbekannten Grund schien ausgerechnet Mulligan vor Wut zu kochen ob dieser Aktion. "Ihr konnte nicht noch die paar Stunden warten, oder?! Wir wollten zusammen da rein. Stellt euch vor das ganze wäre anders abgelaufen..." Wild gestikulierend marschierte er um das Lager herum. Runa und Felim waren auch nach der Stunde die seit ihrer Rückkehr vergangen war, sichtlich mitgenommen und augenscheinlich wenig begeistert, nach der ganzen Rennerei quer durch Stratholme, jetzt derart angemacht zu werden. "Vom Regen in die Traufe...", bemerkte die Magierin beiläufig und schlug die Seite um. Der Jungapotheker stockte und schaute fragend. "Wir entkommen Kel'thuzads Wut um uns dann hier deinen Zurechtweisungen stellen zu müssen." "Das ist nicht witzig. Wir waren alle davon ausgegangen, dass wir erst jetzt am Morgen gen Stratholme reiten." "Der Plan hat sich halt geändert. Und du siehst, es hat funktioniert." Mulligan seufzte und ließ den Blick zum Rest der Gruppe schweifen. Die beiden Paladine hielten Wache, der Nachtelf war verschwunden, die Taurin bereitete Frühstück und Felim war über die Ausführungen eingeschlafen. "Wenigstens schon etwas gefunden?" Runa zuckte mit den Schultern: "Ja und nein...Ich hab hier etwas über Waffen wie Frostmourne.... aber das verlangt für mehr oder minder normal Sterbliche eine Menge." "Also wollt ihr eine Waffe schmieden, die Frostmourne etwas entgegenzusetzen hat." "Yup." "Ihr seit irre....ganz einfach irre.", mit diesen Worten drehte der Blondschopf sich um, "Ich geh Kräuter sammeln." "Geh nicht zu weit weg, Mull...Und pass' auf dich auf.", nuschelte Felim. Dann herrschte Stille. Bis "Weiß einer, was Silberstreiffeuer ist?" Die Augen der Anwesenden fielen auf die Magierin, die immer noch in das legendäre Buch vertieft war. Ein allgemeines Kopfschütteln folgte. "Seit ihr sicher, dass das dort steht?" Die Gruppe drehte die Köpfe zu Sathiel, der wie aus dem Nichts an einen Baum gelehnt dastand. "Ehrliche Antwort, Elf? Nein. Meister Medivh hat wirklich eine furchtbare Handschrift." "Die hast du auch, Runa..." "Siehste, Junge. Deswegen komm' ich hiermit auch besser klar als Kel'thuzad.", die Magierin grinste breit und wandte sich wieder dem Nachtelfen zu, "Wißt ihr etwas damit anzufangen?" "Nein..." "Silberstreiffeuer, eh? Seit froh, das ihr Biester uns dabei habt, sonst würdet ihr jetzt wohl nicht mehr weiterkommen." Mißmutig knurrte Runa dem Zwerg entgegen: "Na dann mal raus mit der Sprache. Wir hören zu." "Das Silberstreiffeuer ist eine sehr seltene Form eines Sternrubins." "Wie selten?" "Silberstreiffeuer werden Sternrubine aus Thorium-Vorkommen genannt, die im Laufe der Jahrhunderte um eine Ader herum entstanden sind. Sprich der Stein ist von feinen Erzfäden durchzogen." Runa pfiff durch die Zähne: "Nett. Und wo gibt es sowas?" Halvard, innerlich stolz das er das kleine Monster beeindruckt hatte, räusperte sich: "Wie gesagt, ein solcher Stein ist sehr selten. Einer war meines Wissens nach in der Krone König Terenas; das Licht schütze seine Seele; verarbeitet, ein anderer wurde angeblich in Quel'thalas gesehen." Die Magierin seufzte geschlagen: "Das heißt wir können's vergessen." "Nun, ich weiß das ich mich dafür hassen werde, aber...", Halvard schnaubte, "Das Zepter, welches Lady Prestor bei sich trägt, ist ebenfalls mit einem Silberstreiffeuer besetzt. Auch wenn ich es nicht gutheißen kann, aber der einzige Weg an solch einen Stein zu kommen scheint ein Diebstahl des Zepters zu sein. Immerhin dient es im Endeffekt vielleicht der Zerschlagung der Geißel." Runa begann zu Grinsen. Das Grinsen wurde zu einem Kichern. Dann sprang sie plötzlich auf und fiel dem gerade zurückkehrenden Mulligan um den Hals: "Wir dürfen den Hausdrachen überfallen!" Der Jungapotheker schaute das Mädchen nur durcheinander an: "Hausdrachen? Überfall? Was...was ist los?" Eine Erklärung blieb Runa ihm vorerst schuldig. Statt dessen packte sie ihre Sachen zusammen und schwang sich auf ihr Pferd. "Los, los, Kinder. Das Spiel beginnt!", rief sie und galoppierte los. "Runa!", rief Felim, "Nach Stormwind geht's nach Süden." Die Angesprochene machte sich nicht die Mühe anzuhalten: "Wir holen jetzt erst einmal ein Pferd für Mulligan.", rief sie. Was sie dann sagte, sagte sie so leise, dass nur sie selbst es hören konnte: "Außerdem muss ich mir noch von einer bestimmten Person den Segen für dieses Unterfangen holen." Stunden später hatte auch Mulligan sein Reittier. Die Gruppe stand am Zeppelinturm, stetig beäugt von den Wachen und vorbeikommenden Abenteurern. Felim tat sein Bestes für Ruhe zu Sorgen. Endlich erschien am Horizont der Grund warum der Trupp immer noch hier war. "Runa!", aufgeregt ritt der Priester auf die Magierin zu, "Verdammt, wo warst du? Bei Andorhal warst du plötzlich verschwunden." "Ist doch egal. Ich hatte noch was zu erledigen." Ohne ein weiteres Wort, aber mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen erklomm die Magierin die Stufen des Turmes, während Felim und Morgan unten weiterhin alles daran setzen, Halvard von den Wachen und umgekehrt weg zuhalten, nachdem die Wachen sich widerwillig bereit erklärt hatten, die Allianzler auf den Turm zu lassen. "Reisen eigentlich auch Hexenmeister mit dem Zeppelin?" Stunden waren vergangen und das Luftschiff überflog gerade Kul Tiras. Morgan, die diese Frage gestellt hatte war etwas grün um die Nase und versuchte wohl sich so von ihrer Reisekrankheit abzulenken. "Beizeiten.", gab Felim zur Antwort, "Warum fragt ihr?" "Ist das gesund? Ich meine, die Pferde steht unten und werden versorgt, aber so weit mir bekannt ist, brennen die Reittiere von Hexenmeistern. Verträgt sich das mit den Eigenschaften eines Zeppelins." Runa grinste breit: "Na ja. Habt ihr jemals wen getroffen, der sich beschwert hätte, dass ein Luftschiff explodiert wäre während er reiste?" Felim rollte mit den Augen. Seine Begleiterin war eindeutig zu oft in der Gesellschaft von Goblins. Auch die Paladina rollte mit den Augen. Das war nicht wirklich die Aussage, die sie jetzt brauchte. Sie zog die Knie an und vergrub ihr Gesicht. "Hier, Miss March. Ich glaube, ihr könnt es gut gebrauchen." Morgan schaute auf und sah das sanfte Lächeln der Taurin, welche ihr eine kleine Phiole hinhielt. "Was ist das, Taurin?" "Ein Magenmittel. Es ist schwer zu übersehen, dass es euch nicht gut geht, junge Kämpferin. Nehmt es und legt euch am Besten hin. Es wird noch lange dauern; bis wir wieder in Stranglethorn ankommen." Pakuna setze sich wieder zu ihrem Gepäck als Morgan sie dankend anlächelte. Das Mittel roch besser als es schmeckte, half aber. Dennoch war der Paladina weiterhin flau im Magen. Immerhin war ihr Ziel ein Lager der Orcs. Und keiner wusste, wie die Wachen am Turm dort auf die "feindliche" Kämpfer reagieren würden. Außerdem, war nicht sicher, ob Kel'thuzad nicht hinter ihnen her war. Kapitel 12: ------------ "Nein, Kommandant. Ich kann und ich werde euch nicht verraten warum wir die im Schlepptau haben." Felim hatte die Arme verschränkt und das Gesicht verzogen. Warum war dieser Orc nur so stur? Kommandant Aggro'gosh seinerseits musste wohl gerade das gleiche von den Untoten und der Taurin denken, die gerade mit drei Allianzlern zusammen mit dem Zeppelin angekommen waren und partout nicht verraten wollten, warum sie die beiden Paladine und den Nachtelf dabei hatten. Er grollte böse: "Redet, Priester. Oder stellt euch den Konsequenzen." "Über was reden die?", Morgan beugte sich flüsternd zu Runa, die anscheinend nichts besseres zu tun hatte, als sich die Nägel zurecht zu feilen. "Du darfst raten, Herzchen. Der Kommandant ist sauer, dass ihr hier seit und will jetzt eine Erklärung." Mit einem Seufzen verstaute die Magierin die Feile und schritt auf den Kommandanten des Lagers zu: "Das reicht jetzt!" Der Orc musterte sie eindringlich: "Wir haben hier klare Befehle, Mädchen. Besser Ihr gebt eine gute Erklärung, warum ausgerechnet welche von Sylvanas' Leuten drei Allianzler durch die Gegend eskortieren." "Wir eskortieren doch nicht." "Dann sagt endlich, was ihr mit dem Trio wollt." "Wie Felim schon gesagt hat, wir können das nicht verraten. Lasst uns einfach aus dem Lager, Kommandant." Wieder grollte der Kommandant: "Das Risiko ist zu groß." "Risiko? Welches Risiko? Grom'gol ist nicht gerade ein unermeßlich geheimer Stützpunkt. Außerdem kann man vom Dschungel aus reingucken...Wäre es nicht viel riskanter die drei hier zu behalten, wodurch im nachhinein die Allianz in einem Anflug von Paranoia das Lager stürmt?" Der Orc seufzte tief: "Habe ich euer Wort, dass keiner von denen ausplaudert, was er hier sieht?" "Ihr habt mein Wort, Kommandant.", unterbrach Pakuna das Gespräch. "Was mischt ihr euch ein, Taurin?" "Bei allem Respekt, Kommandant.", Pakuna verzog, ungewöhnlich für sie, mißmutig das Gesicht, "Ich sehe in euren Augen, dass ihr nicht viel auf das Wort einer Verlassenen gegeben hättet." Aggro'gosh schnaubte. Die Druidin hatte ja Recht. Mit einer Handbewegung gab er sich geschlagen und ließ die Truppe ziehen. Als sie aus seiner Sicht verschwanden fragte er sich, ob die Taurin vielleicht einfältig war, einem Trupp Untoten derartiges Vertrauen zu schenken. "Danke." Runa ritt direkt neben der Taurin und nickte ihr dankbar zu. "Wofür, Kind?" "Für die Einmischung." "Ach, ihr habt selbst gut gesprochen. Er hätte euch wohl schon ziehen lassen." "Ja, aber wahrscheinlich nicht ohne einen Beobachter." "Ihr dürft es dem Kommandanten nicht verübeln, Miss Runa. Euer Volk ist, verzeiht, nicht gerade das, welchem man bedingungslos sein Vertrauen schenkt." Die Magierin seufzte: "Ich weiß. Und unter uns...bei der Chefin würd' ich mir auch nicht vertrauen." Runa schüttelte den Kopf bei dem Gedanken daran, wie Fürstin Sylvanas den Rest der Horde nach Strich und Faden belog und betrog. Eine ehrliche Haut und ein hoffnungsloser Weltverbesserer zu sein paßt halt nur relativ schlecht zu einer Verlassenen. Für den Großteil der kommenden Strecke herrschte Stille, abgesehen von den Geräuschen der Tiere von Stranglethorn und Duskwood. Dann aber veränderte sich etwas. Der Abend war hereingebrochen und der Treck musste kurz vor Raven Hill sein, Sathiel plötzlich abstoppte: "Halt.", der Nachtelf hob die Hand als Halvard sich erkundigen wollte was los sei, "Leise. Etwas ist falsch hier." Nun hielt die ganze Gruppe an. Und langsam viel es allen auf. "Es ist viel zu still. Zu still und zu kalt." Es war Felim der das ungute Empfinden in Worte fasste. Und es stimmte. Duskwood war einer der Orte auf Azeroth, der einem wirklich eiskalte Schauer den runter jagte. Selbst Lordaeron oder der Gebirgspaß, in welchem Karazhan stand, schafften es nicht, ein derart unbehagliches Gefühl in die Glieder der arglosen Abenteurer zu jagen. Duskwood fühlte sich einfach...falsch...an. Aber jetzt war da noch etwas anderes. Die Luft war gespannt und böse. Tausende von Augen schienen die Gruppe zu beobachten. Die Tiere waren verstummt, als ob sie sich vor dem Raubtier fürchteten, das im dichten, kalten Nebel zu lauern schien. Unruhig lenkten Runa und Felim ihre Tiere näher an die der Anderen. "Was meint ihr, was ist es?", Morgan hatte es ihnen, wie die Übrigen, gleichgetan und nun starrten ihre Augen wieder in den ungewöhnlich dichten Nebel. Er war plötzlich gekommen. Ein kalter, grauer Vorhang umgab die Gruppe scheinbar von einem Moment auf den nächsten. Runa fletschte die Zähne. "Wisst ihr, was das ist?", hakte Halvard, Morgans Frage wiederholend nach. "Ich habe eine Ahnung, Zwerg.", zischte die Magierin und versuchte durch den Nebel irgend etwas zu erkennen, "Und ich hoffe sie bestätigt sich ni...." Ein lautes Wiehern zerriß die Luft und Runa ging zu Boden. Felim sprang vom Pferd und rannte zu seiner Begleiterin. Ein Pfeil aus Eis hatte Runas Pferd getroffen und veranlaßt, seine Reiterin abzuwerfen. "Ihr seit den ganzen weiten Weg gekommen?", Runa rieb sich die Schulter und grollte der Gestalt entgegen, die langsam im Nebel sichtbar wurde. "Ihr habt doch nicht geglaubt, ich würde euch mit meinem Eigentum ziehen lassen, Miss Winters." Die Gruppe zuckte zusammen als die Gestalt Kel'thuzads sich klar vom Nebel ablöste. "Wenn ihr von Medivhs Buch redet, alter Mann, muss ich euch drauf Hinweisen dass das jetzt mir gehört." Der Lich lachte finster und schoß einen Vereisungszauber auf Halvard, der gerade zum Angriff übergehen wollte. Runa blickte relativ nüchtern auf den nun gefrorenen Paladin. "Schweigt, Mädchen. Das Buch gehört mir. Ihr alle werdet hier und jetzt und ein für alle Mal durch meine Hand sterben. Das wird euch Verrätern, der Horde und der erbärmlichen Allianz zeigen, dass man keine Spielchen mit der Gei...Über was zum Geier lacht ihr jetzt schon wieder?!" Erzürnt bemerkte Kel'thuzad wie die kleine Verlassene ihm offensichtlich gar nicht zugehört hatte. Nicht einmal Ansatzweise. "Verzeiht...", Runa kicherte, "Ich finde es nur amüsant wie der gute Halvard einfach nicht dazu kommt etwas, dass auch nur halbwegs untot ist, anzugreifen." "Was?" "Na ja, Halvard hat mehrfach versucht mich und Felim anzugreifen, es endete bisher immer mit einem Schaf oder Gedankenkontrolle." Der Lich seufzte auf: "Könnten wir bitte wieder zum Thema kommen." "Meinetwegen...", die Magierin blickte sich um, "Seit ihr allein hier?" "Ja, wenn ihr es unbedingt wissen müsst. Aber ich brauche auch keinerlei Handlanger um mit einer Gruppe wie der eurigen fertig zu werden." Erneut lachte der Lich-Magier böse und begann einen Zauber zu weben, um die Gruppe auszulöschen. "Der Nebel ist nett." "Eh?", Kel'thuzad brach den Zauber ab, blinzelte, sofern man das bei einem Lich so nennen kann, und starrte ungläubig zu Runa hinüber. "Na, ich mein den Nebel. Den Zauber habt ihr doch gewirkt, oder?" "Natürlich. Nicht einmal in Duskwood wird der Nebel derart dick." Runa schnurrte: "Als letzten Wunsch, würdet ihr mir verraten, wie man den Zauber wirkt?" "Wenn's denn sein muss. Als ob euch das etwas in der Hölle nützen würde. Aber meinetwegen. Passt auf." Kel'thuzad konzentrierte sich und begann mit dem Singsang des Zaubers. Als er geendet hatte schien der Nebel noch wesentlich dichter als zuvor. "Und nun, Miss Winters, sagt dieser Welt...VERDAMMT NICHT SCHON WIEDER!" Erst jetzt bemerkte der Lich, dass das kleine Biest ihn schon wieder reingelegt hatte. Er konnte in dem Nebel selbst nichts mehr erkennen und die Gruppe hatte die Zeit, in der er den Spruch wob genutzt um in der grauen Masse zu verschwinden. Ein Platschen ließ Kel'thuzad aufhorchen. Der Fluß. So schnell er konnte folgte der Lich dem Geräusch und nach einigen unsanfte Begegnungen mit der Flora von Duskwood; allgemein bezeichnet man das was er tat als -gegen Bäume knallen- ; schwebte Kel'thuzad wutschnaubend über dem seichten Uferwasser. Am anderen Ufer konnte man Huf- und Tatzenspuren erkennen. Die Gruppe war entkommen. "Glaubt bloß nicht, dass ich aufgeben werde!", schrie der Verfolger in den Wind bevor er sich schmollend zu Boden sinken ließ. "Du bist solch ein elender Narr, Kel'thuzad." Der Lich zuckte zusammen und drehte sich zitternd um: "Meister, was...was macht ihr hier?" "Ich habe dir klare Instruktionen gegeben die Gruppe in Stratholme auszuschalten. Du hast mich enttäuscht." "Ich konnte doch nicht ahnen, was für ein pfiffiges, kleines Biest diese Magierin ist.", versuchte der Lich sich vor Arthas, denn er war es, der nun grollend zwischen den Bäumen aufgetaucht war und seinem Offizier zurechtwies, zu verteidigen. "Das ist allerdings wahr. Dieses Mädchen scheint sehr geschickt zu sein, wenn es darum geht, Leute wirr zu reden.", Arthas warf dem Lich einen letzten bösen Blick zu, "Aber das ist kein Grund deinen Posten zu verlassen. Geh zurück nach Stratholme und warte auf weitere Anweisungen. Hättest du aufgepasst, wüsstest du, dass sie sich am Friedhof von Goldshire treffen wollen. Ich kläre das hier allein. Mach eine Eisbrücke über den Fluß und dann verschwinde von hier." "Jawohl.", demütigt beugte Kel'thuzad den Kopf nachdem der Zauber gewirkt war und der Herrscher der Geißel an ihm vorbei schritt und den Fluß überquerte um die Verfolgung der Gruppe aufzunehmen. Kapitel 13: ------------ "Nun da wir hier sind...Wer hat eine Idee wie wir bis zu Lady Prestor gelangen können?" Die Gruppe saß versammelt am Friedhof nahe Goldshire und besprach das weitere Vorgehen. Runa und Felim musterte ihren Mituntoten mit etwas Argwohn. Er und Sathiel hatten sich von der Gruppe getrennt und Mulligan war erst jetzt, nach insgesamt 30 Minuten nachdem der Trupp Kel'thuzad abgeschüttelt hatte, wieder zurück. Von dem Nachtelf fehlte weiterhin jede Spur. "Ich glaub, niemand der Anwesenden hat einen Vorschlag der funktionieren könnte, Miss Morgan.", schnaubte Halvard und lehnte sich gegen einen der Bäume. "Ich hätte den Elf vorgeschlagen...", warf Runa rein, "Aber der ist immer noch weg. Und einfach verkleiden wird auch nicht gehen." "Warum nicht?" "Weil ,Lady Prestor' das merkt, Morgan. Unter Garantie." "Wieso sollte sie?" Morgan schaute verständnislos, doch die Untoten tauschten nur mitleidige Blicke aus und seufzten. "Wir erklären euch das ein anderen Mal.", antwortete Felim schließlich. Jetzt gilt es erst einmal...", sein Blick fiel zu Pakuna, die die ganze Zeit den abendlichen Himmel angestarrt hatte, "Was ist mit euch, Taurin?" Die alte Druidin riss ihren Blick von den Wolken und schaute lächelnd zu dem Priester: "Ein weiser Mann sagte einst; Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, so muss der Berg zu dem Propheten." "Ich kann nicht folgen..." "Wundert mich bei euch nicht...", Halvard erntete von Morgan für diesen Kommentar einen Stoß in die Seite. "Shh." "Nun;" fuhr Pakuna unbeirrt fort, "Wir wissen, wir werden es wohl kaum bis zu Lady Prestor schaffen. Wenn sie nun aber zu uns kommen würde..." "Und wie wollt ihr das anstellen, alte Taurin?" Die Köpfe sausten herum und die Blicke fielen auf Sathiel, der, wieder einmal wie aus dem Nichts, an einem der Bäume lehnte. Aber Pakuna lächelte nur: "Es ist zwar nicht meine Art, Unruhen und Chaos zu entfachen; und ich möchte auch nicht gutheißen dieses zu tun; aber... Wenn wir eine Möglichkeit finden, genug Verwirrung und Panik zu stiften, dass die ,Frau' aus dem Schloß bis zu den Toren hier kommt, hätten wir eher die Möglichkeit, an den Edelstein zu gelangen." Runa grinste breit: "Die Idee gefällt mir." "Na das war klar.", Felim seufzte, "Nur was sollen wir machen? Feuer legen? Angreifen? Dann wären wir genau so weit wie zuvor." "Ich weiß... Irgendein unglaublichen Schauspiel, etwas Unfaßbares vor den Toren Stormwinds. Was würde die Stadt am Meisten überraschen?" "Ein sich ergebene Horde." "Schnauze, Zwerg!", fauchte Runa ob dieses Kommentars. "Eine einzige Kreatur sollte doch reichen, oder?", versuchte Sathiel die Situation zu entspannen. "Ja, nur welche...?" Jetzt gingen alle Stimmen durch einander. "Der Lich-König?" "Ne.", winkte die Magierin Felims Vorschlag ab. "Kil'Jaeden?", warf Sathiel ein. "Wenn du dich als der verkleidest, gerne." Morgan schüttelte verständnislos den Kopf. "Deathwing, vielleicht." Runa und Felim grinsten ob der Worte der Paladina und blickten sich an: "Zeit genug sollte vergangen sein, oder?", begann die Magierin. Felim nickte nur. "Und wie wollt ihr Biester dieses Monster friedlich bis hierher bringen?", schnaubte Halvard. "Wer redet von ihm, Zwerg? Es wird zwar ein Drache sein, der über Elwynn auftauchen wird, aber nicht Deathwing..." "Sondern?" Wieder grinsten die Untoten sich verschlagen an und kicherten mit einem ungesunden, wahnsinnigen Unterton. Nur wenige Zeit später im Thronsaal zu Stormwind. "Oh, welcher Fluch lastet nur auf uns, das dieser Drachen immer und immer wieder von den Toten zurückkehrt." Mit einer gewissen Belustigung beobachtete Lady Prestor wie Lord Fordragon im Thronsaal auf und ab schritt und sich die Haare raufte. Der Kind-König lag zum Glück schon wohlbehütet in seinem Bett und schlief, so blieben ihm die Schwalle Flüche, die der Mann beizeiten ausspie, erspart. "Lady Prestor. Wollt ihr nichts dazu sagen?" "Ich kann euch leider auch nicht mehr sagen, als ihr auch so schon wißt.", Unschuldig zuckte die Adlige mit den Schultern, "Drachen sind äußerst mächtige Wesen. Wer weiß welche Zauber hier am Werk sind." Der Paladin seufzte geschlagen: "Wißt ihr, was das Schlimmste an der Sache ist, Lady Prestor?" "Sprecht." "Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass ich ganz genau weiß, wo der Grund liegt. Aber es will mir bei bestem Willen nicht in Erinnerung kommen." "Macht euch nicht selbst verrückt, Lord Fordragon." Die Lady lächelte. Jemand der wußte, wer sie war, hätte jetzt erkannt, das sie sich innerlich über die ,dummen, kleinen Menschen' amüsierte. Fordragon tat dieses nicht. "Ach, ich weiß, Lady Prestor. Es ist nur..." Ein markerschütternder Schrei drang durch die Hallen. "ALARM!" Eine der Wachen kam den Gang herauf gelaufen und verbeugte sich vollkommen außer Atem. "Was ist los? Bericht." Der Paladin stemmte die Hände in die Hüften und schaute den Wachmann an. "Ein Angriff...", keuchte dieser. "Wer? Orcs? Untote?" "Nein, Sir. Ihr...ihr werdet es nicht glauben..." "Sprecht schon, wer attackiert Stormwind?" "Die elende schwarze Drächin, Sir. Onyxia." Lady Prestor stand vollkommen von der Rolle im Raum als die beiden Krieger im Eiltempo den Palast verließen. Was sollte denn der Unsinn? Sie schnaubte kurz wütend auf und eilte den beiden Menschen hinterher Richtung Stadttor. Als sie dort ankam hatte sich bereits eine riesige Menschentraube gebildet und alle Blicke waren auf einen riesigen, dunklen Schatten gerichtet, der über den Wolken des nächtlichen Himmels zog. "Seit ihr sicher, dass das dort Onyxia ist?" "Ja, Sir.", beantwortete eine der Wachen die Frage, "Eine junge Paladina hat sie gesehen, als die Wolken noch nicht so dicht waren." "Das ist ein Trick. Elender Mummenschanz.", Lady Prestor hatte die Augen zusammengekniffen und starrte ebenfalls zu dem Schatten hinauf. "Woher wollt ihr das wissen, Milady?" Jetzt war guter Rat teuer. Zum ersten Mal seit langem hatte die Frau, die in Wahrheit die echte Onyxia war, nicht auf ihre Worte geachtet. "Vertraut einfach auf meine weibliche Intuition, Fordragon." Etwas Besseres fiel ihr nicht ein. Aber es tat seine Wirkung. Der Paladin nickte und schaute wieder in die Wolken. Lady Prestor wollte gerade zu einem weiteren Satz ansetzen, als etwas an ihrem Zepter zog. "Räuber! Diebe!", schrie sie plötzlich und Lord Fordragon sauste herum. Eine vermummte Gestalt verschwand in der Menge. Als der Paladin sich wieder zu Lady Prestor drehte schaute diese verstimmt auf ihr Zepter. Der Silberstreiffeuer, der das Zentrum des Kreuzes an der Spitze bildete, war gestohlen. "Elende Diebe.", fluchte die Lady. Nur wenige Augenblicke später war klar, das auch einigen der Umstehenden die Geldbeutel, Schmuck und kleiner Waffen fehlten. "Ich hoffe ihr habt das Spektakel genossen, werte Freunde.", klang eine Stimme plötzlich durch die Nacht. Die Blicke drehten sich zu einer kleinen Gruppe vermummter Gestalten hoch zu Roß. Eine der Figuren hob die Hand und Sekunden später schwebten allerhand Blätter zu Boden. Der Schatten, den alle für die Schwarzdrächin gehalten hatten war verschwunden. Ebenso wie die drei Figuren. Lady Prestor kochte vor Wut, tat aber ihr Bestes, die Ruhe zu bewahren. Das Diebe auf solch einen hinterhältigen Trick zurückgreifen beeindruckte sie allerdings doch ein wenig. Das konnten jedenfalls keine Allianzler gewesen sein. "Ich hoffe, wir haben Glück, und die kommt nicht auf die Idee uns zu verfolgen." Felim zog die Kapuze vom Kopf, während Runa sich den Edelstein gegen das Mondlicht betrachtete. "Die hat genug andere Sorgen.", sie drehte sich zu Sathiel, "Das war hervorragende Arbeit, Elf." Der Schurke grinste über beide Ohren, was bei Nachtelfen wirklich so seltsam aussah, wie es sich anhörte. "Hoffen wir's." Die Gruppe gab ihren Tieren die Sporen. "Was brauchen wir sonst noch?", fragte Mulligan schließlich. "Verzauberte Blutbernsteinbarren." "Blutbernstein kann verhüttet werden?" Runa UND Halvard nickten Mulligan zu. "Allerdings...", setze der zwergische Paladin an, "Sind Verzauberte Blutbernsteinbarren wesentlich komplizierter. Es bedarf, soweit mir bekannt ist, verzaubert Arkanitbarren, aus denen die magische Essenz gewonnen werden muss." "Kann man nicht auch dieses...wie heißt das... Elementarium nehmen? Das ist in etwa der gleiche Aufwand." "Nein. Das ist noch komplizierter, Mull. Das Problem ist nur...", Runa stockte und dachte nach wie die Worte gemeint waren, die sie gelesen hatte, "Im Buch steht Folgendes..." Sie stoppte ihr Pferd und nahm das Werk aus der Tasche, suchte die Seite, räusperte sich und begann vorzulesen: ...in Verbund mit einem Dutzend Blutbernsteinbarren, gemacht ohne dass ein Erz je Feuer sah... "Wie bitte verhüttet man Erz ohne Hitze?" Felim hob ideenlos die Brauen, aber Runa blieb eine Antwort schuldig. "Nun...", setzte Halvard an, nachdem das Buch wieder verstaut war, "Alte Schmiedemeister erzählen von Schmieden aus Eis und Magie." "Wenn die in Northrend stehen, schrei ich." Runa verzog das Gesicht und der Zwerg gluckste, strich sich über den Bart und fuhr fort: "Dort auch. Aber es gibt Berichte über eine Schmiede in Winterspring, die wird allerdings von Drachen bewacht." "Och...", die Magierin lächelte, "Mit Meister Malygos' Brut könnte ich sogar so klarkommen. Lassen wir es auf einen Versuch drauf ankommen, und schauen, ob es diese Schmiede wirklich gibt." Kapitel 14: ------------ "Dieses hin-und-her ist furchtbar.", zeterte Felim, nachdem der Treck nach Stunden wieder in Booty Bay am, immer noch notdürftig reparierten, Steg saß. "Stör' dich nicht dran, Junge.", Runa wandte den Kopf und streckte sich genüßlich, "Wenigstens kommen wir so unbeschadet nach Kalimdor." Die Schiffe fuhren wieder, auch wenn die Goblins eine, nach ihrer Definition geringe, Gebühr verlangten, um die Kosten zur Beseitigung der Schäden zu decken. Aber das war immer noch besser, als sich wieder mit dem Kommandanten im Lager oder den Wachen von Menethil anlegen zu müssen, um über das große Meer zu kommen. Pakuna und Morgan waren noch in der Stadt, um Besorgungen zu machen, Mulligan döste friedlich an Runa's Schulter und Halvard und Sathiel machte die Taverne unsicher. Gedankenverloren streichelte die Magierin dem Jungapotheker durch die Haare: "Was meinst du, Felim...?" Der Priester schaute fragend auf. "...Was hat der Junge verbockt?" "Mulligan? Was meinst du?" "Na ja...Die Mitglieder der königlichen Apothekervereinigung sind eigentlich nicht dafür bekannt, dass sie viel in der Weltgeschichte umherwandern." "Ach, verstehe. Wenn Faranell jemanden bis hier runter schickt, kann er ihn nicht unbedingt mögen. Wahrscheinlich weil Mulligan ein kleiner Angsthase ist." "Sag doch so was nicht. Mulligan ist vielleicht nicht der mutigste, aber der Elf ist doch wohl schlimmer." Felim nickte: "Was Mull wohl früher war...?" "Eh?" "Na ja...war er Priester, Magier, Krieger oder was weiß ich, bevor er starb, auferstand und zu den Apothekern kam." "Keine Ahnung...Wohl eher Priester...wie du...aber..." "Aber?" "Na ja...da ist noch was...meine Intuition sagt mir, dass das nicht alles ist." "Ach...wir sollten uns eigentlich nicht einmischen. Jetzt ist er jedenfalls Apotheker, das ist sicher." Runa verzog die Lippen zu einem Schmollen: "Felim, so geht's ja nicht. Du hast mich neugierig gemacht, jetzt will ich das wissen." Vorsichtig stupste die Magierin den schlafenden Blondschopf an. "Hey, Mulligan...", der Angesprochene blinzelte müde und Runa fuhr fort, "Was warst du bevor du untot geworden bist?" Mulligan rieb sich verschlafen die Augen: "Pa...Paladin...warum?" ~ "Vater! Ich werde das nicht auf mir sitzen lassen!" Schäumend vor Wut stampfte Lady Prestor um die kleine Illusion herum, über die sie mit ihrem berühmt-berüchtigten Vater in Kontakt stand. "Ruhig Blut, meine Liebe. Ruhig Blut. Du wirst doch nicht wegen ein paar lausigen Dieben die Nerven verlieren." "Vater. Das waren soweit ich es erkennen konnte Untote. Wie steht die Wahrscheinlichkeit, dass die aus Jux und Dollerei von Lordaeron bis hier her reisen und eine derartige Farce inszenieren?" "Untote? Soso...", die Erscheinung schwieg kurz, "Warum sagtest du nicht sofort, dass es Untote sind, Kind? Nimm mit deinem Bruder Kontakt auf. Er berichtete mir erst kürzlich von einem Buchdiebstahl durch Untote in Ironforge." Das Bild verschwand und Lady Prestor schnaubte vor Wut. Schlimm genug das ein paar lebende Leichen sie bestohlen hatten; Jetzt musste sie auch noch ihren Bruder kontaktieren. Das Verhältnis zwischen den beiden noch als Geschwisterliebe zu bezeichnen wäre zu viel des guten Willens... "Na, Schwesterherz?", das Bild von Nefarians menschlicher Form grinste, "Gibt's Ärger mit den kleinen Menschlein?" "Sei bloß ruhig.", fauchte die Lady, "Vater sagt, du weißt etwas über einen Diebstahl in Ironforge." "Zwei Fragen: Warum interessiert dich das? Und warum weißt du noch nichts davon?" "Erstens geht es nur mich was an, was mich wann warum interessiert. Und zum zweiten kann man schätzen, dass es den Zwergen einfach zu peinlich ist, in der Welt herum zu posaunen, dass sie von Untoten bestohlen wurden." "Soweit weißt du also doch Bescheid, Schwesterchen. Na ja, mehr kann ich dir auch nicht sagen. Es sind nur Gerüchte, die besagen, dass ein paar Untote vor ein paar Tagen in Ironforge eingeschlichen sind und Bücher aus der Bibliothek entwendet haben. Wie gesagt, nur Gerüchte." "Diese Gerüchte haben mir meinen Silberstreiffeuer aus dem Zepter geklaut." Nefarian schaute kurz sprachlos, warf dann den Kopf in den Nacken und lachte lauthals: "Dann wird wohl was dran sein. Und du bist nicht besser als die Zwerge und lässt dich beklauen..." Wütend langte Lady Prestor nach der Erscheinung und beendete das Gespräch damit. "Idiot.", grollte sie erbost, "Dann kümmere ich mich halt allein darum." Plötzlich klopfte es. "Lady Prestor, ihr werdet erwartet.", scholl die Stimme einer Dienerin von draussen. Die Angesprochene seufzte auf, holte Luft und zupfte ihr Kleid zurecht, um sich wieder den ,dummen Abenteurern' zu widmen, die ihren Rat suchte. Sie bezeichnete diese Treffen liebevoll als einen Blick auf die Speisekarte werfen. ~ Die Tage verstrichen. Keiner der Gruppe konnte so recht glauben, das der blonde Apotheker früher mal Paladin gewesen sein soll. Und Mulligan schien es peinlich, dass er es überhaupt verraten hatte. Morgan und Runa versuchten die ganze Zeit sich vorzustellen, wie er wohl als Mensch ausgesehen hatte, kamen aber zu keinem vernünftigen Ergebnis. "Land in Sicht!" Die Sonne stand hoch am Himmel als die Meldung des Ausgucks kam. Endlich. Ratchet war in Sichtweite. Runa kramte noch einmal einen kleinen Zettel aus der Tasche ihres Reiseumhangs. Zehn verzauberte Blutbernsteinbarren (kaltverhüttet) Ein Silberstreiffeuer Drei Harpyenringe (?) Zwei Citrine Ein Arkanitkristall Zwei leere Seelensplitter Dickes Leder Mit einem Seufzer las die Magierin die Liste der Komponenten immer und immer wieder durch. Die Liste ging noch ein ganzes Stück weiter. Und nicht einmal die Hälfte der ,Zutaten' war etwas, das leicht zu beschaffen gewesen wäre. "Runa, träumst du?", Felim lächelte als seine Begleiterin aus ihren Gedanken hoch schreckte, "Wir haben angelegt." Minuten später stand die ganze Gruppe versammelt an Land. Pakuna streckte sich genüßlich. Endlich wieder festen Boden unter den Hufen zu haben kann beizeiten so gut tun. "Brachland, Ashenvale, Felwood, Winterspring, hatten wir gesagt, oder?" Morgan nickte Mulligan zu und wandte den Blick zu der Magierin, die gerade auf ihr Pferd kletterte, "Harpyenringe gibt es in Feralas, oder?" "Ich weiß noch nicht mal, was Harpyenringe sind.", kam zur Antwort. "Das wird doch wohl der Schmuck dieser geflügelten Biester sein, oder?" "Wäre das nicht etwas zu leicht, Zwerg?", Runa wandte ihr Pferd. Halvard schnaubte: "Ich wusste doch ihr seit zu nichts zu gebrauchen..." "Sei still Zwerg, oder trag die Konsequenzen.", zischte die Untote zur Antwort. An diesem Punkt gingen Mulligan und Sathiel dazwischen. "Bitte, nicht schon wieder streiten.", begann der Elf, "Dafür haben wir wirklich nicht die Zeit." Mulligan nickte zustimmend: "Ja, wer weiß wer inzwischen alles hinter uns her ist." Halvard und Runa seufzten. >Onyxia und Kel'thuzad, wenn's hochkommt...<, ging es Runa durch den Kopf. Langsam setzte sich der Trupp in Bewegung. "Wir sollten vielleicht jemanden aufsuchen, der uns etwas über diese Ringe erzählen kann.", warf Pakuna ein, als Crossroads schließlich in Sichtweite war. "Hab ich auch schon dran gedacht.", die Magierin schüttelte den Kopf, "Nur wen?" "Ein Jäger.", schlug Mulligan vor und nach kurzer Stille nickten alle zustimmend. Morgan begann wieder auf ihren Haaren zu kauen: "Jemanden, der der Welt bekannt ist, können wir nicht fragen, wir haben schon genug Ärger." "Dann müssen wir jemanden finden, der als Jäger schon alles gesehen hat und der schon überall war.", führte Sathiel den Gedankengang fort. Runa und Felim schauten sich an. Da kannten sie doch wen. Auch wenn dem Priester nicht ganz wohl bei dem Gedanken an die verflixte Hyäne war. Die Magierin stoppte ihr Reittier und zog einen Kommunikationskristall aus einer der Gürteltaschen. "Oke...Oke, meld' dich." Einige Augenblicke später flackerte das Bild des Trolls auf: "Ey, lange nich' geseh'n." "Oke, ich muss dich was fragen..." "Is' grad mehr als schlecht, Mann. Wo bist'n grad?" "Kurz vor Crossroads. Weißt du was Harpyenringe sind?" "Tu ich. Ich hab hier aber Probleme mit diesen Käfern, wa. Kannst nach Gadget komm'? Ich erklär das dann." Runa drehte sich zu der Truppe und dann wieder zu zum Bild des Trolles: "Liegt zwar nicht direkt auf unserem Weg, aber wenn du helfen kannst, kommen wir gerne." Die Erscheinung nickte und verschwand. "Ich hoffe ihm geht's gut." "Das wird schon, Runa." Der Priester lächelte und der Trupp wandte sich nach Süden. Pakuna's Blick wanderte noch einmal unruhig Richtung Ratchet. Der Wind, der über das Meer kam, hatte begonnen böse zu flüstern. Kapitel 15: ------------ "And the bells of the city still go Ding-Dang-Dong, Ding-Dang-Dong. Speaking of fools and kings, traitors and fair maidens. Ding-Dang-Dong, Dang-Dong." "The Bells of Lordaeron" war unter den Verlassenen eines der beliebtesten Spottlieder über Arthas und die Geißel, und wenn man, wie Runa und Felim, alle Strophen kannte, konnte man ohne Probleme die Wegstrecke von Camp Taurajo bis hin nach Gadgetztan mit Singen ausfüllen. Nicht das einer der beiden sonderlich schön singen könnte, aber zumindest Morgan und Sathiel hatten auf halben Weg begonnen beim Refrain mitzusingen, Mulligan hielt sich die Ohren zu, Pakuna schüttelte nur den Kopf, und Halvard wunderte sich stillschweigend, wie viele Strophen das Lied eigentlich hat. Er hatte kurz nachgefragt, bekam aber nur zur Antwort >'ne Menge, Zwerg. Der Junge is' ja noch nicht mal in Northrend<. Danach hatte der zwergische Paladin sich das Fragen lieber verkniffen. Die zwei Sänger gluckste amüsiert als Gadgetztan endlich in Sichtweite kam und ihr Lied auch sein Ende gefunden hatte. "Wenn wir hier fertig sind gibt's es garantiert neue Strophen." Runa applaudierte dem Vorschlag ihres Kompagnons ein wenig überschwenglich als Mulligan sich schließlich einmischte: "Wenn das ganze von Erfolg gekrönt ist." "Ach was, das wird schon.", der Priester grinste und stieg von seinem Skelettroß, "Mal sehen, wo Oke hin is..." Man könnte meinen, es sei nicht schwer in einer Stadt wie Gadgetztan eine Troll-Jäger, der sogar für seine Rasse recht hochgewachsen ist, ausfindig zu machen. Trotzdem dauerte die Suche mehr als eine Viertelstunde. "Eigentlich müsste er schon hier sein...", Runa kratzte sich nachdenklich an der Schläfe. "Außer es ist etwas passiert." "Nein, Felim. Oke ist hart im nehmen. Außerdem wäre zumindest Fish dann hier." "Und wenn der auch was passiert ist?" "Wer ist Fish?", warf Morgan plötzlich ein. Sie wusste, das Oke der Troll war, mit dem die Gruppe sich hier treffen wollte. "Fish ist Okes Hyäne.", gab Runa zur Antwort und ließ den Blick wieder über die Stadt schweifen, "Außerdem hab ich gestern abend ja noch mal mit ihm gesprochen. Wahrscheinlich ist er noch mal losgezogen. Warten wir einfach." Einfach warten wurde schnell langweilig. Nach einigen Minuten sah das Bild wie folgt aus: Felim und Mulligan schliefen im Gasthaus und störten die anderen Gäste mit ihrem Schnarchen beim Essen. Runa bastelte vorsorglich ein wenig Sprengstoff zusammen und Sathiel und Halvard sahen zu, dass sie einen möglichst großen Bogen um die untote Ingenieurin machten. Nur Pakuna konnte einem Sorgen machen. "Was ist mit euch, Taurin?", Morgan trat, beide Hände in den Taschen vergraben, an die Seite der Druidin, die außerhalb der Stadt an der Mauer lehnte und auf den flimmernden Sand vor sich starrte. "Es ist eine Furcht die mich plagt, Kind." "Furcht?", die Paladina strich sich die Haare aus dem Gesicht und setzte sich ebenfalls. "Der Wind erzählt mir von großer Gefahr. Aber er erzählt nicht, was uns bedroht." "Vielleicht irrt ihr euch, Taurin." "Nein, Kind. Der Wind hat mich noch nie belogen. Er hat mich in Booty Bay gewarnt, wie er es schon in Duskwood tat. Und ohne die Warnungen der Natur wären wir dem Bund der Erwecker wohl nie entkommen." "Bund der was?", Morgan kippte den Kopf zur Seite und schaute die alte Taurin fragend an. Pakuna seufzte, lächelte der jungen Frau dann allerdings zu: "Erwecker, Kind. Es ist eine lange Geschichte, auch wenn sie erst wenige Wochen alt ist. Ich fürchte, ich würde euch damit nur langweilen." "Ach was. Ich höre gerne Geschichten. Erzählt, bitte. Wir müssen so oder so hier verharren." "Nun gut..." Pakuna setzte sich bequemer hin und begann zu erzählen. Von Druiden und Drachen; Nachtelfen und Tauren; von Fanatismus, Mord und Verrat. Von Freundschaft und Kampf und einem doch recht glücklichen Ende. Als sie geendet hatte stand Morgan vor Staunen der Mund offen: "Wie konnte dieser Ammar für so einen Wahnsinn überhaupt nur Leute finden?" "Wir werden es wohl nie wissen. Aber zum Glück sind Herrin Yseras Schwarm und der Smaragdgrüne Traum wieder sicher. Auch wenn Meister Malfurion verschollen bleibt.", die Taurin seufzte tief und traurig und griff nach einem länglichen Bündel, von dem sie die Lederschnüre löste, "Und dies, junge Kriegerin, ist Dreamweaver." Mit großen Augen starrte Morgan auf das fein gearbeitete Schwert, das sich in dem Packen befand. "Das Sandu als Krieger zeterte als ihr das Schwert kriegtet, kann ich verstehen. Warum gab die Drächin es eigentlich euch und nicht ihm?" Pakuna wiegte den Kopf hin und her: "Ich weiß nicht, warum Aislinn ausgerechnet mir das Schwert anvertraute. Ihr habt recht, was Sandu angeht, aber...Erinnert euch an Aislinns Worte >Das Schwert wird euch zu dem bringen, von dem es geführt werden will, sobald die Zeit gekommen ist.< Es liegt nahe, dann anzunehmen, dass es nicht zu dem Nachtelf wollte." "Und das Schwert hat bisher auf noch niemanden reagiert?" Wieder ein Kopfschütteln: "Nein. Aber vielleicht werde ich diesen jemand auf dieser Reise treffen. Wer weiß." Morgan lächelte: "Wenn dem so ist und die Drächin das wusste ist klar, warum sie euch das Schwert gab." "Man wird sehen. Nun, wir sollten zurück zu den Anderen, Kind. Es wird schon spät." "Und wenn dieser Oke immer noch nicht kommt?" Die Taurin richtete sich auf und lächelte wissend: "Lauscht dem Wind, junge Kriegerin. Er warnt nicht nur, er erzählt auch von nahenden Freunden." Wie Pakuna erwartet hatte, war der Jäger bereits eingetroffen. Fish kaute vergnügt auf einem Roc-Schenkel herum und Runa hatte eine Karte von Kalimdor auf dem Tisch ausgebreitet. "...is' das nich', mon.", Oke gestikulierte wild und deutete auf die Karte, als Morgan und Pakuna sich zu der Gruppe im Gasthaus gesellten. "Bevor du weitermachst, Oke. Darf ich dir den Rest noch vorstellen? Pakuna Bloodmoon und Morgan March." Die Beiden verbeugten sich, Morgan allerdings nur in der Annahme, dass die Magierin sie dem Troll gerade vorgestellt hatte, denn Runa sprach wieder auf Orcisch. Auch der Rest des Gespräches ging nur zwischen den Hordlern und Morgan entschied sich, sich zu Halvard und Sathiel zu gesellen, die Beide etwas verstimmt dasaßen und die Anderen beobachteten. "Harpyenringe, ne, das wie ihr sucht, hat nix mit den Viechern zu tun. Is aber auch so total kompliziert daran zu komm, mon." Mulligan rieb sich über die Stirn: "Ich fasse zusammen. Harpyenringe haben nichts mit Harpyen zu tun, sondern sind faustgroße, ringförmige Gebilde von Lianen, die dadurch zustande kommen, wenn die Pflanze beim wachsen so mit Harz in Berührung kommt, dass sie eine Kurve macht und am Ende durchgehend und kreisförmig verwachsen in Bernstein eingeschlossen ist." "Genau so, mon.", Oke grinste und kraulte Fish den Nacken, "Wisst ihr, ich hätt' ma Lust mit euch zu komm." "Die Dinger suchen?", Runa blinzelte. "Nee, ganz mit. Bis nach Northrend, wa." "Oke, ist dir klar, was du da sagst?" "'Türlich, Mädchen. Aber warum sollt ihr all den Spaß hab'n, ne? Tut euch doch nich' schlecht, wenn da noch'n Jäger mitkommen tut." Die drei Untoten und die Taurin sahen sich an und begannen untereinander zu tuscheln. So ging es etwa fünf Minuten und Oke verlor langsam den Mut. Er wäre wirklich gerne mit auf das Abenteuer gekommen. Man hat nicht jeden Tag die Gelegenheit ein Held zu werden. Er hatte sich schon ausgemalt, wie ihm die Weibchen zu Füßen liegen würden, würde er es schaffen den Lich-König zu besiegen. Aber das beständige Tuscheln der Vier, nahm ihm mit jedem Wort mehr und mehr die Hoffnung, dass sie ihn mitnehmen würden. "Also, von mir aus kannst du gerne mit.", meinte Runa schließlich. "Das is' nich fair, mon. Drei Allianzler im Gepäck ham, aber 'nen Freund....Moment, haste gesagt, ich darf mit?" Die Magierin kicherte und nickte. Felim hingegen murrte und kramte in seiner Geldbörse. Offensichtlich hatten die drei Untoten gewettet, ob Oke inzwischen davon überzeugt war, dass sie ihn nicht mitnehmen würden. Jedenfalls drückte der Priester seinen beiden Mituntoten jeweils zehn Silber in die Hand, die Beide amüsiert verstauten. Mulligan stand auf und wendete sich an die Allianzler: "Wir hätten alles geklärt. Ach ja...Und Oke kommt mit." Halvard verzog wie zu erwarten das Gesicht. Noch ein Hordler den er nicht angreifen durfte. Sathiel schien ebenso wenig angetan: "Ein Troll... von allen Rassen unter denen es Jäger gab, warum ausgerechnet ein verdammter, stinkender Troll?" Plötzlich griff Oke den Nachtelf an den Ohren und knurrte: "Wie war das, Elfenbrut?!" Der Schurke zuckte zusammen und winselte: "Kann mich denn keiner warnen, dass der Gemeinsprache spricht?" Runa und Felim hatten einige Mühe die Beiden wieder zu auseinander zu kriegen und hätten wohl noch etwas gebraucht, wäre Pakuna nicht plötzlich aufgesprungen: "Kommt schnell. Etwas stimmt nicht!" Alles andere vergessend rannten alle nach draußen, wo bereits eine riesige Gruppe stand und in den Himmel starrte. Auch die Truppe war überrascht. Einer der bronzenen Drachen, die sich für gewöhnlich vor den Höhlen der Zeit aufhalten, flog unruhig über Gadgetztan: "Flieht, Sssterbliche. Flieht sssolange euch die Zeit noch bleibt." Der Drache wurde immer unruhiger und versuchte sein Bestes die Anwesenden zum Aufbruch zu bewegen. "Was soll schon passieren, Drache?", fragte eine Stimme plötzlich. "Sssie kommt hierher...Die Zeit issst knapp. Flieht." Doch die Anwesenden blieben stehen. Manche schüttelten verwundert die Köpfe, andere hielten ihre Fraktionskollegen davon ab, den Drachen anzugreifen. Morgan machte schließlich einige Schritte auf den Drachen zu: "Wer kommt, Drache? Wer ist ,sie' ?" Der Drache schaute zu der Paladina und wollte gerade antworten, als ein wütender Schrei die Luft zerriß: "Es issst zu ssspät, Menschling. Sssie issst da." Alle Augen drehten sich in die Richtung aus der der Schrei kam. Nur kurze Augenblicke später herrschte Panik. Hoch über dem Gebirgspaß zwischen der schimmernden Ebene und Tanaris schwebte, mit wütendem Funkeln in den Augen, wovor der bronzene Drache die Stadt warnen wollte: Onyxia Kapitel 16: ------------ Von einem auf den anderen Augenblick war die Hölle los in Tanaris. Überall in der Stadt sammelten sich Grüppchen erfahrener Kämpfer und berieten was man nun machen sollte. Die meisten Anwesenden flohen allerdings oder verkrochen sich in das unterirdische Auktionshaus. Unsere Helden allerdings verharrten auf ihrem Platz. Onyxia flog näher an die Stadt heran und drehte einige Runden außerhalb der Reichweite jeglicher Distanzangriffe. "Wasss willssst du hier, Ssschwarzssdrächin? Hassst du sssoviel Zsseit übrig, die Sssterblichen auch hier zssu quälen?" Die schwarze Drächin wandte ihren Kopf zu dem Bronzenen: "Schweig, Narr. Esss geht dich nichtsss an." Behende landete die Drächin auf dem Käfig im Zentrum der Stadt um schnaubte einer orcischen Jägerin entgegen, die das Feuer eröffnen wollte: "Wage esss nur, Sssterbliche.", die Orcin zuckte zurück und Onyxia erhob den Kopf, "Unter euch sssind Diebe. Bringt mir zurück, wasss mein issst. Dann werde ich euch vielleicht nicht alle töten." Ein Schweigen hing über der Stadt. Onyxia lies den Blick über die Menge schweifen als sie plötzlich wütend kreischend aufflog und sich auf den bronzenen Drachen stürzte, der sich immer weiter in Richtung der Höhlen der Zeit bewegte. Ehe der andere Drache ausweichen konnte hatte die Schwarzdrächin ihm einen seiner Flügel zerfetzt und der Bronzene taumelte mit einem gellenden Schmerzensschrei zu Boden. "Wo willssst du hin, Balg?", Onyxia knurrte wütend und drückte ihre Klauen in den Nacken des anderen Drachen. "Drachenbrut!", bevor der bronzene Drachen antworten konnte scholl eine Stimme von der Stadt her. Onyxia stieß den Verwundeten zur Seite und drehte sich zu der Stimme. "Ist es das was du suchst, Drächin?", Runa hielt den Edelstein nach oben. Die schwarze Drächin schnaufte und kniff böse die Augen zusammen. Vor ihr saß eine Untote hoch zu Roß, in einer Hand die Zügel, in der anderen der Silberstreiffeuer , wegen welchem Onyxia bis hierher gekommen war. Das war also die dreiste Diebin. Wie Onyxia erwartet hatte war es niemand, der zu der Allianz gehörte. Was sie allerdings etwas erstaunte war, dass die Untote kaum Angst zeigte. "Ja, elende Diebin. Ich sssehe, du hassst deine Dummheit erkannt und willssst mir den Ssstein nun zurückgeben." Runas Finger verkrampften sich um die Zügel. Es war kein gutes Gefühl sämtliche Augen auf sich zu spüren. Innerlich betete sie, dass ihr Gefühl sie nicht getäuscht hatte. Sie musste es einfach wagen. "Wenn du den Stein willst, Drachenbrut, komm und hol ihn dir.", schrie sie und galoppierte los Richtung offene Wüste. Onyxia brauchte einige Momente um zu realisieren, dass das kleine Biest an ihr vorbei geritten war bevor sie aufflog und die Verfolgung aufnahm. "Warum...oh warum muss dieses Mädchen immer den Helden spielen.", jaulte Felim als er, wie der Rest der Anwesenden, der Magierin hinterher starrte. "Wen meinte sie mit >Es ist jemand hier, der nicht zulassen wird, das Onyxia mich erledigen darf, dachte sie und ließ ihre Blicke über den Sand wandern, bevor sie einen Haken schlug. Sie war doch nicht die Einzige, die diese Aura gespürt hatte. Onyxia kam bedrohlich nahe. Runas Skelettroß war relativ schnell und Ausdauernd, aber der andauernde Galopp nagte an Pferd und Reiterin. Die Untote hörte deutlich, wie die Drächin Luft holte. Das war's. Runa bereute, dass sie ständig die Heldin spielen musste, ohne vorher nachzudenken. Sie wünschte sich, dass sie diesmal auf ihren Kompagnon gehört hätte als er sie eben noch am Ärmel hielt und zur Flucht oder zu Verstecken bringen wollte. Aber sie wollte ja nicht hören. Verzweifelt jagte sie ihr Pferd noch ein Mal an, die Augen in Angst zusammengekniffen und den Kopf gesenkt. Dann hörte sie ein Geräusch, wie das wenn man einen Deckel von einem Topf kochenden Wassers nimmt. Sie spürte die Hitze von Onyxias Flammenball im Nacken und verabschiedete sich innerlich von allen Freunden, als eine andere Stimme über den Wüstensand schallte: "Du wirst dieses Mädchen in Ruhe lassen, Drache. Ich bin der Einzige, der sie vernichten darf!" Runa heilt an, richtete sich auf und blickte hinter sich. Der Feuerball prallte auf eine Wand aus Eis und brachte diese zum Schmelzen. Onyxia landete und schnaubte der anderen Gestalt entrüstet entgegen: "Wer ssseit ihr, dasss ihr euch erdreissstet, diesssesss kleine Biessst in Schutzzz zzzu nehmen?" "Ich schütze sie nicht, Schwarzdrachen. Ich werde nur nicht zulassen, dass jemand außer mir Miss Winters entgültig beseitigt." Der Drachen musterte die Gestalt eindringend: "Ihr ssseit Kel'thuzzzad, richtig?" Der Lich nickte. "Und wasss habt ihr mit diessser Göre zzzu schaffen, Lich?" "Sie hat mich bestohlen, verhöhnt und an der Nase herumgeführt." , ging es Runa durch den Kopf, aber sie entschloß sich, ausnahmsweise die Klappe zu halten. "Bestohlen hat sssie mich ebenfallsss, Lich. Warum sssollte ich sssie alssso schonen und euch überlasssen?" Kel'thuzad wollte antworten, als der Rest von Runas Gruppe eintraf, nebst einigen anderen Mutigen oder Lebensmüden. "Woah, das is' nich' gut, mon." Oke war der Erste, der bei dem Trio eintraf. Mit Kel'thuzad konnte er nichts anfangen, aber er wusste, dass Onyxia ein übles Problem war. Nach und nach traf auch der Rest der Gruppe ein. Die Drächin wiegte verstimmt den Kopf zu Seite und betrachtete die bunt gemischte Truppe. Sathiel drehte sich leicht und seufzte. Alle, die nicht zu der Gruppe gehörten hatten den Schwanz eingezogen und kehrt gemacht. Somit stand es jetzt acht plus eine Hyäne gegen Kel'thuzad und Onyxia... "Sagt, was hat der Drachen mit dem Silberstreiffeuer zu tun? Der Stein gehört doch Lady Prestor, nicht Onyxia." Runa wandte den Blick zu Halvard, ritt langsam näher an ihn heran und feixte: "Wisst ihr, Halvard, so unter uns, von Frau zu Depp... Onyxia IST Lady Prestor." "So ein Blödsinn." "Nichts Blödsinn" , warf Felim ein, "Das ist so." Onyxia betrachtete das Ganze mit einer Mischung aus Belustigung und Desinteresse. Sollen sie doch wissen, wer sie ist... Die ganze Horde weiß es; ein Umstand gegen den sie beizeiten auch mal etwas tun sollte; warum sollen die paar Allianzler dort es nicht auch erfahren bevor sie sie fressen würde? Ihre Aufmerksamkeit galt eher dem Lich, der sich so unverschämt in ihre Angelegenheiten gemischt hatte. Was meinte der überhaupt damit, diese Untote hätte ihn bestohlen? "He da, Lich.", schnaubte die Schwarzdrächin schließlich und das Gegacker der Truppe brach ab, "Wasss meintet ihr mit, diessse Göre hätte euch bessstohlen?" Kel'thuzad verschränkte die Arme und schwebte zu der Drächin hinüber: "Sie hat ein Buch gestohlen, welches in meinen Besitz war." "Und?", Onyxia schaute verständnislos. "Und, Drächin?!", der Lich schnaubte wütend, "Ein derart mächtiges Werk wie das Buch Medivhs ist doch wohl wesentlich bedeutender als ein lächerlicher Edelstein." Onyxia horchte auf: "Wasss bitte sssollen ein paar dahergelaufene Abenteurer mit sssolch einem Werk?" "Das weiß ich doch nicht. Ich will das Buch nur zurück." "Und ich will meinen Ssstein, Lich.", die Schwarze Drächin wandte erneut den Kopf zu der Gruppe, "Sssprecht, elende Sssterbliche. Wasss habt ihr vor?" "Wir brauchen den Stein um eine Waffe zu schmieden, um Arthas' Seele aus Frostmourne ziehen zu können.", platze Runa unverblümt hervor. Das überraschte sogar die Drächin. Onyxia machte von einem Augenblick auf den nächsten große Augen und blickte den Trupp überrascht an: "Arthasss? Wie in Arthasss Menethil, ehemaliger Thronerbe Lordaeronsss, Ex-Schüler von Lord Uther, Verräter an ssseinem Volk, Vatermörder und für den Tod Uthers verantwortlich, mächtigster Todesssritter, Champion der Geißel und jetziger Wirtssskörper des Lich-König?" "Ich wusste nicht, dass der Junge einen derart langen Titel hat...", Felim schüttelte sich ein wenig überfordert nickte aber wie die Anderen. Onyxia brach in schallendes Lachen aus: "Und ihr Sssterblichen glaubt wirklich, ihr könntet esss mit ihm aufnehmen?" "Nun ja,", begann Runa , "Man wird es nie erfahren, ob es funktioniert, wenn einer von euch beiden uns nun auslöscht." Wieder wiegte die Drächin den Kopf: "Wohl wahr..." "Pah!", unterbrach Kel'thuzad, "Ihr glaubt doch nicht, dass ihr es mit meinem Meister aufnehmen könnt. Sucht euch realistische Ziele. Ihr Vater", er zeigte auf Onyxia, "sollte schon eher auf eurem Niveau sein." Onyxias Augen flammten auf: "Du vergleichssst den großen Deathwing mit derart erbärmlichen Insssekten?" "Ja, das tue ich. Vergiß nicht, Drächin. Dein ach so großartiger Vater wurde, wenn man es genau nimmt von einer wesentlich schwächeren Gruppe besiegt." "Wenn man es genau nimmt,", Runa nuschelte geistesabwesend vor sich hin, "Hätten wir erst dann ein Problem, wenn beide sich zusammentun." Die Drächin und der Lich horchten auf und schauten zu der Magierin: "Wie meinen?" Die Angesprochene blinzelte. Hatte sie das gerade laut gesagt. Na ja, nun war es zu spät und sie begann zu erklären: "Ich mein ja nur; wir sind uns einig, wenn wir uns mit Arthas anlegen können und da heil raus kommen, können wir uns auch an Deathwing versuchen. Ein Problem gäbe es nur dann, wenn die Zwei sich zusammentun würden." "Wie zusammen?" "Ist das so schwer, alter Mann? Wenn die einen Pakt schließen würden gegen Azeroth." "Oder wenn Deathwing Ner'zhul seinen Körper als neuen Wirtskörper anbieten." "Lass' das, Felim, DAS wäre mehr als Übel...Dann is' Azeroth nämlich echt am Arsch...", Runa rollte mit den Augen und Felim grinste unschuldig. Onyxia hingegen grinste und stieß Kel'thuzad zur Seite: "Nun, ihr sssollt eine letzte Chance erhalten. Geht und tut wasss ihr geplant habt. Wollen wir doch mal sssehen, wie weit ihr kommt." Mit einem bösen Lachen erhob die Schwarzdrächin sich in die Lüfte und drehte mit eigenen Plänen Richtung Norden ab. Die Gruppe hingegen stand etwas baff in der Landschaft. Hatte Onyxia sie so eben laufen lassen. Der Trupp wendete die Pferde Richtung Krater, ihr nächstes Ziel, und ritt los. Sie hatten Kel'thuzad komplett vergessen. Dieser schwebte nun, kochend vor Wut, über dem Wüstensand und wollte gerade die Verfolgung aufnehmen, als eine Stimme in seinem Kopf erklang: "Sagte ich nicht, du sollst nach Stratholme zurück?" "Aber, Meister..." "Kein aber. Befolge deine Befehle." "Aber, Meister...die sind hinter euch her..." "Glaubst du, ich weiß das nicht, Narr?! Und ich sagte dir bereits, ich kümmere mich selbst darum. Und nun geh oder trage die Konsequenzen." "Ja, Meister..." Kel'thuzad seufzte geschlagen und formte einen Teleportationskreis um sich herum. Er wollte ja gar nicht an den Kräften des Lich-König zweifeln, aber er hoffte, dass Arthas sich mal nicht übernahm... Kapitel 17: ------------ "Sag mal, hast du es eben geschafft Onyxia zu bequatschen?" "Wenn du's so auslegen willst, Felim. Das wäre persönlicher Rekord.", Runa grinste breit und zufrieden. "Was war das eigen'lich für'n Schwebeding?", warf Oke ein als die Luft schließlich schwüler wurde und die Umgebung grüner. "Sagt dir Kel'thuzad etwas?" "Yap. War der das?" "Yup." "Mon, womit ihr euch anlegen tut." Oke schüttelte den Kopf mit einem Seufzer. Wenn das so weiterging, würde dies garantiert das Abenteuer seines Lebens werden. Der Weg hinab in den Krater war steil und es erstaunte jeden Besucher, der sich die Zeit nahm, die Landschaft zu betrachten immer aufs Neue, wie sich die Umgebung von heißem, lebensfeindlichem Wüstengebiet auf nicht einmal einem Kilometer Weg in ein tropisches, grünes Paradies veränderte... Nun, Paradies wenn man von dem heißen Lavaströmen und den lebensfeindlichen Kreaturen absah. "Oh, ich mag dieses Klima nicht...", Mulligan streckte sich ein wenig verspannt und murrte. Für seinen Geschmack war es viel zu warm und zu feucht. Zu einer Antwort darauf kam es nicht, als ein Ruf die Gruppe plötzlich abstoppen ließ: "He da, Oke!" Die Gruppe hielt und alle wandten die Köpfe in die Richtung aus welcher der Ruf kam. "Zahur!", Oke grinste und winkte dem Orc zu, welcher ein wenig abseits auf einem Plateau saß. "Willst du uns nicht vorstellen?", Runa legte den Kopf schief und blickte den trollischen Jäger ein wenig vorwurfsvoll an. "Jau, tu ich ma'n machen. Zahur, kom'ma runter." Der Orc kniff die Augen zusammen und betrachtete die Gruppe, bevor er den Kopf schüttelte: "Gehören diese Kinder der Allianz zu euch?" Wohl wissend, das von den Allianzlern keiner etwas von dem Gespräch verstanden hatte nickte der Rest der Gruppe. "Aber ihr könnt beruhigt sein. Die sind handzahm.", rief Felim zur Antwort nach oben und wieder nickte der Orc, bevor er sich erhob und auf den Stock gestützt langsam vom Plateau herabstieg. Zahur war alt. Augenscheinlich. Er tat zwar sein bestes sich weiterhin stark zu geben, aber ein einfacher Blick auf den Orc hätte jedem gereicht um die Spuren der Zeit zu entdecken. Narben zeugten von vielen Kämpfen und eine Verkrüppelung der Hand ließ entweder auf schwere Krankheit oder eine weitere Verletzung schließen. Grau gewordene, aber immer noch scharfe Augen musterten die Gruppe als Zahur vor ihr Position nahm. "Merkwürdiger und merkwürdiger...", nuschelte er und strich sich über den dunklen, grauen Bart. "Was meint ihr?" Zahur blickte zu Pakuna hoch, räusperte sich und antwortete: "Die Geister erzählten mir, dass eine Gruppe meinen Weg kreuzen würde, wie ich noch nie zuvor eine Gruppe gesehen habe, werte Taurin. Doch was ich nun sehe, übertrifft alles, was man hätte vermuten können." "Ihr meint wegen des Nachtelfen und der beiden Paladine?" Der Orc nickte erneut. "Was sagt er?", Sathiel war näher an Runa heran geritten und flüsterte sichtlich überfordert. "Er wundert sich nur über unsere Gruppe.", wisperte die Magierin zurück und Sathiel nickte. "Nun gut", räusperte der Schamane sich erneut, "Es mag mich nichts angehen, aber sagt mir, was führt euch hierher?" Oke streckte sich genüßlich und grinste: "Kannst dich noch an diese Harpyenringens erinnern? Die tun wir suchen." Zahur nickte erst verstehend und seufzte dann: "Dann seit ihr leider zu spät. Es gibt leider keine mehr." Wie vom Blitz getroffen stand die Gruppe da. Na ja, der Teil der Gruppe, der orcisch sprechen und verstehen konnte. "Was meint ihr damit?" Der Schamane drehte den Kopf zu Runa und blickte sie unnötig streng an: "Wie ihr sicher wisst, liegt westlich von hier eine Landschaft, die als Silithus bekannt ist. Es war erst gestern zur Abendstunde, als einige Völker der Groß-Insekten die dort hausen und sich bereits in einigen anderen Teilen des Kontinents angesiedelt haben, ihren Bau verließen und anscheinend systematisch das Harz, und somit auch die sogenannten Harpyenringe von der Flora dieses Kraters sammelten und zurück in ihre Baue schleppten." "Oh, das ist übel...", Runa lehnte sich nach vorne und seufzte. "Nun, wenn ihr diese Gebilde braucht, müsstet ihr schon gen Süden reiten und den hiesigen Bau betreten. Ansonsten bleibt euch nur zu warten." Die Untoten schauten sich an. Warten kam nicht in Frage. Wenn sie es richtig verstanden hatten, konnte es Jahrzehnte dauern, bis neue derartige Gebilde entstehen. Runa verbeugte sich schließlich kurz: "Habt vielen Dank für die Hilfe." Der Orc nickt nur kurz schnaubend und machte eine verabschiedende Bewegung, bevor er seinen Weg fortsetzte: "Achte nur auf euren Rücken." Einige Zeit später hatte die Gruppe ein Lager nahe des Baus aufgeschlagen und besprach das weitere Vorgehen. "Zahur ist einer von der mißtrauischen Sorte, oder Oke?" Stillschweigend nickte der Jäger der untoten Magierin zu, und tat sein bestes, Abstand von ihr zu halten... Im Moment sah jeder aus der Gruppe zu, einen gewissen Abstand zu der dunkelhaarigen Verlassenen zu halten, die fröhlich pfeifend einige Wurfbomben zusammenbaute. "Er is für Jahre in ein von diese Inta...Inter....Gefängnisses gewesen.", erklärte Oke schließlich, "Nu is er er Thrall mehr wie dankbar für die Rettung un versucht das dadurch zu zeigen, dass er sein Bestes tut, wieder auf den alten Weg der Schamanen zu wandeln un die Lehren weiterzugeben." "Lobenswert.", Felim grinste und suchte in seinem Rucksack nach Stoffflicken für seine Robe, "Und der Rest seines Clans?" "Da is er sauer drauf. Sagt sein Häuptling wär ein Verrückter zu dem er nich mehr gehören will, ne. Unter keine welche Umstände." "Oh Mann...da muss echt was Schlimmes vorgefallen sein." "Joa...wenn ich dir sagen tu, Runa, dass sein früh'rer Clan Shadowmoon war...." Die anwesenden Untoten stockten in ihrer Bewegung und starrten den hochgewachsenen Troll halb überrumpelt, halb entsetzt an. Das hatten sie nicht erwartet. "Ich dachte, die wären alle bis auf ihr-wißt-schon-wen komplett tot...", brachte Runa schließlich hervor. "Zahur wurde ja von sein Clan getrennt, bevor... na, du weißt schon..." Die Untoten nickten und packten ihre Sachen zusammen, bevor sich die gesamte Gruppe Richtung Bau aufmachte. "Shadowmoon...", Halvard fuhr sich nachdenklich über den Bart, "Ist das nicht...?" "Genau das, Zwerg, genau das...", behende kletterte Felim auf einen Felsen und beobachtete die riesigen Insekten, die rund um den Eingang des Baus verteilt waren, "Ich sag euch, leicht wird das nicht." "Das ist klar.", Runa war inzwischen neben ihren Kompagnon geklettert und schaute durch ihr Fernglas, "Oh, ich hasse diese Viecher..." "Ah, also gibt es doch etwas, dass etwas wie euch anekelt." "Ruhe auf den billigen Plätzen...", zischte die Magierin dem Zwerg entgegen, ohne den Blick von dem Nestbau zu wenden, "Zu dumm, dass die Biester nicht nachts schlafen....das würde es leichter machen..." "Dann packen wir sie halt schlafen.", Mulligan grinste breit und schaute zu Pakuna: "Habt ihr Traumblatt? Mir sind meine Reserven ausgegangen..." "Was wollt ihr denn brauen, wenn ich fragen darf?" Pakuna reichte dem Jungapotheker die Kräuter und die Gruppe sammelte sich um den Blondschopf als dieser ein kleines Alchimie-Set vor sich aufbaute und einen Mörser zur Hand nahm: "Schlafgas...Miss Runa, könnt ihr als Ingenieurin das Gemisch in Bomben füllen?" Die Augen der Magierin blitzten auf: "Natürlich." "So, dass es die Insekten und nicht uns erwischt." "Vertrau mir. Ich weiß was ich tue..." Felim machte einige Schritte zur Seite. ,Vertrau mir. Ich weiß was ich tue...' hieß aus der Sprache der Ingenieure übersetzt soviel wie ,Halt einen Verbandskasten und Löschwasser bereit und geh in Deckung, das könnt jetzt wehtun'. Wenigstens zeigte Mulligan endlich etwas Enthusiasmus, was den Priester zum Lächeln brachte. Der Priester ließ seinen Blick über die Landschaft wandern und schließlich gen Himmel. , dachte er mit einem Seufzen. Wenn das jetzt klappen sollte, würden sie endlich ihren Weg nach Winterspring antreten. Und wenn da alles klappt...was dann... Er schaute zu Runa, die, ein Reagenzglas in einer, eine kleine Kupferbombe in der anderen Hand dasaß, und bastelte, was auch immer sie und Mulligan sich da ausgedacht hatten. Der Rest der Gruppe war auf Abstand gegangen. Halvard und Sathiel hielten Wache und Morgan, Pakuna und Oke saßen zusammen und erzählten sich Geschichten. Wären diese Riesenkäfer nicht in unmittelbarer Nähe gewesen, wäre es einer der ruhigsten Abende seit langem gewesen. Felim dachte nach. Wie lange waren sie nun eigentlich schon unterwegs? Fast schon zwei Monate. Wieder seufzte der Priester auf. Er machte sich keine großen Hoffnungen. Vor allem, da es sicher war, dass Arthas ihnen eine Spione, höchstwahrscheinlich einen Schemen, auf den hals gehetzt hatte. Felim wusste, dass ihre Chancen dadurch nicht sonderlich gut standen. Das hätten sie auch ohne den Spitzel im Nacken nicht. Immerhin, hatte Runa vor, sich mit dem Herrscher der Geißel persönlich anzulegen. Wieder schaute Felim zu seiner Kameradin, die immer noch am bauen war und plötzlich ließ ein Punkt bei diesem Gedanken den Priester schmunzeln: Wenn Runa und Arthas sich dann begegnen, würde das definitiv das Treffen der zwei größten Dickköpfe Azeroths werden. Kapitel 18: ------------ Zufrieden lauschte die Truppe dem jämmerlichen Fiepen das aus den Tiefen des Baus zu ihnen drang, nachdem die Rauschbomben geworfen waren. Mit Tüchern vor dem Gesicht betrat die Gruppe den Insektenbau, immer ein Ohr und ein Auge wachsam offen haltend und immer in Alarmbereitschaft. "Wenn wir zu groß geratene Insekten wären...", flüsterte Mulligan, "Wo wäre dann der Hauptknotenpunkt unserer Gesellschaft?" "Unterhalb des Frostthrons...", Überrascht blickte Runa den ungläubigen Blicken der Anderen entgegen, "Ach so...du meinst die zu groß geratenen Insekten hier....Keine Ahnung...in der Mitte...." Felim seufzte. "Natürlich...", Mulligan seufzte ebenfalls, "Außerdem...liegt Azjol'Nerub nicht unterhalb des Frostthrons." "Was auch immer..." "Sagt mal...", erhob Morgan plötzlich ihre Stimme, "Wo wir bei dem Thema sind. Ist einem von euch bekannt, ob die Silithen mit den Nerubern verwandt sind?" "Ich sage alle ekligen Viecher sind mit einander verwandt." Morgan nickte auf Runas Kommentar und Mulligan nuschelte irgend etwas. "Halt!", Felim hob die Hand um die Gruppe abzustoppen, "Seht euch das an..." Die Kammer in deren Eingang die Gruppe stand war riesig. Die Höhe ließ in jedem Einzelnen die Frage aufkommen, wie tief unter der Erde sie inzwischen wohl waren. Minuten verstrichen in denen die Gruppe nur mit offenen Mündern in den Raum starrte, bevor Fish plötzlich aufbellte. "He aha? He aha ka pilikia?", Oke beugte sich zu seinem Begleiter hinunter, welcher eine Art Stock vor seine Füße fallen ließ. "Oke, ich hoffe, du willst nicht darauf eingehen und mit Fish Stöckchen holen spielen...?", Felim kippte den Kopf zur Seite und hob misstrauisch die Braue. Der Troll antwortete nicht, sondern drehte den Gegenstand behutsam zwischen den Fingern: "Auch wenn's is' was Fish will, mon...Wohl nich....Aber des hier....", er schwenkte den Stock hin und her, "Is n Rest von die Teilens wo wir suchen..." Ungläubige Blicke. "Schaut aus, dass die Viecher die Ringe anknabbern.", fuhr Oke fort. "Na toll...", Runa seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Auch die anderen stimmten in das geschlagene Seufzen mit ein. Damit waren ihre Chancen, intakte Harpyenringe zu finden noch geringer. "Schauen wir uns trotzdem weiter um?", Sathiel hatte den Kopf zur Seite gelegt und blickte den Trupp erwartungsvoll an. Innerlich hoffte er, sie würden nein sagen. "Meinetwegen....vielleicht haben wir doch noch Glück." Runa zuckte mit den Schultern, machte auf dem Hacken kehrt und Sathiel verfluchte sich innerlich, auch noch gefragt zu haben. Immer tiefer arbeitete sich die Gruppe in die verzweigten Gänge des Baus vor. "Das...", begann Morgan, als alle plötzlich wieder in einer riesigen Halle standen, "Ist dann wohl die Kinderstube." Der Anblick wirkte so irreal. An Wänden und der Decke hingen pulsierende, glasartige Insekteneier, deren Wächter lagen betäubt am Boden. In einigen Nischen lagerte etwas Eingesponnenes, höchstwahrscheinlich unglückliche Kleintiere, die dem Nachwuchs wohl als erste Nahrung dienen sollten. Aber noch etwas anderes lag in der einen oder anderen Einbuchtung. Runa quiekte vor Freude und hob eines der Gebilde auf: "Sie sind noch heil." Harpyenringe. Etwa ein Dutzend davon und noch alle unversehrt. Es war dem Trupp anzusehen, dass alle innerlich aufatmeten. "Nehmen wir ein paar mehr mit, man weiß ja nie...", Felim hatte sich zu seiner Kameradin herunter gekniet und half ihr nun, die Gebilde sicher zu verpacken. "Nun aber raus hier...", setzte Mulligan plötzlich an, "Wer weiß wie lange das Schlaf..." Abrupt wurde er von einem leisen Flirren unterbrochen. "Sag mir, Mulligan...", Runa hob eine leicht zuckende Braue, "Wie lange wirkt das Schlafmittel in etwa?" "Die Frage ist gut...ich hatte gedacht länger, aber ich schätze, es hält genau bis eben..." Mit einem Ruck fuhr die gesamte Gruppe herum und sah sich wahrscheinlich dem gesamten Schwarm gegenüber. "Das wird jetzt weh tun...", Sathiel schluckte kurz und trocken, als der Rest der Gruppe wieder ihre Rucksäcke schulterte und die Waffen zog. Binnen Sekunden war ein Kampf entbrannt und beide Seiten kämpften nach Leibeskräften. "Sie kommen von unten! Raus hier!" Morgan hatte einem der Käfer gerade den Schädel zertrümmert als sie merkte, dass die Insekten nicht von draußen, sondern aus den Tiefen des Baus kamen. Keiner aus der Gruppe ließ sich das zweimal sagen. Sobald etwas Freiraum vorhanden war, nahm jeder Einzelne die Beine in die Hand. "Da vorne....der Ausgang!", Runa keuchte und deutete auf das gleißende, einfallende Sonnenlicht. Mit Entsetzen sah die Gruppe, wie einige der fliegenden Mistviecher an ihnen vorbei schwirrten und den sicher geglaubten Ausweg im letzten Moment versperrten. Der Trupp zuckte zusammen und drückte sich eng und schützend aneinander. "Wir sitzen in der Falle.", Felim biß sich auf die Lippen und umklammerte seine Waffe wie die Anderen. Augen wanderten von einem Insekt zum nächsten als die Biester, welche den Eingang versperrten plötzlich zuckend zu Boden taumelten. "Wie gesagt, passt auf euren Rücken auf...", scholl eine Stimme aus dem Eingang. Die Gruppe fuhr herum und erkannte, warum die Insekten gelähmt am Boden lagen. Der alte Orc stand, umringt von Totems, die keiner aus der Gruppe identifizieren konnte, im Eingang des Baus und schüttelte leicht den Kopf. "Kommt nun." Zahur winkte die Gruppe heraus, und der Trupp folgte nur allzu gerne. "So knapp war es schon lange nicht mehr." Felim streckte sich und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Wasserschlauch. Die Sonne stand inzwischen wieder hoch am Himmel und der Trupp war nach der Flucht quer durch den Krater sicher am Pfad, welcher Tanaris mit dem Krater verband, angekommen. Jetzt brauchten alle erst mal eine Pause. "Hab nochmals viel'n Dank, Freund.", Oke verbeugte sich tief vor dem alten Orc und auch die anderen nickten Zahur dankbar zu. Selbst Halvard, wenn auch etwas widerwillig. Wäre der Schamane nicht gewesen, wer weiß, was noch passiert wäre. Zahur brummte nur kurz und stützte sich auf seinen Stab: "Wie ihr muss ich nun weiter. Gehabt euch wohl. Und Taurin...", sein Blick traf den Pakunas, "Noch ist euch Zeit gegeben. Nutzt sie." Ohne ein weiteres Wort wandte der Orc sich um und verschwand in der Wüste. "Seit Zahur nich' böse. Er is'n mürrischer alter Kerl.", Oke zuckte mit den Schultern, nachdem der alte Schamane außer Sichtweite war. Runa wandte ihren Blick von der Wüste zu der Taurin: "Was meinte er, Taurin?" Die Druidin senkte den Blick: "Pakuna ist alt, Kind. Ich warte jeden Tag darauf, dass die Erdenmutter mich zu sich ruft." Schweigen. "Nun", brach Mulligan die Stille, "Wie es scheint, bleibt euch noch genug Zeit. Als folgt den Worten des Orc und nutzt sie." Pakuna lächelte dem Blondschopf zu und nickte. Auch Runa lächelte. Sie mochte es einfach, wenn irgendwo die Hoffnung wieder aufkeimte. Genüßlich streckte sie sich und stellte sich auf den Stein auf welchem sie zuvor gesessen hatte: "So, Freunde. Die Liste ist noch lang, und ich sehe zwei Möglichkeiten, wie wir von nun an verfahren. Entweder, wir bleiben zusammen, oder wir machen zwei Gruppen." Tuscheln und ein beständiges Geplapper und Argumentieren füllte die Luft, bis man sich endlich geeinigt hatte, dass es vielleicht gar nicht so verkehrt wäre, in zwei Gruppen weiter zu suchen. "Nun gut...", die Magierin legte ihren Finger auf eine Karte Kalimdors, "Wir reiten noch gemeinsam bis zum Freewind Posten. Mulligan, Halvard, Pakuna und Oke, ihr reitet von dort nach Norden und sucht zusammen, was auf eurer Liste steht. Wir Restlichen reiten nach Westen." Alle nickten und schwangen sich auf ihre Reittiere. Der Weg schien bedeutend kürzer als zuvor, wahrscheinlich gab das nachträgliche Erfolgserlebnis zusätzlichen Mut, dass alles gut ausgehend könnte. Jedenfalls war der Posten schnell und ohne größere Verzögerung erreicht. Ein letztes Mal saß die Gruppe am Morgen vor der Trennung zusammen und frühstückte. "Mulligan?" "Ja?", der Jungapotheker verstaute gerade wie die Anderen sein Geschirr als Runa ihn antippte. "Ich darf nicht vergessen, einem von euch die Liste zu geben..." Wie so oft zuvor kramte die Magierin ein Notizbuch aus einer Tasche am Gürtel und trennte eine Seite heraus. "Na dann, viel Erfolg. Wir treffen uns dann in Ashenvale." Mit diesen Worten schwang die Untote sich auf ihr Pferd und die erste Gruppe galoppierte los. Mulligan's Blick fiel auf die Liste. "Des nich so schwere Sachens, mon.", Oke grinste und zog den Kopf zurück als der Jungapotheker ihn anknurrte. Er mochte es gar nicht, wenn ihm jemand über die Schulter guckte. Seufzend schüttelte er den Kopf als er merkte, dass auf der Rückseite des Zettels noch mehr stand. Junge mit Haar von schneeweißer Seid' Mit Haut wie feinstes Porzellan Mit Augen aus tiefer Jade und Smaragd Hörst du deine Seele schreien in Gram? Begrab' sie unter Sorgen und Furcht Auf das sie wird ungehört bleib'n Lass' Wut sie zerreißen und erträn'k sie in Blut Und lass' sie verzweifelt schrei'n Leg sie nun nieder zu tiefen Schlaf Und einem Traum, der endlos erscheint Der Junge der war, ist längst nicht mehr Auf das niemand nun mehr um ihn weint. Mulligans Blick hing auf den Zeilen. Die Schrift war verblaßt, aber noch recht gut lesbar. Runa musste das Gedicht wohl ganz vergessen haben. Eine Weile stand Mulligan da und starrte auf die Zeilen. "Kommt ihr, junger Freund?" Der Blondschopf nickte Pakuna nur kurz zu und mit einem tiefen Seufzer faltete er den Zettel zusammen und band sein Skelettroß los, um seiner Gruppe zu folgen. Kapitel 19: ------------ "In Northrend ist es dann wenigstens wieder kalt..." Mulligan seufzte und ließ sich schlaff vom Pferd baumeln. Er verabscheute die viel zu heiße Sonne des Brachlandes. Vor etwa drei Tagen hatten sie sich von den Anderen getrennt. Runa, Felim, Morgan und Sathiel mussten inzwischen schon längst in Feralas sein. Da war das Wetter wenigstens ein wenig kühler. Dem Jungapotheker war fast schon zum Heulen zu Mute. Als seine Gruppe heute morgen aus dem Lager in Taurajo aufgebrochen war, hatte er allen Ernstes feststellen müssen, dass er einen Sonnenbrand im Nacken hatte. Halvard hatte das nur zu sehr amüsiert, was auch der Grund war warum Mulligan nun, wenn er nicht über das Wetter meckerte, durchgehend am schmollen war. "Ich hoffe, die Salbe wirkt bei euch." Mulligan hob den Kopf ein wenig an und schaute zu der Taurin hoch: "Ein wenig...es kühlt auf jeden Fall." "Es ist wirklich erstaunlich. Ich habe noch nie einen Untoten gesehen, welcher einen Sonnenbrand bekommen hätte." Wieder seufzte der Blondschopf und rieb sich die vermaledeite Stelle im Nacken. "Seit ihr sicher, dass diese Schweinemonster das Holz haben?" Ein Blinzeln und Mulligan schaute zu dem Zwergenpaladin. "Verdorbenes Blaudornholz... Ja...Hat Oke doch gesagt." Blaudornholz....nur einer der Punkte auf der Liste der Gruppe. Wieder war es Oke gewesen, der die Gruppe darüber aufgeklärt hatte, wo es das gesuchte Holz gab: Die Dornen, welche die Siedlungen dieser Schweinemenschen umgaben, bestanden oft aus Blaudorn. Aber der Punkt Verdorben bereitete der Gruppe Kopfzerbrechen. Halvard strich sich nachdenklich über den Bart: "Verdorben, eh?... So wie die verdorbenen Pflanzen oben in Felwood oder den Pestländern?" "Wahrscheinlich..." Der Zwerg schnaufte dem Untoten entgegen und wendete sein Roß: "Dann müssen wir in die Hügel. Nach Süden." Die Gruppe verstand und folgte dem Paladin stillschweigend. Es war allgemein bekannt, dass die Geißel sich in den Hügeln breitgemacht hatte. Anderen Orts herrschte bereits jetzt Aufregung. "Holt mich hier runter!" Hippogrypheneierschalen....an und für sich ein Unwort, und die Schalen zu beschaffen war noch vertrackter. Sathiel hing im Moment, kopfüber einen Fuß in den Lianen verheddert, von einem der Bäume der oberen Wildnis. Felim kippte den Kopf zur Seite und beobachtete wie der Rest der Gruppe den zappelnden Schurken. Morgan erhob sich aus ihrem Schneidersitz und begann zu Sathiel hinaufzuklettern, während Runa ihren Blick auf die als Frayfeather-Hochland bekannte Fläche richtete. Die Gryphin hatte Sathiel wirklich weit weg geschleudert, als sie ihn an dem Nest entdeckte. Inzwischen schon zum vierten Mal. "Hast du wenigstens diesmal die Schalen?" Sathiel seufzte und blickte zu der Magierin, nachdem er wieder auf sicherem Boden saß: "Ich verbock so etwas doch nicht viermal hintereinander..." Mürrisch hielt er der Magierin den Beutel hin. "Yop, das sollten genug sein." Ein wenig neckisch tätschelte Runa dem Elfen den Kopf und die Gruppe sattelte erneut die Pferde. Sathiel hingegen verfluchte sich innerlich, dass er überhaupt auf die Idee mit dem Knobeln, wer die Schalen holen muss, eingegangen war. "Ich dachte, Hippogryphen wären zu Nachtelfen freundlicher." "Habt ihr je einen Vogel gesehen, der sein Gelege nicht verteidigt, Miss Morgan?", Runa lächelte zufrieden und streckte sich. Wieder ein Punkt auf der Liste erledigt. Ab dann herrschte eine ganze Weile Stille. Das nächste Ziel war Desolace, das Lager der Satyrn im Norden. Daher gab es kaum etwas zu bereden. Na ja...es gibt Themen, über die man immer reden kann. "Sagt mal, wie pflanzen sich Nachtelfen eigentlich fort?", brach Runa plötzlich hervor. Sathiel fiel vor Schreck fast von seiner Katze, bevor er die Magierin, wie die Anderen, mit großem, schockierten Blick anstarrte. "Was?! Ich möchte das mal wissen." "Na...ganz normal...", Sathiel's Wangen hatten einen zart lila Ton angenommen. "Was heißt hier ganz normal?" "Na ja, man verliebt sich und dann....eben das..." "Haben eure Priesterinnen oder Druiden dann irgendwie ein Keuschheitsgelübte oder sowas?" "Wieso?" "Na ja...", Runa deutet Richtung Nordosten, "Da hinten steht doch eines der Tore zum Smaragdgrünen Traum." Die Köpfe wurden in die gezeigte Richtung gewandt und Morgan dachte an die Geschichte zurück, von welcher Pakuna ihr in Gadgetztan berichtet hatte. "Was hat das bitte mit unserem Privatleben zu tun?" Verständnislos hob Sathiel eine Braue und schaute zu der Untoten hinüber, die allerdings nur unschuldig lächelte. "Na ja, ich musste gerade an die Whisperwind und Meister Malfurion denken." "Bitte?!" "Als ich auf Teldrassil war..." "Was machst du auf Teldrassil?" "Unruhe stiften...Jedenfalls, ich weiß, das dort einige Whisperwinds stehen, die allerdings eher irgendwie Brüder oder so von eurer Hohepriesterin sein müssen. Und ich wundere mich grade... Wenn Tyrande und Malfurion sich so lieb haben, wie oft gesgat wird, warum gibt's dann kein Nachwuchs?" Der Nachtelf war inzwischen tief lila angelaufen: "Warum sollte dich das interessieren?!", keifte er schließlich. Runa zuckte zurück: "Ich wunder mich doch nur..." Hier mischte Felim sich ein und versuchte seine Kameradin zu verteidigen: "Man muss Runa aber recht geben, Sathiel. Die Nachtelfen sind jetzt sterblich..." "Reib's mir noch unter die Nase..." "Sprich, wenn das so weitergeht, und Malfurion jemals wieder kommt, könnte er Pech haben, wenn er dann für Nachwuchs sorgen will..." Sathiel murrte einfach weiter. Die Anderen machten das eh nur um ihn zu Ärgern. Und das Grinsen der Untoten bestätigte diese Annahme. "Vielleicht pflanzen Nachtelfen sich auch durch bestäuben fort." Jetzt fing Morgan auch mit dem Unfug an. "Ja klar.", Sathiel seufzte, grinste dann aber "Was meint ihr, warum man das da unten beizeiten auch Pinsel nennt..." Runa lachte herzhaft und lächelte dem Schurken zu. Erst jetzt merkte Sathiel, dass der ganze Unsinn nur dem Totschlagen der Zeit diente. Nun lag die karge eben Desolace's vor der Gruppe, und der Anblick legte sich wie ein Leichentuch über die gute Stimmung, die bis eben herrschte. ~ "Wo ist der Kerl wieder?" Die andere Gruppe hatte weniger Glück mit ihrer Liste. Halvard tupfte sich die Wunden sauber, als er und die Anderen ziemlich fertig wieder außerhalb der Hügel saßen. Alle außer Mulligan. Das war mit Abstand der seltsamste Besuch in den Hügeln von Razorfen, den jeder in der Gruppe bisher erlebt hatte. Erst schienen sämtliche Truppen der Geißel aus den Gängen verschwunden, dann, als schließlich die ersten Skelette und Ghule auftauchten, konnte man das Gefühl haben, dass diese gar nicht so recht wussten, was sie mit der Gruppe tun sollten. Bis es dann doch zum einem wahren Gemetzel kam. Die Gruppe seufzte einstimmig bei dem Gedanken. Die ganze Unternehmung war ein Fehlschlag gewesen. Kein Holz, Verletzungen bis zum Abwinken... Sie konnten froh sein, dass sie überhaupt lebend da raus gekommen waren. Das schlimmste war, Mulligan hatten sie irgendwann auf der Flucht verloren. Ein Aufschrei war das Letzte, was sie von ihm gehört hatten. Pakuna erhob sich und strich dem Skelettroß des Jungapothekers beruhigend über den Kopf: "Es spürt, dass etwas nicht stimmt.", flüsterte sie dann. "Mir würde es nicht viel ausmachen einen Untoten zu verlieren, Taurin.", schnaufte Halvard recht herzlos, "Das Problem ist nur, dass der Bengel die Liste hat." Pakuna stemmte die Fäuste in die Hüften und sah den Zwerg tadelnd an: "Wie könnt ihr nur so herzlos sein. Der junge Mulligan hat so hart gekämpft wie wir alle. Ihr solltet etwas mehr Mitgefühl zeigen." "Für eine wandelnde Leiche? Pah!" Die Taurin schüttelte genervt den Kopf und wendete den Blick wieder Richtung Hügel. "Soll'n wir noch ma' da rein?" Oke kippte den Kopf zur Seite und blickte seine Gefährten an. Pakuna wollte nicken als ein leises Stöhnen die Aufmerksamkeit der Gruppe erregte. "Ich hab es... Ich hab das Holz" Ziemlich zerfetzt; sogar für einen Untoten; lehnte Mulligan benommen und leicht grinsend an einem der Felsen und hielt einen Beutel hoch, bevor er der Länge nach in den Sand kippte. Wenn Untote sich ein Ziel setzen, dann sind sie hartnäckig, was der Blondschopf mit seiner Aktion eindrucksvoll bewiesen hatte. Kapitel 20: ------------ Es gibt stets einen Punkt bei derlei Abenteuern, der den- oder diejenigen stets auf das Gemüt schlägt: Die beinahe konsequente Absurdität und die horrend niedrige Beschaffungsmöglichkeit der Gegenstände, die für einen Trank, oder wie in diesem Fall eine Waffe, benötigt werden. "Satyrhörner....", Runa seufzte und ließ ihren Blick wandern. Es war vielleicht einer der Punkte auf der Liste, der leichter zu verstehen, mitnichten aber leichter zu beschaffen war als der Rest. Morgan, die neben ihr auf dem Hügel saß, merkte deutlich wie der Untoten zumute war. "Es wird nicht leicht werden, daran zu kommen." "Hach, ich weiß die Untote schüttelte den Kopf und schaute zu der Paladina, "Ich hab um ehrlich zu sein, keine Lust zum kämpfen..." "Darf man fragen weshalb?" "Ihr dürft. Ich habe bisher bei jedem Kampf mit einem Satyr eines besagter Hörner durch den Bauch bekommen..." Morgan verzog das Gesicht. Sicher, als Untote dürfte das Runa nicht sonderlich viel ausmachen, trotzdem wirkte die Art, wie sie es sagte, verstörend. "Na ja, vielleicht fällt uns noch was ein..." "Sagt, Runa, ist es bei Satyrhörnern nicht relativ egal, von welchem Stamm sie kommen." "Ja schon, aber ich schätze mal, je stärker der Satyr, desto besser sind die Hörner für die Waffe geeignet." "Verstehe...Wären die Satyrn in Felwood dann nicht noch etwas besser geeignet?" "Schon...", Runa seufzte, "...aber ich fürchte, die sind zu sehr durch die Fel-Magie gezeichnet..." "Sind das nicht alle Satyrn?" "Doch...aber die da oben besonders....abgesehen davon...hab ich mit dem Stamm hier noch eine Ente zu rupfen..." "Ente?" "Hühnchen wäre zu klein..." Runa trat ein Steinchen fort, bevor die beiden Frauen sich erhoben und zu dem kleinen Lager zurückgingen. "Der Grund, Miss Morgan, ist einfach das mich das Kämpfen gegen diesen Stamm jedesmal verzweifeln läßt. Wenn man einen von den Bastarden angreift, tauchen aus dem nichts fünf andere auf, und machen einen fertig. Ungeachtet der Tatsache, dass vor meilenweit kein anderer Satyr zu sehen war....Verdammt, vermehren die sich durch das Abwerfen von Körperteilen?!" Runa schien vor Wut zu kochen und Morgan wollte sich nicht ausmalen, wie schwer es dann werden könnte zwei lausige Hörner zu kriegen, sprich einen einzigen Satyr zu erlegen. "Da seit ihr ja...Essen ist fertig.", Sathiel schaute zu den beiden Frauen hoch, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Kochtopf zuwandte. "Danke...das brauche ich jetzt.", vorsichtig nahem Morgan die Schale voll Suppe entgegen und begann langsam zu essen. "Wir brauchen alle Kraft für das, was da noch kommt.", gab Felim zur Antwort, als alle mit dem Essen begonnen hatte. "Wie es den Anderen wohl geht?" "Nimm einen Kommunikationskristall und frag nach, Runa." "Du bist gut, Felim.", die Magierin verzog das Gesicht, "Ich hab heute morgen schon erwähnt ich habe keine mehr." "Du wolltest doch nach Shadowprey und welche kaufen." "Da gab's im Moment keine mehr...Die Windreiter haben Paarungszeit..." Morgan und Sathiel verschluckten sich bei der Aussage fast an ihrer Suppe. "Was denn?", mit einem unschuldigen Blinzeln schaute Runa die beiden Allianzler an, "Die Tiere haben halt gerade Paarungszeit. Deswegen kann auf dem Weg keine Ware mehr aus Orgrimmar hierher transportiert werden." "Was ist mit den Goblin-Karawanen?" "Zu teuer, Elf. Ich mag Goblins eigentlich, aber ich habe keine Lust aufgrund ihrer Preispolitik fünfzig Silber oder mehr für eine einzelne Reagenzie zu bezahlen, die normalerweise ein bis zwei Kupfer kostet. Und das á zwanzig Stück." "Wohl wahr....wohl wahr...", Sathiel legte den Kopf zur Seite, "Na ja, dann bleibt uns nur das Abwarten, bis wir wieder auf die anderen treffen." Der Rest der Gruppe nickte. "Ich persönlich hab irgendwie keine Lust auf die Satyrn...", erneut entfleuchte Runa ein leichter Seufzer." "Angst?" "Ne, Elf. Angst nicht...nur ich hab Morgan schon gesagt, dass grade der Stamm ungemein nervt." Der Nachtelf grinste: "Das kriegt ihr schon hin." "Ihr?", die Magierin hob die Braue, "Kommt ihr nicht mit?" "Ehm...also, wenn ihr so fragt....im Vergleich zu euch habe ich ein wenig Angst vor dem Kampf." Sathiel grinste so unschuldig er konnte und Runa lachte: "Ach kommt schon, Sathiel. Wir haben uns doch schon mit ganz anderen Sachen angelegt... In Ordnung, im Vergleich mit den Satyrn da oben sind Kel'thuzad und Onyxia nicht wirklich nervig." "Ihr-wisst-schon-wessen-Brut ist immer nervig." Der Nachtelf stemmte bestimmt die Fäuste in die Hüften. "Ihr könnt den Depp auch ruhig beim Namen nennen." Sathiel stellte seine inzwischen leere Schale hin, schaute Runa an und lächelte munter: "Ach, muss nicht sein." "Ich mag keine Schwarzdrachen...", warf Morgan ein und der Blick der anderen wanderte auf sie. "Seit Ihr-wisst-schon-wessen Verrat tut das niemand." "Na ja, Sathiel, nicht niemand. Es gibt genug Idioten, die ihn immer noch für toll halten." "Leider, Miss Runa, leider...Ich hoffe, ihr gehört nicht dazu." "Ich?", Runa zeigte mit fragendem Blick auf sich selbst, "Ich werd' mich hüten. Ich mag die Biester nicht...Ich find' die Leute auch so bescheuert, die mit einem Schwarzdrachenwelpen als vermeintliches Haustier durch die Gegend ziehen. Kein Wunder, dass Onyxia soviel über die Geschehnisse in der Welt weiß. Ihre Brut kriegt das doch aus erster Hand mit und berichtet ihr das..." "Telepathie?" "Oder etwas in die Richtung.", Runa blinzelte der Paladina entgegen und stellte ihre Schale in Sathiel's, "So, genug für heute. Noch ein paar Stunden Schlaf. Morgen früh überfallen wir dann Satyrn." Der Rest der Gruppe stimmte zu. "Wer hält erste Wache?" "Eigentlich immer der, der fragt, Felim." Der untote Priester seufzte, als sein Kameradin in fröhlich angrinste: "Ja, ist gut." Die Nacht war furchtbar. Schwere schwarze Wolken bedeckten den Himmel und nahmen jedes bißchen natürliches Licht. Das in solchen Nächten immer etwas ungemein theatralisches oder allgemein ungewöhnliches passiert, ist mitnichten ein selten eintretender Fall. Und somit geschah auch in dieser Nacht das, was geschehen musste: Irgendwann, nur eine kurze Zeit nach Mitternacht waren Felim während der Wache einfach die Augen zugefallen und er war eingeschlafen. Das wäre nicht weiter schlimm, wäre die ausgesuchte Stelle zum Lager aufschlagen so sicher gewesen, wie es tagsüber den Anschein hatte. Aber Desolace ist nicht gerade ein friedliches Gebiet. "Diebe!", ein spitzer Schrei ließ Felim schlagartig wach werden. Er fuhr, wie die anderen herum und blickte auf Runa, die gerade dabei war, einen Feuerball zwischen den Händen zu formen. "Diese Mistviecher...", die Magierin kochte innerlich und schleuderte das magische Geschoß in die Finsternis, "Felim, warum zum Geier bist du eingeschlafen?!" "Tut mir leid." "Ach verdammt...Hinterher..." "Wo hinterher?" "Diese verfluchten Satyrn. Die Mistviecher haben meine Tasche." Mit einem Schlag war die Gruppe hellwach. Man sagt ja; Satyrn, Naga, Blutelfen und anderes Viehzeugs können hervorragend magische Auren spüren. Allerdings hier war nun der lebende Beweis, dass das stimmt. "Sathiel, bleibt ihr hier und passt auf unsere restlichen Sachen auf.", Runa's Stimme war harsch und gereizt. Der Nachtelf nickte nur verstehend. Es war nicht auszumalen, was passieren würde, würden die Satyrn es mit den gesammelten Reagenzien und dem Buch Medivh's zurück in ihr Lager schaffen. Beunruhigt sah der Nachtelf der Gruppe nach, als das Trio in der Finsternis verschwand. "Ich bin froh, dass ihr Untoten im Dunkeln besser sehen könnt." Morgan hielt sich an Felim's Gürtel fest und zusammen stolperte sie vorwärts den Geräuschen nach. "Das Problem ist nur, die Viecher können das noch ein Stück besser." Runa hatte inzwischen eine Lichtkugel erschaffen, die es insgesamt etwas leichter machte, den Abdrücken im Sand zu folgen. Innerlich machte sie sich inzwischen selbst Vorwürfe, warum ihr Gespür diesmal versagt hatte. Nur eine Minute eher, und das Trio müsste nicht durch die Dunkelheit stolpern. Wie die anderen beiden betete sie, dass sie die Diebe schnappen bevor... "Verdammt..." Morgan, felim und Runa sahen sich plötzlich umringt von Satyrn. Das was sie alle nicht wollten war eingetreten: Sie waren direkt in das Lager der Bastarde gelaufen. "Das sind sehr mächtige Artefakte, die ihr da bei euch tragt." Ein etwas größerer Satyr, vermutlich der Clanführer, war an die Gruppe herangetreten und verbeugte sich spöttisch, "Wir sind euch dankbar, dass ihr sie uns überlasst." Runa knurrte und blickte auf die Heerschar behufter Mistviecher, die um sie und ihre Gefährten standen: "Bastard." "Na, na.", der Satyr schüttelte den Finger, "Es kommt nicht oft vor, das Sterbliche uns solche Geschenke machen." Er wollte seine Untergebenen anscheinend gerade angreifen lassen, als ein wütender Schrei die Nacht durchschnitt: "Diessse Artefakte sssind nicht euer, Elender. Gebt ssie sssofort zssurück." Sämtliche Anwesende starrte zum Himmel. Über dem Lager der Satyrn schwebte ein Jungdrache, schwach von den Fackeln beleuchtet. Den großen Satyrn kümmerte das wenig und er ordnete einen Angriff auf den unverhofften Besucher an. Die ersten Satyrn spannten ihre Bögen als die Augen des Drachen aufblitzten: "Ihr wurdet gewarnt." Eine eisige Magie schoß auf die Satyrn hernieder. Einige blieben in Eisblöcken gefroren auf der Stelle, andere fielen durch den Kälteschock sofort um. "Eismagie...", flüsterte Runa bevor ihre Stimme sich mit einer gewissen Freude hob, "Das ist einer von Meister Malygos' Schwarm!" Die beiden Anderen blickten zwischen der Magierin, und dem Drachen, der gerade weitere Angreifer im wahrsten Sinne des Wortes kaltstellte, hin und her. "Nun, Sssatyr, gebt die Tasche mit alle ihrem Inhalt herausss. Ich ssage es nur noch ein Mal." Der Angesprochene knurrte: "Schert euch fort, Drache. Diese Artefakte sind jetzt mein." "Ich warnte euch, Elender." Ein Hieb mit der Klaue und der Satyr landete an der nächsten zerbrochenen Säule, wo er bewusstlos zu Boden glitt. Runa hielt die Lichtkugel vor sich und schaute zu dem Drachen, der sanft lächelnd nickte. Mit einem Sprung war die Magierin bei ihrer Tasche. Schnell überflog sie den Inhalt und blätterte durch das berüchtigte Buch: "Den Sturmgöttern sei dank. Es ist noch alles da und unversehrt." "Dasss issst gut zssu hören." Das Trio stand zusammen, alle Blicke zu dem Drachen gewandt. "Habt vielen Dank." Der Blaue gluckste Morgan amüsiert entgegen: "Ach, keine Umssstände. Passst nur gut auf euch auf." Er wollte abdrehen, als Runa sich noch einmal zu Wort meldete: "Sagt, wer seit ihr." Die Augen des Drachen blitzen auf: "Ich bin ein Freund, kleine Lady. Mehr kann ich aber nicht sssagen. Jetzsst noch nicht. Bisss bald." Mit diesen Worten erhob der Drache sich in die Luft und verschwand ebenso plötzlich, wie er aufgetaucht war. "Oh Mann...", Felim reib sich die Schläfen, "Das war jetzt nicht echt, oder?" Seine Mit-Untote schien genauso überrumpelt wie er und Morgan: "Doch war es...", Runa stockte und kramte in ihrer Tasche. "Ich dachte, es fehlt nichts." Grinsend schaute die Magierin zu der Paladina hoch und zog eine kleine Klappsäge aus der Tasche: "Tut es auch nicht...Sogar mein Werkzeug für Notfälle ist noch da." Mit einem bitterbösen Grinsen wandte sie sich zu dem immer noch bewußtlosen Anführer der Satyrn um. Rache kann so süß sein. Kapitel 21: ------------ "Immer verpasse ich solche Sachen." Sathiel zog eine Schnute. "Wir konnten doch nicht ahnen, dass ein Blaudrache auftauchen würde...", mit einer Mischung aus Verteidigung und Bedauern schaute Felim zu dem Nachtelf, "Aber einer musste doch zurückbleiben und das Lager bewachen." "Und du als Schurke und Nachtelf bist am Besten für so was geeignet.", Runa versuchte ihr Bestes den Schurken wieder aufzumuntern, "Abgesehen davon, sehen wir in Winterspring definitiv noch mehr von Meister Malygos' Brut." Sathiel versuchte sich ein Lächeln abzugewinnen. "Nur die werden sicher nicht so friedlich sein, wie der Jungdrache letzte Nacht." "Wer weiß...wer weiß...", Runa wiegte ob Morgans Aussage den Kopf hin und her, wie sie es immer tat, wenn sie nachdachte. Immerhin würde es noch gut zwei Wochen dauern, bis sie in Winterspring eintreffen würden. Nun stand allerdings zunächst einmal der Ritt der das Steinkrallengebirge an. "Das Nachtelfen überhaupt etwas für den Aspekt der Magie überhaben...", brach Runa plötzlich hervor, als der Treck sich dem Übergang in das Gebirge näherte. "Wie meinen?", Sathiel fühlte sich zu Recht angesprochen. "Na ja, ich dachte immer, Nachtelfen verachten alles, was mit arkaner Magie zu tun hat." "Manche tun das. Ich persönlich stehe nur der möglichen Korruption die unvorsichtiger Umgang damit mit sich bringen kann verachtend gegenüber." "Ihr seid ein seltsamer Elf, Sathiel.", die Magierin kicherte amüsiert. "Der Eine so, der Andere so. Man muss sich ja nicht den gängigen Klischees beugen." "Wohl wahr." "Nur, wo wir dabei sind. Seid ihr eigentlich sicher, dass das, was wir vorhaben, kein Unglück heraufbeschwört?" "Wieso?" "Na ja, Meister Medivh ist ungeheuer mächtig, aber zu dem Zeitpunkt, als er das Buch schrieb war Sargeras immer noch in ihm. Was wenn die Herstellung der Waffe die Legion zurückholt, sprich die alleinige Benutzung einen Riß zum Nether öffnet?" "Daran habe ich auch schon gedacht... Leider können wir niemanden fragen ob der Spruch sicher ist. In dem Buch steht soweit ich es überschauen kann, jede Art von Zauber, egal welcher Natur. Wir können also nur beten dass das so klappt, wie erhofft...Was denn?" Der Rest der Gruppe war stehengeblieben und starrte Runa weiß wie Bettlaken an. Eine solche Aussage war kurz vor dem Ziel wirklich das Letzte, was man brauchen konnte. "'Tschuldigung...", leicht verlegen verzog die Magierin die Lippen zu einem unschuldigen Grinsen, "Vielleicht kann einer der Blaudrachen ja sagen, welcher Natur die Waffe ist." "Hoffen wir's...", Morgan schüttelte sich und ganz langsam trottete der Trupp weiter. Wenigstens gab es im Gebirge nur einige Kleinigkeiten zu besorgen. Mähnen von Windreitern; was vielleicht doch etwas happiger werden könnte, da diese, wie bereits erwähnt, gerade Paarungszeit hatte; und ein wenig Kohle, welche eigentlich leicht aus dem Lager der Venture Corp. zu entwenden sein sollte. Danach würde es nach Ashenvale gehen. Aber: Götter sind kurz gesagt fiese Socken. Wenn eine Gruppe vor leichten Aufgaben steht, kann man mit großer Sicherheit sagen, dass die Gruppe auf der anderen Seite des Kontinents gerade einen Punkt auf ihrer Liste entdeckt hat, der sie beinahe in den Wahnsinn treibt. "Ich will sterben....!" Mulligan heulte auf und vergrub das Gesicht im Rest der Mähne seines Pferdes. "Ihr seid bereits tot." "Spart euch solche Bemerkungen, Zwerg.", zischelte der Jungapotheker zurück, "Drachenklauen, warum nur?" Wieder ein Aufheulen und Mulligans Blick wanderte wieder auf den vor der Gruppe liegenden Sumpf. Der nächste Punkt auf ihrer Liste bedeutete sich wieder mit den verdammten Schwarzdrachen anlegen zu müssen. Und bei der benötigten Qualität der Klauen mit einer Menge Schwarzdrachen. "Tun wirs nu durchzieh'n?" "Wir müssen..." Mulligan blickte zu Oke, der, wie der Rest der Gruppe leicht besorgt schien. "Nun, wir sollten nicht vergessen, dass diese Aufgabe gleich mehreren guten Zwecken dient." Die Blicke wanderten zu der Taurin und die Gruppe verstand. Der Trupp wendete die Reittiere Richtung Drachensumpf und ritt los. Mulligan fiel etwas zurück. "Geht es euch nicht gut?" Der Jungapotheker rieb sich kopfschüttelnd die Schläfen, "Alles in Ordnung, Taurin.", er hob den Kopf und blickte zu der Druidin, bevor er schneller ritt um wieder aufzuholen. Einige Weile später haftete sein Blick dann schon an dem Warnschild, das auf die drohende Gefahr hinwies. "Ach, ich liebe solche Schilder...", schnaufte er kurz, "Genau wie Runas Randnotiz..." Mulligan kaute leise fluchend auf seiner Unterlippe als der Rest der Gruppe starr stehenblieb und ihn anstarrte. "Welche Randnotiz?" Es war Halvard der sich schließlich traute zu fragen. Auch wenn ihm bewusst war, wenn dieses kleine Monster noch etwas zu der Liste hinzugekritzelt hatte, konnte das nur mehr Ärger bedeuten. Mit einem Stoßseufzer reichte Mulligan dem Zwerg den Zettel: "Lest selbst." Runa hatte sich alle Mühe gegeben lesbar zu schreiben, aber als der Paladin las, was die Untote da neben das Wort Unbeschädigte Drachenklauen geschrieben hatte, wünschte er sich, es nicht entziffern zu können. In feinster Druckschrift stand dort folgendes: "Da ihr wahrscheinlich Schwarzdrachen umhauen werdet, versucht doch bitte, noch etwa zehn Quadratmeter intakter Flügelmembran mitzubringen. Danke." "Beim Licht, wofür braucht das kleine Biest derart viel toten Drachenflügel?" "Will man das wirklich wissen?" Halvard schüttelte nur den Kopf und steckte wie selbstverständlich den Zettel ein, was von Mulligan mit einem leichten Murren kommentiert wurde. Aber schließlich ritt der Trupp weiter Richtung Süden. In einiger Entfernung zogen die ersten Drachenwelpen ihre Kreise. "Nun denn...", ein deutliches Schlucken war zu hören, als der Trupp von den Reittieren stieg. "Jemand sollte bei den Tieren bleiben.", warf Pakuna ein, "Es lauern zu viele Wesen in diesem Sumpf, die in ihnen ein Mittagessen sehen könnten." "Ich melde mich freiwillig.", Mulligan grinste unschuldig und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Der Rest der Anwesenden seufzte. Ihnen allen war klar gewesen, das der Jungapotheker so reagieren würde. Na ja, er hatte in den Hügeln schon mehr als genug Mut bewiesen, als wurde ihm diese Auszeit gegönnt. "Passt aber auch auf euch auf, junger Mulligan.", Pakuna verbeugte sich kurz, bevor sie den anderen Beiden auf die Drachenjagd folgte. Ein Blick zurück ließ sie allerdings nervös werden. Mulligan klopfte sich immer wieder mit wütendem Gesichtsausdruck gegen den Schädel. , dachte die Druidin. Doch schon im nächsten Moment galt ihre Aufmerksamkeit etwas ganz Anderem. "Ihr wagt esss die Brut des grosssen Deathwing herauszssufordern, elende Sssterbliche?!" Es sei erwähnt, dass dieser Satz eine der Standardfloskeln des schwarzen Drachenschwarms ist. Weitere beliebte Sätze sind >Niemand bezwingt den schwarzen Drachenschwarm<, >Unwürdige Kreaturen<, >Erzittert vor der Macht Deathwings, elendes Ungeziefer< und >Ihr werdet euch unserer Macht beugen<. Natürlich setzt diese Liste sich fort, da aber die meisten Floskeln, oft in mehr oder weniger abgewandelter Form, bereits ihren Weg in das Repertoire der in Orcisch und Gemeinsprache üblichen Flüche und Verwünschungen gefunden haben, sollen sie hier unerwähnt bleiben. Jedenfalls hörte der Trupp allein die erste Bekundung von mindestens sechzehn Drachkin, bevor diese zu Boden gingen. Der Jungdrachen griff während ihrer Begegnung sogar auf beinahe die vollständige Liste zurück, was den Trupp allerdings, nachdem vorhergegangenen, wenig beeindruckte. Die Sonne machte gerade Anstände aufzugehen, als die Truppe zu Mulligan zurückkehrte, der mit sich selbst zu reden schien, bis er die massive Gestalt Pakunas auf dem Pfad entdeckte. "Hat alles funktioniert?" Oke hielt zur Antwort grinsend einen Beutel in die Höhe und Pakuna verstaute eine sorgfältig gefaltete Flügelmembran in ihrer Satteltasche. Mulligan seufzte nur: "Macht es euch als Druidin und Taurin denn nichts aus, so einfach da daurchzumetzeln wie nichts Gutes?" Die Taurin lächelte sanft: "Wäre es ein anderer Schwarm oder andere Lebewesen, dann schon." Halvard und Oke nickten zustimmend und kletterten auf ihre Reittiere und die Gruppe setze sich wieder in Bewegung. Nun hieß es das Brachland oder bessern noch Ashenvale zu erreichen, bevor sich die Drachen hier von dem Schlag erholt haben würden... Kapitel 22: ------------ "Na endlich...", Runa streckte sich und ließ ihren Blick über die Baumwipfel Ashenvales streifen, nachdem die Gruppe endlich in den Wäldern stand. "Wir sollten einen Zahn zulegen.", warf Felim ein, "Die Anderen warten sicher schon längst auf uns." "Hach, ich weiß.", die Magierin seufzte nur. Sie brauchte dringend eine Pause. So was konnte wirklich nur in ihrer Nähe geschehen. Anscheinend war es der Venture Corp inzwischen zuviel geworden, und sie hatten ihre Baustelle fast schon hermetisch abgeriegelt. Was im Umkehrschluß für die Gruppe fünf Dinge bedeutete. Erstens: Eine mehr oder minder unangenehme Kletterpartie die Berge rauf. Zweitens: Eine mehr oder minder unangenehme Kletterpartie die Berge runter. Drittens: Einen schon angenehmeren Raubzug durch das Lager. Viertens und Fünftens: Siehe Punkt Eins und Zwei. Die andere Gruppe war garantiert schon auf Höhe des Postens, wenn nicht schon weiter. "Ich muss dann dringend zum Posten und endlich neue Kristalle besorgen." "Also, ich glaube, das mit den Kristalle hat jetzt Zeit." , Felim kletterte etwas umständlich auf sein Pferd, "Oder gibt es jemanden, den du dringend erreichen musst?" "Rate...", Runa schüttelte nur den Kopf und stieg ebenfalls auf. "Weit ist es ja nun nicht mehr, oder?", Morgan atmete tief ein und schaute in die Runde, als der Trupp langsam los ritt. "Na ja, wie man es nimmt. Felwood wird uns wohl noch auf eine harte Probe stellen. Außerdem wissen wir ja nicht, wie es den anderen geht, geschweige denn, wie weit sie mit ihrer Liste sind." "Sag Runa, was machen wir eigentlich, wenn den Anderen etwas passiert ist?", meldete Sathiel sich bedenklich zu Wort. Die Magierin grinste Felim entgegen: "Da hast du deine Antwort, ob ich dringend jemanden erreichen muss." Der Priester knurrte nur und ließ sich etwas zurückfallen. Im Moment machte er sich ganz andere Sorgen. Er wollte den Finger ja auf niemanden richten, aber die letzten paar Tage hatte er sich immer wieder überlegt, wer oder was Kel'thuzad ständig ihren Aufenthaltsort verraten hatte. Und er war zu dem Schluß gekommen, dass es wirklich einen Spion gab. Aber keinen Schemen oder sonst etwas. Nein. Felims Blick fiel auf den Nachtelf einige Meter vor ihm. Es konnte nur Sathiel sein. Ständig verschwand er ohne Grund oder Erklärung. Das konnte doch nur eines heißen. Erneut entfuhr dem Priester ein Seufzer. "Was schaust du denn so?" Felims Kopf fuhr hoch und er blickte ein wenig überrumpelt zu Runa, die sich ebenfalls hatte zurückfallen lassen. "Das kann ich im Moment nicht erklären..." "Wieso?", die Magierin blinzelte nur kurz und kippte den Kopf zur Seite. "Ich mach mir wahnsinnige Sorgen, Runa. Aber ich kann dir das im Moment noch nicht sagen." "Weshalb nicht?" "Bitte, warte einfach noch. Ich erkläre dann alles." Ein wenig verdutzt zuckte Runa mit den Schultern: "Jetzt machst du mir Sorgen, Felim. Aber meinetwegen... Los, wir sollten einen Zahn zulegen, sonst verlieren wir die Zwei noch." "Na ja...", setzte Felim an, als er von lautem Rufen unterbrochen wurde. "He! Hallo!" Die Straße runter stand Oke fast schon auf seinem Raptor und winkte der Gruppe zu. "Sieht aus, als hätten sie's geschafft.", Morgan lächelte als auf Felim und Runa wieder aufgeschlossen hatten. Zeit verstrich und schließlich prasselte ein kleines Lagerfeuer auf halbem Weg zwischen dem Posten und Astranaar. "Blaudrachen...wie nett.", Mulligan grinste breit als Runa mit ihrem Bericht geendet hatte. "Nett...von Wegen.", schnaufte Halvard in gewohntem Mißmut und verschränkte die Arme vor der Brust, "Drachen sind doch alle gleich. Riesige fliegende Salamander, die nichts besseres zu tun haben, als Häuser und Felder niederzubrennen..." "Blaudrachen bevorzugen Eisatem....da geht Sachen abbrennen etwas schwer...", nuschelte Sathiel. "Drache ist Drache, Junge. Merkt euch das.", konterte der Paladin. "Eben nicht...", Mulligan schüttelte den Kopf und schaute ebenso genervt zu dem Zwerg wie der Rest der Gruppe, "Es gibt fünf große Schwärme; in einem leben vielleicht nur Deppen, aber das sei dahingestellt." Morgan, Sathiel, Felim und Runa kicherten ob dieser Aussage. War ja klar, welcher Schwarm gemeint war. Mulligan rieb sich kurz die Schläfen und fuhr fort: "Jedenfalls sind Blaudrachen nicht böse. Ein wenig eigen vielleicht..." "Seht ihr, Halvard. Drache ist nicht gleich Drache...", Sathiel nickte Mulligan zu und kämmte sich die Haare aus dem Gesicht. "Warum kümmert ihr als Nachtelf euch eigentlich um so etwas? Nachdem die drei Drachen da eurem neuen Baum keinen Segen gegeben haben, solltet ihr diese zu groß geratenen Eidechsen nicht auch noch verteidigen." "Was ich tue, Paladin, bleibt mir überlassen." "Abgesehen davon, ist Sathiel kein gewöhnlicher Nachtelf.", gab Runa dazu und verschränkte ebenfalls die Arme, "Wenn er Drachen mag, ist das allein seine Entscheidung." "Die blauen Biester leben doch oben Northrend, oder?", grollte Halvard, unwillig seine Meinung zu ändern, und seine Frage wurde mit einem Nicken beantwortet. "Da seht ihr's doch. Gleich und gleich gesellt sich gern.", schnaubt er daraufhin, "Glaubt ihr, wenn diese Dinger auf der Seite des Guten stehen würden, würde der verdammte Lich-König sie weiterleben lassen?" Schweigen. Schweigen das ein triumphierendes Grinsen auf das Gesicht des Zwerges brachte, als sein Blick auf Runa fiel: "Da könnt selbst ihr nichts zu sagen, wie ich sehe." Die Augen der Magierin waren geschlossen und ihre Fäuste geballt. "Freut euch nicht, Zwerg.", raunte Felim, "Wenn es Runa mal die Sprache verschlägt, muss entweder etwas passiert sein, das sie sehr sehr erfreut oder sehr sehr verärgert. Und ich glaube, im Moment ist es Letzteres." Halvard blinzelte und schaute wieder zu der Untoten. Runa saß einfach nur da, den Kopf gesenkt und die Fäuste fast schon krampfhaft geballt: "Idiot." Ein einziges Wort. Normalerweise war Runa für ihr Geschick mit Worten bekannt, aber in diesem einem Wort lag jetzt mehr Wut, mehr Verachtung und mehr Abscheu als alles andere hätte ausdrücken können. Sogar Halvard spürte das, als Runa sich wortlos erhob und, anscheinend kochend vor Wut in den Wald stampfte. Es dauerte eine Weile bis Felim sich schließlich auch erhob und seiner Kameradin folgte. Die Magierin saß auf einem kleinen Hügel und starrte Löcher in die Luft. "Kümmer' dich doch nicht drum, Runa..." Ein Seufzen und die Untote wendete den Blick zu dem Priester: "Dieser Zwerg ist so ein sturer Idiot. An mehr Klischees kann man doch gar nicht glauben, oder?" "Na ja...", Felim ließ sich neben die Magierin plumpsen, "Immerhin hat er nicht behauptet, Drachen würden Jungfrauen entführen und so weiter." Das brachte sogar Runa in ihrer Laune wieder zum Lächeln: "Wohl wahr...aber was Anderes. Was ist es nun eigentlich, was dir solche Sorgen macht?" Nun war es an Felim zu Seufzen: "Ich mache mir Sorgen wegen diesem Nachtelf." "Sathiel? Wieso denn?" "Na ja... Ich hab' lange hin und her überlegt. Ich fürchte, er ist der Spion, den Arthas uns nachgeschickt hat." Runa's Lippen verzogen sich zu einem nachdenklichen Schmollen und sie schüttelte den Kopf: "Du meinst, weil er ständig grundlos verschwindet?" Ein Nicken. "Alles zusammengenommen, was wir bisher über ihn wissen, wäre das zwar relativ logisch, Felim...Aber ich kann trotzdem nicht so ganz dran glauben." "Sathiel wurde uns von Arthas geschickt?" Runa und Felim wendeten die Köpfe und schauten zu Mulligan, der mit zur Seite geneigtem Kopf hinter ihnen stand: "Verzeiht, wenn ich gelauscht habe. Aber ihr wart so fertig mit den Nerven, Miss Runa, da wollte ich sehen..." "Schon gut, Mull...Setz dich einfach.", die Magierin lächelte und holte Luft nachdem der Jungapotheker sich gesetzt hatte, "Felim behauptet das zumindest." "Das tu ich. Man muss doch nur mal schauen. Sathiel verschwindet und kurz danach haben wir irgendwelche Geißeltruppen am Hals." "Und da liegt das Problem, Felim...Sathiel war mit uns in einer Gruppe, und hast du da irgendwelche Truppen bemerkt? Überlege, wir waren da wesentlich leichtere Beute. Nein...", erneut schüttelte die Untote den Kopf, "Ich glaube eher, sein Verschwinden hat einfach nur mit dem zu tun, was er ist." "Wir sehen das ja spätestens in Northrend.", Felim lächelte, "Jetzt aber zurück ins Lager." "Ja...Wir haben Morgen einen langen Weg vor uns..." Die drei Untoten erhoben sich und machten sich auf den Weg zurück zu den Anderen. Dort angekommen, ließ etwas sie zusammenzucken. "Wo...ist...Sathiel...", brachte Felim relativ mühsam hervor. "Er möchte die Nachtluft genießen.", antwortete Pakuna kurz und lächelte. Die Untoten tauschten Blicke aus. "Besser wir gehen ihn suchen.", schlug Mulligan vor und die zwei Anderen nickten. Bevor irgendwer fragen konnte, warum der Nachtelf plötzlich so wichtig sei, waren die Untoten schon im Dunkel des Waldes verschwunden. Kapitel 23: ------------ "Wo kann der nur hin sein?", Felim verrenkte sich, mal wieder, fast den Hals, als sein Blick über das Unterholz glitt, immer auf der Suche nach einer Bewegung, die auf Sathiel hindeuten würde. "Bei Nachtelfen ist so etwas leider dreimal so schwer zu sagen, Felim." Runa keuchte und stützte die Hände auf die Knie. Felim nickte kurz, als Mulligan das Wort erhob: "Sucht ihr hier weiter, ich gehe zurück zum Lager." "Hast du Angst, Mull?", die Magierin kippte den Kopf zur Seite, aber der Jungapotheker nickte nur, "Ich bin euch keine große Hilfe, Miss Runa. Besser ich gehe zurück. Ich wünsche euch viel Erfolg." Mit diesen Worten machte die hagere Gestalt kehrt und rannte zurück Richtung Lager, während die zwei verbleibenden Untoten ihre Suche fortsetzten. "Paßt ja wie die Faust aufs Auge...", Runa ging nun langsamer, der Kopf nachdenklich gesenkt. "Was meinst du?" "Na, du kommst mit deiner Theorie über Sathiel und daraufhin verschwindet er." "Siehst du. Er hat unser Gespräch sicher mitbekommen und ist geflohen..." "Blödsinn...", die Untote schüttelte den Kopf und wischte sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, "...Laß uns abwarten was noch..." Runa kam gar nicht mehr dazu, den Satz zu beenden, als ihr etwas von hinten in den Rücken schlug. Auch Felim blieb nicht von einem plötzlichen Angriff verschont. Beide Untote gingen zu Boden und Runa fletschte die Zähne, als sie sich herum gerollt hatte, um zu sehen WAS sie da angegriffen hatte. "Ihr hättet wissen sollen, dass es euch nicht bekommt sich mit der Geißel anzulegen..." Etwa einen Meter vor den beiden Verlassenen schwebte einer dieser verdammten Schemen, und aus den Augenwinkeln heraus konnten beide im Gebüsch mindestens ein Dutzend Ghule, Gargoyles und grob eine Monstrosität erkennen. "Siehst du, Runa...", zischte Felim, als beide sich langsam aufrichteten, "Ich will gar nicht wissen, was der Kerl dann alles zu den anderen geschickt....Hey, wo willst du hin?" Runa war aufgesprungen und los gestürmt. Selbst die Angreifer schienen etwas überrumpelt als die Magierin ihre Reihen durchbrach. Felim seufzte und nutzte diesen Moment, um seiner Kameradin zu folgen. "Runa, wo willst du hin?", keuchte er schließlich, als er sie auf Hörweite eingeholt hatte. "Hilfe holen.", rief sie zurück ohne das Tempo zu drosseln. "Zum Lager geht's aber..." "Ich laufe nach Astranaar..." "Aber..." "Vertrau mir einfach, Felim...vertrau mir einfach." Mit einigen Sprüngen über Wurzeln, den Lärm der verfolgenden Geißeltruppen hinter sich, schlugen sich die zwei Verlassenen den Weg Richtung Nachtelfenstadt frei. Keiner der beiden sprach Darnassisch, aber das die Wachen Alarm schlugen, als der ganze Treck aus dem Wald brach war dennoch klar. Augenblicke später war die Luft erfüllt vom Surren der Pfeile, und Runa und Felim warfen sich beinahe schon instinktiv ins Wasser, und beobachteten, wie die Nachtelfen ihr Augenmerk zielstrebig auf die Geißeltruppen lenkten. "Wenn wir Glück haben...", Felim spuckte Wasser aus, "Haben die uns vergessen, wenn die damit fertig sind." Aber Runa schien ihn gar nicht zu hören. Sie war inzwischen ans Ufer geschwommen und unterstützte die Nachtelfen tatkräftig bei der Aufgabe, die Siedlung zu verteidigen. Felim seufzte und folgte, recht widerwillig, dem Beispiel seiner Kameradin. Schließlich ging auch der letzte Ghul zu Boden. Runa und Felim wollten sich gerade auf den Weg zurück zum Lager machen, um zu sehen, ob dort etwas passiert war, als sie plötzlich von einer Handvoll Wachen umringt worden. Eine der Wachen schrie irgend etwas und Runa seufzte auf: "Redet Gemeinsprache und lasst uns die Chance uns zu erklären." Die Wache blinzelte kurz verwirrt und schüttelte den Kopf als ob sie die Konfusion abschütteln wollte: "Ihr wollt euch verteidigen, Elende? Gut. Aber wir kennen euresgleichen nur zu gut. Aber wir hätten nie gedacht, dass ihr euch der Truppen eures angeblich größten Feindes bedient, um unsere Städte anzugreifen." "Der Angriff war nicht geplant, wir haben nur versucht..." "Schweigt. Das sind doch nur dumme Ausreden. Wir..." Ein lautes Knacksen ließ alle Anwesenden aufschrecken. "Ihr sssagtet sssie dürften sssich verteidigen, gute Wächterin.", der blaue Drache, der dem Trupp schon in Desolace zur Hilfe gekommen war, war auf dem Dach des Gasthauses gelandet; das Knacksen stammte folglich von dem unter seinem Gewicht nachgebenden Holz, und schaute mit ernstem Gesicht auf die Gruppe herab, "Steht alssso auch zssu eurem Wort." Die Nachtelfen schauten zwischen den beiden Untoten und dem Drachen hin und her, bevor der einen Wache eine Seufzen entfleuchte: "Nun gut, sprecht." "Wir waren auf der Suche nach einem Freund, einem Nachtelfen.", begann Runa erneut und erntete ungläubige Blicke von den anwesenden Nachtelfen, "Eine sehr lange Geschichte. Jedenfalls, als wir ein Stück von hier entfernt waren, wurden wir von Arthas' Truppen überfallen. Warum die hinter uns her sind, ist eine ebenso lange Geschichte. Wie dem auch sei, wissend, dass wir allein keine Chance gegen den Haufen gehabt hätten, kamen wir zu dem nächsten Ort an welchem genug fähige Kämpfer zu finden waren." Die Nachtelfen begannen zu tuscheln, und der Drache erwiderte fragende Blicke der Wachen mit einem lächelnden Nicken, bevor sich die Traube um die beiden Untoten langsam und ohne weitere Worte auflöste. "Ich muss euch erneut danken." Runa lächelte zu dem Drachen hoch. "Keine Ursssache, kleine Lady. Ich sssah euch an mir vorbei flüchten." "Ihr seid unterwegs nach Winterspring, nicht wahr?" Der Blaue wendete den Kopf zu Felim und nickte. "Sagt, habt ihr in unserer Nähe einen Nachtelfen mit blauen Haaren und einem Pferdeschwanz gesehen?" Wieder nickte der Drache: "Dasss habe ich, kleine Lady. Der, den ihr Sssathiel nennt wird bald hier eintreffen. Und bevor ihr fragt, den anderen in eurer Gruppe geht esss gut. Nun denn, gehabt euch wohl...Man wartet auf mich." Ein, zwei kräftigte Schwingenschläge später war der Blaudrachen wieder in der Luft und drehte Richtung Winterspring ab. "Ich glaube, den sehen wir bald wieder." "Du Runa," , Felim kippte den Kopf zur Seite und blickte die Magierin verwirrt an, "Egal wie nett dieser Blaue bisher zu uns war, wenn der weiß, wie der Nachtelf heißt, den wir suchen, muss er uns schon eine ganze Weile beobachten..." "Und?" Der Priester schien entrüstet über die scheinbare Gleichgültigkeit seiner Gefährtin, aber Runa lächelte nur still als sie dem Drachen nachsah. "Was ist denn hier passiert?" Die beiden Untoten fuhren herum und blickten zu Sathiel, der gerade über die geschlagenen Geißeltruppen stieg. "Als ob du das nicht wüsstest...", knurrte Felim. Der Nachtelf schaute auf und blinzelte verwirrt als er die Magierin und den Priester mitten in der Siedlung entdeckte: "Wie kommt ihr denn hierher?" "Auch das weißt du...", fuhr der Priester ihn scharf an, worauf Sathiel zurückzuckte. "Felim, lass gut sein.", Runa legte ihrem Kameraden die Hand auf die Schulter, bevor sie den Schurken anfunkelte "Warum bist du hier und warum bist du nicht im Lager geblieben." "Ich...", begann Sathiel doch recht kleinlaut unter dem strengen Blick der Untoten. Runa mochte zwar fast zwei Köpfe kleiner sein als er, aber es gibt halt eine besondere Macht, die Frauen allein durch ihre Gestik über Männer ausüben, wenn es darum geht, antworten zu erhalten. "Ich brauche neue Wurfdolche, deswegen bin ich hierher gekommen." "Den anderen hast du gesagt, du wolltest die Nachtluft genießen.", warf Felim ein. "Das wollte ich auch erst. Bis ich gemerkt habe, das man meine Wurfdolche nicht mehr gebrauchen kann." "Klingt an und für sich logisch.", Runa verschränkte die Arme und nickte, "Aber noch eines, Sathiel. Du bist weit vor uns aus dem Lager aufgebrochen. Selbst wenn es etwas gedauert hat, bis du das mit den Messern gemerkt hast, warum kommst du erst jetzt?" An dieser Stelle zuckte der Nachtelf erneut zurück, und seine Wangen bekamen einen dunkleren Farbton: "Na ja...", mit einem großen Schritt trat er an Runa heran, beugte sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Runa zog eine tadelnde Schnute, "Also wirklich...weißt du...", ein kurzer Kopfschütteln, bevor sie dem Nachtelf mit einer Handbewegung zu verstehen gab, das er sich mit seinen Besorgungen beeilen solle. Felim starrte ungläubig als Sathiel an ihm vorbei huschte: "Du lässt ihn einfach so ziehen? Aber er ist doch..." "Felim. Der Grund, warum er erst jetzt kommt, ist so daneben, dass es mir schwerfällt, ihn als Lüge zur Aufrechterhaltung einer Tarnung abzutun." "Du glaubst aufgrund von etwas, dass er dir ins Ohr geflüstert hat, dass er nicht für Arthas arbeitet?", Felim hob die Braue, als Runa sich wieder Richtung Lager in Bewegung setzte, "Verdammt was hat er denn gesagt, warum er so spät nach uns kommt?" "Wenn ich dir die Worte Nackte badende Nachtelfinnen an den Kopf werfe, kannst du etwas damit anfangen?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)