Der helfende Engel von abgemeldet (In Zusammenarbeit mit: Mariko999, domo arigato goizamasu, o-nee-san *Knuddel*) ================================================================================ Kapitel 38: Eine Katastrophe folgt der nächsten ----------------------------------------------- Vielen Dank für die Kommis, ich möchte noch jemand neues begrüßen, herzlich willkommen AlchemistEdward *freu freu* *hüstel* ich hoffe mal, das ich alle Wörter mit 'klein' bei Edo ausgemerzt habe... viel Spaß!! Eine Katastrophe folgt der nächsten Das Wasser einer Pfütze schoss fontänenartig in die Höhe, als der dunkle Wagen des Doktors vor dem Krankenhaus mit kreischenden Bremsen anhielt. Das schmiedeeiserne Tor des Hospitals wirkte unheimlich und grausig, als die Blitze im Himmel die Szenerie mit ihrem hellen Licht beleuchteten. Teuflisch sprangen die Schatten der Pforte umher, kichernd als wären sie aus der Hölle hervorgekrochen. Es schien fast so, als wäre dies nicht mehr der Ort, an dem Menschen das Leben gerettet wurde, sondern die tiefste Hölle. Flink und schnell sprang der alte Mann aus dem Wagen, hinaus auf den Kiesweg, der zum Krankenhauseingang führte. Solch eine Schnelligkeit hätte ihm wohl keiner mehr zugetraut. Jack, Fahrer und bester Freund von Matthew Brown, kurbelte das Fenster herunter. Er blickte dem alten, freundlichen Mann leicht lächelnd hinterher. „Er hat mir nicht einmal gesagt, ob ich warten oder wieder fahren soll“, murmelte er leise in seinen Gedanken versunken. „Scheint wirklich ziemlich dringend zu sein, wenn er dies sogar vergisst.“ Mit einem leicht erschöpft wirkenden Seufzer startete er das Auto erneut und lenkte es gemächlich in Richtung der Krankentransportwagen. Er parkte gleich neben einer der Garagen und stieg schließlich aus. Kurz reckte er sich, so dass seine kalt gewordenen Knochen beschwerend aufknackten. >Ich werde auch nicht jünger…<, grinste er belustigt vor sich hin und massierte sich die Schulter. Sein Blick wandte sich der Cafeteria zu, aus deren Fenster die warme Atmosphäre zu ihm drang. >Gehe ich halt solange dort hinein, er wird schon wissen, wo er mich findet, wenn nicht hier.< Seine prüfenden Augen sahen zum Himmel empor. Die düsteren, giftigschwarzen Wolken hingen so tief, als würden sie in den nächsten Momenten die ganze Stadt mit Haut und Haar verschlingen, mit allem was darin verborgen war. >Bei so einem Wetter schickt man ja nicht einmal seinen Hund vor die Tür<, dachte er frierend. Fröstelnd legte sich eine kühle Gänsehaut auf seinen Körper, unwillkürlich schüttelte er sich die Kälte aus dem Herzen und schritt eiligst auf den Hintereingang des Hospitals zu, um sich ein warmes und gemütliches Plätzchen zu sichern. Fast ein wenig entrüstet knirschten die kleinen Kiesel auf, als die schweren Schritte des Doktors über sie hinwegfegten. Flink und mit einer Hand seinen Hut festhaltend, der immer wieder die Frechheit besaß und desertieren wollte, eilte Matthew Brown dem Eingang entgegen. Es regnete unaufhörlich weiter, die eisigkalten Tropfen benetzten die schon klamme Kleidung des alten Mannes. Die Wangen des Grauhaarigen waren von der Eile rot gefärbt, die kalte Nässe ließ sie noch ein wenig röter werden. Der bissig heulende Wind riss wie ein verhungertes Tier an dem Mantel des Doktors, so dass es aussah, als wäre der alte Mann eine zu groß geratene Fledermaus, die ihre starken Flügel zum Flug ausbreitete. Unruhig schweiften die Pupillen des Braunäugigen links und rechts an seinem Wege umher. Die mächtigen, uralten Eichen die säuberlich aufgereiht neben dem Kies standen, wiegten sich wie kleine verspielte Grashalme in dem mächtig tosenden Orkan, die Böen pfiffen die unheimliche Musik dazu. Bedrohlich neigten sich die Baumkronen bis fast an den Erdboden, der bedrohliche Punkt, an denen sie mit einem lauten ächzenden Knirschen brechen konnten, war bald erreicht. Das immer geräuschvollere Stöhnen der Naturgiganten lösten in eine verständliche Nervosität in dem, vom Alter gebeugten, Körper des Arztes aus. >Eine Bekanntschaft mit diesen Giganten hat mir gereicht, es muss nicht unbedingt eine weitere folgen!< Das jaulende Aufheulen einer Krankenwagensirene ließ ihn ruckartig zusammenzucken; zwei Einsatzwagen verließen mit hoher Geschwindigkeit und mit aufgeregt blinkenden Blaulichtern die Auffahrt der Hospitalgaragen. Einen winzigen Moment starrte er ihnen geistesabwesend hinterher. Scheinbar würde es für die Ärzte, die die heutige Nachtschicht übernommen hatten, kein ruhiger Einsatz werden. >Jack…dich hab ich total vergessen...ich wollte dir doch noch sagen, dass du auf mich warten kannst.< fiel ihm plötzlich siedendheiß sein Freund ein. Abrupt fuhr er herum und drehte seinen Kopf zu dem Fahrzeug hinüber, das aber nicht mehr am besagten Platz stand. Ein lautes, haarsträubendes Quietschen und gequältes Knacken über ihm, ließ ihn seinen besten Freund und dessen Verbleib sofort vergessen. So schnell, wie noch nie in seinem Leben, nahm er seine Beine in die Hand und rannte zügig auf die Stufen des großen Vordereingangs zu. Mit einer aufkeimenden Panik, die sich in seinem Herzen bis zur Unkenntlichkeit ausdehnte, nahm er die Erschütterung unter seinen Schuhsohlen wahr, dass bis zu seiner verängstigten Seele hinaufvibrierte. Der riesige Ast, der gerade noch unerschütterlich am Stamm verweilt hatte, prallte mit ungeheuerlichem, ohrenbetäubendem Getöse auf den aufgeweichten Boden auf. Alle Nackenhaare stellten sich bei Matthew Brown in die Höhe, als er die feinen Zweige des abgestorbenen Astes auf seinem Rücken spürte und die wirbelnden Blätter, die um seinen Körper strichen. Mit einem nahezu olympiareifen Sprung hechtete er auf die erste Staffel der Treppe zu und flitzte, ohne sich nochmals umzublicken, hinauf zum Eingang. Keuchend und nach Atem ringend hielt er sich am Türgriff fest und riskierte einen sehr vorsichtigen Blick über die Schulter, als sich sein Leib soweit beruhigt hatte. Er erstarrte in seinen Bewegungen und seine Augen weiteten sich vor purer Furcht. Denn nicht nur ein toter Ast, der sein Leben gegen den Sturm verlor, säumte den, gerade noch freien, Weg. Nein, gleich mehrere lagen verstreut auf den Boden, die grauen Kiesel lagen wild durcheinander im aufgewühlten Schlamm, der noch vor wenigen Stunden ein sehr gepflegter Rasen gewesen war. Schnell würgte er den dicken Kloß hinunter, der sich in seiner rauen Kehle festsetzte und drückte mit letzter Kraft die Schwingtür auf, in den warmen Flur, der ihn freundlich willkommen hieß. „Und Sie sind sich sicher, dass ich über Nacht hier bleiben kann?“, hörte der schwarzhaarige, hoch gewachsene Lieutnant Colonel hinter sich die zweifelnde, leise Stimme des jungen Mädchens, die unbeholfen aus dem Wagen kletterte und seinen Rücken unruhig anstarrte. Der Uniformierte stieg langsam die Treppe zum Hauptquartier der States Alchemist nach oben. Auf einer Stufe stehen bleibend, drehte er sich gewandt um und lächelte Winry so unbeschwert an, wie er nur konnte. Allerdings verfehlte dies komplett seine Wirkung, angesichts des tobsüchtigen Sturms und der Situation, in der sie sich augenblicklich befanden. Dem Mädchen liefen fröstelnde Schauer nach dem anderen über den nasskalten Rücken, als sie Maes Hughes betrachtete. Die weißen, makellosen Zähne blitzten in der herrschenden Finsternis fast gruselig auf, sein dunkelblauer Umhang wehte in den eiskalten Böen, wie der Mantel eines Vampirs, der sie in sein unheimliches Schloss entführen wollte, um dort ihr süßes Blut zu seinem Eigen zu machen. >Ach, Winry, jetzt werde mal nicht albern, deine Fantasie spielt dir schon wieder Streiche<, seufzte sie kurz müde auf, als sie zunächst auf der ersten Stufe nervös stehen blieb und nach oben sah. In ihrem sanften, blauen Blick lag ein fragender Ausdruck. „Da mach dir mal keine Sorgen, kleine Winry-chan!“, lachte der Uniformierte fröhlich auf. Fast zu fröhlich erschien dem Mädchen das Lachen des hoch gewachsenen Lieutnant Colonels. Ihr Misstrauen, doch nicht alles von der Wahrheit über das Schicksal der beiden Brüder erfahren zu haben, wuchs beständig in dem Herzen des jungen Mädchens, seit sie den umgestürzten Giganten hinter sich gelassen hatten. Mit einer sehr unglücklich verzogenen Miene folgte sie Maes Hughes hinauf in das imposante Gebäude der States Alchemists. Ihre vorangegangen Besuche kamen ihr wieder sehr deutlich in den Sinn. Leise, wie auf Katzenpfoten schlichen sich die schrecklichen Bilder in ihr Gedächtnis und krallten sich darin fest, denn nicht immer war sie aus erfreulichen Gründen hierher gekommen. Mehrmals hatten ihre Besuche in mittelschweren Katastrophen geendet oder sie mehr als nur traurig gestimmt, wenn sie sich doch eher auf das Wiedersehen mit den Brüdern freute. Sie erinnerte sich noch gut an das erste Mal, als sie unangekündigt in Central City erschienen war. >Damals hat mich ein psychopatischer Fleischermeister gekidnappt, der, wie man später herausfand, für die vielen übel zugerichteten Frauenleichen verantwortlich gewesen war, die man in den versteckten und einsamen Gassen der Stadt gefunden hat. Edo war mir gefolgt und hat mich angekettet in einer Lagerhalle gefunden, inmitten von aufgehängten Schweinehälften.< Beide waren noch sehr glimpflich davongekommen, da im letzten Moment das Militär eingetroffen war und den geistesgestörten Mann in Gewahrsam genommen hatte. Aber Ed war nicht ganz so heil aus dieser Geschichte herausgekommen wie Winry, seine schon sehr verwundete Seele wurde durch dieses Erlebnis noch verletzbarer. Dieser Verrückte hatte ihm große Schmerzen zugefügt, körperliche wie auch seelische. Der nun zum Glück in Sicherheitsverwahrung verweilende Geistesgestörte hatte den Blonden niedergeschlagen und seine Automail am Arm abgenommen. Nachdem der irre Fleischermeister Ed einige Zeit auf grausame Weise gequält und gedemütigt hatte, war er auf das junge Mädchen mit einem großen Messer zugegangen, um sie vor seinen Augen qualvoll hinzurichten. Ein eisigkalter Schauer lief über die weiche Haut von Winry, als sie schaudernd an diese Bilder zurückdachte. >Und das andere Mal…<, tiefe Betrübnis legte sich wie ein finsterer Schleier auf die Sinne des jungen Mädchens und bekümmert schüttelte sie den Kopf. Die kleinen Tröpfchen in ihren Haaren glitzerten wie fein geschliffene Diamanten, als sie in alle Richtungen auseinanderstoben. Die kummervollen Augen wandten sich gen Himmel, in denen die Blitze wie grausam gierige Zungen über das Firmament leckten. >An das andere Mal möchte ich mich gar nicht erinnern. Es ähnelt zu sehr den Geschehnissen, die mir Hughes-san offenbart hat. Hier und da hat er Dinge ausgelassen, um mich, wie es scheint, nicht zu sehr zu beunruhigen.< Mit einem tiefen Seufzer und hängenden Schultern betrat sie hinter dem freundlichen Schwarzhaarigen das Innere des architektonisch bemerkenswerten Gebäudes, dessen hohes Dach von gigantischen Säulen gestützt wurde. Mit einem leicht freudigen Lächeln begrüßte sie die wohltuende Wärme, die sie liebevoll umarmte. Die dunklen Schatten, die eben noch ihr Gesicht beherrscht hatten, verschwanden wie die Finsternis, wenn die rote Morgensonne am Firmament ihre Reise begann. Auf ihre samtweichen Wangen huschte eine zarte Röte, die immer leuchtender wurde. Besorgt betrachtete der junge Mann das hübsche Mädchen. >Na, hoffentlich hat sie sich da draußen in der Feuchtigkeit und Kälte nicht den Tod geholt<, quittierte er im Stillen seine Beobachtungen. Als Antwort zu seinen Gedanken nieste Winry herzhaft in die vorgehaltene Hand und schniefte erbärmlich. „Ich hab’s mir doch gleich gedacht“, rief ihr schwarzhaariger Begleiter aus, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und schüttelte diesen bekümmert. „Jetzt aber husch, husch in mein Büro. Ich sehe mal nach, ob ich ein paar Handtücher oder Decken auftreiben kann, dann kannst du deine Kleidung zum Trocknen aufhängen, denn scheinbar bist du ja irgendwie ohne Koffer gereist, oder?“ Mit großen, meeresgrünen Augen lugte er fast spitzbübisch, wie ein kleiner Junge, über seine Brillengläser, die wegen der Wärme beschlagen waren. „Der Koffer…der…Koffer…“, murmelte das hübsche Mädchen gedankenverloren, grübelnd kaute sie auf ihrer zarten Unterlippe. Einen Moment begegneten sich die Blicke der Beiden, sie sah ihn genauso wissbegierig an, wie auch er sie anstarrte. Dann weiteten sich die ozeanblauen Augen entsetzt und mit einem entnervten Stöhnen schlug sie sich die Hand auf die Stirn. „Der Koffer!“ schrie sie leicht panisch auf. „Oh nein, den habe ich am Bahnhof stehen lassen!“ Sie wandte sich wie ein Wirbelwind um die eigene Achse und wollte den Weg, den sie gerade erst gekommen waren, schnurstracks zurückgehen. Als ein leichter Ruck an ihrem Kragen sie davon abhielt. Hughes Hand hatte nach ihrer Kleidung gegriffen und sie somit aufgehalten. Sanft legte er seine großen Hände auf ihre schmalen, zierlichen Schultern und schmunzelte sie beruhigend an. „Dein Koffer ist heute Abend, denke ich, wohl eher zweitrangig, oder nicht?“ „Aber…!“, begehrte sie mit heiserer Stimme auf. „da ist unter anderem auch noch mein Werkzeug drin. Was, wenn Edos Automail mal wieder reparierbedürftig ist?“ Verständnislos schüttelte der Grünäugige sein schwarzes Haar, fast genervt seufzend strich er es wieder einigermaßen glatt, da es nach allen Seiten abstand. >Ich habe vollkommen vergessen, was Winry-chan für eine kleine Werkzeugfanatikerin ist.< Generell kannte er diese vollkommen hysterische Reaktion eher von Frauen, die um ihre schöne Kleidung besorgt waren und nicht um ihren Schraubenzieher oder ähnliches. „Sagtest du nicht, ein junger Mann sei bei dir gewesen? Was, wenn er den Koffer an sich genommen hat und nun versucht, dich zu finden? Du hast mir doch berichtet, er sei sehr besorgt um dich gewesen, nicht wahr?“ ein jungenhaftes, keckes Grinsen zierte den Mund des Mannes, das Winry ein wenig Hoffnung schenkte. „Josh…“, wisperte sie leise. „Natürlich, ich habe ihn allein mit dem Koffer zurückgelassen.“ Ruhelos schwirrten ihre blau leuchtenden Augen wie kleine Glühwürmchen umher. „Oh je!“ peinlich berührt kratzte sie sich am Hinterkopf, ihre Miene drückte Zerknirschtheit aus. „Was muss er nur von mir gedacht haben, als ich einfach so Hals über Kopf davongelaufen bin?“ Neben ihr gluckste es auf einmal fröhlich auf, das sich immer mehr zu einem lauten herzhaften Lachen steigerte, als sie ihm mit rotem Gesicht die Geschichte erzählte. Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte das sehr hübsche Mädchen mit den glänzenden ozeanblauen Augen dem ihm unbekannten jungen Mann ungewollt gehörig den Kopf verdreht. Die prustende Reaktion des Lieutnant Colonels pumpte noch mehr Blut in die Wangen Winrys, so dass ihre weiche Haut mehr einer vollreifen Tomate, denn einem zarten Pfirsich glich. Beschämt wandte sie das Gesicht ab. Ihre Gedanken schweiften zu dem charmanten, überaus netten Blauhaarigen, der sie so liebevoll und aufopferungsvoll beschützt hatte. Aufgeregt puckerte ihr Herz, als sie seinen muskulösen Körper vor sich sah. >Ob es ihm wohl gut geht, nach all den Attacken der Äste und Zweige, die er einstecken musste?< Sie erinnerte sich noch sehr gut an den Moment, wie sie ihm in die golddurchwirkte Iris geblickt hatte, als er sich als menschliches Schild vor sie stellte und sie vor den Wurfgeschossen der Bäume beschützte. >Angst habe ich erwartet, oder tiefe Entschlossenheit in seinen Augen, aber…da ist nichts gewesen, absolutes Nichts.< Keinerlei Empfindungen blitzten aus den schwarzen Pupillen des Blauhaarigen hervor, nur das alles regierende und ewig verdrängende Nichts entdeckte sie dort, dass seine sonst, bestimmt herzlichen und warmen Augen wie tot erscheinen ließ. Innig gefühlsbetonte, honiggoldene Iris, wie von… Ein liebevolles, freches Lachen hallte an ihrem Ohr, das ihre Seele erwärmte, wie das gemütlich knisternde Feuer in einem großen Kamin. Goldblonde Haare, die zu einem Zopf zusammengeflochten waren, erschienen vor ihrem Geist. Die blonden Strähnen wehten in der kleeduftenden Brise ihrer schönen Heimat keck in das Gesicht eines hübschen Jungen, der, auch wenn er kleiner als Josh war, doch keineswegs unansehnlich, wenn nicht so gar recht anziehend auf Winry wirkte. Frech grinsend stand er auf einem kleinen Hügel, ihr die Seite zugekehrt. Die Hände im Nacken verschränkt und mit einem munteren Augenblitzen verfolgten die glänzenden Pupillen das Wasser des Flusses, der sich durch die saftiggrünen Wiesen, wie eine silberne Schlange auf Entdeckungsreise, hindurchwand. Mit einem Male wandte er sich zu ihr um, ein leichtes, nahezu sanftes Lächeln umspielte die Lippen von Edward. Eine hübsche Röte schlich sich in die Wangen des Blonden, als Winry zurücklächelte. Seine schönen, natürlichen Augen funkelten wie lupenreine Edelsteine in der warmen Mittagssonne. Mit einem kleinen Jauchzer rannte er den grünbewachsenen Hügel hinab. Diese Augen, golddurchwirkt wie die des jungen Mannes, dem sie begegnet war und doch, wie anders, erschienen sie ihr. Edos Iris war erfüllt von einer großen Lebendigkeit. Trauer und Wut, Hoffnung, Freude und Sorglosigkeit sprühte aus diesen Augen, die sie so sehr liebte. In denen sie hoffnungslos, aber mit großer Zuneigung versank. Diesem Jungen gehörten ihr Herz, ihre aufrichtige Liebe und ihr unerschütterliches Vertrauen. „Edo…“, wisperte sie leise und bekümmert, ihr Herz presste sich vor Besorgnis zusammen. Lieutnant Colonel Hughes wischte sich währenddessen die kleinen Lachtränen von den Wangen, als er sich das verdatterte Gesicht des jungen Mannes vorstellte. „Entschuldige, Winry. Es tut mir Leid“, bemerkte er sanft, als er sah, wie das Mädchen neben ihm leicht abwesend wirkte. >Ich kann mir schon vorstellen, an wen sie gerade denkt.< Auf Winrys Schultern legten sich zart, lange männliche Finger, die sie sanft in Richtung Bürotür schoben, dass sie aber kaum wahrnahm. Auf einen kleinen Wink von Hughes-san wollte sie gerade die Türe öffnen. „Yo, Maes!“ erklang hinter ihnen eine fröhliche, doch gemütlich wirkende Stimme, die sie zwang, sich herumzudrehen. Das leicht vernebelt wirkende Gesicht, konnte man nur undeutlich hinter den Dunstwolken der Zigarette erkennen. Eine Hand hielt sich Winry vor den hustenden Mund, die andere wedelte den dicken, grauen Qualm davon, der ihre Sicht behinderte. Nach wenigen Sekunden erkannte sie einen blonden, groß gewachsenen Mann vor sich, der sich als grinsender Jean Havoc entpuppte und wie konnte es anders sein, eine lustig vor sich hinqualmende Zigarette zwischen den weichen Lippen stecken hatte. „Havoc-san!“, stellte das hübsche Mädchen nicht gerade erstaunt fest, wusste sie doch, das er der einzige Kettenraucher der Abteilung war. Einige kleine Dunstwolken quollen aus dem leicht geöffneten Mund des Second Lieutnant hervor und schwirrten wie verirrte graue Schäfchen in der warmen Luft umher. „Maes, alter Junge, wen hast du denn da mitgebracht?“ neugierig schoben sich die blonden Augenbrauen des Mannes in die Höhe und er zeigte interessiert auf Winry, deren Pupillen sich verdattert erweiterten. >Kennt Havoc-san mich etwa nicht mehr? Oder sehe ich in der klitschnassen, nicht gerade ausgehfreudigen Kleidung wirklich so ganz anders aus als sonst?< Verblüfft stierten die grünen Augen des Schwarzhaarigen den Blonden an. Dann schüttelte Hughes leicht grinsend den Kopf. „Wieso fragst du mich so etwas?“ beantwortete der Lieutnant Colonel schmunzelnd die Frage des Kollegen mit einer Gegenfrage. „Das ist doch Winry, Alphonses und Edwards Freundin.“ Die Reaktion des jungen blonden Mannes, mit der ewig brennenden Zigarette, fiel auf die kurze und knappe Antwort von Maes Hughes sehr viel anders aus, als erwartet. Von einer Sekunde auf die nächste wurde die Haut des Second Lieutnants leichenblass, seine Augen wurden riesig wie Scheinwerfer, sein Mund öffnete und schloss sich wieder, wie bei einem goldglänzenden Fisch, der gierig nach Luft schnappte, dass ihm ein lustiges, fast dümmliches Aussehen verlieh. Aber aus einem nicht erkennenswerten Grund, blieb der nun etwas traurig wirkende Glimmstengel an den Lippen des blonden Mannes kleben, als wäre er schon an seinem zweiten Zuhause festgewachsen. „Du…du…du…“, waren die einzigen Worte, die aus dem Munde des Second Lieutnant hervorkrochen, zu mehr war sein verwirrter Geist nicht fähig bei dem Anblick und des unerwarteten Auftauchens des jungen Mädchens. Mit einer hochgezogenen Augenbraue starrte Winry den Blonden an, leicht wedelte sie, mit einer noch leicht feuchten Hand, ihm vor den Pupillen umher, aber der Mann schien es gar nicht wahrzunehmen. >Hab ich ihm was getan oder warum verhält sich Havoc-san so seltsam bei meinem Erscheinen?< Sich das fröhliche Lachen verkneifend, glitzerten die meeresgrünen Augen des Schwarzhaarigen keck auf. „Ja, ja, Jean, alter Junge, ich wünsch Dir auch einen schönen Abend“, erwiderte der Lieutnant Colonel frech grinsend auf die wirre Bemerkung seines Kollegen und Freundes. Er schob sanft den zitternden Zeigefinger, der immer noch auf das junge Mädchen zeigte, von Jean Havoc ein wenig auf die Seite. Leicht prustend öffnete er mit der anderen Hand die Tür zu seinem Büro, die leise klickend aufschwang. Aus dem Raum kam ihnen die mollige Wärme freudig entgegen und liebkoste ihre Körper, so dass sich Winrys Körper unwillkürlich entspannte. Einen letzten schnellen Blick auf den noch immer überaus verstörten jungen Kettenraucher werfend, wurde Winry von dem schwarzhaarigen Uniformierten väterlich ins Zimmer geschoben. Das leise, fast unhörbare Klacken der sich schließenden Türe vor seinen himmelblauen Augen, trennte ihn nun von dem blonden hübschen Mädchen und seinem bebrillten, schwarzhaarigen Vorgesetzten. >Weiß die Kleine was geschehen ist? Wieso ist sie hier?< Viele Fragen setzten sich wie ein großer Turm zusammen, der aber sekundenschnell wieder niederbrannte, da er wohl auf diese, sich selbst gestellten Fragen, keine überzeugende Antworten bekommen würde. Resigniert seufzte er tief aus und kratzte sich mit der linken Hand die Haare, die entsetzt über dieses forsche Eindringen, nach allen Seiten abstanden. >Ist Maes überhaupt auf dem Laufenden, was den Stand der Dinge angeht?< Das Telefonat, das er soeben noch mit Colonel Roy Mustang geführt hatte, schwirrte wie eine kleine dicke Hummel in seinen leicht verwirrten Gedanken umher. Generell vermied es der Second Lieutnant seinem Vorgesetzten und gutem Freund nachzutelefonieren, aber dies war ein schwerwiegender Fall gewesen, da der Fuhrer ausdrücklich nach Roy verlangt hatte. So sah sich Jean gezwungen, im Krankenhaus nachzufragen, wann sich der Colonel wieder im Hauptquartier einfinden würde. Was er dann allerdings am Telefon erfahren hatte, war alles andere als erfreulich gewesen. Nichtsahnend, wie er von dem schwarzhaarigen Colonel erfuhr, waren er und der First Lieutnant ins Hospital gefahren, um Edward, den kleinen Full Metal Alchemisten einen kurzen Besuch abzustatten. Jedoch hatten sie den Jungen nicht gesund und wieder genesen vorgefunden, sondern der Zustand des Blonden hatte sich soweit verschlechtert, dass die Beiden sich ernste Sorgen um ihn machten. Nun warteten Roy Mustang und die hübsche Uniformierte auf das Eintreffen des Chefarztes, denn eher, so sagte Roy ihm ausdrücklich, würde er das Krankenhaus nicht verlassen. Also hatte sich Havoc eine vortreffliche Ausrede für den Fuhrer einfallen lassen, der vor wenigen Momenten, ohne anzuklopfen und leicht ungehalten in das Büro gestiefelt war. Vortrefflich ausgeklügelt, wie er selbst fand, berichtete er King Bradley, das man im Krankenhaus ein Untersuchungskomitee einberief, um das unerklärte Abschlachten der erst vorgestern entführten Opfer nachzukommen und Colonel Mustang vertrat in dieser Sitzung das Militär. Seltsamerweise hatte der Fuhrer diese kleine List des Second Lieutnant ohne Fragerei geschluckt. Leicht lächelnd wünschte der gutmütige Chef des Militärs ihm einen schönen Abend und ging wieder seine Wege. Als er jetzt so darüber nachdachte, merkte der leicht verwirrte blonde Second Lieutnant gar nicht, dass er immer noch wie eine Statue aus hellem Stein gemeißelt mit ausgestrecktem Zeigefinger vor der Türe Maes Hughes stand. Das samtene Licht an der Decke warf just im gleichen Moment zwei unterschiedlich große Schatten, der eine etwas größer und recht umfangreich, der andere schmal und kleiner, die sich rasch dem jungen Mann mit dem offenen Mund näherten. „Hey Jean!“ erklang eine dunkle Stimme hinter ihm, die ihm eine große Hand auf die Schulter legte. „Hat dich hier jemand festgeklebt und vergessen, oder wieso siehst du so zum Schießen aus?“ Belustigung erklang im Unterton mit, als sich ein roter Schopf in das Blickfeld des groß Gewachsenen schob und ihn zwei funkelnde, kleine Augen lachend aus einem grobschlächtigen Gesicht anblitzten. Wie aus einem Traum erwacht, ruckte das Antlitz des Kettenrauchers ein wenig zu dem Sprecher hinunter. Nun kam ihm erst wieder in den Sinn, was oder genauer gesagt wer da gerade soeben hinter der Tür des Lieutnant Colonels verschwunden war. „Da...da...da...“, klappte der scheunentorgroße Mund des Größeren auf und zu, nichts weiter kam gegenüber dem einen Kopf kleineren Mann daraus hervor. Hinter dem Rothaarigen schob sich schüchtern ein etwas zierlicher junger Mann nach vorne, lugte vorsichtig und mit einer Hand die große Brille wieder auf die Nase schiebend, zu dem vor Schreck scheinbar eingefrorenen Second Lieutnant hinüber. Eine schwarze Augenbraue des Sergeant zog sich etwas verwundert nach oben, ein wenig verblüfft, fast sorgenvoll kratzte er sich an den schwarzen friedlich aussehenden, wie es der ganze Junge war, Haaren. „Wa-was hat er denn, Breda? Wieso ist er so seltsam?“ wollte er besorgt wissen, immer noch hinter dem bulligen Mann namens Heymans Breda versteckt. „Ich hab keine Ahnung, Kain, aber...“, grinsend wandte sich der Rothaarige wieder seinem Kollegen zu, der noch immer stocksteif vor ihm stand, mit offenem Mund und starren Augen. Mit einem fast feixenden Lachen nahm er dem Blonden seinen überalles geliebten Glimmstengel weg. „Vielleicht solltest du mit dem Rauchen aufhören, Jean. Wie es scheint, sind davon sämtliche Sicherungen bei dir durchgebrannt.“ Am ganzen Leib zitternd und bis ins Mark fröstelnd saß ich auf dem eiskalten Boden vor meinem Bett. Mit einem starren Blick stierte ich die weiße Wand vor mir an, die Tränen liefen wie kleine flüssige Edelsteine von meinen Wangen, ich spürte wie sie mein Hemd benetzten, aber es war mir egal. In meinen trauervollen Gedanken lief immer wieder das Gespräch zwischen den beiden Männern ab, jedes Wort brannte sich wie ein glühendes Eisen in meine Sinne. Aber ich wollte nicht wahrhaben, nicht glauben, was ich vernommen hatte. >Als ich ihn und Al verlassen habe, ging es meinem blonden Cousin doch noch gut. Ich war so unendlich glücklich, die beiden so strahlen zu sehen…und nun…Was ist nur geschehen, dass es Edo so schlecht geht? Was ist passiert, dass ich nicht verhindern konnte? Wieso darf ich nicht in seine Nähe und ihm helfen…so gerne würde ich es tun, nur damit Al und er wieder lachen können und wie normale Jungs sich am Leben erfreuen können…Es kann doch nicht sein, dass ich hier sitze und nichts für Edo tun kann…< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)