Der helfende Engel von abgemeldet (In Zusammenarbeit mit: Mariko999, domo arigato goizamasu, o-nee-san *Knuddel*) ================================================================================ Kapitel 35: Lass ihn nicht sterben! ----------------------------------- Ja, das Chapter ließ lange auf sich warten, gomen nasai, aber nun viel Spaß! Lass ihn nicht sterben! An einem ganz anderen Ort in Central City klingelte in einer wunderschön eingerichteten Wohnung mit vielen seltenen und erlesenen Lampen, die den Wohnraum angenehm warm beleuchteten, das Telefon. Eine schon etwas ältere, aber sehr freundlich aussehende Dame schreckte von ihrer spannenden Lektüre auf und blickte den laut schellenden Störfaktor mit einem bemitleidenden Seufzer an. >Ich kann mir schon denken, mit wem der Anrufer sprechen möchte…< Zögerlich griff ihre feingliedrige Hand nach dem Hörer. „Ja? Mrs. Brown hier am Apparat. Wen möchten Sie sprechen?“ erklang am anderen Ende der Leitung eine weiche warme Frauenstimme, begleitet von misstönenden metallischen Knackgeräuschen, die in den empfindlichen Ohren des Colonels schmerzten. Das schwere Gewitter, das sich über der Stadt fast heimisch fühlte, verursachte diese Störungen, da konnte man wohl nichts dagegen machen. „Hier ist Colonel Roy Mustang. Entschuldigen Sie die Störung, aber ist Doktor Brown vielleicht zu sprechen? Ich weiß, er ist bereits im Feierabend, aber es ist wirklich sehr dringend“, hörte ich den Flame Alchemisten seine dringende Bitte äußern. Sehr beunruhigt legte ich sanft eine Hand an die Ecke der Wand und lugte vorsichtig hervor. So konnte ich das Gespräch des Colonels besser verfolgen. Mit unruhigem Blick starrte ich auf den Rücken des schwarzhaarigen Mannes, der nun auch wieder seine blaue Jacke angezogen hatte. In seiner linken behandschuhten Hand lag fest umschlungen der dunkle Telefonhörer. >Wieso um alles in der Welt ruft er jetzt noch Doktor Brown an? Hier laufen doch so viele Ärzte herum, warum gerade…< mir stockte erschrocken der Atem. >Könnte es sein, dass mein kleiner Bruder…< Nein, daran durfte ich nicht einmal denken. Hoffnungsvoll klammerte ich mich an den Gedanken, dass er wieder gesund und munter war. >Bestimmt ruft der Colonel den netten Doktor wegen etwas anderem an…< Den faustdicken Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, beachtete ich nicht. Gespannt lauschte ich weiter. „Warten Sie bitte einen Augenblick, ich werde ihn holen gehen.“ Roy registrierte wie der Hörer beiseite gelegt wurde und sich die Person am anderen Ende entfernte. Der Schwarzhaarige wartete geduldig. Aber irgendwie war ihm fast ein wenig unangenehm zumute. So als würde er beobachtet werden. >Das bilde ich mir bestimmt nur ein.< Konzentriert stierte er das Telefon an. >Na ja, so begeistert hat die gute Frau ja nicht geklungen<, grinste er gequält auf. >Jetzt spiele ich also den Buhmann in dieser Geschichte, der ihren Mann aus der warmen Stube zerrt.< Mit einem leisen Seufzen wuschelte er sich mit der rechten Hand durch die schwarzen Haare. „Matthew? Schatz?“ Die warme helle Stimme von Mrs. Brown hallte angenehm durch den großzügig angelegten Salon, in dem allerlei kleine, wie große Schätze der Familie Brown standen. Souvenirs aus fernen Ländern, Auszeichnungen für die hochgeschätzte Arbeit Doktor Browns im Medizinwesen und unter anderem auch ein uralter Flügel, der auf Hochglanz poliert und reich verzierte Ornamente an den Außenseiten trug. Auf der dazugehörigen Bank saß der graumelierte Arzt, der in Zeiten der Ruhe gerne einmal die eine oder andere Melodie auf dem prachtvollen Flügel spielte, wie auch jetzt gerade. Mit geschlossenen Augen saß er entspannt da und lauschte dem beruhigenden Klang der Klaviersaiten, die seine nicht nur in der Medizin geschickten langen Finger auslöste. Sanft berührte er die weißen und schwarzen Tasten des Instruments, das ihm seine freundliche Geste mit einer melancholisch schönen Weise aus dankbarem Herzen erwiderte. Die fast wehmütig angehauchte Melodie ließ die hübsche Frau im Türrahmen auflächeln. Sie hörte ihrem Mann sehr gerne beim Spielen zu. Ein liebevolles Schmunzeln glitt über ihre weichen Lippen. Matthew Brown war so vertieft in die Musik, dass er seine Frau noch nicht bemerkt hatte. Erst als sich eine warme, ihm vertraut anfühlende Hand auf seine Schulter legte, zuckte er ein wenig zusammen und öffnete seine Lider. „Lidia, meine Liebe.“ Ein warmes Lächeln erleuchtete das von Falten umrahmte Gesicht, das aber Sekunden später wieder erlosch, als er dem besorgten Blick seiner Frau begegnete. „Ist etwas geschehen?“ „Das weiß ich noch nicht“, erwiderte sie wahrheitsgetreu und zuckte leicht mit den Schultern. „Ein Colonel Mustang ist am Telefon und bat darum, dich zu sprechen. Er wies extra darauf hin, dass es dringend sei.“ Ein traurig klingendes Seufzen durchbrach die kurze Ruhe zwischen den Beiden und ließ die ältere Frau erahnen, dass der Anruf nichts Gutes bedeutete. Mit einem leicht neugierigen Blick betrachtete sie ihren Mann und wartete geduldig auf seine Erklärung. Eine beunruhigend kalte Stille breitete sich in dem sonst angenehm warm wirkenden Haus aus und unwillkürlich fröstelte sie auf. Das bedrohliche Grollen des wütenden Donners erzitterte an den Wänden. Unheimlich wackelten die schönen Gemälde an diesen auf. Lidia ging langsam in die Hocke vor ihrem Mann und legte ihm zärtlich ihre kühl gewordenen Hände auf die warmen Knie. „Was hast du, Matthew?“ Ihre Stimme klang sehr sorgenvoll. „Wer ist dieser Colonel? Warum ruft er an? Was will er von dir?“ Es dauerte eine geraume Zeit bis der Arzt seinen Mund öffnete. Seine Augen waren bekümmert, eine brennende Sorge lag in den braunen Pupillen und die Wangen waren eingefallener als sonst. Die hübsche Frau erschrak, mit sanftem grausilbernem Blick bedachte sie ihn und mitfühlend streichelte sie ihm über das Gesicht. Er lächelte sie dankbar an und küsste sie liebevoll auf die zarten Finger. „Erinnerst du dich an den Jungen, von dem ich dir vorhin erzählt habe?“ Sie nickte hastig. „Dieser Colonel ist sein Vorgesetzter, der Kleine ist trotz seines jungen Alters schon ein States Alchemist, musst du wissen.“ Erstaunt lauschte sie den Worten ihres Gegenübers. „Wenn der Colonel mich anruft, kann das nur eins bedeuten. Dem Jungen geht es wieder schlechter.“ Langsam erhob er sich vom Klavierhocker und blickte hinaus in die drohende Finsternis, die immer wieder von heftig züngelnden Blitzen unterbrochen wurde. Eigentlich war es abends und die Dunkelheit würde sich normalerweise erst langsam über dem Horizont ausbreiten. Matthew Brown konnte sich nicht erinnern, schon einmal so ein schweres und lang andauerndes Gewitter erlebt zu haben. „Dir scheint viel an dem Jungen zu liegen, oder?“ Ein sehr liebevolles Lächeln umspielte die samtweichen Lippen der älteren Frau. Ein wenig steif erhob sie sich. Das Ehepaar hatte keine eigenen Kinder. Lidia war als junge Frau sehr krank gewesen und jeder ihr bekannter Arzt, einschließlich ihres Mannes, hatte ihr von einer Schwangerschaft abgeraten. Zu groß wären die Komplikationen gewesen, es hätte böse für Mutter und Kind enden können. „Ja.“ nickte er sacht, wandte sich zu seiner Frau um und strich ihr mit einer sanften Geste die grauen Strähnen aus dem fast faltenlosen Gesicht. Ihre Augen strahlten eine unglaubliche Wärme aus und liebevoll liebkoste sie die Hand ihres Gatten. „Weißt du, er ist unserem Neffen nicht so unähnlich.“ Verwundert zog Lidia eine zarte Augenbraue nach oben. >Was meint er denn damit?< „Die Beiden verbindet dasselbe Schicksal“, kam es tonlos über die Lippen des alten Mannes. Das gewaltige dämonenhafte Krachen des nächsten Donners zerriss die ruhige Atmosphäre der behaglichen Stube. Erschrocken fuhr ihre weiche Hand auf den Mund. „Du meinst doch nicht etwa, dass…? Hat er auch…?“ Sie konnte ihre Gedanken nicht weiter aussprechen und fühlte wie sich ihre Nackenhaare vor blankem Entsetzen aufstellten. Das zaghafte Neigen von Matthews Kopf reichte ihr als Antwort. „Was…was hat er verloren?“ wollte sie wissen. „Sie…“, verbesserte Doktor Brown seine Frau. „Sie?“ verwundert sah Lidia ihn an. „Er hat noch einen jüngeren Bruder. Sie beide haben es getan. Edward, so heißt der Ältere, mein Patient, hat zunächst ein Bein geopfert. Um seinen jüngeren Bruder zurückzuholen, dem der ganze Körper genommen wurde, opferte er anschließend einen Arm. Die Seele von Alphonse, das ist sein Bruder, steckt in einer großen metallenen Rüstung. Aber trotz allem hört man keine Klagen der beiden. Sie haben ihr Schicksal akzeptiert, sind aber auf der Suche nach einer Lösung. Beide tragen die Hoffnung im Herzen, ihre normalen Körper irgendwann wieder zurückzuerlangen.“ Der älteren Dame fuhr ein kalter Schauer über den Rücken, als sie all dies von ihrem Mann erfuhr. >Die beiden Jungs tun mir leid…sehr leid…sicher haben sie das für eine sehr geliebte Person getan, die ihnen sehr am Herzen lag.< Wie Kinder nun mal sind, hatten die Beiden die Konsequenzen ihres Handelns nicht bedacht und waren unwissend gewesen und so konnte sie keinerlei Schuld bei den Jungs sehen, die dieses Unglück schwer getroffen hatte. Andererseits war die Strafe schon hart genug für die Beiden ausgefallen. Ihr Neffe hingegen war dabei kein kleines Kind mehr gewesen, eigentlich fast ein erwachsener junger Mann, sich den nachfolgenden Wirkungen vollkommen bewusst. Doch auch er hatte seine Lektion gelernt, wenngleich diese Strafe noch härter und skrupelloser ausgefallen war als die der Brüder. Tief betrübt ließ sie sich sanft in den alten, aber sehr bequemen und mit vielen kleinen Kissen bestückten Ohrensessel gleiten, der neben dem Kamin stand. Ein fröhlich wärmendes Feuer brannte in diesem. Plötzlich fuhr sie wie von der Tarantel gestochen von ihrer bequemen Sitzgelegenheit auf, starrte ihren Mann entgeistert an, der sie fragend mit hochgezogener Augenbraue musterte. „Oh mein Gott, Matthew! Das Telefon! Der arme Colonel wird mit Sicherheit schon vor Ungeduld aufgelegt haben!“ Wie ein aufgescheuchtes Huhn rannte sie so schnell, wie ihre Beine sie trugen, in den Flur. Verfolgt von ihrem Gatten, der sie mit einem liebevollen und amüsierten Lächeln betrachtete. Wie sehr er sie doch liebte… Der Colonel stand wie bestellt und nicht abgeholt vor dem Telefon in dem leeren unbelebten Flur und spielte ungeduldig mit den Fingern einen flotten Marsch. Ein wenig ungehalten seufzte er auf. Auf einmal knackte es laut in der Leitung und eine zutiefst zerknirschte, weibliche Stimme meldete sich: „Ha-Hallo? Sind Sie noch dran? Es tut mir furchtbar leid, es hat etwas länger gedauert, aber mein Mann ist nun hier. Einen kleinen Moment bitte.“ Erleichtert vernahm er, dass der Hörer an den Arzt weitergereicht wurde. „Doktor Brown hier, guten Abend, Colonel. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie so lange habe warten lassen. Was gibt es?“ Lautlos riss ich den Mund müde auf. Fröstelnd, da ich meine Pantoffeln im Zimmer gelassen hatte, rieb ich mir die Zehen am Nachthemd warm. >Was dauert denn da solange?< Fast hätte ich übermüdet aufgestöhnt, konnte mir aber noch schnell die Hand über die Lippen legen. Eine kleine Bewegung ließ mich abrupt aus meiner Schläfrigkeit erwachen. Die Haltung des Colonels straffte sich Sekunden später und leise aufhorchend zog ich meine Augenbrauen neugierig nach oben. >Endlich ist der Doktor am Apparat…aber bitte lieber Gott, bitte nichts Ernstes…< flehte ich im Stillen. „Sie können sich wahrscheinlich schon denken, weswegen ich anrufe. Es geht um unseren Full Metal“, kam der Schwarzhaarige gleich auf den Punkt. Meine Pupillen weiteten sich vor Entsetzen und Angst. Mein Herz wummerte so laut durch meinen angespannten Körper, dass ich Panik bekam, der Uniformierte könnte es hören. Schweiß brach auf meiner kalten Haut aus, schnell wischte ich mir die Finger an meinem Morgenrock trocken. „Was ist mit ihm? Ist das Fieber etwa gestiegen?“ wollte der Mediziner wissen. Einen beunruhigten Unterton konnte man aus seiner Stimme entnehmen, da er die Antwort des Colonels schon richtig vermutete. „Ja, leider. Und zwar so hoch, dass wir uns dazu gezwungen sahen, Sie zu benachrichtigen. Glauben Sie mir, ansonsten hätte ich Sie nicht aus ihrem Feierabend geklingelt. Aber schließlich hatten Sie uns ja angeboten, Sie sofort verständigen zu dürfen, sollte sich an seinem Zustand etwas so verschlechtern, dass er lebensbedrohlich wird. Und da Sie der Arzt des Militärs sind, dachte ich, dass ich lieber Sie konsultiere, bevor ich einen Kollegen Ihrerseits hinzuziehe.“ Ich spürte wie mir fast die Beine unter dem Körper wegknickten, als die Worte des schwarzhaarigen Mannes in meinen benebelten Sinnen ein Echo ausstrahlten. Leise und wimmernd aufschluchzend rutschte ich die Wand entlang auf den eisigkalten Boden. Ich vergrub weinend mein nasses Gesicht in den kühlen Händen. Die Wunde an der Hand ziepte kurz auf, aber das beachtete ich nicht. Meine Knie zog ich bis zum Kinn an. Ich fühlte mich wie ein kleines Häufchen Elend. Die Tränen des Leids suchten sich unaufhaltsam einen Weg aus meinem Inneren, ein Zittern ging durch meinen Körper. Die große Sorge um meinen kleinen Bruder ließ mich unwillkürlich stark frösteln, dass meine Zähne leicht aufeinander schlugen. >Edo…< langsam wischte ich mir die Nässe von den Wangen, aber ich konnte die immer währende Flut nicht stoppen. >Wieso nur…wieso Ed…< ich krallte meine Hände verzweifelt in meine Haare, biss mir auf die Lippen, um meine schluchzenden Töne und das Klappern meiner Zähne zu unterdrücken. >Warum geht es dir schlechter? Ist dein erschöpfter Körper der Grund dafür? Wieso darf ich dir nicht helfen?< Alles verschwamm vor meinen Augen, ich fühlte mich auf einmal so leer. Die Schuld nagte an mir, wie eine Ratte an einem toten stinkenden Leib. Diese Fragen quälten mich, unbewusst stöhnte ich gepeinigt auf und hielt mir vor Schmerzen den bleischweren Kopf. >Kann es sein, das Jemand von meinen Geheimnis weiß und mich deswegen nicht zu meinen Cousins lässt? Bitte nicht…< ruckte kurz mein Gesicht nach oben, aber Momente später legte ich es wieder erschöpft auf meine Knie. Ein leises Stöhnen, das unendlich gequält klang, hörte er aus einer finsteren Ecke. Misstrauisch schob sich eine Augenbraue nach oben. >Hab ich mir das jetzt auch eingebildet?< Die Stimme des Doktors weckte ihn aus seinen argwöhnischen Gedanken. „Colonel, es war richtig, dass sie mich angerufen haben. Ich werde mich sofort auf den Weg machen. Es dauert nicht lange.“ Das Herz des Schwarzhaarigen wurde angenehm leicht, als er die Worte von Matthew Brown vernahm. „Vielen Dank, Doktor Brown. Wir erwarten Sie. Auf Wiederhören.“ Mit einer sehr flinken Bewegung hängte er den Hörer, der ein fast ohrenbetäubendes Knacken von sich gab, an den Apparat zurück. Geschmeidig wandte sich der groß gewachsene Colonel zum Gehen um, als wieder ein Geräusch an seine empfindlichen Ohren drang. Leises Schniefen und unterdrückte Atemgeräusche ließen ihn seine Stirn bedauernd runzeln. Langsam und sachte näherte er sich der Nische, die das Licht seiner Flamme und die zuckenden Blitze nicht erleuchteten. Traurig starrte er in die Dunkelheit. Er konnte sich vorstellen, wer da im Dunkeln weinte. Ein klein wenig schmerzte es ihn, das Mädchen in ihrer Angst allein zu lassen. >Aber sie kann an dem Zustand ihres Cousins nichts ändern…auch wenn sie es wüsste…< Ich erschrak auf das Heftigste, als Colonel Mustang neben meinem Versteck stehen blieb. Ich bemühte mich sehr, meinen Atem zu unterdrücken oder wenigstens ganz langsam und abgehackt zu atmen, damit mich der schwarzhaarige Mann nicht entdeckte. Aber zu spät bemerkte ich, dass sich ein leises Schniefen aus meiner Kehle drängte. Die Worte des Telefonats, dessen ungewollter Zuhörer ich geworden war, hatten mich bis ins Mark erschüttert. Leise klackende Schritte entfernten sich langsam von der Nische. Mein Leib entspannte sich sofort und ein leises erleichtertes Aufseufzen entwich meinen trockenen Lippen. Aber sofort schnürte sich alles in mir fest zusammen, als die markante Stimme des Colonels über die endlosen leeren Flure hallte. „Ob du es nun weißt oder nicht, ändern kannst du nichts daran.“ Mein Kopf fuhr ruckartig nach oben, meine Augen funkelten trotzig, fast wütend auf. >Wir werden ja noch sehen…< Matthew Brown warf sich sehr geschickt seinen dunklen Mantel über, der sich weich und warm an den Körper des alten Mannes schmiegte. Er schlüpfte in die langen gefütterten Ärmel. Währenddessen rief seine Frau den Fahrer Jack an, der den Doktor bei Notfällen oder auch wenn es einmal nur schnell gehen sollte, abholte. Jack und Matthew waren schon sehr lange die besten Freunde. Der freundlich stille Fahrer war vor Jahren beim Militär gewesen, aber da er den Tod vieler seiner Kollegen und Freunde im Ishbal-Krieg nicht verwunden hatte, war er aus dem Dienst ausgetreten und verdingte sich nun als Chauffeur sein tägliches Brot. Indessen schlug der Arzt vorsorglich den Kragen des Mantels hoch, als er nach draußen in den gewaltigen Sturm blickte, der die Landschaft verwüstete. Plötzlich klopfte es fast polternd an der Haustüre. >Nanu…< verwundert hob sich eine graue Augenbraue des alten Mediziners. >Jack ist aber schnell da!< Eilig öffnete er die Türe und blickte mehr als nur verblüfft in ein vor Schmutz starrendes, zu einem schelmischen Grinsen verzogenes junges Gesicht. „Hallo, lieber Onkel. Entschuldige, dass ich hier gerade so reinplatze. Scheint so, als müsstest noch einmal weg“, begann das dreckige Ding zu sprechen und zwinkerte frech mit den honiggoldenen Augen. Einige Sekunden lang glotzte der alte Mann mit weit offenem Mund sein Gegenüber verdattert an. Dann fiel es ihm wie Dachplatten von den braunen Pupillen. „Josh! Junge!“ rief der Mediziner begeistert aus und nahm den dreckigen, ganz durchweichten jungen Mann, der sein einziger Neffe war, liebevoll in die Arme. Der Blauhaarige erwiderte diese innige Umarmung; nach einigen Augenblicken der Wiedersehensfreude drückte der Ältere den Jüngeren sanft von sich, um ihn zu betrachten. „Du siehst ja furchtbar aus! Ich dachte, du führst ein ganz normales Leben, aber du siehst eher so aus, als kämest du frisch vom Schlachtfeld. Was ist dir denn widerfahren? Ich hoffe nichts Ernstes…“, wollte der Grauhaarige wissen. Freundschaftlich legte er eine Hand auf die schmale Schulter des Jungen. „Oh weh…“, ein überaus verschmitztes, geradezu charmantes, aber starres Lächeln ließ seine weißen Zähne in seinem braunen Gesicht wie funkelnde Perlen aufglänzen. „Ich glaube, wenn ich das jetzt alles erzähle, halte ich dich gewiss stundenlang auf.“ Ein prüfender Blick auf die Kleidung, besonders auf den Mantel seines Onkels bestätigte seinen aufkommenden Verdacht. „Wie es scheint, braucht man dich im Krankenhaus, habe ich Recht?“ Keck stupste sein Zeigefinger auf das aus der Manteltasche heraushängende Stethoskop, welches bei der kleinsten Bewegung fröhlich hin und her baumelte. „Was…oh.“ Geschmeidig fuhren die geschickten Finger des Doktors über das metallisch blitzende Hilfsgerät und steckten es behutsam in die Tasche des dick gefütterten Mantels. „Du scheinst mich manchmal besser zu kennen, als ich mich selbst, mein Junge.“ Der alte Mann klopfte dem Blauhaarigen vertraut auf die Schulter und grinste ihn freundlich an. Dann strich seine Hand über die Tasche, in der das Gerät gut aufgehoben lag. Schon immer hatte er sein eigenes Stethoskop dabei, er besaß es schon seit Ewigkeiten, war ihm ein treuer Begleiter und Glücksbringer geworden in den langen Jahren in denen er als Arzt tätig war. „Ja, ja, du hast leider Recht, ich muss noch einmal hin.“ Besorgt zog er die schon faltige Stirn kraus und seufzte leise auf. „Erinnerst du dich noch an unser Telefonat vom Vortag?“ Nach dem aufmerksamen Kopfnicken seines Neffen fuhr er mit seinem Bericht fort: „Mit dem Jungen ging es durch ein erstaunliches Ereignis, welches du mir als Alchemist vielleicht am besten erklären kannst, doch tatsächlich bergauf.“ Josh atmete völlig erleichtert aus, als er diese Worte von seinem Onkel hörte. >Winry-chan hätte es zu Tode betrübt, wenn meine Version der Geschichte gestimmt hätte…< Doch er spürte, dass der Ältere noch nicht ganz fertig war mit erzählen. „Heute Mittag allerdings verschlechterte sich sein Zustand erneut. Ein eigenartiges Fieber beutelt nun seinen ohnehin schon geschwächten Körper. Und eben erhielt ich einen Anruf aus dem Krankenhaus, dass es ziemlich schlecht um ihn stünde.“ Voll Sorge seufzte der Grauhaarige nochmals auf und zog sich sehr bekümmert die schwarz glänzenden Handschuhe über. Sein brauner Blick blieb an dem holzgetäfelten Fensterrahmen der schweren Eichentür haften. Von draußen schlugen die Regentropfen wie starke Wurfgeschosse gegen die dicke Türe und die doppelt verglaste Scheibe. Der bösartige Wind drückte wie eine wilde tollwütige Bestie gegen die feste Pforte, so dass die Angeln gequält aufquietschten, als er sich durch die Ritzen drängte. Große Besorgnis legte sich auf sein schon sorgenvolles Gesicht und konzentriert starrte er in die furchteinflößende Dunkelheit hinaus. Verwirrt schob er seinen Mantel am Arm ein wenig nach oben, um nach der Uhrzeit zu sehen. >Sieben Uhr abends…Eine Dämmerung hat heute nicht statt gefunden< stellte er nervös fest. Über seine Stirn glitt wieder ein besorgtes Runzeln, es sah aus wie die Wellen der aufgepeitschten See. Mit den Gedanken vollkommen woanders, bemerkte Doktor Brown nicht, wie der junge Blauhaarige sein Antlitz zur Seite wandte und mit einem Male ein todernster Blick in den leblosen Augen auffunkelte. >Du darfst nicht sterben, Junge!< dachte er ein wenig bekümmert und ballte seine braungebrannten Fäuste so stark zusammen, das die blauen Adern auf der Haut sichtbar hervortraten. >Da gibt es ein Mädchen, was scheinbar sehr an dir hängt, also, lass sie nicht allein, hörst du? Kämpfe!< Das etwas ungeduldige Hupen eines heranfahrenden Autos ließ die Beiden aus ihren trübseligen Gedanken aufschrecken. „Nun ja...“, Matthew Brown nahm seinen ausgebeulten Ausgehhut von der Ablage, zog ihn tief ins Gesicht und lächelte den jungen Mann väterlich an. „Dann werde ich mal gehen. Sag deiner Tante, dass sie nicht mit dem Abendbrot auf mich warten soll. Und was dich betrifft...“, grinsend zog er seine Nase hoch und hielt sie sich umgehend zu. Schmunzelnd zwinkerte er seinem Neffen frech zu, „nimm ein Bad, während ich weg bin.“ Das völlig teilnahmslose Nicken des Blauhaarigen machte ihn stutzig, als er langsam auf die Eingangspforte zu ging und eine Hand auf den metallenen Griff legte. Sein Fuß stellte sich auf die erste Stufe des Hauses. Der Wind drückte ihn fast zurück in sein Heim. „Lass ihn nicht sterben, Onkel“, wisperte eine leere, aber dennoch traurige Stimme bittend an das Ohr des alten Mannes. Verblüfft drehte sich der Arzt in die Richtung des Sprechers und begegnete dem leblosen Blick seines blauhaarigen Neffen, dessen honiggold schimmernde Iris bei jedem Blitz, der züngelnd vom Himmel fuhr, unheimlich aufleuchteten. >Goldene Augen…sie ähneln in grotesker Art und Weise denen des Kleinen sehr und doch sind sie völlig verschieden…wie Tag und Nacht.< Während aus den Pupillen des Blonden der Schalk förmlich heraussprang, wie eine elegante Gazelle, wirkten hingegen die Augen seines Neffen so leer, wie der knurrende Magen des alten Mediziners. Leise aufstöhnend strich er über sein knurrendes Organ. Ein großes Erstaunen schmiegte sich auf die aristokratischen Züge von Matthew und er hielt sofort inne. „Wa-was meinst du damit?“, wollte er verdattert von seinem Neffen wissen, doch im selben Augenblick ertönte die Stimme von Jack in seinem Rücken. „He Matthew!“ Die Aufforderung des schwarzhaarigen, graumelierten Fahrers duldete keinen weiteren Aufschub. Hin und her gerissen wanderten die braunen Augen des Doktors zu seinem Freund, danach wieder zu Josh und zurück. Der Junge stand im warmen Flur und lächelte den Älteren geheimnisvoll an. Das Wasser in seinem ehemals burgunderroten Oberteil und den hellbraunen übrigen Kleidungsstücken tropfte gemächlich auf den sauber geputzten Boden und hinterließ einen großen dunkel gefärbten Teich. >Das wird unsere Putzfrau wirklich sehr erfreuen<, belustigt schmunzelte der Grauhaarige fast unwillkürlich auf. Dann nach wenigen Sekunden atmete er enttäuscht aus. „Nun gut. Wir sprechen uns später, mein Junge.“ Leicht mit der Hand winkend ging er vorsichtig die glitschigen, vom Regen nass gewordenen Stufen hinab und eilte auf das Auto zu. Dessen Fahrer hatte den Motor schon angelassen. Schnell schlug der Mediziner die glänzende Autotür zu, denn das Wasser vom Himmel schien ihm hartnäckigerweise ins Innere des Wagens folgen zu wollen. Verschwommen erkannte er die leichten Umrisse seines Neffen an der Eingangstüre des Hauses. Dieser winkte langsam mit der braungebrannten schmalen Hand. Ein seltsames Gefühl beschlich den alten Mann, als er den Blauhaarigen so da stehen sah. Fast hätte er seinen Freund gebeten, nicht loszufahren, aber Momente später erinnerte er sich wieder an den kleinen kranken Jungen, für den er seinen Feierabend opferte. „Ich möchte nur, dass du das tust, was in deiner Macht steht, Onkel, mehr nicht“, raunte eine leise Stimme durch die Dunkelheit, als der Wagen mit quietschenden Reifen anfuhr. Kommt Doktor Brown noch rechtzeitig? Was wird Lina unternehmen? Wird Ed sterben? Al:Wann werden die Autorinnen aufhören uns zu quälen? TT___TT Autorinnen: Muhahahaha...niemals, Alphonse Elric... Al: UAAAAAH!! Hehehe, bleibt dran, bis bald, eure lieben Autorinnen Mariko999 und Lina-san wünschen euch ein schönes Wochenende! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)