Der Garten des Lebens von abgemeldet (Krieg der Engel) ================================================================================ Kapitel 1: Die Stadt -------------------- Mein Leben schwindet dahin wie ein Rauch, mein ganzer Körper glüht wie ein Ofen. Meine Lebenskraft verdorrt wie Gras in der Sonnenglut, denn ich kann keinen Bissen mehr anrühren. Ich kann nur noch stöhnen und bin nichts als Haut und Knochen. Ich gleiche dem Vogel in der Wüste, der Eule, die in Ruinen haust. Ich liege wach, ich bin ein Vogel, einsam und allein auf dem Dach. (Psalm 102, 4-8) Die Wohnung, oder wohl eher das Zimmer, in dem Jack und Joanne von nun an wohnten, lag in dem Keller eines großen Miethauses. Es war feucht und roch moderig und an den schlecht verputzten Wänden bildete sich Schimmel. Der Raum war so klein, das nur ein Bett, welches die beiden Geschwister sich teilten, und einen Schrank platz war. Mehr Luxus konnten sie sich nicht leisten. Dennoch bestand Jack darauf, das sie eine Schule besuchten. Danach würde er arbeiten gehen, während Joanne zu Hause immer schön lernen sollte. Er wollte nicht, dass sie arbeitete, sondern sich ganz auf die Schule konzentrierte. Er meinte, das Geld, welches er verdiente, würde für sie zum Leben reichen. Joanne hasste die Schule. Sie hasste die Schuluniformen, sie hasste die Schüler, sie hasste das Lernen. Alles in dieser Stadt war ihr zuwider. Die grauen Wolken am Himmel, die stickige Luft, das modrige Zimmer. Nachmittags war sie stets allein, denn Jack arbeitete bis spät in die Nacht. Manchmal blieb sie so lange wach, bis er kam, doch oftmals schlief sie vorher schon ein. Sie war erschöpft und müde. Erschöpft vom Leben und müde von dieser Welt. Die Nachmittage verbrachte sie auf den Straßen Tokios. Sie unternahm lange Streifzüge mit den Bahnen und erkundete die Gegend. Entdeckte sie einen Stand an dem Burger verkauft wurden, brachte sie Jack welche mit. Er hatte es immer gemocht sie zu essen und es erinnerte sie ein wenig an die alte Heimat. An New York, New Orleans, Chicago, San Francisco, all die Städte in denen sie für kurze Zeit gelebt hatte. An jeder einzelnen hing ein kleines Stück ihrer Erinnerungen. Mit gerade mal 15 Jahren schon total aufgebraucht fühlen, dachte sie manchmal in einem Anflug von Selbstmitleid, das ist doch echt kein Leben. Doch sie ahnte nicht, wie sehr sich ihr Leben noch verändern und wie sehr sie sich wieder seine Einfachheit zurückwünschen würde. Alles begann an einem warmen Augusttag. Sie war jetzt seit zwei Monaten in Japan und noch immer hatte sich nichts geändert. Es war ein heißer Nachmittag, sie hockte an einer Brücke irgendwo in der Nähe des Tokioter Hafen. Sie wusste nicht wo genau sie sich befand. Sie hatte etliche U-Bahn-Stationen abgeklappert ehe sie hierher gekommen war. Nun hockte sie auf dem Geländer jener Brücke und starrte nach unten, betrachtete ihr Spiegelbild im schmutzigen Wasser. Sie Sonne schien heiß auf ihr Gesicht und ihr war so warm, das ihr Schweißperlen auf dem Gesicht standen. Dennoch hockte sie unverändert da. Hinter sich den hektischen Feierabendverkehr, vor sich eine Wand aus Wolkenkratzern. Schweigsam nagte sie an einem kleinen, trocknen Keks, als sie hinter sich plötzlich eine Bewegung wahr nahm. Im Wasser spiegelte sich auf einmal neben dem ihrem, auch das Gesicht eines Mannes. Erschrocken fuhr sie herum. Er war vielleicht etwas älter als zwanzig und er war hoch gewachsen. Seine schwarzen Augen blickten sie düster an und sein schwarzes Haar hing ihm strähnig ins Gesicht. Er schien abgekämpft und erschöpft. Sein blasses Gesicht war schmutzig und blutig. Joanne war entsetzt über den Anblick den der Fremde ihr bot. Hastig sprang sie vom Geländer auf die Straße und umfasste mit der einen Hand seine Schulter. Doch genau in dem Moment, in dem sie ihn berührte geschah etwas seltsames. Blut, überall Blut, ein Meer von Leichen und weißen und schwarzen Federn. So viele Federn... Joanne fuhr zurück. Mit aufgerissenen Augen starrte sie den Fremden an, dessen Blicke noch immer unverändert auf ihr hafteten. Ein eigenartiges Gefühl stieg in ihr auf. War es Panik, die sie da erfasste? Und dann geschah alles sehr schnell. Sie stieß einen langen, schrillen Schrei aus, bäumte sich auf, umklammerte mit den Händen ihren Kopf. Sie wusste nicht was in ihr gefahren war, Sie sah lauter Bilder in ihrem Kopf. Menschen, Blut, Verderben, Krieg... Engel. Wimmernd fiel sie auf die Knie. Er stand direkt vor ihr und sah auf sie herab. Dann streckte er seine Hand nach ihr aus und griff in ihr Haar. Gewaltsam zerrte er sie daran hoch. Sie wusste gar nicht wie ihr geschah. Das einzige was sie jetzt noch wahrnahm war der pochende Schmerz in ihrem Kopf. Sie konnte genau in seine schwarzen Augen sehen. Schwarze, kalte Augen, Blicke die töten konnten und so eisig waren, das es ihr kalt den Rücken herunterlief. Wer war er? War er der Tod? Der Teufel? Kein Mensch konnte jemand anderen mit so viel Hass und Verachtung ansehen. Und dennoch erkannte sie auch eine tiefe Verbitterung in ihnen. "Ich kann dir etwas geben, was du von niemanden sonst bekommen kannst", seine Stimme prasselte auf sie herab wie messerscharfe Eiskristalle. "Ich kann dir ein anderes Leben als dieses schenken. Du müsstest mir dafür nur etwas geben..." Joanne war viel zu sehr verwirrt, als das diese Worte in solch einem Moment für sie einen Sinn ergeben hätten. Sie wich noch mehr zurück. Doch dann riss sie sich aus seinem Bann. Instinktiv trat sie ihm in den Bauch. "Lass mich bloß in Ruhe, du Spinner!", rief sie mit zitternder Stimme und stürmte davon. Sie hastete bis zum Ende der Brücke, sprintete die Straße entlang, an Häusern vorbei, die bis in den Himmel ragten, bis in eine menschenbelebte Einkaufspassage, wo sie nach Luft ringend inne hielt. Zitternd suchte sie Halt an einer Hauswand und ließ sich auf die Knie fallen. Dann erst blickte sie zurück. Menschen, überall Menschen, aber er war nirgends zu sehen. Das muss ein Teufel gewesen sein!, schoss es ihr durch den Kopf. Teufel, so ein Quatsch! So etwas gab es nur in irgendwelchen seltsamen Horrorfilmen oder in alten Märchen. Aber dies hier war die Reale Welt. Schmutziger und dunkler als in Filmen. Hier gab es keine Teufel. Sie blieb noch einige Zeit dort hocken, dann machte sie sich auf den Heimweg. Doch so sehr sie es auch versuchte, sie konnte das Gefühl verfolgt zu werden nicht von sich schütteln. Unsicher sah sich um. In der U-Bahn kam ihr jeder verdächtig vor. Sie fühlte sich unwohl und war mehr als froh, als sie endlich das alte, dunkle Gebäude erreicht hatte, in dem sie und ihr Bruder wohnte. Doch bevor sie die Tür zu ihrer kleinen, schmutzigen Wohnung aufschloss, sah sie sich noch einmal um. Ein Geräusch ließ sie zusammenzucken. Den Gang entlang, in der hintersten, dunkelsten Ecke, von dort kam es, und es kam näher! "Wer ist da?", rief sie und war darauf bedacht ihre Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen. Doch in ihrem Innersten stieg blanke Panik auf. Er wusste wo sie wohnte! Angstschweiß stand ihr auf die Stirn, sie konnte ihr Herz schlagen hören, während sie beobachtete wie sich aus der Dunkelheit etwas hervorhob. So, als währe das Dunkel selbst Mensch geworden. Seine Schritte waren leicht als er auf sie zuging. Sein Gesicht war nun nicht mehr schmutzig, sondern ganz sauer und seine Blässe hob es von der Dunkelheit ab. Es war das einzigste was sie von ihm genau erkennen konnte. Der Rest von seinem Körper schien sich mit der Schwärze zu vermischen. "Du warst ein wirklich böses Mädchen", beschuldigte er sie spöttisch. Joanne war verwirrt. Er wusste, das sie ein Mädchen war? War ihre Tarnung etwa aufgeflogen. Sie begann zu zittern. Einige Schritte vor ihr kam er zum Stehen. Still blickte er sich um. "Jemand wie du hat ein solches Loch nicht verdient. Dir gebührt ein Palast." Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen um etwas zu entgegnen. "Was wissen sie schon von mir? Wer sind sie überhaupt?" Als Antwort gab er jedoch nur ein leises Lachen von sich, während er ihr noch ein wenig näher kam, bis er schließlich unmittelbar vor ihr stand. Er überragte Joanne um mehr als eine Haupteslänge, als er mit ihr sprach, beugte er sich zu ihr hinunter. Sein Gesicht war nun ganz nahm an dem ihren. Sie konnte seinen kalten Atem spüren und ihr lief ein Schauer den Rücken hinunter. "Ich möchte dir etwas vorschlagen." Seine Stimme war nicht mehr, als ein eisig scharfes Flüstern. "Einen Pakt." Joanne wollte etwas erwidern, doch er legte ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen. "Nein, sag nichts, warte noch, bis ich fertig bin. Schließe die Augen." Trotz der Warnungen ihres ganzen Körper konnte sie nicht anders; sie tat wie ihr geheißen. Sie wehrte sich nicht einmal, als er seine kalten Lippen auf die ihren drückte. Sie hatte ja nicht einmal eine Chance dazu, denn in genau diesem Moment, spürte sie, wie ihr Geist in eine andere Welt abdriftete. Da waren Engel! Es waren Scharen von Engeln! Viele von ihnen hatten weiße Flügel, aber manche auch schwarze. Und unter all diesen Engel sah sie ihn. Den Mann aus dem Flur. Wunderschön und stolz schwang er sein blutverschmiertes Schwert, seine schwarzen Flügel schimmerte im Licht der aufgehenden Sonne, welches Bald diese ganze Grausamkeit dieser Schlacht offenbaren würde. Er war ein Gefallener. Er war der Gefallene! Luzifer höchstpersönlich. Und trotz dieser Energie-raubenden Schlacht und seines leuchtete sein Antlitz über denen der anderen Engel. In diesem Moment, in dem die Sonne sie gänzlich über den Horizont geschoben hatte, teilte sie sich die Menge und formte einen Korridor. Wie geblendet von seinem Licht fuhren die Gefallenen zusammen und hoben die Arme über ihre Augen, um nicht zu erblinden. Doch sein Weg führte an ihnen vorbei, er würdigte sie nicht einen Blickes, denn der, den er wollte, stand am Ende dieses Korridors. Nun würde der größte Kampf aller Zeiten beginnen. Der Kampf zwischen Luzifer und Michael. Mit einem lauten Schrei fuhr Joanne auf. Sie war schweißgebadet und gleichzeitig zitterte sie noch am ganzen Körper, verschreckt von Bildern, die sie gesehen hatte. Umso erstaunter war sie, als sie sich in ihrem eigenen Bett wiederfand. Um sie herum herrschte die gewohnte, matte Düsterheit, und auf einem Stuhl neben ihrem Bett hockte Jack, die Beine angezogen und eine Tasse heißen Tee in der Hand. "Na, endlich wieder wach?", mit diesen Worten reichte er ihr die Tasse. Dankend nahm sie sie an. "Was... was ist passiert", fragte sie unsicher, während sie am heißen Tee nippte. Jack zuckte die Schultern. "Wenn du das nicht weißt. Kein Ahnung, was passiert ist. Als ich kam, lagst du bewusstlos vor der Tür. Ich hab mich ganz schön erschrocken. Ich hab dich dann ins Bett gebracht." Der Versuch, sich an das Geschehene zu erinnern, ließ erneut die Bilder des Traumes in ihr auf-steigen... Sie begann zu zittern. Was war das nur für ein seltsamer Traum gewesen, den sie da gehabt hatte. War es denn wirklich nur ein Traum gewesen? Oder eine Erinnerung aus einer längst vergangenen Zeit. Sie ermahnte sich selbst, nicht solch einen Unsinn zu denken. Eine Erinnerung aus einer längst vergangenen Zeit... wahrscheinlich war sie einfach nur übermüdet gewesen, und die Fantasie hatte ihr einen Streich gespielt. Aber was war dann mit dem Mann vor der Wohnungstür. War der denn nicht real gewesen. Er hatte sie doch geküsst. Oder etwa nicht? War er letzen Endes etwa auch ihrer Fantasie entsprungen? "Du siehst sehr müde aus." Jacks ruhige Stimme riss sie aus ihren Gedanken. "Du solltest mehr schlafen. Vielleicht war das ein Schwächeanfall..." Still griff Joanne nach Jacks linker Hand, die auf seinem Knie ruhte. "Es ist nicht", erklärte sie mit leiser Stimme. "Mach dir nur keine Sorgen, es geht mir gut... wirklich." Ihr Bruder seufzte und umfasste ihre kleinere, schmalere Hand etwas fester, während er sich schweigend nach vorn beugte und die Stirn an ihre Schulter lehnte. Sein Stirnband verrutschte dabei leicht und sie konnte flüchtig ein kleines Stück einer dunklen Narbe, unmittelbar neben jener über seinem rechten Auge, erkenne. Doch sie sagte nichts, stattdessen fuhr sie ihm langsam durch sein braunes, weiches Haar und schmiegte ihre Wange an seinen Kopf. Sie konnte seinen Atem spüren, genauso wie die leisen Schläge seines Herzens. "Ach Jack", murmelte sie leise nach einer langen Zeit des Schweigens, "was soll nur einmal aus uns werden..." Zur Antwort schüttelte er nur leicht den Kopf. Joanne begann zu grübeln. Ihr kamen die Erinnerungen an die Worte des Fremden wieder hoch. Dir gebührt ein Palast! Ein Palast, hatte er gesagt. Ob es wohl ernst gemeint war, oder ob er sich nur über sie lustig gemacht hatte? Vorrausgesetzt, es gab ihn überhaupt... "Jack?" Ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauchen. "Hm?" "Was würdest du sagen, wenn wir in einem richtigen Palast leben könnten?" Er richtete sich auf und blickte sie verständnislos durch seine strahlend blauen Augen an. "Wie meinst du das?" "Na ja, was wäre, wenn wir das könnten? Wäre das nicht toll?" "Joanne... du musst es mir sagen wenn du Drogen nimmst!" "Ich nehme keine Drogen!" "Dann kannst du mir ja vielleicht mal sagen, was das mit dem Palast soll!" "Das war doch nur so ein Gedanke gewesen!" Wieder Schweigen. Beide blickten sich verständnislos an. Für eine lange Zeit standen sie so da und starrten sich an. Keiner sprach auch nur ein Wort. Schließlich stieß Joanne ein lautes, trauriges Seufzen aus. "Ach Jack... warum verstehst du mich denn nicht?" Er antwortete nicht. Er legte unendlich langsam die Arme um sie und zog sie an sich heran. "Joanne... ich verstehe dich ja... ich verstehe ja, das du dieses Leben nicht willst... wer will ein solches Leben schon? Dunkel und kalt in einem Keller... ich wünschte ich könnte dir etwas besseres bieten... ich bin nutzlos..." Seine Worte entsetzten sie so sehr, das sie ihn fest an sich drückte. Ihr stiegen die Tränen in die Augen, während sie erwiderte: "Nein, Jack, das bist du nicht... du bist kein Versager! Du bist der beste Bruder den man sich wünschen kann. Wenn ich dich nicht hätte, ich wüsste nicht was ich tun sollte. Jack! Ohne dich wäre ich verloren! Versprich mir, das wir für immer zusammen bleiben!" Er nickte leicht. "Ja... für immer..." So saßen sie lange. Dicht aneinandergedrückt und sich in den Armen haltend. Joanne wünschte sich fest und von ganzem Herzen, das dieser Moment nie vorübergehen würde, sondern das die Zeit für immer stehen bliebe. Doch wurde die friedliche Stimme von einem lauten, unerwarteten Klopfen an der Tür gestört. So stark, das selbst das Bett, auf dem Joanne saß, noch vibrierte. Sie und Jack fuhren erschrocken auf. "Aufmachen!", klang es dumpf von draußen. Es war eine männliche, zornig klingende Stimme. Joanne blickte ihren Bruder fragend an. "Wer ist das?", fragte sie flüsternd. Sie wagte es nicht laut zu reden. Jack antwortete mit einem Kopfschütteln, wobei er die Tür nicht aus den Augen ließ. Das Klopfen brach ab. Es musste sich um mehrere Personen handeln, denn Joanne konnte hören, wie man sich unterhielt. Ihr Bruder drückte sie fest an sich. Und dann ging alles unglaublich schnell: Ein lauter Knall erklang, der Schuss einer Pistole und die Tür wurde aufgetreten. Während Jack sie ganz fest hielt und ihr die Hände über die Ohren legte, stieß sie einen entsetzten Schrei aus. Entsetzt sah sie wie zwei Männer eintraten. Sie konnte ihre Gesichter nicht erkennen, doch sie spürte wie ihr plötzlich unglaublich übel wurde. Alles begann sich zu drehen. Da war Jacks Stimme... sie klang laut und wirr. Und die Stimmen der beiden anderen. Zornig. Die Bilder überschlugen sich in ihrem Kopf. Bilder aus der Vergangenheit... verschwommene Bilder, wie von einem kaputten Fotoapparat gemacht. Und dann sackte sie reglos in Jacks Armen zusammen. "Mum, sieh nur, da hinten geht die Sonne unter!" Aufgeregt deutete Joanne vom Wagen aus auf die Berge, die rot vom Licht der untergehenden Sonne angestrahlt wurden. "Es sieht aus als würden sie brennen!" Sie fuhr mit ihren Eltern und Jack in dem blauen Mercedes eine abgelegene, nicht mehr sehr gut erhaltene Straße entlang. Sie befanden sich in der Nähe von San Francisco, auf dem Heimweg von Grandma, die sie in ihrem abgelegenem Häuschen zum Kaffeetrinken besucht hatten. Während Dad das Auto mit seiner ruhigen Fahrweise über die Kurvenreiche Straße lenkte, beschäftigte sich Mum mit der fünfjährigen Joanne, denn Jack war bereits eingedöst und saß zusammengesagt hinter dem Beifahrerplatz. "Du hast recht", erwiderte sie mit ihrem warmen Lächeln, während sie sich die braunen, lockigen Haare aus dem Gesicht strich. "Sie nur Noah, ist es nicht wunderschön?" Dad wandte für einen kurzen Moment den Blick von der Straße um das wunderschöne Panorama zu betrachten. Als er sich wieder umwandte, stieß er einen entsetzten Schrei aus, riss das Lenkrad herum um den Wagen an das plötzlich auftauchende Hindernis vorbeizusteuern. Der Wagen kam unmittelbar neben der Straße auf dem trockenem, sandigem Boden zum Stehen. Dad standen Schweißperlen auf der Stirn, Mum betrachtete ihn verwirrt, Joanne war noch viel zu erschrocken um überhaupt irgendeine Reaktion zu zeigen und Jack war noch ganz benommen von seinem Nickerchen. Auf der Trasse stand ein riesiger Truck. Er stand längs über der Straße und versperrte sie gänzlich. Davor hatten sich einige Männer platziert gehabt, die nun auf das Auto der Familie zukamen. "Noah", zitternd griff Mum nach der Hand ihres Mannes, welche fest den Knüppel der Gangschaltung umschloss. Sie war ganz kalt. "Bleib ganz ruhig, Kate." Dad versuchte ruhig zu klingen, doch in seiner Stimme lag ein leiser Hauch von Panik. Doch Mum blieb nicht ruhig. Hastig wandte sie sich um und schrie, mit einer solch schrillen Stimme, wie Joanne sie noch nie von ihr vernommen hatte "Lauft fort Kinder!" In diesem Moment ein lauter Knall, das Splittern von Glas und ein lauter Schrei von Dad. Das war das erste mal, das Jack und Joanne das Geräusch einer Pistole vernahmen. Kurz darauf ein zweiter Schuss. Dad sackte in seinem Sitz zusammen. Ein erneuter Schuss ließ das Glas der hinteren Tür zerspringen. Glasscherben regneten auf die Kinder nieder. "Los, Joanne!", brüllte Jack und griff nach seiner kleineren Schwester. "Tun wir was Mum gesagt hat." "Aber Mum und Dad", schrei Joanne und wehrte sich gegen ihren Bruder, der sie aus dem Wagen zerren wollte. "Sie sind tot, Joanne!" Joanne spürte einen glühend heißen Schmerz auf ihrer linken Wange und sie sah, das Jack über dem rechten Augen stark blutete, aber das einzigste, was sie wahrnahm, waren nur noch die Worte "Sie sind tot, Joanne!" Sie sind tot... NEIN! "Nein!!" Schwer atmend richtete Joanne sich auf, eine weiße Baumwolldecke fest umklammernd und schweißgebadet hockte sie da, in einem fremden Bett, in einem fremden Raum. Verwirrt sah sie sich um. Wo zum Teufel war sie hier? Es war ein weißer, steriler Raum in dem sie sich befand. Karg eingerichtet mit einem Nachttisch, dem Bett in dem sie lag und einer Lampe. An der weißen Wand lehnte ein schwarz gekleideter Mann der sie aus dunklen Augen anblickte. Nur sie anblickte und schließlich mit tiefer Stimme sprach: "Bist du schließlich doch aufgewacht, Joanne." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)