Das Ende von allem von Eri_Kisaki ================================================================================ Kapitel 42: ------------ Die Tür wurde mit einem lauten „Rumms“ zugeworfen und kurze Zeit darauf wurde der Motor angelassen. Shinichi schaffte es gerade noch mit letzter Mühe, sich hinzusetzen, bevor der Wagen losfuhr und er fast von seinem Sitz geschleudert wurde. Aber aufregen würde er sich über die übereilte Losfahrt wohl nicht. Schließlich hatte man ihm erlaubt, mit zufahren und das war besser, als in der Zentrale herumzuhocken. So konnte er wenigstens dabei sein, wenn man Ran befreite- wenn sie denn noch lebte. Black hatte seine Sorge um Ran gut verstehen können und obwohl er eigentlich dagegen gewesen war, hatte Shinichi ihm eine Erlaubnis abgerungen, weil er versprach, unbeteiligt zu bleiben. Weiterhin gelobte er auch, dem Quartier der Organisation nicht zu Nahe zu kommen. Doch diese Versprechen waren gar nichts im Gegensatz dazu, dass er wohlmöglich seine Freundin schon bald wieder sehen könnte- und auch in die Arme schließen. Die Stimmung im Wagen war freudig, aber auch ein wenig angespannt. Zwar waren sie der letzte der vielen Einheiten, die losgeschickt wurden, aber trotzdem konnten auch sie einer gewissen Gefahr ausgesetzt sein. Shinichi lehnte sich zurück und dachte an den Augenblick, wo Ran und er sich das letzte Mal gesehen hatten. Das war im Flur der FBI-Zentrale gewesen, als Vermouth sie getrennt hatte. Es schien ihm schon eine Ewigkeit her zu sein, aber Rans Gesicht und ihre Aura hatte sich in seinem Gedächtnis festgesetzt, sodass er beim Augenschließen immer sie vor Augen hatte. Und bald würde er sie vielleicht wieder sehen können, ohne dabei die Augen schließen zu müssen. Lebendig würde sie dann vor ihm stehen- zum Anfassen. Aber wenn sie tot sein sollte.. Shinichi wusste nicht, was er dann tun sollte. Er wollte es sich nicht ausmalen. Denn allein der Gedanke, dass nicht mehr sein könnte, schmerzte ihn schon so sehr, dass es ihm die Luft zum Atmen abschnürte. Wie sollte es da erst sein, wenn sie wirklich nie zu ihm wieder kommen würde? Wenn sie, in seiner Abwesenheit, gestorben war und er nichts hatte dagegen unternehmen können? Hatte sein Leben dann noch einen Sinn? Akai war auch auf dem Weg zu der Organisation. Er bretterte über die Straßen und überschritt stetig die Höchstgeschwindigkeitsgrenze. Auch die ganzen Autofahrer, den er die Vorfahrt nahm und die sich beschwerten, waren ihm egal. Er achtete gar nicht auf sie. War so auf sein Ziel fixiert. Sein Handy hatte er auf lautlos gestellt, da ihn die pausenlosen Anrufe des FBIs nervten. Hätte Black sich ja auch denken können, dass er nicht erst zu einer Besprechung zurück in die Zentrale kam, sondern sich selbstständig auf den Weg machte. Was wollte er überhaupt von ihm? Wenn doch gerade die Organisation zerschlagen wurde? Neben ihm tauchte ein dunkelgrauer Wagen auf. In ihm saß eine Frau, die Akai als Agentin vom Sehen kannte. Als sie ihn entdeckte, nickte sie ihm ernst zu. Akai gab keine Reaktion von sich und trat nur noch mehr auf das Gaspedal. Schnell hatte er den Wagen hinter sich gelassen. Der Weg war nicht mehr weit und er sammelte sich während des Fahrens schon einmal seine Ausrüstung zusammen. Man hatte das Gebäude umstellt und Jodie nickte den Anderen zu. Die Waffe fest in der Hand, sah sie zu, wie man die große Tür auframmte und sogleich die ersten Agenten ins Gebäude stürmten. Jodie folgte ihnen, hielt sich aber zurück. Sie wollte nicht genau in die Schusslinie geraten, da sie sich nicht so ganz auf diesen Auftrag konzentrieren konnte. Es war schlimm, aber andernfalls wäre sie schon das erste Todesopfer. Schüsse hallten an ihr Ohr und der typische Geruch von Schüssen stieg ihr in die Nase. Es waren ganz schön viele Agenten der Organisation hier, wie Jodie erkennen konnte. Sie schlich sich um die Ecke. Und hatte somit einen guten Überblick über die Situation. Das FBI hatte keine andere Möglichkeit, als alle Entführer, die sich im Übrigen bestens zu wehren wussten, zu erschießen. Eine Welle der Übelkeit überkam sie, als sie daran dachte, wie viele gerade umgebracht wurden. Durch ihr Headset hörte sie eine Stimme mit sich reden: „Wir haben Elena gefunden!“ Jodie riss die Augen auf. Aber nicht wegen dem, was man ihr gerade gesagt hatte, sondern wegen etwas anderem. Wenige Meter vor ihr lag ein kleines Kind auf dem Boden, das unentwegt vor sich her schrie. Jodie schluckte, als die Erinnerung in ihr hochkam. Wie war das noch gewesen, als ihre Eltern starben? Wie konnte man nur so ein unschuldiges kleines Kind, von etwa 3 Jahren, nur so brutal gefangen nehmen? Und dann auch noch dabei zusehen lassen, wie Menschen umgebracht wurden? Waren sie denn auch nicht besser als die Organisation, wenn sie Menschen töteten? Gut, es ging nun einmal nicht wirklich anders.. Aber trotzdem. Es war doch nicht richtig! Sie fasste den Entschluss, das Mädchen nicht weiter zusehen zu lassen und schnappte sie sich. Ihre Waffe hatte sie noch immer in der Hand. Die Schießerei war immer noch nicht vorbei und sie sah sich sorgfältig um, um nicht einfach niedergeschossen zu werden. Der Rauch der Schüsse brannte in ihren Augen, zumindest bildete sie es sich ein, denn in Wirklichkeit waren es Tränen, die über ihre Wange liefen. Es war einfach alles zu viel. Sie brauchte Abstand von allem. Sie nahm das kleine Kind ganz fest in den Arm. Es zitterte stark und heulte. „Shhhht! Es ist doch alles in Ordnung.. Du brauchst nicht weinen.“ Jodie ging mit dem Mädchen auf dem Arm so weit es ging von der Schießerei. Die Schüsse wurden leiser und so konnte man das Schluchzen lauter vernehmen. Der Wind fuhr ihr durch die Haare, während sie versuchte, dass Kind zu beruhigen. Plötzlich sahen zwei große Kinderaugen sie an. Erst jetzt bemerkte Jodie, dass es gar nicht mehr das Kind war, das so fürchterlich schluchzte und zitterte, sondern, dass sie es war. Eine kleine Kinderhand wurde an ihre Wange gelegt und strich die Tränen beiseite. Sie wusste nicht, wie lange sie so das Kind im Arm hielt. Man vernahm nun keinen einzigen Schuss mehr und bald darauf hörte Jodie auch schon, wie man sagte, dass sie es geschafft hätten. „Miss Starling?“, fragte man erschrocken. Jodie schluchzte noch einmal und riss sich dann zusammen. „Bei mir ist alles in Ordnung… Ich habe mich um ein kleines Kind gekümmert.. Wie geht es den Geiseln?“ Die Stimme klang niedergeschlagen, als man ihr antwortete. „Es gab einige Verletzte.. Und auch Tote… Auch in unseren Reihen.. Aber wir konnten alle Geiselnehmer unschädlich machen.“ „Und Elena?“ „Wir haben sie- lebend.“ „Sehr gut.. Benachrichtigen Sie Black..“ Jodie wartete nicht ab, ob man noch etwas darauf erwiderte und warf ihr Headset auf den Boden. Und kurz darauf landete auch ihre entsicherte Waffe neben ihr. Sie hielt das Kind weiter im Arm und wiegte es leicht. Es war beruhigend für sie. Vielleicht hatte sie den Tod ihrer Eltern doch nicht so gut überwunden, wie sie gedacht hatte? Oder war sie im Augenblick einfach nervlich am Ende und für alles anfällig? Die Sache mit Akai war auch nicht so einfach für die zu verarbeiten und nun kam die Erinnerung an damals wieder hoch. Durfte sie nicht glücklich und zufrieden sein? „Woher hast du die Waffe?“, wiederholte Terpentin und kam ein Stück auf sie zu, wenn auch sehr langsam. Shiho legte den Finger fester um den Abzug. „Stopp! Wenn sich einer bewegt, drück ich ab!“ Sie wusste nicht, wie lange sie hier stehen musste und auf ihre „Familie“ zielen sollte, aber sie hoffte, dass das FBI wirklich kam und ihr zur Hilfe eilen würde. „Sie wird nicht abdrücken, Terpentin!“, meinte Atsushi gelassen und fasste den alten Mann an der Schulter. Shiho ließ die Beiden nicht aus den Augen. Hatte ihr Vater etwas vor, oder was sollte diese Aussage? Und er hielt Terpentin zurück, indem er seine Schulter festhielt. Als Shinichi endlich am Zielort ankam, sah er schon die ganzen Einsätze vor dem Gebäude. Alle waren bewaffnet und auch bereit zum Schießen. Er stieg nicht aus dem Wagen aus, da man es ihm untersagt hatte. Und so starrte er nur heraus und hoffte innerlich, dass Ran doch einfach so jetzt vor dem Gebäude erschiene. Aber natürlich war das nur eine Wunschvorstellung.. Er entdeckte einen schwarzen Pick up, der angerast kam. Shinichi kannte diesen Wagen und wusste auch sofort, wer der Fahrer sein musste. Jemand tippte ihm auf die Schulter, sodass er den Blick von dem Wagen nahm. „Du wirst hier warten!“, erinnerte man ihn noch einmal und schickte ihm einen ernsten Blick zu. Shinichi nickte resignierend. Im Hintergrund hörte er ein Funkgerät. Wo kam es her? Er verstand die Worte nur schwer, aber es hörte sich so an, als wolle man angreifen. Der tokioter Oberschüler schluckte kurz. Bald würde es vorbei sein. Und Ran würde da nur tot oder lebendig herauskommen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)