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Liebe ist eine Schwäche

Shulla
von

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Elegie eines Verlorenen

Kaito beugte sich langsam über mich, verwickelte meine Zunge dabei in weitere Küsse. Mir blieb nichts anderes, als einfach zu genießen und mich dabei an ihn zu klammern, wie ein Verlorener an seinen letzten Strohhalm. Seine Finger waren überall, strichen ein Mal sanft über mein Rückgrat, berührten ein ander Mal leicht meine Oberarme, nur um sie eine Sekunde später mit seinen Lippen zu liebkosen. Die Zeit verstrich und ich dachte nicht einen Augenblick daran, dass diese Zweisamkeit auch ein Ende haben würde. Vielleicht wollte ich nicht daran denken. Vielleicht wollte ich auch einfach ein bisschen in diesem Traum leben, nur weil die Realität zu anspruchsvoll war, um ihr lange Stand zu halten.

Ohne irgendwelche Fragen zu stellen, ob ich bereit oder ob dies alles für mich in Ordnung war, schälte mich mein Freund langsam aus meiner Kleidung. Ich fühlte mich zu schlapp, um ihn von seiner zu befreien. Er erledigte es für mich, saß schließlich nackt vor mir. Es tat gerade so gut, meine passive Rolle, dass ich nur irgendwie erwartend zu ihm hochsah und still liegenblieb.

„Komm hoch“, flüstere Kaito mir zu, aus seinem Tonfall war nicht zu erkennen, was er vorhatte.

Ich tat, was er verlangte und erhob mich, war seinem Gesicht so um Einiges näher. Die angenehme Stille verbot mir, auch etwas zu sagen. Musste ich auch gar nicht, denn Kaito offenbarte mir soeben seine Pläne, indem er mich anhob und mich auf seinen Schoß setzte. Ich stütze mich an seiner Schulter ab, spürte dann eine Wärme, die sich zwischen meinen Beinen ausbreitete.

Ich schüttelte den Kopf.

„Gleich..“

Zwar handelte ich mir dadurch einen verwunderten Blick von meinem Freund ein, aber der stellte sich sogleich ein, als er erst einmal in mich eingedrungen war.

Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich mein Gesicht schmerzvoll verzogen, aber in diesem Moment war der Schmerz Balsam für meine Seele. Ohne weitere Sekunden verstreichen zu lassen, presste ich mich an ihn, legte meinen Kopf auf Kaitos Schulter. Zuerst langsam beginnend stoß er in mich vor, wurde dann etwas schneller. Seine Hände legten sich an meinen Hintern, krallten sich in mir unbekannten Takten in die weiche Haut. Jedes Mal sah ich diese Bewegung wieder nicht vorher und keuchte teils erschrocken, mehr aber lustvoll auf. Das ging so eine Weile. Eine Zeit, in der wir haltlos Richtung Höhepunkt trieben, wie verlorene Kinder, die nicht wussten, was ihre Taten anrichten würden.
 

Wie grausam die Wirklichkeit doch ist.

Unermüdlich spinnt die Zeit ihre Fäden, webt das Schicksal. Sekunde um Sekunde ein Wort, eine Tat, eine Entscheidung. Welchen Weg wir auch wählen, wir können nicht entfliehen. Und immer wieder gehen die Kinder daran zu Grunde.

Wie grausam die Wirklichkeit doch ist.
 

Ich sank auf die feuchte Oberfläche des Sofas zurück, lauschte den raschen Atemzügen Kaitos, der auf die andere Seite sank und seine Augen nun geschlossen hatte.

In meinem Körper pochte es und während ich noch in meinem Traum festhing und das erlösende Gefühl nicht gehen lassen wollte, tauchte Nagi in meinen Gedanken auf. Und plötzlich war es da, das schlechte Gewissen, das nagende Loch in meinem Magen. Mit einem Schlag empfand ich, als hätte ich einen großen Fehler begangen. Eine Untat, die irgendwie nicht richtig war und alles ins Chaos stürzte. Ich überlegte, ob es an Kaito lag, dass ich ihn einfach zu wenig mochte, als dass ich mit ihm schlafen hätte sollen, aber im selben Moment noch wurde mir bewusst, dass dies ganz und gar nicht der Fall war. Genau genommen hatte ich nun eben unbändige Lust, ihm nahe zu sein. Und das traf auf diesen Augenblick genauso zu, wie auf die gesamte Stunde davor. Aber irgendetwas war trotzdem falsch an der ganzen Sache.

Als ich schließlich entdeckte, was es war, erschrak ich so sehr, dass es auch Kaito, der sich scheinbar im Halbschlaf befand, auffiel.

Die Tatsache, dass Nagi mich liebte, ließ sich nicht mit der Tatsache verbinden, dass ich mit Kaito schlief. Es war wie wenn man wollte, dass zwei Mal zwei fünf ergibt. Ein Ding der Unmöglichkeit.

„Yuuichi?“, flüsterte es von der gegenüberliegenden Seite. Mein Freund hatte seine Augen geöffnet und blickte mir nun ganz und gar nicht mehr weggetreten ins Gesicht.

„Ich ich..“

Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte.

„Du siehst nicht unbedingt zufrieden aus.. War ich…“, er zögerte kurz, „nicht gut..?“ Auf sein Gesicht mischte sich ein leichtes Rot.

Die Aussage brachte sogar mich in Verlegenheit.

Ich beeilte mich „Nein, nein, das ist es nicht!“ zu stammeln. Fügte dann „Ich.. Ich habe ein schlechtes Gewissen..“ hinzu.

„Waru..“

Kaito verstummte.

„Du weißt etwas, was wir nicht wissen, oder?“

Meine Augen weiteten sich ganz von selbst. Wie konnte er..?

„Ja“, gab ich schlussendlich treuherzig zu.

Kaito schwieg mich an, forderte mich indirekt an, weiter zu sprechen.

Das tat ich dann auch.

„Nagi liebte mich. Es steht in seinem Tagebuch“

Kurz und schmerzlos?

Ich hörte, wie Kaito scharf die Luft einzog, sie erst nach einer Ewigkeit wieder ausstieß. Ganz langsam. Als würde er gerade in diesem Moment alle Geduld der Welt brauchen.
 

„Du wirst zu ihm zurückkehren, wenn er wieder da ist, oder..“

Die Stimme meines Freundes ließ nicht zu, dass ich feststellen konnte, ob er es als Feststellung, rhetorische Frage oder tatsächlich als richtige Frage meinte. Deshalb verzichtete ich auf das Kopfzerbrechen und antwortete.

„Ich weiß es nicht. Weißt du, ich habe ihn so lange geliebt und nun, als es erwidert wird, bin ich, statt mich darüber zu freuen, verwirrt. Und eigentlich weiß ich nicht, was genau ich tun soll, was von mir verlangt wird. N-nagi ist doch weg, oder? Aber du bist da und du warst es die ganze Zeit, aber trotzdem habe ich ihn so lange geliebt, dass ich nicht weiß, ob ich das einfach aufgeben kann. Von heute auf morgen. Und ob das auch eine gute Entscheidung ist. Und andererseits bist du mir auch wichtig. Wenn ich daran denke, dass ich dich enttäuschen müsste, dann wird mir schlecht. Aber Nagi..

Ich kann ihn nicht einfach vergessen und so tun, als hätte es all meine Gefühle nie gegeben“

Bei meinem letzten Wort stand Kaito auf und suchte seine Kleidung zusammen, zog sie rasch über und ging ins Bad. Ich blickte ihm mit einem miserablen Gefühl hinterher, streifte mir selbst meine Hose und den Rest über. Als er widerkam, hatte er nicht viel zu sagen.

„Ich halte das nicht aus. Geh zu Nagi oder komm zu mir, aber ein Dazwischen gibt es nicht. Es tut mir leid, aber das schaffe ich nicht einfach so. Ich weiß, dass ich der Verletzte sein werde, also bitte lass es uns gleich beenden“

Damit hätte ich eigentlich rechnen sollen, aber als ich Kaito so vor mir stehen sah, wie sein Gesicht ernst bei den Worten blieb und alles an seinem Körper darauf hindeutete, dass er mit dem Schmerz kämpfte, erstarrte ich. Fühlte zugleich, wie irgendwo eine Übelkeit in mir hochstieg, eine Übelkeit, die nur von unzähligen Erinnerungen kam. Kaito war nicht die erste Person, die mir ins Gesicht sagte, dass sie Schluss machen wollte.

Ich merkte, dass Tränen in mir hochstiegen, aber ich unterdrückte sie, nickte und antwortete mit belegter Stimme auf Kaitos Bitte.

„Du hast Recht.. Ich mache alles falsch.. Tut mir leid, dass du wegen mir bis jetzt so viel gelitten hast.. Ehrlich.. es tut mir leid..“

Und ohne noch einmal in die Augen meines Freundes zu blicken, nahm ich meine restlichen Sachen und verschwand.
 

~~+~~
 

[Anmerkung der Autorin]

Ich hoffe, es ist mir gelungen, zu zeigen, dass die Situation für beide schwer ist und beide darunter leiden. Obwohl Kaito Yuuichi nun für sich hat, ist es ein Pyrussieg.

Manchmal kann man sich gar nicht mehr freuen, wenn der Gewinn auf so viele Verluste aufgebaut ist.
 

Ich weiß gar nicht, wie viele traurige Lieder ich gehört habe, als ich diese ganze Geschichte geschrieben habe. Fakt ist, dass ich damit besser schreiben kann. Es ist, als würde ich mich dann besser erinnern können, was für Gefühle einen in solchen Situationen befallen.
 

Vielen Dank, dass ihr trotzdem immer weiter lest. Anfangs dachte ich, es würden nur noch ein paar Kapitel werden, aber wie ich merke, werden es wohl noch ein paar mehr werden. Es gibt noch viel Gefühle aufzuarbeiten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2007-04-28T18:45:58+00:00 28.04.2007 20:45
und ICH check nicht,dass ich des kapitel noch nicht gelesen hab *drop*
kaito hat voll recht,aber es ist echt n' harter schlag ins gesicht für yuuichi
irgenwie bin ich nur noch für kaito, nagi kan ir grade gestohlen bleiben,weil wie er gehandelt hat ist nru dumm
bald das nächste kapitel hochlaaaaden!!
Von: abgemeldet
2007-04-16T21:11:16+00:00 16.04.2007 23:11
hey, wie oft noch, du sollst mir BESCHEID SAGEN, WENN DU EIN NEUES KAPITEL HOCHLÄDST!!!!! :D

Ich finde es toll.
Ich finde es abartig toll. Du hast so gefühlsvoll geschrieben.
Und wieder einmal ist Yuuichi in einer Situation, wie ich es bin. Merkt, dass er einen Fehler begangen hat, den man nicht mehr ändern kann, und den er im Augenblick des Geschehens genossen hat.
Wenn ich Kaito wäre, würde ich mir ausgenutzt vorkommen. Ich mein Yuuichi liebt ihn nicht, er liebt die Wärme und die Nähe, die er ihm gibt, aber nicht direkt ihn.

Und ich hoffe Nagi kommt bald zurück >.<

Ach und die Stelle mit dem Schicksal und den Fäden find ich besonders schön <3
Von: abgemeldet
2007-04-04T18:07:44+00:00 04.04.2007 20:07
Habe bis hier hin alles im Gesamten gelesen und moechte mich nun endlich mal melden ^__^
Ich bin sehr begeistert von deinem Schreibstil und deinen Moeglichkeiten dich auszudruecken.
Und ich konnte nix finden was mich bis jetzt gestoert haette.
Dazu ist es eine wunderschoene Story die nicht vorhersehbar ist.
Weiter so ... ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
Von:  KyokaiKodou
2007-03-20T17:34:27+00:00 20.03.2007 18:34
Boah, das ist so ... ich weiß nicht, nicht unbedingt traurig, eher schwermütig. Das wird mir bei deinen Texten immer ums Herz. In jedem neuen Kapitel kommt es wieder. Du schreibst so wunderschön! Armer Kaito, armer Yu ... die müssten doch beide nur noch am Heulen sein ... arme Jungs! Haltet durch!
Von: abgemeldet
2007-03-18T07:50:31+00:00 18.03.2007 08:50
ai, wie traurig... aber ich mag's... auch, wie du schreibst... ich bin auf jeden fall gespannt, wie's weitergeht...


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