Apokalipsis von abgemeldet (Die Legende von Erell) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Apokalipsis. Prolog. Die Fragen, die die Menschen seit jeher in dieser oder jener Weise interessieren sind doch: "Wer sind wir? Woher kommen wir? Warum sind wir hier? Und wohin wird es nach unserem Tod führen?" Die Menschen, so wie auch anderen Lebewesen: Pflanzen, Tiere, sind nicht erschaffen worden. Sie sind mit und neben der Gottheit die Wesen des ewigen Seins. Der Anfang fand in der raumlosen Unendlichkeit statt. Dies ist die rein göttliche Seinsebene, die die Menschen nie begreifen werden, da sie ohne Raum und Zeit nicht existieren können. Darum hat die göttliche Macht für sie Raum und Zeit erschaffen. Und das war, für sie, der Anfang. Stellen Sie sich vor, seit aller Ewigkeit lagen Myriaden von Samen kommenden Lebens bereit. In diesem Stadium bestanden alle jene Samen aus Schale und Kern. Die Schale entspricht der Seele, der Kern dem Geist. Die Seele ist die Form, das quasi astral Körperhafte, der Geist ist der Charakter, Begabungen und so weiter. In diese, noch leblose, Zweiheit, gab die göttliche Macht ein Drittes: die Kraft des Lebens. Und mit der Belebung all der unzahlbaren Samen wurde aus jedem Wesen die ewige Dreiheit: Geist, Seele und Leben... Nostradamus Kapitel 2: Erwachet...auf das das Ende kommt... ----------------------------------------------- Wie konnte es so weit kommen?....Wäre es vielleicht besser, wenn wir schon am Anfang aufgeben hätten?... Dann würden so wohl wir als auch die Menschen nicht so viel leiden müssen.... Es ist alles unsere Schuld.... "Bringt die Verräter her!" die Stimme der Person in Weis, die auf dem Thron saß, hinterließ ein langes Echo im Raum. Die Wachen schleppten sie rein und warfen sie auf die Knie vor dem Thron. 9 geflügelten Wesen. Es waren noch Kinder, 7 höchstens 10 Jahre alt, und sie waren in einem schrecklichen Zustand. Ihre, früher schneeweiße, Kleidung war zerfetzt und verschmutzt. Blut floss aus den Platzwunden. Sie waren gefoltert worden... "Und?" fragte die Person auf dem Thron: "Hab ihr eure Meinung nicht geändert?" Eines der Wesen hob mit sehr viel Mühe ihren Kopf. Es war ein Mädchen mit klaren blauen Augen. Ihr Gesicht war vor Schmerz verzerrt: "Habt ihr das gehört?", sagte sie giftig: "Jetzt bezeichnet man uns schon als Verräter..." Der Weiße verlor langsam seine Geduld. Er stieg vom Thron ab und ging zu ihr: "Werd bloß nicht frech..." Er packte sie an den Haaren und flüsterte ihr ins Ohr: "Du vergisst wohl in welcher Lage du dich befindest...aber...wenn du dich vor mir verbeugen und mir dienen wirst, werde ich meine Meinung vielleicht ändern." "Nein", sagte sie mit einer eiskalten Stimme und schaute ihm direkt in die Augen. Augen ohne Pupillen...: "Du bist ein Monster!! Ich werde dir niemals dienen!!!" er lies sie los und setzte sich wieder: "Schade, du warst ein fähiger Erzengel...Na ja, was soll´s." Er wendete sich zu den anderen Wesen: "Ihr werdet euch doch nicht von ihr beeinflussen lassen, oder? Das ist ja wohl lächerlich. Ihr setzt wegen solch einer Kleinigkeit eure Leben aufs Spiel." Seine Augen verengten sich: "Noch ist es nicht zu spät umzukehren..." auf seinem Gesicht erschien eine finstere Lache. Er schaute jeden einzelnen der Gefangenen an, aber keiner antwortete ihm. Die Lache verschwand genauso plötzlich wie sie gekommen war: "Na gut, ihr wolltet es so. Hier ist mein Urteil! Auf Grund des Verrates werden die Gefangenen aus dem Ersten Heiligtum verbannt! Da sie ihres Amtes als Erzengel nicht würdig sind, werden ihnen die Flügel gebrochen..." Ein Schreckensgeflüster lief über den Gerichtsraum. Das schlimmste Urteil, welches man sich je vorstellen konnte. Die Wachen nahmen die Gefangenen und schleppten sie auf eine Terrasse. Unter ihr war ein tiefer Abgrund. Weit unten konnte man ein schwaches Leuchten erkennen. "Sieht ihr?" fragte der Weiße sie: "Das ist das Dritte Heiligtum! Das Ort eurer Verbannung!" er beugte sich erneut zum Ohr des Mädchens: "Das ist deine geliebte Erde...Sieh es dir genau an...Und für dieses Stückchen Dreck willst du kämpfen?" flüsterte er. Sie schaute ihn nicht an. Sie lachte einfach los: "Ich schwöre dir!! Bei allem was mir noch heilig ist, bei allem was mir noch geblieben ist! Ich schwöre dir beim Namen des dritten Heiligtums! Irgendwann werde ich allen die Wahrheit zeigen!" Das Lachen verschwand aus ihrem Gesicht: "Ich schwöre dir. Irgendwann kommt die Zeit, in der jeder erkennen wird, wer du wirklich bist. Und dann wird es zu spät sein..." "Schweig!!!" er schlug sie mit voller Wucht ins Gesicht. Sie spuckte Blut: "Du kapierst es immer noch nicht!! Du kann nichts gegen mich ausrichten!! Du bist ein Gefallener! Du bist Nichts!" sie schaute ihn an. In ihrem Blick lag Herausforderung: "Ich vielleicht nicht, aber das Schicksal..." fing sie an. Er wollte sie noch ein Mal schlagen, aber einer der Gefangenen riss sich plötzlich von den Wachen los und schickte den Weißen mit einem starken Schlag auf den Boden. Es war ein Junge mit weißen Haaren, seine Augen waren voller Wut. Die Wachen ließen dennoch nicht lange auf sich warten. Sie drückten ihn zu Boden und fesselten ihn wieder. "Wir sind auf deiner Seite!" schrie er zum Mädchen: "Wir stehen hinter dir!" Sie lächelte schwach. Der Weiße, der sich vom Schlag erholt hatte, war außer sich: "Verrottet doch auf eurer Erde!!" schrie er: "Und das ist ein kleines Abschiedsgeschenk!!" Er hob seine Hand hoch und die weißen Flügel der Gefangenen wurden augenblicklich pechschwarz. "Los. Bringt es zu Ende!", befahl er den Wachen und ging weg. Entsetzliche und qualvolle Schreie ertönten über den Abgrund. Die Gefangenen versuchten verzweifelt sich zu wehren, aber es war sinnlos. Man konnte das knacken der Knochen hören. Rote Federn flogen herunter. Blutbespritzt fielen die 9 zu Boden und einer nach dem anderen wurden in den Abgrund geworfen. Als letztes blieb sie übrig. Der Erzengel, das Mädchen mit den blauen Augen. Nichts war mehr von ihrer alten Würde geblieben. Mit zerfetzter Kleidung und gebrochenen schwarzen Flügeln wirkte sie erbärmlich und die Lippen flüsterten immer nur einen Satz: "Das wird dir irgendwann mal Leid tun, Gott..." Die Wachen packten sie an den Armen. Ihr Blick traf sich zufällig mit einem der Wachen, aber sie sah dort keinen Funken des Mitleids. Zum letzten Mal erblickte sie den schneeweißen Palast des Himmels und fiel in den Abgrund.... Wir haben alles gegeben, alles was wir hatten...Alle, nur um es zu verhindern, aber... es war der Anfang vom Ende der Welt...... "JEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEN!!!! Wach, verdammt noch mal, auf!!!" Jen Sanamura, eine 17jährige Gymnasiastin mit langen leicht gelockten Haaren, öffnete langsam ihre Augen und sah sich um. Sie saß in ihrem Klassenzimmer am Tisch. Auf der Tafel standen noch leicht verwischte Daten aus dem gerade vergangenen Geschichtsunterricht. Jen hob den Kopf. Vor ihr standen 2 Jungs: "Das wurde aber auch Zeit!!" Hitoshi Ikejima, der Jahrgangsbeste, stand neben ihr und runzelte die Stirn. Hito war im vollen Sinne des Wortes ein Streber. Er war 1 Jahr jünger als alle anderen im Jahrgang, da er eine Klasse übersprungen hatte. "Wo sind die anderen?..." fragte Jen schläfrig und rieb die Augen. "Die anderen?!" Hito war fast außer sich: "Die anderen sind schon längst weg!!" Er drehte Runden um sie: "Das ist einfach nicht zu fassen!! Du schläfst in JEDEN Geschichtsstunden ein!! Der Lehrer hat seine Versuche dich zu wecken schon aufgegeben!!" Hito blieb stehen: "Ryu, sag du ihr wenigstens was!!" "Hör auf zu schreien, Hito." Er drehte sich zu Jen: "Na, hat mein Dornrösschen gut geschlafen?" er nahm Jen am Kinn. Ihr Gesicht spiegelte sich in seinen schwarzen Augen. Ryuji Tanaka war ein eher ruhiger und gelassener Typ, doch trotz seiner kühlen Art platzte er förmlich vor Sarkasmus. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand in seiner Gegenwart herumschrie. Er kannte Jen seit dem Kindergarten und war mit ihr schon fast 2 Jahre zusammen. "Hmm, war zwar ein bisschen hart, aber trotzdem nicht schlecht." Lächelte Jen. Hito schüttelte den Kopf: "Ihr seid unerträglich." "Gleichfalls" konterte Ryu grinsend. Hito atmete genervt aus. Das letzte Wort blieb wie immer bei Ryu. "Egal, gehen wir endlich. Ich hab Hunger." Wedelte er mit der Hand. Jen packte schnell ihre Sachen und sie verließen das Klassenzimmer. Sie gingen über den Schulhof. Hito laberte sie wie immer damit voll, was Jen so alles verpasst hatte. Seinen Monolog unterbrach ein lauter Schrei: "HAAAAAAAAAAAAAAAALT!!!! WARTET AUF MIIIIIIIIIIIIIIIICH!!!" Die 3 drehten sich um. Yusunari Sanamura, Jens kleine Schwester, rannte auf sie zu. Das blonde Energiebündel Yusa ging fast jeden Tag zusammen mit ihnen nach Hause: "Puh...endlich hab ich...euch...eingeholt..." sie beugte sich etwas runter und stützte sich auf ihre Knie. Sie war außer Puste: "Hi." Sie grinste und verengte dabei ihre grünen Augen. "Tach." Antwortete Ryu: "Woher wusstest du, dass wir heute so spät gehen würden?" Er beugte den Kopf etwas zu Seite. "Hehehe, ihr hattet heute Geschi in der letzten Stunde." Yusa schaute Jen und ihr Grinsen wurde noch breiter: "Den Rest konnte ich mir schon denken...Jen, du solltest zur nächsten Geschistunde ein Kissen mitbringen." Sie lachte. "Wer hat dich schon gefragt, du Säge meiner Nerven." Jen runzelte die Stirn. "Ich hab Hunger." Erinnerte sie Hito daran, dass sie nach Hause gehen sollten. "Beruhige dich." Schubste ihn Yusa: "Wird mal ein bissl locker! Bist ja noch schlimmer als meine Mathelehrerin!" "Hey, vergleich mich nicht mit der Tussi!!" Hito wurde stinkig, aber Yusa zeigte ihm nur die Zunge und rannte weg: "Du kleine Göre!!" Er nahm die Verfolgung auf. Jen und Ryu lachten. Es war wieder ein schöner Tag. Yusa sorgte dafür, dass Hito sie alleine ließ und es war alles wie immer. Sie gingen die Straße runter. Es blieben nur wenige Meter bis zu der Kreuzung, an der ihre Wege sich trennten. Yusa und Hito waren weit vor ihnen. Ein kleiner Junge mit einem Papierflugzeug rannte an Jen und Ryu vorbei. Jen lächelte: "Er ist süß, nicht?" Ryu schaute den Jungen skeptisch an und meinte: "Jetzt wird ich aber eifersüchtig." Das Lächeln verschwand von Jens Gesicht. Ryu meinte so gut wie etwas ernst und das machte ihr irgendwie Angst: "Hey, damals, als wir uns kennen lernten, weist du noch?" Er nickte, sie senkte den Blick: "Schon damals warst du zu allen verschlossen...Wieso...wieso hast du dich mit mir angefreundet?..." der Junge mit dem Papierflugzeug rannte wieder an ihnen vorbei. Jen konnte das Schimpfen seiner Mutter hören, auf die er anscheinend nicht hören wollte: "Hmmm...." Ryu wurde ernst: "Weis nicht. Du kamst mir irgendwie vertraut vor...muss wohl was Besonderes gewesen sein." Jens Augen fingen an zu leuchten: "Bei Hito war's genauso." Fügte Ryu hinzu. Das Leuchten in Jens Augen verschwand wie weggewischt. Von wegen was Besonderes... dachte sie. Sie kreuzte die Arme auf der Brust. Ryu schaute sie verwundert an: "Ääääh...hab ich was Falsches gesagt?" er schaute ihr in die Augen, aber Jen drehte sich weg. Sie standen nun an der Kreuzung. Ryu wollte noch was sagen, aber ein starker Windstoß und ein lauter Schrei unterbrachen ihn. Der Windstoß riss das Papierflugzeug aus der Hand der kleinen Jungen und trug ihn auf direkt auf die Straße. Der Junge rannte hinter her...Ryu wollte Jen festhalten, aber es war zu spät. Sie war schon längst auf der Straße, schubste den Jungen weg...der LKW raste auf sie zu...Ryu hörte niemanden mehr. Weder das Quietschen der Bremsen, noch die Schreie von Yusa und Hito, die zu ihm rannten. Er stand wie erstarrt. Der LKW, der Jen eigentlich zerquetschen sollte, prahlte von ihr ab und fiel um. Jen stand auf den Knien mit tief gesunkenem Kopf. Bilder, Stimmen, Geräusche...und...Erinnerungen, so alt wie die Welt...Erinnerungen an vergangenes Leben. Die Zeit hörte auf zu existieren...Er schloss die Augen. Jede kleinste Detail...jeder Augenblick...jede Wunde...er erinnerte sich an alles. Als seine Augen wieder aufgingen, sah er Yusa, Hito und Jen neben ihm stehen. Ihre Blicke und Gesichtsausdrücke hatten sich verändert. Alles 3 schauten ihn mit kalten leeren Blicken an. Ryu hörte Schlagen der Flügel. Ein pechschwarzer Rabe landete auf seiner Schulter. Ryu streichelte den alten Freund. "Shadow..." Jen sprach als erste: "Was macht dein Auge, Ryu?" Dieser merkte erst jetzt, dass sein linkes Auge nicht mehr aufging. An seiner Stelle erschien eine tiefe alte Narbe: "Ich hab mich schon daran gewöhnt." Antwortete er und schüttelte den Kopf: "Sind auch fast 500 Jahre her...mein Gott...was die andere jetzt wohl machen...?" Er hob den Kopf und schaute den Himmel an. "Ich erzähle dir jetzt eine Geschichte von einem Mädchen, das immer gelächelt hatte. Sie hatte ihre Eltern in einem Autounfall verloren, aber sie hatte trotzdem gelächelt. Ihre Großmutter konnte den Schock nicht verkraften und ist gestorben, doch das Mädchen hat gelächelt. Da sie keinen hatte, der sich um sie kümmern wollte, wurde sie in ein Weisenhaus geschickt und das Haus ihrer Eltern wurde versteigert, aber auch dann hatte das Mädchen gelächelt. Eines Tages fragte sie eine Freundin, wie ein Mensch, der so viel gelitten hatte, immer noch lächeln konnte. Darauf antwortete das Mädchen, dass sie für die Menschen, die Gestorben sind, lächelt, da sie selber nicht mehr lächeln können. Die Freundin hat den Sinn ihrer Worte nicht verstanden. 2 Tage später hat sich das Mädchen in ihrem Zimmer erhängt..." Jen Sanamura. Rina und Milagres rannten durch die Gassen von Brasilia und hinter ihnen eine Mann mit Schreinen: "Haltet die Diebe!!!" Rina und Mili waren Kinder der Straße. Na ja, als "Kinder" konnte man sie auch nicht mehr bezeichnen. Die beiden waren schließlich schon jeweils 17. Rina war ein starkes und sportliches Mädchen mit kurzen meeresfarbenen Haare und hell grünen Augen. Mili hingegen war der feuerrote Teufel. Ihre flinken Finger konnten ohne Probleme jeden Geldbeutel klauen. Doch im Gegensatz zu anderen Mädchen, die kein Zuhause hatten, wollten Rina und Mili unter keinen Umständen ihre Körper verkaufen...Dafür waren die beiden zu stolz. Um irgendwie zu überleben wurden sie zu Dieben. Keiner kannte die Hintergassen von Brasilia besser als die beiden. Und jetzt mussten sie ihr ganzes Können unter Beweis stellen, denn ihr Verfolger war ein harter Bursche und wollte nicht aufgeben: "Wir sollten uns trennen." Sagte Rina schnell. Mili nickte: "Treffpunkt is unser Versteck." An der nächsten Gassenkreuzung rannten sie in verschiedene Richtungen. Der Mann blieb verwirrt stehen. So einen Schachzug hatte er nicht erwartet. Dann riss er sich zusammen und rannte Mili hinterher. Dieser machte die Verfolgungsjagd sogar Spaß. Sie schmiss Mülltonnen um und versuchte es ihren Verfolger so schwer wie möglich zu machen ihr hinterher zu laufen. Mit lautem Lachen rannte sie aus der Gasse auf den offenen Gehweg, stieß mit ein paar Leuten zusammen. Auf der Straße herrschte Chaos. Der, typische für Brasilia, kilometerlange Stau war die perfekte Gelegenheit zu entkommen. Mili sprang auf das Dach eines der Autos, dann auf das andere und immer weiter weg von ihrem Verfolger, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. Dann sprang sie runter und verschwand wieder in einer der dunklen Gassen. Sie ging grinsen und lachte innerlich über den dummen Mann, der das falsche Mädchen verfolgt hatte. Rina hatte die geklauten Sachen bei sich und wenn der Idiot ihr hinterher gelaufen wäre, würde er sie mit Sicherheit einholen. Aber er konnte nicht wissen, dass ohne der geklauten Sachen Rina viel schneller war als Mili. So ging diese grinsend durch die Gasse und schaute unterwegs geklaute Uhr an. Diese schien nicht besonders wertvoll zu sein. Mili atmete enttäuscht aus und wollte die Uhr schon wegschmeißen, doch ein stechender Schmerz rannte wie ein Elektroschock durch ihren Körper. Das freche und selbstsichere Grinsen verschwand aus ihrem Gesicht und sie wurde ernst. Mili blieb stehe und starrte ins Nichts. Sie drehte sich um. Der Mann, der sie die ganze Zeit verfolgte blieb stehen. Er wollte sich lautlos an sie ran schleichen und von hinten überraschen, aber Mili spürte seine Anwesenheit. Er erstarte für einen Moment, aber dann sah, dass sie nicht vor hat wieder wegzulaufen, stürzte sich auf sie. In dem Moment als seine Hände ihren Hals berühren sollten, schleuderte ihn etwas weg. Er wurde in die Wand gerammt und rutschte langsam runter. Die Ziegelwand ließ Risse unter dem Druck des schweren Körpers. Der Verfolger hustete blutig, sein Gesicht war von Angst verzehrt. Mili wendete den Blick von ihm. Rina ging auf sie zu. Sie ignorierte den Mann: "Die Zeit ist also gekommen..." wendete sie sich zu Mili. Diese nickte und schaute zum Himmel. Eine Horde Krähen flog über ihnen... "ZUGABE!! ZUGABE!! ZUGABE!!" brüllte die Menge. Emi Terrens, der aufgehende Star und die absolute Partyqueen aus Australien, stand auf der Bühne mit einem blendend süßem Lächeln auf dem Gesicht. Ihre himmel-blaue Augen glänzten vor Freude. Es war schon das 4te Mal, dass ihre Fans eine Zugabe verlangten doch das machte sie langsam, aber sicher fertig. Emi war erst 18, aber wegen ihrer genialen Singstimme und außergewöhnlich guten Tanzfähigkeiten in ganz Australien bekannt. An diesem Abend war ihr erstes offizielles Konzert. Die Tickets waren schon vor Monaten Ausverkauft gewesen. Kein Wunder. Alle liebten die kleine zerbrechliche und süße Emi. Sie und ihre Lieder eroberten die Herzen der Mensch auf Anhieb. Und jetzt stand sie lächelnd auf der Bühne, winkte ihren Fans zu, doch irgendetwas stimmte da nicht...Dieses Gefühl der Leere hatte sie schon seit Tagen und es ließ nicht nach. Das Lied, wessen Zugabe die Menge verlangte, hieß "Die Scherben unserer Hoffnung". Emi nahm das Mikrophon wieder in die Hand. Es wurde totenstill in der riesigen Konzerthalle. Leise und traurige Melodie trug Emis Stimme über die Bühne, weit hinaus. Manche Fans machten ihre Feuerzeuge an und bewegten sie im Rhythmus mit der Melodie. Emi genoss das Singen. Das Lied rief in ihre seltsame gemischte Gefühle hervor. Verschwommene Bilder erschienen vor ihren Augen. Sie schloss die Augen. Ihre Stimme brach ab, wieso? Das wusste sie selber nicht. Aus ihrer Kehle kam kein einziger Ton mehr raus. Die Menge und das Back-stage-personal wurden unruhig. Emi packte sich am Hals und versuchte mit aller Mühe was zu sagen, aber es war hoffnungslos. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Doch ihre Rettung kam rechtzeitig. Der Moderator sagte, dass das Konzert zu Ende sei. Trotz der Proteste der Fans wurde sie von der Bühne weggebracht, in ihr Umkleideraum. Dort erwartete sie schon ein Arzt. Doch er konnte nicht feststellen, was mit ihr los war. Emi kamen schon die Tränen. Was war mit ihr los? Was war mit ihrer Stimme los? Ihr Manager bat den Arzt mit ihm raus zugehen, dieser befahl Emi im Bett zu bleiben und die beiden verließen den Umkleideraum. Trotz des Verbotes aufzustehen, ging Emi zum Spiegel. Sie wollte selber sehen, was mit ihrer Stimme war. Sie machte den Mund weit auf und versuchte hineinzusehen...aber es war nicht nötig...auf ihrem Hals plötzlich erschienene Narbe erinnerte sie daran, dass ihre Stimmenbänder vor langer Zeit rausgerissen wurden.... Emi berührte vorsichtig die raue Haut. "Was soll´s...Ich habe diesen kurzen Moment vom ganzen Herzen genossen..." dachte sie mit Tränen auf den Augen. Als der Arzt und Produzent wieder ins Zimmer rein kamen, war es leer. Emi war verschwunden. Nur die Scherben vom zerbrochenen Spiegel lagen auf dem Boden, als ob sie Schuld daran wären, dass sie ihre Stimme verloren hatte... "Yeahaaaaaaaaaaaaa!!! Das nenn ich Spaß!!!" schrie Alec Tomson. Der 18ährige Sohn des Mafiabosses von South-Karolina steckte mitten in einer Schiesserei. Er war an solche Situationen schon längst gewohnt und genoss das "Feuerwerk". Von seinem Vater hatte er gelernt niemals ohne einer Waffe aus dem Haus zu gehen, sogar zu einem Date. Grinsend wischte er den Schweiß von der Stirn weg und eine Strähne der hell-blauen Haare fiel im ins Gesicht. Vaters Lektionen zeigten ihre Wirkung. Die Steinsäule, hinter der er sich versteckte, würde nicht mehr lange halten. Die Schießerei fand auf der offenen Straße statt. Manche Autos brannten, er konnte Gekreische der Frauen und das Heule der Sirenen der Krankenwägen erkennen. Die Polizei mischte sich schon lange nicht mehr in die Angelegenheiten der Mafia ein. Ihnen wurde klar gemacht, dass man sie hier nicht braucht. Diese kleine Stadt diente als Ferienresidenz des Tomson Clans. Aber dass Alec und sein Cousin Jason hier aus heiterem Himmel von den Feinden seines Vaters angegriffen werden, war so unerwartet wie Regen in Sahara. Allerdings hatten die Angreifer nicht damit gerechnet, dass ihre Opfer schon so gut mit Knarren umgehen konnten und waren zu unvorsichtig. Wofür auch mit ihren Leben bezahlt hatten: "Verdamm!! Wo zur Hölle bleiben die anderen!!??" schrie Jason. Er hatte es schwerer als Alec. Er war ein friedlicher "Langweiler", wie Alec ihn abgestempelt hatte und im Gegensatz zum schlanken und gut gebauten Alec, konnte der 1.95 große Telegraphenmast Jason nur schwer eine gute Deckung finden und dem Auto, hinter dem er sich versteckte, wurde der Tank durchschossen. Alec sah das Benzin raus laufen. "Noch ein Schuss in diese Richtung und wir werden gegrillt.." schoss ihm durch den Kopf. Das selbstsichere Grinsen auf seinem Gesicht wurde noch breiter. Er schnappte sich 2 neue Pistolen mit vollen Magazinen: "Gib mir Deckung!!" schrie er zu Jason. Dieser nickte. Beide warteten bis ihren Feinden die Munition ausging und sie die Waffen wechseln mussten. Dann verließen sie ihre Verstecke und gingen mit einem Dauerfeuer auf ihre Gegner zu. Diese waren gezwungen in Deckung zu bleiben. Auf Alecs Gesicht erschien ein diabolisches Grinsen. Der Sieg war ihnen sicher. Doch plötzlich fies Jason tot neben ihm mit einer Kugel im Kopf. Alec drehte sich augenblicklich um. Sie wurden von hintern angegriffen. Er sah die Kugeln auf sich zu fliegen, doch anstatt ihn zu durchlöchern, prahlten sie von ihm, wie von einer Betonwand ab. Die Angreifer standen alle wie erstarrt. Sie konnten nicht verstehen wieso Alec nicht tot war. Dieser starrte auf den Boden mit einem leeren Blick, dann hob die Waffen hoch und feuerte in beide Richtungen. Keiner blieb von den Kugeln verschont. Weder seine Widersacher noch Menschen auf der Straße. Als alles vorbei war, schaute er auf Jasons leblose Leiche: "Mögen die Winde deine Seele in die Unterwelt begleiten..." Leonardo De Vanwent lag in seinem riesigen Zimmer auf dem Bett. Der starke Platzregen hämmerte gegen die Scheibe seines Fensters. Solches Wetter war normal in London um diese Jahreszeit. Es regnete schon seit Tagen, aber es passte zu Leos Laune. Leos Stiefvater und der Besitzer einer riesigen Softwarefirma, der schon seit Monaten schwer krank in einer Klinik lag, war vor 4 Tagen gestorben. Wer das ganze Vermögen erben sollte war noch unbekannt, aber es war Leo auch egal. Er machte sich mehr Sorgen um seine Stiefmutter. Sie hatte seit 4 Tagen nichts mehr gegessen und war in einem schrecklichen Zustand. Leo selber ging´s auch nicht besser. Der alte De Vanwent und seine Frau adoptierten ihn, als er 6 war. Jetzt war er 18. Aus ihm ist ein junger Mann geworden. Leo strich sich seine braunen Haare aus dem Gesicht. In diesen Jahren schenkten ihm die de Vanwents ihre Liebe und Fürsorge. Sie kümmerten sich um ihn wie um ihren leiblichen Sohn und Leo wollte für sie der beste Sohn der Welt sein. Seine echten Eltern kannte er nicht...und ehrlich gesagt, wollte er sie auch nicht kennen lernen. Hier war er glücklich. Das war sein Zuhause, aber schon seit 4 Tagen herrschte dort Totenstille und sie war erdrückend. In diesem Moment fühlte sich Leo unheimlich einsam. "Es musste irgendwann mal passieren...er hat sich einfach zu oft überarbeitet..." stechende Schmerzen nahmen Leos Herz in eine eiskalte Zange. Er stand auf und ging zum Fenster. Seine braunen Augen spiegelten sich auf der glatten Oberfläche. Hinter der dünnen Fensterscheibe lang der große Garten des Anwesens De Vanwent. Dort hatte Leo, als er klein war, immer mit seinem Stiefvater gespielt, wenn dieser Zeit hatte. Schöne Erinnerungen waren alles was davon geblieben war. Erinnerungen...Leo öffnete das Fenster...warum...er wusste es selber nicht. Der Geruch des Regens und der frischen grünen Pflanzen überfluteten den Raum. Die großen Regentropfen machten den Teppich unter seinen Füßen augenblicklich nass. Sie fielen auf seine Kleidung, Hände, Gesicht...durchnässten seine Haare. Verschwommene Bilder zogen durch seinen Verstand...leichte Kopfschmerzen. Ihm wurde schwindelig... Als Madam De Vanwent in das Zimmer ihres Sohnes rein kam, sah sie nur ein offenes Fenster, vor dem ein paar nasse schwarze Federn lagen... Kapitel 3: Das Wiedersehen -------------------------- Das Wiedersehen (Dieses Kapitel erfordert ausreichende Verständnisse der Sephiroth ^^") Die Nacht zog langsam vorbei, aber Ryu konnte kein Auge zu kriegen. Er saß auf seinem Bett und starrte mit einem Auge in die Dunkelheit. Er hatte sich schon längst daran gewöhnt. Die Vergangenheit zog wie ein Filmstreifen an ihm vorbei. In dem Moment, wo der Lastwagen von Jen abprahlte, erlebte Ryu die höllischen Folter von damals wieder. Es war schon mehr als 6000 Jahre her...Doch was passiert war, konnte man nicht rückgängig machen. Jetzt dachte er an das Wiedersehen mit seinen alten Freunden. Wie sie jetzt wohl sind?... Es waren schließlich fast 500 Jahre seit ihrem letzten Treffen vergangen. Ob sie auch so ein langweiliges Leben als Menschen geführt haben wie er selber?...Oder war es ganz anders?... Oder vielleicht...? Ryu schüttelte seinen Kopf. Zu viele Fragen...zu wenig Antworten...Es war sinnlos... Er schaute aus dem Fenster. Weit im Osten färbte sich der Himmel hell-blau. Die Sonne ging auf: Bald ist es so weit... ging ihm durch den Kopf. Er öffnete das Fenster. Der warme Wind überflutete den Raum und füllte ihn mit der Frische der Nacht. Ryu genoss es...Als Gebieter über die Finsternis, fühlte er sich nachts wohler als am Tag. Er konnte im Dunkeln sogar viel besser sehen als bei Licht oder wenn es notwendig war, sich ganz in der Finsternis auflösen, zu einem Teil von ihr werden. Ryu sah sich in seinem Zimmer um. Hier hatte er 18 Jahre lang mit seinen... Komisch...ich kann diese Menschen nicht als Eltern bezeichnen... dachte er. Aber das war jetzt auch unwichtig. Er sprang durch das Fenster runter in den Garten. Mit lauten Schlagen der Flügel landete Shadow auf seiner Schulter. Ryu lächelte schwach, dann verließ er schnell den Garten und schlich in eine dunkle Gasse. Er schaute sich um und als er sich sicher war, das niemand ihn beobachtete, stellte er sich auf einen Knie und beugte sich stark runter. 2 pechschwarze Schwingen schossen aus seinem Rücken. Sie zerrissen sein Hemd und Haut an den Schulterblättern. Ryus Gesicht wurde für einen Moment von Schmerz verzehrt, doch die Wunde verschloss sich nahezu augenblicklich. Nur mit viel Mühe konnte Ryu sich wieder aufrecht stellen. Die Flügel waren schwer wie Blei. Das Blut auf seinem Hemd trocknete langsam. Ryu schaute den Himmel an. Die ersten Sonnenstrahlen berührten die feuchte und kalte Erde. Es war so weit. Er stieß sich vom Boden ab und glitt in die Höhe. Shadow folgte ihm. Ryus Ziel lag weit außerhalb der Stadt. Jen, Yusa und Hito warteten auf ihn an dem steinigen Ufer eines großen Sees nahe Kyoto. Dort angekommen, sah er Jen auf einem Felsen sitzen. Hito und Yusa standen daneben. Sie drehten sich nicht mal um als er neben ihnen landete: "Morgen." Sagte Ryu. "Hi." Antworteten ihm Yusa und Hito gleichzeitig. Jen schwieg. Sie sah die aufgehende Sonne an, die den See rot färbte. Das Wasser war glatt wie ein Spiegel. Von der Oberfläche stieg Wasserdampf auf und schwebte in die Höhe, wo er sich langsam auflöste. Kalter Wind wehte vom See: "Sieht schön aus." Meinte Ryu kalt. Jen wendete ihren Blick vom See und schaute ihn grinsend an: "Gefährlich schön." Sie drehte sich wieder weg. Ryu wusste was sie damit meinte. Dieser Ort hatte einen schlechten Ruf. Hier, an den steifen Klippen und steinigen Ufern, haben viele Menschen ihre Leben gelassen. Sie begangen Selbstmord. Ryu kannte den Grund nur zu gut. All diese Menschen sahen, dass was sie niemals sehen durften. Sie bezahlten dafür mit ihren Leben: "War er schon hier?" Ryu schaute Hito fragend an. Dieser schüttelte mit dem Kopf: "Nein, wir sind zu früh dran." Meinte er. Ryu nickte. Der Sonnenstrahlen verdrängten langsam den Wasserdampf und lösten ihn auf. Yusa runzelte die Stirn: "Nicht wir sind zu früh dran, sondern er zu spät." Sagte sie kalt. Ryu schaute sie grinsend an. Er wusste, dass sie vor Neugier platzte. Sie war das jüngste Mitglied des Zirkels und konnte sich nur schlecht an alles erinnern. Sie war total gespannt drauf wie die anderen jetzt wohl sind und konnte es kaum erwarten sie wieder zu sehen: "Er kommt." Jens Stimme lenkte Ryu von seinen Gedanken ab. Er schaute auf den See. Dort im Nebel konnte man langsam Umrisse von etwas großem erkennen, das immer näher kam. Als es nah genug am Ufer war, sah Ryu ein Boot, an dessen Ende ein alter Mann stand. Er hielt ein großes Ruder in den Händen. Seine dunkle Kleidung war an manchen Stellen gerissen und war in einem schlechten Zustand: "Es ist lange her..." sagte Jen mit einem Lächeln auf dem Gesicht als der Ruderer anlegte. Dieser verbeugte sich: "Ja, Sie haben sich stark verändert Mylady." Er lachte: "Ich habe sie kaum wieder erkannt." Er schaute sie nacheinander an: "Ihr habt euch alle verändert...seid erwachsen geworden..." flüsterte er. "Wir sind froh dich wieder zu sehen, Haron" Lächelte Yusa. "Es wird langsam Zeit..." Meinte vorsichtig Hito: "Der Nebel verschwindet..." "Ach ja, ich alter Dummkopf." Lachte der Ruderer: "Labere euch hier zu. Los steigt ein." Einer nach dem anderen stiegen Jen, Yusa, Ryu und Hito in das Boot ein. Haron stieß sich vom Ufer ab und das Boot trug sie leicht in den Nebel. Es schien so, als ob es schweben würde, denn die Wasseroberfläche blieb weiter hin glatt wie ein Spiegel. Yusa lehnte sich über den Rand und berührte mit den Fingerspitzen das Wasser. Kalt... sie spürte Jens Blick im Nacken, drehte sich aber nicht um. Yusa wusste wieso Jen sie so anschaute. In den 15 Jahren ihres kurzen Lebens hatte Yusa sich daran gewöhnt Jen als große Schwester anzusehen. Jetzt, wo die beiden sich an alles erinnert hatten, war es anders. In ihren Leben als Seraphim, die ranghöchsten Engel, waren sie keine Geschwister und das war ihr einzigwahres Leben. Und trotzdem...Yusa würde vieles geben um es zu ändern. Yusa schaute in den Nebel. Dort konnte man langsam, aber sicher dunkle Umrisse der hohen Klipper erkennen. Das Boot stieß gegen das harte steinige Ufer. Jen sprang über den Rand und landete lautlos auf einem der Felsen. Die anderen folgten ihr. Sie drehte sich zu Haron und verbeugte sich: "Danke, dass du uns hierher gebracht hast. Es sind schon Jahrtausende seit dem Tag vergangen als wir zu den Wächtern der Erde wurden und seit dem Tag, als du uns zum ersten mal hier her gebracht hast. Schon immer hattest du uns auf der anderen Seite erwartet, jeden Tag, bevor der Nebel verschwand und nie hast du etwas dafür verlangt. Danke." Der alte Ruderer lachte: "Nein, nein, bedankt Euch nicht. Ich bin dazu bestimmt worden. Es hätte auch jeder andere sein können..." "...Aber wir sind froh, dass ausgerechnet du es bist." Unterbrach ihn Yusa mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Der Ruderer erstarrte für einen Moment, dann lächelte und sagte: "Und ich bin froh, dass Ihr meine Herren seid..." flüsterte er und löste sich in Nebel auf. Jen schaute einen Moment lang die Stelle, wo vor ein Paar Sekunden noch Haron mit seinem Boot waren, dann dreht sich um. Vor ihr erschien aus dem Nebel ein Tor. Ein Dimensionstor. Verzehrer von Raum und Zeit. Es öffnete sich und die Wächter gingen durch. Und wieder das bekannte Gefühl beim Brechen der Zeitgrenze. Eine leichte Betäubung.... Auf der anderen Seite erwartete sie eine öde Landschaft. Dunkle Klippen, nackte schwarze Bäume schossen in den grauen Himmel. Krähen und Geier saßen auf den Ästen und glotzte die Wächter mit ihren kalten gelben Augen an. Schwere dunkle Wolken schwebten in der Höhe. Von Zeit zurzeit leuchteten am Horizont Blitze auf und erloschen im selben Augenblick. Und...ein schwarzes Schloss, umhüllt vom Nebel, stand auf einem Hügel. Die Insel der Toten war der einzige Ort, der nicht vom Laufe der Ewigkeiten beeinflusst wurde. Hier stand die Zeit still. Es war ihr Zuhause...Sie folgten dem langen Weg, der von Tor aus führte. Hier und dort versteckten sich seltsame Kreaturen. Sie starrten auf die Wächter mit ihren glühenden gelben Augen an. Flüsterten etwas einander zu. Es waren die verlorenen Seelen der Menschen. Menschen, die in ihrem Leben zu viel Böses getan haben. Jetzt waren sie dazu verdammt für immer auf dieser Insel zu bleiben. Weder lebend noch tot, auf der Grenze der Welten gefangen, hassten sie alles im Universum. Dieser abrundtiefe Hass verzehrte ihre Seelen und formierte sie neu. Manche von ihnen standen auf 2 Beinen, wobei die anderen krochen oder gar schlängelten um sich fort zu bewegen. Ein hoher Zaum umzingelte das Schloss. Als die Wächter das Tor erreichten, öffnete es sich von selbst. Alles hier hat schon seit langem ihre Herren erwartet. Es schloss sich hinter ihren Rücken. Die verlorenen Seelen, die ihnen bis zu diesem Punkt gefolgt waren, blieben stehen und starrten ihnen hinterher. Die Wächter gingen immer weiter zum Schloss, sie ignorierten die kalten Blicke der Krähen und Geier. Die Tür, die in das Innere des Schlosses führte, öffnete sich auch von selbst, langsam, quietschend. In der Eingangshalle hatte sich auch nichts geändert. Staubige Möbel, Kerzenständer, Schwarze Säulen stützten die Decke und eine lange Treppe führte nach oben: "Wir sind zuhause..." flüsterte Yusa. Die Schritte der Wächter hinterließen ein langes Echo im Raum: "Ihr seid spät dran." Hörten sie plötzlich. Oben auf der Treppe stand ein junger Mann mit braunen Haaren. Er kreuzte die Arme auf der Brust und ging langsam runter. Yusa erkannte diese Sprache sofort. Es war die gemeinsame Sprach der 3 Heiligtümer. Jeder kannte diese Sprache, doch nur wenige konnten sie verstehen: "Wer?.." "Sephira Nezach." Unterbrach er Jen und verbeugte sich: "Mein menschlicher Name ist Leonardo De Vanwent." Er lächelte: "Ihr könnt mich Leo nennen." Yusa rannte zu ihm: "Du bist wirklich Sephira Nezach?" sie guckte ihn begeistert an. Er nickte lächelnd: "Ja, und so wie´s aussieht bist du Sephira Jesod. Du bist aber groß geworden." Er verwuschelte Yusas Pony: "Yup, man nennt mich jetzt Yusunari, aber Freunde nennen mich einfach Yusa." Yusa grinste übers ganze Gesicht. Jen lächelte, auch nach dem sie sich an alles erinnert hatte, blieb Yusa so wie früher. Fröhlich und sorglos: "Sephira Binah. Mein Menschlicher Name ist Hitoshi." Stellte sich Hito vor. Ryu tat es auch: "Sephira Chokhmah." Sagte er ruhig und fügte hinzu: "Ryu." Leo schaute ihn an: "Ich habe dich sofort erkannt." "Is auch nich schwer." Meinte Ryu. Leo grinste und wendete sich zu Jen: "Und du musst dann..." "Jen, einfach nur Jen." Unterbrach sie ihn. Ryu schaute sie an. Sie hasste es mit ihrem wirklichen Namen genannt zu werden. Damit hingen zu viele schlechte Erinnerungen zusammen. Leo wendete en Blick. Es fing am zu regnen. Die Regentropfen kamen durch die zerbrochenen Glasscheiben und fielen auf den Boden: "Sind wir die letzten?" fragte Jen kalt. "Ääh, nein..." stotterte Leo: "Michael...ich meine, Sephira Tiphereth ist noch nicht da..." Jen schaute auf die Eingangstür so, als ob diese im nächsten Augenblick aufgehen würde, aber sie blieb weiter hin zu. "Hm, und wo sind die anderen?" fragte Hito. Er versuchte gelassen zu wirken, aber man sah ihm an, dass er angespannt war: "Sie warten in der Empfangshalle." Leo merkte seine Spannung und grinste. "Los, gehen wir! Gehen wir!" hielt Yusa nicht aus. Sie rannte die Treppe hoch. Die schwere Tür, die zur Empfangshalle führte ging langsam und mit lautem Quietschen auf. Die nächste Halle war noch größer und länger. Es war die Empfangshalle. An beiden Seiten standen mehrere Säulen mit verschiedenen Verzierungen drauf. An den Fenstern hingen schwarze, an manchen Stellen zerrissene, Vorhänge. Am Ende des Raumes stand ein langer Tisch mit 9 Sesseln. Dort am Tisch saßen 3 junge Mädchen und kugelten sich vor Lachen. Yusa erstarrte. Die Mädels drehten sich alle wie auf ein Zeichen um. Eins von ihnen erkannte Yusa sofort. Sie hatte eine Narbe auf dem Hals. Sephira Hesed. Yusa wollte was sagen, doch die beiden anderen Mädchen sprangen von ihren Plätzen auf und rannten auf sie zu: "Da seid ihr ja!!" eine von ihnen, mit feuerroten Haaren und Tigeraugen, umarmte Yusa und verwuschelte ihr Pony: "Wir dachten ihr kommt gar nicht mehr." Sie streckte ihre Zunge raus: "Ich bin Mili. Sephira Hod." Das andere Mädchen blieb neben den anderen, die grad obern angekommen waren: "Sephira Geburah." Stellte sie sich grinsend vor: "Rina." "Emi, Sephira Hesed." Hörte Yusa plötzlich eine weiche und melodische Stimme. Das Mädchen mit der Narbe auf dem Hals kam zu ihr: "Hallo, wir haben uns lange nicht gesehen. Ich freu mich." Sie lächelte. Obwohl ihre Lippen sich kein Stück bewegten, konnte Yusa ihre sanfte Stimme hören. Sephira Hesed, die himmlische Sängerin, sprach, nach dem Verlust ihrer wunderbaren Stimme, nur noch telepatisch. Es war ein harter Schlag für sie. Seit dem sprach sie sehr wenig. Nach dem alle sich einander vorgestellt hatten und einander wieder erkannten, setzen sie sich an den langen Tisch. Jeder kannte seinen Platz, denn auf jedem Sessel war eine Gravur. 8 Zeichen, die für die 8 Elemente standen. Luft, Erde, Wasser, Donner, Feuer, Eis, Licht und Finsternis. Nur Jens Sessel, am Kopf des Tisches, hatte keine Gravur. Sie war inelementar: "Warum wundert´s mich nicht, dass Michael zu spät kommt." Murmelte Hito genervt. Rina und Mili kicherten: "Sie haben sich vielleicht vom Äußeren her verändert, aber der Charakter blieb bei jedem gleich." Flüsterte Rina. Mili wollte ihr antworten, doch in diesem Moment ging die Tür auf und dort erschien ein junger Mann mit einer breiten Lache auf dem Gesicht. Seine elegante Kleidung war vom Blut verschmiert: "Sorry, Leute, ich bin unterwegs..." fing er an, aber Hito unterbrach ihn: "Wohin bist du denn schon wieder rein geraten, Tiphereth!?" "Hey, schaut mich nicht so an! Sie haben angefangen!" versuchte er sich raus zu reden. Mili, Rina und Yusa lachten wie auf ein Zeichen los. Es war schon fast eine Tradition, dass der große Michael, Sephira Tiphereth, zu spät kam. Dieser sah, dass der Versuch alle von seiner Unschuld zu überzeugen, erfolglos war. Er atmete enttäuscht aus und meinte zu Hito: "Nich Tiphereth, sondern Alec." "Von mir aus." Wedelte dieser mit der Hand. Alec ging langsam durch die Halle: "Seltsames Gefühl, wieder zuhause zu sein..." flüsterte er. Sein Gesicht wurde ernst: "Hier hat sich nichts verändert..." ersetzte sich auf seinen Platz neben Ryu: "Ja, dieses Schloss ist was Besonderes. Er ist ein Teil der Menschen, die durch unsere Hände gestorben sind." Jen lehnte sich mit den Ellbogen gegen die Tischkante und schloss die Augen: "Ich kann ihre Schreie hören. Sie sind das Echo unsere Schritte. Der Zaun um den Schloss herum sind ihre Knochen....Der Nebel- ihr Blut..." "Die, die zu viel wussten, mussten sterben. Für das Wohl der Menschheit. Wenn wir es nicht getan hätten, würden die Menschen sich selbst mit ihren eigenen Waffen vernichten. Wenn wir all diese Menschen nicht getötet hätten, würde das dritte Heiligtum, so wie wir es jetzt kennen, nicht existieren. Es wäre nur eine armselige Welt am Rande des Untergangs." Sagte Ryu kalt: "Ich kann nicht sagen, dass ich es nicht bereue, alles was wir getan haben,....aber...bereuen tu ich es auch nicht..." Jen schaute jedes Mitglied des Zirkels nach einander an. Als sie sich das letzte Mal gesehen hatte, waren sie alle noch Kinder. Jetzt sind sie alle Erwachsen geworden. Obwohl sie ihre astralen Körper verloren hatten, hat sich ihr Aussehen nicht verändert. Die schönen und sanften Gesichtszüge eines Engels konnte man in jedem von ihnen erkennen. Sogar Ryu sah, trotz seines brutal ausgestochenen Auges, immer noch verdammt gut aus. Lautes Schlagen der Flügel riss Jen von ihren Gedanken weg. Sie schaute in die Richtung woher es kam und sah eine weiße Eule, die durch die zerbrochene Fensterscheibe in die Hale rein flog und vor ihr auf dem Tisch landete: "Das wurde aber auch Zeit." Sagte sie deutlich mit einer tiefen und etwas trockenen Stimme: "Ich dachte schon ich muss hier noch ein Paar Jahrhunderte rumgammeln und dabei ist die Luft hier so feucht." Die Eule wedelte mit einem Flügel. Alec, Mili, Rina und Yusa kugelten sich vor lachen: "Dann würdest du eben noch ein bisschen rumgammeln." Sagte Jen kalt: "Hör auf so ein Theater zu machen, Nostradamus. Wir freuen uns auch dich wieder zu sehen." Fügte sie hinzu und lächelte. Nostradamus, die einzige Seele, die nicht vom Sog der Zeit verschlungen werden konnte, dreht seinen Kopf um 180°: "Du hast dich nicht verändert. 6581 Jahre, 3 Monate, 28 Tage, 12 Stunden und 57 Minuten sind nach der Menschlichen Zeitmessung seit dem Tag vergangen, als ich mich euch angeschlossen hab." Er schüttelte den Kopf und meinte sarkastisch: "Mein Gott, wie viel Zeit ich mit euch verschwendet hab..." die Wächter musste unfreiwillig lachen. Nostradamus war ein guter Freund des Zirkels und unterstützte sie wo er nur konnte. Hito wollte was sagen, aber Ryu kam ihm zuvor: "58 Minuten." sagte er ruhig und guckte auf seine Armbanduhr. Alle schauten ihn so an, als ob sie nichts anderes erwartet hätten: "OK, Spaß bei Seite." Nostradamus drehte seinen Kopf wieder zu Jen: "Ich nehme an, ihr habt die Situation auf der Erde schon erfasst..." fing er an. "Ja, wie haben genug gesehen." Antwortete ihm Rina. "Die Menschen haben in diesen 500 Jahren einen enormen Fortschritt in ihrer Technologie gemacht." Meinte Hito: "Sie bewundern ihre eigene Intelligenz und achten weder auf die Folgen, noch auf deren Auswirkung auf die Umwelt. Das könnte fatal enden..." "...Aber so wie ich dich kenne weist du mehr als man mit einem bloßen Auge erkennen kann." Sagte Jen zu Nostradamus: "Immer noch so scharfsinnig wie früher." Konterte er: "Ja, du hast recht." Sagte er nach einer kurzen Pause: "Ich bin gekommen um euch zu warnen. Ich hatte 2 Visionen...." "Jetzt wird's lustig." Grinste Alec. "Unterbrich mich bitte nicht." Die Eule drehte erneut ihren Kopf um 180°. Yusa gab von sich ein Laut, das man als Lachen identifizieren könnte. Sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt. "Eine von ihnen verstehe ich immer noch nicht." Fuhr Nostradamus fort. "Erzähl erst von der, die du deuten konntest." Bittete ihn Rina. Nostradamus wuschelte seine Federn auf: "Gut. Ich sah eine Weltkarte, die auf einem runden Tisch lang. Plötzlich ging sie in Flammen auf. Alles verbrannte, außer dem Stück, auf dem sich China befand. Der Tisch wurde vom Blut übergossen und das restliche Stück der Karte wurde schwarz." beendete Nostradamus. Die Wächter sahen sich gegenseitig an: "Alles klar." Sagte Ryu gelassen: "Der chinesische Geheimdienst wird in nächster Zeit eine neue Waffe entwickeln." Er lehnte sich zurück. Nostradamus nickte: "Ja und ich nehme an, es wird eine Bombe sein." "Die Ausmaße einer solchen Explosion werden monströs sein." Sagte Hito kalt und schaute aus dem Fenster. Es regnete noch stärker. Der Boden von den Fenstern war schon fast ganz nass: "Und was war die andere Vision?" fragte Yusa gespannt. Nostradamus senkte den Kopf und machte eine lange Pause. In der eingebrochenen Stille konnte man die Regentropfen auf der Fensterscheibe aufschlagen hören: "Stand im einem weißen Raum..." fing die Eule an: "Nein, es war kein Raum...ich hatte keinen Boden unter meinen Füßen. Es war so, als ob ich im Nichts schweben würde. Alles war weiß um mich herum. Vor mir stand eine Person, umhüllt in einen schwarzen Umhang. Sie sah sich um und sagte: "Endlich bin ich frei..." "Konntest du das Gesicht der Person erkennen?" fragte Mili nach einer langen Pause. "Nein, es war verdeckt." Antwortete Nostradamus: "Ich bekam Gänsehaut als ich seine Stimme hörte. Sie war eiskalt. So was hatte ich noch nie gehört." Es wurde wieder still. Jen bekam eine schlechte Vorahnung: "Wir sollten uns erstmal um den Geheimdienst kümmern." sagte sie schließlich und wollte schon aufstehen, aber hielt an: "Ach ja, was gibt es neues in der Welt?" "Ach, nix besonderes. 2 Vulkanausbrüche, eine Überflutung und Massenerkrankung an Hautkrebs." Sagte die Eule locker. "Ausmaßen?" "Größer als du glaubst. " "Woher willst du wissen, was ich glaube?" "Du hast wohl vergessen, wer ich bin." Beendete Nostradamus den kleinen Streit. Jen grinste. "Wir beschäftigen uns mit den Kleinigkeiten." Sagte Ryu und schaute die anderen nacheinander an. Diese nickten, dann stand er auf und ging zur Tür: "Kümmere du dich um die China-Heinis und ihr neues Spielzeug." Sagte er zu Jen und verließ die Empfangshalle. Die anderen folgten ihm. Nostradamus kam auch mit ihnen. Jen blieb allein in der Halle stehen. Sie sah sich noch mal um. Dieses Schloss war gleichzeitig ihr gehorsamer Diener und ihr größter Feind. Sie hörte Stimmen: "Mörderin! Mörderin!" flüsterten die Wände. Geisterhafte Hände kamen von ihnen aus. Mit ihrem Langen Krallen versuchten sie Jen zu erwischen, kamen aber an sie nicht ran. Jen ignorierte sie. Sie verließ die Halle durch einer der beiden Türen an den Seiten und ging eine lange Treppe runter. Die Insel der Toten mit ihrem Schloss war in Wirklichkeit ein Tor, durch welches die Seelen der Toten gehen mussten um in die Unterwelt zu gelangen. Jen ging durch die dunklen Gänge des Kellers. Sie kannte das Schloss wie ihre Westentasche. Jeder Geheimgang, jedes Zimmer, alles von der Spitze des höchsten Turmes bis zu den tiefsten Gewölben. Nach einem kurzen Spaziergang erreichte sie eine große fest verschlossene Tür. Auf ihr waren 2 gekreuzte Äxte abgebildet. Die Tür öffnete sich, wie auch alle anderen. Jen betrat den Raum. An beiden Seiten häuften sich Bergen von Waffen. Hier war alles Dolche, Schwerter, Bögen, Äxte, Speere sogar Pistolen und Kanonen. Jen ging aber an alldem vorbei. Nach einer Weile merkte sie zwischen den Bergen von Schrott ein schwaches Leuchten. Jen streckte ihre Hand raus und aus ihr schoss eine Schockwelle, die alles was ihr in den Weg kam wegschleuderte. Bis man sehen konnte was eigentlich geleuchtet hat. Es waren 2 lange Katanas. Golddrachen mit roten Rubinaugen waren in ihre Griffe eingearbeitet. Jen nahm die Schwerter in die Hände. Warm...Das glühen hörte auf. Jen befestigte die Schwerter auf ihrem Rücken und verließ die Waffenkammer. Sie schlich sich leise wie eine Katze durch die Gänge des Labors. Die Zeit war schon lange nach Mitternacht. Auf der suche nach ihrer Beute, vom Nebel umhüllt, ging sie problemlos an dem Überwachungskameras und den halbschlafenden Wachen vorbei. Es 7 Wissenschaftler, die an dem Projekt 190028705203-AF gearbeitet haben. Das Projekt stellte eine neue Form der Biowaffen mit enormer Zerstörungskraft dar. Vergleichen könnte man sie, wie Hito einschätzte, nur mit 5 oder gar 6 Wasserstoffbomben. Die Fertigstellung dieser Waffe musste verhindert werden. Um jeden Preis. Nach einer langen Suche im fast leeren Labor, hörte Jen Stimmen. Sie lokalisierte. Sie kamen aus dem nächsten Raum. "Beruhigen sie sich, Johnson" So lange man uns dafür bezahlt, ist alles in Ordnung." Sagte eine hohe, leicht quietschende Stimme. "In Ordnung!? IN ORDNUNG!!??" Johnson regte sich scheinbar noch mehr auf: "Ich hab bei dem Projekt mitgemacht, weil man mir versprochen hat, dass die Waffe nur zur Verteidigung und nur in einem Notfall eingesetzt wird!!! Nicht um Millionen von Menschen zu töten!! Ich lasse nicht zu, dass mein Wissen missbraucht wird!!" wie es aussah haben sich die Wissenschaftler heftig gestritten, aber das war Jen egal... Matt Johnson, ein junger, aber begabter Biowissenschaftler, stand wie paralysiert. Mit weit geöffneten Augen starrte er sie an. Ein Mädchen, das gerade rein gekommen war. Sie war so um 17 oder 18. Erstaunlich war nicht die Tatsache, dass sie überhaupt in das Labor rein kommen konnte, sondern, dass hinter ihrem Rücken 2 schwarze Flügel zusehen waren: "Wissenschaftler des Quon-Chi-Geheimdienstes." sprach sie. Matt bekam plötzlich Gänsehaut. Ihre Stimme war eiskalt. Ihre Augen auch. Bei den anderen ließ der Schock scheinbar nach: "Wer bist du?!" schrie einer von ihnen. Er holte eine Pistole raus und zielte damit auf das Mädchen: "Wie kommst du hier rein?!" "Das wird dir nicht helfen. Das Urteil wurde schon gesprochen." Matts Augen wurden noch größer, denn in den Händen des Mädchens erschienen 2 lange Katanas. Einfach so, aus dem Nichts: "Eine Göttin..." flüsterte er. "Euch wurden die Unterstützung eines Massenmordversuchs und die Zerstörung der Umwelt vorgeworfen. Der Richter hat euch für schuldig erklärt. Urteil: Tod.." und sie ging auf sie los. Mit schnellen weichen Schnitten tötete sie einen nach dem anderen. Der Raum füllte sich mit Schreien, Kreischen und Blut...Das Mädchen drehte sich im Tanz des Todes. In weniger als 10 Sekunden war es vorbei. Sie stand in der Mitte des Raumes, umzingelt von Scherben der zerbrochener Reagenzgläser und anderer Gefäße, mit einem ausdruckslosem Gesicht und starrte ins Nichts. Ihre Kleidung, Hände, sogar ihr Gesicht waren vom Blut bespitzt. Um sie herum lagen die Leichen der Wissenschaftler. Matt Johnson stand auf den Knien. Seine Augen waren leer und sein Gesicht verzerrte die Grimasse der Angst. Das Mädchen wischte das Blut von ihrem Gesicht weg. Schaute sich um. Eine der Leichen zitterte. Sie schubste ihn leicht mit ihrem Fuß. Es war der Kollege, mit dem Matt sich gestritten hatte. Ihm fehlte der rechte Arm, vom Ellbogen angefangen und auf seiner Brust waren 2 gekreuzte blutige Schnitte. Die Augen waren weit offen, in ihnen erstarrte stumme Angst: "Wir sehen uns auf der Insel der Toten, verlorene Seele." sagte sie und wollte weggehen. "W...Warte..." Matt konnte es selber nicht fassen etwas gesagt zu haben. Seine Lippen waren schwer wie Blei und im Kopf herrschte Chaos: "Wa...Warum...mich...verschont?..." sie schaute ihn an: "Weil du nichts mit diesen Menschen gemeinsam hast. Deshalb wurdest du nicht verurteilt." "Von wem? Wer bist du?" die Starre ließ langsam nach. Das Mädchen schaute plötzlich zur Tür. "Das ist egal. Freu dich, dass du am Leben bist...nein...freu dich, dass du nicht wie die anderen bist." Aus dem Gang hörte man Schreie und Schüsse. Die Soldaten kamen: "An deiner Stelle würde ich von hier verschwinden." sagte das Mädchen ganz ruhig, als ob die Leichen um sie herum sie nichts angehen würden. Die Soldaten platzten in den Raum rein und blieben vor Schreck stehen. Das Mädchen schaute sie ruhig an und ging zum Fenster. "Bitte! Sag mir wer du bist!" rief Matt ihr hinterher. Doch sie verschwand genauso plötzlich wie sie gekommen war. Hito saß in seinem Zimmer am Laptop. Es war schon dunkel. Er war im Internet. Es war für ihn ein Kinderspiel in jeden PC einzubrechen, der im Moment auf der Welt aktiv war: "Deinen kleinen Ausflug nach China haben so ziemlich alle Geheimdienste der Welt mitbekommen. Du wirst überall gesucht." Er drehte sich auf seinem Stuhl um. Jen stand hinter ihm: "Du solltest mal duschen gehen." Fügte er hinzu. Blut tropfte von den Spitzen ihrer Schwerter und ihre Kleidung war ebenfalls davon verschmiert: "Mach ich später." Dann schaute sie seinen Laptop an: "Woher hast du das denn jetzt schon wieder?" "Ist doch egal." Wedelte dieser mit der Hand. "Wie ist es bei euch gelaufen?" fragte sie weiter. "Die Vulkanausbrüche konnten wir verhindern. Wegen der Überflutung musste dir auch keine Sorgen machen....nur...die Krankheit..." berichtete Hitoshi: " Es könnte eine Weile dauern bis ich ein Gegenmittel gefunden hab...und falls ich es überhaupt finde. Ansonsten müssen wir wieder irgendeinen Auserwählten su..." Er machte eine unschuldige Miene. "Das kannst du vergessen. Ich werde den Menschen nie wieder ein Teil meiner Kräfte geben. Hast wohl vergessen, was beim letzten Mal passiert ist." Unterbrach ihn Jen. Sie schaute auf den matten Bildschirm des Laptops. "Hier." Sie holte aus der Tasche eine kleine Diskette: "Hier drauf sind alle Informationen bezüglich des Projektes 190028705203-AF gespeichert. Codes, Formeln, Bestandteile..." Sie gab die Diskette Hitoshi. "Danke, bei mir ist sie gut aufbewahrt." Er nahm die Diskette und legte sie in einen der Fächer seines Tisches: "Und jetzt schau dir das mal an." Er gab schnell eine Seite im Suchsystem ein: "Die ZRU konnte mit der Hilfe der neuen weißen Laser die Videos von den Überwachungskameras im Labor zuscannen." Mit einem Doppelklick auf ein Bild aktivierte er eine Videoaufnahme. Sie zeigte einen Raum in dem Sich 7 Menschen befanden: "Na, kommt dir das nicht bekannt vor?" Auf dem Video erschien ein Mädchen. Es war Jen: "Hm, wenn ich dich nicht so gut kennen würde, würde ich sagen, dass wir ein Problem haben..." "..Aber zum glück kennst du mich ja gut genug." Grinste er. "Was hast du gemacht?" "Ich hab deine Daten etwas geändert. Jen Sanamura ist vor 3 Jahren in einem Autounfall tragisch ums Leben gekommen." Er machte eine traurige Miene. "Ach, ich armes Ding. Ich tu mir ja so leid..." Jen spielte mit. "Genau, denen würden beim Lesen deiner Daten die Tränen kommen. Das kann ich dir versichern. Zur Sicherheit hab ich noch ein Paar Augenzeugen aufgezählt, die bei deiner Beerdigung anwesend waren. Leider haben sie uns auch verlassen." Er öffnete noch eine Seite mit einigen Fotos von einem Unfall. Man sah eine verkokelte Leiche, brennende Autos, Feuerwehr und Krankenwägen. "Hör auf, sonst muss ich noch weinen." Sagte Jen kalt: "Danke für die Mühe. Ich werde mich bei Gelegenheit revangieren." Und sie verließ sein Zimmer. Hitoshi blieb auf dem Stuhl sitzen. Er sah sich um: "Na toll. Und wer wischt jetzt die Blutflecken von dem Boden weg?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)