Faded in fog von VampirSchäfchen ================================================================================ Kapitel 1: Begegnug im Nebel ---------------------------- Ich widme diese FF 2Tooru, weil so so lieb zu mia is ^-^ 1. Begegnung im Nebel Erschöpft wischt sich Kaede das vom Nebel nass gewordene Haar aus dem Gesicht. Tautropfen hängen an seinen Wimpern und sein Gesicht fühlt sich feucht an. Er ist schon den ganzen Tag aus einem ihm nicht bekannten Grund durch die Straßen der Stadt geirrt und hat nach etwas oder besser jemandem gesucht. Dieses Gefühl, unbedingt zu dieser Person gelangen zu wollen hatte Kaede schon öfter, doch nie war es so ausgeprägt wie Heute gewesen. Es war als rufe jemand nach ihm... Auch wenn er keine Stimmen hörte. Kaede schüttelt den Kopf "Ich bin doch verrückt...", murmelt er leise und macht sich auf den Weg zurück zu seinem kleinen Apartment. Schwer und erdrückend lastet der Nebel an diesem Spätsommertag auf der kleinen Stadt fern ab von Tokyo mit seinen Autos und Smogwolken. Kaede ist recht zufrieden mit dem Leben hier und wünscht sich auch nicht von hier weg. Als er am alten Bahnhof vorbei kommt hält er überrascht inne. Irrt er sich, oder sitzt da jemand auf dem Bahnsteig? Unbezwingbare Neugier steigt in dem jungen Mann auf und er klettert über den niedrigen Holzzaun um zu der Gestalt zu gelangen. Johannisbeerstacheln verfangen sich in seiner Hose und er flucht leise vor sich hin. Die unbekannte Person sitzt noch immer unbewegt da und starrt gerade aus, ohne auch nur einen Blick auf Kaede zu werfen. Dieser schafft es schließlich sich aus dem Gestrüpp zu befreien und stolpert auf den Bahnsteig zu. Schüchtern tritt er vor die regungslose Gestalt hin und betrachtet sie voll Neugier. Der junge Mann vor ihm hat blasse, fast durchscheinend weiße Haut und schöne Braune Augen. Sein langes, fast weiß geblichenes Haar fällt ihm offen über die Schultern und lässt seinen schmalen, kleinen Körper unendlich zerbrechlich wirken. `Wie eine unsagbar schöne Porzellanpuppe...´, geht es Kaede durch den Kopf. Plötzlich dreht der Fremde den Kopf und sieht ihm direkt in die Augen. Sein Blick ist seltsam leer. Kaede schluckt und über windet sich als der Fremde ihn weiterhin nur schweigend anstarrt zu sprechen. "Entschuldigung..... Ich wollte sie nicht stören... Sie sahen nur so traurig aus..." Der Fremde sieht ich forschend in die Augen. Dann nickt er und über seine Lippen huscht ein schwaches Lächeln. "Schon in Ordnung...", seine Stimme ist leise und warm und scheint Kaede wie ein warmer Lufthauch. "Kann ich... Ihnen vielleicht helfen?", fragt er zaghaft und der Fremde lächelt erneut. "Ja... Wenn du die Zeit hast, dir einfach meine Geschichte an zu hören... Das würde mir helfen, und dir vielleicht auch." Kaede nickt eifrig und setzt sich auf die feuchten, von der Witterung stark in Mitleidenschaft gezogenen Steine des Bahnsteiges neben den Fremden. Er strahlt die blasse Gestalt an. "Wenn ihnen danach besser ist, höre ich gerne zu. Ich habe Zeit." Der junge Mann neben ihm nickt und sieht zum Himmel empor, als suche er noch nach den richtigen Worten und der Stelle in seinem Leben, an der er mit seiner Erzählung an fangen muss. Kaede lässt indes seinen Blick über die alte Bahnhofsanlage schweifen. "Warum sind sie ausgerechnet hierher gekommen?" "Um mich an die schönste Zeit meines Lebens zu erinnern.... Eine Zeit in der ich unwahrscheinlich glücklich war, und es nie bemerkt habe... Mit fast jedem Platz dieser Stadt sind Erinnerungen von mir verbunden..... Egal wo ich hin gehe muss ich immer an jene Person denken.... Eine Person, die mir so unendlich wichtig ist, auch wenn er es wohl nie so recht bemerkt hat.", er schweigt wieder und richtet seinen Blick auf einen Punkt weit vom Bahnhof entfernt, scheinbar vollkommen in alte Erinnerungen versunken, so dass Kaede beschließt einfach weiter Fragen zustellen, um es dem Fremden leichter zu machen einen Anfang für seine Erzählung zu finden. Er weiß selbst, wie es ist etwas erzählen zu wollen, und nur nicht zu wissen wie man anfangen soll. Besonders weil es ihm selbst sehr schwer fällt überhaupt über seine Erlebnisse und Gefühle zu reden. `Vielleicht geht es ihm ja genau so´, denkt er. "Wie heißen sie eigentlich?" "Tooru... Doch eigentlich nennen mich die meisten Kyo... Du kannst ruhig aufhören mich zu siezen... In Anbetracht auf das, was ich dir erzählen will, ist es albern wenn du mich siezt." Er lächelt auch wenn es nicht so sonderlich glücklich scheint. `Vielleicht hat er verlernt zu lächeln.... Wer weiß was ihm wieder fahren ist... Ob ich ihm überhaupt helfen kann?´ Ein sanfter Windhauch im hüllt die beiden Männer und bringt Kyos Haar in Bewegung. Anmutig und wie ein seidener Schleier wiegen sie sich im Wind und umrahmen das schneeweiße Gesicht der zierlichen Gestalt. Ein leichter Schauder läuft über Kaedes Rücken. ´Er ist so hübsch... Er wirkt fast übernatürlich schön... Wie ein Engel oder ein Elf ... Auch wenn Elfen groß sind und nicht so klein und zerbrechlich...´ "Hast du jemals den Drang gespürt eine Person immer und überall in deiner Nähe haben zu können? Den Drang diese Person zu berühren, und wenn es nur ganz flüchtig ist?" "Nein... Oder doch.... Manchmal schon. Es ist als wenn man zerbrechen müsste, wenn man diese Person nicht berührt... Und wenn man es dann getan hat fühlt man sich erleichtert und manchmal auch glücklich... Ist es das was du meinst?" "Ja... Genau dieses Gefühl meine ich. Ich habe in einer Band gesungen, die sich Dir en grey nannte." "Also existiert diese band nicht mehr? Du sagtest gesungen... Also Vergangenheit.", unterbricht ihn Kaede und schlägt erschrocken die Hand vor den Mund, "ich wollte dich nicht unterbrechen... Tut mir leid..." Kyo muss lächeln, und diesmal ist es echt und von Herzen. Kaedes Körper fühlt sich beim Anblick dieses Lächelns seltsam an und für ihn steht fest, dass er Kyo um jeden Preis helfen will. `Damit er wieder lachen kann und nicht immer erinnert wird...´ "Du bist wirklich ein aufmerksamer Zuhörer... Am Ende meiner Erzählung wirst du verstehen, warum ich die Vergangenheitsform benutzt habe... Also wie schon gesagt habe ich in einer Band gesungen. Diese Band war mein Lebensinhalt... Der einzige Grund am Leben zu bleiben und zu lachen. Doch dann, eines Tages verkündeten unser Drummer und einer unser beiden Gitarristen aus heiterem Himmel sie wollen die Band verlassen... Kaoru unser Bandleader und Gitarrist, Toshiya unser Bassist und ich waren am Boden zerstört. Damals... Damals habe ich zum erstenmal nach Jahren wieder daran gedacht, wie es ist Selbstmord zu begehen... Wie es ist, wenn das kalte Metall einer Klinge in das Fleisch eindringt... Wie das warme Blut über die Haut läuft und der Herzschlag immer schwächer wird...", Kyo richtet seinen Blick wieder in die Ferne und sein Zuhörer betrachtet ihn schweigend und betroffen von der Seite. Auch ihm ist dieser Gedanke bekannt, doch so etwas aus dem Munde eines anderen zu hören ist irgendwie viel erschreckender als es selbst zu denken. "Schon nach wenigen Tagen haben wir dann einen neuen Gitarristen gefunden: Daisuke. Ein sehr netter Zeitgenosse der dich super mit Kaoru versteht. Manchmal saßen sie Stunden lang einfach nur neben einander... Uns Daisuke hat dann nach ein paar weiteren Tagen einen schmalen, fast mageren Jungen an geschleppt... Sein Name war Shinya und obwohl er nicht danach aus sah konnte er brillant Schlagzeug spielen... Somit waren wir also wieder komplett und begannen wieder zu spielen. Ich habe Shinya von Anfang an gemocht... Ich habe seine Nähe gesucht. Doch er war recht schweigsam und verschlossen...", Kyo schweigt erneut eine Weile lang und Kaede betrachtet ihn eingehend und prägt sich die Einzelheiten seines hübschen Gesichtes ein. `Eigentlich sieht er nicht so aus, als wenn er etwas schlimmes erlebt hat... Aber keiner sieht wirklich danach aus... Man kann die Gefühle und die Vergangenheit eines Menschen nicht an seinem Äußeren ablesen...´ "Trotz dieser Kälte und dem Umstand, dass er nie über seine Gefühle oder Gedanken sprach war ich immer zufrieden wenn ich bei ihm war... Ich habe mich in seiner Nähe einfach wohl gefühlt und nicht ganz so verachtungswürdig wie sonst... Wenn ich in seine Augen gesehen habe schien die Welt ein wenig weniger ungerecht und um so vieles schöner. Oft sind wir schweigend miteinander durch die Straßen und Gassen dieser Stadt gelaufen oder haben hier gesessen und die Sterne beobachtet. Und nun..... Nun kann ich keinen Ort hier in der Nähe ansehen ohne nicht an ihn denken zu müssen... Ohne seinen Geruch wieder in der Nase zu haben und den Wunsch zu verspüren in die Vergangenheit zurückkehren zu können... Wenn ich am Damals zurück denke scheint mir mein Leben danach so leer...", er wendet sein Gesicht der gebannt lauschenden Gestalt neben sich zu. "ich denke... Du weißt was ich meine wenn ich sage, dass ich am liebsten nie nach Hause und von ihm weg gefahren wäre... Wie froh ich war wenn ich neben ihm saß... Wenn wir einander berührten... Es war.... Es war als wenn....." "Man einen Blick in das Paradies wirft?", führt Kaede seinen Satz unsicher zu ende. Kyo nickt und sein Haar fällt ihm über die Schultern nach vorne, wodurch er noch viel mehr nach einer Puppe aussieht. "Ja.... Es war als sei ich für einen Augenblick an einem anderen Ort, an dem es weder Schmerz noch hass gibt... Einen Ort, an dem man weder sich selbst noch andere verachtet... Doch diese schöne Zeit ist nun vorbei..." "Was ist denn geschehen? Er ist doch nicht..... Er ist doch nicht etwa tot, oder?", Kaedes Stimme wurde zu einem Flüstern. "Nein.... Er lebt noch... Doch manchmal denke ich ein Teil seiner alten Persönlichkeit ist gestorben.... Irgendwann ist mir dann aufgefallen, dass plötzlich alles anders war... Daisuke, Toshiya und Kaoru waren wie immer... Doch Shinya und ich hatten uns irgendwie verändert.... Ich weiß auch nicht wie es gekommen ist, oder warum aber eines Morgens bin ich aufgewacht und mir wurde Schlagartig klar, dass es nicht mehr wie früher war. Alles schien sich verändert zu haben, sogar der Geruch. Und Shinya schien mir noch entfernter als je zuvor. Bei den Proben an diesem Nachmittag hatte ich das Gefühl Shinya im Grunde überhaupt nicht zu kennen.... Ich stand vor seinem Schlagzeug und sah ihm zu wie er immer wieder zu schlug und hörte das Spiel der anderen im Hintergrund. "Kyo!", Kaoru kam gespielt verärgert auf mich zu und vermochte sein Lächeln nicht zu verbergen. "Wenn du Shinya schon die ganze Zeit so anstarren musst, dann achte doch bitte darauf wenigstens nicht deinen Einsatz zu verpassen!" "Gomen.....", murmelte ich zerstreut und sah verlegen zu Boden. Toshiya kicherte vergnügt und begann auf und ab zu springen, "Ich hab ne Idee!", quietschte er. Er hatte immer spontan irgendwelche Ideen, die ihm immer zu den seltsamsten Anlässen kamen, "Lasst uns doch mal wieder einen DVD-Abend machen! Es ist schon so ewig lange her das wir einen gemacht haben!" Die und Kaoru stimmten voller Begeisterung laut zu und ich nickte zustimmend Shinya schwieg und Toshiya wandte sich grinsend zu ihm um "Du kommst doch auch, oder?" Shinya nickte und lächelte ihn an, doch ich konnte den Widerwillen in seinen Augen sehen. Ich betrachtete ihn von der Seite während Toshiya lautstark verkündete wir sollen alle gegen Acht Uhr zu ihm kommen und wer wollte könne auch bei ihm übernachten. Plötzlich drehte Shinya den Kopf und sah mir direkt in die Augen. Dann sah er wieder in eine andere Richtung und ich hatte das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Dieser Gedanke verfolgte mich auch noch als ich bereits mit einer Tasche über der Schulter auf dem Weg zu Toshiya war. Ich war mir keines Vergehens bewusst und eine gewisse Unruhe überfiel mich. Ich fragte mich ob Shinya mich darauf ansprechen würde und wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Shinya zeigte seine Gefühle nicht.... Shinya sagte nicht offen, was ihm nicht passte. Nach außen hin gab er sich manchmal fast Gleichgültig. Als ich bei Toshiya ankam war der Rest der Truppe bereits eingetroffen und ich wurde von Toshiya auf seine stürmische, herzliche Art die ich in einer gewissen weise schätze begrüßt. Auch Die und Kaoru kamen zur Tür um mich in Empfang zu nehmen, während Shinya im Wohnzimmer blieb und mir als ich eintrat nur kurz zunickte. Meine Laune sackte fürchterlich ab. Shinya war die Person, auf die ich mich am meisten gefreut hatte. Aber schien alles andere als erfreut mich zu sehen. Die anderen schienen die frostige Stimmung zwischen uns beiden nicht zu bemerken und ich traute mich nicht mal ihn anzusprechen, geschweige denn ihn zu berühren. Schon während des ersten Films kringelte ich mich zusammen und tat so als schliefe ich. Das war das einfachste und auch das bequemste, wenn es auch nicht das war, was ich am meisten wollte. Ich lag da und spürte meinen eigenen Herzschlag. Dann, ich war schon fast wirklich eingeschlafen, begann Shinya unvermittelt zureden. Ganz normal... Wie immer.", Kyos Blick ist gebrochen und verletzt. Die Sonnenstrahlen, die sich durch den dicken Nebel mogeln können, bringen die Tränen in seinen Augenwinkeln zum glitzern. Kaede sieht ihn wortlos an und weiß nicht wie er den kleineren trösten soll. "Von diesem Moment an wusste ich das es an mir lag, und an keinem anderen. Mit dieser Erkenntnis bin ich schließlich eingeschlafen und am nächsten Morgen bin ich schon recht früh gegangen, damit die anderen, besonders Shinya, von mir unbehelligt Spaß haben konnten. Ich hatte das Gefühl irgend etwas in meiner Brust habe sich zu Eis verwandelt. `Macht doch was ihr denkt!´, dachte ich verbittert. `Ich hasse dich, Shinya.... Ich hasse dich ´ Dieser Gedanke erschreckte mich zutiefst. Wie konnte ich so etwas denken? Doch tief in mir wusste ich, dass ein Teil in mir Shinya innig und über alles liebte und der andere ihn über lasse maße verabscheute. Ich war richtig verwirrt... Ich wusste nicht, wie es weiter gehen sollte, und ob ich Shinya ja wieder in die Augen sehen konnte. Ich hatte mich in einen Mann verliebt... Einen Mann, den ein Teil in mir auf den tot nicht ausstehen konnte.... Nachts träumte ich von ihm und davon ihn.... ihn.....", Kyo bricht ab und schüttelt energisch den Kopf und lässt seinen letzten Satz unvollendet, was Kaede ihm nicht im entferntesten übel nimmt. "Zu diesem Zeitpunkt begann ich auch mich selbst langsam aber sicher zu hassen. Wenn ich den Spiegel gesehen habe wollte ich dieses Gesicht im Spiegel einfach nur zerkratzen... Jede Fieber und jeden Faser dieses Körpers vernichten... Und dann veränderte auch ich mich. Nach Außen hin blieb ich der Kyo, der ich schon vorher gewesen bin, doch mein Inneres wandelte sich. Mit der Zeit bekam ich Angst Shinya zu berühren, oder ihn anzusprechen... Mein Leben machte immer weniger Sinn. Ich verlor das Vertrauen zu den anderen, und selbst mit Kaoru, dem man alles anvertrauen kann und der fast auf jede meiner Fragen eine Antwort wusste, sprach ich nicht mehr über meine Probleme... Es wurde von Tag zu Tag schlimmer...", Kyos Stimme ist zu einem schwachen Flüstern geworden und er sieht zu den mit Unkraut bewachsenen Schienen hinunter, die von Rost brauen und porös geworden sind. In Kaedes Augen brennen Tränen. Ihm tut Kyo unendlich leid und der Wunsch ihm zu helfen ist stärker den je. Der junge Mann mit den hellen Haaren öffnet den Reißverschluss seines schwarzen Oberteiles und entblößt den oberen Teil seiner Brust, der über und über mit schmalen Narben und Kratzern übersät ist. Kaede starrt ihn ungläubig an. "Ja... Das bin ich selbst gewesen... Ich habe es einfach nicht ausgehalten. Am Anfang diente es dem Abreagieren.... Doch dann verspürte ich den Wunsch einfach nur Körperliche Schmerzen zu leiden. Die anderen bemerkten es nicht, da ich mich nur an Stellen verging, die immer bekleidet waren.... Doch dann rückte der nächst jener DVD Abende näher, die ich früher so liebte und nun gehasst und gefürchtet habe. Ich hatte mir fest vorgenommen nicht bei Toshiya zu übernachten, sondern nach dem Film das weite zu suchen. Doch als ich aufstand und mich verabschieden wollte spürte ich plötzlich wie jemand mein Handgelenk fest hielt. Zu meiner aller größten Überraschung war es Shinya, der mich da fest hielt. Er fixierte mich mit seinen schönen braunen Augen und ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen. Er sah mich weiter an. Dann erhob auch er sich und zog mich mit sich in die Küche, deren Tür er hinter uns schloss. Er drehte sich zu mir um und sah mir lange in die Augen bevor er zusprechen begann, "Du.... Weichst mir absichtlich aus, oder Kyo?" Ich nickte nur zur Antwort und sah zu Boden, doch Shinya schob seine Hand unter mein Kinn und brachte mich dazu ihm wieder ins Gesicht zu sehen. Da stand ich also vor ihm. Eingeschüchtert und unsicher. Das Verlangen ihn zu umarmen.... Ihn nie wieder los zulassen steigerte sich im gleichen Maße wie mein Selbsthass und das Verlangen ihn so zu verletzen, wie er mich verletzt hat... Unvermittelt kam er mir immer näher und schlang seinen freien Arm um meine Taille. Ich war zu verwirrt um mich zu wehren als er mich küsste. Ich konnte meine Gefühle nicht leugnen.... Ich konnte nicht leugnen, dass ich es genoss und dass ich das was danach folgte durchaus wollte. Es war O.K. ..... Es war für mich mehr als in Ordnung. Obwohl man einen Küchentisch nicht als so sonderlich bequem bezeichnen kann, und Shinya nicht gerade vorsichtig mit mir war, genoss ich jede seiner Bewegungen und die Art wie er meinen vernarbten Oberkörper liebkoste..." Kaede sieht Kyo schüchtern von der Seite an, doch der Gesichtsausdruck des kleineren ist weder glücklich noch schmerzlich sondern gleichgültig. "Ich habe gedacht nun sei endlich alles in Ordnung und in meinem Leben ginge es endlich wieder bergauf... Doch nachdem Shinya wieder genug Atem zum Reden hatte richtete er sich auf, warf mir meine Sachen zu, zog sich selbst an und öffnete die Tür. Ich sah ihn entgeistert an und spürte wie sich die ersten Tränen anbahnten. Shinya sah mich einfach nur kalt an. Mit den Worten: "Wenn du dich weiter so zurichtest wird die Band nicht mehr lange bestehen, Kyo", verließ er den Raum und kurz darauf das Haus. Ich hatte mich bereits wieder angezogen und kauerte weinend in einer Ecke der Küche als die anderen herein kamen um nach mir zusehen und mich zu fragen, was wir so lange getrieben hätten, und warum Shinya gegangen sei. Doch ich antwortete ihnen nicht, stand auf und verließ ebenfalls die Wohnung. Meine Schritte waren zielstrebig, denn ich wusste was ich nun tun wollte oder auch musste. Ob jetzt oder später machte für mich keinen Unterschied und so lenkte ich meine Schritte zu der alten Brücke. Ich sah keinen anderen Weg. Ich wollte sterben... Ich fühlte mich betrogen und benutzt. Es war ein kalter Abend und der Wind war stark, als ich den Stein erklomm. Ich denke, du weißt welchen Stein ich meine?" Kaede nickt. Jeder in der Stadt kennt diesen Stein, der auch von manchen als Teufelsstein bezeichnet wird. Eigentlich ist es kein Stein, sondern ein Sockel, der seinen Namen von den Selbstmördern bekommen hat, die sich schon seit Jahrhunderten von ihm in die Fluten des darunterliegenden Flusses und somit in den sicheren Tot stürzen. Kaedes Stimme zittert vor Aufregung "Aber du hast doch noch einen Ausweg gefunden! Du sitzt schließlich hier vor mir!" Der junge, blasse Mann lächelt und der Wind spielt mit seinen Haaren. "Nein.... Manchmal scheint es nur diesen einen Weg zu geben... Und ich habe ihn gewählt..." Der Wind trägt die Stimme der kleinen Gestalt davon und der Körper Kyos wird langsam durchsichtig. "Mache nie den gleichen Fehler wie ich Kaede-san.... Ich bereue.... Doch mir wird nie verziehen werden...." Die Stimme verklingt und Kyo ist eins mit dem Nebel geworden der Kaede, dessen Tränen auf den kalten Stein fallen, sanft umgibt. Owari ??? Sooo... Erst ma danke fürs lesen ^-^ Also ich denke, es könnte auch noch ne Fortsetzung geben.... Ich hab da so ne Idee.... Aba nur..... Wenn ihr fleißig Kommis schreibt ^-^ *doof-grinsen-tu* Ich weiß.... Ich bin doof... Bin ja schon weg... *davon-hoppel* Mau.... ^-^ Kapitel 2: Der Wunsch zu helfen... ---------------------------------- So... Jez hab ich tatsächlich ne Fortzsetzung geschrieben ^-^ Und sie ist... länger geworden, als geplant... Und schwachsinniger ^-^ 2. Der Wunsch zu helfen... Die Sonne ist schon lange unter gegangen, doch Kaede sitzt noch immer auf den kalten Steinen und spürt wie ein frischer Nachtwind mit seinen Haaren spielt. `Ich bin nicht verrückt... Ich weiß, was ich gesehen habe. Und was ich sehen kann ist doch vorhanden, oder?´ Ein Auto fährt auf der Straße vorbei und seine Scheinwerfer erhellen kurz die Umgebung. `Alles sieht so anders aus bei Nacht... Die Nacht lässt alle Dinge ähnlicher erscheinen. Die Bäume scheinen mit den Sträuchern zu verschmelzen. Es ist schön in der Nacht unterwegs zu sein, den keiner kann einen die ganze Zeit über beobachten. ´ Nach einer Zeit erhebt sich Kaede um sich auf den Rückweg zu seiner Wohnung zu machen. Eigentlich war es egal, ob er dort hin zurückkehrt. Er wohnt alleine und da kann er ja wegbleiben, solange er will. `Ja... Mich vermisst keiner. Doch bei Kyo muss es anders sein. Es gibt vier Leute, die gewiss noch immer um ihn trauern. Ob ich sie finden kann? Vielleicht kann ich ja etwas für sie tun. Etwas verändern. Oder Shinya fragen warum er so etwas getan hat. Ich könnte auf dem Friedhof nach sehen...´ Aber da fällt ihm ein, dass es nicht nur einen Tooru in dieser Stadt gegeben haben muss, und dass er auch nichts über seine Lebensdaten weiß. Und doch ist er entschlossen Kyos alten Freundeskreis zu finden. Voller Tatendrang stürmt er die Treppen zu seinem Apartment hoch und schaltet sofort den Computer an. Das Blinken seines Anrufbeantworters fällt ihm genauso wenig auf wie das E-Mail Symbol am oberen Rand des Computers. Er ist viel zu sehr damit beschäftigt alle möglichen Suchbegriffe in eine Suchmaschine im Internet einzugeben. Nach vier Stunden ist er immer noch nicht viel weiter. Er ist über zahlreiche Texte von Leuten die sich Medium nennen gestoßen. `Es hat also schon viele Menschen mit solchen Begegnungen wie ich sie hatte gegeben. Nur das mich das nicht weiter bringt... Verdammt!´ Er schlägt mit der flachen Hand auf die Tastatur, was ihn auch nicht klüger macht. Einige Straßen weiter sitzen Kaedes beinahe einzige Freunde neben einander auf dem Sofa und flüstern einander Zärtlichkeiten ins Ohr. Fu-ki und Kiwamu haben Heute schon mehrmals bei ihrem gemeinsamen Kumpel angerufen und Fi-ki hat ihm bereits vier E-Mails geschrieben, doch Kaede hat sich bin jetzt nicht gemeldet. Für Kiwamu ist die Sache klar. Kaede sei nur mit irgend jemandem ins Kino oder so gegangen. Doch Fu-ki ist nicht einer Meinung mit seinem Geliebten. Er macht sich Sorgen, da er etwas weiß, das er seinem Kiwamu schon solange verschwiegen hat. "Ob er jetzt wieder zu Hause ist?" "Ach Fi-ki! Du machst dir viel zu viele Sorgen. Kaede ist erwachsen und kann auf sich selbst aufpassen. Er wird schon nichts anstellen." "Aber wenn ihm nun was zu gestoßen ist? Er hat sich seit gestern Abend nicht mehr gemeldet." Kiwamu sieht Fu-ki fest in die Augen. "Dann fahr doch zu seiner Wohnung! Bitte schön... Wenn du ihn mit irgendeiner Frau im Bett erwischen willst! Geh doch.... Mach doch was du willst...", er dreht sich schmollend auf die Seite in der Hoffnung seinen silberhaariger Geliebter würde es sich noch mal anders überlegen. Doch zu seiner Enttäuschung steht Fu-ki auf und knöpft sein Hemd zu. Verbitterung steigt in Kiwamu auf. Schon lange war es nicht mehr wie am Anfang ihrer Beziehung. Fu-ki schien in letzter Zeit immer öfter abwesend und er dachte viel und lange nach. Dem Schwarzhaarigen gefällt dieses Verhalten ganz und gar nicht, denn er hat die Befürchtung die Gefühle des anderen könnten sich in den neun Monaten geändert haben. `Er spricht viel zu oft von Kaede...´ Als er hört wie Fu-ki seine Autoschlüssel vom Brett fischt setzt er sich auf. "Fu-ki? Bleib nicht so lange ja? Ich liebe dich..." "Ich dich doch auch, Kiwamu... Und daran wird sich auch nichts ändern", flüstert Fu-ki leise zum Abschied und obwohl es wirklich nur ganz leise und beinahe gehaucht ist hat Kiwamu seine Worte gehört. Ein Schwall kühler Nachtluft schlägt Fu-ki entgegen, als er zu seinem Auto geht. Der Himmel ist sternenklar und der Nebel, der die Stadt den ganzen Tag lang eingehüllt hat ist wie von Zauberhand verschwunden. Der Silberhaarige schließt sein Auto auf und denkt an Kiwamu, der nun ganz alleine in den kleinen Haus ist. Es tut ihm leid ihn nun alleine zu lassen, aber Kaede hat seines Wissens keine andern Freunde, was er nicht verstehen kann. Kaede ist seiner Meinung mach ein wirklich liebenswerter, guter Mensch. Doch allem Anschein nach ziemlich Beziehungsscheu. Sie kannten sich schon seit etlichen Jahren, doch Kaede hatte in all dieser Zeit nur ein einziges mal über seine Gefühle gesprochen. Damals, als er gerade mit Kiwamu zusammen gekommen war. An diesem Abend war Kaede zu ihm gekommen und hatte ihm seinen Glückwunsch ausgesprochen. Er hatte gesagt, sie sollten so glücklich wie möglich werden, und dass er Kiwamu erwürgen würde, wenn er nur mit ihm spielen würde. Auf die Frage warum er sich so um ihn sorge, hatte Kaede nur gelächelt und wie beiläufig gesagt, dass er ihn, Fu-ki, liebe. Dies sei aber nicht so wichtig und er solle sehen, dass diese Beziehung auch lange anhalte. Es mache ihm nichts aus, so lange er mit Kiwamu glücklich war. Und tatsächlich war es der einzige Augenblick gewesen, an dem Kaede sich etwas hat anmerken lassen. Fu-ki fährt die verlassene Straße entlang und stellt sich vor, was wohl geschehen wäre, wenn er sich nicht in Kiwamu, sondern in Kaede verliebt hätte. Dann wäre alles anders. Doch glücklich wäre er mit absoluter Sicherheit. `Ob Kaede glücklich ist, so wie er jetzt lebt? Alleine und zurückgezogen? Ich habe ihn nie von anderen Freunden erzählen hören. Nie davon erzählen hören, dass er ins Kino oder Theater gegangen ist. Nur von Büchern erzählt er manchmal.´ Als sie noch Kinder waren war das ganz anders. Aber Zeiten ändern sich, so wie sich auch manchmal die Gefühle ändern. Auf dem Parkplatz vor Kaedes Wohnung stellt er den Wagen ab und begibt sich fröstelnd zur Tür, die irgendwer offen stehen lassen hat. Schnaufend erklimmt er die Treppen zum vierten Stock. Kaede hat sich rücklings auf den Boden fallen lassen und liegt noch immer da und denkt nach. Über sein Leben, über seine Liebe. Und darüber, dass er Fu-ki niemals bekommen kann. Er ist in festen, liebevollen Händen und sehr glücklich. Kaede ist klar, dass er sich nicht einmischen darf. Er würde nur alles kaputt und den jungen Mann mit den Silberhaaren todunglücklich machen. `Es reicht, wenn ich leide... Und ich werde dieses Thema niewieder ansprechen. Außer sie trennen sich... Aber im Moment sieht es so aus, als würden sie bis in alle Ewigkeit und noch weiter ein Paar bleiben...´ Er fröstelt. Das Fenster steht noch immer sperrangelweit offen. Doch er hat keine Lust aufzustehen und es zuschließen. Am liebsten würde er für immer dort liegen bleiben und nie wieder raus gehen. Seine Existenz kommt ihm schon seit Monaten überflüssig vor, und er schafft es einfach nicht einen Sinn aus seinem Leben zuerkennen. Er ist wer er ist. Nicht mehr und nicht weniger. Ein kleiner Ladenangestellter, den man denkbar einfach ersetzen kann. Es wäre wohl einfacher zu sterben. Aber trotz alle dem würden Fu-ki und Kiwamu trauern. Außerdem: Was würde nach seinem Tot aus ihm werden? Ein Geist, so wie Kyo? Auf immer verdammt Reue zu verspüren und an die Orte zurückzukehren, an denen die meisten Erinnerungen hängen? Bis in alle Ewigkeit... `Aber vielleicht bin ich dann nützlicher als jetzt...´ In diesem Augenblick klingelt es an seiner Haustür. Verwundert steht er auf um zu öffnen. Es kann eigentlich nur einer der Nachbarn sein. Aber was sollte die schon von ihm wollen? Er schaut durch das Guckloch in der Tür und sein Herz macht einen kleinen Freudensprung. "Fu-ki!" Er macht die Tür auf und bittet seinen Freund aus Kindertagen herein. Fu-ki sieht ihn verwundert an. "Du bist ganz blaß...", er streicht ihm über die Wange, "Und noch dazu eiskalt!" "ich hatte das Fester offen... Magst du nen Tee?" Der Silberhaarige nickt und schließt die Eingangstür hinter sich. Aus der Küche kann er hören wie Kaede Teewasser aufsetzt. Er lässt sich mit einem leisen Seufzer auf das kleine Sofa fallen und sieht sich in der Wohnung um. Fast zwei Wochen ist er nicht da gewesen, und der Raum ist nicht mehr wieder zu erkennen. Das ist jedes mal so, wenn er den Dunkelhaarigen besuchen kommt. Jedesmal ist die halbe Einrichtung verrückt, oder alles komplett neu dekoriert. Die Wand am Computer ist über und über mit Zetteln und Notizen beklebt und in den Regalen stapeln sich die Bücher. Es scheint ihm, als habe sich Kaede in seine eigene Welt zurückgezogen. Aber ob er dort auch wirklich glücklich ist, so alleine? Mit einem Tablett auf dem zwei dampfende Tassen Tee und ein bischen Gebäck befinden betritt Kaede nach einigen Minuten sein Wohnzimmer. Fu-ki hat sich zurückgelehnt und den Kopf in den Nacken gelegt. Er sieht hübsch aus. Kaede stellt das Tablett leicht verbittert ab. Er sollte seien Gedanken besser im Zaum halten. Sonst würde alles noch schlimmer werden, als es ohnehin schon ist. "Wo hast du denn Kiwamu gelassen?" "Zuhause...." "Und warum bist du hier?", Kaedes Stimme ist gewollt oberflächlich. Er will dem anderen nicht das Gefühl geben, dass er sich einsam fühlt. Er möchte einen beschäftigten Eindruck machen. Auch wenn er das schon seite Wochen nicht mehr ist. Sein Leben besteht im wesentlichen nur aus lesen und arbeiten. Und aus träumen. "Ich habe mir Sorgen um dich gemacht Kaede... Du wirst in letzter Zeit immer komischer und du hast oft geäußert Nachts nicht schlafen zu können. Sonst hast du dich jeden Tag in irgendeiner Form bei mir gemeldet, aber jetzt blieb deine Meldung gleich zwei Tage in Folge aus, und da dachte ich, ich sehe lieber mal nach dir..." "Kein Grund zur Sorge... Gestern hab ichs vergessen, und Heute war ich so lange unterwegs, dass ich mich nicht mehr getraut habe mich zu melden." Es ist nicht die Wahrheit. Eigentlich wollte Kaede den Kontakt langsam abreißen lassen. Damit es keinen mehr auf diesem Planeten gibt, der trauern würde, wenn er eines Tages nicht mehr da ist. Sein gegenüber sieht ihm prüfend in die Augen. Kaede hält dem Blick stand und lächelt nach einer Weile. "Echt! Mir geht's gut. Ich habe Heute einen netten jungen Mann kennengelernt und mich eine ganze Weile mit ihm unterhalten. Ich will mit einem seiner Freunde in Kontakt treten." Fu-ki sieht ihn glücklich an. Das ist seiner Meinung nach ein sehr gutes Zeichen, denn er weiß ja nicht, dass der junge Mann bereits tot ist und in irgendeinem Grab verrottet. Und Kaede hat auch nicht vor ihn eines besseren zu belehren. Sie sitzen noch eine ganze Weile neben einander und Fu-ki erzählt von Kiwamus neuerlichen Kochversuchen, und der Reinigungsaktion danach. Der dunkelhaarige Mann lächelt und hört ihm zu. `Sie sind glücklich... so glücklich....Und wenn ich ihn so reden höre wird auch mir ein Teil dieses Glückes zuteil. Es ist gut so, wie es ist. Wenn sie nur zusammen sein können..." Nach einer Stunde verabschiedet sich Fu-ki schließlich und fährt wieder nach Hause, wo sein Geliebter ungeduldig auf ihn wartet. Als er Fu-ki mit dem Auto zurückkehren hört, springt Kiwamu sofort auf und flitzt wie ein geölter Blitz zur Tür. Noch ehe der Silberhaarige sein Auto abgestellt hat, reißt Kiwamu bereits die Haustür auf und hopst ungeduldig auf und ab. Er schließt den Ankömmling stürmisch in die Arme. "Entschuldigung, dass ich vorhin so brummig war.... Wie geht es Kaede?" Fu-ki drückt sich fest an ihn. "Allem Anschein nach recht gut." Er drückt seinem Kiwamu einen sanften Kuss auf die Lippen, den dieser nur allzu gerne erwidert. Die Tür fällt mit einem leisen Klicken ins Schloss und der Schwarzhaarige legt seine Arme fordernd um die Hüften der schmalen Person vor sich. Fu-kis Hände wandern unter das Oberteil seines geliebten, und alles scheint wie vor einigen Monaten, als sie sich noch nicht lange kannten. Und doch.... Irgendwie kommt es beiden noch besser und schöner vor. Ein Kleidungsstück nach dem andern landet achtlos auf dem Boden und Kiwamu drängt Fu-ki langsam auf das Sofa zu. Dieser schließt die Augen und genießt seinen warmen Atmen auf der Haut. "Ich liebe dich Kiwamu... Und daran wird sich nie... nie etwas ändern!" Kiwamu lässt von Fu-kis Bauch ab und sieht ihm lächelnd in die Augen. "Wir werden für immer zusammen bleiben, Fu-ki. Egal, was auch geschehen mag...." Kaede kauert in seinem Bad neben der Badewanne und starr sein Spiegelbild in einer kleinen Blutlache an. Schmerz erinnert ihn immer daran, wer er ist, und dass er überhaupt ist. Es ist nur ein einziger Schnitt, und dabei wird es auch bleiben. Es kommt nicht oft vor, dass er sich selbst verletzt, aber von Zeit zu Zeit braucht er es einfach, so wie andere manchmal das Verlangen nach Schokolade verspüren. Wenn er diese Blutlache vor sich sieht, fragt er sich immer und immer wieder das gleiche: Hat mein Leben einen Sinn? Kann ich meinem Leben einen Sinn geben? Bis jetzt waren diese Fragen ohne Antworten geblieben, doch Heute ist Kaede sich sicher, dass er etwas bewirken kann, jemandem helfen. Für ihn steht fest, dass er dieses Grab finden wird, und auch Shinya. Es kommt ihm nicht schwer vor. Wenn er wirklich das ist, worüber er manchen Bericht gelesen hat, also ein Medium, dann wird er dieses dumme Grab schon noch finden. Er steht auf und wischt das Blut mit einem Tuch auf. Dann verarztet er den Schnitt. Er ist nicht sonderlich tief, auch wenn er für seine Größe ziemlich heftig blutet. Aber da es eh niemandem auffallen wird, ist ihm das nicht wichtig. Er begibt sich in sein Schlafzimmer und schlüpft unbekleidet unter die Decke. Es dauert eine Weile bis er einschläft, und in der Zeit denkt er an Kyo und fragt sich, wie viele es wohl geben mag, die so wie Kyo als Geist ihr Unwesen treiben. Am nächstem Morgen klatschen große, schwere Regentropfen gegen sein Fenster. Er steht jedoch trotzdem auf und zieht sich an. Er wird zum Friedhof gegen, ob es nun stürmt, regnet oder schneit. Ihm wäre es sogar egal wenn die Welt untergeht. Über Nacht ist sein Entschluß noch fester als zuvor geworden. Kaede schlingt ein halbes Brötchen mit Erdbeermarmelade hinunter und greift nach seinem Schlüsselbund und dem Regenschirm. Im Flur fällt sein Blick auf die Marmelade, die sich um seinen Mund herum verteilt hat, und seine Haare, die in alle Himmelsrichtungen von seinem Kopf abstehen. Er wäscht sich noch schnell den Mund und fährt mit der Bürste durch sein verwuscheltes Haar. Unmittelbar danach stürmt er aus dem Haus, als könne ihm der Friedhof davon laufen. Er rennt, und hat ganz vergessen den Regenschirm auf zu spannen. Vollkommen außer Atem erreicht er sein Ziel. Der Friedhof liegt still und verlassen im Regen da. Die Blumen auf den Gräbern erzittern unter der Wucht der aufprallenden Regentropfen. Ein seltsames Gefühl überkommt Kaede. Bedächtig setzt er einen Fuß vor den anderen und fragt sich wie viele dieser Gräber wohl Selbstmördern gehören. Seine Schritte lenken ihn wie automatisch zu den neueren Gräbern und vor einem sehr gepflegtem Grab hält er plötzlich an. Verwundert starrt er auf den Vornamen. Tooru. Ob das genau der Tooru ist, den er sucht? Auf dem Grab wachsen frische Blumen, und das Unkraut ist gejätet. Der Stein ist sauber und Kaede kann ihr entnehmen, dass der Besitzer 24 Jahre lang gelebt hat. Ein Alter, das auf Kyo zutreffen kann. Des weiterem entnimmt er ihr, dass Tooru nun schon seit drei Jahren tot ist. Kaede starrt die Inschrift lange an, als hoffe er noch mehr von ihr zu erfahren. Große und kleine Regentropfen fallen in seinen Kragen. Doch da seine Kleidung bereit vollkommen durchgeweicht ist, interessiert es ihn nicht so sonderlich. Nach einer Zeit hört er Schritte und wendet neugierig den Kopf. Auf ihn zu kommt eine grazile Gestalt geschwebt, die sich mit einem pechschwarzen Regenschirm vor dem Regen schützt. Ihr langes Kleid hängt nur wenige Zentimeter über dem Boden. Sie scheint genau auf ihn zu zukommen und Kaede senkt den Blick wieder auf den Grabstein. Neben ihm bleibt die Person schließlich stehen und er sieht sie verwundert an. Ein Paar schöner, und dennoch kalter Augen sieht ihn geradeheraus an. "Er hat Selbstmord begangen, oder?" Erst beim Klang der Stimme wird Kaede bewusst, dass es sich bei der hübschen Gestalt um einen Mann handelt (Anmerkung: Und bei dem Man handelt es sich um Mana ^-^). "Woher wissen sie?" "Ich bin mit der gleichen Gabe oder eher mit dem gleichen Fluch wie du bedacht. Ich kann sie sehen, und auch hören. Hast du diesen Mann getroffen?" Kaede nickt. Die Schönheit des Fremden zieht ihn vollkommen in seinen Bann und Kaede bemüht sich, ihn nicht ganz so offensichtlich an zu starren. "Was hast du nun vor?" Kaede zögert. Er hat Angst sich vor dem blauhaarigen lächerlich zu machen. "Ich will... Seine alten Freunde finden..." Der andere sieht ihn weiterhin an. "Es ist... Das erste mal, dass du einem von ihnen begegnet bist, oder?" Wieder nickt er zur Antwort. Der ältere seufzt. "Ich sage es dir nur ungern, aber ich bin schon vielen begegnet, und ich konnte keinem von ihnen oder den Hinterbliebenen helfen. Ich konnte nichts bewirken. Mach dich nicht unglücklicher, als du ohnehin schon bist.", der Fremde wendet sich zum gehen. Kaede sieht ihn verwundert an, wie er auf eine graziöse Art und Weise davon schwebt. Als der schon fast außer Hörweite ist, dreht sich der Fremde noch einmal um. "ER kommt jeden Samstag Vormittag hier her... Viel Glück, Kaede-san..." Dann verlässt er den Friedhof. Kaede steht ein bischen wie erstarrt da. Der Fremde hatte seinen Namen gekannt. Und wen hatte er mit ER gemeint? Shinya? Für Kaede war auf alle Fälle sicher, dass er am Samstag hierher zurückkommen würde um diese Person zu treffen. Egal was der Fremde auch sagen mochte. Er würde es versuchen. Schlimmer konnte er es doch nicht machen, wenn er die Person darauf anspricht, oder? "Ah! Das hört sich doch gut an.... Hm... Mach ich.. Schönen Tag noch!", Fu-ki legt den Hörer auf die Gabel und dreht sich freudestrahlend zu Kiwamu um. "Schöne Grüße von Kaede! Er trifft sich übermorgen mit jemandem." "Unsrer Kaede? Vielleicht taut er ja doch noch wieder auf...", lächelt Kiwamu und streicht seinem Fu-ki durch das Haar. Dieser gibt ein schnurrendes Geräusch von sich und lässt sich auf den Schwarzhaarigen fallen. Dieser quietscht überrascht und schießt die schmale Gestalt in seine Arme. Eine lange Zeit verharren sie einfach nur so und genießen die Anwesenheit des anderen. Dann bricht Kiwamu die traute Stille. "Du, Fu-ki... Ich muss ma aufs Klo..." "Na und?", gibt der andere unschuldig zurück. "Das geht nicht, wenn du auf mir liegst..." Fu-ki kichert und gibt seinen Geliebten frei. "Mach aba nich so lange, ja?" Kaede liegt auf seinem kleinem Sofa und versucht sich auf das Buch zu konzentrieren, das er gerade liest. Doch irgendwie will ihm das nicht so recht gelingen. Er muss an den Fremden denken und an sein Vorhaben in der Vergangenheit fremder Leute herum zu wühlen. Was wenn er nur alte Wunden wieder aufreißt? Oder wenn er so wie der Fremde sagte sowieso nichts bewirken kann? Aber dennoch brennt in ihm die Frage, warum Shinya Kyo damals in der Küche alleine gelassen hat, und einfach weggegangen ist. Er musste doch gewusst haben, wie sich der kleinere dann fühlte. Wie hat er auf seinen Selbstmord reagiert. Und was ist mit dem Rest der Band? Für sie muss klar gewesen sein, dass Shinya der Grund für Kyos Sprung gewesen sein muss. Ja... Er ist gesprungen. Vom Teufelsstein... Kaede legt sein Buch beiseite und steht auf um sich Schuhe und Jacke anzuziehen. Es hat aufgehört zu regnen, doch der Boden ist noch immer nass und in den Pfützen am Wegesrand spiegelt sich das Licht der Straßenlaternen. Um Kaede herum ist nichts zuhören, außer dem Geräusch seiner eigenen Schuhe auf dem Asphalt, oder wenn ein Wassertropfen von einem Baum oder Strauch herab fällt. Selbst die Luft scheint still zu stehen, und kein Blatt regt sich im Wind. Die Stille beruhigt Kaede, und hüllt ihn wie ein Schleier ein, doch sie beunruhigt ihn auch auf eine Weise. Ja sie macht ihm gerade zu Angst. Er beschleunigt seine Schritte und endlich dringt noch ein anderes Geräusch an sein Ohr: Wasserrauschen. Er hat die Brücke erreicht. Ehrfürchtig schaut er in die schwarzen Wogen des Flusses hinab, der tief unter ihm dahin zieht. `In der Nacht sieht er noch bedrohlicher aus, als am Tag... Kyo... Was muss er gefühlt haben, als er so wie ich auf diesen reißenden Strom hinab geschaut hat?´ Ein Schauer überkommt ihn bei dem Gedanken auf die Wasseroberfläche zu schlagen und dann im eiskaltem Wasser zu versinken. Zu spüren wie sich die Lungen mit Wasser füllen, falls man nicht sogar gleich durch den Aufprall stirbt. Er wendet sich ab und sieht statt dessen in den Nachthimmel hinauf. Zwischen den Wolken zeigt sich an einigen Stellen der klare Sternenhimmel. Der Mond glänzt von Zeit zu Zeit gespenstisch durch die Wolken hindurch. `In den Geschichten werden Geister immer als unheimlich, und böswillig dargestellt. Aber in Kyos Nähe habe ich nicht die geringste Angst verspürt. Er kam mir wie ein echter Mensch vor... Mittlerweile beginne ich mich wirklich zu fragen, ob der Mann von heute Morgen vielleicht auch ein Geist ist... Schließlich kannte er meinen Namen. Sowie Kyo.´ Er schüttelt energisch den Kopf und versucht all seine Gedanken zu verscheuchen. Wenn er so weiter macht, wird er noch verrückt werden. Falls er das nicht schon längst ist. Hinter ihm braust ein Auto vorbei. Der Geruch von Abgasen steigt Kaede in die Nase und er sieht den roten Rücklichtern des Autos hinterher und fragt sich, ob die Person im Auto Zuhause schon sehnsüchtig erwartet wird. Nach einigen Minuten beginnt er zu frieren und entschließt sich dazu auch wieder zu seiner Wohnung zurückzugehen. Die Stille auf dem Rückweg scheint ihm noch durchdringender und Bedrohlicher als auf dem Hinweg. Das Licht einer flackernden Straßenlaterne bricht sich in einer Glasscherbe die auf dem nassen Boden liegt. Kaede bleibt stehen und betrachtet sie, ohne recht zu wissen, warum. Etwas macht sie schön und interessant. Er kanns ich nicht erklären, wieso er so denkt, aber es ist halt so. Er hebt sie auf und wendet sie in den Händen. Die Scherbe ist weiß und durchsichtig, so wie alle anderen Scherben auf der Welt auch. Doch trotzdem steckt er sie in seine Jackentasche. Vor dem Hauseingang kommt ihm einer seiner Nachbarinnen, eine alte Dame mit weißen Haaren und etlichen Lachfalten entgegen. Sie nickt ihm kurz zu. Er erwidert die Geste und steigt dann die Treppen hinauf. `Schon seltsam, dass sie noch so spät auf ist... Ich dachte sie sei schon seit einigen Wochen krank...´ Kaede schießt die Tür auf und entledigt sich seiner Schuhe, und seiner Jacke. Bevor er sich schlafen legt, holt er noch die Glasscherbe aus der Tasche und legt den etwa fünft Zentimeter großen Gegenstand mit den scharfen Kannten behutsam auf seinen Schreibtisch. Dann krabbelt er müde in sein weiches Bett. Beim Frühstück am nächsten Morgen muss Kaede fest stellen, dass er Gestern nach der Arbeit vergessen hat einkaufen zu gehen. Nachdem er Gestern vom Friedhof gekommen ist, war er etwas zerstreut gewesen. Kaede schnappt sich seinen Mantel und eilt los, um seine Einkäufe vor der Arbeit zu tätigen. Im Treppenhaus sieht er die Tochter seiner Nachbarin, die ihm Gestern vor der Tür begegnet war weinend vor der Tür ihrer Mutter stehen. Ohne nachzufragen weiß Kaede, dass die alte Frau tot ist. Und das war sie auch schon zu dem Zeitpunkt, an dem er sie gestern getroffen hatte. Er war erneut einem Geist begegnet, und hatte es nicht einmal geahnt. Nach der Arbeit kommt Kaede erschöpft in seiner Wohnung an. Heute war der Bär los gewesen. Womit hat er das nun wieder verdient? Er lässt sich auf sein Sofa fallen. Morgen hat er frei. Und Morgen wird er auf den Friedhof gehen und einen von Kyos alten Freunden treffen, wie er hoffte. Doch was er dann tun will, weiß er noch nicht. Das will er ganz spontan an Ort und Stelle entscheiden. Er schließt die Augen und deckt an die Zeit zurück, in der seine Mutter noch mit ihm geredet hat. Das ist nun schon gute drei Jahre her. Damels hat er sich geweigert mit ihr fort zu seinem Vater zuziehen, der sich Jahre lang nicht um sie gekümmert hat. Er wollte bei Fu-ki bleiben. Er kichert leise. Nein er ist sich sicher, dass er wenn er mitgegangen wäre jetzt nicht glücklicher wäre. Auf jeden Fall hätte er viele schöne Dinge nie erlebt. Er bereut es nicht, geblieben zu sein. Und seien Mutter vermisst er schon lange nicht mehr. Der Schlaf überfällt ihn wie eine Fledermaus und umschließt ihn sanft mit ihren warmen, weichen Schwingen. Im Traum kann alles schön und gut sein. Doch es gibt nicht nur schöne Träume. Manchmal ist es schlimmer zu schlafen, als zu leben. Die hellen Strahlen der Morgensonne dringen durch Kaedes Lieder und hohlen ihn in die wirkliche Welt zurück. Eine unbestimmte Aufregung füllt seinen gesamten Körper. Als wenn an diesem Tag eine Entscheidung fallen wird. Etwas wird geschehen. Etwas verheerendes, oder etwas schönes... Er hat das Gefühl, dass es ganz in seiner Hand liegt. Er setzt sich auf und massiert sich den Nacken, da dieser auf Grund seiner seltsamen Haltung auf dem kleinen Möbelstück reichlich schmerzt. Es ist noch recht früh und er hat reichlich Zeit und beschließt ausgiebig zu duschen, und danach gleich los zugehen und sich auf dem Weg irgendwo ein Brötchen zu kaufen. Ein sanfter Wind spielt mit seinen Haaren, während er auf einer kleinen Mauer nahe des Friedhofes sitzt und sein Brötchen verputzt. Er wischt sich die Krümel von den Mundwinkeln und schaut zum blauen Himmel empor. Das Blau scheint Heute überwältigend, und anders als sonst. Der Wind raschelt leise in den Büschen und Sträuchern und bringt auch die Blumen auf den Gräbern in Bewegung. Kaede tritt durch das eiserne Friedhofstor und fragt sich wie lange dieser Ort schon als das benutzt wird, was er Heute ist. Vielleicht haben hier früher fröhliche Kinder gespielt, oder Tiere gegrast. Doch nun war dieser Ort die Ruhestätte etlicher Menschen, und Hüter manches schockierendem Geheimnis. Das ist es, was die Atmosphäre von Friedhöfen ausmacht. Ein schlanker, junger Mann mit braunem Haar und schönen, vollen Lippen kniet mit gesenktem Haupt vor Kyos Grab. Schüchtern stellt sich Kaede neben ihn. Der andere sieht ihn kurz an, dann steht er auf. Er will Kaede gerade den Rücken zudrehen, als dieser sich doch zu einem zögerlichem "Shinya-san?" durchringt. Die fremde Person dreht sich wie von einer Biene gestochen wider zu ihm um und starrt ihn fragend an. "Sind sie Shinya-san, ein Freund von Kyo?", fragt Kaede schüchtern. Der Angesprochene Nickt und weiß nicht so recht, was er von dem Kerl vor sich halten soll, und woher er ihn kennt. Die Zeiten der Band sind lange vorbei. Seit dem Tag an dem sie Kyo tot aus dem Fluß fischten. "Was willst du von mir?", fragt er mit belegter Stimme. Die anderen dachten noch immer, das mit Kyo sei vielleicht auch nur ein Unfall, oder ein Verbrechen gewesen, doch Shinya weiß, dass es ganz allein seine Schuld ist. Kaede steht zitternd da und weiß nicht was er sagen soll. Der Blick seines Gegenübers ist von Schmerz und Trauer erfüllt. Doch er will es wissen. Er muss es einfach wissen warum Shinya damals gegangen ist. "Warum... Haben sie Kyo das in der Küche angetan?" Shinya weicht einen Schritt zurück und schlägt die Hand vor den Mund. Seine Augen sind vor schrecken geweitet. "Woher weißt du?" Kaede atmet zittrig ein. "Ich werde es ihnen erzählen, aber sie müssen mir versprechen nicht zu lachen, oder mich für verrückt zu erklären." Die schmale Gestalt nickt und lässt sich wortlos auf den Kiesboden sinken. Kaede tut es ihm gleich und erzählt ihm von seiner Begegnung an jenem nebligen Nachmittag und von den Gefühlen, von denen Kyo ihm erzählt hat. Als er wider verstummt laufen Tränen das hübsche Gesicht Shinyas hinab. Er macht sich nicht die Mühe sie wegzuwischen, oder sie zu verbergen. Er sitzt nur da und starrt vor sich hin. Nach einer Weile beginnt er mit zittriger Stimme zu sprechen. "Ich... Ich habe am Anfang nicht mehr als Freundschaft für ihn empfunden. Doch nach einer Zeit hat sich das geändert, und ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich entschloss mich dazu es so gut wie möglich zu verbergen, damit er nichts bemerkt. Ich wollte nicht, dass er es erfährt und sich dann Vorwürfe macht, weil er meine Gefühle nicht erwidert. Doch dann... Doch dann entstand eine Art Mauer zwischen uns. Ich wusste nicht, dass er eine gewisse Angst vor mir entwickelt hat und mir deswegen aus dem Weg ging. Ich dachte er habe es bemerkt und hasse mich nun. ...Es kam mir so widernatürlich vor... Ich hatte Angst vor im als abnormal dazustehen...", Shinya sieht traurig zum Himmel hinauf. "Doch dann an diesem Abend habe ich es nicht mehr ausgehalten. Ich wollte wissen was es ist, das da zwischen uns stand und es auch um der Band Willen aus dem Weg schaffen. Doch als Kyo so vor mir stand... Klein und zerbrechlich und so eingeschüchtert... Da konnte ich nicht anders als ihn zu küssen... Seine Lippen waren weich und warm, so wie der Rest seines kleinen Körpers. Ich konnte mich einfach nicht beherrschen. So lange habe ich darauf gewartet und gehofft. Und da hat er vor mir gestanden und sich nicht mal ein kleines Bißchen gewährt...", er hält inne und wischt sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Es war einer der erfülltesten Augenblicke in meinem Leben, und auch der letzte. Auch wenn mich der Anblick der Naben, die er sich da zugefügt hat zutiefst erschreckte war es schön. Berauschend... Überwältigend. Doch kurz darauf wurde mir klar, was ich getan habe und das es Konsequenzen für die Band haben würde. Ich kam mir schäbig und gemein vor und wollte schnell weg. Ich brauchte Zeit zum nachdenken und war mir ohnehin sicher, dass es Kyo nichts bedeutet hat. Das es nur ein Spiel für ihn gewesen ist... Bis sie mir von seinem ertrinken erzählt haben. Da war mir dann klar, dass ich den größten Fehler gegangen habe, den man nur begehen kann. Doch es war zuspät. Viel zuspät." Noch immer laufen glitzernde Tränen Shinyas Wange hinab. Er steht auf und dreht sich noch einmal zu Kaede um. "Ich bin dir sehr dankbar, dass du zu mir gekommen bist. Wenn Kyo hier noch irgendwo ist, dann werde ich ihn finden. Danke!", er verbeugt sich kurz und rennt dann davon. Kaede sieht ihm lange nach. `Was meint er mit `ihn finden´?´ Seine Gedanken sind reichlich durcheinander und er weiß nicht ob er glücklicher, oder trauriger als zuvor ist. Und ob sein tun sinnvoll war, weiß er auch nicht. Er geht nach Hause. Müde, erschöpft, bedrückt... Etwas stimmt nicht mit ihm. In seinem Wohnzimmer lässt er sich auf das Sofa fallen, nachdem er sich die Glasscherbe vom Tisch gegriffen hat. Er dreht das Objekt immer wieder in den Händen und hält es gegen das Licht. Nur einen Ausweg hatte Kyo gesagt. Shinya hat sich nicht umgebracht, auch wenn sich Kaede sicher ist, dass ihm sein Leben noch um einiges sinnloser vorgekommen ist, als sein eigenes ihm vorkommt. `Manchmal scheint es nur diesen einen Ausweg zu geben....´ Einen Ausweg woraus? Aus den Schmerzen? Das ist die einzige Antwort, die ihm einfällt. Ober er selbst auch nur diesen einen Ausweg hat? Oder kann doch noch alles gut werden? So wie in den Bücher, die er zu Haufen verschling. `Irgendwann kommt jemand und er löst mich, oder? Irgendwann kommt jemand... Jemand der mich sanft in den Arm nimmt...´ Kaede lacht lauthals über sich selbst `So was bezeichnet man in Fachkreisen als naiv...´ Er betrachtet den Gegenstand in deiner Hand erneut. Dann lässt er den Arm sinken und versucht an etwas anders zu denken. An etwas angenehmes. Es ist doch viel schöner sein Leben mit Träumereien zu verbringen als sich in der Realität herum zu quälen. In einer Traumwelt kann man alles haben. Alles, was man sich je in seinem Leben gewünscht hat. Doch wenn man erwacht scheint alles noch einmal doppelt so schlimm wie vorher. Am besten wäre es, überhaupt nicht mehr auf aufwachen. Kaedes Kopf fällt schlaf zur Seite und der junge Mann versinkt in einem unruhigem Dämmerschlaf. Der Tag vergeht, und die Sonne schickt sich bereits wieder dazu an, um Horizont zu verschwinden, als er plötzlich hoch schreckt. Er schwingt die Beine vom Sofa und steht hasstig auf. Nun meint er Shinyas Worte zu verstehen. Was hat er nur angerichtet? Er zieht sich nur Schuhe an und stürmt dann sofort aus dem Haus. Die Abendluft ist bereits recht frisch und ein starkes Lüftchen weht durch seine dünne Kleidung, doch er achtet nicht darauf und rennt einfach los. Seine Lungen brennen und seine Füße schmerzen bereits als er den alten Bahnhof endlich erreicht. Die Sonne ist schon fast untergegangen und wirft nur noch wenige goldene Strahlen auf das alte Gebäude und die verrosteten Schienen. Kaede kämpft sich durch das Gestrüpp der Dornen und auchtet gar nicht darauf, dass sie seine Haut und Kleidung zerkratzen. Schon von weitem kann er eine schlanke Gestalt auf dem Bahnsteig liegen sehen und die dunkle Flüssigkeit, die den Stein hinab gelaufen ist und dort eine dunkle Spur hinterlassen hat bestätigt seine Befürchtung. Dort in den letzten Strahlen der Sonne liegt Shinyas lebloser Körper. Die Haut durchscheinend weiß, die Lippen blaß und zu einem matten Lächeln verzogen. Das Handgelenk tief aufgerissen. Kaede spürt, wie ihm die Tränen in den Augen brennen. Und als er dann den Gegenstand entdeckt, mit dem Shinya seinem Dasein ein Ende bereitet hat, kann er die Tränen endgültig nicht mehr halten: Eine Glasscherbe. Etwa fünf Zentimeter groß und durchsichtig, über und über mit Blut verschmiert. Kaede könnte schreien, doch er tut es nicht. Er lässt sich neben der Leiche auf den Boden sinken und streicht ihr gedankenverloren über die Wange. Er hat niemandem helfen könne. Nichts bewirken. "Ich habe niemandem geholfen... So wie Mana gesagt hat...." Woher war er sich so sicher, dass der Name des Mannes auf dem Friedhof Mana ist? Er ist ihm doch noch nie zuvor begegnet... Aber das gehört wohl auch zu dieser verfluchten Gabe... "Du... Du hast jemandem geholfen, Kaede-san..." Der Angesprochene dreht sich verwundert um und sieht in das hübsche Gesicht der Person, über die er noch eben nachgedacht hat. "Du hast ihnen geholfen", wiederholt Mana. "Wem?", will Kaede mit von Tränen erstickter Stimme wissen. "Tooru und ihm", er deutet auf Shinyas Körper, "Ein Geist zu sein bedeutet nicht automatisch auch auf immer unglücklich sein zu müssen. Nun sind sie endlich zusammen. Ihnen hast du geholfen, aber wie es mit den Hinterbliebenen von Shinya steht weiß ich nicht.", er sieht ihn eingehend an. "Was willst du nun tun?" Der Jüngere überlegt. Will er wirklich zu einem weiteren Menschen gehen und ihm von seinen Erscheinungen erzählen? Weitere Leben auf den Kopf stellen und am Ende vor einer weiteren Leiche stehen? Er schüttelt den Kopf. Dann sieht er dem Mann mit den blauen Haaren fest ihn die kalten Augen. "Ich weiß es nicht. Aber ich werde mich aus der Vergangenheit von Lebenden von jetzt an raus halten. Und sonst.... habe ich keine Ahnung, was ich tun sollte, oder könnte. Ich werde mein sinnloses Dasein noch eine Weile dahin fristen, und dann zusehen, dass ich schleunigst unter die Erde komme." Seine Worte erschrecken ihn beinahe selbst, da sie kalt und gleichgültig klingen. Sein Gegenüber seiht ihm tief in die Augen und Kaede zuckt überrascht zusammen, als er spürt wie ihm eine behandschuhte Hand über die Wange streichelt. "Du bist mir wie ich damals war sehr ähnlich... Ich... Auch ich habe gedacht mein Leben habe keinen Sinn und sei unberechtigt... Aber Heute weiß ich, dass jedes Leben im gewissen Sinne sinnlos ist. Es sind andere, die unserem Leben einen Sinn geben. Nicht wir selbst." Kaede steht wie betäubt da und starrt den Mann vor sich an, der ihm nun sanft über den Rücken streicht. "Wenn du mich mal brauchen solltest, hier ist meine Adresse... Manchmal hilft es mit jemandem zu reden, der das gleiche Problem hat. Auch wenn es nichts verändert...", Mana lächelt und lässt einen gefalteten Zettel in Kaedes Hand gleiten. Dann dreht er sich um und geht davon. Der Zurückgelassene lächelt nun ebenfalls und verstaut den Zettel in seiner Tasche. Dann wirft er Shinya noch einen letzten Blick zu und verlässt den Schauplatz auf die gleiche Weise, wie er ihn schon betreten hat. An der nächsten Telephonzelle macht er halt, da er den Gedanken daran Shinya dort einfach so liegen zulassen nicht erträgt. Vollkommen in Gedanken verloren sitzt er tief in der Nacht auf seinem Sofa und dreht die Scherbe in den Fingern. Sie glänzt geheimnisvoll im sanften Mondlicht, das durch das Fenster fällt. `Im Leben gibt es so viele unbeantwortete Fragen... Und es ist wie ein Spiel...´ er lächelt. `Wir werden ja sehen, wie lange ich es schaffe Teil dieses Spiels zu bleiben....´ Vielen Dank an alle, die dieses zugegeben recht seltsame FF gelesen haben, und besonders an die, die tatsächlich ein Kommi geschrieben haben, oder so lieb sind eins zuschreiben... Damit ich weiß, was andere von so was halten... ^-^ Noch ma danke fürs lesen *verbeug* Mau... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)