Vulnerable von Stoechbiene (ZorroXRobin) ================================================================================ Kapitel 22: Noch nicht ---------------------- 22. Robin Noch nicht Ein leises Klopfen an einer der zahllosen, Decken hohen Fensterscheiben holt mich aus meinem morgendlichen Dämmerschlaf. Müde blinzle ich der Sonne entgegen, um besser sehen zu können. Mein Blick schweift umher, immer entlang der Fensterfront, bis ich einen grünen Haarschopf vor der Balkontür stehen sehe. Meine Müdigkeit ist wie weggeblasen, so daß ich freudig aufstehe, um meinem Besuch die Tür zu öffnen. "Guten Morgen, Diego. Du bist aber früh unterwegs." "Papa, schläft noch, aber er will gar nicht aufwachen, obwohl wir schwimmen gehen wollen." "Dafür ist es auch noch ein bißchen zu früh." Ich trete einen Schritt zur Seite, um Diego ins Zimmer zu lassen. Wie so oft hat er sein Plüschlämmchen dabei, das ihm Kaya irgendwann einmal zum Geburtstag geschenkt hat. Der Kleine ist einfach knuffig, auch wenn er heute etwas bedrückt wirkt. "Soll ich mal nach deinem Papa sehen?" Seine braunen Augen sehen mich kurz an, so als wolle er überlegen, dann nickt er. "Gut, ich bin gleich wieder da." Ich trete hinaus ins Freie, atme kurz die frische Morgenluft ein, dann laufe ich den riesigen Balkon entlang, vorbei an Chopper's und Lysop's Zimmer, bis ich mein Ziel erreicht habe. Die Balkontür steht offen, so wie Diego den Raum wohl verlassen hat. Für einen Moment halte ich inne, lasse meinen Blick auf dem schlafenden Schwertkämpfer ruhen, ehe ich auf ihn zugehe und mich vorsichtig neben ihn setze. Zaghaft streiche ich durch sein Haar, fahre hinab über sein Ohr zu seinem Hals, fühle unter seiner gebräunten Haut seinen Puls schlagen. Wie süß er doch ist. Zwar ist ihm der Starrsinn ins Gesicht geschrieben, aber dennoch wohnt eine Sanftheit in seinen Gesichtszügen die meist dann zum Vorschein kommt, wenn es um seinen Junior geht. Jeden Zentimeter seines Antlitzes nehme ich unter die Lupe, entdecke wie ungewöhnlich fein und lang seine Wimpern sind, seine hohe Stirn, seine spitze Nase, seine trotzigen Lippen und...daß der Typ in seinem Leben bestimmt nie Lachfalten bekommen wird! Etwas wehmütig muß ich lächeln. Zwar schlägt mein Herz für ihn wie wild in dieser Sekunde in meiner Brust, fordert mich auf meiner Einsamkeit adieu zu sagen, aber dennoch gebe ich diesem stummen Befehl nicht nach. Der Zwiespalt in mir ist zu groß, die Frage nach dem Richtig oder Falsch noch längst nicht beantwortet. Ich erhebe mich von der Bettkante, werfe einen letzten fürsorglichen Blick auf ihn, ehe ich das Zimmer wieder verlasse. Ich frage mich ernsthaft, weshalb er so erschöpft ist? Hatte er nicht vorletzte Nacht auf der Lamb Wache schieben müssen? Ich glaube schon. Aber weshalb habe ich ihn dann den ganzen Tag über kein einziges seiner berühmten Nickerchen abhalten sehen? Und was war diese Nacht? Hat er da etwa auch keinen Schlaf gefunden? Es wäre zumindest eine Erklärung für seinen Erschöpfungszustand, schließlich wacht Zorro normalerweise auf, wenn sich ihm jemand im Schlaf nähert. Ich betrete wieder mein Zimmer, wo Diego schon mit seinem Plüschlämmchen im Arm auf meinem Bett sitzt und mich mit seinen großen Kulleraugen ansieht. "Dein Papa ist sehr müde, aber heute Mittag ist er bestimmt wieder fit," beruhige ich ihn. Stumm nickt er, starrt dabei aber unentwegt auf sein Stofftier, dem er leicht an einem der plüschigen Ohren zupft. Ob er etwas sagen will? Aber beherrscht ein kleiner Junge schon dieses Verhalten, diese Mimik seinen Gegenüber wissen zulassen, daß er noch etwas auf dem Herzen hat, ohne es wirklich auszusprechen? Vielleicht ist dies der beste Moment es herauszufinden. Ich setze mich zu meinem kleinen Besuch, überlege wie ich anfangen soll, doch er kommt mir unvermittelt entgegen: "Ist Papa traurig?" "Traurig? Wieso?" Nur ein Schulterzucken. "Er denkt bestimmt einfach nur viel nach, das ist alles," beteure ich, obwohl ich nicht mit Sicherheit sagen kann, ob das stimmt. Aber was soll ich einem Vierjährigen denn sonst antworten? "Worüber?" "Das weiß ich nicht, aber viele Erwachsene tun dies. Sie denken an lustige Sachen, an traurige Sachen oder an ihre Träume, aber meistens verraten sie nicht, woran sie denken." "Tun das alle?" "Ja." "Auch Sanji und Ruffy?" "Äh...Sanji auf jeden Fall und Ruffy...immer öfter." Oh man! "Laß uns noch ein bißchen schlafen, daß du nachher fit fürs Schwimmen bist." "Ja! Papa will mir zeigen, wie ich alleine schwimmen kann!" "Das ist schön." Schläfrig lasse ich mich nach hinten auf die Matratze fallen, schließe Diego in meine Arme, der sich wie ein Kätzchen an mich gekuschelt hat, dann bin ich auch schon wieder eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)