Vulnerable von Stoechbiene (ZorroXRobin) ================================================================================ Kapitel 16: ...Sichtweisen -------------------------- 16. Robin ...Sichtweisen Seine Nähe tut so gut...so verdammt gut.... Tief atme ich ein, kralle meine Finger in den Stoff seines Hemdes, suche Halt bei ihm, nur für die kurze Zeit, in der er sich mir nicht verweigert. Aber es ist keine Lösung, nicht der Ausweg aus unserer vertrackten Lage, in die wir uns sicherlich nicht zum letzten mal manövriert haben. Es ist an der Zeit etwas zu tun, nicht länger die Angelegenheit vor uns herzuschieben oder gar zu verleugnen, auch wenn dies einen Konflikt heraufbeschwören könnte. Einen Konflikt, den ich am liebsten meiden möchte, aber so wie die Situation jetzt ist, kann es nicht bleiben. Ich atme tief durch, bemühe mich seine verlockende Anziehungskraft zu ignorieren, zähle langsam bis drei, schlucke meine Tränen hinunter und löse mich von ihm. Mit einer schnellen Handbewegung wische ich die verbliebene Tränenspur aus meinem Gesicht, will ich meinen eigenen Worten nicht durch meinen lächerlichen Anblick die Ernsthaftigkeit nehmen. "Weißt du, wenn wir an einer Winterinsel vorbeifahren und die Kälte sich unter dem Türspalt zu meinem Zimmer durchschiebt, dann wünsche ich mir jedesmal, daß du bei mir bist und mir deine Wärme schenkst. Aber statt dessen schleichen wir umeinander, nur keinen Schritt zuviel riskieren. Was ist der Grund für deine Ablehnung mir gegenüber? Manchmal bist du mir so nah, daß mein Herz vor Freude springt, aber im nächsten Moment wieder kalt und zurückweisend, stößt mich von dir, als wäre ich dein schlimmster Feind. Wieso Zorro, wieso?" Und schon weine ich wieder. Verflucht! "Ich mag es nicht wenn du weinst, hör auf." "Aufhören?! Wie stellst du dir das vor? Soll ich einen Knopf drücken oder wie geht das? Außerdem ist es mir inzwischen egal ob es dir unangenehm ist, wenn ich in deiner Gegenwart losheule! Es hat dich ja auch nie gestört, wenn ich dies heimlich, still und leise in meinem Zimmer getan habe, aber da war es für dich auch leichter zu ignorieren, frei nach dem Motto, aus den Augen, aus dem Sinn! Du weißt gar nicht, wie verletzend du bist. Aber entweder du kapierst das jetzt endlich, oder ich ziehe endgültig den Schlußstrich, denn länger halte ich das nicht durch. Jeden Abend dieses vergebliche Hoffen und diese endlose Heulerei. Ich hab's satt!! Und zwar bis oben hin!" Keine Reaktion. Ich hätte es wissen müssen! Ich hasse ihn und doch bricht mein Herz. Hastig stehe ich auf, renne beinahe blind zur Tür, verschleiern mir die Tränen doch die Sicht. Entschlossen umschließen meine Finger den Türknauf, höre das Schloß klicken, aber nichts geschieht. Bin ich denn sogar zu blöd eine einfache Tür zu öffnen? "Sieh mich an." Erschrocken blinzle ich mir die Tränen aus den Augen, starre auf die große, aber dennoch so feingliedrige Hand auf dem Holz, die mir meinen Fluchtweg versperrt. "Was hast du vor? Willst du abhauen oder mich einfach für den Rest unserer Reise ignorieren? Sag mir ruhig, daß ich ein Idiot bin, ich bin es ja gewohnt, daß ich mich in deiner Gegenwart zum Deppen mache. Aber was ist mit dir? Du erzählst mir davon wie sehr dich mein Verhalten verletzt, doch im Grunde bist du keinen Deut besser. Mal verbringen wir ein paar nette Stunden zusammen, können über alles reden, unternehmen etwas mit Diego oder gelegentlich auch allein und dann stylst du dich auf, zeihst die engsten, kürzesten, keine Ahnung was alles für Klamotten an, um mit Sanji und Ruffy durch eine fremde Stadt zu ziehen. Ich sitze dann jedes verfluchte mal an Deck und kann mir nur zu gut ausmalen, wie irgendwelche schmierigen Kerle dich anstarren und welche Gedanken ihnen dabei durch ihr versoffenes Hirn geistern! Ich kann dir gar nicht sagen, wie mich das in Rage versetzt! Vielleicht bereitet es dir Spaß mit Männern zu spielen, aber bitte nicht mit mir, das ertrage ich nicht." Meine Tränen sind versiegt oder einfach nur wie ich zu überrascht, um überhaupt einer Handlung fähig zu sein. "Du...du bist...eifersüchtig?" Ein klein wenig Freude schleicht sich bei mir ein, habe ich doch nicht mit einem derartigen Geständnis gerechnet. "Ja, verdammt! Und tu nicht so, als wäre dies die Überraschung des Jahrhunderts!" "Ist es aber für mich, denn du erzählst ja nichts von dir. Keiner weiß was in dir vorgeht, blockst du doch jeden ab, der dir zu nahe kommt. Wann hast du jemals mit mir über deine Gefühle gesprochen? Oder gar nur eine Andeutung fallen gelassen? Hast du eine Ahnung davon wie lange ich mir das gewünscht habe, daß du einmal offen und ehrlich zu mir bist?" "Ich bin stets ehrlich zu dir!" "Ja, aber die Wahrheit hast du mir dennoch verschwiegen. Immer bist du mir eine klare Antwort schuldig geblieben, hast dich davor gedrückt!" "Ich weiß, daß du dir öfter erhofft hast, daß ich dir mehr von mir preisgebe, nicht immer alles für mich behalte." "Ja und das nicht nur einmal!" Ist es die Wut oder Enttäuschung, die mich so ungehalten reagieren läßt? Ich weiß es nicht, nur, daß ich nicht länger Lust auf dieses Versteckspiel habe. Entschlossen drehe ich mich zu ihm um, blicke ihm fest in die dunklen Augen, die auf mir ruhen. "Sag mir doch nur einmal woran ich bei dir bin. Habe ich überhaupt eine klitzekleine Chance bei dir, oder...weißt du nur nicht, wie du mich loswerden kannst?" Fest beiße ich meine Zähne aufeinander, spüre meinen Kiefer schmerzen, aber ich muß es jetzt einfach riskieren, bevor ich mir nur selbst unnötig wehtue, weil ich der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen kann. Stumm mustert er mich, scheint mit sich selbst zu ringen, flackert der Glanz seiner doch sonst so kühl beherrschten Augen ein wenig unsicher. Aber auch dieser Moment verfliegt, als hätte die winzige Schwäche in seinem Gemüt nie existiert. Manchmal beneide ich ihn um seine Selbstkontrolle, aber in diesem Augenblick möchte ich ihn dafür schlagen, ihm meine Verzweiflung einhämmern, daß auch er sie fühlen kann. "Dann hör mir gut zu, denn ich werde es nur einmal sagen." Unwillkürlich reiße ich ein wenig die Augen auf, starre ihn für den Hauch einer Sekunde völlig perplex an, schließlich hätte ich mit jeder Antwort von ihm gerechnet, nur nicht mit dieser. Aber ist das ein gutes Zeichen? Wie soll ich reagieren, wenn er mir hier und jetzt die Abfuhr meines Lebens erteilt? Etwa wieder heulen? Wie ich es hasse! Aber nur mal angenommen, er will mir genau das sagen, was ich schon immer von ihm hören wollte, was dann? Kann ich einfach meine Vergangenheit abstreifen und seine Liebe genießen? "Jeden gottverfluchten Tag denke ich an dich, egal ob ich esse, schlafe, trainiere oder sogar Diego etwas vorlese, permanent geistert dein wunderschönes Gesicht durch meinen Kopf. Mein Herz gehört dir schon lange, mein Körper schreit nach deinen Berührungen, mein Verstand geht immer mehr in die Knie, aber irgend etwas in mir hält mich davon ab all dem Drängen nachzugeben. Ich weiß, daß ich nicht fair zu dir bin, dich oft grundlos von mir stoße auch wenn ich weiß, daß ich dich damit verletze." "Aber weshalb tust du es dann? Erklär es mir...bitte." "Erklären? Ich kann es mir nicht einmal selbst erklären. Manchmal sehe ich dich einfach nur an, sehe wie ungemein hübsch du doch bist..." Zaghaft streicht er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, blickt mich dabei aber unentwegt an, als könne er in meinen Augen meine Gedanken lesen. "Ich möchte deine Hand nehmen..." So wie er es auch in diesem Moment gerade tut? "...dich ganz dicht an mich heranführen, fest in meine Arme schließen, den betörenden Geruch deines Parfums in mir aufnehmen..." Oh Gott, so nah war er mir noch nie! Näher zieht er mich an sich, senkt seinen Kopf ein wenig, während seine Hand meinen Kopf etwas anhebt, daß ich schon seinen heißen Atem auf meinen einsamen Lippen spüren kann. Die Wärme seines Körpers umfängt mich, greift auf mich über, je länger wir in dieser verboten schönen Pose vor der Tür stehen. Mit jedem Zentimeter, dem sich seine Lippen den meinen näher, schlägt mein Herz einen Takt schneller, nimmt das Kribbeln in meinem Bauch zu. Unser Atem ist eins, ist Zorro doch nur noch einen winzigen Hauch von mir entfernt. "Es ist als würden tausend Stimmen in meinem Inneren mich anfeuern, alles schreit, daß ich dich küssen soll, dir zeigen, wie wichtig du mir bist. Aber zwischen all diesen Jubelrufen, der Euphorie und Aufregung in mir, ist eine leise, sehr eindringliche Stimme in meinem Kopf, die mich zurückhält. Ich weiß, daß es für dich nicht leicht ist meine Zurückhaltung zu akzeptieren, aber für mich ist es ebenfalls nicht einfach, glaub mir...."Langsam zieht er sich zurück, nur ein bißchen, aber weit genug, um aus meiner direkten Reichweite zu sein. Wir haben wohl noch beide mit unserer Vergangenheit zu kämpfen, läßt sie uns so schnell nicht los. Ein leises Klopfen an meiner Zimmertür läßt uns aufhorchen, liegt doch die Vermutung nah, daß es Diego ist, der von unserer verbalen Auseinandersetzung geweckt wurde. Ich öffne die Tür, sehe den Kleinen mit seinem Plüschlämmchen im Arm dastehen, wie er müde zu uns aufsieht, wobei ein bißchen Angst in seinen müden Augen liegt. "Nicht streiten." Verblüfft sehen Zorro und ich uns an, haben wir schließlich beide nicht damit gerechnet, daß Diego so viel von unserer Auseinandersetzung mitbekommen hat. "Wir streiten nicht," versuche ich ihn zu beruhigen. "Aber du hast geweint." "Schon, aber..." "Hast du Papa jetzt nicht mehr lieb?" Kleine Tränen glitzern in den Kinderaugen, die mich fragend ansehen. Ich muß zugeben, ich habe Diego unterschätzt. Zwar ist er noch zu klein um zu verstehen, was der Begriff Liebe bedeutet, aber dennoch scheint er zu spüren, daß sein Vater und ich mehr als nur Freundschaft für einander empfinden. Ich beuge mich also zu ihm hinunter, streiche mit der Hand durch sein weiches Haar, ehe ich auf seine Frage eingehe: "Du weißt, daß ich deinen Papa sehr mag, oder?" Er nickt. "Und das wird sich auch nicht ändern, nur weil wir ein bißchen gestritten haben, das verspreche ich dir." Ich spüre Zorro's überraschten Blick in meinem Nacken, aber ich lasse mir nichts anmerken. Außerdem kann er ruhig wissen, daß ich trotz allem zu ihm stehe, so wie ich es immer getan habe. Aber auch er scheint endlich aus seiner Starre erwacht zu sein und kniet sich neben seinen Sohn, um ihn hochheben zu können. "Mach dir keine Sorgen, mein Kleiner. Weißt du, manchmal streitet man sich, obwohl man es gar nicht möchte." "Und warum?" "Wenn ich die Antwort eines Tages kennen sollte, verrate ich sie dir." Zorro erhebt sich mit Diego auf dem Arm und sieht mich unschlüssig an. Aber im Grunde geht es mir nicht anders, denn was gibt es jetzt noch zu sagen? Ein ,Ich liebe dich' wäre zu viel, ein einfaches ,Bye' zu wenig. Und statt dessen? Schweigsam sehen wir uns an, kommunizieren auf die Art, wie sie für uns am besten ist, ohne Worte, ohne Taten, allein durch unsere Augen. Ich weiß wie leid es ihm tut, daß er mich von sich gestoßen hat, sehe aber auch seine stumme Bitte, ihm eine zweite Chance zu geben. Und ich verwehre sie ihm nicht, bedeutet er mir doch einfach zu viel, als daß ich mich einfach so von ihm abwenden könnte. Noch einen Augenblick stehen wir so da, bis er den Blickkontakt löst und zu seinem Sprößling meint: "Verabschiede dich von Robin, denn es ist schon spät." Diego beugt sich zu mir vor, umarmt mich kurz, ehe er sich wieder an seinem Vater festhält. Die zwei verlassen mein Zimmer, aber nicht, ohne daß Zorro mir ein: "Schlaf schön, Nico." zuwispert. Nico. So nennt er mich nur in Ausnahmefällen, wenn ihm seine Worte an mich sehr wichtig sind. Ich verstehe ihn, sehr sogar und deshalb werde ich weiter warten, bis wir beide für eine Beziehung bereit sind. Eine Beziehung ohne wenn und aber, bedingungslos offen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)