Ich gehöre dir von DhalaElenaAngel (ohne dich kann ich nich sein) ================================================================================ Kapitel 1: Leid... ------------------ Titel: Ich gehöre dir Teil: 1 Autor: DhalaElenaAngel Email: DhalaElenaAngel@gmx.de Rating: MA Warnung: lemon, darkfic, sap Pairing: IsaonxRiki Disclaimer: nix gehört mir und pleite bleib ich auch... Ich gehöre dir Nachdenklich saß Riki inmitten seiner alten, fröhlich lachenden Freunde, die sich noch immer mit denselben Themen zu beschäftigen schienen, wie vor seinem ,Verschwinden'. Als habe es die letzten drei Jahre gar nicht gegeben, als wären sie eine Art Traum gewesen. Ob ein Alp-traum, oder nicht, noch vor wenigen Wochen hätte er ja gesagt, doch nun war er sich dessen, zu seinem eigenen Unwohlsein, nicht mehr gewiss. Hier hatte sich nichts verändert, sah man mal davon ab, dass es nun Guy war, der Bison an-führte. Es war noch immer dieselbe, schäbige Kneipe, in der sie sich trafen, sie schien sogar noch heruntergekommener zu sein, nach dieser Zeit, in der er nicht da gewesen war. Der Rauch der billigsten Zigaretten, gemischt mit anderen Kräutern und Drogen hing in der ohne-hin schon muffigen Luft, die über den Slums lag. Seltsam, er nahm den Geruch immer noch wahr, anders, als früher, wo ihm das gar nicht aufgefallen war. Er fasste sich kurz an den Kopf. "He, Riki!" Er hob fragend seinen Blick, sah in Guys fröhliches Gesicht und fing die Flasche Stout ge-schickt mit einer Hand auf, ohne sich sonst zu bewegen. Er betrachtete für eine Weile die Fla-sche. So ziemlich das Scheußlichste, aber auch das billigste Gesöff, dass es in Ceres gab. Frü-her hatte er es gern getrunken, es war ja auch das Einzige gewesen, dass er gekannt hatte - von Wasser mal abgesehen. Und schließlich hatte Jeder das getrunken. Bevor.... Nein! Keine Vergleiche mehr! Diese Zeiten waren vorbei, ein für allemal! Er hatte es endlich geschafft, sein Ziel zu erreichen, sich von dem arroganten Blondie zu lösen, für immer! Er war kein Sexspielzeug mehr, mit dem man machen konnte, was man wollte! Niemand würde es je wie-der wagen, ihn in Ketten zu halten, oder auf andere Weise zu erniedrigen, in der Zeit, die ihm noch blieb! "Danke", rief er seinem alten Lover zu, der ihm auch jetzt wieder eindeutige A-vancen machte, die er jedoch geflissentlich übersah. Er öffnete die Flasche langsam und ir-gendwie lustlos, riss sich dann aber zusammen und nahm einen tiefen Schluck. In den letzten vier Monaten hatte er sich wieder an das Brennen gewöhnt, dass seine Kehle unangenehm herablief und schließlich seinen Magen erreichte. Etwas Anderes würde er nicht mehr be-kommen. "He, alles klar mit dir?" Erstaunt wandte Riki seinen Kopf: "Was sollte denn sein?," fragte er verwirrt. "Ich weiß nicht," antwortete Guy. "Du hast dich verändert. Du bist anders, als früher. Was ist in den drei Jahren passiert, in denen du wie vom Erdboden verschwunden bist?" Riki schüttelte nur den Kopf. Das, was gewesen war, konnte er niemandem erzählen, am we-nigsten Guy. Guy, mit dem er selbst über Pets gelacht hatte, die brav hinter ihren Herrn her-schlichen, um ihnen jeden Wunsch zu erfüllen. Wie konnte er gerade vor ihm, der ja auch noch sein Lover gewesen war, zugeben, selbst eins gewesen zu sein! Egal, warum er es getan hatte und von freiwillig konnte in dem Fall nicht wirklich die Rede sein! "Na gut. Aber wenn was ist - dann komm einfach zu mir, ja?", Guy musterte seinen Freund noch einmal. Nein, Riki hatte mehr, als sich nur verändert. Er war ein vollkommen anderer Mensch geworden. In den ersten paar Nächten hatte er bei ihm geschlafen, bis er eine eigene Wohnung gefunden hatte - und jede Nacht hatte er einen Namen geschrieen: Iason. Immer und immer wieder. Mal leise, mal laut. Es war etwas geschehen. Etwas, dass Riki nicht loslas-sen konnte, egal, wie sehr er es auch versuchte. Bei Guys Erwiderung hätte er am liebsten laut aufgelacht, doch er hielt sich zurück, grinste ihn nur aufgesetzt fröhlich an, fischte seine Zigarettenschachtel hervor und bot sie Guy an. Der nahm sich eine und auch Riki steckte sich eine zwischen die Lippen, bevor Guy beide anzündete. Er inhalierte den beißenden Rauch tief. Gott, wie vermisste er die anderen, die teuren, die ... Nein! Nicht einmal daran denken! Er war nun einmal ein Mongorel! Das Un-terste vom Untersten! Der Dreck unter anderer Leute Schuhe, nicht akzeptiert und eigentlich auch nicht wirklich geduldet, angesiedelt am äußersten Rand der Stadt. Er hatte nicht einmal ein Recht auf Luxus! Wütend zog er heftiger an der Zigarette, musste aber gleich darauf einen Hustenkrampf unterdrücken. Er musste raus! "Ich mach mich auf, Leute!," warf Riki schließlich mit einem zweideutigen Lächeln in den Raum und wandte sich zum Gehen. Er sah Guys gerunzelte Stirn und den prüfenden Blick nicht. Außerhalb der verräucherten Kneipe empfing Riki die absolute, pechschwarze Dunkelheit der Nacht in den Slums von Ceres, die nicht einmal durch eine Straßenlaterne erhellt wurde. Das Licht der Zwillingsmonde hatte noch nie bis zwischen die alten, wuchtigen Hochhäuser ge-reicht, die zu eng standen, um es durch zu lassen. Anders, als in den schlanken, hohen, luxu-riösen Türmen und den breiten Straßen von Eos. Nein! Er fing ja schon wieder an! Verdammt! Mit einer Faust schlug er wütend auf eine der Mauern um ihn herum ein, merkte, wie der Putz unter seiner Haut bröckelte. Aber noch schlimmer war, dass er die Träne bemerkte, die sich über seine Wange stahl. Wie sehr hatte der arrogante Blondie ihn eigentlich manipuliert! Es....! Es sollte endlich aufhören! Er wollte das nicht! Er wollte, dass es wieder so wurde, wie früher! War das denn wirklich zu viel ver-langt? Nur glücklich sein. Glücklich mit dem, was er hatte... und zufrieden... und doch schob sich ständig das ruhige, fast emotionslos wirkende Gesicht des Blondies vor seine Augen. Leise stöhnend, als eine neue Attacke von Kopfweh sich ankündigte, sackte Riki in sich zu-sammen, den Blick gen Himmel gerichtet. Warum er...? Mit einem seiner geschliffenen Weinkelche in der Hand stand Iason an der Brüstung seiner Terrasse. Sein Blick glitt über die zahllosen Lichter Tanaguras, die unter ihm leuchteten, die Nacht erhellten. Und über ihm glänzten die Zwillingsmonde. Wie oft hatte er Riki nach der Arbeit hier gefunden, wie er die Lichter beobachtet hatte, mit diesem traurigen, entrückten Blick. Vier Monate. Vor vier Monaten hatte er Rikis Ketten gelöst, ihm seinen Wunsch endlich erfüllt, ihm die Freiheit gegeben, nach der es ihm so sehr verlangt hatte. Er hatte diesen traurigen Blick nicht mehr ertragen, den Riki gehabt hatte, bevor seine Augen jedes Mal wieder hart geworden wa-ren. Und seither schien ihm sein Leben einseitig, unausgeglichen und sinnlos. Er hatte von Beginn an gewusst, wie sehr er sein Pet vermissen würde, diesen wilden, unberechenbaren Jungen, den er einem Gefühl folgend aus den Slums von Ceres mitgenommen hatte, wild, dunkel und stolz. Nicht so brav und ergeben, wie die anderen Pats, die von Klein auf in Akademien zum Dienen und Gehorchen erzogen wurden, denen es an eigenem Charakter fehlte. Oh, nein! Riki hatte von Beginn an widersprochen, immer und immer wieder, er war ungezähmt gewesen - und er hatte sein Herz erobert, noch bevor Iason sich überhaupt im Klaren gewesen war, was überhaupt mit ihm geschah. Eigentlich hatte Iason Riki nur gehen lassen, um ihm zu zeigen, dass er mehr, als nur ein Pet in ihm sah, mehr, als den Mongorel aus dem Slums, nicht nur ein einfaches, unterhaltsames Sexspielzeug für das er sich immer gehalten hatte. Er hatte gehofft, dass Riki ihn verstehen, seine Gefühle vielleicht sogar erwidern, ja, zurückkommen würde, aus freien Stücken. Doch nichts davon war geschehen, im Gegenteil: sein dunkelhaariger Liebling war von der Bildflä-che verschwunden, vollkommen, als habe es ihn nie gegeben. Irgendwo dort unten in der dunklen Ecke am Stadtrand, die vollkommen in der Nacht verschwand. Iason machte sich Sorgen um Riki, wirkliche Sorgen. Der Junge war gegangen, wie er ge-kommen war: nur mit den Kleidern, die er am Leib getragen hatte. Er hatte jegliche Hilfe strickt abgelehnt, hatte von Geld oder einer Wohnung nichts wissen wollen. Er war einfach gegangen, die Straße entlang und dann verschwunden. Ohne ein weiteres Wort. Ohne sich umzudrehen. Er war gegangen, mit den Worten, er wäre dem Blondie nichts mehr schuldig, habe für die Rettung seines Lebens vor drei Jahren bezahlt und wolle Iason nie, nie wieder sehen. Wie schon so oft in den letzten Wochen fischte Iason den Petring, den er immer bei sich trug, aus seiner Tasche. Sah ihn nachdenklich an. Nein, er war sich sicher, dass Riki seine Worte nicht so gemeint hatte und er hatte geglaubt, nach einer Weile, wenn er nachgedacht hatte, würde er vielleicht zurückkommen. Bis jetzt hatte er es nicht über sich gebracht, die Petlizenz zu löschen, die er immer noch hielt. Und inzwischen wusste er, dass sie vielleicht die einzige Chance war, sein Pet wieder zu bekommen. Der Mongorel hatte es noch nie geschafft, Ärger aus dem Weg zu gehen. Iasons Faust schloss sich um den Ring. Er würde warten. Warten, bis Riki es wieder einmal schaffte, in Probleme zu geraten. Und dann würde er ihn zurückholen. Er hatte gehofft, dass dieser freiwillig kommen würde, aber inzwischen war es ihm egal! Er musste Riki einfach wiederhaben! Er... er brauchte den Mongorel mit den unglaublich dunklen, wachen Augen, die ihn immer an Onyxe erinnerten. Und diesen Blick, den er immer gehabt hatte, wenn er aufgegeben hatte, sich ihm zu widersetzen. Denn dann hatte er einen Teil seiner wahren Ge-fühle offenbart. Und er wollte Riki endlich küssen. Richtig küssen. Etwas, dass der Dunkelhaarige nie zuge-lassen hatte. Aber er wollte, dass Riki das freiwillig tat. Iasons sorgenverdunkelter Blick glitt wieder zu dem dunklen Fleck am Stadtrand, wobei er einen weiteren Schluck Wein trank. Er merkte nicht, wie Daryl, sein Furniture, ihn beobachte-te und einfach nur wortlos den Kopf schüttelte, wie so oft in den letzten Monaten... Schmerzerfüllt stöhnte Riki auf, als der eisenbeschlagene Stiefel sich erneut in seinen Magen grub. Er hatte es doch gewusst! Er hatte gewusst, dass es ein Fehler gewesen war, Kai über den Weg zu trauen! Warum? Warum war er so dumm gewesen, trotzdem mitzugehen? Und warum hatte Guy nicht auf ihn gehört? "Na, du dreckiger Mongorel," höhnte die kalte Stimme über ihm zufrieden: "Das war wohl nichts!" Riki versuchte, sich zusammenzurollen, um sich gegen den nächsten Tritt zu schützen, doch es war hoffnungslos. Sein Körper schmerzte so heftig, dass er ihn nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er hätte genauso gut versuchen können, nicht mehr an IHN zu denken! Und seit er Ia-son auf dieser Ausstellung gesehen hatte, war es nur noch schlimmer geworden! Selbst jetzt noch, unter diesen Umständen, sah er die seltsamen Reflexe in dem langen, seidig blonden Haar, während die Schwärze sich immer näher um ihn schloss und die Schmerzen mit jedem mühsamen Atemzug zunahmen... "Stop! Um Himmels Willen, hör auf!" Was? Verwirrt versuchte Riki, aufzusehen, aber selbst diese einfach bewegung verlangte ihm schon zu viel ab. Er konnte nur liegen bleiben und gegen die Schwärze ankämpfen. "Was soll das?," fragte sein Peiniger wütend, sichtlich wenig begeistert, von seinem offen-sichtlichen Spaß abgelenkt zu werden. "Du kannst dir jederzeit einen von den Anderen reinholen, aber nicht den da!" "Ach? Und warum bitte? Ist an dem hier vielleicht irgendwas Anders? Das ist ein dummer Mongorel aus den Slums, den doch niemand vermissen wird!" "Der da," konterte der Andere, während er sich zu Riki hinabbeugte, "der da ist auf der Pet-liste verzeichnet! Und zwar als Pet von niemand Geringerem, als Iason Mink!" "Bitte...????!" Was? Riki blinzelte verwirrt. Was war das gerade gewesen? Er? Ein Pet?! Er... er war kein Pet! Er...e r war frei! Er gehörte niemandem! Auch, oder besser gesagt, schon gar nicht Iason! Er war frei! Mühsam, den stechenden Schmerz irgendwie zur Seite drängend, richtete Riki sich auf: "Ich...! He!" Er starrte entsetzt auf die Nadel in seinem Arm. "Das war ein Schmerzmittel, Kleiner. Und jetzt solltest du zusehen, dass du zurück zu deinem Master kommst. Was hat ein Pet überhaupt in den Slums zu Suchen, he? Solltest du nicht die Stiefel deines Herrn lecken und ihm dafür danken, dass er dir ein solches Leben erspart?" Riki wollte erneut widersprechen, doch er bekam kaum genug Luft, um frei zu atmen. Außer-dem wusste er, dass es sinnlos war, gegen die Leute anzureden, sobald der Name Iason Mink ins Spiel kam. Wortlos rappelte er sich auf, als er merkte, wie das Schmerzmittel seine volle Wirkung entfaltete und machte sich auf den Weg zurück in seine - nun früher hätte er es wohl stolz seine Wohnung genannt. Bevor er den Luxus und die Verschwendung, die Schönheit von Eos kennen gelernt hatte... Mit überschlagenen Beinen saß Iason dem Wirtschaftsminister von Alpha Zen gegenüber und versuchte fast schon verzweifelt, dem Gespräch zu folgen, doch immer wieder, während die-sem Austausch an unbedeutenden Höflichkeiten kreisten seine Gedanken um eine einzige Person. Einer Person mit kurzen, wirren, dunklen Haaren, die ihm ins Gesicht hingen und schwarzen, stechenden Augen. Und allein der Gedanke, nachher wieder zurück in sein Pent-house zu kehren und zu wissen, dass dieser nicht da sein würde, machte ihn irgendwie... er wusste nicht so recht, wie er es ausdrücken sollte. Er war einfach unglücklich bei dem Gedan-ken daran, allein zu sein. Er hätte sich ein neues Pet kaufen können, doch er wollte nicht ir-gendwen! Er wollte nur...! Eine Hand, die sich auf seine Schulter legte, holte Iason aus seinen Gedanken zurück. Er sah auf, ohne, dass irgendetwas verraten hätte, dass er an etwas Anderes gedacht hatte: "Raoul?," fragte er abwartend. "Da ist ein Anruf für dich," erwiderte sein Stellvertreter ruhig. "Nicht jetzt," gab Iason missgelaunt zurück, wobei er auf den Anderen zeigte, der seine langschweifigen Ausführungen inzwischen unterbrochen hatte. "Ich habe..." "Es ist Katze und er lässt sich nicht abspeisen. Er sagte mir, es wäre dringend, sonst wäre ich gar nicht hier. Er hat ausdrücklich behauptet, du wünschtest, sofort mit ihm zu sprechen." Na großartig! Das also auch noch! Er hatte nicht den Nerv dazu, sich jetzt auch noch mit Schwarzmarktproblemen herumzuschlagen! Was war denn so schlimm, dass sein Verrauter es nicht allein in den Griff bekam...! Halt! Und wenn es um...! Äußerlich weiterhin ruhig und kühl erhob Iason sich: "Entschuldigen Sie, Minister. Aber es scheint dringlich zu sein." Mit einem weiteren Kopfnicken trat er zu dem abgeschotteten Kommunikationsterminal, tippte eine Nummer ein und augenblicklich tauchte der Rotschopf des Untergrundherrschers auf dem Bildschirm auf. "Katze," begrüßte er diesen knapp. "Ich habe ihn gefunden," informierte Katze seinen ehemaligen Master ruhig und knapp, wo-bei er mitten im Satz einmal kurz den Kopf umwandte und eine hastige Handbewegung mach-te, bevor er sich wieder direkt Iason widmete. "Wo?," fragte der Blondie zurück, merkte, wie sein Herz begann, schneller zu schlagen. "In einem Viertel, das selbst für die Verhältnisse in den Slums heruntergekommen ist," dann geriet Katze ins Stocken, als wisse er nicht so recht, ob er fortfahren sollte. "Was ist los?" "Nun ...," erneut zögerte der Andere etwas. "Er sah eben nicht sonderlich umwerfend aus. Er kam von der Polizeistation, so habe ich ihn letztendlich finden können, und ich nehme mal stark an, dass sie ihn ziemlich - nun - übel behandelt haben, bevor sie herausgefunden haben, wer, was er ist. Er war eben erschreckend bleich." Jemand hatte es ernstlich gewagt, Hand an seinen Riki zu legen?? Eine schier unglaubliche Wut stieg in Iason auf, der Ausdruck seiner Augen wurde so hart, dass selbst Katze kurz zu-sammenzuckte und anschließend die Stirn runzelte. Die würden....! Halt! Nein! Riki ging vor! "Gib mir seinen exakten Aufenthaltsort, schick die Informationen direkt an das Navigations-gerät in meinem Wagen! Und noch was... finde heraus, wer es gewagt hat, Hand an MEIN Pet zu legen!" Den Kommentar, dass Riki eigentlich gar kein Pet mehr war, verkniff Katze sich wohlweiß-lich, als er die Laune des Blonie sah. Er mochte ja viel sein, aber lebensmüde gehörte doch noch nicht zu seinen Attributen. Und er kannte Iason zu gut, um ihn zu unterschätzen. Er nickte einfach nur. Iason wartete nicht einmal, bis der Bildschirm hinter ihm wieder schwarz wurde, er lief ein-fach los, auf die Glastür zu, die ein Angestellter hastig für ihn öffnete. "Iason!" Wütend wandte der Angesprochene sich um. Was war denn nun schon wieder? "Raoul." "Du kannst doch nicht einfach verschwinden, ohne ein Wort zu sagen! Der Minister...!" "Kümmere du dich um diese Angelegenheit," konterte er missgelaunt: "Ich habe etwas weit wichtigeres, um was ich mich zu kümmern habe, als Höflichkeitsfloskeln auszutauschen!" "Sag mir bitte nicht, dass es schon wieder um diesen Mongorel geht!," fragte Raoul mit um-wölkter Stirn. So sehr aus der Ruhe zu bringen vermochte seinen Freund nämlich nur einer. "Ich dachte, du wärest ihn endlich los!" Wow! Das war fast zu viel des Guten gewesen! "Selbst wenn es so wäre, Raoul, würde es dich nichts, aber auch rein gar nichts angehen!," schnauzte er und lief einfach an dem anderen Blondie mit den leicht gelockten Haaren vorbei, ohne sich noch einmal umzudrehen. Raoul sah dem Anderen eine Weile lang kopfschüttelnd hinterher. Er wusste, es konnte nur wieder um dieses Mongorelpet gehen. Iasons einzigen, wunden Punkt und wenn er nicht auf-passte, dessen Untergang. Nur war der Andere nicht in der Lage, oder willens zu sehen, was geschah... Das heiße Wasser rauschte an Rikis grün und blau geprügeltem Körper herab, half ihm so, seine vollkommen verkrampften Muskeln wenigstens etwas zu entspannen. Dank des schein-bar recht starken Schmerzmittels fühlte er sich sogar recht gut, er fühlte sich seltsam leicht im Kopf, es war ihm sogar etwas schummrig. Seine Gedanken kreisten nur um ein einziges Thema: warum hatten sie ihn gehen lassen, ein-fach so und noch am Leben? Er war kein Pet mehr! Iason hatte den Ring entfernt! Weder würde er den Blondie je wieder aus der unmittelbaren Nähe sehen, noch je wieder irgendwem gehören, außer sich selbst! Auf einmal merkte er, wie seine Beine zu zittern begannen. Verdammt! Nicht auch das noch! Hastig stützte Riki sich an der Duschwand ab und ließ sich langsam auf den Boden gleiten, zwang sich trotz des seltsamen Gefühls und der Probleme, die er damit hatte, tief durchzuat-men. Schon wieder. Die Abstände wurden immer kürzer und die Sache im Revier dürfte nicht gerade förderlich gewesen sein. Es hatte schon begonnen, kurz nachdem er zurückgekehrt war. Kurze, aber doch immer länger andauernde Schwächeanfälle, die in immer kürzer wer-denden Abständen auftraten, begleitet von rasenden Kopfschmerzen. Die hatte er wohl auch nur wegen der Spritze nicht bemerkt. Vielleicht hatte er sogar wieder etwas Fieber. Den Kopf nach oben gerichtet ließ Riki das warme Wasser an sich herablaufen, während seine Gedanken einmal mehr zurück in die Vergangenheit schweiften, die er mehr als alles Andere einfach nur vergessen wollte. Und diesmal fühlte er sich einfach zu schwach, um dagegen anzukämpfen, zu müde. Er war nicht einmal im Stande, sich den üblichen Hass einzureden, der ihn sonst immer geschützt hatte. Er sah nur den gottgleichen, perfekt geformten Körper, ohne Makel, das fein gezeichnete Gesicht, dass in manchen, seltenen Momenten, einen so sanften Ausdruck getragen hatte. Etwas, dass außer ihm sicherlich noch nie irgendwer zu se-hen bekommen hatte. Nun, ohne den sinnlosen Versuch, seine Gedanken auf etwas Anderes zu konzentrieren, raub-te di Sehnsucht nach dem Anderen ihm fast den Atem. Er wollte Iason. Ihn berühren, ihm nah sein. Ihm endlich sagen, wie er wirklich empfand... ihn küssen. Wenigstens ein Mal! Denn er hatte sich in all den Jahren, die sie zusammen verbracht hatten, stets geweigert, das zu tun. Aus purer Angst. Der panischen Angst, zu viel Nähe zuzulassen. Nähe zu einem Mann, dem er gehörte, der mit ihm tun und lassen konnte, was er wollte, der ihn gar verkaufen konnte. Und aus Stolz, aus Angst, ihn zu verlieren, das Einzige, was ihm geblieben war, nachdem man ihm schon die Freiheit genommen hatte. Tatsächlich hatte Riki sogar schon mehr als nur einmal, einsam in seinem Bett liegend, ernst-haft darüber nachgedacht, zurückzukehren. Zurück zu seinem ehemaligen Master. Doch das hatte sein Stolz nicht zugelassen und er ließ es auch weiterhin nicht zu. Nicht einmal jetzt. Die Angst, verstoßen zu werden, war einfach viel zu groß. Oder die Angst, wieder nichts Anderes zu sein, als ein bedeutungsloses Pet, ohne Rechte, seinem Master auf gedeih und Verderb ausgeliefert. Riki vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er wollte nur noch vergessen, diese drei Jahre auslöschen, um hier mit dem Wenigen, was er hatte, wieder glücklich werden zu können. Oh-ne das Wissen, dass es besseres gab. Einfach nur glücklich sein können, in den paar Wochen oder vielleicht Monaten, die ihm noch blieben. Dann könnte er für diese Zeit vielleicht sogar zu Guy zurückkehren, dessen Gefühle, die dieser ihm immer noch entgegenbrachte, obwohl er nun mit Kai zusammen war, erwidern. Nein, selbst das machten ihm seine Erinnerungen ka-putt! Noch ein paar Wochen... Riki legte seinen Kopf zurück an die Duschwand. Er kannte diese Krankheit nur zu gut. Auch wenn er nicht verstand, wie er sie so schnell hatte bekommen können. Sie übertrug sich nur durch Unreinheit oder direkte Injektion. Die einzige Gelegenheit, sie zu bekommen, war der eine Tag, kurz nachdem er zurückgekehrt war, als er sich mit Kai gestritten hatte. Und der ihm eine Nadel in den Arm gebohrt hatte, die auf dem Boden gelegen war. Ein dummer Zu-fall. Er hätte lachen mögen, wäre es nicht so... beschissen. Denn das hier konnte nur einen Ausgang haben und selbst die wenigen Medikamente, die ihm hier zugänglich wären, hätte er das Geld für Selbige, würden alles nur hinauszögern, es schmerzvoller machen, als es ohnehin schon war. Er war sich nicht einmal sicher, ob es in Eos etwas gab, das ihn hätte retten können - und selbst wenn - er würde doch nicht zurückkehren, um darum zu bitten... Nach einer Weile versuchte Riki, sich aufzurichten, doch er merkte sofort, dass etwas anders war, als sonst. Denn kaum bewegte er sich, begann alles um ihn herum, sich wie wild zu dre-hen. Nein, er musste noch sitzen bleiben - etwas. Der Dunkelhaarige merkte weder, wie das Wasser immer kälter wurde, noch, dass ihm Tränen über sein Gesicht perlten, die direkt mit fortgewaschen wurden, als die Welt um ihn herum begann, in der Schwärze zu versinken. Himmel, war das eine Gegend, stellte Iason schaudernd fest. Er hätte nicht gedacht, dass der Teil den er bei ihrem ersten Zusammentreffen gesehen hatte, noch zu überbieten war an Häss-lichkeit. Nun - offensichtlich schon. Selbst jetzt, am Mittag, wo die Sonne am höchsten über dem Himmel stand, herrschte hier ein Dämmerzustand, als wäre es in wenigen Minuten fins-terste Nacht. Die Strahlen hatten keine Chance, ihren Weg in die Gassen zu finden, die kaum breit genug waren, um mit einem Auto hindurchzufahren. Kaum zu glauben, dass in diesem... diesem Grab!... tatsächlich Menschen leben sollten! Nicht zu denken, dass Riki hier leben wollte! Riki, der alles Helle so sehr liebte! Obwohl - wenn er sich hier so umsah, verstand er auch, warum. Klar, wenn man sein Leben lang sonst nichts als Dunkelheit gekannt hatte... Aber warum war er dann nicht bei ihm geblieben? War das Leben mit ihm denn wirklich so schlimm gewesen? Mit einem letzten, abschätzenden Blick schlug Iason seine Autotür zu und trat durch den Ein-gang des Hauses, wollte man es denn als Solches bezeichnen, vor dem er geparkt hatte. Ein kurzer Blick auf den Fahrstuhl, der noch aus dem vorherigen Jahrtausend zu stammen schien, überzeugte ihn davon, doch lieber die Treppe zu nehmen, die zwar abgetreten, aber wenigs-tens stabil wirkte. Er musterte die teilweise kaum noch zu erkennenden Zahlen an den Türen des dritten Stockes. 38, 39, 40. Ach, da! Da war es: 42. Mit gerümpfter Nase drückte Iason die Klinke herab, froh, seine Handschuhe zu tragen. Mit einem leisen Knarzen sprang die Tür schließlich auf. Was? In dieser Gegend sperrte Riki noch nicht einmal ab? Er hatte hier seine Kindheit verbracht, er musste doch wissen, wie gefährlich das war! So konnte ihn ja Jeder überfallen! Das passte so gar nicht zu dem vorsichtigen jun-gen Mann, den er kannte. Und das gefiel ihm nicht. Im inneren dieser... Wohnung.... sah es nicht einen Deut besser aus, als von Außen. Langsam schritt Iason in die Mitte des einzigen Raumes, vorbei an einem Herd, der ihn eher an eine alte Feuerstelle erinnerte, an einem Tisch, dessen eines Bein definitiv kürzer war, als die anderen drei und den Stuhl, der auch nicht sonderlich stabil wirkte. Bein Bett musste er wirklich erst mal die Stirn runzeln. Die Matratze war vollkommen durchgelegen - von Jemandem, der di-cker und schwerer gewesen war, als Riki, dem Abdruck nach zu schließen, die Decke, die halb auf dem gräulichen Boden lag, wirkte fadenscheinig. Die einzige Lampe, die den Raum kaum zu erhellen vermochte, blinkte nervös in kurzen Abständen, signalisierte so überdeut-lich, dass sie kurz davor stand, entgültig auszufallen. Aber das Schlimmste war der Geruch, der über Allem hier lag, über dem gesamten Viertel. Kein Wunder, schließlich befand sich die Müllverbrennungsanlage ganz in der Nähe. Aber viel interessanter war etwas anderes: wo war Riki? Iason wusste, der Mongorel musste irgendwo in diesem... Zimmer... sein, denn er hatte Katze kurz getroffen, bevor er hierher gekommen war und der hatte ihm versichert, dass Riki die Wohnung nicht verlassen hatte. Moment! Das war doch... Wasser! Das Geräusch von fließen-dem Wasser! Sicher! Eine Duscheinheit! Rasch trat Iason zum anderen Ende des Raumes, wo er den Zugang vermutete und fand. Nun - als Badezimmer wollte er das hier nicht bezeichnen müssen, nicht beim besten Willen! Der Spiegel über dem Waschbecken war wohl schon seit hundert Jahren blind, die Handtücher waren ausgefranst und extrem dünn und selbst der Bademantel wirkte schrecklich. Das hier also zog Riki dem Leben im Penthouse vor? Nein, daran konnte und wollte er nicht glauben! Es musste einen anderen Grund geben, warum Riki nicht zurückgekehrt war, oder keine Hilfe angenommen hatte! Apropos... Iason wandte sich wieder zum Wasser um. Es war praktisch unmöglich, etwas durch diese verkalkten Türen zu sehen. Mit einem kurzen Griff zog Iason sie auf, doch was er sah, brachte ihn erst einmal dazu, heftigst die Luft einzuziehen: "Riki!" Aber der regte sich nicht, er saß weiterhin eingesunken auf dem Boden der Dusche. "Riki!;" rief Iason erneut, wollte nach dem Jüngeren greifen, stellte dabei erschrocken fest, dass das Wasser, dass auf die elend aussehende Gestalt herabprasselte, eisig kalt war. Hastig drehte er es ab, zerrte sich dann mit den Zähnen einen der Handschuhe herab, legte die Hand auf Rikis Stirn. Nein, das war gar nicht gut! Der Mongorel brannte regelrecht! Ohne auch nur darüber nach-zudenken, riss er sich seinen eigenen Mantel vom Leib, nicht bereit, seinen Kleinen in dieses Etwas hinter der Tür zu wickeln, packte den Dunkelhaarigen darin ein und hob ihn sich auf die Arme. Er war leichter geworden, stellte Iason dabei auch gleich noch fest. "Riki," ver-suchte er es erneut. Er musste den Jungen doch irgendwie wieder wach bekommen! Da! Tatsächlich! Die Lider fingen an, zu flattern, gaben, nach einem schier endlosen Augen-blick die unnatürlich glänzenden onyxfarbenen Augen frei, die ihn jedoch nicht wirklich wahrzunehmen schienen, Mühe hatten einen Punkt fest zu fixieren. Doch dann ging ein Zittern durch den Körper: "....Iason...nein...kein...Pet!!", doch kaum hatte er diese schwer verständlichen Worte ausgesprochen, sackte er auch schon wieder in sich zu-sammen, sein Kopf fiel gegen die Brust des Blondies. "Guten Abend, Master..." Ohne Daryl weiter zu beachten, eilte Iason an ihm vorbei, direkt in sein eigenes Schlafzim-mer, wo er Riki erst einmal vorsichtig in sein Bett zwischen die Seidenlaken legte. "Master..." "Ruf einen Arzt," befahl Iason nur knapp, während er mit immer dunkler werdenden Augen auf die zahllosen Kratzer und Flecken starrte, die bereits eine tiefblaue Färbung angenommen hatten. Sie waren noch frisch, die Kratzer teilweise gerade erst verschorft. Diese Wunden konnten nur von dem Verhör stammen, das Katze erwähnt hatte! Wut, unendliche Wut mach-te sich neben der Sorge breit, während er Riki vorsichtig zudeckte. Ein weiteres Mal legte er seine Hand auf die Stirn des Dunkelhaarigen, doch die war immer noch genauso heiß, wie zuvor, sie kam ihm sogar noch etwas heißer vor, wenn er es genau bedachte. Was war nur geschehen? Das kam doch nicht im Leben von einer Prügelei! "Was ist nur mit dir passiert, Riki?," fragte Iason sanft, strich nachdenklich die dunklen, nassen Strähnen aus dem ungewöhnlich bleich wirkenden Gesicht. Außerdem hörte sich das schwere Atmen auch nicht sonderlich gesund, nein, eher regelrecht bedrohlich an! Daryl trat nach dem Telefonat erneut in das Zimmer seines Herrn, blickte vorsichtig auf das Bett. Riki. Oha, der Mongorel war also wieder da? Wie hatte Iason das denn geschafft? Er kannte den Dunkelhaarigen lange genug, um zu wissen, dass dieser sich sicher verdammt gut versteckt hatte. So, wie er schon nach dem dritten Tag ohne Riki gewusst hatte, dass Iason ihn zurückholen würde, koste es, was es wolle. Es wunderte ihn eigentlich nur, dass es letztend-lich doch so lange gedauert hatte, bedachte man, wie besessen beide voneinander waren. Und er musste es ja wissen. Aber er war auch beunruhigt. Er hatte Riki noch nie so gesehen! So... schlecht! "Daryl, bring mit eine Schüssel mit Eiswasser und ein paar Lappen!," befahl Iason, im Wis-sen, dass Daryl mit Sicherheit hinter ihm stand und auf Anordnungen, aber vor Allem auf eine Erklärung wartete. Die er so schnell nicht bekommen würde. Er wandte den Blick nicht eine Sekunde lang von dem Bewusstlosen, der nun begonnen hatte, seine Fäuste zu ballen und wieder zu lockern, während er den Kopf unruhig hin und her warf. Von Zeit zu Zeit stöhnte er auch, gab sinnlose Worte von sich. "Wo bleibt der verdammte Arzt?," knurrte Iason ungehalten, als Daryl die Schüssel und die Tücher neben seinem Herrn abstellte, einen weiteren, fragenden Blick auf Riki warf. Der Blondie achtete gar nicht auf sein Furniture, tauchte eines der Tücher in das kalte Wasser, wrang es anschließend etwas aus und fuhr damit über das fieberglänzende Gesicht, bevor er es schließlich auf die brennende Stirn legte. "Er wird sicher gleich..." In dem Moment klingelte es. "Bring ihn hierher," gab Iason von sich, ohne auch nur einen Schritt von seinem Mongorel weg zu tun. Im Gegenteil: er setzte sich auf die Matratze, strich Riki über die Wangen. Er bewegte sich auch nicht, als der Arzt mit seiner Untersuchung begann, hielt die ganze Zeit Rikis Hand, überwachte jeden Schritt und jeden Handgriff des Arztes. Dieser war sichtlich überrascht, dass man ihn offensichtlich herbestellt hatte, nur um einem Pet und dazu noch einem Mongorel zu helfen. Doch er wagte es auch nicht, auch nur ein Wort darüber zu verlieren, denn immerhin war Iason Mink der mächtigste Mann schlechthin und es schien ihm reichlich dämlich, sich mit ihm anzulegen. "Nun?," fragte Iason ungeduldig, als der Mann sich wieder aufrichtete. "Nun - das Wichtigste zuerst: der Mongorel hat sich einen Virus eingefangen, wie er in den Slums häufig auftritt. Jeder dort unten kennt ihn und da gibt es auch kein Heilmittel. Er wird meist nur Death genannt." "Was heißt das?," fragte Iason entsetzt. "Hier nichts," beschwichtigte der Arzt ruhig. Dann fuhr er fort: "Dieser Virus ist sehr aggres-siv, er zerstört Stück für Stück das gesamte Immunsystem, bevor er dazu übergeht, die inne-ren Organe zu befallen. In der Regel zuerst die Lunge, die Atemröhre, dann die Leber, die Nieren, das Herz. Er ist aber nicht ansteckend. Es ist eine Weiterentwicklung einer Krankheit, die es vor über dreihundert Jahren gab, ich glaube, sie wurde als AIDS bezeichnet. Die einzi-ge Möglichkeit, ihn sich einzufangen, ist, wenn er direkt unter die Haut gelangt." "Wie bei einer Prügelei," stellte Iason bitter fest. "Ja, zum Beispiel. In diesem Fall," er deutete auf das Bett: "Muss der Virus schon vor min-destens, na, ich würde mal sagen, dem Schaden nach, den er schon angerichtet hat, seit drei, wahrscheinlich schon vier Monaten in den Organismus vorgedrungen sein. Hier." Er deutete auf eine leichte Schwellung im rechten Oberarm. "Mit einer nicht desinfizierten Nadel, wie sie für Drogen noch gebraucht wird. Das Problem ist nur, ich habe keine Drogen im Körper gefunden. Nichts, außer Alkohol und Nikotin zumindest," korrigierte der Arzt sich. "Die Slumbewohner erkennen diese Krankheit immer recht schnell, sie wachsen damit auf. Es ist da unten, neben Morden, die häufigste Todesursache. Es beginnt mit zeitweiligen Schwindelanfällen, später Kopfweh und Schwächeanfälle. Sie hätten es schon wesentlich eher bemerken müssen," meinte er noch erstaunt. "Was bedeutet das?;" fragte Iason schließlich, den Blick sorgenvoll auf die im Moment reglo-se Gestalt im Bett gerichtet. Der Andere zog eine Spritze hervor, füllte diese sorgsam mit einem grünlich schimmernden Serum. "Nun - ich wurde noch rechtzeitig benachrichtigt. Der Virus kann noch gestoppt und der Schaden in Grenzen gehalten werden. Ich spritzte ihm jetzt ein Protein, dass den Virus angreifen und ,fressen' wird. Dieses Protein ist mit etwas durchsetzt, dass dem Körper helfen wird, ein neues Immunsystem aufzubauen", mit den Worten setzte er die Spritze. Iason atmete auf. Er konnte sich nicht entsinnen, je erleichterter gewesen zu sein. "Geht es ihm sonst gut?" Der Arzt blickte zu Iason, dann wieder zu dem Bewusstlosen, nur um sich zu vergewissern, dass der Mann ihn nicht hochnehmen wollte: "Nun, egal, mit wem er sich angelegt hat, dieser Jemand muss einen ziemlichen Schlag draufgehabt haben. Er hat es nämlich geschafft, innere Blutungen auszulösen." Dann kramte er etwas Anderes aus seiner Tasche hervor: "Ich werde jetzt etwas implantieren, dass helfen wird, die inneren Verletzungen zu heilen" "Wird er wieder gesund?," fragte Iason, während er beobachtete, wie der Arzt einen Teil der Bauchdecke örtlich betäubte und das zweite, seltsame Gerät ansetzte. "Ja," meinte der ruhig. "Es wird zwar zwei Wochen dauern, aber ja. Wie gesagt, ich wurde gerade noch zur rechten Zeit gerufen. Ein paar Stunden später hätte niemand mehr etwas für ihn tun können, dann hätte der Virus das Herz angegriffen." Dann drückte der Arzt auf einen Schalter. Trotz der Betäubung schien Riki noch etwas zu fühlen, denn plötzlich riss er die Augen auf, starrte wild um sich und seine Arme fuhren in die Luft. "Sch... ruhig, Riki. Ich bin da, es wird alles wieder gut," flüsterte Iason sanft, während er die Hände einfing und den Körper zurück auf das Bett drückte. Er strich die Haare erneut aus dem Gesicht, legte einen frischen Lappen über die Stirn. Die Augen schlossen sich wieder. "So, das war's, mehr kann ich auch nicht tun. Ich lasse Ihnen noch etwas Schmerzmittel da, wenn er wieder Kopfschmerzen bekommt, was mit Sicherheit der Fall ist, und einen Inhalator. Da die Luftröhre und die Lunge ziemlich in Mitleidenschaft gezogen ist, wird ihm das Armen vielleicht zeitweilig schwer fallen." Iason nickte und winkte mit der Hand, entließ so den Arzt, der verschwand, ohne das der Blondie es merkte. Seine einzige Sorge galt Riki. Hatte der Mongorel denn nicht gemerkt, dass er krank geworden war? Warum war er nicht zu einem Arzt gegangen, oder hatte ihn um Hilfe gebeten! Er musste doch gewusst haben, was er hatte! Diese Krankheit war doch in den Slums jedem noch so kleinen Kind bekannt! Erst jetzt wurde Iason wirklich bewusst, was der Mediziner gesagt hatte: Riki hätte sterben können. Nein, Riki wäre gestorben, hätte er ihn heute nicht geholt! Sein... sein Kleiner wäre elendig in dem Rattenloch, das er bewohnt hatte, draufgegangen! Ohne das er etwas hätte unternehmen, ihm helfen können! "Gott, Riki, warum denn?," fragte er leise. "Warum bist du nicht einfach zurückgekommen?" Iason nahm einen zweiten Lappen, tauchte ihn in die Schüssel mit dem Wasser und fuhr er-neut über Rikis schweißnasses Gesicht, über seine malträtierte Brust, die sich nur unregelmä-ßig hob und senkte, jedes Mal mit einem bedrohlichen Geräusch, dass ihm jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte. Anschließend packte Iason den Dunkelhaarigen wieder fest in die Decke ein, strich erneut mit den Fingern über das brennende Gesicht, über die Haut, die trotz der Hitze noch genauso sam-tig war, wie früher. Als er sicher war, dass er im Moment nicht mehr für Riki tun konnte, erhob er sich, trat aus seinem Schlafzimmer und lief zu seiner Kommunikationseinheit im Wohnzimmer. Er wählte eine Tastenkombination. Kurz flimmerte der Bildschirm, dann tauchte Katzes Gesicht auf. "Iason," grüßte dieser, wenig überrascht. "Wie geht es Riki?" "Nicht gut. Hast du die Namen der Polizisten?" Katze runzelte die Stirn: "Wie schlecht geht es ihm?," fragte er erneut nach. "Ein Virus. Einer, der in den Slums recht häufig auftritt..." "Was? Wie hat er sich denn Death eingefangen? Und wann, um Himmels Willen! Er nimmt doch gar keine Drogen! Wie hat er sich denn anstecken können?" Katze war beunruhigt. Er wusste, dass Riki vollkommen gesund gewesen war, als er in die Slums zurückgekehrt war. "Das weiß ich nicht und nein, es waren keine Drogen. Er hat allerdings trotzdem eine Ein-stichstelle von einer Nadel, alt, aber geschwollen und verhärtet. Die Namen." Katze drückte einige Tasten auf seinem Computer: "Ich gebe dir alle Namen und Fotos von denen, die heute bei der ,Jagd' waren. Wer genau es war, kann nur Riki dir sagen. Sie verpfei-fen sich untereinander nicht." Iason nickte zufrieden, dann sah er auf: "Sieh zu, ob du rausbekommst, wie er sich mit einer Nadel hat infizieren können," befahl er noch, bevor er auflegte. Der Bildschirm wurde wieder schwarz. Er war wieder jung, vierzehn, vielleicht fünfzehn. Die Polizei dicht hinter, Guy und seine Freunde direkt vor ihm. Dunkelheit füllte die dreckigen Gassen nicht weniger, als dieser im-mer gegenwärtige Geruch, den die, die dort unten geboren wurden, gar nicht wahr nahmen, da sie es nicht anders kannten. Auch er nicht - bis er fortgewesen war. Er musste rennen, schnell! Ein Versteck finden! Irgendwo! Das Atmen fiel ihm ungeheuer schwer, er musste schon ewig rennen! Aber er konnte sich keine Pause leisten! Zu nah waren die Bullen schon! Und wenn sie ihn in die Finger bekamen, war es mehr, als fraglich, ob er das Revier je wieder verlassen würde. Denn wer fragte schon nach einem kleinen, dreckigen Mongorel? Sie waren nichts wert in dieser Gesellschaft, wurden nicht besser behandelt, als der Dreck auf der Straße. ,Ich will nicht,' schrie Riki in Gedanken verzweifelt: ,Ich will nicht sterben! Nicht.. nicht so... und nicht... hier!' Und doch kam das Geräusch der eisenbeschlage-nen Polizeistiefel unbarmherzig näher. Aber plötzlich war er da. Das sanfte, goldene Schimmern, dass die Dunkelheit zu vertreiben, zu verbannen, zu verdrängen schien. Hell, wie die aufgehende Sonne über dem Ozean, ein Versprechen von nie gekannter Sicherheit. Groß, alle Anderen überragend und schön, un-glaublich schön mit diesen goldenen Haaren, die wirkten wie seidene Fäden. Eine Hand streckte sich ihm entgegen. Riki sah sich um. Da, auf der anderen Seite, standen auch Guy und die Anderen, riefen ihm zu, winkten verzweifelt, er solle sich beeilen. Was...was nun? Die Polizei... sie kamen immer näher! Was sollte er nur...? Plötzlich, ohne Vorwarnung, griff die Hand, die bisher einfach nur gewartet hatte, zu, packte ihn um die Taille, zerrte ihn aus dem Weg, währende die andere, freie Hand mühelos das La-sermesser abfing, dass sich ihm in den Rücken bohren wollte, ohne, dass sich auch nur das geringste Zeichen von Anstrengung auf den Zügen spiegelten, die ihn in diesem Augenblick sanft anzulächeln schienen. Riki spürte die Wärme dieser Umarmung, den starken Körper hinter sich, eine Geborgenheit, die er noch nie zuvor gespürt hatte, nicht einmal bei Guy, obwohl er zu dieser Zeit doch noch so fest geglaubt hatte, den Anderen leidenschaftlich zu lieben! Nein, all das, was er hier, be-schützt von diesem Arm fühlte, konnte der Andere ihm nicht geben. Sicherheit, Wärme und einen tiefen Frieden. Ein Zuhause, ganz für ihn allein, wo er immer zurückkehren konnte, ohne Angst vor irgendetwas. Es war, als wäre dieser Arm sein Weg zum Licht. Er war vom Rennen zu erschöpft, um sich gegen den festen Griff zu wehren, nein, er wollte es ohnehin nicht. Hier gehörte er hin. Er wollte bleiben, beleiben in dieser Sicherheit und dem Licht, das den Anderen umgab. Tief inhalierte er den Geruch des Anderen, der ihn eigenartig beruhigte. Hier konnte ihm nichts geschehen, er war in Sicherheit.... Aber plötzlich löste der Blonde den Griff, ein trauriges Lächeln umspielte die schönen Züge, das Licht, es verschwand, so wie... "Iason...!" Verzweifelt rannte Riki in der Dunkelheit, versuchte etwas zu sehen, sein Licht erneut zu finden. Aber da war nur noch... Kälte und Dunkelheit.... Iason saß wieder mal am Rande der Matratze, einen Lappen in der Hand, mit dem er über das Gesicht wischte. Schon seit zwei Tagen lag Riki nun hier, warf sich in seinen Alpträumen hin und her, ohne dass er aufwachte. Sein Atem wurde immer schwerer, so, als würde er rennen. Schon mehrmals hatte er nach der Gesichtsmaske des Inhalators greifen müssen, um dem Mongorel das Atmen etwas zu erleichtern. Nachdenklich legte er den Lappen zurück, fuhr fort, Riki einfach nur noch zu beobachten. Gott, wenn er dem Jüngeren doch nur etwas mehr helfen könnte! Ihn so leiden zu sehen war unerwartet schmerzvoll. Plötzlich begann Riki, sich stärker, als gewöhnlich herumzuwerfen, seine Lippen schienen Worte zu formen, lautlos erst, dann entwichen die ersten Stöhner. "Riki, was hast du denn?," fragte er verzweifelt, hielt die Arme des Dunkelhaarigen fest, pinnte sie auf das Bett, als er begann, sie wie wild zu bewegen. "Riki...!" "Iason..hhhhrr.....Iason!!!.!" "Ich bin da," antwortete Iason überrascht, als er hörte, wie Riki begann, nach ihm zu rufen. "Ganz ruhig, hier passiert dir nichts." Und dann flatterten die Augenlider, während der Mon-gorel immer verzweifelter nach Luft rang. Nein, entschied Iason, so ging das nicht. Er richtete Riki etwas auf, lehnte den kleineren Körper an seinen Eigenen, legte die Maske erneut über das Gesicht, beruhigt, als der Atem nach einer Weile etwas ruhiger ging. Er merkte, wie eine Hand sich auf seinen Arm legte, sah herab, stellte fest, dass Riki wach war, oder doch zumin-dest die Augen endlich wieder offen hatte, auch wenn sie nicht wirklich wirkten, als würden sie viel wahrnehmen. "Riki?," fragte er sanft. Was..? Riki stellte fest, dass er nicht mehr in der Dusche saß. Hatte er sich zwischenzeitlich aufgerafft und sich ins Bett gelegt? Nein, das glaubte er nicht, dafür war es zu...bequem. Das war alles, aber nicht das bett, in dem er die letzte Zeit über geschlafen hatte! Aber was...?! Und warum fiel ihm das Atmen so schwer? Außerdem... was war das für ein Geruch? Er hatte Probleme, etwas zu sehen. Es war alles... hell. Er hob seinen Arm, fühlte, wie er gegen etwas Weiches stieß. "...Riki?" Diese Stimme! Natürlich! Er träumte! Diese Stimme... sonst könnte er sie ja gar nicht hören! Er selbst hatte dafür gesorgt, dass nicht einmal Guy ihn finden würde, wie wollte es dann Ia-son schaffen, in einer Gegend, die ihm fremd war? Aber trotzdem... ein schöner Traum, eine nette Vorstellung.... Nein! Iason war der Letzte, der ihn so sehen sollte! Er musste doch schrecklich aussehen! Er war krank, er wollte nicht, dass der Blondie ihn sterben sah! Durst, sein Mund war trocken. Hm? Etwas Nasses an seinen Lippen? Er öffnete seinen Mund etwas weiter, schmeckte eine Flüssigkeit, doch es war kein Wasser, auch kein Stout. Ange-nehm, süß... Saft? So was hatte er doch gar nicht im Haus! Egal, es war ein Traum... Er fühlte sich so müde, so ausgelaugt... Iason merkte, wie dem Jüngeren die Augen erneut zufielen, nachdem er etwas, wenn auch nur wenige Schlucke, getrunken hatte. Nein, Riki hatte sicher nicht mitbekommen, wo er sich befand. Aber das war egal. Er war zu sich gekommen und hatte etwas getrunken. Nun würde es besser werden. Langsam, aber sicher. Und das Fieber war ja auch schon gesunken. Er legte die Maske zurück auf den Nachttisch, neben das Glas, beobachtete Riki, der schein-bar versuchte, sich tiefer in seine Brust zu graben. Er sah aus, wie ein kleiner schutzsuchender Junge, so unendlich verletzlich. Und Riki hatte nach ihm gerufen. Verzweifelt, als suche er ihn, ohne ihn finden zu können. Also konnte er dem Anderen nicht vollkommen gleichgültig sein! "....will ihn sprechen! Sofort!" Iason richtete sich überrascht auf. Diese Stimme kannte er doch! Raoul! Was hatte der denn hier zu Suchen? Vorsichtig bettete Iason Riki wieder in die Kissen und trat auf den Gang hin-aus. "Was tust du hier?," fragte er kühl. "Dich fragen, was los ist! Jupiter hat gesagt, du hättest darum gebeten, drei Wochen Ferien zu nehmen!" "Und was geht dich das an?" "Iason, du hast noch nie Ferien genommen! Was ist los!?" "Ich brauche Ruhe." Raouls Blick glitt über Iasons Kleidung, die Haare und vor Allem die sich leicht abzeichnen-den Ringe unter den Augen. "Was ist los?", fragte er. "Nichts." "Nichts? Der Mongorel. Oder? Er ist es doch schon wieder! Verdammt, Iason! Er ist noch mal dein Untergang! Ist es das wirklich wert?" ,Ja,' beantwortete Iason diese Frage im Stillen, doch laut sagte er: "Ich wiederhole mich jetzt zum letzten Mal: Mein Privatleben geht niemanden etwas an, weder dich noch Jupiter noch irgendwen sonst. Und jetzt geh." "Iason, du machst einen Fehler." "Dann ist es meiner," gab er unbekümmert zurück, wandte sich um und trat wieder zurück in sein Schlafzimmer. Er ließ Raoul einfach stehen. Es gab weit Wichtigeres, um das er sich zu kümmern hatte. "Mama, wo bleibst du denn?," fragte der kleine, dunkelhaarige Junge mit den nachtschwarzen Augen, er mochte vielleicht fünf Jahre zählen, während er einen weiteren Stein zu seinen Fü-ßen wegkickte. Sie war schon am Morgen weggegangen, um etwas zu Essen zu beschaffen, da sie nichts mehr im Haus hatten, hatte versprochen, zu Mittag wieder zurück zu sein. Aber in zwischen war es tiefdunkle Nacht. Er hatte Angst allein auf der unbeleuchteten, dunklen Straße, aber noch mehr Angst hatte er allein in den Wohnung, wo es auch nicht viel heller war, da die Lampen nicht mehr funktionierten. Außerdem hatte er inzwischen schrecklichen Hunger, bedachte man, dass sein Frühstück nur aus einer Tasse Tee und einem trockenen Brot bestanden hatte. Seine Freunde, die Meisten von ihnen lebten in einem nahegelegenen, leerstehenden Lager, wo sie sich in kleine Banden zusammengeschlossen hatten, waren schon vor einiger Zeit los-gezogen, um die Gegend unsicher zu machen. Aber da seine Mutter ihm verboten hatte, mit-zugehen, war er geblieben. Er setzte sich wieder auf die halb verrottete Stufe, wartete, die Arme eng um den kleinen Körper gezogen, als es merklich kühler wurde. Er hasste es, allein zu sein! Aber Mama war eben noch nicht wieder da. Was sie wohl mitbringen würde? Brot, vielleicht sogar etwas Zu-cker, an dem er lecken durfte? Er war müde, kämpfte aber gegen den Schlaf an, wollte er doch wach sein und Mama beim Tragen helfen, wenn sie zurückkam. Doch den Kampf gegen den Schlaf verlor er.... Wieder mal zuckte Riki im Schlaf hin und her. Iason schüttelte den Kopf. Er würde einiges darum geben, seinem Mongorel helfen zu können, doch er konnte nichts tun, ihm diese Alp-träume, die ihn quälten, nicht abnehmen. Auch am nächsten Morgen war Mama nicht da. Er war in die Wohnung zurückgerannt, hatte nachgesehen, aber ihr alter, schwarzer Mantel lag nicht über dem Stuhl. Außerdem hätte sie ihn doch sicher nicht übersehen! Wo war sie nur? Er hatte Angst. So war es bei vielen gewesen. Ihre Eltern waren irgendwann einfach nicht mehr nach Hause gekommen, warum auch immer. Jemand hatte sie überfallen, sie hatten DEN Virus bekommen, waren zusammengebrochen und irgendwo gestorben oder sie wollten von ihren Kindern nichts mehr wissen. Aber... Mama hatte ihn doch lieb! Sie hatte ihn geküsst, als sie gegangen war und verspro-chen, etwas zu Essen für ihn zu holen! Nein! Mama würde ihn nicht allein lassen, oder...? "He, Kleiner!" Er sah auf. Vor ihm stand Guy, gerade mal zwei Jahre älter, sein bester Freund. Guy war stark. "Mama ist nicht zurückgekommen," sagte er leise. Der Andere verzog keine Mine. Er kannte das schließlich. Sein Vater hatte ihn irgendwann einfach aus der Wohnung geworfen und ihm gedroht, ihn umzubringen, sollte er zurückkom-men. Damals war er so alt gewesen, wie Riki jetzt. Er streckte einfach nur die Hand aus: "Na dann komm. Ich bring dich zu den Anderen. Du gehörst jetzt auch zu uns." "Aber....! Was ist denn, wenn Mama wiederkommt und ich nicht da bin?!", fragte der Kleine-re entsetzt. "Sie weiß doch, wo wir wohnen. Dann holt sie dich bei uns ab." Ja, das stimmte. Mama war schon oft gekommen, um ihn von seinen Freunden zu holen, die auf ihn aufgepasst hatten, während Mama Essen geholt hatte. Er griff nach der Hand: "Du, ich hab Hunger," sagte er schließlich vorsichtig. Guy grinste: "Kein Problem. Wir werden schon was finden, Kleiner. Komm." Er wurde weggeführt, in das Lagerhaus, das von zwei schwachen Lichtern erhellt wurde und voller kleiner Gruppen Kinder war. Er kannte viele, keiner nahm besondere Notiz. Ihm wurde ein Stück Brot in die Hand gedrückt. "Und heute Nacht hilfst du uns," bestimmte der Ältere schließlich. Die erste Jagd. Er hatte Angst. Es war wieder stockdunkel, wie an dem Tag, als Mama nicht zurückgekom-men war. Guy hatte ihm einen Beutel in die Hand gedrückt und gesagt, er solle rennen, sich von niemandem erwischen lassen, sie würden sich in der Halle treffen. Alles war so dunkel. Hier gab es niemanden mehr, der ihn küsste und ihm sagte, er würde mit Essen zurückkommen. Hier musste er für sich selbst sorgen, auch wenn Guy ihn zumindest vor dem Gröbsten beschützte, ihm das Kämpfen beibrachte. Er wollte... etwas Anderes, wusste irgendwie, dass es da noch mehr gab. Nicht immer nur die Dunkelheit der Gassen, die Gewalt, das Klauen. Da war etwas, wie eine Erinnerung. An ein anderes Leben, in dem er willkommen gewesen war. Er rannte immer weiter, hatte das Lager fast schon erreicht. Doch auf einmal hielt er inne. Da, an die Hauswand gelehnt, stand dein Mann. Er sah anders aus, als alles, was er bisher gesehen hatte. Groß und stark und von einem eigenartigen Leuchten umgeben, mit Haaren, wie die Sonne, die von sich aus zu strahlen schienen, die ewige Dunkelheit der Gassen zu verdrängen schien. Der blaue, durchdringliche, aber nicht unfreundliche Blick wandte sich ihm zu, eine Hand streckte sich aus, einladend, wartend darauf, dass er zugriff. Unsicher stand Riki da, die Ta-sche an sich gedrückt, nicht wissend, was er tun sollte. Er wollte... etwas zog ihn magisch an. Aber da war gleichzeitig noch etwas: Angst, sich dem Mann zu nähern. Obwohl er wusste, dass er diesem Geschöpf, dass das genaue Gegenteil von ihm zu sein schien, ganz nahe sein wollte! Auf einmal wurde er gepackt, weggezogen von dem Licht. "Nein...! Nein, lass mich los!!," versuchte Riki zu schreien, doch aus seinem Mund kam nicht ein Wort. Seine Beine bewegten sich wie von selbst, gegen seinen Willen, weg von dem Licht, er sah diese unglaublich blauen Augen, die auf einmal traurig waren... "Nein!," schrie Riki aus Leibeskräften: "Iason...!" "Nein...!" Iason, der kurz aus dem Schlafzimmer gegangen war, um sich etwas zu Trinken zu holen, da er Daryl nicht mitten in der Nacht wecken wollte, stürzte zurück, fand Riki wühlend und um sich schlagend im Bett, schwer keuchend. "Riki, ganz ruhig!," versuchte Iason ihn zu beschwichtigen, richtete den Körper wieder auf, damit der Mongorel besser Luft bekam, hielt die Handgelenke fest, bis er merkte, wie der Widerstand brach. "...Iason...!" "Ganz ruhig, ich bin ja da," murmelte der Gerufene in Rikis Ohr, während er wieder nach der Maske griff und sie über Mund und Nase legte. Kapitel 2: ... und Freud ------------------------ Titel: Ich gehöre dir Teil: II Autor: Dhala Elena Angel Email: DhalaElenaAngel@gmx.de Rating: MA "...Iason..:!" Riki wollte nicht weg! Er wollte zurück zu dem Licht, aus dem er sich selbst verstoßen hatte! Er wollte...! Auf einmal wurde alles um ihn herum schwarz. Das Atmen fiel ihm wieder etwas leichter, er bemerkte eine leichte Feuchtigkeit. Die Dusche? Saß er etwa immer noch in der Dusche? Verdammt! Er hatte schon wieder nach dem Blondie gerufen! Er musste raus, das Wasser abdrehen... Der Anfall schien ja wieder abzuklingen. Er war wohl ziemlich heftig gewesen. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr.... Er sollte sich bei Guy und den Anderen sehen lassen, sie warteten sicher schon... ach nein, die waren wahrscheinlich noch im Revier... Er zwang sich, seinen leicht schmerzenden Arm zu bewegen, versuchte, sich abzustützen, um sich aufzurichten. Aber er fand keinen festen Halt... die Oberfläche gab... nach? Was war denn los? Nein, hier stimmte etwas nicht! Die Wand... war auch weich! Außerdem war es... angenehm warm! Zwar fror er etwas, aber er war nicht wirklich kalt! Dazu kam noch dieser Geruch... Mit aller Macht zwang Riki sich, die Augen zu öffnen. Aber er schloss sie sofort wieder, als er in die fast schon unerträgliche Helligkeit blickte. Was? So hell war doch seine Lampe nicht...! Als er die Augen erneut öffnete, war das helle Licht verschwunden, nur noch ein sanftes Strahlen erhellte den Raum, so, wie die Zwillingsmonde immer Iasons Zimmer er-hellt... Was? Iasons Zimmer??! Er versuchte, sich zu konzentrieren, seine Hand glitt noch einmal über die weiche Fläche unter sich. Seide! Das war doch definitiv Seide! Und da.. in der Ecke! Der Nachttisch, auf dem ein Glas stand, in dessen geschliffenem Rand sich das fahle Licht in allen möglichen Farben brach! Iason sah erneut zu Riki herab, nachdem er das Licht ausgeschaltet hatte. Ja, er hatte recht gehabt, Die Augen öffneten sich erneut, der Blick huschte unstet durch das Zimmer, während eine der Hände über das Bettlaken glitt. "Iason?," fragte Riki ungläubig. Das konnte doch nur schon wieder so ein Traum sein! Beim Sprechen merkte er, dass etwas über seinem Gesicht lag, seine Stimme dämpfte, so, wie er nun das leise Surren wahrnahm. Was... war das? Er zwang sich, die Hand zu heben, eine Anstrengung, der er sich fast nicht gewachsen fühlte, spürte etwas Hartes - und eine andere Hand, die es hielt. "Ich bin hier," antwortete der Blondie sanft, als er die Frage hörte, oder sie mehr erahnte, legte die Maske zur Seite, nahm ein Tuch, wischte die Feuchtigkeit aus dem Gesicht, die der feine Nebel hinterlassen hatte. "Es wird alles wieder gut, Riki. Du bist... zu Hause." Was? Zu Hause? Erneut glitt Rikis Blick über die edle Einrichtung des Zimmers, das allein drei Mal so groß war, wie seine gesamte Wohnung! Was... meinte Iason? Nein! Er war doch frei! Kein...Pet mehr! Frei... in den Slums, in denen er geboren wurde, in denen er den größten Teil seines Lebens verbracht hatte! Er... konnte nicht in Eos sein! Und doch... der Geruch beruhigte ihn, wiegte ihn, gab ihm diese unendliche Sicherheit, wie in seinem Traum... und er verschwand nicht... Aber auf einmal bäumte Riki sich auf. Nein! Iason sollte ihn so nicht sehen! Er wollte allein sein! Er war .. krank. Und er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleib... er wollte nicht, dass Iason das sah! "Nein," flüsterte er. Doch die Hand um seine Hüfte hielt ihn weiterhin fest, ließ ihn nicht los, er sackte zurück, an die Brust des Anderen. Iason zog nur eine Augenbraue hoch, ohne auch nur Anstalten zu machen, den Jüngeren loszulassen, der sich plötzlich aufbäumte. "Ganz ruhig," redete er wieder auf den Kranken ein. "Streng dich nicht so an. Du bist bald wieder gesund," fügte er hinzu, wobei seine zweite Hand zur Stirn glitt. Ja, das Fieber war sichtlich gefallen. Zwar nicht weg, aber auch nicht mehr so schlimm, wie zu Beginn. "Gesund?," Iason wusste es? Warum sagte er denn dann so etwas? Er wusste doch, dass es keine Heilung gab! "Ich kann nicht...", er musste wieder mühsam Luft holen, "gesund werden," beendete er den Satz, immer noch nicht sicher, ob er träumte, oder nicht. Iason lachte leise: "Natürlich wirst du wieder gesund. Was hast du denn gedacht? Dass ich dich sterben lasse? Dummer Junge." Er küsste Rikis Stirn, ohne weiter darüber nachzudenken, griff zu seinem Nachtschrank und holte das Glas: "Komm, trink etwas," befahl er ruhig. Immer noch verwirrt, ohne zu begreifen, was geschah, tat Riki, was von ihm verlangt wurde, schmeckte erneut den fruchtigen Geschmack des Getränks, wobei eine Erinnerung in ihm aufstieg. Als wäre das schon einmal geschehen. Doch er konnte sie nicht greifen. Er fühlte sich so sicher, wollte diesen Ort - den Ort des Lichtes - nie, nie wieder verlassen. Doch gleichzeitig war da auch noch dieses Verlangen. Das Verlangen nach Freiheit, eines der wenigen Dinge, die er in Ceres besessen hatte. Seine Freiheit. Nur darum hatte er doch überhaupt so lange gekämpft! Seine Gefühle unterdrückt! Er... er wollte frei sein! Wollte niemandem gehören! "Ich... gehöre... niemandem!," keuchte Riki, als das Glas wieder verschwand Iasons Augenbraue wanderte nach oben, er sah auf Riki hinab, der gerade gesprochen hatte, sich aber immer noch an ihn lehnte, offensichtlich zu schwach, sich ihm zu entziehen. Er spürte einen kurzen Stich, doch dann kam auf einmal auch die Einsicht. So simpel! War es wirklich das? Hatte Riki immer nur davor Angst gehabt? Hatte er ihn deshalb verlassen, ohne sich auch nur einmal nach ihm umzusehen? Denn er konnte dem Mongorel nicht gleichgültig sein, der ständig seinen Namen gerufen hatte! Angst, besessen zu werden, seine Freiheit auch noch zu verlieren. Er dachte wieder an das Rattenloch, aus dem er Riki geholt hatte, die fadenscheinige Wäsche, das Wenige, was sich darin befunden hatte. Aber er war frei gewesen, ohne Jemandem, der ihm befohlen hatte. War es das? "Ruhig, Riki," flüsterte er erneut. Er zögerte. Das, was er sagen wollte, fiel ihm schwer, er hatte sogar etwas Angst vor den Reaktionen des Jüngeren. Doch war es das nicht wert? War Riki es nicht wert, dieses Risiko einzugehen? Er atmete tief durch: "Du bist kein Pet mehr," beruhigte er den Anderen, während er über die seidigen, dunklen Haare strich. Was? Riki zwang sich, seinen Kopf etwas zu drehen, sah zum ersten Mal seit Monaten wieder in das Gesicht des Mannes, von dem er inzwischen regelrecht besessen war, von der er immer und immer wieder träumte und den er selbst am Tag immer wieder vor Augen sah. Kein.. Pet? Aber... was.... was war er denn dann? Wofür befand er, der Mongorel sich denn sonst in Eos? Was hatte das alles zu bedeuten? Er... verstand nicht. Und er bekam Angst. Wenn er kein Pet war - was war er dann? Wie lange würde es dauern, bis er wieder auf der Straße landete? Bis er aus dieser Umarmung gerissen wurde, aus der er selbst einst geflohen war, die ihm aber doch solchen Frieden, solche Sicherheit schenkte, auch wenn er das jetzt erst zugeben konnte? Bis das Licht ihn erneut verstieß? So behütet hatte er sich nur einmal gefühlt, eine Zeit lang, in den Armen seiner Mutter, die ihn vor allem zu schützen schienen. Nicht einmal bei Guy hatte er diesen Frieden gefunden... nicht einmal bei ihm... "Was... bin ich ... dann...?", fragte er leise, kaum hörbar. Und er hatte Angst. Angst vor der Antwort. Fast schon ohne sein Zutun klammerte sich seine Hand an den Arm des Älteren, er wandte sein Gesicht ab, wollte nicht sehen müssen, was in dem Blondie vorging. Dieser lächelte erleichtert, während er auf die Hand sah, die sich an ihn krallte, als habe Riki Angst, verstoßen zu werden, zu weit gegangen zu sein. Und er hatte die Frage sehr wohl gehört. Aber dieses Verhalten zeigte ihm auch, wie recht er mit seiner Vermutung gehabt hatte. Er drückte den Dunkelhaarigen noch näher an sich, wollte ihm jede Angst, jede Unsicherheit nehmen, hob dessen Kopf, so, dass der Jüngere gezwungen war, ihm direkt ins Gesicht zu sehen: "Riki, ich... ich liebe dich. Weder werde ich dich gehen, noch sterben lassen. Denn dann wäre auch mein Leben vorbei," bekannte er. Worte, die so wahr waren, wie sonst nichts. Worte, die er schon so lange hatte sagen wollen, es jedoch nie über sich gebracht hatte, wenn Riki ihn mit diesem Blick zwischen Trauer und Hass vom Balkon her angestarrt hatte, nachdem er mal wieder stundenlang hinab in die Straßen gestarrt hatte. Riki blinzelte mehrmals. Was war das denn nun wieder gewesen? Nein, bestimmte er für sich selbst. Er musste noch immer schlafen. Denn sonst... sonst hätte Iason so etwas doch nie im Leben gesagt. Das war nichts weiter... als ein Wunschtraum. Einer, den er schon recht oft gehabt hatte. Er holte tief Luft, etwas, dass sich doch als etwas schwerer herausstellte, als er gedacht hätte, starrte den Blondie immer noch sprachlos an, der wieder dazu übergegangen war, ihm über die Haare zu streicheln. Wenn das hier ein Traum war, sollte er nicht enden. Oder... vielleicht war er auch einfach nur schon tot? Wenn, dann war es absolut nicht das Schlechteste! Aber - was machte dann Iason hier? Riki riss sich am Riemen, begegnete dem Blick der blauen Augen, wie es außer ihm kaum ein anderer wagte, dann begann er, selbst zu sprechen: "Ich... liebe dich," flüsterte er zurück, mit tränenerstickter Stimme, merkte, wie die Feuchtigkeit auf seinen Wangen von einem Finger weggewischt wurde. "Ich... will nicht allein sein," fügte er noch fast panisch hinzu, als er merkte, wie die Müdigkeit ihn erneut übermannte, nein, er wollte die Augen nicht schließen und dann feststellen, dass das alles nur ein Traum gewesen war! "Gott,...", brach es aus Iason hervor, als er den Jüngeren noch fester an sich drückte, sein Gesicht in den dunklen, seidigen Haaren vergrub und Rikis ganz eigenen, angenehmen Geruch tief in sich aufsog. Er war sprachlos, denn er hatte nicht so schnell mit einer derartigen Antwort gerechnet, fühlte sich so... unendlich gut! Glücklich, wie noch nie zuvor. Als wäre ein riesiges Gewicht von ihm abgefallen und mit etwas unglaublich Gutem ersetzt worden. Er merkte, wie Rikis Augen immer wieder zufielen, wie der Mongorel verzweifelt versuchte, gegen den Schlaf anzukämpfen. "Schlaf," befahl er sanft. "Ich bin da, ich lasse dich nicht allein - nie wieder. Schlaf." Er legte den Dunkelhaarigen auf die weichen Kissen zurück, bevor er sich schließlich selbst neben ihn legte, ihn an sich zog. Er merkte, wie der Jüngere sich an ihn kuschelte, zurück in seine Träume driftete. Und zum ersten Mal seit Tagen, schlief auch er selbst. Es war schon später Vormittag, als Iason schließlich wieder erwachte. Er fühlte sich herrlich ausgeruht und - ja - einfach unendlich glücklich. Er richtete sich etwas auf und sah auf Riki herab, der immer noch in seinen Armen schlief. Eine Hand lag auf seinem Arm, die dunklen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Lächelnd strich der Blondie sie wieder zurück, richtete sich noch etwas weiter auf, wobei er ein Zerren an seinem Kopf bemerkte. Hm? Was war denn das? Er sah erneut herab und musste unwillkürlich grinsen. In seiner anderen Hand hielt Riki einige seiner Haare. Vorsichtig machte Iason sich wieder los, bettete den Mongorel bequem und setzte sich ganz auf, wobei sein Blick auf Daryl fiel, der in seiner Tür stand. "Guten Morgen, Master," grüßte der junge Mann ihn mit seiner sanften, hohen, knabenhaften Stimme. "Kann ich Euch etwas bringen?" Vorsichtig, um Riki, der endlich einmal friedlich zu schlafen schien, ganz ohne Alpträume, nicht zu wecken, glitt Iason aus dem Bett. "Frühstück," gab er zurück. "Halte eine leichte Brühe bereit. Ach, noch was: richte mir bitte ein Bad." Daryl sah auf den Mongorel, der noch immer im Bett lag. Er hatte schon vor drei Stunden einmal in das Zimmer gespitzt, hatte seinen Master und den unzähmbaren Braunschopf in inniger Umarmung gefunden. Zum ersten Mal in all der Zeit, die die Beiden zusammen gewesen waren. Er hatte lächeln müssen, ihm war klar gewesen, dass Riki aufgewacht sein musste, dass da wohl ein klärendes Gespräch gewesen war. Und er war erleichtert. "Sehr wohl," gab er leise zurück und verschwand. Na, mal sehen, wie es weitergehen würde. Iason sah an sich herab, stellte dabei fest, dass er noch immer dieselbe Kleidung trug, wie vor fünf Tagen, als er Riki aus diesem Rattenloch zurückgeholt hatte. Gott, er musste endlich baden! Alles in ihm schrie danach! Etwas störte ihn, etwas war anders - etwas fehlte! Nein! Nein, das durfte einfach kein Traum gewesen sein! Rikis Hand tastete über das Bett, wo eigentlich noch Jemand hätte liegen müssen. Nein! Alles in ihm schrie auf. Aber gleichzeitig - er musste immer noch im Penthouse des Anderen sein. Wo war er aber dann? Er hatte doch versprochen, da zu sein! Die plötzliche Angst schnürte ihm die Kehle zu, machte ihm das Atmen ungeheuer schwer. Er begann nach Luft zu ringen, wie ein Fisch auf dem Trockenen, während er verzweifelt versuchte, seine Augen aufzuzwingen. Plötzlich füllten verzweifelte Japser den Raum. Iason hielt mitten in der Bewegung inne, wandte sich zum Bett um, sah, wie Riki immer größere Probleme mit dem Atmen bekam, während eine Hand verzweifelt über die Laken fuhr, die Andere an seiner Kehle lag. Hastig griff er nach der Maske, drückte sie dem Mongorel auf das Gesicht, während er ihn näher an sich zog. "Ganz ruhig," befahl er, während er erstaunt eine Träne bemerkte, die aus dem rechten Augenwinkel tropfte. Hatte Riki etwa Schmerzen? Er wischte sie sanft weg: "Entspann dich, versuch, tief durchzuatmen. Es wird alles gut." Und dann war sie wieder da, die Nähe, der Geruch, die Sicherheit. Etwas, dass sich über sein Gesicht gelegt hatte, der feuchte Nebel, der ihm nach einer Weile das Atmen wieder ermöglichte, auch wenn sein Hals schrecklich brannte. Das Summen. Eine Hand fuhr über seine Wange, eine beruhigende Stimme schwebte über ihm. Und endlich schaffte Riki es, die Augen zu öffnen. Erleichtert bemerkte Iason, wie sich die dunklen Onyxaugen öffneten, während der Atem sich beruhigte. Er hatte keine Ahnung, was diesen Anfall schon wieder ausgelöst hatte. "Es ist alles in Ordnung," wiederholte er seine Worte, strich Riki über die Stirn, spielte kurz mit den dunklen Strähnen: "Guten Morgen," fügte er lächelnd hinzu. Dann hob er die Maske wieder an, legte sie zurück auf den Nachttisch. Riki sah Iason eine Weile lang einfach nur an, bevor er, fast schon schüchtern lächelte. Nein, er war nicht allein. Er spürte die Hand, die mit seinen Haaren spielte, merkte, wie er etwas angehoben und gegen die nackte Brust des Blondies gedrückt wurde. Iason drückte Riki einfach nur an sich, genoss es, dass sich der Dunkelhaarige nicht wie früher, verzweifelt gegen ihn wehrte, sondern sich nur noch näher an ihn schmiegte. Lächelnd strich er über die vollen Lippen der Jüngeren, als ihm plötzlich eine Idee kam. Er hob Riki etwas an, legte sich seinen Arm um den Hals und hob ihn vom Bett. "Was..?", fragte Riki unsicher, als er merkte, wie er hochgehoben wurde - und dass er nackt war. Iason lächelte, ohne zu antworten und trug Riki durch das Wohnzimmer, direkt ins Bad, wo Daryl stand und gerade eine der zahllosen Essenzen in das dampfende Wasser der großen Wanne schüttete. Dieser blickte auf, als er seinen Herrn eintreten sah, zu seiner Überraschung, mit Riki auf den Armen. Dieser blinkte überrascht mit den Augen, als er den Gleichaltrigen sah. "Riki," lächelte Daryl. "Ich freue mich, dass es dir wieder besser geht" dann trat er respektvoll zur Seite, während Iason in die Wanne stieg. "Daryl." "Master?," fragte die Stimme ruhig. "Wenn das Essen fertig ist, bezieh bitte das Bett neu." "Jawohl," nickte Daryl, bevor er sich zurückzog, ohne weiter bemerkt zu werden. Er wusste, sein Herr hatte im Moment sowieso nur Augen für eine Person. Iason setzte sich, positionierte Riki vorsichtig neben sich, so, dass dieser sich an ihn lehnen konnte und fuhr fort, ihm über die Haare zu streicheln. Er merkte, wie sehr das warme Wasser Riki zusagte, als das Gesicht sich vollkommen entspannte. Kaum saß er, kuschelte Riki sich auch schon wieder an Iason, der erneut begann, über seine Haare zu fahren, sie ihm aus dem Gesicht zu streichen. Er hatte das Gefühl, endlich wieder zu Hause zu sein. Und der Andere hatte ihm versprochen, dass er kein Pet mehr war, nicht mehr Pet und Master. Einfach nur Liebende. Er fühlte sich, trotz der Schwäche, den Atemproblemen und dem unangenehmen Stechen im Bauch besser, als je zuvor. Denn er musste nicht mehr gegen sich selbst kämpfen. Es war egal, er konnte sich einfach gehen lassen. Aber etwas Anderes fiel ihm in dem Moment ein: nicht einmal Guy hätte die Wohnung gefunden, die er bezogen hatte, wenn er sie ihm nicht gezeigt hätte! Wie...! "Wie hast du mich ...gefunden?," fragte Riki in die angenehme Stille hinein. Kurz hielt Iason inne, bevor er Riki näher an sich zog: "Ich habe dich gesucht, wie ein Verzweifelter," meinte er. Und ich habe damals deine Petlizenz nicht gelöscht. Erst habe ich es einfach vergessen und dann habe ich es nicht über mich gebracht. Später dachte ich mir, da du Ärger ja magisch anziehst, wäre das vielleicht die einzige Möglichkeit, dich zu finden - und so war es dann ja auch. Katze hat einen Zugriff auf deine Datei festgestellt und ist zum Revier gefahren. Er ist dir gefolgt und hat mich benachrichtigt. Dann bin ich losgefahren und habe dich gefunden - in der Dusche - bewusstlos. Du kannst dir gar nicht vorstellen, welche Angst ich um dich hatte," gestand er schließlich. Riki runzelte die Stirn. Er hatte nicht gewusst, dass er eine Lizenz gehabt hatte, noch etwas, außer dem entwürdigenden Ring um sein bestes Stück. Aber im Moment war er einfach nur dankbar. Er wandte seinen Kopf, sah Iason einen Moment lang an, richtete sich etwas auf. Er wollte dem Blondie ins Gesicht sehen, aus eigener Kraft wenigstens sitzen. Ein Fehler. Er war zu schwach. Sein Arm knickte sofort ein, nicht in der Lage, sein Gewicht zu halten. Doch Iason war da, er fing ihn auf. Iason merkte, wie schwach Riki noch war, hielt ihn eine Weile einfach nur an sich gedrückt, dann trennte er sich etwas von dem Jüngeren, sah ihn kurz fragend an, senkte seinen Kopf. Sanft, vorsichtig, legte er seine Lippen über die des Jüngeren, merkte, wie dieser überrascht etwas zusammenzuckte. Doch er wandte sich nicht mehr ab, er ließ es geschehen, ließ ihn gewähren. Im ersten Moment zuckte Riki zusammen, als er die weichen Lippen auf seinen Eigenen fühl-te, sein erster Reflex war es, sich wegzudrehen, so, wie früher, doch dann war er einfach weg. Nein. Er hatte sich so lange nach diesem Kuss gesehnt! Iason knabberte an seiner Lippe, strich mit der Zunge über seine Zähne, begehrte Einlass. Und er gab nach, spürte, wie die fremde Zunge seinen Mund erkundete, die seine umschmeichelte, sie zu einem Spiel aufforderte. Ein unendlich sanfter, langsamer Kuss, so vollkommen anders, als Guy, ohne Hast, ohne Eile, ohne die Brutalität, so unendlich zärtlich. Und auf einmal war es Riki ein Rätsel, warum er sich so lange geweigert hatte, es zuzulassen. Doch plötzlich zog er sich zurück. "Was hast du denn?," fragte Iason verwundert. Warum hatte Riki sich denn so plötzlich von ihm getrennt? Was war los? "Du.. du steckst dich noch...an," flüsterte Riki unglücklich. Iason lachte nur darüber, legte seine Lippen erneut über di des Anderen, zog ihn wieder näher, umschloss ihn in eine feste Umarmung und erst, als er merkte, dass der Jüngere erneut Luftprobleme zu bekommen schien, trennte er sich von diesem, küsste seine Nase: "Du weißt doch, dass sich das Virus so nicht überträgt, oder?," fragte er sanft. "und selbst wenn, wäre es mir vollkommen gleichgültig." Doch dann wurde er auf einmal ernst: "Du musst doch gemerkt haben, dass du krank geworden bist. Warum bist du nicht zu einem Arzt gegangen, oder zu mir?," fragte er mit einem leisen Vorwurf in der Stimme. Riki schwieg eine Weile einfach nur. Doch dann nickte er, als müsse er sich selbst bestätigen, dass Iason eine Antwort verdient hatte: "Wozu hätte das gut sein sollen? Ich wusste, was ich habe und genauso wusste ich, dass es nicht heilbar ist. Die Medikamente, die ich bekommen hätte, wären unbezahlbar gewesen und hätten alles nur herausgezögert." "Dieser Virus ist heilbar," korrigierte Iason Riki ruhig, während er nach einem Waschlappen griff und begann, über den Rücken des Dunkelhaarigen zu fahren. Riki sah den Anderen nur an. "Das wusste ich nicht. Ich bin mit dem Wissen aufgewachsen, dass diese Krankheit immer und egal wie, zum Tod führt," murmelte er. Iason schauderte. Wenn er sich vorstellte, zu erfahren, sterben zu müssen, ohne Chance auf Rettung... wie hatte sein Kleiner das nur verkraften können? Aber er hatte ja gerade diese Stärke an Riki schon immer bewundert: "Warum bist du nicht zu mir gekommen?", wiederholte er den unbeantworteten Teil der Frage. Riki seufzte leise: "Ich wollte nicht, dass du mich krank siehst, oder gar sterbend," gab er zu. "Und außerdem hat mein Stolz es nicht zugelassen. Ich hatte einfach Angst." "Wovor?" "Meine Freiheit noch einmal zu verlieren." "Und dafür wärest du gestorben?;" fragte Iason ungläubig. Riki schwieg für einen Augenblick, bevor er antwortete: "Ich... sie war alles, was ich... noch hatte," versuchte er, sich zu verteidigen. Iason seufzte leise, während er begann, Rikis Bauch zu waschen, froh, dass die blauen Flecken kaum noch zu sehen waren. So ein kleiner Dickkopf. Wenn er nicht genau an diesem Tag... Nein! Daran brauchte er nicht zu denken, Es war nicht passiert! Mit einem solchen Gedanken wollte er sich nicht belasten. Aber da war noch was, das einer Klärung bedurfte: "Wenn ich dir Bilder zeige, kannst du mir dann sagen, wer dich verprügelt hat?" Rikis Kopf zuckte nach oben. Was? "Du hattest innere Blutungen und hast ausgesehen, na lassen wir es gut sein. Ich will wissen, wer das getan hat!" Ungläubig glitt Rikis Hand über seinen Bauch. "Das hat alles verschlimmert," fügte Iason noch an. Der Dunkelhaarige nickte langsam. Sicher. Als ob er das Gesicht je vergessen könnte, das hämische Grinsen. "Gut. Ach ja, wie konntest du dir diesen Virus überhaupt zuziehen? Du nimmst keine Drogen. Aber der Arzt hat trotzdem den entzündeten Einstich einer Nadel gefunden." Automatisch wandte Riki sich um, sah auf den rechten Arm, fand aber die kleine rote Stelle nicht mehr. "Sie ist verheilt," beschwichtigte Iason ihn. "Ein...Streit." Iasons Augenbrauen wanderten in die Höhe: "So?" "Guys Freund. Ich war, wie du weißt, ja mal mit ihm zusammen. Und Guy wollte das wieder - nun - aufleben lassen, sehr zum Widerwillen desjenigen, mit dem...er zusammen war." Riki machte eine kurze Pause, als er merkte, wie sein Atem kürzer wurde, lehnte sich zurück an die Brust des Anderen, schloss die Augen. "Ich wollte nichts mehr von ihm wissen. Aber er hat es trotzdem immer wieder versucht... Das hat Kai nicht sonderlich zugesagt... und er hat mich... herausgefordert. Gut, ich habe mich mit ihm geprügelt. Ich habe gewonnen, aber danach habe ich gemerkt, dass was in meinem Arm steckt. Drei Wochen später hatte ich den ersten Schwindelanfall." Iason kochte innerlich. Wie konnte es nur irgendjemand wagen, Hand gegen seinen Mongorel zu erheben? Egal, aus welchem Grund! Aber der Name kam ihm bekannt vor. Außerdem weigerte er sich, diese Sache als Zufall abzutun. Da steckte doch mehr dahinter! Eine infizierte Nadel lag doch nicht so einfach auf dem Boden rum! Nicht einmal in den Slums, vor Allem, da dieser Virus an der Luft nur wenige Minuten lebensfähig war! "Iason?," fragte Riki unsicher. Er kannte den Blondie gut genug, um zu wissen, dass dessen Stimmung gerade dabei war, gefährlich umzuschwenken. Iason beugte sich erneut zu Riki herab, küsste ihn sanft. Dann griff er hinter sich nach einem Handtuch, hob Riki hoch, wickelte ihn ein und stieg aus dem Bad. Er wollte nicht, dass sein Kleiner sich zu allem Überfluss auch noch verkühlte. "Alles in Ordnung," fügte er noch hinzu, dann half er dem Jüngeren in einen Bademantel, den dieser noch von früher kannte - es war seiner. Er sah erstaunt auf, was den Blondie wieder mal zum Grinsen brachte. "Alle deine Sachen sind noch hier," beantwortete der die unausgesprochene Frage. "Hunger?" Riki schüttelte den Kopf. Nein, nicht wirklich. "Egal, du solltest was essen. Ich habe Daryl gesagt, er soll dir eine Brühe machen." Nachdem Riki wenigstens etwas Brühe gegessen hatte, lag er nun wieder im Bett. Er war praktisch sofort eingeschlafen. Schon diese kurze Zeit hatte ihn vollkommen ausgelaugt. Er wäre beim Essen schon fast vor Müdigkeit vom Stuhl gekippt, doch er hatte nicht schlafen wollen, aus Angst vor seinen Träumen... . Iason beobachtete ihm eine Weile, ein Foto in der Hand. Der Polizist, der Riki so übel mitgespielt hatte. Für den musste er sich noch was Besonderes ausdenken. Er trat zur Kommunikationseinheit und wählte die übliche Nummer. "Iason." "Katze, ich habe ihn." "Oh, Riki ist also wach?" "Er war. Ich habe dir das Bild geschickt." "Was soll ich also tun?" "Ihn erst einmal herbringen - in Ketten. Ich werde Riki entscheiden lassen." "Nett," meinte Katze nur trocken. "Sagt dir der Name Kai etwas?" Nun wanderte Katzes Augenbraue in die Höhe, während die goldenen Augen einen fragenden Schein bekamen. "Ja," antwortete er überrascht. "Er war Mitglied von Bison, aber er hat sich von ihnen getrennt und arbeitet jetzt für mich." "Warum hat er sich von Bison getrennt?" "Er war angepisst wegen seinem Lover. Das war mir aber ehrlich gesagt, ziemlich gleichgültig." Ja, das passte perfekt ins Bild, denn eine andere Nachforschung hatte ergeben, dass Kai es gewesen war, der die Polizei benachrichtigt hatte. "Wusstest du, dass er dein letztes Geschäft versalzen hat?" "Ich dachte es mir," meinte Katze nur während er sich weiterhin fragte, was das Eine mit dem Anderen zu Tun hatte: "Ach ja, ich habe übrigens mit Guy gesprochen, nachdem ich ihn aus der Zelle geholt habe. Er hat mir erzählt, dass Riki im Schlaf immer nach dir geschrieen hat." So, wie in seinen Alpträumen, stellte Iason fest, ohne näher darauf einzugehen. Er beobachtete Katze, dessen Blick sich auf einmal verdunkelte: "Was?," fragte er. "Ich glaube, der Virus ist Kais Schuld, nicht wahr?" Iason nickte. "Ich dachte, es wäre nur einer seiner dummen Sprüche," murmelte Katze, mehr zu sich, als zu dem Blondie. Doch dann riss er sich zusammen. "Kai hat angegeben. Er war stockbesoffen. Er meinte, Riki habe ihn zwar verprügelt, aber er würde es ihm tausendfach heimzahlen. Er habe dafür gesorgt, dass er von der Bildfläche verschwinden und Guy zu ihm zurückkommen würde - auf allen Vieren. Ich dachte, das bezöge sich nur auf ihre Ergreifung bei der Polizei. Aber..." "Er hat ihn absichtlich mit einer infizierten Nadel gestochen und es wie einen Unfall aussehen lassen, wohl wissend, dass Riki ihn so nicht belangen könnte." Iason wurde noch wütender. Er hatte sich so etwas ja schon gedacht, aber es bestätigt zu bekommen, war doch etwas Anderes. Wie konnte ein Mensch einem Anderen nur so etwas antun? Ihn wohl wissend in einen der schlimmsten Tode zu schicken! "Katze, Ich will ihn auch," gab er äußerlich erstaunlich ruhig zurück. Der Rothaarige war wenig überrascht, er nickte einfach nur, dann wurde der Bildschirm schwarz. Danach wandte Iason sich um, nickte Daryl kurz zu und trat zurück ins Schlafzimmer, setzte sich an das Bett, beobachtete Riki. Was hatte er wohl alles durchgemacht, in Ceres? Und das nicht nur in den letzten Monaten, sondern schon vorher? In seiner Kindheit. Er hatte nie darüber gesprochen. Und bis dahin hatte es Iason nicht wirklich interessiert. Aber gerade das, was er über Kai erfahren hatte, machte ihm klar, dass es dort unten offensichtlich keine Gesetze, keine Ordnung gab. Und keine Gerechtigkeit. Riki erwachte, als die Sonne seine Nase kitzelte. Er schlug die Augen auf, sah sich kurz orientierungslos um, bevor er wieder wusste, wo er sich befand. Ein Lächeln umspielte seinen Mund. Er fühlte sich viel besser. Es war der neunte Tag, an dem er wieder hier war - zu Hause. Er hatte kaum noch Probleme mit dem Atmen und der Arzt, der gestern noch einmal da gewesen war, hatte bestätigt, dass seine inneren Verletzungen vollständig verheilt waren. Leise, um Iason, der neben ihm lag, nicht zu wecken, arbeitete er sich auf seine Ellenbogen hoch, betrachtete den Schlafenden. Er wusste inzwischen, dass Iason in der ersten Zeit jede Sekunde an seinem Bett gesessen, sich um ihn gekümmert hatte. Und er trug ihn immer noch durch die Gegend, obwohl er inzwischen sehr wohl selbst dazu in der Lage wäre, zu laufen. Selig lächelnd strich Riki eine der blonden Strähnen entlang, begann, mit ihnen zu spielen. Er war immer wieder aufs Neue fasziniert von den goldenen Reflexen darauf. Er genoss die Aufmerksamkeit, die Iason ihm gab, jede einzelne Sekunde. Er musste an ihr Gespräch denken, nachdem der Arzt gegangen war. Iason hatte gesagt, sie würden für immer zusammen bleiben, hier, in Eos. Zwar wäre er offiziell weiterhin ein Pet, aber weder musste er den Ring wieder tragen, noch sonst etwas. Es war nur eine Vorsichtsmaßnahme wegen Jupiter, die auch so genug Probleme machen würde. Und er konnte sich jederzeit überall in Tanagura frei bewegen. Es war, als wäre er aus einem Alptraum erwacht und im Wunderland gelandet. Die Lider des Blondies begannen zu flattern, blaue Augen musterten ihn lächelnd, bevor Riki die Hand in seinem Nacken spürte, die ihn herabzog, direkt zu dem Mund, der sich über seinen legte. Iason lächelte, als er merkte, dass Riki ihn wohl beobachtet hatte. Er küsste den Anderen sanft, sinnlich, froh zu sehen, dass es ihm wesentlich besser ging. Wenn er nur an das Häufchen Elend dachte, dass er in der Duscheinheit dieses Rattenlochs gefunden hatte... es war kein Vergleich. "Guten Morgen," meinte er schließlich, als Riki sich vertrauensvoll an ihn kuschelte. "Hmm," meinte der Andere nur. Er genoss einfach nur die Nähe zu seinem Geliebten. Er knurrte sogar leise, als Iason sich aufrichtete und aus dem Bett stieg, um sich anzuziehen. Doch er gab sich geschlagen, setzte sich auf, arbeitete sich ebenfalls aus dem Bett. Langsam tapste er zu dem Stuhl, auf dem seine Kleidung lag, setzte sich erst einmal wieder, um seinen Atem zu beruhigen. Iason schüttelte stirnrunzelnd den Kopf, als er fertig angezogen war und trat zu Riki: "Was soll denn das? Willst du wieder einen Anfall haben? Was ist nur so schlimm daran, einen Moment lang zu warten?," schon während er sprach, half er dem Mongorel, sich anzuziehen. Riki zuckte nur die Achseln: "Ich... kann das schon selbst," meinte er nur. "Was? Dich umbringen?," fragte Iason belustigt. "Ja, das kannst du durchaus. Sogar ziemlich gut." "Mich anziehen. Aufstehen," knurrte der Dunkelhaarige halb im Spaß. "Sicher. Aber niemand hat was davon, wenn du alles übereilst," korrigierte Iason ihn ruhig, hob ihn auf und trug ihn ins Esszimmer, ließ ihn auf einen der bequemen Stühle sinken. "Guten Morgen," grüßte Daryl freundlich. Riki lächelte, Iason nickte. Riki griff dankbar nach der Tasse Tee, die ihm gereicht wurde. Er wollte gerade trinken, als es klingelte. Iason blickte auf. Es war das Telefon. Er trat vor und drückte auf einen Knopf. "Katze," stellte er fest. "Ich habe hier die Beiden," antwortete der Rotschopf knapp. "Wo?", fragte Iason zurück. "Ich habe sie in den Keller gebracht, ich dachte nicht, dass du sie im Penthouse haben willst." "Gut," nickte Iason, wobei ein unheilverkündendes Lächeln über seinem Gesicht lag. "Hat er es zugegeben?" "Kai? Ja. Fast sofort." "Gut." Dann schaltete Iason den Bildschirm ab, setzte sich und begann, in aller Ruhe zu frühstücken. "Iason?", fragte Riki vorsichtig. "Was denn Love?," antwortete der Blondie. "Kai?" "Oh, richtig. Du weißt es ja noch gar nicht. Dieser Kai hat dich absichtlich infiziert. Ich habe ihn hierher bringen lassen, zusammen mit dem Polizisten, der dich verprügelt hat." Erstaunt hob Riki die Augenbrauen: "Was hast du mit ihnen vor?" Er war begeistert von dem Gedanken, dass der Bulle es bereuen würde, Hand an ihn gelegt zu haben! Rache! Er würde Rache bekommen! Der erste Mongorel, der es je einem Polizisten heimzahlen würde, verprügelt geworden zu sein! Aber Kai? Absichtlich...!? Wow! Warum? Er wäre fast draufgegangen! Etwa wegen Guy? Dabei hatte er doch mehr, als einmal deutlich gemacht, dass ihm nichts mehr an seinem ehemaligen Lover lag! Doch ihm fiel auch partout kein anderer Grund für diese Tat ein. Er wusste nicht warum, aber gerade diese Nachricht lag ihm unendlich schwer im Magen. Iason lächelte: "Du darfst entscheiden," gab er zurück, blickte Riki sanft an. "Ich werde tun, was du willst." "Wirklich?" Er lachte leise: "Wirklich." "Alles?" "Alles." "Iason!", ohne daran zu denken, dass er sich nicht zu schnell bewegen sollte, sprang er auf... und wäre fast bitterlich auf dem Gesicht gelandet, aber Iason hatte erstaunlich gute Reflexe. Er fing den Dunkelhaarigen auf: "Langsam," befahl er belustigt. "Die kommen schon nicht...!" weiter kam er nicht, als die weichen Lippen sich auf seine legten. Er lächelte in den stürmischen Kuss hinein, bevor er Riki vollständig auf seinen Schoß zog und dessen Tasse angelte. "Aber das hat alles Zeit bis nach dem Frühstück." Riki lächelte nur, kuschelte sich enger an den Älteren und begann, an der Tasse zu nippen. "Was wollen wir mit ihnen machen?," fragte Riki schließlich gespannt. Iason zuckte mit den Schultern: "Schwebt dir schon was vor?" "Kai," sagte Riki, wobei seine Augen sich verdunkelten. "Was soll mit ihm geschehen? Dasselbe, was er dir angetan hat?" Da schüttelte der Mongorel den Kopf: "Oh nein! Ich habe eine viel, viel bessere, eine weitaus entwürdigendere Idee," triumphierte er: "Kai ist in gewisser Weise wie ich, aus den Slums, wo man nicht viel besitzt, außer seiner Freiheit und seinem Stolz," sinnierte er. "Autsch," grinste Iason, dem schlagartig klar war, was sein Kleiner da anstrebte - und er musste ehrlich sagen - ihm gefiel die Idee! "Du willst ihn zum Pet machen?" "Oh nein!," kam es prompt zurück. Dann schielte Riki zu Daryl. "Ein Furniture?", fragte Iason überrascht. "Oh ja," gab der Dunkelhaarige zurück. "Ich glaube, ich will dich nicht als Feind haben," stellte der Blondie belustigt fest, drückte Riki näher an sich, als er seine Tasse abstellte. "Gut. Das wäre Einer. Und der Andere?" Nun musste Riki passen. Er hatte keine Idee: "Hauptsache, es tut weh," knurrte er, während seine Hand zum Bauch glitt. Oh ja, das würde es! Dafür würde Iason schon sorgen! "Eine öffentliche Auspeitschung," kommentierte er ruhig. "Er hat sich immerhin an etwas vergriffen, dass mir - offiziell - gehört. Er hat sich an dir vergriffen," fügte er noch finster an. Kurz zog Riki die Augenbrauen hoch, doch dann lächelte er wieder: "Gut." Schon seit einer halben Ewigkeit lehnte Riki an der kühlen Wand hinter sich, ein Bein auf der Brüstung, auf der er saß, die Hände darum geschlungen, das Kinn auf dem Knie, den Blick in die Tiefe gerichtet. Er hatte beobachtet, wie der strahlend blaue Himmel sich verdunkelt hatte, die Zwillingsmonde, die nun ihr sanftes Licht ausstrahlten, aufgegangen waren. Die Stadt unter ihm war noch immer weit davon entfernt, zur Ruhe zu kommen. Lichter vorbeifahrender Autos auf den Straßen, das Leuchten der Neonschriften und die erhellten Fenster der Häuser glänzten ihm entgegen. Es war Nacht und doch nicht dunkel. Aus dem Penthouse kam ebenfalls kein Licht. Daryl hatte um Erlaubnis gebeten, seine Schwester zu besuchen, die er auch erhalten hatte und Iason war zu einem dringenden Gespräch zu Jupiter gerufen worden. Noch immer konnte Riki es nicht fassen, dass er im Grunde hier war, wieder in Eos - freiwillig. Und am Leben. Er sah auf seine Hände. Eigentlich müsste er längst tot sein, wahrscheinlich wäre er an dem Abend gestorben, an dem Iason ihn geholt hatte, doch stattdessen hatte der Arzt ihm heute versichert, dass es ihm so gut ging, als wäre er nie krank gewesen, etwas, dass er auch selbst deutlich merkte. Weder die Kopfschmerzen, noch die Schwindelanfälle, nicht einmal die Atemprobleme, mit denen er am längsten hatte kämpfen müssen, waren zurückgekehrt. Kai hatte einen schrecklich hohen Preis für seine Dummheit und Hinterlist gezahlt. Er hatte nicht nur Freiheit und Stolz, sondern auch noch seine Männlichkeit verloren. Und um dem noch eins draufzusetzen, hatte Iason ihn Raoul auf dessen Wunsch hin überlassen. Dieser Blondie war bekannt dafür, alles Andere als nette Gefühle für Mongorels zu haben. Kai würde sich bis ans Ende seines Lebens wünschen, schon tot zu sein und er würde keine Möglichkeit haben, Selbiges durch seine eigene Hand zu beenden. Der Polizist, der ihn verprügelt hatte, war vor zwei Tagen öffentlich ausgepeitscht und seines Amtes enthoben worden, nachdem man ihm einem Mongorel gleichgestellt hatte. Riki brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was die Gangs in Ceres mit ihm machen würden. Außerdem hatte Katze versprochen, sich um Guy und den Rest von Bison zu kümmern. Keiner seiner Freunde würde so schnell Probleme bekommen, sie würden immer einen Job haben, wenn sie ihn brauchten. Dazu kam, dass er selbst Katze gebeten hatte, dafür zu sorgen, dass die Anderen ihn für tot hielten. Es war ja keine Seltenheit, nicht aus dem Revier zurückzukommen. Denn Riki the Dark war gestorben, vermutlich schon lange vor seiner ersten Rückkehr in die Slums, lange vor irgendeiner Krankheit oder Prügelei. Er war nicht mehr, was er einmal gewesen war und er würde es nie wieder werden können, er wollte es inzwischen nicht mal mehr. Er war eine andere Person, die nur zufällig noch denselben Namen trug. Das war ihm in der letzten Woche erst wirklich klar geworden. Leicht lächelnd lehnte Riki seinen Kopf an die Wand hinter sich. Es machte ihm nichts mehr aus. Nein, er wollte nicht zurück in diese Finsternis, aus der er gekommen war, die selbst in der hellen, erleuchteten Nacht nichts weiter war, als ein schwarzer Fleck. Er hatte in gewisser Weise verloren. Sich selbst, an den Blondie. Ob er nun ein Pet war, oder nicht, er wusste, er gehörte Iason, mit Haut und Haaren. Und er wollte es gar nicht mehr anders haben. Ein Gedanke, der ihn noch vor einem Jahr umgebracht hatte, ihn dazu verführt hätte, einfach in die Tiefe zu springen. Aber das war Vergangenheit. Er war einfach nur glücklich. Er hätte in die Stadt gehen können, alle Türen standen ihm offen, Iason gewährte ihm jede Freiheit, die er haben wollte, er besaß seit drei Tagen sogar eine Kreditkarte mit offenem Ende! Er konnte ausgeben, soviel er nur wollte! Kleider, ein Skyglider, wenn er wollte. Alles eben. Alles, was er wollte. Er musste es sich nur holen. Oder darum bitten. Er war freier, als er es je gewesen war, als irgendein anderer Mongorel es je sein würde. Aber er war in Penthouse geblieben, hatte einfach nur die Aussicht genossen, so, wie früher. Nur, dass es keine trüben Gedanken mehr waren, denen er nachhing. Er war glücklich. Froh, es endlich hinter sich zu haben, betrat Iason das Penthouse. Jupiter war wenig begeistert gewesen, dass er nicht bereit gewesen war, sich von seinem ,Pet' zu trennen, dass er nun schon seit über drei Jahren besaß, ihm stattdessen sogar unbeschränkten Zugang überall hin gewährte, doch er hatte sich durchgesetzt. Es hatte durchaus etwas für sich, Jupiters Liebling zu sein, wenn auch nicht immer. Nanu? Kein Licht? Was sollte denn das? Ach so, ja, Daryl war nicht da. Und Riki? Vielleicht war er in die Stadt gegangen. Schade. Er hätte gehofft, dass sein Kleiner da sein würde, wenn er heim kam. Aber gut, er würde... halt! Die Balkontür war ja offen! War Riki etwa...?! Leise trat er näher. Er schlich sich nicht an, aber er war auch nicht absichtlich lauter, als sonst. Ja. Da saß sein dunkelhaariger Engel. Als habe man die Uhr um ein Jahr zurückgedreht. In derselben Stellung wie früher, den Blick auf die Stadt und die Lichter unter sich gerichtet, einer Statue gleich. Nur die Zigarette fehlte. Der Arzt hatte klar gemacht, dass es eine schlechte Idee sein würde, wieder zu rauchen, vor Allem in dem Maß, das Riki bisher gehalten hatte, da seine Lunge zwar wieder in Ordnung, aber nicht mehr so intakt war, wie früher. Und Riki hatte es einfach akzeptiert. Ohne ein Widerwort, hatte hingenommen, dass Iason nicht wollte, dass er sich zu Tode qualmte. Irgendwie erwartete Iason, dass der Jüngere sich jeden Augenblick umdrehen musste, ihn wieder mit diesen kalten, halb hoffnungslosen, halb hassstarren Blicken mustern würde, wie früher, doch nichts geschah. Riki musste tief in seinen eigenen Gedanken versunken sein, bedachte man, dass er nicht einmal Licht angemacht hatte. Denn sonst schaltete der Mongorel immer alle Lichtquellen an, die er finden konnte. Irgendetwas... hatte sich verändert, stellte Riki auf einmal fest. Etwas war anders. Er fühlte sich.... beobachtet. Schon seit einer Weile. Stirnrunzelnd drehte er sich um, zurück in Richtung des Penthouses, selbst nicht wissend, was er erwartete, wo doch noch nicht einmal Licht angeschaltet worden war. "Iason?," rief er überrascht, als er den Blondie sah, der inzwischen direkt hinter ihm stand, nicht einmal mehr einen Schritt von ihm entfernt. Nein, stellte Iason fest. Kein Hass, keine Einsamkeit mehr, nur freudige Überraschung ließ die Onyxaugen heller aufleuchten. Freude darüber, dass er da war. Riki konnte sich das glückliche Lächeln einfach nicht verkneifen, als der Ältere entgültig zu ihm trat und ein Paar Arme sich um ihn legte, ihn an den warmen Körper hinter sich zog. Lippen legten sich flüchtig auf seinen Hals. "Ich dachte, du magst es nicht, wenn es dunkel ist," fragte Iason schließlich. "Warum hast du dir kein Licht angemacht?" Riki sah den Blondie erst einmal überrascht an, doch dann fiel es ihm wieder ein. Natürlich. Er hatte es ihm ja selbst erzählt: "Es ist nicht dunkel. Hier ist es nie dunkel," widersprach er nur leise. "Hier ist immer Licht. Die Monde, die Straße. Hier existiert keine Dunkelheit. Du warst noch nie mitten in der Nacht in Ceres," fügte er noch hinzu. "Erzähl mir, warum du dich vor der Dunkelheit fürchtest," bat Iason nach einer Weile, während er Riki von der Brüstung hob und hinein in ihr Schlafzimmer trug. Er wurde langsam kühl und er wollte nicht, dass Riki krank wurde, das hatten sie gerade erst hinter sich gebracht. Der Dunkelhaarige sah kurz auf, doch dann begann er, langsam zu erzählen - zum ersten Mal: "Ich...," er schluckte: "Ich war noch klein, gerade mal fünf, glaub ich. Meine Mutter war am Morgen weggegangen, um Essen zu besorgen und auch abends noch nicht wieder zu Hause. Ich habe trotzdem draußen auf sie gewartet - mitten in der Dunkelheit. In den Slums ist es so dunkel, dass man seine Hand vor Augen nicht erkennt, das Mondlicht kommt nicht zwischen den Häusern durch. Ich hatte Angst. Überall waren diese Geräusche. Aber ich wollte doch warten!" "Was ist passiert?," fragte Iason sanft. "Nichts. Sie ist nie wieder gekommen. Früher hat sie mich in den Arm genommen, mir gesagt, ich müsste keine Angst haben, sie würde mich beschützen. Ich habe mich bei ihr immer sicher gefühlt. Und dann ist sie einfach verschwunden! Ich weiß bis heute nicht, was mit ihr passiert ist. Aber seither fürchte ich diese absolute Dunkelheit. Und ich habe mich lange Zeit nie wieder sicher gefühlt, bis..." "Bis?" Riki seufzte, trennte sich etwas von dem Größeren, sah ihm tief in die Augen: "Bis ich dir begegnet bin. Du... du ... du bist mein Licht in der Dunkelheit," beendete er seinen Satz, bevor er seine Lippen gegen die des Anderen presste. Auf dieses Geständnis hin presste Iason den Anderen wieder an sich, unendlich glücklich über die wenigen Worte, die zeigten, wie sehr der Mongorel ihm wirklich vertraute: "Ich werde immer für dich da sein," flüsterte er gerührt an dessen Ohr, bevor er einen neuen Kuss forderte, verlangend, ungeduldig. Riki lächelte in diesen Kuss hinein, bevor seine Hand zum Reißverschluss von Iasons Oberteil glitt, ihn herabzog. So lange! Es war so lange her, dass sie...! Der Blondie keuchte überrascht auf, als er die Finger des Anderen über seine nackte Haut gleiten spürte. Er löste dein Kuss, sah Riki in diese dunklen Augen, die ihn von Beginn an gefangen genommen hatten. Langsam half er dem Jüngeren, ihn von dem Oberteil des Anzugs zu befreien. Es glitt lautlos zu Boden. Zärtlich strich er Rikis Pullover hoch, befreite so auch den Mongorel von dem störenden Stoff, bevor seine Hände leicht über die Haut glitten, die im Gegensatz zu seiner eigenen dunkler war, sich anfühlte, wie Samt. Er zeichnete die darunter liegenden, noch immer ausgeprägten Muskeln nach, beobachtete, wie der Brustkorb begann, sich schneller zu heben und zu senken. "Ich liebe dich," flüsterte er, knabberte an Rikis Ohrläppchen. Der Jüngere stöhnte auf, als er das hörte, klammerte sich noch fester um den Hals des Anderen, streckte sich den streichelnden Händen verlangend entgegen. Wie hatte Riki dieses Gefühl vermisst! Haut auf Haut, diese Nähe! Ihm war nicht klar, wie er so lange ohne Iason hatte leben können, wurde er jetzt ja schon unruhig, wenn dieser zur Arbeit ging! Er löste sich nach einer Weile wieder etwas von dem Älteren, während seine Hände nun ebenfalls begannen, über den Oberkörper seines Gegenübers zu streicheln, die so un-glaublich perfekte Haut unter den Fingern zu spüren. Schließlich zog er den Kopf des Anderen wieder zu sich herab, verlangte einen weiteren, Kuss, der sich von zärtlich rasch in verlangend verwandelte, während seine Hände über die Ausbeulung in Iasons Hose strichen, sie schließlich langsam öffneten. Es war eine unendliche Erleichterung, als der Reißverschluss der Hose sich endlich öffnete, stellte Iason fest. Er hätte nicht gedacht, dass er so schnell derart erregt sein würde. Es war wohl, weil ihr letztes Mal schon so lange her war und die Erleichterung, dass es seinem kleinen Liebling wieder so gut ging. Außerdem war das hier das erste Mal, dass Riki das Ganze begann, ohne, dass er es verlangt hätte. Sanft, aber bestimmt drückte der Blondie den Mongorel zurück auf die Kissen, während er sich hastig von den letzten, störenden Stoffstücken befreite, die irgendwo auf dem Boden landeten, sich anschließend wieder über Riki beugte, ihn erneut küsste, bis sie Luft holen mussten. Riki stöhnte leise auf, als er spürte, wie Iasons Mund sich seinen Weg über seinen Hals herabküsste, zielsicher an den empfindlichsten Stellen, die er schon so gut kannte, knabberte und saugte. Früher hätte er sich widersetzt, noch eine ganze Weile, doch nun - nun nicht mehr. Er gab all den herrlichen Gefühlen einfach nach, ohne zu denken, streckte sich dem so begabten Mund sogar noch entgegen, versuchte den Älteren schneller voranzutreiben. Iason war begeistert. So hatte er Riki in all den Jahren nicht erlebt. Nein, immer hatte der Jüngere nur mit zusammengebissenen Zähnen dagelegen und versucht, sich nicht anmerken zu lassen, was ihm gefiel. Ein weiteres Mal ließ er seine Zunge die aufgerichtete Brustwarze umkreisen, bevor er wieder von ihr abließ, leicht darüber blies, beobachtete, wie ein weiterer Schauer durch Rikis Körper jagte, gefolgt von einem lustvollen Stöhnen. Doch schließlich gab der Blondie dem Druck des Anderen nach, begann, seinen Weg nach untern fortzusetzen, zeichnete die Muskeln am Bauch mit der Zunge nach, tauchte tief in den Nabel ein, knabberte and er empfindlichen Haut, während seine Hände sich endlich des Anderen erbarmten, die neue Jeans endlich öffneten, sie von dem durchtrainierten Körper streiften. Und die Unterhose folgte sofort, so dass beide endlich nackt waren. Himmel! Riki keuchte, spürte Iasons Erregung nun an seinem Schenkel, die Hände und der Mund, die ihn weiter erforschten, so sanft und ausdauernd. Wie früher. Doch es war unvergleichlich schöner, jetzt, wo er endlich aufgehört hatte, gegen sich selbst zu kämpfen. Schließlich hatte Iason sein eigentliches Ziel erreicht. Er ließ den ersten Finger über das steife Glied streichen, dass sich ihm verlangend entgegenstreckte, bevor er sich hinabbeugte, mit der Zunge zum ersten Mal über den Kopf leckte, die ersten Tropfen aufnahm. Süß und doch zugleich männlich-herb. Rikis ganz eigener Geschmack, den er so sehr liebte, so vermisst hatte. Während seine Finger begannen, die Wurzel zu massieren, legte er seine Lippen entgültig um den Schaft, angespornt von den lauten Stöhnern und dem Keuchen der Mongorels. Als Riki die erste, fast nicht spürbare Berührung an seinem Glied wahrnahm, biss er sich auf die Lippe, bevor er aufstöhnte, seinen Kopf noch tiefer in die Kissen presste. So... so gut! Er wollte .... mehr! Rikis Hände strichen über das Seidenlaken, bis sie auf die Strähnen des seidigen, langen Haares des Anderen stießen. Automatisch begannen seine Finger, damit zu spielen. "Ahhhh....," Gott, er würde gleich...! Nein! Nicht... nicht so! Nicht dieses Mal! "Iason... Stopp...!," stöhnte er verzweifelt. Was? Verblüfft sah der Ältere auf, blickte in die lustverschleierten Onyxe, die halb geschlossen waren, unter den langen, edel geschwungenen Wimpern verborgen lagen. "Was Hast du?," fragte er sanft. "Doch zu viel zu schnell?" "Iye...", flüsterte Riki, zog Iason zu sich, verlangte einen weiteren Kuss: "Aber ich will nicht... nicht so... nicht diesmal... Ich..." "Was?;" fragte der Blondie immer noch verwundert. Riki atmete tief durch, bevor er es schaffte, seinen Wunsch in Worte zu fassen: "Ich will kommen, wenn du tief in mir bist, mit dir zusammen," flüsterte er, merkte, wie er noch röter wurde, wollte sich abwenden. Doch Iasons Hand ließ das nicht zu. Ein weiteres Mal plünderte der Blondie seinen Mund, bevor er den Arm sah, der über ihn hinweg nach etwas griff. Allein Rikis Worte hätten fast gereicht, um ihn kommen zu lassen! Er hatte sich immer gewünscht, dass dieser einmal so etwas sagen würde und - endlich! - hatte er es getan! Hastig trug er etwas Gleitgel auf einen seiner Finger auf, strich an Rikis Rücken entlang, nahm den Mund des Jüngeren wieder gefangen und drang in diesen ein. Der Mongorel verspannte sich nur kurz, küsste enthusiastisch und verlangend zurück, bevor er begann, seine Hüfte gegen den Finger zu bewegen. Rasch zog Iason sich zurück, nur um anschließend mit zwei Fingern zurückzukommen, strich die Innenwände entlang, bis... "Ahhh...!" Grinsend drückte er erneut gegen Rikis Prostata, die lustvollen Schreie genießend, die ihn selbst immer weiter trieben. "Hör... auf... spielen...!," verlangte der Dunkelhaarige zwischen seinen Stöhnern. "Ich... dich...!" Mehr hatte Iason nicht gebraucht. Er zog seine Finger zurück, präparierte sich selbst, positionierte sich, verschränkte die Finger seiner rechten Hand mit der Rikis und drang dann langsam vor, wohl wissend, wie groß er war. Er wollte Riki nicht weh tun, ihm keine Schmerzen zufügen. Doch der dachte da ein wenig anders. Er stöhnte frustriert auf, als er merkte, wie langsam Iason nur vordrang, hob seine Beine, verschränkte sie hinter Iasons Rücken und zog ihn mit aller Macht an sich, spürte, wie dieser ganz in ihn drang, genoss das Gefühl dieser Verbindung, die ihn zu vervollkommnen schien, ohne auf den leicht brennenden Schmerz zu achten. Er war nicht von Bedeutung. "Iason," flüsterte er leise. Iason stöhnte auf, als er merkte, wie er regelrecht in seinen Kleinen hineingezogen wurde, musste sich auf die Lippen Beißen, um nicht sofort in dieser berauschenden Enge zu kommen. Ohne die Hand des Anderen loszulassen, strich er dem Jüngeren einige verschwitzte Strähnen aus dem Gesicht, küsste ihn verlangend, dann begann er, sich vorsichtig zu bewegen. Riki schrie erneut lusterfüllt auf, als Iason seine Prostata wieder traf, nur diesmal war das Gefühl ungleich viel intensiver als vorher mit den Fingern. So, als würden Wogen der Lust über ihm zusammenbrechen, ihn in einen Strudel ziehen, aus dem es kein Entkommen gab. Und er wusste, er würde nicht lange durchhalten. Fasziniert beobachtete Iason Rikis Erregung, merkte, wie der Jüngere seinen immer heftiger werdenden Bewegungen entgegenkam, die freie Hand sich in seinen Haaren verkrallte. Die Augen hatte er inzwischen geschlossen. Er wusste, er war kurz davor...! Hastig griff er zwischen sie, umfasste Rikis pulsierendes Glied, begann, es im Rhythmus seiner Stöße, die ihm fast schon brutal erschienen, zu massieren. Riki keuchte und stöhnte, presste seinen Kopf tiefer in die Kissen, während die Hand, die die Strähnen hielt, sich verkrampfte. Er...er würde gleich...! Und auf einmal war da auch noch die Hand, die ihn pumpte, ihn noch weiter trieb. Sein Gesamter Körper schein unter Strom zu stehen, sich vollkommen zu verkrampfen, jeder einzelne Muskel schien sich zusammenzuziehen, leuchtende Sterne drehten sich vor seinen Augen, bevor sie schließlich explodierten. Iason stöhnte auf, als er merkte, wie der enge Muskel um sein Glied sich noch weiter zusammenzog, ihn einkerkerte, massierte, er spürte, wie Riki in seiner Hand und über ihre beiden Bäuche kam. Das war der letzte Reiz, der ihm gefehlt hatte. Mit einem Laut, der vollkommen untypisch für ihn war, kam auch er. Riki spürte, wie er gefüllt wurde, wie der Größere anschließend auf ihm zusammenbrach, ihn unter sich begrub. Ein herrliches Gefühl. So sollte es sein, so und nicht anders. Es war der beste Sex gewesen, den sie je gehabt hatten. Doch schließlich merkte er, wie Iason sich zurückzog. Am liebsten hätte er den Anderen gebeten, noch zubleiben, als er die unangenehme Leere in sich spürte, doch als habe Iason seine Gedanken gelesen, wurde er wieder fest in dessen Umarmung gezogen. "Mein Riki," flüsterte die sanfte, immer noch etwas raue Stimme. "Ja," murmelte Riki leise, bevor er vollkommen in den Schlaf abdriftete: "Dein Riki." Noch lange beobachtete Iason den Mongorel, der seinen Kopf in der Armbeuge des Blondies vergraben hatte, strich über das feine Gesicht, glücklich, wie nie zuvor. "Wovor hast du nur die ganze Zeit solche Angst gehabt?," fragte er leise. "Davor, mir zu gehören? Hast du es denn wirklich nicht gemerkt?" Iason fuhr die entspannten Züge nach, fuhr über die weichen Lippen, die selbst noch im Schlaf die Andeutung eines Lächeln trugen: "Dabei war es doch immer anders herum, mein Engel. Ich war derjenige, der dir gehört hat. Ich gehöre dir, mein Riki." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)