Junge Elite von Tatheya ================================================================================ Kapitel 4: Jupiters Blondie --------------------------- Disclaimer: Die Welt von "Ai no Kusabi" gehört nicht mir, sondern Rieko Yoshihara Sie möge es mir verzeihen, dass ich mir Iason und Raoul vorläufig ausgeliehen habe. Teil: 4/? (wahrscheinlich 8 oder 9) Genre: Ai no Kusabi Rating: PG18-Slash Pairing: IasonxRaoul Warnung: keine Kommentar: Natürlich möchte ich wieder den üblichen Verdächtigen danken: Didichan und Kathy. Ohne eure Kommentare würde ich nicht auf so manches Details kommen. @Didichan: Du wolltest mehr über Katzes Vergangenheit erfahren... ich denke in einem späteren Kapitel darüber nach, versprochen. ;-) Ich finde dieses Kapitel ist das schwächste bis jetzt. Ich habe es jetzt schon einige Male durchgesehen und Sachen verbessert, aber... es fühlt sich nicht so richtig an. Kapitel 5 wird wieder besser! 4. Jupiters Blondie Raoul Am saß im Hörsaal unter den letzten zehn Studenten, die die rigorose Auslese der Prüfungen und Projektarbeiten im Fach Biochemie überstanden hatten. Gerade in diesem Kurs gab es die meisten Blondies, die ihr Studium abbrechen mussten. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Vortrag des Magisters, demnach hatten die zentralen Labors zurzeit Schwierigkeiten ihre Quote zu halten. Trotz der hochentwickelten Technologie der Blondies, dem ungeheuren Knowhow und der langen Erfahrung war es unmöglich, dass alle Embryonen, die ausgebrütet werden sollten, überlebten. Doch in den letzten Wochen war die Ausfallquote überraschend hoch gewesen. "... nun meine Herren, wie es aussieht, gibt es viel für sie zu tun.", witzelte der Magister und schloss damit die letzte Unterrichtsstunde. Raoul und die anderen erhoben sich und waren im Begriff den Hörsaal zu verlassen. "Student Am, warten Sie.", Magister Belske hielt ihn zurück und reichte ihm ein Klemmbrett mit einem Computerausdruck. Raoul überflog die Zahlenkolonnen und die handschriftliche Notiz am Rande, dabei er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Belske hatte seine Jahresarbeit in den Labors überprüfen lassen und tatsächlich waren selbst die führenden Blondies dort erstaunt gewesen über seine Fähigkeiten. Raoul hatte sich aus den antiken Datenbanken, die die ersten Siedler auf Amoi mitgebracht hatten, den genetischen Code eines Lebewesens ausgesucht, das auf der Terra antiquua als ,Microtus arvalis', die gemeine Feldmaus, bekannt gewesen war, und versucht diese altertümliche Darstellung auf die Systeme der heutigen Labors anzugleichen. Mit seinem Computerprogramm, das er hierzu geschrieben hatte, war es nun jedem durchschnittlichem Biochemiker möglich, das Gleiche zu tun. Damit konnten die unzähligen Tierarten wiederbelebt werden, denn vorher war das Verfahren des 'Übersetzens' zu langwierig und kostenspielig gewesen. Damit stand seiner Anstellung in den zentralen Labors nichts im Wege. Jeder junge Blondie bekam auf Grund seiner Leistungen an der Akademie eine Empfehlung ausgesprochen und in der Regel wurde dieser auch entsprochen. "Selbst der Leiter des Labors hat sich sehr löblich über Sie geäußert." "Danke.", aber Raoul spürte, dass Belske noch mehr zu sagen hatte. "Allerdings ist ihre Empfehlung heute Morgen abgelehnt worden." Raoul blieb wie versteinert stehen. Das konnte nicht möglich sein, sie hatten doch gesehen, dass er begabt war und der Beste des Kurses war. "Warum?", brachte er mit Mühe hervor. Belske zuckte mit den Schultern. "Das ist das ungewöhnlich, es gab nicht einmal eine Begründung. Tut mir leid, Raoul. Ich weiß das war dein Traum." Benommen nickte er und gab dem Magister wieder das Blatt zurück. Was sollte er jetzt machen, wenn er aus der Akademie ausschied? Für ihn brach mit dieser Botschaft buchstäblich eine Welt zusammen. Raoul lief durch den Park zu seinem Apartment, für heute hatte er keine weiteren Kurse um für die letzten Prüfungen am morgigen Tag zu lernen. Aber dazu konnte er sich jetzt ganz bestimmt nicht überwinden. Ein anderer Blondie rempelte ihn unsanft an. "Pass besser auf, Streber!", herrschte ihn Astur an und wollte weitergehen. Raoul blieb mitten auf dem Weg stehen. Normalerweise ignorierte er Asturs Beleidigungen, der andere war bereits an Anfang seines Studiums aus dem Biochemiekurs geflogen und hatte demnach nicht viel Sympathie für Raoul übrig. Aber normalerweise war Raoul beherrscht und ausgeglichen, heute jedoch war sein Innerstes aufgewühlt... Er warf seine Bücher in das Gras neben ihm und packte Astur am Handgelenk. "Was hast du gerade gesagt?", fauchte er. "Du sollst besser aufpassen, Streber.", wiederholte Astur mit einem boshaften Zischen und lächelte ihn auf eine Weise an, dass Raoul den innigen Wunsch verspürte, ihm ins Gesicht zu schlagen. Was er dann auch tat. Seine Knöchel schmerzten an den Stellen an denen er mit dem Kiefer des anderen in Berührung gekommen war. "Spinnst du?", Astur hielt sich das schmerzende Kinn. Doch Raoul beachtete es gar nicht hin, er schloss beide Hände um den schlanken Hals vor ihm und verhinderte so, dass er sich noch mehr Beleidigungen anhören musste. "Jetzt hör mir gut zu, Astur. Ich kann nichts dafür, dass du zu beschränkt warst zu begreifen, dass es nötig ist hart zu lernen um im Kurs zu bleiben. Ich kann weder etwas für deine Dummheit noch für deine Faulheit. Und im Gegensatz zu dir bin ich unzählige Stunden in meinem Zimmer gesessen, während du in Midas unterwegs warst. Also dann beschwer dich auch nicht!" Astur lief mittlerweile blau an, aber Raoul hielt ihn immer noch fest. "Hast du das ein für alle Mal verstanden?", seine Stimme hatte einen gefährlichen Ton angenommen. Ein Krächzen, das sich verdächtig nach einem 'Ja' klang war alles, was Astur noch hervorbringen konnte. "Gut. Dann kannst du jetzt meine Bücher aufheben.", Raoul wusste, dass das jetzt doch sehr gemein war, aber er bestand darauf. Erst als ihm Astur beschämt die Bücher zurückgab, drehte er sich auf dem Absatz um und ging in sein Zimmer. Klay, sein Furniture, begrüßte ihn: "Ihr seid früh Sir. Soll ich euch etwas zu Essen bringen lassen." Er nickte nur und setzte sich dann vor das Computerterminal in seinem Zimmer. Ungeduldig trommelten seine Finger auf den Schreibtisch. Sollte er es jetzt tun? Es wäre nicht mehr viel Arbeit nötig und er wäre fertig. So könnte er sich wenigstens beweisen, dass er einer der besten Biochemiker auf ganz Amoi war, egal ob er jetzt in den zentralen Labors arbeiten konnte oder nicht. Bei Anbruch der Nacht war Raoul auf dem Schreibtisch eingeschlafen. Er hatte bei dem endgültigen Testlauf nur kurz die Augen zu machen wollen, die unangenehm brannten von der stundenlangen Bildschirmarbeit. Ein sanftes Streicheln an seinem Hals und die zarte Berührung an seinen Lippen ließen ihn erwachen. "Was ist los? Du warst heute Abend nicht in der Mensa." "Ich hatte zu tun.", Raoul tippte gegen den Bildschirm auf dem immer noch der Test lief. "Aha.", Iason richtete sich wieder auf und hielt ein kleines Päckchen, das mit silberner Folie umwickelt war, in der Hand. "Ich habe hier etwas für dich und außerdem siehst du so aus als ob du eine Pause gut gebrauchen könntest." Er setzte sich auf das Bett, das am anderen Ende des Zimmers stand und klopfte einladend auf den Platz neben ihm. Raoul ließ sich mit einem Seufzen auf das Bett fallen. Iasons riss die Folie auf und zum Vorschein kam eine sonderbare dunkelbraune Substanz. "Was ist das?", erkundigte er sich und nahm das kleine Stück entgegen, das Iason abgebrochen hatte. Der grinste: "Das ist Schokolade." Davon hatte Raoul nie gehört, die Substanz begann in seiner Hand zu schmelzen und hinterließ einen klebrigen Film. "Sie kommt aus den Slums.", bemerkte Iason just in dem Augenblick, in dem Raoul ein Stückchen abbeißen wollte. Skeptisch beäugte er es. Aus den Slums kam für gewöhnlich nichts Gutes. "Keine Angst, es bringt dich nicht um und es schmeckt wirklich gut." "Mhm.", gab Raoul zu und brach sich noch eine größere Portion ab. So etwas hatte er noch nie gegessen, etwas das so herrlich süß war. Ihre Rationen in der Mensa waren darauf ausgelegt sie mit allen nötigen Nährstoffen und Vitaminen zu versorgen, deshalb waren die jungen Blondies solche kulinarischen Köstlichkeiten nicht gewohnt. "Katze hat es mitgebracht." Raoul runzelte die Stirn während er den zarten Schmelz auf seiner Zunge auskostete. "Warum war der Kleine wieder in den Slums?" "Er hat es geschafft Ohuru abzulenken und ist ausgerissen. Nach fünf Stunden ist er wieder bei mir aufgetaucht und hat die Schokolade wohl als Versöhnung mitgebracht." Ein leises Lachen war die Antwort von Raoul. Er konnte es sich bildlich vorstellen, was für ein zerknirschtes Gesicht Ohuru, Iasons Furniture, wohl gemacht hatte als er seinem Master beichten musste, der Junge wäre ihm davongelaufen. "Und, hast du ihn bestraft?" "Katze? Natürlich, aber das ist mir erstaunlich schwer gefallen.", bekannte Iason. "Ja, ja. Es ist gar nicht so leicht Master zu sein.", neckte Raoul und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Er verschränkte die Arme über seinen Kopf und starrte an die Decke. Vielleicht wäre es gar keine schlechte Idee, wenn er Iason heute Nacht hier blieben würde. Denn wenn sie erst einmal die Akademie verlassen hatte, wer weiß, wann sie sich wieder sehen konnten. Iason würde noch im nächsten Monat im diplomatischen Korps aufgenommen werden, damit würde er sicher auch erst einmal Amoi verlassen. Seiner Empfehlung war entsprochen worden. Aber um ehrlich zu sein, Raoul beneidete ihn darum gar nicht, denn Iason erwartete stundenlanges Verhandeln und komplizierte politische Winkelzüge. Und wenn Raoul daran nur dachte, pochte ihm der Kopf. Jedenfalls hatten sie seit ihrer ersten Nacht vor einer Woche nicht mehr miteinander geschlafen. Beide hatten viel zu viel zu tun gehabt, jetzt wo ihr Abschluss so kurz bevor stand. Und in Raouls Räumen würde sie auch kein übereifriges Furniture stören können. Ohuru schein gerade zu darauf versessen zu sein die beiden Blondies in den kompromitierensten Momenten zu entdecken. Und er hatte es sich zur Aufgabe gemacht das "zügellose, unzivilisierte Verhalten der jungen Blondies" zu beenden. Als er bemerkte, dass weder Raoul noch Iason ihm Beachtung schenken wurde sein Gesichtsausdruck immer düsterer. Seine Laune war jedoch noch weiter gesunken, weil er jetzt auch noch auf den kleinen Katze aufpassen musste. Und natürlich betrachtete Ohuru wieder einmal Raoul als den Übeltäter, der jetzt nicht nur seinen Master verführt, sondern ihm auch zusätzliche Arbeit verschafft hatte. Da war Raoul froh, dass sein Furniture leichter zu handhaben war. Klay war sehr schweigsam und führte seine Anordnungen ohne zu murren aus. Aber wie Klay reagieren würde, wenn er wüsste, dass Raoul und Iason zusammen waren... Bevor Raoul noch weiter ins Grübeln geriet, lenkte ihn Iason ab: "Du hast Schokolade am Mundwinkel." , raunte diese tiefe, sinnliche Stimme und ihr Besitzer begann besagten Mundwinkel zu küssen. Schon wenige Sekunden später lagen beide eng umschlungen auf dem Bett, Raoul hatte die Position gewechselt und saß nun auf Iasons Gesäß. Er leckte gerade über diesen langen, vollkommen glatten, weichen Hals. 'Areal DI-445 und IK-23, Verringerung des Bartwuchses.' , analysierte der Biochemiker in ihm als die Lippen von der Haut kosteten und die Hände weiter hinab wanderten. Doch bevor er auch nur in die Nähe der Areale WR-33 bis 400 kam 'sekundäre Geschlechtsorgane', gab der Computer, der endlich den Test beendet hatte, ein durchdringendes Piepen von sich. Raoul blickte abwechselnd zwischen der Maschine neben ihm und dem Blondie unter ihm hin und her. Aber schließlich entschied er, dass er und Iason auch noch später zu den wesentlichen Dingen zurückkehren konnten. Er war zu begierig darauf zu erfahren, ob ihm sein Experiment geglückt war. Deshalb erhob er sich. "Ich will dir etwas zeigen Iason..." _-_-_-~~~-_-_-_ Raoul betrachtete den anderen Blondie, der jetzt schon zum fünften Mal die Holoprojektion des Pets ansah, das mitten im Raum zu stehen schien. Er gähnte und vergrub den Kopf in das Kissen, jetzt könnte Iason seine Aufmerksamkeit so langsam wieder auf die lebende Materie richten. "Wie lange hast du daran gearbeitet?", erkundigte sich Iason und setzte sich wieder neben ihm auf das Bett, griff nach seinem Glas und trank nochmals einen Schluck von dem Rotwein, den Raoul hatte kommen lassen. "Sehr lange, ich probiere daran herum seit ich mit Biochemie angefangen habe. Richtig konkret wurde es im letzten halben Jahr. Und heute habe ich ihn dann fertig gebaut." Daran hatte Raoul heute Nachmittag gearbeitet. Mit einer gewissen Befriedigung streckte er sich und grinste. Ja, sein Experiment war geglückt, er hatte den vollständigen genetischen Code eines Pets erschaffen, das genau seinen Vorstellungen entsprach: Ein Junge mit lockigem schwarzen Haar, golden schimmernden Augen und perfektem Körper. Selbst von den fähigen Biochemikern in den Labors in Eos konnten nur die wenigsten ein solch komplexes Lebewesen erschaffen, dies erforderte jahrlange Erfahrung. Aber Raoul war es trotzdem gelungen und das hing einzig und allein mit seiner Begabung zusammen. Und dem unnachgiebigem Drang des Forsches und Probierens. Er wusste nicht mehr wie viele Simulationen er im Computer hatte laufen lassen, wie viele schlaflose Nächte er verbrachte hatte, weil der Code scheinbar perfekt war, aber dann im letzten Moment sich doch als instabil erwies. "Auf ganz Eos gibt es vielleicht eine handvoll Blondies, die überhaupt ein menschliches Wesen kreieren können. Du bist unglaublich begabt, Raoul." ,Wenigstens einer, der das bemerkt.' dachte Raoul bitter. Er zuckte die Schultern, so gut das eben im Liegen ging. Iason strich ihm die Haare zur Seite und küsste seinen Nacken. Dann stand er wieder auf und ging zum sechsten Mal um die Projektion herum. "Wäre er lebensfähig? Hast du es simuliert?" Iason schien an dem Pet Gefallen gefunden zu haben. "Natürlich." Es wäre ja wohl wenig sinnvoll, wenn das Pet nur im Computer existieren konnte. Das kleine Labor an der Akademie wäre dazu nicht in der Lage, aber prinzipiell hätte Raoul den Jungen so erschaffen können, wie er jetzt vor ihnen im Zimmer als Projektion stand. "Unglaublich.", wiederholte sich Iason. "Ich denke deiner Bewerbung bei den zentralen Labors wird nichts im Wege stehen." Iason wusste noch nicht, dass sie ihn nicht nehmen würden. Und Raoul hatte es bis jetzt vermieden darüber zu sprechen, denn er selbst versuchte diese Tatsache so gut es ging aus dem Gedächtnis zu streichen. "Sie haben mich abgelehnt.", er sagte es nicht laut, doch natürlich hatte ihn der andere gehört. "Warum?" "Es gab keine Begründung." Iason beendete die Projektion und wechselte das Thema. "Wie machst du das Raoul, eigentlich dürftest du so etwas gar nicht können. " "Wie schaffst du es, zehn Sprachen fließend zu sprechen und dir sämtliche Personen einzuprägen, denen du jemals begegnet bist? Ich weiß nicht Iason, ich kann das einfach. Irgendetwas in mir sagt mir, was richtig und falsch ist. Welches Protein an welche Stelle soll. Sachen, die ich eigentlich gar nicht wissen dürfte, wie du richtig sagst. Keine Ahnung, was 'die' sich gedacht haben, als sie mich ausgebrütet haben." Tatsächlich war er schon oft geängstigt gewesen, dass er diese 'innere Stimme' besaß, empfindsam war für Dinge, die andere nicht spüren konnten. Manchmal, wenn er sich konzentrierte, dann meinte er sogar die Gedanken und Empfindungen der anderen Blondies hören zu können. Es schien ihm, als ob er nur danach greifen müsste und sie würden ihm gehorchen. "Nun, sehen wir einfach nach, was sie sich dabei gedacht haben." Iason brachte es doch immer wieder fertig, ihn zu überraschen. "Was?", er stand auf und ging zu dem Computerterminal herüber, an das sich Iason gesetzt hatte. Nach wenigen Sekunden war Raoul klar, was der Blondie machte, er hackte sich in die zentralen Datenbanken von Tanagura. Datenbanken, die eigentlich von den besten Sicherheitssystemen geschützt werden sollten. "Iason, was wenn sie dich entdecken?" Raoul wollte es nicht zugeben, aber bei diesem Gedanken wurde ihm übel. Sie konnten beide verhaftet werden und Jupiter würde sie persönlich bestrafen. "Beruhig dich. Dazu müssten sie mich erst einmal entdecken....Deine Nummer." Völlig perplex nannte er sie. Keine Sekunde später sah er den Eintrag: "Blondie: Raoul Am." Es war bizarr, er konnte seinen eigenen genetischen Code betrachten. Sämtliche Daten waren aufgezeichnet: Die Erstellung der ersten Blaupause, die künstliche Befruchtung und Ausbrütung. Doch etwas war bei ihm anders als bei den anderen Blondies, irgendwie fühlte er das, als er sich den Code ansah. Ohne lang darüber nachzudenken, tippte er ein paar Befehle in die Tastatur damit sich die Darstellung des Codes vergrößerte. Da waren tatsächliche einige Abschnitte in einer besonderen Farbe eingefärbt. Raoul erkannte, was das für Abschnitte waren und jetzt wusste er auch, was diese 'innere Stimme' war. Er trat einen Schritt zurück und schüttelte ungläubig den Kopf. Doch wozu sollte diese Fähigkeit nützen? "Was hat das zu bedeuten?", erkundigte sich Iason und deutete auf die rotblinkenden Felder. "Das sind Gene für mentale Fähigkeiten. Die sind bei uns Blondies schon sehr ausgeprägt, aber hier..." er schüttelte nochmals den Kopf und war nicht im Stande es zu sagen. Raoul versuchte es noch einmal: "Ich habe einmal einen Aufsatz gelesen von Farrang Kie, du hast sicher schon von ihm gehört, er hat durch seine Forschungen die Fehlerquote bei der Ausbrütung in den Labors erheblich verringert. Kie war der Ansicht, dass man einen Blondie auch mit telepathischen Fähigkeiten ausstatten könnte. Er sah dies als weiteren Entwicklungsschritt an... Ich glaube, das haben sie bei mir ausprobiert. Aber wozu?" "Ich weiß es nicht. Aber wahrscheinlich heißt das einfach nur, dass du für bestimmte Aufgaben geschaffen worden bist.", gab Iason offen zu. Raoul ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen. Natürlich hatte er es immer gewusst, jeder Blondie wurde nur geschaffen, um einen bestimmten Zweck für die Elite zu erfüllen. Aber es jetzt so eiskalt auf einem Computerbildschirm zu sehen, als nackte Realität, zu begreifen, dass man ein Zahnrad in einem komplexen System war. Ein System, das man noch nicht einmal kannte und aus dem man nicht ausbrechen konnte... Eine zarte Illusion, die er immer gehabt hatte, dass er allein für sein Glück verantwortlich war. Diese Illusion war gerade zerstört worden. "Wie sieht es bei dir aus Iason, haben sie bei dir auch etwas Neues ausprobiert?", er meinte es sarkastisch und wollte nur von seiner eigenen Lage ablenken. Iason antwortete nicht, aber sein Gesicht verhärtete sich und er blickte nur starr auf die Tastatur. Schließlich tippte er ein paar Befehle ein. Neugierig erhob sich Raoul, um sich den Eintrag anzusehen und wich erschrocken zurück als er die Wahrheit über den Blondie las. Raoul sah Iason an, als wäre er ein Wesen von einem anderen Stern. Der Mund blieb ihm unvorteilhaft offen stehen. Das konnte nicht sein! Das hieße ja... "Jupiter steh mir bei.", flüsterte er. Er schlug die Hand vor den Mund. Iason schaltete den Computer wieder aus und erhob sich. "Du bist Jupiters Blondie.", stammelte Raoul. "Seit wann weißt du das?" "Ich habe es vor neuen Tagen herausgefunden. Und macht dir das Angst Raoul? Würdest du jetzt immer noch mit mir Sex haben wollen? Oder bist du so wie alle anderen?... Ich dachte, du wolltest dein Leben nicht von einer Maschine bestimmen lassen, von dem, was in einer Datei steht? Hast du das nicht selbst zu mir gesagt?", die tiefe Stimme hatte einen gefährlichen Klang angenommen. Raoul konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. Iasons Bemerkungen perlten an ihm ab wie Regentropfen an einer Fensterscheibe. Er konnte nur an das denken, was er in den Dateien gesehen hatte. 'Jupiters Blondie.' "Raoul... ich dachte du... ", Iason atmete durch, er straffte sich und seine Gesicht zeigte einen Ausdruck von Härte. "Wahrscheinlich ist es besser, wenn du vergisst, was vor einer Woche geschehen ist." Er musterte Raoul noch einmal kurz und verließ sein Apartment. Raoul blieb im Zimmer stehen. Unfähig etwas zu tun. Nicht nur er, sondern auch Iason... Kurz darauf erschien Raouls Furniture Klay. "Sir, braucht Ihr noch etwas?" Raoul starrte Klay an, doch er nahm ihn gar nicht wahr. ,Vergessen, all das vergessen? Iason vergessen?' Ihm kam es so vor als ob ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Und alles wurde schwarz. Klay war schon seit 30 Jahren Diener der Blondies. Eine sehr lange Zeit für ein Furniture und hatte im Dienst mancher Herren gestanden. Aber ein ohnmächtiger Blondie war selbst für ihn etwas Neues. Später in dieser Nacht saß Raoul auf seinem Bett. Klay beobachtete ihn misstrauisch und hielt sich bereit einzugreifen, falls der junge Blondie wieder ohnmächtig werden würde. Raoul schloss die Augen und schluckte die Tränen hinunter. Er selbst war ein Versuchsobjekt eines Biochemikers gewesen, der auf Wunsch von Jupiter die Theorien von Farrang Kie nachprüfen sollte. Und Iason war... es war so unglaublich... Iason war der Blondie, der von Jupiter persönlich erschaffen worden war. Wie hatte er überhaupt glauben können, dass er selbst über sein Leben bestimmen konnte? Er und Iason waren einfach nur Schachfiguren in einem großen Spiel. Was hatte er noch vor einer Woche so großspurig bekannt: "Ich will...nicht Jupiter." Und jetzt brachte ihn die Wahrheit über sich selbst und Iason so sehr ins Wanken. Schließlich wurde der Druck in seiner Brust zu groß, er stöhnte auf. Und die Tränen liefen ihm hemmungslos über die Wangen. Raoul stützte die Stirn in die hohle Hand und schluchzte auf. "Sir?", Klays Stimme klang ängstlich. "Ihr dürft nicht weinen, Ihr seid ein Blondie!" ,Ich wünschte, ich wäre es nicht. Was ist das für ein Leben, in dem alles vorherbestimmt ist?' "Du kannst jetzt gehen.", befahl er dem Furniture mit erstickter Stimme. Doch dieser gehorchte natürlich nicht. "Du sollst gehen!", Raoul betonte jedes Wort einzeln und trotz seiner Tränen gelang es ihm in einem befehlsmäßigen Ton zu reden. Klay zögerte, aber er beugte sich und verließ das Zimmer. Als Raoul alleine war, holte er eines der Skalpelle seines Laborbestecks aus dem Schrank. Er hielt es in der Hand und drehte den kalten Chirurgenstahl hin und her, beobachtete die Reflexionen des Lichts darauf und sein eigenes verzerrtes Spiegelbild. Dies war der einzige Ausweg. Dies würde Jupiter nicht vorherbestimmen können und auch nicht verhindern können, wenn er jetzt seinem Leben ein Ende bereiten würde. Dies hier war die einzige Freiheit. _-_-_-~~~-_-_-_ In einem anderen Gebäude saß Iason Mink vor seinem Computerterminal und starrte auf den schwarzen Bildschirm. Er hatte geglaubt, dass doch nicht alles in seinen Genen vorherbestimmt war und als er Raoul näher gekommen war, hatte er jemanden getroffen, der auch nicht bereit war, alle Regeln und Gesetze zu befolgen. Der genau wie er einen rebellischen Geist hatte. Doch das hatte ihn auch nicht geschützt, als er herausgefunden hatte, dass er nicht nur ein künstlich erschaffenes Wesen war - das waren alle Blondies - nein, er war von Jupiter selbst erdacht und erschaffen worden. Und dies hatte ihm schwer zugesetzt. Raoul war es gewesen, der ihn aus seiner Apathie herausgelöst hatte. Raoul mit seinen rebellischen Worten. Der gleiche Raoul, der heute Abend kapituliert hatte, als er die Wahrheit über sich hatte erkennen müssen. Mit unbewegter Mine schaltete er den Computer ein und loggte sich in die geheimsten Systeme von Tanagura, direkt in das Herz ihrer Gesellschaft: Jupiter. "Was hast du mit mir vor?", er zögerte nur einen Moment, bevor er die Nachricht abschickte. Die Antwort ließ nur wenige Sekunden auf sich warten: "Du allein sollst mir dienen." Diese kalten Worten, die grünen Buchstaben auf dem schwarzen Hintergrund brannten sich in Iasons Innerstes. Er konnte mitverfolgen, wie Jupiter die Befehle an ihre Garde schickte, dass sie morgen in der Akademie einen Blondie festnehmen sollen. Iason war, als ob er seinem eigenen Hinrichtungsbefehl sehen würde. ,Dann soll es so sein.', er lächelte grimmig und doch lief ihm eine Träne übers Gesicht. _-_-_-~~~-_-_-_ Raoul ignorierte, dass es ihm im Grunde elend ging. Jedoch riss er sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf die Aufgaben, die vor ihm lagen. Bis zum Sonnenaufgang hatte er dagesessen und immer wieder die scharfe Klinge in seinen Händen gemustert. Schließlich hatte er sie in einem Anflug von Raserei über seine offenkundige Feigheit in das Holz des Nachttisches gebohrt, wo sie stecken geblieben war, bis Klay sie heute Morgen entfernt hatte. Gerne hätte er mit Iason darüber gesprochen, über den vergangenen Abend. Aber als er Iason heute Morgen kurz auf dem Gang vor dem Hörsaal gesehen hatte, hatte ihn dieser nicht einmal beachtet. Iason umgab immer eine Aura von Stärke und Dominanz, jedoch schien ihn jetzt auch eine eiskalte Gelassenheit zu umgeben, als ob ihn nichts mehr Erschüttern könnte. Und Raoul hatte das unbestimmte Gefühl, dass heute noch etwas Schreckliches passieren würde. Zum ersten Mal in seinem Leben hoffte er, dass seine 'innere Stimme' ihn täuschen würde. Am Nachmittag wurden die Ergebnisse offiziell bekannt gegeben. Eigentlich war es für Raoul keine Überraschung mehr. Er hatte bestanden und würde die Akademie sogar mit einem exzellenten Abschluss verlassen. Iason war wie erwartet der beste Absolvent. Raoul wollte zu ihm und ihm gratulieren, außerdem musste er mit Iason reden. Die Enthüllungen des gestrigen Abends hatten ihn zu sehr aus der Bahn geworfen, aber jetzt hatte er einige Stunden gehabt, um darüber nachzudenken. Und er war zu dem Schluss gekommen, dass es ihm tatsächlich egal war durch wen Iason geschaffen worden war. Oder was Raoul selbst für einen Zweck erfüllen sollte... Es musste doch einen Ausweg geben. Doch als er gerade zu Iason gehen wollte, wurde die Veranstaltung jäh von drei Gardisten unterbrochen. Der Anführer war ein Blondie, er machte sich gar nicht die Mühe an das Mikrophon zu treten, seine kräftige Stimme hallte auch so durch den ganzen Saal. "Wir wurden gesandt, um den Blondie Iason Mink zu Jupiter zu bringen." Mehr sagte er nicht, doch es reichte aus, dass jeder aufgeregt mit seinem Nachbar zu murmeln begann. Raoul fiel das Glas aus der Hand und er ignorierte die fragenden Blicke der Kommilitonen. Eine Vorladung zu Jupiter hatte nur eines zu bedeuten: Iason würde bestraft werden, seine Erinnerungen gelöscht und er würde dem beraubt werden, was ihn ausmachte. War er entdeckt worden, als er in den Datenbanken gehackt hatte, oder gab es andere Gründe? War Jupiter womöglich mit seiner Schöpfung unzufrieden? Iason wehrte sich nicht gegen die Gardisten. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und es gelang ihm sogar mit Würde und Stolz durch die Menge zu schreiten. Hatte er es sogar erwartet? Er warf keinen Blick zurück. Wenn er es getan hätte, dann hätte er vermutlich in die traurigen grünen Augen von Raoul Am gesehen. So gab es doch keinen Ausweg für sie. Sie waren Blondies und mussten ihren Aufgaben folgen, die schon lange bevor sie zu denken begonnen hatten für sie ausgewählt worden waren. Fortsetzung folgt.... 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