Blind Confidence von selene ================================================================================ Kapitel 1: Without a choice --------------------------- Blind Confidence Geboren, verloren, zum Sein auserkoren Nicht fragen, nur tragen, nur geh'n, nicht verstehn Gegangen, gefangen, am Ast aufgehangen Als lebloser Körper im Winde sich drehn. Gefunden, verschwunden, es brennen die Wunden Vom Wandern zerschunden, am Flußufer steh'n In Wellen versunken, vom Wasser betrunken Von Steinen gehalten, am Grunde vergeh'n. (Subway to Sally - Müde) "Ist das alles was du zu deiner Verteidigung zu sagen hast?" Harry seufzte schwer und lehnte sich in dem Sessel zurück, blickte an die gegenüberliegende Wand, während er sich den Vorwürfen des blonden Jungen stellen musste. Es hätte ein ganz normaler Tag werden können. Ein Tag wie jeder andere auch, in dem man Morgens aufstand, alles erledigte was man tun musste und sich auszuruhen ehe man sich Abends zu Bett begab um am nächsten morgen wieder aufstehen zu können. Vielleicht sogar einen langweiligen Tag wo man nichts zu tun hatte und sich aufs Feld legte, die Wolken zählte oder darüber nachdachte was das Leben einem noch alles bieten und verheißen konnte. Doch so ein Tag sollte es nicht werden. "Ich brauche mich nicht zu rechtfertigen, Draco.", sagte er müde und blickte den anderen kurz an, ehe er aufstand und sich auf die Fensterbank setzte, seine Stirn an das kühle Glas legte und in die Nacht schaute. "Doch, genau das musst du! Vielleicht nicht vor der Welt oder deinen Freunden aber mir bist du eine Rechtfertigung schuldig! Mir musst du sagen welche Gründe du dafür hattest!" "Wieso?" Aufgebracht sprang Harry wieder herunter, stellte sich vor Draco und sah ihn entschlossen an. "Wieso muss ich gerade dir sagen warum ich das getan habe! Es gibt Hunderte von Menschen die viel eher das Recht darauf hätten meine Entscheidung in Frage zu stellen, mich nach meinen Beweggründen zu fragen, also warum sollte ich es gerade dir sagen!" Draco seufzte genervt und breitete die Arme in einer fast verzweifelten Geste aus. "Es ist einfach so, du müsstest am besten wissen warum du mir eine Antwort schuldest!" Der Schwarzhaarige schüttelte entschieden den Kopf und verschränkte die Arme. "Nein. Nein, ich habe keine Ahnung warum ausgerechnet du es sein solltest wo du überhaupt nichts damit zu tun hast." Seine Stimme war ruhiger geworden, doch gerade das lies Draco wissen das es Harrys Ernst war. Er hatte den ehemaligen Gryffindor in der Zeit die sie miteinander - freiwillig als auch gezwungen - verbracht hatten kennen gelernt. Doch so gut er ihn nun schon kannte verstand er dessen Entscheidungen nicht immer. Es ging nicht einmal wirklich um die letzte Entscheidung die er getroffen hatte, oder die davor.. Es ging schlicht und ergreifend darum das er es nie jemanden erklärte, das er sich nicht dazu verpflichtet fühlte irgendjemanden, irgendetwas zu erklären, ganz gleich worum es auch ging. "Du schuldest mir eine Antwort, Harry. Mir zumindest, wenn nicht allen anderen, dann zumindest mir!" Harry schrie leise auf und war kurz davor auf den Boden zu stampfen, lies es aber da er genau wusste wie kindisch dieses Verhalten nur wäre. "Warum zum Teufel noch mal! Du sagst das jetzt schon seit über einer Stunde aber warum sollte ich, ich sehe dafür keinen einzigen Grund!" "Weil du mich liebst!", konterte Draco und sah den anderen abwartend an. Harry stutzte, blickte verwirrt auf und sah den blonden Jungen vor sich irritiert an. Es war eine unausgesprochene Tatsache gewesen, nie zuvor hatte einer der Beide es auch nur ansatzweise angesprochen obwohl es klar und offensichtlich gewesen war. Doch lange hielt Harry sich nicht damit auf, denn auch wenn es nun - oder gerade deswegen - nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte, hatte es keinen Sinn sich weiter daran festzuhalten. "Mag sein, ja. Ja, ich liebe dich, aber ich vertraue dir nicht." Es war wohl nun an Draco die Augenbrauen verwirrt zusammen zu ziehen, denn dieses Argument hatte er nun wirklich als letztes erwartet. "Wie meinst du das!", verlangte er regelrecht zu wissen und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Du kannst mir nicht sagen das du mich liebst und mir daraufhin sagen das du mir nicht vertraust, das ist unlogisch!" Beiden war bewusst das sie nun an einem Punkt angekommen waren, an dem es Kein zurück mehr gab. Dinge waren ausgesprochen worden. Dinge die nie hätten ans Tageslicht geraten sollen, so offenkundig sie auch waren. Doch nun war es definitiv zu spät um einen Rückzieher zu machen, denn diese Worte würden sie nie vergessen, egal wie sehr sie auch versuchen würden es zu verdrängen, zu verleugnen. Sie würden nie in Ruhe weiterleben können, ständig mit der Frage im Hinterkopf was passiert wäre, wenn... Wenn sie die Unterhaltung weitergeführt hätten, wenn sie die Karten offen auf den Tisch gelegt hätten. "Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun, Draco.", erwiderte Harry ruhig und betrachtete den Blonden einen Moment bevor er sich leise seufzend auf die Couch fallen lies. Für Draco stand fest das nun eine Erklärung folgen würde, doch es blieb still. Viel zu still und dieses Schweigen das seit Monaten zwischen ihnen herrschte würde ihn eines Tages noch in den Wahnsinn treiben. Er hasste es im Unklaren gelassen zu werden, er hasste es nicht zu wissen was vor sich ging und genau das war es was Harry hervorragend schaffte. Ihn in der Ungewissheit und der Unsicherheit zu lassen. Von einer plötzlichen Frustration gepackt schlug Draco mit der Seite seiner geschlossenen Faust gegen die Wand und blieb so angelehnt stehen. "Verdammt, was soll das eigentlich. Ich hoffe für dich das du mir wenigstens dieses dämliche Kommentar erklärst, wenn schon nicht alles andere!" Harry hörte die Wut in Dracos Stimme und er wusste auch den Grund. Wie konnte er ihn auch nicht wissen, schließlich war dieses Thema jedes Mal ein Grund zu einem neuen Streit der schon längst veraltet war. Doch Draco stellte sich das Ganze auch zu einfach vor. Harry wusste das seine Entscheidungen nicht leicht zu akzeptieren oder gar zu verstehen waren, dennoch hatte er wenigstens in irgendeiner Art und Weise etwas Toleranz erwartet. Schließlich war es sein Leben und er allein konnte entscheiden wie es verlaufen sollte. Er war nicht mehr der elfjährige kleine Junge der von einer ihm verhassten Welt, in eine neue beängstigende gesetzt wurde. Ohne Verwandte, ohne Freunde... Er hatte das alles geschafft, er war ihren Erwartungen gerecht geworden und dennoch schienen sie alle ihm sein Glück nicht lassen zu wollen. Der Krieg war vorbei und mit dem Feind, der nun tot war, gab es auch keinen Helden mehr. Wozu brauchte man auch einen Helden in der heutigen Zeit, wozu sollte dieser denn noch gut sein? War es dann denn so abstrus das er sich zurückziehen wollte? Das er von der Zaubererwelt einfach eine Pause brauchte? War das denn wirklich so abwegig wie Draco es darstellte? "Weil Vertrauen und Liebe nicht unbedingt Hand in Hand gehen müssen.", antwortete Harry ihm, lies seine Gedanken aber nicht los. "Das meine ich nicht Harry und das weißt du verdammt genau!" Draco brauchte jeden Funken Selbstbeherrschung in ihm, denn er spürte wie seine eigenen Nägel seiner Faust begannen in sein Fleisch zu bohren. Harry blickte zur Seite, beobachtete für einen Augenblick wie die Flammen im Kamin sich selbst jagten und immer wieder zischten als ob sie sich an sich selbst verbrannt hätten, wobei das nun wirklich unmöglich war. "Ich meine das nicht so, Draco.", entgegnete er und setzte sich schwermütig wieder auf, blickte den anderen an ohne einen bestimmten Ausdruck in seinen Augen zu haben. "Wir haben Seite an Seite gekämpft. Ich hab dir vertraut in jeder einzelnen Schlacht, jedes Mal wenn wir getrennt unsere Missionen ausführen mussten und ich habe nie daran gedacht das du uns jemals verraten würdest. Ich habe keinen Moment lang geglaubt das du mich an Voldemort ausliefern würdest." "Was zum Teufel ist es dann? Was meinst du dann mit ,Ich vertraue dir nicht'!" Es hätte bissiger, wütender klingen sollen, doch durch Harrys Worte war Draco ruhiger geworden, auch wenn er nicht genau wusste, wieso. "Herr Gott noch mal, Draco! Was verstehst du daran nicht? Ja ich würde dir mein Leben in die Hände legen, daran habe ich keine Zweifel. Wir sind befreundet, Draco. Es ist nicht das was ich mit Hermione oder Ron habe, es ist eine andere Art der Freundschaft aber verdammt wir sind nun mal Freunde!" Gereizt war Harry wieder aufgesprungen und sah seinen Gegenüber aufgebracht an. Draco schien momentan einfach nichts zu verstehen. Er wollte nicht verstehen das Harry eine Pause brauchte, er schien nicht zu verstehen warum Harry ihm nicht die Art Vertrauen entgegen brachte um ihm das alles zu erklären, er schien es einfach nicht zu akzeptieren! "Wir sind Freunde, ja?", es war kaum eine Frage, mehr eine Feststellung und dennoch fühlte Harry sich verpflichtet es einfach zu bestätigen. "Ja, Draco!" "Warum kannst du es mir dann nicht sagen? Was für ein Vertrauen musst du zu mir denn noch haben um mir das alles erklären zu können!" Von Dracos gedämpfter Art gezügelt, beruhigte Harry sich allmählich wieder und schüttelte leicht den Kopf. Einen weiteren Moment herrschte wieder Schweigen zwischen ihnen, doch dieses Mal unterbrach keiner sie überstürzt, denn Draco wusste das Harry die Zeit brauchte um ihm zu antworten und Harry wusste das er nichts übereilen mussten weil Draco die Frage zu wichtig war und er notfalls auf die Antwort warten würde - nicht ewig, doch Harry hatte auch nicht vor für immer zu schweigen. "Ich kenne dich nicht, Draco. Nein, lass mich ausreden.", unterbrach Harry seinen Freund schnell bevor er auch nur einen Ton sagen konnte und Draco lies seine Schultern wieder sinken. "Mag sein das ich dich sehr gut kenne, aber...ich schaue dich an und sehe dich nicht. Ich habe mich in das was du mir von dir gezeigt hast verliebt, in das was du selbst preis gegeben hast und dennoch weiss ich nicht genug von dir um jeden folgenden Schritt voraussagen zu können. Ich weiss nicht ob du meine Entscheidungen verstehen würdest, ich weiss nicht ob du sie auch nur akzeptieren könntest wenn du den Grund wüsstest, oder ob du dich direkt umdrehen und verschwinden würdest. Wieso kannst du nicht einfach akzeptieren wie es ist? Ich will nun mal für eine Zeit lang aus der Zaubererwelt verschwinden, wieso kannst du es nicht einfach verstehen und mich gehen lassen?" Draco schnaufte und blickte zur Seite und aus dem Fenster. Er wusste nicht wie lange sie nun schon diskutierten doch die Nacht schien immer dunkler zu werden und ein tiefes Schwarz schmückte nun den Horizont. Die Sterne waren heute nicht zu sehen, was wahrscheinlich daran lag das schwere und große Gewitterwolken aufzogen. "Du bist seltsam geworden, Harry. Du triffst Entscheidungen ohne sie jemanden erklären zu wollen, du fühlst dich zu nichts mehr verpflichtet, du wirfst alles hin was du dir aufgebaut hast und wozu?" Schnell hatten die grau-blauen Opale die leuchtenden grünen Smaragde entdeckt und dennoch schien jeglichen Glanz aus beiden Augen verschwunden zu sein. "Nein, das brauchst du mir auch nicht zu erklären, wozu auch! Vielleicht könnte ich es verstehen, vielleicht könnte ich es akzeptieren wenn ich wüsste welche Gründe du dafür hast, aber scheinbar willst du gar nicht das dich jemand versteht sonst hättest du nicht alle anderen aus deinem Leben ausgeschlossen. Mittlerweile denke ich sogar das du mit der Zaubererwelt auch jeden Zauberer aus deinem Leben schließen willst. Wenn das so ist, dann akzeptiere ich das diesmal ohne Erklärung." Harry wusste nicht wie schnell die Zeit vergangen war als die ersten rötlichen Sonnenstrahlen durch das Fenster fielen, doch die ganze Zeit über waren seine Augen vor Entsetzen geweitet und noch immer blickte er auf die Tür durch die Draco vor einigen Stunden einfach verschwunden war. Tbc Selene Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)