Himmelblau von -Neya- (~ What colour has the smell of suicide ~) ================================================================================ Prolog: Müde ------------ Titel: Himmelblau Teil: Prolog (gibt dann noch 4 Kapitel und einen Epilog) Rating:PG-16 Genre: Drama, Sarkasmus, leichter Shounen-ai (allerdings nur einseitig) Alle Charas, Handlung und Schauplätze gehören mir. ^^ Viel kann ich dazu nicht sagen. Ist nur ein Zwischenprojekt, da ich mal eine Geschichte in der Ich-Perspektive schreiben wollte. (üben will) Besteht auch nur aus nem Prolog und 4 weiteren Teilen und einem Epilog, also von daher nicht zuviel erwarten. Dient mir hauptsächlich zum üben. So, nun genug gelabert und viel Spaß beim Prolog. ^^" Himmelblau ~ What colour has the smell of suicide ~ Prolog: Müde Hast du dich schon einmal gefragt, was du machen würdest, wenn du die Augen auf machst und dich plötzlich an einem Ort befindet und du nicht weißt wie du dorthin gekommen bist? Hast du schon einmal das Verlangen verspürt, nur für einen kurzen Augenblick die Augen von dem abzuwenden was du siehst um dich für einen winzigen Moment in deine Gedanken zu flüchten? Hast du schon einmal das Gefühl gehabt, dass du still stehst und trotzdem immer weiter gehst? Wie eine Marionette, die an unsichtbaren Fäden geführt wird und sich nicht dagegen wehren kann? Was würdest du tun, wenn du an einem ganz normalen Tag aus der Schule kommst, das Gelände verlässt und im nächsten Augenblick bis zum Brustkorb im Wasser stehst? Würdest du Angst kriegen oder anfangen zu schreien? Würdest du glauben du seiest verrückt, da du dir nicht erklären kannst, warum du auf einmal in einem See stehst, obwohl du dich doch vor ein paar Sekunden noch vor dem Schultor befunden hast? Oder wenn du dich auf dem Weg nach Hause befindest und im nächsten Moment mitten auf der Straße stehst und im letzten Moment von jemanden von dort weggezerrt wirst, da dich sonst einer der Linienbusse erwischt hätte? Würdest du glauben, dass mit dir etwas nicht stimmt? Ich persönlich, stelle mir täglich diese Frage, allerdings ohne darauf eine vernünftige Antwort zu finden. Ich bezeichne es einfach mal Realitätsflucht, da es ziemlich häufig vorkommt, dass ich es nicht mehr schaffe, meine Gedanken in der Realität zu behalten. Ich bin müde... Wenn ich mich umsehe, die Leute ansehe, wie sie voller Lebensenergie durch die Straßen hetzen und sie trotz der ganzen Hektik es meistens auch noch schaffen zu lächeln, dann frage ich mich wirklich, was mit mir nicht stimmt. Ich verspüre immer so eine Lustlosigkeit... Ich bin müde von alldem. Müde von dem, was sich Tag für Tag wiederholt. Morgens aufstehen, frühstücken, zur Schule gehen und dort ein paar Stunden totschlagen, um dann wieder in mein gleichgültiges Muster abzurutschen, durch das ich immer häufiger meinen Gedanken verfalle und nichts mehr um mich herum wahrnehme. Ist das vielleicht der Grund, dass ich immer das Gefühl habe, wie ein Schlafwandler durchs Leben zu laufen und nichts mehr in meinem Umfeld mitkriege? Gut, ein Träumer war ich schon immer. Als kleines Kind schon, was meine Eltern damals schon immer ein wenig verwirrt hat, da ich, im Gegensatz zu anderen Jungen in meinem Alter, nicht etwa Fußball gespielt oder mich für Spielzeugautos interessiert habe, sondern meine Zeit am liebsten damit verbracht habe, mich auf die große Wiese vor unserem Haus zu legen und in den Himmel zu starren. Manchmal ist es schon seltsam, wenn man seine Zeit damit verbringen kann, regungslos zu einem weit entfernten Punkt zu blicken, ohne dabei zu merken, dass bereits Stunden vergangen sind. Ich hänge gerne meinen Gedanken nach, aber seit der Sache mit dem See, habe ich etwas Angst gekriegt. Was wohl passiert wäre, wenn nicht plötzlich jemand neben mir gestanden und mich wachgerüttelt hätte? Ich persönlich möchte mir das lieber nicht ausmalen... Aber wenn ich es nun nicht einmal mehr schaffe aus meinen eigenen Gedankengängen aufzuwachen, wieder zurück in die Realität zu kehren, dann frage ich mich wieder einmal, was mit mir nicht stimmt. Manchmal habe ich Angst davor nicht mehr zurückzufinden... Die Angst mich in meinen Gedanken zu verlieren und in eine Art Koma zu fallen wird immer größer. Es ist nur... ...dass ich einfach nur müde bin. Prolog Ende So... *umschau* Hoffe ihr seit nicht eingeschlafen. >.> Wer mir was hierzu sagen will, kann das gerne tun, würde mich freuen. Und bevor es wer sagt, nein ich vergesse Mad Life etc. nicht, aber ich mache das hier wie gesagt nur zum üben. ^^" By Klein Dilly ("^^) Kapitel 1: Verfolgt ------------------- Titel: Himmelblau Teil: 1 Rating: PG-16 Genre: Drama, Sarkasmus, leichter Shounen-ai (allerdings nur einseitig) Alle Charas, Handlung und Schauplätze gehören mir. ^^ Viel kann ich dazu nicht sagen. Ist nur ein Zwischenprojekt, da ich mal eine Geschichte in der Ich-Perspektive schreiben wollte. (üben will) Besteht auch nur aus nem Prolog und 4 weiteren Teilen und einem Epilog, also von daher nicht zuviel erwarten. Dient mir hauptsächlich zum üben. Hier erstmal ein großes Danke für die Kommis zum Prolog. Freut mich, dass euch der Anfang des Projektes gefallen hat. ^^" Hoffe mal, dass euch dieser Teil nicht zusehr langweilt, da ich das hier wie gesagt nur zum üben mache, und die ganze Story nicht wirklich Sinn ergibt. Und es freut mich auch zu hören, dass ich manche Leute hier zum nachdenken angeregt habe. >^^y Aber ob ich poetisch bin, wage ich zu bezeifeln. XD Nya, das mal dazu und nun viel Spaß bei Kapitel 1. Himmelblau ~ What colour has the smell of suicide ~ Kapitel 1: Verfolgt Die Sonne lacht, die Vögel singen... ... ein schöner Tag sich umzubringen. Ein sachtes Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, als ich wie jeden Morgen diese zwei Zeilen an der einen Wand der Schultoilette lese. Ich weiß zwar bis heute nicht, wer diese poetische Meisterleistung mit einem abgenutzten Edding auf der Jungentoilette verewigt hat, aber jedes Mal muss ich grinsen... wahrscheinlich weil ich gut verstehen kann, was der Schreiber damit ausdrücken wollte. Es ist Ende April, es wird von Tag zu Tag wärmer, alles um einen herum fängt an zu neuem Leben zu erwachen und man selbst würde am liebsten die nächstgelegene Brücke aufsuchen, um sich mit einem kleinen Sprung in die Tiefe von alldem zu erlösen... Was ich mit alldem meine? Nun, die meisten Menschen nennen es Alltag, ich bezeichne es mehr als eine Art Zwangsanwesenheit meines Selbst in einem immer gleich ablaufenden Schema. Ich meine, was passiert in meinem Leben schon groß, außer dass ich jeden Morgen in diese Zwangsanstalt für Jugendliche gehe, wo ein paar schon recht verzweifelte Lehrkräfte versuchen, ihre Weisheit an die jüngere Generation weiter zu geben. Mit Mühe und Not kriege ich diese paar Stunden schon rum, aber danach...? Sobald der Unterricht beendet ist, fällt es mir schwer, mit meinen Gedanken in der Realität zu bleiben, was regelmäßig dazu führt, dass ich mich und manchmal sogar Außenstehende in ziemliche Schwierigkeiten bringe. Es ist schon eine Art von Selbstzwang, dass ich mich in meine Gedanken verkrieche und ständig vor mich hinträume. Aber was kann ich denn dagegen tun? Ich bin einfach nur müde von allem... Am liebsten würde ich abends ins Bett gehen und nicht mehr aufwachen. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen bescheuert, aber richtig glücklich bin ich nur wenn ich schlafe. Wenn ich genauer darüber nachdenke, verbringe ich den Großteil meiner Freizeit mit dösen, schlafen und wie im Dämmerzustand vor mich hinzuträumen. Kein Wunder, dass viele mich für einen Freak halten. Einen Vollidioten, der, anstatt auf irgendwelche Partys oder so zu gehen, lieber irgendwo in einer Ecke sitzt und vor sich hinvegetiert. Ein Problem damit habe ich ehrlich gesagt nicht, schließlich bin ich kein Mensch, der gerne auf Partys geht. Zum einen ist die Musik dort nicht wirklich mein Fall und zum anderen kriege ich manchmal ein ungutes Gefühl bei zu großen Menschenansammlungen. Ich habe ständig das Gefühl beobachtet zu werden und es kam schon öfter vor, dass mir davon so schlecht wurde, dass ich mich übergeben musste. Wahrscheinlich kann sich niemand vorstellen, wie es ist, ich zu sein... "Micha!", höre ich das laute Organ von Nina, die wutschnaubend im Eingang der Jungentoilette steht und mich sichtlich angepisst anfunkelt. "Du hast wohl auch kein Schamgefühl, oder?", entgegne ich seufzend und sehe sie neutral an. Ihrem Blick nach zu urteilen, nimmt sie mir meine Aussage mal wieder übel, was heißt, dass ich mir später wieder was von ihr anhören darf. "Herr Gott, ich stehe seit geschlagenen zwanzig Minuten vor der Tür und warte auf dich. Ich dachte schon du wärst beim pissen eingeschlafen", murrt sie frustriert und sieht mich strafend an. Ich hingegen realisiere gerade erst, was sie da eben zu mir gesagt hat. Zwanzig Minuten? Mein Blick wandert zum Waschbecken, wo immer noch der Wasserhahn läuft und meine Hände allmählich taub werden, da das Wasser eiskalt ist. Fluchend drehe ich den Hahn aus und rubble mir meine kalten Finger an meinem Shirt trocken. Nina sieht mich stöhnend an und macht mir mit einer knappen Geste klar, dass sie mich definitiv erwürgen wird, wenn ich noch länger herumtrödle. Aber genau das ist mein Problem... ich drifte mit meinen Gedanken immer viel zu weit ab. Wer weiß, wie lange ich noch hier gestanden und die Hände unter den Wasserhahn gehalten hätte, wenn sie jetzt nicht, rücksichtslos wie immer, hier hereingeplatzt wäre. Ich werfe einen kurzen Blick in den verschmierten Spiegel und seufze resigniert. Das gleiche langweilige Gesicht, die gleichen blauen Augen, die mich trüb anblicken, die gleichen roten Haaren, die mal wieder ungeordnet in alle Richtungen abstehen, da ich seit Monaten nicht mehr beim Friseur gewesen bin und die gleiche blasse, mit ein paar Sommersprossen übersäte Haut... bei diesem Anblick ist mir mal wieder nach heulen zu mute. So wie mich mein Alltag anödet, so öde ich mich langsam selbst an... wirklich erbärmlich... "Ich sage dir, wenn ich wegen dir das Spiel verpasse, lynche ich dich", ruft Nina angesäuert, stürmt in die Jungentoilette, um mich am Arm zu packen und hinter sich herzuzerren. Meine halbherzigen Proteste überhört sie wie immer. Ihre kastanienbraunen Haare schlagen mir ins Gesicht, als sie sich schwungvoll zu mir umdreht. "Michael, nun lass dich doch nicht ständig hinterher schleifen", mault sie und sieht mich bittend an. Innerlich laut aufstöhnend nicke ich knapp und lege ihr zu Liebe einen Schritt zu. Warum sie sich für so ein blödes Fußballspiel interessiert, geht mir zwar nicht in Schädel, aber versprochen ist versprochen, auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann, ihr vor zwei Wochen ein solches Versprechen gegeben zu haben. Anscheinend hat sie sich schon gedacht, dass ich wie üblich mal wieder alles vergesse und hat mich daher einen selbst erstellten Vertrag unterzeichnen lassen. Seltsam nur, dass ich mich nicht einmal mehr daran erinnern kann, etwas Derartiges unterzeichnet zu haben, bis sie mir besagtes Papier heute unter die Nase gehalten und auf meine Unterschrift gedeutet hat. Irgendwie ist es schon seltsam, dass einzig und allein der Schulkram bei mir teilweise hängen bleibt, aber Versprechen gegenüber Freunden oder sonstige Vereinbarungen innerhalb weniger Stunden aus meinem Gedächtnis gelöscht werden. Vielleicht will ich auch nicht daran denken, ich weiß es nicht. Ich frage mich sowieso schon seit langem, was mit mir nicht stimmt. Schließlich ist mein Verhalten nicht mehr normal, und da das sogar meinen Eltern bereits aufgefallen ist, darf ich in den Sommerferien auf so eine schwachsinnige Vier-Wochen-Kur gehen, die mir mein persönlicher Haus-Quacksalber wärmstens ans Herz gelegt hat, da ja seine ach so tollen Medikamente nicht wirklich eine Wirkung erzielt haben. Als ob man mit irgendwelchen Tabletten meine Probleme lösen könnte... "Willst du weiterhin da stehen, oder setzt du dich endlich?", reißt Nina mich aus meinen Gedanken und ich blinzle ein wenig verwirrt. Als mein Blick über das große Fußballfeld wandert, wo sich 22 Jugendliche um einen einzigen Ball kloppen, wird mir erst bewusst, dass wir schon am Sportplatz angekommen sind. Kopfschüttelnd lasse ich mich auf den Boden plumpsen und massiere mir die Schläfen. Diese Momente hasse ich. Jedes Mal denke ich, dass mir in wenigen Minuten der Kopf platzt. Langsam zweifle ich wirklich an meinem Verstand. Es ist erschreckend zu sehen, dass man so sehr mit seinem inneren Ich beschäftigt ist und mit sich selbst über sein eigenes beschissenes Leben philosophiert, ohne darauf zu achten, wohin man geht. So ist es eben schon wieder gewesen, ich kann mich nicht erinnern, wie ich mit Nina hierher gekommen bin, obwohl wir von der Schule bis hierher gute zehn Minuten gehen müssen. Aber da ist nichts... keine Erinnerung... gar nichts... "Scheiße...", murmle ich und sehe zu meiner besten Freundin, die nun gespannt dem Spielablauf folgt. Ich frage mich wirklich, wie sie es seit Jahren mit einem Geisteskranken wie mir aushält, immerhin haben mir schon eine Menge Leute die Freundschaft gekündigt, da sie mit mir und meinem Verhalten nicht zurechtgekommen sind... aber wer verübelt es ihnen schon? Ich halte es ja nicht einmal mehr mit mir selbst aus, warum soll ich dann von anderen erwarten, dass sie es können? "Achtung!" Was schreien diese Idioten denn so? Ich habe Kopfschmerzen, verdammt noch mal. Ein bisschen Rücksicht ist ja wohl nicht zuviel verlangt. Angesäuert blicke ich auf und sehe gerade noch, wie ein weißer Ball auf mich zufliegt. Ein stechender Schmerz zieht sich quer über meine Schädeldecke und ein immer lauter werdendes Pochen hallt in meinem Hinterkopf wieder. Was ist denn nun schon wieder passiert? Vorsichtig und mit verzerrtem Gesicht öffne ich meine Augen und schimpfe leise, da ich mitten in die grelle Sonne blicke. Scheiße tut das weh. "Alles in Ordnung?", vernehme ich eine Stimme rechts von mir und ich drehe meinen Kopf langsam zur Seite. Neben mir kniet ein schwarzhaariger Junge, der mit einer Hand den Fußball hält und sich mit der anderen auf dem Rasen abstützt. Ein wenig verpeilt sehe ich zu ihm hinauf. Ob alles in Ordnung ist? Merkt der Kerl die Einschläge noch? Ich habe Kopfschmerzen und zu allem Überfluss auch noch einen Fußball an den Kopf bekommen, wovon ich garantiert eine schöne Beule davontragen werde. Missmutig sehe ich ihn an und rapple mich wieder soweit vom Boden auf, dass ich wieder in eine sitzende Position komme. Seine eisgrauen Augen sehen mich teils belustigt, teils besorgt an, was mich gleich noch wütender macht. "Verpiss dich", zische ich ihn an, woraufhin ich wenig später Ninas Ellbogen im Rücken habe, da besagte junge Dame ebenfalls besorgt neben mir gesessen hat und nun anscheinend nicht nachvollziehen kann, warum ich jetzt so giftig bin. Der Junge sieht mich auch ein wenig verdutzt an, bevor er sich erhebt und mit den Schultern zuckt. Grummelnd beobachte ich ihn, wie er wieder zurück zum Spielfeld geht. Blöder Penner, wenn er nicht schießen kann, dann soll er das Fußballspielen besser sein lassen. "Sag mal, bist du komplett übergeschnappt!?", fährt Nina mich an und wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass sie kurz vor einem Herzinfarkt steht. Meine Güte, was regt sie sich denn jetzt so auf? Sie ist doch nicht diejenige, die gerade heimtückisch mit einem Fußball attackiert wurde. "Weißt du überhaupt, wer das gewesen ist?", fügt sie aufgebracht hinzu und beugt sich zu mir vor, sodass ich mich schon ein wenig unwohl in meiner Haut fühle. Ich weiß nicht wieso, aber diese Frau schafft es immer wieder mich einzuschüchtern. "Müsste ich?", erwidere ich leise, woraufhin sie noch entrüsteter aussieht. Oha, also hab ich mal wieder was Falsches zu einer Person gesagt, wodurch ich allem Anschein nach wieder Probleme kriegen werde. "Nein, natürlich nicht du Schlumpf. Das war Daniel", sagt sie und ein leichter Glanz bildet sich in ihren Augen. "Aha." Mehr fällt mir dazu nicht ein. Das ist also Daniel, klasse. Und weiter? Muss mir dieser Name etwas sagen? Nein, ich denke nicht. "Der Daniel, von dem ich dir schon seit guten zwei Monaten was vorschwärme", hilft sie mir auf die Sprünge, was mir allerdings trotzdem nicht viel weiter hilft. Sie hat mir von dem Typen erzählt, noch schlimmer, vorgeschwärmt? "Micha, das ist doch jetzt nicht wahr", ruft sie verzweifelt aus und sieht mich traurig an. So, wieder einmal habe ich es geschafft, jemanden zu enttäuschen. Vielleicht sollte ich wirklich ein Strichbuch führen, wie oft ich es schaffe, Leute vor den Kopf zu stoßen. Wäre bestimmt schon einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde wert. "Tut mir leid... ich muss jetzt los", entschuldige ich mich und erschrecke selbst vor meiner Stimme, die vollkommen unecht und heuchlerisch klingt. Tut es mir wirklich leid, dass ich vergessen habe, dass sie für diesen Typen schwärmt? Um ehrlich zu sein nicht... warum sollte es auch, schließlich betrifft mich das ja nicht wirklich. Aber es tut mir leid, dass ich schon so tief gesunken bin und ihr nicht einmal mehr eine ernsthafte Entschuldigung entgegenbringen kann. Ich bin wirklich erbärmlich... es ist zum kotzen. Seufzend verlasse ich den Sportplatz und fummle in meinem Rucksack nach meinem Brillenetui. Nach kurzen herumtasten, halte ich besagtes Objekt in den Händen und entnehme diesem eine Zigarillo und ein zerkratztes blaues Feuerzeug. Wenige Sekunden später hüllt mich der betäubende Geruch von Nikotin und Vanille ein und ich atme einmal tief durch. Vielleicht sollte ich mir wirklich eine Art Tagebuch anschaffen, in das ich dann meine täglichen Erlebnisse niederschreibe, obwohl es bei mir wohl ratsamer wäre, stündlich einen Eintrag zu verfassen, da ich manchmal sogar Dinge vergesse, die ich am Vormittag noch gehört habe. Mein Blick wandert über die leere Straße und ich gehe schnellen Schrittes über die geteerte Fläche. Mit Straßen habe ich schon häufiger schlechte Erfahrungen gemacht, immerhin bin ich mehrmals nur knapp einem Unfall entkommen. Ich kann wirklich von Glück sagen, dass ich noch am Leben bin, so oft wie ich schon in Gedanken versunken, unachtsam auf die Straße gegangen bin... obwohl... wieso eigentlich von Glück reden? Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn mich eines der Autos erwischt hätte... Stöhnend biege ich ab und komme an dem Feldweg an, der mich zum Neubaugebiet führt. Mein Blick wandert über das riesige Roggenfeld. Wenn der Wind über dieses hinwegweht, entstehen immer so schöne fließende Wellen... Fast wie von selbst, klettere ich auf meinen kleinen privaten Stammplatz, nämlich einen großen Heuballen und lasse mich dort nieder. Von hier aus hat man wirklich eine schöne Sicht über die Landschaft. Vor mir das große Roggenfeld, dahinter der kleine Wald, der mit Gott sei dank den Blick auf das Neubaugebiet versperrt und in dem sich auch jener See verbirgt, der mir auch eine unangenehme Erinnerungen bereitet hat. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich aufgrund meiner Träumerei beinahe darin ertrunken wäre, da ich bereits bis zum Brustkorb im Wasser gewesen bin, als plötzlich jemand neben mir stand und mich wachgerüttelt hat. Ich frage mich wirklich, wie lange es noch dauern wird, bis hier ebenfalls alles platt gemacht und einbetoniert wird. Lustlos lasse ich meine Beine baumeln und puste den Rauch durch die Nase in die Luft. Wie feiner Nebel breitet er sich vor meinen Augen aus, bevor er langsam verschwindet. "Hey, bist du taub?", vernehme ich eine Stimme unter mir und sehe erstaunt hinab. Nein! Was um alles in der Welt macht der denn hier? Und warum zieht dieser Vollidiot an meinem Fuß? Wenn er scharf darauf ist von mir getreten zu werden, dann braucht er es nicht so umständlich machen, ich komme auch ohne seine Nachhilfe der stummen Aufforderung nach. "Hab ich dich so heftig getroffen, oder warst du schon vorher so taub?", fragt er grinsend und sieht mich belustigt an. Ich merke, wie mein linkes Augenlid anfängt zu zucken. Was will der Kerl von mir? Ich denke er ist damit beschäftigt, hilflose Schüler mit Fußbällen zu beschießen, also was zum Teufel sucht er jetzt hier? Murrend werfe ich meine Zigarillo auf den Boden und blicke düster zu ihm herab. Wütend rutschte ich weiter nach hinten und ziehe meine Beine hinter mir her. Am besten ignorieren, so was fällt mir nämlich nicht sonderlich schwer. Manchmal ist es vielleicht ganz praktisch, dass man so schnell den Draht zur Realität verliert und nichts mehr um sich herum wahrnimmt. Also dürfte es im Prinzip nicht allzu lange dauern, bis ich wieder abdrifte und in meinen Tagträumen versinke. Als ich aber einen schwarzen Schopf erblicke, der sich nun auf den Heuballen zieht, falle ich wirklich vom Glauben ab. Ich will doch nur meine Ruhe, also soll der Typ zusehen, dass er sich verpisst, bevor ich nachhelfe. "Schöner Ausblick" sagt er beiläufig und betrachtet mich interessiert. Skeptisch hebe ich eine Augenbraue und lasse mich nach hinten fallen, sodass ich nicht gezwungen bin, ihn länger anzusehen, sondern mein Augenmerk auf den blauen Himmel über mir richten kann. "Zieh ab." "Du bist oft hier, oder?" Hallo?! Was ist an den Worten 'Zieh ab' so schwer zu verstehen? Nicht einmal mehr in Ruhe träumen kann man. Da taucht so mir nichts dir nichts dieser Penner auf und versucht mit mir ein Gespräch anzufangen, wirklich klasse. Tja, aber da muss ich ihn enttäuschen, ich bin kein sehr kontaktfreudiger Mensch und neige manchmal auch zu aggressiven Handlungen, wenn man mich nicht in Frieden lässt. "Hast du nichts Besseres zu tun?", bringe ich knirschend hervor und beobachte eine kleine weiße Wolke, die langsam in Richtung Waldgebiet schwebt. "Einer muss doch aufpassen, dass du nicht wieder unfreiwillig schwimmen gehst", entgegnet er leise. Ein wenig erschrocken wende ich mich ihm zu. Was sollte denn jetzt diese Anspielung? Woher weiß er denn davon? Ich habe schließlich niemandem etwas von diesem Vorfall erzählt, nicht einmal Nina... es sei denn... er war derjenige, der mich geweckt hat. Genau weiß ich es nicht mehr, immerhin bin ich panisch davongelaufen, ohne großartig darauf zu achten, wer mein Lebensretter eigentlich gewesen ist. "Verfolgst du mich?", bringe ich gepresst hervor. Ein bisschen unangenehm ist mir das ganze ja schon. Ich fühle mich immer so hilflos, wenn andere Menschen ihre eigene Gesundheit oder ihr Leben riskieren, indem sie mich entweder von der Straße zerren, oder wie er, mich aus dem Wasser ziehen. "Vielleicht..." Ok, also damit habe ich nun überhaupt nicht gerechnet. Und was sieht er mich so durchdringend an? Ich merke, wie ich langsam unruhig werde. Ich mag es nicht, wenn mich fremde Leute so anstarren. Es macht mich nervös, sodass ich wieder das Verlangen verspüre davonzulaufen. "Was willst du eigentlich? Kannst du nicht jemanden anders auf den Keks gehen?", frage ich hibbelig. Ich bin es nicht gewohnt, mit jemandem fremdes ein Gespräch zu führen, indem ich mehr als zwei Sätze sage. "Hast du das öfter? Ich meine... dass du einfach... weg bist", versucht er eine Frage zu formulieren, weshalb ich nun stöhnend die Augen schließe und tief durchatme. Nicht schon wieder. Es reicht schon, dass ich meinem Stümper von Arzt den ganzen Mist schildern muss, dabei bin ich immer dankbar gewesen, dass Nina mich damit zufrieden lässt. Also warum in Gottes Namen muss er mich jetzt mit dieser Frage überfallen? "Hör zu. Ich kenn dich nicht und-" "Ich bin Daniel", stellt er sich schnell vor, was mich innerlich die Augen verdrehen lässt. "Was mich nicht interessiert. Ich will nur meine Ruhe und ich kann es auf den Tod nicht ab, wenn sich irgendwelche dahergelaufenen Idioten in mein Leben einmischen... also verpiss dich!" So, ich glaube, das sollte genügen um ihm endlich klar zu machen, dass ich weder auf ein Gespräch mit ihm, noch auf seine Anwesenheit scharf bin. Aber seltsam ist es schon, dass ich nicht wie gewohnt mit meinen Gedanken woanders bin, sondern wirklich bewusst mitkriege, was er mir sagt. Verrückt, aber das liegt wohl zum größten Teil daran, dass dieser Typ mich so dermaßen aufregt. "Du bist wirklich ein komischer Kauz. Aber schön, dann brauche ich dich das nächste Mal auch nicht anrempeln, wenn du mal wieder wie hypnotisiert in den Spiegel auf der Toilette starrst", meint er daraufhin und lächelt wissend, was mich leicht erröten lässt. Aber dieses Mal nicht vor Wut, sondern vor Scham. Ja, ich gebe es zu, wenn ich in der Pause mal auf die Schultoilette gehe, passiert es schon mal häufiger, dass ich in den Spiegel schaue und vergesse wo ich bin, da ich zu sehr damit beschäftigt bin mich über mein Erscheinungsbild aufzuregen. Dass ich jedes Mal aufgeschreckt bin, da mich jemand angerempelt hat weiß ich auch, aber dass er das auch war... Ok, langsam ist der Kerl mir wirklich unheimlich. Der scheint mich ja tatsächlich zu verfolgen, wenn er das alles weiß. Ein ungutes Gefühl beschleicht mich und jetzt will ich einfach nur noch von hier weg. Dass ich tatsächlich mal einen Nachmittag erlebe, an dem ich soviel Zeit in der Wirklichkeit verbringe erschreckt mich. Der Typ bringt mich richtig aus dem Konzept, weshalb ich ihn jetzt schon nicht leiden kann. Nicht nur, dass er mich jetzt hier nervt, nein, er scheint sogar ziemlich viel über meine Macken zu wissen, was mich nur umso mehr nervös macht. Ich mag es nicht, wenn Außenstehende in mein Leben eingreifen, aber wenn er mich tatsächlich immer absichtlich angerempelt hat, dann habe ich es wohl ihm zu verdanken, dass ich nicht zu spät zum Unterricht gekommen bin. Scheiße, scheiße, scheiße! Eines jedoch verstehe ich nicht, warum interessiert er sich für einen Freak wie mich? Jeder andere geht doch immer an mir vorbei, wenn ich wieder mal mit meinen Gedanken woanders bin, also wieso macht er das? Sein warmer Atem lässt mich leicht aufschrecken. Wann ist er denn so nah an mich herangerutscht? Und wann bitteschön hat er seine Hand auf meine gelegt? Ich spüre, wie mein Herzschlag immer schneller wird, was mir regelrecht die Luft abdrückt. Wieso sieht er mich so an? Kann er damit nicht aufhören? Verdammt lass mich in ruhe! Und dann passiert es, in meinem Kopf macht es klick und ehe er sich versieht, hat er meine Faust im Gesicht. Augenblicklich läuft ein rotes Rinnsal aus seiner Nase und tropft auf sein weißes Shirt. Überrumpelt sieht er mich an und wischt sich mit dem Handrücken das Blut weg, dass sich einen Weg an seinem Hals hinabbahnt. Und ich? Nun, ich sehe zu, dass ich so schnell wie möglich von diesem Heuballen hinunter komme. Kaum festen Boden unter den Füßen, fange ich an zu laufen. Ich will nur noch weg hier, weg von diesem Jungen, der mich regelrecht aus der Bahn geworfen hat. Ich höre, wie er etwas hinter mir her schreit, aber was er sagt, kann ich nicht verstehen. Ich will es ehrlich gesagt auch nicht wissen. Morgen werde ich eh genug Probleme haben, immerhin geht er auch auf meine Schule und wenn Nina erfährt, dass ich ihrem Schwarm die Nase blutig gehauen habe, dann kann ich mir von ihr auch noch eine Standpauke anhören. Keuchend bleibe ich im am Anfang des Waldes stehen und starre wie gebannt auf meine Hand. Ich habe das Gefühl, dass sie gerade vor meinen Augen verbrennt... TBC Ok, das erstmal dazu. *hust* >.> Was ich mir dabei gedacht habe? Fragt mich besser nicht, wenn ich das nur selbst wüsste. ^^" Kommis, Kekse und 100g Tüten mit Talent immer gern gesehen. Bis zum nächsten Kap. By Klein Dilly ("^^) Kapitel 2: Verloren ------------------- Titel: Himmelblau Teil: 2 Rating: PG-16 Genre: Drama, Sarkasmus, leichter Shounen-ai (allerdings nur einseitig) Alle Charas, Handlung und Schauplätze gehören mir. ^^ Viel kann ich dazu nicht sagen. Ist nur ein Zwischenprojekt, da ich mal eine Geschichte in der Ich-Perspektive schreiben wollte. (üben will) Besteht auch nur aus nem Prolog und 4 weiteren Teilen und einem Epilog, also von daher nicht zuviel erwarten. Dient mir hauptsächlich zum üben. So, ich bin wieder daaa!! *bounce* Hab zur Zeit ein wenig Freiraum und versuche daher diese Woche bei Mad Life und Nachtgeburt ebenfalls noch zu updaten. ^^ Hoffe ihr musstet nicht allzulange warten, aber ich war total im Lernstress. >> An dieser Stelle vielen lieben Dank für die Kommis. Freue mich echt tierisch, dass euch dieses 'Projekt' gefällt. >^.^y Nya, genug von meinem Gelaber und viel Spaß bei Kapitel 2. ^-^ Himmelblau ~ What colour has the smell of suicide ~ Kapitel 2: Verloren Das Leben ist wie ein Spiel... ... man muss schummeln um zu gewinnen. Gelangweilt lasse ich meinen Blick über die zwei Zeilen wandern, die irgend jemand, weit vor meiner Zeit, in den Tisch geritzt hat, an dem ich nun Tag für Tag sitzen und mir diesen gequirlten Scheiß anhören darf. Seufzend stochere ich mit einem Kugelschreiber auf meinen schon recht malträtierten Block ein. Irgendwie muss ich mich ja beschäftigen, während meine geschätzte Politiklehrerin sich über ein so hochinteressantes Thema wie 'Warum ist es wichtig, dass jeder Mensch zur Wahl geht', auslässt. Langsam, aber unaufhaltsam wandert mein Blick zum Fenster. Der Anblick, der sich mir bietet, hilft nicht gerade meine Laune, die seit jenem Vorfall auf dem Heuballen unter dem Gefrierpunkt liegt, in irgendeiner Weise zu heben. Immerhin regnet es seit vier Tagen ununterbrochen, sodass man annehmen könnte, Gott schickt uns die zweite Flut, um den menschlichen Dreck von seinem gebeutelten Planeten fortzuspülen. Ein verächtliches Schmunzeln zieht sich über mein Gesicht, wenn ich mir das so vorstelle. Aber im Prinzip, wäre es für diese Welt sogar das Beste, wenn sie von dem Ungeziefer, das sich Mensch schimpft, gereinigt wird. Eigentlich mag ich Regen... ich bin früher gerne im Regen raus gegangen und habe mich an irgendeinen stillen Ort zurückgezogen um meinen Gedanken nachzuhängen. Seit ich aber vor gut einem Jahr regelmäßig Migräne kriege, wenn das Wetter so drastisch umschlägt, heiße ich diese schönen sintflutartigen Regenfälle nicht mehr so sehr willkommen. Wie dicke Bindfäden, prasseln die kalten Tropfen auf das Schulgebäude nieder, verschleiern jegliche Sicht nach draußen, was nicht wirklich ein Verlust ist, da ich den Anblick von einer geteerten Fläche mit ein paar kümmerlichen Bäumen darauf, nicht sonderlich anregend finde. Ob dieser Idiot bei diesem Wetter auch Fußball spielt? So seltsam es auch klingt, aber dieser Nachmittag hat sich regelrecht in mein Gedächtnis hineingefressen und ich kriege diese Erinnerungen einfach nicht mehr aus meinem Kopf. Es ist wirklich zum Haare raufen, dass ausgerechnet so eine peinliche Situation in meinen Gedanken hängen bleibt und ich es nicht schaffe, das alles zu vergessen... so wie üblich. Immerhin liegt dieses ganze Desaster schon gute fünf Tage zurück, also ist es von daher vollkommen überflüssig noch länger darüber nachzudenken... Reflexartig streiche ich mit meinen Fingerkuppen über meine rechte Hand. Schweigend starre ich auf meine Fingerknöchel, die schon leicht weiß unter meiner Haut hervorschimmern, da ich meine Hand nun wütend zu einer Faust balle. Ich habe zuvor noch nie jemanden geschlagen, weil ich bisher nie einen Grund, geschweige denn einen Sinn darin gesehen habe, mich mit ein paar Idioten körperlich auseinander zu setzen, da ich meine Angelegenheiten lieber durch verbale Gewalt kläre. Ich resigniere und löse die Spannung aus meiner Faust. Kopfschüttelnd blicke ich wieder aus dem Fenster, wo der aschgraue Himmel langsam in ein noch dunkleres Grau übergeht... Grau... "Oh man", murmle ich genervt und lasse meinen Kopf auf die kühle Tischplatte sinken. Das kann doch wohl alles nicht wahr sein, sogar seine Augenfarbe hat sich in mein Gedächtnis hinein gebrannt. Ich weiß ja noch nicht einmal, welche Augenfarbe meine Mutter hat, aber wieso kann ich mich so genau an das stürmische Grau seiner Augen erinnern? Michael, du wirst wirklich kirre im Kopf, ich hoffe, du bist dir darüber bewusst. Verdammter Mist aber auch. Nicht nur, dass ich diesen hirnverbrannten Idioten seitdem nicht mehr gesehen habe, nein, nun liegt Nina mir auch ständig in den Ohren, wobei ich partout nicht nachvollziehen kann, wie jemand wie sie, ach was sage ich, wie überhaupt ein menschliches Wesen, das imstande ist, Eins und Eins zusammen zu zählen, sich für einen nervenden Penner, wie diesen Daniel interessieren kann! Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich einfach zu wenig Anteil an der Welt und dem Leben um mich herum nehme... obwohl es mir bis jetzt, abgesehen von einigen unangenehmen Zwischenfällen, nicht wirklich geschadet hat. Stöhnend streiche ich mir eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht lehne mich in meinem Stuhl zurück. Es passt mir nicht, dass ich soviel über diesen Kerl nachdenke. Ich habe anderes im Sinn, als mich selbst damit zu löchern, warum dieser Arsch mir nachläuft. Was denkt er sich überhaupt dabei? All die Dinge, die er mir diese Woche gesagt hat, haben mich so dermaßen aus der Bahn geworfen, dass ich allmählich selbst nicht mehr weiß, was ich überhaupt denken soll. Wer ist er, häh? Hallo, ich bin der Daniel, ein äußerst miserabler Fußballspieler, der mit Vorliebe harmlose Mitschüler attackiert und nebenbei geisteskranken, mit sich überhaupt nicht klar kommenden Jungen wie Michael hinterher schleiche. "Zu Risiken und Nebenwirkungen, fragen sie ihren gestörten Apotheker...", brummle ich leise vor mich hin und merke dabei nicht, wie jemand neben mir steht und leicht genervt mit den Fingern auf die Tischplatte eintrommelt. "Was ist denn mit dir los?", dringt Ninas Stimme an mein Ohr und ich blicke scheinheilig zu ihr auf. Was mit mir los ist? Nichts, abgesehen davon, dass meine letzten Gehirnzellen, gerade vor meinem inneren Auge zu Staub zerbröseln. Aber sonst geht's mir gut! Wortlos blicke ich mich im Klassenraum um, der außer uns beiden nun komplett leer ist. Fragend hebe ich eine Augenbraue und blicke wieder zu Nina, die nun mit einer langen, braunen Strähne ihrer Haare spielt und leise aufseufzt. "Der Unterricht ist seit fünf Minuten zu Ende, nur damit du im Bilde bist", sagt sie schließlich und sieht ein wenig besorgt zu mir hinab. Irgendwo kann ich ihre Sorge sogar verstehen, immerhin habe ich es bis jetzt immer geschafft im Unterricht anwesend zu sein, körperlich, sowie auch geistig... aber in letzter Zeit, genauer gesagt seit fünf Tagen, werde ich immer unkonzentrierter. "Was machst du heute Nachmittag?", frage ich zögernd und zucke kurz darauf zusammen, als Nina verschreckt ihre Caprisonne fallen lässt. Mit großen Augen sieht sie mich an, holt einmal tief Luft und drückt mir ihre warme Handfläche gegen die Stirn. "Nein... kein Fieber", stellt sie erstaunt fest und mustert mich irritiert. Ich merke, wie mein Augenlid anfängt zu zucken. Was ich nämlich überhaupt nicht abkann, sind Leute, die so tun, als wenn ich gerade die größte Hiobsbotschaft der Geschichte verkündet habe, ohne den geringsten Einfluss von Drogen oder Medikamenten. "Witzig", gifte ich sie an, stehe von dem Stuhl auf und schwinge mir ächzend meinen Rucksack über die Schulter. Nun gut, in gewisser Weise kann ich ihre Reaktion sogar verstehen. Es ist immerhin schon Monate, wenn nicht sogar ein paar Jahre her, seit ich sie von meiner Seite aus mal gefragt habe, ob sie schon etwas vor hat. Im Normalfall ist es nämlich immer sie gewesen, die mich genötigt hat, aus meinem Schneckenhaus zu kriechen, in das ich mich mit Vorliebe zurückziehe, um mich in irgendwelche Cafes, Geschäfte oder was weiß ich zu schleppen. "Micha... du benimmst dich nicht gerade... normal in letzter Zeit", sagt sie vorsichtig und bückt sich nach ihrer Caprisonne, die den Aufprall ohne große Schäden überlebt hat. Ein geknickter Strohhalm ist zwar nicht schön, aber dennoch zu benutzen. "Normal..." Ein verächtliches Lachen dringt über meine Lippen und ich fahre mir kopfschüttelnd durch die Haare. Als ob ich mich je normal in irgendeiner Weise verhalten hätte... aber zugegeben... ich stelle selbst mit Entsetzen fest, dass etwas in mir vorgeht, von dem ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Ich bin viel zu oft geistesgegenwärtig, was mich wirklich erschreckt. Vorgestern erst, habe ich sogar mit meinen Eltern ein eher belangloses Gespräch beim Abendessen geführt, an dass ich mich sogar teilweise noch ziemlich genau erinnere... aber woher kommt dieses plötzliche Interesse gegenüber der Gegenwart? Ist das eine der vielen, tödlichen Nebenerscheinungen, die durch den Konsum von Nikotin in Form von Vanille-Zigarillos, hervorgerufen wird? Nein, wohl eher nicht, aber es wäre schön, wenn es sich so einfach zu erklären ließe. Wahrscheinlich muss ich einfach die Wurzel allen Übels beseitigen. "Wir können ja zur Sporthalle... bei dem Wetter trainieren sie immer drin...", schlägt Nina plötzlich vor und reißt mich aus meinen Gedanken. Sporthalle? Oh nein, nein! Jetzt sag mir nicht, dass du dort hin willst, wegen... "Daniel spielt doch heute auch", fügt sie mit leuchtenden Augen hinzu, wobei ihr in ihrem Geschmachte glücklicherweise entgeht, dass ich kurz davor bin, mich aus dem ersten Stockwerk unserer Schule zu stürzen. Mir bleibt aber auch nichts erspart, aber das habe ich nun davon, dass ich sie erst gefragt habe, was sie heute machen will. Resigniert nicke ich und trolle mich in Richtung Tür. Wie lautes Hahnemanns Prinzip noch mal? Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt, also vielleicht werde ich die Wurzel allen Übels los, wenn ich meinen armen geplagten Geist solange mit ihr konfrontiere, bis er kapituliert und das Thema Daniel' freiwillig löscht. Wäre mein Kopf ein Computer, würde ich den Virus Daniel mit einem Programm entfernen oder wie eine lästige, überflüssige Datei in den Papierkorb verfrachten... am besten mache ich gleich die gesamte Festplatte, sprich mein Gedächtnis platt, dann hab ich ein für alle mal Ruhe vor all dem und ganz besonders vor ihm! "Hm?", verdutzt blicke ich nach oben, wo die harten Regentropfen auf mich nieder prasseln. Sind wir etwa schon auf dem Schulhof? Langsam aber sicher durchweicht das Wasser meine Kleidung und meine Haare kleben mir unangenehm im Nacken. "Nun beeil dich doch!", schreit Nina mir zu, die im Eiltempo über den Schulhof gelaufen und nun vor dem Eingang der Sporthalle steht. Was hat die Frau bloß gegen das bisschen Regen? Im Vergleich zu gestern, ist das doch nur harmloser Fiesel. Gemächlich trotte ich auf die Sporthalle zu, denn so eilig, der Wurzel allen Übels zu begegnen, habe ich es auch nicht. Galant halte ich ihr die Tür auf und mache einen Diener, woraufhin sie anfängt zu lachen und mir durch die nassen Haare wuschelt. "Womit hab ich das nur verdient", stöhnt sie selbstmitleidig und durchquert den Gang in Richtung Halle. "Na danke", gebe ich geknickt zurück und grinse kurz darauf. Unser Verhältnis ist schon recht eigenartig. Es gab schon die wildesten Spekulationen, warum ein Mädchen wie Nina, sich mit einem Freak wie mir abgibt. Einige dachte schon, ich hab ihr was ins Essen gemischt oder sonst was, aber derartige Kommentare überhöre ich gekonnt. Ich würde unser Verhältnis freundschaftlich, vielleicht auch ein wenig geschwisterlich bezeichnen, denn immerhin kennen wir uns schon ziemlich lange und sie ist sozusagen der einzige Mensch, der mir nicht durchgehend auf die Nerven geht... alle anderen aus meinem Freundeskreis habe ich mit Erfolg vergrault, was im Nachhinein nicht wirklich ein Verlust ist. Jemanden, der die gleichen Interessen, beziehungsweise Hobbys hat wie ich, habe ich noch nicht gefunden... aber außer mir ist bestimmt auch keiner so gestört und verbringt seine Freizeit mit schlafen, träumen und dem Fotografieren von Gräbern... Ja, es ist ein makaberes Hobby, wie manche sagen würden, aber da ich niemanden in meine kleine Vorliebe, nämlich dem Knipsen und Filmen von Gräbern und Friedhöfen einweihe, bleibt es auch mein kleines, abartiges Geheimnis. Aber jemand, der die Faszination von einem alten, vor sich hin modernden Grab im Regen noch nie bewusst mitgekriegt hat, kann auch nicht nachvollziehen, was ich damit verbinde. Ich glaube, wenn ich meinen Eltern oder meinem privaten Seelenklempner davon stecken würde, dann wäre ich schon längst nicht mehr hier, sondern in einer Gummizellen mit einer eigens für mich angefertigten 'Hab-mich-lieb-Jacke'. Stöhnend bleibe ich am Ende des Ganges stehen, wo Nina gerade auf eine Gruppe von Barbie-Girls gestoßen ist und sich über irgendein Thema unterhält, wo in regelmäßigen Abständen die Weiberansammlung anfängt zu kichern und zu lachen. Genervt verdrehe ich die Augen. Eigentlich wollte ich ja mit Nina allein sein, und nicht mit ihrem eitlen Freundeskreis, den sie neben mir noch hat. Sichtlich angepisst gehe ich auf meine beste Freundin zu und räuspere mich laut. "Na endlich, ich dachte schon, du wärst verschütt gegangen", bringt sie mir freudestrahlend entgegen, woraufhin ich in meiner jetzigen Situation, nämlich als einziges männliches Wesen in einer Scharr pubertierender Mädchen, lieber nichts sage. Manchmal ist es besser zu schweigen. Wortlos folge ich der Truppe und gelange in die große Halle, wo bereits der arme gepunktete Ball von einer Seite zur anderen getreten wird. Desinteressiert lasse ich meinen Blick über die Spieler gleiten, wovon mir nicht so wirklich einer bekannt vorkommt. Gut, es ist unsere Schulmannschaft, aber das heißt noch lange nicht, dass ich einen dieser hoch gewachsenen Ballvergewaltiger kennen muss. Nina und Anhang haben sich auf den hinteren Bänken nieder gelassen und plappern munter weiter. Kommt es nur mir so vor, oder bin ich hier auf eine bemitleidenswerte Art und Weise überflüssig geworden? Nun gut, will ich mal nicht so sein. Immerhin haben die hochwohlgeborenen Damen von Welt, etwas Besseres zu tun, als sich um einen rothaarigen Giftzwerg wie mich zu kümmern. Schließlich spielen hier gerade ein paar der beliebtesten Typen, denke ich zumindest, eines dieser hirnrissigen Ballsportarten, da kann ich wirklich nicht verlangen, von jemandem auch nur in entfernter Weise beachtet zu werden. "Träumst du wieder?", vernehme ich eine Stimme hinter mir, die zu meinem Entsetzten ziemliche nahe an meinem Ohr ist, da ich den warmen Atem in meinem Nacken spüre, der mir eine leichte Gänsehaut bereitet. Verdattert drehe ich mich um und erblicke... "Die Wurzel allen Übels", grummle ich leise und verdrehe die Augen, als ich niemand anderen als Daniel vor mir stehen sehe. War ja klar, wenn mich sonst schon keiner wahrnimmt, dann kann ich wenigstens daran festhalten, dass ER mich sieht... wirklich erbärmlich. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ist er nicht ganz im Bilde, aber das ist wohl auch besser so. Ich habe nämlich wirklich keine Lust ihm meine Theorie, von wegen 'Mein Kopf ist ein Computer und er ein böses Virus', genauer zu erläutern. "Bist du wieder unfreiwillig schwimmen gewesen?", fragt er mit einer Spur Ironie und zupft an einer nassen Haarsträhne. Ich merke, wie mein Blut anfängt zu kochen und wenn wir hier nicht in aller Öffentlichkeit wären, würde ich ihm mit Freuden einen Tritt verpassen.... Und zwar dahin wo es richtig weh tut. Missvergnügt starre ich ihn an, atme einmal tief durch und remple ihn unsanft an, sodass er einen halben Meter zur Seite stolpert und ich nun zurück in den Gang verschwinden kann. Selbst Schuld, was muss er sich auch vor der Tür aufbauen. Für Nina fällt mir schon eine passende Ausrede ein, sofern sie meine Abwesenheit überhaupt bemerkt... Mit schnellen Schritten komme ich am Ende des Ganges an und reiße mit voller Kraft die Tür auf. Frustriert lasse ich diese hinter mir ins Schloss knallen und setzte mich auf den feuchten Boden. Die Scheibenwände des Ganges sind nass und mein Shirt, das langsam angefangen hat zu trocknen, wird nun vollständig durchweicht. Aber das macht jetzt auch nichts mehr, in wenigen Minuten bin ich eh durchnässt bis auf die Knochen... so ist das eben, wenn man so blöd ist und im Dauerregen auf dem Boden herumgammelt und sich gegen nasse Scheiben lehnt. Ein stechender Schmerz durchzuckt meine Augen und zieht sich quer über meine gesamte Schädeldecke. Wimmernd halte ich mir den Kopf und ziehe meine Beine an. Das hat mir gerade noch gefehlt, dass ich ausgerechnet jetzt einen Migräneanfall kriege. Vorsichtig beginne ich mir mit den Händen über den Kopf zu streicheln und summe leise vor mich hin. Meistens hilft es mir, wenn ich mich irgendwie ablenke, aber es kommt auch öfter vor, dass ich nicht einmal mehr aus eigener Kraft stehen kann, da ich das Gefühl habe, dass mein Kopf jeden Augenblick auseinanderplatzt. Hämmernd, als ob jemand mit einem Kilo schweren Hammer gegen meine Schädeldecke schlagen würde, dröhnt der Schmerz in meinem Kopf wider. Hoffentlich muss ich mich nicht, wie schon so oft, übergeben. Schwer atmend massiere ich mir die Schläfen und wippe ein wenig vor und zurück. Wahrscheinlich ist es doch ratsam, dass ich mal wieder ein paar Tabletten verschrieben bekomme, denn ich bin kein Mensch, der Schmerzen gut verträgt... sie ziehen mich immer viel zu sehr in die Gegenwart und ich hasse das, wenn es auf diese Art geschieht, nämlich unter Schmerz. Die letzten Tage sind ohnehin schon bescheiden verlaufen, da kann ich diese scheiß Migräne wirklich nicht auch noch gebrauchen... obwohl sich bei mir der leise Verdacht regt, dass der Auslöser dieses Mal nicht alleine das Wetter gewesen ist. Erschrocken halte ich den Atem an, als ich plötzlich eine dritte Hand auf meinem Kopf spüre. Panisch reiße ich meine Augen auf, was sich sogleich als großer Fehler herausstellt, da mir nun schwindelig wird und ich wieder einmal schwarze Punkte vor meinen Pupillen umhertanzen sehe. Jammernd kneife ich meine Lider zusammen und reibe mir mit einer Hand das Wasser aus dem Gesicht, was nicht wirklich einen Effekt erzielt, da meine Hand mindestens genauso nass ist, wie der Rest meines Körpers. Die fremde Hand beginnt damit, meinen Hinterkopf zu massieren, was mich erstrecht nervös macht. Vorsichtig öffne ich die Augen und linse zaghaft zur Seite, in der Hoffnung, dass sich meine Befürchtung als falsch herausstellt. Nun, wer sich in dieser Welt auf die Hoffnung verlässt, der ist verlassen. Wer anders, als mein persönlicher Stalker, der immer wieder aus dem Nichts auftaucht, sollte es sonst sein? Ich stöhne leise, mache aber keine Anstalten seine Hand weg zuschlagen. So ungern ich es auch zugebe, so ist dieser leichte Druck, den er da ausübt nicht gerade unangenehm. "Du bist wirklich ein seltsamer Vogel... sobald man mit dir reden will, rennst du weg...", sagt Daniel nachdenklich und betrachtet mich durchdringend. Seine schwarzen Haare kleben ihm in dicken Strähnen im Gesicht, obwohl sie bei weitem noch nicht so lang sind wie meine. Was heißt hier überhaupt, dass ich weglaufe? Ich lege nun mal keinen Wert auf ihn und seine Gesellschaft, vor allem dann nicht, wenn er mir mit solchen Anspielungen wie 'Warst du wieder unfreiwillig schwimmen' kommt. Gegen so was reagiere ich nämlich allergisch! "Verfolgst du mich...", murmle ich leise, was mehr wie eine Feststellung als wie eine Frage klingt. "Das hast du mich schon mal gefragt", entgegnet er lächelnd und wandert mit seiner Hand weiter an meinem Kopf hinunter, bis sie schließlich an meinem Nacken angekommen ist. Meine inneren Alarmglocken gehen los. Diese Situation kenne ich... auf dem Heuballen ist er mir auch so nahe gekommen und der unfreiwillige Körperkontakt hat mich schließlich erst dazu gebracht, ihm eine zu scheuern. "Hand weg, sonst ab", gifte ich ihn an und stelle mit Erleichterung fest, dass der plötzliche Anfall soweit abgeebbt ist, dass ich kaum noch ein Stechen wahrnehme. Da kann er wirklich von Glück reden. Man kann sehen, dass er nicht wirklich zufrieden damit ist, folgt aber brav meiner Anweisung und entfernt seine Hand aus meinem Nacken. Fragend sieht er mich an und ich kann nicht verhindern, dass ich aufgrund dieses Anblickes leicht schmunzeln muss. Ich weiß wirklich nicht wie er das macht, aber irgendwie hat er es geschafft, dass ich mich mehr auf mein Umfeld konzentriere, allein schon, wie wenig ich heute mit meinen Gedanken abgedriftet bin, grenzt wirklich an ein Wunder. Wie hat mein hauseigener Quacksalber letztens erst wieder gesagt? Was bei dir vorliegt ist keinesfalls eine Krankheit im üblichen Sinne, es ist eher die Tatsache, dass du nicht sein willst, wo du bist... und daran müssen wir arbeiten. "Wo ich bin...", seufze ich leise und fahre mir durch die nassen Haare. Wenn er damit meint, dass ich diese Realitätsflüchte habe, weil ich keine Lust habe, mich in ihr aufzuhalten, dann liegt er damit gar nicht mal so falsch. Eine Form von Amnesie hat man gleich ausgeschlossen, da ich ja nicht alles vergesse... sondern nur dass, was ich vergessen will und was mich nicht interessiert. Aber warum bitteschön, kann ich dann seit einigen Tagen an nichts anderes mehr denken, als an diesen verdammten Typen, der immer noch neben mir sitzt und mich anstarrt? Er interessiert mich nicht, also kann die Theorie des guten Mannes doch nicht so richtig sein, denn danach müsste ich schon vergessen haben, dass dieser Mensch hier überhaupt existiert. Einige Minuten sitzen wir stillschweigend dar. Irgendetwas an der Geschichte lässt mich nachdenklich werden. Was wäre, wenn es wirklich an Daniel liegt, dass meine Gedankengänge immer weniger werden? Was wäre, wenn ich eines Tages aufwache und einen ganzen Tag überstehe, ohne auch nur einmal an meine Tagträume zu denken? Ich könnte ein normales Leben führen... aber will ich das überhaupt? Vielleicht sollte ich es mal ausprobieren, und wenn der Schuss nach hinten losgeht, kann es mir auch egal sein. Beschissener als jetzt kann es mir nicht mehr gehen. "Hast du heute, außer arme Bälle zu quälen, noch was vor?", frage ich direkt heraus und sehe ihn ernst an. So, der Startschuss für mein kleines Experiment ist gefallen, mal sehen, was sich daraus ergibt. Es ist zwar nicht meine Art, jemanden in einer so egoistischen Weise auszunutzen, aber wer die Spielregeln für das Leben kennt, der tut alles, um sich durch zu mogeln und sich anderen gegenüber einen Vorteil zu verschaffen... und überhaupt, außer mir, denkt doch sowieso niemand an mich... Der Ausgang dieses Spiels ist bereits vorherzusehen... er wird verlieren und ich... Nun, das ist bis jetzt noch offen... TBC Joa, bis dahin mal. *drops* Hoffe mal ich hab Micha nicht zu sehr zum Arsch gemacht. °-°" Wer von den beiden unglücklich wird, verrate ich noch nicht, da ich es selbst noch nicht so wirklich weiß. ^^" Entweder Daniel, der Micha scheinbar nachstellt und ihn immer aus diversen Schwierigkeiten rettet, oder Micha, der in Daniel eine Art Medium sieht, durch das er besser mit seiner Umwelt klar kommt. Nya, Kommis und Limonendrops jeder Zeit gerne gesehen und bis zum nächsten Kapitel. By Klein Dilly ("^^) P.S.: Wer Fehler findet, darf sie behalten. X3~ Kapitel 3: Verlangen -------------------- Titel: Himmelblau Teil: 3 Rating: PG-16 Genre: Drama, Sarkasmus, leichter Shounen-ai (allerdings nur einseitig) Alle Charas, Handlung und Schauplätze gehören mir. ^^ Viel kann ich dazu nicht sagen. Ist nur ein Zwischenprojekt, da ich mal eine Geschichte in der Ich-Perspektive schreiben wollte. (üben will) Besteht auch nur aus nem Prolog und 4 weiteren Teilen und einem Epilog, also von daher nicht zuviel erwarten. Dient mir hauptsächlich zum üben. So, nach einem Monat PC-Pause bin ich wieder da. ^^ Sry, dass so lange nichts neues gekommen ist, aber erst war der Rechner Schrott und dann das Modem. >> Nya, auf jeden Fall geht es jetzt hier weiter. (bei den anderen Sachen natürlich auch ^^") An der Stelle erst einmal vielen lieben Dank für die Kommis zum letzten Kapitel. ^^ Himmelblau geht ja langsam seinem Ende zu, und nun wirds hoffentlich nicht zu langweilig für euch. oO Nya, wie auch immer, viel Spaß beim lesen. Himmelblau ~ What colour has the smell of suicide ~ Kapitel 3: Verlangen Gib dich nicht anders als du bist... ... jemand könnte es falsch verstehen. Gelangweilt starre ich aus meinem Zimmerfenster, mein Blick auf den pechschwarzen Himmel gerichtet, der sich unaufhaltsam über unserem Örtchen ausgebreitet hat. Ich warte nur darauf, dass die dichte Wolkendecke aufreißt und es anfängt zu gewittern. Lange dürfte es nicht mehr dauern. Ich gähne einmal herzhaft und lasse mich zurück auf den Boden meines Zimmers sinken. Es ist ein angenehmes Gefühl, einfach nur auf dem kalten Parkett zu liegen und in den grauen Himmel zu starren, zu beobachten, wie der Wind die Wolkenberge vorantreibt... Besser könnte ein Wochenende doch nicht beginnen. Wie schon gesagt, ich liebe dieses trübe Regenwetter, wenn man mal davon absieht, dass ich dabei regelmäßig Kopfschmerzen bekomme. Aber wozu gibt es heutzutage so schöne Dinge wie Ibuprofen? Zwei bis drei Tabletten runterschlucken und schon geht es einem besser. Meinen Eltern ist der hohe Konsum dieser Schmerztabletten aber leider schon aufgefallen, weshalb ich mich jetzt ein wenig zurückhalten muss. Seufzend schließe ich die Augen, versuche das Piepsen meines Handys zu ignorieren. Das wievielte Mal klingelt es heute schon? Ich habe nach dem zehnten Anruf aufgehört zu zählen. Missmutig runzle ich die Stirn und werfe einen angepissten Blick in Richtung meines Schreibtisches, wo das besagte Objekt liegt, das mich in meiner Ruhepause stört. Ich habe langsam das Gefühl, dass es doch ein Fehler gewesen ist, Daniel letzte Woche zu fragen, ob er schon etwas vorhat. Dieser Typ ist wirklich so was von aufdringlich, dass er mich wirklich bald in den Wahnsinn treibt. In jeder freien Minute kriege ich eine SMS oder einen Anruf auf mein Handy, es ist sogar schon vorgekommen, dass er eines Morgens vor der Haustür gestanden hat, um mit mir zur Schule zu gehen. Meine Eltern freut es zwar, dass ich außer Nina jetzt noch jemanden habe, mit dem ich gut klar komme, aber ich bin schon kurz davor, diesem Idioten an die Gurgel zu springen. Gut, einerseits hat mein kleines Experiment schon kleine Erfolge erzielt, die Anzahl meiner Abwesenheitsphasen hat sich deutlich verringert, es kommt nur noch selten vor, dass ich mein Gedächtnis ausschalte und trübselig vor mich hinstarre. Es fühlt sich seltsam an, wenn man morgens aufwacht und einem noch so viele Dinge im Gedächtnis hängen geblieben sind, die ich vor einigen Wochen schon nach wenigen Stunden wieder vergessen habe... irgendwie ist es beängstigend. Manchmal frage ich mich, was wohl passieren wird, wenn ich wirklich keine Tagträume mehr kriege. Mein Seelenklempner wird wahrscheinlich vor Freude an die Decke gehen und meine Eltern würden sich im Sud der Glückseeligkeit wälzen, da ihr einziger Sohn, endlich normal im Kopf geworden ist. Normal... ich glaube, wenn das alles aufhört, wird es für mich alles andere als normal sein. Ich wüsste gar nicht, was ich dann mit mir anfangen soll, wohin ich mit mir soll, wenn ich nicht mehr weiß, was ich mit meiner zurück gewonnen Zeit, die durch meine Gedankengänge wie im Flug vergangen ist, machen soll. Es ist deprimierend. Anfangs dachte ich, es würde mir gut bekommen, wenn ich mich mit Daniel einlasse. Zugegeben, es hat geklappt, aber wirklich glücklich bin ich mit dem Verlauf der Dinge nicht. Irgendwie... macht es mich traurig. Ich kann es nicht erklären, es ist so ein seltsames Kribbeln, das sich durch meinen gesamten Körper zieht, dass einem regelrecht schlecht davon wird. Gestern erst hing ich wieder über der Toilette und hab mich über all den Scheiß der letzten Tage ausgekotzt. Besser ging es mir dann zwar nicht, aber dafür war der ganze Druck in mir verschwunden. Im Prinzip hätte ich mir diese ganze sinnlose Aktion sparen können. Ich bin zufriedener gewesen, als ich noch in meinem alten Muster fest hing. Dieses Zwischenleben zieht mich runter. Es gibt Dinge, die ich einfach nicht behalten will, die ich einfach wie vorher aus meinem Kopf löschen möchte, aber es geht nicht mehr. "Scheiße", fluche ich leise und fahre mir mit einer Hand durch die Haare, als wieder ein leises Piepsen von meinem Handy ausgeht, das mir sagt, dass soeben eine SMS eingegangen ist. Langsam glaube ich wirklich, dass Daniel ein kleines Problem hat, sonst würde er nicht seit über einer Woche wie eine Klette an mir hängen. Nina hingegen freut es zwar, denn sie glaubt er und ich wären jetzt gute Freunde, wodurch sie ihrer Ansicht nach, bessere Chancen bei ihm hat, aber ich... Ich glaube, ich habe da etwas an ihm entdeckt, dass sonst kein anderer zu Gesicht bekommt. Sein durchdringender Blick, wenn er mich beobachtet, seine kurzen, scheinbar unbeabsichtigten Berührungen, wenn uns niemand sieht... dieser Telefonterror... So genau habe ich noch nicht darüber nachgedacht, aber etwas an ihm beunruhigt mich... genauer gesagt hat der Kerl mich schon nervös gemacht, seit wir uns damals auf dem Heuballen unterhalten haben. Etwas liegt in seinem Blick, das ich nicht deuten kann... nicht deuten will. "Ich bring ihn um", schreie ich laut und richte mich kerzengerade auf. Wie gebannt starre ich auf meinen Schreibtisch, kurz davor mein Handy an die nächste Wand zu schleudern. Was hat er nur für ein Problem, häh? Kann er ohne mich nicht mehr leben, oder was soll das? Ich verstehe ohnehin nicht, was er an mir so faszinierend findet, dass er mich ständig verfolgt, mir wie ein Dackel hinterherläuft und mich mit seinem sinnlosen Gelaber nervt. Wütend stehe ich vom Boden auf, es hat eh keinen Sinn, länger dort liegen zu bleiben, schließlich besteht die Möglichkeit, dass ich einschlafe und nie wieder aufwache nicht wirklich. Also kann ich auch ebenso gut nachsehen, was er nun wieder von mir will. Seufzend greife ich nach meinem Nokia und blicke auf den Display. "Der ist doch krank", flüstere ich leise und starre ein wenig eingeschüchtert auf das blaue Fenster meines Handys, das mir anzeigt, dass ich 37 Anrufe in Abwesenheit hatte und dazu noch ein Dutzend SMS-Nachrichten empfangen habe. Nervös drücke ich auf Anzeige und sehe zu meinem Entsetzen, dass Daniel heute wirklich schon sooft versucht hat mich zu erreichen. Leichte Panik breitet sich in mir aus, was mache ich, wenn ich den Kerl nicht mehr los werde? Wie war das noch mit dem Gewinnen wenn man schummelt? Ich dachte, Daniel wird derjenige sein, der am Ende das Nachsehen hat, aber so langsam steigen Zweifel in mir auf. So anhänglich wie dieser Typ ist, bezweifle ich, dass ich ihn so ohne weiteres wieder loswerde. Mit den Nerven am Ende lasse ich mich auf mein Bett sinken und lösche im Handumdrehen seine Nachrichten. Nein, ich lasse mich nicht von ihm so dermaßen einschüchtern. Sein Interesse an mir ist doch nicht mehr normal. Wenn ich bedenke, was er alles über mich weiß, wie oft er mich schon beobachtet hat und dass er mir auch schon mehrmals hinterhergelaufen ist, als ich ihn noch nicht einmal kannte, lässt mich wirklich erschaudern. Was weiß ich eigentlich über ihn? Er ist beliebt, spielt Fußball und terrorisiert mich. Es ist erschreckend zu sehen, dass ich so gut wie nichts über ihn weiß... Aufgewühlt drücke ich mein Handy aus. Jetzt habe ich wenigstens meine Ruhe vor diesem lästigen Piepsen. Mein Blick wandert zur Uhr, die mir sagt, dass es bereits halb Vier am Nachmittag ist. Also liege ich schon seit geschlagenen drei Stunden auf dem Boden und starre in den Himmel... und das bedeutet auch, dass er mich in diesen drei Stunden 37 Mal versucht hat anzurufen. "Gestört", murmle ich leise und halte mir die Hände vor die Augen. Ich will das nicht mehr, mir reicht es. Er soll aus meinem Leben verschwinden... er macht mir Angst. Angst... ist es das? Ist das der Grund, weshalb ich nicht mehr in meinen Tagträumen versinke? Liegt es daran, dass ich Angst davor habe, dass er plötzlich neben mir auftaucht, mich wieder wachrüttelt? Nachdenklich lege ich meine Stirn in Falten und starre an meine dunkelblaue Zimmerdecke. So verrückt es auch sein mag, aber das ergibt durchaus Sinn. Als er mir damals auf dem Heuballen gesagt hat, dass er es war, der mich damals im Wasser wieder aus meinen Gedanken gerissen hat, habe ich Angst bekommen. War das der Grund, weshalb ich seit diesem Zeitpunkt immer häufiger gegenwärtig anwesend bin? War es die Angst, wieder von ihm in so einer Situation gefunden zu werden, denn nach seinen Aussagen hat er mich auch des Öfteren in den Jungentoiletten wachgerüttelt, wenn ich mal wieder wie hypnotisiert vor dem Spiegel stand. Stöhnend massiere ich mir die Schläfen. Das alles bereitet mir nur wieder Kopfschmerzen. Ein schrilles Klingelgeräusch hallt durchs Haus und augenblicklich erstarre ich zu einer Salzsäule. Mir weit aufgerissenen Augen richte ich mich auf, hoffe, dass das nur wieder eine von Mutters Klatschfreundinnen ist, die zum Kaffee kommt. Es ist alles in Ordnung. Meine Illusion zerplatzt wie eine Seifenblase vor meinen Augen, als ich das laute Organ meiner Mutter höre. "Michael! Besuch für dich", vernehme ich ihre Stimme und ich bin schon am überlegen ob ich mich nicht einfach schlafend stellen soll... andererseits werde ich damit wohl nicht sehr viel Erfolg haben, am Ende kommt dieser Psychopath noch in mein Zimmer. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken und ich schüttle verwirrt den Kopf. Herr Gott, nun ist es aber genug. Ich leide ja wirklich schon an Wahnvorstellungen. Ich meine, ich denke hier gerade über Daniel nach. Der Typ kann mir doch nichts anhaben, vorher verpasse ich ihm eine. Und überhaupt ist das doch geradezu lächerlich... vielleicht reagiere ich auch einfach nur über... ja, das wird es wohl sein... es ist alles in bester Ordnung. Ein Blick auf mein Fenster verrät mir, dass es schon angefangen hat zu tröpfeln. Eilends stehe ich von meinem Bett auf und hole meine Digicam aus meinem Schrank. Bitte, wenn er unbedingt Zeit mit mir verbringen will, dann muss er auch dahin mitkommen, wohin ich gehe. Und das Ziel meines heutigen Ausfluges, dürfte ihn hoffentlich ein wenig abschrecken. "Ja, ich komme", rufe ich nach unten, nicht, dass meine verehrte Frau Mutter noch auf den Gedanken kommt, ihn zu mir heraufzuschicken. Die Digicam um den Hals hängend verlasse ich mein Zimmer, poltere die Treppe hinunter und... stehe direkt vor ihm. Mein Herz rutscht mir sogleich in die Hose, als ich seinen vorwurfsvollen Blick sehe. Man könnte meinen, er ist leicht pissig darüber, dass ich nicht an mein Handy gegangen bin. "Michael, geht doch hoch. Draußen ist es so ekelhaft", meint meine Mutter, die nun wieder in die Küche verschwindet, wo sie für sich und meinen Vater Kaffee aufsetzt. Genervt verdrehe ich die Augen und schlüpfe, ohne überhaupt darauf einzugehen in meine Turnschuhe. "Tschüss!", schreie ich ihr zu, packe Daniel am Arm und verlasse mit ihm Türen knallend das Haus. Das fehlt mir gerade noch, dass ich ihn mit hoch nehme, am Ende installiert er noch irgendwo eine Kamera, damit er mich Tag und Nacht beobachten kann... So, nun ist wirklich gut, Michael. Du reimst dir hier einen Mist zusammen, da kriegt man gleich Magenkrämpfe! Zielstrebig verlasse ich unser Grundstück und überquere die kleine Straße, wissend, dass Daniel mir folgt. "Hast du geschlafen?", fragt er mich und lächelt sacht. Ein eisiger Schauer läuft mir über den Rücken und meine Nackenhärchen stellen sich verängstigt auf. Ich hasse es, dieses unschuldige Lächeln... dieses vollkommen harmlose Bild was er abgibt... es ist zum kotzen. Weiß er überhaupt, was er damit bei mir anrichtet? "Ja", entgegne ich knapp und stiefle den schmalen Feldweg entlang, das Ziel meines Spazierganges weiterhin verschweigend. Nach und nach fallen immer mehr Regentropfen hinab und nach einigen Minuten ist der erste Donnerknall zu hören. Ich bleibe kurz stehen und blicke in den tiefschwarzen Himmel. Es ist diese Weltuntergansatmosphäre, die sich ausbreitet und mich so fasziniert. Aufmerksam betrachte ich die ersten Blitze, die aus der dichten Wolkendecke hervorzucken und die Landschaft für den Bruchteil weniger Sekunden erhellen. Genau das richtige Wetter um ein paar Fotos zu knipsen. Während der Schulzeit finde ich nicht mehr die Kraft, mich dazu aufzurappeln, daher bin ich am Wochenende auch meistens verplant. "Träumst du wieder?", vernehme ich Daniels raue Stimme, und mein Körper versteift sich, als ich seinen warmen Atem in meinem Rücken spüre. Abrupt drehe ich mich um und blicke direkt in seine grauen Augen, die mich wieder mit so einem Funkeln betrachten, dass sich mir die Kehle zusammen schnürt. "Geht schlecht, wenn du mich ständig ablenkst", gifte ich ihn an und gehe weiter, direkt auf das große Roggenfeld zu. Einen kurzen Augenblick zögere ich, dann aber gehe ich schnurstracks auf die goldgelben Halme zu und marschiere durch das Feld. Immerhin bin ich so schneller am Ziel. "Wohin gehen wir eigentlich?", fragt er mich mit seiner üblichen Gelassenheit und ich seufze resigniert. Ich verstehe es einfach nicht. Egal, wie sehr ich ihn auch angifte, er scheint sich nichts daraus zu machen. "Zum Tod", murmle ich leise und schlage mit meinen Händen gegen die Halme, die sich mir in den Weg stellen. Meine Haare kleben mir bereits im Nacken und dicke Regentropfen rinnen an meinem Gesicht hinunter und fallen von meinem Kinn hinab auf den Boden. "Du bist echt ein seltsamer Kerl", sagt Daniel lachend und legt einen Schritt zu, damit er nun auf gleicher Höhe mit mir ist. Seltsam? Ich und seltsam? Ich bin jemand, der ein kleines Problem mit der Realität hat, aber er... er ist derjenige der hier seltsam ist. Was hat er davon mir nachzulaufen? "Und du bist schlimmer wie ne Klette", fluche ich vor mich hin und reiße auf meinem Weg ein paar Roggenstängel aus. Ich bin wütend. Wütend darüber, dass ich nicht in der Lage bin, mich von ihm loszureißen. Ich kann doch tun und machen was ich will, er würde niemals freiwillig verschwinden... und wieder breitet sich dieses Gefühl von Angst in mir aus. Er ist mir immer viel zu nahe... sieht mich immer so merkwürdig an... fast schon... verliebt... Ein greller Blitz zuckt über uns hinweg und ich fange an zu laufen. Ich renne so schnell ich kann, komme am anderen Ende des Feldes wieder heraus und ein lauter Donnerknall hallt über uns hinweg. Ein Knall, dass man denken könnte, die Welt ginge unter. Mir wäre es am liebsten, sie würde es, damit ich diesem Wahnsinn ein Ende setzen kann. Ein erschrockenes Keuchen entweicht meiner Kehle und für einen kurzen Augenblick bleibt mein Herz stehen, als ich die warme Hand spüre, die sich um meine eigene schließt, mich zum stoppen bringt. Schwer atmend wende ich mich Daniel zu, der ebenfalls keuchend, aber bei weitem noch nicht so fertig aussieht wie ich. Kein Wunder, schließlich hat er durch sein Fußballtraining eine bessere Kondition als ich. Ein Brennen durchflutet meine Finger, als er seine Hand mit meiner verschränkt und mich fragend ansieht. Regentropfen perln von seinem Gesicht und seine Klamotten sind wie meine, vollkommen durchnässt und kleben ihm am Leibe. Mein Herz hat in der Zwischenzeit angefangen, wie verrückt gegen meinen Brustkorb zu hämmern, so, als ob es aus diesem herausbrechen möchte, damit ich nicht länger diese seltsamen Gefühle ertragen muss, die durch mich hindurchwirbeln und alles durcheinander bringen. Nach einigen Minuten kommt wieder Leben in mich, nachdem wir uns eine Ewigkeit schweigend angestarrt haben. Brutal reiße ich mich von ihm los und versuche ihn so wütend wie nur möglich anzufunkeln. "Ich mag das nicht", sage ich mit fester Stimme und gehe einige Schritte von ihm zurück. Daniel sieht mich verdutzt an und grinst dann spitzbübisch. "Bei Gewitter sollte man nicht laufen", entgegnet er lächelnd und steckt seine Hände in seine Hosentaschen. "Meine Herrn, ich brauche ja wohl nicht deine Erlaubnis, wenn ich mal ein wenig laufen will", fauche ich ihn an und setze mich wieder in Bewegung, dieses Mal aber im normalen Schritttempo. Noch einmal will ich nicht so einen Schock erleiden. Man kann es so beschreiben, dass man das Gefühl hat, Gevatter Tod persönlich packt einen an der Hand und saugt einem das letzte bisschen Lebensenergie aus. Eine unangenehme Kälte breitet sich in einem aus, während man äußerlich verbrennt... beängstigend. "Das nicht... wieso bist du so schlecht gelaunt?", erwidert er ernst und sieht mich mit besorgtem Blick an. Verzweifelt beiße ich mir auf die Unterlippe. Es ist wohl besser, ihn nicht zu provozieren, wer weiß, wozu der Typ fähig ist, wenn er mitkriegt, dass ich eigentlich keine Lust auf eine Freundschaft mit ihm habe, dass er nur Mittel zum Zweck gewesen ist. Dass das alles so dermaßen außer Kontrolle gerät, konnte ich ja nicht ahnen... "Bin ich immer", murre ich und überquere eine kleine Landstraße. Daniels warmes Lachen, lässt mir warme und kalte Schauer über den Rücken laufen und eine leichte Gänsehaut bildet sich auf meinen Unterarmen. Jeder andere der uns jetzt sehen würde, der würde mich für bekloppt halten und Daniel... nun, der erweckt wie immer den Eindruck eines vollkommen normalen Jungen, der versucht seinen mies gelaunten Kumpel aufzuheitern... Bin ich wirklich der einzige, der hier merkt, dass Daniel ein psychisches Problem hat? Ich gehe selbst regelmäßig zu meinem persönlichen Seelenklempner und man bekommt öfter mal die einen oder anderen Fälle mit... Daniel ist für mich... unheimlich... jemand der nicht ganz richtig tickt. Nach einigen Minuten Wegzeit sind wir dann endlich angekommen. Das Gewitter hat mittlerweile seinen Höhepunkt erreicht. Es knallt und blitzt, dass es einem den Atem nimmt. Fasziniert bleibe ich vor dem alten rostigen Gatter stehen und blicke hinauf, in das endlose schwarze Wolkenmeer, das den aschgrauen Himmel regelrecht verschlingt... "Der Friedhof?" Daniel klingt ein wenig skeptisch, was mir sogleich einen Kick verpasst, ihn noch mehr zu schockieren. Hah, alles scheint er doch nicht über mich zu wissen, das baut mich doch gleich wieder etwas auf. "Ja... ich hab hier irgendwo ne Schaufel, du kannst mir gleich mal beim Graben helfen", antworte ich kühl und grinse ihn dabei breit an. Zu meiner Überraschung scheint er nicht im Geringsten entsetzt darüber zu sein, nein, er sieht irgendwie... belustigt aus. Der Kerl amüsiert sich doch jetzt wohl nicht darüber, oder was soll das jetzt? "Na, wenn du meinst", sagt er grinsend und drückt die Klinke hinunter, woraufhin die Friedhofstür knarrend und quietschend aufschwingt. Ich werfe ihm einen verständnislosen Blick zu, bevor ich das Grundstück betrete und mich zwischen den alten, schon teilweise mit Moos bewachsenden Gräbern umsehe, die hin und wieder von den grellen Blitzen erhellt werden. Mit einer kurzen Handbewegung zücke ich meine Digicam und gehe weiter. Hin und wieder bleibe ich stehen, betrachte die Grabsteine und warte, bis wieder ein Blitz aus dem Himmel hervorbricht, sodass ich diesen Moment festhalten kann. Ich bin gerne hier... diese paradoxe Stille ist so angenehm und befreiend für mich. Der Geruch von feuchter Erde steigt mir in die Nase und ich schließe kurz die Augen, atme tief ein und lasse mich von den harten Regentropfen durchweichen. "Bist du oft hier?", kommt es von Daniel, der nun neben mir auftaucht und ebenfalls die Gräber betrachtet. Ich stöhne leise auf und lasse meine Digicam sinken. Mir wird gerade bewusst, dass er der erste Mensch ist, den ich mit zu einen meiner 'Spaziergänge' nehme. Damit weiß er nun auch noch mein letztes großes Geheimnis. Zu meiner Überraschung scheint er es aber nicht abartig zu finden, sonst würde er sich nicht so neugierig umblicken. "Ja... ziemlich oft", entgegne ich wispernd und betrachte ihn mit einem leichten Anflug von Interesse. Irre ich mich, oder fühlt er sich hier gar nicht so unwohl? Verrückt, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass er mit hierher kommt... "Du bist wirklich ein sehr interessanter Mensch, weißt du das..." Er dreht sich langsam zu mir um und mustert mich wieder mit diesem faszinierenden Blick. Sein eisgraues Augenpaar bohrt sich tief in mich hinein, bringt meinen Körper dazu, vor Kälte zu erschauern. Diese Augen, so fremdartig und abgründig... ich merke, wie sie mich nervös machen, wie er mich nervös macht. "Wenn du meinst", entgegne ich knapp und versuche mich wieder auf das zu konzentrieren, weshalb ich überhaupt hierher gekommen bin, nämlich die feuchten Gräber zu fotografieren. Nach und nach schieße ich ein paar Fotos, kann mich aber trotz allem nicht darauf konzentrieren. Es liegt etwas in der Luft, etwas das mir den Atem nimmt, mir Kopfschmerzen bereitet. Nach einer halben Stunde lasse ich mich auf eine alte, nasse Bank fallen, von der bereits die grüne Farbe abblättert. Daniel setzt sich schweigend neben mich, betrachtet mich durchdringend... "Sag mal... hast du sonst keine Freunde, oder warum tauchst du immer wieder bei mir auf?", frage ich ihn plötzlich und sehe ihn direkt an. Diese Frage brennt mir schon seit langem auf der Zunge und ich weiß, dass er schon darauf gewartet hat, dass ich ihn genau das frage, denn er lächelt wissend und lehnt sich zurück. Seine schwarzen Haare kleben ihm im Gesicht und der feine Nieselregen hüllt uns ein, wie ein feuchtklammer Mantel. Das Gewitter ist weiter gezogen und der Himmel lichtet sich an einigen Stellen bereits, sodass die schwachen Sonnenstrahlen durch die dünne Wolkendecke hervorbrechen und die Umgebung erhellen. "Einer muss doch auf dich aufpassen", erwidert er lächelnd und tippt mir gegen die Stirn. Verdattert sehe ich ihn an, merke erst zu spät, dass sein einer Arm hinter meinem Rücken verschwunden ist und sich nun um meine Schulter legt. Ich halte für einen Moment den Atem an, bete zu Gott, dass ich jetzt ein Black out kriege, dass mein Verstand sich ausschaltet und ich wieder in mein altes Muster falle. Ich will das nicht sehen, ich will einfach nur, dass diese Bilder vor meinen Augen verschwimmen und ich wieder in der undurchdringlichen Schwärze meiner Gedanken versinke. "Ich mag es nicht, wenn man mir zu nahe kommt", bringe ich mit dem letzten bisschen Selbstbeherrschung, die mir noch geblieben ist, hervor. Sein Blick ruht auf meinem Gesicht. Es ist schwer zu übersehen, dass er es studiert, jede Regung darauf in sich aufnimmt... "Ich... bin gerne in deiner Nähe", flüstert er leise und lehnt sich langsam zu mir vor. Wie in Zeitlupe blicke ich in sein Gesicht. Ich fühle mich wie paralysiert, unfähig mich zu bewegen, unfähig zu denken... Ein leichter, doch fordernder Druck ist auf meinem Mund zu spüren, als er diesen mit seinem verschließt, während seine Hand mich näher an ihn herandrückt. In meinem Kopf wirbelt alles durcheinander. Ich möchte schreien, möchte weglaufen, will auf ihn einschlagen, bis er sich nicht mehr rühren kann... Aber ich kann nicht... es ist so, als ob sich eine Mauer in mir errichtet hat, eine Mauer, die mich daran hindert zu flüchten, sei es nun eine körperliche Flucht oder eine gedankliche. Panik breitet sich in mir aus. Ein Gefühl der Übelkeit kriecht durch meinen Magen und eine Welle aus Verzweiflung und Angst bricht über mir zusammen und ertränkt meine letzten, mich noch rettenden Gedanken. Wie versteinert sitze ich dar, lasse ihn gewähren und verfluche den Tag, an dem er mir begegnet ist. Anfangs habe ich wirklich gedacht, der Umgang mit ihm hilft mir... aber jetzt habe ich Angst davor, mich nicht mehr von ihm trennen zu können. Vielleicht hätte ich ihn erst gar nicht fragen sollen, ob er etwas mit mir unternehmen möchte... ich habe ihm etwas vorgespielt, habe dadurch wahrscheinlich irgendwelche Hoffnungen in ihm geweckt, die schon seit langen in seinem Kopf umherschwirren. Ich bin müde... ... aber ich kann nicht mehr einschlafen... TBC So, das war Kapitel 3. Hoffe es hat euch gefallen, auch wenns ein bissle seltsam war. Daniel... nun ja, ist er wirklich krank, oder übertreibt Michael nur? >> Limonendrops und Kommis jeder zeit gerne gesehen und bis zum nächsten Kapitel. By Klein Dilly ("^^) Kapitel 4: Vergangen -------------------- Titel: Himmelblau Teil: 4 Rating: PG-16 Genre: Drama, Sarkasmus, leichter Shounen-ai (allerdings nur einseitig) Alle Charas, Handlung und Schauplätze gehören mir. ^^ Viel kann ich dazu nicht sagen. Ist nur ein Zwischenprojekt, da ich mal eine Geschichte in der Ich-Perspektive schreiben wollte. (üben will) Besteht auch nur aus nem Prolog und 4 weiteren Teilen und einem Epilog, also von daher nicht zuviel erwarten. Dient mir hauptsächlich zum üben. So, da bin ich wieder mit dem nächsten Kapitel. ^^ Dieses Mal ging es etwas schneller. Ich wusste nicht genau, wie ich die Story lenken sollte, aber ich mit dem Ergebnis schon eingermaßen zufrieden. An dieser Stelle erst einmal vielen lieben Dank für die Kommis zum letzten Kap. Auch hat mich ein Kommentar sehr überrascht, da gesagt wurde, dass diese Story sehr tiefgründig sein soll und ich sie nicht als Abfallprodukt oder so von Mad Life behandeln soll. Nya, hat der gute Leser auch irgendwo Recht mit. ^^" Auch wenn Himmelblau nur ein Übungsprojekt ist, so bin ich schon ziemlich erstaunt darüber, was sich daraus entwickelt hat. oO Ok, das mal dazu, wünsche euch viel Spaß beim letzten Kapitel. Es gibt hiernach nur noch den Epilog, aber den solltet ihr schon lesen, denn der wird Aufschluss darüber geben, was nach diesem Kap passiert mit den beiden. Nun denn, das von mir und hier das Kapitel. ^^ Himmelblau ~ What colour has the smell of suicide ~ Kapitel 4: Vergangen Sei vorsichtig mit deinen Wünschen... ... sie könnten jemanden ins Unglück stürzen. Keuchend sitze ich in meinem Bett und versuche mein immer schneller schlagendes Herz zu beruhigen. Mit zitternden Händen taste ich im Dunkeln nach meiner Nachttischlampe, stoße dabei meine Wasserflasche um, die klirrend zu Boden fällt und in abertausend Scherben zerspringt, bevor ich endlich den Lichtschalter finde. Ein mattes Licht erhellt mein Zimmer und ich wische mir meine verschwitzte Stirn trocken. Schon wieder dieser Alptraum. Seit gut zwei Wochen habe ich diesen einen, immer wieder kehrenden Traum, der mich langsam aber sicher wahnsinnig macht. Ich kann nicht mehr richtig schlafen, was sich auch dementsprechend äußert, da ich seit einigen Tagen mit dunklen Augenringen herumrenne und mein Gesicht noch weißer ist als das einer Wasserleiche. Seit jenem Nachmittag auf dem Friedhof habe ich das Gefühl, dass etwas in mir zerbrochen ist. Ich fühle mich wie ein Puzzle, bei dem kurz vor der Vollendung das letzte Stück abhanden gekommen ist. Es ist ein eigenartiges Gefühl... es ist so, als hätte jemand etwas aus dir herausgeschnitten, oder eine scheinbar überflüssige Notiz wegradiert. Mir ist übel. Immer wieder und wieder sehe ich diese himmelgrauen Augen vor mir... sehe, wie sie mich durchbohren, sich ihr Blick tief in mich hineinfrisst und Barrieren aufreißt, die ich mit Mühe und Not, über die Jahre hinweg errichtet habe. Daniel... Daniel, Daniel, Daniel! Ich kriege diesen verdammten Namen einfach nicht mehr aus meinem Kopf. Man könnte annehmen, dass sich diese sechs Buchstaben in mein Gedächtnis gebrannt haben und nicht mehr von dort zu vertreiben sind. Ich atme einmal tief durch und taste nach meinem Puls, der für meine Verhältnisse schon extrem schnell geht. Aber was soll ich denn machen? Seit dieser Bastard mich so ohne jegliche Vorwarnung geküsst hat, ist mein ganzes Leben völlig aus den Fugen geraten. Ich schlafe schlecht, was ich früher nie getan habe, da schlafen eine meiner Lieblingsbeschäftigungen gewesen ist... jetzt habe ich einfach nur noch Angst davor die Augen zu schließen, weil ich dann wieder jene Bilder sehe, die mir einen kalten Schauer über den Rücken jagen. Ich kann seinen Arm fühlen, wie er sich um meine Schulter gelegt hat... spüre seine warmen Lippen, die sich auf meine kalten gelegt und kleine, elektrische Blitze durch sie hindurchgejagt haben. Ein Feuer hat in ihnen gewütet, dass mir ganz schwummrig davon wurde... Er kann wirklich von Glück reden, dass ich so weggetreten gewesen bin, sonst hätte ich ihm dafür jeden Knochen gebrochen. Macht er sich überhaupt Gedanken darüber, was er mir damit angetan hat?! Und was wollte er damit andeuten, als er sagte 'Ich bin gerne in deiner Nähe'? Will er mich psychisch fertig machen? Ist mein Kopf nicht schon kaputt genug, dass er das mit mir macht? Mein Leben ist ohne ihn schon verwirrend genug, da kann ich diesen Terror nicht auch noch gebrauchen. Ich habe noch nie eine Entscheidung von mir so sehr bereut wie die, als ich ihn damals vor der Turnhalle gefragt habe, ob er außer Fußballspielen noch was anderes vorhat. Hätte ich gewusst, was dieser scheinbar unbedeutende Satz anrichtet, dann hätte ich mir vorher die Zunge herausgerissen... vielleicht wäre mir all das erspart geblieben. Aber nun ist es dafür zu spät. Ich komme nicht mehr von ihm los. Ohne, dass ich es bemerkt habe, hat er mir seine unsichtbare Kette umgelegt, die mich immer wieder daran hindert davonzulaufen, ihn wegzustoßen oder mich von ihm zu lösen. Es ist wie eine Abhängigkeit, die mein Geist entwickelt hat. Eine Abhängigkeit, für die ich einen hohen Preis bezahlen muss. Wenn er in meiner Nähe ist, dann nehme ich alles so real wahr... es ist, als wenn er mich in der Wirklichkeit gefangen hält und mich nicht mehr in meine alte Scheinwelt zurückkehren lassen will. Ein eigenartiges Gefühl durchströmt mich immer dann, wenn er bei mir ist und mich mit seinem wachen Blick betrachtet. Gut, es ist das was ich gewollt habe. Ich wollte wissen wie es ist, wenn man wie alle anderen ist, alles um sich herum bewusst mitbekommt, ohne alle paar Minuten wie hypnotisiert ins Nichts zu starren. Aber im Endeffekt bin ich damit unglücklicher als vorher. Ich habe mein altes Leben, mein altes Muster gemocht... es ist meine Umwelt, die damit nicht klar gekommen ist, die es als störend und unnormal abgestempelt hat. Niemand hat mich gefragt, ob ich nicht genau so leben möchte. Nein, man hat mich zum Psychiater geschleppt, der mich dann mit seinem langweiligen Gequatsche zugetextet und mich später mit Tabletten zugepumpt hat. Es interessierte doch keinen, ob ich damit glücklich bin oder nicht. Hauptsache, ich füge mich in das gesellschaftliche Muster ein. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb ich mich mit Daniel getroffen habe. Ich wollte es allen recht machen, wollte ihnen zeigen, dass ich auch normal sein kann. Nun, jetzt weiß ich es besser. Ich bin nicht mehr mit Daniel zusammen, damit ich es der Welt recht machen kann, nein, ich gebe mich noch mit ihm ab, weil ich Angst vor ihm habe. Angst davor, wieder von ihm verfolgt zu werden, ohne es zu bemerken... oder wieder von ihm berührt zu werden. Genau betrachtet, befinde ich mich in einem Teufelskreis, aus dem ich ohne fremde Hilfe nicht wieder heraus komme. Wenn ich mich von Daniel löse, dann rutsche ich wieder in mein altes Muster ab. Aber wenn das passiert, dann wächst meine Angst davor, dass er mir wieder nachläuft und mich beobachtet, ohne mein Wissen. Aus diesem Grund will ich nicht mehr zurück, weil ich vor lauter Panik keine ruhige Minute mehr hätte. Von daher muss ich mich weiter mit ihm abgeben, was aber auch die Folge hat, dass ich Hoffnungen in ihm wecke, und das führt zu solch traumatischen Erlebnissen, wie das, was auf dem Friedhof passiert ist. Wie ich es auch drehe und wende, ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll... Mein Blick wandert zu dem Desaster neben meinem Bett. Die Glasscherben schwimmen in der sich ausbreitenden Wasserpfütze, die langsam aber sicher unter mein Bett läuft. Reflexartig strecke ich meine Hand nach einer der Scherben aus und fische sie aus der kalten, klaren Flüssigkeit. Ohne fremde Hilfe komme ich nicht mehr heraus aus diesem Gefühlssumpf... Meine Finger fahren vorsichtig über die scharfe Spitze der Scherbe, spüren die harte, glatte Fläche unter sich und ein eigenartiges Gefühl breitet sich in mir aus. Was hindert mich daran? Es ist doch alles so einfach... so simpel... *~*~*~*~* Der nächste Morgen fällt über mich her, wie ein Rudel hungriger Wölfe. Er reißt mich buchstäblich auseinander. Stöhnend richte ich mich auf und werfe einen missmutigen Blick auf meinen Funkuhrwecker, der bereits halb Acht anzeigt. Seufzend bringe ich den Unruhestifter zum Schweigen, indem ich mit meiner Faust auf den kleinen gelben Knopf schlage. Augenblicklich durchzuckt ein brennender Schmerz meinen Unterarm und ich schimpfe leise vor mich hin. Meine Augen verweilen auf den roten Schnittwunden, die ich mir in einem Zustand geistiger Umnachtung zugefügt habe. Zögernd tasten meine Fingerspitzen über die Wunden und ein leises Seufzen entweicht mir. Gut sichtbar habe ich mir mit der Scherbe das Wort 'HASS' eingeritzt, wofür ich mich jetzt in den Allerwertesten treten könnte. Nicht auszudenken, wenn meine Eltern das sehen, die schieben mich doch gleich wieder ab zu meinem Seelenklempner, der von diesem Rückfall alles andere als begeistert sein wird. Ich habe es nie für möglich gehalten, dass ich mal so verzweifelt bin und anfange mich zu ritzen. Mit äußert mieser Laune stehe ich auf, achte dabei genauestens auf den Fußboden, damit ich zu meinem Glück nicht auch noch in eine Scherbe trete und mir die Fußsohle aufschneide. Schlurfend verlasse ich mein Zimmer und quäle mich in Richtung Badezimmer. Es ist Samstagmorgen, was heißt, dass ich gestern vergessen habe, den Weckalarm auszuschalten. Meine Eltern, notorische Langschläfer dürften von daher noch nicht wach sein. Eigentlich ist mir das sogar recht, dann kann ich mich wenigstens heimlich verdrücken, ohne irgendwelche nervigen Fragen zu beantworten. Eilends greife ich nach einer kaputten Hose und einem ausgeleierten Shirt, dass ich vor einigen Tagen lieblos über die Türklinke gehangen habe und schleiche die Treppe hinunter. Kämmen brauche ich mich nicht, da es mich ohnehin nicht sonderlich interessier, in welche Richtung meine Haare heute wieder abstehen. Schnell schlüpfe ich in meine Turnschuhe, und verlasse das Haus, meinen Schlüssel in der Hosentasche verstauend. Heute Abend werden meine Hacken ziemlich abgeschürft sein, da ich mal wieder so intelligent gewesen bin, ohne Socken in die Schuhe zu steigen, aber das ist zurzeit mein kleinstes Problem. Nachdenklich verlasse ich unser Grundstück und schlendere in Richtung Waldgebiet. Vielleicht kriege ich meinen Kopf so wieder frei. Ein bisschen frische Luft bringt mich möglicherweise auf andere Gedanken. Ein lauer Wind fegt über das Roggenfeld hinweg, das in mir ungute Erinnerungen weckt. Meine Beine fangen plötzlich wie von selbst an zu laufen. Ich will das nicht sehen, ich will nicht daran denken müssen. Alles, wirklich alles hat er mir kaputt gemacht. Ich fühle mich wie ein Gefangener, der nirgendwo hin kann, ohne dabei an etwas erinnert zu werden, was ihn nahezu an den Rand der Verzweiflung treibt. Es ist alles seine Schuld. Egal was ich früher gern getan habe, er hat es wie ein angeknackstes Glas auf den Boden geschmissen und ist darauf herumgetrampelt, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, was ich dabei empfinde. Früher, bevor ich ihn getroffen habe, da konnte ich meine Freizeit damit verbringen irgendwo zu liegen und vor mich hinzudösen oder einfach zu schlafen... aber jetzt? Schlafen kann ich seinetwegen nicht mehr. Ich habe Alpträume und ich wache immer wieder Nacht für Nacht auf, zittere am ganzen Körper und möchte mich am liebsten übergeben. Oder der Friedhof. Seit ich ihn dort mit hingenommen habe, verspüre ich einen Anflug von Panik, wenn ich nur daran denke, durch das alte rostige Gatter zu treten. Das Gefühl verfolgt zu werden nimmt von Tag zu Tag zu. Mein Kopf glaubt, dass er plötzlich aus dem Nichts auftaucht, und mich von hinten umarmt, meine Proteste erstickt, indem er meinen Mund mit seinem verschließt und mich somit willenlos macht. Es geht nicht mehr... ich kann nicht mehr auf den Friedhof gehen, aus Angst, er wartet dort auf der alten Bank auf mich... sieht mich mit seinen durchdringenden grauen Augen an und lächelt dabei unschuldig. Das Roggenfeld in dem ich des Öfteren gelegen habe, um mich vor der Welt zu verstecken... sobald ich es erblicke höre ich in meinem Kopf das Gewitter von vor zwei Wochen widerhallen. Ich sehe vor meinem geistigen Auge, wie die Blitze aus der dunklen Wolkendecke hervorbrechen... und dann setzt mein Herzschlag aus. Für den Bruchteil weniger Sekunden habe ich das Gefühl, dass er wieder meinen Arm umklammert und mich daran hindert vor ihm davon zu laufen. Genau das gleiche mit den Heuballen. Dort hat er mich das erste Mal offen berührt, indem er seine Hand auf meine gelegt hat. Damals konnte ich noch schnell schalten und habe ihm eine verpasst... heute kann ich das auch nicht mehr. Es ist ein Widerstand in mir, der mich daran hindert ihm weh zu tun. Egal wo ich auch bin, alles in meiner Umgebung erinnert mich an ihn und ruft Dinge in mein Gedächtnis, die ich weiß Gott am liebsten für immer aus meinem Kopf verbannen möchte. Erschöpft bleibe ich stehen. Meine Lunge brennt und mein Atem geht schnell und unregelmäßig. Wie weit bin ich überhaupt in den Wald gelaufen? Keuchend blicke ich mich um. Dem Panorama nach zu urteilen, befinde ich mich schon ziemlich tief drin. Stöhnend wische ich mir den Schweiß von der Stirn und gehe nun gemächlich weiter. Warum nur bin ich so panisch? Mein Verhalten erinnert ja schon an das, eines ängstlichen Rehs, das bei dem kleinsten Geräusch die Flucht ergreift. "Reiß dich zusammen", flüstere ich leise und stolpere einen kleinen Hang hinunter. Leises Zirpen ist aus dem hohen Gras zu hören und die Blätter der alten hohen Bäume rauschen beruhigend. Ich bleibe stehen und schließe für einen kurzen Moment die Augen. Eine angenehme Ruhe durchströmt mich und ich atme langsam aus. Wozu der ganze Stress? Ich mach mich doch nur selbst verrückt... wahrscheinlich reagiere ich über... aber warum zum Teufel will mein Gefühl das nicht begreifen? Seufzend gehe ich weiter. Nach guten zehn Minuten Fußmarsch, gelange ich schließlich an eine Lichtung in der sich jener See verbirgt, der mich fasst aus dieser Welt gerissen hätte. Ehrfürchtig bleibe ich am Ufer stehen und beobachte die ruhige Wasserfläche. "Solch trügerische Unschuld...", wispere ich. Nachdenklich lasse ich mich auf einen mit Moos bewachsenen Stein nieder und starre auf die klare Oberfläche des Sees. Die Sonne dringt sacht durch die weiße Wolkendecke und wirft einen mysteriösen Glanz auf das Wasser, während der Wind kleine Wellen auslöst, die größer und größer werden und schließlich am Rand des Sees zum stehen kommen. Wie in Trance verfolgen meine Augen den Verlauf der Wellen, als ein lautes Klingelgeräusch mich aus meinen Gedanken reißt. Entsetzt springe ich auf und greife dabei reflexartig in meine Hosentasche. Mein linkes Auge zuckt, als ich auf dem Display die Anzeige sehe, dass ein unbekannter Teilnehmer mich versucht anzurufen. Kalter Schweiß bildet sich auf meiner Stirn und ich lasse das Handy verschreckt in Gras fallen. Das ist unmöglich. Nein, das kann nicht Daniel sein. Woher soll er denn meine Nummer haben? Ich habe mir doch extra vor ein paar Tagen ein neues Handy sowie eine neue Nummer zugelegt, er kann sie unmöglich herausgefunden haben. Ganz ruhig. Beruhig dich Michael. Wahrscheinlich ist das nur jemand, den du vergessen hast zu speichern... aber außer meinen Eltern, meinem Seelenklempner und Nina habe ich keine Nummern, die sich zu speichern lohnen. Vielleicht hat sich jemand verwählt. Vorsichtig bücke ich mich hinunter und hebe mein Handy auf, das nun Gott sei dank aufgehört hat zu klingeln. Als ich dann aber kurz darauf sehe, dass ich sage und schreibe 251 Anrufe in Abwesenheit habe, wird mir ganz schwummerig. Mit den Nerven am Ende lasse ich mich auf den kalten Boden nieder und drücke mit zitternder Hand auf den Tasten herum. "Oh Gott...", entfährt es mir in einer schrillen, mir gänzlich fremden Stimme, als ich sehe, dass ein und derselbe Teilnehmer der eben angerufen hat, mich in den letzten vier Tagen versucht hat 251 Mal zu erreichen. Vier Tage... seit vier Tagen bin ich auch nicht mehr zur Schule gegangen, weil ich mich so elend gefühlt habe. Aber es ist unmöglich, dass Daniel meine neue Nummer kennt. Wer soll sie ihm denn gesagt haben?! "Nina...", sage ich wie von selbst und fluche leise. Das ergäbe Sinn. In ihrer Schwärmerei für diesen Mistkerl würde sie doch den Teufel tun, als ihm etwas abzuschlagen. Seufzend fahre ich mir durch die Haare und stelle mein Handy aus. Entschlossen stehe ich auf und hole weit aus. Mit einem lauten Platschgeräusch landet mein neues Handy im Wasser und versinkt augenblicklich. So, nun soll er mal versuchen mich zu erreichen. Das ist doch wohl alles nicht wahr. Wieso kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Was habe ich ihm denn getan, dass er mich so terrorisiert, mich dermaßen fertig macht?! Wimmernd vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen und kauere mich zu einer kleinen Kugel zusammen. Ich will nichts mehr hören, nichts mehr sehen... ich will einfach nicht mehr... ich will einfach nur noch schlafen... Wie lange ich so gelegen habe weiß ich nicht, nur irgendwann hat mein Körper gegen diese unbequeme Haltung angefangen zu rebellieren. Ein leises Stöhnen entweicht mir, als ich versuche die Augen zu öffnen. Der plötzliche Helligkeitsunterschied brennt und ich blinzle ein paar Mal zaghaft, bevor ich langsam meine Umgebung wieder wahrnehme. Ein intensives Kribbeln ist in meinem Nacken zu spüren und ich habe das Gefühl, als würden mehrere Finger durch meine Haare fahren. Langsam zweifle ich wirklich an meinem Verstand. Wahrscheinlich sind das die Nachwirkungen von meinem Dämmerzustand. "Hey... wieder wach?", vernehme ich ein leises Wispern an meinem Ohr und warmer Atem streicht über mein Gesicht. Ein angsterfülltes Keuchen entweicht meiner Kehle und ich drehe mich abrupt um. Mein Gesicht ist verzerrt vor Panik und meine Augen sind starr und geweitet, als ich in Daniels lachendes Gesicht sehe. Seine Hand ist in meinen Haaren verfangen und seine grauen Augen blicken mich teils belustigt, teils benebelt an. Man könnte annehmen, dass er nur halbwegs anwesend ist, während ein anderer Teil in ihm sich in einem Trancezustand befindet, den er nicht kontrollieren kann, als wäre er mit seinen Gedanken hier, aber doch weit weg, fern ab von der Wirklichkeit. "Was machst du hier?", bringe ich tonlos hervor und richte mich auf, wobei ich seine Hand weg schlage, die immer noch in meinem Nacken ruht. Mit klopfendem Herzen blicke ich ihn an, verspüre wieder, wie sich eine Mauer in mir errichtet, um mich daran zu hindern, vor ihm Reiß aus zu nehmen. Sein Blick lähmt mich und ich weiche ein Stück von ihm zurück, was aufgrund der Tatsache, dass ich immer noch auf dem Boden hocke, nicht sehr effektiv ist. Als ich mit einer Hand ins Wasser fasse, halte ich den Atem an. "Geht es dir nicht gut?", fragt er ernst und rückt näher an mich heran. Er streckt seine Hand nach meinem Gesicht aus und streichelt mir über die Wange. Ich selbst komme mir dabei vor wie ein Außenstehender, wie jemand, der regungslos daneben steht und diese Szene beobachtet. Mein Körper erscheint mir wie eine leblose Hülle, die sich ohne fremde Hilfe nicht bewegen, nicht dagegen wehren kann. Ein Brennen durchflutet meine Wange, als er sie mit seinen Fingen berührt. Er lächelt sacht und legt den Kopf schief. "Ich hab mir Sorgen gemacht, als du nicht mehr zur Schule gekommen bist", fährt er leise fort und greift mit seiner anderen Hand nach meiner, um sie mit ihr zu verschränken. Ein Ziehen breitet sich in meinem Leib aus und vor meinen Augen beginnt alles zu verschwimmen, als würde ich durch eine dichte Nebelwand blicken. "Wieso tust du mir das an?", wispere ich mit belegter Stimme und versuche seinem Blick stand zu halten. Erfolglos, denn allein schon der Anblick seiner Augen lässt mich erschaudern, jagt mir kalte und heiße Schauer über den Rücken, sodass sich meine Nackenhärchen aufstellen. Mir scheint, dass er darauf antworten will, aber als er dabei zufällig auf meinen Arm blickt, verstummt er. Wie paralysiert betrachtet er die Schnittwunden, die sich über meinen ganzen Unterarm ziehen und jenes Wort wiedergeben, dass ich mir in der Verzweiflung letzte Nacht und vor Wut hineingeritzt habe. Wie vor den Kopf gestoßen streicht er mit seinen Fingern über die Einschnitte. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich annehmen, dass es sein Arm gewesen ist, den ich verstümmelt habe. Sein trauriger Ausdruck erschreckt mich leicht. Ich ziehe scharf die Luft ein, als er seinen Mund senkt und meinen Unterarm küsst. Was hat das zu bedeuten? Ist er jetzt komplett übergeschnappt?! "Wieso tust du mir das an?", wiederholt er meine Frage und sieht mich verletzt an. In diesem Moment macht etwas in meinem Kopf klick. Das kann doch wohl nicht sein Ernst sein! Ich und ihm etwas antun? Es ist immer noch mein Arm, der gelitten hat und nicht seiner! Er hat kein Recht, mich hier so anzusehen, mit diesem bitteren Glanz in den Augen, diesem fragenden, vorwurfsvollen Blick. Brutal stoße ich ihn weg und funkle ihn Zorn entbrannt an. "Du perverser Bastard! Was ich dir antue?! Du bist doch derjenige, der mich Wochenlang schon terrorisiert!", fahre ich ihn wütend an und balle meine Fäuste. Ich kann einfach nicht mehr. Dieses ganze unsinnige Spiel was ich gestartet habe, ist nun vorbei. Mir reicht es endgültig. Ich habe einfach keine Lust mehr auf diese Lügerei. Schwer atmend sehe ich ihn an, stelle verdutzt dabei fest, dass er nicht zu verstehen scheint, was ich ihm da gerade an den Kopf geworfen habe. "Was hast du denn? Ich habe doch nichts gemacht", verteidigt er sich und klopft sich den Dreck von den Armen. Nichts gemacht? Ja will der Kerl mich hier für blöd verkaufen, oder ist er wirklich schon so kaputt, dass er nicht einmal mehr merkt, was für ein gestörter Mensch er ist? Taumelnd erhebe ich mich vom Boden und blicke angewidert zu ihm hinab. Dieser Mensch... diese Person macht mich krank. Mir wird allein schon bei seinem Anblick spei übel. "Hör zu... ich sage es dir nur einmal, also hör gut zu...", beginne ich und hole einmal tief Luft. Es muss ein Ende haben, sonst wird das alles nur in einem Unglück enden, von dem sich keiner von uns wieder erholen wird. "Ich kann dich nicht ausstehen! Du widerst mich an! Der einzige Grund, warum ich anfangs überhaupt mit dir zusammen war, ist der, dass ich versuchen wollte meine Gedankengänge unter Kontrolle zu kriegen! Aber es reicht! Ich hab die Schnauze gestrichen voll. Du machst mich wahnsinnig, hörst du?!", schreie ich ihn verzweifelt an und versuche dabei nicht komplett durchzudrehen. Es gibt so vieles, das ich ihm schon seit langem sagen wollte, aber ich habe nie den Mut dazu aufgebracht ihm die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Als er anfängt zu lachen, weicht meine Entschlossenheit und ich sehe ihn irritiert an. Warum... warum lacht er? "Was ist daran so komisch?", frage ich skeptisch und versuche mein Herz zu beruhigen, das nun im unregelmäßigen Takt gegen meinen Brustkorb hämmert. Daniel richtet sich kopfschüttelnd auf und sieht mich lächelnd an. "Du bist wirklich ein seltsamer Mensch...", sagt er grinsend und kommt auf mich zu. Erschrocken über seinen plötzlichen Stimmungswandel, weiche ich ein paar Schritte zurück, bis ich mit einem Bein im See stehe. Meine inneren Alarmglocken gehen los und ich schrecke vor dem Wasser zurück. "Hörst du nicht? Du sollst verschwinden... ich will dich nicht mehr sehen... kapierst du das nicht?", starte ich einen weiteren Versuch, der aber weitaus kläglicher ausfällt als mein erster. Sein selbstsicheres Grinsen hat mir den Wind aus den Segeln genommen. "Ich glaube dir geht es nicht gut Michael... du redest so wirres Zeug", meint er nachdenklich und bleibt ein paar Zentimeter vor mir stehen, sodass ich seinen warmen Atem an meiner Wange spüren kann. Ich schlucke hart und versuche die aufsteigende Panik in mir unter Kontrolle zu bringen. Ganz ruhig, du musst ruhig bleiben, sonst läufst du direkt ins offene Messer... "Der einzige, der hier wirres Zeug redet bist du... verstehst du es denn nicht? Ich habe dich nur ausgenutzt. Ich will nicht dein Freund sein, ich will überhaupt nichts mit dir zu tun haben, verdammt noch mal!" Schweigend sieht er mich an, betrachtet mein blasses Gesicht und seufzt leise, als er mit seiner Hand mein Kinn umklammert und mich zum schweigen bringt. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich in sein entspanntes Gesicht. Ist spüre einen fordernden Druck an meinem Lippen, kurz, bevor er versucht mit seiner Zunge in mich einzudringen. Ein leises Wimmern geht von mir aus, wird aber von ihm im Keim erstickt. Warum tut er das? Wieso muss er mit aller Macht versuchen, meinen Willen zu brechen? Ich will das nicht, er soll damit aufhören... es tut weh. Ein schmerzhaftes Stechen zieht sich durch mich hindurch und meine Augen werden feucht. Warum zwingt er mich dazu? Ich möchte nicht, dass er mir so nahe kommt. Es tut mir weh, wenn er mich berührt... jedes seiner Worte schneidet sich in mein Fleisch hinein, seine Blicke brennen sich brutal in meine Netzhaut und es zerreißt mich innerlich. Wieso weine ich? Was ist das für ein Gefühl, das mich zu ertränken droht? Ich will das alles nicht mehr... Plötzlich verschwindet der Druck von meinen Lippen und ich sehe ihn mit geröteten Augen und Tränen überlaufendem Gesicht an. Sein Blick ist undefinierbar... leer. Als wenn er nichts mehr fühlen würde, wie eine Puppe, starr und hohl. "Warum... weinst du?", fragt er heiser und sieht mich verwirrt an. Zitternd wische ich mir über die Augen, versuche zu verhindern, dass noch weitere Tränen laufen. Ich habe seit Jahren nicht mehr geweint... es tut mir weh. "Ich... hasse dich dafür...", bringe ich krächzend hervor und sehe ihn dabei direkt in die Augen. Er soll sehen, was er mir angetan hat... was er mit seiner krankhaften Art bei mir anrichtet. "Michael...", sagt er leise und geht einen Schritt von mir zurück. Etwas in ihm kommt anscheinend nicht damit klar, dass ich jetzt mit Tränen in den Augen vor ihm stehe und ihm sage, was ich für ihn empfinde. Hass... das ist es, was ich für ihn fühle... was ich gestern Nacht für ihn gefühlt habe... "Warum tust du der Welt und mir nicht den Gefallen und verschwindest einfach?!" Ich will ihn nicht mehr sehen, will ihn nicht mehr hören und nicht mehr spüren... ...ich wünschte, er würde einfach verschwinden... TBC So, das war das vierte und letzte Kapitel. ^^" Hoffe, ihr seit einigermaßen durchgestiegen, da es teilweise schon ein wenig strange war. o__O Nun im Epilog wird dann geklärt, was nach dieser Auseinandersetzung passiert. Und damit ihr es wisst, ja Daniel ist psychisch noch kaputter als der gute Micha. Hoffe mal, dass das klar geworden ist, auch wenn ich ihn anfangs ein wenig harmloser wirken lassen wollte. So, warte dann mal auf eure Meinung und bis zum Epilog. /)o.o By -Neya- ("^^) Epilog: Erwachen ---------------- Titel: Himmelblau Teil: Epilog Rating: PG-16 Genre: Drama, Sarkasmus, leichter Shounen-ai (allerdings nur einseitig) Alle Charas, Handlung und Schauplätze gehören mir. ^^ Viel kann ich dazu nicht sagen. Ist nur ein Zwischenprojekt, da ich mal eine Geschichte in der Ich-Perspektive schreiben wollte. (üben will) Besteht auch nur aus nem Prolog und 4 weiteren Teilen und einem Epilog, also von daher nicht zuviel erwarten. Dient mir hauptsächlich zum üben. So, und hier kommt der Epilog. Glaube, der wirft mehr Fragen auf, als er welche beantwortet. Hoffe, ihr versteht ihn so eingermaßen. ^^" An dieser Stelle bedanke ich mich für die lieben Kommis zum letzten Kapitel und danke hier allen, die diese Story bis hierhin mitverfolgt haben. Für mich war es mal eine neue Erfahrung, durchgehend etwas so 'düsteres' sag ich mal zu schreiben. XD Musste mir selbst immer auf die Finger hauen, um mein Vorhaben nicht wieder umzuändern. >__> Nya, das mal dazu und viel Spaß beim Epilog. ^^ Himmelblau ~ What colour has the smell of suicide ~ Epilog: Erwachen Hast du dich schon einmal gefragt, was passieren würde, wenn einer deiner Wünsche sich erfüllt und du erst hinterher bemerkst, was du mit deinem Egoismus einem anderen Menschen angetan hast? Hast du schon einmal das Verlangen verspürt, einen deiner Finger in eine Uhr zu stecken, um den Zeiger zum stoppen zu bringen, damit du die Zeit soweit zurückdrehen kannst, um somit etwas Schreckliches zu verhindern? Hast du schon einmal das Gefühl gehabt, dass du innerlich von deinem schlechten Gewissen zerrissen wirst, spürst, wie sich die langen dunklen Klauen in dein Fleisch hineinschlagen und dich zerreißen? Was würdest du tun, wenn du eines Morgens erwachst und dein Leben in Bahnen verläuft, die du nicht mehr zu steuern vermagst? Wenn du die Augen öffnest und dieses nagende Gefühl in deiner Brust dich nicht mehr zur Ruhe kommen lässt? Es fühlt sich an wie eine kalte Hand, die sich um dein Herz schließt und du innerlich erfrierst. Wie ein Eissturm, der in deiner Seele wütet und jedes Gefühl im Keim erstickt, dich immer weiter an den Rand des Abgrundes treibt und du kurz davor bist, an den glasklaren Klippen zu zerbrechen. Könntest du noch in den Spiegel sehen, wenn du wüsstest, dass du schuld daran bist, dass ein anderes Leben erloschen ist? Könntest du noch ruhig schlafen, wenn du Nacht für Nacht schreiend aufwachst, du nur noch daran denken kannst, wie du dich von der Last auf deiner Seele befreien kannst? Im Leben gibt es manchmal Situationen, in denen du einfach die Augen vor der Wirklichkeit verschließen willst, um dich zurück in deine Scheinwelt zu ziehen, wo du inzwischen der vielen schwarzen Gedanken Zuflucht suchst. Du willst sie nicht mehr hören, die Stimme in deinem Kopf, die dir ununterbrochen 'Mörder' zuruft, dich damit in den Wahnsinn treibt, bis du selbst davon überzeugt bist, dass du etwas unrechtes getan hast. Du willst sie nicht mehr sehen, die Bilder des Dramas, die sich in deine Netzhaut gebrannt haben und nicht mehr aus deinem Kopf verschwinden. Egal ob du wach bist, oder schläft, du kannst den leeren Blick in jenen Augen nicht mehr vergessen. Du willst es nicht mehr fühlen, die ungewohnte Kälte, die sich in deinem Körper ausgebreitet hat, dich in Einsamkeit und Schuldgefühlen zurücklässt und versucht, dich darin zu erstickt. Ich kann nicht mehr atmen... Der Versuch mich in meine Gedanken zu flüchten, mich vor der Welt zu verstecken, mich vor ihm zu verstecken, misslingt... ich kann nicht mehr zurück in mein altes Leben, dass ich so sehr vermisse. Zuviel ist in der Wirklichkeit passiert, das so unglaublich ist, das es schon wieder unreal erscheint. Er hält mich hier fest, lässt mich nicht mehr zurück in mein altes Muster, das mir in meiner jetzigen Situation so sehr geholfen hätte. Ist das meine Strafe? Hat Gott mich für mein Vergehen, meine Sünde gestraft? Will er nicht, dass ich mich so heimlich und hinterrücks davon schleiche, ihn wieder vergesse... alles wieder vergesse was nach meinem Ausraster im Wald passiert ist? Nein, so sehr ich auch versuche, die Vergangenheit hinter mir zu lassen, es gibt etwas, was mich für den Rest meines Lebens daran erinnern wird, was ich ihm angetan habe. Niemand weiß es... niemand wird es je erfahren, denn diese Sünde, dieses Wissen werde ich mit in mein Grab nehmen. Es ist beängstigend zu sehen, wie sehr man doch von einem Menschen abhängig sein kann... wie sehr man seine Stimme, seine Anwesenheit und seine bloße Erscheinung vermissen kann. Auch, wenn man soviel Schmerz und Leid erfahren hat, so war es doch eine besondere Zeit, die wir zusammen hatten. Zu spät erst habe ich erkannt, was wirklich zwischen uns gewesen ist... mehr, als nur bloßer Hass. Aber man merkt bekanntlich erst, was einem im Leben wichtig ist, wenn man es nicht mehr hat. Ich habe meine Chance gehabt... und habe sie vertan. Es gibt kein Zurück mehr aus diesem Mitleidssumpf, ich habe mich selbst, Stück für Stück tiefer in dieses Gefühlschaos hineingeritten, habe Dinge gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen. Nun ist er weg... er hat mich hier allein zurückgelassen, hat sich feige aus meinem Leben gestohlen, sich aus der Wirklichkeit hinaus gerissen... mich verlassen... Mein Leben ist wie ein Foto, aus dem jegliche Farbe gewichen ist... Ein Film, in dem sich nichts bewegt, sondern alles wie versteinert still steht... Eine CD, auf der nichts zu hören ist, auf der die Musik und die Worte verstummt sind... Trostlosigkeit... Ein nimmer endendes Grau, dass sich in einer tiefen Schwärze verliert, trübselig und leer. Niemals werde ich den Schmerz in seinen Augen vergessen, als er mich das letzte Mal angesehen hat. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich die Spielregeln einbehalten hätte... Vielleicht hätte ich dies alles verhindern können, wenn ich vorher darüber nachgedacht hätte, was ich mir wünsche... Vielleicht... wäre er dann nicht einfach so aus meinem Leben verschwunden... Nachdenklich blicke ich auf das Foto in meiner Hand, eines der letzten, das ich gemacht habe. Ein dunkelgrauer Grabstein auf einem bepflanzten Stück Erde zeigt sich mir und die wenigen Worte darauf, werden mich verfolgen... mich in den Tod begleiten... Hier ruht Daniel Tieberth Geboren 03.04.1988 Gestorben 17.06.2005 Möge seine Seele ewigen Frieden finden. ~*~Ende~*~ Aus, Schluss, Ende! So, das war Himmelblau. ^^ Und, wer kann mir sagen, welche Farbe der Geruch von Selbstmord hat? o.o/) Nya, also der Titel hat von Anfang an seinen Grund gehabt. ^^ Daniel hat sich auf Michaels Wunsch im letzten Kapitel also umgebracht, damit er ihn nicht mehr verletzen kann. Himmelblau war schon ne ziemlich wirre Story meineseits und jemand hat mich auch gefragt, wie ich es schaffe, mich in die Köpfe solcher Psychopathen hineinzuversetzten. *g* Naja, ich sags mal so, jeder der von sich behauptet normal zu sein, der belügt sich selber, und ich hab ne Schwäche für kranke, gestörte Leute. XD~ Michael und Daniel sind sozusagen meine kleinen Sorgenkinder und es tut mir leid, dass ich sie so hab leiden lassen. Bin mir sicher, dasss manche mit dem Ende nicht einverstanden sind, aber ich habs nunmal von Anfang an so vorgesehen, dass es tragisch endet. Nur noch als Hintergrundinfo.. habe lange überlegt ob ich das in den Epilog mit einbaue oder nicht.. habs dan doch gelassen. Daniel hat sich noch am selben Abend auf dem Dachboden seines Hauses erhängt. *hust* T^T Hoffe es hat euch gefallen und bis zur nächsten Story. Baba -Neya- ("^^) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)