I chileth en Dawarwaith von SusyCute (Die Erbin der Waldelben) ================================================================================ Kapitel 1: ~~Edraith an Iorhael?~~ ---------------------------------- Ratlos standen drei Elben um das große Bett herum, in dem der kleine Hobbit Frodo lag. Seine dunklen Locken klebten auf seiner schweißnassen Stirn, sein Atem ging heftig, und er zitterte, obwohl er in dicke, helle Decken gepackt war. Er murmelte mit heiserer Stimme schnelle, unverständliche Worte, und seine Augen zuckten unter den geschlossenen Lidern. Sein gesamter Gesichtsausdruck war von Schmerzen geprägt, die sich durch herzzerreißendes Stöhnen bemerkbar machten. Er wälzte sich hin und her, versuchte mehrmals, sich aufzurichten und die dicken Decken zurückzuschlagen, sank dann aber erfolglos und erschöpft in die Kissen zurück. Galadriel, die wunderschöne Elbenkönigin, beobachtete Frodo mit wachsender Sorge. Sie stand direkt neben ihm, und strahlte Schönheit, Würde, aber auch Autorität aus. Ihre blonden, silbern schimmernden, langen Haare hingen offen in leichten Wellen über dem schlichten, weißen Gewand, das bis auf den Boden reichte, und der Kopfschmuck, den sie trug, glitzerte im sanften, rötlichen Schein des Kaminfeuers. Sachte berührte sie mit den Fingerspitzen für eine kurze Zeit die Stirn des Hobbits. "Er hat sehr hohes Fieber", sagte sie mit ruhiger, tiefer Stimme und zog ihre Hand wieder zurück. Dann blickte sie den Halbelben mit ihren tiefblauen Augen an, der neben ihr über Frodo gebeugt stand. Entgegen seiner Gewohnheit trug Elrond weder Kopfschmuck noch sonst irgendwelche Verzierungen. Sein offenes, fast schwarzes, dünnes, langes Haar berührte die Bettdecke, während er auf Frodo's Atem lauschte. Er trug ein schlichtes, dunkelblaues Gewand mit langen Ärmeln und einfache, leichte Schuhe, aus einem Material, das zwar leicht, aber dennoch sehr warm war. Auf Galadriels Frage hin richtete er sich auf, und sagte mit leiser Stimme niedergeschlagen: "Ich kann nichts tun. Meine Weisheit ist am Ende. Ich weiß weder, was ihm fehlt, noch, was seine Krankheit ausgelöst hat. Sicher bin ich mir nur, dass es etwas mit der Wunde zu tun hat, die er sich beim Ringkampf zugezogen hatte..." "Aber die wurde doch geheilt...", meldete sich der Elbenfürst zu Wort, der bisher schweigend am Fuß des Bettes gestanden, und alles beobachtet hatte. "...von mir persönlich!", beendete Elrond den angefangenen Satz und wandte sich Celeborn zu. "Das ist es ja, was ich nicht verstehe! Ich weiß nicht, warum meine Heilkräfte jetzt auf einmal versagen! Und wenn wir nicht bald etwas tun...", er sah den schwerkranken Hobbit verzweifelt an, "...dann stirbt Frodo!" Er schwieg eine Weile, dann setzte er mit trostloser Stimme und starr auf einen Punkt fixierten Blick hinzu: "Und wenn ich ihn schon nicht zu heilen vermag, dann kann das niemand." Celeborn erwiderte nichts, und blickte auf den gequälten Hobbit. Es blieb nicht mehr viel Zeit... Der Blick der schönen Elbenkönigin war dem Kaminfeuer zugewandt, das langsam und ruhig brannte und dem Zimmer Wärme gab. Der Schein des Feuers spiegelte sich in ihren Augen, und ließ diese unnatürlich glänzen. Draußen breitete sich bereits ein sanftblaues Dämmerlicht aus. "Doch, es gibt jemanden...", sagte sie plötzlich unvermittelt, löste ihren Blick und schaute erst Celeborn, und anschließend Elrond an. Keiner der beiden sagte etwas, sie warteten, bis Galadriel weitersprechen würde. Sie richtete ihren Blick nach innen, und schien etwas zu sehen, das den anderen beiden Elben verschlossen blieb. Erst als sie nach kurzer Zeit wieder aufblickte, sprach sie: "Vielen nicht bekannt oder schon vergessen, doch nicht uns. Weit von hier entfernt, aber dennoch existent und voller Leben. Von vielen verachtet, aber dennoch wichtig. Der Kontakt ist abgebrochen, doch sollte er um jeden Preis wieder aufgefrischt werden, denn es könnte nicht nur Frodo's Rettung sein, sondern noch einiges mehr." Elrond, der Frodo gerade wieder richtig zudecken wollte, hielt bei Galadriels Worten in der Bewegung inne und flüsterte: "Sprecht Ihr von der Menschenwelt?" Die Elbin nickte kaum merklich, und beobachtete scheinbar gedankenverloren wieder das Feuer. "Sollten wir das wirklich riskieren?", gab Celeborn zu bedenken. "Bisher hat noch niemand eine Ahnung von unserer Existenz, und das sollte auch so bleiben!", fügte er noch mit Nachdruck hinzu. Nach diesen Worten fielen sie in tiefes Schweigen, bis Frodo wieder begann, verwirrt zu reden und zu keuchen. Elrond fing erneut an zu sprechen: "Wenn es nur eine Rettung für Frodo gibt, dann diese. Und um seinetwillen sollten wir es versuchen! Er kam mit uns hier her, um endlich Frieden zu finden, die Vergangenheit zu vergessen, und die Unsterblichkeit zu genießen. Und jetzt soll er hier elend sterben?!" Celeborn, von Elronds emotionaler Rede scheinbar unbeeindruckt, wandte sich Galadriel zu, und fragte: "Wie kommen wir aber in Kontakt dorthin?" "Darüber denke ich gerade nach...", antwortete die Elbin und ging ein paar Schritte auf den Kamin zu, bis sie vor dem Feuer stand. "Aber mir fällt keine Lösung ein, außer dass wir jemanden hinschicken." Sie wandte sich um, wobei sich ihr Gewandt sachte bewegte, und sah Elrond an, der Frodo wieder zugedeckt hatte, als ob sie von ihm eine Antwort erwartete. "Angenommen, wir schicken jemanden", griff Celeborn den Gedanken auf. "Woher wüsste er dann, wo er hin sollte, wenn nicht mal wir diese Welt überhaupt kennen?" "Oh, ich kenne sie." antwortete Galadriel ruhig. "Und es gibt dort nur eine Person, die Frodo wirklich helfen kann, die ich allerdings nie kennen gelernt habe. Außerdem kenne ich, genauso wie ihr, die Person, der wir zu verdanken haben, dass wir hier in Frieden leben können..." "Und was hat das mit Frodo's Heilung zu tun?", unterbrach sie der Elbenfürst, der wiederum von Elrond unterbrochen wurde, der seine Gedanken laut aussprach: "Eithne Ní Bhraonáin... ich hab sie schon lange nicht mehr gesehen...Wie es ihr wohl geht?" Celeborn erinnerte sich plötzlich. "Genau, war sie es nicht, die uns ans Herz legte, dass sollten wir irgendwann mal gesundheitliche Probleme haben, wir uns sofort bei ihr melden sollen?" Elrond nickte und meinte ernst: "Ich hab damals nichts gesagt, aber in mich reingeschmunzelt bei dieser Bemerkung. Ich hätte nie gedacht, dass ich auf ihr Angebot noch einmal zurückgreifen muss..." Galadriel sagte erklärend zu Celeborn: "Diese Eithne Ní Bhraonáin hat eine Tochter, und diese Tochter ist Heilerin. Wie gesagt, ich kenne sie weder persönlich, noch habe ich sie schon mal gesehen, aber wenn sie die Tochter von Eithne ist, bin ich der Meinung, das man ihr Vertrauen kann." Die beiden Elben nickten, und Elrond fragte schließlich an Galadriel gewandt: "An wen hattet Ihr gedacht, als Ihr sagtet, dass Ihr jemanden hinschicken wolltet?" Die Elbin lächelte leicht, als wüsste sie etwas wichtiges, und antwortete schließlich: "Ich dachte an Legolas Thranduilion von den Waldelben." Niemand sagte etwas. Celeborn und Elrond wogen in Gedanken die Vor- und Nachteile ab (sofern es welche gab), und stimmten schließlich zu. "Ich werde sofort jemanden schicken, der ihm Nachricht bringt!", sagte der Halbelb, verließ den Platz an Frodo's Bett, und ebenso den Raum, um Anweisungen zu geben. Galadriel blieb stillschweigend am Kamin stehen, tief in Gedanken versunken und durch den Feuerschein schien sie in helles Licht getaucht zu sein. Ihre Haare leuchteten jetzt golden, und das Gewand in hellem weiß. Es herrschte vollkommene Stille. Kein Geräusch war zu hören. Sogar Frodo hatte aufgehört, sich herumzuwälzen, und lag jetzt ganz still und ruhig da, ohne ein Geräusch von sich zu geben. War es bereits zu spät? *** Niemand konnte sagen, wie viel Zeit vergangen war, denn Zeit spielte in dieser Welt kaum eine Rolle. Auf jeden Fall wurde es draußen schon hell, und die drei Elben hatten noch lange an Frodo's Bett gestanden, und sich beraten, als plötzlich gedämpfte Schritte draußen zu hören waren, die sich rasch näherten. "Na vedui, Legolas dôl!", sagte Celeborn erleichtert, verließ den Raum und ging zum Eingang. Er empfing den bildhübschen Waldelb, der von einem weiter weg gelegenen Ort zu Elronds Haus geritten war, ohne eine einzige Pause zu machen, mit den Worten: "Minno!", und begleitete ihn ins Haus. Legolas trug seine gewohnte, bequeme, in Grün- und Brauntönen gehaltenen Kleidung, sowie einen dunkelgrünen Umhang, und eine dunkle, blaugraue Hose. Seinen Bogen sowie den Köcher mit den Pfeilen, ohne die er aus alter Angewohnheit nicht loszog, trug er auf dem Rücken. Seine hellen Haare waren offen, und hingen glatt herunter. Sie fielen ihm nicht ins Gesicht, da die Enden hinten zusammen geflochten waren, und an den Seiten waren kleine Strähnen durchgängig geflochten, die hinten zusammenliefen und eine scheinbar einfache, und doch kunstvolle Frisur gestalteten. Seine dunkelblaue Augenfarbe verriet, dass er in Sorge war, auch wenn er sich das nicht anmerken ließ und äußerlich ruhig blieb. Der Bote, der zu ihm gesandt worden war, hatte ihm nur sagen können, dass Frodo schwer krank war, und seine Hilfe benötigt wurde, und so war er sofort, ohne groß zu packen oder genaueres zu wissen auf sein Pferd gesprungen, und im Eiltempo von seinem derzeitigen Aufenthaltsort in einem großen Wald, zu dem Haus Elronds geritten, das auf einem Hügel stand, und von dem aus man eine herrliche Aussicht auf ein großes Tal hatte, in das ein Wasserfall hinab floss und in einen großen Fluss mündete. Doch für diese Landschaft hatten im Moment weder er, noch Celeborn einen Blick übrig. Schweigend betrat der Waldelb an der Seite des Fürsten der Grauelben den Raum, in dem Frodo lag, begrüßte Galadriel, die noch immer am Kamin stand, mit einem Kopfnicken und wandte sich, nach einem Blick auf den schwerkranken Hobbit, Elrond zu, der neben dem Kopfende des Bettes stand, und irgendwie niedergeschlagen aussah. "Was ist passiert?", wollte Legolas wissen, und der Halbelb antwortete: "Iorhael caeleb long, und nicht einmal ich kann ihm helfen..." "Alles, was wir wissen", fügte er nach einer Pause hinzu, "ist, dass es mit dieser Wunde zu tun hat, die Frodo sich von dem Hexenmeister zugezogen hatte, und an der er fast gestorben wäre..." "Aber die wurde doch geheilt.", meinte Legolas, und zog die Augenbrauen hoch. "Hm nicht ganz.", gab Elrond zu. "Soweit ich weiß, hatte er später noch Probleme, allerdings nie so wie jetzt..." Legolas blickte traurig zu Frodo, und fragte: "Was soll ich machen?" Der Elb lächelte leicht, er wusste, dass der hübsche Waldelb so reagieren würde, wurde dann aber wieder ernst und erwiderte: "Wir haben alles durchdiskutiert und uns die Köpfe zerbrochen darüber, wie wir ihm helfen können. Die einzige Lösung ist eine junge Frau aus der Menschenwelt." Der Waldelb schaute ihn verwirrt an. "Menschenwelt? Ich wusste gar nicht, dass dorthin noch Kontakt besteht?!" Galadriel blickte ihn an, und sprach zum ersten Mal, seit seiner Ankunft: "Der Kontakt bezieht sich, oder bezog sich, sollte ich wohl besser sagen, ausschließlich auf Eithne Ní Bhraonáin. Ihre Tochter ist eine erfolgreiche Heilerin." "Und ihr kann man vertrauen?", fragte Legolas skeptisch. "Ich denke schon", ließ die Elbin verlauten. "Eithne hat sie uns empfohlen, falls wir mal Probleme hätten..." Legolas nickte nur nachdenklich, und Elrond fuhr fort: "Wir haben keine andere Wahl. Frodo ist schwerkrank! Und es besteht schon länger kein Kontakt mehr in die Menschenwelt. Die einzige Möglichkeit ist..." "Ich soll sie holen?", fragte der Waldelb überrascht, wobei er den Halbelb unbeabsichtigt unterbrochen hatte. Celeborn, Elrond und Galadriel nickten. "Du bist der einzige, der es schaffen könnte.", sagte Galadriel ruhig, und schaute ihn mit wissendem Blick an. Dann erklärte sie: "Um sie zu finden, verlässt du unser Reich in Richtung Osten, bis du zu dem großen See kommst, der in der Menschenwelt ein großer Ozean ist. Ziemlich weit dürfte es nicht sein, allerdings ist selten jemand dort gewesen. Ein Boot, das am Ufer liegt, wird dich hinüber auf die andere Seite bringen. Dort befindet sich nicht weit vom Ufer ein unscheinbares, verwittertes Tor, zu dem ein schmaler Pfad führt. Folge ihm, tritt durch das Tor, und du befindest dich in der Menschenwelt. Wundere dich nicht, dort gibt es viele Dinge, die wir hier nicht haben und auch noch nie vorher hatten. Lass dich nicht von ihnen verwirren..." "Und wie komme ich dann weiter?", wollte Legolas wissen, und die Elbin meinte: "Du kannst reiten. Pferde gibt es dort genauso, wie hier." Elrond fügte hinzu: " Das wichtigste ist, dass du dich beeilst. Jede Minute kann zählen!" Galadriel überreichte ihm ein Stück hellen, feinen Stoffes, auf dem leuchtende, goldene Linien zu sehen waren. "Hier ist der Weg aufgezeichnet, den du nehmen musst, um zu ihr zu kommen, nachdem du das Tor durchschritten hast. Mit dem Pferd ist es eigentlich nicht sehr weit, und wenn du den Wegen folgst, wirst du sicher ankommen. Mehr kann ich dir nicht sagen..." Legolas nahm die Landkarte von ihr entgegen und auch das Vorratspaket von Elrond dankend an. Dann trat er ohne viel Zeit zu verlieren an das große Bett, drückte dem kranken Frodo die kalte, schweißnasse Hand, murmelte: "Halte bloß durch, bis ich wieder da bin!", und verließ das Zimmer schnellen Schrittes ohne ein weiteres Wort, und ohne sich noch einmal umzublicken. Draußen eilte er zu seinem grau-weißen Pferd, das an der Tränke stand. Er überlegte, ob er das Pferd wechseln sollte, aber seines war noch mit das schnellste und sehr ausdauernd, es war besser, gleich aufzubrechen. Also schulterte er seinen Bogen sowie den Köcher mit den Pfeilen noch mal neu, so dass er bequem mit ihnen auf dem Rücken reiten konnte, steckte den Beutel mit den Vorräten in eine Tasche und schwang sich anmutig und elegant auf den Rücken des Pferdes. Er war es gewohnt, ohne Sattel zu reiten, und fand diese Art des Reitens auch besser, als das Reiten mit Sattel- und Zaumzeug. Es brachte den Reiter und das Pferd irgendwie näher zusammen, wenn direkter Kontakt bestand, und machte das Reiten viel natürlicher. "Genug ausgeruht, mein treuer Gefährte. Wir müssen weiter, es ist dringend! Gib alles, was du hast!!" Damit war er auf und davon. Elrond schaute ihm besorgt hinterher, und hoffte mit einem Blick auf Frodo, dass er es rechtzeitig schaffen würde. *** "Der nächste bitte", rief die junge Frau mit ihrer hellen Stimme, die auf dem Drehstuhl vor dem Computer saß und einige Angaben eintippte. Sie hatte ihre langen, lockigen, dunkelbraunen Haare in einem Zopf zusammengebunden und blickte mit ihren blauen Augen konzentriert auf den Bildschirm. Die Sachen, die sie trug, waren komplett weiß, ebenso wie ihre Schuhe. Die Farbe des großen Zimmer hingegen war ein sanftes Gelb, und durch die beiden Fenster kam zusätzlich helles Tageslicht herein. Dadurch wirkte die gesamte Umgebung einladend und freundlich. Überall befanden sich Schränke und Regale, die Bücher, Fläschchen und Packungen beinhalteten. An der Wand, die gegenüber der Tür lag, stand eine schmale Liege und gleich daneben befanden sich eine digitale Waage, sowie eine Messlatte, die darüber an der Wand hing. Als sie das Geräusch von Schritten auf dem Teppich im Flur vor ihrem Zimmer hörte, blickte die junge Frau in Richtung Tür, zu der in dem Moment ein kleines Mädchen mit seiner Mutter herein kam. Das kleine Mädchen, dessen dunkles Haar zu mehreren Zöpfen geflochten war, trug Jeans, sowie einen weinroten Pullover, auf dem vorne ein Bär abgedruckt war. Ihre Mutter hingegen sah schon etwas älter aus, war auffällig geschminkt, trug ihre ebenfalls dunklen Haare offen und hatte ein Sommerkleid an, das dieser Jahreszeit entsprechend unangemessen schien, denn der Herbstwind wehte in letzter Zeit schon ziemlich heftig und brachte kalte Luft vom Osten her mit sich. Die junge Frau registrierte das alles mit einem einzigen Blick, während sie aufstand und der Mutter förmlich die Hand reichte, um sie zu begrüßen. Anschließend beugte sich dann zu dem kleinen Mädchen hinunter. "Na Kira, wie geht es dir?", fragte sie mit einem Lächeln im Gesicht. Das Mädchen blickte sie mit ihren braunen Augen an und sagte grinsend: "Gut!" Die junge Frau lachte und meinte: "Na dann setz dich mal da rauf." Sie wies mit ihrer linken Hand auf das Bett, das an der Wand stand, "Und zieh mal deinen Pullover aus." Das Mädchen tat, wie ihr geheißen, während ihre Mutter ihr dabei half, aus dem engen Pulli herauszukommen. Währenddessen machte die junge Frau die Spritze fertig, und legte Desinfektionsspray, Wattepad und Pflaster bereit. Dann nahm sie das Spray, sprühte etwas auf den Wattepad und rieb damit ein Stück des Oberarmes des kleinen Mädchens ein. Anschließend nahm sie die Spritze, zeigte sie dem Mädchen und erklärte: "Es wird ein kleines bisschen Pieksen, aber das wird nicht schlimm, schließlich wollen wir ja nicht, dass du böse krank wirst, oder?" Das Mädchen schüttelte den Kopf und die junge Ärztin tätschelte ihr den Kopf. Dann gab sie Kira die Impfung. Das Mädchen zuckte leicht zusammen, war aber tapfer und weinte nicht. "So, jetzt mache ich dir ein hübsches Dino-Pflaster drauf, und dann darfst du dir noch ein paar Gummibärchen nehmen." Kira ließ die Hand ihrer Mutter los, die sie verkrampft festgehalten hatte, und nahm sich lächelnd eine Hand voll Gummibärchen, wobei sie sich die roten und die weißen raussuchte. Ihre Mutter stand auf, und reichte der jungen Ärztin die Hand. "Danke schön, ich bin so froh, dass Kira das jetzt hinter sich hat, sie war ja vorher so aufgeregt." Die Ärztin lächelte zu Kira hinunter und meinte: "Sie ist ein tapferes Mädchen, sie hat weder geweint noch geschrieen." An die Mutter gewandt fügte sie hinzu: "Es kann nur sein, dass in den nächsten Tagen ein leichtes Fieber auftreten kann, das wird dann aber nicht sehr schlimm, da die Bakterien ja abgeschwächt sind." "Na dann ist ja gut.", meinte die Frau erleichtert und nahm ihre Tochter an die Hand. Die junge Ärztin begleitete die beiden noch bis zur Tür und verabschiedete sie dann. Kira sagte mit dem Mund voll Gummibärchen: "Pfüfff!!" "Aber Kira, du sollst doch nicht alle Gummibärchen auf einmal in den Mund stecken, und erst recht nicht mit vollem Mund reden!", wurde sie von ihrer Mutter getadelt. Die junge Ärztin lächelte nur, und meinte: "Tschüß, ich wünsche Ihnen, und dir natürlich auch Kira, noch einen schönen Tag." "Danke, gleichfalls", meinte die Mutter, dann fiel die Tür ins Schloss. Die junge Frau begab sich wieder an ihren Schreibtisch, räumte diesen auf, und warf einen Blick in ihren Terminkalender. Sehr viel hatte sie heute zum Glück nicht mehr zu tun. Sie stellte das Glas mit den Gummibärchen wieder an seinen richtigen Platz und rief anschließend: "Der nächste bitte." *** Legolas ritt durch. Er hatte keine Zeit zu verlieren, und trieb seinen Hengst immer wieder zur Eile an. Doch als es langsam dämmerte, war es für den Grauschimmel zu viel. Er war den ganzen Tag mit nur einer Pause durchgelaufen, und konnte nicht mehr. Also ließ der Waldelb ihn anhalten und an einem nahe gelegenen Fluss trinken. Er konnte sich kaum noch auf den vier Beinen halten. Legolas streichelte das seidige Fell und murmelte: "Tut mir Leid..." Auch er war erschöpft, doch er wusste, dass er es sich nicht leisten konnte. Er wunderte sich, dass es innerhalb weniger Zeit ganz dunkel geworden war. Dort, wo die Elben jetzt wohnten, gab es nur ein sanftes Dämmerlicht, das die Nacht anzeigte, aber es wurde nie ganz dunkel. //Wahrscheinlich bin ich schon weiter als ich dachte, und auch die Insel scheint größer zu sein, als wofür ich sie gehalten hatte. Ist trotzdem eine ganz schöne Umstellung...// Gerade wollte er niederknien, um sein Gesicht mit dem frischen, klaren Bergwasser zu kühlen, als es hinter ihm im Gebüsch raschelte. Blitzschnell hatte er sich umgedreht und zielte mit seinem Pfeil auf den großen Schatten, der sich von den Bäumen abhob und auf ihn zukam. "Dich kann auch nichts überraschen." Legolas ließ Pfeil und Bogen sinken. Diese Stimme kannte er, auch wenn er sie schon länger nicht mehr gehört hatte. "Mithrandir? Was macht Ihr hier?" Der Schatten löste sich aus dem Dunkeln und trat ins fahle Mondlicht. "Das frage ich dich. Was machst du so alleine hier? Wo ist Gimli?" Der Waldelb sagte traurig: "Den musste ich zurücklassen..." Eine kurze Zeit rang er mit sich selbst, dann erzählte er dem Zauberer die ganze Geschichte mit Frodo. Gandalf wirkte sichtlich überrascht. "Das wusste ich nicht..." Legolas tätschelte den schweißnassen Hals seines Hengstes geistesabwesend. Die Erwähnung von Gimlis Namen weckte Erinnerungen in ihm. Erst die feststellende Stimme des Zauberers riss ihn aus seinen Gedanken: "Dein Pferd hält aber nicht mehr lange durch." "Ich weiß, das ist mein Problem...", erwiderte Legolas niedergeschlagen. Er konnte es sich nicht leisten, auf sein Pferd zu warten. Was war, wenn Frodo inzwischen starb? Gandalf hatte die Situation durchschaut, oder er ahnte, was Legolas denken musste, jedenfalls pfiff er einmal laut, worauf plötzlich von weit her Schritte zu hören waren, die immer näher kamen. Schließlich trat ein schneeweißes Pferd aus dem dichten Gebüsch, blieb neben Gandalf stehen und schnaubte leise. Es war Schattenfell, das weise Pferd des mächtigen Zauberers. Gandalf flüsterte dem edlen, großen Pferd etwas zu, worauf es anmutig zu Legolas schritt, und ihn erwartungsvoll anblickte. "Nimm Schattenfell. Er ist sehr schnell und ausdauernd, und wird dich sicher hin- und wieder zurückbringen, da er dich als seinen Reiter akzeptiert." Legolas blickte erst Gandalf, dann sein Pferd, und schließlich Schattenfell an, und überlegte. "Ich bringe dein Pferd zurück", erklärte sich der Zauberer bereit. "Ich wollte sowieso zu Frodo..." Legolas blieb nichts anderes übrig, und so bedankte er sich bei Gandalf, stieg anmutig, nach kurzem Zögern, auf den Rücken des edlen, großen Pferdes, welches sofort lospreschte und Gandalf und Legolas' Pferd in der Dunkelheit zurückließ. *** Die große Frau stand auf, und zog sich an. Sie hatte kurzes, dunkles Haar, und grüne Augen, in deren Iris sich ein brauner Ring um die Pupillen gebildet hatte, wodurch die Augenfarbe auf den ersten Blick nicht klar zu definieren war. Ihre Haut zeigte sich blass, fast weiß und ihr Alter war schwer zu schätzen, doch sehr alt sah sie noch nicht aus. Sie sprach gerade mit einer anderen Frau, die an einem kleinen Tisch saß, einen Stapel beschriebener Blätter und einige Bücher vor sich. "Also, wir sehen uns später Roma. Wenn du den Text fertig hast, dann gib mir einfach Bescheid..." "Klar, mach ich." Eine kleine Schreibtischlampe tauchte den großen Raum in ein kaltes, weißes Licht und ließ ihn beinahe ungemütlich erscheinen, doch es war warm, und es hingen viele wertvolle Landschaftsgemälde an der Wand, die man bei voller Beleuchtung sehr gut betrachten konnte. Sie waren allesamt in mühevoller, präziser Arbeit mit Ölfarben auf Leinwand gemalt, und schmückten die steinernen Wände. Einer genauen Betrachtung war auch der dicke, asiatische Teppich wert, der mit vielen Verzierungen und Farben ein Gebäude darstellte und den gesamten Raum ausfüllte. "Wo willst du überhaupt hin? Du scheinst es ziemlich eilig zu haben, das kenne ich gar nicht von dir...", wollte Roma wissen, nachdem sie sich von ihren Notizen abgewandt hatte und die Frau anblickte, die gerade ihren dunklen Mantel zuknöpfte, dann ihre Tasche schnappte und antwortete: "Ich habe meine Tochter schon lange nicht mehr gesehen und mich beschleicht schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass ich sie besuchen sollte, weil sie womöglich meine Hilfe braucht. Ich weiß nicht, woher das kommt, aber ich sollte mich wirklich beeilen." "Na dann viel Glück", wünschte Roma ihr und fügte noch hinzu, ihre Blätter ordnend: "Ich lass mir noch ein paar Songtexte einfallen. Der Termin ist ja noch hin... Und dann können wir uns ja über die musikalische Gestaltung Gedanken machen, das ist dann dein Fachgebiet." Die andere Frau nickte lächelnd, sah sich noch mal kurz um, ob sie irgendetwas vergessen hatte, und verließ dann das Zimmer mit einem raschen "Slán agat." Sie lief durch die verschiedenen Flure, kam durch eine große, kunstvoll verzierte Halle und verließ ihr geräumiges, selbstrenoviertes Schloss durch eine Nebentür, die zu den Ställen führte, in denen zur Zeit nur wenige Pferde untergebracht waren, denn es war ein warmer Herbsttag, und viele Tiere waren noch gerne draußen auf den Koppeln, die Herbstluft und das Gras genießend, das schon langsam verdorrte. Im Stall angekommen ging sie zielstrebig auf eine Box zu und begrüßte ihre dunkelbraune, große Stute, die schon an der Tür gewartet hatte, und ihr erfreut zuwieherte. Die Frau tätschelte sie, sprach ein paar Worte zu ihr, und führte sie dann auf den Gang hinaus. Sie klackte den Karabiner des Führstrickes in den unteren Ring des dunkelgrünen Halfters, und band dann das Ende mit einem gekonnten Knoten, der sich bei einem kräftigen Ruck selbst löste, damit wenn das Pferd mal in Panik geraten sollte, nix passierte und es bei Feuer zum Beispiel weglaufen konnte, an eine Holzstange. Dann eilte sie in die nahe gelegene Sattelkammer, holte die Trense und einen leichten, bequemen Sattel mit einer Satteldecke heraus und zäumte ihre Stute dann in Windeseile und mit geübten Handgriffen auf. Danach führte sie sie nach draußen, schloss den Stall ab, schwang sich in den Sattel und ritt in leichtem Galopp über die Wiesen in Richtung Süden. *** "Du gehst schon, Lia?", fragte die ältere Frau, die als Sprechstundenhilfe an dem Schreibtisch im Vorzimmer saß, und schaute sie durch ihre Brille hindurch an. Sie hatte kurze, graue Haare, und war schon von Anfang in der Praxis, in der Lia arbeitete, angestellt gewesen. Sie verrichtete ihre Arbeit immer sehr gewissenhaft, und war überaus hilfsbereit. Außerdem hatte sie einfach jedes Problem im Griff und fand im Handumdrehen einen Lösungsweg aus einer vertrackten Situation. "Ja, ich bin fix und fertig, und muss unbedingt nach Hause.", erwiderte Lia, und schaute auf ihre Uhr. "Ist ja auch schon ziemlich spät", stimmte die Sprechstundenhilfe zu, als sie einen Blick auf die große Uhr an der Wand geworfen hatte. Die junge Frau nickte, und meinte: "Schönen Feierabend noch! Und mach nicht mehr ganz so lange." "Keine Angst, soviel ist nicht mehr zu tun. Ruh dich schön aus ja?", kam die Antwort, und Lia nickte lächelnd, und verließ damit die Praxis um sich auf den Weg zu ihrem Auto zu machen. Sie wohnte weiter weg, und fuhr jeden Tag zu ihrer Arbeit in einer Praxis, die sie sich schon seit längerem mit einer anderen Ärztin teilte, sodass sie sich die Arbeit aufteilen konnten und jeder somit mehr Freizeit hatte, und nicht den ganzen Tag arbeiten musste, was sich schon als sehr praktisch herausgestellt hatte. Sie löste den Haargummi, und ließ ihre schönen, gelockten, dunklen Haare frei. In der Praxis trug sie selbstverständlich einen Zopf, aber eigentlich mochte sie es viel lieber, wenn ihre Haare offen waren, und vom Wind durchgewirbelt wurden. Lia erreichte ihr kleines, blaues Auto, das auf dem Parkplatz im Hinterhof stand, stieg ein, und fuhr los. Sie schaltete das Radio an, da sie Musik liebte, und dachte an das, was sie noch zu tun hatte. Sie besaß ein großes Haus samt Stall und Koppel, und ihr gehörten drei Pferde, um die sich ein Mädchen aus der Nachbarschaft hauptsächlich kümmerte, da die junge Ärztin wenig Zeit hatte. Allerdings liebte sie die Pferde über alles, und versuchte, sie zu trainieren wann immer sie konnte, das hieß, ihren Hengst Spirit vor allem, der Feuer und Flamme war. Er war als eines der besten Rennpferde in Irland bekannt, und ließ sich von niemandem außer ihr reiten. Den älteren Wallach ließ sie oft die Nachbarstochter reiten, und das Pony war zur Gesellschaft der beiden anderen Pferde da, es wirkte beruhigend auf die beiden Streithähne. Lia lächelte, während sie die einsame Landstraße entlang fuhr. Nur gelegentlich kam ihr ein Auto entgegen, es war ja auch schon ziemlich spät und es würde bald dunkel werden. Nach ungefähr zwanzigminütiger Fahrt erreichte sie ihr Grundstück, fuhr die Auffahrt hoch, und parkte in der Garage. //Endlich zu Hause!//, dachte Lia erleichtert, und streckte sich, als sie aus dem Auto stieg, und die Garage schloss. Sie betrachtete die Autofahrt als vergeudete Zeit, in der sie schon so vieles hätte schaffen können, doch ein Umzug kam für sie nicht in Frage bei diesem Grundstück, das ihr eigenes war. Also betrat Lia ihr Haus, aber nur, um ihre Sachen abzustellen, und sich umzuziehen, denn sie musste die Tiere noch versorgen, bevor sie es sich so richtig gemütlich machen konnte. Also zog sie ihre warme Reithose und einen dicken Pulli unter der gefütterten Jacke an, schnappte sich dann noch ein paar Karotten und Äpfel aus der Küche und verließ das Haus, um hinüber zu der Koppel und dem Stall zu gehen. Von weitem konnte sie schon das Mädchen sehen, das von weiter hinten auf der Koppel auf sie zukam. Sie war sehr groß für ihr Alter, hatte ihr dickes, gelocktes, dunkelbraunes Haar in einem geflochtenen Zopf zusammengebunden, und ihre hellen Augen glänzten, als der schwarze Wallach mit den weißen Abzeichen hinter ihr her tänzelte, und ihr verspielt am Jackenärmel zupfte. "Hallo Irka!", rief Lia ihr zu, stieg über den Koppelzaun und winkte. "Wie geht es dir?" Das Mädchen kam mit raschen Schritten heran, lächelte und antwortete: "Mir geht es gut, danke. Ich hab die Boxen schon ausgemistet und die Tränke nachgefüllt. Gerade war ich beim Offenstall..." "Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich machen würde, du bist mir echt so eine große Hilfe!", bedankte Lia sich, und Irka lehnte verlegen ab: "Ach Quatsch, mir macht das doch total Spaß, und ich bin froh, dass ich eine Gelegenheit habe, mit Pferden zu arbeiten und zusammen zu sein." Lia lächelte, und drückte dem Mädchen ein paar der Äpfel und Karotten in die Hand. "Hier, dein Süßer wird schon ungeduldig, siehst du?" Tatsächlich stampfte der Rappe, der ihr gefolgt war, mit dem Huf auf, und schob seinen Kopf in Irkas Taschen. "Hey, da ist nichts!", lachte diese. "Sieh, hier in meiner Hand!" Sie hielt ihm einen großen Apfel hin, und er verschlang ihn gierig, wobei er die Hälfte wieder aussabberte. Nachdem sie gesehen hatten, dass es etwas zu Fressen gab, kamen daraufhin auch der Hengst und das Pony angetrabt. Lia verteilte das Gemüse gerecht, und kraulte Spirit hinterm Ohr, der hin und her tänzelte, und sie mit der Nase immer wieder anstupste. "Ja, ich weiß dass du laufen möchtest.", sagte sie, und gab dem Pony die letzte Karotte. "Er braucht ziemlich viel Auslauf, was?", bemerkte Irka, den Hengst beobachtend, der sich gerade mit dem Wallach kabbelte. "Ja", sagte Lia lächelnd, und strich sich eine Strähne ihres dunklen Haares aus der Stirn. "Er braucht immer Bewegung." " Ist ja auch kein Wunder, bei dem klasse Pferd", stimmte das Mädchen zu. "Ich werd ihn nachher bewegen. Komm, ich helfe dir noch bei dem Offenstall...", und damit machten sich die beiden ans Werk, denn es wurde schon langsam dunkel. *** Bei Sonnenaufgang hatte Legolas den großen See erreicht. Er war erschöpft, während Schattenfell vor Energie nur so zu strahlen schien. Im sanften Sonnenlicht schimmerte sein Fell leuchtend weiß, und seine lange Mähne wehte im leichten Wind. Der Waldelb glitt dankbar den Rücken des edlen Pferdes hinunter und streckte sich. Dann schritt er leichtfüßig, wenn auch etwas verspannt zum Ufer hinunter, das von dichtem Schilf bewachsen war, ohne eine sichtbare Spur in der Natur zu hinterlassen. Inmitten des Schilfs fand er ein kleines, weißes Ruderboot, das sorgfältig getarnt dalag. Legolas machte es los, und drehte sich nach dem Pferd um, doch es war ohne einen Laut zu verursachen verschwunden. Der Waldelb wunderte sich nicht weiter, sondern stieg um keine Zeit zu verlieren in das Boot und setzte sich im hinteren Teil auf eine Bank. Rudern brauchte er nicht, denn die starke Strömung trieb ihn direkt zu dem nahe gelegenen Ufer. Er genoss den frischen Wind, der ihm durch die langen Haare fuhr und seine Fahrt noch beschleunigte. Das Licht der Sonne spiegelte sich auf dem Wasser und glitzerte dort, wo leichte Wellen die Oberfläche des Sees aufrauten. Legolas liebte es, auf dem Wasser zu sein, und so war er etwas enttäuscht, als die Fahrt schon so schnell zu Ende war, doch dann dachte er an Frodo und war froh, dass es so schnell gegangen war. Als er schließlich das andere Ufer betrat, kam Schattenfell aus dem Schilf hervor, und trabte auf ihn zu. Er war weder nass, noch durchgeschwitzt, sondern sah so schön aus wie eh und je und blickte ihn erwartungsvoll aus seinen geheimnisvollen, dunklen Augen an. "Wo kommst du denn auf einmal her?", fragte der Waldelb ein wenig erstaunt, obwohl er wusste, dass Gandalfs Pferd kein normales war, und Kräfte hatte, von denen er nur ahnen konnte, dass es sie gab. Er verschwendete jedoch keinen weiteren Gedanken mehr daran, da er die Wahrheit sowieso nicht erfahren würde, und schwang sich wieder auf den Rücken von Schattenfell. Dieser trabte mit Leichtigkeit den steileren, grasbewachsenen Hang hoch an dessen Ende sich das Tor befand, das Galadriel erwähnt hatte und das die alleinige Verbindung von Valinor zu der Menschenwelt oder Außenwelt darstellte. Es war aus großen, verwitterten Steinen gebaut, und von Blättern überwachsen, so dass es eher einem großen Steinhaufen, als einem Tor ähnlich sah und wohl niemand auf die Idee gekommen wäre, gerade dort hindurch zu reiten, obwohl ein kaum sichtbarer, doch für das geübte Auge gut erkennbarer Weg direkt dorthin führte. Legolas versuchte, durch das Tor hindurchzublicken, konnte allerdings nicht sehen, wohin der Weg dahinter führte, da alles mit dichten Büschen bewachsen war, und der Weg direkt nach dem Tor eine scharfe Rechtskurve machte. Der Himmel war dämmerig, das konnte er noch erkennen, und ihm war nicht sehr wohl zumute. Schattenfell blieb direkt vor dem Tor stehen, die Nervosität des Elben schien sich anscheinend auf ihn übertragen zu haben, er stand mit gespitzten Ohren da, warf den Kopf hin und her, und scharrte ungeduldig mit den Hufen. Er schien auf ein Zeichen von Legolas zu warten, das ihm zeigte, ob er weiter gehen sollte, oder nicht. Der Waldelb war sich seines Weges nicht mehr so sicher, doch da kam ihm das Bild in den Sinn, wie Frodo schwerkrank in dem Bett in Elronds Haus lag. Jedes Zögern konnte seinen Tod bedeuten. Also atmete Legolas tief durch und trieb den Hengst durch leichten Schenkeldruck vorwärts, obwohl auch schon ein Wort genügt hätte. Doch Schattenfell nahm ihm das nicht übel, sondern setzte sich schnell in Bewegung, und als er das Tor durchschritten hatte, schien es, als wäre alles Licht verloschen. Es überkam den Waldelb plötzlich ein sehr starkes Gefühl der Vergänglichkeit, und er bemerkte noch bevor er sich umsah, dass Schattenfell nicht mehr weiß leuchtete, sondern sein Fell eine dunklere, fast graue Farbe angenommen hatte, was ihn kaum noch von der Umgebung unterscheiden ließ. Legolas hob den Blick, und sah sich um. Überall konnte er abgestorbene Bäume und verdorrtes Gras sehen. Es dämmerte, weshalb der Himmel, der mit vielen grauen Wolken bedeckt war noch dunkler wirkte. Von der untergehenden Sonne war nichts zu sehen, und der Wind roch seltsam und beinahe abstoßend, ganz anders als in der unvergänglichen Welt der Elben, wo alles ohne Ende blühte und die Luft süßlich roch. Legolas konnte nur einen Geruch mit Bestimmtheit definieren, nämlich den nach vermodertem Holz, alles andere war ihm fremd. Schattenfell schien das nicht viel auszumachen, jedenfalls lief er ohne noch einmal zu zögern, wenn auch etwas langsamer weiter, während es Legolas sehr viel Kraft kostete, das Gefühl abzuschütteln und sich bewusst zu werden, dass er unsterblich war, und bald wieder in seine Welt zurück kehren konnte, sobald sein Auftrag erledigt war. Er griff in seine Tasche und holte das Stück Stoff heraus, das die Elbenkönigin ihm mitgegeben hatte. Als er die Karte genauer betrachtete fiel ihm auf, dass es eine ziemlich einfache und leicht verständliche Zeichnung war, denn erkannte sofort das Tor und die Stelle, an der er sich befand. Außerdem leuchteten die Linien in einem leichten, goldenen Licht, so dass er sie auch bei völliger Dunkelheit erkennen konnte, und das gab ihm ein wenig Hoffnung. Er sah sich seine zukünftige Route genau an. Anfangs musste er nur den Weg entlang der Büsche weiter reiten, der sich schließlich teilte. An der Gabelung musste er sich nach links wenden, dann nach einem kurzen Stück einen Weg nach rechts einschlagen und schließlich an einer weiteren Kreuzung wieder in die linke Richtung reiten, einen schmalen Weg, der mit der einfachen Zeichnung eines Hauses und eines Pferdekopfes endete. Was der Pferdekopf zu bedeuten hatte, wusste Legolas nicht, doch das würde sich bestimmt noch klären. Auf jeden Fall war er bald am Ziel. Um sich selbst auch ein bisschen Mut zu geben, flüsterte er dem Hengst zu: "Also gut, Schattenfell, dann mal los! Je schneller wir da sind, desto schneller kommen wir auch wieder zurück!", und das genügte schon, um den Hengst zu motivieren noch schneller zu laufen. *** Erschöpft betrat Lia ihre Wohnung und holte sich ein Glas Milch aus dem Kühlschrank. Dann zog sie sich um, und legte sich auf die Couch, um sich ein bisschen auszuruhen. Spirit konnte warten, er war Nachtritte gewöhnt. Sie hatte mit Irka den gesamten Offenstall ausgemistet, und Löcher und vermoderte Bretter an den Wänden durch neue ersetzt. Danach waren sie den Koppelzaun abgelaufen, um zu sehen, ob es auch da Schäden gab. Lia hatte sich das schon immer mal vorgenommen, und war froh, dass das jetzt alles soweit geschafft war. Das Mädchen aus der Nachbarschaft war noch draußen, um die Pferde in den Stall zu bringen. Die junge Frau lächelte bei dem Gedanken an Irka. Sie war kaum von den Pferden wegzukriegen, und blieb oft bis spät in die Nacht noch. Lia war zufällig auf sie gestoßen, als sie gerade mit Spirit einen Morgenspaziergang gemacht hatte. Das Mädchen hatte am Wegrand gestanden, und den Hengst mit leuchtenden Augen angeschaut. Lia hatte sie daraufhin angesprochen, und ihr angeboten, bei ihr zu arbeiten, und die Pferde zu versorgen, natürlich mit Gehalt. Irka wollte das erst gar nicht annehmen, ihr war es schon Lohn genug, überhaupt bei den Pferden zu sein, und den Wallach öfter mal zu reiten, doch Lia hatte sie am Ende doch noch überzeugt, das Geld anzunehmen, da sie selbst ja nicht oft zu kam und ihre Hilfe bitter benötigte. //Irka ist echt ein Segen//, dachte Lia, während sie eine Zeitung durchblätterte, und bei den Annoncen hängen blieb. //Sie hat echt alles im Griff, wenn ich weg bin, die Pferde mögen sie, und sie bleibt fast ihre gesamte freie Zeit bei ihnen. Ich würde zu gerne mal wissen, was ihre Eltern eigentlich davon halten. Sie spricht nie über sich oder ihr Zuhause, was sie sonst noch so macht und wie es in der Schule voran geht, aber ich will sie auch ungern danach fragen, wenn sie es von sich aus nicht gerne erzählen möchte...// *** Trotz der Dämmerung trabte Schattenfell munter weiter. Legolas blickte irritiert die großen Lampen an, die links und rechts des Weges standen und seine Sicht behinderten, da er normalerweise auch im Dunkeln sehr gut sehen konnte, sich seine Augen hier aber immer wieder an den Wechsel zwischen Licht und Schatten gewöhnen mussten. So etwas war er nicht gewöhnt, genauso wenig wie Autos und komisch gebaute Häuser. Auch die Geräusche verunsicherten ihn, alles war fremd und schien bedrohlich. Inbrünstig hoffte er, dass er bald da war, doch es war weiter, als er vermutet hatte. Nur vereinzelt traf er Menschen an, die ihn nicht weiter beachteten, oder ihn auch gar nicht sahen, da Schattenfell sehr leise und schnell lief, und mit der Dunkelheit verschmolz. Den Hengst schien das alles wenig zu stören, er schritt unbeirrt fort, und mittlerweile kamen sie an einer bewohnteren Gegend vorbei, es standen überall eigenartig gebaute Häuser mit Zäunen. Der Waldelb dirigierte den Hengst der Karte nach, und kam bald wieder in ein weniger bewohntes Gebiet. Er ritt an Wald und Wiesen vorbei, und es war fast wie in seiner Heimat, obwohl der Wald noch sehr jung war, wie Legolas spürte, und die wenigen Waldtiere waren scheu und ängstlich. Inzwischen war es ganz dunkel geworden, und normale Menschen hätten die Hand nicht mehr vor Augen sehen können, doch den Waldelb und das Pferd des Zauberers störte dies nicht. Plötzlich konnte man ein entferntes Wiehern hören. Schattenfell spitzte die Ohren, lief weiter und schien sogar noch an Geschwindigkeit zuzulegen. Schließlich kam er an einer Koppel an, neben der ein Haus stand, indem die Fenster in der unteren Etage erleuchtet waren. Das Wiehern kam von einem Pferd, das alleine an dem Koppelzaun stand, und zu ihnen blickte. //Das muss es sein//, dachte Legolas und konnte sich nun auch den Pferdekopf auf der Karte erklären, die Zeichnung des Hauses war ihm schon von Anfang an klar gewesen. Er stieg ab, klopfte Schattenfell den Hals, und flüsterte: "Ge sí, das hast du gut gemacht! Warte, bis ich wiederkomme, okay?" Damit ließ er den Hengst bei dem Pferd auf der Koppel stehen und ging mit gemischten Gefühlen auf das Haus zu. Als er zum Eingang kam sah er, dass die Tür nur angelehnt war, und er trat geräuschlos ein, während er sich umschaute. Hinter ihm konnte er die Pferde schnauben und wiehern hören, und ihm war so, als würde er einen herannahenden Reiter vernehmen, doch er war sich nicht ganz so sicher, und hatte wichtigeres zu tun. Der Waldelb nahm Geräusche aus dem nächstgelegenen Zimmer wahr, dessen Tür ebenfalls offen stand, und blieb im Türrahmen stehen. Er sah eine junge Frau, die mit dem Rücken zu ihm stand, und sich gerade die Schuhe zuband. Sie war dünn, und hatte offene, dunklere, gelockte Haare, die ihm irgendwie komisch vorkamen. Er hatte das unerklärbare Gefühl, diese Person irgendwie zu kennen, doch das konnte nicht sein, schließlich war sie ein Mensch, und diese wurden nicht sehr alt. Trotzdem verschwand das Gefühl nicht, an irgendwen erinnerte sie ihn. Legolas blieb einfach nur stehen, und war irgendwie überwältigt, obwohl er noch nicht einmal ihr Gesicht gesehen hatte. Er fragte sich, ob dies das Mädchen war, das Galadriel gemeint hatte. Aber eine andere Möglichkeit gab es nicht, sie musste es sein. Als ob sie seine Anwesenheit gespürt hätte, drehte sie sich plötzlich um, und sah ihn an. Erst lag Verwirrung in ihrem Blick, dann Verwunderung und schließlich Erkennen. "Legolas?!", fragte sie verwirrt und richtete sich auf. "Dich gibt's doch nur im Film!" Nun war es an dem Waldelb, verwirrt zu sein. Er kannte die Sprache zwar nicht, die sie sprach, hatte aber dennoch seinen Namen verstanden. "Chen istach man...?", fragte er sie verwundert, und sie blieb ruhig stehen und sagte daraufhin: "Hä? Was sagt Ihr?" In diesem Moment klopfte es an der Haustür, und Lia blickte an Legolas vorbei zum Flur, den eine Person durchquerte, die in einen dunklen Mantel gehüllt war. Als sie neben dem Waldelb ins Licht des Wohnzimmers trat, rief Lia: "Mama! Schön dich zu sehen!", und sie umarmte die Frau, die die Umarmung erwiderte, ihre Tochter dann aber wieder losließ und Legolas unbeeindruckt anschaute. Lia erklärte: "Ich weiß auch nicht, wer mich hier gerade veralbert und was er hier zu suchen hat. Er sieht aus wie Legolas, aber dieser ist doch eine Filmfigur! Außerdem spricht er eine Sprache, die ich nicht verstehe!" Sie war total verwirrt, und ihre Mutter beruhigte sie: "Ist okay, das ist niemand, der dich veralbern will, das hat eine andere Bedeutung. Ich erkläre dir gleich alles, ich wusste, dass du irgendwann die Wahrheit erfahren musst, warte..." Sie machte einen Schritt auf den Waldelben zu, ließ Lia verwirrt in der Mitte des Zimmers stehen, und sagte mit einer leichten Verbeugung: "Mae govannen, Legolas Thranduilion. Im Eithne Ní Bhraonáin..." "Chen Eithne Ní Bhraonáin?!", fragte Legolas ungläubig. "Mae.", antwortete sie nur und lächelte leicht. Dann meinte sie zu ihm: "Istach o nín... ", und Legolas nickte und setzte erneut zum Sprechen an. Lia stand nur daneben, blickte vom einen zum anderen, und verstand rein gar nichts. //Was ist das für eine Sprache? Es klingt sehr alt und melodisch, jedoch fern allen Sprachen, die ich kenne.// Sie war fasziniert und fragte sich gleichzeitig, wieso ihre Mutter das konnte und ihr nicht beigebracht hatte, denn sie hatte ihr sehr viel schon von frühester Kindheit an beigebracht, von der alten gälischen Sprache bis hin zum Klavierspielen. "Was möchte er von mir?", fragte Lia ihre Mutter und unterbrach sie damit. "Ich weiß nicht, wir waren gerade dabei, uns vorzustellen und zu begrüßen. Es ist zwar unhöflich, aber ich frage ihn mal danach, er scheint ja auch ziemlich in Eile zu sein..." Sie wechselte in die andere Sprache, und der Waldelb blickte daraufhin Lia mit seinen dunkelblauen Augen an, und sagte: "Boe ammen veriad lîn. Iorhael fîr!" Lia sah ihre Mutter an, und diese übersetzte: "Er sagt: >Wir brauchen deine Hilfe, Frodo liegt im Sterben.<" Da muss ich noch "Eure Hilfe" hinkriegen... "Wie bitte?! Frodo?!" Nun war sie gänzlich irritiert. Ihre Mutter, die das bemerkte, sagte: "Okay Lia, warte. Ich lass mir erst von Legolas alles erzählen, und erkläre dir dann alles, okay?" Widerwillig nickte die junge Frau und lauschte dem Gespräch in der fremden Sprache. //Moment mal//, fiel ihr ein, //diese Sprache wurde doch auch in den Filmen gesprochen, das ist Elbisch!!// Nach dieser Erkenntnis wunderte sie sich noch mehr. //Will mich hier jemand veralbern?! Wir sind doch hier nicht im Film! Ich meine, ich hab ihn mir sehr oft angesehen, aber davon wird das doch nicht zur Realität! Aber merkwürdig ist das schon...// Sie beobachtete den Elb, der leidenschaftlich wie es schien erzählte, und ihre Mutter unentwegt mit ernsten, dunkelblauen Augen anblickte. //Hm, er sieht wirklich aus wie im Film, obwohl ich sagen würde, dass er hier noch viel hübscher aussieht. Sein Gesicht sieht auch nicht aus, wie das von Orlando Bloom... aber ähnlich, sehr ähnlich! Und die Sachen die er trägt sind auch fast haargenau gleich!// In diesem Moment hörte sie ein Wiehern draußen, und sie schaute aus dem Fenster, weil sie nichts anderes zu tun hatte. Was sie dort sah, verschlug ihr die Sprache. Dort bei Spirit und der Stute ihrer Mutter stand ein weiteres. Es war sehr groß, hatte eine lange Mähne und sein Fell schimmerte wie Silber. "Schattenfell?!", flüsterte sie ungläubig, und der Hengst spitzte die Ohren und sah zu ihr herüber. //Ich glaub, ich träume...!// "Lia?" Die Stimme ihrer Mutter riss sie aus ihren Gedanken. Sie drehte sich um, und blickte sie fragend an. "Setzt dich", forderte diese sie auf, "ich muss dir viel erzählen." Lia tat, wie ihr geheißen und wartete. Sie blickte in die grün-braunen Augen ihrer Mutter, die sie ernst anblickten. "Ich habe es dir nie erzählt, weil ich hoffte, dass du hier ein normales Leben ohne Sorgen führen könntest, und dass sich später alles von selbst ergibt, doch die Vergangenheit holt jeden einmal ein. Ich hoffe, dass es ein nicht allzu großer Schock für dich ist, aber ich bin nicht deine leibliche Mutter." Sie machte eine Pause, Lia's Reaktion abwartend, doch es kam keine. Sie sah sie weiterhin an, und wartete, bis sie weitersprechen würde, was sie nach einigen Augenblicken auch tat. "Wer deine Eltern sind, kann ich dir beim besten Willen nicht sagen, ich fand dich alleine im Gras an der Küste liegen..." Noch immer schwieg die junge Frau, und Eithne fuhr nach der kurzen Pause fort: "Ich denke, die Frage die dir am meisten auf der Zunge brennt ist, wieso Personen aus deinem Lieblingsfilm plötzlich real werden." Lia nickte ernst. "Die Wahrheit ist: Das weiß niemand so genau. Also auf jeden Fall ist das, was im Film gezeigt wurde, alles der Realität nach empfunden. Es zeigt die Geschichte der Elben, der Hobbits... du weißt schon, die ganze Zeit um den Ringkrieg. Der Film wurde den Büchern nachempfunden, von denen es ja noch andere gibt, zum Beispiel "Der kleine Hobbit", oder "Das Silmarillion". Und diese Bücher rühren unter anderem von den Aufzeichnungen Bilbos und Frodo's her. Wie sie in diese Welt gelangten, ist unklar." "Das heißt...", fand Lia endlich Worte, "das heißt dass es Mittelerde wirklich gibt, und alles real ist?!" Ihre Mutter nickte. "Ja, oder zumindest es gab Mittelerde als solches einmal. Und auch wir gehören zum Teil mit hinein." "Das versteh ich nicht, wieso??", unterbrach Lia Eithne, die geduldig antwortete: "Also ich sehe das so: Es gab Mittelerde wirklich, früher einmal. Doch dann gingen die Elben nach Westen, also nach Valinor oder Aman, und die Menschen konnten sich ungehindert entwickeln. Irgendwann haben sich dann alle anderen Völker, zum Beispiel die Hobbits oder die Zwerge abgegrenzt, so dass die Menschen wirklich für sich waren. Und so haben sie sich Zeitalter um Zeitalter immer weiter entwickelt, bis zu dem Stand, wo wir heute sind, nämlich dass wir zwar einen sehr hohen technischen Fortschritt haben, von unserer Vergangenheit aber so gut wie nichts mehr wissen, und die anderen Wesen in ihrer anderen Welt, vor uns verborgen leben." Sie machte eine Pause, und Lia meinte: "Hm, also das leuchtet mir schon irgendwie ein, aber trotzdem waren das in dem Film doch Schauspieler! Wieso sieht dann der "echte" Legolas hier, wenn ich das mal so sagen darf", sie wies auf den Waldelb, der aus dem Fenster geschaut hatte, und ihr bei der Nennung seines Namens den Blick zuwandte, "genau so aus, wie im Film? Ich meine größtenteils... ich meine...", sie fand keine Worte für die Gedanken, die sich in ihrem Kopf überschlugen. "Ja sicher waren das Schauspieler, aber die Aufzeichnungen müssen wirklich so ausführlich gewesen sein, dass eben alles genauso sein sollte, wie beschrieben. Deshalb war das doch so ein Aufwand, den Film erstmal so herzustellen. Es scheint, als ob alles so genau sein sollte, wie möglich. Von der Kleidung der Hobbits, bis zu den Gesichtszügen von Legolas." Der Waldelb blickte die beiden bei der erneuten Nennung seines Namens fragend an. Auch Lia sah ihn an, und ihr Herz schlug schneller. Ihre Lieblingsfigur aus dem "Herrn der Ringe" war Wirklichkeit? Bei diesem Gedanken musste sie lächeln, sich nicht bewusst seiend, dass sie Legolas noch immer anschaute, und dieser erwiderte ihr Lächeln. Sie wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, traute sich jedoch erstens nicht, und zweitens fiel ihr gerade Frodo ein. Zu ihrer Mutter meinte sie: "Dann macht das mit Frodo aber auch Sinn. Er war ja nach Aman zum Schluss gefahren, und von da scheint unser Freund hier ja herzukommen, das spürt man..." Ihre Mutter nickte nur, erwiderte jedoch nichts, und als Lia wieder Legolas anschaute, der sie noch immer nachdenklich betrachtete, kam ihr eine Idee. Sie flüsterte ihrer Mutter zu: "Was heißt >Seid Ihr durstig?< auf Elbisch?" Eithne lächelte und flüsterte ihr die Antwort zu. Legolas blickte sie mit seinen blauen Augen fragend an, als er sah, wie die beiden miteinander flüsterten, und Lia trat auf ihn zu und fragte: "Chen faug?", wobei sie versuchte, die Aussprache so nachzuahmen, wie ihre Mutter es ihr vorgesagt hatte. Der Waldelb sah sie erstaunt an, lachte, und winkte Eithne zu sich heran, um sie etwas zu fragen, die darauf flüsternd etwas antwortete. Lia lächelte, und wartete gespannt auf die Antwort: "Gerne, vielen Dank.", sagte Legolas, wobei er so einen lustigen Akzent hatte, dass selbst Lia's Mutter lachen musste. Also ging Lia in die Küche, und überlegte, was so ein Waldelb wohl trinken mochte. Im Film hatte er entweder Wasser, oder in der einen lustigen Szene mit Gimli Bier getrunken. Bei diesem Gedanken musste sie schmunzeln. //Also wenn ein Elb so was Widerwärtiges wie Bier trinkt und davon nichteinmal besoffen wird, dann wird ihm wohl ein Glas Apfelsaft auch nichts schaden!// Sie holte ein großes Glas aus dem Schrank, und eine Packung Apfelsaft aus dem Kühlschrank, goss ein und brachte das Glas zu Legolas, der erst kostete, Lia mit Gesten verständlich machte, dass es schmeckte, und dann langsam trank. Danach sagte er: "Le hannon.", und sie sagte: "Bitte." Beide konnten sich denken, was der andere gesagt hatte, und lächelten sich an. Doch dann wurde Legolas plötzlich ernst und wandte sich Eithne zu, um ihr etwas zu sagen, die sich sofort Lia zuwandte. "Ich hab dir noch was vergessen zu erzählen in der Eile. Wie du weißt, hat Legolas erzählt, dass Frodo im Sterben liegt, beziehungsweise sehr krank ist. Das Problem ist, dass ihm niemand helfen kann, nichteinmal Elrond, und du bist ihre letzte Hoffnung." "Ich? Wieso ich?", fragte die junge Frau irritiert. "Weil du eine sehr gute Ärztin bist, und ich ihm mal den Tipp gegeben habe..." "Genau", unterbrach ihre Tochter sie. "Was hast DU überhaupt mit der ganzen Sache zu tun? Wieso kannst du Elbisch?!" Eithne war durch den plötzlichen Themenwechsel irritiert, und erwiderte nur: "Das muss warten. Legolas hat es sehr eilig. Er ist ungefähr einen Tag unterwegs gewesen und macht sich Sorgen, dass er nicht rechtzeitig wieder da ist." "Ich soll mitkommen?", fragte die junge Ärztin überrascht. Ihre Mutter nickte. "Ja. Sie brauchen dich." "Aber wieso ich?! Wenn nichteinmal Elrond das kann! Er hat ihn doch schon mal geheilt, wieso nicht auch jetzt?!" "Nun bleib mal ganz ruhig.", meinte Eithne gelassen. "Nimm alles mit, was du denkst, das du brauchen könntest. Legolas hat mir nur sagen können, das Frodo hohes Fieber hat, zittert, wirres Zeug redet, und sich an die Schulter fasst..." "Was?! Immer noch diese Verletzung von dem Nazgûl? Stimmt, Frodo hatte ja auch noch im Nachhinein Probleme bis zum Ende des Filmes bzw. Buches. Das heißt, ich brauche..." Sie wirbelte herum, rannte in eines der Zimmer, schnappte sich einen Rucksack, und packte an medizinischen Sachen gezielt alles hinein, was Frodo brauchen könnte. Dann eilte sie die Treppen hinauf in ihr eigenes Zimmer, und packte noch ein paar private Sachen hinzu, da sie nicht wusste, wie lange sie wegbleiben würde. Im Anschluss rannte sie wieder hinunter ins Wohnzimmer, wo ihre Mutter sich wieder mit dem Waldelb unterhielt. "Bist du fertig?", fragte Eithne sie. "Es wird ein langer Ritt..." "Ich denke schon. Ich habe schon meine warmen Reitsachen an, weil ich sowieso noch einen Ritt mit Spirit machen wollte..." Sie zog sich nur noch eine dicke Jacke an, und bedeutete dann Legolas, ihr zu folgen. Sie verließen das Haus, und Eithne blieb in der Tür stehen. Lia blickte sich um, und fragte sie verwundert: "Kommst du nicht mit?" Ihre Mutter schüttelte den Kopf. "Ich habe noch was zu erledigen, aber wir werden uns bestimmt bald wieder sehen, keine Angst. Und dann erzähle ich dir alles ganz genau." "Aber wie soll ich mich dann verständigen?!", bekam die junge Ärztin Panik. "Ach, das geht schon. Galadriel, die du dort bestimmt treffen wirst, kann viele Sprachen sprechen, genauso wie Elrond. Ihr werdet euch schon verständigen können, sei unbesorgt." Lia war sich da nicht so sicher, doch ihr fiel gerade noch etwas ein. "Sag mal könntest du Irka am besten noch Bescheid sagen? Sie müsste noch im Stall sein. Gib ihr einfach die Wohnungsschlüssel. Ich denke sie ist so lieb und kümmert sich weiterhin um alles." "Klar, das ist kein Problem. Ich gebe deiner Praxis dann auch noch Bescheid..." "Stimmt ja, die Praxis! Hoffentlich dauert es nicht zu lange... Aber das ist nett, dass du das für mich machst, danke!" Sie umarmte ihre Mutter zum Abschied, und schloss sich dann Legolas an, der zu Schattenfell hinüber ging, welcher geduldig gewartet hatte, und ihm das Fell tätschelte. Er bedeutete Lia mit einer sanften Handbewegung, aufzusteigen, doch diese schaute ihn verwirrt an, und schüttelte den Kopf. "Nein, ist schon okay, ich nehme Spirit, der braucht unbedingt Auslauf, und ist auch schnell." Damit schwang sie sich über den Koppelzaun, weil sie zu faul war, bis zum Tor zu laufen und ging zu ihrem Hengst. Sie überlegte, ob sie ihn aufzäumen sollte, doch das würde zu lange dauern, und ohne ritt sie sowieso viel lieber. Also bedeutete sie ihm, ihr zum Tor der Koppel zu folgen, öffnete diese und führte ihn dann hinaus. Legolas sah sie an und sprach eindringlich auf sie ein. "Er meint, dass Schattenfell das schnellste Pferd überhaupt ist, und dass es nur mit ihm möglich ist, rechtzeitig zu kommen. Er macht sich ernsthafte Sorgen, dass ihr zu spät kommt...", rief Eithne vom Haus zu Lia herüber. "Dann sag ihm, dass Spirit ein Rennpferd ist, und ich alleine reiten kann!", rief diese plötzlich genervt, und schwang sich auf den Rücken des Falben. Eithne sagte Legolas die Antwort zu, und er blickte die junge Ärztin niedergeschlagen an, und schwang sich elegant auf Schattenfells Rücken. Dann trieb er den Hengst an, ohne noch mal zu Lia zurückzuschauen. Diese brauchte Spirit nichteinmal anzutreiben, da preschte er schon los. Er hatte wirklich Bewegung gebraucht. Die junge Frau winkte ihrer Mutter noch im Vorbeireiten zu, bevor sie in der Dunkelheit verschwand. Lia beobachtete Legolas bei dem langen Ritt, und stellte fest, dass er sehr gut auf dem Pferderücken saß, obwohl er nicht viel machen musste, und der Hengst genau zu wissen schien, wohin es ging. Spirit hielt gut mit Schattenfell mit, er war froh über die Bewegung, das konnte sie spüren. //Tut mir leid, Dicker. Ich muss wirklich viel mehr mit dir machen. Ein Rennpferd muss man intensiv trainieren...// Sie nahm sich vor, dies zu tun, sobald sie wieder zurück war. Die Luft war ziemlich frisch, und die junge Ärztin war froh, ihre dicken Reitsachen zu tragen, allerdings tat auch ihr die Bewegung gut, denn durch das meist ständige Sitzen in der Praxis mangelte es ihr an Bewegung. Auch Legolas schaute öfter zu ihr rüber und schien sich zu wundern, dass ihr Pferd so schnell war. Gegen Morgendämmerung kamen sie an dem Tor an, und Lia spürte, dass Spirit erschöpft war. Als sie das Tor sah, wunderte sie sich, dass sie es noch nie bemerkt hatte, aber es war ja auch ziemlich unscheinbar und sie fragte sich, wieso um alles in der Welt Legolas da durch wollte, wo doch daneben so viel Platz war. Der Waldelb hielt Schattenfell an, und wartete, bis Lia aufgeschlossen hatte. Dann ritt er im Schritt durch das Tor, und Lia trieb Spirit mit leichtem Schenkeldruck hinterher. Sobald sie die Schwelle des Tores überschritten hatte, sah sie, dass sie in eine ganz andere Welt eingetaucht war, denn die Sonne begann gerade aufzugehen und alles wurde heller. Ihr Herz schlug auf einmal schneller, und sie fühlte sich plötzlich frei und ohne Sorgen. Sie vergaß alles um sich herum, und fühlte sich, als könnte sie die ganze Welt umarmen, als würde es überhaupt keine Sorgen mehr geben. Sie vergaß, dass sie erschöpft war, und ihr jeder einzelne Muskel weh tat, sie vergaß, dass sie auf einem Pferd saß, und sie fühlte, als hätte sie etwas lang vermisstes wieder gefunden, oder als würde ein Teil von ihr hier her gehören. Es war, als wäre eine tiefe, unbewusste Sehnsucht plötzlich gestillt worden. Es herrschte ein tiefer Frieden in ihr. Sie sah eine Welt vor sich, in der weder Zeit, noch Hetze und Eile zählten, das Frieden und tiefe Stille ausstrahlte. Lia nahm ihre Umwelt erst wieder wahr, als sie unten am Flussufer waren, und Legolas sie sanft antippte und sie etwas fragte. Sie blickte ihn mit entrücktem Blick an, und sagte leise: "Ist schon okay..." Dann schüttelte sie ihren Kopf, um sich wieder in der Realität zurechtzufinden. Als ihr das gelang, sah sie, dass die Landschaft richtig grün war, wie im Frühling, und dass vor ihr ein See lag. Es blühten die verschiedensten Arten von Blumen, Vögel sangen wunderschön und die Luft duftete süßlich. Es war herrlich. Erst jetzt bemerkte sie, dass Legolas nicht mehr auf dem Rücken von Schattenfell saß, sondern neben ihr stand, und sie besorgt anschaute. Lia schwang sich ebenfalls vom Pferd, tätschelte Spirit den schweißnassen Hals und schaute sich nochmals um. Der Waldelb machte eine wegwerfende Handbewegung, und wies auf Schattenfell, der sich entfernte. Lia gab Spirit einen liebevollen Klaps und flüsterte ihm zu: "Danke für deine Hilfe. Es ist besser, wenn du dich jetzt ausruhst. Lauf zurück, ja? Und lass dir Zeit." Spirit gab ihr einen Stups mit seiner Nase und trabte anschließend locker davon. Legolas, der das beobachtet hatte, half ihr nun ins Boot und ruderte ans andere Ufer. Wie lange das dauerte, konnte Lia nicht sagen, sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Es kam ihr aber ziemlich schnell vor. Während der Fahrt zog sie sich ihre warme Reitjacke aus, und verstaute sie in ihrem Rucksack. Die Luft schien von der Sonne erwärmt zu sein, jedenfalls war ihr überhaupt nicht mehr kalt. Sobald das andere Ufer erreicht war, sprang Legolas leichtfüßig aus dem Boot, reichte Lia die Hand und half ihr hinaus. "Danke", sagte sie lächelnd, und der Waldelb deutete eine leichte Verbeugung an. Dann drehte er sich um, weil er diesmal Schattenfell kommen hörte, der kurz darauf auf dem Hügel auftauchte und heruntergaloppiert kam. Legolas blickte sie fragend an, als der Hengst neben ihm zum Stehen kam, und diesmal nickte die junge Frau. Daraufhin half er ihr auf das große Pferd und kam vor ihr zum Sitzen. Er bedeutete Lia, sich an ihm festzuhalten und dann, ohne viel Zeit zu verlieren, preschte Schattenfell vorwärts, direkt in den Wald, der sich anschloss. Die Bäume standen zum Glück relativ weit auseinander, so dass Lia nicht so stark auf entgegenkommende Äste oder sonstiges achten musste. Es war ein atemberaubender Ritt. Lia hatte keine Probleme, sich den geschmeidigen Bewegungen des Pferdes anzupassen. Anfangs hatte sie gedacht, sie würde herunterfallen, da das Pferd große Sätze machte, doch zum Glück hielt sie sich an Legolas fest, der sicher auf dem Rücken des Pferdes saß, und es nichteinmal antreiben musste, denn es schien genau zu wissen, wohin es laufen sollte. Die Landschaft flog in Windeseile vorbei, und Lia fühlte die Stille, den Frieden und das enorme Alter von diesem Ort. Das Licht war bläulich, wie in der Morgendämmerung, doch das änderte sich im Folgenden, denn ein neuer Tag brach an. Alles sah friedlich aus und kein Lebewesen war zu sehen. Die Vögel, die anfangs noch gesungen hatten, waren verstummt. Doch das Schweigen war weder bedrückend, noch erweckte es Einsamkeit. Es spiegelte vielmals das Wesen der Ewigkeit wieder, ein Gedanke, der irgendwo logisch klang. Über all diese Dinge sann Lia während des langen Rittes nach. Anfangs hatte sie sich gewundert, hinter Legolas zu sitzen, bei ihr war es so, wenn sie zum Beispiel mal eine Reittherapie machte mit einem kleinen Kind, dann nahm sie dieses vor sich, zwischen ihre Arme, damit es nicht herunterfallen konnte. Außerdem fühlte es sich auch gleich viel sicherer... //Ist in dieser Zeit wohl anders...//, dachte Lia, und verschwendete keinen weiteren Gedanken mehr daran als ihr einfiel, dass sie einen großen Rucksack trug. Der Wald schien kein Ende nehmen zu wollen, und außer den leisen Schritten des Pferdes war nichts zu hören. Doch als Lia ihre Ohren spitzte, konnte sie in weiter Ferne einen wunderschönen Gesang hören. "Oh nein, hoffentlich ist es nicht schon zu spät!", rief Legolas besorgt auf Elbisch, und trieb Schattenfell noch zu größerer Eile an. Lia runzelte die Stirn. Sie hatte nicht verstanden, was der Waldelb gemurmelt hatte, aber es musste etwas Ernstes gewesen sein, da Schattenfell noch schneller lief als zuvor schon. Der Gesang kam immer näher, und schließlich lichtete sich der Wald und gab den Blick auf eine Blumenwiese frei, in der viele Bäume mit hohen Stämmen standen. Als Lia genauer hinschaute, sah sie Häuser in den Ästen der Bäume, die durch Hängeleitern miteinander verbunden waren und aus deren Fenstern sie viele Elben kaum sichtbar und mit aufgeregtem Tuscheln beobachteten. Schattenfell trug Legolas und die junge Ärztin vorbei an den Bäumen hin zu einem Hügel, auf dem ein Haus stand, das von blühenden Büschen umgeben war. Hinter diesem Haus bot sich eine Panoramasicht, wie Lia sie noch nicht gesehen hatte. Es war ein lang gestrecktes Tal, durch das einige Flüsse ihren Weg suchten, zwischen die in den unterschiedlichsten und prächtigsten Farben leuchtenden Wiesen hindurch hin zu einer Schlucht, in der sie sich zusammen zu einem Fluss vereinten, der mit einem melodischen Rauschen in Form eines Wasserfalles die Felsen hinab lief. Inzwischen war es richtig hell geworden, und das Sonnenlicht spiegelte sich in dem klaren Wasser, und ließ wunderschöne Regenbögen und Lichtspiegelungen entstehen. Verzaubert von dieser einmaligen Schönheit der Landschaft, bemerkte Lia gar nicht, das Schattenfell am Eingang des Hauses angehalten hatte, und der Waldelb schon eilig vom Rücken des Pferdes gesprungen war. Sie war in den bezaubernden Anblick versunken, und ihr Kopf war frei von allen Gedanken und Gefühlen. Lia fand erst wieder in die Realität zurück, als Legolas sie zaghaft antippte, doch es war nicht, als wäre sie aus einem Traum erwacht, sondern als würde sie ein Teil des Traumes sein. Der Waldelb reichte ihr die Hand und half ihr herunter, nachdem sie ihn erst verwirrt angeschaut hatte. Wieder festen Boden unter den Füßen habend, streckte Lia sich kurz, um ihre Muskeln zu lockern, und folgte dann Legolas, der mit schnellen Schritten die wenigen Stufen zum Haus hinauf eilte. Die Tür war offen, und Lia fand sich in einer großen Halle wieder, durch die ein langer Gang zu verschiedenen Räumen führte. Außerdem fiel ihr auf, dass die vielen Fenster überhaupt keine Fensterscheiben beinhalteten, sondern einfach wie Löcher in der Hauswand für frische Luft sorgten. Der Waldelb öffnete eine der hinteren Türen, nachdem er sich umgeschaut hatte und sich wunderte, dass niemand da war, und blickte sich anschließend nach Lia um, die hinter ihm zum Stehen kam. Dann bedeutete er ihr mit ernstem Gesicht, den Raum vor ihm zu betreten. //Ah ja, Ladies first scheint hier ja auch zu gelten//, dachte Lia belustigt, doch wurde schnell wieder ernst. Der Raum, den sie betrat, war sehr groß und geräumig. Durch die großen Fenster kam bestimmt normalerweise viel Sonnenlicht herein, und ließ den Raum strahlen, doch jetzt waren dunkle Vorhänge davor zugezogen, und nur ein Kaminfeuer verbreitete ein sanftes Licht, das eine gemütliche Atmosphäre schuf. Die Luft roch nach verschiedenen Kräutern, die sie auf die Schnelle nicht zuordnen konnte. Erst als ihre Augen sich nach einer Weile an das schummerige Licht gewöhnt hatten, konnte Lia auf der rechten Seite verdeckt hinter einem Bogen ein sehr großes Bett erkennen, an dessen Ende an der Wand kunstvolle Figuren eingraviert waren. Die junge Frau ging einige Schritte näher, und sah eine kleine Gestalt regungslos unter dicken Decken liegen. Um sie näher zu betrachten trat Lia zielstrebig auf das große Bett zu, stellte ihren schweren Rucksack ab, und konnte den kleinen Hobbit Frodo erkennen, der blass und mit schweißnasser Stirn da lag und keine Regung zeigte. Er schien nichteinmal mehr zu atmen. //Hoffentlich sind wir nicht zu spät!//, dachte die junge Ärztin besorgt, und drehte sich zu dem Waldelb um, der im Türrahmen stehen geblieben war, und regungslos an der Wand lehnte. Er blickte sie an, ohne eine sonstige Reaktion zu zeigen. Er blickte sie einfach nur an. //Bestimmt hat er Angst, dass Frodo gestorben ist, und nun will er die Wahrheit lieber nicht erfahren... Doch ich muss sie wissen!!// Also fasste Lia unter die Decke, ergriff die Hand des Hobbits und fühlte routinemäßig den Puls. Er war schwach, aber dennoch vorhanden. //Phew! Er lebt noch!!// Sie ließ einen erleichterten Seufzer los, und drehte sich erneut zu Legolas um. Leicht lächelnd blickte sie ihn an, um ihm zu verstehen zu geben, dass es noch nicht ganz zu spät war, und sagte: "Er lebt noch! Aber wer weiß, wie lange. Ich brauche jemanden, der mir sagt, wie seine Symptome die ganze Zeit über waren, sonst kann ich nicht viel tun..." Sie holte aus ihrem Rucksack ein digitales Fieberthermometer, und während sie es auspackte, und Frodo in den Mund schob, hörte sie eine ihr fremde Stimme, in ihrer Sprache sagen: "Das kann ich machen." Erstaunt drehte Lia sich um, und erkannte erst jetzt eine Gestalt, die schon die ganze Zeit hinter einer Säule gestanden haben musste, und sich nun aus dem Dunkeln löste. Die junge Frau erkannte ihn trotz einiger Unterschiede sofort, denn es war Elrond, der nun vor ihr stand, und sie ernst anschaute. Sein dunkles Haar schien noch dunkler geworden zu sein, und auf seiner Stirn zeigten sich tiefe Sorgenfalten ab. Er trug ein schlichtes, dunkles Gewand, und hielt in der Hand ein paar Kräuter. Lia erinnerte sich an die guten Umgangsformen, und das bisschen Elbisch, dass sie aus den Filmen behalten hatte (wovon sie gar nichts wusste), also verbeugte sie sich und sagte mit klarer Stimme ehrerbietig: "Mae govannen, hîr Elrond." Der Elbenfürst lächelte leicht, und trat die wenigen Stufen zu ihr hinunter. Dann begrüßte er Legolas, der noch immer versteinert im Türrahmen stand, und schien ihm den Zustand Frodo's zu erklären, denn den Namen des Hobbits konnte Lia mehrmals vernehmen. Sobald der Waldelb erfuhr, dass Frodo noch gar nicht gestorben war, kam wieder Bewegung in ihn, und er lief schnellen Schrittes zu dem Bett. In diesem Moment piepte das Fieberthermometer, und Legolas blieb erschrocken stehen. Lia nahm es Frodo aus dem Mund, und blickte auf die Anzeige. "Was?! 40,3° Celsius? Und dann sieht Frodo SO aus?!", rief Lia, und Elrond trat an ihre Seite, während Legolas ihm über die Schulter schaute. "Er hat am Anfang sehr geschwitzt und gezittert, aber seit einigen Stunden hat sich sein Zustand nicht mehr verändert... Wir haben ihn schon in dicke Decken gepackt, worauf zumindest das Frösteln aufgehört hat...", informierte der Halbelb sie bereitwillig. "Ja", antwortete Lia und stellte dann fest: "Aber das Fieber hat sich anscheinend nicht gesenkt..." "Das ist ja das Problem mitunter", erwiderte Elrond besorgt. "Also sicher ist schon mal, dass er einen Schock hat", stellte die junge Ärztin fest. "Also ein plötzliches Kreislaufversagen. Das erkenne ich an der blassen, verschwitzten und doch kühlen Haut...", sie fühlte ihm noch einmal den Puls, und betastete sowohl seine Finger und Füße, als auch seine Nase. Anschließend fuhr Lia fort: "Und auch daran, dass sein Puls schnell und schwach ist, und seine Gliedmaßen kalt sind." Sie machte eine kurze Pause, dann redete sie weiter: "Es wird Zeit, dass wir etwas tun, schließlich ist er schon länger nicht bei Bewusstsein..." Die junge Ärztin öffnete Frodo's Augen, und betrachtete sie. Der Hobbit nahm nichts wahr. "Mh", überlegte Lia und wollte an Elrond gewandt wissen: "Und alles hat angefangen mit Schmerzen im Schulterbereich?" Der Halbelb hob überrascht die Augenbrauen, davon hatte er kein Wort gesagt, antwortete aber sachlich und gefasst: "Ja, so ist es." Lia nickte, schlug die Decken sowie Frodo's Nachthemd zurück, und betrachtete dessen linke Schulter. An einer Stelle war sie rot und geschwollen, allerdings zeigte sich kein bläulicher Streifen zum Herzen hin, oder sonstiges, das lebensbedrohlich werden konnte. Sie legte das Thermometer beiseite, gab Frodo ein Fiebermittel, das sie erst in ihrem Rucksack hatte suchen müssen, und wandte sich dann wieder der Wunde zu. "Seid Ihr sicher, dass Ihr damals wirklich alle Teile rausoperiert habt, die in dieser Wunde steckten?", wollte sie von Elrond wissen. Dieser fragte verwirrt: "Rauso... was?" Lia suchte verzweifelt nach Worten. "Na diese Teile des Messers oder Schwertes, die damals in der Wunde waren, die Ihr rausgeholt habt. Seid Ihr sicher, dass das alle waren?" Der Halbelb antwortete nun verstehend, sachlich: "Wenn es nicht alle gewesen wären, wäre er noch im Folgenden gestorben." Das leuchtete Lia ein, und sie überlegte, was sie als nächstes tun sollte, als Legolas sich an Elrond wandte und etwas mit ihm besprach. Dann verließ er das Zimmer mit einem letzten Blick auf den Hobbit und Lia. Diese nahm sein Verschwinden kaum wahr, sondern tastete die Wunde ab, und Frodo zuckte zusammen, auch wenn er nicht wieder zu Bewusstsein kam. "Tut mir Leid, Frodo, aber das ist wichtig!" Der Hobbit wimmerte leise, als sie die Wunde weiter abtastete, und eine kaum merkliche Erhebung fand. "Fühlt Ihr das auch?", fragte sie den Halbelb. "Hier ist etwas..." Elrond trat mir einem Schritt direkt neben sie, und betastete die Stelle, auf die Lia wies. Erst nach einer Weile nickte er. "Wenn Ihr das jetzt nicht gesagt hättet, wäre mir das gar nicht aufgefallen. Was kann das sein?" "Es gibt nur eine Möglichkeit", erwiderte Lia anstatt einer Antwort zu geben. "Wir müssen sehen, was drinnen ist." Elrond stimmte, wenn auch zögernd zu, und überließ ihr die gesamte Behandlung. Der Tag neigte sich schon fast dem Ende zu, als Lia mit der OP fertig war. Sie hatte erkannt, dass sich fremdes Gewebe in der Wunde befunden hatte, und es so gut es ging entfernt, wobei ihr Elrond zur Hand gegangen war. Nachdem sie die Wunde genäht, und steril abgedeckt hatte, deckte sie Frodo wieder zu und maß das Fieber, erleichtert, dass es ein wenig gesunken war. In diesem Moment betrat Legolas mit lautlosen Schritten das Zimmer und Lia packte ihre Sachen zusammen, als ihr plötzlich schwarz vor Augen wurde. Erst jetzt bemerkte sie die Strapazen des langen Rittes. Sie fühlte sich, als hätte sie O-Beine, und ihr Rücken schmerzte. Auch ihre Schultern taten weh, da sie den schweren Rucksack die ganze Zeit des Rittes über getragen hatte. Hinzu kam jetzt noch das lange Stehen und beugen und die Konzentration, die sie die gesamte Zeit benötigt hatte... Hätte der Waldelb nicht in Sekundenschnelle reagiert, und sie aufgefangen, wäre Lia auf den Boden gefallen. Elrond runzelte die Stirn und untersuchte sie kurz. "Ich glaube, sie ist erschöpft von dem langen Ritt...", sagte der Waldelb mit leiser Stimme, und der Halbelb fügte hinzu: "...und von der Heilung Frodo's, die sehr viel Aufmerksamkeit erforderte. Hoffentlich hat es geholfen..." Nach einer Pause, in der Legolas still da stand, und sie in den Armen hielt, sagte Elrond: "Sie ist okay. Sie braucht nur sehr viel Ruhe..." "Dann bringe ich sie an einen Ort, wo sie sich ungestört ausruhen kann.", sagte der Waldelb, während Elrond gedankenverloren nickte und Frodo's Stirn fühlte. Als er Lia und ihre Sachen zum Haus hinaus trug, stellte Legolas verwundert fest, dass sie sehr leicht war. Mit seinen scharfen Ohren konnte er das Gemurmel der Elben hören, die ihn ungesehen beobachteten, doch er beachtete es nicht weiter. Leichtfüßig kletterte eine der Strickleitern hoch, um zu den oberirdischen Bauten zu kommen. Dort brachte er die bewusstlose Lia in eines der Baumhäuser, das für Gäste bereit stand, und legte sie sanft auf eine Matratze aus Moos. Anschließend deckte er sie mit seinem Elbenmantel zu, und stellte ihren Rucksack neben das Bett. Dann besorgte er noch Früchte, in Blätter eingewickelte Lembasbrote und einen Krug mit einem Becher, den er mit frischem Quellwasser fühlte. Diese Dinge stellte er auf einen nahe stehenden Tisch und verließ das Haus wieder, nachdem er noch einen letzten Blick auf Lia geworfen hatte. Draußen ging er die Stufen entlang an verschiedenen Baumhäusern vorbei, bis er zu einem riesigen Baumhaus kam, in dem Celeborn und Galadriel wohnten. Die Wächter ließen ihn ohne etwas zu sagen oder zu tun vorbei, und er traf schon im ersten Zimmer auf Celeborn, der mit einem hellen Gewand bekleidet war, und nachdenklich am Fenster stand. Als er den Waldelb sah, begrüßte er ihn herzlich. Anschließend fragte er: "Hast du sie mitgebracht? Wie geht es Frodo?" Legolas antwortete ruhig: "Ja, sie war schon bei Frodo und Elrond hofft, dass sie mit ihrer Heilung Erfolg hatte. Im Moment ruht sie sich in einem der Gästehäuser aus." Nach einer Weile, als Celeborn nur nickte, und nichts weiter sagte, fragte er: " Sagt, war Mithrandir hier?" "Ja, er hat euer Pferd hinten bei den Ställen untergebracht, und kurz bei Frodo verweilt. Wo er jetzt ist, das kann ich allerdings nicht sagen..." Der Waldelb nickte, wer konnte schon sagen, wo sich der Zauberer überall aufhielt, und blickte in Richtung Tür, zu der just in diesem Moment die Elbenkönigin herein kam. Legolas erzählte ihr, wie es ihm ergangen war, und übermittelte ihr Grüße von Eithne Ní Bhraonáin, worüber Galadriel sich sehr freute. Dann aber entschuldigte er sich, und verließ das Haus und die oberirdischen Bauten. Als er unten angekommen war, suchte er sofort die Ställe und Koppeln auf, wo die Pferde untergebracht waren, und sein Hengst kam munter mit freudigem Wiehern auf ihn zu. Er sah gesund und erholt aus. Legolas tätschelte ihn und sprach leise zu ihm, dann schwang er sich elegant auf den Rücken des Hengstes. Er trieb ihn zu einem lockeren Trab an, und meinte voller Vorfreude: "Komm, reiten wir zurück zu unserem Freund, er erwartet uns bestimmt schon." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ SusyCute: Hach ja, das erste Kapitel der Story *lol* Legolas: Schreib bloß schnell weiter! *ihr Stift und Feder hinschiebt* Eithne: Wieso? Lass dir ruhig Zeit, kommt Zeit kommt Rat *grins* Legolas: Ich will aber Gimli sehen!!!!!!! *heul* SusyCute: Seid ihr wohl leise!! Wer verrät denn hier schon was vom nächsten Kapitel?!!! *Legolas anfunkelt* Und außerdem... *Eithne anfunkelt* Was soll das heißen > kommt Zeit kommt Rat