Old Egypt Love von Listle (Lügen und Intrigen aus vergangener Zeit) ================================================================================ Kapitel 3: Unsichtbare Bande ---------------------------- Sauer lief Jono durch die Gänge des Palastes. Seth hatte ihn weggeschickt, er sollte ein Bettlaken und etwas zu essen holen. Schikanierte ihn und scheuchte ihn durch die Gegend. Wie er das hasste. "Mistkerl, Egoist, Ekelpaket, Schleimbeutel... ich bin doch kein Sklave!!" "Doch, das bist du!" Blitzartig drehte Jono sich um und sah sich einem jungen Mädchen gegenüber. Sie schien etwas jünger als er selbst, jedoch älter als Mana zu sein. Ihre blasse Haut war ein schöner Kontrast zu ihren dunkelbraunen Haaren und den rotbraunen Augen. Sie durfte nicht sehr oft nach draußen gehen, wie Jono auch, denn sonst hätte sie eine bronzene Haut, so wie Seth und Mahado. "Wer bist du denn?", fragte Jono mürrisch. "Mein Name ist Teana, ich bin die Sklavin des Pharaos! Und du musst Jono sein." Der Junge stockte. Woher kannte das Mädchen seinen Namen? Er war doch bis jetzt nur Mana und Mahado begegnet... und dem Pharao. Aber selbst der kannte seinen Namen nicht. Also was sollte das? "Als Sklavin des Pharaos kenne ich jeden, der im Palast ein und ausgeht. Ich weiß alles, was er über dich weiß." Jono nickte kurz. //Die Sklavin des Pharaos... dann ist ja alles klar...// Er drehte ihr wieder den Rücken zu und schlenderte weiter den Gang entlang. Teana folgte ihm. "Du arbeitest für Priester Seth, nicht wahr?" "Ja, und ich finde, er ist ein egoistischer Schleimbeutel!!" Teana keuchte schwer auf. "Wie sprichst du über Ihn?! Er ist der Hohepriester hier und nur der Pharao steht noch über ihm!!" Jono zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Mit doch egal! Eigentlich wäre ich gar nicht hier, wenn mein Vater nicht so viele Schulden gehabt hätte. Ich will frei sein und nicht an so nen Schnösel gebunden!!" Sauer stapfte Jono weiter durch den Gang, blieb plötzlich stehen und sah sich irritiert um. "Weißt du nicht, wo es lang geht?". Fragte Teana und der Junge nickte eingeschüchtert. "Na komm, ich zeig dir wo du hin musst." Seth lag auf seinem Bett, starrte stumm an die Decke. Seine Gedanken schwirrten um seinen blondhaarigen Sklaven, der so jung und so widerspenstig wie ein wilder Hengst war. "...irgendwie ist es ja amüsant ihn zu ärgern", gestand sich der Hohepriester ein und begann zu grinsen. Er würde sicher noch viel Spaß mit dem Jungen haben. Gemütlich schloss er die Augen und versuchte etwas zu schlafen. Die letzten Tage hatte er so gut wie nichts geschlafen. Immer wieder war er von Alpträumen geplagt und schweißbadend aufgewacht. Jede Nacht derselbe Traum. Ein kleiner Junge, ein großer Mann, eine Hand und ein schrecklicher Schmerz der sich durch seinen Kopf zog. Seth erinnerte sich nicht an seinen Vater, sah nur immer wieder die Gestalt einer Person, die ihn schlug. Mal mit der Hand, mal mit einem Zepter. Doch wer war diese Person? Der Pharao? Sein Vater? Oder war es sein Lehrer? Seth schüttelte den Kopf, versuchte die Gedanken an den Traum zu verdrängen. Irgendwann würde sich schon alles klären... irgendwann... Langsam und ohne es wirklich zu merken triftete Seth erneut ab ins Land der Träume. "Und hier ist die Küche!!" Teana breitete lächelnd die Arme aus und Jono sah sich staunend um. Sie war einfach riesig, viel größer als die, die er von Zuhause kannte. "Wenn du mir sagst, was Priester Seth zu essen möchte, richte ich alles her." Jono nickte, legte das Bettlaken weg und sah sich nachdenklich um. "Er sagte, er will... Datteln... Trauben... etwas Kokosmilch... und...äh... etwas Fleisch." Angeekelt verzog Jono das Gesicht. Er konnte mit dem Zeug nichts anfangen, wenn es nicht für ihn war. Wieso sollte er Seth das Essen bringen? Er konnte es sich doch auch selbst holen! Nach einigen Minuten hatte Teana alles auf ein Tablett gelegt und stellte es auf einen Tisch. Jono warf abwechselnd einen Blick auf das Tablett und das Bettlaken. Wie sollte er beides in Seths Gemächer bringen? Das war wirklich ziemlich schwer. "Ah, jetzt hab ich's!" Interessiert beobachtete Teana wie sich Jono seine Oberkörperbekleidung auszog, sich diese um die Hüfte band und sich das Bettlaken wie eine Toga um den Oberkörper knotete. Dann packte er das Tablett mit beiden Händen und wandte sich an Teana. "Danke für deine Hilfe. Ich werd mich mal revanchieren!" Jono wartete nicht auf eine Antwort, ging gleich wieder los. Seth wartete sicher schon. Und der Junge hatte keine Lust sich mit dem Hohepriester zu streiten. Auch wenn er ihm gern seine Meinung sagte. //Sicher werd ich mit dem noch viel Ärger kriegen...// Leise schlich er den Gang entlang. Jono musste alle paar Minuten stehen bleiben und kontrollieren, ob er auch wirklich richtig war. "Ob ich mich auch nicht verlaufen hab??" In einiger Entfernung erkannte der Junge die Umrisse eines Mannes. "Mahado?" Der Mann blieb stehen und auch Jono rührte sich nicht. Nach einigen Minuten kann der Mann wieder näher und Jono erkannte, dass es nicht Mahado war. "Verzeihung, ich hab Euch verwechselt..." Der Mann musterte den Jungen desinteressiert. Er schien bereits ziemlich alt zu sein, denn sein Gesicht war sehr faltig und er hatte einen Bart. Statt dem linken Auge trug er ein künstliches, aus Gold gefertigt. "Du bist also Jono..." Er schluckte. Schon wieder einer, der seinen Namen kannte. "Und Ihr seid...??" "Was?? Du weißt nicht wer ich bin?! Wicht, kleiner... ich bin Priester Akunadin!!" Langsam dämmerte es dem Jungen. Das goldene Auge im Gesicht des Mannes war nichts anderes als das Millenniumsauge. Demütig ging Jono vor ihm in die Knie. Mana hatte ihn vor dem Mann gewarnt, er wäre Böse und hätte große Mächte. Und aus irgendeinem Grund hatte Jono furchtbare Angst vor Akunadin. Sicher würde der Junge ihm nicht sonderlich gut gesonnen sein. "Priester Seth wartet sicher auf dich... bring ihm das, nachdem er verlangte!!" Jono wagte es erst aufzustehen als Akunadins Schritte bereits verklungen waren. Er atmete ein paar Mal tief durch, ehe er sich wieder aufrichtete und seinen Schritt, etwas beschleunigt, fortsetzte. Nach einigen Minuten kam er endlich vor den Gemächern des Hohepriesters an. Er klopfte leise und wartete auf Antwort, doch als nichts kam trat er trotzdem ein. Er schritt weiter in den Raum, stellte das Tablett auf den Tisch und warf dann einen Blick ins Bett. Seth lag da, ruhig und friedlich schlafend, drehte sich auf die Seite als Jono näher trat. Er musste die Körperwärme des Jungen spüren. Leise begann Seth zu schnurren und Jono musste sich ein kichern verkneifen. //Der große Priester Seth schnurrt also wie ein kleines Kätzchen... ist ja interessant.// Blinzelnd öffnete Seth seine Augen. Er setzte sich auf und liess den Blick durchs Zimmer schweifen. Jono hatte sich auf den Sessel gesetzt und wippte mit ihm abwechselnd vor und zurück. "Was machst du da!" Erschrocken zuckte der blondhaarige Junge zusammen, kippte mitsamt dem Sessel um. Mühsam rappelte er sich wieder auf die Beine und putzte sich den Staub von den Kleidern. "Rate mal! Ich warte darauf, dass du aufwachst!" "Hör auf mich zu duzen!" "Wieso? Du machst es doch auch!" Leise knirschte Seth mit den Zähnen. Er stand auf, glättete seine Kleidung mit einigen kurzen Handgriffen und ging dann auf den Jungen zu. "Hast du alles besorgt, was ich dir aufgetragen habe?!" Jono nickte und deutete auf das Tablett. Während Seth sich selbst bediente schlenderte der Sklave zum Bett und öffnete den Knoten des Bettlakens, welches immer noch um seinen Oberkörper gebunden war. Er nahm die Decke vom Bett, legte das Bettlaken darüber und richtete dann alles wieder schön her. "Ich dachte du wärst erst seit kurzem Sklave...", meinte Seth und musterte interessiert die eben verrichtete Arbeit. "Ich hab früher meiner Mutter oft zugesehen... als sie noch lebte..." Der Hohepriester hob eine Augenbraue an. "Und was ist mit deinem Vater?" Jono hielt in seiner Bewegung, alles glatt zu streichen, inne. Es schien, als hätte Seth einen wunden Punkt getroffen, denn der Blondschopf begann sich krampfhaft an die Decke zu klammern. "...mein Vater? Er bedeutet mir nichts... um seine Schulden zu begleichen hat er mich an den Sklavenhändler verkauft..." Seth beobachtete seinen Sklaven. Er versuchte so gut es ging seine Wut zu zügeln und es schien ihm wirklich schwer zu fallen. "Tja, ein Hund wie du hat es vermutlich nicht anders verdient..." Entsetzt starrte Jono den Hohepriester an. Dieser hatte sich eine Dattel genommen und verzehrte diese genüsslich. Es schien ihm nichts zu machen, dass er den Jungen verletzt hatte. "Du bist echt ein mieses Schwein..." Seth reagierte nicht. Es machte ihm nicht wirklich etwas aus von Jono beleidigt zu werden. Immerhin war dieser nichts weiter als ein kleiner, harmloser Sklave. Was konnte er dem Hohepriester schon groß antun? "Was ist eigentlich mit deinen Eltern?", fragte Jono nach einigen Minuten nach. Seth verschluckte sich kurz, begann zu husten. Als er sich wieder beruhigt hatte stand er auf und starrte den Sklaven eiskalt an. "Das geht dich nichts an! Und jetzt verschwinde! Ich hab noch einiges zu erledigen!" "Gerne!", rief Jono sauer und verschwand sofort aus den Gemächern. Ihm war klar, je eher er von hier abhaute desto schneller war er diesen Schleimbeutel los. //Der kann mich mal kreuzweise! Soll er sich doch selbst bedienen! Kam bis jetzt ja auch prima alleine klar!// Mana hatte gerade Pause. Sie spazierte durch den Garten und ging, leise murmelnd, ihre Beschwörungsformeln noch mal durch. Plötzlich stoppte sie. Nur wenige Meter von ihr entfernt war doch eben eine Bewegung gewesen, oder? Zögernd schritt sie näher an die Stelle ran und entdeckte einen Jungen, der sich im Gebüsch versteckt hielt. "Jono? Was machst du denn hier?" Erschrocken fuhr der Junge hoch. "Mana?! Was ich hier mache? Äh... gar nichts! Ich wollte mich nur etwas ausruhen!!" "Und dafür versteckst du dich hinter einem Strauch?" Das Mädchen glaubte ihm nicht so ganz. Nachdenklich ging sie um Jono rum und musterte ihn genau. "Ich denke eher, du willst abhauen..." Jono schluckte. Sie hatte ihn durchschaut. "Du bist einen Tag hier und versuchst zu fliehen? Was ist denn passiert?" Mana sank neben dem Jungen auf den Boden, sah ihn erwartungsvoll an. Dieser grub eingeschüchtert ein kleines Loch in den Boden. "Na ja... ich komm nicht sonderlich gut mit... ,Meister Seth' aus. Er ist total egoistisch, eingebildet und außerdem bezeichnet er mich andauernd als Hund..." Mana nickte nachdenklich. Dann tastete sie sich nach Jonos Hand und als sie sie gefunden hatte drückte sie ihn leicht. Etwas überrascht und leicht Rot im Gesicht sah der Junge auf. "Ich weiß, dass Priester Seth und du noch einige Probleme miteinander habt... aber bitte gib nicht so schnell auf. Du kennst Ihn nicht so gut wie ich, du bist erst seit einem Tag am Palast... Priester Seth leidet wirklich schrecklich. Er war von Anfang an alleine, hatte keinen einzigen Verwandten hier am Palast... darum ist er auch so kalt zu allen und jedem... Er will nicht zeigen wie verletzlich er ist..." Nachdenklich strich Jono sich mit der freien Hand durch die Haare. "Er ist also auch allein..." Er blickte Mana noch mal an, sah tief in ihre Augen die nur eines bedeuteten: Hilf ihm! Seufzend gab der Junge auf. "Ist ja gut! Ich werd bleiben! Aber ich werd auf keinen Fall seine Füße küssen!!" Mana nickte lächelnd. "Hauptsache du stehst Ihm bei, wenn es Ihm schlecht geht." "Jaja...", genervt und leicht peinlich berührt schüttelte er Manas Hand los und wandte den Blick von ihr ab. Eine Zeit lang schwiegen die Beiden sich an, doch dann murmelte Jono leise: "Was ist eigentlich mit Seths Familie?" Mana dachte kurz nach. Sie wusste nicht viel über die Vergangenheit des Hohepriesters, kannte ihn selbst erst seit sie vor einigen Jahren in den Palast gekommen war. "Soviel ich weiß... ist er ganz allein. Er hat weder Mutter noch Vater... und Meister Mahado hat mir mal erzählt, dass Priester Seth als kleiner Junge oft geschlagen wurde... er soll schreckliche Narben am Rücken haben, weswegen er niemanden zu sich lässt, wenn er badet oder sich umzieht. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt oder nur Gerüchte sind..." Jono schwieg. Ein Stein lag ihm im Magen und er schluckte schwer. Warum, wusste er nicht, aber es schien ihm fast so, als hätten er und der Priester einige Gemeinsamkeiten. "Priester Seth leidet sehr... bitte, pass auf ihn auf..." Jono nickte, erhob sich und beschloss zurück zum Palast zu gehen. Er wollte sich bei Seth entschuldigen. Vermutlich hatte der Priester es gar nicht so gemeint wie er es gesagt hatte. Nur zum Selbstschutz. //Und wenn das doch nicht stimmt... dann kann ich ja immer noch weglaufen!!// So leise wie möglich öffnete Jono die Tür. "Wer ist da?!" Die strenge Stimme des jungen Mannes liess ihn zusammen zucken. Jono räusperte sich, trat etwas näher an Seth ran und ordnete sich gedanklich seine Worte bereits zu recht. Genervt drehte Seth sich um und sah seinen Sklaven, der etwas Nervös vor ihm stand. "Was willst du?! Hab ich dir nicht gesagt, dass du verschwinden sollst?!" "Ich... ich wollte mich entschuldigen. Ich hätte Euch nicht nach Eurer Familie ausfragen dürfen... das war mir nicht gestattet..." Überrascht sah Seth den Jungen an. "Ach, jetzt hast du also Respekt vor mir. Was ist passiert? Ist dir Akunadin oder sonst wer über den Weg gelaufen?" Jono schüttelte den Kopf. Er konnte ja wohl schlecht sagen, dass er Mana versprochen hatte auf den Priester aufzupassen. Das wäre doch total bescheuert. Aber auch Mana durfte nicht erfahren, dass Jono sich Seth plötzlich etwas Näher als zuvor fühlte. Das war sein eigenes, kleines Geheimnis. Erneut drehte Seth dem Jungen den Rücken zu. "Mir ist egal was du machst, hauptsache du hörst auf mich..." Jono nickte leicht und hob dann den Blick. Leise mit den Zähnen knirschend sah er den Hohepriester an. //Es sind Bande... unsichtbare Bande... die mich an dich binden... und mich hoffen lassen... dass es dir bald besser geht...// ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hier der nächste Teil ^^ Bis bald, Joey Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)