About thieves, love and friendship von Norileaf ================================================================================ Kapitel 1: Begegnungen in Tokio... ---------------------------------- Hi @ all, So, wie versprochen, eine Fortsetzung zu "Der entführte Detektiv", aber die Story is davon jetzt nicht sooo abhängig. Natürlich werden hier und da mal Anspielungen gemacht, aber beeinträchtigen tut es das Lesen nicht. Ich habe bisher den Stoff für 3 Kapitel zusammen, also seid geduldig mit mir, da ich zurzeit ohnehin etwas blockiert bin. ^^ Ich bin sowieso ziemlich unzufrieden mit der FF, aber naja... Soweit wie ich das bisher plane, wird auch ein Mordfall vorkommen. Und in dieser Story weiß Kaito nicht, dass Conan und Shinichi die gleiche Person sind. So, genug gelabert... Viel Spaß beim Lesen Eure Sweet_Mystery About thieves, love and friendship - Begegnungen in Tokio... "Was für ein Wetter!", sagte Shinichi, als er und Ran, unter seiner Jacke versteckt, durch den Regen hechteten. Sie waren im Kino gewesen und als sie herausgekommen waren, war der Himmel lediglich bedeckt gewesen. Der Regen hatte sie mitten auf dem Weg überrascht und nun rannten sie durch die Straßen Tokios, auf der Suche nach einem warmen Plätzchen. "Schau mal!" Ran zeigte auf ein Café, das nur noch zwanzig Meter entfernt war. "Lass uns da reingehen, ja?" Shinichi, der klatschnass war und schon zitterte, stimmte dem zu und sie gingen in das Café. Drinnen war es ziemlich voll. Ran sah sich nach einem freien Tisch um, fand aber keinen. "Oje, das sieht schlecht aus." "Wir setzen uns irgendwo mit dazu", meinte er und ging zu einem Tisch, an dem bereits zwei Jugendliche nebeneinander saßen, und fragte: "Ist hier noch für mich und meine Freundin Platz?" Das brünette Mädchen lächelte ihn freundlich an. "Klar doch." Ran und Shinichi setzten sich an die andere Seite des Tisches und sie legte ihre nasse Jacke ab. Shinichi nieste laut und entschuldigte sich sofort bei den anderen. "Du bist ja auch ganz durchnässt!", stellte Ran fest und gab ihm ein Taschentuch. "Hoffentlich erkältest du dich nicht." "Da muss schon ein bisschen mehr kommen, um mich außer Gefecht zu setzen." Er putzte sich die Nase und bemerkte dann, wie das andere Mädchen ihn komisch ansah. "Was ist?" "Sorry, ich wollte nicht starren", entschuldigte sie sich sofort und sah dann zu dem Jungen, der neben ihr saß und sich so in einer Zeitung vertieft hatte, dass man nur seinen braunen Haarschopf erkennen konnte. "Nur..." Der Junge faltete die Zeitung zusammen und sah sie an. "Was guckst du denn so, Aoko?" "Ihr seht euch total ähnlich!", stellte nun auch Ran fest und sagte dann zu dem Jungen: "Ich habe dich schon mal mit Shinichi verwechselt, glaube ich." Der Junge und Shinichi sahen sich kurz verblüfft an. Die Mädchen hatten Recht, sie sahen einander wirklich sehr ähnlich. "Das ist ja witzig", meinte Aoko und knuffte ihren besten Freund in die Seite. "Du hast einen Doppelgänger, Kaito." "Ach, jetzt übertreib mal nicht. Das Bisschen Ähnlichkeit..." Er grinste. "Mein Name ist übrigens Ran Mori", stellte sich Ran vor, "und das ist mein Freund Shinichi Kudo." "Das neben mir ist Kaito Kuroba und ich heiße Aoko Nakamori", erwiderte Aoko. "Nakamori?", wiederholte Shinichi. "Heißt nicht der Einsatzleiter der "Sonderkommission KID" so?" "Ja, das ist mein Vater", antwortete sie stolz. "Soweit ich weiß, waren die ja bisher noch nicht besonders erfolgreich." Ran sah ihn böse an. "Shinichi, sei doch nicht so unfreundlich." "Wo er Recht hat..." Kaito lehnte sich zurück, während Aoko ihn wütend ansah. "Mein Vater gibt wirklich sein Bestes! Dieser KID arbeitet echt mit allen Mitteln, da ist es nun mal schwer, ihn zu fassen!" "Stimmt, er ist raffiniert", stimmte Shinichi zu. Er legte einen Arm um Ran. "Soll ich uns einen Kaffee holen?" "Ja, das wäre lieb." Sie gab ihm einen kurzen Kuss und er stand auf, um den Kaffee zu besorgen. "Ihr seid ein süßes Paar", sagte Aoko. "Da könnte man richtig neidisch werden." Ran winkte verlegen ab. "Ach, es hat aber auch ganz schön lange gedauert, bis wir zusammen waren. Blöd ist es nur manchmal, wenn sein Handy klingelt und er zu einem Fall muss." Aoko sah sie fragend an. "Ein Fall?" Plötzlich klatschte jemand eine Zeitung vor sie auf den Tisch. "Schau dir doch den Artikel an, Aoko! Shinichi Kudo, der bekannteste Schülerdetektiv Tokios." "Ja, er hat bisher jeden Fall gelöst, aber auf Phantom KID ist er nicht besonders gut zu sprechen", erklärte Ran. "Eigentlich interessiert er sich ja nicht für Diebstahl, aber ich glaube, so ziemlich jeder Detektiv will KID kriegen." "Klingt ein bisschen nach Saguru Hakuba, finde ich." Kaito beugte sich wieder vor und steckte die Zeitung weg. "Ich glaube es ja nicht, dass je jemand KID kriegen wird. Dazu ist er viel zu schlau." "Intelligenz schützt nicht vor Strafe." Shinichi war wieder am Tisch angekommen und stellte sich und Ran je eine Tasse Kaffee hin. "Verbrecher ist Verbrecher, da gibt es kein Schwarz oder Weiß." "Hast du Zucker mitgebracht?", fragte Ran ihren Freund. "Der Kaffee sieht stark aus." "Kein Problem, junge Dame." Kaito streckte ihr die offene Handfläche entgegen, drehte die Hand dann um, ballte sie zur Faust und legte ihr ein Tütchen Zucker hin, das er scheinbar aus der Luft hergezaubert hatte. Ran war davon schwer beeindruckt. "Wow, so was kannst du?" Aoko nickte. "Das macht er ständig. Sein Vater war Zauberer, musst du wissen." Ran bemerkte, dass das Shinichi nicht die Bohne interessierte. "Was ist? Fandest du es denn nicht toll?" Shinichi streckte genau wie Kaito die Hand mit der Fläche nach oben aus, drehte sie um, ballte sie zur Faust und hatte plötzlich ein Tütchen Zucker in der Hand. Er riss es auf und schüttete den Zucker in seinen Kaffee. "Ich hoffe, das war nicht dein größter Trick, Kaito. Bei den richtig Guten muss ich dreimal hingucken, um dahinter zu kommen." Kaito lachte. "Keine Sorge, das war doch nichts. Aber du hast den Trick schnell durchschaut, das muss ich sagen." "Zauberei ist da nicht anders als Mord. Wenn man einmal hinter den Trick gekommen ist, ist es ganz einfach. Magie oder Übernatürliches gibt es nicht." Kaito zog die Augenbrauen zusammen. "Hey, du hast Zauberei gerade mit Mord verglichen." Shinichi lächelte entschuldigend. "Verzeihung, so war das nicht gemeint." "Schon ok." Kaito griff nach seiner Zeitung, doch sie fiel ihm unter den Tisch. Er krabbelte drunter und Aoko beäugte ihn misstrauisch. "Kaito, was tust du da?" "Ich heb die Zeitung auf." "Ha, wer's glaubt! Wetten, dass du wieder deinem großen Hobby nachgehst?" Sie griff mit ihrer rechten Hand nach unten und zog ihn an den Haaren wieder rauf. "Au!" Er rieb sich den Kopf und legte die Zeitung auf den Tisch. "Brutalo!" "Na los, sag schon! Ran oder ich?", fauchte sie. "Ich weiß gar nicht, was du willst." "Ich schätze, er hat dir unter den Rock geguckt, Aoko", antwortete Shinichi. Überrascht sah Ran ihn an. "U... Unter den Rock geguckt? Wie kommst du darauf?" Shinichi lächelte Kaito an. "So unnatürlich lässt kein Mensch die Zeitung fallen, außer er braucht einen Grund, um unter den Tisch zu kriechen. Als Aoko fragte, sie oder Ran, war mir klar, dass es sich nur um etwas handeln konnte, dass die Beiden gemeinsam haben. Beide tragen einen Rock. Und da Ran aber so sitzt, dass man ihr schlecht unter den Rock gucken kann, wirst du es wohl bei Aoko getan haben." Aoko warf einen warnenden Seitenblick zu Kaito. "Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?" Sein Grinsen war wieder zurückgekehrt. "Blau." Sie gab ihm zur Antwort eine unsanfte Kopfnuss und entschuldigte sich dann bei Ran für sein unmögliches Benehmen. Er hingegen beobachtete Shinichi, der nur amüsiert lachte. Dieser Typ kam ihm irgendwie bekannt vor. Ran kannte er ohnehin, schließlich hatte er sich sogar schon als sie verkleidet. Sie war die Tochter von Kogoro Mori, wen wunderte es da also, dass dieser Shinichi Detektiv war? Er war sich ganz sicher, ihm schon einmal begegnet zu sein und zwar als KID, nur konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern. Eines war klar: Er war gefährlicher, als man auf den ersten Blick vermuten mochte. Hatte einfach so seinen Trick nachgeahmt. Jemand, der so etwas gleich durchschaute, hatte Augen wie ein Adler. Trotzdem ließ ihn das einfach nicht los. Dann blieb ihm nur der eine Weg: direkt und gerade aus. "Shinichi, kann ich dich mal was fragen?" "Das tust du bereits." "Bist du dem Meisterdieb 1412 schon mal begegnet?" Shinichi nickte und schloss die Augen. "Das war, als er die Zeiger der Turmuhr klauen wollte." "Ich erinnere mich", sagte Aoko. "Da war ich auf KID besonders sauer." Ran sah ihren Freund an. "Da bist du doch zusammen mit Inspektor Megure mit dem Hubschrauber hingeflogen, nicht?" "Ja, stimmt. Es war knapp, aber er hatte noch ein As im Ärmel. Gerissen ist er, das muss man ihm lassen." Kaito erinnerte sich an diesen Abend. Das war damals wirklich reichlich knapp gewesen. Aber zumindest wusste er jetzt, wer das im Hubschrauber gewesen war, der ihn beinahe hatte auffliegen lassen. Er trank etwas von der heißen Schokolade, die vor ihm stand und inzwischen alles andere als noch heiß war, und sah zum Fenster hinaus. Draußen regnete es noch, doch es ließ schon wieder nach. Was war eigentlich aus diesem kleinen Detektiv mit Brille geworden, der ihm das Leben so schwer gemacht hatte? War der nicht das kleine Anhängsel von Ran? "... Fan von ihm." Kaito wandte den Blick wieder zu seiner Freundin. "Was hast du gerade gesagt?" "Ich habe gesagt, dass du ein Fan von diesem KID bist." Sie sah ihn abschätzig an. In Sachen KID war mit ihr nicht zu spaßen. Shinichis Handy klingelte und er zog es aus seiner Hosentasche und ging ran. "Shinichi Kudo." Er hörte kurz Megures Ausführungen zu und sagte dann: "Ich bin sofort bei Ihnen." Er legte auf und sah dann Ran entschuldigend an. Sie kannte diesen Blick schon und lächelte betrübt. "Ein neuer Fall, stimmt's?" "Es tut mir Leid, meine Süße." Shinichi küsste sie sanft auf die Lippen und nahm dann seine nasse Jacke, zog sie sich aber nicht über. Er stand auf. "Kommst du heute Abend zu mir? Es kommt ein toller Film im Fernsehen." Sie nickte. "Und jetzt mach schon, dass du loskommst! Ich sehe doch, wie kribbelig du schon wieder bist." Er verabschiedete sich von allen und verließ schnellen Schrittes das Café. Ran sah ihm nach, bis er zur Tür raus war, und seufzte leise. Sie nahm seine Tasse Kaffee und leerte sie in einem Zug. "Ihr seid wirklich niedlich, ich kann es nur wiederholen", sagte Aoko. Kaito bedachte sie mit einem schiefen Blick und nur er selbst wusste wohl in diesem Augenblick, was er sich in Gedanken ausmalte. Aoko, die ihn liebevoll ansah und langsam mit ihren Lippen seinen näher kam... "Kaito!" Er zuckte zusammen. "Was? Wer? Wo? Wann?" "Picknick. Du, Ran, Shinichi und ich. Im Park. Morgen", grummelte sie eine Antwort. "Du hast mal wieder geträumt, was? Wenn KID auch so ne Trantüte wäre wie du, hätte mein Vater kein Problem damit, ihn zu fangen." "Beruhige dich wieder, Aoko." Freundschaftlich legte er einen Arm um ihre Schulter. "Schon schlimm genug, wenn ihr Mädchen einfach so Sachen ohne uns ausmacht." "Shinichi braucht mal wieder einen Tag Entspannung", sagte Ran. "In letzter Zeit hechtet er von einem Fall zum nächsten, da wird ihm ein Picknick gut tun." "Ich freu mich schon drauf. Du auch, Kaito?" "Äh, wieso fragst du mich das?" Irgendwie fühlte er sich in Shinichis Gegenwart unwohl. Klar, er würde sich natürlich nicht so einfach schnappen lassen und Hakuba hatte ihn ja auch noch nicht gefasst, aber er befürchtete, dass Shinichi eine harte Nuss war. "Geht schon klar." Ran lächelte glücklich. "Wunderbar." Sie sah auf ihre Uhr. "Oh, ich muss jetzt nach Hause." Sie stand auf und zog sich ihre Jacke an. "Also dann bis morgen, ok?" Die beiden Anderen verabschiedeten sich von ihr und sie ging aus dem Café. Aoko drehte sich wieder zu Kaito. "Kaito, du bist heute noch seltsamer als sonst." Ran schloss die Wohnungstür hinter sich und zog ihre Jacke aus. Dann begab sie sich in das Büro, wo sie ihre Eltern vermutete, sah dort aber nur Eri. "Hi, Mama! Wo ist denn Paps?" "Ich habe ihn dazu verdonnert, die Küche zu schrubben. Weil er gestern ewig in der Mah Jongg - Spielhalle war." Eri lächelte. "Wie war denn deine Verabredung mit Shinichi?" "Im Kino war es toll, nur sind wir dann leider in den Regen geraten", erzählte sie. "Also haben wir uns in ein Café gesetzt und zwei richtig nette Leute in unserem Alter kennen gelernt. Aber dann musste er mal wieder zu einem seiner Fälle." Eri klopfte mit der flachen Hand neben sich auf das Sofapolster und wartete, bis Ran sich auf diese Aufforderung hin neben sie gesetzt hatte. "In welcher Reihe habt ihr denn im Kino gesessen?" "In der letzten." Eri lachte leise. "Das hat sich also nicht geändert, dass man sich zum Knutschen in die letzte Reihe setzt." "Mama!", rief Ran und wurde etwas rot. "Ach, das ist doch nicht schlimm, Ran", beruhigte ihre Mutter sie. "Ich war auch mal jung. Mir geht es eigentlich um was anderes." Ran sah sie irritiert an. "Um was denn?" "Dein Vater und ich haben vorhin erst darüber geredet", sagte Eri. "Du und Shinichi, ihr seid doch inzwischen fast ein Jahr zusammen, oder?" Sie nickte. "In drei Tagen ist es genau ein Jahr." "Sag mal, seid ihr eigentlich schon über das Kuscheln hinaus?" Ran wurde feuerrot. "Mama, jetzt wird's wirklich peinlich!" Eri lächelte und schloss die Augen. "Ihr seid alt genug, ich will dir ja keine Vorträge halten. Sag einfach Ja oder Nein!" "Naja..." Ran rieb sich die Hände. "Nein, also... Weißt du, Shinichi ist da irgendwie ganz anders als die anderen Jungs. Er sagt nie was in der Richtung." "Ich frage ja nur, weil es langsam Zeit für dich wird, weiter zu denken." "Weiter zu denken?" Die Anwältin stand auf und lehnte sich gegen den Schreibtisch, behielt ihre Tochter jedoch weiter im Auge. "Ob du der Meinung bist, dass es für die Ewigkeit ist, meine ich. Ob du ihn heiraten und Kinder mit ihm willst." "Findest du das nicht noch etwas früh?" "Du sollst ja nicht gleich morgen mit ihm vor den Altar springen und schwanger werden. Nur drei Jahre sind schnell vorbei und dann seid ihr einundzwanzig. Wenn du keine Zukunft mit ihm siehst, solltest du dir überlegen, wie lange du noch diese Beziehung aufrecht erhalten willst." Ran starrte auf ihren Schoß. "Ich habe schon über solche Sachen wie Heirat und Kinder nachgedacht. Aber ich weiß doch gar nicht, wie er dazu steht." "Dann frag ihn!" Erschrocken hob Ran den Kopf. "Mama, was soll er denn denken? Mit achtzehn denken Jungen noch nicht über so was nach und wollen es auch nicht!" "Ran, das sind doch nur weibliche Vorurteile." "Also, wärest du mit achtzehn zu mir gekommen und hättest mit Heiraten und Kindern angefangen, hätte ich schreiend die Flucht ergriffen", sagte Kogoro zu seiner Frau. Er trug eine Schürze und ein Kopftuch. In seiner linken Hand hielt er einen Wischmopp. Eri musste sich bei diesem Anblick ein lautes Lachen verkneifen. "Aber schau dir an, wo du jetzt stehst!" Inzwischen war es Abend und Shinichi und Ran sahen im Hause der Kudos fern. Shinichi hatte sich mit dem Rücken auf das Sofa gelegt und seine Freundin kuschelte sich an ihn und ließ ihren Kopf auf seiner Brust ruhen. Sie sahen einen alten Edgar Wallace Film in schwarzweiß. Shinichi gähnte. "Naja, der Film ist irgendwie nicht so der Bringer." "Dann schalte doch einfach um", schlug sie vor. Im Grunde genommen war es ihr egal, was sie sahen, Hauptsache sie konnte sich noch näher an ihn drücken. Er griff nach der Fernbedienung und schaltete um. "Was ist das denn für ein Film?" Sie grinste breit. "Schlaflos in Seattle. Den hab ich bestimmt schon tausendmal gesehen." "Na, dann kann er so schlecht ja nicht sein." Überrascht sah Ran zu, wie er die Fernbedienung beiseite legte. Seit wann guckte Shinichi denn Romanzen mit ihr zusammen? Er war sowieso nicht die Art Mensch, die viel fernsah, aber Liebesfilme? Sie sah in sein Gesicht, während er auf die Mattscheibe starrte. Er sah gelangweilt aus, doch irgendwie interessierte ihn doch, was gerade lief. Sie lächelte. Mal wieder hatte sie eine Seite an ihm entdeckt, die sie zuvor nicht gekannt hatte. Nun richtete auch sie ihren Blick auf den Fernseher. Zwei Stunden später war Ran eingeschlafen und Shinichi lag da und traute sich nicht, sie zu wecken. Die Lehne vom Sofa drückte ihm in den Nacken und Durst hatte er außerdem. Schließlich überwand er sich dann doch und schob sie ganz vorsichtig von sich herunter, damit sie nicht aufwachte. Er stand auf und ließ seine Augen auf ihr ruhen. Ran war wunderschön, wenn sie schlief. Eigentlich war sie das immer, aber die Unschuld des Schlafes verlieh ihrem Gesicht einen besonderen Ausdruck. Manchmal konnte er sein Glück kaum fassen. Vor einem Jahr noch hatte es so ausgesehen, als würden sie nie zueinander finden, doch dann war der große Einschnitt geschehen, der für ihn und seine Freunde von so großer Bedeutung war. Heiji und Kazuha war es ähnlich wie ihm und Ran ergangen. Vermutlich konnte kein aufrichtiges Gefühl für immer verborgen bleiben. Ai alias Shiho lebte jetzt irgendwo im Ausland. Vor zwei Monaten hatte er eine Postkarte von ihr aus Italien erhalten, auf der nur vier Worte gestanden hatten: 'Vermisst du mich schon?' Und in der Tat gab es manchmal Momente, in denen ihm seine alten Freunde fehlten. Die Detective Boys waren weiterhin ohne ihn aktiv und manchmal kamen sie zu Besuch, um einfach zu reden oder sich Ratschläge zu holen. Sie hatten akzeptiert, dass er nun nicht mehr mit ihnen durch die Gegend streifen konnte, doch deshalb waren sie noch lange nicht bereit gewesen, ihn einfach fallen zu lassen. Und er freute sich wirklich wenn er sie zu Gesicht bekam. Nachdem sie die schwarze Organisation zerschlagen hatten, hatte er mit allen reinen Tisch gemacht. Kogoro war wohl am wenigsten begeistert davon gewesen, dass Conan eigentlich Shinichi gewesen war, doch alle anderen hatten es relativ gut aufgefasst. Inspektor Megure hatte ihm die Geschichte zuerst nicht abgekauft, doch Shinichi hatte ausreichend Beweise gehabt, um seine Aussage zu untermauern. Er ging in den Flur zum Telefon und nahm den Hörer ab. Eigentlich hatte sich alles geändert. "Mori?" "Hier ist Shinichi." "Du Lump bringst sofort meine Tochter nach Hause!!!" Naja, nicht ganz alles... "Kogoro, immer schön ruhig!", versuchte Shinichi ihn zu besänftigen. "Ich weiß, es ist schon spät..." "Worauf du einen lassen kannst!" "...und Ran ist vorhin beim Fernsehen eingeschlafen. Da dachte ich, vielleicht kann sie ja hier übernachten. Ich würde sie ungern aufwecken." Am anderen Ende war es einen Moment lang still. Shinichi wusste, dass Rans Eltern vereinbart hatten, dass Kogoro sich nicht in die Beziehung von ihm und Ran einmischte. Wahrscheinlich kämpfte er gerade mit sich selbst. "Na, gut", kam es schließlich. "Aber macht ja nichts Unanständiges, sonst kriegst du was hinter die Löffel!" Shinichi grinste in sich hinein. Dieser Spruch kam jedes Mal, wenn es darum ging, dass er mit Ran länger etwas unternahm, war es nun Camping oder eine Übernachtung. "Keine Sorge, ich pass schon auf." "Das will ich für dich hoffen." "Dann wünsche ich dir eine gute Nacht, Kogoro." Und schon hatte Shinichi aufgelegt. Vom anderen Ende wäre bestimmt ohnehin keine Verabschiedung gekommen. Er ging zurück in das Wohnzimmer und blieb vor dem Sofa stehen. Jetzt hieß es also nur noch, sie irgendwie nach oben in sein Zimmer zu bekommen. tbc... Kapitel 2: Picknick ------------------- Hallöle ^^, Danke für die Kommis vom letzten Mal, freu mich natürlich immer über sowas. Meine FF hat in meiner Datei 26 Seiten, aber das Ende wird wohl noch etwas auf sich warten lassen. Ich schätze, diese FF dürfte in etwa genauso lang werden, wie "Der entführte Detektiv". Tja, heute wird's ein bisschen heiter, mehr verrat ich nich. XD About thieves, love and friendship - Picknick Ran wachte schon früh am nächsten Morgen auf und gähnte einmal herzhaft, bevor sie sich aufsetzte. Wo war sie denn eigentlich? Zu Hause? Sie sah sich um und erkannte, dass sie sich in Shinichis Zimmer befand. Dass sie in seinem Bett saß. Dass sie eines seiner T-Shirts trug. Moment mal! Sein T-Shirt? Ihr Herz begann zu rasen. Sein T-Shirt und ihren Slip, mehr nicht. Was war denn letzten Abend geschehen? Hatten sie... Dinge getan, an die sie sich nicht mehr erinnern konnte? Und wo war er eigentlich? Je mehr Fragen ihr in den Sinn kamen, umso mehr lief ihr eine Gänsehaut über den gesamten Körper. Wenn sie irgendetwas angestellt hatte, während sie vielleicht nicht mal bei vollem Bewusstsein gewesen war, würde sie sich nie wieder selbst über den Weg trauen. Und dass Shinichi nicht im Zimmer war, beunruhigte sie noch mehr, als wenn er es gewesen wäre. Sie stand auf und überlegte, ob sie sich anziehen sollte. Doch ehrlich gesagt hatte sie dazu noch keine Lust. Vielleicht half es ja auch etwas, wenn sie Shinichi mit den blanken Tatsachen konfrontierte? Ran verließ das Zimmer und ging die Treppe in das Erdgeschoss hinunter. "Shinichi?" Keine Antwort. Sie schlich in das Wohnzimmer und erblickte auch sofort ihren Freund. Er lag schlafend auf dem Sofa und trug noch die selben Sachen wie am Vorabend. Also hatten sie nichts getan, was sie jetzt bereuen musste. Aber wie war sie denn dann an oder besser gesagt in sein T-Shirt gelangt? Sie schnappte nach Luft, als ihr eine mögliche Antwort kam. Die war noch schlimmer als die Annahme, die sie zuvor gehabt hatte. Nervös ging sie zu Shinichi und rüttelte ihn wach. Müde sah er sie an. "Ran?" Schlagartig wurde sie knallrot. "Hast... Hast du mir das T-Shirt angezogen?" Nun war er hellwach und sah nicht wenig schockiert aus. "Ich hab WAS?" "Na, irgendwie muss ich ja meine Kleidung losgeworden und in dieses T-Shirt gekommen sein!", sagte sie mit zusammengekniffenen Augen. Eigentlich hatte sie ja nicht so offensiv vorgehen wollen, doch sie musste es unbedingt wissen. Shinichi sprang auf, als ihm das Gewicht ihrer Frage richtig bewusst wurde. "Du glaubst, ich habe dich ausgezogen, um dich dann in das T-Shirt zu stecken?" Er war inzwischen so rot wie eine Tomate. Wie kam sie nur auf so komische Gedanken? "Ich habe dich gestern Abend nur ins Bett getragen, mehr nicht. Mich wundert es ja auch, dass du meine Klamotten trägst. Kann es vielleicht sein, dass du noch einmal aufgestanden bist und dich umgezogen hast?" Die Erinnerung kam zurück. Er hatte Recht, sie hatte in seinem Schrank herumgewühlt und sich dann umgezogen. Das hatte sie völlig vergessen. Ran schlug die Hände vor dem Mund zusammen und ergriff blitzartig die Flucht. Sie rannte die Treppe hinauf und verschwand in seinem Zimmer. Shinichi sah ihr überrascht hinterher. Verstand mal einer die Mädchen... Als sie wieder völlig angezogen hinunter kam, hatte er bereits das Frühstück zubereitet und goss ihnen zwei Tassen Kaffee ein. Stumm setzte sie sich an den Tisch und nippte an ihrem Getränk. Er setzte sich dazu und gab ihr einen Toast, während sie im Stillen betete, dass er den äußerst peinlichen Vorfall von vorhin nicht erwähnen würde. Aber es kam natürlich, wie es kommen musste... "Du hast also wirklich gedacht, ich hätte dich umgezogen?" Sie errötete erneut und drehte ihr Gesicht weg. "Keine Ahnung, was da in mich gefahren ist. Ich bin einfach in deinem Bett aufgewacht und alles kam mir so komisch vor." Zum Glück sah sie nicht, wie er grinste, sonst wäre sie richtig sauer auf ihn gewesen. "So was Unanständiges traust du mir zu?" Er schlang seine Arme um sie und zog die überraschte Ran zu sich. "Deine Unberechenbarkeit liebe ich. Und du siehst süß aus, wenn du rot bist." Ran verstand die Welt nicht mehr. Er war ihr nicht böse? Was sollte sie davon halten? Sie wusste nicht, was sie mit der neu gewonnenen Erkenntnis anfangen sollte. Shinichi redete so unbeschwert darüber und sie hing mit ihren Gedanken immer noch bei dem Wort "Familienplanung". Ständig musste sie an die Worte ihrer Mutter denken. Shinichi, der Familienvater? Komischer Gedanke... "Hattest du nicht was von einem Picknick mit Kaito und Aoko erzählt?", riss Shinichi sie aus ihren Denkprozessen. Sie sah ihn irritiert an und verstand dann, worüber er überhaupt sprach. "Stimmt, wir wollten uns um zehn am Brunnen im Park treffen." Lächelnd stand er auf und räumte den Tisch ab. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie schon aufgegessen hatten. "Wie wäre es, wenn wir ein bisschen Essen zusammenpacken und dann in aller Ruhe in den Park spazieren?", schlug er vor. Ran war natürlich begeistert von dieser Idee und stimmte fröhlich zu. "Du Schnarchnase!", wütete Aoko und zog Kaito hinter sich her. "Wie kann man nur so bummeln? Eine Viertelstunde Verspätung, was macht das denn für einen Eindruck?" "Jetzt reg dich mal nicht so auf, Aoko!", bat Kaito. "Wir sind doch gleich da und jeder kann sich mal verspäten." Sie biss die Zähne zusammen und verkniff sich jedes weitere Wort. Eigentlich wollte sie sich nicht streiten, aber wenn das so weiter ging, waren sie auf dem besten Weg dazu. Schließlich waren sie am Brunnen angekommen und entdeckten auch sofort Ran und Shinichi, die auf sie warteten. "Sorry, dass wir uns verspätet haben", entschuldigte sich Aoko, doch Ran winkte nur lächelnd ab. "Shinichi kommt auch gern mal zu spät", erklärte Ran und stupste ihren Freund in die Seite. "Zumindest zur Schule." Shinichi musterte sie pikiert und drehte gespielt beleidigt den Kopf zur Seite. "Musst du das so sagen? Was sollen denn Kaito und Aoko von mir denken?" "Ich würde jetzt einfach vorschlagen, wir suchen uns eine schöne Wiese", sagte Aoko fröhlich. "Ich habe für uns alle was zu Essen mitgebracht." Ran hob ihren Picknickkorb in die Höhe und lächelte. "Haben wir auch. Da können wir ja ordentlich reinhauen." Ran und Aoko saßen auf einer Decke auf der Wiese und sahen den Jungs zu, wie diese den Fußball, den Shinichi mitgebracht hatte, hin und her kickten. Es roch nach frischem Gras und die Sonne schien an einem wolkenlosen Himmel, obwohl es am Tag zuvor noch geregnet hatte. Ran seufzte und ließ sich nach hinten sinken. Sie schloss die Augen und machte einen zufriedenen Eindruck. "Wir haben wirklich Glück, dass das Wetter heute so toll ist." Aoko nickte. "Stimmt. Gestern war es wirklich furchtbar. Aber auch das sollte man positiv sehen. Hätte es gestern nicht geregnet, würden wir jetzt nicht hier sitzen." "Und Shinichi würde zu Hause in seiner Bibliothek hocken und verstauben. Ich finde es gut, dass er mal einen Tag nicht an Kriminalfälle denkt." Ran öffnete die Augen wieder und sah Aoko an. "Du und Kaito, ihr kennt euch doch schon lange, oder?" "Woher weißt du denn das?", wollte Aoko überrascht wissen und wandte den Blick von den Jungen ab. "Wir kennen uns schon, seit wir noch kleine Kinder waren." "War bei mir und Shinichi genauso, deswegen habe ich das bei euch gemerkt." Sie setzte sich wieder auf und beobachtete nun ihrerseits Shinichi, der ziemlich ausgelassen wirkte. "Und? Liebst du Kaito?" Aoko glaube im ersten Moment, sich verhört zu haben. War das denn so offensichtlich? War sie sich dessen überhaupt bewusst? Ja, das war sie. Nur hatte sie das immer erfolgreich zu verdrängen gewusst. "Ich bin doch nicht in den Spinner verliebt! Der hat doch nur den Wunsch im Kopf, mir so oft wie möglich unter den Rock zu gucken!" Ran lachte nur und wollte gerade etwas erwidern, als sie ein Klingeln vernahm. Auch Aoko horchte auf und beide sahen zu Shinichis Jacke, aus der das Geräusch kam. "Shinichis Handy!", stellte Ran fest und kramte es aus der Jackentasche. Dann ging sie ran: "Hier Ran Mori am Apparat. Kann ich Shinichi was ausrichten? ... Ah, Inspektor Megure, guten Tag! ... Was? Im Ernst?" Aoko konnte beobachten, wie Rans Gesicht mit einem Schlag den Ausdruck völliger Ungläubigkeit annahm. "Ich denke auch, dass er sich freuen wird. Soll er Sie sofort zurückrufen? ... Ok, auf Wiederhören!" Sie legte auf und starrte das Handy leicht betrübt an. Es verging eben doch kein Tag, an dem er nicht Detektiv war. "Was ist denn?", wollte Aoko wissen. Ran seufzte nur enttäuscht und rief dann nach Shinichi, der gleich darauf mit Kaito zu ihnen kam. "Was ist los, Ran?", fragte Shinichi. "Inspektor Megure hat gerade angerufen. Du hast für morgen Abend einen Auftrag." Shinichis Augen verengten sich und er sah nun so ernst aus, wie er es immer angesichts eines neuen Falles war. "Welcher Auftrag ist das?" Sie schloss in Gedanken den Tag schon ab. Wenn er einmal drin war, dachte er ohnehin nur noch an den Fall. "Kaito KID hat für morgen, dreiundzwanzig Uhr, einen neuen Diebstahl angekündigt. Der Detektiv, der sich sonst darum kümmert, ist in London und deshalb hat der Besitzer des Objekts, das gestohlen werden soll, ausdrücklich nach dir verlangt." Shinichi blieb einen Moment stumm, ballte dann die Hände zu Fäusten und grinste breit. "Wurde ja auch mal Zeit!" Aokos Stimmung war hingegen auf den Nullpunkt gesunken. "Dieser blöde KID! Wenn ich den mal zu fassen bekomme, kann er sich auf was gefasst machen! Elender Dieb!" Das andere Mädchen blieb stumm und senkte den Blick. Sie hasste es manchmal, dass Shinichi Detektiv war. Wie oft wurden sie bei ihren Verabredungen vom Handyklingeln unterbrochen und Shinichi sprintete dann immer sofort los? Manchmal machte sie das traurig und manchmal dachte sie daran, wie egoistisch sie doch war. Er liebte das Detektivsein und das würde auch sie ihm nicht nehmen wollen und können. Auch Kaito sagte nichts und lächelte nur leicht. Er hatte natürlich von der Warnung gewusst, immerhin war sie von ihm ausgegangen. Aber dass er und Shinichi sich schon so bald gegenüber stehen würden, löste in ihm ein Gefühl der freudigen Erregung aus. Der Beste gegen den Besten, das war die Vorfreude wert. "Diesmal entkommt mir KID nicht!" Alle sahen Shinichi an, der gerade kurz vor dem Explodieren zu sein schien. Sein gesamter Körper war angespannt und er schaute entschlossen in den Himmel. "Ich kriege ihn, koste es, was es wolle!" Ran lächelte schwach. Eigentlich sollte sie sich mit ihm freuen, denn sie wusste, dass es Shinichis Traum war, Kaito KID hinter Gitter zu bringen. Doch sie konnte es nicht, denn mit jedem Fall ging er neue Gefahren ein und er betrat eine Welt, in die sie ihm nicht folgen konnte. Dann gab es für ihn keine Freunde und Feinde mehr, nur Opfer und Täter. Kaito grinste vor sich hin und setzte sich zu ihnen auf die Decke. Auch er war ganz aufgedreht, obwohl er das nicht so offen nach Außen hin zeigte wie der junge Detektiv. Er öffnete den Picknickkorb von Ran und Shinichi, was er jedoch nicht bemerkte, und schrie plötzlich laut auf, so dass sogar die Vögel verschreckt von den Bäumen flogen. Nun waren alle Augen auf ihn gerichtet, während er zitternd aufstand und einen Schritt zurück machte. "Ich kann froh sein, keinen Herzstillstand bekommen zu haben! Aoko, was fällt dir ein, Sushi einzupacken?" "Sushi?", wiederholte sie ahnungslos. "Ich habe doch extra keins mitgenommen. Du hast bestimmt den falschen Picknickkorb aufgemacht." "Das ist unserer", erklärte Ran. "Aber warum hast du denn geschrieen, als du das Sushi gesehen hast?" Kaito sah etwas verlegen aus. "Naja, ich habe irgendwie Angst vor Fischen..." Aoko und Shinichi fingen fast zeitgleich mit Lachen an und schließlich musste auch Kaito einstimmen, der zuerst noch etwas geschmollt hatte. Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, setzten sich Kaito und Shinichi zu den Mädchen auf die Decke und das Essen wurde ausgepackt. Sie begannen mit dem Picknick und besonders Aoko schien ihre Freude zu haben, Kaito aufzuziehen, was jedoch auf Gegenseitigkeit beruhigte. Shinichi beobachtete alles amüsiert und warf dann einen Blick zu Ran, die leicht abwesend vor sich hin starrte. "Ran, alles klar?" Sie schrak zusammen und hob schnell ihren Kopf. Wahrscheinlich hatte er gesehen, dass sie betrübt ins Leere gestarrt hatte. "Ja, alles prima!" Er stutzte. Natürlich war nicht alles prima, das konnte sie ihm nicht weismachen. "Du guckst ja ganz betrübt!" "Ach, was!", lächelte sie tapfer und aß weiter, damit er ihr keine Fragen stellen konnte. Sie war ja wohl schlecht dazu berechtigt, ihm Vorwürfe zu machen, weil er Kaito KID jagen würde. Shinichi konnte nicht verstehen, warum sie das traurig stimmen sollte, wieso auch? Für ihn war es normal, fast schon Alltag. Es war sein Leben. Nach wie vor glaubte er ihr nicht, aber wenn sie es ihm nicht erzählen wollte, dann konnte er sie auch nicht dazu zwingen. Widerwillig, das Thema auf sich beruhen zu lassen, griff er nach seinem Handy und wählte die Nummer von Inspektor Megures Handy. "Guten Tag, Herr Inspektor! Ran hat mir gerade von dem Fall erzählt und ich freue mich wirklich, da helfen zu können. Ich komme heute Abend im Präsidium vorbei, ist das ok?... Wunderbar, dann bis später!" Er legte auf und nahm noch kurz wahr, wie Rans Augen von ihm zu Aoko hinüber huschten. Was hatte sie bloß? Irgendetwas bedrückte sie, das wusste er genau. Er kannte doch seine Ran. "Und? Denkst du, das wird morgen dein großer Abend?", wurde er von Kaito gefragt. Shinichi lächelte nur. "Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber KID wird sich an mir die Zähne ausbeißen." Kaito nickte und biss vergnügt in sein Sandwich. Das würden sie beide ja noch sehen... tbc Kapitel 3: Runde Eins ~ Fang mich, wenn du kannst! -------------------------------------------------- Hallo! Danke für die vielen süßen Kommis, ihr habt euch die ersehnte Fortsetzung verdient. ^^ Diese verkorkste Warnung von KID tut mir Leid, die nächste versuch ich besser zu machen. Viel Spaß Eure Sweet_Mystery About thieves, love and friendship - Runde Eins ~ Fang mich, wenn du kannst! Es war am Abend des nächsten Tages, als Shinichi sein Haus verließ und sich auf den Weg zu dem Ort machte, an dem KID auftauchen wollte. Er ging zu Fuß, um sich so noch einmal genau mit KIDs Warnung zu beschäftigen, deren Kopie er in den Händen hielt. Morgen Abend, wenn die Kirchenglocken ein elftes Mal geschlagen haben, werde ich dem Shugoji-Museum neues Leben einhauchen und die Tatsachen verdrehen. Dann werde ich den Jadetiger stehlen und raubkatzengleich in der Dunkelheit verschwinden. Der Meisterdieb 1412 Noch einmal ging er Zeile für Zeile durch und kam dann zu dem Entschluss, dass er wusste, wie KID es anstellen wollte. Nach einer halben Stunde war er im Museum angekommen und beobachtete interessiert das große Polizeiaufgebot. Vor dem Museum, das eher einem Hochhaus glich, standen Duzende von Polizeiwagen und es herrschte reges Treiben. Er betrat das Gebäude und wurde sofort von einem Polizisten aufgehalten: "Ich möchte Sie bitten, umgehend das Museum zu verlassen, da hier ein Polizeieinsatz stattfindet." Shinichi zog seinen Sonderausweis aus dem Jackett und zeigte diesen dem Polizisten. Er selbst bezeichnete den Ausweis gern als die "Eintrittskarte zu jedem Tatort". Der Polizist sah ihn sich an und straffte dann seine Haltung. "Verzeihen Sie, Herr Kudo! Ich habe sie nicht erkannt. Kommissar Nakamori erwartet Sie schon im vierten Stock, wo sich der Jadetiger befindet." Shinichi bedankte sich und ging dann zu den Aufzügen. In der vierten Etage angekommen, hörte er schon das laute Wettern eines Mannes: "Ihr verteilt euch jetzt sofort auf alle Etagen! Wir haben noch drei Stunden und ihr trinkt hier fröhlich Kaffee!" Shinichi trat neben den leitenden Kommissar und sagte zu den Polizisten: "Trinken Sie in aller Ruhe Ihren Kaffee aus und begeben Sie sich dann auf Ihre Positionen! Es besteht kein Grund zur Hektik." Die Polizisten sahen einander verwundert an und zerstreuten sich dann langsam. Kommissar Nakamori wandte sich mit pochender Vene an Shinichi und wurde vor Wut rot im Gesicht. "Was fällt dir ein?! Du kannst doch hier nicht meine Leute rumkommandieren!" Grinsend hielt Shinichi dem aufgeregten Mann seinen Sonderausweis entgegen. "Ich schätze, das war der Hauptkommissar der Tokioter Polizei, der mich dazu befugt hat. Sie sollten Ihre Männer nicht so rumkommandieren, denn aus Hast folgen Fehler, die vermieden werden können." "Shinichi Kudo", knurrte Nakamori, während er das Foto auf dem Ausweis mit Shinichis Gesicht verglich. "Der vorlaute Schülerdetektiv. Dass das klar ist, dass hier ist die "Sonderkommission KID" und die steht unter meinem Wort! Da lass ich mir nicht von noch so einem Grünschnabel ins Handwerk pfuschen!" "Papa, ist ja schon gut", versuchte Aoko, die gerade zu ihnen kam, ihn zu beschwichtigen. "Ich kenne ihn ein bisschen, er ist bestimmt gut." "Stimmt, ich bin gut, wenn man den Aussagen Inspektor Megures Glauben schenken darf", sagte Shinichi und lächelte sie selbstbewusst an. "Aber ohne Beweise ist jede Aussage anzweifelbar, nicht wahr? Sag mal, Aoko, was suchst du denn eigentlich hier?" "Ich wollte meinem Vater und dir zuschauen, wie ihr Kaito KID schnappt und ihn demaskiert", erklärte sie und ballte die Hände zu Fäusten. "Da werde ich dich wohl enttäuschen müssen. Ich bin nicht daran interessiert, ihn zu demaskieren, wenn ich ihm die Handschellen angelegt habe. Die Ehre überlasse ich gern Herrn Nakamori." Der wiederum sah alles andere als begeistert aus. "Aoko, du hast mir gar nicht gesagt, dass du ihn kennst. Flirtest wohl hinter meinem Rücken mit irgendwelchen Detektiven rum, na, das passt mir vielleicht!" "Aber, aber, Kommissar Nakamori!", sagte Shinichi beruhigend. "Ich bin bereits vergeben und bitte Sie, mir zu vertrauen. Ich handle nach bestem Wissen und Gewissen. Als erstes muss ich fragen, ob Sie einen Helikopter haben." "Naja, der ließe sich anfordern", erwiderte Nakamori verdattert. "Aber ich habe auch ein paar Polizisten auf dem Dach postiert. Du willst mir doch nicht allen Ernstes weismachen, dass KID über das Dach kommt? Das Haus hier hat elf Stockwerke!" Shinichi schloss mit gespielter Enttäuschung die Augen. "Haben Sie die Warnung denn nicht gelesen? 'Morgen Abend, wenn die Kirchenglocken ein elftes Mal geschlagen haben, werde ich dem Shugoji-Museum neues Leben einhauchen und die Tatsachen verdrehen.' Es enthält den Inhalt, dass man das Wort 'Leben' umdrehen muss. Tut man dies, erhält man 'Nebel'. Es gibt zwei Arten von Nebel. Nehmen wir also an, dass es sich hierbei nicht um feine Wassertröpfchen in der Luft handelt, sondern um einen Begriff aus der Astronomie, so steht hier 'Nebel' für schwach leuchtende Himmelskörper aus Gas oder Staub. Und - berichtigen Sie mich, falls ich irre - Himmelskörper befinden sich im Himmel. Unnötig zu sagen, dass KID aus der Luft kommen wird." Nakamori schien kurz vor dem Explodieren zu sein. "Na, dann wird es dich ja nicht stören, wenn ich dich auf das Dach verfrachte." "Keinesfalls", antwortete der Junge. "Das hätte ich ohnehin vorgeschlagen. Vielleicht möchte mich Aoko ja begleiten." "Auf jeden Fall!", erklärte sie sich bereit. "Heute entkommt KID nicht, das habe ich im Gefühl." Shinichi nickte. Er hatte gewusst, dass sie mitkommen wollte, seit sie bei ihnen aufgetaucht war. Sie schien nicht das Mädchen zu sein, dass dem Vater ständig am Rockzipfel klemmte. Ein bisschen ähnelte sie Ran. "Dann komm mit auf das Dach!" "Aoko!", wollte ihr Vater einwenden, doch die zwei Jugendlichen rannten schnell zum Fahrstuhl und stiegen ein. Nakamori biss sich in die Faust. "Erst meine Männer und dann auch noch meine Tochter! Dabei habe ich schon KID gejagt, da hat der noch in den Windeln gelegen und nach seinem Fläschchen gebrüllt!" Es war eine Viertelstunde vor Elf Uhr, als Shinichi das Walkie Talkie zur Hand nahm, das er sich besorgt hatte, und den Helikopter anfunkte, der in großen Kreisen um das Gebäude flog. "Sie machen das großartig! Fliegen Sie bitte weiter ausladende Kreise um das Museum! Wenn ich Ihre Hilfe benötige, melde ich mich sofort bei Ihnen und Sie tun das, was wir besprochen haben! Over." "Kein Problem. Over." Aoko kam zu Shinichi und sah sich unbehaglich auf dem Dach um. "Denkst du nicht, dass fünf Polizisten etwas wenig sind?" "Das würde ich nicht als Nachteil sehen. Je mehr Polizisten sich hier befinden, umso unauffälliger ist es, wenn er sich als einer verkleidet. Bei fünf Beamten kann er das unmöglich tun, ohne bemerkt zu werden." Er nahm wieder das Funkgerät und schaltete es ein. "Kommissar Nakamori? Sie stehen doch unten bereit?" "Was hast du denn gedacht?!" "Wunderbar! Seien Sie bitte bereit, falls Phantom KID es schaffen sollte, in die vierte Etage zu gelangen. Over." "Grrr... Over." Shinichi verband das Funkgerät mit einem Headset, setzte sich dieses auf und steckte das Gerät in seine Jacketttasche. Dann warf er einen prüfenden Blick auf die Uhr. "Noch fünf Minuten. Perfekt. Aoko, gehe bitte zu einem der Polizisten und behalte alles im Auge!" Sie nickte leicht nervös und lief dann zu einem Polizisten, der an der Ecke des Daches stand. Shinichi summte entspannt vor sich hin und beobachtete den Himmel. ~Komm, KID! Ich warte.~ Er hörte ein leises Rascheln hinter sich und drehte sich um. Da stand er. Shinichis Atem setzte vor freudiger Erwartung auf das Kommende kurz aus. KID stand vor ihm und lächelte geheimnisvoll. Sein weißer Umhang wehte in sanften Wogen im Wind und seine Kleidung strahlte im Dunkel der Nacht. Shinichi lächelte. Das war er also: Das Phantom, der Dieb der Diebe. Jeder wollte ihn schnappen und sein Magen schlug Purzelbäume, als er daran dachte, wie nahe er dran war. Er hätte die Hand nach KID ausstrecken können. Wer war dieser junge Mann, den nichts in der Welt aus der Ruhe brachte? Der geschickte Dieb in Weiß, der bisher immer entkommen war? Er war die letzte Stufe, die Shinichi nie erreicht hatte. Nichts wünschte er sich mehr, als ihn zu fassen. Doch KID war mit allen Wassern gewaschen, was in dem Detektiv neuen Ehrgeiz weckte. Er wusste, er konnte nicht eher ruhen, bis der Meisterdieb 1412 geschnappt war. Bis er ihm persönlich die Handschellen angelegt hatte. "KID." KID verbeugte sich in einer eleganten Bewegung. "Angenehm. Und du bist der landesbekannte Schülerdetektiv Shinichi Kudo." "Tja, mein Ruf scheint auch den gerissensten Dieben nicht unbekannt zu sein." "Auch ich nehme gelegentlich die Tageszeitung in die Hand." KID warf den Umhang kurz zur Seite und hielt plötzlich eine Zeitung in der Hand, auf deren Titelblatt ein großes Foto von Shinichi abgedruckt war. "Aber bis ich mich nicht von deinen Fähigkeiten überzeugt habe..." Er knüllte das Papier zusammen und barg es kurz in seinen Händen. Als er sie wieder öffnete, flog eine weiße Taube daraus hervor und verschwand in der Nacht. "...ist alles nur Schall und Rauch." "Genau wie dein Raubzug heute Abend." Der Meisterdieb lachte laut auf. "Du bist ja ganz schön vorlaut." Shinichi lächelte nur und vergrub die Hände in den Hosentaschen. "Das beruht ja auf Gegenseitigkeit. Wolltest du nicht was stehlen?" "So lass unsere Taten für uns sprechen." Er schob seinen weißen Zylinder etwas tiefer. "Los jetzt!", befahl Shinichi in sein Headset. "Du verzeihst..." Kaito KID drehte sich in Richtung Treppe und rannte darauf zu, als zwei Polizisten ihm den Weg versperrten. "Aber, meine Herren!" Er zog eine Rauchbombe und warf sie den Beamten vor die Füße. Binnen weniger Sekunden war das halbe Dach voller Rauch und die Polizisten begannen zu husten und fielen dann ihn Ohnmacht. "Schlafgas!", erkannte Shinichi, als er gerade den Propeller des Hubschraubers hörte und aufsah. Aoko stand da und geriet ins Wanken. Sie hatte nicht allzu viel Rauch eingeatmet, aber sie spürte, wie sie die Kontrolle über ihre Beine verlor. Auf einmal hörte sie ein dröhnendes Geräusch und kräftiger Wind blies ihr in den Rücken. Ohne es zu merken, taumelte sie auf die Kante des Daches zu. Shinichi sah zuerst, dass sie gleich abstürzen würde und rief: "Aoko!" Sie drehte sich um, machte einen Schritt nach hinten und hatte plötzlich den Boden unter den Füßen verloren. Aoko stürzte über die Dachkante. Wie gelähmt sah Shinichi dem Ganzen zu und war völlig unfähig, klar zu denken. KID huschte mit den Worten: "Wir müssen das etwas verschieben." an ihm vorbei und sprang Aoko hinterher. Der junge Detektiv rannte schockiert zur Kante und blickte nach unten. Gerade öffnete sich KIDs Gleiter und er steuerte das Dach des benachbarten Gebäudes an. Aoko schlug die Augen auf und zuckte heftig zusammen, als sie erkannte, in welcher Situation sie sich befand. KID hielt sie in den Armen und flog mit ihr durch die Luft. "Lass mich runter!" "Nein, Fräulein Nakamori", antwortete er und sah ihr kurz in die Augen. "Ich würde dich ungern sieben Stockwerke tief fallen lassen." "Als ob dich das was kümmern würde!" Wütend versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien, doch er hielt sie unbeirrt fest. Schließlich landete er sanft auf dem Dach und ließ sie los. "War doch nicht so schlimm oder, meine Dame?" Schallend landete ihre Hand auf seiner Wange, die binnen von Sekunden rot anlief. Überrascht betastete er die wunde Stelle. Sie hatte ihn geohrfeigt. Zwar wusste sie nicht, dass er Kaito war, ihr langjähriger Freund, der sie heimlich liebte, aber umso mehr tat diese Ohrfeige weh. Mal wieder wurde ihm bewusst, wie sehr sie KID hasste und verachtete. Trotzdem lächelte er und tippte sich kurz an die Hutkrempe. "Es war mir ein Vergnügen." Dann schwang er sich wieder vom Dach und glitt sanft durch ein offenes Fenster des Museumsgebäudes. Aoko sah ihm wütend hinterher und ballte die Hände zu Fäusten. Shinichi rannte schnell die Treppen im Inneren des Museums hinunter. Er hatte die Beiden beobachtet, bis KID zum Fenster geflogen war. Die Idee mit dem Hubschrauber war wohl ein Schuss in den Ofen gewesen. Ganz im Gegenteil, es hatte KID einen Fluchtweg eröffnet. Was für eine Blamage! Endlich war er im vierten Stock angekommen und rannte in den Ausstellungsraum. Er riss die Tür auf und alle Augen richteten sich sofort auf ihn. "Wer hat in den letzten Sekunden diesen Raum betreten?", fragte er laut. "KID wird sich verkleidet haben!" Mit aufgeklappter Kinnlade deutete Kommissar Nakamori auf ihn und sah dann in die Richtung, wo die Glasvitrine mit dem Jadetiger stand. "A-Aber...!" Shinichi folgte seinem Blick und erkannte ein Bündel Kleider, die seinen eigenen ähnelten. Die Vitrine war leer. "Er hat doch nicht etwa...?" Ein Pfiff schallte durch den Raum und jeder sah zum offenen Fenster in dessen Rahmen KID stand und den Jadetiger auf der ausgestreckten Handfläche hielt. "Sucht ihr mich?" "Zugriff!", brüllte Nakamori und die Polizisten stürzten zum Fenster. Doch es war bereits zu spät, denn KID war schon aus dem Fenster gesprungen. Nakamori nahm das Funkgerät. "Ihr da vor dem Museum, setzt euch in Bewegung und fasst mir diesen KID!" Shinichi flog ein Zettel entgegen und er fing ihn auf. Diese Runde habe ich gewonnen. Der Meisterdieb "Vergessen Sie es, Kommissar Nakamori! KID schnappen Sie jetzt nicht mehr." Shinichi biss die Zähne zusammen und knüllte das Stück Papier. So etwas würde er nicht auf sich sitzen lassen. Als Ran am darauf folgenden Morgen an Shinichis Tür klopfen wollte, um ihn abzuholen und mit ihm zur Schule zu gehen, fand sie nur einen Zettel am Eingang. Auf diesem stand: Ich bin schon vorgegangen. Shinichi Überrascht starrte sie den Zettel an. So etwas hatte er noch nie getan, sie einfach allein zur Schule gehen lassen. Sogar als Conan hatte er sie immer begleitet. Wahrscheinlich war er noch wütend darüber, dass ihm KID entwischt war. Vielleicht schämte er sich ja, aber im Grunde wusste sie zur Zeit gar nicht mehr, was in ihm vorging. Betreten senkte sie den Kopf. Hatte er denn ganz vergessen, was für ein Tag heute war? Ran seufzte kurz enttäuscht und machte sich dann allein auf den Weg zur Schule. Dort würde sie ihn ja spätestens treffen. Pustekuchen. Ran war zu spät zum Unterricht gekommen und erhielt einen Rüffel vom Lehrer, bevor sie sich auf ihren Platz neben Sonoko setzte. Shinichi sah sie nicht einmal an, sondern starrte nur auf den Bleistift, mit dem er lustlos herumspielte. Die Sache mit KID schien ihn noch sehr zu beschäftigen. Sie wollte gleich in der Pause zu ihm und mit ihm reden, doch um ihn herum bildete sich, kaum war die Pausenklingel ertönt, eine Traube aus Schülern, die ihn alle wegen des letzten Abends Löcher in den Bauch fragten. Jeder hatte davon gehört, da ein Artikel auf der Titelseite der Tageszeitung darüber erschienen war. Shinichi verschränkte jedoch nur die Arme vor der Brust und brüllte, als es ihm zu viel wurde: "Stand doch alles in der Zeitung! Zitiere: "...der Schülerdetektiv behinderte den Polizeieinsatz mit einem blamablen Fauxpas. Sein Ruf scheint ihm zu Kopf gestiegen zu sein." Sonst noch Fragen?" Die Traube löste sich mit einem Schlag auf. Ran sah schockiert zu Sonoko neben sich. "Stand das wirklich in der Zeitung? Ich konnte noch gar nicht nachgucken." Sonoko warf ihr nur einen verwunderten Blick zu. "Wirklich nicht? Die haben ihn in dem Artikel fast geschlachtet! Da standen Sachen drin, für die würde ich Klage einreichen. Irgendwo kam sogar der Ausdruck "selbsternannter Detektiv" vor." Besorgt wandte sie ihre Augen zu Shinichi, der stumm dasaß und die Augen geschlossen hatte. Keiner hätte zu sagen vermocht, was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging. Sie entschied sich, ihn nicht zu stören, und schlug ihren Schülerkalender auf. "Was steht denn da?", wollte Sonoko wissen und sah auf die Seite für den aktuellen Tag, auf der mit Rot etwas vermerkt war. Schnell verdeckte Ran es mit ihrer Hand, doch ihre Freundin hatte es bereits gelesen. "Kein Wunder, dass du so komisch drauf bist. Wär ich auch, wenn sich mein Freund nicht an unser Einjähriges erinnert." "Pschhht, so sei doch leise, Sonoko!" "Wieso denn? Ein schlechtes Gewissen soll er ruhig haben. Und ausgerechnet heute benimmt er sich so abweisend. Echt, das ist das Letzte!" "Ich bin mir sicher, er hat es nicht vergessen", wollte Ran sie besänftigen, obwohl sie es selbst nicht glaubte. Shinichi war wieder in seiner eigenen Welt, da nahm er gar nichts mehr um sich herum richtig wahr. Natürlich konnte sie auch ihrer Freundin nichts vormachen. "Jetzt reicht's!" Sonoko stand schnell auf und wollte schon zu Shinichi gehen, doch Ran packte sie schnell und hielt sie fest. "Ist schon ok, wirklich. Es ist doch nur ein Tag, ein albernes Datum." Brummend setzte sich Sonoko und der Lehrer betrat den Raum. Der Unterricht fing wieder an. tbc... Kapitel 4: Wie könnte ich diesen Tag vergessen? ----------------------------------------------- Hi, meine Süßen! Erst mal ganz viele Knuddels für die zahlreichen Kommentare! Ihr habt mich ja fast damit erschlagen! XD Deswegen stell ich jetzt auch nen neuen Teil rein, trotz der Tatsache, dass sich mein Vorrat dem Ende nähert. T T Und wenn das erst mal passiert ist, dann dauern die Fortsetzungen etwas (schreiberische Krise). Jetzt muss ich schreiben die n D-Zug! ^^' Naja, aber natürlich wünsch ich euch jetzt erst mal wieder viel Spaß! About thieves, love and friendship - Wie könnte ich diesen Tag vergessen? Schließlich war die Schule zu ende und die beide Freundinnen liefen nebeneinander den Fußweg entlang. Shinichi hatte den gesamten Tag kein Wort mit Ran gewechselt und Sonoko war mal wieder bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: Über Shinichi herziehen. "Das ist typisch Mann! Erinnern sich nicht, dass ein besonderer Tag ist, wollen aber sonst, dass man an sie denkt! Der Typ ist so was von selbstverliebt, dass sich sein Ego materialisiert, wenn er nicht aufpasst! Der soll sich bloß nicht so aufblasen und denken, sein Hobby ginge vor dich! Mistkerl!" Ran blieb stumm und blickte nur betreten auf den Boden. Sie blieben stehen und sie drehte sich mit dem Rücken zur Straße, um Sonoko besser ansehen zu können. "Ach, Sonoko..." "Nichts, 'ach Sonoko'! Verständlich, dass er sauer ist, wo KID entkommen konnte, indem er sich als Shinichi verkleidet hat, aber da kannst du ja nichts dafür! Echt mal, der soll sich bloß bei dir entschuldigen!" Ein Auto hielt neben ihnen, doch Ran nahm das gar nicht wahr. "Und an deiner Stelle wäre ich jetzt ordentlich sauer auf ihn. Wo kommen wir denn sonst hin?" "Sonoko, beruhige dich!" Sonoko atmete einmal tief durch und winkte dann ab. "Schon gut, schon gut! Reden wir nicht weiter über den Krimifreak. Kann ich mal kurz deine Schultasche haben?" Irritiert reichte Ran ihre Tasche ihrer Freundin und hörte nicht das hohle Klicken hinter sich. Sonoko nahm die Tasche, hängte sie sich zu Rans Verwunderung über die Schulter und stieß Ran plötzlich nach hinten. Diese, überrascht von der hinterhältigen Handlung ihrer besten Freundin, machte sich schon seelisch und moralisch auf die Bekanntschaft mit dem Straßenasphalt bereit, die jedoch ausblieb. Sie landete weich auf einem Autositz. Ein Arm langte über ihren Schoß hinweg und schloss die Beifahrertür, so dass sie schnell die Beine ins Innere des Wagens zog. Das Auto fuhr los und Ran brauchte einen kleinen Augenblick, um zu realisieren, was eigentlich passiert war. Langsam beruhigte sie sich und richtete den Blick auf den Fahrer. "Hast du mich erschreckt, Shinichi!" Er griff hinter seinen Sitz und zog einen Strauß roter Rosen hervor, den er ihr gab. "Es sollte eben eine Überraschung sein." Glücklich nahm Ran den Strauß. Es waren nicht einfach nur ein paar Blumen, sie waren zugleich ein Symbol. Vor genau einem Jahr hatte er genau so einen Strauß gekauft, als sie ins Krankenhaus gekommen war. Er hatte ihr somit indirekt seine Liebe gestanden und es später mit Worten bestätigt. "Du hast also daran gedacht." Er lächelte und sah sie kurz an. "Wie könnte ich diesen Tag vergessen?" "Aber, du warst doch so sauer wegen KID und dem Zeitungsartikel." Shinichi lachte, was sie mit Verwunderung zur Kenntnis nahm. "Als ob mir so ein Zeitungsartikel die Laune verderben könnte! In der heutigen Zeitung wird morgen der Fisch eingepackt. Die brauchen doch was, um die Leserschaft zu locken. Und was diesen KID anbetrifft, so ist da mein letztes Wort noch nicht gesprochen." Ran nickte. So kannte sie ihren Shinichi, der sich nicht so einfach unterbuttern ließ. Aber... "Wo fahren wir eigentlich hin? Der Weg nach Hause ist das nicht." "Du bist für morgen von der Schule freigestellt und deine Eltern wissen auch Bescheid." Er deutete mit dem Daumen auf den Rücksitz und Ran folgte diesem Zeig mit den Augen. "Eine Reisetasche!", stellte sie überrascht fest. "Sind da Sachen drin?" "Ja, ein paar von mir und ein paar von dir. Deine Mutter hat mir beim Packen geholfen." "Und Paps hat zugestimmt, dass wir wegfahren?" Shinichi grinste breit. "Deine Mutter scheint da ihre ganz persönlichen Überredungskünste zu haben." "Eri, du kriegst es auch immer wieder hin, dass ich nicht Nein sagen kann." "Naja, jemand muss ja dafür sorgen, dass die Beiden in Ruhe zusammen sein können." "Ein bisschen tiefer." Sie grummelte etwas, tat ihm aber den Gefallen. "Gut so?" "Eri, du bist einfach klasse!", seufzte er zufrieden. "Aber denk ja nicht, dass das zur Gewohnheit wird!" Sie wurde etwas derber. "Au!" "Herrje, sei nicht so weinerlich! Ist ja nicht das erste Mal." Eri fuhr etwas fester fort. Kogoro knurrte. "Stehst wohl auf die brutale Art, was?" "Eigentlich geht es mir nur bei dir und im Gericht so." "Nett. Na, warte, jetzt bist du dran! Umdrehen!" Sie lächelte süffisant. "Soll ich dir wirklich den Rücken zudrehen?" Er streckte den Arm aus und hielt ihr die offene Hand entgegen. "Los, her damit!" Eri gab ihm den Massageschwamm und drehte ihm den Rücken zu. Er drehte sich so, dass er ihren Rücken vor sich hatte, seifte diesen etwas ein und rieb ihn dann mit dem Massageschwamm. "Ganz schön kratzig, das Ding, oder?" Sie nahm ihr offenes Haar aus dem Nacken und tauchte die Arme in das warme Badewasser ein. "Ich mag es." Ran öffnete die Autotür, stieg aus und streckte ein wenig die Beine. Sie waren hier ungefähr siebzig Kilometer entfernt von Tokio und standen auf einem Hotelparkplatz. Shinichi stieg auch aus und holte die Tasche vom Rücksitz. Sie atmete tief durch und schloss die Augen. Die Umgebung war wirklich schön. Um das Hotel herum war eine riesige Blumenwiese und auf der anderen Straßenseite konnte man das Meer bewundern. Sie fühlte sich wie in einen Romantikfilm hineinversetzt. Shinichi tippte ihr auf die Schulter und sie wandte sich ihm zu. "Wollen wir nicht reingehen?" "Ich habe nur gerade festgestellt, dass es hier unglaublich schön ist." Er schenkte ihr wieder sein unwiderstehliches Lächeln und ergriff ihre Hand. "Deswegen sind wir jetzt hier." Zusammen gingen sie in das kleine Hotel und zur Rezeption. "Guten Tag. Ich habe hier reserviert und zwar auf den Namen...", begann er, wurde aber von dem Mann an der Rezeption unterbrochen. "Kudo. Wir haben telefoniert." Der Mann verbeugte sich leicht. "Ich bin Shiro Takemi, der Hotelbesitzer. Wir haben Sie bereits erwartet." Shinichi reichte ihm die Hand. "Sehr erfreut. Mein Name ist Shinichi Kudo und die reizende Dame neben mir ist Ran Mori." Herr Takemi lächelte sie freundlich an und gab dann Shinichi einen Schlüssel. "Hier ist Ihr Zimmerschlüssel. Nummer 21. Wenn Sie Fragen haben oder Hilfe beim Gepäck brauchen, wenden Sie sich an mich!" "Danke sehr." Shinichi nahm die Tasche und machte sich zusammen mit seiner Freundin auf den Weg in ihr gemeinsames Zimmer. Als er die Tür aufgeschlossen hatte, betraten sie das Doppelzimmer und Ran ging sofort zu den Balkontüren und öffnete sie. Salzige Meeresluft begrüßte sie und sie atmete den Geruch tief ein. Vor ihr lag das Meer in seiner vollkommenen blauen Schönheit. "Die Aussicht ist einfach himmlisch." Von hinten legte er beide Arme um ihre Hüften und genoss ebenfalls den Anblick. "Aber nichts ist so bezaubernd wie du." Lächelnd lehnte sie sich gegen ihn. "Ich habe heute doch tatsächlich gedacht, du hättest unser Jubiläum vergessen." "Niemals könnte ich das. Nicht so ein wichtiges Datum. Aber ich habe es absichtlich so aussehen lassen, damit ich dich überraschen konnte." "Du warst doch nur schon vorgegangen, um mit dem Auto zu mir nach Hause fahren zu können, nachdem ich losgegangen war, dort die Sachen einzupacken und dann in die Schule zu fahren und das Auto abzustellen, oder? Dadurch warst du natürlich früher als ich in der Schule und ich dachte, du wärest einfach vor mir losgelaufen." "Gut kombiniert. Mit ein bisschen Training könnte man aus dir eine gute Detektivin machen. Zumindest von deiner Mutter scheinst du da was abbekommen zu haben." Er grinste frech, was sie natürlich nicht sehen konnte. "Lieber nicht!", lachte sie. "Zum Schluss werde ich auch noch so ein Krimispinner wie du!" "Na warte, die Rache dafür kommt schon noch!" Er drückte sie fester an sich, doch sie löste sich sofort wieder von ihm. "Ich muss noch eine gewisse Sonoko anrufen", entschuldigte sich Ran und griff gewohnheitsmäßig in die Jacketttaschen ihrer Schuluniform. "Oh, ich hab ja mein Handy gar nicht dabei!" Shinichi reichte ihr seins. "Ruf hiermit an!" Fragend blickte sie auf das Gerät in ihrer Hand. "Aber das ist ja gar nicht dein Handy." "Es ist das alte von meinem Vater, das in seinem Schreibtisch lag. Professor Agasa hat meines und die Nummer von dem hier für den Notfall. Ich wollte doch nicht, dass uns so ein blöder Anruf von Inspektor Megure die Laune vermiest." Er konnte gar nicht wissen, wie glücklich er sie damit machte. Endlich hatte sie ihn fast zwei Tage nur für sich, ohne einen dieser nervigen Anrufe. "Danke." Sie nahm das Handy und setzte sich auf das Bett. Er ging an ihr vorbei und auf eine Tür zu, die vermutlich zum Bad gehörte. "Ich geh erst einmal duschen. Telefonier du ruhig mit Sonoko!" Dann verschwand er im Badezimmer. Ran wählte die Nummer ihrer besten Freundin. "Sonoko am Apparat." "Soso, hast also hinter meinem Rücken mit Shinichi einen Komplott geschmiedet!" Sie hörte ein Kichern vom anderen Ende. "Gib's zu, Ran! Ich habe gut geschauspielert." Die leichte Wut auf Sonoko war verflogen und Rans Gesichtszüge wurden weicher. "Allerdings, das war bühnenreif." "Und, ist es schön, wo ihr jetzt seid?" "Ja, direkt am Meer. Die Aussicht ist unbeschreiblich", schwärmte Ran. "Schon nervös?", fragte Sonoko unvermittelt. Ran verstand nicht ganz, was sie meinte. "Nein, weswegen denn?" "Sag mal, bist du wirklich so unschuldig oder tust du nur so?", keifte ihre Freundin entsetzt zurück. "Heute ist euer Einjähriges und ihr seid noch nicht über's Küssen hinaus. Wie konntet ihr das überhaupt so lange aushalten?" Ran zuckte zusammen. "D-Du meinst doch nicht etwa...?" "Lass mich doch mal die Fakten zusammenzählen: Heute ist der große Tag, ihr seid allein zu zweit in ein Hotel gefahren und du sitzt garantiert gerade auf einem Doppelbett. Shinichi ist vielleicht nicht wie andere Jungs, aber der wird sich auch was dabei gedacht haben. So, wie es sich anhört, strotzt der Ort, wo ihr euch befindet, geradezu vor Romantik." Nun wurde Ran ernsthaft nervös. Sie krallte sich inzwischen regelrecht an das Handy. "A-Aber..." "Kein Aber. Gib es zu, du hast es dir doch sicher auch schon mal ausgemalt." "Gott, was soll ich denn jetzt tun? Sonoko, du hast doch in solchen Sachen mehr Ahnung!", flehte sie. "Ich würde dir mal empfehlen, aufzupassen. Junge Mütter haben es nicht immer leicht." Dann wurde abrupt aufgelegt. "Sonoko!", rief Ran, aber die hörte das natürlich nicht mehr. Resigniert legte sie auf. "Unverschämtes Ding!" Einen Moment saß sie noch unentschlossen da, aber schließlich entschied sie sich dazu, sich etwas anderes anzuziehen. Sie ging zur Tasche, kramte darin herum und fand schließlich ein weißes Sommerkleid mit blauen Blumen darauf. Schön leicht und genau das Richtige für dieses Wetter. Trotzdem ließ sie der eine Gedanke nicht los. Shinichi kam mit einer Boxershorts bekleidet aus dem Bad und begann, in der Tasche herumzuwühlen. Er holte eine blaue Hose und ein weißes T-Shirt daraus hervor und zog sich die Hose an. Als er ihren Blick bemerkte, hielt er inne und sah sie, mit einem Bein schon halb in der Hose, an. "Was guckst du denn so? Hängst mir irgendwas an der Nase?" Sie schrak zusammen und winkte leicht ab. "Sorry, ich wollte nicht starren." Er schaute sie immer noch ahnungslos an, schien dann aber zu begreifen. "Oh, wie unhöflich von mir, mich vor dir umzuziehen. Ich hoffe, du verzeihst mir." "Ist doch nicht schlimm", widersprach sie nervös. Mühevoll versuchte sie, Sonokos Worte aus ihren Gedanken zu verdrängen. "Was machen wir heute noch so?" "Ich dachte, wir gehen in den nahegelegenen Ort und dort in ein Restaurant. Morgen sind wir übrigens zum Mittagessen eingeladen." Er zog sich das T-Shirt über und stellte sich vor sie. "Von wem denn?" Ran hatte wirklich keine Ahnung, wen Shinichi hier so fernab von Tokio kannte. "Meine Großeltern. Sie wollten, dass ich dich ihnen mal vorstelle, wenn wir schon in der Gegend sind." Shinichi lächelte aufmunternd, doch Rans Magen vollführte eine Drehung um neunzig Grad. "Aber, was ist, wenn sie mich nicht mögen?" Er küsste sie auf den Mund und legte liebevoll eine Hand auf ihre Wange. "Sie müssen dich einfach mögen. Außerdem bist du ja die Tochter eines berühmten Detektivs." "Aber, die Fälle hast doch alle du..." Shinichi hielt sich den rechten Zeigefinger vor die Lippen und zwinkerte ihr mit einem Auge zu. "Sie wissen nicht, dass ich Conan war. Und du musst es ihnen ja nicht unter die Nase reiben." Ihr war etwas mulmig zumute, als er das sagte. Sie war keinesfalls der Mensch, der gerne log. Und schon gar nicht vor den Großeltern des eigenen Freundes. Trotzdem nickte sie nur. Noch immer versuchte sie, anhand seines Benehmens festzustellen, ob Sonoko Recht gehabt hatte, aber bisher war ihr nichts aufgefallen. Bestimmt hatte ihre Freundin mal wieder maßlos übertrieben. Shinichi band sich seine Armanduhr um und nahm dann die Schlüssel von der Kommode, die im Zimmer stand. "Wollen wir dann?" Fröhlich lächelnd hakte sie sich bei ihm unter und zusammen verließen sie das Zimmer. tbc... Kapitel 5: Wie fühlst du? ------------------------- So, ein neuer Teil. Ich hänge zurzeit wirklich arg fest und diese F hier is aus meiner Vorratskammer. Gomen wegen der langen Wartezeit. P.S: Ich finde Teile dieser F arg schnulzig. About thieves, love and friendship - Wie fühlst du? Shinichi und Ran wollten gerade das italienische Restaurant betreten, als ein Mann herauskam und Ran ungestüm anrempelte, bevor er die Straße überquerte. "Passen Sie doch gefälligst auf!", rief Shinichi sauer hinterher und bückte sich, um Rans Handtasche aufzuheben, die sie fallen gelassen hatte. Er sammelte einen heraus gefallenen Lippenstift und ihre Geldbörse ein und tat sie zurück in die Tasche, wobei er kurz stutzte, sich aber nichts anmerken ließ, und diese an seine Freundin zurückgab. Sie betraten das Restaurant und eine nervös wirkende Frau huschte an ihnen vorbei. Beide sahen ihr kurz nach, dann setzten sie sich an einen Tisch. Ran vertiefte sich sofort in der Speisekarte, während Shinichi sich nach einem Kellner umsah. "Senta scusi!", sagte er, als er einen erblickt hatte, und tatsächlich kam der Kellner, der eindeutig italienischer Abstammung war, freundlich lächelnd an den Tisch. "Was kann ich Ihnen bringen?", fragte er. Shinichi wandte sich an Ran: "Was möchtest du?" "Ein Glas Wasser und einmal Nudeln mit Meeresfrüchten", antwortete sie. Shinichi nickte und sagte zum Kellner: "Prendiamo due ague minerale, spaghetti, pasta con frutti di mare e due bicchieri di vino rosso." Der Kellner notierte sich alles und verschwand dann in Richtung Küche, um die Bestellung aufzugeben. "Ich muss mal eben auf Toilette", erklärte Shinichi und stand auf. "Bin in fünf Minuten wieder da." Er lief schnell so weit, bis er außerhalb von Rans Sichtweite war, und ging dann vor die Eingangstür. Shinichi holte das Handy aus seiner Hosentasche und sah es einige Sekunden ratlos an. Er hatte Panik. Ja, Panik war das einzig richtige Wort dafür. Wen konnte er also anrufen und um Rat fragen? Heiji würde sich scheckig lachen, ohne Frage. Und Professor Agasa war wohl der Letzte, mit dem man über so intime Dinge reden konnte. Sonoko? Er war zwar in Not, aber so schlimm war es wohl doch nicht, dass er sich an dieses überdrehte Mädchen wandte. Blieb als einzige Person nur noch... Er schluckte und gab ihre Handynummer ein. Na, die würde sich aber freuen... Es wurde abgenommen. "Yusaku?" "Nein, Mama, ich bin's", murmelte er und lief schon etwas rot an. "Shinichi!", rief sie fröhlich in den Hörer. "Rufst du vom alten Handy deines Vaters aus an? Es hat seine Nummer angezeigt. Das finde ich aber schön, dass du dich meldest." "Ähmm, Mama..." "Was ist denn? Du klingst irgendwie besorgt." "Also... Du darfst es aber keinem erzählen, was ich dir jetzt sage! Und schon gar nicht Papa, ok?" "Werde ich nicht, versprochen." "Ich brauche, ehrlich gesagt, deinen Rat." Yukiko schien nun vor Glück fast zu platzen, weil ihr Sohn sie um einen Ratschlag bat. "Nur zu, mein Sohn!" "Die Sache ist..." Er überlegte kurz, wie er sein Problem in Worte fassen konnte. "Ich habe vorhin Rans Handtasche aufgehoben, weil sie sie fallen gelassen hat, und da..." "Hast du rein geguckt?" "Also... Ja." "Man guckt nicht in die Handtasche einer Frau!" "Ich weiß, es war ja auch eher zufällig. Aber, da war was drin, das..." Shinichi stoppte. Wie peinlich ihm das war! "Was hast du denn nun gesehen?", fragte Yukiko etwas ungeduldig. "Sie... Sie hatte, ähmm... Verhütungsmittel dabei." "Was regst du dich dann so auf?" Yukiko konnte absolut nicht nachvollziehen, was Shinichi daran so nervös machte. "Sie ist halt vorsichtig. Wenn man einen Freund hat, ist man gern vorbereitet." "Ach, red doch nicht so einen Blödsinn!", knurrte er zurück. "Es ist Ran, nicht du!" "Was hab ich nur bei deiner Erziehung falsch gemacht?", wollte seine Mutter beleidigt wissen. "Du hast einen Rat von mir haben wollen und jetzt ist es dir auch wieder nicht recht." "Die Packung war ganz neu und Ran war vorhin allein in der Drogerie, wo sie die bestimmt gekauft hat! Ich meine, sie erwartet doch jetzt sicher was von mir." "Heute ist doch euer Einjähriges, nicht?" "Ja, eben. Deswegen wird sie sicher was wollen." Yukiko kicherte leise. "Immer schön ruhig! Sie wird dich schon nicht vergewaltigen." "Ha ha...", kommentierte er trocken. "Du weißt doch, dass ich bei so was der totale Trottel bin, was Romantik und so angeht." "Dein Vater hat es auch geschafft und der ist so romantisch wie ein Ziegelstein." "Habt ihr euch mal wieder gestritten?" "Manchmal weiß ich wirklich nicht, wie ich das immer mit ihm aushalte." "Vergiss nicht: Ihr seid eines der Traumpaare Japans." Sie seufzte kurz. "Wenn er nur etwas mehr Zeit für mich aufbringen und nicht ständig an seinen Krimis und Detektivgeschichten hängen würde! Nervt Ran es nicht auch, wenn du ständig zu irgendwelchen Tatorten rennst?" "Ich weiß nicht...", antwortete er leise. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Immerhin hatte er schon eine Menge Verabredungen deswegen abgesagt oder abgebrochen. Ihm fiel wieder der traurige Blick ein, der ihm bei ihr vor zwei Tagen aufgefallen war, als sie das Picknick veranstaltet hatten. "Ich bin so ein Idiot." "Nicht doch!", widersprach Yukiko sanft. "Du kannst es ja jetzt besser machen, wo es dir endlich aufgefallen ist. Und um dir einen Rat zu geben: Entscheide selbst, was du tust! Keiner kann dir da reinreden und du solltest dich nicht gezwungen fühlen. Sollte Ran wirklich solche Absichten haben, versteht sie es sicher, wenn du ihr sagst, dass du dich dabei unwohl fühlst. Sie ist doch ein vernünftiges Mädchen." Shinichi lächelte. "Da hast du Recht. Danke, dass du mit mir darüber geredet hast." "Du kannst mich jederzeit wieder anrufen, auch wenn du keinen Rat deiner Mutter brauchst, mein Schatz." "Ok, Mama. Und vertrag dich wieder mit Papa!" Er legte auf, bevor seine Mutter ihm noch ein Küsschen ins Ohr werfen konnte. Danach steckte er das Handy wieder ein und machte sich auf den Weg zurück ins Restaurant. Am Tisch angekommen setzte er sich und sah Ran an, die irgendwie angespannt wirkte. "Hey, alles klar bei dir?" "Klar", lächelte sie. "Es ist schön hier." "Deswegen habe ich dieses Restaurant gewählt." Der Kellner kam und stellte jedem ein Glas Wasser und ein Glas Rotwein hin. Shinichi bedankte sich und der Mann verschwand wieder. Shinichi nippte an seinem Glas Rotwein und schwieg einen Moment nachdenklich. Schließlich sah er auf. "Du, Ran... Nach dem Essen wollte ich gerne..." Ihre Wangen färbten sich leicht rosa und ihr Herz begann zu rasen. Hatte Sonoko etwa doch Recht? "J-Ja?" "Ich wollte fragen, ob wir vielleicht einen Strandspaziergang machen wollen." Die Idee gefiel ihr sehr und sie stimmte ohne zu zögern zu. Sie unterhielten sich noch etwas über die Schule, Sherlock Holmes und andere belanglose Dinge, bis das Essen kam, und nach einer Stunde verließen sie wieder das Restaurant. Aoko kam aus dem Bad und öffnete ihre Zimmertür, als auch schon ein "Hallo, Aoko!" vom offenen Fenster her kam. Kaito saß auf dem Fensterbrett und hatte anscheinend auf sie gewartet. Und was war der Nachteil von unangekündigten Besuchen? Man kam immer im falschen Moment. "Perverser!" Sie griff nach einem ihrer Hausschuhe und warf diesen so an den Kopf ihres Freundes, dass er nach hinten kippte und aus dem Fenster fiel. Mit Genugtuung hörte sie den dumpfen Aufprall. Aoko hielt mit einer Hand das Handtuch fest, das um ihren ansonsten nackten Körper gewickelt war, und schloss schnell das Fenster. Dann ging sie zum Kleiderschrank und zog sich in Windeseile an. Keinen Moment zu spät, denn schon wurde das Fenster wieder von außen geöffnet und ein ziemlich wütend aussehender Kaito kletterte ins Zimmer. "Sag mal, hast du sie noch alle?" "Das sollte ich dich fragen, Kaito! Wolltest wohl spannen, was?" "Konnte ja nicht ahnen, dass du gerade aus dem Bad kommen würdest!", verteidigte er sich und rieb sich die Beule an der Stirn, die nicht etwa durch den Aufprall entstanden war, sondern durch ihren Hausschuh. "Du bist heute aber schon den ganzen Tag so aggressiv." "Als ob du es nicht in der Zeitung gelesen hättest!", knurrte sie wütend. "Hab dich doch heute Morgen gesehen, wie du über den Artikel von einem Ohr zum anderen gegrinst hast." "Ach, du bist so sauer wegen KID", meinte er, als wäre es das, was er am wenigsten vermutet hatte. "Aber mal ehrlich, war doch klar, dass es so kommen würde." Aoko rastete nun völlig aus. "Nein, war es nicht! Wäre ich nicht da gewesen, wäre es nicht so gelaufen und die Zeitung hätte den armen Shinichi nicht so niedergemacht. Allerdings ist dir das ja egal, so lange du deinem tollen Dieb nachschmachten kannst!" "Hey, ich schmachte nicht!" Sie lächelte ihn spöttisch an und verschränkte die Arme vor der Brust. "Du vergötterst ihn. Bestimmt bist du auch noch neidisch, dass er mir das Leben gerettet hat." "So, wie ich deine unendliche Dankbarkeit kenne, hast du ihn verprügelt." "Ich hab ihm eine geknallt", antwortete sie nicht ohne Stolz. "Andere kann er ja vielleicht mit seinem Charme einwickeln, aber mich nicht!" Na, wenigstens gestand sie ihm den Charme zu... Kaitos Blick fiel eher zufällig auf ihren Schreibtisch, auf dem eine Art Collage zu liegen schien. Er nahm sie und sah sie sich an. ~Ach, du Schreck...~ Es war der Körper eines Sträflings, was man an der markanten Kleidung erkennen konnte, und auf den war das grinsende Gesicht von KID geklebt. Mit Rotstift war quer über das Blatt geschrieben: "I hate you, KID!" "Sag mal, ist dir zufällig langweilig?", knurrte er empört. Sie riss ihm den Zettel aus der Hand und pinnte ihn mit Hilfe einer Reißzwecke demonstrativ an ihre Tür. "Da! Du kannst ja gern einen Fanbrief an deine eigene Tür machen." "Du machst dich über mich lustig!" Sie streckte ihm die Zunge raus. "Natürlich tu ich das! Dass du diesen KID auch noch anfeuerst! Shinichi war richtig wütend, als KID weg war. Ich dachte zuerst, er würde eine Glasvitrine einschlagen, aber zum Glück hat der Junge Selbstbeherrschung, was ich leider nicht von allen meinen Freunden behaupten kann." Kaito ging zum Fenster und stieg auf das Fensterbrett. "Ein Zauberer muss nur seine Tricks und das Publikum beherrschen." Danach sprang er nach draußen. Aoko rannte zum Fenster und schaute hinaus, doch sie konnte ihn nicht mehr entdecken. Shinichi und Ran saßen am Strand und schauten auf das weite Meer hinaus. "Der Anblick ist immer wieder atemberaubend!", sagte Ran und kuschelte sich enger an ihren Freund. "Ich finde, das Meer ist richtig geheimnisvoll." "Du weißt, Geheimnisse machen mich neugierig." "Dann stürz dich in die Wellen, Schatz!" Beide fingen gleichzeitig an zu lachen und sie gab ihm einen kleinen Stoß, woraufhin er nach hinten zurück fiel. Sie drückte ihn in den weichen Sand. "Ein Jahr, ein ganzes Jahr!" Shinichi zog sie runter, so dass sie nun auf ihm lag. "Du kannst es wohl gar nicht oft genug hören, was?" Ein leichter Schauer durchfuhr sie, als sie in seine blauen Augen blickte. "Dieser Tag soll nie enden!" "Also, ich persönlich bin ziemlich neugierig, was die Zukunft betrifft." Er grinste sie breit an. "Ich will schließlich wissen, wie es mit uns zweien weitergeht." Ihre Nasenspitzen berührten sich fast und sie war versucht, ihn einfach zu küssen. "Und wie stellst du dir das so vor?" "Ich lass mich einfach überraschen." Ohne Vorwarnung drehte er sich und sie lag nun unter ihm. "Aber eines ist klar: So schnell wirst du mich nicht los." "Das will ich doch hoffen", flüsterte sie, bevor er seine Lippen auf ihre legte und sie zu küssen begann. Sie genoss das Gefühl und vertiefte den Kuss, während sie ihm mit beiden Händen durch das Haar fuhr. Sie küssten sich immer verlangender und er legte eine Hand an ihre Hüfte, während sie ihn noch näher an sich zog. Doch plötzlich brach er ab. Überrascht sah sie ihm in das Gesicht, wobei sie an seinen halb geöffneten Augen erkannte, dass er sich zum Aufhören gezwungen hatte, denn ganz offensichtlich hatte es ihm mindestens so sehr gefallen wie ihr. "Sand", sagte er leise. "Sand?" "Wir sind jetzt bestimmt von oben bis unten voll mit Sand. Und außerdem sollten wir uns zumindest am Strand etwas beherrschen." Er setzte sich auf und half ihr dann, das selbe zu tun. "Auch wenn es wirklich schön ist, dich zu küssen." "Das möchte ich doch annehmen!", meinte sie kurz gespielt beleidigt und deutete dann lächelnd wieder auf das Meer. "Schau mal, die Sonne geht unter!" Beide richteten ihren Blick auf den Horizont und sahen aneinandergekuschelt zu, wie die Sonne langsam unterging. Shinichi beobachtete seine Ran aus dem Augenwinkel und musste erneut lächeln, als er das Glänzen in ihren Augen sah. Was hatte er sich nur für Sorgen gemacht? Er liebte sie so sehr, dass ihm der nächste Schritt nur allzu lieb war. Sie war für ihn die Einzige, nie würde er ein Mädchen finden, das ihm mehr bedeutete. "Ich liebe dich, das weißt du doch?" Verdutzt sah sie ihn an. "Natürlich, warum fragst du?" "Weil du immer daran denken sollst!" Er schlang seine Arme um sie. "Du sollst wissen, dass ich niemand anderen an meiner Seite haben will. Nie werde ich jemand anderen akzeptieren." Sie seufzte nachsichtig. "Versprechungen sind schnell gemacht an warmen Sommerabenden, aber genauso leicht wie ein Sandkorn." "Was redest du denn da für einen Blödsinn?", lächelte er und küsste sie kurz auf die Lippen. "Noch nie ist mir etwas so ernst gewesen." Sie lehnte sich gegen seine Brust und schlang ihre Arme um seinen Körper. Atmete seinen Geruch ein. "Shinichi?" Shinichi sah zu ihr herunter, auch wenn er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Andernfalls wäre ihm ihr besorgter Blick aufgefallen. "Ja?" Ran klammerte sich noch mehr an ihm fest und er spürte, dass sie leicht zitterte. "Es klingt so blöd, wo wir doch gerade mal achtzehn sind, aber..." Er wartete, dass sie weitersprach, doch als dies nicht geschah, strich er ihr beruhigend durch das Haar und fragte: "Was willst du mir sagen, mein Engel?" Endlich nahm sie all ihren Mut zusammen und sagte es. "Kannst du dir vorstellen, mal mit mir eine Familie zu gründen?" Vorsichtig fasste er sie bei den Schultern und schob sie etwas von sich weg, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. "Ich sagte doch bereits, dass du für mich die Einzige bist. Was könnte ich mir mehr wünschen als eigene Kinder, die mit deinen wachen Augen durch die Welt laufen?" Erleichterung machte sich auf ihrem Gesicht breit. "War schon fast ein Eheversprechen, was?" "Stimmt, irgendwie schon", meinte er und griff ihr zärtlich unter das Kinn, bevor er seine Lippen ein weiteres Mal mit ihren versiegelte. Die Dunkelheit war über Tokio hereingebrochen und in seiner Hand lag ein kleines Kärtchen, das nur darauf wartete, mit einer Ankündigung für den nächsten Raubzug von ihm versehen zu werden. Nur irgendwie fiel ihm nichts ein, ungeduldig wippte der Stift zwischen seinen Lippen auf und ab. Zu viel ging ihm durch den Kopf. Resigniert ließ er sich nach hinten sinken, so dass er jetzt ausgestreckt auf dem Dach seines Hauses lag und in den sternenklaren Himmel schaute. Unweigerlich musste er an Aoko denken, wie sie immer wieder ihren Hass auf KID betonte, und der fade Beigeschmack von Melancholie mischte sich in seine Gedanken. Tagsüber lachte er und machte seine Scherze mit Aoko, doch nachts machte sich zunehmend Schwermut in seinem Herzen breit. Er spürte, wie sich seine beiden Gesichter immer mehr voneinander trennten. Das Lachen am Tag wurde zur Fassade, verdeckte die Zweifel, die ihn im Bett quälten. Seine Mutter hätte es sicher verstanden, hätte er KID ein für alle mal begraben wollen, aber die Frage war, ob er es sich selbst verzeihen konnte. Er tat es nicht für sich und das war sein Problem. Anderen mochte er vielleicht als fröhlicher und energiegeladener Mensch erscheinen, doch er selbst sah nur einen Schatten eines einst sorgenlosen Jungen, wenn er in den Spiegel blickte. Denn in der Nacht kamen die Einsamkeit und das Wissen, dass ihn niemand verstehen konnte. Niemand, der noch lebte. Er blickte mit gläsernen Augen zu den Sternen hinauf und sagte nur ein Wort: "Papa." An diesem Abend stahl sich eine einsame Träne aus Kaito Kurobas Auge. Ungesehen wie ein Phantom. tbc... Nya, ich hoffe, es wird irgendwann wieder besser Kapitel 6: Besuch bei den Großeltern ------------------------------------ Hallöle! ^^ *hüst* Hier mal wieder ne Fortsetzung, hat ja auch lange genug gedauert... ^^' About thieves, love and friendship - Besuch bei den Großeltern Ran zog die Bettdecke über sich und spürte durch das Senken der Matratze, wie sich Shinichi neben sie legte. Sie war schon zu Bett gegangen, während er sich im Bad fertig gemacht hatte. Keiner der Beiden war großartig bekleidet, da es eine sehr warme Nacht war. Sie selbst trug nur ein weites T-Shirt und einen Slip und von ihm nahm sie an, dass er wohl nicht mehr als eine Boxershorts anhatte. Eigentlich wolle sie ihm nicht den Rücken zudrehen, aber zu allem anderen fehlte ihr der Mut. Langsam schob er seinen Arm über ihre Hüfte und legte seine rechte Hand auf ihrem Bauch ab. "Schläfst du schon?" Sie bekam eine Gänsehaut, als sein Atem ihren Nacken kitzelte. Ihre Hand legte sich zögerlich auf seine. "Nein, ich bin noch wach." "Weißt du, ich habe nachgedacht. Und wenn du es möchtest, dann werde ich mich darum kümmern, dass ich nicht ständig zu irgendwelchen Tatorten hechte. Die Zeit mit dir ist mir wichtig und du sollst nicht denken, dass du an zweiter Stelle stehst." Sie drehte sich schnell zu ihm um, als würde sich sein Angebot binnen einer Sekunde wieder verflüchtigen. "Meinst du das ernst?" "Mach ich so oft Scherze? Ich sehe doch, wie bedrückt du immer guckst, wenn ich weg muss. Ich werde Inspektor Megure einfach bitten, nicht bei jedem Mord, der nur ansatzweise knifflig aussieht, Alarm zu schlagen." Er streichelte ihre Wange und sah sie an In seinen Augen lag nun ein völlig neuer Ausdruck. Diese sonst so klaren und aufmerksamen Augen sahen nun so liebevoll und verträumt aus, dass ihr Herzschlag einen schnelleren Rhythmus annahm. "Du hast dich echt verändert, seit du Conan warst." "Du sollst doch nicht ständig davon anfangen!" Breit grinsend setzte er sich leicht auf und stützte sich über sie. "Ich bin froh, wieder ich zu sein." "Dieses kindliche Grinsen hattest du allerdings schon immer drauf." "Das gibt fürchterliche Rache!", kündigte er an und begann fast im selben Moment, sie zu kitzeln. "Shinichi! Hör! Auf!" Sie musste laut loslachen und versuchte vergebens, sich aus seinem Griff zu befreien. "Das ist gemein!" "Ich habe es mit fünf Jahren schon getan und ich tue es jetzt auch noch! Wer mich als kindisch bezeichnet...!" "Ok!" Sie bekam kaum noch Luft vor Lachen. "Du... Bist nicht..." Jetzt verlor sie endgültig ihre Stimme und konnte nur noch lachen. Er hörte auf, sie zu kitzeln, und beugte sich noch tiefer zu ihr herunter. "Was bin ich nicht?" Ran holte tief Luft, bevor sie sagte: "Du bist nicht erwachsen. Kein Stück." "Aber Kinder tun so was hier nicht." Mit der Zunge zeichnete er ihre Lippen nach, bevor er sie leidenschaftlich zu küssen begann. Sie ging sofort darauf ein und zog ihn so weit zu sich herunter, bis er auf ihr lag. Ihr Verstand war wie leer gefegt, als er beide Hände an ihre Hüften legte und sie ihr linkes Bein anwinkelte. Als er mit seiner rechten Hand langsam unter ihr T-Shirt fuhr, begrüßte sie dies mit einem Seufzer, der ihn wieder zur Besinnung brachte. Hastig zog Shinichi seine Hand zurück und brach den Kuss ab. "Es... Es tut mir Leid!" Ihre Stimme klang ganz sanft, als sie flüsterte: "Was tut dir Leid?" "Ich... Ich wollte nicht... na ja... aufdringlich sein", stammelte er. "Ich sag es schon, wenn mir was nicht passt", antwortete sie nur. Seine Unsicherheit fand sie unglaublich süß. "Heute ist der richtige Tag, Shinichi." Ran zog ihn wieder zu sich herunter und sprach ganz leise in sein Ohr: "Ich will endlich alles von dir spüren." Auch wenn er es in der Dunkelheit nicht ausmachen konnte, so nahm er doch an, dass sie rot geworden war bei diesen Worten. Er selbst spürte die bekannte Hitze im Gesicht und sie konnte solche Dinge einfach nicht sagen, ohne dabei zu erröten. Alles drang nun deutlicher auf ihn ein. Das Rauschen des Meeres, das durch das angekippte Fenster drang, das Rascheln des Bettlakens, als seine Hand ihre suchte und diese fand, und ihr wunderschönes Gesicht, das einen bisher ungekannten Ausdruck angenommen hatte. Fast in Zeitlupe kam er ihrem Gesicht immer näher und flüsterte ihr seine Antwort zu. "Ich auch." [Soooo, ich weiß, ihr Schweinigelchen wollt natürlich lesen, was jetzt kommt, aber Hey! Was geht mich das an, was in fremden Schlafzimmern vorgeht? XD Nee, mal ehrlich, hier sitzen vielleicht noch junge Küken vor'm Bildschirm und Adult-Inhalte wollte ich vermeiden. Gomen.] Am darauf folgenden Morgen wachte Shinichi durch die Sonnenstrahlen auf, die durch das große Balkonfenster schienen und ihm direkt ins Gesicht fielen. Verschlafen öffnete er seine Augen und brauchte ein paar Sekunden, um sich zu erinnern, was letzte Nacht geschehen war. Lächelnd sah er seine Ran an, die mit dem Kopf auf seiner Brust lag und schlief. Er streichelte ihr über die Schulter. "Aufwachen, Liebling." Ran brummelte leise und kuschelte sich noch mehr an ihn. "Bin müde..." "Na, mal sehen, mit welcher Uhrzeit wir dich schocken können", meinte er und griff nach seiner Armbanduhr auf dem Nachtschränkchen. Seine Augen weiteten sich, als er auf das Zifferblatt blickte. "Schnell aufstehen!" Sie hob ihren Kopf und sah ihn verwirrt an. "Hä?" "Wir sind in einer halben Stunde bei meinen Großeltern eingeladen!", erklärte er hastig, schob sie von sich herunter und sprang aus dem Bett. "Wenn du duschen willst, beeil dich!" Träge wickelte sie die Bettdecke um ihren nackten Körper und setzte sich auf. "Und der Morgen hätte so schön werden können..." "Wenn wir nicht so lange geschlafen hätten!", warf er ein und schlüpfte schnell in eine dunkelblaue Hose. "Meine Großeltern bestehen auf Pünktlichkeit." "Gut, dann beeile ich mich." Ran pellte sich aus der Bettdecke, stand auf und ging an ihm vorbei in Richtung Bad. Sie fühlte regelrecht, wie sein Blick an ihrem enthüllten Körper klebte und dieses Gefühl war nicht ganz unangenehm. Als sie im Bad verschwunden war, schüttelte er unwirsch den Kopf und machte sich dann daran, sich ein weißes Hemd anzuziehen. Nach zehn Minuten kam sie mit einem um den Körper geschlungenen Handtuch wieder und wühlte in der Reisetasche. "Was zieh ich nur an?" "Das gelbe, leichte Kleid. Hab's extra für heute eingepackt." Sie hatte es gefunden und hielt es zweifelnd vor sich. "Das kenn ich gar nicht. Das kannst du unmöglich aus meinem Kleiderschrank haben." "Hab ich auch nicht", sagte er und band sich seine Armbanduhr um. "Es ist ein Geschenk für dich." Ihre Augen begannen zu glänzen und fröhlich warf sie sich um seinen Hals. "Du bist ja so süß!" "Ran, dein..." Er verstummte, hielt ihr Handtuch fest, bevor es ihr ganz vom Körper rutschen konnte, und wurde dabei immer röter. "Sag mal, legst du es etwa drauf an?" "Du siehst nur richtig niedlich aus, wenn du rot bist", meinte sie, hielt ihr Handtuch fest und stupste ihm mit dem Finger an die Nase. Dann nahm sie frische Unterwäsche und das Kleid und verschwand im Bad, um sich umzuziehen. Shinichi seufzte. "Du bist schon ein verrücktes Mädchen, Ran." "Verspätung, Verspätung...", murmelte Shinichi unablässig, nachdem er das Auto geparkt hatte und ausgestiegen war. Ran wusste gar nicht recht, wie ihr geschah, als er schon die Beifahrertür in einer für ihn untypisch ungestümen Art aufriss. "Steig aus, wir sind drei Minuten im Verzug!" Sprachlos sprang sie aus dem Wagen und wurde auch sofort von ihm zu einem kleinen Haus in gutem Zustand gezerrt. Die Siedlung machte auf sie einen harmonischen Eindruck, überall waren farbenfrohe Blumenbeete in den Vorgärten angelegt und Kirschbäume zierten so manche Einfahrt. Sie konnte sich gut vorstellen, auch einmal in einer so ruhigen Gegend zu wohnen. Vor der Haustür angekommen strich sich Shinichi flüchtig sein Jackett glatt und drückte dann auf die Klingel. Ran war überrascht, wie schnell die Tür geöffnet wurde. "Da seid ihr ja!", begrüßte sie eine ältere Frau mit freundlichem Lächeln und grauen Haaren. "Hallo, Oma", grüßte Shinichi zurück und hob die Hand etwas. Ran neben ihm verbeugte sich höflich. "Guten Tag." Die Frau öffnete die Tür noch weiter und winkte sie herein. "Kommt rein, Kinder!" Die Beiden traten ein und wurden auch sofort von einem älteren Mann mit strengen Gesichtszügen begrüßt. Er trug einen grauen Rollkragenpullover und hatte einen finsteren Blick, der jedoch sofort beim Anblick von Ran weicher wurde. "Na, Shinichi, möchtest du uns nicht deine reizende Begleitung vorstellen?", fragte er. "Natürlich", antwortete der Angesprochene und legte einen Arm um die Hüfte seiner Freundin. "Das ist Ran Mori, ich habe bestimmt schon einmal von ihr erzählt." "Ran-chan?" Ungläubig beugte sich Shinichis Großmutter leicht vor und betrachtete Ran genauer, was dieser etwas peinlich war. "Als ich dich das letzte Mal sah, warst du gerade mal vier Jahre alt! Du hast dich ja zu einer richtigen jungen Frau entwickelt. Und wie hübsch du bist!" Schützend trat Shinichi vor Ran. "Oma, du machst sie ja noch ganz verlegen!" Nun trat sein Großvater vor und reichte ihr die Hand. "Das ist meine Frau Nanami Kudo und ich heiße Katsutoshi." "Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen", lächelte Ran. Dann wandte sich Katsutoshi an seinen Enkel und sah plötzlich nicht mehr besonders glücklich aus. "Du bist zu spät." Shinichi entschuldigte sich kleinlaut, doch Ran bekam davon nicht viel mit, denn sie hatte etwas an der Pinnwand über dem Telefontischchen entdeckt und betrachtete es sich genauer. Ein Zeitungsartikel. Da stand: KID, der Meisterdieb, erneut entkommen! Nachdem im Polizeipräsidium der Tokioter Polizei vor zwei Tagen eine Warnung von KID einging, fand sich gestern Abend ein großes Polizeiaufgebot vor dem Shugoji-Museum im Stadtbezirk Beika ein. Der Leiter des Einsatzes, Ginzo Nakamori, zeigte sich zuversichtlich. Ziel des Diebstahls war der grüne Jadetiger, der sich bereits seit zwei Jahrhunderten im Besitz der Familie Tobaya befindet. Zum Einsatz erschien auch der bekannte Schülerdetektiv Shinichi Kudo, der seine Gönner Lügen strafte. Durch unüberlegtes Handeln ermöglichte er dem Dieb einen beispiellosen Raubzug und blamierte damit sowohl sich selbst als auch die "Sonderkommission KID". Kommissar Ginzo Nakamori erklärte in einem öffentlichen Statement: "Vielleicht war es falsch, ein Kind anzuheuern, aber ich kann auch mit Sicherheit sagen, dass unsere Möglichkeiten bei der Jagd nach KID noch nicht ausgeschöpft sind." Es sind Gerüchte im Umlauf, nach denen der Ruhm dem Sohn von Yusaku Kudo, dem berühmten Kriminalschriftsteller, zu Kopf gestiegen sei. Vermutlich hat die fast zweijährige Pause dem Hoffnungsträger der japanischen Polizei mehr geschadet als geholfen. Inspektor Megure, der oft mit Shinichi Kudo zusammen arbeitet, hält weiterhin große Stücke auf ihn und es bleibt nur zu hoffen, dass dies nicht vergebens ist. "Was liest du denn da?", riss sie jemand neben ihr in die Realität zurück und sie schrak heftig zusammen. Es war Shinichi, der neben ihr stand und schon auf den Artikel schauen wollte. Schnell verdeckte sie das Stück Zeitung mit ihrer rechten Hand und lächelte ihn nervös an. "Ach, nichts wichtiges!" Er hob zweifelnd eine Augenbraue. "Du bist eine schlechte Lügnerin, das weißt du schon?" "Es ist ein Artikel über deinen letzten Fall", erklärte nun Katsutoshi und Ran konnte beobachten, wie ihr Freund leise vor sich hin fluchte und dann schuldbewusst zu seinem Großvater sah. Sie erkannte schnell, dass Katsutoshi offenbar große Erwartungen in seinen Enkel setzte, was sie ja bereits von Yusaku Kudo, Shinichis Vater, kannte. "Ich war wirklich enttäuscht von dir!" Katsutoshis Stimme klang beängstigend laut, weshalb Ran kurz zusammen zuckte. Shinichi hingegen senkte nur den Blick, wie ein kleines Kind, das man dafür schalt, dass es eine Fensterscheibe zerschossen hatte. Sie wollte nicht sehen, wie er noch mehr von seinem Großvater gedemütigt wurde, aber wusste auch nicht, was sie dagegen tun konnte. Nanami schien die Situation zu wittern und schob Ran in die Küche. "Komm, du kannst mir beim Essen helfen!" Ran wollte Shinichi eigentlich nicht im Stich lassen, aber sie hatte keine andere Wahl. In der Küche wurde sie freundlich gebeten, das Brot aufzuschneiden, was ihr jedoch sehr schwer fiel. Sie hatte gerade das Messer angesetzt, als vom Flur her wieder die verärgerte Stimme von Shinichis Großvater ertönte, der eindeutig seinen Enkel in unangenehmer Lautstärke tadelte. Mit zitternder Hand hielt sie inne. Ran wollte das nicht hören, hätte ihrem Freund am liebsten geholfen. "Was hast du denn?", fragte Nanami fürsorglich und hielt in ihrer Arbeit inne. Ran unterdrückte mit aller Kraft die Tränen. "Ich versteh das nicht. Warum erwarten alle von Shinichi, dass er so handelt wie ein erwachsener Profi? Er ist achtzehn, warum darf er also nicht auch mal Fehler machen? Shinichi ist gut in dem, was er tut. Er muss doch nicht immer perfekt sein, oder?" Beruhigend legte ihr seine Großmutter beide Hände auf die Schultern. "So war Katsutoshi auch bei Yusaku schon. Je stolzer man auf jemanden ist, umso größer ist dann auch die Enttäuschung bei Versagen. Ich wünsche es mir von Herzen, aber auch ich kann weder Shinichi noch Katsutoshi da reinreden." "Diese ganze Detektivsache wird mir sowieso ein Rätsel bleiben", seufzte Ran leise. "Wie kann man nur jeden Tag dem Tod ins Auge blicken? Ich habe zwar schon einige Leichen gesehen, aber der Anblick bleibt jedes Mal genauso schlimm." "Es ist das Motiv, Ran." Das Mädchen sah Nanami irritiert an. "Motiv?" "Weswegen man sich dem Lösen von Fällen verschrieben hat. Manche machen es für Geld, andere, weil es ihr Job ist. Und wiederum andere, weil sie Gerechtigkeit für Opfer und Täter wollen. Als ich Shinichis Großvater kennen lernte, war ich Kommissarin bei der Polizei und er Privatdetektiv. Wir arbeiteten manchmal zusammen, konnten uns aber auf hundert Meter nicht riechen. Ich dachte, er macht es nur des Geldes und Ruhmes wegen, und behandelte ihn deshalb reichlich schroff, was er mir wohl ziemlich übel nahm. Bis er eines Tages für die Lösung eines Entführungsfalles fast sein Leben ließ. Ich sah ihn plötzlich mit ganz anderen Augen und danach vertrugen wir uns immer besser. Was dann kam, kannst du dir ja denken." Sie hatte sich wieder an den Herd gestellt und platzierte nun den Fisch auf den Tellern. Ran musste leicht lächeln und wandte sich wieder dem Brot zu, das immer noch darauf wartete, aufgeschnitten zu werden. "Diese Geschichte ist wirklich schön." "Wie hat Shinichi dein Herz erobert?" Sie musste einen kleinen Moment nachdenken, bevor sie antwortete: "Er war sechszehn Jahre lang der gleiche Krimispinner." Die Küchentür wurde geöffnet und Katsutoshi kam herein. "Was macht ihr schönes?" "Du hilfst mir jetzt beim Tischdecken und Ran geht zu Shinichi!", entschied seine Gattin und drückte ihm auch gleich zwei Teller mit Essen in die Hand. Sie lächelte Ran freundlich an, woraufhin diese auf den Flur verschwand. Dort sah sie, wie ihr Freund an der Wand angelehnt dastand und zu Boden blickte. Langsam ging Ran auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Shinichi sah auf und sie erkannte etwas in seinen Augen, das ihr ein wenig Angst machte. Es waren Zweifel. In diesem Moment wusste sie, dass es keine Worte waren, die er brauchte. Keine sinnlos aneinander gereihten Silben konnten seinen Stolz und sein Selbstvertrauen wieder einfach so kitten. Spontan schlang sie ihre Arme um seinen schlanken Körper und lehnte sich gegen ihn. Es hatte zwar einige Zeit gedauert, doch nun begriff sie, dass auch er nur den sorglosen Jungen gemimt hatte, wie sie bis vor kurzem vorgetäuscht hatte, dass ihn seine Detektivarbeit nicht störte. Der Zeitungsartikel hatte ihn doch verletzt und das tief. Ran wusste, dass er seine Gefühle verborgen hatte, um ihr keine Sorgen zu bereiten, doch nun sah er sie mit ehrlichen Augen an. Es war nicht an ihr, passende Worte zu finden. Nein, sie wollte einfach nur bei ihm sein. tbc... Kapitel 7: Mord aus Rache? -------------------------- Hi, Leute, Ich weiß, der Kapiteltitel ist blöd. -,-' Ich kann nicht mal nachvollziehen, ob man versteht, wie der Mord und Falllösung gemeint sind, so ohne Bilder. Kaito und Aoko kommen leider nicht vor, dafür aber zumindest Kaito im nächsten Kapitel wieder. ^_~ About thieves, love and friendship - Mord aus Rache? Beim Essen hatte sich die angespannte Atmosphäre eindeutig wieder gelegt. Katsutoshi und Shinichi redeten gerade angeregt über einen Fall, als ein lauter Knall ertönte. Alle zuckten zusammen und sahen zu Nanami, die den Brotkorb recht unsanft auf dem Tisch abgestellt hatte. "Wie unhöflich ihr seid!", stellte sie fest. "Wie wäre es, wenn wir Ran mal zu Wort kommen lassen? Ich würde sie gern noch ein wenig besser kennen lernen." Ran lächelte nervös. "N-Na gut." "Dein Vater ist doch der bekannte Kogoro Mori?", hakte Katsutoshi nach. "Ja, das ist Paps", erwiderte sie mit kurzem Seitenblick zu Shinichi. "Aber er konzentriert sich jetzt mehr auf seine Familie und hilft der Polizei nur noch gelegentlich." Shinichi stimmte dem in Gedanken zu. Kogoro hatte wirklich einen besseren Spürsinn entwickelt, der ihn zumindest vor größeren Blamagen beschützte. "Und was machst du so? Bist du auch eine Nachwuchsdetektivin wie unser Enkel?", erkundigte sich Nanami freundlich. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, wirklich nicht. Ich hab gar keine Kombinationsfähigkeit und auch ansonsten mache ich nichts besonderes." "Sie ist mal wieder zu bescheiden", warf ihr Freund plötzlich ein und legte einen Arm um sie. "Sie ist Stadtmeisterin Tokios im Karate und ich finde nicht, dass sie schlecht kombiniert. Mit etwas Übung würde sie richtig gut sein, aber Ran interessiert sich nicht besonders für das Lösen von Fällen." "Das ist auch wirklich nichts für ein so junges und hübsches Mädchen", stimmte Nanami zu. "In dem Alter sollte man sich für andere Dinge als Morde interessieren." Katsutoshi sah auf die Zimmeruhr und sammelte das leere Geschirr ein. "Wir sind in einer Viertelstunde bei den Nachbarn eingeladen. Ihr zwei übrigens auch." Shinichi zog ein langes Gesicht und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. "Ich kenne das noch von früher. Öde." "Dieses Mal wurden wir aber nicht von Frau Ikewara eingeladen, sondern von ihrer Schwiegertochter. Frau Ikewara ist vor zwei Jahren verschieden und nun wohnen der Sohn und die beiden Schwiegertöchter bei Herrn Ikewara, um sich um ihn zu kümmern", erklärte Nanami. "Ich weiß, du hast dich immer zu Tode gelangweilt, Shinichi, aber ich habe extra darum gebeten, dass ihr zwei mitkommen könnt. Hiromi, die mit Yasuro verheiratet war, hat uns eingeladen. Ihr Mann ist letztes Jahr aufgrund eines tragischen Unfalls gestorben und sie haben eine blinde Tochter, die ein Jahr jünger ist als ihr. Das Mädchen hat keine Freunde, obwohl sie immer sehr freundlich ist. Ich hatte gehofft, ihr könntet euch ein bisschen mit ihr beschäftigen." "Aber natürlich!", antwortete Ran sofort und ihr Freund sah ihren mitleidsvollen Blick. Tja, so war das Mädchen schon immer gewesen. Das Schicksal fremder Menschen ließ sie keinesfalls kalt. Shinichi selbst nickte nur, da er wusste, dass das jetzt beschlossene Sache war und er ohnehin nichts mehr an der Entscheidung ändern konnte - sofern er je die Wahl gehabt hatte. "Wow, ist das ein großes Haus!", stellte Ran beeindruckt fest, als sie davor standen und Katsutoshi klingelte. "Ach, unseres in Tokio ist dir wohl zu klein?", murrte Shinichi neben ihr, woraufhin sie ihm einen vernichtenden Blick zuwarf. "Jetzt sei doch nicht so miesepetrig! Immerhin wurden wir eingeladen." Bevor Zeit für eine Erwiderung war, öffnete eine Schwarzhaarige die Tür und lächelte freundlich. "Guten Tag, Nanami und Katsutoshi. Und das da sind bestimmt euer Enkel und seine Freundin." Sie gab allen die Hand und stellte sich Ran und Shinichi als Hiromi Ikewara vor. Ein Mädchen, etwa in Rans und Shinichis Alter, trat in den Türrahmen und lächelte. Ran bemerkte sofort, dass ihr Blick ins Leere ging. "Guten Tag, Herr und Frau Kudo und die beiden Anderen. Mein Name ist Mika." Ran ging zu ihr und reichte ihr die Hand. "Hallo, mein Name ist Ran." Shinichi tat es ihr gleich. "Und meiner Shinichi." "Freut mich, euch kennen zu lernen. Wollen wir nicht reingehen?" Dann drehte sie sich um und ging zielgerichtet in Richtung Wohnzimmer. Alle folgten ihr und die Jugendlichen setzten sich auf die Couch. Hiromi wandte sich an Nanami und Katsutoshi. "Ihr wollt bestimmt kurz zu meinem Schwiegervater reinschauen, oder?" Die beiden anderen bejahten und sie verließen das Zimmer wieder. "Warum kommt er denn nicht ins Wohnzimmer?", erkundigte sich Ran bei Mika. "Er ist durch eine Krankheit ans Bett gefesselt. Der Arzt weiß nicht genau, was es ist, aber wahrscheinlich ist auch Großvaters Alter ein ausschlaggebender Punkt. Und von Tag zu Tag geht es ihm schlechter." "Damals, als ich ihn das letzte Mal sah, war er noch wohlauf", sagte Shinichi. "Ja, es geht erst seit zwei Jahren so", erzählte Mika. Sie schien etwas nervös zu sein, da sie ununterbrochen mit ihren Händen den Rockansatz knautschte. Umso schöner fand es Ran, als sich Shinichi nun mit wesentlich freundlicherer Stimme an das Mädchen wandte. "Ich bin neugierig. Woher wusstest du, dass wir zu fünft vor der Tür standen." Augenblicklich entspannte sich Mika etwas. "Ich musste einfach nur hören, wie oft Mama jemanden begrüßte. Du bist doch dieser junge Detektiv, nicht? Mama liest mir manchmal was von deinen Fällen aus der Zeitung vor." "Ja, der bin ich. Aber heute mache ich mal Urlaub." "Und das neben dir ist bestimmt deine Freundin. Sie scheint intelligent zu sein." "Das ist allerdings wahr", erwiderte er, wobei Ran rot wurde. "Wie kommst du denn darauf?", wollte dir Brünette leicht verlegen wissen. Mika richtete ihren Kopf in ihre Richtung. "Deine Wortwahl ist teilweise sehr klug und deine Stimme klingt hell und aufrichtig. Bei Shinichi bemerke ich es eher am Tonfall seine Stimme." Dann drehte sie sich zu Shinichi und klang wieder extrem schüchtern. "Ich wüsste gerne, wie der berühmte Oberschülerdetektiv aussieht. Darf ich... ?" Shinichi lächelte angetan. "Nur zu!" Ran beobachtete mit Erstaunen, wie Mika vorsichtig beide Hände an Shinichis Wangen legte und langsam mit den Fingern seine Gesichtskonturen nachfuhr. Er ließ es bereitwillig mit sich geschehen und lächelte Ran kurz an. Schließlich senkte Mika ihre Hände und sah sehr zufrieden aus. "Ja, das entsprach in etwa meiner Vorstellung. Das ist das Gesicht eines aufmerksamen Detektivs." Nanami und Katsutoshi standen am Bett ihres schlafenden langjährigen Freundes und blickten auf diesen hinab. Seine Wangen waren eingefallen, das Gesicht kreidebleich und schwarze Ringe untermalten seine Augen. "Es ist wirklich ein Jammer", murmelte Nanami. "Kann er denn noch selbstständig aufstehen?" Hiromi wirkte sehr bedrückt. "Kaum noch. An guten Tagen schafft er es bis zur Veranda und setzt sich dort in einen Korbstuhl. Aber sonst hilft ihm nur noch dieses Glöckchen dort, um nach mir zu klingeln, wenn er etwas braucht. Und er schläft sehr viel, stets von vierzehn bis achtzehn Uhr." Auch Katsutoshi sah sehr sorgenvoll aus. "Und der Arzt weiß nicht, woran es liegt?" "Leider nein. Es ist schlimm, dass er so vor sich hinsiecht und wir nicht wissen, wie man ihm helfen kann. Von Tag zu Tag scheint sich sein Zustand zu verschlechtern." "Wirklich tragisch. Lasst uns jetzt ins Wohnzimmer gehen", meinte er und sie kamen diesem Vorschlag nach. Im Wohnzimmer unterhielt man sich miteinander und auch das anfänglich dünne Eis zwischen den Jugendlichen schien gebrochen zu sein. Fünfezehn Uhr dreißig stand Hiromi auf und erklärte, sie würde nun den Tisch decken, den Kuchen holen und Kaffee machen. Zehn Minuten später war der Tisch gedeckt und man setzte sich, um gemeinsam Kaffee zu trinken. "Der Kuchen ist großartig!", schwärmte Ran und trank noch einen Schluck Kaffee. "So was kriege ich nicht hin, egal wie sehr ich mich auch anstrenge." "Du bäckst?", fragte Hiromi interessiert. "Notgedrungen", nahm Shinichi die Antwort grinsend ab. "Ihre Mutter kann nicht besonders gut kochen." "Shinichi!", mahnte Nanami, doch Ran lachte nur. "Er hat ja Recht!" Die Tür wurde geöffnet und ein großer Mann sah ins Zimmer hinein. "Hallo, Onkel Masuko!", sagte Mika sofort, bevor er das Wort ergreifen konnte. "Hallo, Mika", erwiderte er fröhlich. "Ihnen auch einen wunderschönen Tag, Katsutoshi und Nanami." Alle grüßten zurück und er fragte: "Schläft Vater gerade?" Hiromi nickte nur und er verließ den Raum wieder. Zehn weitere Minuten später wurde die Tür abermals geöffnet und die Frau von Masuko, Yurika, warf einen Blick hinein und erkundigte sich nach ihrem Gatten, bevor sie die Tür wieder schloss und die kleine Gemeinschaft unter sich zurück ließ. Ran stieß Shinichi vorsichtig in die Seite und flüsterte ihm zu: "Waren das nicht der Mann, der mich gestern vorm Restaurant so angerempelt hat, und die Frau, die ihm gefolgt ist?" "Ja, stimmt", nickte er. Auch ihm war es sofort aufgefallen. Kurz darauf wandte sich Shinichi an Mika. "Woher wusstest du vorhin, dass es dein Onkel war?" Sie lachte leise. "Ein Detektiv ist auf seine Augen angewiesen, ich weiß. Aber ich erkenne auch Menschen, ohne sie zu sehen. An ihren Bewegungen und die Geräusche, die sie dabei machen, und natürlich an ihrer Stimme. Jeder hat seine Eigenart, einen bestimmten Gang, einen besonderen Tonfall, der für ihn charakteristisch ist. Was man sieht, kann lügen oder die Wahrheit verschleiern." Das stimmte ihn nachdenklich. Vielleicht war es gar nicht so übel, sich diesen Rat zu Herzen zu nehmen. Sicher waren ihm schon wichtige Dinge entgangen, weil er zu sehr auf seine beiden Augen vertraut hatte, die denen eines Adlers glichen, aber vielleicht doch nicht alles sahen. Seine Gedanken wurden durch ein helles Klingeln unterbrochen, das anscheinend aus dem Zimmer des Kranken kam. Hiromi horchte auf. "Oh, Schwiegervater klingelt." Sie stand auf, sammelte das leere Geschirr zusammen und verließ das Zimmer. Einige Sekunden hörte man nichts, dann zerriss ein Schrei die Stille. "Mama!", rief Mika und sofort sprangen Shinichi, Katsutoshi und Nanami auf. Shinichi bat Ran, auf Mika aufzupassen, bevor er mit den Anderen nebenan in das Zimmer des Kranken lief. Dort stand die entsetzte Hiromi und starrte ungläubig auf Herrn Ikewara. "Was ist los?", fragte Katsutoshi, doch sie deutete nur mit fassungslosem Gesicht auf den Körper im Bett. Nanami ging auf diesen zu und griff nach dem Handgelenk des älteren Mannes. Sie blieb einen Moment ganz still, dann legte sie die Hand an ihren vorherigen Platz zurück, schloss die Augen und drehte sich zu den restlichen Anwesenden. "Würde bitte jemand die Polizei rufen? Er ist tot." Hiromi nickte nur stumm und rannte dann so schnell wie möglich in die Küche, um dort das Telefon zu benutzen. "Der Name des Toten ist Kentaro Ikewara", wiederholte Inspektor Shibuto und machte sich einen Vermerk in seinem Notizbuch. Danach wandte er sich an die Anwesenden. "Während wir auf die Ergebnisse der Untersuchung warten, möchte ich Sie bitten, mir Ihren Namen zu nennen und mitzuteilen, wo Sie sich befunden haben, bevor man die Leiche auffand." "Yurika Ikewara. Ich war erst im Garten und bin dann gegen Sechszehn Uhr in die erste Etage in das Schlafzimmer von mir und Masuko gegangen." "Mein Name ist Masuko Ikewara und ich habe mich, seit ich kurz nach Fünfzehn Uhr Dreißig nach Hause gekommen bin, nur in unserem Schlafzimmer aufgehalten, da ich sehr müde war." "Ich bin Hiromi Ikewara und habe mich ab Dreizehn Uhr zusammen mit Nanami und Katsutoshi Kudo, meiner Tochter Mika und Ran Mori sowie Shinichi Kudo im Wohnzimmer aufgehalten." Nanami trat vor. "Das können wir bestätigen. Hiromi verließ nur zweimal das Zimmer, als sie den Kaffee vorbereitete und die Leiche fand." "Ah, das Ehepaar Kudo", stellte der schon etwas bejährte Inspektor freudig fest. "Ich hoffe, ich kann auf Ihre Hilfe bei der Lösung des Falles vertrauen." "Mit Sicherheit. Kentaro war ein enger Freund von uns." Ran stellte sich neben ihren Freund und sah ihn abwartend an. "Und? Was sagst du?" Er sondierte mit seinem Blick den gesamten Raum und sagte nebenbei: "Zählen wir die Auffälligkeiten auf! Das Opfer wurde stranguliert, wofür das rote schmale Würgemal an seinem Hals spricht. Dazu wurde wahrscheinlich das Stück Angelschnur genutzt, das die Spurensicherung neben dem Bett auf dem Boden gefunden hat. Das Fenster steht offen, so dass man glauben möchte, ein Eindringling sei durch dieses hereingekommen. Dagegen spricht die Tatsache, dass sich vor dem Fenster ein Blumenbeet befindet und darin auch durchaus Schuhabdrücke zu finden sind, jedoch befindet sich innerhalb des Zimmers kein Krümelchen Erde. Das Glöckchen, mit dem Herr Ikewara klingelte, wenn er Hilfe benötigte, liegt neben dem Bett, aber es gibt zwei Dinge, die mir besonders ins Auge fallen. Zum einen ist der obere Teil des Bettes, das ähnlich automatisch verstellbar wie ein Krankenhausbett ist, stark angehoben. Zum Anderen verlaufen die Würgemale am Hals des Opfers nicht parallel zu den Schultern, sondern sind an den Seiten des Halses stark nach oben verschoben. Hätte man ihn mit der Angelschnur stranguliert, indem man sie ihm auf die Kehle gepresst hätte, wären auf keinen Fall diese Spuren entstanden." "Du denkst also, dass es jemand von den Anwesenden war?" "Du hast es erraten. Hm? Was ist denn das?" Shinichi bückte sich und hob mit Hilfe eines Taschentuchs ein zusammengefaltetes Notizzettelchen auf. Er entfaltete es und las vor: "Miese Verbrecher kriegen, was sie verdienen." "Wie furchtbar!" flüsterte Ran. "Hast du schon einen Verdacht?" "Besonders verdächtig sind sowohl Yurika als auch Masuko, aber natürlich möchte ich auch Hiromi nicht ausschließen, die immerhin ein paar Minuten die Runde verlassen hat. Ob diese Zeit jedoch für einen Mord gereicht hat, ist mehr als fraglich." "Hast du Mika gesehen? Sie ist völlig verstört." "Ach, ja! Mika!" Shinichi nahm Rans Hand und ging mit ihr zu dem Mädchen. "Hallo, Mika! Ich weiß, es ist jetzt schwer, aber darf ich dich was fragen?" Mika nickte nur traurig. "Ist dir irgendetwas aufgefallen, als das Klingeln ertönte? Etwas, das unter Umständen ungewöhnlich war?" "Ich... Ich weiß nicht genau. Da war was. Natürlich war es nicht Großvater, der geklingelt hat, aber irgendwie klang es nicht wie das Glöckchen, das er benutzte. Und ich glaube auch nicht, dass es aus diesem Zimmer hier kam." "Hast du zufällig gehört, ob das Glöckchen auf den Boden gefallen ist?" "Nein, liegt es denn auf dem Boden?" "Ja, das tut es. Danke soweit, du warst eine große Hilfe." Ran sah sich um und tippte ihm dann auf die Schulter. "Shinichi, wo sind denn deine Großeltern?" Er grinste nur. "Die sind auf eigene Spurensuche gegangen. Ich nehme an, sie sind gerade sowohl in der Küche gegenüber, als auch oben im Schlafzimmer von Yurika und Masuko, und suchen dort nach heißen Spuren. Ich für meinen Teil würde mir gern noch mal das Bett ansehen." Die Beiden gingen zu dem Bett und Shinichi griff zielgerichtet nach der Bedienung, mit der man die obere Betthälfte nach oben oder unten verstellen konnte. "Wie ich es mir gedacht hatte. Zwei Knöpfe, je einer für nach oben und nach unten." "Und was bedeutet das?" Doch Shinichi grinste nur. "Das hier ist nicht mein Einsatzgebiet. Ich mache mir zwar meine Gedanken dazu, aber die Aufklärung des Falles überlasse ich lieber meinen Großeltern." "Du meinst, du weißt schon, wer der Mörder ist?" "Wenn meine Großeltern jetzt noch die passenden Beweise und Indizien finden, die fehlen, dürfen wir auf eine Fallaufklärung gespannt sein." "Und was sind die 'passenden Beweise'?", fragte seine Freundin ahnungslos. "Ein Tonband zum Beispiel." In diesem Moment betrat Katsutoshi den Raum wieder und flüsterte Inspektor Shibuto etwas zu. Der wiederum zeigte sich begeistert. "Sie haben den Fall schon gelöst?" "Es war einfach", meinte der pensionierte Detektiv leichthin. "Ihre Spurensicherung ist aber auch klasse." "Bedeutet das, Sie legen jetzt mit der Lösung des Falles los?" "Aber selbstverständlich." Katsutoshi hob die Stimme auf eine beeindruckende Lautstärke an. "Nanami und ich haben den Fall vor wenigen Minuten aufgeklärt."' Die Köpfe der Anwesenden drehten sich ruckartig in seine Richtung und Ran sah neugierig zu Shinichi. In seinen Augen lag etwas, das sie sonst nur sah, wenn er von Sherlock Holmes erzählte. Es sah ganz danach aus, als war sein Großvater wirklich ein Vorbild für ihn. "Zuerst möchte ich noch ein paar neue Erkenntnisse mitteilen", begann Katsutoshi und vergrub die Hände in den Hosentaschen - eine Geste, die Ran durchaus nicht unbekannt war. "Nanami hat in Yurikas und Masukos Schlafzimmer ein Paar Turnschuhe gefunden, die Erdspuren aufweisen und deren Profil mit den Spuren im Blumenbeet vor dem Fenster übereinstimmen." Er hob eine Plastiktüte mit den Turnschuhen in die Höhe. "Ich nehme an, das sind Ihre, Yurika?" Yurika war kreidebleich und riss die Augen entsetzt auf. "Ja, aber ich verstehe nicht, wie...!" Der Ton in Katsutoshis Stimme wurde härter. "Sie waren doch zur Tatzeit im Garten, nicht wahr?" Tränen der Verzweiflung traten in die Augen der jungen Frau. "Ich... Wie kommt die Erde an die Schuhe? Ich schwöre, ich habe sie heute nicht einmal getragen, als ich raus ging!" Der pensionierte Detektiv hob nur abwehrend die Hände. "Immer schön ruhig bleiben! Noch habe ich ja immerhin nicht gesagt, dass Sie es waren, oder? Lassen Sie mich den Fall doch von vorn aufwickeln!" Alle sahen gespannt zu ihm hinüber und Nanami betrat den Raum. Sie ging zu ihrem Mann und drückte diesem ein Tonbandgerät sowie eine Kassette in die Hände. "Zu den Alibis...", fuhr er fort. "Keiner von Ihnen hat ein wasserdichtes Alibi. Yuriko war nach eigenen Angaben im Garten und Masuko im Schlafzimmer und hat geschlafen. Zwar war Hiromi den größten Teil der Zeit bei uns, aber auch sie verließ einmal das Zimmer, um den Kaffee zu machen. Vielleicht ist es schwer, den beiden Anderen ein perfektes Alibi nachzuweisen, aber den Mörder kann ich überführen." Er schloss kurz theatralisch die Augen und schlug sie sofort wieder auf. Dabei blickte er direkt auf den Täter. "Hiromi, du warst es." Entsetzte Blicke trafen die Frau, die unter seinen Worten wie vom Donner gerührt dastand. "Das geht doch nicht!", wandte sie sofort ein. "Wie soll ich ihn denn innerhalb von zehn Minuten erwürgt und den Kaffee gemacht haben?" "Genau das war der Trumpf, den du ausgespielt hast. Denn mit Hilfe eines Tonbandes ist es sehr wohl möglich, sich ein Alibi zu verschaffen. Ich werde nun den Tathergang chronologisch nachvollziehen. Bereits bevor wir hier eintrafen, bereitetest du den Mord vor, indem du eine Angelschnur wie die nahmst, die die Spurensicherung auf dem Boden fand. Das eine Ende hast du am unbeweglichen Teil des Bettgestelles an der Kopfhälfte befestigt und das an der Ende hast du zu einer Schlinge gemacht und dem schlafenden Kentaro um den Kopf gelegt, so dass die Schnur leicht über die obere Bettkante gespannt war. Zugegeben, das war sehr riskant, da wir ihn kurz besuchten, doch wenn man die Bettdecke hoch genug über den Körper zieht, ist es eher unwahrscheinlich, dass einem so etwas sofort auffällt. Kentaro hatte spezielle Zeiten, zu denen er täglich schlief und aufwachte. Du hast sein Glöckchen, das er nutzte, um dich zu rufen, so auf das Bett gelegt, dass es sich wohl neben seinen Knien befand. Da er sich aus eigener Kraft nicht aufsetzen konnte, um es zu erreichen, nutzte er die Funktion des Bettes, mit dem man das Kopfteil höher oder tiefer stellen konnte. Indem er es nach oben verstellte, zog sich die Schlinge um seinen Hals fest und schnürte ihm die Luft ab." "Aber er hätte doch das Kopfteil einfach wieder tiefer stellen können, als er es bemerkte!", ereiferte sich Hiromi. "Auch um das zu verhindern, gibt es einen ganz einfachen Trick." Katsutoshi nahm den Notizzettel, den Shinichi zuvor auf dem Fußboden gefunden hatte. "Dieser Zettel sollte wie eine Drohung aussehen, was jedoch eher als Tarnung diente, damit sich keiner fragte, wozu er hier lag. Faltet man ihn zwei- bis dreimal, kann man ihn perfekt als Stopper benutzen." Er faltete den Zettel an den bereits vorhandenen Faltlinien und schob ihn dann in den Zwischenraum von Bettbedienung und dem Knopf für das Herunterfahren. Dann drückte er auf den Knopf, was jedoch nicht funktionierte, da der Zettel diesen blockierte. "Simpel, aber effektiv. Ich nehme an, er wird irgendwann zwischen unserem Eintreffen und dem Kaffee erstickt sein. Als du den Kaffee zubereiten gingst, bist du vorher schnell in dieses Zimmer gekommen, hast sich von seinem Tod vergewissert, die Angelschnur vom Bettgestell und seinem Hals gelöst und den Notizzettel entfernt." "Ach, und woher kam dann bitteschön das Klingeln des Glöckchens, kurz bevor wir ihn fanden?!" "Auch hierfür ist die Erklärung denkbar einfach." Er stellte das Tonbandgerät auf den Tisch und hielt den Anwesenden demonstrativ die Kassette entgegen. "Diese Kassette hat meine Frau in einer Mehldose in der Küche gefunden. Wir haben die Spurensicherung gebeten, sie auf Fingerabdrücke zu untersuchen und das Band schonend zu säubern. Nanami hatte bereits die Gelegenheit, es sich anzuhören. Das Band ist die erste halbe Stunde lang leer, doch dann..." In aller Ruhe legte er es ein und drückte auf die Play-Taste. Das Klingeln eines Glöckchens durchbrach die Stille des Raumes. "Das war es!", stellte Mika leise fest, so dass es nur Shinichi hören konnte. Ihm tat dieses Mädchen Leid, dessen Mutter sich soeben als Mörderin herausstellte. Er wusste nicht, wie er sich in so einer Situation verhalten hätte. "Hiromi, du hast die Kassette in die Anlage in der Küche eingelegt, als du den Kaffee gekocht hast. Dann brauchtest du nur auf das Klingeln, das etwas dreißig Minuten später ertönte, zu reagieren, in sein Zimmer zu gehen und zu schreien. Es war klar, dass dich entweder ich oder Nanami darum bitten würden, die Polizei zu verständigen. Daraufhin ranntest du zum Telefon in der Küche, entferntest die Kassette und riefst die Polizei an." "Alles nur wilde Theorien!", schrie Hiromi wütend. "Was ist denn zum Beispiel mit den Abdrücken im Beet und den schmutzigen Schuhen?!" Mit behandschuhten Händen griff er in die Plastiktüte und holte die Schuhe heraus. "Ich sagte, es seien Turnschuhe, aber die richtige Bezeichnung hierfür ist wohl "Joggingschuhe". Yurika liebt das Joggen und diese Schuhe sehen nicht besonders billig aus. Warum sollte sie sie also im Garten tragen? Außerdem befinden sich innerhalb des Raumes keinerlei Spuren von Erde. Diese Abdrücke hätte jeder in einer Nacht-und-Nebel-Aktion machen können." "Schön und gut, aber dir fehlt etwas entscheidendes, Katsutoshi: Beweise!" Inspektor Shibuto stimmte dem leicht zweifelnd zu, doch Katsutoshi winkte ab. "Wer von der Spurensicherung hat sich um das Bett gekümmert?", fragte er in den Raum hinein. Ein Mann trat vor und erklärte: "Das war ich." "Schön. Wie mir mitgeteilt wurde, befanden sich weder auf der Kassette noch auf dem Zettel irgendwelche Fingerabdrücke. Aber würden Sie uns bitte sagen, was Sie am Bettgestell gefunden haben?" "Fingerabdrücke", antwortete der Polizist. "Und zwar ausschließlich die von Frau Hiromi Ikewara." "Was beweist das schon?", empörte sich die Hauptverdächtige. "Sicher werde ich irgendwann mal in Berührung mit dem Bett gekommen sein, also bitte!" "Haben Sie irgendwelche Auffälligkeiten an den Fingerabdrücken bemerkt?", fragte Katsutoshi den Polizisten, ohne auf ihre Aussage einzugehen. Dieser nickte. "Ja, der Abdruck des linken Daumens ist durch eine schmale Linie durchbrochen, die durchaus von einer Angelschnur stammen könnte. So etwas kann entstehen, wenn man eine Angelschnur mit dem Daumen fixiert, um sie festzubinden." Shinichis Großvater drehte sich mit todernster Miene zu Hiromi um. "Gesteh bitte, es hat keinen Sinn mehr!" Hiromis Blick wurde leer und sie reagierte nicht auf den leisen Aufschrei ihrer Tochter, die das alles gar nicht glauben konnte. Stattdessen ging sie in die Knie und hockte nun am Bett ihres verstorbenen Schwiegervaters, dessen Leiche noch immer dort lag. "Jetzt ist sein Leiden vorbei", flüsterte sie. "Er hatte das nicht verdient, nicht so..." "Was meint sie?", wollte der völlig verwirrte Masuko wissen, der nur fassungslos daneben stand. "Es tut mir Leid", meinte Nanami und sah ihn bedauernd an. "Aber es gibt noch ein weiteres Motiv für ihre Handlungen. Sie wollte es so aussehen lassen, als hätte Yurika deinen Vater stranguliert, denn sie wollte wahrscheinlich Vergeltung." Sein Blick fixierte sie unruhig. "Vergeltung wofür?" Ran sah zu Shinichi, der seinerseits auch nicht wenig überrascht wirkte. "Miese Verbrecher kriegen, was sie verdienen", zitierte er leise die Botschaft vom Notizzettel. "Dieser Mord heute war nicht die einzige Straftat in diesem Haus", antwortete Nanami. "Yurika hat Kentaro über lange Zeit mit kleinen Dosen Arsen vergiftet. Ich habe eine Packung mit Arsen unter der Spüle in der Küche gefunden. Wir wissen, dass Yurika für die Zubereitung des Essens zuständig war und wenn man das Gift in geringen Mengen in die Nahrung mischt, fällt es demjenigen, der es isst, nicht auf. Über lange Zeit zeigen sich dann Vergiftungserscheinungen, die zum Tod führen können." "Sie haben es gewusst, nicht?", fragte Shinichi Masuko gerade heraus. "Gestern Abend, als Sie aus dem Restaurant rannten, hatten Sie sich sicher deswegen gestritten." Masuko senkte betreten den Blick. "Ich habe sie vorgestern dabei erwischt, wie sie Gift in Vaters Essen mischte. Mir war sofort klar, was es mit dieser "Krankheit" auf sich hatte. Ich habe Yurika gestern damit gedroht, zur Polizei zu gehen, wenn sie sich nicht stellen sollte. Daraus entbrannte dann ein heftiger Streit, da hat der Junge Recht." "Ich hasste diesen Mann!", brach es plötzlich aus Yurika hervor. "Er hat mich nie als Schwiegertochter akzeptiert, weil er glaubte, ich wolle nur an das große Erbe ran! Er hat mich sogar zur Abtreibung gezwungen, kurz nach der Heirat von Masuko und mir! Dieser Mann hatte mein Kind auf dem Gewissen..." Die letzten Worte wurden fast völlig von Tränen erstickt und sie sank kraftlos zu Boden und schluchzte herzergreifend. Shinichi spürte, wie sich Ran wegdrehte und an seinen Arm klammerte. Auch, wenn er es nicht zeigte, aber es gab Fälle, die hasste er genauso sehr wie jeder andere auch. tbc... Kapitel 8: Runde Zwei - Alles oder Nichts ----------------------------------------- Happy Birthday, meine süße Sabbi ^^ ~ Runde Zwei - Alles oder Nichts ~ Am nächsten Tag kam Shinichi gut gelaunt aus der Schule und summte - wenn auch etwas unmusikalisch - als er die Tür zur Villa aufschloss und eintrat. Sogleich flog die Schultasche in eine Ecke und er ging in die Küche, um sich etwas zu kochen. Zwar fehlte ihm der echte Hunger, aber irgendwie war er richtig fröhlich. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass ihm heute noch etwas Gutes widerfahren würde. Ran hatte nach der Schule Karatetraining, aber das störte ihn nicht besonders, da es ab und zu ganz praktisch war, nicht ständig zusammen zu hängen. Bei Ran zu Hause war jetzt ohnehin gefährliches Terrain, da Eri die Packung mit den Kondomen in Rans Tasche gefunden hatte und Kogoro irgendwie dahinter gekommen war. Der dachte natürlich sofort wieder ziemlich eindeutige Sachen und er hatte ja auch Recht. Wahrscheinlich hatte Shinichi es nur der toughen Anwältin zu verdanken, dass er noch lebte. Gerade hatte er eine Packung Reis aus dem Schrank geholt, da hörte er das Läuten der Türklingel. Wer konnte das sein? Vielleicht der Professor. Shinichi legte die Packung zurück und ging zur Tür, um sie zu öffnen. Er warf dem Besucher einen überraschten Blick zu. "Kaito?" "Wie er leibt und lebt. Mit allen Armen und Beinen." Der Junge grinste ihm fröhlich entgegen. "Dann komm mal rein!", forderte ihn Shinichi freundlich auf und hielt die Tür noch weiter auf. "Schickes Häuschen", bemerkte Kaito beiläufig, als er eintrat. "Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen." "Unsinn, hier störst du keinen. Meine Eltern schwirren irgendwo in den Staaten rum und da kannst du froh sein. Sonst würde mein Vater dich gleich in ein verhörähnliches Gespräch verwickeln und Mama würde dich wie ein Kind behandeln, weil ihr ein Großteil meiner Pubertät entgangen ist." Der junge Detektiv seufzte. Kaito lächelte nur darüber, erwiderte zu diesem Thema jedoch überraschenderweise nichts. "Ich habe den Artikel gelesen. Das war ja bitterböse." "Oder Journalismus, wie du es auch nennen willst." Es klingelte erneut an der Tür und Shinichi öffnete wieder. Dieses Mal standen drei Kinder vor der Tür. "Hallo, Shinichi!", begrüßten sie ihn im Chor. "Na, dann mal rein mit euch!", lachte er und schloss die Tür hinter ihnen. Sofort wurde Kaito genau unter die Lupe genommen. "Bist du ein Mitschüler von Shinichi?", fragte Genta. "Quatsch!", sagte Mitsuhiko. "Er trägt doch eine ganz andere Schuluniform!" "Vielleicht ist das ein Verwandter von Shinichi", überlegte Ayumi. "Ah, drei junge Detektive, ich seh schon." Wieder musste Kaito grinsen. "Um eure Frage zu beantworten: Ich bin ein Freund, okay? Und wer seid ihr?" "Die Detective Boys!", kam es wie aus einem Munde. "Kommt, lasst uns nicht im Flur stehen und ins Wohnzimmer gehen!", schlug Shinichi vor, womit alle einverstanden waren. Shinichi stellte das Tablett mit den Teebechern auf dem Tisch ab und alle griffen sofort zu. Er setzte sich neben Ayumi auf das Sofa und fragte die Drei: "Was führt euch her?" "Na, der Zeitungsartikel, was sonst!", meinte Mitsuhiko und in seiner Stimme war leichte Besorgnis zu hören. "Genau, diese blöden Papapizzas!", ereiferte sich auch Genta. "Du meinst Paparazzi", wurde er von seinem Freund berichtigt. Ayumi sah ein bisschen mitleidig zu dem Detektiv auf. "Wir wollten schon vorgestern kommen, aber der Professor hat gesagt, du wärest mit Ran weg gewesen." "Ja, wir haben uns mal einen Tag freigenommen. Immerhin war unser Einjähriges." "Genau, lass dich nicht unterkriegen!" Diese Worte des braunhaarigen Jungen klangen fast wie Anfeuern. "Diesem miesen KID wirst du schon noch die Handschellen anlegen!" "Jetzt fangt nicht schon wieder damit an!", verlangte das Mädchen vorwurfsvoll. "Müsst ihr denn in allen Menschen das Schlechte suchen? Ich glaube nicht, dass KID mies ist. Immerhin gibt er alles wieder zurück." Genta nickte natürlich sofort zustimmend, doch Mitsuhiko wollte ihre Meinung so gar nicht teilen. "Wer Dinge klaut, macht was Ungesetzliches, egal ob er es zurück gibt!" Kaito lachte. "Also, ihr könnt über Sachen diskutieren!" "Ganz meine Meinung", stimmte Shinichi zu und ging zu einer Kommode, in der er nebenbei wühlte, während er weiter sprach. "Eigentlich solle ich derjenige sein, der sauer ist und ständig von KID redet, aber man muss Dinge nicht unnötig aufblasen. Eine Schlacht entscheidet noch lange nicht, wer den Krieg gewinnt. Inspektor Megure hat mir zugesichert, dass ich meine zweite Chance beim nächsten Raubzug bekomme." "Du weißt aber schon, was bei den Zeitungen los ist, wenn du ihn wieder nicht kriegst", gab Kaito zu bedenken und nippte an seiner Tasse. "Doch, das ist mir durchaus bewusst." Schließlich schien Shinichi das gefunden zu haben, was er gesucht hatte, und er kam wieder an den Tisch. Dabei legte er ein Päckchen mit Spielkarten hin. "Und jetzt genug davon. Wie wäre es mit einer Runde Rommee?" "Oh, ja!" Ayumi war völlig begeistert von diesem Vorschlag, da somit das Thema KID abgehakt war, und verteilte die Karten. Der Detektiv grinste Kaito an. "Kannst du mit denen auch spielen oder fehlen mir nachher welche?" "Was meinst du, Shinichi?" Mitsuhiko sah ziemlich verwirrt aus und auch die beiden anderen Kinder schienen sich keinen Reim auf diese Aussage machen zu können. Daher griff Kaito demonstrativ zum Kartenstapel und hob die beiden oberen ab, während er sagte: "Ich leih mir mal eben die Herzdame und die Pikfünf." Ohne sie selbst zu betrachten, zeigte er sie den anderen und zerriss sie danach. "Was machst du denn da?", rief Genta entsetzt. "Du machst doch das ganze Spiel kaputt!" "Immer schön ruhig!", meinte der junge Zauberer und verbarg die Kartenschnipsel in seinen Händen. Dann wandte er sich an Ayumi. "Puste doch mal auf meine Hände, bitte!" Zuerst blickte sie ihn verwirrt an, tat es schließlich aber doch. Als er die Hände wieder öffnete, lag darin eine rosa Lotusblüte. Diese steckte er dem Mädchen ins Haar. "Pass gut drauf auf!" "Wow!", schwärmte Ayumi und drehte sich zu ihren Freunden um. "Habt ihr das gesehen?" "Das war toll!", stimmte Genta zu. "Aber schade um die Karten." "Meinst du die Herzdame und die Pikfünf hier?" Kaito zog die oberen beiden Karten vom Stapel und zeigte sie ihnen. Die Kinder bekamen große Augen. "Da sind sie ja wieder!" Shinichi konnte sich des Lächelns nicht erwähren, das sich über seine Züge schlich. Vielleicht war es für den Sohn eines Zauberers ein leichter Trick, aber wenn er es schaffte, die Detective Boys von der Geschichte mit KID abzulenken, dann hatte er weit mehr drauf, als nur ein bisschen zu zaubern. Der restliche Nachmittag verlief sehr entspannt. Nachdem man bereits viel Spaß beim Rommee gehabt hatte, gingen sich noch in den riesigen Garten der Kudos und spielten ein bisschen Fußball. Als sie wieder das Haus betraten, hörten sie ein Piepen, welches aus dem Wohnzimmer kam. "Was ist das für ein Geräusch?", wollte Mitsuhiko interessiert wissen. "Das Faxgerät." Der Nachwuchsdetektiv ging in das Wohnzimmer und kam keine Minute später wieder mit dem Fax zurück. "Von Inspektor Megure", erklärte er und ein undefinierbares Grinsen trat in sein Gesicht. "Das Grinsen kenne ich", kam es von Ayumi. "Ein Fall, für den du dich stark interessierst, nicht?" "KID", war das einzige, das Kaito dazu sagte. Shinichi nickte und vertiefte sich wieder in das Fax. "KID..." "Was steht denn da?" Genta gab sich keine Mühe, seine Neugierde zu zügeln. "Ein paar Zeilen vom Inspektor persönlich. Der leitende Kommissar Nakamori will mich nicht beim nächsten Einsatz dabei haben, aber der Polizeichef hat bereits eingewilligt. Und darunter steht die Warnung, die KID dem Präsidium vor einer halben Stunde zukommen ließ." "Ehrlich?", riefen die Kinder begeistert. "Lies vor!" "Heute Nacht wird die Mondgöttin ihresgleichen suchen und sich im Morgentau widerspiegeln. Zuvor werde ich den Mond verdunkeln und den Turm zu Babel erklimmen. Die Göttin wird mir ihr schönstes Lächeln schenken - KID", las Shinichi vor und lächelte wieder. Nun blickte ihm Kaito über die Schulter. "Klingt ja witzig. Dieser KID hat eindeutig zu viel Zeit." Shinichi wandte ihm den Kopf zu. "Meinst du? Ich würde eher sagen, dass dieses Rätsel eindeutig auf seinen Spieltrieb hinweist. Ihm gefällt es, die Polizei ein bisschen an der Nase herumzuführen." "Weißt du denn schon, was er mit dem Rätsel meint?", fragte Ayumi und sah gespannt zu ihm auf. "Na ja, ich muss in einer ruhigen Minute noch einmal darüber nachdenken." Er warf einen Blick aus dem Fenster. "Ich will euch ja keineswegs rauswerfen, aber müsst ihr nicht bald los? Es wird schon dunkel." Mitsuhiko blickte auf seine Armbanduhr. "Ach, du Schande! Wir sind jetzt schon über dem Zeitlimit!" Jetzt brach Panik bei den Detective Boys aus. Kaum fünf Minuten später standen sie schon vor der Haustür und verabschiedeten sich von Kaito und Shinichi. Die beiden Jungen sahen den Kindern belustigt hinterher. "Interessante Freunde hast du da", meinte Kaito. "Tja, wir haben einige Fälle zusammen gelöst. Eine Gruppe pfiffiger Kerlchen, wenn man so möchte. Und ein bisschen erinnern sie mich an mich selbst, als ich in ihrem Alter war. Ich habe meinen Vater immer angefleht, mit zu den Tatorten kommen zu dürfen." "Also, DAS kann ich mir wirklich gut vorstellen!" Der junge Zauberer lachte und erntete dafür einen vernichtenden Blick. "Guck nicht so! Jeder von uns hat zwei Seiten und du zeigst deine sehr offen. Einerseits der kühle Denker, andererseits der leidenschaftliche Detektiv. Zu allem gehört Leidenschaft, sonst wird es nicht gut." Der Blick des Anderen nahm nun den Ausdruck frechen Spottes an. "Und solche philosophischen Ergüsse von einem Typ, der seiner besten Freundin bei jeder Gelegenheit unter den Rock guckt." Kaito trat aus der offenen Tür heraus und blieb mit dem Rücken zu ihm stehen. "Es ist kindisch, ohne Frage. Aber nicht jeder kann mit seiner besten Freundin zusammenkommen." Dann verabschiedete er sich und machte sich auch auf den Heimweg. Es mussten immerhin noch Vorbereitungen getroffen werden. Diese Nacht war es so weit! Shinichi stand in der ersten Etage des Beika-Museums und blickte aus dem Fenster zum Mond hinauf. Nicht mehr lange, dann würde KID auftauchen. Er drehte den Kopf und sah sich nun das blaue Juwel in der Vitrine an: "La Diosa de la Luna" "Die Mondgöttin", übersetzte er den Namen leise für sich. "Mal sehen, für wen von uns beiden sie heute tatsächlich lächelt, KID." Kommissar Nakamori trat an ihn heran und nahm seine Pfeife aus dem Mund. "Ich möchte für dich hoffen, dass du heute keinen Mist baust. So etwas kann dich nicht nur deine Laufbahn kosten, sondern mir auch den Kopf, klar?" "Glasklar." Die Augenbrauen des jungen Detektivs zogen sich tiefer. "Haben Sie den Polizisten ihre Passwörter mitgeteilt und sie an allen Ausgängen, sowie Luftschächten postiert?" "Natürlich, aber denke ja nicht, dass ich nicht auch schon diese Idee hatte!", fuhr Nakamori ihn scharf an. Ein Piepen ertönte und Shinichi griff nach dem Handy in seiner Hosentasche. "Ah, da ist ja die SMS von der Wetterstation!" "Wetterstation?" "Ja." Er las sich die SMS sorgfältig durch, holte dann ein blaues Notizbuch und einen Kugelschreiber hervor und machte sich Notizen. "Ich brauchte Informationen wegen den Windverhältnissen. Und ich wollte mich noch einmal wegen der Uhrzeit vergewissern." Nakamori blickte leicht empört auf seine Armbanduhr. "Es ist jetzt fast zehn." Zur Antwort bekam er ein amüsiertes Grinsen. "Ich meinte doch nicht die augenblickliche Uhrzeit! Es ging um die Mondfinsternis, die in der Warnung erwähnt wurde. KID schrieb ja, er würde "den Mond verdunkeln". Zwar ist heute keine totale Mondfinsternis, dafür aber eine partielle. Partielle Mondfinsternisse, also wo der Mond nur zum Teil im Erdschatten liegt, dass die Sonne ihn nicht vollständig anstrahlen kann, gibt es doch recht oft. Und es dauert auch nur einige Minuten, was unseren angekündigten Tatzeitpunkt weitgehend festlegt." "Und woher möchte unser Meisterdieb kommen, Herr Schlaumeier?" "Nun werden Sie mal nicht beleidigend!" Er lächelte freundlich und deutete aus dem Fenster in Richtung Tokyo Tower. "Von da. 'Der Turm zu Babel' mag im ersten Moment gewiss kitschig klingen, ist aber ein ganz simpler Hinweis. KID will mich herausfordern. Er lacht über meinen Fehler vom letzten Mal und dies zeigt er mir eindeutig mit seiner Warnung, die zum Einen kinderleicht und zum Anderen doch kompliziert ist." "Dann konnte ja wenigstens einer drüber lachen!", fauchte Nakamori und packte den Jüngeren unsanft am Kragen, um ihn näher zu sich zu ziehen. "Das ist deine letzte Chance! Danach lasse ich nicht noch einmal zu, dass du meine Einsätze behinderst!" "Das habe ich bereits verstanden, als Sie es zum ersten Mal erwähnten. Nach dieser Nacht werde ich Ihnen das Feld widerspruchslos überlassen und das meinetwegen so lange, bis Sie in den Ruhestand gehen." Shinichi warf wieder einen Blick auf seine Armbanduhr. "Wenn Sie gestatten, werde ich mich jetzt auf das Dach begeben und KID erwarten, der irgendwann zwischen zweiundzwanzig Uhr fünfzehn und zweiundzwanzig Uhr dreißig auftauchen wird. Bitte überprüfen Sie nochmals die Sicherheitsvorkehrungen!" Mit diesen letzten Worten schob er seine Hände in die Hosentaschen und zog von dannen. Der leitenden Kommissar knurrte leise. "Aus dem soll mal einer schlau werden..." Als Shinichi auf dem Dach stand, musste er sich unweigerlich an die Niederlage vom letzten Mal erinnern. Der kalte Wind fuhr ihm schroff durch die Haare, als wolle er ihm entgegen schreien, dass er wieder versagen würde. Und tatsächlich wusste er nicht, ob er es diesmal schaffen würde. Er war sicher kein dummer Kopf, aber momentan schien sein Problem genau darin zu liegen. Sein Blick fiel auf die Armbanduhr. Gleich würde es soweit sein, und Shinichi drehte sich in Richtung Tokyo Tower und beobachtete den Nachthimmel. Nur er stand auf dem Dach, auf Polizisten hatte er heute dankend verzichtet. Diese waren im gesamten Museum verteilt und auch, wenn Kaito unmöglich das Passwort jedes einzelnen kennen konnte, war sich der junge Detektiv ziemlich sicher, dass KID trotzdem im Notfall kein Problem haben würde, wie angekündigt über den Fluss zu fliehen. Ein Gleiter kam auf das Dach zugeflogen, so weiß wie das Gefieder einer Ziertaube. Als er an diesen Vergleich dachte, musste Shinichi etwas grinsen. Schließlich war KID dafür bekannt, wie ein waschechter Zauberer mit Tauben zu arbeiten. Endlich landete KID auf dem Dach, ließ seinen Gleiter verschwinden und sah zu Shinichi. "Huch, heute wieder auf Solojagd?" "Das weißt du doch besser", meinte Shinichi ruhig und kramte in der Tasche seines Jacketts herum. "Das ganze Museum ist voller Polizisten, wobei ich nicht glaube, dass das ein Hindernis in deinen Augen ist." "Da hast du Recht." Der junge Dieb ging langsam auf ihn zu. "Du willst also dein Glück noch einmal versuchen? Denkst du, dieses Mal wird es anders?" Shinichi lächelte und schloss kurz die Augen, bevor er sie dann wieder öffnete und entschlossener denn je blickte. "Ich gebe zu, ich fange lieber Mörder und verstehe mich auf dem Gebiet auch weitaus besser, aber eine Niederlage lasse ich ungern auf mir sitzen. Und Aoko wird uns heute auch nicht das Vergnügen verderben." KID kam es so vor, als würde Shinichi das Wort 'Aoko' in einem besonderen Tonfall aussprechen, aber es war wahrscheinlicher, dass er sich das nur einbildete. "Du wirst verstehen, dass meine Zeit für einen Plausch mit dir begrenzt ist, also..." Und schon hatte er eine seiner Blendgranaten geworfen. Als der Lichtblitz verschwunden war, war auch KID nicht mehr auf dem Dach. Shinichi nickte kurz und nahm seine Spezialbrille ab, die er im letzten Moment aus seiner Tasche gezogen und aufgesetzt hatte. Die Erfindungen von Professor Agasa erwiesen sich doch immer wieder als sehr hilfreich. "Tut mir Leid, KID, aber ich durchschaue dich immer ein Stück mehr." Dann folgte er ihm die Treppe hinunter. "Er hat soeben das Gebäude betreten. Over.", rauschte es durch das Funkgerät Nakamoris, der zornig auf seine Pfeife biss. "Da lässt man den Detektiv allein auf das Dach, aber natürlich passiert genau dasselbe, als wenn ich seiner Bitte nicht nachgekommen wäre!" "Beruhigen Sie sich doch bitte", begann ein Polizist, neben ihn, machte sich allerdings damit zum nächsten Opfer. "Ich werde mich nicht beruhigen, es ist mein Auftrag und der Polizeichef verlässt sich auf mich!", brüllte er so aufgebracht, dass ihm Tabak und Asche aus dem Pfeifenkopf stoben. "Alle in Alarmbereitschaft versetzen, KID hat das Gebäudeinnere erreicht!" KID hatte bereits die Identität eines Polizisten übernommen, der am Treppenzugang gestanden hatte, als der Funkspruch die Beamten erreichte. Er grinste, als gesagt wurde, dass jeder auf sein Passwort überprüft werden sollte. Zwar war so eine Strategie nicht dumm, aber auch nicht in jeder Hinsicht schlau. Wenn jeder jeden nach dem Passwort fragen musste, würde das ein heilloses Durcheinander werden. Aber für ihn sollte das kein Nachteil sein. In aller Ruhe ging er durch die Flure, immer darauf bedacht, von so wenigen wie möglich bemerkt zu werden. Wenn ihn jemand nach dem Passwort fragen würde, musste er denjenigen betäuben und das konnte andere in Alarmbereitschaft versetzen. Wobei die Unsicherheit wahrscheinlich ohnehin wuchs, wenn keiner KID zu sehen bekam. Aber dafür hatte er eine Puppe in einen geöffneten Luftschacht geschoben, damit sie zumindest ein paar Minuten abgelenkt waren. Nur noch eine Treppe nach unten und er würde die betreffende Etage mit seinem Zielobjekt erreicht haben. Vor der Tür erwartete ihn jedoch eine Gruppe von Polizisten, die sofort auf ihn aufmerksam wurden. "Passwort!", befahl einer sofort. KID blieb stehen und grinste leicht. "Curryhühnchen." Alle sahen sich obgleich dieser Dreistigkeit überrascht an und das war der Moment, wo er sein Betäubungsgas zückte und einsetzte. "Gute Nacht." Er borgte sich die Identität eines seiner 'Opfer' und ging durch die Tür, womit er endlich die Etage erreicht hatte. "Kommissar Nakamori!", rief er und eilte auf den Einsatzleiter zu, der mitten in dem vitrinenreichen Raum stand und sich nach seinem Ausruf panisch umsah. "Wir haben KID gefasst, direkt an der Treppe!" Nakamori winkte sofort zwei Polizisten zu sich und befahl ihnen, die Sache zu überprüfen. "Wie haben Sie das geschafft?", wandte sich nun der Kommissar an den angeblichen Polizisten. KID holte schon zu einer actionreichen Schilderung der Ereignisse aus, als sich eine andere Stimme einmischte: "KID ist noch nicht gefasst, Herr Kommissar." Alle Anwesenden, die drei weitere Beamte einschlossen, drehten sich zu einer Tür, in der Shinichi stand und sich gegen den Rahmen lehnte. "Möchten Sie denn nicht den Überbringer der Botschaft nach dem Passwort fragen?" Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem der Meisterdieb sich seiner Verkleidung entledigte. "Ich denke, das werde ich nicht benötigen." Mit einem gekonnten Sprung war er auf der Vitrine gelandet, die den Diamanten beschützte. "Zugriff!", schrie Nakamori und schon klappten Käfigwände von der Decke herunter. "Ich bitte Sie, Nakamori...", spöttelte KID und ließ eine weiße langstielige Rose zwischen seinen Fingern erscheinen. Diese warf er auf eine der Käfigecken, wo ihr Steil zwischen den Scharnieren stecken blieb, so dass diese nicht zuschnappen konnten. "Sie werden mich nun entschuldigen." Rauch stieg im Raum auf und Nakamori begann zu husten. Seine Augen brannten höllisch und gegen seinen Willen musste er sie zukneifen. Nach wenigen Sekunden hatte sich der Nebel etwas gelegt. Hastig sah er sich um und erkannte zwei Dinge. "La Diosa de la Luna" war verschwunden und sowohl KID als auch Shinichi nirgends zu sehen. "Sofort alle warnen!", brüllte er seine Kollegen an, die sich sofort daran machten, einen Funkspruch an die anderen zu schicken. 'Das war ja ein Kinderspiel', dachte KID bei sich und lobte sich selbst, als er die Tür zu den Treppen öffnete, um eine Etage tiefer in den Fahrstuhl zu steigen. Von dort aus könnte er die Notfallluke öffnen und durch den Fahrstuhlschacht bis nach oben auf das Dach klettern. Er wusste, dass es auf den oberen Treppen von Polizisten nur so wimmeln musste. Wenn der Fahrstuhl jedoch nicht fuhr, nahm keiner an, dass er sich darin befand. Er drückte auf Betreffende Taste, um den Fahrstuhl zu rufen, welcher auch beachtlich schnell da war. Als er eingestiegen war und sich die Stahltüren hinter ihm geschlossen hatten, griff er nach oben und drückte die Luke auf. Ein Klicken ertönte. "Was...?" KID zog an seiner rechten Hand, deren Gelenk nun durch Handschellen verziert war. Zumindest mit einem Ende davon. "Aber, KID, das war sehr unvorsichtig", kam es von oben und kurz darauf sprang der junge Detektiv durch die Öffnung in den Lift. Um sein Handgelenk befand sich die andere Seite der Handschellen. Sie waren nun zusammengekettet. "Es geht doch nichts über gute, alte, originale Handschellen." KID ließ sich keine Unsicherheit anmerken, auch wenn ihm nicht ganz Wohl zumute war. "Wie konntest du wissen, dass ich hier bin?" "Ich habe einen Peilsender an der 'Mondgöttin', wie du den Stein so schön betituliert hast, angebracht. Durch meine Spezialbrille, die mich auch vor deinen Blendgranaten schützt, konnte ich deine Position im Gebäude ausmachen. Als ich sah, dass du ein Stockwerk unter uns warst, wurde mir sofort klar, dass du über den Fahrstuhlschacht flüchten würdest. Also rief ich den Lift, kletterte durch die Luke auf den Fahrstuhl und wartete darauf, dass du ihn gerufen hast. Es war einfach", fügte Shinichi mit einem leicht arroganten Lächeln hinzu. "Und was gedenkst du nun zu tun?", erkundigte sich der Dieb. "Ich werde abhauen, sobald wir den Fahrstuhl verlassen." Shinichi schloss kurz die Augen und sah ihn dann durchdringend an. "Bist du es nicht Leid, ein Doppelleben führen zu müssen? Nachts als Dieb zu agieren und der Polizei auf der Nase herumzutanzen und am tage mit Freunden im Park zu picknicken?" KID hoffte innig, dass das eben kein Wink mit dem Zaunspfahl gewesen war. Plötzlich schnellte die freie Hand des jungen Detektivs vor und seine Finger legten sich um die Krempe des weißen Zylinders. "Es wäre für mich einfach, dich hier und jetzt zu enttarnen", meinte er, wobei seine Stimme ein wenig heißer klang. "Es ist das, wovon ich schon lange geträumt habe. Und dennoch möchte ich dir die Chance geben, mir die Wahrheit zu sagen. Ich denke, so viel Stolz möchte ich dir und mir lassen." Einen Moment lang blieb es still, dann lehnte sich KID gegen eine Fahrstuhlwand und blickte auf seine Füße. "Wann wusstest du, dass ich es bin?" "Sagen wir mal so. Du bist hervorragend dabei, dich zu verkleiden, aber gewisse Dinge fallen einem nach einiger Zeit auf, die man nicht verstecken kann. Deine Stimme, dazu der Tonfall, deine Gesten." Er sah ihn ernst, aber auch verstehend an. "Ich wusste es, als wir gestern Karten gespielt haben. Das gleiche Pokerface." Nun musste Kaito leicht lächeln und sein Gesichtsausdruck nahm ironische Züge an. "Interessant. Mein Vater hat es mir gezeigt. Ich dachte, es wäre dazu geeignet, mich zu schützen, bis ich mein Ziel erreicht hatte." "Dann sag mir..." Er vergrub eine Hand in der Hosentasche. "Sag mir, was ist dein Ziel. Wozu tust du das alles?" KID zog den Diamanten aus seinem Anzug und betrachtete ihn leicht verträumt. "Womöglich ist es dieses Ding, hinter dem die Organisation her ist, wegen der mein Vater sterben musste. Sie suchen einen Diamanten, der in einem anderen eingeschlossen ist. Dies sieht man allerdings nur, wenn man ihn gegen das Mondlicht hält. Ich hatte gehofft, dass ein wertvolles Stück mit solche einem Namen das ist, was mich zu ihnen führt." "Willst du deinen Vater rächen?" Kaito schloss die Augen und legte den Kopf leicht schief. "Vielleicht. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Du hast mich geschnappt und kennst meine Identität, Meisterdetektiv des Ostens." "Dein Vater war der eigentliche Meisterdieb 1412, richtig?" "So ist es, aber das spielt nun keine Rolle mehr." "Und er hat dir die Zauberei beigebracht", fügte Shinichi an. "Wir alle wollen als Kinder unseren Vätern nacheifern, bewundern ihre Arbeit, wollen eines Tages besser werden als sie, damit sie auf uns stolz sind." Man musste kein Zauberer sein, um zu erkennen, dass Shinichi auch von sich selbst redete. "Und ich denke, du tust das alles hier, um deinen verstorbenen Vater stolz zu machen und ihm zu danken. Das kann ich verstehen." Kaito schüttelte den Kopf und sah ihn fragend an. "Was willst du mir damit sagen? Ich schätze, ich steh gerade auf der Leitung." "Ich möchte damit sagen, dass ich nicht vorhabe, dich der Polizei zu übergeben. Tatsache ist, dass ich mich in ein Gebiet gewagt habe, welches nicht zu meinem Territorium gehört. Ich fange keine Diebe, ich kläre Morde auf. Und zudem hast du bisher jeden gestohlenen Gegenstand zurückgegeben. Ich gebe zu, ich habe mal gesagt, dass ein Verbrechen ein Verbrechen ist, aber es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, das habe ich begriffen. Viel lieber überlasse ich Nakamori sein Gebiet wieder. Soll er dich doch fangen, wobei ich sehr bezweifle, dass er es schaffen wird." Erst jetzt begriff Kaito, was das bedeuten sollte. Sein Freund wollte um seinetwillen auf den größten Triumph seines bisherigen Lebens verzichten. "Aber..." Jemand schlug gegen die Türen des Lifts. "Wir öffnen jetzt die Tür!" "Aber es wird deinem Ruf schaden, wenn du mich gehen lässt." "Darum sorg dich mal nicht. Du durchtrennst die Handschellen mit deiner eigentümlichen Pistole und betäubst mich dann. Natürlich wird auch das meinen Ruf angreifen, aber immerhin muss ich mir dann nicht anhören, ich hätte dem gefürchtetsten Dieb Tokyos zur Flucht verholfen." Nun waren Geräusche von außen zuhören, wie man sich daran machte, die Türen auseinander zu schieben. "Beeile dich!" Shinichi hob seine linke Hand, so dass sich die Kette der Handschellen spannte. KID nickte, zückte seine Waffe und keine zwei Sekunden später hatte sie ein messerscharfes Ass voneinander getrennt. "Danke vielmals." Das Schlafgas breitete sich im ganzen Lift aus. Endlich stemmten die Polizisten unter energischen Befehlen Nakamoris die Fahrstuhltüren auf und sofort stob ihnen eine Gaswolke entgegen. Sie war jedoch nur noch so stark, dass sie bei einigen Beamten leichte Schwindelgefühle auslöste. "Kommissar!", rief einer der Polizisten und zog einen bewusstlosen Shinichi aus dem Lift hervor. Der Angesprochene zog verärgert die Augenbrauen zusammen und warf seine Pfeife auf den Boden. "Er ist wieder entwischt!" "... konnte KID erneut entwischen. Trotz seiner Versprechungen schaffte es der junge Detektiv Shinichi Kudo nicht, ihn zu fangen. Einsatzleiter Nakamori erklärte in einer Pressekonferenz, der Siebzehnjährige würde nicht erneut an den Einsätzen teilnehmen..." Ran faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf ihren Schoß. "Oje, die Klatschpresse wird wieder über dich herfallen." Mit einem friedlichen Lächeln verschränkte Shinichi die Arme im Nacken und lehnte sich auf der Parkbank zurück. "Ist anzunehmen, ja." "Und es stört dich nicht?", fragte sie leicht ungläubig, doch er öffnete nur ein Auge und sah sie aus dem Augenwinkel an. "Ich bin kein großer Diebjäger. Viel lieber möchte ich für die Opfer Gerechtigkeit einfordern, die umgebracht wurden. Diebe sind Dinge die ich von nun an völlig der Polizei überlasse." "Shinichi..." "Außerdem würde mir das noch mehr Arbeit einbringen und du weißt doch, dass ich dir versprochen habe, mich nun bevorzugt um das Wichtigste in meinem Leben zu kümmern." Shinichi setzte sich wieder auf und legte einen Arm um sie. "Jeder Zeitungsartikel auf dieser Welt ist mir egal, so lange du auf meiner Seite stehst." In diesem Moment war Ran unglaublich stolz auf ihren Freund. Und zwar nicht, weil er einen Fall erfolgreich geklärt hatte, sondern weil er sich entschieden hatte, was für ihn an erster Stelle stand. Und das war sie. "O Shinichi..." "Ja, das ist mein Name", gab er sanft zurück und zupfte ihr ein Kirschblütenblatt aus dem braunen Haar. Sie lächelte und seufzte leise. "Ich liebe dich über alles." Langsam kam er mit seinem Gesicht ihrem näher. "Dann muss ich mir ja keine Gedanken machen, dass meine Gefühle nicht erwidert werden." Ran legte ihre Hand in seinen Nacken und zog ihn zu sich, um ihn leidenschaftlich zu küssen. Beide wussten, dass dieser Tag der Beginn einer noch engeren Bindung war. Kirschblüten wehten durch den warmen Abendwind, spielten mit den letzten Sonnenstrahlen und keine Probleme oder Kriminalfälle würden diese Harmonie stören. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)