Der unbekannte Verehrer von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Umzug ---------------- Julia verließ um 23.45 Uhr das Heim und ging zu dem Friedhof. Sie war aufgeregt. Was konnte ihr da begegnen? Wer wartete dort auf sie? War es wirklich der mysteriöse Mann aus der Oper? So viele Fragen standen offen, und ob sie heute eine Antwort auf all diese fragen bekam, war auch fraglich. Endlich kam sie am Friedhof an. Ein Windzug wehte durch ihre Haare, die sie nun offen trug. Es fröstelte sie. Die Ära, die den Friedhof umgab, war schaurig. Ängstlich zog Julia die Kapuze ihres Mantels tiefer ins Gesicht und schaute sich um. Die Glocke der Kapelle schlug nun 12 Uhr. Mitternacht brach an. Und mit dem letzten Glockenschlag begann eine Melodie zu spielen. Julia lies sich hinreißen. Der Zauber der Melodie zwang sie zu singen: " Ich weiß nicht, wie lang es her ist, dass du fort gegangen bist. Seitdem Ende meiner träume, als der Schmerz gekommen ist. Ich weiß nicht wie es weiter geht, in einer Welt hier, ohne dich, allein, verloren. Bitte, lass mich nicht im Stich. Ich würde alles für dich tun, Bitte lass mich nicht allein. Ohne dich kann ich nicht sein. Ich würde alles für dich tun, bitte, lass mich nicht allein!" "Was ist das für ein Lied?", dachte sie. Es war ein schaurig schönes Lied. "Ihr seid also tatsächlich gekommen?", fragte eine Stimme von irgendwo her. Julia sah sich verwirrt um. "Wer ist da? Wer will sich mit mir treffen?", rief sie ängstlich in die Nacht. "My Lady, ihr braucht keine Angst haben!", ertönte die Stimme erneut. "Zeigt Euch, bitte! Ich will euch sehen!", rief sie und drehte sich im Kreis, um zu sehen woher die Stimme kam. Als sie ihren Blick auf die Kapelle richtete, erblickte sie den Mann aus dem Opernhaus. Er lehnte an einer Säule. Und er trug den Selben Anzug wie an jenem Abend. "Ihr habt eine sehr schöne Stimme!", lobte er sie. "Ich wollte gar nicht singen!", antwortete sie, doch sie errötete. "Lady Julia de Champagne!", nannte er sie beim Namen und trat auf sie zu. "Woher kennt ihr meinen Namen?", fragte sie. Der Mann lächelte. "Von ihrem Vater!" Julia lachte: "Das ist doch absurd. Mein Vater lebt nicht mehr! Wer seid ihr, dass ihr so etwas behaupten könnt?" "Lady de Champagne, Ihr könnt mir glauben oder Ihr lasst es, das ist mir gleich.", rief er ernst. "Was wollt ihr von mir?", fragte sie energisch. "Was soll ich schon wollen?", fragte er und kam auf sie zu. "Ihr seid eine starke Frau, wie ich merke. Nicht einzuschüchtern!" Die Angst schnürte Julia die Kehle zu. Sie konnte sich nicht bewegen. War sie in Gefahr? "Oh, kleine Lady! So habt doch keine Angst! Ich tue euch schon nichts!", hauchte er ihr ins Ohr und streichte ihr die Kapuze aus dem Gesicht. "Wer seid ihr?", würgte sie hervor und er lächelte: "Diese Antwort kennt nur Ihr selbst." Er betrachtete sie. "Oh, diese Schönheit. Es ist viel zu Schade sie zu vergeuden. Ich gebe euch einen Rat. Trauert nicht mehr um euren werten Vater. Ihm geht es gut, und er würde sicher nicht wollen, dass ihr wegen ihm dem Trauer verfällt." "Wie kommt ihr darauf?", wollte sie wissen. "Ich weiß es!", gab er zur Antwort. "Lady de Champagne, wir sehen uns wieder. Das ist ein Versprechen. Ich muss nun gehen!" Damit gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. Julia schloss die Augen und als sie sie wieder öffnete, war er auch schon verschwunden. Nun hatte sie immer noch keine Anhaltspunkte, wer er war. Und was hatte er mit ihrem Vater zu tun? Sie schaute sich auf dem verschneiten Friedhof um, doch niemand war zu sehen. Also ging sie nach Hause. Gleich am nächsten morgen würde sie Recherchen anstellen, so entschloss sie sich. Sie musste um jeden Preis herausfinden wer er war. Kurz bevor sie sich ins Bett legte, berührte sie noch einmal die schwarze Schleife an der Rose. Und dann schlief sie ein. Der Montag nach den Weihnachtstagen begann für Julia um 6 Uhr in der Frühe. Sie half den Küchenmädchen die Tische für das Frühstück zu decken. Auch die anderen Lehrer waren schon früh aufgestanden. Sie hasteten durch das ganze Haus und achteten darauf, dass alles seine Ordnung hatte. Um 8 Uhr begann für Julia den Unterricht mit den Kindern. Als es plötzlich an der Tür klopfte und die Hausherrin mit einem riesigen Straus roter Rosen trat ein. "Der wurde gerade für sie abgegeben, Mrs de Champagne!", verkündete sie mit einem leicht säuerlichen Ton auf den Lippen. Julia nahm den Straus verwundert entgegen. Sie hatte bisher noch nie um diese Zeit etwas bekommen, denn die Post kam erst um 10 Uhr. In der Klasse erhob sich ein leises Summen. "Seid ruhig!", befahl Julia und das Summen verstummte sofort. "Danke vielmals, Mrs Wunderlich!", sagte sie zu der Hausherrin, die daraufhin das Klassenzimmer verlies. Julia legte den Straus auf ihrem Pult und fuhr mit dem Unterricht in Mathematik fort. In der Pause um 10 Uhr ging Julia in den 3. Stock zu ihrem Zimmer, wo sie die Blumen in eine Vase stellen wollte. Doch als sie das Zimmer aufschloss, erschrak sie. Sie hatte noch nie so viele Rosen gesehen. Überall in ihrem Zimmer standen Rosen in Vasen oder sie lagen auf den Tischen, Schränken oder dem Bett. Wie konnte jemand das Zimmer betreten? Sie hatte doch das Zimmer abgeschlossen. Da fiel ihr auf, dass das Fenster auf stand. Sie schmiss die Rosen auf das Bett zu den anderen und eilte an das große offen stehende Fenster, das zu einem winzigen Balkon führte. Als sie auf den Balkon stand, sah sie zum Dachsims über sie hinauf. Und sah den Mann aus dem Opernhaus wieder. Er hockte dort und sah sie durch eine schwarze Maske an. Julia lächelte ihm zu und er verschwand, nachdem er seinem Umhang um sich geschwungen hatte. "Was ist er nur für ein Mann? Ein Romantiker?", fragte sie sich und ging wieder in ihr Zimmer. Sie sah sich in ihrem Zimmer um. Wirklich überall lagen rote Rosen. Sie lachte und dachte: "Das ist doch absurd!" Damit ging sie wieder ins Erdgeschoss in die große Halle, wo einige der Kinder sich unterhielten oder Fangen spielten. Um 10.30 Uhr ging der Unterricht in Latein weiter. Gegen Nachmittag dann schellte es an der Haustür. Julia eilte hin und öffnete. Vor der Tür stand die Gräfin Angélique. Angélique ging in dem Weisenhaus täglich ein und aus, schließlich war sie es, die es finanziell möglich gemacht hatte, das es den Kindern gut ging. Sie lächelte Julia freudig an: "Hallo!" "Hallo, Angélique!", begrüßte Julia sie fröhlich. "Nanu, wem bist du denn begegnet? Du siehst ja richtig gut aus. Nicht mehr so... trist!", wunderte sich die Gräfin und betrachtete das weinrote Kleid, das Julia trug. Nur die schwarze Schleife in ihrem blonden Haar war geblieben von der Trauer. Julia lachte: "Ich zeig dir was passiert ist! Komm mit!" Julia zog sie hoch in ihr Gemach. Der Gräfin fehlten die Worte: "Was ist hier den passiert?" Sie betrachtete die mehr über tausend Rosen die überall verteilt waren. "Das hab ich mich zu erst auch gefragt! Zumal ich ja immer die Tür abschließe. Aber weißt du wer es war?", erklärte sie aufgeregt. Die Gräfin schüttelte den Kopf. "Der Unbekannte aus dem Opernhaus. Der, der bei mir in der Loge saß!", antwortete sie sich selbst. Die Gräfin schüttelte erneut mit dem Kopf. "Julia, oh Julia, wann merkst du endlich, dass er nur ein Hirngespinst ist?" "Er ist kein Hirngespinst! Es gibt ihn wirklich.", versuchte Julia sie zu überzeugen, doch es half nichts. "Mein Gott, dein heimlicher Verehrer ist ja ein richtiger Romantiker!", stellte Angélique fest. Julia nickte und strahlte in sich hinein. Sie schwor sich nie wieder Angélique etwas von ihrem Verehrer zu erzählen, denn sie würde ihr ja doch nicht glauben. Sie verließen zusammen das Gemach. Julia führte die Gräfin in dem Haus herum und zeigte ihr, was sie von dem Geld gekauft hatten, dass die Gräfin zuletzt gespendet hatte. Die Gräfin nickte: "Gut, gut... aber irgendwie fehlt hier das Licht... Das ganze Haus ist dunkel, die Fenster sind zu klein und es gibt zu wenige Schlafräume. Und der Spielplatz hinterm haus lässt auch zu wünschen übrig." "Sicher! Aber was sollen wir machen? Es wäre viel zu umständlich das Haus umzubauen!", bemerkte Julia, doch Angélique schüttelte den Kopf. "Nichts ist unmöglich! Ihr zieht um!" Nach diesen Worten musste Julia lachen. "Und wohin, wenn ich fragen darf?" "In die Villa Rosenthal!", antwortete Angélique mit einem erschrockenen Blick in den Augen. "Angélique. Nein, das... das können wir nicht annehmen!" Julias Stimme wurde ernst. "Wieso nicht? Ich habe meinen Mann danach gefragt, und er stimmt mir zu!", erklärte Angélique und folgte Julia in die große Halle, wo die Küchenmädchen die Tische für das Abendessen deckten. "Ich habe schon alles arrangiert! Die Villa ist bereits mit sämtlichen Utensilien die du brauchst ausstaffiert.", sagte die Gräfin. " Du und deine Schützlinge, sowie die Lehrer, werdet am Mittwoch einziehen. Keine Widerrede! Und ich erwarte nichts dafür. Hier!" Sie reichte Julia ein Dokument. Julia sah sie fragend an. "Was ist das?", wollte sie wissen. "Das ist die Besitzerurkunde der Villa! Sie gehört dir. Damit bist du auch die Probleme mit der Hausherrin hier los." Natürlich wusste Angélique von den Problemen mit der Hausherrin, die an allem und jedem etwas auszusetzen hatte, da Julia ihr alles erzählte, was in ihrem Heim geschah. Julia hatte das Haus angemietet, damit sie ein Heim eröffnen konnte. Und es bot sich nichts besseres, wie das Haus der alten Wunderlich. Julia öffnete das Dokument und las darin, dass sie als Besitzerin angegeben worden war. "Angélique! Du bist doch verrückt! Was soll ich sagen?", sagte sie verwirrt. Angélique lachte. "Sie es als frühzeitiges Geburtstagsgeschenk an! Du hast doch morgen Geburtstag?!", fragte sie unsicher. Julia nickte, war am 31.12.1867 geboren. Zunächst sah sie noch verwirrt auf das Dokument, dann warf sie sich Angélique um den Hals. Tränen standen ihr in den Augen. "Danke, Angélique, danke. Ein besseres Geschenk gibt es nicht!" Julia musste nach dem Tod ihres Vaters das Haus verkaufen, da sie es nicht halten konnte. So kam es, dass sie ein Haus mietete. "Ist ja gut, beruhige dich. Das hab ich doch gern getan!", strahlte die Gräfin. "So denn, ich muss dann wieder gehen. Mein Gatte erwartet mich noch zum Abendessen! Machs gut, Julia! Wir sehen uns!", verabschiedete sie sich von Julia mit einem Kuss auf die Wange und verließ das Heim. Julia, die immer noch Glückstränen in den Augen hatte dachte: "Wenn es einen Engel auf Erden gibt, dann ist sie es!" In den letzten 2 Tagen in dem Haus hatte Julia weder von Angélique noch von ihrem sonderbaren Verehrer gehört. Allerdings stellte ihr einer der Lehrerbesatzungen nach. Vector Snape, die Lehrerbesatzung für die Naturwissenschaften, hatte blonde, glatte, lange Haare, die er immer zu einem Zopf zusammen gebunden hatte, und eisblaue Augen. Er trug immer einen Stock oder Stab in schwarz mit sich, an dessen Ende eine goldene Kugel befestigt war. Vector Snape war etwa 35 Jahre alt und er hatte ein Professoren und ein Doktortitel erhalten. An diesem Tag trug er einen hellblauen Anzug und auch diesmal hielt er sich in Julias Nähe auf. "Professor! Verzeiht meine Unhöfflichkeit, aber ich kann es nicht haben, wenn sie mir wie ein Küken hinterher laufen.", erklärte Julia ihm in einem freundlichen Ton. "Ich wollte fragen, ob Sie vielleicht Hilfe brauchten, beim packen?", fragte er lächelnd. "Nein, Professor, aber ich bin sicher, dass sie selbst noch nicht angefangen haben zu packen. Und an ihrer Stelle würde ich das tun. In 2 Stunden kommen die ersten Kutschen.", antwortete sie. "Nennen sie mich doch einfach nur Vector!", sagte er beiläufig. Julia wendete sich von ihrem Koffer ab und drehte sich zu dem Professor. Sie lächelte genervt: "Gut, Vector. Dann gehen sie jetzt bitte und packen ihre Sachen, oder sie Helfen den Kindern dabei!" Damit schob sie Vector aus ihrem Zimmer. Als sie die Tür geschlossen hatte, seufzte sie. "Endlich Ruhe!", dachte sie und widmete sich wieder ihren Sachen. "Das arme Phantom! Wenn er sieht, dass ich nicht mehr hier bin, Was wird er dann tun? Wird er mich finden?" Julia streichte zärtlich die Rose mit der schwarzen Schleife, die sie zu erst von ihm bekam. Dann suchte sie die restlichen tausend Rosen zusammen und warf sie weg. Die Rose mit der Schleife legte sie aber behutsam in ihren Koffer, den sie dann schloss und mit in die Diele nahm, wo schon viele andere Koffer standen. Die Küchenmädchen schleppten sie nach und nach aus dem Haus in eine Kutsche, die sie zu der Villa bringen sollte. Die Kinder waren aufgeregt und liefen auf Julia zu, als sie sie sahen. "Wann geht es los, Mrs de Champagne?", riefen sie im Chor. "Gleich meine Lieben, gleich ist es so weit!", beruhigte sie die Kinder. "Eine Geschichte!", flehten sie darauf hin. Julia lächelte. "Okay, kommt wir gehen in die große Halle!" Die Kinder folgten ihr in die Halle, wo sie sich auf den Boden setzten und lauschten. "Also, es war einmal eine Prinzessin, die zusammen mit ihrer Freundin in eine Oper ging. Dort traf sie einen Mann. Sie kannte ihn nicht, sie wusste nur, dass er gut aussah. Leider hat sie nie herausgefunden wer er war, obwohl er ihr immer Blumen schickte und sich öfters mit ihr traf. Wer war er? Könnt ihr es mir sagen?" "Ein Prinz!", rief ein Mädchen mit schwarzen lockigen Haaren. Julia nickte: "Ja, vielleicht ist er ein Prinz..." Sie schwelgte in den Erinnerungen an den Mann aus der Oper. Sie fuhr fort: "Er sagte zu der Prinzessin, dass nur sie wüsste, wer er war. Aber die Prinzessin hatte keine Ahnung..." "Mrs de Champagne? Die letzten Kutschen sind abfahrtsbereit!", verkündete eine Küchenhilfe, die gerade den Kopf in die große Halle gesteckt hatte. "Gut, danke Magg! So, auf, auf, Kinder. Es geht los!", rief Julia und erhob sich vom Boden. Die Kinder liefen voraus. Sie zogen ihre Mäntel und Schuhe an und liefen raus in die Kutschen, gefolgt von Julia und noch 2 weiteren Lehrern. Zu Julias Entsetzten setzte sich Vector in ihre Kutsche. Er grinste sie an. "Wisst ihr eigentlich, dass ihr schöner wie die Sterne seid?", gestand er ihr. "Vector! Warum können sie nicht einmal damit aufhören. Ich will nichts von ihnen wissen. Ich habe bereits einen Freund. Sie haben ja die Blumen gesehen.", sagte Julia genervt. Die Kinder, die in ihrer Kutsche saßen verfolgten gespannt das Gespräch. "Ich glaube nicht, dass sie glücklich mit ihm sind. Er lässt sie ja nur allein.", sagte er zweifelnd an Julias Aussage. "Das glauben sie nur, Vector! Jedenfalls will ich nicht, dass sie mir nachstellen. Ganz von ihrem Alter abgesehen.", herrschte sie ihn an. "Ich liebe es, wenn sie so wütend sind!", sagte er lächelnd. Julia verdrehte die Augen. "Ich an ihrer Stelle, wäre vorsichtig mit der Wortwahl, Vector! Es könnte sie den Beruf kosten!", bemerkte sie. Da verging Vector das lächeln, doch er schwieg. Julia nickte ihm siegessicher zu. Nach etwa einer Viertel Stunde waren sie an der Villa Rosenthal angekommen. Es war ein riesiges weißes Haus mit einem riesigen Gründstück. Ein Wald gehörte dazu und es hatte eigene Stallungen. Vor der Terrasse wurde ein Spielplatz errichtet. Julia betrachtete erstaunt das kleine Paradies. Sie war sprachlos. Kurz nach ihrer Ankunft fuhr auch schon eine weitere Kutsche vor. Angélique stieg aus und begrüßte Julia strahlend. "Hallo! Frohes neues Jahr! Und gefällt es dir?", fragte sie. "Oh ja, es ist so traumhaft schön hier!", gab Julia träumerisch zu. Angélique lächelte. "Ich wusste doch, dass es dir gefällt. Komm ich zeig dir die Räume!" Und so führte Angélique Julia durch das Gebäude. Für die Kinder waren 2 und 4 Bettzimmer eingerichtet worden. Es gab für jedes Unterrichtsfach einen Raum, eine große Bibliothek und einen riesigen Aufenthaltsraum sorgte für Spiel und Spaß. Neben der Küche war eine riesige Halle, die einst als Ballsaal gedient hatte. Sie wurde nun als Speisesaal benutzt. "Die Lehrer haben ihre Räume unter dem Dach.", erzählte Angélique und zog Julia ein Stockwerk höher in einen schönen Raum. "Dies sollen deine Räume sein!", sagte Angélique glücklich und strich mit ihrer hand über die weiß lackierte Komode. Das Zimmer war ganz in weiß gehalten, nur die Couch war von einem weichen, roten Samt bezogen. Julias neues Bett war ein großes Himmelbett, ebenfalls in schönen Purpurrot gehalten. Die weißen Schränke waren mit goldener Farbe verschnörkelt. Julia kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Am liebsten mochte sie die großen Fenster und der dazugehörige Balkon. "Angélique, womit hab ich das verdient? Das ist einfach unglaublich. Dies alles soll mir gehören?", sagte Julia atemlos. Angélique nickte lachend: "Natürlich gehört dir das alles, weil du meine beste Freundin bist!" "Oh, danke!", rief Julia glücklich und wollte sich grade wieder um Angéliques Hals werfen, aber Angélique hielt sie davon ab. "Ist ja schon gut! Übrigens herzlichen Glückwunsch nachträglich, ich hatte gestern leider keine Zeit." "Danke!", sagte Julia noch mal strahlend, als es auch schon an die Tür klopfte und ein Küchenmädchen, das Julia mitgenommen hatte, Julias Koffer in das Zimmer schleppte. "Danke schön, Magg!", bedankte Julia sich bei dem Mädchen, die daraufhin einen Knicks machte und das Zimmer wieder verlies. "Sag mal Julia! Du magst doch Ballet oder?", fragte Angélique. "Klar doch! Wieso?", antwortete Julia. "Nun komm doch mit uns am Sonnenabend ins Ballet! Wir haben dir extra eine Karte mit reserviert." "Och, Angélique. Langsam wird das peinlich für mich. Du tust so viel für mich!" "Ich will nur, dass es dir gut geht!", gestand Angélique. "Okay ich komme mit!" "Schön!" "Bleib doch zum Kaffee. Ich bin sicher, dass es heute eine schöne Torte gibt!", bot Julia ihr an. "Da kann ich nicht, nein, sagen!", grinste sie. So verbrachten sie den Nachmittag zusammen. Es war Sonnenabend. Julia ging gerade in ihr Zimmer, um sich für das Ballet her zu richten. Als sie an die Komode trat, erblickte sie eine Rose mit einer schwarzen Schleife. Sie war frisch. Verwundert hob Julia die Rose von der Komode. Seit ihrem Einzug hatte sie nicht mehr an ihn gedacht. Er wusste also wo sie war. Sie drehte sich um und sah, dass das Fenster auf war. Doch als sie nachschaute, ob er noch dort war, erblickte sie niemanden, außer einem kleinen Vogel. Sie atmete den Duft der Rose tief ein. Und wieder fragte sie sich, wer er war. Verträumt lächelnd legte sie die Rose auf ihr Schlafkissen, dann zog sie sich um und frisierte sich ihre Haare. Sie entschied sich für ein beiges Kleid, das mit goldenen Fäden bestickt war. Sie hatte dieses Kleid letztes Jahr zu ihrem Geburtstag von Angélique bekommen. Ihre Haare steckte sie mit einer goldenen Spange zusammen. Dann fuhr auch schon die Kutsche vor, die sie abholen sollte. Julia eilte aus dem Haus und stieg ein. "Oh schöner Unbekannter, wann sehe ich euch wieder?", dachte sie. Ihre Gedanken galten immer noch dem Absender der Roten Rose. Die Fahrt dauerte etwas länger als sie gedacht hatte. Sie durchfuhren 3 Dörfer und kamen schließlich in einer Stadt an. Vor dem Opernhaus hielt die Kutsche. Der Kutscher sprang vom Bock und half Julia auszusteigen. Julia bewunderte das Gebäude, das in einem antiken Stil gebaut war. Dann ging sie in das Gebäude hinein und trat an den Schalter. "Es soll eine Karte für mich hinterlegt worden sein!", sagte sie zu dem Kassierer. "Name?", fragte dieser. "Julia de Champagne!" "Ah Ja, Loge 5!", wies er sie an und zeigte die Treppe hinter dem Schalter hinauf. Sie bedankte sich mit einem Nicken. Und ging die Stufen hinauf. Plötzlich stieß sie am Ende der Treppe mit Jemanden zusammen. "Oh! Verzeihung! Ich habe Sie nicht gesehen!", sagte sie ohne aufzusehen. Sie wollte schon weiter gehen, als dieser Jemand folgendes sagte: "Geht Ihr wieder blind durch das Leben, My Lady?" Julia stockte der Atem, ihr Herz machte Saltos. Sie drehte sich langsam zu ihm um, und erblickte den Unbekannten. An diesem Abend trug er einen edlen Anzug, dessen Blazer mit vergoldetem Saum versehen war, und er trug ein Cape, das ihm bis zum Boden reichte. "Ihr? Ihr seid auch hier?", fragte sie freudig. "Ich bin überall wo Ihr auch seid, My Lady!", antwortete er und Julia spürte wie die röte in ihre Wangen aufstieg. "Darf ich fragen, welche Loge ihr habt?", wollte sie wissen. Sie wäre nur zu gern mit ihm auf einer Loge. "Loge 5!", antwortete er. "Wirklich? Ich auch!", sagte sie überrascht. "Ich weiß! Kommt wir gehen!", forderte er sie auf und bot ihr seinen Arm an. Julia legte ihre Hand darauf und er führte sie in die Loge, die für sie bestimmt war. Minuten später beobachtete Julia, dass auch Angélique und ihr Mann ihre Loge einnahmen. Sie hatten die Loge direkt neben ihnen. Julia grinste Angélique zu. "Guten Abend, Graf! Hallo, Angélique! Siehst du? Das ist er, der der mir die vielen Rosen geschenkt hat. Mit ihm hab ich bei der letzten Oper in einer Loge gesessen." Angélique sah zu erst Julia ungläubig an, doch dann erhaschte sie einen Blick auf Julias Verehrer und ihr Blick verfinsterte sich. "Julia, das ist nicht gut! Lass bloß die Finger von ihm! Ich warne dich!", riet sie ihrer Freundin. "Warum?", wollte Julia wissen, doch da begann schon das Ballet. Schweigend saß Julia nun zwischen ihrer Besten Freundin und dem Mann, zu dem sie die meiste Zuneigung fühlte, obwohl sie ihn nicht kannte. Was hatte das zu bedeuten, was Angélique ihr geraten hatte? Wieso wollte sie nicht, dass Julia Kontakt mit ihm hegte? Und wieso traten immer mehr unbeantwortete Fragen auf? "Was ist mit Euch? Geht es Euch nicht gut, My Lady?", riss der Unbekannte sie aus ihren Gedanken. Und tatsächlich war ihr nicht wohl zu mute. "Äh, ... ich muss mal ein wenig frische Luft schnappen. Verzeiht mir!", entschied sie sich und verließ die Loge. Der Unbekannte sah ihr verdutzt hinterher, doch dann folgte er ihr. Angélique bemerkt dies, doch die Etikette als Gräfin hielt sie zurück nicht auch die Loge zu verlassen. "Lady de Champagne! Was ist los?", rief der Unbekannte ihr nach. Julia hielt inne und drehte sich zu ihm um. "Ich weiß nicht ob ich Euch meine Gedanken anvertrauen sollte! Ihr könnt mir ja doch nicht helfen!", sagte sie. Der Unbekannte legte seine Hände auf ihre Schultern. "Ihr könnt mir alles sagen! Ich werde mein Bestes geben, um euch zu helfen!", versprach er. "Also gut! Es sind die vielen Unwissenheiten, die mir zu schaffen machen. Alles fing mit der Frage an, wer Ihr seid, Was ihr wollt, und warum will meine Freundin nicht, dass ich zu Euch Kontakt habe?" Sie schwieg einen Moment und der Unbekannte sagte nichts. "Ach, wenn ich Euch doch nur bei Namen nennen könnte!", gestand sie ihre Sehnsucht nach den Antworten. "My Lady, es noch nicht an der Zeit alle Fragen zu beantworten, aber ich sage Euch, wie man mich nennt. Mein Name ist Alexander Deamon Dragularia!", sagte er daraufhin. Julia sah ihn dankend an. "Das hilft mir doch schon viel weiter.", gestand sie. Und ein Stein fiel ihr vom Herzen. "Nun ob es Euch weiter hilft, ist nicht gesagt!", bedauerte er. "Was meint Ihr?" "Ich glaube, dass werdet Ihr noch früh genug erfahren. Geht es Euch besser, Lady de Champagne?", fragte er besorgt. Julia nickte: "Ja, etwas. Aber bitte nennt mich doch bei meinem Vornamen. Julia!", bat sie. "Okay, Lady Julia! Wollt ihr wieder auf die Loge zurück?", wollte er wissen. Julia lächelte: "Eigentlich nicht! Aber es wird nicht anders gehen!" "Wieso nicht?" "Mh, das bleibt mein Geheimnis.", antwortete sie augenzwinkernd. Dann gingen sie zurück in die Loge. Doch eigentlich wollte sie mit ihm reden. Sie konnte es nicht leiden, sich anzuschweigen, wenn man doch so viel zu bereden hatte. Sie wollte ihn kennen lernen. Und dieser Wunsch brannte lichterloh, wie eine Stichflamme, in ihrem Herzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)