Der unbekannte Verehrer von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Der Unbekannte ------------------------- Der Unbekannte. Wir schreiben das Jahr 1888. Es war eine kalte Winternacht. Julia kniete vor einem Grabmal. Sie trauerte jetzt schon 7 Monate um ihren Vater. Jeder wüsste es, denn sie trug seitdem nur schwarze Kleider. Ihr blondes Haar hatte sie immer mit einem schwarzen Seidenband zusammen gebunden. Und ihre Augen, die einst von strahlender Röte waren, waren nun gläsern und traurig. Sie war die Einige Tochter des Schriftstellers, Marc de Champagne. Er war anerkannt und für seine Werke berühmt und er liebte seine Tochter über alles, da sie das Einzige war was ihr blieb, nach dem Tod seiner Gemahlin. Auch Julia liebte ihren Vater. Sie betete ihn an. Er war ihr Vorbild. Julia merkte nicht, dass jemand den Weg zu ihr entlang ging. Es war eine junge Frau, die sie sehr gut kannte. Sie hatte kastanienbraune Haare, die sie zu einer Hochsteckfrisur trug, und braune Augen. Sie trug ein Kleid aus beigem Stoff und darüber trug sie ein Cape aus rotem Samt. "Julia, trauerst du immer noch!", sagte sie mitleidvoll, als sie bei Julia ankam. Julia sah zu ihr auf. "Gräfin Angélique? Ihr? Hier?", fragte sie müde. "Ja, Julia! Ich habe dich schon gesucht. Man sagte mir, dass ich dich hier finden kann!", antwortete sie. "Wer sagte das?", und ein leicht säuerlicher Ton lag in Julias Stimme. Sie war schnell gereizt nach dem Tod ihres Vaters. "Och, ein junger Mann vom Markt. Wie hieß er noch gleich? Carsten?!", antwortete sie und winkte mit ihrer Hand. "Carsten also?!", sagte Julia und richtete ihren Blick wieder auf das Grabmal, auf dem eine Fotographie ihres Vaters befestigt worden war. Dann richtete sich auf und ging an der Gräfin vorbei. Die Gräfin folgte ihr. "Und? Was gibt es, dass du mich aufsuchst? Sonst meldest du dich doch gewöhnlich nicht.", wollte Julia wissen. Einst waren Angélique und Julia beste Freundinnen, bis der Graf vor einem Jahr einen Ball ausrief, an dem er sich eine heiratsfähige Frau aussuchen wollte. Julia war heimlich in ihn verliebt, doch sie wusste das Angélique das Selbe für den Grafen empfand. So verschwieg sie ihre Zuneigung und brachte die beiden zusammen. Seitdem hatten sie nicht mehr so viel Kontakt zueinander, da Angélique als Gräfin viele Pflichten eingehen musste. "Darf ich dich nicht mehr besuchen?", gab die Gräfin zurück. Julia hielt inne und drehte sich zu ihr um. "Dann hättest du auch bei mir zu Hause warten können. Nein, Angélique, da steckt mehr dahinter. Ich kenn dich doch!", herrschte Julia die Gräfin an. "Julia ich habe nicht lange Zeit! Hier nimm das!", forderte sie die Gräfin auf und reichte ihr eine Eintrittskarte Erster Klasse. "Heute Abend, 20 Uhr, treffen wir uns vor dem Opernhaus." Damit eilte die Gräfin davon. Julia sah ihr verdutzt hinterher. Sie betrachtete die Karte und lachte. "Diese verrückte Angélique, sie hat sich kein bisschen verändert.", dachte sie kopfschüttelnd. Dann verlies sie den Friedhof, ging die Straßen entlang und kam schließlich an einem großen Haus an. Sie stieg die Treppen empor, holte einen Schlüssel aus einer Falte ihres Kleides und schloss die Tür auf. Im nächsten Moment war sie umringt von vielen kleinen Kindern, die sie freudig begrüßten. "Mrs de Champagne! Hallo! Wo waren sie so lange?", riefen sie. Julia strich den Kindern über die Haare. Sie waren ihre Schützlinge und die Kinder möchten sie. Julia war Erzieherin in einem Weisenhaus. "Ich war bei meinem Vater!", sagte sie lächelnd und ging, immer noch umringt von den Kindern, in das Kaminzimmer. Sie verbrachte die restliche Zeit damit, den Kindern eine Geschichte zu erzählen. Und dann war es auch schon 19.30 Uhr. Julia zog sich ihren Mantel an und verlies das Weisenhaus. Die Kinder schliefen schon alle. Es war dunkel geworden und es hatte angefangen zu schneien. Julia stampfte durch den Schnee, der sich bereits auf den Straßen gelegt hatte. Hin und wieder fuhr eine Kutsche an ihr vorbei. Ihr Weg führte sie zum Marktplatz, wo auch das Opernhaus war. Vor der Treppe wartete sie auf Angélique, die 5 Minuten zu spät mit der Kutsche kam. "Hallo! Schön das du gekommen bist!", begrüßte die Gräfin sie. Julia nickte ihr nur zu. "Ich habe dir eine Loge reserviert. Du bist dort allein und kannst die Oper in Ruhe genießen!", erklärte ihr Angélique. Da fiel Julia ein Stein vom Herzen. Dann betraten sie zusammen das Opernhaus. Julia reichte ihre Eintrittskarte einem Pagen, der sie zugleich in ihre Loge führte. Angélique betrat inzwischen zusammen mit ihrem Mann die Loge, die immer für sie reserviert war. Julia lies sich auf einen der 2 Sessel nieder, die in der Loge waren. Sie griff nach dem Opernglas und schaute hindurch. Ihr Blick fiel auf die Gräfin, die sich gerade mit ihrem Gatten unterhielt. Brandon Montague war der weitaus best aussehenste Mann, den Julia je gesehen hatte. Und tief in ihrem inneren liebte sie ihn immer noch. Dann erhob sich der Vorhang und die Aufmerksamkeit Julias war auf die Oper gerichtet. Plötzlich ging die Tür zu ihrer Loge auf. Julia drehte sich um und erblickte einen jungen Mann, der vielleicht 28 oder 29 Jahre alt war. Er trug einen schwarzen Anzug mit silbernen Stickereien darauf und in seinem Arm hielt er einen Schwarzen Mantel. Seine dunklen Haare hatte er streng nach hinten frisiert. "Oh, Verzeihung! Ich muss mich wohl verirrt haben!", entschuldigte er sich und wollte gerade wieder die Tür schließen, als Julia ihn zurück rief: "Nein, wartet!" Der Mann trat wieder in die Loge. "Ja bitte?" "Seid ihr alleine hier?", fragte sie. "Ja, My Lady!", antwortete er mit einem Nicken. "Dann setzt euch doch zu mir. Der Platz ist noch frei!", bot sie ihm an und der Mann nahm lächeln neben ihr den Platz ein. "Danke, ihr seid sehr freundlich, My Lady!" Sie verfolgten die Oper weiter. Irgendetwas war seitdem anders. Julia fühlte sich zu ihm hingezogen. Er hatte eine magische Aura um sich. Plötzlich hörte Julia etwas. Jemand rief sie. "Habt Ihr etwas gesagt?", fragte sie den Unbekannten. Dieser sah sie an und antwortete: "Nein, My Lady!" Dann war es nur Einbildung, redete sich Julia ein und verfolgte weiter, was unten auf der Bühne geschah. Als der Vorhang sich zum letzten Mal senkte, erhoben sich Julia und der Mann und klatschen. Das Licht ging wieder an. "Bravo! Das war sehr schön!", rief der Mann. Julia nickte: "Ja, das war es! Es war mir eine Ehre Euch hier zu haben, Monsieur." "Ganz Meinerseits!", sagte der Mann und küsste zum Abschied ihr Handrücken. "Ich hoffe, wir werden uns wieder sehen!", gestand er. Julia lächelte: "Das hoffe ich auch!" Dann verließ er die Loge und Julia. Sie zögerte, dann eilte sie auch heraus. Doch auf den Gängen war nichts mehr von ihm zu sehen. Ein wenig enttäuscht ging sie zum Eingang, wo sie auf das Grafenpaar traf. "Angélique ich muss dir was erzählen!", rief Julia aufgeregt und zog die Gräfin zu sich. "Was ist den los? So hab ich dich ja schon lange nicht mehr gesehen!", stellte die Gräfin fest. "Da war ein Mann in meiner Loge. Und er war... ich weiß nicht. Irgendwas hatte er, das mich anzog.", antwortete Julia. "Julia, du hast Fieber. Du bist ganz heiß! Da war niemand, glaub mir!", versuchte die Gräfin ihr weiß zu machen, dass sie nur geträumt hatte. "Er war da ich weiß es. Und er sah so gut aus!", widersprach Julia. Kopfschüttelnd nahm die Gräfin sie an die hand und führte sie hinaus. "Komm es ist schon spät!" Doch niemand ahnte, dass derselbe Mann sich hinter der Statue eines Löwen vor dem Opernhaus versteckt hielt und sie belauschte. Doch Julia sah den Mann in den nächsten 3 Wochen nicht wieder, aber sie musste immer an ihn denken. Was war er für ein Mann? Was war er für ein Mann, der die Macht besaß Julia so zu verwirren? Es war Heilig Abend. Die Kinder waren in heller Aufruhe, den der Weihnachtsmann kam an diesem Tag. Als es Mittag war und alles schlief, sortierte Julia die vielen Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Es schellte an der Tür. Julia seufzte, legte das Geschenk an die Seite, das sie gerade in der Hand trug und ging zur Haustür, um sie zu öffnen. Niemand, außer sie und die schlafenden Kinder, war im Haus. Vor der Tür stand ein Beamter der Post. "Eilpost für Lady de Champagne!", verkündete er. Julia hob erstaunt eine Augenbraue. "Ich bin Lady de Champagne.", sagte sie und fragte, "Wer schreibt mir denn per Eilpost?" Der Bote zuckte mit den Schultern und antwortete: "Der Absender wollte Anonym bleiben." Und reichte ihr eine rote Rose, um die eine schwarze seidene Schleife und eine kleine Notiz gebunden worden war. "Ich danke Ihnen.", sagte Julia, gab dem Boten 2 Pennys und schloss die Tür. Wer war der Absender? Julia las die Notiz: Komm heute zur Mitternacht zum Friedhof. Ich warte auf dich an der Kapelle! So hieß es dort. Julia drehte die Notiz um und hoffte, dass dort noch mehr stand. Aber sie hatte sich getäuscht. Sie sank auf den Boden und lehnte an der Tür. Ihr schwarzes Kleid war rings um sie ausgebreitet. Das konnte nur eine Nachricht von dem unbekannten Mann aus der Oper sein, dachte sie. Sie roch an der Rose. Sie duftete gut. Dann erhob sie sich, holte eine Vase und stellte die Rose liebevoll in ihr Gemach auf das Nachtschränkchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)