Ironic von CaitLin (Zwei männliche Wesen auf einer einsamen Insel) ================================================================================ Kapitel 3: Part 3 -Einsam, Zweisam, Gemeinsam- ---------------------------------------------- Sorry, das letzte Kapitel is etwas kurz ausgefallen ^.~; Dafür wird das hier um einiges länger *breitgrinz* Viel Spaß beim lesen ^~^/) Leonardo lehnte sich zurück und grinste in sich hinein. Er wusste selbst nicht genau was es war das ihn so handeln, diesen hochnäsigen Jungen dermaßen quälen ließ. Aber, er musste sich eingestehen, es bereitete ihm unheimliche Freude. Eines wunderte ihn aber. Er warf Ian über die Flammen einen flüchtigen Blick zu. Weshalb hatte er geweint? Warum fiel es so schwer einen anderen um etwas zu bitten? Ian blickte zurück und dann, langsam, ganz langsam ließ er den Fisch sinken. Leonardo starrte ihn an. Eben war der Bengel so hungrig gewesen dass er ihm beinahe die Hand abgerissen hatte, hatte sich einen Fisch nach dem anderen reingestopft und hielt bei dem dritten schon inne. Er konnte von den kleinen Dingern doch nicht gesättigt sein? Da klappte Ian's Mund wie der eines Fisches aus, seine Gesichtsfarbe veränderte sich drastisch und er begann nach Luft zu japsen. Sofort war Leonardo auf den Beinen, sprang hinter Ian, zerrte ihn auf die Beine, umklammerte ihn fest und drückte ein paar mal fest zu. Ian hustete keuchend und würgte die Gräte hervor an der er sich verschluckt hatte. Leonardo hielt ihn fest umschlungen. Er wartete bis der Junge aufhörte zu zittern. "Ich... dachte.. das ist.. mein Ende... " flüsterte Ian. Es war eher an ihn selbst gerichtet als an Leonardo. Dann war es als hätte man Ian geohrfeigt. Er drehte sich um, stieß Leonardo von sich und taumelte zurück. "Ich habe Ihnen nichts zu verschulden" knurrte er. "Ich habe Sie nicht um Ihre Hilfe gebeten." er wischte sich den Speichel aus dem Mundwinkel und versuchte seine Atmung zu regulieren. Seine Kehle brannte. Jetzt war es schon das zweite mal dass der Heide ihm das Leben gerettet hatte. Leonardo spürte eine ungemeine Wut in sich aufsteigen. "Du verfluchtes, undankbares Gör!! Stammst aus einem Adelshaus und kennst weder Worte des dankes noch des bittens!!!!" brüllte Leonardo auf englisch aus vollem halse, so dass es über die gesamte Insel schallte. Nicht weit von ihnen schreckten ein paar Vögel auf. Emelie begann zu kreischen und flatterte wild geworden mit den flügeln. Ian starrte Leonardo entgeistert an, wirkte wie eine in Marmor gemeißelte Skulptur. "Sie... Sie sprechen... englisch...??" fragte Ian heiser. Leonardo, geschockt über seine heftige Reaktion und darüber dass ihm das alles rausgerutscht war wandte sich abrupt ab und begann die Überreste seines Abendessens einzusammeln und weg zu räumen. Dabei fluchte er in schnellem Italienisch und beachtete den Jungen kein weiteres mal. Auch nicht als dieser ihm hinterher torkelte. "He! Warten... warten Sie einen Augenblick!! Sie haben gerade englisch gesprochen ich habe es doch genau gehört!! Sehen Sie mich gefälligst an!" fauchte er und streckte die Hand nach Leonardo aus, welche diese aber weg schlug und ihm einen zornigen Blick zuwarf. Ian starrte zu ihm auf, spürte einen Schauder den dieser Blick über seine Schulter jagte. Er war kalt, eiskalt. Leonardo wandte sich um, ging zur Hütte zurück und schlug die Tür ins Schloß. Ian starrte ihm immernoch verdattert hinterher. Um ihn herum war nichts als Dunkelheit und stille. Und der schwache Schein des Feuers das auszubrennen drohte. Seine Fäuste begannen zu zittern. Dieser vefluchte Bastard... macht mir vor er könne kein Englisch und quält mich bis aufs äußerste.... ich... ich..... "Verdammt!" schrie er und sackte zu Boden. Tränen sammelten sich in seinen Augen. Warum zum Teufel war er es der ständig unter Qualen litt? Hatte Gott keinen anderen Weg für ihn gefunden? Warum durfte er nicht glücklich sein? Was hatte er nur verbrochen? Die Tränen liefen an seiner Wange herab und tropften in den Sand, in dem sie sofort versickerten. Aber dann, ganz langsam hob er den Blick und starrte in die immer kleiner werdenden Flammen. Er würde die Nacht draußen verbringen müssen, das stand fest. Also durfte er nicht zulassen dass das Feuer ausging. Er rappelte sich schwerfällig auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und begann am Waldrand nach Ästen zu suchen, die er in die Flammen warf. Er saß noch sehr lange einfach dort und hatte seinen Blick dem Firmament entgegen gerichtet. Es war eine klare Nacht, allerdings hätte er auf den frischen Wind verzichten können. Er vergrub sich so tief wie möglich unter seinem Rock und starrte in die tänzelnden Flammen. Neben ihm raschelte es und Emelie plumpste vor ihm auf den Boden. "Em" sagte er und lächelte den Vogel an. "Komm her, komm hier drunter." Er hielt den Rock ein wenig auf und ließ den Vogel auf seinen Schoß hüpfen. Der Vogel gurrte leise und machte es sich bei seinem Herren bequem. "Weisst du Em..." sagte er leise. "Auch wenn du ein Tier bist.. und ich bin mir so sicher wie nie wenn ich sage dass ich zu wissen glaube dass du mich verstehen kannst.." Wie als bestätigung fiepte der Vogel leise und betrachtete ihn aus dunklen, freundlichen Knopfaugen die ihm zu zwinkerten. "Du bist wirklich die einzige auf die ich mich verlassen kann" Emelie fiepte wieder auf, diesmal etwas lauter als die Tropfen seiner Tränen auf ihren kleinen Kopf fielen. Am Morgen darauf erhob sich Leonardo etwas früher und brummte vor sich hin als er die Tür nach draußen öffnete. Er zögerte einen Augenblick, begab sich dann aber zur Feuerstelle wo Ian in sich zusammengekauert vor der Glut lag und schlief, den Rock noch immer um seine Schultern gewickelt. Der komische Vogel hockte neben ihm und starrte aufs Meer hinaus. Als er Leonardo sah spannte er die Flügel an, stieß sich vom Boden ab und flog davon. Leonardo starrte ihm verblüfft hinterher. Was war denn das? Sonst blieb der Vogel in der Nähe des Jungen und veranstaltete ein jämmerliches Gezeter wenn Leonardo auch nur in ihre Nähe kam. Warum zum Teufel verschwand er jetzt? Was noch wichtiger war, warum interessierte es ihn? Sollte ihm diese armselige Kreatur und ihr Vogel doch gleichgültig sein. Da begann sich Ian vor seinen Füßen zu regen. Ohne einen Blick an ihn zu verschwenden wandte sich Leonardo wieder ab. Als Ian ihn bemerkte tat er den Mund auf, schloß ihn aber wieder. Nein, er würde nichts von ihm verlangen, nie wieder. Er erhob sich und streckte sich. Eigentlich hatte er vorgehabt diesem kranken Urwaldaffen die Leviten zu lesen aber er ließ es bleiben. Es würde sich nicht in mindester Weise lohnen. Ausserdem wollte er mit dem Schweinehund nichts mehr zu tun haben. Er würde sich schon um sich selbst kümmern. Das durfte ja wohl nicht so schwer sein ein paar poplige Fische zu fangen oder ein Feuer zu machen. Was dieser Affenmensch konnte, konnte er schon lange. Als erstes brauchte er ein Bad denn die vielen Stiche der Insekten machten ihn wahnsinnig. Er kratzte sich wütend am Arm als sein Blick auf die Wunde fiel die er sich am Tag zuvor selbst zugefügt hatte. Warum tat dieser Mann das? Warum half er ihm obwohl sein Verhalten ihm gegenüber nicht sehr anständig war? Ungeachtet der Verachtung die er ihm entgegen brachte. Nein, er wollte sich jetzt keine Gedanken darüber machen. Zielsicher stampfte er los und machte sich auf den Weg zum See den Em gestern gefunden hatte. Langsam schlich er wieder durch den Wald, versuchte sich an den Weg zu erinnern der zum Wasserfall führte. Nach ein paar Anläufen und einem dreimalumdenselbenbaumgehen fand er schließlich was er suchte. Der kleine See erschien ihm geradezu unglaublich einladend, so verlockend mehr noch als beim letzten mal. Dagegen erschien ihm eine Badewanne mit heißem Wasser unglaublich klein und fad. Nachdem er seinen Durst gestillt hatte entledigte er sich seiner Kleider und suchte sich eine Stelle am Ufer an der seine Füße festen Halt hatten und ließ sich nieder. Mit einem Stück Stoff und einem kleinen Klumpen Seife die er in der Truhe gefunden hatte begann er sich den Dreck und den Schweiß vom Körper zu schrubben. Es roch nicht so blumig wie die parfümierten Seifenkerne die er von zuhause kannte auch was das reinigen betraf unterschieden sie sich. Darin war dieses stinkende modernde etwas der reinste flecken- und schweißteufel. Es war ihm plötzlich egal ob er gut roch oder nicht, er wollte einfach den Dreck abwaschen der an ihm klebte. "Raus da du vertreibst mir die ganzen Fische mit deinem Gestank." ertönte eine tiefe Stimme hinter ihm. Es war der bärtige Affenmensch. Und er sprach wieder Italienisch. Ian wandte sich wieder um, ohne ihm Beachtung zu schenken. Verfolgte ihn dieser Spinner etwa? Wenn er tat als könne er kein Englisch, würde Ian so tun als könne er ihn nicht verstehen. So einfach. "He, du kleiner Hosenscheisser ich rede mit dir." knurrte der Kerl hinter ihm. Ian sah ihn an, Leonardo sah zurück. Er hockte wie ein Frosch auf einem Felsen nicht weit über ihm. Sein schwarzer verfilzter Bart starrte vor Dreck und Ian konnte einen kleinen Schauder nicht unterdrücken. Wieviele Parasiten mochten sich da eingenistet haben? "Hää?? Was haben Sie gesagt?? Ich versteh Sie nicht!" sagte er und zog eine dümmliche Grimasse. Leonardo schien verblüfft, grinste dann aber. "Und wie du mich verstehst. Ihr adeligen Blagen lernt doch zig Sprachen." Ian ließ sich nichts anmerken. "Ich weiß nicht was Sie von mir wollen, aber ist es denn zuviel verlangt mal in Ruhe zu baden? Ausserdem würde Ihnen das auch ganz gut tun, Sie stinken wie eine Horde Straßenköter." Er stieß sich vom Gestein des Ufers ab und schwamm ein paar Züge in Richtung Seemitte. "Wenn du glaubst dass ich stinke hast du dich selbst noch nicht gerochen." rief ihm Leonardo zu. Ian reagierte nicht, schwamm seelenruhig weiter. "Ich weiß sehr wohl dass du mich verstehst du kleine Mistkröte! Was willst du mit diesem dummen Kinderspielchen erreichen?" Und dann, langsam aber sicher wurde Leonardo sauer, was nicht schwer zu übersehen war. Er biss sich auf die Unterlippe, seine Stimme erhob sich und eine kleine Ader begann an seiner Stirn zu pulsieren. Er wusste warum der Kerl so tat als könne er ihn nicht verstehen, es machte unheimlichen spaß zu sehen wie sich der andere aufregte. Ian grinste. "Deine Grossmutter stinkt nach verfaulten Eiern und dein Grossvater hat vermoderte Morcheln um seinen Schwanz hängen." brüllte Leonardo plötzlich. Ian erstarrte, verlor einen Augenblick die Beherrschung über sich selbst und drohte unterzugehen, fand aber schnell zu sich. Er wandte sich um. "Ach ja?? Deine ganze Sippe stinkt nach Pferdemist und der Bart deiner Mutter ist zehnmal so lang und zwanzigmal so verfilzt und verlaust wie deiner du verdammter Hornochse!!!!" Und Sekunden später bereute er es das gesagt zu haben. Leonardo warf den Speer beiseite und sprang wutentbrannt ins Wasser. Wie in manischer Angst, begann Ian mit seinen Armen wie wild zu rudern und mit seinen Beinen loszutreten. "Hilfeeeeeeee!!!!" schrie er aus Leibeskräften, als er ein Ungetüm im Wasser auf sich zuschießen sah. In Panik wollte er zum Rand des Sees schwimmen. Sein Herz schlug ihm bis in die Kehle hoch. Ihn packte eine fürchterliche Todesangst. Oh Gott! Dieser Kannibale will mich zum Nachtisch!!!!! Tränen flossen ihm die Wangen hinab, er war felsenfest davon überzeugt, dieser Irre würde ihn packen und hier im See ertränken. Er zitterte wie ein erbärmliches, verängstigtes Kätzchen. Er schluckte etwas Wasser, aber das war ihm egal. Er wollte nur zum Strand, das war sein einziger Gedanke. Er spürte schon den Sand und die Steine unter seinen Füßen, trat heraus, war bis zu den Knien nur mehr im Wasser, als ihn plötzlich etwas am Fußgelenk packte. Ian schrie auf und fiel wieder hin, halb auf den Sand, halb ins Wasser. Das Ungetüm erhob sich aus dem Nass und warf sich auf den schmächtigen Jungen, der reglos dalag. "Du verfluchter Bengel!!! Niemand beleidigt meine Mutter!!!" brüllte er wie ein Löwe, packte ihn grob an die Gurgel, drückte zu. Ian rang nach Luft, Tränen quollen aus seinen großen smaragdgrünen Augen, diesmal war sein Blick nicht mehr hasserfüllt oder wutentbrannt, er war bloß voller Angst, voller Furcht, wie ein sanftes scheues Reh, das in eine von Menschenhand gemachte Falle getappt ist und sich nicht mehr befreien konnte. Als Leonardo diese angsterfüllte Schönheit in Ians Augen sah, zuckte er zusammen. Er schluckte schwer, lockerte seinen Griff, sein wutverzerrtes Gesicht wandelte sich von einem Moment zum anderen in ein besorgtes Antlitz. Wunderschön... Ian starrte tief in die Augen der Gestalt über ihm, merkte, dass die Kraft in der Hand des Wilden nachließ. "Lass mich los!" schrie er wie verrückt, begann wieder um sich zu schlagen. "Runter von mir, du.... du....!!!!" die letzten Worte schluckte er wieder hinunter. Er wollte garantiert nicht sein Leben riskieren. Zum zweiten Mal. Leonardo ließ ihn ganz los, stieg aber nicht von Ian runter. "Runter hab ich gesagt!!!!!" "Jetzt, zappel nicht so. Ich tu dir nichts." Bei diesen Worten strich Leonardo die nassen blonden Strähnen aus Ians Gesicht und lächelte sanft. Oh Gott! Was ist mit dem los? Wie im Schock starrte er Leonardo an. Plötzlich begann er zu schreien. "Du perverses Schwein! Runter von mir!! Runter!!! Oder... Oder...!!!" "Oder was?" Ian verstummte schlagartig, drehte den Kopf zu Seite, begann bitter zu weinen. Plötzlich stand Leonardo auf und setzte sich auf einen Stein. "Wieso weinst du?" Ian kauerte sich auf den Boden zusammen. "Hey, Ich tu dir nichts, das verspreche ich dir. Ich werde dich schon nicht auffressen." Leonardo strich sich mit beiden Händen übers Gesicht. Beide saßen so da. Nach einiger Zeit beruhigte sich Ian, lehnte sich an eine Palme und beobachtete den Italiener. Dann blickte Leonardo zu ihm und grinste. Ian zitterte innerlich. Er musste an das Internat denken. Da hatte es diese Gerüchte gegeben. Seine Haare stellten sich auf. Niemand hatte offen darüber besprochen, aber er wurde nicht angerührt und darüber war er sehr froh. Das hatte er seinem Vater zu verdanken. Sein Vater war mächtig, trotzdem hasste er ihn. Auch wenn seine Mitschüler ihn deshalb in Ruhe ließen. Einer seiner Zimmergenossen hatte nachts oft geweint und er musste sich das mitanhören. Ihm wurde schlecht. "Ich hab schon lange kein Mädchen mehr gehabt." Begann plötzlich Leonardo und sah sehnsüchtig zum Himmel. Ian hob seine Augenbrauen und starrte ihn an. "Das sind mindestens zwei Jahre her." Er seufzte. "Zwei Jahre? Du bist schon zwei Jahre auf der Insel?" "Ja, ich bin hier gestrandet, genau wie du." Beide schwiegen. Ich hatte noch nie ein Mädchen. Von wo auch? Catherine ist hässlich, wie der Glöckner von Notre Dame höchstpersönlich. Ob er verheiratet ist? "Wie... wie heißt du überhaupt? Du hast doch sicher einen Namen." Sagte Ian leise. "Leonardo DaVeneto, zu euren Diensten, eure Verzogenheit." Dabei verbeugte er sich grinsend und sah nicht, dass Ian ihn wütend anfunkelte. "Und ihr, wenn ich fragen darf? Tut mir leid,.... Wenn es mir gestattet ist?" Ian hob seinen Kopf, sah den Italiener nicht an. "Sir Ian Willchester der Dritte. Fünfzehnter Anwärter auf den englischen Thron." Leonardo fing an loszuwiehern. "Soll das ein Witz sein?" Ian sprang entrüstet auf. "Was gibt es da zu lachen?!?!" schrie Ian wütend. "Das interessiert doch niemanden die Bohne!" Leonardo wischte sich die imaginären Tränen aus seinen Augenwinkeln. "Da müssten schon vierzehn Könige vor dir sterben bis du den Thron besteigen kannst. Tut mir leid, wenn ich deine Träume zerstören muss, aber vergiss es lieber. Du hast keine Chance, Kleiner." Ich will auch gar nicht König werden! Schrie es in ihm. "Du kannst froh sein, dass wir hier auf der Insel sind!!!!!!!!!" brüllte Ian zornerfüllt los. "Sonst würdest du schon längst am Galgen hängen!!!!! Du Mistkäfer!!!" "Wie niedlich!! Jetzt komm mal auf den Teppich." Leonardo schüttelte verständnislos den Kopf. "Du kannst sowieso nichts ausrichten. Höchstens dein vollgefressener tückischer Vater, aber der wird ja wohl kaum auf so einen Bengel wie dich hören, wahrscheinlich ist er froh, dass du verschollen bist." Leonardo grinste diabolisch. Ian ballte seine Fäuste. Er zitterte am ganzen Leib. "DU brauchst mir nicht noch vor Augen halten, dass mein Vater mich nicht ausstehen kann! Das weiß ich selber!!!" schrie er. Tränen traten ihm aus den Augenhöhlen, die er nicht aufhalten konnte. "Aber dafür hasse ich ihn umso mehr!!!!" Damit drehte er sich um und stapfte in das Dickicht hinein. Leonardo schluckte schwer. "Kein Wunder." Flüsterte er sich selbst zu. "Der Kleine tut einem schon fast leid." Damit stand er auf und lief dem schmächtigen Jungen hinterher. "Warte!" rief Leonardo ihm hinterher. Er packte ihn am Arm und Ian drehte sich zu ihm, starrte ihn verbittert an. "WAS!?!?!" "Bist du weggelaufen?" fragte der Italiener. Für einen Moment entgleisten Ians Gesichtszüge, dann fasste er sich wieder. "Das interessiert doch niemanden die Bohne, nicht wahr?" er riss sich von ihm los, begann seinen Vogel zu rufen. "Emelie!!!! Emelie!! Wo bist du?!?!" Dieser Vogel war sein einziger Freund. Ein Vogel, mit dem er nicht einmal sprechen konnte. "Dein dummer Vogel ist heute über den Horizont davon geflogen, du brauchst also nicht zu rufen. Der taucht nicht auf!" sagte Leonardo gelassen. Ian drehte sich blitzartig zu ihm um. "Wovon redest du??" "Red' ich chinesisch? Das Mistvieh ist abgehauen!" "Emelie würde mich niemals verlassen!! Sie ist immer bei mir gewesen!!" fauchte Ian wütend. "Du lügst!" Leonardo ballte die Hände zu Fäusten. "Glaubst du ich hab die fliegende Ratte etwa gefressen? Du bist wirklich der dümmste und verzogenste Mistbengel der mir je begegnet ist. Warum renne ich dir überhaupt nach? Wieso helfe ich dir? Was kümmert es mich geh weiter in den Wald hinein und verrecke!!" brüllte Leonardo aufgebracht, wandte sich um und stampfte davon. Seine schweren Schritte zertraten das Geäst zu seinen Füßen. Nach wenigen Schritten war er verschwunden und seine Schritte erstarben, gingen in die gewohnte Stille des Waldes über. Ian drehte sich ebenfalls wütend um, unterdrückte die Tränen die in ihm aufstiegen und ging weiter. Gerade machte er den Mund auf um wieder nach Emelie zu rufen, erkannte aber dass es doch keinen Sinn machte und klappte ihn wieder zu. Umringt von nichts außer Pflanzen, einer alles erdrückenden Stille und einem unglaublich starken Gefühl der Einsamkeit, sank er langsam in sich zusammen. Jetzt, wo auch Leonardo gegangen war fühlte er sich einsamer denn je. Und Emelie's verschwinden machte das alles auch nicht besser. Er wollte nachhause... aber wo war sein Zuhause? Wo gehörte er hin? Nicht in diese Adelsfamilie, nicht auf das offene Meer und auch nicht hierher auf diese verfluchte Insel... Wo waren seine Wurzeln? Bestimmt nicht in England... Nirgendwo... Was hatte er hier eigentlich noch verloren? Er erreichte eine kleine Lichtung und blieb abrupt stehen. Da! Dort drüben stieg Rauch auf! Aber das war doch nicht der Strand an dem Leonardo sein Lager hatte?? Er konnte doch nicht im Kreis gelaufen sein?? Er ging ein paar zögernde Schritte weiter, hielt dann aber wieder inne als eigenartige Geräusche an sein Ohr drangen. Es klang wie Schreie... Ian schrie laut auf als ein großes, schwarzes Gesicht neben ihm aus den Büschen schoss, dann noch eins und noch eins. Er taumelte erschrocken zurück, riss die Augen weit auf und hätte nichts lieber getan als sich auf den Boden zu werfen. Die Männer um ihn herum waren allesamt dunkelhäutig und hatten eigenartige bunte Kennzeichnungen auf Nase, Stirn und Wange. Einer brüllte ihm etwas in einer ihm fremden Sprache zu. Wieder zuckte Ian zusammen. Was um Himmels Willen waren das für Leute?? Das Brüllen der Männer wurde lauter, sie zückten Speerartige Waffen als er nicht antwortete. "Ich.. ich kann Sie nicht verstehen... " sagte Ian, sein Herz krampfte sich zusammen. Es waren vier dieser Männer die um ihn herum standen. Die Männer starrten ihn an. Einer rief einem anderen etwas zu, darauf machte ein anderer einen Schritt vor, packte Ian grob am Ärmel und schnüffelte an seiner Kleidung. Ian wagte es nicht auch nur einen Ton von sich zu geben. Der Mann stieß ihn grob zurück, so dass Ian zu Boden stürzte. Ian sah eingeschüchtert auf, sah dann verwundert wie alle vier in eine Richtung blickten. Er erkannte wen sie da anstarrten. "Leonardo..." flüsterte er und spürte eine gewisse Erleichterung in sich aufsteigen. Leonardo kam auf die kleine Gruppe zu, hob eine Hand und machte eine eigenartige, verbeugende Geste. Ian's Mund klappte weit auf als er aus Leonardo's Mund die selben Töne und die selben Wörter vernahm die er von den Eingebohrenen gehört hatte. Eine Art Diskussion brach aus und Ian erkannte die Angespanntheit die Leonardo's Gesicht mit sich trug. Schließlich nickten die Männer, traten ein Stück zur Seite und gingen an Ian vorüber, nicht ohne ihm einmal ordentlich auf den Kopf zu spucken. "Wa..?! Was erlaubt ihr euch??" brüllte Ian ihnen aufgebracht nach. "Nein!!" Leonardo warf sich nach vorn, stellte sich vor Ian als die Männer sich sofort wieder umdrehten und die Speere zum Angriff hoben. Leonardo stieß Ian zurück, rief den Männern etwas zu. Ian erstarrte, glaubte seinen letzten Herzschlag zu vernehmen als einer der Kerle den Kopf schüttelte, Leonardo zur Seite stieß und auf Ian zu kam. Leonardo rappelte sich schnell wieder auf und wollte auf den Mann los gehen aber die anderen beiden hielten ihn fest, der dritte hob die Faust und schlug zu. Leoanrdo's Kopf erschlaffte, er brach zusammen. Der Mann mit dem Speer stand dicht vor Ian. Dann erkannte er bei ihm etwas das die andreen Männer nicht hatten. Er trug Schmuck und sein Gesicht hatte nicht diese Zeichnungen wie bei den anderen. Vielleicht war er ja sowas wie ein Anführer? Oder König? Was auch immer er schien eine Respektsperson zu sein und Ian hatte ihn wohl mit seinem Aufschrei beleidigt, aber sie waren es doch gewesen die ihm auf den Kopf gespuckt hatten! Aber was wenn es eine ganz andere Bedeutung gehabt hatte? Und Leonardo... er hatte sich für ihn eingesetzt.... um Himmels Willen!! Er tat es nicht gerne, er musste zugeben dass er es verabscheute aber dennoch tat er etwas das überall auf der Welt als unmissverständliches Zeichen galt. Er erhob sich halb, kniete sich dann nieder, senkte den Kopf und sah dem Mann nicht in die Augen. Leonardo war ihm mit einer ähnlichen geste entgegen getreten. Der Mann musste also tatsächlich jemand hoch angesehenes sein. Wie bitter war es sich einem anderen unterzuordnen, doch im Moment war es ihm gleichgültig. Er tat es nicht für sich, er tat es für Leonardo. Dem Mann der ihn seit seiner Ankunft unter seine Fittiche genommen hatte, der Mann der ihn versorgt hatte. Er wagte nicht den kopf zu heben und sprach kein einziges Wort, davon abgesehen dass sie ihn so oder so nicht verstanden. Einer der Männer sagte etwas, die anderen stimmten mit ein. Aber ihr Anführer blieb stumm. Ian begann zu beten, betete um Leonardos Leben, um sein eigenes. Um so schreckhafter war er als eine Hand seine Schulter berührte. Er sah langsam auf, der Mann deutete ihm sich zu erheben. Ian stand langsam auf. Die Männer die Leonardo schulterten gingen weiter. Ian klappte den Mund auf aber der Mann deutete ihm mit einer Handbewegung ihnen zu folgen und nickte in die Richtung in die sie gingen. Ian stolperte ihnen nach. Sie kamen in eine Art Dorf das zwischen dickem Gestrüpp unterhalb der hohen Klippen einer Bucht lagerte. Es war nicht einfach dorthin zu gelangen. Sie mussten einen steilen, versteckten Pfad hinab gehen. Die Männer liefen, auch unter Leonardo's Last, als wär es ein normaler Pfad. Wie übergroße schwarze und bemalte Bergziegen nahmen sie die Hindernisse in der gestalt von Ästen und Felsen die ihnen den Weg versperrten. Ian stolperte und wäre den schmalen Weg der über einer Reihe von aus dem Wasser ragenden spitzen Felsen endete, fast abgerutscht und gestürzt, hätte ihn einer der Männer nicht lachend zurück gerissen. Ian allerdings fand es nicht sehr unterhaltsam aber es war um einiges beruhigender zu wissen dass diese Menschen auch so etwas wie Humor besaßen. Ian nickte dankend und stolperte weiter. Ein weiteres mal drohte ihn der Wind umzuwerfen aber er hielt sich tapfer aufrecht. Im Dorf angekommen kamen ihnen eine Horde und Halbstarke entgegen gerannt. Ian warfen sie nur kurze, missbiliigende Blicke zu, aber als sie Leonardo sahen stürmten sie regelrecht auf ihn zu. Er war hier wohl nicht ganz unbekannt. Ian sah sich um. Das Dorf bestand aus kleinen dunklen Zelten die in regelmäßigen Abständen von etwa einem Meter voneinander entfernt aufragten. Es war zu seiner Überraschung auch nicht so klein wie er gedacht hatte denn hinter einem Felsvorsprung erkannte er noch mehr der oben spitz zulaufenden Zelte. Einer der Männer der Leonardo trug brachte ihn in eines der Zelte, hieß Ian ihm zu folgen. Leonardo wurde auf ein Bett aus Fellen gelegt. Ian ließ sich neben ihm nieder und wartete bis er die Augen öffnete. Leonardo stöhnte auf als er sich erhob und fluchte vor sich hin. "Geht es dir gut...?" fragte Ian leise. Leonardo riss die Augen auf als er ihn erkannte. Er war kurz nach der Dämmerung aufgewacht. Seine Augen funkelten im Schein der kleinen Kerzen die man aufgestellt und entzündet hatte. "Ian... " keuchte er erschrocken und so leise als glaubte er einen Geist zu sehen. Ian sah ihn nicht an, hatte die Beine an sich gezogen und die Arme um die Knie geschlungen. Er starrte auf den Boden. "Wie ist.. ich meine... warum?... Sie wollten dich umbringen..." Leonardo suchte vergeblich Ian's Blick, er wich ihm aus. "Was hast du...? Bist du verletzt?" schrie er plötzlich und sprang auf die Beine. Er packte Ian an der Schulter und wollte ihn untersuchen. "Mir gehts gut. Tut.. mir leid..." Tränen flossen an seinem Gesicht herab. Leonardo sah ihn an. "Was tut dir leid?" "Alles..." Ian begann zu schluchzen. "Es tut... mir.. so leid..." Leonardo seufzte und fuhr Ian mit einer Hand durchs Haar. "Du bist ne ganz schöne Heulsuse, weisst du das?" "Ich dachte die bringen dich um!! Als du... als du dich vor mich gestellt hast... " er konnte nicht mehr aufhören. Leonardo hob die Hand, fuhr mit ihr über das nasse Gesicht und lächelte schief. Eine Stimme drang von außen herein und Leonardo ließ die Hand sinken und sah auf. Der Anführer der Gruppe mit der er hergekommen war trat ein. Er trug etwas das ein wenig einem Gewand ähnelte. Leonardo nickte und Ian starrte zu Boden, versuchte sein Gesicht zu verbergen. Leonardo unterhielt sich mit dem Mann bis dieser keine fünf Minuten später das Zelt wieder verließ. "Was... wollte er...?" fragte Ian leise. "Seshuan wollte wissen ob du in ein anderes Zelt möchtest." Ian sah ihn an. Leonardo sah so anders aus wenn er lächelte. So anders als wenn er dieses bösartige Grinsen auf den Lippen hatte. "Ich habe ihm gesagt dass du bei mir bleiben möchtest." Ian nickte. "Komm her setz dich hier hin. Du warst eben schon eiskalt." Leonardo reichte ihm die Hand, die Ian entgegen nahm und sich zu ihm setzte. Leonardo legte ihm eine der Felldecken über die schmalen Schultern. Er wickelte sich sofort darin ein, spürte noch Leonardo's Wärme die sich um ihn legte. "Ausserdem hat er in hohen Tönen von dir gesprochen." Ein Grinsen machte sich wieder breit. Ian sah ihn still an. "Er hätte dich eigentlich umgebracht, dein Verhalten war einem König gegenüber sehr unverschämt. Aber er meinte dass dein Gang und deine Verbeugung ebenfalls einem Adel entsprechen. Sie zeigen das Blut das durch deine Adern fließt. Ich hab ihm den ganzen Qutasch erzählt den du mir gesagt hast, dass du der fünfzehnte Anwärter auf einen Trohn bist. Er hat genickt und gesagt dass du ein guter König sein würdest. Denn durch deine Verbeugung, ohne zu wissen wer er ist, zeugtest du von großer Aufrichtigkeit, und das Wissen in einem Augenblick der Gefahr zu Handeln obgleich du königlichen Blutes bist. Ein König muss wissen wann es klug für ihn ist sich zu unterwerfen, auch wenn es seinen Stolz zerfrisst" Leonardo begann zu lachen. "Und so einen Stolz wie der den du hast kleiner, den gibt es in tausend Jahren nicht noch einmal. Aber ich muss sagen du hast wahre Größe bewiesen, obwohl es ja nur um mich ging." Ian sagte leise etwas, das Leonardo aber nicht verstand. "Was hast du gesagt?" "Dass ich... angst um dich hatte.. " murmelte er. "Häääääääääää? was?" "Ich hatte Angst um dich verdammt nochmal ist das so schwer zu begreifen? Ich weiß sehr wohl dass du mich richtig verstanden hast du wolltest es nur noch einmal hören!!!" fauchte Ian, packte eines der Kissen und warf es Leonardo an den Kopf, der lachend auswich. Warum konnte er nicht sagen, aber plötzlich in Leonardo's Nähe zu sein entfachte ein wohlbehagen in ihm. Auch in der Nacht in der sie dicht beieinader schliefen fühlte er sich zum ersten Mal geborgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)