Das Zentrum des Heckenlabyrinths von abgemeldet (Neu: Chapter 13) ================================================================================ Prolog: -------- Spät in einer mondbeschienen Nacht bahnte sich der Rothaarige durch das dichte Unterholz des Waldes. "So ein Mist!" Er spürte ein paar Tropfen auf seiner Hand und bemerkte, wie seine Laune immer mehr in den Keller sank. Na toll, einfach klasse. Erst ließ er sich von so ein paar Rotzgören die Karte klauen, dann kam er, weil er Hunger hatte und Beeren suchte, auch noch vom Weg ab und anscheinend lief er jetzt schon zum dritten Mal am selben Felsen vorbei. Konnte es schlimmer kommen? Das war eine gute Frage, die sich das Menschlein da stellte. Für ihn wahrscheinlich schon. Obwohl, Menschlein traf es nicht mehr so ganz, das war ein ausgewachsener Mensch. Eine Fledermaus lachte leise und ließ sich auf dem Felsblock nieder, an dem der Mensch zweimal vorbeigekommen war und es also wieder tun würde. Es war lustig, den Menschen zuzuhören, weil sie Gedanken für das einzige hielten, dass ihnen ganz allein gehörte. Außerdem hatte sich dieser hier verlaufen und er konnte es beenden. Oder auch nicht. Er konnte sich zeigen oder den Menschen noch eine ganze Woche in seinem Park herumlaufen lassen. "Hm." Die Gestalt auf dem Felsen schlug die Beine übereinander und wickelte eine weiße Haarsträhne um den Finger. Das Problem war, dass ihm a) furchtbar langweilig war und er nicht wusste, ob es ihm genügen würde, dem Menschen beim Sich-Verlaufen zuzusehen und b) war die Kleine gestern gestorben und somit sein Vorrat erloschen. So langsam wurde es dem Verirrten echt zu bunt. Jetzt war er extra in die andere Richtung abgebogen- Und was musste er sehen? Schon wieder dieser verdammte Felsen mit dieser Gestalt darauf. Moment Gestalt? Er schreckte zusammen und musste sich erst einmal an die Brust greifen, wo er sein Herz beunruhigend schnell pochen hörte. Wäre er nicht schon so viel gewandert, hätte er sicher geschrieen. Zu unheimlich sah diese Person dort auf dem Felsen aus. Dieses weiße Haar und dann die fast genauso weiße Haut. Und dieses Grinsen, das bestimmt nichts gutes verhieß. ,Wo bin ich hier nur gelandet?' fragte er sich innerlich und musterte die Gestalt nun genauer, da diese keine Anstalten machte irgendetwas zu tun. Fast hätte die weiße Figur auf dem Steinblock gekichert. Die Gedanken dieses Menschen gefielen ihm. Er war ja gar nicht mal so begriffsstutzig, wie man meinen könnte, wenn er hier so verzweifelt durch den Wald stolperte. Im letzten Moment beherrschte er sich, schließlich sollten ihm dessen ungezügelte Gedanken noch eine Weile erhalten bleiben. Er erschauderte unmerklich, als dessen Herz ein Mini-Trommel-Solo einfügte. Das Herz war zu laut. Davon bekam er Hunger, das waren unfaire Methoden, befand er still. Hm, was tat er nun? Als erstes musste der Mensch reden. Nachdenklich wippte er mit dem Fuß. Sonst würde er ihm auf die Schliche kommen und seine Gedanken kontrollieren. Also tat er, was bis jetzt immer funktionierte hatte und musterte ihn aufreizend langsam von unten nach oben. Der Mensch musterte die Gestalt von oben bis unten und bemerkte dabei die Blicke, die es ihm anscheinend zuwarf. Sie waren ihm unangenehm und er wusste nicht, welchem Zweck sie erfüllen sollten. Er überlegte ob er mit der Gestalt reden sollte. Vielleicht würde sie ja so nett sein und ihm helfen... andererseits sah sie nicht danach aus. Mit der weißen Kleidung hätte man sie eher für eine Statue halten können. Wäre da nicht dieses Augenpaar gewesen, die ständig jede seiner Bewegungen zu verfolgen schienen. Zwar war ihm die Stille nicht gerade angenehm, aber ihm fiel nicht passendes ein. Ein einfaches ,seid gegrüßt' erschien ihm nicht passend. Vielleicht bildete er sich das Ganze ja auch einfach nur ein. Und mit einer Einbildung wollt er schon gar nicht sprechen. He, so langsam wurde das Menschlein frech. Er hatte ihn so eben wieder umgetauft, weil er nicht mit ihm reden wollte. Was, bitte, war an ihm irreal? Aber gut, von ihm aus konnten sie sich auch noch vier Stunden anschweigen, er hatte ja seine Beschäftigung. Außerdem hatte der Mensch gerade gedacht, er sähe nicht besonders vertrauenserweckend aus. Pah. Damit hatte er sich verspielt, dass Alan so nett wäre, ihn zu begrüßen. Vielleicht sollte er einfach wieder verschwinden? Im Dunkeln fiel dem anderen sowieso nicht auf, dass er sich nur verwandelte und seine Reaktion wäre sicher lustig. Dann konnte er sich auch in aller Ruhe weiterverlaufen, wenn er das so gern tat. Unsicher trat er ein paar Schritte auf die Gestalt zu, um sie näher zu betrachten. Für eine Einbildung wirkte sie bei näherer Betrachtung zu real. Und ein Gespenst war das sicher auch nicht... durchsichtig schien er ja nicht zu sein. Er grübelte, was es denn sonst noch so für Gruselgestalten gab. Werwolf konnte es auch nicht sein. Da ihm so oder so nichts Geistreiches einfallen würde, fragte er einfach auf gut Glück. "Ihr seid ein Vampir, oder?" Nun das war wirklich nicht geistreich und hörte sich ziemlich bescheuert an, aber zumindest war damit die Stille beseitigt. Oh, hatte er sich verhört? Alan wandte den Kopf und den Blick wieder zu dem Fremden. Der Mensch konnte doch tatsächlich sprechen, auch wenn er unhöflich war. Allmählich hatte er sich gefragt, ob er stumm war. "Das heißt ,Guten Abend' !" Belehrte er ihn. "Ja, Guten Abend auch, Willkommen in meinem Wald." Ließ er sich direkt noch herab anzufügen und zwirbelte die Haarsträhne zwischen Daumen und Zeigefinger. Wieso durfte er kein Werwolf sein, wäre doch auch amüsant gewesen. Aber immerhin hatte ihm das Menschlein zugestanden, real zu sein, das war doch anscheinend schon etwas, wenn er so einen Ungläubigen vor sich hatte. Na super. Wie es aussah, gehörte sein Gegenüber zu der Sorte von Adeligen, die sich etwas auf ihren Titel einbildeten. "Guten Abend. Wenn das Euer Wald ist. Könntet Ihr Euch dann vielleicht dazu herablassen, mir den Weg heraus zu zeigen?" Ok es war vielleicht nicht ganz angemessen, wie er mit dem anderen redete und vielleicht auch nicht gerade freundlich. Aber seine Laune hatte nun mal den Nullpunkt erreicht. Und so wie es schien nahm der Regen zu. Das letzte, wozu er Lust hatte, war sich mit einem verwöhnten hochnäsigen Adligen herumzuschlagen. Hach, fast hätte er wieder gelacht. Dessen Biestigkeit störte ihn gerade genauso wenig wie der einsetzende Regen. "Das kommt darauf an, wo du hin möchtest. Ich kann dir den Weg zu einer, sagen wir, Lichtung zeigen, aber den Ausgang darfst du dir allein suchen, wenn du das möchtest." Vergnügt betrachtete er sein Spielzeug. Er war also eingebildet? Nun, vielleicht sollte er ihn wirklich im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen lassen und sich lieber ein Kind besorgen. Das Menschlein da schmeckte bestimmt sowieso nicht. "Ich möchte irgendwohin, wo es trocken ist." Er wurde langsam wieder etwas ruhiger. Vielleicht hatte sein Gegenüber einfach einen genauso schlechten Tag wie er selbst und war deswegen so komisch. Er wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht und band sie neu im Nacken zusammen. Noch nicht mal den Regen abhalten konnten diese verdammten Bäume. Da hätte er sich vielleicht mal über die Bäume freuen können, weil sie ihm eventuell den Regen abgehalten hätten, aber nein... Heute schien sich alles gegen ihn gerichtet zu haben. Diese bösen Bäume, also echt. Jetzt wurde das Menschlein nass und ärgerte sich darüber. Niedlich. Vielleicht sollte er ihn ausstellen und Eintritt verlangen. Er mochte die Bäume, weil er sie so hatte anpflanzen lassen, dass man, kannte man sich nicht aus, sich zwangsläufig irgendwann im Kreis bewegen würde. Eine Art Irrgartenwald. Hm, jetzt hatte er ihn doch, wo er wollte und er brauchte sich nicht mehr die Mühe machen, auf irgendeiner Straße ein dreckiges Kind aufzulesen. Ein leichtes zufriedenes Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel, als er von dem Steinblock herunterglitt, dem Menschen ein "Dann folge mir!" zuwarf und vorausging. Kapitel 1: Chapter 1 -------------------- Chapter 1 Nacht 1 Erleichtert ausatmend folgte er dem "Vampir". Er wusste zwar immer noch nicht, ob die Gestalt vor ihm einer war, aber er war sich zu 99% sicher. Das hieß, er müsste aufpassen. Sonst würde er noch als Leiche ohne Blut im Burggraben landen. Bei der Vorstellung lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Zwar hoffte er insgeheim, sich geirrt zu haben, doch bei seiner heutigen Glückssträhne war das sehr unwahrscheinlich. Also starrte er grummelnd auf die Rückfront seines "Begleiters" und fing an ihn zu mustern. Na ja, wenigstens sah er gut aus. Wenn ich schon getötet werde, dann wenigstens nicht von einem stinkenden Frankensteinverschnitt. Weil er vorausging, konnte ganz in Ruhe über die Gedanken des Menschen feixen. Die meisten Menschen, denen er begegnete, dachten über so etwas nur selten nach. Entweder sie hatten nur sich selbst und alles was damit zusammenhing im Kopf, oder sie dachten an nichts und überließen und fügten sich ihm gedankenlos. Alan nickte anerkennend im Geiste. Dieser Mensch beschäftigte sich immerhin noch mit seiner Umwelt, anstatt alles nicht relevante auszublenden. Nach zehn Minuten erreichten sie die Lichtung, wie er es genannt hatte. Selbstverständlich war es im Vergleich zum Wald auch eine, aber eine sehr ausgedehnte. Darauf befand sich ein stolzes Herrenhaus mit großen Fensterfronten und einem weitläufigen Garten. Er blickte sich erstaunt um und konnte nicht verhindern, dass er ehrfürchtig die Luft einzog. "Und da lebst du alleine drin?" Die Stille war ihm unangenehm und da er normalerweise jemand war, der viel redete und Gesellschaft liebte, redete er einfach drauf los. Ob der Vampir darauf einging, war ihm egal. Aber nach zwei Tagen nichts war es immer noch besser als überhaupt nicht zu reden. Er blickte sich um und folgte dem wesen ins haus. "Wirklich ein schönes haus." Wer hatte diesem Menschen erlaubt, ihn zu duzen? Das versetzte ihm doch gleich wieder einen Dämpfer. Taktloses Menschwesen! Wenn er ein Dach über dem Kopf wollte, hatte er höflich zu sein, bis er ihn davon befreite. "Leben ja, die Diener schlafen woanders." Schnaubte er. Die waren höflich. Seinen Gedanken zu urteilen war das ein schwatzhafter Mensch. Na toll. Am Ende musste er ihm wahrscheinlich noch beibringen zu schweigen. Alan brachte ihn zu einem Gästezimmer im Erdgeschoss und öffnete die Tür. "Bitte." Das Zimmer war hell von Kerzen erleuchtet, hatte ein großes Bett und ein ebenso großes Fenster und durch eine Verbindungstür gelangte man in ein Bad. "Und nun zu meinem Honorar." Das wurde ja immer besser. Innerlich musste er auflachen. Entrüstet blickte er zu diesem Ekelpaket. "Falls ich Euch daran erinnern darf, habt Ihr mir angeboten hier zu übernachten. Ihr habt mich quasi eingeladen. Seit wann müssen Gäste des Hausherren ein Honorar bezahlen?!" Diese arroganten Schnösel verstehe wer will, er tat es jedenfalls nicht. Trotzig blickte er den Vampir an. Die Arme verschränkte er vor der Brust und blieb im Türrahmen stehen. Falls der Vampir dachte, es würde es ihm etwas ausmachen, draußen zu schlafen, täuschte er sich gewaltig, was dachte der denn, wo er die letzten zwei Tage verbracht hatte. In einem Hotel bestimmt nicht. "Ich wüsste nicht, wann ich etwas dergleichen gesagt hätte. Glaubst du, ich führe dich für Luft und gute Worte? Mal davon abgesehen, dass ich die auch nicht wirklich gehört habe, bin ich ein Samariter, oder was?" fauchte er zurück. Er ließ alle gesprochenen Sätze Revue passieren, aber so etwas war nicht dabei. Kühl erwiderte der Weißhaarige den Blick seines Menschlein und zischte wütend: "Schlaf im Regen, wenn du mich nicht entlohnen willst!" Oh doch, es würde ihm etwas ausmachen, auch wenn er das nicht zugeben wollte. Das Menschlein hasste Regen, das sah man ihm deutlich an. "Was hast du dir denn als Honorar vorgestellt? Blut?" Er musste kurz auflachen. Aber so abgedreht wie sein Gegenüber war, konnte er sich das vorstellen. Und siezen wollte er ihn auch nicht mehr. Er war ja schließlich von allein zum du übergegangen und nachher bildete er sich noch etwas darauf ein, wenn er ihn siezen würde. Nun, fragen kostete ja nichts und wenn ihm das Honorar nicht angemessen erschien, würde er halt wieder draußen schlafen. Er musste zwar zugeben, dass er Regen hasste... nach einer Nacht im Regen kam man sich vor wie ein Frosch... aber für ein Bett und ein Dach über dem Kopf war er noch lange nicht bereit alles zu tun. "Was denn sonst?" erwiderte er nüchtern. Das Menschlein sollte bloß nicht so entgeistert tun, es hatte schließlich von Anfang an gewusst, was es vor sich hatte. Als er die letzten Gedanken seines potentiellen Blutspenders erlauschte, entblößte ein zufriedenes Grinsen die langen Eckzähne. Nun, alles musste er ja auch nicht tun. An mehr als seinem Blut war er sowieso nicht interessiert. Das war zwar kein so hässliches menschliches Exemplar, aber so nötig hatte er es bestimmt nicht. Na los, kleiner Frosch, zeig ein bisschen mehr Hals, feuerte er ihn im Stillen an. Für ein Bett und ein Dach über den Kopf sollte er sich aussaugen lassen? Nein danke. Das machte er dem Vampir auch klar, in dem er ihm einen Vogel zeigte. "Ich verzichte dankend." meinte er knapp und wandte sich zur Tür. Er war bestimmt nicht so bekloppt. Wenn dieser Blutsauer ein wenig freundlicher gewesen wäre, hätte er vielleicht zugestimmt. Aber so?! So einen arroganten Schnösel würde er ganz sicher nicht unterstützen. Außerdem wollte der sein Honorar anscheinend jetzt sofort und als Leiche würde er sich so oder so nicht an einem warmen Bett erfreuen können. "Ich aber nicht." Alan trat ihm in den Weg und versperrte ihn, indem er die Hände an den Türrahmen legte. "Mir ist gerade aufgefallen, dass du gar keine Wahl hast." Weiter vorn im Gang schlug krachend eine Tür zu. "Oder glaubst du, ich kann dich hier einfach so wieder gehen lassen, damit du im nächsten Dorf petzt?" Nein, ganz austrinken würde er ihn sowieso nicht, dann hätte er sich ja schon wieder um ein neues Opfer bemühen müssen. Nein, er würde ihn hier wohnen lassen und ab und zu von ihm trinken und wenn er ihm überdrüssig würde, würde er eben ein wenig mehr zu sich nehmen. Wieso nannte ihn dieses Menschlein eigentlich unfreundlich? Bitte wann war er das gewesen? Das wurde ja immer besser... nun war er hier ja quasi schon Gefangener. Wütend griff er nach dem Arm des Vampirs und zog diesen damit näher zu sich. "Als Gefangener sehe ich überhaupt keinen Grund mehr, dir Honorar zu zahlen." zischte er wütend. Schön zu wissen, dass er dem anderen zumindest körperlich ein wenig überlegen war. Und wie sehr das den Herrn Vampir aufregte, konnte man deutlich sehen. Und von wegen zum nächsten Dorf kommen... dazu müsste er erstmal aus diesem Wald hinaus und dass er das schaffte, bezweifelte er, wenn das Ganze dem Vampir gehörte. Er knirschte fast gar nicht mit den Zähnen, als der andere seinen Arm so grob packte und ihn zu sich heranzog. Sauer starrte er ihm die braunen Augen. "Dann habe ich auch gar keinen Grund mehr, dich am Leben zu lassen!" Gut, zumindest würde ihm sein widerspenstiges nächstes Opfer also noch eine Weile erhalten bleiben, außerdem fiel ihm gerade eine wundervolle Lücke auf. Da der Mensch ihn sowieso schon etwas herangezogen hatte, schnellte er einfach noch etwas nach vorne, packte den Kragen und zog ihn herunter, um ihn endlich zu beißen. Irgendwie hatte er das ja schon befürchtet. Er keuchte kurz vor Schmerzen auf, als er die Zähne in seinem Hals spürte. Dann packte er den Vampir, im Nacken und zog ihn von seinem Hals. "Das reicht!" Er ließ den Vampir im Raum stehen und setzte sich auf das bett. Die Wunde schmerzte schon ein wenig, weswegen er leicht darüber rieb. Da hatte er sich ja auf was eingelassen. "Wie heißt du?" Ihm reichte es überhaupt nicht. Er hatte gerade mal einen Tropfen bekommen, das war nicht einmal genug, um den Geschmack zu testen. Endgültig schlecht gelaunt wischte er sich über die Lippen und verschränkte die Arme vor dem Körper. Wenn der Mensch sich nicht so wehren würde, würde es ihm auch nicht weh tun, dafür würde er dann sorgen, aber so sah er keinen Grund, sich Mühe zu geben. Und noch weniger sah er sich veranlasst die Wunde wieder zu verschließen. Sollte es doch schmerzen, das war ja nicht sein Problem. "Alan." Antwortete er einsilbig. Er war zu der Meinung gekommen, dass er sich wohl mit dem andren arrangieren sollte, wenn er schon hier bleiben musste. "Ein schöner Name, ich heiße Damon." So langsam wurde seine Laune wieder besser. Vielleicht hatten sie einfach nur einen schlechten Start gehabt. Er ließ sich die ganze Sachen noch einmal durch den Kopf gehen. Vielleicht war ein wenig Blut doch nicht zuviel verlangt für ein Zimmer und ein Dach über dem Kopf. Außerdem wurde gerade Winter und ein bisschen Gesellschaft konnte ja auch nicht schaden. Wie schön, hätte er sich das nicht genauso gut schon vor zehn Minuten überlegen können?! Diese Arschruhe regte ihn auf. ,Joah... arrangieren.... kann ja nicht schaden.' äffte er ihn höhnisch in Gedanken nach. Natürlich war das nicht zu viel verlangt, Himmel, Arsch und Zwirn! Als würde er sonst was verlangen! Wütend fuhr er ohne ein weiteres Wort herum, stapfte aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu, dass die Fensterscheibe klirrte. Draußen besann er sich kurz und schloss die Tür ab. Zufrieden ließ er den Schlüssel in seiner Hosentasche verschwinden und machte sich grummelnd auf den Weg in sein Zimmer. Na, da hatte jemand aber gewaltig schlechte Laune. Er wusste auch nicht warum, aber er musste lachen. Dieser kleine Vampir war aber auch zu herrlich. Lachend wischte er sich die Tränen aus den Augen. Und dann diese roten Flecken auf den Wangen. Das war ja zu herrlich gewesen. Vielleicht könnte das ganze ja ganz amüsant werden. Das Klicken des Schlosses nahm er nur leicht war. Er musste darüber leicht grummeln. Wie sollte er denn jetzt an Essen kommen? Hatte Alan etwa vergessen, dass Menschen sich nicht von Blut ernähren können? Tse, das war ihm genauso egal wie alles andere. Von einem Tag würde er schon nicht Fleische fallen. Alan legte die Feder beiseite und positionierte die Anweisungen dort, wo die Diener sie fanden. Damon würde schon etwas zu essen bekommen, mittags aber erst. Ein wenig wollte er das Menschlein unbedingt schmoren lassen. Dann schottete er sich ganz gegen dessen Gedanken ab, um seine Ruhe zu haben. Besänftigter legte er sich auf den roten Diwan am Fenster und fing an zu lesen. Ihm war langweilig. Tot langweilig. Gelangweilt rollte er sich auf dem bett hin und her und blickte aus dem Fenster. Einschlafen konnte er auch nicht. Das wollte er auch gar nicht. Er müsste sich ja so oder so an den Rhythmus von Alan gewöhnen, er wollte schließlich nicht im schlaf überfallen werden. Also musste er wohl oder übel bis zum Morgen wach bleiben. "Verdammter Vampir!" Damon konnte wirklich froh sein, dass Alan ihm gerade nicht zuhörte, denn sonst hätte er wahrscheinlich die restliche Nacht damit verbracht, sich auszudenken, wie wenig amüsant es für ihn im Winter werden konnte. Im Moment kam er sich sowieso eher vor wie der Löwe vor der Konservendose. Die Mahlzeit war serviert und doch bekam er nicht, was er wollte. Diese Gedanken machten ihn sogar noch hungriger. Oder durstiger? War ja auch egal. Aber das Buch beschäftigte ihn und damit war er im Moment zufrieden. Er blickte frustriert und müde zu dem Fenster. Vielleicht hätte er den Vampir doch nicht verärgern sollen. Obwohl irgendwie machte es Spaß, den "Kleinen" zu reizen. Wie alt er wohl war? Nun das könnte er ihn ja morgen fragen, wenn Alan sich nicht sofort auf ihn stürzen würde... der hatte doch bestimmt Hunger, so schnell, wie er ihn von seinem Hals entfernt hatte. Seine Augen konnte er kaum noch offen halten, weswegen er froh war endlich einen leichten Rotschimmer am nachtblauen Himmel zu entdecken. Müde schloss er die Augen und war sofort eingeschlafen. Alan hatte die restlichen Nach halb gelesen und halb über seinen ,Gast' nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er ihn austrinken würde, wenn er sich weigerte und wenn er ihm selber gab, was er wollte, ließ er das Menschlein leben. Zufrieden sah er sich einen Moment lang das beginnende Farbenspiel des Sonnenaufgangs an, bevor er die schweren Fensterläden und Vorhänge verzog und nach einer Katzenwäsche in sein großes warmes Bett kroch. Im Gegensatz zu den typischen Klischees wäre er nie auf die Idee gekommen in einem Sarg zu übernachten. Zu eng und zu unbequem. Er schlief den Tag über ruhig und zufrieden und bemerkte die Diener nicht, die ihm das Essen brachten. Erst am Abend wachte er auf und stellte erfreut fest, dass man ihm Essen dagelassen hatte. Er hatte ja auch schon ziemlichen Hunger - aber bestimmt nicht so viel wie Alan. Bei dem Gedanken an ihn musste er unwillkürlich grinsen. Der Abend würde bestimmt lustig werden. Mit bester Laune fing er an auf dem Bett zu essen. Nacht 2 Wie jeden Abend zog der Weißhaarige sich als erstes an, um eine Runde durch seinen Park zu drehen und eventuell Verirrte zu verjagen oder zu verspeisen. Die Nacht war angenehm und der Herbst hatte begonnen, die Bäume zu rupfen, so dass die gelben Blätter wie Lichterketten in den Linden hingen. Nachdem er etwa zwei Stunden an der frischen Luft als Fledermaus herumgegeistert war, kehrte er zurück, um auch nach dem Menschen zu sehen. Ohne anzuklopfen öffnete er die Tür, ließ den Schlüssel außen stecken, und setzte sich begrüßungslos aufs Bett. "Und? Hast du dir überlegt, wie lange du leben möchtest?" Damon musste leicht loslachen, weil sich Alan irgendwie leicht säuerlich anhörte. "Guten Abend erstmal." Lächelte er ihn an. "Hast du Hunger?" Fragte er, während er das Geschirr beiseite räumte und strich sich die Haare aus dem Gesicht und dem Hals, "Du bist zwar nicht gerade freundlich, aber als Dank für das leckere Essen will ich mal nicht so sein." Ja, hatte er und zwar mehr als sonst und wenn dieser Mensch ihn ärgern wollte, würde er so viel trinken, dass er ohnmächtig wurde, dann hatte er für den Rest der Nacht seine Ruhe. Kühl betrachtete er den Hals seines Opfers. Er konnte den Herzschlag hören und die Vene, die er am liebsten nahm, lag obenauf. In Gedanken konnte er die warme, reichhaltige Süße des menschlichen Bluts bereits schmecken. Davon leicht beeinflusst winkte er ihn mit einer nicht ganz so arroganten, aber trotzdem deutlichen Geste heran. Der Vampir mochte es einfach nicht, im Stehen große Leute zu beißen, sie kippten fast leichter um als Kinder und waren aber viel schwerer und deswegen einfach unpraktisch zu handhaben. Er blieb auf dem Bett sitzen, wo er war. Sollte Alan sich doch holen, was er wollte. Und auf so einen arroganten Wink würde er schon gar nicht hören. Er legte den Kopf zur Seite und schloss die Augen. Angst hatte er nicht wirklich, das einzige, was ihn an der Sache störte waren, die schmerzen. Gut, wenn er hingehen musste, dann würde er sich eben als Ausgleich etwas mehr nehmen. Alan setzte sich hinter seinen Blutspender, legte einen Arm um dessen Oberkörper, um ihn notfalls halten zu können und fixierte mit der zweiten Hand seinen Kopf, indem er ihn am Kinn festhielt. Kurz strich er über seine auserwählte Stelle, öffnete dann die Lippen und biss zu. Weil Damon sich kaum bewegte, war der Biss wesentlich weniger grob als der am Vortag und schmerzte dementsprechend weniger. Überhaupt gab es verschiedene Möglichkeiten, was er sein Opfer bei seinen Stärkungen fühlen lassen konnte. Er war ja gespannt, wie dieser Mensch darauf reagieren würde, wenn er... Obwohl Alan diesmal weniger schmerzvoll zubiss, musste er leicht aufkeuchen. Es war ja auch nicht gerade angenehm das Gefühl zwei Nadeln im Hals zu haben. Er fühlte, wie sein Kreislauf langsam schwächer wurde, da Alan schon eine Menge an Blut genommen hatte. vorsichtig hielt er sich an dem Vampir fest, aus Angst umzukippen. Er hoffte, dass dieser bald fertig sein würde, sonst würde er entweder sterben oder so erschöpft sein, dass er bis morgen schlafen würde und die Aussicht darauf war nicht so toll. Hungrig hatte er etwas zu schnell getrunken, wie er bemerkte, als Damon sich an ihm festkrallte. Doch als er gleichmäßig langsamer saugte, stabilisierte sich das Herz wieder. Die warme Süße des Blutes war berauschend und Damons Blut war süß und herb gleichzeitig, hatte insgesamt einen herrlichen Geschmack, den er stundenlang hätte genießen können, ohne dass er ihm zuviel werden würde. Das Problem an dieser fabelhaften Aussicht war, dass es ein einmaliges Ereignis sein würde, weil er sein Opfer dabei gänzlich austrinken würde. Nicht ohne Bedauern ließ er genau in dem Moment von seinem Menschen ab, als es diesem schwarz vor Augen wurde. Der Weißhaarige leckte abschließend über die kleine Bisswunde, woraufhin sie sich verschloss, um nicht unnötig die kostbare Flüssigkeit zu verschwenden, die sie freigegeben hatte. Ohnmächtig sank er gegen den Weißhaarigen, unfähig ihn aufzuhalten. Er bekam nur am Rande mit, wie dieser endlich von ihm abließ. Erleichtert seufzte er auf. Er hatte schon gedacht, der Vampir wollte ihn umbringen. Aber eigentlich wäre es ein angenehmer Tod gewesen. Und die Lippen des anderen an seinem Hals zu spüren war auch nicht unangenehm gewesen... eher im Gegenteil. Von seinen eigenen Gedanken verwirrt gab er sich der Ohnmacht hin. Musste er dann ja nicht mehr denken. Dass das Menschlein jetzt umgekippt war, war bestimmt nicht ihm zuzuschreiben. Aus jahrelanger Übung und Erfahrung wusste er, wann er aufhören musste. Vorsichtig hielt er Damon anders fest, um ihm ins Gesicht zu sehen. Dann zog er ihn ganz aufs Bett und legte ihn so hin, dass er weder erstickte noch vom Bett fiel. "Danke." Er lächelte freundlich und schloss die Tür hinter sich. War das ein Danke gewesen? Ein freundliches noch dazu? Er glaubte sich verhört zu haben. Stöhnend strich er sich über die Augen und richtete sich langsam auf. Nachdem er kurz so verweilt hatte, weil ihm wieder schwarz vor Augen geworden war, blickte er sich in dem Zimmer um. Frustriert stellte er fest, dass Alan anscheinend gegangen war. Na toll. Das hieß wohl mal wieder, dass er sich die halbe Nacht mit Nichtstun um die Ohren schlagen musste. Er kam sich vor wie ein Vorratsschrank, an dem man sich mal eben so bediente... Nun, das war er ja auch wohl in der Sicht des Vampirs. Absichtlich hatte er die Tür diesmal nicht wieder abgeschlossen, sondern nur angelehnt. Die meisten Menschen brauchten, nachdem er sie das erste Mal angestochen hatte, ein wenig frische Luft. Er selbst saß auf der Brüstung eines Balkons und blickte in die schwarze Nacht hinaus. Dieses Blut war ungewöhnlich gut gewesen und jetzt grübelte er über den Grund, warum ein so dermaßen nerviger menschlicher Erwachsener so gut schmecken konnte. Zu dumm, dass diese Frage absolut unbefriedigend war, weil er sich das sowieso nicht erklären konnte. Akzeptieren wollte er das aber auch nicht. Und wenn er das schon wieder hörte, dieses bittere Vorratschrank. Was dachte dieses Menschlein eigentlich, was er sonst in ihm sah? Menschen waren eine Nahrungsquelle, einmal oder auch mehrmals, wenn man sie sich aufbewahrte, aber sonst? Nachdem er einige Minuten auf dem Bett gesessen hatte und der Vampir offensichtlich nicht zurück kam, stand er auf und drückte probeweise den Türgriff hinunter. Zu seinem erstaunen ließ sich die Tür ohne Probleme öffnen. Zögernd blickte er in den großen Flur und sah sich um. Nun wenn schon niemand da war, sollte er die Gelegenheit vielleicht nutzen, um wieder an frische Luft zu kommen. Er machte ein paar zögerliche Schritte in Richtung Haustür. Als dann immer noch keiner kam, um ihn aufzuhalten, trat er hinaus und atmete erst einmal ein paar Züge der kalten und klaren Nachtluft ein. Seufzend ließ er sich auf den Stufen im Eingangsbereich nieder und schaute in den Himmel. Da war er mal wieder in etwas hineingeraten und er wusste immer noch nicht, was er von dem Ganzen halten sollte. Das machte ihn irgendwie stutzig... Hätte er nicht in Panik ausbrechen sollen? Das tat man doch normalerweise, wenn man in so einer Lage war, und warum war er bis jetzt noch nicht auf den Gedanken gekommen einfach zu versuchen abzuhauen? Seltsam. Seufzend und resignierend mit den Schultern zuckend, stand Alan noch einmal von der Brüstung auf und kehrte in das angrenzende Zimmer zurück. Die lange, einfach geschnitzte Holzpfeife lag wie immer auf dem Sims über dem Kamin, neben einem Ledersäckchen Pfeifentabak. Zufrieden nahm er beides samt einigen Streichhölzern und ging wieder nach draußen, wo er in aller Seelenruhe den Tabak in den Pfeifenkopf stopfte und bedachtsam anzündete. Genussvoll die Augen schließend sog er den ersten Zug des herben Rauches ein und entließ einen Rauchring in die Luft. Die Pfeife war so lang, dass man sie bequem am Pfeifenkopf anfassen und den Arm anwinkeln konnte, um zu rauchen, so dass man nicht ständig nur auf seine Hand starren musste, weil sie ihm vor dem Gesicht hing. Der leicht bittere Geschmack des Pfeifenkrautes verbannte endlich den quälend angenehmen Geschmack von Damons Blut aus seinem Mund, woraufhin er einen zweiten Rauchring formte. Er blickte hoch und meinte leichten Rauch erkennen zu können. Ob der Vampir ihn bemerkt hatte? Sicher. Er hatte im Moment irgendwie große Lust sich an einen See zu setzen und Steine hineinflitschen zu lassen. Passte die Aktivität doch zu seiner gedrückten Stimmung. Ob es hier einen See gab? Er blickte hoch und bemerkte nun auch den leichten Lichtschimmer, der von dem offenen Fenster hinausfiel. Er war sich nicht schlüssig, ob er Alan fragen sollte... andererseits hatte er keine Lust, im Dunkeln durch diesen Wald zu laufen. Wer weiß, wer da noch so hauste. Als er registrierte, dass sein ,Gast' unter dem Balkon stand, ließ er sich wieder auf dessen Gedanken ein und lauschte ihnen. Nun ja, einen See gab es nicht, aber weiter hinten in dem weitläufigen Garten gab es einen Seerosenteich. Was eigentlich ein einziger Witz war. Seerosen im Garten eines Vampirs. Was sollte denn mit ihnen, wenn er die großen Blütenköpfe nie würde betrachten können, da sie sich einzig und allein dem puren Sonnenlicht öffneten. Dann musste er kichern und kaute schmunzelnd am Mundstück der Pfeife. Nein, in diesem Wald hauste ausschließlich er, von einigen Tieren abgesehen natürlich. Als er das Kichern vernahm, wusste er, dass er recht hatte. "Was ist so lustig?" Wenn er schon keine Steine schmeißen konnte, wollte er sich wenigstens unterhalten. Und inzwischen war Alan ja auch ein wenig freundlicher geworden. Er glaubte allerdings nicht, dass sich dieser zu ihm herunter bequemen würde. Wenn er überhaupt antworten würde... nun, wenn nicht, würde er halt hoch gehen und ihm so lange auf die Nerven gehen, bis er mit ihm sprach. Alan antwortete nicht, um dem anderen nicht auf die Nase zu binden, dass er dessen Gedanken las, schließlich sollten sie ihm wie gesagt noch eine Weile in unzensierter Form erhalten bleiben. Außerdem würde er ja sowieso zu ihm kommen. Inzwischen konnte er schon mal damit anfangen, sich damit abzufinden, dass der Mensch ihm jetzt seine Gesellschaft samt einem Gespräch aufzwingen wollte. Schulterzuckend blies er einen Rauchring in den schwarzen Nachthimmel und wartete, dass der Rothaarige auf den Balkon getrapst kam. Vielleicht war er doch nicht so nett und freundlich wie er gedacht hatte. Was hatte er auch von ihm erwartet, waren doch alle Reichen gleich. Er war sich inzwischen gar nicht mehr so sicher ob er überhaupt mit dem anderen reden wollte. Andererseits... er konnte es ja versuchen, wenn der andere ihn ignorieren würde, würde er schon sehen, was er davon hatte... Missmutig erhob er sich und begab sich auf die Suche nach dem Zimmer in dem Alan sich aufhielt. Als Damon doch recht lange bis nach oben brauchte, überlegte er, ob er ihm den Weg vielleicht verraten sollte. Obwohl, das würde ja heißen, dass er mit ihm reden wollte und das war ja wohl nicht so. Oder? Passender Weise fiel ihm dafür auch noch ein schlagkräftigeres Argument ein. Wenn er ihm telepathisch den Weg verriet, wusste das Menschlein, dass er das konnte und dann würde er darauf kommen, dass er dann auch seine Gedanken lesen konnte. Also wartete er, ob sein Blutspender den Weg doch noch finden würde, während er die letzten Züge der Pfeife nahm. Er mochte große Häuser aus genau diesem Grund nicht. Viel zu unübersichtlich. Nach einer Weile fand er jedoch das gesuchte Zimmer und trat ein. Als er Alan so auf dem Balkon stehen sah, musste er unwillkürlich grinsen. Passte die Art, wie er dort mit der Pfeife stand zu seiner ganzen arroganten Art. Jetzt wo er hier oben war, fiel ihm natürlich mal wieder nichts Vernünftiges ein. Immer das selbe... "Schönes Haus." Das war das einzige, was ihm einfiel. Obwohl er sich daran erinnern konnte, das schon mal gesagt zu haben. Alan zog nicht gerade begeistert eine Augenbraue nach oben. Immer bezeichnete dieser Mensch ihn als arrogant. So langsam nervte ihn das gewaltig. Provokant klopfte er die ausgebrannte Pfeife am Geländer aus und stopfte sie neu. "Sagtest du schon mal." Er grinste leicht. "Oder gefällt es dir mittlerweile noch besser?" Er nickte leicht. "Inzwischen habe ich ja auch mehr davon gesehen." Wollte Alan ihn provozieren oder warum erwähnte er, dass er das schon einmal gesagt hatte?! Nun wenn er meinte, das wäre lustig, würde er halt sehen, wie er mit den Konsequenzen zurechtkam... Er machte ein paar Schritte in den Raum und blickte sich um. Er zündete die Pfeife wieder an und sog den ersten Rauch in die hohlen Wangen und beobachtete den schweifenden Blick des Menschen. Das Zimmer mit der großen, oft geteilten Fensterfront ließ den Blick Richtung Wald und auch in Richtung des Gartens alle Wege offen. Schwere Vorhänge hingen dezent vor dicken Verstrebungen und störten den Eindruck der Weitläufigkeit nicht. Die Wände des Zimmers hatten einen gedämpften Orangeton, der den weißgestrichenen Stuck umso deutlicher hervortreten ließ. Die Möbel samt der roten Couch waren eher schlicht, aber trotzdem edel. "Besonders in der letzten halben Stunde, oder?" "Haha, sehr witzig." Er fand das Zimmer recht schön und blickte aus den Fenster. Von hier aus konnte man ein paar Berge sehen. Irgendwie beruhigte ihn diese Tatsachen, von unten sah dieser Wald so endlos aus. "Es macht dir ja anscheinend riesigen Spaß anderen Leuten dabei zu zusehen, wie sie sich verlaufen." Na ja, irgendwie konnte ihm der Vampir ja leid tun. Das war wahrscheinlich die einzige Beschäftigung, die er hatte. "Freilich. Ich sperre immer mindestens fünf Leute in den Wald und gucke ihnen beim Wuseln zu." Antwortete er sarkastisch. Wieso sollte das seine einzige Sorge sein? Schließlich musste er sich ständig um irgendwelche neuen Menschen bemühen und sonst hatte er eben gern seine Ruhe. Wieso fühlte er sich von dieser unausgesprochenen Frage überhaupt so angegriffen? Weil sie so einen mitleidigen Unterton hatte? Dieser Mensch schien sich wirklich eine ganze Menge auf sich einzubilden. "Hm." Ok, das war nicht sehr einfallsreich, aber etwas anderes fiel ihm nicht mehr ein. Er war es Leid mit dem Vampir herumzustreiten. Er würde viel lieber irgendwo sitzen und sich mit ihm unterhalten... vernünftig. Aber anscheinend wollte der Vampir allein sein. Also drehte er sich um und machte sich auf den Weg zur Tür. War ja auch eine blöde Idee gewesen, hier hoch zu kommen... Jetzt platzte ihm endgültig der Kragen. "Mit deiner vernünftigen Unterhaltung kannst du derweil in deinem Kopf anfangen!" fauchte er aufgebracht und warf Damon einen bitterbösen Blick zu. Er hätte ihn soweit aussaugen sollen, dass er den restlichen Abend verschlafen hätte, verdammt noch mal. Stattdessen musste er sich hier ständig so etwas anhören. "Nett zu wissen, dass du meine Gedanken lesen kannst." fauchte er genauso wütend zurück. Dieser Kerl war ja nicht zum aushalten. Wütend stapfte er die Treppe hinunter und in den Wald hinein. Wütend wie er war achtete er gar nicht darauf wohin er ging oder wie viele Äste seine Kleidung und sein Gesicht streiften. So ein Scheiß. Da versuchte man irgendwie freundlich zu sein.... Nun ja vielleicht war er nicht freundlich gewesen, aber der Typ provozierte ihn ja auch in einem Fort. Naaa toll, jetzt hatte er sich vor lauter Unbeherrschtheit verplappert. Wütend klinkte er sich aus dessen Gedanken aus. Sich ständig Beleidigungen anhören zu müssen, war echt nicht sein Fall, da musste man ja verrückt und unüberlegt davon werden. Sollte er doch dahin gehen, wo der Pfeffer wuchs! Langsam beruhigte er sich wieder. Das war ja mal wieder typisch für ihn. Einfach so loszurennen, ohne darüber nachzudenken. Unschlüssig stand er in dem Wald. So langsam wurde ihm auch kalt... na super. Er seufzte enttäuscht auf und blickte sich um. Er sah sich um und spitzte die Ohren... war das Wasser? Vorsichtig ging er in die Richtung, in der er das Wasser vermutete. Und nach kurzer Zeit kam er an einen Teich. Was war das auf dem Wasser? Seerosen? Er musste leicht lächeln. Ob der Vampir sie selbst dort gepflanzt hatte? Bekümmert über seine Lage setzte er sich an den Rand des Sees und blickte auf die glatte Oberfläche des Wassers, die nur ab und zu von ein paar Fischen getrübt wurde. Obwohl er sich nicht in Damons Gedanken reinhängte oder ihm nachsah, lief er ihm auch nicht nach. Erstens, weil es nichts zu sagen gab und zweitens würde der andere entweder selbst zurückfinden, oder er würde ihn morgen auflesen. Oder nachher, wie er beschloss. Das Buch ließ er diesmal wo es war, er würde sowieso nur vierhundert Mal den ersten Satz lesen, ohne ihn zu verstehen und das konnte er sich schenken. Stattdessen ließ er sich ein Bad bereiten. Er mochte den Seerosenteich. Er strahlte eine gewisse Ruhe aus. Ruhe, die er bei dem ganzen Chaos hier nötig hatte. Vorsichtig streckte er eine Hand aus und tauchte sie in das eiskalte Wasser. Es prickelte zwar, war aber doch nicht so kalt, wie er gedacht hatte. Er beschloss bis morgen hier zubleiben. Was sollte er sich in dem Zimmer langweilen? Es war zwar kalt und feucht, aber immer noch besser als dauernd die Nähe von Alan zu spüren. Die trügerische Gemütlichkeit des Hauses mochte er schon gar nicht mehr. Sollte Alan ihn doch morgen suchen, wenn er Hunger hatte. Nach einigen Stunden, die er mit einem halben Ohr lauschend in der Wanne verbracht hatte, stand er entnervt auf und trocknete sich ab. Während er das schwarze Hemd zuknöpfte, überlegte er, wo der Mensch hingelaufen sein konnte. Irgendwann hatte er gedacht, dass er sowieso nicht aus dem Wald herausfinden würde, also war er dort wohl auch nicht. Blieb der Garten und wenn er sich recht erinnerte, kam in Damons Gedanken ein See vor. Wahrscheinlich hatte er in der Zwischenzeit den Seerosenteich entdeckt. Fast geräuschlos flatterte die Feldermaus durch den Garten, große Motten, die an ihr vorbeiflogen, gleichzeitig fressend. Zirpend drehte er eine Runde um den Teich, bevor er sich hinter Damon in einer Baumkrone niederließ und zurückverwandelte. Er hört zwar ein Rascheln, schob das aber auf irgendein nachtaktives Tier. Vielleicht sollte er doch so langsam mal zurückgehen. So langsam fror er wirklich. Mürrisch rieb er sich über die Arme um sich so zu wärmen. Würde er in das Haus gehen, würde er dem Vampir begegnen. Und er hatte keine Lust sich mit diesem wieder anzulegen. Er fragte sich was mit ihm los war, normalerweise war er doch nicht so unfreundlich. Und so schlimm war Alan nun wirklich nicht, wie sich heraus gestellt hatte. Aber anscheinend hatte er den entscheidenden Punkt verpasst und er war sich sicher, dass sie wohl kein vernünftiges Gespräch würden führen können. Irgendwie betrübte ihn diese Tatsache. "Weißt du, dass es nicht lustig ist, sich in einem Fort unausgesprochene Beleidigungen anzuhören?" Brach Alan das Schweigen, nachdem er Damon fünf Minuten lang in den Nacken gestarrt hatte und dieser sich immer noch nicht beobachtet fühlte. Trudelnd flatterte ein gelbes Lindenblatt vor den Augen des Menschen nach unten. Der Vampir hatte es fallen lassen, damit der andere nach oben schaute. Er zuckt leicht zusammen, als er die Stimme in seinem Rücken hörte. Verwirrt blickte er nach oben. Um nicht einen steifen Nacken zu bekommen, drehte er sich um und blickte nochmals zu dem Vampir nach oben. "Tut mir leid." Seltsamerweise tat es ihm wirklich leid. Er war sich nicht wirklich bewusst gewesen, dass es den anderen anscheinend ziemlich verletzte. Er konnte sich zwar nur noch vage an das Gedachte erinnern, aber er wusste, dass er manche gemeinen Gedanken gehegt hatte. "Könntest du vielleicht aufhören, meine Gedanken zu lesen?" Es war ihm unangenehm, dem anderen wie ein offenes Buch zugänglich zu sein. Er konnte es zwar nicht kontrollieren, ob der andere sich daran halten würde, dennoch war er der Meinung, dass Alan zu den Menschen gehörte, die sich an ihr Wort hielten. Und damit musste er sich jetzt zufrieden geben? Mit einem simplen ,Tut mir leid.'? "Deine Gedanken sind genauso laut für mich wie deine Worte und sie haben auch den selben Tonfall wie alles Gesprochene. Es ist wesentlich anstrengender für mich, sie zu überhören, als ihnen zuzuhören." Antwortete er ehrlich und machte damit deutlich, dass er dem anderen nichts in dieser Hinsicht versprechen würde. "Auf jeden Fall weiß ich nicht, wieso ich Schuld sein soll, dass kein ,vernünftiges Gespräch'" er zitierte einen von Damons Gedanken, "Zu Stande kommt, wenn du mit fast jedem Satz, gesprochen oder nur gedacht, entweder unsachlich, dreist oder beleidigend wirst." Wurde er das wirklich? "Du bist nicht alleine Schuld. Ich fasse deine Sätze wahrscheinlich nur falsch auf... Es tut mir leid und ich entschuldige mich für mein Verhalten. Ich war etwas gereizt, es kommt schließlich nicht jeden Tag vor, dass man von einem Vampir ,gekidnappt' wird und nichts dagegen tun kann. Ich werde mich bessern, versprochen." er lächelte freundlich, obwohl Alan ziemlich beleidigt drein blickte. Von Damons ausführlicherer Entschuldigung bekam er zwar auch nicht viel bessere Laune, aber er sah ein, dass der Rothaarige nicht anderes tun konnte, als sich zu entschuldigen. "Gekidnappt..." wiederholte er stirnrunzelnd. "Du hast doch von Anfang an gewusst, was du vor dir hast. Und ich hätte dich ja schlecht hinter mir herziehen können, wie du gesehen hast. Du bist mir freiwillig gefolgt, also sag nicht, ich hätte dich entführt!" stellte er die ganze Sache richtig. Wenn der Mensch ein Straßenkind gewesen wäre, hätte er Recht gehabt. Aber er war keins. "Das mit dem Kidnapping war ja auch nicht ernst gemeint." Er merkte, wie er langsam einen steifen Hals bekam und ständig so laut reden zu müssen, war auch nicht gerade angenehm. "Könntest du da runterkommen? Dann könnten wir uns angenehmer unterhalten." Er lächelte dem Vampir kurz zu und blickte dann auf den Teich, "Hast du ihn angelegt?" Reflexartig blickte er zum Osthorizont. Noch war keine Andeutung eines Farbspiels zu sehen, aber sehr lange würde das nicht mehr auf sich warten lassen. "Gehen wir lieber ganz ins Haus..." Schlug er stattdessen vor. Trotzdem flatterte die kleine Fledermaus nach unten und krallte sich kurz in den Stamm des Baumes. Alan stützte sich an der Borke ab und sah Damon, vor dem er nun stand, an. "Mittlerweile bin ich der Meinung, dass der Gärtner ihn nur angelegt hat, um mich zu ärgern." Beantwortete er die Frage nach dem Teich mit einem Schulterzucken. Damon erschrak kurz, als Alan so plötzlich vor ihm auftauchte und sich dann wieder in eine Fledermaus verwandelte... Ärgern? Womit? Plötzlich kam er auf die Seerosen. Richtig, die öffneten sich ja nur bei strahlendem Sonnenschein. Froh darüber, dass Alan nun etwas milder gestimmt war, folgte er der Fledermaus zum Haus. Er folgte Alan ins Wohnzimmer und setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel. Milder gestimmt? Schade, dass der Mensch nie dachte, woran er seine Annahmen festmachte, das hätte ihn ernsthaft interessiert. "Du wolltest doch vernünftig mit mir reden, also sprich endlich!" Brach Alan erneut das Schweigen. So wie der Mensch vor ihm saß, glich das Ganze einer ernsten Lagebesprechung und deswegen wollte er endlich wissen, worum es ging. "Mir fällt gerade nichts vernünftiges ein." Gab Damon zu und blickte ein wenig beschämt zu Boden. Er fragte sich selbst, was er sich eigentlich dabei gedacht hatte, die ganze Zeit von einem Gespräch zu reden, wenn ihm jetzt nichts einfiel. Gern würde er Alan ein wenig über das Vampirdasein ausfragen und wann er gebissen wurde und ähnliches. Doch er wusste nicht, ob das nicht unverschämt wäre. Da er nicht versprochen hatte, sich aus den Gedanken des Rothaarigen herauszuhalten, konnte er sich jetzt ein Bild darüber machen, dass ihn eigentlich nur die Sachen beschäftigten, die bis jetzt jeder von ihm wissen wollte und die er aber wie vorher auch schon nicht jedem, der danach fragte oder fragen wollte, erzählen würde. Das hatte etwas mit Privatsphäre zu tun und nach 48 Stunden konnte er nicht davon ausgehen, dass er Damon dafür gut genug kannte. Bloß, weil er besonders gut schmeckte, warf er nicht gleich alle seine Prinzipien über den Haufen. Trotzdem schwieg er und überließ es dem anderen, ein besseres Gesprächsthema zu finden. Er war doch sonst nicht der Typ, der keine Gesprächsthemen fand. Aber sein Kopf schien wie leer gefegt. Lag es an der bloßen Anwesenheit Alans? Aber es viel ihm einfach nichts ein. Es schien alles zu privat, was er fragen wollte und so eine blöde Frage wie ,Gehört das Haus dir?' konnte er sich ja schenken... Seufzend reichte er Damon zum dritten Mal innerhalb der letzten halben Stunde im übertragenen Sinne die Hand. "Was hattest du eigentlich in meinem Wald verloren?" Er mochte zwar Stille, aber nicht, wenn sie sich so belauernd gegenübersaßen. Dass er für die Gedankenlosigkeit des anderen verantwortlich war, konnte dieser auch gleich noch aus seinem Kopf verbannen, wenn er schon dabei war. "Nun ich wollte eigentlich drum herum wandern, weil er mir nicht so ganz geheuer war. Dann haben mir so Rotznasen die Karte geklaut und nachher kam ein Kind an, das meinte, wenn ich mitten durchgehe, komme ich wesentlich schneller an... wahrscheinlich gehörte es auch zu dieser Bande" Still ärgerte er sich ziemlich darüber, dass er mal wieder so vertrauensselig gewesen war. Hätte er sich doch gleich denken können, dass etwas nicht stimmte, wenn ein kleines Kind ihm riet durch diesen finsteren Wald zu gehen. Er zog verwundert die Augenbraue nach oben. Seit wann gab es so nah an seinem Wald Straßenkinder? Denn diese Bande Rotznasen schien ja nichts anderes zu sein. Das löste ja sein Problem, dass er zwangläufig haben würde, falls Damon sich ihm wieder verweigern sollte. Ein zufriedenes Lächeln zog kurz über sein Gesicht. "Und wohin wolltest du?" Wieso musste er eigentlich immer diesen ständig wieder ersterbenden Wortfluss reanimieren? "In die nächste Stadt." Er sah Alan an, "Ich wandere schon lange umher, ich habe kein bestimmtes Ziel und zurück kann ich auch nicht mehr." Er lächelte bitter, als er daran dachte, was ihn Zuhause wohl erwarten würde. "Warum wohnst du so weit außerhalb? Es wäre doch eigentlich praktischer für dich, näher an den Menschen zu wohnen, oder? So musst du doch immer einen ziemlich weiten Weg zurücklegen." "Das mag ja sein, aber näher an den Menschen heißt auch präsenter zu sein und das wiederum würde irgendwann bedeuten, dass man mich meiden würde, weil sowieso immer irgendjemand glaubt, etwas zu wissen. Also wäre es unnütz. Außerdem würde selbst denen irgendwann auffallen, dass ich nicht mehr altere." Erklärte er. "Dazu kommt auch noch, dass ich die Ruhe und die Villa hier sehr mag." "Die weiten Wege sind ja auch der Grund, weshalb du hier bist und nicht blutleer im Wald." Das süffisante Lächeln hierauf konnte und wollte er sich einfach nicht verkneifen. Muss leicht lächeln. Weis selbst nicht warum er es witzig oder amüsant findet. "Die ruhe hier ist wirklich angenehm." Blickt sich noch einmal in dem Raum um "und wie lange lässt du deine Opfer so generell am Leben?" Weis selbst nicht warum er das fragt Wieder zuckten Alans Mundwinkel leicht aber verdächtig nach oben. "Hast du Angst um dich, Menschenkind?" Er lehnte sich etwas vor und grinste. "So lange, bis sie mir auf die Nerven gehen." Er zuckte mit den Schultern. "Manche haben aber den dauernden Blutverlust nicht besonders verkraftet und sind von allein gestorben." "Ich hab keine Angst vor dem Tod, wenn du das meinst. Außerdem habe ich festgestellt, das es ein angenehmer Tod sein würde, wenn du mich leer saugst." Er lächelte vor sich hin. Ja, es war wirklich ein angenehmerer Tod, als zu verhungern oder von Räubern aufgeschlitzt zu werden. Wahrscheinlich lag es daran, dass Alan ziemlich vorsichtig oder eher gesagt langsam und sanft zu biss. Es gab bestimmt Vampire, deren Biss nicht so angenehm war. "Vielleicht darf der Tod aber gar nicht angenehm sein, weil es zu einfach wäre? Wieso hast du davor keine Angst?" wunderte er sich, weil ihm bis jetzt jedes seiner Opfer das Gegenteil bewiesen hatte. Sicher gab es solche Vampire. Es war schlicht und einfach die Fraktion, die es liebte, andere Schmerzen fühlen zu lassen und sich deshalb für die Art des Bisses entschied. Allerdings hatte er nie verstanden, warum sie das taten. "Es gibt hier einfach nichts,, was mich halten würde. Ich sehe den Tod als etwas, das auf keinen Fall das Ende bedeutet. Und schlechter als das Leben, was ich hier führe, kann er nicht sein. Die meisten haben doch Angst vor dem Tod, weil sie z.B. jemanden haben, den sie lieben, oder an ihrem Geld hängen und so weiter. All das hat für mich keine Bedeutung mehr." Er blickte traurig an Alan vorbei durch das Fenster... Einst hatte er geliebt, aber was hatte ihm das gebracht? Nichts als Schmerzen und Verzweiflung. "Und wenn ich dich heute töte und du morgen etwas oder jemandem begegnet wärst, der dein Leben für dich so bereichert hätte, dass es lebenswert gewesen wäre, was wäre dann?" Absichtlich hielt er sich dem dunkeln Loch fern, dass sich plötzlich in den Gedanken seines Opfers auftat. Was dort lauerte, wollte gar nicht unbedingt wissen und noch weniger wollte er hineingerissen werden. Schmeckte Damons Blut deshalb so verlockend, weil er sterben wollte, getrunken werden wollte? "Wie soll ich denn jemanden begegnen, wenn ich hier bei dir bin?" Er blickte ihn leicht lächelnd an. Alan würde ihn doch mit Sicherheit nicht frei rumlaufen lassen. "Der einzige, dem ich hier begegne, bist du...und dass ich mich in dich verliebe, nun das bezweifle ich." Nun, so ganz unmöglich war es nicht, sah der andere ja nicht schlecht aus... aber dennoch er glaubte nicht, dass er je wieder im Stande dazu wäre. "Ich sagte "wenn", ich habe nie behauptet, dass es so sein wird." Es gefiel ihm gar nicht, die Reaktionen auf seine Worte nicht mehr zu hören, aber wegen der trübsinnigen Seite, die deswegen immer wieder ansatzweise zum Vorschein kam, begann er sich gegen Damons Gedanken abzuschirmen. Gleichzeitig stand er auf, zündete einige Kerzen an und begann, die Vorhänge und Fensterläden vorzuziehen. "Außerdem gibt es hier noch Menschen, du hast sie wahrscheinlich bloß verschlafen." "Deine Diener? Was sind das für Menschen? Sind sie freiwillig hier?" Er wurde nun neugierig. Natürlich hatte er sich gedacht, dass irgendjemand das Essen hatte bringen müssen. Alan hätte es wohl kaum gewesen sein können. Dennoch verwunderte ihn die Tatsache, dass er hier nicht alleine war, ein wenig. Als der andere die Kerzen anzündete, lehnte er sich in den Sessel zurück. Er mochte es hier zu sitzen. Und die Kerzen tauchten den Raum in ein gemütliches Licht. Vielleicht war der erste Eindruck doch nicht der wichtigste... "Die ersten beiden hat mir mein damaliger Meister aufgedrängt. Damals habe ich aber noch ziemlich nah an der Stadt gewohnt. Als ich dann hierher kam, musste ich nach einer Weile einsehen, dass ich das Haus nicht allein in Stand halten konnte und dann habe ich angefangen, mir andere vertrauenswürdige Leute dazuzusuchen. Außerdem konnten die ersten Beiden lediglich einige neue anlernen, sie waren schon sehr alt... Ja, bis auf einen sind alle freiwillig hier. Aus völlig unterschiedlichen Gründen, rede mit ihnen, dann weißt du selbst, was sie für Menschen sind." Er würde seinem neugierigen Blutspender nichts über seine Diener verraten. Das musste er selbst herausfinden oder er blieb eben unwissend. Es war in Ordnung, wenn Alan selbst fast alles über sie wusste, aber sonst fiel das unter die Rubrik Privatsphäre. "Hm, vielleicht werde ich das tun." Wenn er nicht schon wieder verschlafen würde. Dennoch fand er es immer ganz interessant, die Lebensgeschichten der Leute zu erfahren. Bei Alans Andeutung eines Meisters... wahrscheinlich Lehrmeisters, horchte er kurz auf. Der Vampir war nicht immer alleine gewesen? Liebend gerne hätte er Alan dazu befragt. Er wusste aber inzwischen zu gut, dass der Vampir über solche Dinge nicht sprach. Hatte er ihm bisher doch nur spärliche Antworten gegeben. Obwohl wenn er so recht überlegte, wurde Alan langsam gesprächiger... Er musste leicht lächeln und irgendwie empfand er gar keine Abneigung mehr gegen den Gedanken, hier für immer bleiben und sterben zu müssen. Da Alan immer noch erwartete, dass sich diese Depression in den Gedanken des anderen wieder öffnen würde, hielt er sich strikt aus ihnen fern und bekam deshalb nicht mit, was der andere im Moment über ihn dachte. Aber das veränderte sich sowieso ständig. Er gähnte und setzte sich zurück in den Sessel. Der warme Schimmer, den Damons Haar durch das Kerzenlicht bekam, gefiel ihm genauso, wie der samtige Ton seiner Haut. Es machte Spaß ihn zu beißen, aber für heute war es leider genug. "Müde?" er schmunzelte leicht. Sah Alan doch nur zu putzig aus, wie er dort gähnend in dem Sessel saß. Er fragte sich woran das lag, war Alan doch bestimmt wesentlich älter als er selbst. Wahrscheinlich an der Größe, grübelte er. "Darf ich fragen wie alt du warst, als du gebissen wurdest?" Er hasste diese Formulierung irgendwie, aber er wusste nicht wie er Alan anders klarmachen sollte, dass er auf keinen Fall unhöflich sein wollte. Und diese Bemühung schätzte er auch, auch wenn es tatsächlich etwas komisch klang. "Wie alt..." Er kratzte sich am Kinn. "Achtzehn, glaube ich..." Er nickte bestätigend. Ja, so war es gewesen. Dass er müde war, brauchte er gar nicht erst abzustreiten. "Ja, die Sonne geht längst auf." "Dann solltest du dich vielleicht hinlegen." Ob der andere in einem Sarg schlief? Musste er ja wohl, oder nicht? Oder war das nur so ein Klischee? Auf seiner Wanderung durch das Haus hatte er jedenfalls keinen entdecken können, aber vielleicht versteckte ihn Alan auch nur gut. Achtzehn? Dann war sein Gegenüber ja "jünger" als er selbst. Wäre bei der Größe auch komisch gewesen, wenn er älter gewesen wäre, dachte er bei sich. So langsam merkte er, wie er selbst ein wenig müde wurde. "Warum?" Stichelte er belustigt, "Willst du etwa sehen, wo ich schlafe?" Trotzdem war der Gedanke gar nicht sooo falsch. Aber was dachte sich Damon denn, wozu er sein Zimmer verrammelte, wenn er sowieso in einem Schuhkarton schlief? Besaßen Menschen nicht so etwas wie Logik? Fragte er sich leicht boshaft. Er glaubte sich daran erinnern zu können. "Du sperrst mich doch sowieso vorher in mein Zimmer ein, oder nicht?" Wenn der andere schon anfing zu sticheln, brauchte er nicht zu glauben, er würde darauf nicht eingehen. Leicht müde schloss er die Augen für ein paar Momente und öffnete sie wieder. "Sollte ich vielleicht auch, bevor du hier im Sessel einschläfst. Aber eigentlich dachte ich, du findest allein zurück, wo du doch jetzt so schön weißt, wo alles ist." Neckte er halbernst zurück und stand auf, um seinem Gegenüber zu verstehen zu geben, dass sie das Gespräch morgen Abend fortsetzen würden. "Haha, schon gut, ich gehe ja schon." er grummelte leicht. Eigentlich hatte er gar keine Lust, das Gespräch zu beenden. Trotzdem stand er auf und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Dort legte er sich auf sein Bett und schweifte noch ein wenig mit den Gedanken hin und her. Alan hockte derweil, sich der Parallele nicht bewusst, ebenfalls auf seinem Bett und zog sich aus. Die Sachen legte er achtlos über einen Stuhl. Gebadet hatte er bereits und deswegen kroch er sofort unter seine flauschige Decke. Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, zuckte mit den Schultern und rollte sich zusammen, um zu schlafen. Nach einer Weile merkte er, dass er die Augen bei bestem Willen nicht mehr offen halten konnte, das Letzte, was ihm in den Sinn kam, war dass Alan die Tür gar nicht abgeschlossen hatte... Vielleicht könnte er ihn suchen, aber... Weiter konnte er gar nicht mehr denken. Zu erschöpft hatte ihn die Nacht. Müde schloss er die Augen und schlief ein. Alan hatte schon weit früher aufgegeben, sich gegen den Schlaf zu wehren und belauschte seinen Gast nicht weiter. Er war froh, dass Damon sich nicht mehr gegen seine Wahl wehrte und ihn nicht verraten würde. Das ersparte ihm außerdem weitere Scherereien samt Einsperren, die allesamt auch in der Vergangenheit höchst lästig waren. Komischerweise wachte er diesmal schon mittags auf. Gerade richtig wurde das Essen herein gebracht. Sein Magen zog sich schon schmerzhaft zusammen. Dankbar nahm er das Essen entgegen und unterhielt sich während des Essens mit dem Diener. Nachdem er fertig gegessen hatte, machte er sich auf die Suche nach Alan. Nach einer Stunde fand er endlich Alans Schlafzimmer, was zu seiner Überraschung nicht verriegelt war. Vorsichtig öffnete er die Tür, damit Alan auf keinen Fall Licht treffen konnte. Er schloss die Tür aber nicht, da er sonst ja nichts sehen konnte. Zum Glück lag Alans Bett im Schatten der Tür. Leise schlich er zu dem Bett. "Richtig süß" murmelte er leise, als er Alan so friedlich schlafen sah. Das Flüstern weckte Alan, der von Natur aus einen sehr leichten Schlaf hatte. Einen Moment lang brauchte er, um sich zu orientieren, schon durch das Licht, dass wegen des Spaltes herrschte und nicht besonders angenehm für die meerblauen Augen war. Dann entdeckte er den Störer seiner Ruhe. "Raus!" Fauchte er gefährlich und stocksauer. "Raus, wenn du morgen noch hier herumspazieren willst!" Erschrocken sah er in Alans meerblaue Augen, die ihm vorher noch gar nicht so aufgefallen waren. Er hatte diesen ja wirklich nicht wecken wollen und er wollte auch nicht, dass dieser schon wieder so rumfauchte. Eher aus Reflex legte er ihm die Hand auf den Mund, damit dieser endlich aufhörte so herumzuschreien. "Sch. Ist ja gut, ich geh ja schon." Schnell drehte er sich um und verließ das Zimmer. Er schloss die Tür und lehnte sich leicht zitternd gegen diese. Wenn er ehrlich war, hatte er gerade wirklich ganz schön Angst vor dem Vampir gehabt. Alan hatte eine verdammte Wut auf diesen Erwachsenen, der sich ständig die gröbsten Sachen herausnahm und fuhr, für den anderen schmerzhaft, durch dessen Kopf und Gedanken, um sich abzureagieren. Da schloss man mal nicht ab, schon platzte er mittags, mittags!!, hier herein. Er reichte ihm den kleinen Finger und dieser Idiot riss ihm quasi den Arm ab. Was hatte dieser hirnverbrannte Mensch hier überhaupt gewollt?! Die Fenster öffnen sicher nicht, das hätte er bemerkt. Und wenn nicht? Wenn er sich hatte täuschen lassen und diese Kreatur irgendetwas hinterhältiges plante? Schmerzhaft aufkeuchend und sich an den Kopf fassend sank er an der Tür zusammen. Er wusste zwar nicht warum, aber er bekam Angst vor dem Abend. Angst vor Alans Wut. Angst, obwohl er wusste, dass er dem anderen körperlich überlegen war. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Er hatte das Vertrauen Alans aufs Gröbste missbraucht. Er wusste selber, dass er Alans Wut verdient hatte. Aber warum hatte er das Zimmer überhaupt gesucht? Was hatte ihn dazu geritten, den anderen schlafend sehen zu wollen, warum?! Er vergrub den Kopf in den Händen, er wusste einfach nicht, warum. Entnervt stöhnend ließ sich Alan in die Kissen zurücksinken. Der Tag im eigentlichen Sinne bereitete ihm mit jeder Minute üblere Kopfschmerzen und der Druck auf seinen Augäpfeln wurde beinahe unerträglich. Das würde dieses Menschentier bezahlen! Schwor er sich zähneknirschend in Gedanken. Die Schwächung, die trotz des spärlichen Lichtscheins sofort eingesetzt hatte, trieb ihn erneut in den Schlaf und stoppte die Rachegedanken für den Moment. Nach einer Weile erhob er sich immer noch zitternd. Er hatte keine Angst vor dem Tod, eher von den Schmerzen, die ihm der Vampir mit aller Sicherheit zufügen würde. Was war er auch so dumm gewesen? Zitternd wankte er zu seinem Zimmer und legt sich auf das Bett. Er hatte das doch wirklich nicht gewollt... Woher hätte er denn wissen können, dass der Vampir so einen leichten Schlaf hatte. Er schloss ängstlich die Augen und vergrub sich in der Decke. Könnte dieser Tag doch bloß nicht vorbei gehen... Doch dem war ja leider nicht so und so merkte er, wie es nach einiger Zeit immer dunkler in dem Zimmer wurde. Inzwischen war er wieder ruhig, starrte eigentlich nur noch mit leerem Blick auf die Wand und versuchte das Kommende zu verdrängen. Kapitel 2: Chapter 2 -------------------- Chapter 2 Nacht 3 Kommentar: wie man an den spärlichen Reaktionen (ein Kommi ist ja nun mehr als mager... *sniff*) merkt, haben Emily und ich etwas länger gebraucht, um einen Einstieg zu finden. Wir hoffen, dass dieses Chap vielleicht mehr Zuspruch findet. Kritik ist aber ebenfalls erwünscht. Viel Spaß damit... Noch blasser als sonst spülte Alan sich den Mund aus. Wegen diesem Hundesohn hatte er sich jetzt dreimal übergeben, was seine Laune nicht gesteigert hatte und so fing er damit an, Damons Kopf gnaden- und rücksichtslos nach allen Auslegungsvarianten des Zitats "Ich werde deinen Kopf aufknacken wie eine Nuss." auseinander zunehmen. Jeden Gedanken der Zeit seit dem vergangenen Abend würde er mindestens viermal umdrehen, bis er wusste, warum Damon ihn gestört hatte. Trotzdem würde er alles, was vor ihrer Begegnung in dem Kopf seines Opfers stattgefunden hatte, unangetastet lassen. Diese Art vorzugehen war zwar alles andere als seine erste Wahl, aber erstens sah er sich gefährdet und zweitens hatte der Mensch es verdient. Es war ihm sowas von egal, dass der andere es bereute und nicht gewollt hatte, aber er hatte es getan und er konnte Alan nicht weismachen, dass er nicht wusste, dass jede Art von Tageslicht, von Sonne gar nicht zu reden, sich negativ auf den Organismus der Vampire auswirkte. Und dass Damon sich mittlerweile vor ihm fürchtete, beachtete er auch nicht weiter. Er musste wissen, ob er wieder vorhaben würde, ihm zu schaden. Er hatte dies tatsächlich nicht gewusst. Natürlich wusste er, dass Vampir bei der Berührung mit Sonnenlicht verbrannten, aber das selbst ein wenig Sonnenlicht oder die Erhellung solche Konsequenzen hatte, das hatte er nicht gewusst. Und er hatte dem Vampir auch bestimmt nicht wehtun wollen. Er schrie erschrocken auf, als er auf einmal stechende Schmerzen in seinem Kopf verspürte, was zum Teufel tat der Vampir da? Er war sich sicher, dass die Ursache für die Schmerzen Alan war, wer sonst?! Keuchend sank er auf dem Bett zusammen, hielt sich den Kopf, konnte dadurch die Schmerzen aber nicht wirklich lindern. Tränen stiegen in ihm die Augen. Er kam sich hilflos vor, dem Vampir und seiner Raserei völlig ausgeliefert. Und wieder packte ihn die Angst der blanken Gewissheit, dass Alan ihn töten wollte, und zwar langsam und qualvoll, stellte er für ihn doch jetzt eine Bedrohung dar. Mangels einträglicher Ergebnisse, außer Reue in verschiedensten Variationen, drang sein Gewissen, dieser lästige Störenfried, wieder zu ihm durch und legte ganz sachlich dar, dass er hier gerade ein Musterbeispiel von roher Gewalt gegen Schwächere exerzierte. Alan brach die zerstörerische Suche schließlich ab, wehrlos gegen die penetrante Stimme, und zog sich aus dem Kopf des Schwächeren zurück. Nur dessen aktuelle Gedanken schwirrten wie leise Sprache um ihn herum. Gott, war ihm schlecht. Und Blut auf einen derart verstimmten Magen vertrug sich bestimmt nicht besonders. Deswegen unterließ er es, Damon einen persönlichen Besuch abzustatten und erhob sich noch etwas schwankend als Fledermaus zu seinem allnächtlichen Rundflug in die Luft. Wimmernd stellte er fest, wie die Schmerzen nachließen. Was wohl als nächstes kam?! Er wagte es nicht, sich zu erheben, war er doch sicher, dass der Vampir jede Minute hier auftauchen würde oder zumindest die Schmerzen wieder einsetzen würden. Als eine Weile nichts passierte, schloss er erschöpft die Augen. Vielleicht hatte er doch noch einmal Glück gehabt? Vielleicht war der Vampir aus seiner Raserei aufgewacht? Hoffen konnte man ja... Einzelne Tränen der Erleichterung bahnten sich ihren Weg durch die immer noch geschlossenen Augenlider und liefen seine Wangen hinab. Er fühlte sich auf einmal so müde... ausgelaugt. Weil er trotzdem Hunger hatte und seine Rachegelüste nicht völlig befriedigt waren, flog er bis zum Waldrand, um die Kinder aufzuspüren, von denen Damon erzählt hatte. Es dauerte, bis er die Gruppe Menschenbälger erspäht hatte. Dann weckte er leise eins von ihnen, lockte es tief in den Wald und trank es ganz aus. Den toten Körper legte er in einen dichten Busch. Er hatte längst aufgehört, sich schon wegen des unschuldigen Geschmacks schuldig zu fühlen und er hatte auch keine Angst mehr, Leben zu beenden, deshalb machte es ihm nichts mehr aus, dass er gerade aus fast ausschließlich Raserei ein Kind getötet hatte. In weiten Umwegen kehrte er zur Villa zurück. Er war inzwischen eingeschlafen. Wenn Alan kommen würde, dann würde er das schon mitbekommen, aber die Angst und Ungewissheit und die Schmerzen in seinem Kopf hatten ihn zu sehr erschöpft. Er fühlte sich, als hätte Alan fast sein gesamtes Blut genommen. Er lag noch immer so auf dem Bett, wie er zusammengesunken war, die nächtliche Kälte ignorierte er und als er dann tief schlief, bemerkte er sie kaum noch. Er war nur froh noch zu leben und dafür dankte er Alan. Erst kurz vor dem Morgengrauen war Alan wieder am Herrenhaus angelangt. Dort setzte er die Anweisungen an seine Dienerschaft auf, die er sich in den vorherigen Stunden ausgedacht hatte. Der Mensch würde ab jetzt nur noch Ernesto, der ihm das Essen gebracht hatte, zu sehen bekommen und ihm verbot er hiermit, sich mit seinem Gefangenen zu unterhalten. Niemand außer ihm selbst durfte dem Menschen Ausgang gewähren. Alan platzierte die Instruktionen am gewohnten Platz und suchte Damons Zimmer auf. Er schlief immer noch. Nun gut, er versuchte zu schlafen. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte er einen Kater und dieses Gefühl wurde dadurch, dass er die Augen schloss und versuchte zu schlafen, wenigstens ein bisschen gelindert. Andererseits war er durch die Stunden, die er vorhin geschlafen hatte, eigentlich viel zu wach, um zu schlafen und wenn er darüber nachdachte... Er wimmerte leicht, allein das bloße Denken schien ihm Schmerzen zu bereiten. Er konnte nur hoffen, dass das bis morgen wieder aufgehört hatte. Vielleicht würde der Vampir ihm ja den Gefallen tun und fast ganz austrinken, dann würde er wenigstens für ein paar Stunden schlafen und den Schmerzen entkommen. An sich hatte Alan nach dem Blut des Rotzlöffels vorhin mehr als genug für diesen Abend getrunken. Trotzdem zog er den halbwachen Damon am Hemd in eine annähernd aufrechte Sitzposition und biss zu. "Eigentlich sollte ich nie wieder sanft zu dir sein..." teilte er ihm kurz vorher noch mit, bevor er seine Worte damit widerlegte, dass er genauso vorsichtig wie gestern Abend zubiss. Nach einigen Schlucken ließ er von ihm ab. Er hatte ihn sowieso nur deswegen gesucht, um ihm zu zeigen, wozu er hier war, und nicht, weil er hungrig gewesen war. Er seufzte leicht auf, als er die Zähne in seinem Hals spürte. Er wusste nicht warum, aber die gleichmäßigen Schluckgeräusche Alans hatten eine beruhigende Wirkung auf ihn. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass sein Kreislauf durch das ganze Liegen sowieso nicht der beste war und der Verlust von Blut ihn auch nicht wieder auf Vordermann brachte. Er schloss die Augen, da ihm mal wieder schwarz wurde und murmelte leise: "Es tut mir leid." Dass Alan anscheinend schon genug getrunken hatte, das schloss er jedenfalls aus der Tatsache, dass dieser schon so früh von ihm abließ, pikierte ihn irgendwie. Wozu war er hier, wenn Alan sich dann doch nicht an ihm satt trinken wollte? Außerdem würde er dadurch nicht zu seiner erhofften Ohnmacht kommen und die Schmerzen in seinem Kopf hatten sich auch nicht gebessert. "Davon wird es auch nicht besser!" Knurrte er, weil ihm gerade die Nackenschmerzen samt der anhaltenden Übelkeit in den Kopf krochen. Als er noch gelebt hatte, wäre das eine vorbildliche Migräne gewesen, aber Vampire bekamen keine Migräne. Daran war nur Damon und das verdammte Tageslicht schuld. So kam er auch nicht so recht dazu, den Geschmack des Blutes ausreichend zu würdigen. Und Damon konnte nicht erwarten, dass er ihm jetzt in irgendeiner Weise einen Gefallen dafür tun würde, dass er ihm diese Erinnerung an frühere Zeiten verschafft hatte. Er erhob sich leicht und schleppte sich an das andere Ende des Bettes. Dort legte er sich hin und verkroch sich unter der Decke. Er wollte schlafen, um endlich diese bescheuerten Schmerzen los zu werden... aber er war einfach zu wach. Selbst das Alan ihn kurz angezapft hatte, hatte anscheinend nicht wirklich geholfen, ihn müder werden zu lassen. Dennoch wollte er im Moment nicht mit dem Vampir reden. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als sich grummelnd unter der Bettdecke zu vergraben. Wenn die ganze Sache nicht ernst gewesen wäre, hätte er Tränen gelacht. Zu ironisch war, wie sich Damon wie ein geprügelter Hund unter der Decke verkroch. So warf er nur ein abfälliges "Tse" in den Raum und verließ ihn. Weil er für eine Nacht mehr als abgefüllt war und sowieso nur schlechte Laune hatte, schloss er Damon wieder in seinem Zimmer ein und machte sich bettfertig. Diese Nacht musste einfach beendet werden, bevor sie ihm noch mehr auf den Kranz ging. Er bekam am Rande mit, dass Alan die Tür abschloss. Das hieß wohl mal wieder ein ganzer Tag voller Langeweile. Leicht mürrisch blickte er unter der Decke hervor und sah sich in seinem Zimmer um. Er wurde einfach nicht müde. Wie er das doch hasste, wenn er schlafen wollte, konnte er nicht und wenn er nicht wollte, war er hundemüde. Leicht sauer über sich selbst starrte er die Decke an. Na ja wenigstens wurden die Kopfschmerzen weniger. Trotzig zog er die Decke über sich. Sollte Damon sich doch den Tag über langweilen, war doch seine eigene Schuld. Alan hatte es für selbstverständlich gehalten, dass er seine Zimmer nicht ohne seine Erlaubnis betrat. Aber wenn er sich nicht daran hielt, konnte er ihn eben nicht draußen herumlaufen lassen. Und seine eigene Tür abzuschließen sah er wegen dieses vorlauten Opfers überhaupt nicht ein. Er schloss die Augen und sah sich die Dunkelheit in der Innenseite seiner Lider an. Er konnte warten. Er wusste, dass er bald schlafen würde. Damon dagegen konnte einfach keinen Schlaf finden. So aß er das Mittagessen in einem leicht schläfrigen Zustand und war wütend darüber, das sich der Diener weigerte, mit ihm zu reden. Wahrscheinlich war dies auch eine Anweisung von Alan.... Na schön, wenn er meinte, er würde ihn so dazu kriegen, dass er gehorchte, dann hatte er sich getäuscht. Nun doch etwas müde ließ er sich auf das Bett sinken. So fand er nach einer Stunde auch endlich den erwünschten Schlaf. Nacht 4 Alan konnte froh sein, die Gedanken seines ,Schützlings' nicht mithören zu können. Sonst hätte er sich wieder die halbe Nacht den Kopf zerbrechen müssen, wie er ihn zum Gehorsam erziehen konnte, oder ob er sich verfrüht von seiner Konserve trennen würde. So schlief er friedlich, bis das Rot des Himmels erst einem gelblichen Grün, und schließlich ganz der schwarzen Dunkelheit gewichen war. Damon bekam davon überhaupt nichts mit. Zulange war er wachgeblieben und hatte sich den Kopf zerbrochen. Er schlief sprichwörtlich wie ein Stein. Außerdem hatte er die schweren schwarzen Vorhänge vorgezogen, wodurch es in seinem Zimmer sowieso schon schön dunkel war. Noch völlig übersättigt vom Vortag drehte Alan seine Runde über dem Irrgartenwald. Er hatte nicht vor, Damon heute noch anzuzapfen, obwohl er heute sicher mehr Geschmack für dessen leckeres Blut übrig gehabt hätte. Die Kinder waren weiter am Waldrand entlanggezogen und so langsam fragte sich der Vampir, was das sollte. Da er aber nicht vorhatte, seine Zeit zu verschwenden und sie zu vertreiben, wenn er sie auch einfach trinken konnte, ließ er sie unbehelligt und kehrte zu seinem Anwesen zurück. Im Vorbeigehen schloss er Damons Tür auf, damit er frische Luft bekam und verzog sich in sein Arbeitszimmer, um den anstehenden Papierkram zu manipulieren. Damon wachte langsam auf. Er hörte wie die Tür leicht klickte und erwartete den Vampir. Als dieser aber nicht erschien, war er erst etwas erstaunt. Hatte dieser keinen Durst oder besorgte er sich von jemand anders das Blut? Er hoffte es wäre ersteres, denn wenn der Vampir jemand anderes gefunden hatte, könnte er ja gleich gehen. Froh darüber wieder Luft schnappen zu können, rappelte er sich auf und öffnete die Tür. Er trat hinaus in die Nacht und setzte sich auf die Treppenstufen. Angefressen kratzte sich Alan am Kinn. Je mehr Bilanzen, Rechnungen und Aufstellungen er durchging, um so offensichtlicher wurde, dass sein Geld langsam knapp wurde. Das letzte erschlichene Erbe würde nicht mehr lange reichen und allmählich wurde eine Umstellung bitter nötig. Er brauchte Besitz, der Geld einbrachte und es nicht nur verschlang. Aber woher sollte er den bekommen... Jetzt endgültig des letzten Nervs beraubt, der ja schon von der Tatsache, dass er sich das hier antun musste, angegriffen gewesen war, warf er die Schreibfeder auf den Tisch, stand auf und ging in das Nebenzimmer. Wenn es so weiter ging, würde er noch nikotinabhängig, schmunzelte er säuerlich in sich hinein. Er konnte sich nicht erinnern, früher regelmäßig geraucht zu haben. Trotzdem griff er nach der schlanken Pfeife und stopfte sie mit süßlich riechendem Tabak. Von all dem bekam Damon natürlich nichts mit. Er saß draußen auf der Treppe und grübelte vor sich hin. Dass er wegen der kalten Nachtluft eine Gänsehaut hatte, störte ihn nicht. Er schnupperte leicht, als er meinte, eine leichte Veränderung der Luft mitzubekommen... War das Tabak? Der Geruch kam ihm bekannt vor, aber woher? Da fiel ihm der Vampir ein. Apropos Vampir. Seufzend erhob er sich und folge seiner Nase. Vorsichtig öffnete er eine Tür und spähte hinein. Da stand ja Alan mit der Pfeife in der Hand am Fenster. Er musterte das Gesicht Alans. Waren da etwa Sorgenfalten? Er räusperte sich leicht und schaute entschuldigend zu dem Vampir... "Hast du gar keinen Hunger?" fragte er Alan leicht schüchtern. "Gewöhn' dir an, anzuklopfen!" bemerkte Alan ruhig und kein bisschen überrascht, ohne sich umzudrehen. Er blies einen formvollendeten Rauchring in die Luft und sah ihm nach, bis er sich in der Nachtluft aufgelöst hatte, bevor er sich seinem ungebetenen Gast zuwandte. "Nein, ich bin satt von gestern." Antwortete er, seine mittelschlechte Laune verbergend, weil sie sich diesmal nicht auf Damon bezog, auf dessen Frage. "Kannst du es nicht mehr erwarten, wieder gebissen zu werden?" So wie Alan es sagte, klang es eher nach einer Feststellung als einer Frage. "Menschliche Körper brauchen Zeit, um sich zu regenerieren, sonst verbrauchen sie sich zu schnell." Rügte er ihn damit indirekt. Er überlegte einen kurzen Moment über Alans Worte und kam zu dem Schluss, dass dieser wohl Recht hatte. Er hoffte nur innerlich, dass die schlechte Laune nichts mit seinem ungebetenen Erscheinen zutun hatte. "Tut mir leid, das nächste Mal werde ich anklopfen." meinte er leicht betrübt. Alans Worte brachten ihm zum Nachdenken. War er wirklich so versessen auf dessen Bisse? Oder konnte er einfach nicht zugeben, dass er sich allein gefühlt hatte? Er mochte die Gesellschaft des anderen, auch wenn sie sich fast nur anzickten. Wie zwei alte Waschweiber, hätte seine Mutter gesagt und bei der Vorstellung daran musste er leicht grinsen. Er wusste zwar, dass Alan gerade wahrscheinlich seine Gedanken las, dennoch meinte er schulterzuckend: "Ich weiß nicht, mir war irgendwie langweilig." Lesen war irgendwie das falsche Wort. Abhören oder Mithören traf es schon eher, korrigierte der Vampir still für sich. "Und was dachtest du, kann ich dagegen tun, dass dir langweilig ist?" fragte er, weil Damon ja ganz offensichtlich beschäftigt werden wollte. Am Liebsten hätte er ihm jetzt den Bürokratiekram samt Lösung seines Problems aufgebrummt, aber das ging diesen komischen Menschen alles nichts an und deswegen musste er es wohl selbst erledigen. "Dich mit mir unterhalten?" fragte Damon vorsichtig. Er wollte den anderen wirklich nicht stören, wenn dieser zu tun hatte, aber im Moment sah es seiner Meinung nach wirklich nicht danach aus, weswegen er sich traute zu fragen. "Oder du gibst mir irgendeine Arbeit, die ich erledigen kann." Setzte er dann nach einer Weile hinzu. Vielleicht wollte Alan sich ja nicht unterhalten und da war es besser ihm schon eine zweite Lösung vorzuschlagen. Halb ein Schmunzeln unterdrückend, weil es wirklich herablassend gewesen wäre, antwortete der Weißhaarige: "Bedienstete suche ich mir viel gründlicher aus." Schon der Satz allein war eigentlich eine ziemliche Nadelspitze, aber andererseits auch die reine Wahrheit. "Worüber willst du dich denn unterhalten?" stellte Alan erneut eine Gegenfrage, auch damit Damon seine vorherigen Worte nicht zu genau analysieren konnte, und sah einem der hellblauen Rauchkringel nach. "Ähm..." na, das war ja sehr einfallreich... schalt er sich selber in Gedanken. Aber er wusste wirklich nichts. Hatte er doch nicht damit gerechnet, dass der Vampir sich überhaupt auf ein Gespräch einlassen würde. Er fuhr sich nachdenklich durch die Haare. Ausfragen über sein Vampirleben wollte er ihn nicht. Das hatten sie schon gehabt und das mochte Alan ja auch nicht besonders. Viele Möglichkeiten blieben da also nicht mehr. "Ich... ich würde aber trotzdem irgendetwas tun. Dann müsste ich dich auch nicht dauernd mit meiner Anwesenheit belästigen." brachte er dann irgendwann zustande. Alan drehte sich wieder zu Damon um und machte ein paar Schritte auf ihn zu. "Traust du mir nicht zu, dass ich dich rausschmeiße, wenn du mich ernsthaft störst?" Korrekterweise hätte es "immer noch nicht" lauten müssen, da er ihn ja bereits einmal ziemlich erfolgreich des Raumes verwiesen hatte. Insgesamt machte der Mensch heute einen wesentlich gefügigeren Eindruck als gestern und das ließ ihn sich fragen, wie das so schnell ging. Prompt fühlte sich Alan verarscht. Wenn du nicht damit rechnest, warum fragst du mich dann überhaupt und setzt dich nicht einfach hin und sagst ,Er würde sowieso nicht zustimmen.'? Wunderte sich Alan in Gedanken, weil das eigentlich die naheliegendste Konsequenz der Gedanken seines Gegenübers war. "Doch, klar." Er blickte leicht lächelnd zu der kleinen Gestalt des Vampirs. Alan war zwar um einige Zentimeter kleiner als er selbst, trotzdem hatte er Respekt vor dem anderen und seinen Wutausbrüchen und wusste, dass es besser war, dem anderen seinen Willen zu lassen. Andernfalls würde er nur wieder Kopfschmerzen oder Schmerzen im Hals haben. Und die zu vermeiden war ja nicht sonderlich schwer. Er fuhr sich eher aus Reflex über die Schläfen, als würden diese schmerzen. Er musterte Alan noch einmal. Schon komisch, dass er sich von so einem Kleinen herumkommandieren ließ, war er doch selbst um die 1, 80 groß. Wozu sollten sie sich überhaupt noch unterhalten? Damon lieferte ihm fast jedes Mal mit seinen Gedanken die Antwort auf eine von Alans unausgesprochenen Fragen. Der "Kleine" störte ihn schon gar nicht mehr, weil er in den Köpfen fast aller seiner Gesprächspartner irgendwie eingegipst zu sein schien. Er hatte irgendwann gelernt, ihn zu ignorieren. "Aber?" Hakte er nach. Nach ,doch, klar' kam im den meisten Fällen schließlich ein Nachsatz. "Nichts aber..." Wie er es doch hasste, wenn Leute einem dieses Aber in den Mund legten. Wenn er noch etwas sagen wollte, dann würde er das schon tun. Das müsste der Vampir doch inzwischen wissen. "Warum schläfst du nicht in einem Sarg?" Er hatte den Vampir bisher dazu noch nicht fragen können, weswegen er es jetzt nachholte. Er fand es interessant, wie sich Alan über die Klischees hinwegsetzte. Hatte er doch immer gedacht, ein Sarg wäre unverzichtbar. Alan hob fast beschwichtigend die Hände. "Ist das jetzt eine Anklage? Leg dich doch mal in einen Sarg. Kannst du darin schlafen? Oder würdest du das wollen?" Da er sich nun absolut nicht vorstellen konnte, dass man das mögen konnte, fuhr er fort. "Wahrscheinlich nicht. Särge sind doch unsinnig. Sie sind eng, stickig, man muss allein darin schlafen und kann nicht einfach jemanden dazupacken, man muss den Deckel zumachen, man kann sich nicht mal richtig umdrehen. Eigentlich sind sie allgemein blöd. Die Toten können sich bloß nicht mehr darüber beschweren und haben auch nicht mehr das Problem, sich umdrehen zu wollen." Fasste Alan zusammen. Die Argumente hatten sich über Jahre gesammelt, weil er sich immer dagegen gewehrt hatte, sich so einpferchen zu lassen. "Die einzigen beiden Vorteile sind, dass sie kein Licht hereinlassen und die Neugierigen unter den Menschen wesentlich seltener auf die Idee kommen, hineinzusehen." Gab er zu. "Ich hab kein Problem mit meiner jetzigen Natur und sehe auch keinen Grund, mich ständig daran zu erinnern, dass ich im menschlichen Sinne tot bin." Er lächelte leicht. "Aus der Sicht habe ich das noch nie betrachtet. Ich glaub, das Klischee ist dadurch entstanden, dass man denkt, dass ihr tagsüber wie tot seid." Aber dass das auch nicht stimmte, hatte er ja leider selbst feststellen müssen. Die Anspielung auf die neugierigen Menschen, und er war sich sicher, dass es eine Anspielung auf ihn war, überging er. Er trat ein paar Schritte in das Zimmer hinein und schloss die Tür hinter sich. Seufzend lehnte er sich dagegen und schaute an Alan vorbei hinaus aus dem Fenster. "Es gibt ja auch Vampire, die in Särgen schlafen. Vielleicht meinen sie, dass sie es verdient haben." Räumte er ein. Die Kerzen ließen Damons rote Haare einen Moment aufleuchten, als er den Kopf drehte. Ein schönes Farbenspiel, bemerkte der Vampir still für sich. "Und die Menschen sind sicher der Meinung, wenn wir sowieso generell tot sind, gehören wir in einen Sarg. So sehe ich es zumindest." "Nun ja, es ist schon komisch, wenn man sich vorstellt, dass du eigentlich tot bist." er legte den Kopf ein wenig schief und musterte sein Gegenüber. Das Kerzenlicht tauchte die weiße Haut in leichtes Gelb und so konnte er nun keinerlei Anzeichen dafür finden, dass der andere kein normaler Mensch war. "Aber du hast soviel Temperament, dass man es schnell genug wieder vergisst." Er ließ den Blick zu den Kerzen schweifen. Langsam hatte er sich daran gewöhnt, fast nur noch Nachts auf zu sein und das Licht der Kerzen, die den Raum in ein angenehmes Licht tauchten, fand er schon lange nicht so trügerisch wie am Anfang. Er mochte es inzwischen sehr und hatte Gefallen daran gefunden. Alan beobachtete, wie das letzte Bisschen Glut im Pfeifenkopf verglomm und der rote Schimmer ganz daraus gewichen war. Dann hob er den Blick und traf auf Damons Augen, die ihn im positiven Sinne an Holz erinnerten und nun direkt auf ihm ruhten. "Die Frage ist doch, was tot ist." Gab er zu Bedenken und setzte sich auf das rote Kanapee, das vor einem der Fenster stand. "Klinisch bin ich natürlich tot. Du wirst bei mir in den seltensten Fällen einen Puls entdecken und ich atme nur aus Gewohnheit, nicht weil ich sonst blau anlaufen und tot umfallen würde." "Für mich bedeutet Tod nicht nur klinischen Tod. Es gibt Menschen, die leben nur so vor sich hin, ohne Freude am Leben. Sklaven zum Beispiel, aber auch normale Bürger, es gibt viele von ihnen, die in meinen Augen tot sind. Ihre Augen zeigen eine gewisse Leere, aber die kann ich bei dir nun wirklich nicht entdecken." Er lächelte leicht und blickte Alan kurz in die Augen, aber die grau-grünen Augen wiesen keine Spur dieser Leere auf. Sie strotzten gerade zu vor Lebendigkeit. Er merkte, wie ihm die Beine langsam müde wurden und so ließ er sich an der Tür hinabsinken und setzte sich auf den Boden. Er hätte zwar lieber irgendwo anders gesessen, wusste aber nicht, ob der andere es als unhöflich auffassen würde, wenn er sich einfach so setzen würde. "Meinst du dann dein "eigentlich tot" von vorhin im klinischen Sinne oder gehst du von deinem Verständnis von Tod aus?" hinterfragte Alan seine Aussage und wies gleichzeitig auf das Kanapee, bedeutete seinem Gast damit, sich doch dorthin zu setzen. Damon schien zwar eine ebenso ungewöhnliche aber deswegen nicht unbedingt falsche Auffassung vom Tod zu haben wie Alan selbst. Oder sie meinten sogar beide das gleiche und drückten sich nur verschieden aus. Er verstand unter dem Tod den Verlust der Seele, oder was auch immer es war, dass Augen nicht gebrochen scheinen ließ und das Leben vom Dahinvegetieren unterschied. Und da er für sich selbst in Anspruch nahm, eine Seele zu besitzen, war er in seinen Augen auch nicht tot. "Nun klinisch tot ist nun mal klinisch tot. Ich meinte damit mein Verständnis. Ich wollte damit lediglich sagen, dass für mich auch Lebende tot sein können. Wenn der Körper nur noch eine leblose Hülle ist. Und bei Toten ist der Körper ja auch nur eine leblose Hülle, wenn man das jetzt ganz abstrakt sehen würde." Er nahm die Geste erfreut war und erhob sich. Sein Blick blieb zum wiederholten Male an Alans Augen hängen, als er auf das Kanapee zu ging und sich neben ihn setzte. Komisch, dass ihm das erst jetzt auffiel, aber diese Augen hatten fast die selbe Farbe wie die von Silvana. Er seufze leise und ließ seinen Blick wieder durch den Raum schweifen. Alan kicherte. "Da wir ja davon ausgegangen sind, dass Tote nun mal leblos sind, ja." Er zog die Beine an und setzte sich im Schneidersitz ganz auf die Sitzfläche. "Ich hab ja verstanden, wie du Todsein empfindest, aber am Anfang meintest du, es wäre schwer, sich vorzustellen, dass ich eigentlich tot bin." Er mochte die Erinnerungsabgründe in den menschlichen Gedanken nicht und er konnte sich auch dem Gedanken, die Erinnerungen anderer auch zu kennen, gegenüber nicht erwärmen. Was amüsant war, waren die tatsächlichen Reaktionen der Menschen, die sich oft von dem unterschieden, was sie nach außen hin vorgaben, aber sonst konnte Alan nicht viel mit den Gedanken anderer anfangen. Ihre Geschichte gehörte ihnen immer ganz allein. Er nickte leicht. "Ja, du hast recht. Da meinte ich den Tod im klinischen Sinne. Ich meine, so lebensfroh wie du wirkst. Da kann man es sich schlecht vorstellen, dass dieser Körper sich eigentlich nicht rühren sollte." Er formulierte das mit dem lebensfroh absichtlich so. Er wusste ja nicht, ob Alan das nur so darstellte oder ob er wirklich so lebensfroh war, und wollte ihm nichts unterstellen, das nicht so war. Ihm gefiel es immer mehr, so mit Alan da zusitzen und mit ihm zu reden. Er war ein guter Gesprächspartner und er hatte schon lange nicht mehr so über solche Dinge reden können. Alan zog leicht die Augenbrauen zusammen. Lebensfroh war ein Wort, das man oft in anklagenden Zusammenhängen benutzte. "Wenn du mit lebensfroh das Gegenteil von Todessehnsucht meinst, hast du Recht." Einen Moment lang betrachtete er das glatte Holz des Pfeifenstiels, bevor er sich erklärte. "Lebensfroh zu sein ist eine komische Sache. Es gibt, glaube ich, niemanden, der sich generell hinstellen kann und sagen kann: "Ich freue mich, dass ich lebe." Ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Leute, die gerade die Möglichkeit zu sterben hatten oder etwas ganz besonderes erlebt haben, sind natürlich ausgenommen. Gibt es noch eine andere Variante von Lebensfreude?" Er überlegte etwas, bevor er antwortete. "Vielleicht Zufriedenheit mit dem Leben, so wie es ist. Glücklich darüber sein, dass man lebt und jeden neuen Tag erleben kann. Wenn man jemanden hat, der einem viel bedeutet, erlebt man solche Momente dauernd, aber umso schneller kommt der Fall, wenn diese Person stirbt." Der Glanz in seinen Augen verdüsterte sich kurz, als er diese Worte aussprach. Kaum merklich schüttelte er den Kopf, als wolle er diesen Gedanken abschütteln. "Deswegen sollte man seinen Lebenssinn auch nicht an eine Person binden." Er versuchte ein Lächeln, was ihm aber mehr schlecht als recht gelang. Das war der Grund, weshalb er Gespräche über die Geschichten der anderen nicht mochte. Dass man irgendwann zwangsläufig an Punkte gelangte, an denen er auch nach 150 Jahren noch nicht wusste, was er antworten sollte. "Ich glaube, dass die wenigsten der... wandelnden Leichen von vorhin ihren Lebenssinn samt einer Person verloren haben." Meinte er, weil es die einzige Antwort zu sein schien, die noch so halbwegs passte. Bedauern oder eine Beileidsbekundung hätte zu heuchlerisch geklungen und nachfragen und damit in Sachen stochern, die ihn nichts angingen, wollte er auch nicht. Er nickte leicht abwesend, riss sich dann aber zusammen. Er war dem anderen in einer gewissen Weise dankbar, dass er nicht danach herumstocherte und ihn in Ruhe ließ. Auch dass er nicht versuchte ihn zu trösten oder ihm sein Mitleid/Beileid auszusprechen war irgendwie beruhigend. Denn das verschlimmerte die Sache meistens nur noch. So konnte er sich nach einer Weile von den Gedanken losreißen und blickte den anderen nun wieder ehrlich lächelnd an. "Ja du hast recht, manchmal mag es auch nur Verzweiflung über das eigene Schicksal sein, wie bei Sklaven zum Beispiel." "Hmmm, auch, aber man kann sich auch ganz einfach in seinen eigenen Gewohnheiten verlieren, denke ich. Dass man solange immer das selbe tut, bis man völlig abgestumpft ist. Warum bringst du die Sklaven eigentlich so oft wieder an?" schwenkte Alan mitten im Gedanken in eine zweite Richtung. Weil eine der Kerzenflamme anfing zu flackern und zu rußen, stand er umständlich aus dem Schneidersitz auf und schnitt an der Kerze den Docht ein Stück ab. Dabei nahm er gleich noch das Päckchen Tabak vom Kaminsims und klopfte die Pfeife in die kalte Asche aus, bevor er sich wieder zu Damon auf das rote Kanapee setzte. "Ich finde die Haltung von Sklaven abscheulich. Nicht dass ich etwas gegen Dienstpersonal habe. Aber Sklaven? Ich frage mich immer wieder, wie Leute denken können, dass sie das Recht hätten, andere wie Gegenstände zu behandeln." Er schaute dem anderen dabei zu und sah dabei unwillkürlich auf die Pfeife. Der andere schien wohl sehr gern zu rauchen. Er seufzte ein kleines bisschen. "Aber leider bin ich einer der wenigen, die so denken." Wieso kam es ihm so vor, als klagte Damon ihn damit an? Er hielt keine Sklaven, wie der andere selbst richtig bemerkt hatte, weil er der Meinung war, dass man einem gekauften Menschen weniger vertrauen konnte, als einem, der notfalls eine regelmäßig bezahlte Arbeit zu verlieren hatte. Deswegen und weil Damon sich regelrecht in Rage zu reden drohte, zog er skeptisch eine Augenbraue nach oben, sagte aber nichts. Nach Damons Blick darauf besann er sich eines Besseren und legte Pfeife und Tabak auf den Beistelltisch. Es war doch sinnlos, jetzt eine Ladung Tabak nach der anderen zu verquarzen, bloß weil es ihn gerade angenehm beschäftigte und er seine Hände gern beschäftigte, während er sich mit jemandem unterhielt. Damon legte leicht die Stirn in falten. Er überlegte, ob er sich in Gedanken über das Rauchen beschwert hatte, da Alan diese nun beiseite legte. Er kam aber zu dem Schluss, dass dem nicht so war und er nicht der Grund dafür war. Er blickte wieder hinaus und bemerkte dabei, wie der Himmel langsam heller wurde. Er erhob sich von dem Kanapee und ging zu dem Fenster. Er blickte noch eine Weile hinaus und zog dann die schweren Vorhänge vor die Fenster. Er wusste zwar nicht, wann Alan ins Bett zu gehen pflegte, aber da dieser mit dem Rücken zum Fenster saß, war es wohl besser die Vorhänge vorzuziehen, hatte er doch nur durch Zufall bemerkt, dass es langsam heller wurde. "Du kannst sie ruhig offen lassen, dann bekomme ich wenigstens den Anfang vom Morgenrot mit." Wandte Alan ein, bevor Damon auf die Idee kam, gleich alle Fenster dichtzumachen. Noch war die Tageszeit nicht kritisch. Unangenehm wurde das Licht erst, wenn die Sonne schien. Obwohl es nicht so scheinen mochte, hatte er ein ausgeprägtes Zeitgefühl und konnte stets am Licht erkennen, wie spät es ungefähr war. Er hielt in der Bewegung inne. Wenn es dem Vampir nicht zu riskant war, dann sollte das eine eben offen bleiben. Er setzte sich wieder neben Alan und blickte ebenfalls hinaus. Das helle Blau des Himmels wurde langsam leicht rosa. Es war ein schöner Anblick, obwohl er ihm ein wenig kitschig oder gar romantisch vorkam. Er blickte kurz zu Alan und versuchte in dessen Blick zu sehen, was dieser gerade dachte. Da ihm das aber nicht sofort gelang, ließ er es lieber bleiben. Er wollte dem anderen ja nicht fünf Minuten in die Augen starren... Aufmerksam betrachtete Alan das Farbenspiel des Horizonts. In einer guten Viertelstunde würde die Sonne aufgehen. Gut, theoretisch hätte er den anderen die Fenster auch komplett schließen lassen können, weil es keine große Zeitspanne mehr war, aber er mochte diese blassen Farben eben. Obgleich die Gegenwart dieses Menschen etwas völlig anderes war, als die Nähe seines ehemaligen Meisters, fühlte er sich einen Moment lang um 120 Jahre zurückversetzt, als er täglich morgens dem Sonnenaufgang zugesehen hatte und der ältere Vampir dann stets unbemerkt hinter ihn getreten war. Dessen Zunge, die ihm spielerisch über die Haut in seinem Nacken strich, war immer unerklärlich heiß gewesen und so hatte er seine Handflächen an die kühlen Fensterscheiben gelegt, bis der Größere einen Arm um ihn schlang und ihn aus dem Raum führte. Damon ahnte von den Gedanken Alans nichts. Er lehnte sich nur seufzend an die Lehne des Möbelstücks und legt das Kinn auf eben diese. Er beobachtete das Farbenspiel aufmerksam und versuchte sich vorzustellen wie es wohl war, wenn man es nicht bis zum Ende verfolgen könnte... wenn man nie mehr das helle Blau eines Winter- oder Sommerhimmels sehen könnte. Nach ein paar Minuten kam er zu dem Schluss, dass er sich das wohl nie würde vorstellen können. Trotzdem fand er es interessant, es zu versuchen. Er versuchte öfters die Dinge aus der Sicht anderer zu sehen, um so kein eingeschränktes Weltbild zu haben. Meistens gelang ihm das auch, aber bei Alan wollte es nicht so recht klappen. Aber vielleicht war gerade das, was an den Reiz des anderen ausmachte. Man wusste nie, wie er reagieren würde oder was er gerade dachte. Den Schauder, der ihm bei dieser Vorstellung den Rücken herunterkrabbelte, abschüttelnd, stand er leise auf und begann die Kerzenlichter zu löschen. Er öffnete einen Flügel des filigran gegliederten Balkonfensters, um die blassen Rauchschwaden hinauszulassen. Im Dämmerlicht, dass durch das letzte Fenster ins Zimmer floss, wirkten sie wie Staub- und Weihrauchwölkchen oder kleine, primitive Geister, die jetzt in die morgendliche Luft strebten. Eine Hand noch am Fensterrahmen blickte er erneut den bunten Saum des Himmels an. Allmählich wurde das Licht zu hell und in fünf Minuten würde es ihm in den Augen schmerzen. Was? Skeptisch drehte er sich nach seinem Opfer um. Wieso reizte er ihn? Das behielt er sich für Opfer anderer Art vor, auf deren Jagd er sich machte, wenn ihm ganz besonders unsterblich langweilig war, nicht für Blutspender. "Willst du die Vorhänge nicht langsam zuziehen?" er fragte das leise und vorsichtig, wollte er doch die Stimmung nicht kaputt machen. Er überlegte, was er wohl den Tag über tun konnte... außer Schlafen natürlich. Baden fiel es ihm auf einmal ein. Wenn er schon wieder sozusagen einen festen Wohnsitz hatte, konnte er ja auch wieder baden. Er lächelte leicht bei der Vorstellung an ein warmes Bad. "Zeigst du mir das Badezimmer, bevor du schlafen gehst?" Er blickte den anderen fragend an. Er wollte nicht schon wieder Stunden suchen und vielleicht war der andere ja so nett und ersparte ihm das Suchen. "Nö." Feixte er schadenfroh. "Wenn man selber sucht, prägt man sich den Weg besser ein." Frotzelte er und griff nach dem schweren Samtstoff. "Wenn du jetzt denkst, dass du es dir ja einfach ganz leicht machen und mein Bad benutzen könntest, hast du dich gründlich geirrt. Im Erdgeschoss wirst du schon irgendwann über das Gästebad stolpern." Damit gab er ihm ja sogar einen Hinweis und er würde seinem Personal auch einen Hinweis deswegen hinterlassen, dass ihm jemand das Bad zeigte, falls er es nach anderthalb Stunden immer noch nicht gefunden hatte. Es wäre sicher lustig, seine Gedanken dabei zu verfolgen, denn das große Bad lag zwar nicht weit von Damons Zimmer entfernt, aber der Zugang war nicht so einfach zu entdecken, denn die Tür ähnelte der Wandtäfelung in teuflischer Weise. "Dann beschwer dich aber bloß nicht, wenn ich wieder in deinem Zimmer lande!" Na, das konnte ja heiter werden, dachte er insgeheim. Er hatte doch eh schon einen schlechten Orientierungssinn und Wege zu behalten war auch nicht seine Stärke. Er seufzte leicht. Vielleicht waren die Diener ja so nett, ihm den Weg zu zeigen... obwohl die redeten ja nicht mehr mit ihm. Also musste er wohl oder übel selbst suchen. Leicht grummelnd richtete er sich auf und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer, um schon mal neue Klamotten zu holen. "Natürlich beschwere ich mich dann erst recht, weil du mir nicht zugehört hast!" rief Alan dem planlosen Menschen nach. Wozu sagte er denn Erdgeschoss, wenn er dann doch im ersten Stock landete?! Kopfschüttelnd verschloss der weißhaarige Vampir den letzten Fensterladen und zog sich dann vor seinem Bett stehend aus. Müde warf er die Klamotten über einen Stuhl und streckte sich gähnend, bevor er in das Hemd schlüpfte, das er zum Schlafen benutzte. Ach stimmte ja, der Vampir schlief ja im ersten Stock. Das hatte er ganz vergessen. Schon wieder sah er sich in seiner Vergesslichkeit bestätigt, was ihn nicht gerade aufmunterte. Ein wenig mürrisch machte er sich auf die Suche nach dem Badezimmer wobei er so vorging, dass er von dem Eingang aus alles, was nach Tür aussah, öffnete. Müde, aber nicht gerade unzufrieden mit dem Tag, weil wenigstens sein menschlicher Gast sich heute zusammengerissen und ihm keinen Ärger gemacht hatte, schlüpfte er unter seine flauschige Bettdecke. Trotzdem hütete er sich, voreilige Schlüsse zu ziehen oder seine Festlegungen ihm gegenüber zu lockern, schließlich hatte er bereits gesehen, wozu das führte und es konnte ja auch sein, dass Damon einfach geschickt darin war, ihn zu hintergehen. Nachdem er alle Türen geöffnet hatte und er das Bad nicht entdeckt hatte, grummelte er kurz vor sich hin und überlegte noch mal, was der andere genau gesagt hatte. Vielleicht gab es ja irgendeinen Trick und die Tür war versteckt. Vielleicht hatte Alan deswegen nichts gesagt... Damon fiel wieder ein, dass der andere ja nur zu gerne anderen beim Sich-Verlaufen zusah. Nicht gerade gut gelaunt machte er sich auf die Suche nach einer Tür, die nicht nach einer Tür aussah und fand auch schließlich etwas komisches in der Wandvertäfelung. Probeweise drückte Damon dagegen und blickte leicht verwundert, als diese sich öffnete und ein Badezimmer zum Vorschein kam. Zufrieden seufzte er auf und schloss die Tür hinter sich ab. Dann begann er das Wasser einzulassen und setzte sich abwartend auf den Badewannenrand. Ernesto sah feixend auf die Küchenuhr. Der Neue hatte noch zwanzig Minuten, bevor er ihm laut den Anweisungen, die er gerade in der Hand hielt, helfen durfte. Doch eigentlich glaubte er nicht, dass das nötig werden würde. Niemand war so planlos, dass er, wenn er danach suchte, nicht irgendwann auf die Spalten in der Wandverkleidung stoßen würde, nicht mal, wenn man augenscheinlich einen so grottigen Orientierungssinn hatte, wie das neuste Opfer seines Herrn. Wahrscheinlich hatte Alan ihn deswegen auch mitgenommen, denn normalerweise stand er nicht auf Erwachsene, wenn es um Blut ging. Dann nahm er Menschen mit, die ungefähr seine Größe hatten. Ernesto hatte irgendwann aufgehört, sich Gedanken um die Opfer seines Geldgebers zu machen, er konnte es nicht ändern und der Vampir brauchte nun mal Blut zum Leben und würde sowieso nicht auf seine Einwände hören. Stattdessen würde er ihn, wenn auch nicht ganz ohne Bedauern, denn so herzlos war der Kerl nun auch wieder nicht, dass es ihn keinen Deut kümmern würde, wie es Julian dann ging, in die Liste seiner verschuldeten Toten aufnehmen. Damon entledigte sich seiner Kleidung und drehte den Wasserhahn zu. Dann holte er noch ein Handtuch und den Läufer aus einem Schrank und legte beides vor die Wanne. Zufrieden seufzend ließ sich Damon in das warme Wasser gleiten. Das warme Wasser tat ihm gut, zu lange hatte er schon darauf verzichten müssen. Auf seinen Reisen hatte er meistens in kalten Flüssen gebadet oder sich nur notdürftig die Haare gewaschen. Aber das hatte jetzt wohl ein Ende, dachte er nicht ganz ohne Zufriedenheit. Damon hatte sich inzwischen mit seinem Schicksal abgefunden und fand es jetzt gar nicht mehr so schlecht wie zu Anfang. Währenddessen verschlief Alan unbehelligt in völliger Dunkelheit den Tag. Die Gedanken der Bewohner seiner Villa blieben sich selbst überlassen und unkommentiert und Alans Körper verwertete die letzten Rückstände von Damons und dem Blut des Straßenkindes, um den Vampir mit einem gesunden Hunger wieder in die Nacht hinauszuschicken. Kapitel 3: Chapter 3 -------------------- Nacht 5 Damon hatte nach dem Bad etwas gegessen und lag jetzt auf seinem Bett. Die Augen hatte er geschlossen und sein Atem ging ruhig. Man könnte meinen, er würde schlafen, in Wirklichkeit hatte er aber nur die Augen geschlossen und hing ein paar unwichtigen Gedanken nach. Dass es schon Abend war, bemerkte er bloß daran, dass er langsam müder wurde. Die schweren Vorhänge hatte er nicht zurück gezogen, weswegen er sich auf sein Zeitgefühl verlassen musste und nicht am Licht, das durch seine geschlossen Lider scheinen würde, sagen konnte wie spät es war. Genüsslich streckte sich Alan wie eine Katze. Nach der Unterbrechung durch Damon war es doch nett, die Nächte wieder durchschlafen zu dürfen. In Anlehnung an die menschlichen Gebräuche, an die er sich einfach gewöhnt hatte und die er auch nicht als einengend empfand, hatte er jetzt Appetit auf Frühstück. Gutgelaunt zog er sich um und trapste die mit Teppichen gedämpfte Treppe hinunter zu Damon Zimmer. Lautlos öffnete er die Tür. Damon lag reglos auf dem Bett, aber an seinen Gedanken, die ihn wie träge Hummeln umschwirrten, erkannte er, dass der Größere nicht schlief. Darauf bedacht, sich nicht zu verraten, schlich er sich ohne große Mühe lautlos zum Bett und ließ sich darauf nieder, beugte sich über den Rothaarigen. Damon bemerkte bloß, wie das Bett auf der einen Seite ein wenig nach unten ging und sich etwas auf dem Bett bewegte. Er war aber im Moment einfach zu träge, um die Augen zu öffnen und zu schauen, wer da war. Außerdem war es zu 99 % eh der Vampir und damit an sein Blut kam, musste er nicht aufstehen. Dazu musste Alan ja bloß das Haar aus seinem Nacken entfernen. Und das dürfte ja nicht allzu anstrengend sein. So murmelte er bloß ein leises "Hi." "N'Abend." Entgegnete er und senkte den Kopf soweit, dass seine Haarspitzen gerade so Damons Gesicht berührten. "Ich weiß, dass du nicht schläfst, also tu nicht so tot!" forderte er ihn auf und piekte Damon mit dem Zeigefinger an. Damon zuckte leicht zusammen und öffnete die Augen, wobei er unerwarteter weise direkt in die blauen Augen von Alan blickte. Damon bemerkte für sich, dass diese Augen perfekt dazu waren, sich in ihnen zu verlieren. Als er sich bewusst wurde, dass er das gerade gedacht hatte und Alan ja Gedanken lesen konnte, lief er rot an. Dennoch wandte Damon den Blick nicht ab. "Hunger?" fragte er mit leichtem Dessintresse in der Stimme. "Eigentlich schon." Antwortete Alan, "Oder möchtest du mich noch eine halbe Stunde lang anstarren, bevor ich was trinken darf?" Kurz ließ er seinen Blick zu Damons Hals schweifen, bevor er wieder direkt nach unten blickte. Um Damon in seiner jetzigen Position vernünftig beißen zu können, hätte er sich entweder neben ihn legen und an ihn kuscheln müssen oder über ihm knien müssen, obwohl das auch schon ziemlich unbequem werden würde. Konnte Damon sich nicht einfach mal bewegen? Denn auf eine so leicht falsch zu verstehende Aktion hatte er im Moment überhaupt keinen Bock. "Ist ja schon gut." Unwillig drehte sich Damon auf den Bauch. Er hatte keine Lust aufzustehen und seiner Meinung nach verlor es jetzt an Zweideutigkeit, wenn Alan sich über ihn beugen würde. Damon konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, da dies der offensichtliche Grund dafür war, dass Alan sich nicht schon längst genommen hatte, was er wollte. Mit einer Handbewegung strich sich Damon die Haare aus dem Nacken. So richtig zufrieden war Alan damit immer noch nicht, schließlich war er kein Tiger, der seine Beute stets auf den Bauch drehte, damit er ihr Gesicht beim Fressen nicht sah. Aber da Damon entweder wenig oder gar nicht geschlafen hatte und deshalb herumhing wie eine vier Wochen alte Gurke, musste er sich wohl damit begnügen. Er beugte sich tiefer über Damons Hals und lauschte dem Herzschlag. Die Vene zu finden, wenn er kopfüber auf ihn herunterguckte, war umständlicher als sonst. Prüfend strich er mit den Lippen über seine schließlich auserwählte Stelle und senkte dann die Zähne in die warme Haut. Damon seufzte zufrieden auf. Die Lippen des anderen auf seinem Hals zu spüren war ein angenehmes Gefühl und ließ seinen Körper leicht prickeln. Sogar den Biss empfand er eher als angenehm und da sein Kreislauf im Moment eh im Keller war, bemerkte er den Blutverlust zuerst kaum. Dennoch schloss Damon die Augen, um sich ganz auf das Gefühl zu konzentrieren. Schmunzelnd musste er feststellen, dass jeder Biss von Alan sich anders anfühlte. Triumphierend registrierte er die Reaktionen seines Frühstücks. Es war nicht mehr zu leugnen, dass Damon es genoss, von ihm gebissen zu werden. Warum kam er ihm denn dann nicht entgegen, wenn er es mochte und tat stattdessen so, als würde er es nur gerade so über sich ergehen lassen können? Die warme Fülle des Blutes flutete durch seinen Mund und streichelte seinen Gaumen mit den verschiedensten Aromen und dieser süßlich-herben Note, die der Blutsauger so daran mochte. Im Moment war ihr Zusammenspiel perfekt ausgewogen und die Anteile gleich verteilt, Alan bekam herrlich schmeckendes Blut und Damon bekam, was er genoss. Damon wusste selbst nicht, warum er Alan nicht entgegenkam. Vielleicht lag es an seinem Stolz. Denn wer gab schon gerne zu, dass er gern ausgesaugt wurde? Am Anfang hatte er es ja auch als unangenehm empfunden. Aber inzwischen hatte er keine Angst mehr vor der Schwärze, die ihn immer wieder einholte, da Alan nicht wirklich wenig von seinem Blut nahm. Daraus schloss Damon, dass sein Blut wohl ziemlich gut schmecken musste und das wiederum machte ihn auf die ein oder andere Weise stolz. Er wusste zwar, das Alan ihn ohne weiteres sterben lassen konnte, aber wie gesagt, Damon hatte die Angst vor der Dunkelheit verloren und so wartete er entspannt auf den Moment, wenn sein Kreislauf fast völlig den Geist aufgab. Was war das denn für ein Argument? Die einzigen, vor denen Damon es zugeben musste, waren Alan und er selbst und sie wussten es beide ohnehin schon. Unwillig riss Alan sich endlich von dem süffigen Geschmack los und ließ von Damon ab. Zumindest er wusste, dass er beiden damit auf lange Sicht keinen Gefallen tat, denn ewig würde auch Damons Kreislauf die hohen Blutverluste nicht mehr so einfach wegstecken. Sanft leckte er über die kleine Bisswunde und lauschte dabei auf die Gedanken seines Spenders, um herauszubekommen, ob sich seine Ahnung bewahrheiten würde. Damon seufzte leicht, als der Vampir aufhörte ihn zu beißen. Als die Zunge dann aber über die frische Wunde strich, musste er unwillkürlich aufkeuchen. Leicht errötend versteckte seinen Kopf in den Armen und schloss genießend die Augen. Das, was Alan da tat, fühlte sich einfach zu gut an, als das Damon dagegen protestieren würde. Wusste ich es doch, schlussfolgerte Alan bestätigt. Es ging dem Menschen nicht um den Biss, sondern einfach nur um den Kuss an seinem Hals. Denn objektiv betrachtet tat Alan nicht anderes, wenn er von ihm trank. Es gab nur die Variante, den Gebissenen Schmerzen fühlen zu lassen, wenn er brutal vorging, oder eben diese zärtliche Variante. Alans Speichel brachte die beiden Punkte dazu, sich zu schließen und gesättigt hob Alan wieder den Kopf, setzte sich aufrecht neben den anderen. Damon grummelte leicht. Er mochte das Gefühl der Lippen auf seinem Hals wirklich. Er hob eine Hand und kratzte sich dort, wo vor kurzem noch die Wunde gewesen war. Ein wenig juckten tat es trotzdem. Er drehte den Kopf und blickte Alan leicht lächelnd an. Damon war zwar ein wenig erschöpft, aber er hatte sich daran gewöhnt und so klappte er nicht sofort zusammen. Wenigstens das gab er zu. Warum dann nicht auch das andere? Der Weißhaarige stand ganz vom Bett auf und streckte sich gestärkt. Jetzt würde er seine allabendliche Runde drehen und Damon tat es wahrscheinlich gut, noch eine Runde zu pennen, so wie er aussah. "Wo gehst du hin?" Damon fragte das eher aus einem Reflex heraus als das er sich wirklich über seine Worte bewusst war. Fragend blickte er dem anderen hinter her und hatte Mühe die Augen offen zu halten. Damon rutschte in eine gemütlichere Position ohne jedoch den Blick von Alan zu wenden, da dieser noch nicht geantwortet hatte. Erstaunt darüber drehte sich Alan an der Tür wieder um. "Ich sehe nach, ob es neue dusselige Menschlein gibt, die in meinem Wald herumlaufen, und gucke ihnen ein bisschen beim Wuseln zu." Erläuterte er grinsend. "Oder hast du noch irgendwelche unerfüllten Vorstellungen?" stichelte er, weil er nicht genau wusste, warum er sich jetzt bei seinem Opfer abmelden sollte. Damon blinzelte leicht und über seine Wangen legte sich ein rosa Schimmer. Er hätte sich ja denken können, dass es dem Vampir nicht verborgen geblieben war. "Wenn du es genau wissen willst, ja.." Damon nuschelte leicht und wusste eigentlich nicht genau, was er da sagte, zu müde war er durch den Blutverlust. Er blickte Alan noch kurz mit müden Augen an und war dann eingeschlafen. "Aahh... ja" machte Alan zweifelnd und sah Damon mit einer hochgezogenen Augenbraue an, weil er das gedacht und dann einfach so eingeschlafen war. Jedoch fühlte er sich durch das Bild, dass in den Gedanken des anderen im Zusammenhang mit Blutverlust auftauchte, genügend aufgeklärt, als dass er ihn wieder aufgeweckt hätte, um nachzufragen. Stattdessen schloss er leise die Tür hinter sich und begab sich auf den eben erwähnten Streifzug. Damon schlief eine ganze Weile, bevor er die Augen wieder öffnete. Er fühlte sich ausgelaugt und so langsam kam er zu der Überzeugung, dass er irgendwie einen Rhythmus in seinen Schlaf bringen müsse, da sein Körper sonst sehr schnell den Geist aufgeben würde. Langsam erhob der Rothaarige sich und musste sich erstmal an der Wand festhalten, da alles so zu schwanken drohte. Langsam tapste er zum Flur und machte sich auf die Suche nach der Küche, um ein Glas Wasser zu trinken. Ernesto, der gerade seine letzte Runde durch das Haus drehte, bevor er sich mit Julian auf den Heimweg machte, begegnete ihm einige Flure vor der großen Küche. Der Neuling war auffällig blass und stand nicht besonders sicher auf den Beinen. Ein wenig besorgt trat er näher heran, um ihn notfalls aufzufangen, sollte er umkippen. "Ist dir nicht gut?" Fragte er vorsichtig. Damon blickte ein wenig verwundert zu dem Diener. Aus einem Reflex hielt er sich an dessen Schultern fest und stricht sich kurz über die Augen. Er nahm sich vor für die Zukunft seinen Kreislauf auf trab zu bringen bevor er sich beißen lies. "Es geht. Aber ich suche die Küche. Wenn ich nicht was zu trinken bekomme, kippe ich womöglich noch um." gab Damon leicht besorgt zu. Er wollte ja keine Umstände machen und einfach so im Flur umfallen und um seine Gesundheit sorgte er sich inzwischen auch ein wenig. "Also gut." Ernesto legte einen Arm um Damons Schultern und führte ihn zur Küche, wo er ihn auf einen Stuhl setzte. Julian zog eine Augenbraue nach oben, während er einen Topf in den Vorratsschrank stellte. "Das sollst du doch nicht." Merkte er an. Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. "Ich kann ihn ja schlecht vor meiner Nase umkippen lassen. Außerdem wäre Alan sicher noch weniger begeistert, wenn er ihn selbst aufheben müsste." Entgegnete er wenig gerührt und schöpfte Wasser aus einem Becken, in das es von draußen geleitet wurde, in einen Becher. Julian berührte ihn zart an der Hand, als er vorbeiging, woraufhin Ernesto ihn mit einem Lächeln belohnte. "Hier." Er reichte Damon den Becher und sah zu, dass er ihn nicht gleich fallen ließ. Damon lauschte der Unterhaltung erstaunt. Deswegen also hatte der Diener nicht mehr mit ihm geredet, weil Alan es verboten hatte. Er fragte sich, was das für einen Sinn hatte. Dankbar nahm er das Wasser an und lächelte sein Gegenüber an. "Danke." Damon setzte das Glas an den Mund und hatte es in schnellen Zügen geleert. Ernesto saß mittlerweile, die Beine baumeln lassend, auf einer Arbeitsfläche und betrachtete den Koch, ab und zu warf er auch Damon einen aufmerksamen Blick zu. Zum einen, weil er sehen wollte, wenn er umkippte und zum anderen wäre er jetzt gern mit dem Koch mit den honigfarbenen Haaren allein gewesen. Auf die Dankesworte hin nickte er dem Rothaarigen schlicht zu, fragte jedoch nicht nach, ob er noch mehr wollte, denn zu viel Wasser auf einmal war trotz des Durstes der anderen nicht gut, das wusste er aus Erfahrung. Dass der Neue sich deswegen übergab, konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Damon bemerkte die Blicke, die sich die beiden zuwarfen, und lächelte leicht. Er stellte das Glas auf die Arbeitsplatte und bedankte sich nochmals bei den beiden. "Ich will dann nicht länger stören." meinte Damon und ließ ein leichtes Lächeln über sein Gesicht huschen. Dann machte er sich auf den Weg in seiner Zimmer. Obwohl sein Durst immer noch nicht gelöscht war und sein Kreislauf nach mehr verlangte. Aber er beschloss im Badezimmer einfach aus dem Hahn zu trinken. "Jetzt hast du ihn mit deiner finsteren Miene verjagt." Schnurrte Julian dem Dunkelhaarigen ins Ohr. Dieser biss ihn wegen dieser Unterstellung "strafend" in sein Ohr. "Quatsch, ich war ganz artig." Klimperte er mit den ebenso dunklen Augen. Der Blonde lachte bloß und hob Ernesto vom Tisch, stellte ihn in einer Ecke ab und legte ihm den Mantel um, während der Kleinere sich einen Kuss stahl. Ein Stockwerk über ihnen kehrte eine Fledermaus in ihre Gemächer zurück. Sich über die langsam einsetzende Kälte schüttelnd ließ Alan sich aufs Bett fallen. Obwohl die Straßenkinder noch vor dem Wald herumlungerten und sicher die Wanderer belogen, hatte sich noch niemand neues verirrt. Aber ein ausgewachsener Mensch reichte ihm momentan völlig und, als Austausch, weil er den hauseigenen Erwachsenen nicht ständig anzapfen konnte, gab es schließlich immer noch die Kinder. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Sorgen bereiteten ihm eher die Geldschwierigkeiten, die sich spätestens im Verlaufe des nächsten Jahres anbahnen würden. Damon ging erst einmal in das Bad und trank soviel, bis er meinte, dass sein Kreislauf genug hatte. Erst dann machte er sich auf den Weg in sein Bett und legte sich darauf. Er musste schmunzelnd an das kleine Pärchen aus der Küche denken. Ob Alan wohl nur die beiden als Diener hatte? Sie waren jedenfalls die einzigen, denen er bisher begegnet war. Die nicht ganz so nahen Gedanken von Damon, Ernesto und Julian, die gerade hinter sich, die Tür zuzogen, schwirrten wie sanftes Gemurmel um ihn herum. Im Laufe seines Lebens hatte er sich daran gewöhnt und so gehörten die Gedanken anderer zu seiner Umgebung einfach dazu. Alice war bloß am Vormittag kurz da gewesen, wie er von den beiden erfahren hatte, und hatte das Laub, dass in Stürmen von den Bäumen flatterte, aus dem Garten geräumt. Sonst war jetzt im Spätherbst nicht mehr sehr viel für sie zu tun. Wie er Damons Gedanken entnahm, war er wohl als erstes Ernesto über den Weg gelaufen. Über den Ausdruck ,kleines Pärchen' schüttelte er nur amüsiert den Kopf. Kleines Pärchen war gut, schließlich diente das Doppelpack dem Vampir nun bereits seit fünf Jahren. Damon bekam nichts davon mit, dass der Vampir wieder zu Hause war und nun wieder seine Gedanken las. Er drehte sich auf dem Bett herum und stand auf, um die Kerzen zu löschen. Für heute war sein Körper einfach zu geschwächt, um sich weiter auf den Beinen zu halten und er spürte ein müdes Brennen in den Augen. Als es völlig dunkel in dem Zimmer war und er die schweren Vorhänge zugezogen hatte, ging Damon zu seinem Bett. Er fluchte laut auf, als er sich trotz der Vorsicht den Zeh stieß und ließ sich sauer auf das Bett fallen. Er war jedoch zu müde, um sich lange damit aufzuhalten und so waren ihm schon nach einigen Sekunden die Augen zugefallen. Gerade wollte Alan aufstehen, zum einen, weil er irgendwie gerade Damons Gesellschaft wollte, und zum anderen, weil er sehen wollte, wie es ihm ging, als er aus Damons Gedanken erfuhr, dass er eingeschlafen war. Er wusste, dass es falsch gewesen war, soviel von seinem Blut zu trinken und hatte ein schlechtes Gewissen deshalb. Gute Weine stürzte man doch auch nicht einfach hinunter, man trank sie jeden Schluck bis ins letzte auskostend und nicht in rauen Mengen. Er ärgerte sich darüber, dass ihn der Geschmack dieses Dahergelaufenen so seiner Selbstbeherrschung beraubte. Wenn er nicht feinfühliger mit ihm umging, wäre der Mensch spätestens in einem Monat so ausgebrannt, dass dem Vampir dann nur noch die Erinnerung an den Geschmack bleiben würde. Trotzdem hätte er am liebsten sofort wieder von diesem unwahrscheinlich köstlichen Blut genascht. Damon schlief friedlich weiter. Er fühlte sich wohl hier in dem Haus und lächelte leicht im schlaf. Selbst die Diener waren freundlich und halfen ihm, obwohl Alan es ihnen verboten hatte und nach dem Alan und er aufgetaut waren, war ihr beider Verhältnis zueinander auch besser geworden. Er drehte sich im schlaf auf die Seite und murmelte leise im schlaf. So langsam kehrte die kraft in seinen Körper zurück und er erholte sich langsam von dem hohen Blutverlust. Er konnte gar nicht nach unten gehen, fiel Alan auf. Nicht nachdem er jetzt durch die Gedanken daran so einen höllischen Appetit auf Damons Blut hatte. Schon der feine, aber trotzdem verheißungsvolle Geruch hätte ihn dazu getrieben, ihn zu beißen. Aber.... vielleicht war es tatsächlich das beste, wenn er ihn austrank und sich von dieser Qual des Trinken-Wollens und Nicht-Dürfens befreite? Nachdenklich zupfte er an seiner Lippe und leckte sich über die Fingerspitzen. Davon ahnte Damon wahrlich nichts. Er fühlte sich sicher und geborgen in den warmen Decken und der angenehmen Atmosphäre des Hauses. Hätte der Rothaarige geahnt, über was Alan da nachdachte, hätte er wahrscheinlich nicht so gut geschlafen. Doch so langsam begann er wieder wach zu werden und rieb sich verschlafen den Sand aus den Augen. Bedächtig wog Alan Vor- und Nachteile beider Verfahrensversionen ab. Beide erschienen logisch, beide hatten gleichgute Argumente, die Entscheidung war so einfach nicht zu treffen. Also würde er das Ganze wohl vertagen müssen. Und bis es soweit war, dass er es wusste, würde er sich ablenken müssen... vielleicht war es ja tatsächlich im Moment das Beste, sich mal wieder in der Stadt unter Leute zu begeben. Vielleicht löste sich so auch sein finanzielles Problem. Damon wurde langsam wirklich wach und richtete sich blinzelnd auf. Murmelnd fuhr er sich durch das Haar und streckte eine Hand aus, um die schweren Vorhänge beiseite zu ziehen, um zu sehen wie spät es war. Als er merkte, dass es noch Nacht war, ließ er sich stöhnend zurück in die Kissen fallen. Und er hatte gedacht, er hätte Stunden geschlafen. Er fragte, was er wohl machen könnte, kam aber zu keinem Ergebnis. Jetzt der Drehpunkte seiner Gedanken beraubt, starrte Alan Löcher in die Decke. Aber das machte ihm nichts aus, sowieso war es kein aggressives oder gelangweiltes Starren, sondern eben einfach eine Beschäftigung, wie Lesen. Manchmal mochte er das wirklich und er konnte es auch stundenlang tun, denn er genoss es, einfach nur die Decke anzusehen und an nichts zu denken, außer an das, was er tat und das war eben nicht besonders viel. Die Gedanken des erwachenden Damons ignorierte er einfach. Damon starrte ebenfalls an die Decke, in der Hoffnung davon so müde zu werden, dass er einschlief. Er hatte die Hände hinter dem kopf verschränkt und ließ seine Gedanken schweifen. Was der Vampir wohl gerade tat? Wie lange es wohl noch dunkel war? Hätte der Mensch Alan danach gefragt, hätte er ganz schnell Antworten gehabt. Dunkel war es noch zwei Stunden und er starrte genauso an die Decke wie der andere, aber er hatte eher damit angefangen, also war der Wanderer es, der ihn nachahmte und nicht umgekehrt. Warum interessierte, oder besser störte, es den Jüngeren so, dass es dunkel war? Hatte er etwas vor? Wenn er dachte, er könnte einfach so weglaufen, wenn es hell war, hatte er sich aber geschnitten. Bis er seine Entscheidung getroffen hatte, würde Alan sein Opfer auf keinen Fall einfach ziehen lassen. Damon hatte nicht vor wegzulaufen. Warum sollte er auch? Hier bekam er gutes Essen, Wasser, konnte warm duschen und sterben würde er so oder so. Er wollte sich im Garten umschauen und vielleicht nach einer Bibliothek suchen. Im Tageslicht ließ es sich einfach besser lesen als im Kerzenschein. Er drehte sich auf die Seite und zupfte wartend an der Bettdecke herum. Vielleicht würde er auch Kohle und ein Blatt Papier finden und wieder zeichnen können. Weil Alan nicht vorhatte, hier zwei Stunden lang, sinnlos, wie gefesselt, auf den Sonnenaufgang zu warten, ließ er sich ein Bad ein und begann langsam, so wie das Wasser die Wanne füllte, sich auszuziehen und die Sachen auf einen Hocker neben der Wanne zu schichten. Aus einer kleinen Flasche ließ er Öl in das Badewasser tropfen. Damon beschloss, dass er ja schon mal die Bibliothek suchen könnte. Er stand auf und machte sich auf den Weg. Unten hatte er sie noch nicht entdeckt und deswegen ging er gleich in den ersten Stock. Er wollte gerade eine Tür öffnen, als er aus dem Zimmer das Plätschern von Wasser hörte. Offensichtlich war dies das Badezimmer des Vampirs. Er ließ die Hand wieder vom Griff sinken und drehte sich zum nächsten Zimmer. Zufrieden seufzend streifte er sich das Hemd von den Schultern und ließ sich in das warme, leicht duftende Wasser sinken. Genüsslich räkelte Alan sich eine Weile und überließ es der Wärme, seine verspannten Muskeln zu lockern. Er legte den Kopf hinten auf den Beckenrand und schloss die Augen. Dass Damon hier gerade in seinem Stockwerk herumschwirrte, wusste er zwar, nahm es aber nicht wirklich wahr. Nachdem Damon einige Türen geöffnet hatte und unter anderem Alans Schlafzimmer und das Arbeitszimmer wieder gefunden hatte, öffnete er endlich die Tür zu der zwar nicht großen, aber auch nicht gerade kleinen Bibliothek. Lächelnd ging er hinein und sah sich um. Er trat zu einem der Bücherregale und las die Buchrücken. Er las noch ein paar weitere und versuchte herauszufinden, ob es hier ein System gab. Nachdem das ständige Türenöffnen und -schließen abgeebbt war, bei dem der Vampir irgendwann nur noch genervt die Augen verdrehte, konnte Alan endlich in Ruhe baden. Das Gemurmel von Damons Gedanken wurde, je mehr Alan schließlich einschlief, immer undeutlicher und blasser, bis es endgültig in Träumen, an die er sich später sowieso nicht mehr erinnern konnte, unterging. Damon entdeckte nach einiger Zeit ein System in dem ganzen Wirrwarr und fand sogar ein Buch, das sein Interesse weckte. Er blickte hinaus und sah, dass es anfing, zu dämmern. Der Vampir würde also noch nicht schlafen und er konnte ihm eine angenehme Nacht wünschen. Warum er das wollte, wusste er selbst nicht genau. So ging er erst zum Arbeitszimmer und dann zum Schlafzimmer. Dass Alan in beidem nicht war, wunderte ihn. Der Vampir war doch zu Hause, er hatte doch deutlich das Rauschen des Wassers gehört. Damon überlegte eine Weile und blickte wieder hinaus. Vielleicht war Alan ja im warmen Wasser eingeschlafen. Das passierte ihm selbst oft. Damon wusste nicht, was für Fenster das Badezimmer hatte und deswegen öffnete er die Badezimmertür und sah den Vampir, wie vermutet im Wasser liegen. Die Vorhänge des Badezimmers waren nicht zugezogen und so schloss Damon sie erstmal. Vorsichtig legte er Alan eine Hand auf die Schulter und rüttelte ihn leicht. Er konnte sich vorstellen, dass der andere sich nicht darüber freuen würde, morgen Abend, eingeweicht, in eiskaltem Wasser und so verschrumpelt wie eine Gurke aufzuwachen. Zumal dann wohl alles verspannt sein würde. "Hey, Alan, aufwachen!" meinte er bestimmt, aber nicht schroff. Verwirrt darüber, geweckt zu werden, öffnete Alan blinzelnd die Augen und sah irritiert zu seinem Ruhestörer hoch. Als er den Menschen erkannte, blitzte er ihn böse an und öffnete den Mund, um ihn zornig anzufahren, schloss ihn dann aber unverrichteter Dinge wieder. Stattdessen richtete er sich, das Gesicht über das fast kalte Wasser verziehend, auf und rieb sich über die Augen. Die Tatsache, dass Damon, zumindest seinen Gedanken nach zu urteilen, gewisses Interesse an ihm hegte, ignorierte er einfach, als er, nackt wie er war, ganz aus dem Wasser aufstand, sich einen Moment suchend umblickte und sich dann in eins der weißen Handtücher hüllte. Damon sah den anderen entschuldigend an. "Tut mir leid, aber die Sonne ist schon fast aufgegangen und ich hab mir gedacht, es ist dir bestimmt nicht recht, morgen in dieser Wanne aufzuwachen..." Er konnte sehen, dass Alan wohl ein wenig sauer war. Aber das war nur zu verständlich. Er wäre, wäre er an Alans Stelle, auch nicht gerne geweckt worden. Er drehte sich also um und machte sich mit leicht hängendem Kopf auf den Weg aus dem Badezimmer. "Außerdem waren die Vorhänge hier drin offen." Alan erbleichte, als er hörte, wie spät es war. "Scheiße!" entfuhr es ihm entsetzt flüsternd. Er hatte das Obergeschoss, als er das Haus damals übernommen hatte, so umbauen lassen, dass das Stück des Flures, in welchem sich die Türen zu seinem Bade-, Schlaf- und Arbeitszimmer befanden, durch eine nachträglich eingezogene Wand samt Flügeltür, vom Rest getrennt wurde. Außerdem hatte die neue ,Diele' so günstig gelegen, dass er auch ein Fenster nach Osten hatte hineinbrechen lassen, damit er sich stets vergewissern konnte, wie spät es war. Seine Wohnung gestaltete sich quasi gerade zu einer Falle für ihn. Im Flur gab es keine Vorhänge und selbst, wenn er das noch schaffen würde, waren alle Fenster im Schlafzimmer noch nicht verdeckt. Bisher war das nie ein Problem gewesen, jetzt würden ihm die Fenster, die er so mochte, wohl zum Verhängnis werden. Denn selbst wenn er Damon vorschickte, um sein Zimmer zu verdunkeln, gab es das Problem, dass es dann zu spät war, um noch vor der Sonne durch den kurzen Korridor zu kommen. Damon erkannte das Problem und überlegte, was man denn tun könnte. "Wenn du willst, könnte ich die Matratze und dein Bettzeug hier herübertragen. Das würde zwar einige Minuten dauern, aber dann müsstest du nicht auf den Fliesen schlafen." Er sah den Vampir fragend an. Er konnte an dem Licht, das durch den Türspalt fiel, erkennen, dass es schon viel zu hell war, um den Vampir über den Flur zu bringen. Resignierend dachte Alan über den Vorschlag nach und wollte eben zustimmen, als ihm gewahr wurde, dass er auf jeden Fall Tageslicht abbekommen würde, wenn Damon die Tür weiter öffnen musste, um die Decke herzubringen. Das Bad war zu schmal, um dem ausweichen zu können. Verneinend schüttelte er nur den Kopf. Schon der schmale Türspalt brannte ihm in den Augen, so dass er sich, eine Hand auf die schmerzenden Augen gelegt, an der Wand entlang auf den Boden sinken ließ. Wenigstens waren die Vorhänge zu dick für das Licht. Damon bemerkte Alans Verhalten, das dann wohl hieß, dass auch er den Tag hier drin verbringen musste. Dabei hatte er doch lesen wollen. Seufzend öffnete er die Badezimmerschränke und kramte ein paar Handtücher hervor. Diese legte er vor den Türspalt und verbannte so das Licht aus dem Badezimmer. Alan konnte froh sein, dass er seine Sachen im Bad ausgezogen hatte. Sonst hätte er wohl frieren müssen. Wobei er sich fragte, ob Vampire überhaupt frieren konnten. "Natürlich habe ich ein Temperaturempfinden!" maulte Alan, der schon jetzt Kopfschmerzen von dem verdammten Licht bekam, und stand langsam wieder auf. Damon konnte in der Dunkelheit sowieso fast nichts sehen und er hatte keine Lust mehr, im Handtuch herumzusitzen. So ließ er es auf den Boden fallen und begann sich anzuziehen, wobei er ihm hintersten Winkel seines Kopfes eine Art schlechtes Gewissen entwickelte, weil er den Menschen zwang, mit ihm, den er sowieso nur Sekundenweise wechselnd leiden konnte, in einem dunkeln Bad zu hocken. Damon hatte sich ein paar Handtücher aus dem Schrank genommen und sie in eine Ecke gelegt. Auf diese setzte er sich jetzt und lehnte sich gegen die wand. Das konnte ja heiter werden. Er hoffte nur das der Vampir bald schlafen würde. Anscheinend bekam dieser mit zunehmendem licht zunehmend schlechte Laune. Er blickte in die Richtung in der er Alan vermutete, konnte aber außer einem rascheln nichts wahrnehmen. Das hatte man nun von seiner Hilfsbereitschaft, man wurde nur angepflaumt. Grummelnd schloss er die Augen. Es war irgendwie deprimierend die ganze zeit ins dunkel zu starren weswegen das das beste war das er machen konnte. Allerdings sah er, geblendet durch das bisschen Licht vorhin, auch nicht mehr viel, wenigstens hörte er umso besser und Damons Gedanken waren irgendwie auch ziemlich ernüchternd. Er verhielt sich total wehleidig und beschloss, sich mal ein bisschen zusammenzureißen. Weil er durch sein Gehör genau ermitteln konnte, wo und wie der andere saß, kam er leise zu ihm und hockte sich vor ihn. Federleicht strich er mit den Fingerspitzen an Damons Halsbeuge entlang. "Willst du das immer noch?" fragte er, weil er sich die Frage nicht durch dessen Gedanken beantworten lassen konnte. Damon zuckte zusammen, als er plötzlich die Hand des anderen auf seinem Hals spürte. Er hatte zwar gehört, dass dieser sich bewegte, aber dass er zu ihm kam... "Was?" fragte er leicht verwirrt. War das jetzt eine Fangfrage oder? Damon musste erst einmal seine Gedanken ordnen und setzte dann immer noch verwirrt, was diese Frage sollte, zu einer neuen Antwort an. Interessierte es den anderen überhaupt, was er wollte? "Ich... nun ja, im Moment nicht. Aber morgen vielleicht wieder..." Er konnte einfach keine vernünftige Antwort finden. Und die Finger an seinem Hals machten ihn nur noch nervöser. Alan bemerkte an den konfusen Gedankenknäueln, dass der Mensch gerade nicht hinterherkam und winkte ab. "Ist schon gut." Er wäre dem Wunsch sowieso nur entsprochen, wenn er es tatsächlich wollte, aber augenscheinlich hatte er Damons Gedanken vom frühen Abend fehlinterpretiert. "Aber... mir ist gerade eingefallen, wie du mich loswerden könntest." Stellte er seinem Gegenüber stattdessen in Aussicht. "Indem ich die Tür aufreiße? Was sollen diese plötzlichen Fragen? Willst du mich loswerden?" fragte Damon den Vampir vorwurfsvoll. Er verstand nicht, warum Alan auf einmal solche Fragen stellte. Natürlich gefiel es ihm, von dem anderen gebissen zu werden, allein schon wegen Alans weichen Lippen, aber er bezweifelte, dass sein Kreislauf das vor morgen Abend noch einmal mitmachen würde. Sonst hätte er wohl ja gesagt. Alan seufzte auf. "Du verstehst mich falsch. Beide Male. Ich habe nicht Beißen gemeint, sondern etwas Schonenderes, weil ich gerade das Bedürfnis hatte, meinem schlechtes Gewissen den Wind aus den Segeln zu nehmen, aber das hat sich jetzt erledigt." Da waren sie doch, diese Gedanken, der Kerl wusste echt nicht, was er wollte. Es war doch zum Verrücktwerden, dieses ständige Ja - Nein - Ja- Ach nee, doch nicht... "Und eben meinte ich nicht, dass du mich umbringen sollst, sondern, dass mir gerade aufgegangen ist, wie du jetzt deine Ruhe vor mir hättest. Das wolltest du doch. Außerdem, sind seltsame Frage echt eine Möglichkeit, dich zu vertreiben?" fragte er mit spitzbübischem Interesse. "Nein, aber deine Fragen hörten sich beide so an, als wärst du kurz davor, mich rauszuschmeißen." meinte Damon kleinlaut. Er drehte den Kopf da hin, wo er Alan vermutete. Er meinte nicht das Beißen, aber... er meinte doch nicht etwa... "Was meintest du dann? In beiden Fällen." fügte er noch hinzu. Er hatte Alan wohl falsch verstanden. Wollte jetzt sicher gehen und von ihm eine direkte Antwort erhalten. "Woran hast du denn gerade eben am detailliertesten gedacht?" fragte er, trotz der Dunkelheit grinsend, denn Damon wusste das allein doch auch und so konnte er sich die erste Frage selbst beantworten. Langsam zog er seine Hand von Damons Hals zurück. "Und zweitens meinte ich, dass du dir einfach eine Schachtel suchen könntest, mich einpacken, rübertragen und in mein dunkles Zimmer packen und dann friedlich deiner Wege gehen könntest." "Ich glaube nicht, dass du in diesem Badezimmer eine Schachtel hast, in die du reinpasst. ..Außer den Schränken und die möchte ich dir nicht auseinander schrauben, vor allem nicht im Dunkeln." Woran er eben so detailliert gedacht hatte? Irgendwie zeigte es ihm, dass der andere wusste, worum es ihm ging. Er streckte also die Hand aus und fand sogar den Nacken des Vampirs. So langsam hatten sich seine Augen an das Dunkel gewöhnt, wodurch er den anderen schemenhaft erkennen konnte. Er beugte sich vor und küsste den anderen. Das hatte er sich zwar weder so gedacht, noch aus den Gedanken des Menschen gewusst, trotzdem überraschte ihn das Verhalten des anderen nur mäßig. Stattdessen hatte er genug damit zu tun, sich zurückzuhalten und dem Menschen nicht in die Lippe zu beißen. Nicht weil ihm der Kuss nicht gefiel, sondern weil er durch seine empfindlichen Lippen das Blut unter der dünnen Haut fühlen konnte und der Vorgeschmack, den ihm die anderen Lippen lieferten, ihn umso gieriger machte. Damon wunderte sich zwar, dass der andere sich nicht wehrte, fand es wiederum aber auch sehr schön. Die Lippen von Alan waren genauso weich, wie er es sich gedacht hatte, und obwohl der andere den Kuss nur leicht erwiderte, sah er keinen Grund sich von den Lippen zu lösen. Er legte beide Hände auf Alans Schultern, um ihn so festzuhalten, und küsste ihn weiter. Schließlich griff Alan auf andere Methoden zurück und verschloss sich gegen alle tieferen Eindrücke, die er nur als Vampir gewinnen konnte, und konzentrierte sich nur noch auf das andere. Zum Beispiel darauf, dass Damon eigentlich ziemlich lecker küsste und gut schmeckte. Williger rückte er etwas näher heran. Vom Nähern des Vampirs und dadurch, dass sein Kuss nun etwas stärker erwidert wurde, ermutigt, strich Damon mit der Zunge fordernd über Alans zarte Lippen. Die Lippen des Vampirs hatten einen komischen Geschmack und Damon fragte sich insgeheim, ob es wohl eine Mischung von Tabak und Blut war. Seine Hände strichen von Alans Schultern über dessen Oberkörper. Er wollte mehr. Mehr von dieses köstlichen Lippen... mehr von Alan... Die Forderungen der Zunge, die seine Lippen lockte, bat, war so seltsam bezwingend, dass Alan ihm Einlass gewährte. Auch Damon schmeckte ganz leicht nach Blut, was wohl noch von seinem Biss herrührte. Dieser metallisch, süßlich-herbe Geschmack griff die gerade mühsam eingeschränkte Wahrnehmung schon wieder ziemlich an. Wie nötig hatte er es eigentlich, dass er dem Menschen einfach so nachgab? Der Gedanke war jedoch so dermaßen unbequem, dass der Vampir auch ihn aussperrte und sich nur noch auf die Lippen und die Zunge des anderen konzentrierte, was ihm im Gegensatz zu seiner restlichen Wahrnehmung mehr als leicht fiel. Damons Gedanken summten leise und träge um ihn herum, doch Alan war mit sich und dem Kuss zu beschäftigt, um auf sie zu achten, weswegen ihm die mehr fordernden Vorstellungen entgingen. Wieso war er diesem Kuss so ausgeliefert, warum gefiel er ihm? Damon gefiel der Kuss mehr als gut. Etwas sanfter erkundete er die Mundhöhle des anderen, darauf achtend, dass er sich an den spitzen Zähnen die Zunge nicht zerschnitt. Er konnte sich vorstellen, dass der Vampir sich nicht beherrschen können würde, würde er das Blut direkt auf seiner Zunge schmecken. Er strich über die Säume von Alans Zunge, neckte sie spielerisch, erhoffte sich dadurch ein wenig mehr Gegeninitiative von Alan. Er fragte sich woran es lag, dass es ihm nichts ausmachte, den anderen zu küssen... lag es an der Dunkelheit? Oder war es einfach zu lange unterdrücktes Verlangen? Er wusste es nicht, er wusste nur, dass er mehr wollte.... mehr als einen Kuss. Seine Hände wanderten von Alans Oberkörper zu dessen Seiten und strichen diese hinauf und hinab, beugte sich weiter vor und begann so Alan langsam aber sicher unter sich zu bringen. Hätte Alan die Gedanken des anderen gelesen, hätte er sich über diesen Widerspruch in sich ziemlich gewundert, denn einerseits staunte Damon, dass er keine Gegenwehr leistete, andererseits erwartete er Gegeninitiative von ihm. Aber mit dem Grund, dass er das überhaupt mit sich machen ließ, lag er gar nicht so falsch. Alan war einfach ein Vampir, der noch ziemlich an äußeren Einflüssen hing: zu wenig Schlaf, denn normalerweise hätte er längst geschlafen, sowie die Schwächung durch das Sonnenlicht aus dem Türspalt machten ihn weniger widerborstig. Dass er nicht so auf Damons Zungenspiel reagierte, lag schlicht und ergreifend daran, dass er mit dem verbliebenen Widerwillen ausfocht, wie es weitergehen würde, dabei wusste er, dass er bereits verloren hatte. Er würde Damon nicht mehr wegstoßen... obwohl dieser die Möglichkeit, die er ihm einen kurzen Moment lang hatte gewähren wollen, jetzt bis zum Letzten ausnutzen würde. Da Damon sich immer weiter über ihn schob, musste er sich bald nach hinten abstützen, ließ dennoch den Kontakt ihrer Lippen nicht abreißen, sondern begann ihn langsam auch von seiner Seite aus zu vertiefen. Damon freute sich darüber, dass Alan den Kuss endlich erwiderte. Dadurch fühlte sich das Ganze nicht mehr so ganz einseitig an. Seine Hände suchten ihren Weg unter Alans Oberteil und strichen sanft über die weiche und samtige haut darunter. Die Haut sah von außen so weiß und kalt aus und umso mehr erstaunte es ihn, dass sie so weich und samtig war. Vor allem war sie nicht kalt. Den Punkt, an dem er einen Rückzieher machen würde, hatte er schon lange überschritten. Er wollte jetzt wirklich nicht mehr damit aufhören. Er konnte von diesen weichen Lippen einfach nicht genug kriegen. Alan war mittlerweile so in Rücklage, dass er seine Knie ein wenig nach oben zog und sich auf den Unterarmen abstützen musste, und so endgültig unter Damon lag. Aus Gewohnheit lockte er Damons Zunge stets so, dass sie, wenn er nicht aufpasste, sich an den scharfen, mäßig verlängerten Eckzähnen schneiden würde. Damons Hände waren warm und fest auf seiner Haut, zu wirklich, um das Ganze notfalls als Illusion abtun zu können. Unwillkürlich ging er ihnen etwas entgegen. Damon passte auf. Er wollte nicht, dass der Vampir aufgrund des Blutes etwas Unüberlegtes tat. Und dennoch gelang es ihm nicht. Das Spiel des Vampirs war einfach zu verlockend und so schnitt er sich am Ende doch an den spitzen Zähnen. Seine Hände strichen sanft und tastend über die weiche Haut. Er begann langsam damit, die Knöpfe des Oberteiles zu öffnen und wanderte immer wieder über die freigewordene Haut. Strich sanft über die Brustwarzen des anderen. Genießend schloss Alan die Augen, als er endlich den metallischen Geschmack von Damons Blut kosten durfte. Langsam ließ er die Barrikaden, die er um seine Wahrnehmung hatte errichten müssen, um nicht ständig das Blut in den Adern des anderen zu hören und zu spüren, fallen. Der Schnitt war nicht tief und würde Damon durch den Blutverlust nicht gefährden und er musste sich nicht mehr in solchem Maße kontrollieren. Leichtes Frösteln überlief seine Haut, stellte die feinen Härchen auf und ließ seine Brustwarzen hart werden, als der Mensch sein Hemd öffnete und seinen Oberkörper mit seinen Fingern zu betrachten schien. Damon löste den Kuss nach einer Weile. Nicht, weil ihm der Kuss nicht gefiel. Eher im Gegenteil. Er hatte schon lange niemanden mehr geküsst und Alans Küsse waren gerade zu berauschend. Aber es schränkte ihn in seinen Handlungsmöglichkeiten ein, fand er und so ließ er seine Lippen auf Alans Hals sinken. Liebkoste diesen und fuhr mit der Zunge darüber. Hin und wieder knabberte er an der zarten Haut. Scharf die Luft einziehend biss sich Alan auf die Lippe. Jetzt, da er das Blut nicht mehr unmittelbar schmeckte, kamen seinen Gedanken so langsam wieder ins Rollen. So weit hatte er es nie kommen lassen wollen, anfangs hatte er bloß vorgehabt, Damon einfach einen kleinen Gefallen zu tun, damit er sich nicht mehr so scheiße vorkam und die Gedanken des anderen ihm das nicht auch noch ständig mitteilten. Aber das Ganze war ihm durch diesen Kuss völlig aus den Händen geglitten, er hatte ihn damit regelrecht gefesselt. Und das wusste er auch, da war Alan sich sicher. Sein Körper ließ seinen armen, kleinen Verstand ganz einfach mal im Stich und ließ sich von diesem Menschen verführen. Die Lippen fühlten sich auf seinem Hals unverschämt gut an, sie schienen zu flüstern. Unwillkürlich ließ Alan sich weiter hineinziehen und seine Gedanken wurden wieder träger. Er konnte sich dem einfach nicht widersetzen. Damon merkte, wie sich der Körper von Alan für einen kurzen Moment verspannte. Seine Hände und Lippen hielten für den Moment still, glaubte er doch zu weit gegangen zu sein und jetzt die Quittung dafür zu erhalten. Als sich Alan dann jedoch wieder entspannte und wohl ganz aufgegeben hatte, sich dagegen zu sträuben, nahm er seine Wanderung wieder auf. Seine Hände ruhten immer noch auf Alans Hüften, seine Lippen jedoch erkundeten weiter den zierlichen Körper unter ihm. Er wusste jetzt schon, dass er dem Zauber, der den Vampir unweigerlich umgab, erlegen war. Dass er es nicht bei diesem einen Mal würde belassen können. Seine Lippen wanderten, während ihm das durch den Kopf ging, Alans Hals immer weiter hinab, knabberten hier und da an der zarten Haut. An Alans Schultern kam Damon plötzlich eine Idee und er begann an der Haut zu saugen um Alan einen richtig schönen Knutschfleck zu verpassen. Überrascht schnappte Alan nach Luft. Das war doch jetzt nicht sein Ernst oder...? Nicht nur, dass er hier gerade am Tag, auf seinem Badfußboden mit seinem Nahrungslieferanten herumknutschte und unweigerlich von Ernesto hier entdeckt werden würde, wenn er am Nachmittag zum Aufräumen hochkam, nein jetzt fabrizierte Damon ihm auch noch ein Brandmal. Das wissende Grinsen des Dieners konnte er sich bis ins Detail vorstellen und er hasste es. Wäre er nicht so durch Damons Lippen abgelenkt gewesen, hätten spätestens jetzt Alarmglocken verkündet, dass der Dienstbote die Tür nicht öffnen durfte, wenn der Vampir den Abend noch genießen wollte. Noch weigerte er sich, Damon in irgendeiner Weise entgegenzukommen oder ihm zu vermitteln, dass seine Behandlung ihn nicht völlig kalt ließ, obwohl es ihm zunehmend schwerer fiel, je sicherer Damon seinen Hals und seine Schultern verwöhnte. Er spürte deutlich den dünnen Film aus Blut, den Damon über seine Haut legte, denn seine Zunge blutete immer noch leicht. Es prickelte seltsam, während seine Haut es einfach aufsog. Damon dachte freilich nicht an den Diener. Zum einen, weil er viel zu sehr damit beschäftigt war, Alans zarte Haut zu verwöhnen, zum anderen, weil er nicht wusste, das der Diener hier raufkommen würde. Er kannte dessen Aufgaben ja nicht, denn sonst wäre er sicher vorsichtiger gewesen. Zumal er nicht sonderlich erpicht darauf wäre, gestört zu werden. Doch diese Gedanken kamen ihn nicht, da ihn die zarte Haut Alans ganz in ihren Bann geschlagen hatte. Seine Lippen strichen weiter über die Haut, strichen knapp an den Knospen des anderen vorbei, nur um kurz darauf an ihnen zu knabbern. Bevor Alan sich auf die Lippe beißen und es verhindern konnte, stöhnte er unterdrückt auf und ging Damon leicht entgegen. Wie sollte er sich bei diesen verdammt weichen, seidigen Lippen und der frechen Zunge, die nach empfindsamen Stellen tasteten und ihn herausforderten, noch beherrschen können? Langsam entspannte sich der Weißhaarige und verlagerte sein Gewicht ganz auf den Boden, legte den Kopf auf die Fliesen, sodass er sich nicht länger mit den Armen abstützen musste und ergab sich ganz. Damon merkte, wie sich der andere immer mehr entspannte. Als dieser sich ganz auf den Boden legte und das Stöhnen nicht mehr unterdrücken konnte, freute sich Damon innerlich. Er hatte die ganze Zeit Angst davor gehabt, dass der andere das Ganze doch noch abbrechen würde. Wurde er doch selbst von Alan langsam aber sicher erregt. Seine Küsse wanderten Alans Oberkörper hinab und liebkosten seinen Bauch. Er war erstaunt, wie zierlich und dennoch nicht zerbrechlich der Körper des kleinen Vampirs war. Getroffen keuchte Alan auf. Es ließ sich nicht verbergen, dass sein Bauch eine seiner Lieblingsstellen war. Obwohl ihm klar war, dass es purer Zufall oder eben Damons normale Art war, fragte er sich unwillkürlich, woher er das hatte wissen können. Längst hatte Alan inzwischen bemerkt, dass man das Prickeln seiner Haut leider nicht nur dem Blut zuschreiben konnte, denn Damons kleiner Schnitt hatte sich soweit geschlossen, dass er ihn nicht mehr permanent voll malte und das Kribbeln wurde nicht weniger. Bevor er vor sich selbst zugeben musste, dass Damon ihn im Moment ziemlich erregte, lenkte ihn ein Satz aus dessen Gedanken ab, den er so noch nie zu hören bekommen hatte und der ihm deswegen und wegen der Art, wie Damon es dachte, umso mehr gefiel. ,...wie zierlich und dennoch nicht zerbrechlich der Körper des kleinen Vampirs war...' Damon hörte das Keuchen des anderen und es löste auf seiner Haut ein Prickeln aus, das er schon lange nicht mehr so gespürt hatte. Offenbar hatte er eine der empfindsamen oder Lieblingsstellen des Vampirs getroffen. Er lächelte gegen die weiche Haut und entschied sich dafür, Alans Bauch aus diesem Grund noch etwas länger zu verwöhnen. Er stricht sanft mit der Zunge über die weiche Haut, küsste sie und wanderte in nicht nachvollziehbaren Linien über den Bauch des anderen. Als er in der Nähe des Bauchnabels des anderen war, tauchte er seine Zunge hinein. Langsam aber sicher erregten ihn die Laute und der Körper des anderen immer mehr und seine Hände wanderten wie von selbst über Alans Hüften zu dessen Oberschenkeln und strichen dies immer wieder hinauf und hinab, während er mit seinen Lippen Alans Hosenbund immer näher kam. Keuchend wand Alan sich unter Damons intensiven Zärtlichkeiten und bemerkte am Rande, dass er gerade wieder einen Puls hatte. Es geschah nur noch selten, dass das Herz des Vampirs sich genötigt fühlte, sich zu betätigen. Noch ein Indiz mehr, das zeigte, wie wenig kalt ihn diese Behandlung ließ. Auch der kühle Steinboden unter seinem Rücken konnte nicht verhindern, dass ihm immer wärmer wurde. Irgendwo im Hintergrund seines Bewusstseins tauchte der Gedanke auf, dass Damons Hemd ständig seine Haut kitzelte und er es ihm ausziehen sollte, doch er war gerade zu sehr damit beschäftigt, dessen Wege über seinen Körper zu verfolgen und zu genießen, als dass er dem nachgekommen wäre. Alan erzitterte, als Damons heiße Zunge in seinen Nabel glitt, während er leise erregt aufstöhnen musste. Damon wurde selbst ziemlich warm und so entledigte er sich selbst seines Hemdes, obwohl er von den Gedanken des Vampirs natürlich nichts mitbekam. Dazu musste er aber zu seinem eigenen Leidwesen kurz von dem Vampir ablassen, nutzte aber die Gelegenheit um einen Blick auf die schemenhaften Umrisse Alans zu werfen. Er lächelte und beugte sich dann wieder hinab, um die mittlerweile ziemlich warme Haut wieder zu liebkosen. Seine Hände öffneten flink Alans Hose und seine Zunge bahnte sich ihren Weg nach unten und verwöhnte die darunter liegende Haut. Alans Brustkorb und senkte sich im Rhythmus des schnellen, schweren Atems, der über die leicht geöffneten Lippen strich, während er spürte, wie Damons Blicke über ihn glitten. Wären seine Augen nicht vom dem Sonnenlicht vorhin so angegriffen gewesen, hätte auch er mehr als schwach beleuchtete Schemen von Damons Körper gesehen. Doch eigentlich wusste er bereits, wie der Körper des Menschen aussah. Feste, glatte Haut über geschmeidigen Muskeln, die weich ineinander übergingen und sich harmonisch unter der Haut abzeichneten, ohne protzig zu wirken. Ein krasser Gegensatz zu den teigig-qualligen Körpern von Verbrechern und anderem menschlichen Ausschuss, aus denen er während der Zeit getrunken hatte, als ihn das schlechte Gewissen daran hinderte, Menschen zu beißen, bei denen es ihn nicht beinahe ekelte, sie zu berühren. Mit dem Ergebnis, dass ihm davon noch schlechter wurde, als ihm ohnehin ständig gewesen war, wenn er einem Menschen das Leben genommen hatte. Meistens hatte er sich danach erbrochen und war so hungrig wie vorher. Der Vampir konnte nicht leugnen, dass es ihm, auch wenn man das berauschenden Aroma seines Blutes ganz außer Acht ließ, Spaß machte, den Größeren zu beißen. Er blinzelte einen Schweißtropfen weg, bevor er ihm in die halbgeschlossenen Augen laufen konnte. Langsam zog Damon ihm die Hose aus. Küsste sanft die Schweißperlen von seinem Körper, die langsam auf Haut des Vampirs erschienen. Sie hatten einen salzigen Geschmack, der Damon bekannt vorkam und leicht geschockt registrierte er nach einer Weile, dass es Blut war. Er hielt einen kurzen Moment in seinen Bemühungen inne und versuchte sich ganz auf den salzigen, leicht metallischen Geschmack auf seiner Zunge zu konzentrieren. Er konnte nicht sagen, dass der Geschmack ekelhaft oder unangenehm war. Eher im Gegenteil und das überraschte ihn sehr. Er ließ seine Lippen wieder auf die heiße Haut sinken, küsste den blutigen Schweiß von Alans Haut, näherte sich dessen Erregung immer mehr. An Damons Gedanken erkannte er, dass dieser nicht puren Schweiß, sondern diese Art Nektar, in dem etwas von seinem und Damons Blut enthalten war, von seiner Haut sog und wartete naturgemäß gespannt, was für eine Wirkung er auf ihn haben mochte. Die meisten wurden zu seinem Leidwesen, konnte er dieses Phänomen doch nicht kontrollieren und willentlich herbeiführen, geradezu süchtig nach dem Geschmack, manche schmeckten nicht mal einen Unterschied und wieder andere, die Vampirblut gar nicht vertrugen, bekamen Krämpfe und Schweißausbrüche davon. In einigen Fällen fungierte es jedoch auch wie ein starkes Aphrodisiakum. Gleichzeitig schienen die Lippen des Rothaarigen auf seiner Haut beinahe zu brennen und er wand sich sehnsüchtig darauf wartend, dass er die letzten Zentimeter überwand, unter ihm. Damon ließ seine Zunge über die heiße Haut wandern. Er zog Alan die Hose nun ganz aus und betrachtete den nun völlig nackten Körper vor ihm. Allein schon der Anblick Alans brachte sein Blut zum Kochen. Und der keuchende Atem von Alan tat sein Übriges. Er spürte, wie ihm immer wärmer wurde und er fragte sich langsam, ob das nicht doch noch andere Gründe hatte, als bloß Alans Körper und dessen Haut. Nach einem kurzen Moment des Zögerns widmete er sich jedoch wieder Alan und ließ seine Lippen auf das Glied des anderen treffen, liebkoste es zärtlich. "Ahh~" Wieder konnte Alan nicht umhin, erregt zu stöhnen, als die Lippen des anderen seine Erregung berührten. Unbewusst hob er ihm sein Becken entgegen. Um zu verhindern, dass ihm seine Beherrschung völlig entglitt, wenn er Damon so weitermachen ließ, übernahm er jetzt die Initiative, indem er sich aufrichtete, in der gleichen Bewegung nach vorn ging und Damon dabei nach hinten ausweichen musste. Einen Moment später saß er auf Damons Hüfte und rieb sich mit weichen Bewegungen an dessen Unterleib, während er seinen Hals mit den Lippen streichelte. Zu spüren, wie sehr er auf seine Berührungen reagierte, bestätigte seine unbewusste Ahnung, dass Damon zu der letzten Sorte gehörte, auf welche er die stärkste Wirkung hatte. Die Bedenken dagegen hatte er ja schon vor einer ganzen Weile allesamt zum Teufel gejagt. Damon grummelte leicht, als er an seiner Tätigkeit gehindert wurde und sich nun auf dem Boden wiederfand. Viel Zeit zum Beschweren hatte er jedoch nicht, da Alan sich fast sofort auf seine Hüften setzte. Erregt stöhnte er auf und bemerkte, wie der Platz unter seiner Hose immer weniger wurde. Seinen Hals drehte er den weichen Lippen entgegen. Genießend schloss er die Augen und schon nach einer kurzen Zeit atmete er nur noch keuchend, zu erregend war das, was Alan da gerade tat. Seine Hände wanderten über Alans Seiten, krallten sich manchmal in die weiche Haut und um ihren Weg dann fortzusetzen. Er ließ sie über Alans Hintern wandern, hoffte, dass dieser ihn bald aus der Enge seiner Hose befreien würde. Jedes Mal, wenn er seinen Rhythmus variierte, entlockte Damon ihm ein weiteres Stöhnen, denn fast postwendend veränderte er den Druck, mit dem er seine Haut oder seinen Po bedachte. Er genoss die verstärkte Empfindlichkeit des Rothaarigen, die ihn auf kleinste Veränderungen sofort reagieren ließ. Nach einer Weile, in welcher der Weißhaarige die erhöhte Sensibilität seines Opfers ausgekostet und ihn beständig gereizt, geneckt oder dafür entschädigt hatte, zahlte er ihm seinen Knutschfleck heim, indem er ihm fast in Zeitlupe ein ähnliches Mal direkt an der Stelle seines Herzschlages zufügte. Die Art, wie Damon sich währenddessen unter ihm bewegte, machte ihn wahnsinnig an und dem Druck, den Damons Erregung auf ihn ausübte, hielt er stöhnend kaum noch Stand. Barmherzig glitten Alans Hände schließlich nach unten, öffneten den Verschluss der sowieso störenden Hose und zogen sie ihm aus, während er die Reibung am Unterleib des anderen einen kurzen Moment unterbrach. Damon wand sich stöhnend unter den Berührungen des Vampirs und war eigentlich gar nicht mehr Herr seiner Sinne. Zu lange schon hatte er so etwas nicht mehr erlebt und so gut war es bisher nie gewesen. Erleichtert seufzte er auf, als Alan ihn endlich von der ihn extrem einengenden Hose befreite. Er wollte Alan endlich spüren, viel zu lange wartete er, seiner Meinung nach, schon darauf. Er ließ seine Hände zu Alans Hüften wandern und hob ihn an. Er war erstaunt, dass er zu dieser Aktion überhaupt noch fähig war. Bisher waren seine Hände ziellos über den Körper von Alan gewandert. Er zog Alan über seine Erregung und ließ ihn dann langsam auf sich sinken. Er stöhnte laut auf, als er in Alan eindrang und merkte, dass er sich kaum noch beherrschen konnte. Zu gut war das Gefühl, Alans Enge um seine Erregung zu spüren. Auch Alan stöhnte kehlig, als Damon ihn endgültig nahm und überdehnte den Zeitraum, bis er ihn ganz in sich spürte, indem er sich immer wieder einige Zentimeter anhob, Damons Glied etwas aus sich herausgleiten und wieder eindringen ließ. Erschaudernd genoss er, wie Damon tiefer in ihn glitt und seinen Muskelring spreizte. Eine Weile lang saß Alan bewegungslos auf ihm, nach vorn gelehnt und mit den Ellenbogen neben Damons Kopf abgestützt, und ließ sich durch die flüchtigen Berührungen ihrer Brustwarzen, die einander durch ihren scheren Atem streiften, und Damons erregtem Atem, der gegen seine Lippen wehte, weiter erregen und gewöhnte sich an seine Größe. Langsam richtete er sich wieder auf und hob dann seine Hüfte an, um Damon mit plötzlicher Heftigkeit noch tiefer in ihn vordringen zu lassen. Sich mit seinem eigenen Vorgehen quälend stöhnte Alan laut auf und warf den Kopf zurück. Damon stöhnte erregt auf. Sein Atem war nur noch ein schnelles Keuchen und er hatte das Gefühl, sein Herz würde gleich zerspringen, so schnell schlug es. Er ließ seine Hände auf Alans Hüften ruhen, hatte er doch auf dem glatten Badezimmerboden nichts, wo er sich hätte festhalten können. Alan war einfach unglaublich, fand Damon obwohl dessen unregelmäßiger Rhythmus ihn immer wieder aufstöhnen ließ und mehr erregte, ihm aber keine Erlösung schenken konnte. Er fasste die Hüfte des Vampirs öfter, hielt ihn so fest und schlug einen eigenen beständigeren schnellen Rhythmus an. Tief stieß er in den Vampir und kam nach einem kurzen Moment mit einem stöhnenden Schrei. Zu lange war die Erregung schon aufgestaut worden und zu erregend war die heiße Enge Alans, als das er sich noch hätte beherrschen können. Damon stieß so heftig und so tief in diesen besonders empfindlichen Punkt, dass Alan sich gequält aufschreiend heftig um ihn zusammenzog. Rachedurstig hob er seine Hüfte soweit an, dass sie vielleicht noch einen halben Zentimeter miteinander verbunden waren und ließ sich dann kraftvoll auf die Hüfte des anderen fallen. Dass dabei Schmerzen an seinem Rückgrat nach oben liefen, kümmerte ihn in seiner Ekstase wenig. Er wollte den festen Rhythmus Damons von eben, spürte er doch deutlich, dass sein Glied immer noch erregt war. Auch Alan war so aufs Äußerste erregt, dass seine Gier nur nach mehrmaliger Erlösung völlig befriedigt sein würde. Damon richtete sich auf und küsste den anderen leidenschaftlich. Wollte sein Herz sich erst einmal wieder ein wenig beruhigen lassen, bevor er weitermachte. Er bekam gar nicht genug von den weichen Lippen des anderen und richtete sich während des Kusses ganz auf, nur um Alan dann unter sich zu bringen. Er strich mit den Händen über Alans Hüften und fing dann wieder an, sich in dem anderen zu bewegen, stöhnte in den Kuss hinein, als er sich fast ganz aus Alan entfernte, nur um kurz darauf wieder in ihn einzudringen. Er hob Alans Hüfte ein wenig an, spürte ihn so noch intensiver. Alan zuckte zusammen, als er plötzlich wieder den kalten Marmor unter sich hatte und zog sich leicht um Damon zusammen, der ihm dadurch umso heißer vorkam. Erschaudernd begann er sich dem konstanten aber dafür umso nachdrücklicheren Rhythmus des anderen anzupassen und entgegenzubewegen. Sein Stöhnen hallte fast in dem kleinen Raum, als Damon erneut besonders tief in ihn stieß, was ihm durch eine raue Fuge im Boden eine kleine Schramme auf dem Rücken einbrachte und ihn gegen seinen leicht angespannten Bauch kommen ließ. Trotzdem schmälerte das in keinster Weise die Intensität, mit welcher der Mensch ihn dominierte und ihm beinahe den Verstand raubte. Damon stöhnte laut auf, als sich Alans Enge sich noch mehr verengte und kam stöhnend in dem anderen. Aber genug hatte er noch lange nicht. Er wollte mehr, bekam einfach nicht genug von dem Körper unter ihm, wollte den anderen wieder keuchen und stöhnen hören. Ihm war längst klargeworden, dass diese Unersättlichkeit etwas mit dem blutigen Schweiß zutun haben musste, aber es störte ihn nicht. Alan selbst schien auch noch nicht zufrieden gestellt und so störte es ihn wirklich überhaupt nicht. Er gönnte dem anderen eine kurze Pause und begann sich danach wieder in ihm zu bewegen. Er ließ sich immer wieder fast ganz aus dem anderen gleiten, nur um so intensiver wieder in ihn zu stoßen und stöhnte jedes Mal auf als sich Alans Enge wieder um seine Erregung schloss. Sein Rhythmus war nicht mehr ganz so regelmäßig, da er versuchte so den Höhepunkt etwas hinaus zu zögern. Keuchend versuchte Alan seinen Atem wieder in regelmäßige Bahnen zu zwingen, als Damon ihn die Zeit dazu ließ. Jeden der festen Stöße spürte er weit das Rückgrat hinauf und musste sich auf den mittlerweile leicht erwärmten Fliesen abstützen, damit diese seltsame Stelle im Boden ihm nicht den ganzen Rücken zerkratzte. Die Stöße variierten in ihrer Heftigkeit, da der Kleinere den ständig wechselnden Rhythmen nicht mehr völlig folgen konnte und Mühe hatte, sich Damons Bewegungen passend entgegenzubewegen. Fast sanft traf der Rothaarige ein weiteres Mal diesen Punkt in ihm, bei dem Alan mittlerweile Sterne sah. Kraftvoller bewegte er sich unter dem starken Körper des anderen, nahm dessen Glied so weit in sich auf, dass er spürte, wie Damon schon unter dem Druck, den er dadurch auf seine Hoden ausübte, erzitterte. Ruckartig zog er sich stärker als alle anderen Male vorher um ihn zusammen, als der Größere so hart in seine Enge stieß, dass er sich sicher war, dass er zerspringen würde, und sich seine Erregung explosionsartig entlud. Als Alans Enge sich zum wiederholten Male um seine Erregung zusammenzog, konnte Damon nicht mehr und kam laut stöhnend in dem anderen. Erschöpft keuchend verweilte er noch einige Momente ihm und stützte sich mit vor Erschöpfung zitternden Armen neben dem Vampir ab. Er fühlte sich so ausgelaugt wie noch nie. Sanft entfernte er sich aus dem anderen, als sich sein Atem wieder beruhigt hatte. Er ließ sich mit dem Rücken auf die kalten Fliesen sinken und genoss deren Kühle für einen Augenblick, da seine Haut immer noch zu brennen schien. Er drehte den Kopf und blickte zu dem Vampir, der nicht minder erschöpft schien als er selbst. Das war einfach nur... ihm fehlten die Worte, um das zu beschreiben, was er gerade erlebt hatte. Irgendwo fragte er sich, ob Alan das mit allen seinen Opfern tat. Irgendwie glaubte er das nicht, war sich da aber auch nicht so sicher. Er streckte zitternd eine Hand aus und strich sanft über den Handrücken des anderen. Erschöpft die Nachwirkungen des Orgasmus' genießend verweilte Alan bewegungslos, so wie er war. Auch das schlechte Gewissen, dass sich wahrscheinlich wieder hätte melden müssen, war wohl zu ausgelaugt dafür. Er fragte sich, wann ihn zum letzten Mal jemand derartig gefordert hatte, kam aber nur zu wenigen, ungefähren Vergleichen. Leise stöhnend rollte Alan sich auf die Seite. Jetzt, da die Erregung nicht mehr alle anderen Empfindungen verdrängte, spürte er jeden Knochen und Muskel in seinem Körper. Auch dass seine Form sowieso durch das In-die-Sonne-Gucken und den fehlenden Schlaf etwas angegriffen war, machte sich bemerkbar. "Tses." Auf Damons Gedanken hin ließ der Vampir ein kraftloses Lachen verlauten, "Ich bin doch kein Kinderschänder." murrte er verständnislos. Damon war einen Moment verwirrt und merkte dann, dass der Vampir auf seinen Gedanken hin antwortete. "Opfer war vielleicht das falsche Wort. Ich meinte deine Nahrungslieferanten, die du hier eingesperrt hast. Das waren doch bestimmt nicht immer Kinder." Damon drehte sich auf die Seite und sah zu dem Vampir. Er schob die Gereiztheit darauf, dass der andere wohl einen ziemlichen Schlafmangel hatte. Es bestimmt schon späte Vormittagszeit. Tatsächlich hatte er aber jedes Zeitgefühl verloren und konnte deswegen nichts genaues sagen. "Warum glaubst du denn, dass ich nur Erwachsene als Blutspender mit nach Hause nehme, wenn Kinder doch a) viel unkomplizierter zu überzeugen sind und b) sich auch viel besser handhaben lassen, weil ich bei ihnen nicht, so wie leider bei dir, auf ihre Zustimmung angewiesen bin?" Erklärte Alan so sachlich, als würde er einen jungen Vampir in die Nahrungssuche einweihen, und gähnte ungeniert. "Doch," betonte er noch einmal, "es waren bis auf wenige Ausnahmen alles Kinder oder kleine Jugendliche, die in der Menschenwelt sowieso wenig Chancen hatten." "Wenn das so ist, nehme ich meine Worte zurück." Damon überlegte eine Weile vor sich hin und schloss dann leicht müde die Augen. "Du solltest schlafen.... du bist schon wieder so...so gereizt." Er drehte sich wieder auf den Rücken und versuchte wach zu bleiben, was natürlich mit geschlossenen Augen nicht so klappte. Er selbst war hundemüde, wie musste es da erst dem Vampir gehen? Er wollte noch etwas sagen, doch da hatte ihn die Müdigkeit auch schon eingeholt und er schlief ein. //Ja, natürlich bin ich gereizt, ich habe gerade einen Fehler gemacht, den ich nie hätte zulassen dürfen, und ich habe es auch noch genossen.// antwortete er in Gedanken patzig, sprach es jedoch nicht laut aus, da sein Gesprächspartner sowieso gerade eingeschlafen war. Na ja, zumindest schien dieser eine ungefähre Ahnung zu haben, wie zerschlagen er sich fühlte, weil Damon ihn dermaßen durchgevögelt hatte. Aber er war ja selbst daran Schuld, schließlich hatte er ihn dazu herausgefordert. Völlig fertig überließ auch er sich dem Schlaf, nachdem es ihn noch einmal die letzten verbliebenen Körner gekostet hatte, aufzustehen und die Tür abzuschließen. Eingehüllt in eins der Handtücher, die auf dem Boden gelegen hatten, schlief er ein. Nacht 6 Damon bekam davon freilich nichts mehr mit. Er schlief friedlich bis zum Abend und erwachte blinzelnd. Irritiert fragte er sich, warum er auf dem harten Boden lag, warum er im Badezimmer war und warum Alan neben ihm lag? Doch dann holte ihn die Erinnerung wie ein Schnellzug ein und er seufzte leicht. Es war irgendwie komisch, neben dem Vampir aufzuwachen, der immer noch schlief, und er fragte sich, ob der "Zwischenfall" irgendetwas geändert hatte. Er richtete sich auf und stöhnte leicht auf, da er meinte, jede Muskelfaser einzeln zu spüren. Nimmt sich vor niemals wieder auf einem Badezimmerboden einzuschlafen. Blickt sich um und findet sein Hemd in Reichweite. Zieht es zu sich und zieht es sich an. Sich vor Lachen kaum noch auf der Arbeitsplatte halten könnend saß Ernesto bei Julian, der gerade mit Damons Abendessen beschäftigt war, in der Großküche. Dieser zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. "Wieso kannst du dir da so sicher sein?" Fragte er, schon weil es ihn gewaltig wurmte, dass er gerade seine Wette zu verlieren schien. "Na ja, ich war jetzt zum dritten Mal oben und die Badtür ist immer noch von innen abgeschlossen. Alan kann es ja wohl nicht sein, der sich dort drinnen seit anderthalb Stunden säubert, also muss es wohl sein neues Spielzeug sein, jemand anderes wohnt hier schließlich nicht. Und wenn das so ist, welchen anderen Grund sollte der denn haben, bei Alan oben zu baden, dem sein Bad doch nach seinem Schlafzimmer und seinem Studierzimmer sein dritter Niemand-betritt-ihn-ohne-meine-ausdrückliche-Erlaubnis-Raum ist, wenn sie nicht miteinander geschlafen haben?" Siegessicher machte der Schwarzhaarige eine abwiegende Geste mit beiden Händen. Der andere zog daraufhin einen Schmollmund, weil die Erklärung zu seinem Bedauern ziemlich hieb- und stichfest war. "Also gut," seufzte er, "ich gebe auf, du hast gewonnen...." Damon merkte wie sein Magen leicht grummelte und anscheinend nach Essen verlangte. Alan schien immer noch zu schlafen, was ja auch verständlich war, wo er so lange auf gewesen war. Damon zog sich leise ganz an und fuhr sich durch die Haare. Dann ging er zur Tür, öffnete sie leise und trat aus dem Badezimmer. Er atmete erst einmal die kühle Luft auf dem Flur ein, da es im Badezimmer doch so langsam ziemlich stickig geworden war. Er ging zurück in sein Zimmer und wusch sich erstmal, bevor er sich anzog und sich auf den Weg in die Küche machte, um etwas Essen zu bekommen. Er wollte schließlich nicht direkt wieder umfallen, wenn Alan ihn beißen wollte. Ernesto war gerade mit dem Eintreiben des ersten Teils seines Wettgewinns fertig, als ein ziemlich geräderter Damon die Tür öffnete. Er verschluckte sich so vor Lachen, dass er sich mit Schluckauf und hochrotem Kopf abwenden und ein Glas Wasser herunterstürzen musste, während es Julian überlassen war, den Rothaarigen nach seinem Begehr zu fragen. Schon Damons Gesichtsausdruck hatte ihn ein weiteres Mal bestätigt und frisch gewaschen sah er auch aus. Damon blickte leicht verärgert zu dem Schwarzhaarigen, während er dem anderen erklärte, dass er Hunger habe. "Was bitte ist so witzig?" fragte er leicht gereizt. Er hatte zwar relativ lange geschlafen und war eigentlich auch nicht müde, aber dadurch, dass er die Nacht auf dem Badfußboden geschlafen hatte, fühlte sich sein Körper an, als wäre eine Horde Elefanten darüber getrampelt. Jede einzelne Bewegung tat ihm weh, aber er war ja auch selbst schuld, irgendwie. Wenn er schon so schlechte Laune hatte, schoss es ihm auf einmal durch den Kopf, dann wollte er gar nicht wissen, wie übel Alan gelaunt war. Der ruhige Blonde warf ihm einen beschwichtigenden Blick zu. "Dein Abendessen dauert noch zehn Minuten, aber du kannst hier warten, wenn du möchtest." Gab er mit seiner leisen Stimme Auskunft und wandte sich wieder seinen Töpfen zu. Währenddessen hatte der Hausdiener sich von seinem Schluckauf erholt und den aufsteigenden Lachkrampf erneut niedergekämpft. "Nichts, entschuldigt bitte." Antwortete er verspätet und bat förmlich, aber mit vor unterdrückter Belustigung funkelnden Augen, um Verzeihung. Damon nickte leicht und setzte sich auf einen der Stühle und legte sich mit dem Oberkörper auf einen der Tische. So langsam beschlich ihn ein schlechtes Gewissen, weil er den Vampir dort hatte liegen lassen. Vielleicht hätte er Alan doch in sein Bett tragen sollen. Er kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Er persönlich würde sich ziemlich scheiße vorkommen, wenn er mit jemanden schlafen würde und sich am morgen alleine und auf dem Fußboden wiederfinden würde. Er wusste aber nicht, ob er Alan wecken würde, wenn er ihn jetzt noch hochheben und in sein Bett tragen würde. Er hatte ein klein wenig Angst davor, wiederum blöd angemacht zu werden, falls der andere wirklich aufwachen sollte. Er steckte also seiner Meinung nach irgendwie ziemlich in der Zwickmühle und seufzte deswegen unbeabsichtigt laut. Er drehte den Kopf und schaute dem anderen beim Kochen zu. Ernesto warf seinem Geliebten hinter dem Rücken des Neuen einen triumphierenden Blick zu, als Damons Kinn die Tischplatte berührte und er schwermütig aufseufzte. Strafend erwiderte der Größere den Blick einen Moment lang, bevor er die Töpfe von den Herdplatten zog und sich gegenüber von Damon an den Tisch hockte, sodass sie auf einer Augenhöhe waren. "Was ist los?" Fragte Julian einfühlsam, fügte als wohl bedachte, kleine Nadelspitze, die den anderen dazu bringen sollte, ihm auch zu antworten, hinzu: "Hat's dir nicht gefallen?" Damon seufzte erneut auf und sah dann zu dem anderen. "Doch schon." gestand er leise "Aber... nun ja, ich hätte ihn vielleicht nicht einfach oben liegen lassen sollen, sondern ihn in sein Bett tragen sollen. Aber wenn ich jetzt hochgehe, wecke ich ihn bestimmt." Er überlegte eine Weile. So oder so würde er sich Alans möglicherweise schlechter Laune aussetzen müssen. Und bei dem Gedanken daran verzog er leicht das Gesicht. Neugierig suchte der kleine Italiener den Blick des Blonden. ,Wo haben sie denn...' formten seine Lippen stimmlos die Frage an, die ihn gerade beschäftigte, stockten aber, als ihm ein Licht aufging. Das Bad. Im Bad...? Da musst es ja ziemlich heiß her gegangen sein, wenn sie es nicht einmal bis in Alans Räume geschafft hatten. Ernesto nickte heftig. "Das würde ich dir absolut nicht empfehlen." Platzte er heraus und schlug sich dann, schuldbewusst Julians Sei-doch-mal-Still-Blick erwidernd, die Hand vor den Mund. Überfahren zuckte der Koch mit Schultern. "Er hat Recht. Was ich vor ein paar Tagen mitbekommen habe, hast du doch auch schon Bekanntschaft mit seinem extrem leichten Schlaf gemacht. Nicht?" Was Julian ja vielmehr verwunderte, war die Tatsache, dass der Neue sich nicht daran zu stören schien, dass sie es schon wussten. "Und unser werter Dienstherr ist jemand, der es auf den Tod hasst, geweckt zu werden." "Das stimmt aber echt!" "Halt doch mal den Schnabel, Schnattchen, wir führen hier ernsthafte Gespräche, da haben solche Zwerge wie du nichts mitzureden." tadelte der Hellhaarige seinen Süßen nicht wirklich sauer. "Na toll, du kannst groß reden, du hast ihn ja nicht geweckt." Schmollte Ernesto lautstark von seinem Sitzplatz aus. Julian seufzte theatralisch. "Ja, also, er hat ihn geweckt, kurz nachdem wir hier angefangen haben und es war wohl nicht besonders lustig." "Was ich sagen will, ist, dass Alan es sich wahrscheinlich irgendwann mal abgewöhnt hat, irgendwelche romantischen Anwandlungen zuzulassen und er deswegen wahrscheinlich auf Ins-Bett-bringen nicht den geringsten Wert legt, wohl eher im Gegenteil." Ernesto hatte beleidigt die Backen aufgepustet und gab keinen Ton mehr von sich. Damon musste den beiden recht geben. Er hatte ja selbst schon Bekanntschaft mit Alans Morgenlaune gemacht, ahnte aber gedacht, dass dieser vielleicht nur so sauer war, weil er ihn tagsüber geweckt hatte. Er blickte zu dem Schwarzhaarigen: "Hat er auch die ganze Zeit in deinem Kopf rumgespukt, als du ihn geweckt hast?" bei der Erinnerung daran verzog er schmerzvoll das Gesicht, dann lächelte er wieder. "Ihr habt recht. Er hätte so oder so schlechte Laune, wo er doch erst gegen Mittag oder so eingeschlafen ist." Er blickte kurz aus dem Fenster. "Dabei ist er doch irgendwo selbst schuld, wenn er in der Badewanne einschläft und nicht merkt, dass es dämmert." setzte Damon sachte hinzu. Er wusste selbst nicht, warum er es hinzusetzte, aber irgendwie beruhigte es ihn, dass Alan so oder so schlechte Laune gehabt hatte. Er wunderte sich selbst darüber, dass er den anderen gegenüber kein Problem hatte darüber zu reden, aber wahrscheinlich lag es daran, dass sie selbst ein Paar waren und er so das Gefühl hatte, irgendwie auf Verständnis zu stoßen und sich nicht lächerlich zu machen. Ernesto erbleichte leicht bei der Vorstellung: "Nein, er hat es mir zwar angedroht und ziemlich detailliert geschildert, wie er meine Gedanken auseinandernehmen würde, aber getan hat er es letztendlich nicht, stattdessen hat er uns beiden zwei Monatsgehälter gestrichen. Da hast du ihn ja wirklich auf einem ziemlich üblen Fuß erwischt." Kommentierte er mitleidig. Er wusste zwar, dass es seinem Herrn nicht gefiel, aber er machte sich zu gern Gedanken über dessen Liebesleben, es war einfach amüsant. "Du bist doch die halbe Nacht durchs Haus getrapst, vielleicht wäre er sonst eher eingeschlafen und früher wieder aufgewacht." Stichelte er Alans Denkweise, die er mittlerweile einigermaßen nachvollziehen konnte, nachahmend, "Aber sei doch froh, dass es so war und nicht anders, sonst hättest du vielleicht nie Gelegenheit gehabt, ihn so ausgiebig auszukosten." "Hallo?" empörte sich Julian und stand auf, "Dir Taktgefühl beizubringen ist schlimmer als einem Nilpferd Balletttanzen zu lehren." Beschwerte er sich, während er Damons Essen auf dem Teller anrichtete. "Bitte fühl dich nicht von ihm auf den Schlips getreten, er kann seine Großfresse eben nicht halten, auch wenn ich versucht hab, es ihm abzugewöhnen." Tat er betont väterlich, weil er genau wusste, dass Ernesto das hasste. "Ja Papa, Klein-Ernesto hat's nicht so gemeint!" Kam die erwartete, sarkastische Antwort aus der Ecke. "Schon in Ordnung." murmelte Damon leise und fing an zu essen. Das Reingeplatze von Ernesto amüsierte ihn irgendwie und lockerte das Ganze auf. Er blickte wieder nach draußen, es war schon ziemlich dunkel, so um Mitternacht würde er schätzen, und Alan schlief anscheinend immer noch. Oder der Vampir hatte sich mal wieder unbemerkt auf Nahrungssuche gemacht. Was wusste er das schon. Er kaute ein wenig lustlos auf dem Essen herum, obwohl es ihm eigentlich sehr gut schmeckte. Warum hörten seine Gedanken eigentlich nicht auf, ständig wieder zu dem Vampir zu wandern? Für den war es bestimmt nur eine einmalige Sache gewesen, warum also kümmerte er ihn so? Damon merkte, wie er in Gedanken wütend wurde. Vielleicht lag seine Gereiztheit aber einfach nur daran, dass er nicht wusste, wie Alan gelaunt sein würde. Er wünschte langsam, er würde seine eigenen Gedanken wie ein Radio ausstellen können. "Du bist bloß drei Jahre älter als ich, du hast überhaupt nicht das Recht so mit mir zu reden." Maulte Ernesto den schlanken Koch an, der anfing, die Töpfe abzuwaschen. Dieser lachte bloß und verkniff sich den Kommentar, bezogen darauf, wie kindisch sich Ernesto für seine 21 teilweise benahm, um ihn nicht vor Damon bloßzustellen. Seinem Freund war das leider nur allzu klar und deswegen verlegte er sich wieder aufs Schmollen. Vor sich hinknurrend setzte sich Alan im Bad auf und rieb sich über die Augen. Als er ein schmerzhaftes Ziehen im unteren Rücken spürte, hielt in der Bewegung inne und stöhnte leise. Nachdem er darüber geschlafen und mit geschlossenen Augen darüber nachgedacht hatte, konnte er immer weniger verstehen, was zum Teufel ihn dazu geritten hatte, Damon nicht zurückzuweisen. Langsam erhob er sich und stieg in die Wanne, genoss wenig später, wie warmes Wasser über seinen Rücken strömte und sämtliche Blessuren linderte. Er weigerte sich strikt, weiter über seinen Körper nachzudenken, denn dann würde er unweigerlich zugeben müssen, wie gut Damon war. "Wie lange arbeitet ihr denn schon hier?" Damon gefiel es in der Küche inzwischen sehr. Vor allem weil die beiden ihn größtenteils davon abhielten, an einen ganz bestimmten Vampir zu denken. So langsam ging es ihm wieder besser und er wurde munter. Und nun kehrte seine alte Neugier wieder zurück. Er erinnerte sich daran, dass Alan gesagt hatte, er solle die beiden selber fragen, wenn er etwas über sie wissen wollte. Er musterte die beiden kurz und schätzte den Blonden auf Mitte 20, das hieß Ernesto musste ungefähr in seinem Alter sein. Er lag nun nicht mehr halb auf dem Tisch, sondern hatte den Kopf in die Hände gestützt. Es hing immer noch ein leichter Essensgeruch in der Küche und er fand den Raum so langsam aber sicher ziemlich gemütlich, weswegen er auch so lange wie möglich hier bleiben wollte. Obwohl ihm klar war, dass er sich spätestens dann wieder mit Alan würde befassen müssen, wenn dieser Hunger hatte und sein Blut wollte. Julian überließ dem Kleineren das Reden, schließlich hatte er Alan damals getroffen. "Vor... fünf Jahren, glaube ich, haben wir angefangen..." meinte Ernesto, nachdem er einige Minuten darüber geschwiegen hatte. "Wieso?" Er musterte ihn mit fast unverhohlener Neugier, nutzte den Moment, in dem der andere ihn nicht zurechtwies, obwohl es nur das übliche Herumgekasper zwischen ihnen war. Gemächlich trocknete Alan sich ab, lief nackt über den Flur und kleidete sich in seinem Zimmer an. Wenig später flatterte eine Fledermaus aus der offenen Balkontür in die Nacht hinaus und in Richtung der Stelle, an der die Straßenkinder gelagert hatten. "Ach nur so... ich bin von einer neugierigen Natur." meinte Damon lächelnd und lehnte sich im Stuhl zurück und zog die Beine an. Fünf Jahre arbeiteten die beiden also schon bei dem Vampir? In fünf Jahren würde er wahrscheinlich nicht mehr leben, dachte er bitter. Er hatte ja Glück, wenn er den nächsten Monat überstand, so wie sein Kreislauf in letzter Zeit rumzickte. Aber anscheinend wollte Alan ihm heute eine Ruhepause gönnen. Denn Damon konnte sich nicht vorstellen, dass der andere sooo lange schlief. Damon war verwundert darüber, wie sehr ihn die Begegnung mit dem Vampir verändert hatte, vor noch ein paar Tagen hätte er alles darum gegeben, sterben zu dürfen, und nun... In der Gemütlichkeit der Küche in Gesellschaft der beiden Dienstboden betrübte ihn der Gedanke, den nächsten Herbst nicht mehr mitzubekommen. Der 21-Jährige bemerkte, wie Damons Stimmung von aufgeheitert zu betrübt wechselte. Er schien ja wirklich unter Alans gewöhnungsbedürftigem Gemüt zu leiden, entschied er still für sich. "Wie lange bist du jetzt schon hier? Sechs Tage, oder?" Ernesto kratzte sich am Kinn und fragte sich einen Moment, ob er seine Vermutung bestätigt wissen wollte. "Wie oft hat dich der werte Herr inzwischen gebissen?" stellte er die Frage doch. Alan hatte inzwischen dreimal zugebissen und wischte sich nun das Blut aus dem Gesicht. Er konnte sich nicht daran erinnern, in der letzten Zeit derartig blutrünstig gewesen zu sein und leicht betrübt blickte er auf die blutleeren Leichen der beiden Kinder. Leicht betrübt war eigentlich schon zu viel Regung, es war eher eine traurig angehauchte Gleichgültigkeit, mit der sich der Vampir die blutverschmierten Hände am Hemd des größeren Kindes abputzte. Plötzlich unglaublich müde schnitt er einige Äste vom Unterholz ab, deckte die Toten zu und trottete er in seiner normalen Gestalt auf seine Villa zu. Damon musste daraufhin überlegen. "Hm... also ich glaube..." Er verstummte kurz und rechnete noch einmal nach, "Also, wenn man den heutigen Tag nicht dazu rechnet, vier Mal bestimmt oder auch fünf Mal, da bin ich mir nicht so sicher." Sechs Tage war er nun schon hier? Ihm kam es vor wie eine kleine Ewigkeit. Aber eigentlich sprach das ja nur für sich. Er fühlte sich hier ja zugegebenermaßen recht wohl hier. Vor allem, da er sich endlich wieder mit mehr als einer Person unterhalten konnte. Ernesto warf dem Koch mit den langen blonden Haaren einen fragenden Blick zu, woraufhin dieser bloß unschlüssig eine Schulter hob und der Schwarzhaarige sich wieder Damon zuwandte. "Du kannst das nicht wissen, weil du noch nicht lange hier bist, aber... Alan verhält sich ungewöhnlich, seit du hier wohnst." eröffnete er schließlich. "Er wirkt ruhelos und gleichzeitig unglaublich unentschlossen. Er raucht plötzlich, obwohl er Tabakrauch eigentlich immer verabscheut hat und bloß manchmal mit anderen mitgeraucht hat, weil er es anders nicht ertragen kann. Außerdem war er selten so wankelmütig..." "Na ja, ich weiß nicht, das ist, glaube ich, kein so tolles Argument." Meldete sich Julian wieder zu Wort. "Warum denn nicht, wann haben wir denn schon mal alle zwei Tage neue Anweisungen bekommen, mal von ganz am Anfang abgesehen?" Julian brummte nicht so recht überzeugt ein "Ich weiß nicht recht." vor sich hin und wackelte mit dem Kopf. "Das, was am auffälligsten dafür spricht, dass irgendwas los ist, ist sein Durst. Das fiel mir schon gestern auf, als du mir über die Füße gefallen bist. Sonst hat er meistens alle zwei oder drei Tage etwas getrunken, er konnte aber auch länger ohne Blut aushalten. Außerdem haben es alle so am Anfang viel besser weggesteckt und ich glaube nicht, dass das damit zusammenhängt, dass sie viel jünger waren als du. Ich würde ja eher darauf tippen, dass sich Alan einfach zu viel nimmt." Damon wurde wieder aufmerksam. Der Vampir verhielt sich seltsam? Er hatte gedacht, Alan sei immer so unberechenbar. Irgendwo hatte er den Weißhaarigen schon in eine solche Schublade gesteckt. Wenn es jetzt doch anders war... Das konnte er sich schwer vorstellen. "Ich dachte immer, er liebt das Pfeiferauchen. Bisher gab es keinen Abend, an dem er nicht rauchend am Fenster stand." Damon überlegte vor sich hin. Wenn man es recht bedachte, hatte Alan beim zweiten Biss wesentlich weniger genommen, als die letzten Male. Ob der Vampir ihn loswerden wollte? Hatte er irgendetwas getan, das Alan dazu bewegen konnte, ihn los werden zu wollen? "Na ja, das mit dem Blut, das könnte ich auch selbst unterbinden, oder zumindest ein wenig regulieren. Es ist ja nicht so, dass ich ihm wehrlos ausgeliefert bin. Am ersten Abend habe ich ihn schon einmal daran gehindert, zu trinken... Körperlich bin ich also stärker als Alan, aber ich weiß nicht, wie es aussieht, wenn er etwas von mir getrunken hat. Außerdem wird er dann sauer und verschließt die Wunde nicht wieder." Das war eigentlich das, was Damon am meisten störte. Die Wunde juckte, wenn Alan sie nicht verschloss, indem er darüber leckte. Was war bloß mit dem Vampir los, wenn er sich wirklich so anders verhielt? Das interessierte Damon jetzt schon. Niedergeschlagen sah Alan zu seinen Fenstern hoch, in denen immer noch die einzelne Kerze stand, die er hatte brennen lassen. Er verwandelte sich, um auf den Balkon zu flattern, setzte sich am Ende der Brüstung an die Hauswand und zog die Knie an. Das Kinn darauf gelegt starrte er in die Nacht hinaus. Jetzt war es beinahe drei Uhr morgens, dadurch, dass er die halbe Nacht verschlafen und sich jetzt so viel Zeit gelassen hatte, war es nun zu spät, um noch etwas in der Stadt zu unternehmen. Die Tageszeit bestätigte Julian derweil ungewollt, indem er hinter vorgehaltener Hand gähnte. "Eigentlich, finde zumindest ich, ist es nach einer Woche deutlich zu früh, um irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Und jetzt ist es zu spät dazu...." Er tat hinter Ernesto, blickte Damon kurz entschuldigend an, legte die Arme um seinen Schatz und leckte dem Kleineren dann liebevoll über die Stelle seines Nacken, in die er gerade zärtlich hineingebissen hatte. Aber an und für sich machte er sich keine Sorgen, dass Damon große Probleme damit hätte, war er es doch gewesen, der Alan... "Gehen wir nach Hause, wir können das jetzt sowieso nicht lösen." Schnurrte der Blonde in das Ohr des anderen. Ernesto neigte leise seufzend den Kopf und lehnte sich zurück. "Das ist Bestechung, was du da machst." Damon lächelte den beiden kurz zu und erhob sich dann selbst. Müde war er nicht wirklich, er hatte ja auch ziemlich lang geschlafen. "Ach, bevor ich es vergesse... Danke für das Essen, es schmeckt wirklich gut. Das wollte ich dir letztens schon sagen." meinte er noch lächelnd zu dem Koch, bevor er den Raum verließ und die Treppe hochstieg. Er wusste selbst nicht warum, aber irgendwie wollte er nach Alan schauen, wollte sehen wie es dem Vampir ging. Zuerst lief er ins Bad, um das Buch aufzuheben und es mitzunehmen. Dann ging er leise in Alans Zimmer, da er dort einige Kerzen hatte brennen sehen und so den Vampir dort vermutete. Er konnte dessen schemenhafte Umrisse erkennen und ging zum Balkon. "..Abend..." meinte er leise und vorsichtig. Er konnte sich nicht helfen, aber irgendwie machte der Kleine auf ihn einen leicht traurigen, oder eher melancholischen Eindruck. Alan hörte zwar, wie der Rothaarige seine Zimmer und schließlich den Balkon betrat, reagierte aber überhaupt nicht. Es war ihm gleich, ob Damon hier war oder nicht, die Gedanken aller Menschen im Haus hatte er bereits ausgesperrt, als er von seinem ausgedehnten Spaziergang zurückgekehrt war. Auch als der Mensch ihn leise anredete, antwortete er nicht, schloss aber einen Moment lang die Augen und öffnete sie langsam wieder. In der Zwischenzeit, seit er hier saß, hatte er sich so an die Wand gelehnt, als rechnete er damit, sie würde weich werden, sodass er hineinsinken würde. Ohne dass er es bemerkte, seufzte er lautlos. Damon fand, dass der andere so aussah, als wolle er in den Arm genommen werden. Vor allem, als der Vampir so seufzte, fühlte er sich darin bestätigt. Auf einmal fühlte er sich unbeschreiblich mies, weil er das Angebot Alans weiter ausgenutzt hatte, als dieser es wahrscheinlich gemeint hatte. Er setzte kurz leicht hilflos zu einem weiteren Satz an, konnte aber keine Worte finden. So trat er neben den Vampir, drehte diesen mit dem Rücken zu sich und zog ihn an sich, umarmte ihn so und seufzte leise und leicht traurig. Alan erzitterte unwillkürlich, als sich Damons Arme von hinten um ihn legten, und spannte sich an, obwohl die Handlung ihm seltsam wächsern erschien. "Geh weg, lass mich in Ruhe...!" forderte er mit matter Stimme, obwohl es durch den Tonfall schon eher eine Bitte wurde. Damon schüttelte kurz den Kopf. "Erst wenn du mir gesagt hast, was los ist." Diese Bitte hatte ihn wirklich getroffen. Er wusste nicht warum, aber diese Bitte hatte sich so unsagbar traurig angehört. Wenn er jetzt gegangen wäre, hätte er den Vampir nur noch mehr verletzt, das wusste er aus eigener Erfahrung. Er wusste, dass er zumindest zu einem großen Teil der Grund für Alans Kummer war und so sah er es überhaupt nicht ein, zu gehen. Und zum anderen musste er sich eingestehen, wollte er nicht, dass Alan traurig war, wollte ihn nicht noch mehr verletzen. Im Gegenteil, er wollte den Kleineren wieder aufmuntern, ihm irgendwie deutlich machen, dass er für ihn da war, wenn er ihn brauchen würde. Damon stockte über seine eigenen Gedanken... Hatte er sich etwa... Aber das konnte doch nicht sein... "Nichts! Ich hab gesagt, du sollst weggehen!" erwiderte Alan heftig, bemerkte das deutliche Zittern in seiner Stimme zu spät, um es noch verhindern zu können. Ja, das klang wirklich unglaublich glaubwürdig, urteilte er sarkastisch über sich selbst, wobei er sich lediglich von der Gegenwart des anderen abhielt. Er wollte auch nichts von Damons Gedanken wissen, die gerade einen angenehm zärtlichen Tonfall hatten, hätte er sich erlaubt, ihnen etwas zu lauschen, und die sich ihm durch ihre Anwesenheit aufdrängten. Nach unten blickend biss er sich auf die Lippe. "Natürlich." erwiderte Damon trocken. Was hatte der andere nur, dass er so traurig war? War es wirklich wegen ihm? Er musste an die Worte des Dieners denken. Hatte der etwa Recht gehabt? Wenn Alan sich seit seiner Ankunft so benahm, musste es ja unweigerlich mit ihm zu tun haben. Er löste eine Hand aus der Umarmung und strich dem Vampir liebevoll und zärtlich, aber auch beruhigend über den Rücken. "Nun sag schon. Was hast du?" Er legte das Kinn auf Alans Schulter und blickte in die Nacht hinaus. "Was macht dich so traurig?" flüsterte er leise, eher zu sich selbst als zu dem Vampir. Seine Hand ließ er weiterhin über den Rücken des anderen wandern, bemerkte aber, dass dieser an ein paar Stellen zusammenzuckte und umging diese deswegen. Hatte der Vampir sich etwa den Rücken an den Fliesen aufgeschrammt? Dieser Punkt machte Damon ein noch schlechteres Gewissen, als er ohnehin schon hatte... "Ich weiß es nicht." Flüsterte Alan leise, aber diesmal ehrlich, und hörte auf, sich gegen die Umarmung zu sträuben. "Umso länger man lebt, umso bedeutungsloser wird ein einzelner Tag. Was macht es denn schon, wenn ich traurig bin. Irgendwann werde ich so alt sein, dass Jahre nur noch Tage sind, Monate wie Stunden und Tage wie Minuten vergehen. Und dann werde ich so alt, dass ganze Menschenleben, so kurz wie ein Wimpernschlag, wie bedeutungslose Sandkörner einfach im Nichts und in der Dunkelheit verschwinden." Er wusste nicht, ob das der eigentlich Grund für seine Melancholie war, aber es war das, was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging. Damon konnte darauf nichts erwidern. Er verstand, was Alan meinte, er verstand ihn sogar sehr gut. Aber was hätte er nach diesen Worten großartig sagen können, was nicht lächerlich erschien? Der Vampir hatte ja recht, so schwer es auch war, der Vampir hatte irgendwo recht. Er überlegte eine Weile und seufzte dann leise: "Aber vielleicht... wenn man jemanden liebt, würde dann nicht jeder Tag kostbar bleiben?" kam es ihm plötzlich in den Sinn und er sprach den Gedanken aus. Alan neigte leicht den Kopf und schwieg lange, während er darüber nachdachte. "Vielleicht... Aber ewig kann man sich an diesen Erinnerungen auch nicht wärmen. Umso öfter man sie hervorholt, umso schneller verblassen sie. Es ist seltsam, dass schöne Dinge viel schneller in Vergessenheit geraten als Schmerz. Früher oder später erinnern sich selbst Menschen fast nur noch an die traurigen Sachen." "Wo ist er denn? Der, den du geliebt hast?" fragte Damon leise. Er wollte nicht in alten Wunden bohren aber es interessierte ihn doch. Er lehnte sich nun wieder ganz an Alan und hörte auf über dessen Rücken zu streichen. Er verstand Alan besser als dieser wahrscheinlich dachte. Aber eines hatte er gelernt, während der Zeit, die er hier war. Man konnte sich neu verlieben und egal wie groß der Schmerz war, er würde nicht ewig halten, irgendwann würde es wieder aufwärts gehen... Alan zuckte mit den Schultern. "Dort, wo die Toten hinkommen." Es war nicht so, dass es ständig wehtat, dass er damals gestorben war, mittlerweile hatte er es wohl verkraftet. Was den Vampir im Moment schmerzte, war, dass die ihn umgebenden Menschen auf jeden Fall sterben und, falls er mal wieder auf Vampire treffen und mit ihnen in Kontakt bleiben würde, sie sich unweigerlich verändern würden. Nur er musste dabei zusehen und allein zurückbleiben. "Das Universum strebt immer die größtmögliche Unordnung an." Murmelte der Weißhaarige leise, weil ihm aufgefallen war, wie sehr das dem Auseinanderstreben aller Bekannten glich. Damon schluckte leicht. Er hatte so eine Antwort schon vermutet. Er wusste nicht, was er sagen konnte, um den anderen aufzumuntern, denn dies war sein ursprüngliches Vorhaben gewesen. Er wusste nicht wieso, aber die Traurigkeit oder Melancholie des Vampirs übertrug sich auf ihn und er merkte, wie sich sein Herz schmerzhaft zusammen zog. Er wollte, dass der andere glücklich war, aber was der Vampir sagte, war so wahr. Diese Erkenntnis schmerzte ihn am meisten und Tränen stiegen ihm in die Augen. An seinem Rücken spürte Alan, dass Damon traurig wurde. Er wusste nicht, woran das festzumachen war, am leichten Zittern, das einen Moment lang durch ihn lief, an seinem veränderten Atem oder daran, dass er bemüht leise schluckte, um den sich bildenden Kloß im Hals zu vertreiben. Im Gegensatz zu dem Menschen vorhin ließ er ihn in Ruhe, war er doch nicht einmal in der Lage, seine eigene Traurigkeit zu lindern, obwohl dessen Körperwärme an seinem Rücken irgendwie beruhigend wirkte, sobald er sich gestattete, sie anzunehmen. Damon vergrub das inzwischen tränennasse Gesicht in Alans Haaren. Er mochte den von ihnen aufsteigenden Geruch, er beruhigte ihn irgendwie. So langsam hörten die Tränen auf seine Wangen hinabzulaufen. Kein Ton kam von seinen Lippen, lediglich sein Körper verriet durch sein unregelmäßiges Zittern, dass er weinte. Und natürlich verriet ihn die Nässe an seinen Wangen, die Alan spüren musste, als die Tränen von seinen Wangen tropfen. Der Körper des Vampirs war nicht gerade das, was man warm nannte und auch das nur durch das vorher getrunkene Blut und trotzdem beruhigte ihn auch diese Nähe langsam wieder. Alan schwieg, um Damon nicht zum Antworten zu zwingen und um die seltsam vertrauliche Atmosphäre nicht zu zerstören. Eigentlich war ihm das schon zu vertraut, aber er war auch nicht so herzlos, als dass er den weinenden Menschen jetzt von sich gewiesen hätte. Gedankenverloren strich er stattdessen über die Hände, die ihn festhielten, wie um ihn zu beruhigen, und lehnte sich ein wenig an. Damons Augen öffneten sich erstaunt, als er die sanften, schlanken Finger an seinem Handrücken spürte. Er war leicht erstaunt darüber, dass der Vampir ihn nicht von sich wies, denn er hätte ihn so eingeschätzt, dass er solche Vertrautheit nicht haben wollte. Der junge Koch hatte dies doch auch noch bestätigt. Aber er sagte nichts und genoss die Berührungen im Stillen. Langsam beruhigte er sich wieder, entfernte sich aber nicht von dem, durch seine Körperwärme, warmen Rücken. Es fühlte sich schön an, hier so mit ihm zu sitzen und er wollte noch nicht weg, nicht wieder allein in seinem Zimmer sein. Damon konnte aber auch nicht nichts tun und so begann sich eine Hand ein wenig zu drehen und verschränkte ihre Finger mit Alans Fingern. Alans Finger zuckten ganz leicht und er zog die Hand weg. Damit, dass er den anderen tröstete, konnte er ja gut leben, aber die Finger, die sich um seine geschlossen hatten, waren mehr Versprechen als alles andere. Und solche Versprechen würde er nicht mehr eingehen. Vielleicht mit einem Vampir, aber schon gar nicht mit einem Sterblichen, und wahrscheinlich für eine lange Zeit überhaupt nicht. Er wollte es nicht, weil er sich im Moment wie ein frisch gehäuteter Krebs fühlte. Bevor er sich wieder an jemanden band, wollte er sicher sein, dass er einen stabilen Panzer hatte, der ihn schützen würde. Auch vor unüberlegten Handlungen. Weiter weg, über seinem Wald grummelte es leise prophetisch und kurze Zeit später fielen die ersten Regentropfen auf die Wangen des Vampirs. Noch bewegte er sich nicht, da er nicht wusste, ob Damon im Regen sitzen bleiben wollte oder mal aufstand. So konnte zumindest Alan nicht aufstehen. Außerdem wollte er im Augenblick mit sich allein sein und keinen von Damons Gedanken hören, weswegen er nicht einfach in dessen Gedanken nach einer Antwort auf seine Frage forschte. Damon ließ seine Hand sinken, als Alan seine wegzog. Er spürte wie Regen seine Haare durchnässte, aber irgendwie war ihm das egal. Er war verletzt, er wusste nicht warum, aber tief in seinem Inneren hatte ihn diese Geste von Alan mehr verletzt als alles andere. So löste er sich von dem anderen und drehte sich um. Hatte er sich etwa im Stillen Hoffnungen gemacht? Warum war er nur so verletzt worden von dieser abweisenden Geste? Hatte er etwa erwartet, seit dieser Nacht hätte sich der Vampir verändert? Es war doch für ihn selbst nur ein schönes Erlebnis gewesen, mehr nicht... Oder war da doch mehr? War das der Grund für seine Verletztheit, für den Wunsch Alan glücklich zu machen. Er bemerkte nicht, wie der Regen seine Kleidung durchnässte, sondern starrte bloß in das Licht der Kerze, die noch immer in Alans Schlafzimmer brannte. Daneben stand das Bett Alans und ein Bild tauchte in seinen Gedanken auf. Ein Bild, das ihm einen leichten Schock über sich selbst entlockte. Warum hatte er Alan und sich selbst gerade Arm in Arm in diesem Bett gesehen? Verwirrt und traurig öffnete er die schweren Glastüren und trat dann doch ein, ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen und ging dann in sein eigenes. Unbeweglich blieb Alan sitzen, bis die Tür seines Schlafzimmers ins Schloss gefallen war. Er hatte nicht einmal den Kopf gedreht, als Damon traurig über die Zurückweisung aufgestanden und den Balkon verlassen hatte. Dass hätte die Glaubwürdigkeit seines Handels leise in Frage gestellt. Trotzdem war es ihm wichtig gewesen, seinen Standpunkt nach diesem völlig irrationalen und gänzlich unbegreiflichen Kurzschluss im Bad klarzumachen und Damon lieber jetzt zu kränken, als später, wenn es noch mehr schmerzen würde. Falsche Hoffnungen taten einfach weh und umso mehr, umso länger sie andauerten. Jetzt erhob er sich langsam und schloss sorgfältig die Balkonfenster. Dahinter blieb er, die Stirn an das kühle Glas gelegt, obwohl ihm durch seine nassen Kleider, die an seinem sehnigen Körper klebten, mehr als kalt war, stehen und sah in den Regen hinaus. Regen zu betrachten brachte ihm seine Ruhe und Selbstsicherheit zurück, ließ ihn gelassener werden und die Wärme seines Zimmers deutlicher spüren. Nach einer halben Stunde riss er sich los und sammelte die im Bad verstreuten Handtücher auf, trocknete sich mit einem von ihnen ab. Auf das dritte Bad innerhalb von anderthalb Tagen hatte er jetzt keine Lust, schon weil seine Haut danach schrecklich zu jucken anfangen würde. Damon ging kurz in das Bad im Erdgeschoss und holte sich ein Handtuch heraus. In seinem Zimmer zog er sich die nasse Kleidung aus, die dadurch, dass es im Haus so warm war, ekelhaft an seiner Haut klebte. Er trocknete sich mit dem Handtuch ab und zog sich trockene Sachen an. Dann versuchte er sich die Haare halbwegs zu trocknen. Es würde ihn wundern, wenn er morgen nicht krank wurde. Sein durch den Blutverlust fortwährend geschwächtes Immunsystem würde die Krankheit wahrscheinlich nicht abwehren können und er war schon immer ein wenig anfällig für Schnupfen und andere Krankheiten gewesen, die man sich schnell einholen konnte. Müde legte er sich in sein Bett und zog die Decke über sich. Er kuschelte sich hinein und schloss müde die Augen. Im Stillen beschloss er, den Vampir nicht mehr an sich heranzulassen, er wollte diese Lippen nicht mehr an seiner Haut spüren, wusste er doch, dass er dadurch nur noch mehr verletzt würde. Und wenn Alan ihn beißen würde, würde er unweigerlich die weichen Lippen spüren... Damon drehte sich um. Versuchte die Gedanken zu vertreiben, was ihm aber nicht recht gelang. So schlief er erst ein, nachdem er lange wachgelegen hatte. Mit geübten Handgriffen stapelte Alan Feuerholz im Kamin und zündete es an. Die lodernden Flammen waren nach einer Weile so hell, dass er sich auf das Schaffell vor der offenen Feuerstelle legen und weiterlesen konnte. Heute hatte er so viel Blut zu sich genommen, dass er mindestens zwei Tage, aus biologischer Sicht jedoch mindestens eine Woche ohne neues aushalten konnte. Also würde er morgen nicht sinnlos Zeit verschwenden müssen, um bei Damon etwas zu trinken, sondern konnte in die Stadt gehen, um sich Informationen beschaffen und erste Vorbereitungen zu treffen, um seine Finanzen auf Vordermann zu bringen. Draußen grollte das Gewitter vor sich hin und drückte die schweren Regentropfen gegen das Fensterglas, machte das Zimmer und seinen Platz am Kamin in Alans Augen noch einmal wesentlich behaglicher. Damon schlief eine ganze Weile und wachte dann mit einem Niesen auf. So ein Mist, jetzt hatte er sich doch tatsächlich erkältet. Er konnte froh sein, wenn er sich nicht auch noch Fieber holen würde. Aber das glaubte er kaum. Andererseits war es bestimmt nicht gut gewesen, eine ganze Nacht nackt auf kalten Fliesen zu verbringen. Er richtete sich auf und zog die Vorhänge auf. Draußen strahlte die Sonne und tauchte den vom Regen nassen Novemberwald in ein glitzerndes Licht. Er zog sich frische Kleidung an und fühlte sich irgendwie total schlapp. Es war eine Art ermüdende Schlappheit, die man nur verspürte, wenn man wirklich krank war und vielleicht Fieber hatte. Er beschloss den Koch aufzusuchen und ihn um eine Suppe zu bitten. Warme Hühnerbrühe war schon immer das Beste gewesen, um gegen eine solche Krankheit anzukommen und so machte er sich auf in die Küche, um den blonden Koch zu suchen. Vielleicht konnte einer der beiden Bediensteten dann auch gleich fühlen, ob er wirklich kein Fieber hatte. Selbst war das schwer zu sagen und er wollte da lieber sicher gehen. Was Damon allerdings nicht wusste, war, dass die Beiden meist erst am späteren Mittag hier erschienen, da die zusätzlichen Bewohner dieses Hauses vorher sowieso noch schliefen. So betrat der Rothaarige eine leere, aber behaglich warme Küche, während Julian und Ernesto am Rande der Stadt im Bett lagen und nebenbei die freundlichen aber kraftlosen Strahlen der Sonne begrüßten. Der Kleinere hielt dabei eine Hand des Hellhaarigen fest und fuhr die Linien in ihrer Handfläche nach. Sinnlich knabberte er an den Fingerspitzen herum und liebkoste sie mit der Zunge, wobei ihn sein Schatz fasziniert und leise keuchend beobachtete. Damon schaute sich kurz in der Küche um. Anscheinend musste er sich selbst die Langeweile vertreiben. Leicht seufzend begann er einen Topf herauszusuchen und durchforschte die Schränke und Vorräte nach passenden Zutaten, die er dann auch zu seinem eigenen Erstaunen fand. Er konnte zwar nicht sehr gut kochen, aber für eine Hühnerbrühe mit etwas Gemüse reichte es allemal. So fing er an, diese zu kochen und wärmte sich ein wenig an dem Herd, der eine gemütliche milde Hitze ausstrahlte. Er strolchte suchend durchs Haus und fand schließlich Stift und Papier. Er setzte sich wieder an den Küchentisch und schrieb dem Koch eine Nachricht, dass er für ihn heute nicht zu kochen brauchte und nannte den Grund dafür. Er suchte, während die Suppe kochte, Teller und Löffel heraus, füllte ihn dann mit der heißen Suppe und löschte das den Herd beheizende Feuer. Den Rest Suppe ließ er im Topf. Vielleicht wollten die anderen noch etwas oder er selbst bekam noch mal Hunger. Den Teller nahm er mit ins Zimmer und vergrub sich niesend in sein Bett, wobei er sich fast die Suppe ins Bett geschüttet hätte. In Decken eingewickelt fing er an die Suppe zu löffeln. Zwei Stunden und viele wesentlich intensivere Zärtlichkeiten später zogen sich Alans Bedienstete an und machten sich auf den Weg. Nach jahrelanger Übung wussten sie längst, wo und wie man durch den Irrgartenwald gelangte, waren aber von ihrem Herren zu absolutem Stillschweigen darüber verpflichtet. Hand in Hand durch den Garten kommend grüßten sie Alice, die das letzte, regenschwere Laub zusammenharkte, und schlüpften durch den Dienstboteneingang in das große Herrenhaus. Julian zog überrascht die Brauen nach oben, als er den Suppenduft in der Küche bemerkte und öffnete den Topf. Die Suppe war noch lauwarm und schmeckte nicht schlecht, obwohl sie durchaus noch verbesserungswürdig war. Unterdessen las Ernesto den hinterlegten Zettel. Damit hatte Julian heute eigentlich frei, eröffnete er ihm. Während der Größere die Suppe wieder aufwärmte, nachwürzte und noch etwas verbesserte, machte Ernesto sich auf den Weg zu Damons Zimmer, um einen Blick auf den Verschnupften zu werfen. Damon hatte inzwischen die Vorhänge zugezogen, da ihm das Licht irgendwie nervte und ihm in seiner leichten Wehleidigkeit auch wehtat. Er hatte sich mit Taschentüchern ins Bett vergraben und blickte betrübt hinauf an die Decke. Seine Augen waren halb geschlossen und er fühlte sich ziemlich matt und erschlagen. Schlimmer noch als gestern. Mit einem Mal bekam er einen Hustenanfall und musste verärgert feststellen, dass er hier gar kein Wasser hatte. Aufstehen wollte er aber auch nicht. So musste er wohl oder übel das Kratzen im Hals ertragen und blickte noch ein wenig verstimmter hoch. Na toll, anscheinend hatte er sich die ganze Latte an Erkältungssymptomen eingefangen, wahrscheinlich auch noch eine Grippe. Sein Körper fühlte sich ziemlich heiß an und er war sich nun sicher, dass er doch Fieber hatte. Zufrieden nickte Julian und tat den Deckel auf den Kochtopf. Ernesto klopfte höflich an, wartete einen Moment und betrat dann Damons Zimmer. Man sah auch ohne diesen Hach-ich-leide-Blick, dass es ihm nicht besonders zu gehen schien. Deswegen setzte sich der Schwarzhaarige auf den Stuhl neben dem Bett und fragte den anderen nach seinen Befindlichkeiten aus. Weil Damon ihm nach einer Weile eröffnete, dass er Durst hatte, schöpfte er Wasser aus der unberührten Waschschüssel in einen Krug und goss dem Invaliden ein Glas ein. Damon nahm das Glas dankend entgegen und trank es mit großen Schlucken leer. "Könntest du bitte mal nachfühlen, ob ich Fieber habe?" meinte er bittend und deutete auf seine Stirn, "Alleine kann man das so schlecht feststellen." Er fand es irgendwie nett, wie Ernesto und Julian sich um ihn kümmerten. Er wischte sich die Haare aus der Stirn und bemerkte dabei, dass er leicht schwitzte. Das war ja immerhin schon etwas positives, dadurch würde das eventuelle Fieber wohl schneller zurückgehen. Ernesto bemerkte es ebenfalls und zog ein Taschentuch hervor, mit dem er erst über die feuchte Stirn wischte und dann prüfend die Hand darauf legte. Vergleichend hielt er die zweite Hand an seinen eigenen Kopf. "Ein bisschen wärmer bist du schon, aber nicht übermäßig, würde ich sagen. Dass du im Bett bleiben solltest, weißt du ja alleine." Bestätigte er und stand auf. "Übrigens, danke für die restliche Suppe. Julian zaubert gerade daran herum." Setzte er grinsend hinzu. Damon lachte kurz, was aber durch einen Hustenanfall leicht misslang. "Da hat er bestimmt viel zu tun." meinte er ein wenig selbstkritisch und setzte sich wieder auf, um noch etwas zu trinken. Dann ließ er sich wieder in die Kissen sinken und winkte Ernesto noch kurz zu, als dieser das Zimmer wieder verließ. Müde schloss er die Augen wieder. Seine Mutter hatte mal gesagt, Schlaf sei die beste Medizin und seiner Erfahrung nach hatte das bisher immer seine Richtigkeit gehabt. An der Tür drehte sich der Italiener grinsend noch einmal um. "Nein, glaube ich nicht. Er hat nicht mit seiner Das-ist-Nahrungsmittelvergewaltigung-Miene durch die Gegend geguckt, als er gekostet hat. Gute Besserung." Wenig später saß er mit besagtem Tester am Küchentisch und löffelte die schmackhafte Suppe, die jetzt wie Sommer, nach Möhren, Kräutern, Hühnerbrühe und Sonne schmeckte. Damon schlief sich, wie gesagt, gesund. Oder er versuchte es zumindest, immer wieder rissen ihn Hustenattacken oder schlechte Träume aus dem Schlaf. Er blickte jedes Mal zum Fenster und stellte bei einem erneuten Husten fest, dass es Abend geworden war. Er sah ein dass es keinen Sinn hatte, zu schlafen, und so richtete er sich auf und stopfte das Kopfkissen hinter sich, um zu lesen, was er dann auch tat. Kapitel 4: Chapter 4 -------------------- Chapter 4 Nacht 7 Gähnend setzte Alan sich in seinem übergroßen Bett auf und sortierte die total verknautschte Decke zurück aufs Bett. Nachdem er sich den Schlaf aus dem Kopf geschüttelt hatte, stand er auf und schlurfte ins Bad, um sich fertig zu machen. Eine halbe Stunde später schloss er ausgehfertig die Badtür hinter sich und legte den Kamm auf den Tisch. Seine Kleidung war zwar schlicht, aber von hoher Qualität und an seinem Auftreten sah man trotzdem, dass er nicht gerade arm war. Nur wusste der Vampir noch nicht, ob heute überhaupt irgendwo eins dieser ,wundervollen' Dinner gegeben wurden. Damon las das Buch, das er sich aus Alans Bibliothek mitgenommen hatte. Er konnte sich zwar kaum auf das Buch konzentrieren, aber das war ihm egal. Er brauchte fast eine Stunde für eine Seite, da die Zeilen vor seinen Augen immer wieder verrutschten und er durcheinander kam. Aber so würde er es etwas länger lesen können und das war ja nun auch wieder positiv. Aber er würde es wohl auf einen Versuch ankommen lassen müssen. Deshalb schrieb er eine Nachricht und flatterte als Fledermaus in den schwarzen Himmel. Nach einer weiteren guten halben Stunde verwandelte sich Alan in den Außenbezirken der Stadt zurück. Er brauchte bloß lang genug in Richtung Innenstadt zu schlendern, dann würde er früher oder später finden, was er suchte. Katharine Anotare war eine der reichsten Frauen der Stadt. Ihr Mann war vor einem halben Jahr bei einem Überfall ums Leben gekommen und seitdem lebte die noch recht junge Frau allein auf seinem Anwesen und verwaltete es. Obwohl sie so reich war, dachte sie auch an die Armen der Bevölkerung und gab an diesem Tage, wie jedes Jahr, einen großen Ball zugunsten des Weisenhauses der Stadt. Hinter vorgehaltener Hand munkelte man, sie würde dies nur tun, um ihren guten Ruf zu erhalten und neue Bekanntschaften mit jungen, reichen Männern zu machen. Dies waren sicherlich Gründe, die eine Rolle spielten, aber Katherine veranstaltete den großen Ball wirklich in erster Linie für die Kinder. Da es noch nicht sehr spät war, hatten die meisten dieser Veranstaltungen noch nicht begonnen. So ließ der Vampir sich einfach von den gutbetuchten Massen mitziehen, die in die Säle strömten und landete schließlich vor einem großen Ballhaus mitten in der Stadt. Es schien eine Oper oder ein Theater zu sein, jedoch war jetzt ein Schild über dem Portal angebracht, das einen Wohltätigkeitsball zugunsten eines Kinderheimes versprach. Niemand war so frech, einen Eintritt zu kassieren, jedoch wurde deutlich zu Spenden aufgefordert. Alan ließ einen kleinen Geldschein in die Sammelbüchse fallen und gab seinen Mantel an der Garderobe ab. Kathrine blickte auf, als ein neuer Gast eintraf. Den jungen Mann hatte sie hier noch nie gesehen, aber sie war sofort fasziniert von ihm. Wie seltsam, dass er schon weiße Haare hatte, sah er doch kaum älter aus als 18. Sie ging zu ihm und begrüßte ihn, wie es sich für sie als Gastgeberin gehörte. "Guten Abend, mein Herr. Ich hoffe, es wird Ihnen gefallen." meinte sie lächelnd und hielt ihm die Hand hin. Ihr Interesse war geweckt und sie wusste schon, wem sie den heutigen Abend lang ihre Aufmerksamkeit schenken würde. Der Angesprochene drehte sich um und blickte die Dame freundlich an. Wie sonst und deswegen umso mehr verwunderlich gelang es Alan perfekt, sich wie ein Mensch in die Menge der Gäste einzufügen und sich genauso zu verhalten. "Davon bin ich überzeugt, seid Ihr doch die Gastgeberin." Antwortete er und beugte sich über die dargebotene Hand, hauchte einen höflichen Handkuss darauf. Freundlich lächelte er ihr zu und nahm sich ein Glas Champagner vom Tablett, dass ihm ein Kellner eben anbot. Natürlich würde das Glas ungetrunken an irgendeinem anderen Platz landen, aber im Vortäuschen von Essen und Trinken war Alan mittlerweile ebenso geübt. Kathrine nahm ebenfalls ein Glas Champagner und trank ein paar kleine Schlucke. Dass ihr Gegenüber das köstliche Getränk nicht einmal an die Lippen setzte, fiel ihr gar nicht auf. "Seid Ihr gerade erst in die Stadt gezogen? Ich habe euch bisher auf keinen der Bälle gesehen." fragte sie neutral, durfte sie sich doch ihre Neugierde nicht anmerken lassen. Das gehörte sich nicht für eine Frau ihres Standes. Der junge Mann war höflich, charmant und nett. Und jung war er auch noch, was ihm schon mal vier Pluspunkte in ihrer Liste einbrachte. Außerdem hatte er irgendetwas, das ihn umgab, was ihn einfach anziehend machte und so war sie schon bald in Alans Bann gefangen. Spontan fragte sich Alan, wie schnell die Dame vor ihm umfallen würde, wenn er ihr sein echtes Alter nannte. "Ich wohne etwas weiter weg und halte mich meist in der etwas näher gelegenen Stadt auf." erklärte er. So ganz gelogen war das nicht, schließlich waren die einzigen Details, die nicht stimmten, die andere Stadt und den Freund, den er soeben dazu erfand. "Heute habe ich hier einen Freund besucht und wurde auf Euren Ball eingeladen." Unaufdringlich musterte er seine Gesprächspartnerin etwas genauer. Die junge Frau war unauffällig aber attraktiv mit ihren dunkeln Haaren und den braunen Augen. ,Wie Damons Augen.' Kam es ihm plötzlich in den Sinn, ,nur ohne Grün.' Sofort verdrängte er den ziemlich unpassenden und definitiv in eine sehr unerwünschte Richtung weisenden Gedanken. Ingesamt schätzte er sie auf ungefähr 26, wenn nicht sogar älter, denn sie gab sich wesentlich jünger, als sie tatsächlich zu sein schien. Schon die Art, wie sie über sein scheinbares Alter geurteilt hatte, bewies das. Kathrine war in der Tat um die 26. Noch 25, wie sie jedes Mal betonte, wenn man sie danach fragte. Als er ein Haus außerhalb erwähnte, horchte sie auf. Meinte er etwa... sich ihrer unhöflichen Neugier bewusst fragte sie dennoch nach. "Wohnt ihr etwa in der großen Villa inmitten des großen Waldes?" sie war doch etwas erstaunt. sie hatte den frühern Besitzer flüchtig gekannt und langsam meinte sie sich erinnern zu können an seiner Seite öfters einen Jungen Mann gesehen zu haben der Alan sehr glich. War der Graf etwa gestorben und ihr gegenüber hatte alles geerbt? "Ihr müsst wissen ich kannte den früheren Besitzer." Plötzlich viel ihr auf das sie den Namen des anderen noch gar nicht wusste und sich ja noch gar nicht vorgestellt hatte. "Wie unhöflich von mir." setzte sie deswegen an, "Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt: Katharine von Burgstädt mein Name." meinte sie freundlich und knickste leicht. Alan verzog keine Miene, als sie sein Herrenhaus erwähnte. "Ach, ich glaube, ich weiß, welches Haus und welchen Besitzer Ihr meint. Nein, das Haus ist seit mehreren Jahren verlassen. Es sei denn, es hat inzwischen jemand aufgekauft. Ich wohne noch etwas weiter weg auf einem relativ kleinen Gutshof." Unverbindlich lächelte er Kathrin zu. Natürlich war er das damals gewesen bei dem alten Grafen. Es war schwierig gewesen, seine Identität bis zum Ende geheim zu halten, aber manchmal hatten sie sich recht gut unterhalten. Insgesamt war das Ganze ein sehr geduldaufreibendes und kräftezehrendes Unterfangen gewesen. Doch es hatte sich ja auch gelohnt. Auf den Knicks hin zwinkerte er ihr zu und deutete eine Verbeugung an. "Alan de Berberác." Inzwischen war es gefahrlos geworden, ab und zu seinen echten Nachnamen zu benutzen, schließlich war er mittlerweile so lange tot, dass sich niemand mehr an seine Familie erinnern würde. So lange er ihn nicht so oft benutzte, dass die Möglichkeit bestand, dass sich zwei Leute mit verschiedenen Auskünften über ihn unterhalten konnten, war alles in Ordnung. Beberác? wiederholte Kathrine den Namen in Gedanken. Nein, diesen Namen hatte sie noch nie gehört. Aber sie fand, dass es ein schöner Nachname war. Sie lächelte weiterhin, während sie verzweifelt nach einem Gesprächsthema suchte. Sie war zwar offen und ging auf andere Leute zu, dennoch war sie es gewohnt, dass ihr Gegenüber, meistens Männer, ein Gesprächthema anschlug. Durch diese Gewohnheit war sie immer ein wenig überfordert wenn es an sie ging, ein Thema zu finden. Dennoch wollte sie sich jetzt nicht von Alan abwenden, denn, so schien es ihr, er wäre doch eine recht gute Partie. So wollte sie unbedingt noch mehr über sein Gut und sein Geld in Erfahrung bringen. Außerdem war da noch die Frage, ob der andere nicht schon vergeben war. Jetzt wurde es allmählich interessant, bemerkte Alan still für sich. Denn jetzt galt es, so zu taktieren, dass Kathrine sich zwar bemühen musste, um zu verhindern, dass sie selbst später von allein das Interesse an ihm verlor, doch er durfte auch nicht so schroff sein, dass sie sich entmutigt fühlte. Deswegen sah er sich einen Moment lang im Saal um und bot dann der Dame den Arm an, geleitete sie weiter in die Mitte des Saals, bevor sie sich genötigt fühlte, wieder ihren Pflichten als Gastgeberin nachzukommen und sich anderen Leuten zuzuwenden. Schließlich wusste er noch nicht, ob sie ihm helfen konnte, sein Finanzproblem zu beheben. Kathrine wollte gerade ein weiteres Ehepaar begrüßen, als Alan ihr den Arm anbot. Diesen nahm sie gerne an und folgte ihm. Wenn sich schon die Gelegenheit bot, den anderen weiter auszuhorchen, was bestimmte Umstände anging, dann musste man sie auch nutzen. Vielleicht konnte der andere ihr dabei helfen, ihren Reichtum weiter zu vergrößern. Zwar war sie nicht unbedingt geldgierig, aber sie sorgte halt gut vor, für eventuell schwierige Zeiten. Obwohl das nun wirklich nicht nötig war. "Und die Verlobte habt ihr zu Hause gelassen?" fragte sie interessiert. Die meisten Männer in dem Alter waren schon in festen Händen, was für sie ein weiteres Problem darstellte. "Sie ist immer noch auf Reisen. Sie ist jetzt seit anderthalb Jahren in fremden Ländern unterwegs und macht bis jetzt keine Anstalten, ihre Heimreise anzutreten." Log der Vampir schlicht und spielte täuschend echt nur leichtes Bedauern vor, so hatte sie immer noch die Möglichkeit, sich auf diese Weise an ihn heranzumachen, die in ihren Gedanken anklang, ohne dass Alan eine Chance, sie notfalls wieder loszuwerden, aus der Hinterhand verlor. Mal sehen, auf welche Art sie diesen Köder schlucken würde. "Seit einem halben Jahr bekomme ich nicht einmal mehr ein Brief von ihr." Setzte er noch einen obendrauf. So machte er deutlich, dass die "Verlobung" vielleicht auch gelöst werden konnte. "Oje, das ist ja wirklich betrüblich." meinte Kathrine, obwohl sie sich innerlich, bildlich gesprochen, die Hände rieb. Das war ja zu schön, um wahr zu sein. "Und Ihr seid sicher, dass sie noch lebt? Heutzutage kann man ja nie wissen. Die ganzen Räuber und Schurken, die sich in dem Land rumtreiben." Sie schüttelte betrübt den kopf. Dass der andere aber immer noch, nach einem Jahr, mit ihr verlobt war, sprach irgendwie für ihn und machte ihn irgendwo sehr sympathisch. Andererseits würde es dann wohl umso schwerer werden, ihn von ihr loszukriegen, dachte sie sich. Hätte sich Alan nicht schon durch das Wissen um ihre Gedanken im Vorteil geglaubt, wäre es ihm bei so viel kühler Berechnung kalt den Rücken hinunter gelaufen. Gegen diese ziemlich zielstrebige, junge Dame zu arbeiten machte als Normalsterblicher wohl eher weniger Spaß. Die Frage war nur, wie und ob es möglich war, sie irgendwie für sich sprich für seine wirtschaftliche Lage zu nutzen. Nach ihrer längeren Pause, in der Alan das Fest betreten hatte, spielten die Musiker nun erneut zum Tanz auf. Mit einer angemessenen Verbeugung und einem amüsiert-verschwörerischem Tonfall forderte er Kathrine zum Tanz auf. Natürlich nahm Katharine die Aufforderung mit einem Lächeln und einem kleinen Knicks an. Sie tanzte einige Stücke mit Alan und war immer mehr davon überzeugt, dass sie den Richtigen gefunden hatte. So wie der andere tanzte, hatte er anscheinend auch eine sehr gute Erziehung genossen und wandte diese auch an. Dies war ja heute leider nicht immer so und sie kannte genug Adlige, die sich trotz der guten Erziehung ziemlich rüpelhaft benahmen. Oder Neureiche, die sich rüpelhaft benahmen, weil sie keine gute Erziehung genossen hatten. Die Gesellschaft ging heutzutage eben gehörig den Bach runter und richtiger Adel wurde gar nicht mehr geschätzt, befand sie im Stillen, während sie weiter Alan zulächelte und dann überlegte, was sie als nächstes tun könnte, als Frau durfte sie ja nicht zu aufdringlich erscheinen. Was führte er denn hier übers Parkett? Einen Erziehungsdrachen der ganz alten Schule? Wunderte sich Alan nun doch ein wenig. Diese Sätze hatte er schon zu seinen Lebzeiten oft genug hören müssen. //Aber wenigstens hat es ja offensichtlich etwas gebracht, diese Quälerei.// Dabei fiel ihm sogar noch eine zweite Möglichkeit ein, wie er sie notfalls verschrecken konnte, sollte sie ihm lästig werden. Das war zwar keine besonders schonende und auch für seine kaum gefestigte gesellschaftliche Position nicht gerade zuträgliche Variante, aber dennoch wäre zumindest ihre Reaktion interessant, wenn er ihr mit Damon, den man dazu ja nicht unbedingt einweihen musste, etwas vormachte. Aber andererseits machten ihn Kathrines Gedanken auch ziemlich nachdenklich, denn alles was sie anscheinend von jemandem wollte, war eine hölzerne Anstandspuppe, wobei sie an den Charakter nicht die kleinsten Gedanken verschwendete. Der zählte überhaupt nicht, als wäre er nicht einmal mehr existent. Dabei war er doch so unheimlich wichtig, anders wichtig, als Alan früher, als er noch dieser Binsenweisheit über das schöne Innere Glauben geschenkt hatte, gedacht hatte. Vielleicht war dies ja eigenwilliger als alles andere, aber nach 150 Jahren konnte Alan behaupten, dass sich beim Sex der Charakter eines anderen am meisten entblößte. Kathrine ließ sich galant lächelnd von Alan übers Parkett führen, ohne auch nur halb so weitläufige oder tiefgründige Gedanken wie Alan zu hegen. Sie überlegte bloß, was sie als nächsten Schritt tun könnte und war, wenn man es aus dieser Sicht sah, in ihrem Denken eingeschränkter als Alan. Damon während dessen lag "daheim" in dem Bett und nieste und hustete vor sich hin. Seine Laune hatte den Nullpunkt erreicht. Das lag auch zum größten Teil daran, dass der Vampir nicht aufgetaucht war. Dabei hatte er diesen doch schmoren lassen wollen und ihm mindestens drei Tage, wenn nicht noch länger, sein Blut verwehren wollen. Aber wenn der Vampir nicht kam, dann ging das schlecht und er war sich nicht sicher, wie lange er dieses Selbstverbot durchhalten würde. Denn dadurch schützte er sich auch davor, die weichen Lippen des anderen wieder zu spüren, was einerseits schön war, aber andererseits.... Andererseits würde es ihn nur noch mehr an die kalte Abweisung Alans' erinnern. Und daran wollte er wahrlich erinnert werden. Selbst Ernesto konnte ihn nicht aufheitern und so machte sich der Schwarzhaarige wieder auf in die Küche. //Nicht einmal nach mir sehen kommt dieser Vampir.// dachte Damon leicht erbost. Aber er hätte sich ja auch denken können, dass er von diesem Eisblock von Vampir kein Mitleid bekommen würde. Dass dieser aus seinen Gedanken wusste, dass er krank war, nahm er als selbstverständlich hin. Da Alan mit seiner Führungsarbeit beim Tanzen jetzt seiner Ansicht nach genug Initiative gezeigt hatte, um Kathrine nun erst einmal zappeln lassen zu können, schweiften seine Gedanken ab. Erst geisterten sie nur im Ballsaal umher, beobachteten die anderen Wohltätigkeitsverpflichteten, entschlüpften wie Rauch durch die trotz der niedrigen Temperaturen geöffneten Terrassentüren in den Garten, der Verliebte zum Lustwandeln einlud, stiegen wie Rauchschwaden in die Luft auf, betrachteten die Stadt in ihrem nächtlichen Glanz und begaben sich dann endgültig auf Wanderschaft. Zwei Musikstücke später fingen Damons hilflos-missmutige Gedanken einen seiner ausgestreckten Fühler ein, Alan lauschte und lächelte mitfühlend, obwohl der kranke Mensch in seinen Überlegungen nicht gerade zärtlich mit Alans Person umging. Aber für dessen Erkältung konnte er ja nichts und er hatte auch nicht den Wunsch, die Zurückweisung, die Damon durch ihn erfahren hatte, rückgängig machen. Es war doch viel besser so, bevor Damon sich mit seinen Gefühlen, die der Vampir nicht erwidern würde, sich nicht zu erwidern geschworen hatte, nur noch mehr selbst verletzte. Alan wollte mit seinem persönlichen Schwur schlicht und ergreifend verhindern, dass er sich wieder selbst dafür hassen lernen würde, dass er Damon langsam tötete. Katharine hatte noch gerne weiter mit Alan getanzt, doch durch ihre Rolle als Gastgeberin musste sie den Tanz nach einiger Zeit unterbrechen. Zu ihrem eigenen Leid und zu Alans wahrscheinlicher Freude, denn während des Tanzes hatte sie ihn immer wieder 'unauffällig' entweder über seine angebliche Verlobte oder sein Vermögen ausgefragt. Jetzt jedoch war es an der Zeit, einige wichtige Persönlichkeiten zu begrüßen, die gerade eingetroffen waren, und eine Rede zu halten. Sie machte einen kleinen Knicks und lächelte Alan freundlich und leicht traurig an; "Es war mir eine Freude, Sie kennen zu lernen, und hoffe, wir haben noch mal das Vergnügen miteinander." meinte sie freundlich und schritt dann durch den Saal, um sich ihren angekommenen Gästen zuzuwenden. Alan unterdrückte den erleichterten Seufzer und verabschiedete sich ebenso höflich lächelnd, erwiderte die Abschiedsworte mit einer passenden Formel. Die letzte Viertelstunde lang war nur noch Quälerei gewesen, nachdem seine Laune irgendwie ganz plötzlich umgeschlagen war. Mal abgesehen davon hatte Kathrines Neugier langsam ungeahnte Höhen erklommen und zeitweilig hatte Alan sich zu fragen begonnen, ob die Gesellschaft dieser Zeit wirklich so schlimm war, dass alle Frauen sich derart berechnend benehmen mussten, oder ob das lediglich Kathrines eigene Charakterzüge waren. Von diesem ständig kokettierenden Wesen befreit sah er sich nach ansprechenderer Gesellschaft um, die seinen eben erwachten, doppelten Hunger stillen konnte. Gemächlich die übrigen Gäste beobachtend durchschritt er den Raum in Richtung der Terrassentüren. Die Terrassentüren führten auf eine große Terrasse, von der aus man in den weitläufigen Garten der Villa gelangte. Große Hecken und versteckte Bänke luden viele Pärchen ein und man hörte von über all her leises Raunen und Kichern. Aber nicht nur Pärchen tummelten sich in dem großen Garten, auch einzelne junge Männer und Frauen standen auf der Terrasse oder saßen am Teich, in der Hoffnung angesprochen zu werden, ohne dazu tanzen zu müssen, oder wollten sich einfach nur von einem Tanz erholen. Auch war die Luft hier draußen sehr erfrischend nach der stickigen Luft, die im Ballsaal herrschte. Diesmal gab sich Alan keine Mühe, den befreiten Seufzer zu unterdrücken und atmete tief die angenehm laue Nachtluft ein, die für einen Oktoberabend verwunderliche Temperaturen zu bieten hatte. Hier draußen war es wohl am wahrscheinlichsten, jemanden zu finden, der seinen augenblicklichen Bedürfnissen gerecht wurde. Gelassen aber aufmerksam spazierte der Vampir im terrassennahen Park herum und begutachtete die tanzmüden Männer, die vereinzelt an Bäumen lehnten oder auf Bänken saßen, die angenehme Stille genießend. Lucael saß auf einer der Bänke und hatte sich erschöpft an die Rückenlehne gelehnt. Das schwarze Haar war lose nach oben gebunden, da es, warm wie ihm vom Tanzen war, ziemlich störte und nicht gerade zur Abkühlung beitrug. Die obersten Knöpfe des Hemdes hatte er geöffnet und die Augen waren geschlossen. Er genoss es, wie der frische, leichte Herbstwind seinen erhitzen Körper langsam abkühlen ließ. Er mochte solche Feste nicht besonders. Es war doch immer das Gleiche. Erst musste man sich Gespräche mit irgendwelchen reichen, verwöhnten Töchtern antun und dann mit einem dieser Individuen tanzen. Und Tanzen war etwas, das er noch weniger gern tat. Alan hatte gerade damit begonnen, sich den Gedanken, die restliche Nacht allein zu verbringen, da ihm keiner der Menschen hier sonderlich zusagte, anzufreunden, als er eine Bank entdeckte, die ihm verborgen hinter Rosensträuchern auf der einen und einigen Schilfgrasbüscheln auf der anderen Seite, gar nicht aufgefallen war. Ein knorriger Baum schien sich prüfend über den erschöpften jungen Mann zu neigen, der entspannte die Augen geschlossen hatte, und ihn für mehr als ansprechend zu befinden. Unwillkürlich leckte Alan sich leicht über die Lippen. Ein leichter Schweißfilm ließ die bleiche Haut schimmern und verlieh dem rabenschwarzen Haar einen hintergründigen Glanz. Die geöffneten Hemdknöpfe versprachen einen wohlgeformten Oberkörper. Doch die leicht geöffneten, vollen, aber unter keinen Umständen klobigen Lippen, die die dem Menschen angepasste Kopie der letzten Rosenblüten am Strauch zu sein schienen, brachten ihn dazu, einige Momente stehen zu bleiben und sie sich wohlig erschaudernd auf seiner Haut vorzustellen. Lucael wusste nicht wieso, aber er fühlte sich in gewisser Weise beobachtet und so öffnete er langsam die dunkelblauen Augen und schaute sich suchend um. Am anderen Ufer erblickte er eine Gestalt, die sofort sein Interesse weckte. Der andere schien auf keinen Fall älter als er selbst und war doch recht gut gebaut. Das, was Lucael aber faszinierte, waren die blasse Haut des anderen und dessen weiße Haare, die sofort aus der Menge herausstachen. Er fragte sich sofort, woher dieses Weiß kam, hatten doch sonst nur alte Menschen graue Haare und die Haare des anderen ließen sich noch nicht mal mit dieser Färbung vergleichen. Mühsam schüttelte Alan die plötzliche Befangenheit, die ihn ergriffen hatte, als die dämmerungsblauen Augen auf ihm ruhten, und die für seinen Geschmack viel zu menschlich war, ab und erwiderte den Blick. Auch ohne auf dessen Gedanken zu lauschen, spürte er, wie sich gewisses Interesse in die Blicke mischte, die ihm zugeworfen wurden. Ruhig schlug er einen auch von der anderen Seite aus sichtbaren Weg am Seeufer entlang ein, während er der angenehmen Stimme der Gedanken des Schwarzhaarigen lauschte. Ja, bestätigte Alan sich selbst, da war beidseitig Interesse vorhanden und die Nacht versprach endlich eine angenehme Wendung ihres Verlaufs. Lucael blickte nun doch ein wenig erstaunt drein, als der andere sich in seine Richtung bewegte und sogar den kleinen Weg einschlug, den er selbst genommen hatte. Der andere wirkte nicht so, wie die typischen Jünglinge, mit denen er sonst seine Zeit verbringen musste und so freute er sich im Unterbewusstsein auf die Begegnung. Seine sonstigen Kameraden texteten ihn sonst immer nur mit ihrem Weibergeschichten und ihrer Karrierelaufbahn zu. Doch dieser hier wirkte nicht wie so einer und so richtete er sich leicht auf und schaute dem anderen unverwandt dabei zu, wie er sich ihm näherte. Alan verlangsamte sein Schritttempo, um sich zu überlegen, wie er den anderen ansprechen sollte. Gleichzeitig horchte er auf dessen Gedanken, um vielleicht einen Hinweis zu erhalten, was er tun musste, um sich völlig daneben zu benehmen. Schließlich ließ er es darauf ankommen und näherte sich der Rückseite der kleinen Bank, ließ den anderen einen Moment über seinen Verbleib im Ungewissen und beugte sich dann leicht zu dessen Ohr, so dass die Bewegung zwar eine gewisse Gewogenheit ausdrückte, aber nicht aufdringlich oder abstoßend wirkte. "Wartet Ihr auf jemanden oder darf ich mich zu Euch setzen?" fragte er leise, aber nicht schüchtern. Lucael wunderte sich einen Moment, wohin der andere verschwunden war und schloss daraus, dass der Weg dort wohl eine Biegung machte. Er zuckte leicht zusammen, als er die Stimme des anderen plötzlich an seinem Ohr vernahm und dessen Atem im Nacken spürte, dennoch lief ihm ein angenehmer Schauer den Rücken hinab, als er die warme, weiche und leicht samtige Stimme des anderen so nah hörte. Er drehte den Kopf nach hinten und lächelte leicht, aber nicht gestellt. "Wenn Ihr mir eueren Namen verratet, könnt Ihr Euch gern neben mich setzen." meinte er dann und rückte ein Stück beiseite, um Alan Platz zu machen. Hmm, schnurrte Alan in Gedanken, als er die Antwort vernahm. Die reale Stimme war genauso gut wie die seiner Gedanken. Komischerweise dachten Menschen mit unangenehmen realen Stimmen in wesentlich ansprechenderen Tönen, so dass der Unterschied ziemlich groß war. Hier jedoch mochte er beide Seiten auf Anhieb. Zu gern würde er hören, wie... Alan riss sich ein wenig zusammen und antwortete dem Menschen lieber, bevor dieser es sich anders überlegte. "Alan." Entgegnete er schlicht, dafür mit einem ebensolchen Lächeln und ließ sich neben Lucael nieder. Einen Augenblick lang betrachtete er den Ausblick über den See hin zu den erleuchteten Fenstern, bevor sich wieder dem Dunkelhaarigen zuwandte. "Würdet Ihr mir der Gerechtigkeit halber Euren verraten?" "Lucael." meinte der andere ebenso schlicht. Er war noch nie ein Freund großer Worte gewesen und folgte dem Blick Alans auf dem See. Ob der andere wohl auch vor den Damen, die ständig zum Tanzen aufgefordert werden wollten, geflohen war, fragte er sich in Gedanken leicht kichernd. Er ließ wieder einen Blick über Alan gleiten. Der andere sah seines Erachtens nach besser aus als die meisten Männer, sogar richtig gut, und so war er bestimmt von einer großen Meute umringt gewesen. Alan zog leicht eine Augenbraue nach oben. Der Name war zwar sehr ungewöhnlich, aber klangvoll und passte wirklich zu Lucaels Sprachmelodie, wie er grinsend feststellte und sich im nächsten Moment fragte, was daran bitte so wichtig war. Wahrscheinlich versuchte er einfach, sich mit sinnlosen Gedanken davon abzuhalten, diese Lippen kosten zu wollen. Nun konnte er sich allerdings fragen, ob er das Gespräch erhalten wollte oder lieber ein angenehmes Schweigen wählte, bis Lucael die Initiative ergriff. Erst einmal entschied er sich für letzteres, um seine Ungeduld in den Griff zu bekommen. Im Moment ging ihm alles zu langsam, er wollte den anderen sofort. Lucael hingegen fand es recht angenehm, dass der andere nicht sofort anfing, ihn zu zutexten und musterte ihn lieber. Er merkte, wie ihm langsam kalt wurde und wollte die Knöpfe des Hemdes schon schließen, als er die Hand wieder sinken ließ. Irgendetwas hielt ihn jedoch davon ab. Wieder ließ er den Blick über Alans Gesicht wandern und blieb an den fein geschwungenen, nicht zu vollen Lippen des Vampirs hängen. Die Lippen des anderen waren im ersten Moment nicht zu aufdringlich und eigentlich recht unscheinbar. Und doch, je länger er sie betrachtete, desto mehr blieb er an ihnen hängen, hatte irgendwie das Bedürfnis, diese Lippen mit den eigenen zu berühren. Vorsichtig streckte er die Hand aus und ließ sie durch das Haar des anderen wandern. Zeigte so, dass er ein gewisses Interesse hegte, wurde aber nicht zu aufdringlich. "Dein Haar hat eine ungewöhnliche Farbe." meinte er dann leise. Alan erschauderte und biss sich zu spät auf die Zunge, um das leise wohlige Seufzen noch zurückhalten zu können. Während er den Kopf der Hand zuneigte, bemerkte er, wie Lucaels Blick immer öfter seinen Mund streifte, immer schlechter davon loskam und auch ohne die geflüsterten Gedanken hätte er diese Blick zu deuten gewusst, denn ihm erging es nicht anders. Diese schön geschnittenen Lippen waren zu einladend, zumal sie unbewusst leicht geöffnet waren. Erfreut registrierte Alan, dass der Mensch die Höflichkeiten bereits wegließ, hatte er sie doch erst beibehalten, weil er kein Indiz gefunden hatte, ob der andere darauf Wert legte oder nicht. "Hmm, sie sind schon immer so, zum Glück lehnen das nur wenige ab." Meinte er leise, nicht als direkte Antwort, sondern eher als Anmerkung. Der schwach duftende Körper neben ihm, dessen Wärme ihn leicht streifte, lenkte ihn ab. Immer wieder musste er seine Gedanken in halbwegs geordnete Bahnen zwingen, um den anderen nicht mit einer unbedachten Handlung zu verjagen, denn noch hatte er ihn nicht sicher an der Angel, noch bestand die Möglichkeit, ihn vor den Kopf zu stoßen und das wäre absolute Verschwendung gewesen. Langsam beugte er sich zu dem Schwarzhaarigen hinüber, kam ihm etwas entgegen, damit er die Distanz zwischen ihren Lippen überwinden konnte. Lucael ließ die Hand an Alans Wangen und erstaunte darüber, wie kalt sie war. Als der andere die Erklärung zu den Haaren abgab, nickte er nur leicht und registrierte erstaunt die Bewegungen des anderen und blieb an seinen Lippen hängen. Er nahm es als Einladung an, vor allem da Alan die Lippen einladend einen Spalt öffnete und beugte sich ebenfalls vor. Kurz genoss er es, wie der warme Atem des anderen seine Lippen streifte, dann überbrückte er den letzten Rest der Distanz und berührte sanft die Lippen des anderen, verwickelte ihn sogleich in einen leidenschaftlichen Kuss. Im Stillen beglückwünschte sich Alan zu seinem plötzlichen Anfall von Grausamkeit, der ihn letzte Nacht dazu gebracht hatte, die beiden Straßenkinder zu töten. So funkte ihm jetzt nicht sein Durst nach Blut dazwischen und er konnte zart in die weiche Unterlippe des anderen beißen, ohne befürchten zu müssen, dass er ihn verletzte und ohne in Versuchung zu kommen, sein Blut zu kosten. Im Augenblick reichte ihm der verheißungsvolle Geschmack der Lippen und der geschickten Zunge aus. Spielte sich der Kuss vorfreudig erst an den seidigen Lippen ab, die er hemmungslos ausprobierte, mit seinen eigenen betastete und herausforderte, ließen sie ihn beide rasch tiefer werden. Alan öffnete die Lippen, genoss, wie sich der Größere in seinem Mund umsah, kostete, tastete, und drängte ihn dann zurück, plünderte die warme, unbekannte Mundhöhle. Schon verbreitete die fremde Zunge das ahnungsschwere Kribbeln, während Alan eine Hand in Lucaels Nacken legte, ihn etwas näher zog und heranrückte. Der warme Oberschenkel, den er dabei berührte, ließ ihn fast schon zusammenzucken. Lucael ließ seine Hand vom Nacken des anderen auf dessen Schultern wandern und hielt ihn fest und verhinderte so auch ein Abbrechen dieses wunderbaren Kusses. Nun war er froh, dass er sich so weit abseits und geschützt niedergelassen hatte. Denn von dem anderen Ufer aus würde man sie in dem immer dunkler werdenden Licht kaum erkennen können. Dazu trug auch der große Baum bei, wobei es sich um eine Trauerweide handelte, die ihre Äste leicht schützend über sie hängen ließ und den Blick durch seine Blätter versperrte. Lucael schloss genießend die Augen und zog den anderen dann mit einem Mal auf seinen Schoß und legte die Hände auf dessen Hüften. Ließ sie jedoch schon bald nach hinten wandern, über Alans Hosenbund zu dessen Hintern und die Wirbelsäule hinauf. Gierig sog Alans kalter Körper die geschenkte Wärme in sich auf, strahlte sie sparsam wieder ab und Alan wirkte weniger unterkühlt. Neugierig ließ Alan seine Hände über die glatte Brust des anderen wandern, während er sich gleichzeitig den Händen entgegenbewegte, die ihn eben auf den Schoß des eigentlich Unbekannten gezogen hatten und nun fordernd über seine Kehrseite fuhren. Der Vampir verlagerte den Austragungsort des Kusses erneut an die Lippen und gab Lucael so die Gelegenheit, Luft zu holen, er selbst hatte das ja schließlich nicht mehr nötig. Trotzdem bemerkte er bereits, wie sich sein Atem leicht beschleunigte. Ja, der Körper unter ihm fühlte sich herrlich an, kraftvoll und geschmeidig, und Lucael schien bereits zu wissen, was er tat, das erhöhte die Intensität gleich um ein vielfaches, anders, als wenn er auf die Unschuld seines Partners hätte Rücksicht nehmen müssen. Lucael war nicht so unschuldig, wie er oftmals auf den ersten Blick wirkte. Und so wanderten seine Hände schon bald ohne Zögern, jetzt da er sich des Wohlwollens seines Gegenübers sicher war, zum Hemd von Alan und zupften es am Rücken aus dem Hosenbund, um gleich darauf darunter zu schlüpfen. Sanft aber dennoch mit leichtem Druck strichen sie über die glatte und leicht kühle Haut des anderen. Im ersten Moment hatte er gedacht, sie wäre unnatürlich kühl, aber inzwischen war sie zu warm, um als unnatürlich durchzugehen und er schob es auf eine Täuschung. Neugierig erforschten seine Hände Alans Rücken und wanderten zu dessen Bauch. Unterdessen knabberte er verspielt an den Lippen des anderen. Seine Hände strichen sanft über die Bauchmuskeln des anderen und bahnten sich ihren weg nach oben und begannen sanft über die Brustwarzen des anderen zu wandern, während ihm aus reiner Vorfreude ein Keuchen entfuhr. Überrascht keuchte Alan und bog den Rücken leicht ins Hohlkreuz, biss wieder in die zarte Unterlippe und zog dann mit der Zunge eine feuchte Spur zum Ohr seines Gespielen. Neckend spielten seine Fingerspitzen durch den Stoff des Hemdes hindurch mit den Brustwarzen des Größeren, bemerkte eine Reaktion und knöpfte einige Knöpfe auf dieser Höhe auf, um mit den Händen unter den störenden Stoff zu gleiten. Die erwartungsvoll aufgerichteten Knospen bettelten geradezu nach seinen Fingern und gern kam er diesen Aufforderungen nach, reizte sie, um Lucael einen zweiten, ebenso wohlklingenden Laut wie sein Keuchen eben zu entlocken. Wie er gehofft und erwartet hatte, war Lucaels Oberkörper glatt und angenehm muskulös, ohne plump und protzig zu sein. Vielmehr bewegte er sich geschmeidig, mit einer selbst jetzt erkennbaren leichten Grazie, die zu unbewusst war, um feminin zu wirken. Natürlich gelang es dem Vampir Lucael mit seinen gezielten und gekonnten Berührungen ein weiteres, diesmal lauteres Keuchen zu entlocken. Zu lange hatte der andere so etwas nicht mehr getan und Alan war wirklich gut, befand er in Gedanken. Er ließ seine Hände wieder über den Bauch des anderen wandern und ließ sie dann ganz unter dem Hemd hervorkommen, aber nur um dieses ganz zu öffnen, da es doch störte. Sein Körper erschauderte, als Alan sich mit seiner Zunge seinem Ohr widmete, war es doch die empfindlichste Stelle seines Körpers. Als Alan dies bemerkte und ihn noch mehr dort reizte, stöhnte er unterdrückt auf und ließ seine Hände unter Alans Hosenbund ruhen, unter den sie eben krabbeln wollten. Erfinderisch variierte Alan die Bemühungen am Ohr des Schwarzhaarigen, wobei er mit einer Hand den Kopf des anderen sanft festhielt, saugte an dem weichen Ohrläppchen, fuhr die Windungen der Muschel mit Zungen und Lippen nach, vergaß auch eine Stelle knapp hinter der Ohrmuschel nicht, an die zwar niemand dachte, die sich aber häufig als besonders empfindlich herausgestellt hatte. Manchmal ließ er die Intensität jedoch etwas abflauen, um dem Menschen die Gelegenheit zu geben, wieder aktiv zu werden, war er doch neugierig, was dessen Hände in seiner Hose mit ihm anstellen konnten. Aufreizend brachte Alan seinen bloßen Oberkörper näher an Lucaels, rieb sich leicht und unauffällig an ihm, während er ihm das Hemd von den Schultern streifte, sodass es bis zur Armbeuge hinunterrutschte und den erregenden Anblick seiner geistigen Beute nur verstärkte. Lucael hätte nichts dagegen gehabt sich einfach zurückzulehnen und die Berührungen des anderen in vollen Zügen zu genießen, dennoch wollte er den anderen nicht unbefriedigt lassen und ihn in gewisser Weise entschädigen. Das Keuchen des anderen vorhin hatte ihn durstig auf mehr gemacht und so ließ er seine Hände unter dem Hosenbund nach vorne wandern und öffnete Alans Hose. Sanft strich über die glatte und weiche Haut darunter, ließ die leichte Erregung jedoch absichtlich aus, bedachte lieber die Innenseiten der Oberschenkel des andern mit leichtem Druck, wanderte nach hinten und strich zart über Alans Hintern, übte sanften Druck auf diesen aus und fuhr sachte über seine Öffnung, drang einige Millimeter mit dem Finger in ihn ein und keuchte auf, als er die warme Enge um seinen Finger spürte. Dann zog er sich zurück und ließ die Hand nach vorne wandern, bedachte nun auch die Erregung des anderen mit sanften Streicheleinheiten. Stöhnend drückte sich Alan dem Finger entgegen, der seine Inbesitznahme probte und seinen Anus reizte. Wie von selbst spreizten sich seine Beine etwas mehr, um Lucael mehr Fläche zum berühren zu bieten, während Alan, den Kopf in den Nacken gelegt, keuchend seine Zuwendung, die er dem Ohr hatte zukommen lassen, unterbrach. Die feste Hand an seiner Erregung war einfach zu gut, sodass er die Augen zu Schlitzen zusammenkniff und sich vorbeugte, um dem anderen an seinem Hals vorzuführen, was er davon hielt. "Darf ich?" fragte er vorsorglich an dessen Hals hauchend und zog Haut an der Halsbeuge zwischen seine Zähne, saugte leicht daran, um zu zeigen, was er meinte. Dann leckte er jedoch erst einmal eine feucht Spur bis zum Kinn und über eine andere Linie zurück zu seinem Ausgangspunkt. Dort begann er kleine Küsse über die weiche Haut zu verteilen, die sich so gut an seinen Lippen und Händen anfühlte. "Aber natürlich." keuchte Lucael und neigte den Hals Alan entgegen. Er keuchte immer wieder auf und bemerkte, wie sein Puls inzwischen zu rasen schien und auch sein Unterleib blieb von Alans Berührungen nicht unberührt. Seine Hose kam ihm auf einmal viel zu eng vor und er hoffte, der andere würde diese öffnen, es selbst zu tun, hätte für ihn irgendwie falsch gewirkt. Er massierte das Glied des anderen noch eine Weile und fuhr sanft über die gesamte Länge, während er unter den Berührungen des Vampirs langsam anfing verhalten zu stöhnen. Nach einiger Zeit suchten seine Finger aber wieder den Weg zu Alans Kehrseite und begannen sanft die verheißungsvolle und nun feuchte Enge zu weiten. Zufrieden grinsend erwählte Alan sich ein passendes Fleckchen Haut und begann sie genüsslich zu malträtieren und zu verwöhnen, bis er einen ansehnlichen Knutschfleck darauf hinterlassen hatte. Die heiße Beule im Schoß des anderen, die sich an seinen Beinen leicht rieb, machte ihm klar, wie wenig kalt den anderen das ließ, und so kletterte eine seiner Hände über den leckeren Oberkörper nach unten, öffnete die Knöpfe und glitt in die dunkle Hose hinein. Erst berührte er ihn nur prüfend mit tastenden Fingern, doch umso mehr er von der heißen Erregung des Schwarzhaarigen fühlte, umso mehr stieg sein Verlangen, ihn in sich zu spüren und rieb provokant mit den Fingern über den Schaft, massierte ihn, um letztendlich die Eichel zu verwöhnen, an der er bereits den ersten Lusttropfen spüren konnte. Doch auch Alan konnte sich kaum noch beherrschen und bog den schlanken Körper ins Hohlkreuz, als er gleich zwei von den findigen Finger in sich spürte. Erhitzt stöhnend bewegte er sich ihnen entgegen und konnte nach einigen Atemzügen schon nicht mal mehr beschwören, ob es immer noch zwei oder schon drei Finger waren, die sich in ihm auseinander zogen. Ohne hinsehen zu müssen zog Alan Lucaels Hose so weit herunter, wie es ihm möglich war, ohne den anderen aufstehen zu lassen. Lucael erhob sich, soweit es ihm mit Alan auf dem Schoß und seiner Befangenheit überhaupt möglich war, ein Stück und zog die Hose soweit, wie es nötig war, hinab. Auch Alan entledigte er dieses Kleidungsstückes und nahm die Finger aus ihm. Er konnte es einfach nicht mehr länger hinauszögern, er wollte endlich die Enge des anderen um sich spüren. Nach einem kurzen Moment drehte er Alan einfach herum, so dass dieser mit dem Rücken zu ihm saß. Sanft verwöhnte er den Nacken des anderen mit seinen Lippen, während er ihn an sich zog und Alan schließlich auf seine Erregung sinken ließ, langsam in ihn eindrang. Lustvoll stöhnte er gegen die nun vollkommen erwärmte Haut des anderen und die Enge des anderen verschlug ihm einen Moment die Sprache. Nach einigen Momenten des Gewöhnens ließ er die Hände auf Alans Hüfte wandern, um ihn zu stützen und begann in den anderen zu stoßen. Alan entfuhr ein anklagender Laut, als sich die Finger aus ihm entfernten, doch schon die Spitze an seinem Eingang ließ ihn erneut vorfreudig aufstöhnen und er erzitterte erregt, als sich Lucael tiefer in ihm versenkte, ihn völlig ausfüllte. Nach einigen Momenten, in denen er sich an seine Größe gewöhnte, spreizte er die Beine erneut, öffnete sich so etwas mehr und spürte stöhnend, wie Lucaels Glied noch etwas tiefer glitt. Dann begann er sich zeitgleich mit Lucael zu bewegen, drückte sich mit weichen Bewegungen tiefer in seinen Schoß und verschränkte die Arme auf dem Rücken des Menschen, um ihm näher zu sein, sodass er sich noch besser anpassen konnte. Selbst sein Keuchen ging bereits schwer, als der Schwarzhaarige in ihn stieß, den Hauptgang eröffnete. Lucael war sich inzwischen nicht mehr sicher, ob er das nicht alles nur träumte. Zu gut war der andere, zu plötzlich hatte sich dieser Abend doch noch zum Guten gewendet. Stöhnend begann er fester in den anderen zu stoßen, ließ eine Hand von den Hüften zu Alans Glied wandern und begann es im Rhythmus der Stöße zu pumpen. Nein, das alles war bestimmt kein Traum, zu wirklich waren die Hände an seinem Rücken und die Enge, die ihn umfing. Immer wieder aufstöhnend gab er sich nun ganz seiner Lust hin, stieß tief in den schlanken Körper des anderen und drückte ihn eng in seinen Schoß, vergaß aber nicht Alans Glied ebenfalls zu verwöhnen. Alan war es leichter gefallen, seine Selbstbeherrschung zu vergessen, hatte er doch keine Möglichkeit, den anderen zu verletzen, er gab sich hin und erwiderte die Bewegungen, genoss es, sich tief und fest nehmen zu lassen, und die hitzige Erregung, die ihn dabei durchflutete. Die pulsierende Härte in ihm, die Hand, die seine eigene Erregung im Takt der Stöße massierte und ihn lustvoll stöhnen ließ, und der feucht-heiße Atem in seinem Nacken, die lustgeschwängerten Laute des anderen entschädigten ihn mehr als genug für die ewig scheinenden Tänze mit dieser Schlange Kathrine. Wie zufällig rutschten seine Hände tiefer, kamen bis zu den Ansätzen der Pobacken und massierten diese im Rhythmus der Stöße, die ihm fortwährend den Atem raubten. Lucael stöhnte immer wieder gegen die weiche Haut des anderen, biss lustvoll hinein und ließ den Rhythmus schneller werden, verstärkte auch den Druck um Alans Glied. Er hielt dem Druck, den er ihn seinen Lenden spürte, kaum noch stand. Dennoch wollte er, dass Alan vor ihm kam. Er wollte spüren, wie sich Alans Muskeln eng um ihn zusammenziehen würden und so stieß er immer tiefer und fester in den anderen, meinte er doch zu spüren, dass der andere genau das wollte und nicht irgendwelche zarten, gefühlvollen Stöße. Stöhnend vor Lust begann er Alan einen Knutschfleck im Nacken zu verpassen, war selbst erstaunt, dass er es in seinem benebelten Zustand überhaupt noch hinbekam. Alan kniff die Augen zusammen und veränderte seine Haltung minimal, als Lucaels Rhythmus an Schärfe gewann. Die nachdrückliche Härte der Stöße war wahnsinnig erregend und trieb ihn an die Grenzen seiner Belastbarkeit, zog sich bereits jedes Mal, wenn Lucaels Glied am tiefsten Punkt der Bewegung angekommen war, laut aufstöhnend etwas zusammen, lockerte sich wieder, wenn er sich aus ihm bewegte und sich zu einem neuen Stoß bereitmachte. Seine ungezügelte Lust ließ Sterne hinter seinen Augenlidern explodieren, doch dass Lucael den Druck auf sein schon schmerzhaft erhärtetes Glied noch einmal deutlich verstärkte, trieb ihn plötzlich weit über seine Grenzen hinaus. Kehlig aufstöhnend kam er in die feste Hand, zog sich ruckartig und fast schmerzhaft eng um die Erregung zusammen, die ihn immer noch besaß. Lucael stöhnte haltlos auf und kam in dem anderen, als dieser sich soweit um ihn verengte, dass es fast schon wehtat. Seine von Alans Samen beschmierte Hand wischte er der Einfachheit halt halber an dessen Hose ab und wartete ab, bis sein Puls sich wieder beruhigt hatte. Er drehte den Kopf des anderen herum und küsste ihn nochmals sanft und ein klein wenig erschöpft, bevor er ihn von sich hob und sich so aus dem anderen entfernte. Mit noch wackligen Beinen stand er auf und richtete die Hose und das Hemd wieder und setzte sich dann neben Alan. Zwar war er sich sicher, dass es nur diese eine Nacht geben würde, dennoch war er nicht so unhöflich, Alan alleine zurückzulassen. Atemlos hielt Alan still und versuchte sich von seinem heftigen Orgasmus zu erholen, lockerte seine verkrampften Muskeln, um Lucael wieder freizugeben. "Hey..." protestierte er schwach brummend, als der Schwarzhaarige seine feuchte Hand an Alans Hose trocknete. Ein bisschen benebelt, weil das Blut in seinen Ohren noch immer rauschte und sein Atem leicht keuchend ging, zog er die Hose wieder an und wischte über die beschmutzte Stelle, hoffte, dass sie niemand bemerken würde, bis er seinen Mantel von der Garderobe holte. Gemächlich knöpfte er sein Hemd wieder zu, lehnte sich erschöpft an die Rückenlehne der Bank und beobachtete den Menschen mit den blauen Augen. Dieser hatte die Augen inzwischen geschlossen und lauschte Alans Atem und dem Herbstwind, der sein Spiel mit den Blättern trieb. Zufrieden seufzte er und knöpfte den Mantel, den er trug, fest zu. Es war nicht der erste One-Night-Stand, den er hatte, aber bisher hatte man sich danach immer voneinander entfernt und nun saß Alan immer noch neben ihm und dies verwirrte ihn sehr. Er fragte sich, ob Alan wohl irgendetwas erwartete, vielleicht sollte er ihm sagen, wie sehr ihm das gefallen hatte... Eigentlich erwartete er nichts von Lucael, er saß nur hier, weil er im Moment nicht aufstehen wollte. Zum einen, weil sein Hintern eine kurze Erholung brauchte, und zum anderen war er selbst auch ziemlich müde. Alan stand in solchen Situationen nicht gern auf und ging, nein er schlief ein und wachte allein auf, daran hatte er sich gewöhnt. Er hielt Lucael auch gar nicht zurück, es würde ihm nichts ausmachen, wenn er ging, er wusste nur nicht... Eigentlich schrie das Ganze geradezu nach einer Wiederholung. Oft hatte er losen Kontakt beibehalten, er kam und ging ohne Verpflichtungen und beendete dieses gegenseitige Ausnutzen, denn das war es eigentlich, wenn man sich traf, miteinander schlief und wieder auseinander ging, bevor sein Liebhaber bemerken konnte, dass er nicht alterte. Lucael öffnete dann nach einer Weile die Augen doch wieder und blickte mit einem leichten Lächeln zu Alan. "Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich würde das gerne wiederholen." meinte er dann auf einmal schlicht und einfach und schaute Alan fragend an. Eigentlich war er sich sicher, dass die Antwort des anderen positiv ausfallen würde. Aber man wurde ja immer wieder überrascht und so war er sich doch nicht mehr so sicher. Alan hob erstaunt den Kopf, bis eben hatte er den Fleck betrachtet und war froh gewesen, dass er trocknete, ohne deutliche Spuren zu hinterlassen, und erwiderte Lucaels Blick, genauso wie das Lächeln. Seltsam, dass er aussprach, was der Vampir gedacht hatte. Einen kurzen Augenblick lang überlegte Alan, ob der Schwarzhaarige nicht auch ein Vampir war, schalt sich dann jedoch einen Narren, da er das ganz sicher hätte bemerken müssen, wenn es so wäre. "Wenn du mir sagst, wo ich dich finden kann?" schlug er als Antwort vor und wartete auf Resonanz. Lucael nickte leicht und meinte dann; "Da wirst du es nicht schwer haben. Das Anwesen gegenüber der großen Kirche ist unseres." Das Städtchen war nicht sonderlich groß und so hatte es praktischerweise auch nur eine sehr große Kirche und nicht gleich mehrere. Lucael blickte in den Himmel und befand, dass er wohl langsam in den Saal zurückkehren sollte, da er sich sonst wer weiß was von seiner Mutter anhören müsste. Außerdem wollte er verhindern, dass diese wieder Gerüchte in die Welt setzte, die nicht stimmten. Man hatte es schon nicht leicht mit adeligen Eltern, dachte er seufzend und erhob sich. Alan lächelte vorfreudig und nickte zustimmend, "Bis dann..." verabschiedete er den Größeren, den die Aufbruchsstimmung schon von der Bank geholt hatte. Er selbst würde etwas später wieder bei der feinen Gesellschaft auftauchen, sich aber dann relativ bald auf den Heimweg begeben. Für heute war es wirklich genug und ewig würde der Ball sowieso nicht mehr dauern. Wieso schob sich plötzlich noch etwas anderes zum Ziel des Heimwegs? Damon hatte damit doch gar nichts zu tun, knurrte er wütend in Gedanken und wollte die Gedanken an den Rothaarigen verbannen, dessen verletztes Gesicht, als er ihn abgewiesen hatte, machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Es wollte einfach nicht verschwinden, obgleich Alan sich alle Mühe gab, das Bild von der Oberfläche seines Gedankensees zu vertreiben. Lucael nickte dem anderen kurz zu, der offenbar irgendwo in seinen Gedanken war, und machte sich auf den Rückweg zum Anwesen und auf in die Hölle, wie er die Feier inzwischen betitelt hatte. Damon inzwischen wusste nicht, ob er wütend oder traurig sein sollte. Er wusste zwar nicht, ob der andere wirklich schon fast die gesamte Nacht weg war, aber er war sich da sehr sicher. Betrübt aber dennoch sauer legte er sich immer noch krank wieder in die Kissen und schlief wie so oft in dieser Nacht ein. Dennoch wollten ihm diese immer recht kurzen Ruhepausen nicht wirklich Ruhe gönnen, denn schon nach kurzer Zeit wurden seine erholsamen Träume zu wahren Alpträumen und so wachte er meistens nach einer Viertelstunde schweißgebadet auf. Immer wieder sah er das vor sich, was ihn aus seinem Dorf vertrieben hatte... immer wieder sah er diese grausamen Bilder vor sich, die ihn nicht schlafen ließen. Wie es sich auf einer solchen Gala gehörte, verabschiedete sich Alan entsprechend wortgewandt und weitschweifig und ließ sich seinen Mantel geben. Er seufzte lautlos erleichtert, als der schwarze Stoff den Fleck auf seiner Hose verdeckte, er hasste diese Art Flecken sowieso und noch mehr, wenn die Möglichkeit bestand, dass man sie entdeckte. Aber er hatte auf die Gedanken der anderen genauestens geachtet und nichts davon bemerkt. Draußen lief er schlendernd durch die Gassen bis in den nahen äußeren Bezirk, verwandelte sich dort in das kleine Nachttier zurück, als das er gekommen war, und trat den Nachhauseweg an. Nachdem er es so lange zu vertreiben versucht hatte, hatte Alan damit begonnen, seine Gedanken einfach fortwährend zu beschäftigen, dann würde diese Erinnerung schon von ganz alleine wieder auf dem Grund des Sees verschwinden. Damon war inzwischen wieder aus seinem Schlaf aufgewacht. Ernesto hatte zwischendurch manchmal nach ihm geschaut und ihm mitgeteilt, dass er schon nicht mehr so heiß wie am Anfang des Abends gewesen war. Damon war darüber erleichtert und fühlte sich auch schon ein wenig besser. Dennoch wollte er vorerst im Bett bleiben um seinen Körper eine Pause zu gönnen. So saß er lesend im Bett und löffelte eine weitere Schale Suppe, als Alan, von ihm unbemerkt, nach Hause geflogen kam. Die Gedanken an einen gewissen Blutsauger und an seine Vergangenheit versuchte er durch das Lesen des Buches zu verdrängen. Das gelang ihm auch gut, denn der Roman war sehr packend geschrieben. Dennoch wusste er im Hinterkopf, das er nur so lange Ruhe hatte, so lange er las, und er merkte jetzt schon, wie seine Augen wieder schwerer wurden. Eine Viertelstunde nach dem Abflug kam Alan zu Hause an und pellte sich als erstes aus den verschwitzen Sachen. Genießend spürte er frischen Stoff auf der Haut. Ohne Flecken, wie er für sich noch einmal betonen musste. Damon würde er für heute in Ruhe lassen, das wusste er bereits, zumal es sowieso nicht mehr besonders lange war, bis er ohnehin von gewissen Sternen ins Bett geschickt wurde. Außerdem musste er ja nicht immer bis zum Anschlag aufbleiben. Nein, er wollte und konnte es sich zwar nicht eingestehen, aber im Moment wollte er Damon nicht unter die Augen treten. Er fühlte sich wie ein Verräter und das, obwohl es nichts gab, was er hätte verraten können und er würde es mit Lucael wiederholen, schon deswegen. Dieses beschämte Gefühl war sinnlos und unbegründet und völlig irrational, aber es verschwand einfach nicht, es wurde genauso hartnäckig wie dieser rothaarige Mensch selbst. Verdammt. Damon unterdessen dachte gar nicht an den Vampir, zu sehr hatte ihn der Roman in seinen Bann geschlagen. Das war schon als kleines Kind so gewesen, wenn ihn ein Buch wirklich gefesselt hatte, dann hatte er selbst die nicht geraden leise Rufe seiner Mutter nicht mehr gehört. Auch hatte er nochmals über die Ablehnung Alans nachgedacht und fragte sich inzwischen selbst, warum er eigentlich so überreagierte. Was hatte er denn eigentlich erwartet und noch dazu, was hatte er eigentlich gewollt? Immerhin war das Umschließen von Alans Hand eher ein Reflex oder eine automatische Reaktion gewesen, als wirklich beabsichtigt. Er schob das Ganze auf einen Ausrutscher und konnte es somit eigentlich recht gut verdrängen, eigentlich... Kopfschüttelnd zog Alan die frischen Sachen wieder aus, weil er sich eben entschieden hatte, sofort zu schlafen. Wenn dieser verdammte Gedanke eben nicht verschwinden konnte oder wollte, dann würde er eben schlafen, da entkam er ihm auch. Der weißhaarige Vampir rollte sich in seinem großen weichen Bett zusammen und zog die Decke um sich, nachdem er alle Fenster dichtgemacht hatte. Wo er gerade dabei war, für das Flurfenster brauchte er eine Lösung, nicht dass sich das im Bad wiederholte und er wieder nicht mehr herauskam. Während er dösend langsam zur Ruhe kam, lief er sich die Details des Abends in Erinnerung und erschauderte wohlig. Ja, Lucael war wirklich die Rettung dieses verkorksten Tages gewesen... so gut... Damon hatte sich, der Parallele nicht bewusst, ebenfalls dazu entschlossen, zu schlafen. Passiert war eben passiert, tat er seine Gedanken ab und leugnete sich selbst Gleichgültigkeit vor. Müde räumte er den Teller und das Buch vom Bett und pustete die fast ganz heruntergebrannte Kerze aus. Dann legte er sich hin und schloss die Augen, kuschelte sich tief in die dicke Decke. Kaum hatte er zugelassen, das der Schlaf ihn übermannte, war er auch schon in einen dunklen, traumlosen Schlummer geglitten. Der triftigste Grund, weshalb Alan sich in Gedanken an den Schwarzhaarigen hielt, war der, dass er sich von Damon abzulenken versuchte. Denn das, was im Bad vor zwei Tagen gewesen war, lud ebenfalls dazu ein, sich genauer zu erinnern. Trotzdem hatte Alan das Gefühl, Gedanken an seinen hauseigenen Menschen waren wie weißglühendes Eisen; sie sahen beide faszinierend aus und wenn man sie berührte, verbrannte man sich. Wäre er ehrlich zu sich selbst gewesen, hätte er sicher gewusst, warum das so war, aber er war es nun mal nicht und wollte es auch nicht wissen. Er lag wach, bis das Prickeln seiner Haut ihm meldete, dass draußen langsam die Sonne aufging. Nacht 8 Damon war schon vor dem Vampir eingeschlafen und seltsamerweise schlief auch er den ganzen Tag. Inzwischen hatte er sich völlig dem Rhythmus Alans' angepasst und die Nacht in Krankheit, in der er sich nicht wirklich erholt hatte, hatte seinen Körper doch sehr angestrengt. Er konnte von Glück reden, dass Alan ihn die letzten Nächte und auch diese in Ruhe gelassen hatte. Denn sein geschwächter Körper hätte den Blutverlust wahrscheinlich nicht gut verwunden. Erst am nächsten Abend wachte er auf und fühlte sich gleich viel besser. Dennoch erhob er sich vorsichtig und blickte sich um. Warum wusste er selbst nicht, wahrscheinlich hatte er darauf gehofft, Alan würde hier sitzen, aber das wollte er sich nicht eingestehen. Alan lag, die Gedankenbruchstücke des Vortages, oder eher Vorabends, bedächtig und sorgfältig zusammensetzend, noch immer in seinem luxuriös großen Bett und erinnerte sich. Ohne jeglichen Funken Selbstmitleid oder Was-mache-ich-denn-jetzt-bloß?, schließlich gab es theoretisch nichts, für das er sich hätte rechtfertigen müssen, stand er nach einer Stunde auf, zog sich bequeme Sachen an und setzte sich im Arbeitszimmer an den großen, dunklen Schreibtisch. Ohne jeglichen Funken von noch mehr Selbstmitleid ging er die kompletten Bilanzen noch einmal durch, rechnete, schätzte, plante und kam schließlich auf die Summe, die er noch zum Erwerb irgendeiner gewinnbringenden Sache umsetzen konnte. Es war nicht wenig, doch er hatte schon größere Summen verwaltet, stellte der Vampir schließlich emotionslos fest. Da er sich schon besser fühlte und nicht vorhatte, diese Nacht nochmals im Bett zu verbringen, stand Damon seufzend auf und zog sich richtig an. Er suchte seinen alten Mantel hervor und zog auch diesen an. Dann machte er sich auf den Weg aus dem Zimmer in den garten und sog erstmal genüsslich die frische und klare Nachtluft ein. Vielleicht würde er ja den Seerosenteich wieder finden, dachte er hoffnungsvoll und machte sich auf den Weg in den Wald. Selbst das Risiko, sich zu verlaufen, ging er ein. Irgendjemand würde ihn wenn schon hier rausholen, dachte er sich auf seinem Weg durch das Gebüsch. Sorgfältig packte er die Dokumente zurück in die beiden Dokumentenschränke, welche die Beine des Schreibtischs darstellten. Er hatte wenig Grund zur Annahme, dass irgendjemand hier herumschnüffeln würde, selbst Damon wusste inzwischen, dass das lebensmüde wäre. So glaubte Alan zumindest, nein, er wollte nur nicht jedes mal von der geballten Ladung Papier erschlagen werden, wenn er den Raum betrat. Langsam schlenderte er zu seiner Balkontür und blieb vor der Glasfront stehen. Bald würde es draußen wirklich ungemütlich werden, doch im Moment war der Oktober wirklich außerordentlich umgänglich. Seufzend öffnete er ein kleineres Fenster. Da der Vampir seine allabendliche Besitzbesichtigung schon die letzten beiden Nächte weggelassen hatte, war es wohl an der zeit, mal wieder nach dem Rechten zu sehen. Fast geräuschlos flatterte die kleine Fledermaus in die Dunkelheit. Zu seiner eigenen Freude hatte Damon sich nicht großartig verlaufen und war ziemlich direkt zu dem Teich gelangt. Nun hockte er auf einem der großen Steine am Rande des Sees und warf leichte Kiesel hinein. Zeitweise hielt er darin inne und betrachtete den sich spiegelnden Mond, im wasser. Was der Vampir.. nein Stopp. Unterbrach er seine Gedanken selbst, daran wollte er nicht denken. Seufzend winkelte er die Beine leicht an und stütze die Ellenbogen an, legte den kopf in die Hände. Drei von den Kindern waren also noch übrig, wiederholte Alan in Gedanken, sie waren verängstigt über den Verbleib der anderen und würden nicht mehr ewig hier sein, aber war das so schlimm? Er würde sich ihr Blut nehmen, wann er es brauchte und wenn er eins oder zwei von ihnen verpasste... mein Gott, zuckte der Vampir mit den Schultern, davon ging die Welt auch nicht unter. Als er auch den gebirgsnäheren Bereich abgegrast hatte, kehrte er durch den Garten zu seinen Anwesen zurück - und sah den Rothaarigen mal wieder am Seerosenteich sitzen. Ohne groß darüber nach zu sinnieren nahm er seine richtige Gestalt wieder an und trat einige Meter heran. "Ist das jetzt deine Schmollecke?" fragte er grinsend in die seidig-weiche Nachtstille hinein. Damon fuhr erschrocken herum und starrte den anderen an, als wäre er eine Erscheinung. "Was..." meinte er im ersten Moment verwirrt, schloss den Mund dann aber wieder. "Ich schmolle nicht." meinte er dann ohne jeden Ausdruck in der Stimme und wandte das Gesicht von Alan ab, um wieder in den See zu starren und Steine hinein zu schmeißen. Der Vampir war doch nicht ohne Grund hier. Irgendetwas wollte dieser doch bestimmt, sonst wäre er nicht hier aufgetaucht. War es Blut? "Nein?" hakte Alan mit leicht naivem Tonfall nach und beobachtete, wie drei weitere Steine im schwarzen Wasser des Teiches versanken. Hätte Damon jetzt noch trotzig die Arme vor der Brust verschränkt, wäre es perfekt gewesen, der perfekte Beweis, wie schlecht der Rothaarige lügen konnte. Und warum musste er immer etwas wollen? Er sah ja ein, dass er berechnend war, auch wenn das dann unter den schlechten Teil seines Charakters fiele, wie so vieles andere auch, aber selbst er durfte auch Sachen grundlos oder zufällig tun? Oder nicht? Außerdem, sollte er Damon jetzt für den Rest dessen Lebens aus dem Weg gehen? Das war doch Schwachsinn, schließlich war er nicht umsonst hier. Es war nicht so, dass Damon Alan nicht zugestand, etwas grundlos zu tun. Nur hatte sein Erscheinen bisher immer einen bestimmten Grund gehabt, weswegen er einfach davon ausging, dass es auch diesmal einen hatte. Den Vampir gekonnt ignorierend - jedenfalls redete sich Damon ein, dass er ihn gekonnt ignorierte und es nicht bloß versuchte - blickte Damon weiterhin auf die Oberfläche des Sees und zeigte dem Vampir seine Rückfront. Leider gingen ihm so langsam die Steine aus, weswegen er sie in längeren Abständen übers Wasser springen ließ. Geduldig lehnte sich Alan an den Baum hinter sich und sah zu, ohne die Stille zu stören. Damons Gedanken hatten ihn erkennen lassen, dass er früher oder später zu schmollen aufhören würde, wenn der Vampir jetzt hier bliebe. Wenn er genug Steine in den Teich geworfen hatte, nämlich, und bei seiner Grundsäuberung würde Alice ihm wieder gedankliche Vorhaltungen machen, warum er die denn hineingeworfen hatte oder ob er das bloß tat, damit sie einen Grund hatte zu arbeiten. Das eigentlich Problem war, dass Alan weder selbst wusste, noch in Damons Gedanken erfahren konnte, warum dieser überhaupt beleidigt war. Aber Damon schmollte wirklich nicht, er war auch nicht wirklich beleidigt. Er ließ andere nur manchmal gerne in diesem Glauben und wenn es den Vampir davon abhielt, die Ruhe zu stören, die er eigentlich hatte haben wollen, war es umso besser. Eigentlich hatte er sich hierhin verzogen, um seine Ruhe zu haben, doch diese Ruhe hatte, so wie immer, dazu geführt, dass er erst recht nachdachte und um sich von den nicht gerade angenehmen Gedanken abzulenken, hatte er angefangen Steine zu schmeißen. Trostlos, fiel es ihm auf einmal ein. Ja, genau das war das Wort, das er suchte. Hier war es genauso trostlos wie auf einer der weiten Ebenen, die er schon durchwandert hatte. Trostlos und bedrückend. Leise seufzend ließ Damon den letzten Stein im Wasser verschwinden und überlegte, was er nun tun könnte. Eigentlich hatte er da ja schon eine Idee, eine Idee, auf die er immer kam, wenn er Seen etwas länger betrachtete, aber bis jetzt hatte er seiner Gesundheit zu Liebe darauf verzichtet. Aber irgendwie... Je länger er das Wasser anstarrte, umso verlockender war es, hineinzusteigen, und ob Alan nun hinter ihm stand und das mit unter nicht toll finden würde, wenn er einfach so in dessen See baden würde, war ihm gelinde gesagt ziemlich egal. So begann er damit, sich zu entblößen und legte seine Kleidung auf den Stein. Langsam ließ er sich in das kühle Wasser gleiten und begann ein paar Züge in Richtung der Teichmitte schwimmen. Es tat gut, das kalte Wasser auf der Haut zu spüren und langsam merkte er, wie auch sein Kopf ein wenig klarer wurde. Alan lehnte sich vor, um sich vom Stamm der Birke, an der er lehnte, abzustoßen, als er erahnen konnte, was der Mensch da plante. Nur um im nächsten Moment inne zu halten und sich wortlos wieder zurück zulehnen. Aus welchem Grund hätte Damon sich von ihm aufhalten lassen? Dass das Wasser trotz des lauen Abends schon sehr kalt war, spürte der andere mit Sicherheit inzwischen selber. Dass er die Seerosen beschädigen könnte, war wegen des einsetzenden Herbstes sowieso nicht so wichtig, zumal sie Alan allgemein nicht besonders kümmerten. Und dass Damon sich so eine saftige Erkältung holen würde, darauf kam auch nicht nur Alan mit 150-jähriger Lebenserfahrung. Dazu kam, dass Damon von jemandem wie Alan sowieso nichts mehr angenommen hätte, so glaubte der Vampir zumindest inzwischen. Unmerklich verwandelte er sich in seine zweite Erscheinung, nur um etwas später lautlos zwei Handtücher neben den Sachen des Rothaarigen abzulegen, sich wieder an den hellen Stamm zu lehnen und die schwimmende, weiße Gestalt, die sich deutlich aus dem bleiernen Wasser heraushob, zu betrachten. Damon wusste nur zu gut selber, dass ein Bad in einem kalten See eigentlich das letzte war, was man tun sollte, wenn man eine Erkältung hinter sich hatte. Aber irgendwie befand er sich im Moment in einer Phase absoluter Gleichgültigkeit solcher Dinge gegenüber, die er nur zu gut kannte. Dennoch ließ er sich von ihr verleiten, wusste er doch genau, dass er wohl nächsten Herbst nicht mehr leben würde. Wozu also sollte er noch Rücksicht nehmen? Als er sich kurz umdrehte und nun auf dem Rücken schwamm, bemerkte er erstaunt, wie Alan zwei Handtücher ins Gras legte. Erstaunt darüber hob er kurz eine Augenbraue und hielt kurz inne. Er wollte sich schon bedanken, als ihm einfiel, dass er ja eigentlich vorgehabt hatte, den Vampir zu ignorieren. Stur wie ein kleines Kind hielt er daran fest und schluckte die Worte wieder hinunter, tauchte stattdessen kurz unter und wischte sich wieder aufgetaucht das Wasser aus den Augen. Langsam wurde es doch etwas zu kalt und so schwamm er wieder Richtung Ufer. ,Damon lebt, solange ich will.' Betonte er trotzig und gewissermaßen als Antwort auf dessen fragend gehobene Augenbraue. Und im Moment wollte er eben nicht, dass Damon an einer popeligen Lungenentzündung verreckte, sondern höchstens an Blutarmut starb. Die Frage war doch viel eher, was er sich davon erhoffte, dass er immer noch hier stand und Damons Schwimmzüge beobachtete. Er sollte gehen... Trotzdem schien er sich nicht dazu überreden zu können, den Garten zu verlassen. Unverwandt hielt er den Blick auf Damon gerichtet. Damon bemerkte den Blick von Alan und blickte genauso unverwandt zurück. Irgendwie hatte der Blick von Alan etwas besitzergreifendes angenommen und Damon musste darüber leicht schmunzeln. Passte es dem anderen etwa nicht, dass er hier so leichtsinnig mit seiner Gesundheit umging? Das wäre ja mal etwas sehr verwunderliches, zumal es Alan gestern nicht zu interessieren schien, wie es ihm ging. Alans Blick war jedoch so bezwingend das Damon nach einigen Minuten ganz zum Ufer schwamm und sich aus dem Wasser stemmte. Sorgfältig begann er sich abzutrocknen und seine Kleidung wieder anzuziehen. Alan beobachtete die Vorgänge weiterhin stumm. Was hätte er auch sagen sollen? Nichts. Mehr wollte er auch nicht sagen. Gestern... ja, gestern war eben gestern. Auch eine Mitleidsbekundung seitens des Vampirs, die es aber sowieso nie geben würde, hätte an Damons Zustand nichts geändert, zumal Alan dann ja mit Lucael beschäftigt gewesen war. Außerdem war er ja weder dessen Mutter noch seine Oma noch sonstiger naher Anverwandter, der sich um ihn kümmern sollte. ,Letzte Möglichkeit, hier noch ohne Konsequenzen wegzukommen - geh endlich!' notierte Alans Kopf-Logbuch streng und Alan blieb an den Baum gelehnt, wo er war. Immer noch. Damon zog sich die Stirn runzelnd wieder an. Es war ihm schleierhaft, warum der Vampir hier die ganze Zeit stand, war es doch irgendwie untypisch für diesen. Um endlich Gewissheit über diese Frage zu haben, ging er auf ihn zu und zog leicht eine Augenbraue hoch; "Hast du Angst, dass ich mich ertränke, wenn du nicht aufpasst oder warum stehst du hier wie festgewachsen?" fragte er leicht belustigt. "Kann ich nicht an meinem Teich stehen oder was?" grollte Alan gereizt, weil er auf diese Frage keine Antwort hatte, "Wasserleichen sind außerdem eklig." Fügte er noch murrend hinzu und machte keine Anstalten, Damon wieder ins Haus zu folgen. Noch war es außerdem nicht hell und die Fenster waren bis auf eins bereits abgedeckt, sodass er sich bei Sonnenaufgang nicht sehr beeilen musste. Am Liebsten hätte er jetzt selbst Steine geworfen, aber so eine alberne und kindisch-wütende Blöße würde er sich bestimmt nicht geben. "Man darf ja wohl fragen, immerhin stehst du da schon recht lange und beobachtest mich." meinte Damon nur und hob leicht verwundert darüber, dass der andere so gereizt war, die Augenbraue. Irgendwie kam er nicht umhin, Alan niedlich zu finden, wie er ihn bei den Worten so böse anfunkelte. Wahrscheinlich lag es an der Größe des Vampirs, die ihn in solchen Fällen manchmal niedlich erschienen ließ. Kopfschüttelnd verbannte er den Gedanken und blickte zum Haus. Sollte er schon zurückgehen oder bleiben, fragte er sich. Alan konterte die erhobene Braue mit einer ebensolchen und verzog minimal die Mundwinkel. "Und, fühlst du dich jetzt geschmeichelt?" fragte er amüsiert nach. Was war überhaupt so schlimm daran, den Rothaarigen zu beobachten? Dass er den anderen attraktiv fand, war ja kein direktes Geheimnis mehr, nicht nach dem Morgen im Bad. Die Melancholie, die ihn vorgestern so aus der Bahn geworfen hatte, streifte sachte seinen Geist. Schon wieder verspürte er den Drang, sich irgendwo zusammenzurollen und sich in Selbstmitleid zu baden, weil er nicht genau wusste, was er tun sollte und wollte und was die nächste Zeit alles bringen würde. Doch diesmal weigerte er sich, dem nachzugeben. Er sollte Ernesto und Julian eine Notiz hinterlegen, in der er jeden Tag um eine der teureren Tageszeitungen bat, in welcher Immobilien angeboten wurden, beschloss der Weißhaarige still. "Ja, das könnte man schon so sagen." meinte Damon nur lächelnd und blieb kurz vor dem anderen stehen. Er wusste selbst nicht, warum er nicht zurück ins Haus ging, aber obwohl er es sich selbst nicht eingestehen wollte, war er wirklich froh darüber, Alan wieder zu Gesicht bekommen zu haben. Die logische Schlussfolgerung, dass er den anderen vermisst hatte, versuchte er aber so gut es ging zu verdrängen. Was ihm aber nicht gut gelang und einen leichten Seufzer entlockte. Sein Blick streifte den Alans und für einen Moment war er zu befangen, um überhaupt etwas zu denken. Er hatte irgendetwas sagen wollen, aber der Gedanke war ihm entglitten, weswegen er nun das Gesicht abwandte und zu Boden blickte. Irritiert versuchte Alan im Gesicht des Menschen den Grund zu erkennen, warum er unmittelbar vor ihm plötzlich stehen geblieben war. Nach Sicherheit suchend fuhren die bleichen Finger über die ebenso helle Borke. Einen ganz kurzen Augenblick lang glaubte er zu wissen, was ihn dazu veranlasst hatte, hier zu verweilen und Damon beim Baden zu beobachten, doch bevor er es greifen konnte, war die Erkenntnis schon wieder verschwunden. Damons Gedanke, den er zwar zu unterdrücken versuchte, der aber trotzdem deutlich zeigte, dass er ihn vermisst hatte, berührte ihn merkwürdig, verunsichert sah er zu dem Größeren auf und versuchte zu spät zu verhindern, dass sich ihre Blicke verhakten. Im ersten Moment glaubte Alan, dass Damon sich im nächsten Augenblick herunterbeugen und ihn küssen würde, doch als dieser das Gesicht wegdrehte, fragte er sich, wie er überhaupt auf so etwas abwegiges hatte kommen können. So abwegig waren Alans Gedanken nicht gewesen, denn Damon hatte wirklich im ersten Moment vorgehabt, den anderen zu küssen. Die Unsicherheit aber, die in Alans Augen deutlich zu lesen war, diese komplette Verwirrtheit, die er noch nie zuvor bei dem Vampir gesehen hatte, hatte ihn aber davon abgehalten. Er wusste auch nicht wieso, aber so wie der Vampir an der Birke stand, sich an ihr festhielt und unsicher zu ihm aufblickte, wirkte er fast wie ein Kind, das Angst vor Zuneigung hatte. Damon wusste, dass es besser war, jetzt zu gehen, er wusste es aus teilweise eigener Erfahrung und doch blieb er und konnte den Blick, der erneut den Alans gestreift hatte, einfach nicht von den blauen Augen des anderen lassen, blau wie ein wolkenloser Himmel im Hochsommer, kam es ihm in den Sinn und er lächelte bei dem Gedanken. Verbissen arbeitete Alan daran, sein anscheinend an die Oberfläche getretenes Wesen wieder hinter einer dicken Eismauer aus Gleichgültigkeit zu verbergen, doch auch ihm gelang es nicht, den Blick aus den grün-braunen Tiefen des Menschen zu lösen. Doch der Vergleich seiner Augen mit der rein blauen Klarheit des Sommerhimmels bot das Sprungbrett, um die alte, harte, gleichgültige Bitterkeit in Alans Wesen wieder herzustellen. ,Ein wolkenloser Himmel im Hochsommer...' Nie würden seine Augen einem solchen Vergleich gerecht werden, so makellos war er selbst als Mensch nie gewesen. Ebenso gut hätte Damon behaupten können, der Vampir wäre so unschuldig wie ein Engel. Wenn er sich selbst mit prüfenden Blicken im Spiegel betrachtete, fand er eher, dass seine Augen den undurchsichtigen Untiefen von Brackwasser und Riffen glichen, die meerähnliche Farbe verbarg alle Untiefen, die knapp unter der Oberfläche lauerten. Brüsk schaffte Alan es, den Blickkontakt zu brechen, wandte sich ab und kehrte in das kleine Anwesen zurück, ohne sich noch einmal umzusehen. Leicht verblüfft blickte Damon dem anderen hinterher. Ja es war nicht zu übersehen, der Vampir hatte Angst. Angst wahrscheinlich davor, wieder jemandem zu vertrauen, Angst davor, nicht mehr der kalte Eisblock zu sein. "Feigling!" zischte Damon unbeabsichtigt etwas lauter und hockte sich wütend ins Gras. Das war doch typisch Alan, statt offen das zu sagen, was er dachte, lief der Vampir davon. Aber das passte doch perfekt in das Bild, das er inzwischen von Alan hatte. Ein kleiner, verstörter Vampir, der Angst davor hatte, wieder Gefühle in sein Leben zu lassen. Gefühle... ob der Vampir überhaupt noch wusste, was das war, dachte Damon bitter und starrte dem anderen immer noch wütend hinterher. Erbost knallte Alan die imaginäre Tür zu, die Damons Gedanken von seiner Wahrnehmung trennte, und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Dieser Bastard wusste nichts! Gar nichts! Die unterdrückte Wut darüber, so missverstanden zu werden, obwohl sein Verhalten ja kaum andere Schlüsse zuließ, ließ ihn beinahe zittern. Seine gewöhnliche Ruhe kehrte schlagartig und ohne jede Vorwarnung zu ihm zurück, als er die Hand auf den Türknauf legte, und er musste widerwillig zugeben, dass Damon mit seinen Schlüssen teilweise Recht hatte. Damon hatte Recht mit der Annahme, dass der Vampir versuchte, die tiefer wurzelnden Gefühle zu verbannen. Sie verletzten ihn einfach zu sehr, wenn ihr Ende sie aus seiner Seele riss, ihr Narben zufügten, die viel mehr Zeit für die Heilung benötigen würden, als die Gefühle überhaupt gelebt hatten. Aber natürlich wusste er noch immer nur allzu gut, was Gefühle waren, wie Alan leicht bockig für sich selbst betonte. Hätte er Damon das sagen sollen, wenn dieser noch nicht einmal so etwas wie Privatsphäre respektierte, sondern sich einbildete, einfach so am helllichten Tag ins Schlafzimmer eines Vampirs zu spazieren und sich umsehen zu können? Damon hatte sich an den Stamm der Birke gelehnt und sah dem Vampir hinterher. Von dessen Wutausbruch bekam er natürlich nichts mit, was wahrscheinlich auch besser war, denn sonst hätte er sich wahrscheinlich in einen eigenen Wutanfall hineingesteigert. So lehnte er nun an der Birke und fragte sich, warum er sich eigentlich an Alans Rhythmus gewöhnt hatte. Der Vampir konnte ihn doch auch sicher beißen, wenn er schlief, außerdem wurde es jetzt so früh dunkel, dass er auch wenn es dunkel war, noch wach sein würde. Wie lange hatte er jetzt schon die Sonne nicht mehr gesehen? Mindestens sieben Tage, dachte er betrübt und seufzte. Er nahm sich vor, die Nacht und den Tag aufzubleiben, um wieder einen normalen Rhythmus zu bekommen. Vielleicht würde dieser ganze Irrsinn dann ein Ende haben. Mit leicht kantigen Bewegungen schloss Alan die weiße Tür hinter sich und ließ sich lautlos dagegen fallen. Er verstand sich nicht und vor allem nicht, was das eben gewesen war. Und er hatte das merkwürdige Gefühl, eben unterlegen gewesen zu sein, weil er gegangen war. Oder war er es nicht bereits gewesen, als er geblieben war, obwohl er es besser gewusst hatte? Konfus und frustriert wischte er sich übers Gesicht und ließ den Blick durch sein Zimmer schweifen. Mechanisch und gewohnheitsgetrieben durchquerte er es und verschloss das letzte Fenster mit dessen Fensterladen, lehnte sich erneut gegen die Tür. Er hatte das Gefühl, wenn er sich jetzt auf sein Bett setzte, um sich fertig zu machen, würde er in sich zusammensacken und seine Niederlage akzeptieren. Unschlüssig verweilte er also an der Tür. Damon war inzwischen aufgestanden und hatte sich ebenfalls auf den Rückweg in sein Zimmer gemacht. Seufzend zog er die schweren Vorhänge zurück und zog sich etwas frisches und warmes an. Solange draußen zu bleiben war vielleicht doch nicht so gut gewesen. Na ja, jetzt konnte er es auch nicht mehr rückgängig machen, obwohl er gerne vieles von dem, was er getan hatte, rückgängig gemacht hätte. Warum hatte er Alan nicht einfach weiter ignoriert? Vor allem, warum regte er sich so darüber auf, dass Alan immer davon lief? Seufzend wickelte er sich eine Wolldecke um den Körper und setzte sich auf das Bett. Er nahm sich ein Buch und versuchte zu lesen. Nachdem er jedoch einige Zeilen gelesen hatte, musste er feststellen, dass es nicht ging, immer wieder wanderten seine Gedanken zu dem kleinen Vampir. Hatte er sich wirklich in den anderen verliebt? Warum war diese kurze Begegnung so aus dem Ruder gelaufen, warum konnten sie sich nicht einfach so wie vorher verhalten, was war daran schuld? Der Abend, als er Damon abgewiesen hatte? Nachdem er länger darüber nachgedacht hatte, musste er sich eingestehen, dass er darauf keine Antwort wusste. Schön. Aber bloß, weil es im Moment an allen Enden zu knirschen und zu stocken begann, hieß das noch lange nicht, dass er Damon jetzt für den Rest dessen Lebens aus dem Weg gehen würde, er dachte gar nicht daran! Viel mehr dachte der Vampir über sein Äußeres nach. Es war schon immer Lüge gewesen zu behaupten, dass das Äußere im Vergleich zum Charakter keine Rolle spielte, das wusste der Weißhaarige zu gut. Doch in diesem Moment wünschte er sich wirklich, ein seinem Alter entsprechendes Äußeres zu besitzen. Nie hätte Damon sich zu einem 150-jährigen Mann auch nur im Geringsten hingezogen gefühlt. Die klarste, einfachste Lösung dieses verwirrenden Spiels war Damons Tod, doch schon jetzt ahnte Alan, dass ihm alte Gewohnheiten einen Strich durch diese Rechnung machen würden, den wunderbaren Geschmack des Blutes kurz vor dem Tod seines Opfers kippen lassen würden, so dass er ihn am Leben ließ. Damon hingegen ahnte nicht im Geringsten, dass der Vampir plante ihn umzubringen. Er war schon immer der Ansicht gewesen, dass Gewalt keine Lösung war und so wäre er nie auf den Gedanken gekommen, den Alan gerade hegte. Auch hatte er sich im Gegensatz zu Alan halbwegs damit abgefunden, dass er den anderen wahrscheinlich liebte. Er wusste nicht wieso, aber irgendwie war ihm diese Feststellung ziemlich nüchtern vorgekommen. So als hätte er auf einmal bemerkt, dass er eine Decke zuviel auf dem Bett liegen hatte. Verliebt in einen gefühlskalten Egozentriker, na Klasse; dachte er sich und blickte seufzend nach draußen. Wenn Silvana das sehen würde, wahrscheinlich würde sie sich über sie kaputtlachen. Zwei sture Kindsköpfe würde sich wahrscheinlich lachend sagen, sann Damon lächelnd. Ach ja, was wohl wäre, wenn das damals nicht passiert wäre, wenn seine geliebte Silvana noch am Leben wäre. Einen Moment weilte ein verträumtes lächeln auf Damons Lippen, dann jedoch verschwand es. Stop! ermahnte Damon sich. Das war vergangen, vergessen, aus und vorbei und an ihrem Tod konnte er nun mal nichts ändern. Damon mochte diese einfachste Lösung vielleicht einfach aus dem Grunde nicht anerkennen, dass die Menschenleben sowieso endlich waren. Gewalt schadete ihnen mehr als den Unsterblichen. Dabei war das Einzige, das den Vampiren insbesondere etwas anhaben konnte, ihre eigenen Gefühle. Das war zumindest Alans Erfahrung. Viele vor allem junge Vampire gingen an ihrer Pflicht zu Töten zu Grunde, manche an den Schicksalen der Menschen. Jeder musste einmal in seinem unendlichen Leben den Fehler begehen und sich in einen Menschen verlieben. Oft trieb jener Kapitalfehler einen Bluttrinker zum Selbstmord, doch wer das überstand, hatte für das ewige Leben gelernt und war gestärkt. Und bestärkt, diesen Fehler nicht ein zweites mal zu begehen, denn diesmal würde er das ganz sicher nicht mehr wegstecken können. So war es auch Alan vor fast hundert Jahren ergangen und nun würde er, wenn er nicht im letzten Moment die Richtung dieses schicksalhaften Verlaufs änderte, diesen Fehltritt noch einmal zu tun. Natürlich wäre Gewalt, sofern man den sanften Tod, den Alan brachte, Gewalt nennen konnte, eine Lösung. Damon würde sterben, so wie er es noch vor wenigen Tagen gewollt hatte, und nicht mehr ständig Alans über so lange Zeit erbaute Seelenfeste erschüttern. Damon legte unwirsch das Buch beiseite. Diese ganze Trübsalbläserei machte ihn noch wahnsinnig und die ständige Dunkelheit machte das Ganze auch nicht gerade erträglicher. Dass es durch die vielen Kerzen hier zwar eh nicht wirklich dunkel war, überging er einfach. Manchmal hatte selbst Kerzenlicht etwas deprimierendes, fand er und hockte sich ans Fenster, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Der Himmel hatte nun ein tiefes helles blau, das sich am Rand des Horizonts langsam rot verfärbte. Schade, dass wir nicht Frühling haben, dachte Damon. Denn obwohl er den Herbst eigentlich sehr gern mochte, liebte er das morgendliche Konzert der Vögel im Frühling. Er wusste nicht wieso, aber der immer heller werdende Himmel und die Sonne, die langsam aufging, schienen die düsteren Gedanken und Sorgen, die ihn plagten, zu vertreiben. Er öffnete das Fenster und stützte die Arme auf die Fensterbank, genoss einfach den Anblick der aufgehenden Sonne und wie ihre Strahlen langsam den herbstlichen Wald beleuchteten, der nun in allen möglichen Rottönen leuchtete. Auch Alan bemerkte den Sonnenaufgang, er konnte es spüren. Und es erinnerte ihn daran, dass er sich ja nicht einfach den ganzen Tag hier hinstellen konnte, bloß, damit er sich nicht ganz so komisch fühlte. Über sich selbst den Kopf schüttelnd setzte er sich aufs Bett und zog sich langsam aus. Müde schlüpfte er schließlich unter die angenehm schwere Decke und rollte sich, so wie er befürchtet hatte, zusammen. Die Trübsinnigkeit, die ihn daraufhin überfiel, konnte er selbst mit dem Argument, dass man sich auch das ab und zu ,gönnen' musste, nicht ganz in Schach halten. Schließlich seufzte er überfordert und schloss die Augen. Wieso war nur alles so kompliziert, warum konnte sich Damon denn nicht einfach daran halten, wenn er anfangs betonte, dass er sich garantiert nicht in ihn verlieben würde! Hätte Alan Damon dies direkt vorgeworfen und nicht nur darüber nachgedacht, so hätte dieser ihm wahrscheinlich geantwortet: "Man kann sich nun mal nicht aussuchen, in wen man sich verliebt, es passiert halt." Seufzend betrachtete er den inzwischen blauen Himmel. Wie viel sich doch in den sieben Tagen geändert hatte, seine Einstellung zum Leben, seine Gefühle. Es war, als hätte man all diese in einen Mixer gesteckt und das war jetzt das Ergebnis. Um die Mittagszeit begannen ihm die Augen zuzufallen, er musste sich wirklich anstrengen, um wach zu bleiben, dennoch wollte er nicht klein beigeben. Es war wahrscheinlich das Beste, wenn er jetzt wieder tagsüber wach sein würde. Für ihn und für Alan. Mühsam und eher schlafend als wirklich wach torkelte er in die Küche, um sich Etwas zu essen zu holen oder zu machen, wenn Julian und Ernesto noch nicht da sein sollten. "Das kann ich mir vorstellen, dass du das sehen willst!" alberte Ernesto gerade herum und band sich eine Schürze um, allerdings wesentlich weniger elegant als sein Geliebter es ihm eben mit seiner dank ihm strahlend weißen Kochschürze vorgemacht hatte. "Aber ich glaube, du bloß in Schürze siehst noch besser aus." Schnurrte er und zog eine Augenbraue nach oben. Julian schaffte es tatsächlich, a) rot zu werden und dies b) geschickt hinter der Hand zu verstecken, die sich eine vorwitzige blonde Strähne aus dem Gesicht schob. Während Ernesto es derweil fertig brachte, wiederum diese Geste zu durchschauen, und zufrieden lächelte. Obwohl sie seit fast vier Jahren zusammen waren und sich mittlerweile aufeinander eingespielt hatten, war es keineswegs langweilig geworden, eher im Gegenteil. Umso mehr er Julian kennen lernte, umso faszinierender fand er ihn. Und weniger sexy wurde er auch nicht. Im Stillen bewunderte der Schwarzhaarige seinen Herrn für dessen Möglichkeit, seinen schönen Körper ewig zu behalten, doch genauso wusste er, dass er Alan scheinbar einen Preis bezahlte, von dem er nicht ermessen konnte, ob er ihn ebenfalls zahlen können würde. Damon betrachtete mit leicht verklärten Blick die Szene und blieb erstmal im Türrahmen stehen, um die beiden nicht in ihrer Zweisamkeit zu stören. Dann jedoch hielt er es wegen seiner Müdigkeit nicht mehr wirklich aus, noch länger zu stehen, räusperte sich kurz und ließ sich auf einen der Stühle sinken. "Sag mal, wie lange dauert denn das Essen noch?" fragte er müde und konnte ein Gähnen gerade noch hinter der Hand verschwinden lassen. Nur noch fünf Stunden, dachte er sich. Fünf Stunden und er würde endlich schlafen können und somit die hämmernden Kopfschmerzen endlich loswerden. "Wie siehst du denn aus?" War die Feststellung, die wirklich fast nichts mehr von einer Frage an sich hatte und überraschenderweise aus Julians Richtung kam. "Schläfst du immer noch nicht oder schon nicht mehr?" brachte Ernesto die Sache auf den Punkt und musst darüber, dass Julian diesmal seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte, grinsen. "Also ehrlich gesagt," meldete sich Julian, wie immer ganz furchtbar glücklich über die Unterbrechung seiner zwei Sätze, die er sprach, wenn er schon mal den Mund aufmachte und Worte herauskamen, "sind wir erst vor einer halben Stunde gekommen, dass Essen ist gerade erst geschnipselt und wartet noch auf einen Topf." Welchen der hellhaarige Koch gerade unter der Arbeitsplatte hervorzog und kritisch musterte. "Ich schlafe immer noch nicht." meinte Damon und bemühte sich darum, es nicht zu einem unverständlichen Gemurmel werden zu lassen, was ihm auch ganz gut gelang. "Ich versuche gerade wieder einen normalen Tagesablauf hinzukriegen. Sprich tagsüber wach zu sein und nachts zu schlafen." erklärte er dann weiter, da er wusste, dass das wohl die nächste Frage gewesen wäre. Zumindest von Ernesto, denn der Schwarzhaarige war in der Hinsicht ja immer recht wissbegierig. Er stützte den Kopf in die Hände und schloss die Augen kurz, ohne jedoch einzuschlafen. Nur ließen sich so die Kopfschmerzen besser ertragen. Der Kleinere der beiden Diener beobachtete ihn einen Moment lang und ging dann um den Tisch herum, um sich Damon zu nähern und herunter zu beugen. Julian kommentierte es mit einem fragenden, aber auch misstrauischen Blick. "Du siehst auf jeden Fall aus, als ob du einen Kaffee vertragen könntest. Oder noch besser Espresso?" bot der junge Italiener dann an. Zufrieden mit seinem Topf schob der Koch Zwiebel, Porree und Möhrenstücke von der Arbeitsplatte hinein. "Kennst du Gerstensuppe?" erkundigte er sich, bevor er endgültig mit dem Kochen anfing. Wenn Damon einmal wach war und Einspruch äußern konnte, musste er das nutzen, bevor das Essen in den Müll wandern musste. Bei dem Wort Kaffee erhellte sich Damons Gesicht sichtlich. "Ich hätte gerne einen Kaffee und Gerstensuppe mag ich auch." gab er dann beiden ihre Antworten und legte die Hände wieder beiseite. Jetzt, wo er die Aussicht auf Kaffee hatte, fühlte er sich gleich ein wenig wacher. Zumindest für diesen Augenblick. Zufrieden sah er Ernesto dabei zu, wie dieser den Kaffee aufsetzte und nahm diesen dann, als er fertig war, entgegen. Er wartete einige Momente ab, um sich nicht die Zunge zu verbrennen, und nahm dann ein paar Schlucke von dem schwarzen Getränk. Zufrieden seufzte er auf, als er die ersten Schlucke getrunken hatte und lehnte sich zurück. Das sah doch gleich viel besser aus, kommentierte Ernesto die sich bietende Szene und umrundete die große Arbeitsplatte erneut, um Julian ein wenig zu trösten, weil er seiner Arbeit nachgehen und kochen musste, auch wenn sich bei Gerstensuppe das meiste von alleine tat. Auch er würde nachher noch etwas arbeiten und die fünfzehn Zimmer, ohne die drei Bäder und die Küche selbstverständlich, noch von etwas Staub befreien müssen. Alan hasste Staub und alles, was über sein Maß von wohnlicher leichter Unordnung hinausging. Ein bisschen Unordnung war in Ordnung, so sah es überall belebt aus, aber in einigen Zimmern, bei denen auch Damon nicht unschuldig war, sah es deutlich unaufgeräumt aus. Damon wartete noch in der Küche, bis die Suppe fertig war, und sah den beiden bei ihrem Treiben leicht abwesend zu. Als die Suppe dann gar war, löffelte er zufrieden vor sich hin und fühlte sich schon ein wenig besser, als sich ein warmes Gefühl von seinem Magen ausgehend in ihm ausbreitete. Dankend erhob er sich und ging zurück in seinem Zimmer. Durch den Kaffee nicht mehr ganz so müde setzte er sich wieder ans Fenster und fing an weiter zu lesen. Das beste, was er hier machen konnte und jedenfalls besser als den Himmel anzustarren und zu warten, dass es dunkel wurde und er schlafen konnte. Auch Ernesto saß Suppe löffelnd in der Küche, allerdings ungewöhnlicherweise auf der großen Arbeitsplatte, mit dem Rücken an die Rückseite seines Liebsten gelehnt, der wie er mit einer Hand den Suppenteller balancierte und die herzhafte Gerstengrütze löffelte. Für gewöhnlich war dieses Gericht das Essen der schlechtbetuchten Leute, aber so wie Julian sie kochte, war sie so himmlisch wie seine anderen Gerichte. Er verfeinerte sie mit Gemüse, Eiern und Sahne und der kleine Italiener liebte das. Gleich würde er aufstehen, die Teller und Töpfe abwaschen, um einen Kontrollgang durch das haus zu machen, der ihn wohl die nächsten vier Stunden beschäftigen würde. Mehr als acht Räume wurden zur Zeit ja nicht benutzt, die anderen brauchte er nicht ganz so gut in Schuss halten. Als es zu dämmern anfing und es langsam dunkel wurde konnte Damon die Müdigkeit einfach nicht länger von sich halten. Seine Augen brannten schon seit längerem unerträglich und so hatte er sich durch lesen nicht mehr wach halten können. Er entschied, dass er jetzt wohl schlafen könnte und schlich wankend zum Bett, die Mühe die Vorhänge zu zuziehen machte er sich gar nicht erst. Müde zog er sich Hemd und Schuhe aus und kroch unter die Decke. Mit einem leichten Seufzen ließ er sich in die Kissen sinken und schloss die Augen. Wenige Sekunden später schlief er tief und fest. Kapitel 5: Chapter 5 -------------------- Chapter 5 Nacht 9 Während die alte, englische Uhr drüben in der Bibliothek ihren Gong zum neunten Mal erklingen ließ, fragte sich Alan, ob das nicht der ideale Ton für den Wechsel eines Gedankens wäre. Wie er darauf kam, war ihm zwar schleierhaft, aber es ging ihm eben durch den Kopf, als er aufwachte. Eigentlich fühlte er sich endlich wieder richtig gut. Keinen nervigen Gedanken, nur ein wenig produktive Unruhe und der unbestimmte Durst nach Leben, der sich nach seiner Übersättigung nun wieder meldete. Nicht mal Damon spukte ihm im Kopf herum. Frustriert ließ sich der Vampir, im Aufstehen begriffen, wieder auf die Bettkante sinken. Na toll. Dass er das eben gedacht hatte, war Beweis genug, dass der Gedanke eine Lüge war. Damon war noch immer anwesend. Aber wenigstens weniger quälend und etwas bescheidener in seinen Forderungen nach Gehirnschmalz, das an ihn verschwendet werden sollte. Alan erhob sich zum zweiten Mal und machte sich die Freude, das Ankleiden regelrecht zu zelebrieren, bevor er sich Schnöderweise verwandelte, um draußen seinen allnächtlichen Rundflug und sich Gedanken über den Rest der Nacht zu machen. Damon konnte sich diese Nacht auch nicht in Alans Gedankengänge schleichen, zumindest nicht beabsichtigt oder bewusst. Immerhin schlief er zum Zeitpunkt, als der Vampir erwachte, ruhig und tief in seinem Bett und träumte noch nicht einmal etwas. Würde ihn nicht irgendetwas wecken, würde er wahrscheinlich die ganze Nacht durchschlafen, obwohl es durchaus fraglich war, ob man ihn einfach so wach bekommen würde. Wenn er einmal schlief und Schlaf brauchte, dann tat er es richtig und war nicht mehr so leicht wachzubekommen. So brauchte sich Alan eigentlich keine Sorgen zu machen, Damon würde sich aus Versehen mit vorlauten Gedanken in seine Wahrnehmung drängen. Es war ja auch nicht so, dass es Damons eigene Gedanken waren, die den Vampir zur Zeit extrem störten, was ihn sofort aufstachelte, war lediglich, wenn er selbst über den Menschen nachdachte. Mit gleichmäßigen, kontrollierten Flügelschlägen durchpflügte er die doch schon kühle Waldluft, horchte, schnupperte. Wie immer war nichts ungewöhnliches zu finden, die letzten beiden Straßenkinder hatten sich auf den Weg gemacht, um den Wald an den Bergen zu verlassen. Wie lange sie wohl bis dorthin brauchen würden? Auf alle Fälle war genug Zeit, sie auch in ein oder zwei Nächten noch zu erwischen. Durstig kehrte Alan nach zwei Stunden zu seiner Villa zurück. Da Damon sein Fenster praktischerweise offen gelassen hatte, flatterte er geräuschlos in Zimmer und verwandelte sich erst dort zurück. Obwohl Damon inzwischen aus der Phase des Tiefschlafs geglitten war und irgendein wirres Zeug träumte, schlief er sprichwörtlich noch wie ein Stein. Dennoch bemerkte er ganz unbewusst, dass etwas im Zimmer war und drehte sich grummelnd auf die Seite, mit dem Rücken zu Alan und zog sich die Decke halb über den Kopf. Fast sah es so aus, als würde er dadurch versuchen, den Störenfried loszuwerden. Alan grinste und blieb eine Weile regungslos im Zimmer stehen und betrachtete den Schlafenden. Dann löste er sich aus seiner Bewegungslosigkeit und setzte sich aufs Bett, fragte sich einen Moment lang, wie er einen so unhandlich großen Leichnam verschwinden lassen sollte und verfluchte seine Idee, Damon als Blutquelle überhaupt mitgenommen zu haben. Langsam, um den Rothaarigen nicht zu wecken, zog er ihm die Decke vom Kopf und strich die Haare zur Seite, legte die warme Haut des Halses frei. Alan beugte sich geschmeidig nach unten und ließ die Lippen einen Atemzug lang auf der auserwählten Stelle ruhen, spürte den Herzschlag und das Pulsieren des Blutes in Adern und Venen an seinen Lippen, bevor sie sich teilten und blanke Zähne freigaben, die sich gemächlich in das warme Fleisch senkten. Damon seufzte leise im Schlaf, als er die weichen Lippen an seinem Hals spürte, wurde aber immer noch nicht wirklich wach. Im Schlaf bemerkte er, dass ihn etwas am Hals stach und, ob es nun Reflex war oder einfach nur Zufall, griff er sich nach dem Hals und zog das störende Objekt mit einer für einen Schlafenden erstaunlichen Kraft von seinem Hals weg. Dabei konnte man sagen, dass Alan eigentlich ziemliches Glück hatte, dass Damon nicht zugeschlagen hatte, sowie es manche Menschen im Schlaf taten, wenn sie nachts von einer Mücke gestochen wurden. Langsam wurde Damon etwas wacher, was wohl an dem unangenehmen Brennen der Wunde lag, doch bevor er wirklich wach war, legte er vor sich hin murmelnd den Arm um Alans Bauch und zog ihn wie ein Kuscheltier an sich. Alan verschluckte sich erschrocken und hörte auf zu saugen, als sich eine Hand wie ein Straubstock um seinen Nacken legte und ihn unerbittlich nach vorn zog. Mühsam unterdrückte er einen Hustenreiz und musste die Halsmuskulatur entspannen, damit Damon sich nicht genötigt fühlte, ihm das Genick zu brechen, was für den Vampir zwar nicht mehr tödlich aber trotzdem noch schmerzhaft war. Einen Atemzug später fand er sich an den warmen Menschenkörper gezogen im Bett liegend wieder. Wütend zog er die Luft durch die Nase und grollte leise. Doch noch würde er sich nicht geschlagen geben. Langsam, damit der Rothaarige seinen Klammergriff nicht noch verstärkte, drehte er sich in dessen Armen und starrte ihn einige Momente lang stocksauer in das friedlich entspannte und immer noch seelenruhig schlafende Gesicht. Dann neigte er den Kopf und traf die Abdrücke des Bisses punktgenau, als er zum zweiten Mal zu trinken versuchte. Hauptsache, er lässt los, wenn er stirbt, dachte Alan sarkastisch, Nicht dass ich ihm die Arme brechen muss... Diese dauerhafte Störung seines eigentlich wirklich benötigten Schlafes ließ Damon dann doch langsam wach werden. Verwirrt bemerkte er einen warmen Körper, den er offenbar im Arm und an sich gedrückt hielt. Tastend strich er Alan den Rücken hinauf und öffnete grummelnd die Augen. Erst ein paar Sekunden später realisierte er die Schmerzen an seinem Hals und schlussfolgerte daraus, dass es wohl Alan war, der ihn da mal wieder gebissen hatte. Normalerweise wäre er wahrscheinlich mit dem Gedanken "Ist doch nur Alan" wieder eingeschlafen, doch ihm fehlten einige Stunden an Schlaf und so war er entsprechend schlecht gelaunt und fand es alles andere als toll, ausgesaugt zu werden. Die Hand suchte wieder ihren Weg zu Alans Hals und packte ihm an Kragen. Die Schmerzen an der Wunde nahm er gerne in Kauf, wenn er dafür schlafen konnte, als er Alan grob von seinem Hals zog und sich aufrichtete. Wütend funkelte er den anderen an: "Was soll das?! kann man hier noch nicht mal in Ruhe schlafen?" fuhr er den anderen mehr als schlecht gelaunt an. Diesmal wehrte Alan sich wesentlich offensiver, hatte er doch bemerkt, dass der Mensch inzwischen sowieso wach war, und biss ihm fester in den Hals, hielt sich mit den Zähnen in der schlafwarmen Haut fest. Doch auch Damon schien nicht geneigt nachzugeben und so musste Alan die angespannten Kiefer notgedrungen lösen, weil Damon so kräftig nach hinten zog, dass ihm fast die Tränen in die Augen traten. Hustend rieb er sich den Hals. "Was das soll?" pampte er aggressiv zurück und setzte sich ebenfalls auf, "Wer war denn der Meinung, dass ich auch sehr gut trinken könnte, wenn du schläft, und wer war außerdem der Meinung, mich als Kuschelkissen für feuchte Träume heranzuziehen?" Dass mit den feuchten Träumen war zwar übertrieben, denn von einer nächtlichen Morgenlatte war nichts zu spüren gewesen, als Damon sich angekuschelt hatte, aber Alan war einfach stocksauer, dass er nicht mehr als zwei Schlücke trinken konnte. Und von diesen insgesamt vier Schlucken würde Damon bestimmt nicht sterben, obwohl Alan die Bissstelle diesmal nicht gerade pfleglich behandelt hatte und die Wunde deutlich tiefer als sonst war. Verdammt! "Ich dich als Kuschelkissen für feuchte Träume benutzen?" fragte er fassungslos und offensichtlich stinkwütend "Davon kannst du lange träumen." Nun war Damon wirklich wach und starrte den anderen stocksauer an. Was dachte sich Alan eigentlich? Er tat sein bestmögliches um ihm aus dem weg zu gehen und was machte der? kam einfach nachts angeschlichen und meinte ihn Beißen zu müssen. Verärgert fuhr er sich über die wunde und blickte teilnahmslos auf das blut. Irgendwas an dem biss war anderes, irgendwie hatte Alan sich heute verbissener an ihn gehalten. So eine wunde hatte er selbst am ersten Abend nicht gehabt und auch da hatte er Alan von seinem hals entfernt. Die beste Möglichkeit wieder seine ruhe und schlaf zu bekommen war nach Damons Möglichkeit Alan rauszuschmeißen und das setzte er auch in die Tat um indem er Alan Arm packte und vom bett zerrte "und jetzt raus" knurrte er sauer. Bitte wann hätte er denn sonst kommen sollen? Wäre dem Herrn mittags um zwölf vielleicht genehm gewesen? Sollte er ihm eventuell vierzehn Tage vorher eine schriftliche Anfrage schicken, ob der werte Herr den bereit wäre, seinen Teil der Vereinbarung, den Zweck seines Hier-Wohnens zu erfüllen?! Alan stolperte, als Damon ihn so plötzlich hoch zerrte und knickte mit dem rechten Fuß um. Der Schmerz war bloß minimal und deswegen leicht zu ignorieren, länger als fünf Minuten würde er ihn sowieso nicht mehr spüren. Wesentlich aggressiver war der eiserne Griff von Damons Hand. Schlimmer als eine Stahlzwinge. Die Augen des Vampirs blitzten einen Wimpernschlag gefährlich auf, bevor er ohne Schwierigkeiten in Damons Gedanken eindrang und dort das erste Regal zu Boden schleuderte. Zumindest traf es dieser Vergleich am besten, denn die Gedanken der Menschen waren für den Vampir wie große Experimentierräume voller Bücher, Apparaturen und allem möglichen Zeug. Nur Alan hörte, wie es unheilvoll klirrte, als etliche ,Gegenstände' aus dem ,Regal' auf dem Holzboden zerschellten. Es war eins der Geräusche, die der Weißhaarige am meisten hasste, vorher kam nur noch das Knacken von brechenden Knochen und den dumpfen Ton, den tote Körper beim Fallen verursachten, ordnete er gleich danach ein. Aber es war Alans einzige Möglichkeit, sich ohne Waffen gegen einen körperlich überlegenen zu wehren. Es tat ihm weh und er hatte es verdient. Gedankenhände rissen ein zweites Regal von den Wänden. Der nicht unbekannte Schmerz kam so plötzlich und überraschend, dass Damon ein gepeinigter Schrei entfuhr und er den anderen blitzartig losließ. Kreidebleich vor Schmerzen sank er auf den Boden zusammen und fasste sich an den Kopf. Keuchend vor Schmerzen versuchte er sich irgendwie auf etwas anderes zu konzentrieren als auf die Schmerzen, doch er wusste viel zu gut, dass ihm das nicht gelingen würde. "Hör auf..." flüsterte er entsetzt. "Hör auf!" Brüllte er auf einmal, als Alan seiner Bitte oder eher gesagt Forderung nicht nachkam und ihn diese Schmerzen noch mal spüren ließ. Zitternd hievte er sich auf das Bett und kroch unter die Decke. Er wusste zwar, dass die Schmerzen dadurch nicht aufhören würden, aber wenigstens musste er Alans Visage dann nicht mehr ertragen. Alans Mundwinkel zuckten verächtlich. Erbärmlich, schoss es ihm durch den Kopf, einfach nur noch erbärmlich. Kalt durchmaß er den Raum mit drei Schritten und riss Damon die Decke vom Kopf. "Hör auf, dich wie ein armseliger Köter zu benehmen!" fauchte er und packte das blasse Gesicht am Kinn, zwang ihn, ihm in die meerfarbenen Augen zu sehen. ,Du hast doch gewusst, was dir passieren kann.', referierte er mit fast emotionsloser Stimme in Damons Gedankenraum, stieg behände und ohne hinzusehen über zerbrochenes Glas. ,Du hattest zwar kaum eine Wahl mehr, aber wir haben einen Handel abgeschlossen, den du willig eingegangen bist, weil du sterben wolltest. Ich kann nichts dafür, dass du jetzt nicht mehr sterben willst, ich hab mich zwar am Anfang gewundert, aber ich habe nichts getan, um dich davon abzuhalten. Das warst alles du selbst. Ich hab meinen Teil der Vereinbarung also nicht gebrochen. Warum siehst du dann einen Grund, dich nicht daran zu halten?' Der Alan, der in Damons Gedanken herumlief, hielt vor einer größeren Scherbe an und setzte den Fuß darauf. Dann sah er Damon einen Moment lang eine Antwort erwartend an und trat zu. Zitternd sah er den anderen an. Hatte der denn eine Ahnung, wie weh sein Vorgehen tat? Konnte er sich das denn überhaupt vorstellen? Wütend funkelte er den anderen an, bevor er schmerzhaft das Gesicht verzog. "Weil ich wieder einen Grund gefunden habe, der das Leben lebenswert macht und das bist du, Alan." flüsterte er leise und strich dem anderen sanft über die Wange. "Ich liebe dich." War das Letzte, was er noch über die Lippen brachte, bevor der Schmerz wieder zunahm und so stark war, dass er gegen seinen Willen aufschrie und ohnmächtig nach hinten kippte. Damons zu ehrliche Antwort brachte Alan ein wenig aus dem Konzept und er ließ zu, dass dieser sich einfach ins Delirium flüchtete. "Ich weiß." Meinte er mit seiner echten Stimme leise und beugte sich über den schlaffen Körper, leckte über die zerfetzte Haut und verschloss sie wieder. Dann setzte er sich auf die Bettkante, federte mit der Matratze mit, um sich über seine nächste Handlung klar zu werden und wusste eigentlich schon, dass er jetzt nicht einfach aufstehen und gehen würde. Zum dritten Mal senkte er die Lippen auf die weiche Haut, verletzte sie und trank, endlich ungehindert, die hervortretende, süße Flüssigkeit. Wie lange er so dagesessen hatte, entzog sich Alans Wahrnehmung, doch er musste bereits vorsichtig und aufmerksam trinken, um Damons Herz nicht vorzeitig zum Stolpern zu bringen. Was dazu führte, dass er sich letztendlich mal wieder verschluckte, wusste er nicht, doch er musste absetzen und richtete sich würgend auf. Fluchend versuchte er sich zu beruhigen, doch der saure Geschmack in seinem Mund verdarb ihm den Appetit auf den letzten Rest Leben, der Damons Körper vom Tod trennte, so gründlich, dass er sich nicht einmal zu zwingen vermochte, es sich reinzuquälen. Verdammt aber auch!, fluchte er in Gedanken und floh langsam aus dem Raum. Damon bekam davon nichts mit. Hätte Alan ihn wirklich bis zum letzten ausgetrunken, so hätte er auch dies nicht mehr wissen können, sondern wäre schlafend in den Tod hinüber geglitten. Sein durch den mangelnden Schlaf und die Gedankenattacken Alans eh schon geschwächter Körper lag schlaff und blass auf dem Bett. Wahrscheinlich würde es Tage dauern, bis sein Kreislauf diesen immensen Blutverlust verarbeitet hatte. Doch bis jetzt wusste Damon, der immer noch irgendwo zwischen Ohnmacht und Schlaf schwebte, nichts von seinem Glück, denn sein Herz weigerte sich trotz des hohen Blutverlustes aufzuhören zu schlagen. Doch bis Damon aus seinem Delirium erwachte, würden noch einige Stunden vergehen. Alan war inzwischen in seinen Räumen angekommen. Würgreiz quälte ihn noch immer, doch er zwang ihn herunter, weigerte sich das mühsam erkämpfte Blut zu erbrechen. Schließlich legte er sich mit dem Rücken in das flauschige helle Schaffell, dass er vor dem kalten Kamin ausgebreitet hatte, kuschelte sich in die weichen Fasern und wickelte sie um seine Finger. Sein Magen hörte daraufhin auf zu rebellieren, akzeptierte seine Nahrung und trat seinen Dienst an. Der verbliebene Geschmack von Damons Blut bereitete ihm auch jetzt noch Übelkeit. Gequält schloss er die Augen und legte eine Hand darüber. Damon wachte einige Stunden später auf, obwohl man den Zustand, in dem er sich befand, nicht Wachsein nennen konnte. Nur halb kriegte er mit, dass sein Oberkörper mit Gänsehaut überzogen war, da Alan nicht daran gedacht hatte, Tür oder Fenster zu schließen und so ein ganz schöner Zug in dem Zimmer herrschte. Doch um an der Kälte etwas zu ändern und Fenster oder Tür zu schließen war Damon zu schwach, schaffte er es doch gerade, wenigstens die Decke in seinem Dämmerzustand über sich zu ziehen. "Noch nicht einmal richtig umbringen kann einen dieser Idiot." murmelte er leise und zu sich selbst, bevor er wieder erschöpft einschlief. Auch Alan hatte das Gerangel mehr mitgenommen, als er wusste, und so war es kein Wunder, dass er auf dem Schaffell einschlief und bis eine Stunde vor Morgengrauen schlummerte. Mit dem Ergebnis, dass er pünktlich eine Stunde, bevor er schlafen gehen sollte, nahezu hellwach war. Schlecht war ihm allerdings immer noch, was seine Laune auch nicht gerade besserte. Die nächste halbe Stunde verbrachte er damit, Damon mit allen Schimpfwörtern zu verfluchen, die ihm einfielen oder er für gelungen erfunden hielt. Das war wenigstens witzig. Blieb noch die Frage, was er mit der Zeit, die er noch wach war, anstellen konnte. Seine Räume waren nach jahrelanger Übung in fünf Minuten lichtdicht verschlossen und so konnte er die nächste halbe Stunde lang Kerzen anzünden. Irgendwie hatte das etwas sehr beruhigendes und es sah schön aus. Damon würde ihn auch nicht dabei nerven können, der Mangel an Blut würde ihn mindestens zwei Tage lang in komatösem Schlaf behalten. Damon schlief, schlief und schlief. Obwohl man den komaähnlichen Zustand, in dem er sich gerade befand, nicht wirklich als Tiefschlaf bezeichnen können. Eher als Schweben irgendwo zwischen wachsein und schlafen. Zwischenzeitlich öffnete er die Augen, weil er von Hustenkrämpfen gerüttelt wurde. Offenbar hatte das Baden im See und der Schlaf im Zug seine Folgen und durch den Blutverlust war sein Körper auch nicht in der Lage, die eigentlich kleine Erkältung zu bekämpfen. Eine Weile blieb er mit offenen Augen liegen, war aber geistig immer noch völlig abwesend und starrte an die Decke, dann schlossen sich die Augen wieder, obgleich sich an seinem geistigen Zustand nichts änderte. Wind drückte den Regen gegen die Fensterscheiben, als Alan wieder auf seiner kuscheligen Unterlage saß und das Kaminfeuer anstarrte, das er vor zwei Minuten angefacht hatte. Sein Magen rumorte und störte ihn permanent, wenn er sich gerade mal entspannen wollte. Auch Lesen konnte keine Abhilfe leisten und so sah der Vampir eben immer noch gedankenverloren den Flammen zu. Schließlich war er zu genervt, um länger dort sitzen zu bleiben und auf die Müdigkeit zu warten. Seufzend schloss er die Fensterläden, was leider auch das angenehme Prasseln des Regen aussperrte, und zog sich aus. Unzufrieden verkroch er sich zwischen den Decken und versuchte einzuschlafen. Stattdessen drängte sich Damons... ja, eigentlich war es eine Liebeserklärung gewesen, wieder auf. Wieso hatte er sich in ihn verlieben können, obwohl er sich mit Nettigkeit weit weniger als überschlagen hatte? Und wieso konnte er ihm das in so einem Moment sagen? Gut, indirekt hatte er danach gefragt, aber dass dort so eine Antwort herauskommen würde, hatte er nicht geahnt. Nach einer weiteren Stunde Grübeln fielen Alan endlich die Augen zu. Damon schlief die Nacht über mehr oder minder ruhig. Sein Atem ging ein wenig rasselnd, was wohl von der Grippe herrührte, die er sich eingefangen hatte. Er erwachte kurz gegen Mittag, bemerkte nur, dass er sich in einem äußerst komischen Zustand befand und war sich selbst nicht sicher, ob es an einem hohen Fieber lag oder einfach nur sein geschwächter Kreislauf war. Wahrscheinlich beides, kam es ihm in den Sinn, als er wieder einschlief. Nacht 10 Verhältnismäßig wach setzte Alan sich am nächsten Abend auf und rieb sich den Schlafsand aus den Augen. Schon komisch, dass selbst Vampire noch Schlafsand in den Augen haben, dachte er vergnügt. Die Übelkeit, die Damons Blut gestern verursacht hatte, war zu leichtem Druck abgeklungen, der ihm aber trotzdem jeglichen Appetit vergehen ließ. Der Mensch selbst war garantiert noch zu schwach, um herumzulaufen, Ernesto hatte sich heute Nachmittag sicher um ihn gekümmert, sinnierte er weiter. Während er sich langsam anzog, dachte er über den Tag nach und kam zu dem Schluss, dass er doch mal herausfinden konnte, wo Lucael denn wohnte. Gegenüber der Kirche, hatte dieser gesagt. Na ja. Der Weißhaarige öffnete ein Fenster und verwandelte sich, flatterte lautlos in die schwarze Nacht - nur um sich mit dicken Regentropfen und stürmischem Wind konfrontiert zu sehen. Aber jetzt, da er ohnehin nass war, brauchte er ja nicht mehr umzukehren, sondern konnte sich doch bei Lucael ein wenig aufwärmen. Lucael saß derweilen an seinem Schreibtisch und erledigte ein paar Verwaltungssachen anstelle seines Vaters. Dieser war im Moment geschäftlich unterwegs und so war es an ihm, seiner Mutter bei der Verwaltung zur Hand zu gehen. Da der Hausherr der Meinung war, das seine Gemahlin zu verschwenderisch mit dem Geld umging, hatte er Lucael diesen Punkt übertragen. Seufzend fuhr sich Lucael durch die Haare. Dass er sich auf dem Ball, den seine Mutter gerade besuchte, genauso gelangweilt hätte, dessen war er sich sicher. Dennoch, es hätte ja sein können, das Alan dort war. Als er an den Weißhaarigen dachte, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Hach ja, das wäre jetzt die gebrauchte Abwechslung. Eine Dreiviertelstunde später kam Alan bei der Kirche an. Das Wetter war mehr als ungemütlich und es war nicht besonders schön gewesen, die Strecke zu fliegen. Aber immer noch besser als Laufen. In einer dunklen Seitengasse verwandelte er sich zurück. Trotz der anderen Gestalt war er nahezu durchgewicht bis auf die Knochen. Schnell umrundete er das Haus und ließ den Türklopfer auf die Metallplatte fallen. Eine Haushälterin mittleren Alters öffnete. "Ich bin Alan de Berberác, Monsieur Lucael hat mich eingeladen." Erklärte er ihr, das "Monsieur" passte einfach besser zu einem französischen Nachnamen als so ein banales "Herr". Die Bedienstete runzelte kurz die Stirn, schließlich hatte der Herr wohl vergessen, sie daran zu erinnern. Dann bat sie ihn eilig herein, nahm ihm den Mantel ab und verschwand in den Tiefen des ersten Stocks, um Lucael bescheid zu geben. Natürlich hätte Alan sich über dessen Gemütsverfassung informieren können, aber das war ja langweilig. Mal nicht alles zu wissen war auch mal spannend. Erstaunt lauschte Lucael der Haushälterin, die ihm sagte, dass ein gewisser Alan de Berbérac unten warten würde. Wenn das nicht mal Schicksal war, dachte er leicht kichernd und erhob sich. Den Papierkram räumte er noch weg und die Kleidung richtete er auch wieder. Dann ging er die Treppe hinunter und hielt Alan zur Begrüßung die Hand hin. "Guten Abend, Alan." meinte er und musterte den anderen. Als die Haushälterin verschwand, setzte er dazu; "Willst du dich am Kamin trocknen?" Er konnte sich vorstellen, wie unangenehm die nasse Kleidung sein musste. Alan ergriff die Hand und erwiderte den herzlichen Händedruck. "Guten Abend." Entgegnete er lächelnd und blinzelte verstohlen. Die Pause durchschauend löste er sich unauffällig und machte wenige Schritte in den Raum, bevor die Haushälterin verschwunden war. Dann sah er an sich herunter. "Nötig wäre es wohl." Stimmte er schief grinsend zu. Sine Sachen klebten am Körper, das Hemd mit den weißen Ärmeln und den etwas dunkleren Einsätzen lag so durchsichtig an, dass es mehr zeigte als versteckte. Auch das weiße Haar troff nur so vor Feuchtigkeit. Glücklicherweise war seine Hose wenigstens oberhalb der Knie noch einigermaßen trocken. "Aber wenn ich ungelegen komme..." Lucael musterte den anderen mit einem leichten Grinsen. "Nein, du kommst sogar sehr gelegen. Ich hatte nur langweiligen Papierkram zu erledigen." Er bedeutete dem anderen mit einer Geste, ihm zu folgen und führte ihn nach oben in sein Zimmer. Dort prasselte schon ein warmes Feuer im Kamin und Lucael ging zu einem seiner Schränke und kramte einen warmen Mantel aus Pelz heraus. "Hier. Am besten ziehst du die nassen Sachen aus und wir legen sie an den Kamin." meinte er erklärend. Langsam knöpfte Alan das klitschnasse Hemd auf und öffnete es, sah sich dabei das mehrdeutige Grinsen auf Lucaels Lippen an. Er schälte sich aus den Sachen und hängte sie an den Kamin, rieb sich fröstelnd über den alabasterweißen Oberkörper. Von der Notwendigkeit doch überzeugt schlüpfte er in den Pelzmantel und setzte sich vor den Kamin, der fühlbare Wärme ausstrahlte. Fragend blickte er sich nach Lucael um. Lucael war noch kurz hinaus gegangen, um den Dienstboten bescheid zu geben, dass er die nächsten Stunden nicht gestört werden wollte. Wenn jemand nach ihm fragen sollte, sollte er morgen wiederkommen. Gerade als Alan fertig war, kam er zurück und musterte die helle Haut des Gegenübers. Der andere war alles in allem recht ungewöhnlich und geheimnisvoll. Lächelnd hockte er sich neben Alan und strich ihm durch die Haare. "Hast du es denn schnell gefunden?" fragte er und meinte damit das Haus. Alan schmunzelte und sah zu dem Schwarzhaarigen hoch. "Den reichsten Menschen gehören die größten Häuser. Eueres ist eben das Größte an der Kirche." Er stützte sich mit den Armen nach hinten ab und legte den kopf in den Nacken, um ihn besser betrachten zu können. Seine Augen glitten über schwarzes Haar, einen schön geschnittenen Mund und kühl blaue Augen, weiter nach unten, verweilten nur kurz und kehrten dann zu Lucaels Gesicht zurück. Der Mensch würde es wohl nicht ungewöhnlich finden, dass er im Moment so kühl war, kam er doch direkt aus dem Regen, obwohl ihm allmählich wieder ein bisschen wärmer wurde. Lucael lachte bei der Erklärung leicht und folgte Alans blicken. Irgendwie fand er es amüsant das sie beide blaue Augen besaßen, diese aber eine völlig andere Ausstrahlung und Tiefe hatten. "Du bist ja wirklich ganz durchgefroren" stellte er fest als er dem anderen über die Wange strich "bist du denn zu fuß gekommen?" fragte er sofort erstaunt. So kalt wie der andere war musste es eine ganz schön weite strecke gewesen sein. "Mhmm, ich wollte, dass so wenige wie möglich überhaupt merken, dass ich ausgehe. Deswegen wäre es auch gut, wenn ich morgen noch vor Morgengrauen wieder zurück bin. Aber eher muss es auch nicht unbedingt sein." Erklärte Alan leicht schelmisch grinsend, verband Lüge mit nützlicher Wahrheit. "Na ja, so lang ist der Weg nicht. Eine halbe Stunde, wenn man zügig geht, aber bei dem Wetter reichen auch fünf Minuten, um völlig durchnässt zu sein." Er machte eine kurze Pause, bevor er anfügte, "Vielleicht kann ich mich ja an dir wärmen..." "Da hast du recht." meinte Lucael, als Alan das Wetter ansprach, und lachte bei seinem letzten Worten leicht. "Sollen wir dafür nicht lieber aufs Bett?" meinte er mit einem Kopfnicken auf das große, einladend wirkende Bett, das an der linken Wand des Raumes stand. "Ist doch gemütlicher als hier vor dem Kamin." fügte er noch an, während er Alan über die kalte Haut strich und mit seinen Fingern seinen Hals hinabwanderte. Alan kam dem Schwarzhaarigen daraufhin mit dem Oberkörper so weit entgegen, dass man gerade noch eine Hand zwischen sie bringen konnte. Er öffnete die Lippen leicht und beugte sich weiter vor, nur um einen halben Zentimeter vor dem anderen einzuhalten und "Na gut, du führst." zu flüstern. Der Pelzmantel rutschte ihm von einer Schulter. Manchmal liebte und brauchte er solche Spielchen einfach. Das Bett sah tatsächlich sehr einladend aus. Die dunkelroten Bezüge, die schon fast schwarz wirkten, schienen förmlich zu glühen. Sehr sexy, bewertete Alan im Stillen und grinste vergnügt. Ebenholz formte einen klassischen Rahmen und erhob sich am Kopfende zu einem Spalier, dessen flackernde Schattenspiele es wirklich geheimnisvoll aussehen ließen. Lucael lächelte und erhob sich, während er den anderen sanft mit sich nach oben zog. Als sie beide standen, konnte er sich einfach nicht mehr zurückhalten und zog dem anderen den Mantel wieder aus, der störte sowieso nur. Vorsichtig legte er die Arme um Alan und küsste den Kleinen verlangend, während er ihn rückwärts Richtung Bett dirigierte. Sanft drückte er den anderen in die weichen Kissen und Decken und brachte sich selbst über ihn. Sachte ließ Alan den leichten Pelzmantel aus der Hand und auf den Boden gleiten und schlang die Arme um die Hüfte des Größeren, während er den Kuss ebenso feurig erwiderte. Er hatte Glück, dass er Lucael nicht lange mit seiner kalten Haut quälen musste, sie nahm sehr schnell Wärme von außen an, schon nach einigen Minuten Körperkontakt würde er eine normale Temperatur erreichen. Willig ließ er sich rückwärts führen und sank geschmeidig nach hinten, mit dem Rücken auf die Daunendecken, als er mit den Kniekehlen an die Bettkante stieß. Lucael sah so lecker aus, wenn er sich so über ihm bewegte... Auch Lucael fand Alan mehr als ansprechend, wie er da unter ihm, auf dem bordeauxfarbenen Bettzeug lag. Das dunkle Rot schien als Farbe wie geschaffen für den Vampir und so strich Lucael mit eindeutiger Faszination über den Oberkörper des anderen. Nebenbei entfernte er das Band aus seinen Haaren, so dass die schwarzen weichen Haare hinunter fielen und sein Gesicht einrahmten. Verlockend öffnete Alan die Lippen einen Spalt und räkelte sich in dem seidenen Bettzeug, als der Mensch ihn so betrachtete. War es nicht irgendwie ironisch, dass ihm als Vampir Blutrot zu stehen schien? Die halbtrockenen weißen Haare flossen, durch das Wasser in Strähnen gefasst, um seinen Kopf, um einen krassen Kontrast zu dem schweren Rot zu schaffen. Wie wohl das dunkle Haar Lucaels auf den Laken aussah? Zumindest lud es gerade zu dazu ein, die Hände darin zu vergraben. Alan probierte die Gradwanderung zwischen verführen und verführt werden und begann, ihm das Hemd aufzuknöpfen. Die Einladung annehmend beugte sich Lucael hinab und küsste den anderen geradezu zärtlich, während sich seine Hände auf Wanderschaft über den zierlichen Körper machten. Zufrieden mit der Situation und dem Tag, der sich doch noch zum besten gewendet hatte, schloss er die Augen und genoss die feinen und gar nicht mehr so kalten Hände des anderen, die ab und zu seine Haut streiften. Wie auch am See schmeckte Lucael hier in seinem Bett herrlich verführerisch, zwar nicht ganz so bezwingend und vereinnahmend wie Damon, war aber dennoch keineswegs zu verachten. Neckend knabberte Alan an seiner Oberlippe, fühlte seine Hände, die ihn Zoll für Zoll erforschten, nur um seine Neugier noch zu steigern. Lucael schien mitgedacht zu haben, als er das schlichte Hemd gewählt hatte, es hatte wenig Knöpfe und keinerlei aufwendigen, modischen Schnickschnack und ließ sich deswegen hervorragend ausziehen, denn genau das war die einzige Funktion, die es im Moment zu erfüllen hatte. Nicht minder neugierig befühlte der kleine Vampir den Körper des Schwarzhaarigen. Lucael half dem Kleinen ein wenig dabei, ihm das Hemd auszuziehen und ließ es achtlos neben das Bett fallen. Den Kuss ließ er dabei dennoch nicht abbrechen, zu gut schmeckte der andere. Sanft und geschmeidig ließ er seine Hände über die Hüften des Weißhaarigen wandern und genoss es, wie dieser sich unter ihm bewegte. Er beendete den süßen Kuss und machte sich am Hals des anderen zu schaffen, knabberte und saugte leicht daran, achtete aber darauf, dem anderen kein Mahl zu verpassen. Entspannt räkelte sich Alan unter den Händen des Größeren, bewegte sich unter ihnen und fuhr mit seinen Händen im Gleichklang an Lucaels Seiten hinab bis zum Hosenbund. Frech krochen sie in die eng anliegende Hose, tasteten nach seinen Flanken, zogen sich wieder zurück, um andere Stellen zu erkunden. Dann schob er sich unter ihm weiter auf das Bett, denn wenn Lucael schon gewillt war, die herrliche Wäsche zu beflecken, dann musste man das schließlich nutzen. Lasziv forderte er den anderen mit einer kurzen Hüftbewegung dazu auf, ihm zu folgen, und streckte die Beine aus. Dieser ließ sich das natürlich nicht zweimal sagen und fast sofort war er wieder über Alan, um diesen herrlichen Körper weiter zu liebkosen. Neugierig strichen seine Lippen über Alans Hals und seine Schultern, vereinzelt knabberte er an Stellen, die er noch als empfindlich in Erinnerung hatte und strich fast sofort entschuldigend mit der Zunge darüber. Seine Hände strichen über die schmalen Hüften des anderen und begannen seine Innenschenkel entlang zu streichen. "Mhmm.." Alan legte den Kopf in den Nacken und erschauderte leicht unter den Händen des Schwarzhaarigen. Zum größten Teil schienen Lucaels Erinnerungen zu stimmen und die verspielten Zärtlichkeiten entlockten ihm Seufzer und ab und zu leises Keuchen. Er war froh, nur durch einen Zufall, so fähige Ablenkung gefunden zu haben. Vielleicht lohnte es sich ja, den Zufall wieder etwas mehr an seinem Leben teilhaben zu lassen? Obwohl, in Bezug auf Damon waren es mehr als genug Zufälle gewesen, deshalb war es recht und billig, sich von einem dieser Zufälle davon ablenken zu lassen, dass er vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden versucht hatte, einen Mensch zu töten, der ihn liebte. Das war ja das eigentliche Sakrileg, einen Menschen, der es schaffte, sich in einen so miesen Charakter wie den des weißhaarigen Vampirs zu verlieben, so niederträchtig zu übertölpeln und auszunehmen und dann nicht mal im Stande dazu sein, sein Vorhaben zu Ende zu bringen. Und dass ein Vampir es tatsächlich schaffte, reinen und aufrichtigen Lebenswillen neu zu entfachen, war auch ein echtes Unding. Lucael bemerkte, dass sein Gegenüber mit den Gedanken ein wenig abschweifte und es gefiel ihm gar nicht. Sanft aber bestimmt ließ er den Druck seiner Lippen, mit denen er auf der feinen Haut des anderen Küsse verteilte, fester werden, um ihn zurückzuholen. Sanft strich seine Zunge über den Bauch des anderen und auch seine Hände wanderten Alans Schritt immer mehr entgegen. Die Begegnung mit dem anderen war für ihn ein Zufall, glücklicher Zufall, der ihm einen so fähigen Bettgefährten geschickte hatte, der offenbar die gleichen Wünsche und Vorstellungen von ihrer 'Beziehung' hatte, wie er selbst. Und das gab es ja leider selten genug. Spätestens das verhaltene Stöhnen, das über Alans geöffnete Lippen tropfte, als der Schwarzhaarige an seinem so empfindlichen Bauch angekommen war, gab zweifelsfrei Rückmeldung vom Erfolg von Lucaels Bemühungen, die Gedanken des Vampirs wieder in seine Richtung zu lenken. Seine Bauchdecke zitterte leicht. Das rote Tuch der Bettzüge schien Alans nach Halt forschenden Fingern mehr als geeignet, um sich darin festzuhalten. Obwohl er es ja nun wirklich nicht mehr nötig hatte, ging Alans Atem langsam schwerer und stoßweise, trotzdem fiel es ihm leicht, den Größeren bei seiner Wanderung gen Körpermitte zu beobachten und den anregenden Anblick zu genießen. Zufrieden mit seinem Ergebnis und damit, dass er Alans Aufmerksamkeit wieder hatte, strich Lucael sanft mit den Lippen über Alans Glied. Der Anblick des Kleineren war einfach nur göttlich und allein schon das Keuchen und die Bewegungen von Alans Körper erregten ihn. Seine eigene störende Hose zog er sich hastig aus, bevor er dazu nachher keine Zeit mehr finden würde und beugte sich wieder über Alan, um dessen weiche Lippen zu küssen. Gerade zu sanft strich seine Hand über das Glied es anderen, während er sich zwischen die Beine des anderen brachte. Überrascht stöhnte Alan ein weiteres Mal und seine Muskeln spannten sich unter der seidigen Haut seiner Arme, als er die Fingern tiefer in die blutfarbenen Laken vergrub. Der Anblick, wie Lucaels bebende Finger den schwarzen Stoff von seiner Hüfte lösten, mischte vibrierende, erwartungsvolle Anspannung in die Gefühle, die der Körper und die Bewegungen des Weißhaarigen ausstrahlten. Lustvoll an den Lippen des Größeren saugend spürte Alan sein Glied sich weiter aufrichten, fühlte heißes Blut in seinem Unterleib pulsieren und hob das Becken, um sich an seinem männlichen Gegenstück zu reiben und ihn genauso fühlen zu lassen, wie wenig ihn das kalt ließ. Der Körper, der an den zarten Innenseiten seiner Schenkel rührte, stimulierte ihn nur noch weiter und ließ ihn haltlos aufstöhnen, als sich sein fast gänzlich erhärtetes Glied an dem Menschen rieb. "Na, na, so stürmisch?" meinte Lucael neckend und stöhnte sogleich auf, als er spürte wie willig Alan war. Er wusste, dass es wahrscheinlich nicht sehr nett war, das Ganze zu tun, ohne Alan vorher vorzubereiten, aber der Körper des anderen schien gerade zu danach zu schreien, genommen zu werden, so dass er sich einfach nicht zurückhalten konnte. Keuchend hob er Alans Becken mit der noch freien Hand an und drang dann langsam in ihn ein. Etwaige Proteste von Alans Seiten erstickte er, indem er diesen erneut stürmisch küsste, während er sich weiter in diesem versenkte. Alan knurrte lasziv zur Antwort und biss Lucael leicht auf die Zunge, solche Frechheiten mussten schließlich auch bestraft werden. Trotzdem ließ er sich nicht nehmen, das malträtierte Tastorgan für seinen Missbrauch zu entschädigen. Instinktiv, ohne die Gedanken des anderen zu belauschen, wozu er in diesem Zustand der vollständigen Erregung sowieso nicht mehr in der Lage gewesen wäre, brachte er seinen Hintern in eine geeignete Position. Lucaels Erregung, die sich unnachgiebig in seinen Muskelring schob und ihn auseinander zog, brachte ihn einen Moment lang dazu, in den harten Kuss zu wimmern. Kurzes Zittern ließ seinen weißen Körper erbeben. Fließend verwandelte sich der leise Schmerzenslaut in Klänge der Lust zurück und der Kleinere drückte die heiße Härte tiefer in sich, indem er seine Unterschenkel um die Hüfte des Größeren legte. Lucael bemerkte das Wimmern des Kleineren und ließ seinen Kuss postwendend zärtlicher und sanfter werden, auch seine Hände strichen sanft und beruhigend über den Bauch und die Seiten Alans, um ihn von den anfänglichen Schmerzen abzulenken. Erst als er sich vergewissern konnte, das der andere sich an das Gefühl gewöhnt hatte, löste er den Kuss und begann sanft an Alans Hals zu knabbern. Langsam bewegte er sich in dem Weißhaarigen und überließ es ihm, das Tempo zu bestimmen. Mit der einen Hand stützte er sich keuchend neben Alan ab, während seine andere wieder zu seinem Glied wanderte und dieses zu massieren begann. Erregt erschauderte er, als er Alans Stöhnen durch den Raum hallen hörte und auch er konnte nicht verhindern, lustvoll aufzustöhnen als er noch tiefer in Alan glitt. Der Wandel von Lucael ins Zärtlichere gönnte Alan eine kurze, passende Pause, ließ ihm genug Zeit, einen vergleichsweise langsamen Anfangsrhythmus zu finden, der sich ganz bewusst möglichst weit von dem unterschied, mit dem Damon ihn genommen hatte. Jedoch war der jetzige nicht weniger nachdrücklich. Klangvoll keuchend öffnete Alan sich weiter, spürte er doch, dass sich Lucael noch nicht vollständig in ihm versenkt hatte. Seine Größe nahm ihm bereits jetzt den Atem und benebelte seine Sinne mehr als ohnehin schon, doch er wollte ihn ganz, wollte ihn in sich und wollte gleichzeitig das Absolute spüren, was seine Hand zu geben hatte. Auch allein damit würde er ihn kommen lassen können, soviel war sicher. Aberwitzige Gedankenfetzen jagten sich und kurz fragte sich der Vampir, wieso Lucael für ein so mächtiges Glied keinen Waffenschein brauchte. Der mehr als willige Körper unter ihm erregte Lucael immer mehr und so kam er Alans Wünschen nach und richtete sich soweit auf, dass er noch tiefer in die heiße Enge des anderen glitt. Stöhnend biss er den anderen in den Hals, während er sich fester und schneller immer wieder in ihn schob. Seine Hand begann jedoch erst nach einer Weile Alans Glied mit der selben Festigkeit zu verwöhnen und lag am Anfang eher ruhig auf dem Glied des anderen. Jemand wie Alan war ihm wirklich noch nie untergekommen und er fragte sich kurz, womit er diesen wunderbaren Körper unter sich verdient hatte. Fordernd bewegte sich auch Alans Hüfte härter und kraftvoller, kreiste an ihrem Gegenstück und ließ Alan die Stöße nur umso wuchtiger fühlen. Heiß füllte die pralle Erregung des Größeren ihn aus, nahm ihn "Tiefer...!", wie Alan ekstatisch stöhnend verlangte, und drang in nie geahnte Tiefen des zierlichen Körpers vor, während er unterbewusst spürte, wie ein wenig klebrige Flüssigkeit seine Schulter herunterlief. Die feste Hand, die sein pulsierendes Glied verwöhnte und zugleich peinigte, drohte ihn endgültig wahnsinnig zu machen und läutete das absehbare Ende seines Durchhaltevermögens ein, so dass sich Alan bei jedem Stoß zusammenzog und die ersten Lusttropfen seine Eichel verließen. Auch Lucael gelangte langsam ans Ende seiner Kräfte. Obwohl er seit der Sache am See wusste, dass Alan ziemlich 'anstrengend' war, hatte er nicht mit einer solchen Ekstase gerechnet, was nicht hieß, dass er das Verhalten des Kleineren nicht begrüßte. Stöhnend kam er Alans Wünschen nach und nahm ihn fest und tief, so wie der Weishaarige es verlangte. Auch das feuchte Glied des anderen verwöhnte er umso stärker und musste sich sehr zusammenreißen als Alan, der an sich schon recht eng war, sich noch enger um ihn zusammenzog. Er stieß noch ein paar Mal tief und hart in den heißen Körper unter sich, eher er sich lustvoll aufstöhnend in dem anderen ergoss. Zermürbt und zerrüttet gab Alans Selbstbeherrschung wegen des Ansturms jugendlicher Kraft und Kunstfertigkeit langsam und unvermeidlich den Geist auf. Ob Lucael tatsächlich stetig tiefer stieß, oder ob es ihm sein überreizter und bis aufs Messer erregter Körper nur vormachte, wusste Alan benebelt vor Lust nicht mehr zu unterscheiden. Erbebend nahm er die Wucht der Stöße auf und ließ sich unaufhaltsam den schmalen Grad zum Höhepunkt hinauf katapultieren. Berauscht stöhnend kam er in die Hand, die seine Eichel reizte, und zog sich um Lucaels finalen Stoß ruckartig zusammen. Erschöpft holte Lucael erst einmal Atem, bevor er sich die beschmutzte Hand am Laken abwischte. Immer noch zitternd vor Erschöpfung entfernte er sich aus Alan, ließ sich neben ihn aufs Bett fallen und schloss sofort die Augen. Keuchend rang er nach Luft und strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht, die durch den Schweiß recht klebten. Er nahm sich vor die Haare das nächste mal zusammengebunden zu lassen, sollte Alan wiederkommen, was er wirklich begrüßen würde. Träge rollte Alan sich eine der Bettdecken ein. Wenn er jetzt zu schnell auskühlte, würde es Lucael wieder misstrauisch machen und wenn der Mensch wusste, was er wirklich war, würde er die Liaison sofort beenden. Er stützte sich auf die Ellenbogen und betrachtete den vom Schweiß satt glänzenden Körper. So erschöpft sah Lucael weit weniger vampirisch aus als sonst. Das Holz im Kamin knisterte leise und rutschte zu einem glühenden Haufen zusammen. Das Seltsame war wirklich, dass der Schwarzhaarige bei näherer Betrachtung nicht richtig menschlich wirkte, zu graziös, sehr kühl und trotzdem leicht animalisch. Eben mehr wie ein Unsterblicher. Vielleicht war es Alan deswegen so leicht gefallen, sich ihm zu nähern. Nachdenklich strich er sich über die Schulter und über die Stelle, an der Lucael ihn vorhin gebissen hatte. Fühlte sich eindeutig zu menschlich an um ein Vampir zu sein. Lucael bemerkte die Bewegung des anderen und musste leicht lächeln. Er lächelte überhaupt immer sehr zurückhaltend und nie so, dass sein Gebiss ganz entblößt wurde. Das hätte nur unnötig für Schrecken gesorgt. Vor allem die Bewegung zum Hals ließ ihn leise kichern. "Hast du etwa Angst vor Vampiren?" fragte er amüsiert, obwohl sein Unterton jetzt etwas leicht ironisches angenommen hatte. Sein Atem hatte sich soweit wieder beruhigt und so drehte er sich ebenfalls auf die Seite und blickte den Hellhaarigen an. "Nein, aber vielleicht hast du ja Tollwut und gleich kommt Schaum aus deinem Mund." Parierte Alan trocken und nicht minder sarkastisch. Das obligatorische "Es gibt keine Vampire." Passte gerade nicht dazu und wurde deshalb eingekürzt. Der Biss war zwar einerseits erregend anderseits auch unangenehm gewesen. Wieso wurde er als Vampir denn immer noch gebissen? Er war doch derjenige, der das tun sollte. Solche Gedanken waren wirklich erheiternd, so kindisch. Und unbemerkt trugen sie dazu bei, dass Alans naturgegebenes Misstrauen nicht aktiv wurde, um diese Frage von eben näher zu betrachten und schließlich nach allen Regeln der Kunst auseinander zu nehmen. "Nein nein, keine Angst, Tollwut habe ich nicht." erwiderte Lucael erheitert und war insgeheim froh darüber, das der andere den Satz wirklich rein spaßeshalber aufgefasst hatte. Ein kurzer Blick nach draußen zeigte ihm, dass es noch nicht einmal nach Mitternacht war und seine Mutter somit noch lange verschwunden bleiben würde und auch Alan würde noch etwas hier sein. Wie sagte man so schön? Die Nacht war noch jung, und so streckte er die Hand aus, um den anderen sanft über die Wange zu streichen. Etwas kühl war die Haut des anderen ja doch, kühl im Vergleich zu der der Menschen, die sonst mit ihm das Bett teilten. "Wieso nicht? Wäre doch gar nicht so unwahrscheinlich." Mit einem amüsierten Funkeln in den Augen spielte Alan auf das Verhalten des Größeren am bisherigen Abend an. Bewegungslos und mit natürlich leicht gestocktem Atem blickte er Lucael in seine blauen Augen, als dieser ihm über die Wange strich. Die Szenerie aus Damons Zimmer gestern Abend kam ihm wieder in den Sinn und wie sich die Hand des Rothaarigen angefühlt hatte. Warm, nachgiebig, ängstlich, zärtlich. So menschlich. Dank jahrelang gestählter Selbstbeherrschung gelang es Alan, seine Mimik nicht an seinen Gedanken teilhaben zu lassen. "Es ist aber nicht nett, an jemand anders zu denken, wenn du in meinem Bett liegst." meinte Lucael mit leicht amüsierten, leicht beleidigtem Unterton und sah den anderen weiterhin an. Die Hand an der Wange ließ er dort, wo sie sich befand, und strich dem Kleineren weiter sanft über die fast kühle Haut. Was er eben gesagt hatte, dessen war er sich gar nicht mal so bewusst, war es doch fast ein Satz getrieben von purer Routine gewesen. Innerlich spannten sich sämtliche Muskeln bei diesem Tadel. Doch Alan zuckte nicht einmal mit der Wimper. "Wieso?" fragte er stattdessen in neutralem Tonfall und beließ alles, so wie es war. Mit dem Unterschied, dass dieser letzte Satz Alans natürlichem Misstrauen einen Fußtritt verpasst hatte, sodass es in hohem Bogen aus den Federn gesegelt und knallwach war. Lucaels Finger verursachten plötzlich flüchtige Gänsehaut auf ihren Wegen. "Ich hab durchaus nichts dagegen, nur eine Affäre zu sein, aber wenn du schon hier bist, ist es mehr als fair, wenn ich dann auch deine ungeteilte Aufmerksamkeit erhalte." meinte Lucael seufzend und strich dem anderen sanft durchs Haar. Da er Alans plötzliches Misstrauen bemerkte, nahm er sie dann doch wieder weg. Er musterte den Weißhaarigen abwartend, aber auch leicht gleichgültig. Natürlich würde er es schade finden, wenn Alan ihn nicht wieder mit seinem Besuch beehren würde, anderseits war es auch nicht so schwer Ersatz zu finden. Die frage, ob dieser aber auch genau so fähig war, war schon wieder eine andere, dachte er seufzend. Alan hob eine Augenbraue und reflektierte das eben Gehörte gedanklich, um zu sehen, ob er den Punkt fand, schlussfolgerte kurz danach; "Er ist nicht wirklich Konkurrenz für dich. Es geht um etwas anderes." Erklärte er und versuchte den müden Unterton aus seiner Stimme herauszuhalten. Das war zwar nur bedingt eine Rechtfertigung oder Entschuldigung, aber mehr konnte Alan jetzt nicht tun oder sagen. Wenn es ihre ,Beziehung' beendete, dann war es wohl oder übel so und er würde sich damit abfinden müssen. Es war ja nicht so, dass es niemanden gab, der Lucaels Posten einnehmen wollte/konnte. "Ob Konkurrenz oder nicht ist mir wirklich egal, ich möchte nur nicht, dass du an ihn denkst, wenn du mit mir schläfst." meinte Lucael und drehte sich ganz auf den Rücken. Er fand, dass er nun wirklich ein Recht darauf hatte, dass sein Gegenüber an ihn dachte, wenn er mit ihm schlief. Er seufzte leicht und blickte den anderen dann wieder an. Offenbar war Alan niemand von der misstrauischen Sorte. Obwohl wohl kein Mensch seine Worte auf die Goldwaage legen würde, so wie er dauernd dachte. "Wenn du schon so kleinlich bist, dann dürfte dir doch wohl auch aufgefallen sein, dass das Blödsinn ist." Schnappte Alan angesäuert, "Ich habe vorher und hinterher kurz zwei Gedanken an ihn verschwendet, dazwischen galt meine Existenz mit allen Sinnen ganz dir." Er hatte es absichtlich so anzüglich formuliert, um keinen Zweifel an der Bedeutung aufkommen zu lassen und beließ es trotzdem nicht dabei. "Oder hab ich dir einen Beweis geliefert, dass es nicht so war, während du mich hattest?" "Und woher willst du das überhaupt so genau wissen?" fragte er eindringlich und setzte sein Königskillerargument auf freien Fuß. Lucael hörte ihm aufmerksam und im Gegensatz zu Alan ruhig zu. Nicht gelassen oder gleichgültig, aber er war von je her um ruhige Gespräche bemüht, die nicht in Streitereien endeten, weil beide Gesprächspartner zu hitzig wurden. Mit einem Lächeln auf den Lippen dachte er kurz zurück und schüttelte den Kopf: "Nein, das hast du ganz sicher nicht." meinte er und stockte nur kurz. Warum fiel ihm erst jetzt auf, dass der andere ein sehr geringes Schmerzempfinden für einen Menschen hatte? So langsam wurde auch Lucael misstrauisch, dennoch eher neugierig und interessiert. Er hatte schon oft festgestellt, dass Vampire ihre Artgenossen nicht erkannten, wenn sie sie nicht in einer arttypischen Situation kennen gelernt hatten, weshalb sein Interesse geweckt war. Da er sich aber bei seinem Gegenüber auf einmal sicher war, dass dieser auf jeden Fall ein Vampir sein könnte, beließ er es nicht mehr bei versteckten Hinweisen, sondern fragte; "Weil ich Gedanken lesen kann, genau wie du Alan, nicht wahr? So wie es eine Eigenart aller Vampire ist." Obwohl diese Frage an sich ziemlich provozierend hätte sein können, so sprach Lucael sie gelassen aus, so als würde er dem anderen mitteilen, dass es draußen regnete. Dabei zeigte er Alan sein strahlendstes Lächeln, das zwar nicht strahlend war, da so etwas zur Situation passen würde, dennoch konnte man ohne Probleme die scharfen Eckzähne sehen, die Lucael sonst zu verbergen wusste. Alan lauschte gebannt, wie erstarrt, und schüttelte schließlich ungläubig den Kopf. Fragen über Fragen und er wusste nicht, welcher er den Vorzug geben sollte. "Das ist ja wohl nicht wahr." Stellte er nach einer Weile trocken fest und ließ die Fragen außen vor. Wenn Lucael seine Gedanken sowieso hörte, würde er sie auch ungefragt beantworten. "Wieso hättest du mich dann nicht vernünftig beißen können, anstatt so?" Provokant wanderte Alans Hand wieder über besagte Stelle. Theoretisch war jetzt eine Entschädigung seitens Lucael fällig. Aber vorher mussten sie wohl doch noch einiges klären, wie zum Beispiel "Was sollte diese Rüge dann eigentlich, wenn du sowieso gewusst hast, wann ich an ihn gedacht habe und wann nicht?" Lucael lachte leicht, als Alan den Biss ansprach: "Na hör mal, was meinst du, wie ein Mensch reagieren würde, wenn er auf einmal richtige Bisswunden am Hals hat? Und bis jetzt war ich mir ja auch nicht sicher, ob du wirklich ein Vampir bist." erklärte er und für ihn war das wirklich selbstverständlich. Er hatte sowas schon mal erlebt und das hätte ihm fast irgendwelche brennenden Tölpel an den Hals gebracht. "Ich hab deine Gedanken an ihn eher zufällig aufgefangen, ich finde das Gedankenlesen zuweilen recht lästig..." meinte er. Außerdem war die Rüge ja gedacht gewesen, damit Alan mit den Gedanken an diesen Damon aufhörte. Sein Gedankenlesen verhalf ihm ja nicht dazu, Alans Gedanken abzuschalten, weswegen sie ja durchaus Sinn gehabt hatte. Er fand das Ganze sehr amüsant und ließ sich kichernd auf den Rücken fallen und blinzelte zur Decke hoch. Irgendwie war es beleidigend. Oder nicht beleidigend, aber der Kleinere der beiden Vampire fühlte sich auf den Schlips getreten. "Klasse, also wenn du dir das noch überlegen konntest, hättest du es ja gleich ganz weglassen können." Schmollte Alan und räkelte sich in seiner Decke, "Als du dich noch wie ein Mensch verhalten hast, hast du mir wesentlich besser gefallen, da warst du nicht so zickig." Es war ja nicht so, dass er nicht manchmal ähnlich dachte, aber so arrogant verhielt er sich dabei nicht. "Es beschäftigt mich eben." Meinte er resigniert. Er wollte ja auch gar nicht an Damon denken, der verdammte Kerl schlich sich bloß immer wieder völlig ungefragt bei ihm ein. Was war jetzt eigentlich mit der Wiedergutmachung des Bisses? Lucael seufzte leicht über sich selbst. Die Zickigkeit war etwas, das ihn am meisten an sich selbst störte, vor allem weil ihm das seine Schwester auch dauernd vorwarf. Sanft lächelnd hob er die Hand und strich Alan wieder über die Wange, da dieser leicht erwartungsvoll oder auch leicht fragend aussah. Offenbar wollte dieser wirklich eine Entschädigung für den Biss. "Und was hast du dir da so vorgestellt?" fragte er und strich über den Bissabdruck. Lucael wollte nicht zu indiskret sein und den anderen ausfragen, was es mit diesem Damon auf sich hatte, denn irgendwo interessierte ihn es schon. Aber das gehörte nicht hierher und so fragte er, zu seinem eigenen Bedauern, nicht nach. Auch ohne seine Gedanken zu hören, wusste Alan, dass die Neugierde an dem Schwarzhaarigen nagte. "Er ist zur Zeit mein Opfer. Und ich kann ihn nicht in Ruhe lassen, obwohl er mich furchtbar nervt, und umbringen kann ich ihn aber auch nicht." Gab er deswegen Auskunft, bevor Lucael noch zu weinen anfing. Schließlich durfte er ja auch erfahren, wer hier die Gedanken "seiner Affäre" für sich beanspruchte. "Mhmmm." Schnurrte Alan besänftigter und drehte sich halb auf den Rücken, verfolgte den Weg von Lucaels Hand, "Du musst doch was wiedergutmachen, also denk dir was aus. Wir haben noch viel Zeit." Er grinste. War doch eine nette Art, sich für die ganze Sache eben zu revanchieren. "Das ist einer der Gründe, warum ich lieber jagen gehe und mir keine lebenden Konservenbüchsen anschaffe." meinte Lucael kichernd und beugte sich über den anderen. "Du hast recht, die Nacht ist noch jung und viel zu schön, um sie mit rumliegen zu verschwenden." meinte er lächelnd und strich dem anderen sanft über die Lippen. Immer noch vor sich hinlächelnd beugte er sich herunter und küsste den anderen Vampir auf die so herrlich weichen Lippen. Ihm würde schon etwas einfallen, wie er Alan dafür entschädigen konnte, und er ebenfalls auf seine Kosten kam. Seine Finger strichen während dem Kuss immer noch leicht über die Bissspuren. Wenigstens musste er seine Zähne jetzt nicht mehr zurück halten, was ihm doch sehr schwer fiel. "Das dauert mir aber zu lange. Ständig dieses Hin- und Hergeflatter. Außerdem mag ich es sowieso schon nicht, mir Opfer auszuwählen, so hab ich wenigstens nicht so oft die Qual der Wahl." Rechtfertigte sich Alan seine ,Konservenbüchsen' schmunzelnd. Zufrieden ein wenig in den Kuss grinsend erwiderte der Weißhaarige das Zungenspiel, ließ seine Lippen noch verschlossen, um Lucaels ,Überredungskünste' auf diesem Wege auszutesten. Schon jetzt fühlten sich seine Lippen lecker an... so verheißungsvoll. Alan war wirklich gespannt, was sich der andere einfallen ließ und hielt sich deswegen Fairerweise komplett aus dessen Gedanken raus. Über Alans Worte immer noch leicht kichernd vertiefte Lucael den Kuss, sanft knabberte er an der Unterlippe des anderen, achtete jedoch darauf, diese nicht zu verletzen. Seine Zunge strich immer wieder bittend über die Lippen des Kleineren und versuchte sich ihren Weg durch sie zu bahnen, falls Alan sie wirklich geschlossen halten wollte. Seine Hände wanderten über die Schultern des anderen und die Oberarme hinauf und hinunter. nebenbei überlegte er, ob er den anderen wirklich richtig beißen sollte, so wie dieser es vorgeschlagen hatte. Lucael hielt sich wirklich hartnäckig gut, befand der Kleinere still und entschied sich, das auch zu belohnen. Seine Lippen gaben einen einladenden Spalt frei und sogleich fühlte er, wie die Zunge des Größeren hineinglitt. Alans Hände verwoben sich mit den pechschwarzen Haaren, achteten aber darauf, Lucael nicht im Weg zu sein. Wie hatte er es nur so lange nicht bemerken können? Welcher Mensch hieß denn schon Lucael? In Gedanken kicherte Alan darüber und über den Gesichtsausdruck des Namensträgers, falls er das mitbekommen sollte. Doch er hielt sich noch immer zurück und blendete sämtliche Gedanken des Größeren aus, musste darum ohne den Gesichtsausdruck auskommen, was ihm nicht sonderlich schwer fiel, da ihn die Entschädigung für seine malträtierte Schulter ohnehin mehr beschäftigte. Hätte Alan Lucael an seinen Gedanken teilhaben lassen, hätte dieser ihn darüber informiert, dass das wohl kaum ein Indiz für sein Vampirwesen war. Schließlich trug er den Namen schon seit seiner Geburt. Er verdankte ihn seinen Eltern, die eine Vorliebe für ausgefallene Vornamen gehabt hatten, aber inzwischen war er doch recht dankbar dafür. Friedrich wäre wohl doch ein recht bescheuerter Name für einen Vampir gewesen. Er ließ sich Zeit Alans Mundhöhle und seine Zunge genau zu erkunden. Dennoch verlor der Kuss nicht an Leidenschaft und neugierig fuhr er mit der Zunge Alans Zahnreihen entlang, wie hatte er nur die spitzen Eckzähne nicht bemerken können? Einer Eingebung folgend schnitt er sich absichtlich an den Fangzähnen des anderen und wartete gebannt dessen Reaktion ab. Alan keuchte überrascht in den Kuss, was Lucaels Lippen leider fast völlig erstickten, als er den Geschmack des vampirischen Blutes seine Mundhöhle füllte. Augenblicklich übernahm er die Führung des Kusses, neckte seine Zunge und entlockte ihr mit verschiedensten Kunstgriffen, die er sich über ein Jahrhundert so hatte aneignen können, noch mehr dieser süßen Tropfen. Lucaels Blut war seltsamerweise warm, schmeckte süßlich-herb, allerdings mehr in Richtung herb, wie es bei dem lange gereiften Blut der Vampire allgemein der Fall war, würzig und leicht nach Menschenblut, anscheinend hatte er vor nicht allzu langer Zeit wieder gejagt. Inzwischen war Lucael froh darüber, dass er Anfang der Nacht noch gejagt hatte. Sonst konnten solche Blutspielchen oft dazu führen, dass er zu erschöpft wegen des Blutmangels war. Er achtete trotz der Leidenschaft darauf, dass Alan nicht zuviel nahm, was auch nicht weiter schwer war, da sich die Wunde relativ schnell wieder schloss. Seine Hände wanderten wieder über den Oberkörper des anderen und seine Finger strichen sanft über seine Knospen. Mit leisem Bedauern bemerkte er, dass das Blut recht schnell wieder versiegte. Etwas anderes wäre es gewesen, hätten sie sich wie auf einer dieser orgiastischen Vampirfeste benommen, wo sich die Vampire vor lauter Blutgier mit Rapieren Schnitte zufügten und davon tranken, während sie übereinander herfielen. Ein richtiger Verlust war es natürlich nicht, hatte er doch letzte Nacht für seine Verhältnisse ziemlich viel getrunken. Trotzdem setzte er den Kuss nicht minder leidenschaftlich fort und drängte Lucael zurück, um dessen Mundhöhle auszukundschaften, befühlte dessen Eckzähne, um sich zu revanchieren und ihn ebenfalls von sich kosten zu lassen. Leise in den Kuss stöhnend wand sich Alan einen Moment unter Lucaels Fingern, spürte das verräterische Kribbeln, das ihm sagte, dass sich seine Brustwarzen verhärteten. Keuchend nahm Lucael das süße Blut auf seiner Zunge wahr und begann sofort gierig Alans Zunge zu umspielen, um mehr von diesem süßlichen Lebenssaft zu bekommen. Leicht amüsiert stellte er fest, dass Alans Blut einem lieblichen Wein glich, den er zum letzten Mal vor 100 Jahren probiert hatte. Er spürte wie Alans Brustwarzen hart wurden und sein Stöhnen jagte ihm wie so oft warme Schauer über den Rücken. Seine Hände strichen forschend über die Seiten des anderen. Irgendwie war es ja schon schade, dass er den Kleineren nicht ausziehen konnte, er zog andere eigentlich recht gerne aus. Immerhin konnte Lucael ihn auswickeln, das war zwar nicht ausziehen, aber besser als gar nichts. Hungrig erwiderte Alan die Neckereien, sorgte dafür, dass Lucael noch ein zweites Mal von ihm kosten konnte, da die Wunden von Vampiren schnell wieder verheilten und er ihn gern noch einmal zum Keuchen bringen wollte. Sich genüsslich unter seinen Händen räkelnd ließ auch er die Hände über den Körper des anderen wandern, den Nacken hinunter und über den fühlbar muskulösen Rücken. Gierig nahm Lucael Alans Blut auf und verfluchte sich leise dafür, dass er damit angefangen hatte. Von Vampirblut bekam er einfach nicht genug, da es seiner Meinung nach viel besser schmeckte, als das von Menschen, einfach voller und reifer vom Geschmack. Sich Alans geschickten Händen entgegenbeugend, begann er diesen aus der Bettdecke zu wickeln, da es eine Schande war, dass dieser schöne Körper unter einem Tuch verdeckt lag...fand er zumindest. Leise keuchend strich er dem anderen über die Seiten. Noch war Alan bereit, ihm etwas vom ,edlen Tropfen' seines Körpers abzugeben, und so lange musste sich Lucael eigentlich auch keine Gedanken darüber machen. Währenddessen waren seine Hände weiter tätig, schlichen über den Rücken und seine Seiten entlang, sich erwartungsvoll entlangtastend. Hilfsbereit hob Alan seine Hüfte, um es dem Schwarzhaarigen zu erleichtern, damit er die Decke unter ihm wegziehen konnte, gleichzeitig ging er damit dessen Händen entgegen, die noch immer die Konturen seines Körpers nachzogen. Nach einer Weile hatte Lucael auch den letzten Rest der Decke von Alans Körper entfernt und löste den Kuss, um einen Blick auf den Körper des anderen zu erhaschen. Lächelnd beugte er sich hinab und strich sanft mit den Lippen über die Bissstelle. Seine Hände wanderten über Alans Hüfte und suchten sie ihren Weg nach unten, legten sich auf Alans Hintern und begannen diesen leicht zu kneten. Mit einem weiteren Laut des Wohlgefallens wölbte sich Alan den Bemühungen des anderen entgegen und rätselte dabei, ob Lucael nun vorhatte, ihn tatsächlich noch einmal zu beißen oder nicht. Und so richtig wusste er auch nicht, was er davon halten sollte. Er hatte zwar kein Problem damit, dass der Größere sich etwas Blut von ihm nahm, so wie eben bei dem Kuss, von dem Alans Lippen noch leicht geschwollen waren, aber sich wissentlich beißen zu lassen war irgendwie etwas anderes, intimeres. Die Parallele zu Damon bot sich geradezu an, aber wollte Lucael nicht schon wieder verärgern und auf keinen Fall wollte er, dass er mit den, was er gerade tat, aufhörte, und darum versuchte Alan kurzerhand alle Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen und einfach nur diesen Körper über sich zu genießen. Da Lucael sich nicht sicher war, wie Alan auf einen Biss reagieren würde, ließ er es doch bleiben, obwohl er kurz mit dem Gedanken gespielt hatte, dies zu tun. Stattdessen küsste er sich seinen Weg zu Alans Ohr, knabberte sanft an dessen Ohrläppchen und leckte mit der Zunge über die Ohrmuschel. Seine Hände fuhren weiter über den festen Hintern des anderen und er keuchte auf bei dem Gedanken an das Folgende. Angetan keuchend drehte Alan den Kopf, bot der geschickten Zunge sein Ohr dar. Er mochte es, wenn er an seinem Ohr knabberte. Unwillkürlich durch die Hände, die seinen Po massierten, und den sich erwärmenden Körper Lucaels über sich dazu angeregt, öffnete Alan die Beine ein Stück, damit sich der andere ihm weiter nähern konnte. Laues, erregtes Kribbeln durchfuhr ihn, als Lucaels Hände bereits andeuteten, was sie wohl als nächstes tun würden. Lucael belohnte das Ohr des anderen gerne mit Zärtlichkeiten und brachte sich ganz zwischen seine geöffneten Beine. Der Kleinere schien ihm gerade zu süchtig nach solchen Berührungen, dachte er leicht grinsend. Seine Hände zogen Alans Pobacken leicht auseinander und ein Finger strich gerade sanft über Alans Eingang, bevor er damit in ihn eindrang. Kurz darauf folgte auch schon ein zweiter und er begann Alan zu weiten. Plötzlich hatte Alan das Gefühl, einen Fehler zu machen, es war kein kleiner, leiser Zweifel, der sich wie ein Holzwurm in seine Gedanken bohrte, nein, die Gewissheit erschlug ihn regelrecht. Sein Körper erzitterte einen Moment lang, doch da es passierte, als gleichzeitig Lucael in ihn drang, konnte selbst Alan nicht zuordnen, was es gewesen war. Er hatte auf einmal das Gefühl, zu ersticken. Er kannte dieses Gefühl, von der Zeit, als er noch Mensch gewesen war. Er war nie von guter Gesundheit gesegnet gewesen, sein schmächtiger Körper war so ähnlich anfällig, wie er aussah. So war es kein Wunder gewesen, dass er an Asthma gelitten hatte. Auch damals hatte er, wenn er zu aufgeregt gewesen war, Erstickungsanfälle gehabt. Doch jetzt war Alan nicht aufgeregt gewesen, nicht wirklich, trotzdem zwang er sich zur Ruhe, er konnte doch gar nicht mehr ersticken. Ihm war so heiß... wieso war ihm so heiß? Lucael bemerkte sofort, dass mit Alan etwas nicht stimmte. Dass es keine Schmerzen waren, sah er an Alans Gesichtsausdruck, der sich irgendwie verändert hatte. "Was hast du?" fragte er sofort nach, denn er wollte auf keinen Fall etwas tun, was gegen den Willen des anderen war. Er glaubte, dass es besser war, wenn sie das Ganze beendeten und so zog er sich aus dem anderen zurück und legte sich neben ihn. Er musterte das Gesicht des Weißhaarigen, er wusste nicht, woran er das ausmachte, aber er fand, dass er aussah, als hätte ihn auf einmal irgendeine schwerwiegende Erkenntnis getroffen. Das Zittern und auch das Gefühl, ersticken zu müssen, ließ allmählich nach, als Lucael den Abstand zwischen ihnen wieder herstellte und ganz im Inneren war Alan ihm dankbar dafür. Es hatte sich noch nie so falsch angefühlt, jemanden zu berühren und sich berühren zu lassen. Doch im Moment schien einfach nichts mehr zu laufen wie sonst. Irgendetwas war mit ihm überhaupt nicht in Ordnung, sowohl physisch als auch psychisch nicht. Ersteres lag vielleicht daran, dass Damons Blut etwas an sich hatte, das er in großen Dosen nicht vertrug, wie eine Droge vielleicht. Aber das andere? Alan rollte sich auf die Seite und richtete sich auf. Verwirrt fuhr er sich durch die Haare, verharrte einen Moment mitten in der Bewegung und meinte schließlich, dass es wohl besser war, wenn er erst einmal ginge. Lucael wickelte sich in die Decke und beobachtete den anderen bei seinem Treiben. Diese plötzliche Wandlung des Vampirs wunderte ihn doch sehr, eben noch schien Alan völlig ausgehungert nach Berührungen gewesen zu sein und jetzt schienen sie ihn zu stören. Er wusste nicht, was er genau sagen sollte, denn er wusste ja nicht genau, was mit dem kleineren Vampir los war. "Kopf hoch, das wird schon wieder." meinte er nur aufmunternd und lächelte ihn an. Das schien ihm doch ein Ratschlag zu sein, den er durchaus geben konnte, egal was für Sorgen den anderen plagten. ,Ach ja?' dachte Alan aufmüpfig, während er in die inzwischen getrockneten Sachen schlüpfte, ,und wie?' Wie sollte denn etwas besser werden, wenn er noch nicht einmal wusste, was genau nicht gut war? Reden schien nicht die Stärke des Schwarzhaarigen zu sein, vielleicht lag es auch am abrupten Abbruch von eben, aber mit dieser Worthülse war ihm wenig geholfen. Eigentlich konnte er es sich doch einfach machen und alles auf Damon schieben, denn wenn er es so genau betrachtete, fand er sich eigentlich erst seltsam, nachdem er Damon mitgebracht hatte. Vorher war doch alles in Ordnung gewesen. Aber er konnte es sich eben nicht so leicht machen. Schließlich war der andere ein stinknormaler Mensch, warum sollte er ihn so erschüttern, womit überhaupt? Trotzdem hatte die letzte Nacht ja bewiesen, dass er den Auslöser der Turbulenzen auch nicht einfach zu den Akten legen konnte. Musste er sich jetzt bis zum Ende von dessen Lebenszeit mit ihm arrangieren? Oder konnte er nicht... ? Da Lucael den Gedanken des anderen gelauschte hatte, konnte er sich ein sanftes Kichern einfach nicht verkneifen. Er lauschte eigentlich selten den Gedanken, aber er wollte einfach wissen, was mit dem Kleinen los war. "Merkst du es überhaupt nicht?" fragte er immer noch leicht kichernd und richtete sich leicht auf. "Du bist verliebt in diesen Damon." erklärte er, worauf Alan doch eigentlich von selber hätte kommen können. Wenn er darüber nachdachte, war es doch eigentlich offensichtlich. Na ja, vielleicht nicht ganz offensichtlich, aber zumindest hätte Alan es doch eher als er selbst bemerken müssen. "Nein." Schmetterte er Frage und Antwort barsch in einem ab. Das war sogar teilweise wahr, denn selbst wenn Damon den gemeinten Anteil daran hatte, gab es noch mehr Sachen, die ihn seither ansprangen und die genauso wenig in Ordnung waren wie sein Verhalten in Bezug auf diesen Störenfried. Außerdem hieße das, dass ihm wenig damit geholfen wäre, Damon einfach den Ausgang aus dem Labyrinth zu verraten und ihn wegzuschicken, so wie er es sich soeben überlegt hatte. Er schlüpfte in den ersten seiner Stiefel, die völlig wirr im Raum verstreut gelegen hatten, ebenso wie seine Socken, wobei er sich zu fragen begonnen hatte, wann zum Teufel er die ausgezogen hatte. Lucael zuckte nur mit den Schultern und machte es sich auf seinem Bett gemütlich. Schade war es schon, dass der andere ihn so überstürzt verließ, aber da konnte man nun mal nichts machen. Er fragte sich nur, ob Alan wiederkommen würde, denn da war er sich nicht so sicher. Damon hingegen war seit etwa drei Uhr wieder wach geworden, wenn man seinen Zustand als wach bezeichnen konnte. Die Grippe hatte ihn voll erwischt und er hatte laut Ernesto sehr starkes Fieber. Das glaubte er dem Schwarzhaarigen ohne Wenn und Aber, denn so, wie er sich fühlte, musste er wirklich hohes Fieber haben. Er fühlte sich elend wie noch nie und der Husten plagte ihn am meisten. Inzwischen fragte er sich leise, ob er das Ganze wohl überleben würde. Silvana war damals auch an Fieber gestorben... Fertig angezogen durchmaß Alan in wenigen Schritten das luxuriöse Zimmer und trat an die Balkontür. Dort angekommen drehte er sich kurz um und lächelte dem verprellten Lucael entschuldigend zu. Dass er dessen Achselzucken nicht zu deuten wusste, hieß ja nicht, dass er ihn ab jetzt meiden musste. Die Frage war nur, wie viel er ihm noch zugestehen würde, weniger würde es mit Sicherheit werden. Einen Augenblick lang hatten sie sich schweigend angesehen, dann hatte eine kleine Fledermaus das Anwesen verlassen und flog gen Herrenhaus. Ein Blick gen Horizont verriet ihm, dass er noch etwas mehr als zwei Stunden bis zur Dämmerung hatte. Damon lag noch immer in seinem Dämmerzustand und fragte sich, was der Vampir damit zu bezwecken versucht hatte. Hatte dieser wirklich versucht, ihn umzubringen oder sollte es eine Warnung sein, die ihm zeigen sollte, was er für Alan war? Falls die erste Möglichkeit richtig war, würde es wieder zwei Möglichkeiten geben, dachte Damon leicht verzweifelt und erhob sich kurz wegen eines erneuten Hustenanfalls. Das Fieber plagte ihn schlimmer als sonst und er hätte alles darum gegeben, baden zu können, doch dazu fühlte er sich viel zu schwach. Irgendwie war es ja eine Ironie des Schicksals, dass er vielleicht auf dem selben Weg starb wie Silvana. Fast ohne ein Geräusch zu verursachen, tappte Alan durch die dunkle Villa. Wenn er ehrlich war, wollte er nach Damon sehen, aber noch lungerte er unschlüssig vor dessen Tür herum. Wäre er Damon, wäre er selbst der Letzte, den er jetzt sehen wollte, und mittlerweile kam Alan sich nach den vergangenen Stunden richtig beschissen vor. Vielleicht konnte er Lucael als so etwas wie einen Freund behalten, aber ihn zu besuchen war ein Fehler gewesen. Woran dachte der Mensch wohl? Das war eine sehr gute Frage, denn es würde ihm leicht fallen, das Zimmer zu betreten, wenn er schlief. Aber nein, Damon schlief nicht und seinen Gedanken nach zu urteilen, ging es ihm alles andere als gut, was bei der Menge, die er an Blut durch ihn verloren hatte, relativ natürlich war. Was war eigentlich, wenn Damon nicht direkt durch ihn, aber an den Folgen von Alans Versuch starb? Damon fing wieder an darüber nachzudenken, warum der andere es getan hatte. Aber irgendwie konnte er diese Gedanken nicht greifen, er kam sich sprichwörtlich vor wie in Watte gepackt und so konnte er nicht einen wirklich klaren Gedanken fassen, geschweige denn sich gründlich mit einem Thema auseinandersetzen. Er war mittlerweile doch sehr davon überzeugt, dass er an den Folgen sterben würde. Nicht hauptsächlich durch Alans Biss, sondern viel mehr durch die dadurch wieder hervorgekommene Grippe und das Fieber. Schließlich hatte er seine Geliebte und sein Kind damals auch durch Fieber im Kindsbett verloren und damals war ein Arzt zugegen gewesen. Und dass Alan sich überhaupt die Mühe machen würde, einen Arzt zu holen, das bezweifelte er mit gutem Grund. Alan lauschte gegen die Wand gelehnt den traurigen Gedanken Damons und ließ sich schließlich nach unten auf den Boden sinken. Er konnte ihm nun nicht mehr verübeln, worüber er sich so gewundert hatte, als er Damon kennen gelernt hatte. Wie konnte man denn nicht sterben wollen, nachdem man die Menschen, die ihm am nächsten standen, auf einmal verloren hatte? Und trotzdem schien der Rothaarige noch immer an seinem Leben zu hängen. Trotz der 150 Jahre, in welchen er den Gedanken der Menschen zugehört hatte, konnte Alan sich das nicht erklären. Dass Damon ein Kind gehabt hatte, ließ ihn für den Vampir in einen ganz neuen Licht erscheinen, hatte er sich doch durch sein Blut an die unsterbliche Jugend seines Körpers gekettet und war niemals über diese jugendliche Stufe hinausgekommen, im Gegensatz zu Damon, der es anscheinend getan hatte. Mehr denn je stellte sich ihm die Frage, wie sich dieser Mensch sich in ihn hatte verlieben können. Wie konnte man sich nur in einen Blutsauger mit einem dermaßen schlechten Charakter, wie Alan ihn hatte, verlieben? Außerdem verwünschte er den Zufall, der ihn mit diesem ohnehin gebeutelten Menschen hatte zusammentreffen lassen. ,Warum möchtest du noch immer nicht sterben?' flüsterte Alan leise und mit fast sanftem, betroffenen Ton in die Gedanken des Kranken, ,Du wärst wieder bei ihnen...' Damon brauchte eine ganze Weile um zu registrieren, was diese komischen Gedanken, die er eben gehabt hatte, zu bedeuten hatten. Kurz war er verwundert über die Betroffenheit, die in den Gedanken mitgeschwungen war, dennoch tat er sie beiseite. Was würde das Alan schon interessieren? Diesem war es ja sowieso egal, ob er nun leben wollte oder nicht. Schwach lächelnd blickte er zur Decke, Silvana hätte bestimmt gewollt, dass er weiter lebte und glücklich werden würde, dachte er bei sich. Sie war ja immer eine Frohnatur gewesen, umso schmerzlicher war es für ihn gewesen, sie leiden zu sehen und ihr nicht helfen zu können. Doch er hielt sich davon ab weiter, über die Vergangenheit nachzudenken. Er war sich sicher, dass Alan seinen Gedanken noch immer lauschte und er wollte nicht, dass der Vampir mehr von diesen Gedanken zu fassen bekam, es war ihm einfach zu persönlich, als dass er es ihm so mitteilen würde. ,Es ist mir aber nicht egal, weil du ja offensichtlich leben willst und ich gerne wüsste, warum.' Korrigierte Alan die Vorwürfe leise. Dass er sie zu hören bekam und spürte, wie Damon sich verschloss, hatte er sich selbst zuzuschreiben und nahm es darum klaglos hin. Wahrscheinlich hatte er ohnehin genug gehört, obwohl ihm der Wunsch von Damons verstorbener Frau als Grund zum Weiterleben nicht auszureichen schien. Daraus konnte man die Kraft schöpfen, um sich nicht von der nächsten Brücke zu stürzen, doch zum Weiterleben reichte es oft nicht, das wusste Alan aus den Gedanken vieler Menschen. Auch bei ihm hatten ähnliche Gedanken nicht gereicht, schlussendlich war er zweimal zum Weiterleben gezwungen worden. Damon konnte nicht umhin, bei den Worten des Vampirs trocken und schwach aufzulachen und damit einen erneuten Hustenanfall auszulösen. Er richtete sich halb auf und griff zitternd nach dem Glas Wasser, das neben seinem Bett stand, und schluckte es hastig hinunter, damit endlich dieser verdammte Hustenreiz aufhörte. Erschöpft ließ er sich in die Kissen zurücksinken. Ganz im hintersten Winkel seiner Gedanken fragte er sich, womit er Alans plötzliche Aufmerksamkeit denn verdient hatte oder ob es dem Vampir einfach nur Spaß machte, ihm beim Leiden zuzuhören. Für ihn war Alans Frage unwichtig geworden, zumal er sie schon einmal beantwortet hatte. Müde von den wenigen Stunden, die er nur wach gewesen war, schloss er die Augen und dämmerte weg. Alan biss sich auf die Lippen. Es war klar gewesen, dass Damon kein gutes Bild von ihm hatte, doch es versetzte ihm schon einen Stich, zu hören, was er in ihm angerichtet hatte. Zumal es teilweise wahr war, es hatte Tage gegeben, an denen Alan soweit in der Schlechtigkeit versank, dass er Menschen aus reiner Boshaftigkeit leiden ließ, doch der letzte dieser Ausbrüche lag mittlerweile einige Jahrzehnte zurück. Jetzt wusste er auch, was genau es war, das Damon in ihm anzurichten schien. Er grub Alans lange und mühsam zugeschüttete, menschliche Persönlichkeit Zoll für Zoll wieder aus und sorgte dafür, dass er zu menschlich wurde, um gefahrlos weiterhin Vampir sein zu können, und zu vampirisch geworden war, um noch Mensch sein zu dürfen. Hätte Damon nicht im Sterben gelegen, zumindest war er selbst davon überzeugt, dass er dies tat, hätte er sich wahrscheinlich doch noch mit der Frage des anderen auseinandergesetzt. Doch was kümmerte es ihn jetzt noch? Selbst wenn er es dem Vampir erklärt hätte, obwohl er selbst noch nicht mal wirklich wusste, warum er nicht mehr sterben wollte, wäre er trotzdem gestorben. Doch da er wieder in eine Art Koma gerutscht war, quälten ihn solche Gedanken nicht. Wahrscheinlich war es besser, dass Alan draußen blieb, denn der Anblick von Damon, wie er schwitzend und bleich in den nassen Decken lag, war wahrlich kein schöner. Allein seine vom Fieber geröteten Wangen, der Schweiß und der leicht rasselnd gehende Atem verrieten, dass Damon überhaupt noch unter den Lebenden weilte. Doch Alan war im Begriff, genau das zu tun. Geräuschlos schwang die weiße Tür auf, schloss sich wieder. Damons Anblick war tatsächlich erschreckend und ließ Alan sich verkrampfen. Vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante und strich ihm eine der nassen Strähnen aus dem Gesicht. Die roten Haaren klebten dunkel vor Schweiß an seinem Kopf und das bleiche Gesicht glänzte fiebrig. Die Augen lagen tief in den Höhlen und ließen Damon noch abgezehrter aussehen. Auch Alan bezweifelte nicht, dass Damon starb, wahrscheinlich würde er schon den Nachmittag nicht mehr erleben. Alans Hände zitterten leicht, als er den Schweiß mit einem Tuch abtupfte. Es war wirklich allein seine Schuld, dass Damon hier lag und während er damit beschäftigt war, weiterhin abzustumpfen und grausam zu sein, hatte er die Zeit verschwendet, in der er Damon noch gut hätte helfen können. Er wusste, dass er nicht mehr das Recht hatte, das zu sagen, er wusste, dass Damon es weder hören konnte noch wollte, ihm nicht glauben würde und er wusste, dass es ohnehin endgültig zu spät dazu war, aber... "Es tut mir leid." Flüsterte Alan mit erstickter Stimme. Hätte Damon die Worte des Vampirs gehört, hätte er ihm tatsächlich nicht geglaubt, oder zumindest hätte er sich gefragt, was genau dem Vampir leid tat. Die Tatsache, dass er versucht hatte ihn umzubringen, oder dass er es nicht richtig hinbekommen hatte. Selbst wenn Alan da gewesen wäre und sich nicht mit Lucael vergnügt hätte, hätte er wahrscheinlich nicht viel für Damon tun können. Ernesto und Julian hatten sich, so gut sie es eben konnten, um ihn gekümmert, wofür Damon den beiden wirklich dankbar war. Darauf hätte Alan wohl nach langem Zögern entweder mal wieder alles für sich behalten oder er hätte ihm gestehen müssen, dass ihm inzwischen beides Leid tat. Denn Alan konnte Damon zwar töten aber er konnte ihn nicht sterben lassen. Das war ein ziemlicher Unterschied und daran kämpfte er auch, während er in das blasse Gesicht schaute. Ihm war klar, dass er nur die Option hatte, Damon sterben zu lassen, oder ihn zum Vampir zu machen. Doch er konnte sich für keines der beiden entscheiden. Ihn zum Vampir zu machen, hieß noch einen Blutsauger in die Welt zu setzen, er würde den Schwur brechen, den er vor fast 140 Jahren geleistet und sogar noch einmal erneuert hatte und er wusste nicht, wie Damon sich mit den neuen Fähigkeiten entwickeln würde. Am Ende wurde er ein noch schlechterer Vampir als Alan es war. Außerdem konnte es sein, dass Damons Körper das Blut abstieß und sich nicht verwandeln ließ, das kam zwar selten vor, aber damals war schließlich etwas ähnliches passiert. Das war auch der einzige Grund, der dafür sprach, Damon zu verwandeln, nachdem der weißhaarige Vampir schon einmal jemanden auf ähnliche Weise hatte verlieren müssen. Er durfte nicht wieder jemanden sterben lassen. Verdammt noch mal, er musste mit ihm reden, obwohl er ihm eigentlich nicht einmal mehr in die Augen sehen konnte. Wenn er schon drauf und dran war sein Gelöbnis erneut brechen zu wollen, dann durfte er es nicht, ohne Damon vorher zu fragen, bevor er ihm den Fluch auflud, den Damon vielleicht nie hatte tragen wollen. Alans Hand zitterte fast vor Angst, als er sie an den Mund führte und sich in den Handballen biss. Das Blut, das Damons Lippen gerade benetzte, würde ihm zumindest für den Moment etwas Kraft zurückgeben, sodass er mit ihm sprechen konnte, doch langfristig helfen konnte Alan ihm damit nicht. Nach einer Weile, nachdem sein Körper das Vampirblut aufgenommen hatte, öffnete er tatsächlich langsam die Augen. Er wunderte sich darüber, denn sein Kopf schien auf einmal seltsam klar. Leicht stöhnend wischte er sich mit einer Hand über die Augen und begann sich zu fragen, ob das ein Fiebertraum oder ob er wirklich tot war. Doch das konnte eigentlich nicht sein, denn er spürte die schweißnasse Decke noch immer an seiner Haut und zum wiederholten Male weckte sie in ihm den Wunsch nach einem Bad. Mit einem Mal meinte er Blut auf der Zunge zu schmecken, einen Geschmack, den er zu seinem eigenen Leidwesen zu gut im Gedächtnis hatte. "Was willst du?" fragte er erschöpft und drehte den Kopf in Alans Richtung. Erstaunt weiteten sich seine Augen, als er den Gesichtsausdruck des anderen bemerkte. Er sah überhaupt nicht gut aus, so als würde ihm etwas wirklich Sorge bereiten und diesen Blick... er konnte ihn nicht definieren, er hatte ihn noch nie in den Augen des anderen gesehen, war das Angst? Alan saß noch immer auf dem Bett, hatte sich inzwischen an die Wand gelehnt und versuchte wieder mehr Herr seiner Selbst zu werden. Die Bisswunde an seiner Hand heilte bereits wieder und blutete nicht länger, der Weißhaarige sah ihr abwesend dabei zu. Er war absichtlich so mit Damon umgegangen und hatte versucht ihn zu töten, das musste er akzeptieren und dafür musste er die Verantwortung übernehmen, ob er nun wollte oder nicht. Und egal, ob Damon ihm vielleicht verzeihen würde oder nicht. Wahrscheinlich würde er es sowieso nicht tun, am besten er fand sich schon mal damit ab. Trotzdem zuckte Alan leicht zusammen, als sich die haselnussbraunen, nicht länger fiebrig verschleierten, sondern im Gegenteil stechend klaren Augen auf ihn richteten. "Ich.." Obwohl er lange überlegt hatte, welche Worte er wählen sollte, kamen sie ihm nicht mehr in den Sinn. Damons Augen schienen ihn zu durchbohren. "muss noch etwas wissen." Setzte er schließlich an. "Willst du wirklich unbedingt leben?" fragte er leise und sah Damon nicht an, er konnte nicht sprechen, wenn er ihn ansah, "Wie viel wärst du bereit dafür zu opfern?" Langsam hob Alan den Kopf etwas an und fixierte Damons Augen mit eindringlichem, meerblauen Blick, "Würdest du die Sonne, den größten Teil deiner Gewohnheiten und dein reines Gewissen dafür aufgeben?" Damon beobachtete verwirrt das Benehmen des Vampirs. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, der andere hatte richtige Gewissensbisse, aber das konnte nicht sein. Dazu schien es Damon zu geplant gewesen zu sein. "Ob ich leben will oder nicht, das spielt doch schon lange keine Rolle mehr. Für dich doch am wenigsten." antwortete Damon und schloss kurz die Augen, um nachzudenken. "So wie du redest, könnte man meinen, du wüsstest einen Weg, wie ich nicht sterben müsste. Aber ich frage mich, warum du mir in der Richtung auf einmal helfen willst. Ich wäre so oder so irgendwann gestorben, laut Julian und Ernesto wahrscheinlich schon im Winter. Was spielt es für dich für eine Rolle, ob ich sterbe oder nicht? Ich geh dir doch eh auf die Nerven... deswegen wolltest du mich doch umbringen oder täusche ich mich?!" antwortete er nach einer Weile weiter und fixierte die blauen Augen Alans. Obwohl er ruhig bleiben wollte, da er den Vampir nicht vertreiben wollte, wenn dieser schon mal so etwas wie Gefühle zeigte, konnte er nicht verhindern, dass Wut und eine leichte Traurigkeit in seiner Stimme mitschwangen. "Warum antwortest du nicht einfach auf die Frage, dich ich dir gestellt habe?!" fuhr Alan ebenso wütend auf und starrte zornig zurück, "Offensichtlich scheint es ja eine Rolle zu spielen, ob du nun vor dich hin stirbst oder nicht, denn sonst hätte ich keinen Grund, mich hierher zu quälen und mir deine Vorwürfe anzuhören, was mir weiß Gott nicht unbedingt leicht fällt und entgegen deiner sonstigen Meinung von mir weide ich mich auch nicht an deinem ziemlich elenden Anblick. Dass ich dir diese Fragen überhaupt gestellt habe, beweist ja wohl auch, dass ich weiß, wie noch leben könntest, die Frage war, ob du dieses Leben willst. Ich habe dir vor zwei Minuten das Leben eines Vampirs angeboten, aber du bist wahrscheinlich so auf deine tragische Rolle als unter meiner Willkür leidender Mensch fixiert, dass du das anscheinend noch gar nicht mitbekommen hast." Durch den aufbrausenden Redeschwall beruhigte sich Alan wieder und atmete langsam wieder aus. Noch immer hielt er den Blickkontakt zu den braunen Augen Damons aufrecht, nun wesentlich besänftigter. "Lass uns später darüber reden, bitte. Entscheide dich, bevor es wieder nachlässt und du keine Möglichkeit mehr dazu hast. Sonst kann ich dir wahrscheinlich auch nicht mehr helfen." Er wollte Damons Vorwürfen nicht entkommen, mittlerweile war er bereit, sie anzunehmen, aber wenn Damon die wertvolle Zeit, die er noch in diesem vitalen Zustand hatte, verschwendete, würde er nicht in den "Genuss" weiterer Anklagen kommen können. Damon hörte sich den Redeschwall des Vampirs an und lächelte erst sanft, fing dann leise an zu lachen. "Das passt schon viel eher zu dir." meinte er noch und seufzte dann. "Ich habe wohl verstanden, was du mir da angeboten hast. Ich frage mich, warum du mir das anbietest. Vor ein paar Tagen oder Stunden oder was weiß ich, wann du mich gebissen hast, schienst du mich noch nicht schnell genug loswerden zu können. Ich möchte einfach wissen, warum du nicht willst, dass ich sterbe...." meinte Damon etwas ruhiger. Er konnte die Entscheidung nicht fällen, ohne dass der Vampir seine Frage beantwortete. Alan wollte gerade zu einer sarkastischen Bemerkung ansetzen, weil er sich ausgelacht fühlte, besann sich dann aber und antwortete auf die Frage. "Ja, ich wollte, dass du stirbst, aber du hättest gestern Abend einfach aufhören sollen zu atmen, weil dein Herz wegen des Blutverlustes aufhört zu schlagen, und nicht so langsam vor dich hinsiechen wie jetzt. Aber..." Alan geriet ins Stocken, weil die Sache jetzt ernsthaft persönlich wurde. "Ich weiß nicht warum, aber ich konnte dich nicht töten, ich verstehe es auch nicht, aber es ging einfach nicht." Er wusste nicht, wie er das erklären sollte und vertagte es auf später, viel Zeit blieb sowieso nicht. "Ich konnte dich nicht -so- sterben lassen, nicht, nachdem ich schon einmal jemanden auf ähnliche Weise verloren habe." Alan schwieg und sah zur Seite. Ein Teil von ihm wollte Damon erzählen, was damals passiert war, aber dieser Teil schien sich nicht gegen den durchsetzen zu können, der diese Geschichte für ein Geständnis hielt, das Alan besser noch nicht preisgeben sollte. "So wie du redest, bleibt mir doch gar keine andere Wahl, als ja zu sagen. Denn ich würde schon gerne hören, was du zu sagen hast." meinte er leicht im Scherz, leicht ernst, und musste erst einmal Wasser schlucken, um einen erneut aufkommenden Hustenreiz zu unterdrücken. Nachdem er das Gefühl hatte, dass das Kratzen im Hals besser geworden war, stellte er das Glas wieder ab und ließ sich erschöpft wieder zurück in die Kissen sinken. Er merkte, dass Alans Blut langsam seine Wirkung verlor und das Fieber ihn wieder einzunehmen drohte. Er dachte schweigend darüber nach, wie Alan sich in den letzten Minuten verhalten hatte und was er gesagt hatte. Es würde ihm schwer fallen, zu töten, das wusste er, und genauso würde er die Sonne vermissen. Aber inzwischen hatte er etwas gefunden, was er noch schmerzlicher vermissen würde und so drehte er den Kopf wieder in Alans Richtung "Ich... ich werde dein Angebot annehmen." meinte er leise und erschöpft. Alan setzte dazu an, ihm zu sagen, dass er bloß nicht wegen dem annehmen sollte, was Damon sich zu hören erhoffte, doch wahrscheinlich wusste dieser das auch selber. Es war schließlich allein seine Entscheidung und er durfte ihm da nicht dazwischenreden. Während Damon Wasser trank und sich wieder bequem hinlegte, war der Vampir aufgestanden, verschloss das Fenster lichtdicht und verriegelte die Tür von innen. Sie würden wohl beide den ganzen Tag lang außer Gefecht gesetzt sein, darum wollte er nicht, dass Ernesto oder Julian hereinplatzten. "Wirklich?" fragte er ernst noch einmal. Zögernd setzte er sich auf Damons Bett und legte sich zu ihm. Er hatte Angst vor dem, was er tat, doch er konzentrierte sich so gut wie möglich auf seine Handlungen und auf Damon, um die Furcht nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Trotzdem zitterte seine Hand noch stärker als vorhin, als Alan sich mit seinen scharfen Reißzähnen die Pulsadern des rechten Arms zerschnitt. "Dann trink!" forderte er Damon auf und bot ihm die Wunde an. Leichte Erschöpfung und Resignation über den Bruch seines Versprechens schwangen darin mit. Damon bemerkte die Angst des Vampirs, die fast greifbar im Raum stand. Warum tat der Vampir bloß etwas, was ihm offenbar mehr als schwer fiel? Zögernd nahm er Alans Hand in seine, um sie festzuhalten, da sie so stark zitterte. Er führte sie zu seinen Lippen und begann das Blut der Wunde zu trinken. Sanft strich er mit der Zunge darüber, damit sie sich nicht wieder schließen konnte. Kurz verzog er das Gesicht, denn der Geschmack wollte ihm nicht so ganz gefallen. Hoffentlich änderte sich das, wenn er Vampir war. Alan war dankbar, dass Damon so behutsam vorging, er schien, obwohl er ihn so oft in letzter Zeit verbal angegriffen hatte, Verständnis für ihn zu haben. "Nicht absetzen." Wies er Damon leise an, weil er spürte, wie der Mensch das Gesicht verzog. "Trink weiter, bis ich ohnmächtig werde." Hoffentlich klappte es ohne Komplikationen, die er nun zur Genüge kennen gelernt hatte, bat er im Stillen immer wieder, bis der Blutverlust seine Gedanken langsam und undeutlich zu machen begann. Frustriert seufzte Damon, weil der Geschmack des Blutes nun doch ekelhaft wurde. Dennoch hielt er sich an den 'Befehl' des Vampirs und trank weiter. Er merkte, wie die Hand, die er hielt, schlaffer wurde und sah zu Alan. Irgendwo war es für ihn eine Genugtuung, dass der Vampir am eigenen Leib spüren musste, was es hieß, so viel Blut zu verlieren. Da Alan es so gewollt hatte, trank er weiter, bis der Körper des Vampirs ganz erschlaffte und dieser ohnmächtig nach vorne fiel. Damon ließ die Wunde sofort los, er wollte nicht mehr von dem Blut trinken, als er musste. Unsicher, was er jetzt tun musste, sah er zu dem Vampir hinab und legte ihn sanft neben sich. Trotzdem waren es wohl zwei unterschiedliche Erfahrungen, denn Alan wurde davon einfach müde und schwächer, spürte jedoch nicht die für Damon damit verbundene Angst vor dem Tod. Alan konnte so nicht sterben, das einzige Risiko war nur, dass Damon ihn anders umbringen konnte, während er bewusstlos war, doch daran zweifelte der Weißhaarige irgendwie. Auch Damon würde bald ohnmächtig werden, sein Körper erfuhr schließlich nicht sofort eine Kräftigung. Es dauerte, bis das Vampirblut den Körper übernahm und das Menschliche starb. Das Einzige, das Alan daran störte, Damon dermaßen viel Blut zu geben, war, dass dieser durch das Blut gewisse Informationen, wie einige Gefühle und Gedanken über ihn erhielt, Alan konnte weder wissen noch kontrollieren, was Damon so über ihn erfuhr. Damon legte sich ebenfalls hin und schloss müde die Augen. Zwar fühlte er sich besser als vor einer Stunde, dennoch war er seltsam müde. So schlief er langsam ein und nahm sich vor, als erstes ein Bad zu nehmen, wenn er wirklich Vampir werden würde. Die Sonne würde er schon vermissen, vor allem im Frühling und im Sommer, dachte er noch träge, während er entgültig einschlief. Kapitel 6: Chapter 6 -------------------- Chapter 6 Nacht 11 Alan verschlief den Tagesanbruch und fast den kompletten Tag. Erst am späten Nachmittag, als es noch ungefähr eine Stunde bis zur Dämmerung war, erwachte er langsam. Naturgemäß mit elenden Kopfschmerzen. Einige Minuten lang rührte er sich überhaupt nicht, lauschte auf das Nichts. Was war mit Damon passiert? War er doch gestorben? Hatte sein Körper das Blut aufgenommen und sich ihm angepasst? War es zu stark für ihn gewesen, so dass er noch mehrere Tage bewusstlos bleiben würde? Die Fragen piesackten ihn so, dass er sich nicht umdrehte, um sich nicht am Ende mit Damons Leiche konfrontiert zu sehen. Damon hatte die Verwandlung ganz gut überstanden. Dennoch war sie für seinen Körper zu anstrengend gewesen, als das er jetzt schon aufwachen würde. So lag er schlafend neben Alan. Durch seinen Tod konnte man nur daran erkennen, dass er nicht tot war, dass er sich leicht bewegte. Er war noch nie ein sehr ruhiger Schläfer gewesen. Vier von seinen vier Fragen beantworteten sich Alan schlagartig, als Damons Knie sich plötzlich in seinen Rücken bohrte. Grummelnd drehte er sich um, das konnte er ja leiden, als Begrüßung getreten zu werden.... Aber Damon schlief tief und fest oder täuschte es mehr als überzeugend vor. Anhand von dessen Gedanken konnte er den Wahrheitsgehalt jedenfalls nicht mehr überprüfen, da sie das gleiche Blut besaßen, hörte er sie nicht mehr und konnte auch nicht mehr in sie dringen. Aber da Damon sich ja immerhin bewegte, hatte es wohl funktioniert. Alan atmete für den Moment erleichtert aus. Doch wie würde es jetzt weitergehen? Damon schlief friedlich weiter bis zum Anbruch der Dämmerung, erst dann öffnete er langsam die Augen und richtete sich leicht stöhnend auf. Er fühlte sich, als hätte er die Nacht durchgemacht und einen zu viel über den Durst getrunken. Den Vampir wissentlich ignorierend richtete er sich auf, nahm sich neue Sachen und ging aus dem Zimmer um endlich ein Bad zu nehmen. Er schloss die Tür des Badezimmers hinter sich und ließ das Wasser einlaufen, während er begann sich zu entkleiden. Zumindest sofern man Damons Schlaf friedlich nennen wollte, war er das gewesen, wenn auch mehr als aktiv, denn immer wenn Alan versucht war, wieder einzunicken, hatte er das nächste Körperteil im Bauch. Und dann stand Damon einfach auf und ging. Alan wartete noch einen Augenblick, doch er fühlte sich mehr als verarscht. Wieso konnte Damon einfach so aufstehen und gehen?! Angesäuert hievte auch er sich aus dem Bett. Da der Jungvampir ja einfach gegangen und insofern nicht der geringste Bedarf nach seinem Senf, den Alan zu irgendetwas dazu geben konnte, bestand, konnte dieser ja auch etwas gegen seine Kopfschmerzen tun. So öffnete er das Fenster und flog als Fledermaus in die Nacht, um sich das vorletzte der beiden Straßenkinder am Waldrand zu genehmigen. Damon interessierte es schon, was Alan zu tun hatte. Nur wollte er jetzt erst einmal ein Bad nehmen, was er auch tat. Seufzend stieg er in das warme Wasser und begann sich zu waschen. Erst jetzt wurde ihm klar, was es eigentlich bedeutete, Vampir zu sein... nie zu sterben. Er seufzte leise und schaute aus dem Fenster. Er wurde aus Alan einfach nicht schlau. Warum hatte der andere ihn nicht sterben lassen? Hatte er es nur getan, um sein Gewissen zu erleichtern und erwartete von Damon jetzt, dass er ging? Er musste auf jeden Fall mit Alan reden, um diese Fragen beantwortet zu bekommen. Langsam ließ er den toten Leib des Kindes zu Boden sinken. Endlich verschwand das Pochen in seinen Schläfen und sein Kopf wurde klarer. Die großzügige Spende an Damon hatte seinen Körper schon ziemlich durcheinander gebracht. Doch jetzt, als er gestärkt war, beruhigte er sich auch wieder. Damon, so hoffte er zumindest, würde zu ihm kommen, wenn er mit ihm reden wollte, er musste ihm bloß indirekt eine Einladung dazu geben. Und wenn er nicht kam, dann hatte er wohl auch keine Lust, sich von dem älteren Vampir etwas erzählen oder erläutern zu lassen. Als Alan in sein Haus zurückkehrte, lehnte er seine Tür nur an und zündete Kerzen an. Die Gewissheit, der er sich eben bewusst geworden war, ließ ihn ruhig genug werden, um sich aufs Bett zu legen und etwas zu lesen. Damon erhob sich nach einiger Zeit aus der Wanne und zog sich frische Sachen an. Er fühlte sich schon viel besser und ging kurz zurück in sein Zimmer. Ernesto schrieb er eine kurze Nachricht, falls dieser nach ihm schauen würde und sich zurecht wundern würde, was los war. Langsam ging er die Treppe hinauf, um zu schauen, ob Alan in seinem Zimmer war. Da die Tür nur angelehnt war, trat er ohne anzuklopfen ein und schloss die Tür hinter sich. Er lehnte sich gegen die Tür und blickte zu dem Vampir. "Würdest du mir jetzt erklären, warum du mir das angeboten hast, obwohl du mich eigentlich loswerden wolltest? Oder erwartest du von mir, dass ich jetzt gehe?" Überrascht blickte Alan von seinem Buch auf. Hätte er wissen müssen, dass Damon so mit der Tür ins Haus fiel. "Ich erwarte gar nichts von dir." erklärte er ruhig, "Du kannst gehen, wenn du möchtest, du kannst bleiben, wenn du möchtest. Aber falls du länger bleibst, wäre es nicht schlecht, wenn du dich an der Finanzierung des Ganzen hier irgendwie beteiligen würdest." Das waren schließlich grundlegende Dinge, die man klären sollte, auch wenn es wohl nicht ganz das war, was Damon wissen wollte. Doch der Rest ließ sich so schnell und einfach nicht beantworten, dafür brauchte Alan Zeit, schon um es Damon irgendwie verständlich machen zu können. Damon lachte leicht auf und sah den anderen daraufhin mit etwas leicht Bitteren im Blick an. "Dir ist es egal, ob ich gehe oder nicht?" fragte er nach und hob leicht ungläubig eine Augenbraue. "Ich hätte es wissen müssen, Alan... du hast mir das doch nur angeboten, um dein Gewissen zu erleichtern, du wusstest ganz genau, dass ich nicht Nein sagen würde! Wie konnte ich nur glauben, dir würde das Ganze wirklich leid tun, für einen Moment dachte ich tatsächlich, du hättest noch sowas wie Gefühle, aber offenbar habe ich mich da getäuscht." kam es wütend und verbittert von ihm und er drehte sich um. Wieso konnte ihm Alan eigentlich nicht ein einziges mal auf die fragen antworten die er stellte? wie sollten sie da denn ein vernünftiges Gespräch führen. "Nein, es ist mir nicht egal!" versuchte Alan die Sache richtig zu stellen, "Ich habe lediglich gesagt, dass ich nichts von dir einfordern kann, dir auch nichts vorschreiben kann und du tun kannst, was du willst." Wieso verdrehte Damon eigentlich alles so? Dabei hatte der Weißhaarige angenommen, es diesmal unmissverständlich formuliert zu haben. "Was hätte ich denn davon, mir mit so etwas mein Gewissen zu erleichtern, wenn ich es vorher darauf angelegt habe, dich zu töten?" Es war wirklich ein Phänomen, dass Damon es jedes Mal sofort schaffte, ihn aus der Ruhe zu bringen. "Ich hatte mir eigentlich geschworen, nie selbst einen Vampir zu erschaffen, weil sie meiner Meinung nach nicht gerade das sind, was man verbreiten sollte. Glaubst du also, ich breche das so einfach?" ereiferte er sich und schwieg eine ganze Weile. Damons plötzlicher starker Wunsch nach dem Leben hatte ihn überhaupt erst auf die Idee gebracht. "Es hat mir Leid getan, dich dort so zu sehen." Gab Alan schließlich widerstrebend preis. Bloß, weil er seine Gefühle anderen nicht gern offenbarte, schließlich ging das niemanden etwas an, hieß das noch lange nicht, dass er keine hatte. Damon nickte leicht und ging von der Tür zu Alan ans Bett. Leicht seufzend ließ er sich auf der Bettkante nieder und blickte zu dem Vampir. "Tut mir leid, ich bin ein wenig durcheinander." gab er zu, denn eigentlich mochte er es überhaupt nicht, wenn der Vampir und er sich so ankeiften, was leider doch recht häufig passierte. "Wie hast du das gestern gemeint? Dass du nicht noch einmal jemanden auf die Art verlieren möchtest?" fragte er nach einer Weile vorsichtig. "Dass du durcheinander bist, ist normal. Ich war sowieso erstaunt, dass du so gut beieinander bist." Meinte Alan halb scherzhaft, halb ernst. Erstaunlich, wie schnell Damon es geschafft hatte, die Stimmung zu beruhigen. "Es wäre gut, wenn du etwas trinken würdest." Merkte er außerdem an, doch er wollte dem Jüngeren keine Vorschriften machen. Es war lediglich ein Hinweis. Ebenso überrascht war Alan von dem Zitat, das der Rothaarige hinterfragte. Das hatte er gestern tatsächlich gesagt? Er zögerte zuerst mit der Antwort, schließlich war sie unheimlich persönlich und das mochte Alan nicht, doch vielleicht konnte er damit verhindern, dass Damon irgendwann einmal das Gleiche passierte. "Ich weiß nicht, ob du mal von der großen Epidemie von vor ungefähr 80 Jahren gehört hast. Ich hatte mich erst vor kurzer Zeit von meinem Meister losgesagt und war allein unterwegs. Die kranken Menschen waren dankbare Beute, sie starben ohnehin. Auf einem dieser Streifzüge begegnete ich einen wunderschönen Menschen." Alan formulierte es mit Absicht so vage, weil er es mehr als unpassend fand, Damon ausschweifend von einem früheren Geliebten zu berichten. "Fast zwei Jahre lang besuchte ich ihn, saß oft in einem ausladenden Baum vor seinem Fenster, nur um mit ihm zu reden. Als die Welle der Epidemie fast schon vorbeigezogen war, wurde auch er krank. Ich hatte mir wegen meiner eigenen Schöpfung geschworen, nie selbst einen Vampir zu schaffen, ich zögerte aus Angst vor den Folgen, saß lange an seinem Bett, ohne eine Entscheidung treffen zu können. Er war die ganze Zeit bewusstlos und ich wusste damals nicht, dass ich die Möglichkeit hatte, ihn zu wecken. Schließlich entschied ich mich, doch sein zu geschwächter Körper hat es nicht verkraftet, dass ich vorher von ihm trinken musste, um dann sein Blut durch mein Blut ersetzen zu können. Er ist dabei gestorben." "Das tut mir Leid." meinte Damon und meinte es durchaus ernst. Auch kamen ihm jetzt leichte Gewissensbisse, weil er dem Vampir im Delirium vorgeworfen hatte, er würde ihn absichtlich so leiden lassen, aus reiner Freude heraus. Ob der Vampir seine Gedanken wohl noch immer lesen konnte? "Ich weiß, wie hart es ist, jemanden zu verlieren, den man geliebt hat...." fügte er leise an. Wenn man es nicht so genau nahm, konnte man durchaus sagen, dass Alan seinen Geliebten auf die gleiche Art verloren hatte, wie er seine Frau. Nur, dass seine Frau durch die Geburt ihres gemeinsamen Kindes gestorben war. Er hockte sich ganz auf das Bett, am Fußende, und zog die Beine an. Was Ernesto und Julian zu der Tatsache, dass er Vampir war, sagen würden? Der Kleinere der beiden würde ihn bestimmt mit Fragen löchern, dachte er lächelnd. "Ich weiß." Erwiderte Alan einsilbig, weil er ja durch Damons Gedanken von dem Grund erfahren hatte, weshalb er hatte sterben wollen. Er wollte das Thema nicht weiter vertiefen. Wenn er schon durch Damon mehr oder weniger subtil dazu gezwungen wurde, etwas von sich preiszugeben, dann durfte er ja wohl wenigstens verlangen, dass er es nur Bröckchenweise aus ihm hervorholte. Aber der Größere schien das von selbst zu ahnen, denn er stellte keine Fragen mehr. "Du solltest wirklich etwas trinken." Wiederholte Alan mit etwas mehr Nachdruck, weil der Rothaarige vorher überhaupt nicht darauf reagiert hatte. "Hm." machte Damon und wich der Frage aus. Er hatte sie eben mitbekommen, hatte aber gehofft, ihr heute noch entfliehen zu können. "Und was, beziehungsweise wen soll ich bitte austrinken? Kann man eigentlich auch Tierblut trinken?" fragte er den Vampir. Schon allein der Gedanke daran, jemanden töten zu müssen, fiel ihm schwer und so hoffte er, es so lange hinauszuzögern, wie es ging. Alan wusste, ohne Damons Gedanken weiterhin hören zu können, was in seinem Kopf vorging. "Wenn du tatsächlich leben willst, wirst du dem nicht entfliehen können. Um so länger du es hinausschiebst, umso schwerer wird es dir fallen. Tu es schnell und ohne viel darüber nachzudenken, wenigstens am Anfang nicht, sonst fängst du irgendwann an, dich so selbst zu zerstören." Warnte er. Zwar hatte Alan entschieden etwas dagegen, eine Schüler-Meister-Beziehung entstehen zu lassen, doch diese Ermahnung war wirklich wichtig. "Ja, notfalls kann man auch Tierblut trinken, aber man verträgt es nicht gut. Der Vampirkörper braucht einfach Menschenblut, so hart das auch ist. Weil wir gerade nicht viel Auswahl haben und es nicht unbedingt günstig ist, jetzt noch in die Stadt zu gehen, musst du mit dem Opfer vorlieb nehmen, das ich dir bringe. Aber ich verspreche hoch und heilig, dass du dir in Zukunft deine Opfer selbst aussuchen wirst." Schon weil Alan es für viel zu aufwendig erachtete, Körper für zwei Vampire ausfindig zu machen. Er wollte auch unter keinen Umständen Damons sich entwickelnde vampirische Persönlichkeit in irgendeine Richtung drängen. Er sollte die Möglichkeit haben, anders zu werden, als Alan es war. "Du holst dir jemand neues?" fragte Damon nach und merkte, wie ihm der Gedanke daran überhaupt nicht passte. Fast würde er sagen, dass er das nicht wollte, weil es ja eigentlich seine Rolle gewesen war, den Vampir mit Blut zu versorgen. Von Eifersucht zu sprechen wäre übertrieben gewesen, aber das Gefühl ging schon in diese Richtung. "Das heißt, ich brauche nicht zu töten? Zumindest heute nicht?" fragte er weiter. Es gab noch so vieles, das er von Alan lernen musste, was sich wohl oder übel nicht vermeiden lassen würde. Was war mit dem Gedankenlesen, hatte Alan nicht gesagt, er könne es nicht kontrollieren? Hieße das, es würde einfach einsetzen? Zumindest jetzt hörte er noch keine Stimmen, worüber er recht froh war. Und was war mit dieser Fledermaus-Geschichte? Alan schüttelte den Kopf. "Ich denke nicht, dass ein Mensch auf diese Weise für uns beide reichen würde." Nachdenklich kratzte er sich am Kopf. "Wenn es nicht geht, dann musst du nicht sofort töten." Lenkte er schließlich ein. "Du hattest mir doch erzählt, dass Straßenkinder im Wald dich in diese Richtung geschickt hatten, erinnerst du dich? Sie sind das einzig Menschliche in der Nähe, du wirst mit einem von ihnen vorlieb nehmen müssen." Vorsichtshalber verschwieg Alan, dass es das letzte Lebendige der Gruppe war. Er wusste so schon nicht, wie Damon auf dieses Opfer reagieren würde, weshalb er es übernehmen würde, es zu fangen und Damon es erst zu Gesicht bekam, wenn es bewusstlos war. Ein wenig bedauerte er es, dass er dessen Gedanken nicht mehr hören konnte, sonst hätte er vielleicht gewusst, wie er handeln sollte. Andererseits hörte er so nicht ständig, wie Damon gerade über ihn dachte, was ihn bis jetzt wahnsinnig gemacht hatte. Damon seufzte, er war alles andere als begeistert, aber da er so oder so keine Wahl hatte, musste er sich dem wohl fügen. "In Ordnung." meinte er nur leise als Zustimmung und hoffte, dass ihm das Ganze nicht noch schwerer fallen würde, als er dachte. Ob er zu Ernesto und Julian hinunter sollte? Bis jetzt hatten die beiden ihn immer erfolgreich ablenken oder aufmuntern können. Vielleicht war es besser, wenn er nicht soviel darüber nachdachte. "Warum hast du versucht mich umzubringen?" fragte er auf einmal und sah Alan an. Völlig auf dem falschen Fuß erwischt taumelte Alan innerlich und schnappte, erschrocken über diese plötzliche Frage, nach Luft. Hatte Damon die ganze Zeit auf eine Gelegenheit gewartet, um ihn weiter aushorchen zu können? Diese Ratte. "Nachdem er gestorben war, wollte ich jahrelang ebenfalls sterben." Hörte er sich zu seiner eigenen Verblüffung mit tonloser Stimme sagen, "Doch ich hatte nicht den Mut dazu, ständig musste ich an Menschen denken, die meinetwegen gestorben waren. Viele Vampire, unter anderem auch mein damaliger Meister, hatten mich gewarnt, mich länger mit Sterblichen abzugeben, aber jeder Vampir begeht einmal den entscheidenden Fehler, sich in einen Menschen zu verlieben. Entweder er übersteht es und verändert damit letztendlich seine ganze Persönlichkeit, oder er geht daran zu Grunde. Dass es Vampire gab, die das ein zweites Mal überstanden, hatte jeder, der sich mit mir unterhalten hatte, vehement abgestritten. Mittlerweile denke ich, dass es irgendeinen Unterschied zwischen Liebe, wie sie Menschen empfinden, und der Liebe eines Vampirs geben muss, vielleicht empfindet ein Unsterblicher viel tiefer. Danach hatte ich mich lange völlig von allem abgekapselt, eine Zeitlang von Tieren gelebt und war schließlich lange umhergereist, um mich weit entfernt von allem, was mich an früher erinnern würde, niederzulassen." Verhaltensmuster, Schutzmechanismen und diese eisige Mauer aus Gleichgültigkeit hatten begonnen ihn einzuhüllen, verhinderten, dass er sich ein zweites Mal so verletzen würde. Und dann war Damon aufgetaucht, hatte sich, obwohl Alan sich Mühe gegeben hatte, um besonders gemein zu ihm zu sein, zu ihm hingezogen gefühlt. Ständig war Alan jeder Reaktion auf sein eigenes Verhalten ausgesetzt gewesen und dadurch gezwungen, alles erneut zu hinterfragen, bis er fürchten musste, dass seine innere Festung ernsthaften Schaden nehmen würde. Und davor hatte er Angst gehabt, mehr als vor allem anderen. Wie sollte er das Damon begreiflich machen? Damon glaubte zu wissen, worauf Alan hinauswollte. Wenn er nachdachte, konnte selbst er sagen, dass Alan sich in der kurzen Zeit, die er da gewesen war, ein wenig verändert hatte... Anscheinend hatte er ihn wirklich umbringen wollen, weil er diese Mauer langsam durchbrochen hatte. Der Ausrutscher des Vampirs im Badezimmer war dafür, seiner Meinung nach, der größte Beweis. Trotzdem sagte er nichts, sondern sah Alan abwartend an, wartete darauf, dass dieser weiterredete. Und genau das war das Problem. Denn jetzt hatte Alan keinerlei Möglichkeit, eine Reaktion auf das eben Erzählte zu bekommen. Dieser Erkenntnis beraubt geriet er ins Stocken, hörte schließlich ganz auf, nach einer passenden Formulierung zu suchen. Spröde und ohne den Rothaarigen noch einmal anzusehen, stand er von Bett auf und ging auf den Balkon. Er konnte ihm das nicht alles erzählen, er konnte Damon nicht den Großteil seiner Persönlichkeit offen legen. Einige Meter von der Glastür entfernt, so dass der Größere ihn von drinnen nicht mehr im Blick hatte, ließ er sich auf dem kühlen Boden nieder und versuchte sich zu beruhigen. Verblüfft sah Damon dem Vampir hinterher. "Ich will endlich eine Antwort auf meine Frage, Alan." sagte er ruhig und deutlich, während er sich erhob und dem Vampir hinterherging. Er wollte es von Alan wissen. Wenn er sich mit seinen eigenen Vermutungen begnügen sollte... dann hätte er gar nicht mehr nachfragen brauchen. Er hockte sich ebenfalls auf den Balkon, aber nicht neben, sondern gegenüber von Alan. "Ich will dir jetzt aber keine Antwort auf deine Frage geben." Zischte Alan, erbost darüber, dass Damon so rücksichtslos gewisse Grenzen der Privatsphäre ignorierte und zu überschreiten versuchte. Er konnte ihn nicht dazu zwingen. Der junge Vampir hatte noch nicht im Entferntesten die Möglichkeiten dazu. Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust und starrte Damon feindselig an. "Ach, ist es dir jetzt etwa unangenehm, mir ins Gesicht zu sagen, dass du mich umbringen wolltest, weil ich dir auf die Nerven gegangen bin?!" antwortete Damon wütend. Was erwartete er auch eine ehrliche Antwort von dem Vampir? Er erhob sich und warf Alan noch einen wütenden und ebenso verletzten blick zu. Dann wandte er sich ab und verließ die Räume des Vampirs und ging hinunter in die Küche, um nach Ernesto und Julian zu schauen. Die nächtlichen Küchenbesuche waren eine Gewohnheit, von der er sich nicht abhalten lassen würde. "Nein, es wäre mir ein wahres Fest, das zu tun, aber du wolltest doch unbedingt eine ehrliche Antwort." Fauchte Alan zurück. "Also lass mich den Zeitpunkt dafür auswählen." Das war ja wohl nicht zu viel verlangt, schließlich war es Damon, der etwas von Alan wollte und nicht umgekehrt. "Verdammt noch mal, ich habe dir gestern alle Zeit dieser Welt zur Verfügung gestellt; also hör auf, mich so unter Druck zu setzen, ich hasse das!" "Ich habe verstanden." zischte Damon bloß wütend zurück und ging aus dem Zimmer. Seufzend ging er die Treppe hinunter. Schon wieder war es in Streit ausgeartet. Wie konnte er sich in jemanden verlieben, mit dem er ständig stritt? Aber er war sich sicher, dass Alan nicht so gefühllos war, wie er sich oft gab. Das war ihm klar geworden, als er gesehen hatte, wie Alan an seinem Bett gesessen hatte. Unzufrieden mit der Situation betrat er die Küche und sah sich um. Eigentlich war Alan nicht minder verletzt, denn obwohl er ihm inzwischen schon eine ganze Menge über sich erzählt hatte, hielt der Größere trotzdem daran fest, dass er ihn hatte umbringen wollen, weil er ihn nervte. Und das war entweder ignorant, unverbesserlich oder schlichtweg Taktik und egal was es war, es brachte Alan an sich nur dazu, sich weniger Mühe zu geben, das aufzuklären. Es schien ja sowieso nichts an Damons Meinung zu ändern. "Jetzt lass uns endlich nach Hause gehen." Quengelte Ernesto gähnend, während sein Geliebter Gläser abtrocknete. Außerdem hatte der Größere die letzte halbe Stunde damit zugebracht, sich darüber zu wundern, dass Ernesto diesmal so gar nicht neugierig war. Andererseits konnte er ihn verstehen, denn so langsam wurde es tatsächlich unheimlich. Damons mehr als vager Zettel hatte nicht gerade dazu beigetragen, das zu entspannen, im Gegenteil. Es war schon immer unsicher gewesen, hier zu sein, wenn mehr als ein Unsterblicher im Haus war, was zwar nur sehr selten vorkam, doch Alan konnte nicht völlig kontrollieren, ob seine Gäste seine Bediensteten tatsächlich in Ruhe ließen. Alan selbst war immer vehement für sie eingetreten, nie hatte er einen von ihnen gebissen. Damon bemerkte die Unruhe, die in der Küche herrschte, sofort. Unsicher blieb er in der Tür stehen und fragte sich ob diese Unruhe wohl daher rührte, das die beiden anderen Angst vor ihm hatten, vor dem was er jetzt war. "Abend." meinte er leise, da ihm sonst nichts Sinnvolleres einfallen wollte. Entgegengesetzt seiner sonstigen Gewohnheiten setzte er sich nicht auf einen der Stühle am nahen Küchentisch, sondern blieb im Türrahmen stehen, blickte die beiden unsicher und fragend an. Ernesto wandte sich überrascht um. Was machte Damon denn jetzt noch hier? Er brauchte doch nichts mehr zu essen, oder? Forschend betrachtete er dessen Gesicht, tat aber nichts um die Distanz zwischen ihnen zu verringern. Eigentlich konnte es niemand verhehlen, dass es unheimlich war, einen Sterbenden plötzlich wieder putzmunter in der Küche stehen zu sehen. "Hallo." Antwortete er schlicht. "Ich..." setzte Damon an, seufzte leise und ließ sich dann doch, alten Gewohnheiten folgend am Küchentisch nieder. "Ich wollte mich bei euch bedanken, dafür dass ihr euch so um mich gekümmert habt, als ich am Sterben war." meinte er dann und lächelte ganz sachte. Er kam sich unglaublich dumm vor, weil er geglaubt hatte, das alles so wie immer weitergehen würde, denn er merkte, dass Ernesto nicht so locker war wie sonst. Und das stimmte ihn irgendwie sehr traurig, da er die beiden und die Gemütlichkeit der Küche doch sehr lieb gewonnen hatte. Julian hatte das Geschirrtuch beiseite gelegt und das letzte Glas in den Schrank gestellt, nun trat er hinter Ernesto und legte wie zufällig seine Hand auf dessen Schulter, fuhr mit dem Daumen leicht über die samtige Haut des Nackens. Prompt konnte er spüren, wenn es auch noch nicht zu sehen war, dass sein Liebster sich etwas beruhigte. "Schon gut, du musst dich nicht bedanken, eher hätten wir versuchen müssen uns zu rechtfertigen, wenn wir es nicht getan hätten." Über die Schulter hinweg lächelte er Damon zu und zog den Schwarzhaarigen einfach in seine Arme. Ernesto schien immer noch befangen zu sein, was Damons Wesen betraf, doch Julian selbst sah und hörte, dass der junge Vampir sich Mühe gab, um zu zeigen, dass er sich dadurch nicht verändert hatte. Das protestierende "Hey?!" des kleinen Italieners ignorierend setzte er sich auf einen zweiten Stuhl am Tisch und zog ihn gleichzeitig, geschickt durch die jahrelange Übung, auf seinen Schoß. "Wenn ihr das nicht getan hättet, wäre ich wahrscheinlich auch gar nicht mehr da." meinte Damon leicht nachdenklich und sah den beiden schmunzelnd zu. Er seufzte kurz und stützte den Kopf in die Hände. "Warum müssen wir uns eigentlich dauernd streiten?" murmelte er leise. Eigentlich war er jemand, der darum bemüht war, die Harmonie im Haus zu halten. Aber mit Alan wollte das so überhaupt nicht klappen. Julian kraulte unauffällig den Nacken des Schwarzhaarigen und sah Damon aufmerksam an. Es war voraussehbar gewesen, dass sich nicht alle Probleme auf einen Schlag lösen würden, es konnte sogar sein, dass es jetzt noch mehr wurden. "Wer jetzt?" schaltete sich Ernesto, der seine Befangenheit gegenüber dem ehemals Gleichaltrigen wohl wieder abgelegt hatte, ein. Offenkundig schien er den Themawechsel irgendwo verpasst zu haben. "Er und Alan." Murrte ihm der Blonde hilfreich ins Ohr. "Dein Blut kann es ja wohl nicht mehr sein...?" hinterfragte dieser den aktuellen Harmoniestörfaktor. "Ich weiß auch nicht." meinte Damon leise. Das stimmte auch, er konnte nur vermuten, aber sicher sein konnte er sich wirklich nicht. "Er fühlt sich dauernd in seiner Privatsphäre gestört. Ich meine, es ist ja wohl berechtigt, wenn ich ihn frage, warum er mir das Leben als Vampir angeboten hat, wenn er ein paar Stunden zuvor versucht hat mich umzubringen." deutete er eher zu sich selbst, als zu den anderen an. Dennoch sprach er nicht gerade leise. Er wusste, dass die beiden die Sache für sich behalten würden und ihm eventuell weiterhelfen konnten. "Was hat er denn auf die Frage geantwortet?" fragte Julian interessiert. Das war schließlich wichtig, woher sollte man sonst wissen, wie weit Alan den Jüngeren gehen ließ. Gedanklich formulierte sich bei den beiden langsam die Idee, dass dieser Wechsel nur sekundär etwas mit Damon zu tun hatte und dass es eine andere Veränderung gegeben haben musste, die Alan zu einer neuen Betrachtungsweise gezwungen hatte. Falls das so war, blockte der Vampir vielleicht wirklich deswegen ab, weil das Damon nicht weiter betraf, sondern er noch nicht einmal selbst damit fertig war. Vielleicht wollte er es in Ruhe mit sich selbst ausmachen, bevor er irgendetwas davon nach außen dringen ließ. "Typisch Alan halt. Er hat ein wenig drum herum geredet. Na ja, er meinte, er hätte schon einmal jemanden auf ähnliche Weise verloren und das würde er nicht noch einmal wollen." meinte Damon nach einer Weile. Er fuhr sich leicht müde durch die Haare. Vielleicht sollte er so langsam akzeptieren, dass Alan nicht gern redete, was persönliche Dinge betraf. "Was genügt dir denn daran nicht?" übernahm Ernesto, der daraufhin von seinem Geliebten in die Seite gepiekt wurde. So ganz verstand er das Problem wohl immer noch nicht. Das war ja wohl eine Antwort gewesen und Julian hatte sich von ihm auch nicht besonders löchern lassen, als sie sich gerade mal zwei Wochen kannten. Vielleicht war Damon ein wenig zu ungeduldig und er konnte ein nein aus was für Gründen auch immer nicht akzeptieren? Andererseits stellte sich auch die Frage, wann das Nein ausgesprochen wurde, aber wenn Alan ähnlich antwortete, wie manchmal auf ihre Fragen, müsste die Antwort doch etwas länger und genauer ausgefallen sein. "Wenn ich einfach so Fieber bekommen hätte, dann würde ich mich ja mit der Antwort zu Frieden geben, aber..." Damon überlegte einen kurzen Moment, wie er begreiflich machen konnte, wo sein Problem lag. "Es erscheint mir einfach alles so komisch. Erst versucht er mich umzubringen, und warum kann ich mir halbwegs denken, und dann kommt er auf einmal kurz vor Sonnenaufgang in mein Zimmer und fragt mich, ob ich denn nicht ein Vampir werden will, wenn ich schon nicht sterben will. Ihr hättet ihn sehen müssen, so wie gestern Nacht hab ich ihn noch nie gesehen, er war richtig aufgelöst. Es klingt komisch, aber es erschien mir, als würde er wirklich bereuen, was er getan hatte. Und jetzt", betrübt schaute Damon auf den Tisch und machte eine leicht hilflose Geste, "jetzt spielt er wieder den kalten Eisblock." "Geht es dir dann wirklich um die Antwort auf deine Frage?" rätselte Ernesto für alle hörbar vor sich hin, "Oder geht es dir darum, dass Alan sich dir gegenüber mehr öffnet?" Alan war kühl und ging nur ganz selten aus sich heraus, das wusste jeder der drei Bediensteten hier. Deswegen würde es für Damon sicherlich nicht einfach werden, dauerhaft mehr Emotionen aus dem Weißhaarigen hervorzulocken und wenn dieser sich wirklich so dagegen sperrte, dann war es eindeutig das falsche Mittel, ihn auf Biegen und Brechen zu einer solchen Antwort zu zwingen, die doch eigentlich nur aus Emotionen bestand. Doch eigentlich war sich Julian nicht sicher, ob es gut war, diese Fragen jetzt zu besprechen. Wenn ihr Dienstherr sich tatsächlich so verhalten hatte, dann musste diese Nacht ein einschneidendes Erlebnis für ihn gewesen sein und insgesamt waren beide wohl noch zu überreizt davon. Ein Teil der Spannung zwischen den Vampiren würde sich sicher legen, wenn sie sich an diese neue Beziehung, die wesentlich gleichberechtigter als die alte war, gewöhnten. "Lass uns über was anderes reden, bevor es in eine Psychoanalyse hinausläuft." Bremste Ernesto seinen Liebsten und sich selbst, bevor er gar zu altklug wurde. "Wie geht es jetzt weiter mit dir? Was hast du vor in der nächsten Zeit?" "Ich weiß auch nicht." meinte Damon nachdenklich und beobachtete die beiden. "Ich meine... wenn das hier so weiter geht, dann werde ich mir wohl woanders etwas suchen, wo ich bleiben kann. Immerhin kann Alan mich jetzt nicht mehr dazu zwingen, mich hier aufzuhalten." Schon allein dieses Freiheitsgefühl ließ ihn ein wenig entspannter sein, als er normalerweise war. Er wusste selbst nicht so genau, was er jetzt machen würde. Aber wenn er mit Alan weiterhin so viel streiten würde, dann würde er wohl wirklich 'ausziehen'. Ernesto runzelte die Stirn und suchte einen Moment nach den richtigen Worten. Er wollte sich ja auch nicht zu weit vorwagen und den frisch gebackenen Vampir verärgern. "Warum hast du dich zum Vampir machen lassen?" fragte er ein wenig irritiert, "Ich meine, ich dachte, es hatte irgendetwas mit Alan an sich zu tun, dann kannst du doch jetzt nicht einfach gehen...?" Mal ganz zu schweigen davon, dass er es auch irgendwie schade finden würde, wenn Damon einfach aufgab und ging. Julian ließ ihm unglücklicherweise keine Rückmeldung darüber zukommen, ob das nun gesprächstechnisch oder taktisch unklug gewesen war oder nicht, sondern wartete ebenfalls auf eine Antwort. Damon seufzte resignierend und strich sich durch die Haare. "Ich dachte ja, da wäre was. Als er da an meinem Bett hockte, sah es wirklich so aus, als würde er wenigstens ein kleines Bisschen für mich empfinden. Aber ..." Er ließ den Kopf auf die Platte sinken, "Vielleicht sollte ich ihm etwas mehr Zeit lassen." murmelte er und dachte noch mal genau über Alans Worte nach. Er hatte sich ihm gegenüber zwar abweisend verhalten, aber andererseits auch nicht. "Ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll. Alan ist wie ein pubertierendes Kind, das unter Stimmungsschwankungen leidet. Mal ist er richtig emotional und dann ist er wieder völlig kalt." Ernesto prustete los und auch Julian lächelte belustigt, als der Rothaarige den Vampir, der, soweit die beiden es wussten, mehr als hundert Jahre alt war, mit einer pubertierenden Rotznase verglich. "Lass ihn das bloß nicht hören, sonst redet er nie wieder mit dir." lachte der Blonde. Alan war tatsächlich seltsam genug, um sich von so was ernsthaft beleidigt zu fühlen. "Vielleicht solltest du es vorsichtig noch mal probieren, vielleicht hat er sich in der Zwischenzeit wieder eingekriegt. Oder du wartest, bis er dir von selbst eine Antwort gibt, falls du dich soweit zusammenreißen und in Geduld üben kannst." schlug der Italiener vor, da Damon auf einen konkreten Ratschlag zu hoffen schien. Allerdings wusste er auch nicht, was Damon sich davon erwartete, er war schließlich auch nicht Dr. Sommer. Und zum Leidwesen seiner unsäglichen Neugier hatte Alan ihn auch noch nicht zu seinem Therapeuten erklärt. Im Moment war er eher Damons. "Ich glaub, dann müsste ich mich auf was gefasst machen, wenn er das hören würde." Damon lachte selbst leicht und sah wieder etwas erheiterter drein. "Ich glaub, ich geh wirklich noch mal zu ihm, Danke." meinte er lächelnd und erhob sich. Offenbar war seine Angst, dass die beiden ihn gar nicht mehr würden mögen können, unbegründet gewesen. Er lächelte ihnen noch mal zu und ging dann mit einem mulmigen Gefühl im Magen nach oben. Doch als er an der obersten Treppe angekommen war, überkam ihn ein kurzes flaumiges Gefühl, dass ihn zwang, einen Moment stehen zu bleiben. Er wusste nicht, was es war, aber es schien ein Verlangen nach irgendetwas zu sein. Grübelnd hielt er inne. Konnte es vielleicht das Verlangen nach Blut sein? Zögernd klopfte er an Alans Tür. Da konnte ihm nur Alan helfen. "Ja?" fragte Alan vernehmlich von drinnen. Der Vampir lag auf dem Bett und hatte wieder zu lesen angefangen. Seine Gedanken schweiften zwar ständig in alle möglichen Richtungen ab und ließen ihn nicht recht in den Genuss seiner Lektüre kommen, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass Damon noch mal kommen würde. Zumal er ja auch gesagt hatte, dass der Jungvampir heute unbedingt noch etwas trinken sollte. So richtig hatte er deswegen nichts mit sich anzufangen gewusst. Abwartend sah er die Tür an, eigentlich konnte es ja nur der Rothaarige sein. Damon öffnete die Tür und erblickte Alan fast sofort, da das Bett beinahe gegenüber der Tür lag. Er wusste nicht so recht, was er sagen wollte, hielt es aber für das Beste, sich erst mal zu entschuldigen, obwohl er nicht wirklich wusste warum. Ok... vielleicht war er ein bisschen zu aufdringlich gewesen. "Tut mir leid, dass ich eben so aufdringlich war." meinte er leise und schloss die Tür. Er ging ein paar Schritte in den Raum und setzte sich auf den Boden, während seine Blicke immer wieder unbewusst zu Alans Hals wanderten. "Mir ist irgendwie ganz komisch." ließ er leise verlauten. Alan hatte das Buch zugeklappt und beobachtete seinen Zögling, denn das war Damon ja nun eigentlich, bei seinen Bewegungen. Er sah ein wenig blass aus, was den Vampir in seinem Vorhaben, draußen mit ihm etwas trinken zu gehen, bestärkte. Die Entschuldigung nahm er mit einen Nicken an, kommentierte sie dennoch mit einer hochgezogenen Augenbraue. Damon war ihm schließlich schon öfter irgendwie gehörig auf den Kranz gegangen und dafür hatte er sich nicht entschuldigt. "Dir ist nicht komisch," korrigierte der Kleinere, dem die beinahe hungrigen Blicke in Richtung seines Halses nicht entgangen waren, "du hast einfach Durst. Das ist alles." Die Frage war nur, sollte Alan den Blicken nachgeben und ihn erst an sich das Trinken üben lassen, was wahrscheinlich zwar am lehrreichsten für Damon, aber auch am ungemütlichsten für ihn werden würde, oder sollte er dem Rothaarigen dieses Kind als erstes aufbrummen, das den Vorteil des Herzschlages hatte, den Damon ebenfalls berücksichtigen lernen musste. Da hatte er eben wohl richtig gelegen. Unruhig sah Damon zu Alan. "Aha.." meinte er überflüssigerweise und merkte, wie er nervös und leicht traurig wurde. Er wusste nicht, ob er das so ohne weiteres tun würde, und er musste doch bestimmte Dinge beachten. Er zog die Beine an und legte den Kopf darauf. Und wie sollte er jetzt an Blut kommen? Er blickte hinaus. So schnell ließ sich bestimmt nichts finden und er merkte, wie seine Blicke immer wieder zu Alans Hals wanderten. Er hatte auf einmal das unglaubliche Verlangen Alan am Kragen zu packen und sich sein Blut zu nehmen. Entsetzt über den Gedanken drehte er den Kopf weg und starrte auf den Teppich. Damon tat ihm irgendwie Leid. Er wand sich sichtlich unter dem für ihn unbekannten Hunger und sein ganze Gestik drückte pure Hilflosigkeit und Überforderung aus. Nichts mehr von dem Rothaarigen, der vorhin unnachgiebig eine Antwort von ihm gefordert hatte. Man musste die beiden Möglichkeiten wohl kombinieren, schließlich hatte auch Alan gewisse Kapazitätsgrenzen, was das Blut anging. Außerdem sollte der Ältere wohl gewisse Pflichten als sein Schöpfer wahrnehmen. Leise stand er auf und kehrte in Damons Blickfeld zurück, setzte sich neben ihn und zog den Kragen seines Hemdes beiseite. "Komm her.." Damon blickte Alan verwirrt und verunsichert an, als dieser ihm seinen Hals anbot. Er wusste nicht, wie er den Biss gestalten sollte, so dass er Alan nicht wehtat, denn er wusste aus Erfahrung, dass man Bisse variieren konnte. Unsicher beugte er sich vor und strich für ein paar Momente über Alans Hals, um eine geeignete Stelle zu finden. Er wusste nicht, ob es natürliche Instinkte waren, aber seine Finger blieben genau auf Alans Halsschlagader liegen. Immer noch unsicher beugte er sich weiter vor und legte die Lippen auf Alans Hals. Nach einer Sekunde des Zögerns biss er sanft in die weiche Haut. Alan keuchte leise und stützte sich auf dem Florteppich ab, als die Zähne des Größeren in seine Haut sanken. Für seinen ersten Biss machte Damon das erstaunlich gut, vielleicht verteilte er den Druck etwas ungleichmäßig, aber das musste er ihm ja nachher bloß sagen. Er konnte sich erinnern, dass er sich damals wesentlich bescheuerter angestellt hatte. Der Vampir bewegte den Kopf ganz leicht, sodass Blut aus der Wunde trat, das Damon zum Trinken animieren sollte. Mittlerweile sah Alan auch, dass es wohl besser war, seinen Schüler erst an einem Untoten üben zu lassen, damit er nicht sofort mit Beißen und Töten gleichzeitig konfrontiert wurde. Damon hatte einfach versucht so zu beißen, wie Alan es bei ihm getan hatte. Offenbar war ihm das ganz gut gelangen, da Alan außer einem Keuchen keinen Laut der Beschwerde von sich gab. Er zögerte kurz, als er die rote Flüssigkeit auf seiner Zunge spürte. Es fühlte sich komisch an und vor ein paar Stunden noch hatte er sich davor geekelt, aber jetzt... das Blut schmeckte seltsam süß und Damon begann zögerlich an der Wunde zu saugen. Obwohl es ihm immer noch leicht zuwider war, das zu tun, trank er immer begieriger von Alan, konnte von dessen süßen Blut gar nicht genug bekommen. Schmerzerfüllt zog Alan scharf die Luft ein, krallte unbewusst die Hände in den weißen Florteppich. Damon hatte zwar milde angefangen, dann aber immer heftiger zu saugen begonnen. "Nicht so... ungleichmäßig" forderte Alan, dem leicht schwindelig wurde, "Wenn du das bei Menschen machst, bringst du das Herz damit zum Stillstand... und das solltest du so lange wie möglich vermeiden." erklärte er rau. Er war zwar nicht direkt auf Herz und Blutkreislauf angewiesen, aber das ruckartige Stolpern und zeitweilige Aussetzen seines Herzens verursachte ein ziemliches Stechen in Brust und Lunge und ließ ihm schwindelig werden. "Ist.. ist ok." brachte Damon hervor und es tat ihm irgendwo wirklich Leid, dass er dem anderen wohl Schmerzen bereitete. Er atmete kurz ein und begann dann ein wenig langsamer, dafür aber sanfter und regelmäßiger zu saugen. Allmählich bekam er sein Verlangen in den Griff und schaffte es, seinen Drang wieder stärker zu saugen, unter Kontrolle zu behalten. Nach einer Weile ließ er dann von Alan ab, denn er wollte diesem nicht zu viel Blut nehmen. Der andere sollte schließlich nicht sagen, er würde seine 'Gutmütigkeit' ausnutzen. Damon hörte gerade auf, als Alan ihn selber dazu auffordern wollte, weil er ja schließlich noch geradeaus laufen können musste. Einen Moment saß er einfach still einatmend da, gab dem unsterblichen Körper die Zeit, um sich wieder zu beruhigen. "Es ist wichtig, dass das Herz so lange wie möglich weiterschlägt, weil es das Blut der Menschen ja in Bewegung hält." knüpfte er an seine vorhin angefangene Lektion an, "Wenn das Herz nicht mehr schlägt, steht das Ganze einfach still und du lässt eine ganze Menge Blut einfach ungenutzt im Körper zurück." Wenn man schon Menschenblut trank, konnte man die Opfer ja wohl bis zu Ende austrinken. Er warf dem Jüngeren einen aufmunternden Blick zu und stand wieder auf. "Lass uns rausgehen, wir müssen beide noch was trinken." "Was passiert, wenn man totes Blut trinkt?" fragte Damon, um den Vampir noch ein wenig aufzuhalten. Er hatte sich zwar an das Bluttrinken mehr oder weniger gewöhnt, aber der Gedanke rauszugehen und zu töten, wollte ihm ganz und gar nicht behagen. Er glaubte nicht, dass er es fertig bringen würde, einfach jemanden bis zum letzten Rest auszutrinken. Alan verzog angeekelt das Gesicht. "Das ist wie wenn man Kaffee von vor zwei Wochen trinkt. Schmeckt mehr als scheußlich und bringt dich letztendlich auch bloß dazu, dich zu übergeben." Er nahm einen dunklen Mantel von der Garderobe, der sich schmeichelnd an seinen schlanken Körper schmiegte. "Mal davon abgesehen, dass der Blutkreislauf sowieso still steht und das Blut kurz nach dem Tod gerinnt, so dass du darum nicht viel trinken kannst." Mit einem Kopfnicken forderte er seinen Schüler auf, seine Jacke zu holen. Alan selbst beschäftigte indes eine ganz andere Frage, nämlich ob und was Damon aus seinem Blut über ihn erfahren hatte, da man beim Bluttrinken immer einige Empfindungen, Gedanken, irgendetwas von seinem Opfer aufschnappte. "Ich weiß aber nicht, ob ich das schaffe." ließ er leise verlauten und erhob sich. Seufzend ging er aus dem Raum und in sein eigenes Zimmer. Er suchte seinen Reisemantel heraus und zog ihn über. Angezogen ging er zurück zu Alan. Das Ganze beschäftigte ihn zu sehr, als dass er sich groß mit den Empfindungen des anderen auseinander gesetzt hätte, außerdem hatte er diese als Wunschdenken abgetan, er wusste ja nicht, dass diese übertragen wurden. Seufzend betrat er das Zimmer und blickte zu Alan. Alan ließ ein kurzes Auflachen hören. "Ist ja erstaunlich, wozu dich Rache oder Durst beflügeln kann. Bei mir konntest du es doch auch." Er blickte ihm musternd direkt ins Gesicht. "Wenn ich dich nicht gebremst hätte, hättest du auch einfach weitergetrunken, bis nichts mehr übrig gewesen wäre." In gewissem Sinne hatte Damon zumindest teilweise sein eigenes Blut getrunken, es war schließlich das Letzte gewesen, was er vorher getrunken hatte. Mit dem Größeren im Schlepptau verließ er seine Räume und schließlich die Villa. "Mein Blut wird dich nicht lange versorgen, deswegen ist es besser, wenn du jetzt wieder trinkst, weil du jetzt gesehen hast, dass du es kannst." Er führte Damon in seinen Wald. Wenn sie einmal hier waren, konnte er ihm auch gleich zeigen, wie er hier rauskam. Er wollte ihn nicht mehr hier einsperren, Damon sollte gehen können, wenn er wollte, dann konnte er ihm auch keine Vorwürfe mehr machen. Aus unerklärlichen Gründen fiel ihm der "Tag" im Badezimmer wieder ein. Die Erinnerung war seltsam klar, gestochen scharf, als wäre es nicht einmal fünf Minuten her gewesen. Von seinem ersten Zusammentreffen mit Lucael am Teich fielen ihm dagegen nur noch Bruchstücke ein, sehr viele zwar, aber eben nur Teile... "Das hat doch gar nichts damit zu tun... du... du bist einfach schon tot, das ist was ganz anderes, als wenn ich ein lebendiges Wesen beiße und damit umbringe." erklärte er dem anderen und folgte ihm durch den Wald. Er fand es schon ein wenig unverschämt, zu glauben, er hätte ihm aus Rache so viel Blut genommen. Er versuchte sich den Weg einzuprägen, glaubte aber, dass er sich immer noch verlaufen würde. Außerdem fragte er sich, woran Alan wohl gerade dachte, denn seiner Meinung nach sah der andere nachdenklich aus. "Kannst du dir nicht einfach weniger Gedanken darüber machen?" fragte Alan seufzend. Er wusste doch, dass es für den Jüngeren schwer war, das Töten zu akzeptieren. "Es ist eine Notwendigkeit für dich, über die du gar nicht nachdenken kannst, wenn du leben willst. Oder hast du dich früher genauso angestellt bei jeder Pflanze, die du gegessen, und bei jedem Tier, das du gejagt hast? Menschen sind eigentlich nichts anderes mehr für dich als Vampir." Eine Weile liefen sie still durch den Wald. "Ich verlange nicht von dir, dass du sofort alleine tötest, zumindest nicht jetzt und nicht heute." lenkte er schließlich ein. Wahrscheinlich war er als Lehrer einfach ein wenig zu nachgiebig, dachte er mitleidig über sich schmunzelnd. "Aber da du unbedingt leben wolltest, verlange ich von dir, dass du dich vernünftig ernährst!" forderte er ohne weiteren Widerspruch zu dulden. Nach weiteren fünf Minuten kamen in die Nähe des ehemaligen Lager der Straßenkinder, die Damon damals in den Irrwald geschickt hatten. 'Wenn sie gewusst hätten, dass das so für sie endet...' Er bedeutete Damon hier zu warten, und lief das letzte Stück allein. Das letzte Kind schlief unruhig, es war leicht, ihm einen Schlag auf die Schläfe zu verpassen, sodass es auch bewusstlos bleiben würde. Vorsichtig nahm er das etwa zehnjährige Mädchen auf die Arme und trug es zu Damon zurück, wobei ihm klar war, dass der ihm jetzt eine Szene machen würde, weil sein erstes menschliches Opfer ein Kind war. Damon war es nicht recht zu warten, aber er wartete trotzdem. Als er Alan aber mit dem Kind auf den Armen sah, kam wieder Leben in ihn. "Sag mal, spinnst du?" fuhr er ihn an und ging auf ihn zu, "Ich kann doch kein Kind... nein...das kannst du vergessen." fuhr er ihn wütend an und drehte um, ging oder eher stampfte in Richtung Anwesen. Er war aber kaum ein paar Schritte gegangen, da drehte er sich wieder um. "Alles.. aber keine Kinder." meinte er bestimmt und hob die Hände, ließ sie wieder sinken. "Nein." Alan hatte Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten und war darum nicht sonderlich über den Widerstand überrascht. Trotzdem starrte er ihn mit wütend Funken sprühenden Augen an. Behutsam ließ er sich an einem Baum nieder, das Kind noch immer vorsichtig haltend. "Und, was glaubst du, was diese halb verhungerte kleine Vogelscheue für Aussichten hat? Straßenkind, wahrscheinlich Waise, nicht die geringste Ausbildung, keine Möglichkeit einen Beruf zu lernen, keine Chance, wenigstens vernünftig verheiratet zu werden. Das Kind wird noch nicht einmal satt. Irgendwann wird sie ihren eigenen Körper verkaufen müssen, damit sie überhaupt etwas zu Essen kaufen kann. Dann wird sie irgendwann selbst ein Kind bekommen, dass sie genauso wenig ernähren kann, sie wird es wahrscheinlich verlieren. Willst du, dass sie so ein Leben führen muss?" "Nein, natürlich nicht." fuhr er zurück und starrte auf das kleine Wesen, das Alan immer noch trug. "Ich kann sie aber genau so wenig umbringen." fuhr er den anderen an, wurde dann aber wieder leiser. Er konnte das einfach nicht, er war nun mal nicht so eiskalt und berechnend wie Alan, was diese Sache anging. Und irgendwie wollte er auch nicht so eiskalt werden. Er seufzte leise und ließ sich auf den Boden sinken. Er stöhnte gedanklich auf und fuhr sich durch die Haare. Was hatte er sich nur dabei gedacht, sich von Alan zu einem Vampir machen zu lassen? Es war ihm doch von vornherein klar gewesen, dass er das nicht konnte. "Ich glaube dir nicht, dass es dir am Anfang so leicht gefallen ist, wie du es mir vorgibst." meinte er nach einer Weile und blickte den Älteren an. "Natürlich nicht, das habe ich auch nie gesagt. Aber ich denke, dass es dir leichter fällt, wenn ich dir sage, dass es weniger schlimm ist als du glaubst, als wenn ich dir beipflichte, was es doch für ein Fluch ist." bemerkte Alan trocken. "Tu es aus Barmherzigkeit, wenn dir das hilft. Tu es, damit sie nicht so ein Leben führen muss. Zumal du sie nicht töten musst, du sollst lediglich so viel von ihr trinken, dass du überhaupt was anderes als viel zu leicht umsetzbares Vampirblut in dir hast." unterstrich Alan seine Aussage von vorhin. Was wollte sich Damon mal für Opfer wählen, wenn er schon vor einem Kind, das keine Aussicht auf ein glückliches Dasein hatte, zurückschreckte? Damon hörte ihm zu, er verstand, was der andere meinte, er stimmte ihm sogar zu, aber trotzdem konnte er es nicht. Er fuhr sich verwirrt durch die Haare und seufzte. Nein, nie würde er einem Kind etwas zu leide tun können, das ging einfach nicht. Er hatte nie die Zeit gehabt, um sein eigenes Kind zu trauern, er hatte nie jemanden gehabt, mit dem er über diesen Verlust hatte reden können und jetzt sah er in jedem Kind sein eigenes. Ob sein Kind in dem Alter wohl genauso groß gewesen wäre? Er musterte das Mädchen, was hatte es wohl von Zuhause weggetrieben? Waren die Eltern gestorben? War es davongelaufen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben? Er seufzte, stand auf und fuhr sich durch die Haare. "Ich kann das nicht." flüsterte er leise und man hörte, dass er mit seiner Fassung kämpfte. Er drehte sich um und ging zum Anwesen zurück. Obwohl es ihm Leid tat, Alan so stehen zu lassen. Er wusste, dass dieser die Kleine wahrscheinlich umbringen würde, aber das war für ihn in Ordnung. Nur er selbst, er konnte das kleine Wesen nicht beißen. Alans Mundwinkel zuckten verärgert, als Damon einfach davonlief. Er war so richtig wütend. Das war seiner Meinung nach ein sehr gutes Opfer gewesen, eines, dem der Tod nichts nahm, eines, dass man moralisch noch vertreten konnte, aber nein. Wenn Damon nichts trank, würde er wieder so animalischen Durst wie vorhin entwickeln und wenn er ihn dann auf die Stadt losließ, und das würde Alan diesmal, dann würde er wahrscheinlich ein Opfer wählen, bei dem er sich hinterher viel mehr Vorwürfe machen musste. Durch die erste Lektion als Mentor war er also gerade bravourös durchgefallen. Kurz und schmerzlos beraubte der Weißhaarige das Mädchen seines Blutes und Lebens und ließ es versteckt zurück. Für das nächste Blut mussten sie in die Stadt und Alan entwickelte schon jetzt heftigen Widerwillen dagegen, wenn Damon sich dort genauso anstellte. Das würde eine Wahnsinnstortur werden. Wie war das bei ihm damals eigentlich gewesen? Damon war nicht, wie er es zuerst vorgehabt hatte, zu dem Anwesen zurückgekehrt, sondern hatte sich wie so oft, wenn ihm zu Nachdenken zumute war, auf den Weg zum Teich gemacht. Er hockte sich auf einen der Steine am Ufer und starrte in das schwarze Wasser. Er seufzte leise und fuhr sich zum wiederholten Mal durch die Haare. In was für eine bescheuerte Situation hatte er sich da nur wieder gebracht? Das war so typisch er, einfach zu handeln, ohne sich wirklich über die Konsequenzen bewusst zu sein und hinterher jammern. Doch diesmal gab es keinen Ausweg und kein Zurück. Da hatte er sich ja etwas Tolles eingebrockt. Auf dem Heimweg dachte er darüber nach. Er hatte eine Weile in den Erinnerungen suchen müssen, doch jetzt wusste er wieder, wie sein Meister ihn damals dazu gebracht hatte, Blut von Menschen zu trinken. Anfangs hatte er sich genau wie Damon gesträubt, allerdings war sein Meister unerbittlich gewesen und hatte ihn nie von sich trinken lassen. Alan musste mit diesem animalisch-quälenden Durst mehrere Tage lang ausharren und zusehen, wie der Ältere die verschiedensten Menschen in ihre Wohnung einlud und dort genüsslichst austrank. Nicht immer nur genüsslich, manchmal auch grausam, sodass Alan irgendwann gezwungen gewesen war, die Menschen lieber selbst und schonend zu töten, als sie dem anderen zu überlassen. Dafür hatte er ihn lange gehasst, doch irgendwann hatte er begreifen müssen, dass sein Meister ihm damit einen Gefallen getan hatte, letztendlich war er ihm mittelmäßig dankbar für diese Tortur. Aber so konnte Alan das irgendwie nicht mit Damon machen, es musste eine schonendere Variante geben. Aber wie viele Tage dauerte die? Damals hatte Alan schließlich eine ganze Woche gebraucht. Damon dachte darüber nach, ob er sich bei einem anderen Opfer vielleicht mehr oder weniger gesträubt hätte. Er kam zu dem Entschluss, dass er sich wohl immer sträuben würde, aber dass es bei Kindern einfach nicht ging. Kinder waren für ihn etwas, was man beschützen musste und er konnte einfach keinem Kind etwas zu leide tun und wenn es bedeutete, dass es ihnen besser gehen würde. Vielleicht sollte er aber auch seine eigenen Erfahrungen machen? Alan hatte ihm stumm angeboten zu gehen und vielleicht sollte er das auch wirklich tun. Es war immer besser die eigenen Erfahrungen zu sammeln, er und Alan waren einfach zu verschieden, als dass dieser einen guten Lehrer für ihn abgegeben hätte. Zumindest war das seine Meinung. Er blickte zum Himmel. Es dauerte noch ein wenig bis zur Dämmerung und so hatte er genügend Zeit, um in die Stadt zu kommen, diese musste nicht weit von hier entfernt sein. Er wusste nicht wieso, aber das Reisefieber hatte ihn wieder gepackt. Ja, er würde gehen, nicht weit, aber in die Stadt. Er brauchte Ruhe und Abstand, er hatte solche Probleme schon immer auf seine Weise gelöst und das würde ihm auch diesmal gelingen. Entschlossen stand er auf und ging in sein Zimmer, er hatte ja nicht viel ausgepackt und so war der Rucksack schnell gepackt und geschultert. Er verließ das Anwesen und lächelte leicht traurig, schade war es ja schon, und er hatte auch ein schlechtes Gewissen, Ernesto und Julian einfach so alleine zu lassen, aber so hatte er es bisher immer gehalten. Er mochte Abschiede nun mal nicht. Er wusste nicht wieso, aber ein Schmunzeln flog über seine Lippen, als er sich auf den Weg durch die Wälder machte. Seine Erinnerungen waren noch frisch und so folgte er dem richtigen Weg, hinaus aus diesem Irrwald. Wahrscheinlich war das für alle das Beste. Zuerst hatte Alan gedacht, dass der Jüngere vielleicht am Teich war, um seine Gedanken zu sortieren, da es nun auf die Dämmerung zuging, wollte er ihm wenigstens noch irgendetwas Abschließendes sagen. Doch im ganzen Anwesen forschte Alan vergeblich. Auch im Garten war Rothaarige nicht aufzufinden. Konnte er sich auf dem kurzen Stück verlaufen haben? Eine Viertelstunde konnte Alan noch den umgrenzenden Wald absuchen, dann zwang die Dämmerung ihn zur Umkehr. Unruhig begab er sich in sein bereits abgedunkeltes Schlafzimmer, rätselte weiterhin über den Verbleib seines Schülers. Gegen Mittag konnten selbst diese Gedanken den Schlaf nicht mehr fern halten, sodass der Weißhaarige ihm schließlich erlag. Er hatte sich wohl ein wenig in der Zeit vertan, denn es wurde ganz schön knapp für ihn. Gerade noch rechtzeitig erreichte er das Stadttor, denn der Himmel begann schon heller zu werden. Er sah sich kurz um. Er war schon lange gereist, so dass er wusste, dass jede Stadt ungefähr gleich aussah und da er aus der untersten Schicht stammte, wusste er auch, dass es Gaststätten gab, die ihn aufnehmen würden, ohne zu fragen oder sich an seinem Aussehen zu stören. Nach einer kurzen Suche, die ihn quer durch die Stadt geführt hatte, hatte er auch schon gefunden, wonach er suchte. Ein kleines Wirtshaus, das für den 'Abschaum der Gesellschaft' gerne seine Türen öffnete. Er huschte hinein und nahm sich ein Zimmer. Er würde überlegen müssen, wie er an neues Geld kam. Er hatte zwar noch einiges, aber Vorsorge musste sein. Er verließ den immer noch vollen Schankraum und ging eine schmale kleine Seitentreppe hoch. Er sah kurz auf den Schlüssel, betrat dann sein Zimmer und schloss ab. Er eilte zu den Fenstern und zog die Vorhänge zu, ließ sich aufs Bett fallen und schmunzelte. Ja, das war das Leben, wie es ihm gefiel. Nie wissen, was der Morgen bringen würde. Was Alan wohl gerade machte? dachte er auf einmal und grübelte kurz. Er merkte wie er auf einmal müder wurde. Wahrscheinlich schlief der weißhaarige Vampir schon längst. Er zog sich die Decke über den Kopf, da er nicht wusste, wie dicht die Vorhänge waren, und war auch schon eingeschlafen. Nacht 12 Alan wachte übellaunig und mit schmerzendem Kopf etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang auf. So schlecht hatte er selten geschlafen, doch wenigstens wusste er anhand seiner verkorksten Träume, dass Damon wahrscheinlich gegangen war. 'Toll,' grummelte er vor sich hin. Irgendwie war es so frustrierend. Da gab man sich ernsthaft Mühe, mal weniger unausstehlich zu sein, und was machte der Grund dafür? Ging einfach. Wie paradox war das eigentlich? Alan war permanent gemein zu ihm gewesen und Damon verliebte sich in ihn, kaum versuchte er weniger gemein zu sein, wanderte der ehemalige Mensch einfach aus. Stand er auf schlechte Behandlung oder was? Sich stöhnend die Schläfen reibend setzte er sich auf. Gut, hatte er eben ein Problem weniger. So musste er sich wenigstens nichts mehr überlegen, wie er den Rothaarigen zum Trinken bekommen würde. Dann war doch jetzt eigentlich alles wie immer? War doch toll, das hatte er doch die ganze Zeit gewollt. Oder nicht? Nein war es nicht. Er hatte seinen Schwur für jemanden gebrochen, der ihn einen Tag später verließ, er fühlte sich benutzt und hintergangen. 'Hätte ich ihn doch verrecken lassen!' fluchte Alan innerlich, als ihm plötzlich etwas auf die Hand tropfte. Verwundert führte er die Hand an die Wange und berührte eine weitere Träne, die ihm eine glänzende Spur auf Wange zeichnete. Damon wachte pünktlich zum Sonnenuntergang auf und grub sich aus den Decken. Er setzte sich auf und blickte an die Wand. Er fühlte sich nicht ganz so gut, denn er spürte schon wieder diesen Durst, aber er würde sich wohl noch gedulden müssen. Er wusste nicht wieso, aber Alan kam ihn wieder in den Sinn. Was der Vampir wohl tun würde, wenn er bemerken würde, dass er weg war? Damon schmunzelte leicht, als er daran dachte, dass der Vampir bestimmt ausrasten würde... oder zumindest fluchen würde er, da war er sich sicher. Wenn er es sich so recht überlegte, dann war es Alan gegenüber alles andere als fair und nett gewesen, sich einfach so zu verdrücken, aber er hatte das Gefühl gehabt, dass ein wenig Abstand vielleicht ganz gut tun würde. Es war einfach so viel passiert in letzter Zeit und vielleicht war es ja auch einfach nur Einbildung gewesen, dass er sich in den Vampir verliebt hatte. Andererseits glaubte er das auch wieder nicht. Wenn er es sich recht überlegte, hatte der Vampir sich für seine Verhältnisse die letzte Nacht recht freundlich benommen. Seufzend stand er auf und verließ das Zimmer und das Wirtshaus, ein wenig Abstand war wohl ganz gut, um sich über ein paar Dinge klar zu werden. Alan gab den Tränen fünf Minuten, in denen er ohne einen einzigen Ton von sich zu geben aus dem Fenster starrte und sie nicht daran hinderte, über seine Wangen zu rollen und auf die Decke zu tropfen. Der Horizont war noch immer leicht grünlich, als die Mutter von drei Kindern angsterfüllt in die kältesten und leblosesten Augen starrte, die sie je zu Gesicht bekommen hatte. Ihr Kopf kippte schlaff zur Seite, als Alan die Wunde verschloss, ohne dass jemand nachweisen konnte, dass es sie gegeben hatte. Routiniert brach er ihr mit einer schnellen Drehung ihres Kopfes das Genick, lauschte dem verhallenden Krachen der Knochen und ließ sie zu Boden fallen ohne sie weiter zu beachten. Wozu sollte er sich noch bemühen, sich einigermaßen menschlich zu verhalten? Erst hatte er versucht, sich mit dem Blut von Absinth-Abgefüllten zu betäuben, doch nachdem nach der dritten Leiche immer noch keine Veränderung eingetreten war, hatte er das aufgeben und war ziel- und wahllos mordend durch die dunklen Gassen geschlendert. Eine Stunde später lag er ruhig atmend auf dem Dach eines unbewohnten Hauses und sah in den Sternenhimmel, der immer noch so lieblich über seinen zahllosen Verbrechen funkelte; in den 138 Jahren, die er als Vampir auf dieser Erde umherwandelte, waren eine ganze Menge Menschen durch ihn gestorben. Völlig beruhigt, wesentlich ruhiger, als er sonst gewesen war, befreit plante er seine nächsten Tage. Zum ersten brauchte er mal wieder einen Schneider und dann würde er sich in einer anderen Stadt mal in den gehobenen Kreisen nach einer Finanzspritze umsehen, sonst würde er als erstes Julian entlassen müssen, da dieser ja jetzt einen ganze Weile niemanden mehr bekochen musste. Damon hatte eine ganze Weile überlegt, wie er es wohl am geschicktesten anstellen könnte, jemanden zu beißen. Schließlich war er auf die Idee gekommen, dass man das Ganze auch so gestallten konnte, dass derjenige kaum was merkte, so wie einen Kuss. Um das zu testen, war er in eines der Viertel gegangen, in denen die Freudenhäuser ihren Platz hatten. Er musste nicht lange auf ein Opfer warten und füllte das Mädchen entsprechend mit Wein ab, damit sie nichts merken würde. Kurz war er entsetzt darüber, mit welch nüchternen Gedanken er das Ganze tat, aber er schob den Gedanken beiseite. Besser so, als wenn er einfach über jemanden herfallen würde, denn sein Durst war fast ins Unerträgliche gestiegen. Er umschmeichelte das Mädchen gekonnt und saugte ihr das Blut aus den Adern, ohne dass sie es, vom Alkohol benebelt, mitbekam. Er spürte, wie sie in seinen Armen erschlaffte und legte sie auf die Bank der Spelunke, in welcher sie sich gerade befanden. Er ließ ein paar Groschen auf dem Tisch liegen und ging dann hinaus. Seufzend ließ er sich gegen die kalte Steinwand sinken. Was hatte er da nur getan? Er hatte gerade einen Menschen umgebracht und ...und es war ihm fast egal gewesen. Er keuchte leise und schmeckte mit leichtem Ekel immer noch ihr Blut auf seiner Zunge. Am liebsten wäre er zurückgekehrt zu Alan... aber das konnte er nun nicht mehr. Kapitel 7: Chapter 7 -------------------- Chapter 7 Nacht 31 Ernesto war schockiert gewesen, als er nach dem Herrichten des Gästezimmers, das Damon die paar Tage lang bewohnt hatte, die Zeitung aufgeschlagen hatte. Die Polizei hatte in der vergangenen Nacht neun Leichen in den verschiedensten Stadtteilen gefunden, drei Menschen wurden noch immer vermisst. Bei etlichen nahm man Genickbruch als die Todesursache an. Als er damals das erste Mal auf Alan getroffen war, hatte jener seinem Opfer soeben auch mit einem gezielten Genickbruch eine realistische Todesursache verschafft. Und da Alan die ganze Nacht und die nächsten beiden Tage über nicht im Anwesen gewesen war, konnte man zumindest mehr als die Hälfte der Getöteten ihm zuschreiben. Entgeistert schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf. Die Veränderungen in Alans Verhalten mussten zwingend etwas Damon zu tun haben, die Übereinstimmung der Zeitpunkte war einfach zu auffällig. Nach den drei Tagen schien der Weißhaarige sich zwar wieder gefasst zu haben, doch Ernesto wusste, weil er ihn manchmal dabei sah, wie Alan stets einen Teil der Nacht lang ziellos durch die Stadt stromerte, während Ernesto und Julian angefangen hatten, gezielt nach Damon Ausschau zu halten. In den drei Wochen, die mittlerweile vergangen waren, hatte Alan, der besser denn je aussah, sich einen neuen rehbraunen Mantel und einige neue Sachen schneidern lassen, war auf einigen Empfängen und Banketten erschienen, hatte dort einen netten, stets fröhlichen und höflichen Menschen, der nie Probleme gekannt zu haben schien, zur Schau gestellt und Beziehungen geknüpft. Manchmal folgte er Damon, den er vor ein paar Tagen wieder entdeckt hatte, eine halbe Stunde lang, sah ihm einmal dabei zu, wie er tötete, und ließ ihn dann wieder seinen Blicken entschwinden, ohne sich bemerkbar gemacht zu haben. Manchmal saß er auch eine Stunde lang in einem Baum nahe des Gasthauses, in dem Damon sich eingemietet hatte, und sah dem Rothaarigen beim Lesen der Bücher zu, die er aus seiner Bibliothek (versehentlich) mitgenommen hatte, als er vor drei Wochen seine Sachen gepackt hatte. Damon hatte sich nach einer Weile an das Töten gewöhnt, es war so nebensächlich geworden wie das Essen, das er früher zu sich genommen hatte. Hin und wieder vergnügte er sich mit einem der Mädchen oder Jungen, die er tötete, aber wirklich befriedigten sie ihn nie und meistens fühlte er sich hinterher nur noch schlechter als vorher. Hin und wieder hatte er das Gefühl beobachtet zu werden, er wusste nicht, woran er das festmachte. Es war nur ein Gefühl, das ihm jemand dabei zu sah, wenn er zum Beispiel am Lesen war. Vielleicht sollte er sein Zimmer wechseln? Vielleicht war das jemand, der wusste was er tat. Er seufzte und legte das Buch beiseite, vergrub das Gesicht in den Armen. So konnte das doch nicht weitergehen. Seit Tagen spielte er mit dem Gedanken zu Alan zurückzukehren. Doch was sollte er dem anderen sagen? Alan würde ihn wahrscheinlich gar nicht mehr sehen wollen. Er hatte in den Abendausgaben der Zeitungen von den Morden gelesen, und wenn das wirklich Alan gewesen war, was er dem anderen zutraute und weil es auf den Tag genau passen würde, dann war dieser mehr als wütend gewesen. Er seufzte, seit Tagen redete er sich ein, es würde ihm gut gehen, aber das war mehr als gelogen. Jede Nacht vermisste er den anderen Vampir umso mehr. Zu seinem eigenen Erstaunen begann er sogar dessen Launen zu vermissen. Immer wieder ertappte er sich bei dem Gedanken, wie schön es doch wäre, wenn Julian oder Ernesto ihn durch Zufall finden und gewaltsam zurückbringen würden. Oder dass er Alan durch Zufall traf. Wütend über sich und seinen Stolz warf er das Buch an die Wand und richtete sich auf. Er brauchte Luft, in diesem Zimmer würde er noch eingehen. Er erhob sich und ging aus dem Zimmer, lehnte sich draußen seufzend an die Hauswand. Er hatte so viele Fragen, zum Beispiel, ob er sich nur täuschte oder ob es möglich war, dass er andere hypnotisieren konnte. Der Baum, in dem Alan zu Anfang oft gesessen und zu Damon hinübergesehen hatte, hatte allmählich die letzten der gelben Blätter verloren und so hatte Alan schweren Herzens den Platz wechseln müssen, damit er nicht zu auffällig wurde. Jetzt saß er manchmal in einem schwarzen Kapuzenmantel neben dem Giebelfenster eines Schieferdachs und starrte den gelben Schein der Lampe aus dem Zimmer des Rothaarigen an. Lucael, den er ständig unbeabsichtigt traf, versuchte ihn jedes Mal von dieser Selbstfolter abzuhalten, manchmal schleppte er ihn im wahrsten Sinne des Wortes ab, sorgte dafür, dass der Weißhaarige wenigstens ein paar Stunden lang alles um sich herum vergaß. Doch Alan zog es wieder und wieder zu dem verlassenen Schieferhaus, es schmerzte von Mal zu Mal ein klein wenig weniger und der kühle Nachtwind half ihm, seine Gedanken zu ordnen. Manchmal hatte er das Gefühl, Damon würde ihn ansehen, wenn er am Fenster stand, doch eigentlich war er sich sicher, dass er sich täuschte. So langsam schien auch der junge Vampir seine Menschlichkeit mehr und mehr verlieren, er wählte oft Menschen, die nur wenig jünger waren als er selbst, und tötete sanft und kühl, wurde mit jedem Mal präziser. Er schien ihn nicht gebraucht zu haben, erkannte Alan und stützte traurig lächelnd den Kopf in die Hände, Damon hatte ihn nie als Mentor gebraucht. Dabei hatte er etwas Menschlichkeit dauerhaft zurückgewinnen wollen, aber wahrscheinlich musste er endlich einsehen, dass man als Vampir nicht menschlich sein konnte. Da Damons Lampe verlosch, stand Alan auf und verließ seinen Platz auf dem Dach. Im Hauseingang blieb er einen Moment lang stehen und betrachtete die vorbeilaufenden Menschen, ohne jedoch Damon an der Hauswand zu entdecken, sonst hätte er sicher nicht geglaubt, dass er auch ohne die Kapuze zurück in die Innenstadt gehen konnte. Der Wind wirbelte das helle Haar gegen seine Wangen und in seine Augen, als er aus dem Hauseingang trat und sich auf den Weg machte. Damon musterte die vorbeiziehenden Menschen beiläufig und wollte gerade zurückgehen, als er stockte. War das... war das etwa Alan gewesen? Er musterte die Gestalt, die Ähnlichkeit mit dem Vampir war verblüffend, aber warum sollte Alan sich hier aufhalten? War er es etwa gewesen, der ihn die ganze Zeit beobachtet hatte? Damon runzelte die Stirn. Er wunderte sich, dass der andere Vampir nie auf sich aufmerksam gemacht hatte, aber offenbar hatte er wirklich nie den Hauch einer Chance gehabt, dass sich Alan in ihn verlieben würde. Er seufzte leise, eigentlich wollte er sich schon lange bei dem anderen dafür entschuldigen, dass er so einfach weggegangen war und jetzt schien ihm endlich die passende Gelegenheit gekommen. Er riss sich von der Mauer los und folgte der Gestalt, bis er sich sicher war, dass es Alan war. Damon musste sich ein wenig beeilen, um Alan einzuholen und ihn nicht in den vielen Gassen zu verlieren, doch irgendwann war er fast gleichauf mit dem Älteren. Er wusste nicht, wieso er es genau tat, er kam damit eigentlich eher einer Intuition nach, jedenfalls streckte er die Hand aus und legte sie Alan auf die Schulter, hinderte ihn so sanft am Weitergehen. "Alan? Sei so gut und hör mir ein paar Momente zu... bitte." meinte er sanft und dennoch bestimmt. Alan war in Gedanken versunken, so dass er Damon, der ihn hartnäckig verfolgte, nicht bemerkte. Heute war das letzte Mal gewesen, dass er neben der Dachgaube des Schieferhauses gesessen hatte, er würde es nie wieder betreten und einfach so weitermachen wie früher. Jetzt war er sich sicher, dass er es konnte. Er konnte wieder so weiterleben, wie er es getan hatte, bevor Damon angefangen hatte, alles so zu verändern. So abrupt aus seinen Gedankengängen gerissen schrak Alan zusammen und fuhr herum, setzte schon dazu an, Lucael anzufahren, was er sich dabei dachte, ihn ständig zu erschrecken, als er Damon erkannte und verblüfft abbrach. Einen Bruchteil einer Sekunde lang gab Alans Gesicht viele seiner Empfindungen preis, nur einen Wimpernschlag lang, bevor er wieder kühl und abweisend wurde. "Warum? Du hattest nicht mal den Moment, um irgendein einziges Wort darüber zu verlieren, dass du gehst." Dabei hätte er ihn gehen lassen. Natürlich hatte er ihn auch jetzt gehen gelassen, aber war er so wenig wert, dass er nicht einmal so etwas wie ein Abschiedswort, irgendetwas verdient hatte? Damon wusste nicht wieso, aber für einen kleinen Moment huschte ein Lächeln über seine Lippen, denn er merkte, wie er die Art des Vampirs wirklich vermisst hatte. "Ich weiß." meinte er leise seufzend und nahm die Hand von Alans Schulter. "Und es tut mir leid. Ich weiß, dass es dir gegenüber weder fair noch nett war und im Nachhinein tut es mir wirklich Leid, dass ich einfach so gegangen bin." erklärte der Größere dem Vampir und blickte ihn traurig an. "Ich dachte nur, dass ein wenig Abstand uns beiden vielleicht gut tun würde, aber nachdem ich so einfach gegangen war," Damon lachte verbittert auf, "Ich weiß, es klingt lächerlich, aber ich habe mich einfach nicht mehr zurückgetraut. Ich wusste nicht, was ich dir sagen sollte oder ob du überhaupt noch mit mir reden wolltest." Er hob leicht verzweifelt die Hände und ließ sie dann wieder sinken. Es tat gut, das Ganze losgeworden zu sein und irgendwie tat es mehr als gut, den anderen wieder zu sehen und dessen Nähe zu spüren. Er streckte die Hand aus und strich dem anderen abwesend durchs Haar. "Ich hab dich vermisst." murmelte er leise und ließ die Hand wieder sinken. Dass er von Alan nur Abweisung erfahren würde, damit rechnete er und er fand, dass er es inzwischen auch gar nicht mehr anders verdiente. Aber irgendwie hoffte er doch, dass der Kleinere anders reagieren würde. "Der Unterschied von "ein wenig Abstand" und einem endgültigen Schlussstrich ist, dass beide wissen, worum es sich handelt." Alan wandte das Gesicht ab und blickte zur Seite, auf den Boden. "Weißt du denn jetzt, ob ich mit dir reden würde?" fragte er ruhig und blickte wieder auf. Damon wieder gegenüber zu stehen war schwierig und er überlegte, ob er einfach gehen sollte. Das Einzige, was ihn für den Moment band, war Damons Geständnis, ihn vermisst zu haben. "Nein, das weiß ich immer noch nicht." sagte Damon und blickte den Vampir an. Und das wusste er wirklich noch nicht, schließlich konnte es auch sein, dass der Vampir nur aus Höflichkeit stehen geblieben war. Er dachte eine Weile über Alans Worte nach. "Am Anfang wollte ich auch eine Art Schlussstrich ziehen. Es war so viel passiert und es schien mir unmöglich, dass wir uns jemals unterhalten würden ohne uns anzukeifen." fing er plötzlich an und blickte zu dem Vampir. "Vielleicht bin ich auch nur davongelaufen, ich weiß es nicht. Aber nach der ersten Nacht habe ich mich auch gar nicht mehr zurückgetraut. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto klarer ist mir eigentlich geworden, dass ich damit nur das Gegenteil bewirkt habe. Ich habe bloß noch öfter an dich gedacht und mich dauernd gefragt, was du wohl treibst, obwohl ich das Meiste davon in der Zeitung nachlesen konnte." Damon lachte wieder leise, doch diesmal war es durchaus ein leicht erheitertes Lachen. "Ich hab mir oft gewünscht, dass ich dich einfach so auf der Straße treffen würde, da mir das Ansprechen so viel leichter fallen würde." Sein Blick huschte zum Himmel. "Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne morgen zu dir kommen." Auch über Alans Lippen huschte ein scheues Lächeln. "Das ist dir ziemlich wichtig, oder? Dass wir uns unterhalten könnten, ohne aggressiv zu werden, meine ich." Daran hatte Damon als Mensch öfter gedacht und da er es jetzt aussprach, schien es nicht an Gewicht verloren zu haben. Überhaupt machten Damons Worte es etwas leichter, ihm zuzuhören und nicht gleich wieder zu gehen. "Und, bist du jetzt schockiert?" ließ er dann fragend, aber mit leicht amüsiertem Unterton verlauten und zielte auf die Zeitungen ab. Dreimal hatten sie von Morden geschrieben, die er zu verantworten hatte. Alan schmunzelte. Dass es Damon auf der Straße leichter fiel, lag sicher nur daran, dass er hier keine Tür hatte, die er wutentbrannt zuschlagen konnte. "Meine Adresse kennst du ja noch, denke ich." Damon lachte leicht. "Schockiert nicht, aber als ich das gelesen hab, da hab ich mich wirklich gefragt, ob es so gut wäre, dich zu besuchen." meinte er leise und blickte wieder zum Himmel. Das hatte er sich in dem Moment wirklich gefragt. Er hatte für einen Augenblick sogar vergessen gehabt, dass Alan ihm eigentlich nichts mehr anhaben konnte. Er seufzte leise, da der Himmel langsam heller wurde. "Bis morgen Abend dann.." meinte er lächelnd und konnte sich nicht mehr zusammenreißen. Die ganze Zeit schon waren ihm diese Gedanken durch den Kopf gegangen, aber jetzt konnte er sie nicht mehr beiseite schieben. Er ließ seine Hand wieder auf die Schulter des anderen wandern, beugte sich hinunter und küsste ihn sanft. 'Nicht schockiert?' hatte er spöttisch nachfragen wollen, als Damons seidige Lippen ihm plötzlich das Wort abschnitten. Einen Moment lang war er wie erstarrt, spürte gleichzeitig, dass seine Lippen leicht zitterten, hielt erschrocken und ein wenig verängstigt den Atem an und erwiderte den Kuss dann endlich vorsichtig. Während der drei Wochen war er irgendwann zu der Erkenntnis gelangt, dass er sich Damons Liebesgeständnis nur eingebildet hatte, da sein Geschöpf, schließlich hatte er ihn als Vampir geschaffen, so gar keine Anstalten machte irgendetwas zu tun und bis auf den Fakt, dass man ihm ansah, dass er schlecht schlief, hatte er auch nicht besonders mitgenommen ausgesehen. Außerdem war es ja dessen freie Entscheidung gewesen, zu gehen, weil er ja versucht hatte ihn zu töten und weil er sich sicher war, dass Damon ihm das immer noch schwerst übel nahm, hatte er nicht mehr geglaubt, dass der andere ihn zu irgendeinem Zeitpunkt geliebt hatte. Doch wie es aussah, wurde er gerade eines besseren belehrt, denn den zärtlichen Kuss konnte man schwerlich anders deuten. Damon hatte eigentlich damit gerechnet, dass Alan ihn von sich weisen würde, ihn anschreien oder ihm eine Ohrfeige geben würde, irgendetwas in der Art. Aber dass der andere den Kuss erwiderte, das hatte er sich nicht vorstellen können. Seine Hand wanderte in Alans Nacken, während er die Augen schloss, den anderen zärtlich zu küssen begann und den Druck auf die weichen Lippen des Älteren verstärkte. Er wusste, dass das, was er tat, ganz schön riskant war, da die Dämmerung bald einsetzen würde, aber er verließ sich auf seinen Instinkt, der ihn schon warnen würde, wann er den Kuss zu lösen hatte. So richtig erklären konnte sich Alan seine Reaktion auch nicht, allerdings war er auch eher damit beschäftigt, den Kuss zu genießen, als nach einer Erklärung dafür zu suchen. Wahrscheinlich war der Fakt, dass er Damon so lange beobachtet hatte, daran schuld. Genau jener Instinkt war es, der Alan dazu anwies, Damon nach einigen Minuten, in denen sich der Kuss stetig vertieft hatte, sanft aber bestimmt von sich zu schieben und den Kuss zu lösen. Einen kurzen Atemzug lang sah er ihn noch an, ein leicht rosa Schimmer hatte sich unerlaubt auf seinen Wangen niedergelassen, dann löste er sich ganz von ihm und trat den Heimweg an. "Es wird schon hell, ich komme nicht mehr rechtzeitig zurück." warf er Damon halb entschuldigend halb vorwurfsvoll über die Schulter zu, nachdem er gerade einen Schritt heimwärts getan hatte. Umso schneller waren die übrigen, die ihn in eine Gasse brachten, in welcher er sich ungestört in das Fledertier verwandeln und im Eiltempo zurückfliegen konnte. Damon löste den Kuss mehr als wiederwillig, aber die Argumente, die ihn dazu zwangen, waren einfach nicht von der Hand zu weisen. Er blickte zu dem anderen hinab und bemerkte erstaunt den rosa Schimmer, der sich für einige Momente auf Alans Wangen gelegt hatte. Er hätte nie gedacht, dass der Vampir so... so niedlich aussehen konnte. Er wollte Alan schon vorschlagen, mit ihm zu kommen, wenn er es nicht rechzeitig schaffen sollte, doch da dieser ging, war es wohl nicht dringlich genug, um mit dem Vorschlag Erfolg zu haben. Verträumt schaute er Alan hinterher, bevor auch er sich umdrehte und zurück zu seiner Unterkunft eilte. Gerade noch rechtzeitig kam er in dem Wirtshaus an und eilte hinauf in sein Zimmer. Da er eigentlich nur hatte rausgehen wollen, waren die Vorhänge noch nicht richtig zugezogen. Schnell tat er das und schloss die Tür ab. Das erste Mal seit den zweieinhalb Wochen legte er sich auf sein Bett und schlief wirklich ruhig und friedlich. Alan hatte ja immerhin den Vorteil, durch die Verwandlung die Wege schneller zurücklegen zu können, sodass auch er hastig durch sein Zimmer stürmen und die restlichen Fensterläden schließen konnte, bevor einige Sekunden später die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont lugten. Vom plötzlichen Sprint geschafft ließ er sich auf sein Bett fallen und zog sich langsam aus, während er über das eben Geschehene nachdachte. Gott, er hatte sich schon wieder von Damon überrumpeln lassen und die Erklärungen von ihm machten ihn ... na ja nicht neugierig, aber er wollte schon wissen, was der Rothaarige ihm noch zu sagen hatte. Müde von dieser langen Nacht und endlich mal gesättigt von seinem Opfer kroch er unter die seidenen Decken und war wenig später eingeschlafen. Nacht 32 Das erste Mal seit er sein Leben als Vampir fristete, wachte Damon auf und fühlte sich ausgeschlafen. Seltsamerweise war er dazu noch gut gelaunt und so streckte er sich erst mal, bevor er aus dem Bett stieg. Er brauchte einige Momente, bis ihm die Begegnung mit Alan von gestern Abend einfiel und ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. Dennoch gab es in dieser Hinsicht noch etwas zu klären. Immerhin bedeutete ein erwiderter Kuss nicht unbedingt das Erwidern von Gefühlen. Damon seufzte leise und zog sich wieder anständig an, bevor er sich auf die Suche nach einem Opfer für diese Nacht machte. Normalerweise ließ er sich damit Zeit, denn sonst hatte er die Nacht über nichts zu tun. Doch diesmal beeilte er sich. Nachdem er fertig mit Speisen war, machte er sich auf den Weg zu Alans Anwesen. Wie nicht anders zu erwarten, verlief er sich ein kurzes Stück, nachdem er aber bei dem Teich ankam, wusste er wieder, wo er war. Aus reiner Gewohnheit klopfte er nicht an, sondern öffnete die Haustür einfach, denn wie auch sonst war sie nicht abgeschlossen. Kurz überlegte er, ob er nicht Julian und Ernesto Hallo sagen sollte. Aber irgendwie überkam ihn mal wieder leichte Scham. Alan schlief lange und erwachte mit einer gewissen Unruhe. Deswegen blieb er demonstrativ lange im Bett liegen und räkelte sich faul zwischen den Decken. Aber da Damon seinen Besuch angekündigt hatte, überlegte er sich, dass es wohl doch besser war, wenn er vorher aufstand, damit er Damon nicht wieder dazu verleitete, die Situation auszunutzen, was ja sowieso dessen Spezialität zu sein schien. Die Ereignisse der letzten Nacht rekapitulierend schüttelte er den Kopf. In Bezug auf Damon lief wirklich alles über Kreuz, kaum hatte er sich überlegt, seine kleinen Kontrollbeobachtungen aufzugeben, erkannte Damon ihn auf der Straße und wollte sich entschuldigen. Vielleicht war es Damon deswegen so leicht gefallen, ihm zu diesem Kuss zu "überreden", er war einfach etwas verwirrt gewesen. Barfuss und nur mit langen schwarzen Hosen und einem Hemd bekleidet, das obligatorische Wams hatte er großzügig weggelassen, wieso hätte er sich auch in seinem eigenen Haus standesgemäßer anziehen sollen, heizte er den Kamin an. Da er ja heute nicht draußen herumlief, musste er sich hier noch irgendwie beschäftigen. Kurz spielte er mit dem Gedanken, zu lesen, aber konnte sich nicht recht konzentrieren. So zwang er die überschüssigen Energien in die Buchhaltung, die so alltäglich anstand. Damon traute sich wirklich nicht, Ernesto oder Julian irgendwie zu zeigen, dass er wieder da war. Er schüttelte über sich selbst kurz den Kopf und ging dann die Treppe hoch. Vor Alans Tür angekommen, sammelte er sich einige Momente und klopfte dann an die Tür des anderen. Er wartete keine Antwort ab, da der andere ja wusste, dass er kommen wollte, und öffnete die Tür. "'N Abend." meinte er leise, um wenigstens irgendetwas zu sagen. Behutsam schloss er die Tür hinter sich und blieb stehen, wo er war. Alan runzelte säuerlich die Stirn, als Damon auf einmal einfach so in seinen Räumlichkeiten stand. Dessen Rücksicht auf gewisse Höflichkeit schien ja nicht besonders lange gehalten zu haben. Es mochte ja vielleicht kleinlich sein, aber Alan war schließlich adlig erzogen worden und da gehörte es dazu, dass man darauf achtete. Kleinlichkeiten wurden bei den ganzen Banketten und Empfängen einfach überproportional wichtig genommen und konnten viele Dinge entscheidend beeinflussen. Er klappte die Rechnungsbücher zu und stand auf. Damon hatte solch eine Erziehung im Gegensatz zu Alan nie genossen, und so war es ihm zum größten Teil nicht bewusst, wenn er sich unhöflich benahm. Er stammte nun mal aus einer Bevölkerungsschicht, in der man sich nicht mit so Kleinigkeiten aufhielt. "Störe ich?" fragte er vorsichtig, da sein Blick zu den aufgeschlagenen Büchern gewandert war. "Nicht wirklich." verneinte Alan und kam doch hinter dem Schreibtisch hervor, ging vor Damon her und setzte sich auf den mit rotem Samt bespannten Diwan, der zusammen mit einigen Sesseln zwischen der Fensterfront und dem Kamin stand. "Außerdem glaube ich nicht, dass du kommentarlos wieder gehen würdest, wenn es so wäre." konnte er sich nicht verkneifen spöttisch anzufügen. "Ich würde solange hier sitzen bleiben, bis du mir zuhören würdest." erwiderte Damon lächelnd und setzte sich in einen der Sessel, der gegenüber von Alan stand. Er überlegte kurz, wie er am besten anfangen sollte, wusste aber nicht, ob es überhaupt eine richtige Reihenfolge bei solchen Gesprächen gab und fragte deswegen ins Blaue hinein: "Sag mal, du kennst dich doch mit dem ganzen Vampirdasein besser aus als ich; können Vampire hypnotische Kräfte entwickeln?" fragte er den anderen. Ein leise triumphierendes Grinsen erschien kurz auf Alans Lippen. "Soso, dann war das also ein verzweifelter Versuch, höflich zu sein." brachte er für sich auf den Punkt. Er blinzelt kurz, Damon schaffte es wirklich immer wieder ihn zu verwirren. War er jetzt bloß gekommen, um ihn das zu fragen? fragte Alan sich lakonisch. Oder versuchte er bloß einen Einstieg zu finden? "Wie meinst du das?" Es kam ja darauf an, was Damon unter hypnotischen Kräften verstand. "Ich weiß nicht... ich hatte in den letzten zwei Wochen öfter das Gefühl, dass ich Leute gezwungen habe etwas zu tun. Erst dachte ich, ich würde mir das nur einbilden. Dann habe ich ein kleines Experiment gewagt und den Wirt, der mehr als geizig war, gefragt, ob er mir die Miete für das Zimmer nicht um zwei Drittel senken würde. Na ja, ich brauchte ihm nur etwas fester in die Augen sehen und er hat's getan." erzählte Damon dem anderen seine Erlebnisse. Er wusste selbst nicht, warum er damit angefangen hatte, aber es schien ihm ein recht unverfängliches Thema zu sein, mit dem sie überhaupt erst mal ins Gespräch kamen. Alan schmunzelte, Damon schien seine Fähigkeiten recht pragmatisch anzuwenden. Er strich sich übers Kinn und überlegte. Auch ihm war aufgefallen, dass er Menschen mehr oder weniger subtil dazu bringen konnte, etwas zu tun, aber es funktionierte nicht immer und nicht bei jeder Sache. Konnte also auch gut sein, dass Damon ihm in dieser Hinsicht überlegen war und nicht jeder Vampir die gleichen Kräfte hatte. Vielleicht hatte die Ausprägung etwas mit der mentalen Veranlagung zu tun. "Entweder, du siehst so furchteinflößend aus, dass sie es deswegen tun, oder du kannst ihre Gedanken recht gut beeinflussen, würde ich sagen. Hast du eigentlich mittlerweile gemerkt, wie schwierig es ist, die Gedanken von Menschen auszublenden?" fragte er interessiert, weil der Rothaarige sich als Mensch mehr als ein Mal darüber beschwert hatte. "Ja hab ich." meinte Damon leise. Am Anfang hatte er gar nichts gehört und auf einmal hatte es angefangen. Es hatte drei Tage gedauert, bis er sich daran gewöhnt hatte. "Du kannst meine Gedanken nicht mehr lesen, oder?" fragte er nach. Ihm war aufgefallen, dass er auch die Gedanken eines Vampirs aufgeschnappt haben musste, jedenfalls glaubte er das, aber irgendwie hatte es sich nicht nach Alan angehört. Außerdem hielt Alan ihm nicht mehr vor, wie er dachte, was er ja früher oft getan hatte. Alan hatte ein Bein angezogen, den nackten Fuß auf dem Sofabezug abgestützt und einen Arm darum gelegt und schüttelte nun bedauernd den Kopf. "Es funktioniert nicht, wenn man das gleiche Blut hat." Manchmal hatte er wirklich wissen wollen, was der andere dachte, denn nachdem er solange mit der Kenntnis der Gedanken von anderen in seiner Umgebung gelebt hatte, war es plötzlich schwieriger, sich ohne dieses Wissen richtig zu verhalten. Und dass er bei Damon nicht immer Erfolg mit seinen Bemühungen hatte, hatte er ihm ja nun hinreichend demonstriert. Dass er ohne diese summende Informationskulisse gelebt hatte, war schließlich schon hundert Jahre her, damals als er noch bei seinem Schöpfer gelebt hatte. Damon nickte verstehend und seufzte leise. Er stützte den Kopf in die Hände und überlegte eine Weile. Er wusste nicht, wie er damit anfangen sollte, aber wahrscheinlich gab es dafür keinen richtigen Anfang. "Weißt du... ich habe das damals wirklich ernst gemeint, als ich dir gesagt habe, dass ich mich in dich verliebt habe. Und mir ist es heute genau so ernst wie damals." fing er unsicher an und sah Alan kurz an, ließ den Blick dann aber wieder zu Boden wandern. "Aber... ich ...ich will endlich wissen, wie du denkst. Ich möchte endlich wissen, woran ich bin. Mal gibst du mir das Gefühl, als würde ich dir wirklich etwas bedeuten und dann bist du wieder so abweisend zu mir. Ich weiß, dass ich dir nicht völlig egal bin, das habe ich gemerkt, als du mir dein Blut gegeben hast und sonst hättest du mich wahrscheinlich nicht die ganze Zeit beobachtet." Nun, er wusste nicht, ob es wirklich der Vampir gewesen war, aber das war wirklich das Naheliegendste. "Aber das gibt mir noch lange keine Gewissheit über deine Gefühle." "Seit wann wusstest du, dass ich dich manchmal beobachtet habe?" fragte Alan zwar erstaunt, aber trotzdem mit ruhiger Stimme. Er sah an Damon vorbei aus dem Fenster. "Ich wollte einfach wissen, was du tust. Zuerst war ich sowieso erstaunt, dass du überhaupt noch in der Stadt warst. Ich hatte gedacht, du wärst weiter weg gegangen. Ich wollte sehen, wie du als Vampir zurecht kommst." rechtfertigte er sein Verhalten. "Vielleicht wollte ich auch sehen, wie du ohne mich zurecht kommst." gestand er dann ehrlich. "Na dann glaubst du ja wenigstens auch nicht mehr, dass ich dich töten wollte, weil du mir auf die Nerven gegangen bist." stellte er bitter fest. Es hatte ihn wirklich gekränkt, dass Damon so auf dieser Ansicht beharrt hatte. "Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass mich jemand zeitweise beobachtet. Aber das du das warst, weiß ich erst seit gestern Abend." antwortete er ehrlich und sah den Vampir an. Er seufzte leise. "Das habe ich anders gemeint. Ich bin davon ausgegangen, dass du mich umbringen wolltest, weil....na ja, ich hatte das Gefühl, dass du dich in den Tagen ein wenig verändert hast und dass dir das nicht passt. Und irgendwie konnte ich ja nur der Grund dafür sein. Zumindest haben auch Ernesto und Julian diese Meinung gehabt. Und deswegen habe ich gedacht, ich gehe dir auf die Nerven damit, dass ich hier alles verändere." erklärte er dem anderen, was er damit eigentlich hatte sagen wollen. Vielleicht sollte er sich in nächster Zeit besser ausdrücken. "Aber du hast mir meine Frage nicht beantwortet." fügte er nachdenklich hinzu. "Ja ich weiß, ich kann sie nicht sofort beantworten. Zumindest nicht ehrlich." gab Alan zu. "Ja, wenn du es so gemeint hast, dann stimmt es schon." seufzte er plötzlich müde. Er schien fast nichts vor Damon verbergen zu können, egal, wie sehr er es versuchte. "Ich war traurig, dass du gegangen bist. Enttäuscht. Es schien der Beweis dafür zu sein, dass du es sowieso nicht ernst gemeint haben konntest. Und es war der Beweis, dass ich immer noch nicht gelernt habe, damit umzugehen, wenn jemand einfach geht." Alans so sorgsam ruhig gehaltene Stimme zitterte plötzlich und brach. Er wandte das Gesicht ab und stand auf. Warum musste er wieder hierher kommen? Warum konnte er ihn denn nicht in Ruhe lassen? "Ist das denn etwas schlimmes?" fragte er vorsichtig nach. Er hätte den anderen jetzt gerne in den Arm genommen, ihm gezeigt, dass er für ihn da sein wollte, aber er hatte schon einmal Abweisung erhalten, als er das versucht hatte, und es hatte ihn damals doch weh getan. So blieb er sitzen und sah den anderen an. "Ich bin einfach so gegangen, weil ich es mir einfach machen wollte. Ich hasse Abschiede, ich kann das einfach nicht und ich wusste auch nicht, ob ich wirklich gehen wollte." meinte er leise, "Ich finde es nicht schlimm, wenn man mit so etwas nicht zurecht kommt. Es zeigt einem doch, dass einem die Menschen, die einen verlassen haben, wirklich etwas bedeutet haben. Ich fände es eher schlimm, wenn du ohne mit der Wimper zu zucken zusehen könntest, wie ein geliebter Mensch dich verlässt. Entweder du bist völlig gefühlskalt oder aber du lässt Gefühle zu, aber Freude und Schmerz sind zwei Dinge, die eng beieinander hängen." Alan starrte mit unbewegter, völlig emotionsloser Miene aus dem Fenster neben sich. Seit Damon gegangen war, hatte er permanent an sich gearbeitet, seine Selbstbeherrschung perfektioniert, damit man ihm auf den Festen nichts ansah, nur seine Stimme hatte eben verraten, dass das nur noch eine Maske war. Er wollte nicht mehr von jedem, der ihn verließ, in seelische Abgründe gerissen werden, weil er Angst hatte, dass er nicht mehr herauskam. Er hatte Angst, in seinem langen Leben öfter verlassen zu werden, als er verkraften konnte und er wollte daran nicht zugrunde gehen. Er wollte sein Befinden nicht mehr von anderen abhängen lassen und er wollte nicht, dass sie sahen, dass er verletzlich war. Manche Adlige zum Beispiel waren schlimmer als wilde Tiere, sofern man die kleinste Schwäche zeigte, wurde man zu Boden gerissen und zerfetzt. Es war doch überall so. Und wenn der Preis für seinen Schutz über die Jahrhunderte hinweg eben die tief empfundene Freude war, dann würde er diesen Preis bezahlen. Damon konnte dem Ganzen einfach nicht mehr tatenlos zusehen und so stand er auf, obwohl er damit rechnete, von Alan abgewiesen zu werden. Vorsichtig stellte er sich hinter den anderen und legte die Arme um ihn. Er war jedoch bedacht darauf, dass Alan nicht das Gefühl hatte, er müsste stehen bleiben, wenn er das nicht wollte. Er seufzte leise und blickte an Alan vorbei durchs Fenster. "Vielleicht fällt mir das aber auch alles viel leichter, weil ich es nicht anders gewöhnt bin. Ich denke, du hast gemerkt, dass ich nicht aus den obersten Schichten stamme. Meine Eltern waren einfache Bauern, natürlich ist das Leben in dieser Schicht nicht einfach, es ist überhaupt nicht einfach, die meisten werden nicht über vierzig Jahre alt, aber gerade in dieser Schicht lernt man, offen mit seinen Gefühlen umzugehen. Natürlich gab es Situationen, in denen man sich anders verhalten musste, aber größtenteils konnte ich offen denken und sprechen und zeigen, wie es mir ging." erzählte er leise. Alan zitterte kurz, ließ es aber zu, dass Damon ihn in seine Arme zog und wehrte sich nicht mehr. Er hatte doch sowieso schon verloren. "Und ich habe gelernt, zu warten, bis man hereingebeten wird, damit der andere die Möglichkeit hat, zu entscheiden, ob er seinem Besuch nur mit einem Handtuch bekleidet gegenüberstehen oder sich doch vorher was anziehen will." Er lächelte dünn, natürlich war das nur ein Beispiel. "Morgen lasse ich dir ein paar banketttaugliche Sachen schneidern und dann wirst du ja selbst den Unterschied sehen. Dann wirst du schon sehen, dass es auch mindestens vier Leute geben wird, die peinlich genau darauf achten, wie du dein Glas abstellst und wie du deinem Gesprächspartner zuerst ansiehst. Und wenn du eine Gräfin als Herzogin ansprichst oder vergisst zu warten, bis sie selbst das Glas ansetzt, weil du am Verdursten bist, dann wird es später heißen, dass du dich unkooperativ verhältst und dann erhältst du eben keine Zollvergünstigung oder ein Handelsvertrag weist plötzlich furchtbar unakzeptable Bedingungen auf oder was ihnen sonst noch so einfallen mag. Aus den Gedanken der Anwesenden kenne ich ein Paar, das es öffentlich gar nicht gibt, und wenn ich es nicht hören könnte, würde man nie auf den Gedanken kommen, dass diese beiden ein Paar sind und das ist unsagbar wichtig. Die Bedeutung des Wortes "soziale Hinrichtung" kennst du erst, wenn du mal verfolgen konntest, was passiert, wenn das ans Licht kommt." erzählte er langsam und ruhig. "Ich denke nicht, dass ich dich dorthin begleiten werde." erwiderte Damon und ließ seine Arme liegen, wo sie waren. "Es würde auffallen, dass ich nicht dazu gehöre, egal wie sehr du dich bemühen würdest, mir die Regeln beizubringen. Solche Dinge zu regeln überlasse ich lieber denen, die es können, außerdem glaube ich nicht, dass ich mich dort wohlfühlen würde. Ich gehöre da nun mal nicht hin." erklärte er dem anderen und lehnte sich sachte an den Kleineren. Natürlich gab es auch weiter unten soziale Hinrichtungen, allzu oft gab es das. Aber dennoch waren sie nicht so verheerend wie in den oberen Ständen. "Du würdest mich ja auch nicht begleiten, wir würden getrennt da auftauchen. Sonst wäre ich ja auch noch geliefert, weil du dich ja tatsächlich zwangsläufig daneben benehmen musst." stimmte Alan ihm zu. Eigentlich wäre der einzige Sinn und Zweck davon, Damon dahin zu bringen, ja auch gewesen, ihm am eigenen Beispiel vorzuführen, wie das laufen würde. "Solche Gesellschaften sind ja auch gar nicht dazu da, dass man sich wohlfühlt. Sie sind einfach nur dazu da, dass das Geld am Fließen gehalten wird." Da das Gespräch wieder in eine ruhigere, weniger persönliche Richtung glitt, entspannte sich auch Alan langsam wieder und kam allmählich zur Ruhe. Es hatte keinen Sinn mehr, Damon jetzt noch von sich zu weisen, er hatte ja sowieso schon gesehen, wie es hinter seiner... Fassade aussah. "Man könnte trotzdem eines mit dem anderen verbinden." meinte Damon und seufzte leise, "Verstehe einer den Adel, ich tu es jedenfalls nicht." stellte er fest und bemerkte, dass Alan sich langsam entspannte. Er lächelte erfreut, da er es diesmal anscheinend geschafft hatte, den anderen von seinen trüben Gedanken abzubringen. Er drückte Alan an sich und küsste ihn kurz sanft aufs Ohr. Dann ließ er ihn auch schon wieder los und setzte sich wieder in den Sessel. "Würdest du mich wieder aufnehmen? Ich würde auch Miete zahlen." meinte er auf einmal leicht lachend und blickte zu Alan. Alan verweilte noch einen Moment länger am Fenster und sah hinaus in den Garten. Irgendwie fühlte er sich besser. Er ließ sich wieder auf dem Diwan nieder und betrachtete eins der roten Kissen. Es war irgendwie gut zu hören, dass es noch genug Leute gab, die so etwas aussprachen. In adligen Kreisen hätte man solche Bitten nie vernommen, obwohl es sie nur zu oft gab. Aber dadurch hätte man sich und seinen Besitz unheimlich angreifbar gemacht. "Nur wenn du dich an eine Kündigungsfrist von einem Monat hältst." Ein scheues Lächeln huschte durch Alans Augen. "Ich brauche die Miete, sonst kann ich Julian demnächst nicht mehr bezahlen..." offenbarte er. "Was?!" fragte Damon leicht entsetzt nach und beugte sich leicht vor. "Das ist natürlich ein Grund mehr hier einzuziehen." meinte er und lehnte sich wieder zurück. Er mochte Julian und Ernesto und irgendwie konnte er sich nicht einen ohne den anderen vorstellen. "Und wie viel müsste ich bezahlen?" fragte er nach. Er würde sich überlegen müssen, wie er an das Geld kommen würde. Aber das würde er schon hinbekommen. Immerhin hatte er es geschafft, zu töten, da würde das Beschaffen von Geld wohl das kleinere Übel sein. Alan seufzte. "Es ist nicht so, dass ich in drei Monaten pleite bin oder so." klärte er vorab. "Aber ich habe bis jetzt von einer Erbschaft gelebt und wenn ich mir nicht langsam etwas überlege, wie ich stetig an Geld komme, dann bin ich irgendwann wirklich bankrott. Deswegen muss ich einen entsprechenden Geldbetrag auf jeden Fall zurückhalten, damit ich den entweder verleihen und Zinsen bekommen oder irgendwo gewinnbringend investieren kann. Und darum wäre es gut, wenn du Miete zahlen würdest." Der Preis war natürlich eine gute Frage. Alan kaute an einem Fingernagel herum und dachte einen Moment nach. "Las es uns so machen: Es gibt vier verschieden große Gästezimmer. Wenn wir pro Quadratmeter zweieinhalb Gulden vereinbaren, kannst du dir aussuchen, wie viel du bezahlst. Wasser und Heizmaterial sind schon inbegriffen." Damon überlegte eine Weile und nickte dann. "Das ist eine gute Idee. Ja, so machen wir es, ich werde die Miete auf jeden Fall bezahlen, aber ich muss erst überlegen, wie ich mir das Geld beschaffe. Ich hab noch etwas, aber das wird nicht sehr lange reichen." erklärte er dem anderen. Viel hatte er nicht ausgeben müssen, da er die Miete in dem Wirtshaus hatte senken können. Damon ließ sich wieder ganz in den Sessel zurücksinken und musterte Alan, "Dann lass uns die Zimmer doch durchgehen, dann kann ich heute schon hier bleiben." schlug er lächelnd vor. Alan grinste nun ehrlich und machte Anstalten aufzustehen. "Formulier es doch umgedreht; du würdest heute gern hier bleiben und dir darum schon mal die Zimmer ansehen." feixte er. "Aber ich bin kein Immobilienmakler, was zu den einzelnen Räumen kannst du dir selber erzählen." Die nackten Füße machten fast kein Geräusch auf dem Teppichboden, als Alan seinen neuen Mieter durch die Villa führte. Das Gebäude war zwar klein, aber vierflügelig angelegt, in der Mitte befanden sich die wichtigen Räume, wie Bad oder auch die Küche sowie einige Empfangszimmer und die Gästeräume waren in den Flügel untergebracht. Alan selbst wohnte im Obergeschoss des Nord- und Ostflügels, die Bibliothek war im Westflügel und der Südflügel beherbergte Kleinigkeiten, eine Sauna zum Beispiel. "Ich hoffe nur, dass ich mich nicht verlaufe, also bleib schön bei mir." meinte Damon schmunzelnd und erinnerte sich daran, wie er sich die ersten Tage immer verlaufen hatte. Er besah sich zusammen mit Alan die einzelnen Zimmer. Letztendlich entschied er sich für ein Zimmer im Westflügel. Es war nicht sonderlich groß, eigentlich war es das Zweitkleinste von den vier Zimmern, aber es hatte eine Tür zum Garten hin und Damon fand, dass es am gemütlichsten von allen war. Außerdem mochte er die Nähe zur Bibliothek und es lag es nah genug an der Mitte, so dass er überall gut hinkam. "Das nehme ich." meinte er lächelnd und sah sich in dem Zimmer um. Alan wippte auf den Fußballen auf und ab und sah zu, wie Damon das Zimmer in Augenschein nahm. Schon seine Gestik verriet, dass er es mochte. Alan gefielen hier die Möbel, auch wenn er den dermaßen langweiligen Grundriss nicht ausstehen konnte. "Dann gehe ich im Grundriss nachsehen, wie groß es genau ist, aber wenn ich mich recht erinnere, waren es siebzehneinhalb Quadratmeter. Sind 43 und ein halber Gulden bezahlbar?" fragte er vorsichtshalber noch nach. Nicht, dass Damon aus allen Wolken fiel, wenn er ihn wegen der Zahlung mahnte. "Doch, das ist ok, ich vertrau dir einfach, lass uns uns auf 43 1/2 Gulden einigen." Damon hatte kurz zusammen gerechnet, das hieß, er hatte für drei Monate auf jeden Fall das Geld für die Miete und in drei Monaten würde ihm schon einfallen, wie er an Geld kam. Er drehte sich noch einmal und lächelte. Ja, dieses Zimmer war wirklich nach seinem Geschmack. Schön einfach und doch gemütlich. Nur neues Bettzeug würde er holen. Und zwar in blau, er musterte die rote Bettdecke. Ja, blau und das Ganze würde schon viel freundlicher sein. Außerdem fand er, dass rot eine Farbe war, die besser zu Alan passte als zu ihm. "Brauchen wir irgendwelche Vereinbarungen oder einen Mietvertrag?" dachte Alan laut. Absichern war zwar gut, aber irgendwie hatte er im Moment nicht das Gefühl, dass Damon das nur tat, um ihn über den Tisch zu ziehen. Außerdem tat es vielleicht ganz gut, auch mal nicht zu misstrauen. Vielleicht war es ja das, was er von Damon lernen konnte, vielleicht hatte er das irgendwie mit Menschlichkeit verwechselt. "Hm, nein, aber es wäre gut, wenn ich das Geld erst zum Monatsende bezahlen müsste... das hört sich für mich nach weniger Stress an." meinte Damon leicht lachend und setzte sich auf das Bett. Er dachte eine Weile nach und blickte dann zu Alan. "Ich traue mich eigentlich gar nicht mehr durchs Haus zu laufen, aus Angst Ernesto zu begegnen... da werd' ich mir wahrscheinlich einiges anhören müssen." erzählte er dem anderen und schmunzelte. So wie er den Italiener einschätzte, würde dieser wirklich auf ihn 'losgehen'. "Das hast du jetzt davon." meinte Alan schulterzuckend. Aber manchmal ging im das genauso. Als er nach den ersten drei Tagen, in denen er wirklich reichlich getötet hatte, wieder nach Hause gekommen war, war auch mehr als nur ein Vorwurf in seinen Augen zu lesen gewesen. Unschlüssig sah Alan zur Tür. Eigentlich war erst einmal alles geklärt und das Gespräch drohte irgendwie zu versickern. Um in die Stadt zu gehen war es mittlerweile zu spät, deswegen würde er sich wohl mal dem Buch zuwenden müssen, über das sich beim nächsten Empfang alle unterhalten würden. Damon seufzte leise und legte sich dann ganz auf das Bett. Eigentlich war er ja ganz zufrieden damit, wie die Sache verlaufen war. Immerhin hatten sie ein mehr oder weniger vernünftiges Gespräch geführt, ohne dass sie wieder zu streiten angefangen hatten, was für ihn bewies, dass sie dazu durchaus in der Lage waren. Er sah zu Alan und fragte sich, was dieser jetzt vorhatte. Dass dieser so knapp geantwortet hatte, hieß für ihn irgendwie, dass er jetzt wohl wieder gehen würde. Wenn er ehrlich war, fand er das schade, denn er mochte die Gegenwart des anderen. "Was machst du jetzt?" fragte er leise nach. "Wahrscheinlich noch ein wenig lesen." antwortete Alan und warf noch einen Blick in den Raum, bevor er sich ernsthaft der Zimmertür zuwandte, "Warum?" Währenddessen dachte er über ihr Gespräch von vorhin nach. Die Parallelen zu dem einen Abend, als er auf dem Balkon gesessen und Damon versucht hatte, ihn zu trösten, waren unübersehbar. Doch diesmal hatte er Damon nicht zurückgewiesen, dieser hatte die Distanz selbst wieder hergestellt, wohl weil er auf das Rücksicht nahm, was Alan ihm in der Zwischenzeit erzählt hatte. Und eigentlich war das ein ziemlicher Fortschritt, denn Damon hatte nicht auf Biegen und Brechen versucht, eine Antwort zu erhalten und hatte Alans gewisse Grenzen respektiert und Alan hatte nicht sofort schroff und unnahbar jegliche Antwort verweigert. "Würde es dich stören, wenn ich mich dazu setzen und auch was lesen würde?" fragte er vorsichtig nach. Er hatte gemerkt, dass er bei Alan mit Drängen wohl eher das Gegenteil von dem, was er erreichen wollte, erreichte. Er setzte sich auf und blickte den Vampir fragend an. Alan wartete einen Moment mit der Antwort, zuckte dann aber mit den Schultern und meinte "Wenn du unbedingt willst..." Was man eigentlich als eine Zustimmung betrachten konnte. Dann sah er ihn einen Moment lang mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen an. "Eigentlich schuldest du mir noch etwas." Damon nickte und stand auf. Er war gerade dabei, ein Buch aus seiner Tasche zu nehmen, als er die Frage des anderen hörte. "Und was?" fragte er irritiert und hatte wirklich keine Ahnung, worauf der andere anspielte. Das Einzige, was ihm spontan einfiel, war Blut, aber er hatte Alan fünf Tage lang sein Blut gegeben, warum sollte er ihm in der Hinsicht etwas schulden? Alan zielte aber auf das Blut ab, schließlich war das Blut, das er Damon gegeben hatte, nachdem er Vampir geworden war, nicht mehr Teil ihrer Vereinbarung vom Anfang gewesen, nach welcher Damon ihm als Austausch für Kost und Logis sein Blut gab. Und er hatte irgendwie gerade Appetit darauf, wenn er ehrlich war. Als Antwort auf seine Frage berührte er seine Halsschlagader, während er mit Damon wieder auf den Gang hinaustrat. Damon seufzte leise und hatte eigentlich große Lust Alan aufzuklären, dass er da anderer Meinung war. Andererseits hatte er auch den Verdacht, dass der Vampir ein paar schlagkräftige Argumente parat hatte und dass alles wieder in einem großen Streit enden würde. "Na gut... aber nicht so viel, ich hab heut nicht viel getrunken." meinte er leise und blickte kurz zu Alan. Eigentlich war da ja nichts dabei, er war es schließlich irgendwie gewöhnt, dass Alan Blut von ihm trank. Alan steuerte zuerst die Bibliothek an und suchte sich das Buch heraus, für das er sich interessierte, bevor er darauf zurückkam. Damon hatte ja sein Buch dabei gehabt und saß darum schon in der herrlichen Sitzecke, die vor einer großen Fensterfront stand. Der Erbauer der Villa hatte das Tageslicht wohl geliebt und es darum, so oft es ging, sehen wollen. "Ich war ja eigentlich schon beeindruckt, dass du überhaupt was anders als Rattenblut trinkst." kam die verspätete Antwort aus den Tiefen der Regale zurück. Kurz darauf erschien auch der Besitzer der Stimme und setzte sich neben Damon auf das schlichte grüne Sofa. "Darf ich?" fragte er und betrachtete Damons Hals. Damon seufzte leise. "Es ging mir doch nur darum, dass es ein Kind ist. Ich habe zwei Kinder verloren, glaubst du, da könnte ich ein einziges umbringen?" fragte er leicht anklagend und blickte kurz verloren auf den Buchumschlag. Dann schüttelte er leicht den Kopf, als wolle er den Gedanken damit abschütteln und sah zu Alan. "Hm." machte er leise auf seine Frage hin und nickte zaghaft. Er setzte sich gemütlich hin und legte den Kopf zur Seite, damit Alan besser heran kam. "Es sollte jetzt eigentlich kein Angriff sein." verteidigte sich Alan. "Ich hatte mir schon gedacht, dass du davon nicht trinken willst, aber es war eben das einzige, das ich um diese Uhrzeit noch auftreiben konnte. Aber ich dachte nicht, dass dich das so verschreckt, dass du deswegen gleich ganz gehst." Er drehte sich ein wenig, sodass sie sich auf der Couch fast gegenüber saßen und stützte sich nur ein wenig an Damons Oberkörper ab, als er sich über seinen Hals beugte. Tastend strich einen Moment mit den Lippen über die nun kühle Haut des Größeren und biss dann sanft und übergangslos zu. Genüsslich begann dann er das Blut, das ihn noch immer so unheimlich anzog, zu trinken. Es hatte sich kaum verändert, die Konsistenz war ein wenig anders und ein Quäntchen Schärfe war dazugekommen, aber das machte die gesamte geschmackliche Komposition nur noch interessanter. Damon seufzte leise und schloss die Augen aus Gewohnheit. Es fühlte sich seltsam an, nach den zwei Wochen wieder gebissen zu werden, aber er konnte nicht sagen, dass es sich schlecht anfühlte. Seine Hände legten sich fast automatisch um die Hüften des Kleineren und hielten ihn so sanft fest. "Wie viel hab ich eigentlich im Fiebertraum erzählt? Ich meine über meine Familie?" fragte er leise nach. Es machte ihm doch ein kleines bisschen etwas aus, dass Alan einfach darüber bescheid wusste und da wollte er wenigstens wissen, wie viel der andere wusste. Es war natürlich schlau von Damon, ihn zum Antworten zu bringen, damit er zu trinken aufhörte, merkte Alan für sich an. Aber dann musste die Antwort eben noch etwas warten. Er nahm noch einige Schlucke, die er lange auf der Zunge auskostete, bevor er sich widerwillig wieder löste und aus Gewohnheit darüber leckte. Eigentlich hatte er keinen Einfluss mehr darauf, wie schnell sich die Wunde schloss, da Damon ja auch Vampir war. Die Hände, die leicht auf seiner Hüfte lagen, störten ihn zu seiner eigenen Überraschung kaum. "Nicht viel und kaum Details. Eigentlich nur, dass deine Geliebte zusammen mit eurem Kind im Kindbett an einem Fieber gestorben ist." Damon hatte daran gar nicht gedacht, als er die Frage stellte. Sie war ihm nur gerade in den Sinn gekommen und er stellte Fragen immer gleich, bevor er sie nachher vergaß. Deswegen sagte er auch nichts dagegen, als Alan ihm nicht sofort antwortete. Damon lauschte seiner Antwort und nickte dann. Es war also nicht alles gewesen, aber es war doch mehr, als er dem Vampir hatte erzählen wollen. Seine Hände ließ er weiterhin auf Alans Hüften ruhen, nur seine Daumen strichen leicht über den Saum von Alans Hose. Alan bemerkte Damons Widerwillen gegen den Fakt, dass er bereits grob wusste, worum es ging, und fragte nicht weiter. Damon würde es ihm schon irgendwann erzählen und wenn nicht, wollte er es auch nicht wissen. Die Vergangenheiten anderer gingen ihn nichts an, zumal er irgendwie das Talent hatte, stets auf Leute zu treffen, die bereits einiges durchgemacht hatten. Er konnte ihnen auch nicht helfen. Durch die leichte Bewegung wieder darauf aufmerksam gemacht, weil sie bei ihm unwillkürlich ganz leichte Gänsehaut verursachten, kam ihm auch wieder in den Sinn, dass Damon ihn immer noch so hielt, dass er beinahe auf seinem Schoß saß und er auch keine Anstalten machte, wieder loszulassen. "Wolltest du nicht lesen?" fragte er also. Die Frage wäre nicht anders gewesen, wenn er gleich gesagt hätte: "Würdest du mich jetzt wieder loslassen?" Damon schmunzelte leicht und blickte den Vampir an. "Eigentlich ist mir im Moment nach was ganz anderen, aber gut... dann werd ich halt lesen." meinte er und strich währenddessen kurz mit den Händen unter Alans Hemd, dessen Seiten entlang. Kaum hatte er mit sprechen aufgehört, ließ er den Vampir jedoch wieder frei, nahm das Buch wieder auf und begann zu lesen. Alan erschauderte leicht, als er die leicht rauen aber keineswegs zu rauen oder groben Hände auf seiner nackten Haut spürte. Seine Mundwinkel zuckten ein wenig und er verkniff sich eine zu bissige Antwort, die mit Sicherheit wieder Streitereien auslösen würde, da sie sich auf Damons Praxis mit manchen jungen Männern oder Frauen bezog, die er ebenfalls einmal zufällig beobachtet hatte. Stattdessen zog er sich kommentarlos an das andere Ende des Sofas zurück und begann in dem Buch zu lesen, das er sich eben geholt hatte. Damon lachte leicht, als er bemerkte das Alan bis zum Ende des Sofas wegrutschte. Den Kommentar, der ihm dazu einfiel, ersparte er sich aber. Er hatte Alan ja schon genug damit geärgert, dachte er lächelnd. Er musterte den anderen und fragte sich wie viel der andere von seiner Lebensweise in den zwei Wochen mitbekommen hatte. Aber wenn er das Gefühl verfolgt zu werden mit in Betracht zog, war es schon eine ganze Menge. Irgendwie kam es ihm in den Sinn, ob Alan schon einmal mit einer Frau das Bett geteilt hatte. Er konnte sich das nur schwer vorstellen und umso mehr interessierte es ihn. Aber er wollte auch keinen Streit provozieren, da Alan die Frage womöglich als taktlos auffassen würde. Natürlich hätte Alan diese Frage als taktlos aufgefasst und es war auch nicht sicher, ob er darauf geantwortet hätte, obwohl er sie nur hätte bejahen müssen. 150 Jahre waren genug Zeit, um eine ganze Menge auszuprobieren. Aber so vertieft er sich in den Roman, der ihm zwar bereits nach drei Seiten gehörig gegen den Strich ging, da er von Vampiren handelte, aber er musste schon einige Kenntnis davon auf dem nächsten Ball vorweisen, um mitreden zu können. Damon hingegen war mehr als zufrieden mit seinem Buch. Es war ein recht dickes Buch mit allerlei Sagen und Märchen aus verschiedenen Ländern. Hin und wieder schmunzelte er, manchmal runzelte er auch die Stirn, wenn er ein Wort nicht auf Anhieb kannte. Alles in allem war er aber doch recht vertieft in sein Buch, hatte sich zufrieden in seine Ecke gekuschelt, auch die anfänglichen Seitenblicke zu Alan hatten aufgehört. Unbeobachtet von Damon platzte Alan der Kragen. Frustriert holte er aus und bevor er sich noch besinnen konnte, warf er das Buch gegen das nächste der Regale. Durch das laute Krachen und dem Knittern der Seiten schreckte er schuldbewusst zusammen und stand auf, um das Buch wenigstens ordentlich wegzustellen. Keiner konnte von ihm verlangen, dass er sich diesen Schund ernsthaft antat, entweder er ging jeder Person, die auch nur ansatzweise darüber mit ihm reden wollte, sofort aus dem Weg oder er ging überhaupt nicht auf diesen verdammten Empfang. Darin war ja jeder Buchstabe eine Verschwendung kostbarer Ressourcen und es war ihm schleierhafter denn je, warum auf dem letzten Bankett mehr als die Hälfte der Gäste meinten, dieses Buch müsse man unbedingt gelesen haben, drei waren sogar mit der Bitte um eine Vorlesung an ihn herangetreten. Wer war er denn, der Vorleser oder was? Bloß weil er in den Augen der meisten eine dafür ausgezeichnete Stimme hatte. Damon fuhr erschrocken zusammen, als es mit einem mal krachte und er sah leicht verwundert von seinem Buch auf. Leicht verdattert sah er, wie Alan zu dem Buch ging, das er eben noch gelesen hatte. Ihm fiel so einiges an Kommentaren ein, denn er verstand nicht, warum Alan so mit seinem Buch umging. Andererseits, wenn es wirklich so schlecht war, warum las er es dann? "Genug vom lesen?" fragte er deswegen bloß leicht amüsiert und sah Alan dabei zu wie er das Buch aufhob. Alan grummelte immer noch leise unverständliche Flüche vor sich hin, aus denen man allenfalls mal die Worte "Schund" und "Schrott" verstand. "Mhmm.." stimmte er deswegen lediglich lautmalerisch zu. Unschlüssig wog er das Buch in der Hand. Es wiederstrebte ihm, es wieder einzusortieren, es war so schlecht, dass man das wertvolle Gedankengut, das in den anderen steckte, eigentlich davor schützen musste. Aber einfach endgültig wegwerfen konnte er es auch nicht, es war schließlich ein Buch und auch Alan hatte vor Büchern irgendwie eine naturgegebene Ehrfurcht, weshalb er sie auch bis auf diese wenigen Ausnahmen sehr sorgfältig behandelte. Er legte es schlussendlich auf einen Beistelltisch und schrieb einen Zettel für Ernesto, auf dem er ihn bat, es doch wieder zu verkaufen. Dann öffnete er eins der großen Fenster und sog die kühle Nachtluft ein, die noch immer angenehm nach Herbst roch und ihn allmählich beruhigte. Damon lachte leicht und legte sein Buch beiseite. Dann nahm er Alans Buch und las die Angabe auf dem Einband. Er erschauderte, "Warum liest du so was?" fragte er verständnislos und legte das Buch sofort wieder zurück. Er erschauderte, als ein kalter Luftzug ihn streifte und sah zu Alan. "An wie viel erinnerst du dich eigentlich noch nach 150 Jahren?" fragte er leise nach, "Erinnerst du dich noch an die Farbe von Weizenfeldern in Sommer? An den Geruch von frisch geschnittenem Gras, wenn es regnet?" fragte er weiter und blickte aus dem Fenster. "Nenn' es doch Gruppenzwang." meinte Alan und schüttelte sich. Dann blickte er wieder eine Weile aus dem Fenster. "Nein, daran nicht. Aber daran, wie das Wasser aus blühenden Kirschbäumen tropft und an den Geruch, wenn man mit einem Lederhandschuh Grate von der Rapierklinge wischt. Wie sich das Sonnenlicht in einer Blumenvase bricht und an das Geräusch einer Glasmurmel, die von einem polierten Wurzelholztisch auf den Boden rollt. Daran kann ich mich erinnern." Alan griff die malerische Beispielfolge auf und ergänzte sie für sich. "Warum fragst du das so? Ich erinnere mich wie alle anderen auch, nicht anders als du. Nur vielleicht an andere Details." Im Stillen fragte sich der Weißhaarige jedoch, wann er Damon Auskunft darüber gegeben hatte, wie lange er schon auf der Erde herumlief. "Ich fände es schade, wenn man das nach einer Weile vergessen würde, weil man es nicht mehr sieht." antwortete er ehrlich und lächelte dann, "Aber wenn du dich noch daran erinnerst, dann werde ich das wohl auch können." meinte er jetzt wirklich erleichtert und fröhlich. Er lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück und nahm sein Buch wieder auf. Die Aufzählung von Alan verdeutlichte mal wieder, dass dieser aus ganz anderen Verhältnissen stammte als er selbst. Er seufzte leise. Ob das überhaupt zusammen passte? Er glaubte es nicht, er war in den zwei Wochen zu der Erkenntnis gelangt, dass er und Alan einfach nicht zusammen passten und dass er sich wohl besser anderweitig umschauen sollte, anstatt sich falsche Hoffnungen zu machen. Trotzdem ging ihm Alans Blick, als er ihn auf der Straße geküsst hatte, nicht aus dem Kopf. "Das liegt doch an dir selbst, was du behältst und was nicht. Ein gewisser Schwund ist doch überall dabei, auch bei ganz normalen Menschen." legte Alan pragmatisch auseinander. Wie kam Damon nur auf solche Fragen, solche Gedankensprünge? Als er Damon das erste Mal auf der Straße wieder gesehen hatte und ihm gefolgt war, hatte er seit langem wieder das Bedürfnis verspürt, seine Gedanken auf dem Papier zu ordnen. Und das Ergebnis war nicht nur überraschend, sondern auch in Bezug auf Alans Versuche, niemanden mehr zu nahe an sich heran zu lassen, verheerend ausgefallen. Auf dem Papier konnte er sich eingestehen, dass Damon bis jetzt der Einzige war, der ihn, oder zumindest den er eher körperlichen Teil seiner selbst, derartig mühelos dazu brachte, sich ihm völlig hingeben zu wollen. Er hatte ihn auf der Straße nie küssen wollen und eigentlich hatte er ihn sofort wegschieben wollen, stattdessen hatte er sich leicht an ihn gelehnt; er war frustriert gewesen, weil Damon sämtliche Widerstände in ihm so spielend überwand und hatte gleichzeitig genießend die Augen geschlossen. Er hatte ihn ohrfeigen wollen und sich anstelle dessen mit ihm verabredet. Er hatte sich nach ihm gesehnt, als er gegangen war. Und genau das war es, was ihn dazu brachte, sich umso erbitterter dagegen zu verschließen. Es war beängstigend für ihn, sich vorzustellen, was passieren konnte, was Damon das wusste. "Hm..." machte Damon nachdenklich und stimmte Alan nach einer Weile gedanklich zu. Dann nahm er sein Buch, legte ein Lesezeichen hinein, und schloss es. Er stand auf und ging zu Alan ans Fenster, blickte eine Weile gedankenverloren hinaus. Irgendwie frustrierte es ihn, dass er so einfach Vampir geworden war und vorher nicht die Chance gehabt hatte, die Sonne wieder zu sehen. Irgendwie kam er wieder darauf, wie Ernesto, oder war es Julian gewesen?, prophezeit hatte, das er wohl den Winter nicht mehr erleben würde. Er lachte leise und blickte dann zu Alan. Er konnte sich einfach nicht zusammenreißen, vor allem nach dem Kuss auf der Straße fiel es ihm immer schwerer und so küsste er den anderen, nur schaffte er es diesmal, sich soweit zusammenzureißen, dass er den anderen bloß sanft auf die Stirn küsste. "Gute Nacht, ich werde dich dann mal in Ruhe lassen." meinte er lächelnd und steuerte die Tür an. Kurz drehte er sich um. "Ich weiß nicht, ob du noch Zweifel hast... aber ich meine es wirklich ernst mit dir." betonte er lächelnd und ging dann hinunter. 'Nein, ich verzweifle.' dachte Alan düster. "Wenn du mich noch einmal ungebeten küsst, gehört mir eine ganze Woche lang dein Hals!" rief er ihm nach und setzte sich auf das Fensterbrett. Wenn Damon ihn schon dauernd durcheinanderbringen wollte, konnte er ihm auch wieder Blut von sich abgeben. Was Alan wahrscheinlich außer Acht ließ, war, dass er selbst Damon mehr entgegenzusetzen hatte, als er glaubte. "Daran bin ich doch schon gewohnt." erwiderte er lachend und schloss die Tür richtig hinter sich. Er schmunzelte amüsiert, Alan tat ja gerade so, als könnte er sich überhaupt nicht wehren. Er fragte sich daher, ob er das Verbot wirklich ernst nehmen sollte. Aber Alan zu Liebe könnte er das Ganze ja ein wenig zurückschrauben. Er ging in sein Zimmer und schloss die Tür, verschloss auch die Fenster und machte sie sonnendicht. Dann legte er sich auf das Bett und dachte nach. Nun ja, wahrscheinlich konnte er sich schon dagegen wehren, aber irgendwie erkannte er Damons Absichten bis jetzt nicht rechtzeitig genug, da er sich unbewusst immer noch darauf verließ, dass er aus dessen Gedanken einen Hinweis bekommen würde. Dabei waren sie ihm ja nun verschlossen. Und wenn Damon ihn dann tatsächlich küsste, wie im Bad oder auf der Straße, konnte Alan den Kuss einfach nicht mehr abbrechen. Es verselbstständigte sich irgendwie alles. Da Damon nicht besonders beeindruckt von seiner Drohung schien, zog Alan einen Schmollmund und betrachtete den Horizont. Weil dieser langsam grüne Streifen bekam, kehrte auch der Ältere in seine Räume zurück und verschloss die Fensterläden. Damon lag noch eine Weile wach und grübelte über Alan nach. Er wusste, dass dieser Gefühle für ihn hegte, nur wusste er nicht, welcher Natur sie genau waren und abgeneigt war Alan ihm ja auch nicht. Jedenfalls nicht wirklich, sonst würde er nicht auf seine Küsse eingehen. Und die Drohung schien ihm mehr als lächerlich. Aber Damon war auch kein sehr geduldiger Vampir und so beschloss er Alan ein für allemal in Ruhe zu lassen. Er hatte keine Lust mehr darauf, dem Vampir ständig erfolglos hinterherzulaufen. Natürlich würde er Alan jetzt nicht meiden, aber er würde nicht mehr so an ihm hängen. Er hatte schließlich besseres zu tun, als eine Ewigkeit darauf zu warten, dass der Vampir sich seiner Gefühle sicher war... Er seufzte leise und schloss die Augen, war bald darauf vollständig eingeschlafen. Während sich auszog und die Kleider auf einen Stuhl fallen ließ, ertappte er sich dabei, wie er sich schon wieder wünschte, dass Damon doch verschwinden möge. Da war es also wieder, immer wenn es kompliziert wurde, wollte er dem Ganzen einfach aus dem Weg gehen. Aber dass er mit Damons tatsächlichem Verschwinden besonders gut zurecht kam, konnte man nach den zwei Wochen auch getrost vergessen. Es war gut, zu sehen, dass es Damon diesmal ernst zu meinen schien, aber das machte Alans Vorbehalte auch kein bisschen kleiner. Er hätte wahrscheinlich nicht einmal etwas dagegen gehabt, eine rein körperliche Beziehung mit dem Jüngeren anzufangen, aber er hatte das Gefühl, dass Damon das nicht reichen würde. Weil er darüber weder weiter nachdenken wollte noch konnte, legte er sich ins Bett und war nach wenigen Sekunden eingeschlafen. Kapitel 8: Chapter 8 -------------------- Chapter 8 Nacht 33 Damon erwachte mit der Abenddämmerung und setzte sich verschlafen auf. Er fuhr sich nachdenklich durch die roten Haare und band sie locker im Nacken zusammen. Kurz spielte er mit dem Gedanken, Alan einen Besuch abzustatten. Er verwarf den Gedanken jedoch schnell wieder, da er nicht Alans erneuten Zorn auf sich ziehen wollte. Außerdem musste er sich noch ein Opfer suchen und seine Sachen aus dem Gasthaus holen. Er stand auf und ordnete kurz das Bett, schloss die Tür auf und öffnete die Fenster. Dann trat er hinaus auf den Balkon und atmete die kühle Nachtluft ein. Nachdem er eine Weile den Geräuschen der Nacht gelauscht hatte, ging er los durch den Irrgarten, in die Stadt, um seine Erledigungen zu besorgen. Alan gähnte und hievte sich in eine halbwegs aufrechte Position. In der Hoffnung, es wecken zu können, rieb er sich übers Gesicht, dass sich anfühlte, als läge es noch im Koma. Er fühlte sich, als hätte er einen Kater. Gott, was hatte er gestern getrunken? Moment, Vampire hatten nie Kater und er hatte nichts außer Damons Blut getrunken und dass man davon Kater bekommen konnte, war von Alan sofort ausgeschlossen worden. Sein zielloser Lebensstil war das nächste, das seinen Unmut auf sich zog. Hätte er irgendein Ziel oder eine Aufgabe gehabt, dann müsste er sich jetzt nicht fragen, womit er die Nacht verbringen könnte. Mit welcher Beschäftigung, nicht mit welcher Person. Damon war im Gegensatz zu Alan recht gut gelaunt. Immerhin hatte er heute etwas zu tun und die Nacht war frisch und klar, was sein Gemüt entsprechend hob. Es dauerte eine Weile, bis er in der Stadt ankam. Natürlich hätte er Alan fragen können, wie er sich in eine Fledermaus verwandeln könnte, aber irgendwie liebte er das Wandern und wollte es nicht wegen Bequemlichkeit aufgeben. Bevor er seine Sachen holte er sich erst das Blut, das er brauchte. Danach holte er seine Sachen und kündigte die Miete. Er machte sich auf den Rückweg zu Alan und überlegte mal wieder, was er jetzt wohl tun sollte. Alan hatte es doch noch geschafft, sich aus dem Bett zu bewegen und ließ sich mal wieder seeeeehr viel Zeit mit dem Anziehen. Manchmal machte es einfach Spaß eine halbe Stunde halb nackt vor dem Kleiderschrank zu stehen, der für diesen Zeitraum auch genug Beschäftigung bot. In diesen Momenten hatte Alan das Gefühl, irgendwie zu viele Sachen zu haben, auch wenn er nicht wusste, wie das kommen sollte. Der Beschäftigung halber könnte er wieder in die Stadt gehen und frisches Blut kosten, doch eigentlich war ihm nicht danach, schließlich hatte er vor zwei Tagen von einem Menschen und gestern hatte er etwas von Damon getrunken. Damon summte zufrieden vor sich hin und kam schließlich wieder in seinem Zimmer an. Zufrieden räumte er seine wenigen Sachen in die Schränke und Schubladen. Eigentlich könnte er sich ja jetzt auch etwas Neues zum Anziehen kaufen, überlegte er. Er dachte eine ganze Weile, darüber nach und entschloss sich dann das Ganze morgen zu erledigen. Das hatte er sowieso vorgehabt und außerdem musste er sich noch überlegen, wie er an das Geld für Alan kam. Er seufzte leise und trug einen der Stühle, die im Zimmer standen, hinaus auf die Terrasse. Er holte ein Buch, legte die Füße auf das Terrassengeländer und begann zu lesen. Einen Moment lang fragte er sich, was Damon wohl gerade tat, doch er wollte nicht hinuntergehen und nachsehen. Er hatte ihm schließlich lange genug nachspioniert und wenn man es dann wieder und so offensichtlich tat, war es a) ziemlich unhöflich und b) einfach peinlich. Stattdessen entschloss er sich, unabhängig von Damons momentaner Beschäftigung, sich für diese literarische Zumutung gestern zu entschädigen. Wieder ließ er sich auf den grünen Polstern nieder und begann genussvoll einige Seiten zu lesen. Dann klappte er das Buch zu und genoss die kribbelnde Vorfreude auf die nächsten Seiten und das Gefühl, auch jederzeit das Buch öffnen und weiterlesen zu können. Damon hingegen kam in dem Moment auf eine ganz eigenartige Idee. Irgendwie keimte in ihm der Wunsch, ein Instrument zu lernen, und wenn er jetzt alle Zeit der Welt hatte, warum sollte er das nicht auch tun? Das einzige Problem war die Art des Instrumentes, Geige oder Klavier? Oder ein anderes Streichinstrument? Unschlüssig klappte er das Buch zusammen und stützte das Kinn auf eben dieses. Er hatte während seinen Erkundungen durch das Haus nirgends ein Klavier oder einen Flügel entdecken können. Und eines anzuschaffen würde wohl recht zeitintensiv werden. Ein Streichinstrument schien ihm also die bessere Lösung. Er entschloss sich morgen erst einmal zu erkundigen, was für Lehrer in der Stadt vorhanden waren, die ihm zu so später Stunde noch Unterricht geben würden. Er nickte leicht. Ja, genau das würde er machen! Musik würde ihn besser als jedes Buch von seinen Gedanken ablenken können. Plötzlich kicherte er und ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Alan würde sich bestimmt überaus 'freuen', seine ersten Versuche auf dem Instrument zu hören... Ob das wohl Ärger geben würde? Ja, Alan hatte keinen Flügel mehr im Haus, obwohl er wie alle verzogenen Adelskinder gelernt hatte, darauf zu spielen. Er hatte den Anblick einfach nicht mehr ertragen können und ihn verkauft, nachdem er seinen Geliebten verloren hatte, der ihm so gern dabei zugehört hatte, wenn er so darauf herumklimperte, wie ihm die Töne einfielen. Manchmal waren schöne Melodien entstanden und er hatte eine Weile mit ihnen gespielt, sie verziert und variiert und es waren regelrechte Musikstücke daraus geworden. Oder _er_ war unbemerkt herangetreten, hatte die Melodie aufgegriffen und sie hatten eine Weile vierhändig gespielt. Inzwischen hatte er das Buch doch wieder geöffnet und war wieder in die Zeilen versunken. Dieser Stil war jedoch so himmlisch, dass er die Lektüre immer wieder unterbrach, schon weil er sonst viel zu schnell fertig geworden wäre. Damon stand unschlüssig auf und schob den Stuhl zurück ins Zimmer. Er legte das Buch auf eines der Schränkchen und seufzte. Er fühlte sich auf einmal so richtig aufgedreht und wusste nicht, wie er das ändern sollte. vielleicht sollte er doch jetzt schon runter und sich einen Lehrer suchen? Er warf einen blick auf die Uhr und befand das es noch genug zeit war. Er zog sich die Jacke über und machte sich dann wirklich noch mal auf den weg in die Stadt, vielleicht würde er dort eine Idee bekommen, wie er an Geld kam. Hauptsache er tat irgendetwas, er hatte das Gefühl, das er noch wahnsinnig werden würde, wenn er hier noch lange dasitzen würde und Däumchen drehte. Nach einer guten Stunde hatte Damon all seine Sachen gepackt, und stand auf der Straße. Er war gerade am überlegen, wie er am besten an einen Musiklehrer kam, denn er hatte sich auf dem Weg in die Stadt dazu entschlossen, Cello zu lernen. Der Musiklehrer musste natürlich ein paar Forderungen erfüllen, zum einen sollte er nicht zuviel verlangen, zum anderen musste er diesem vertrauen können und derjenige musste bereit sein, um diese Stunde noch Unterricht zu geben. Er überlegte ein wenig und kam zu dem Schluss, das er am besten einen der vielen Straßenmusikern fragte. Immerhin konnten diese immer etwas Geld gebrauchen und außerdem würden diese wohl nicht so viele Fragen stellen, wie irgendein renommierter Musiklehrer. Er machte sich also auf zu einem kleinen Stadtbummel, um nach seinem künftigen Musiklehrer Ausschau zu halten. Die Lektüre wie ein seltenes Bonbon zu genießen machte zwar Freude, doch irgendwann legte Alan das Buch beiseite. Eigentlich hätte er jetzt gern Gesellschaft gehabt, auch die von Damon. Oder gerade die. Er wusste es nicht genau. Auf jeden Fall war er darum etwas enttäuscht, dass Damon nirgendwo im Haus zu finden war und am See vermutete er ihn bei den gefallenen Temperaturen nicht. 'Er muss ja noch seine Sachen holen...' kam es ihm wieder in den Sinn. Zum Ausgehen hatte er jetzt keine Lust mehr, zumal es kurz nach Mitternacht und damit die angenehme Hälfte der Nacht fast vorbei war. Da war es wieder, dieses ziellose Vor-sich-hin-Leben. Eigentlich furchtbar. Bedauernswert hatte es mal eine gute Freundin genannt, als sie sich fast drei Stunden lang und völlig ins Gespräch vertieft über Religion und die Sinnsuche unterhalten hatten. Damon hätte sich wahrscheinlich geärgert, wenn er gewusst hätte, dass Alan nach ihm suchte und er nicht zu Hause war. Statt dessen schlenderte er gemütlich durch die Straßen nahe dem Marktplatz und besah sich die verschiedensten Straßenmusikanten. Immerhin wollte er nicht irgendeinen Straßenmusiker... auf jeden Fall wollte er keinen alten Straßenmusiker, die konnten unter Umständen nur auf sein Geld aus sein und ihn nachher noch überfallen. Am besten suchte er sich einen jungen, der noch voller Elan war. So suchte er weiter und fand erst ein paar Stunden vor Sonnenaufgang, wonach er suchte. Er lehnte sich an die Hauswand und lauschte einige Momente den Klängen des Cellos, das der junge Mann spielte. Weich streichelte der Bogen die Saiten des Cellos und entlockte ihm eine fließende Folge von Tönen, die verschmelzend ineinander übergingen. Die Mütze hatte er schon vor Stunden aufgehoben, das Gros der Menschen war längst zu Hause und schlief und die Besoffenen, die über rehfarbenen Stoff stolperten, würden ihm wohl nichts mehr hineinwerfen. Kurz strich er sich eine schokoladenbraune Strähne aus dem Gesicht, bevor sie die Darmsaiten berühren konnte, und ließ das Cello ein weiteres Stück der Melodie flüstern. Er konnte nur noch leise spielen, eigentlich spielte er sowieso nur noch für sich selbst, denn sonst hätte er die Bewohner des Hauses, in dessen Eingang er saß, aufgeweckt und das wollte er seinem Instrument nicht antun, das da geschützt zwischen seinen Knien leise Lieder sang. Damon überlegte noch zwei Stücke lang, wie er den anderen ansprechen sollte, dann entschied er sich ihn einfach anzusprechen. Er wartete bis der Musiker das Stück zu Ende gespielt hatte. Einerseits aus Höflichkeit und andererseits, da der andere wirklich gut spielen konnte und Damon die Melodie ausnehmend gut gefiel. Als der andere sein Stück beendet hatte, trat er vorsichtig aus dem Schatten und ging langsam auf den anderen zu. "Du spielst wirklich gut." fing er freundlich an und lächelte vorsichtig, da er nicht wusste, wie weit er lächeln konnte, ohne dass man die Eckzähne sah. Er stellte sich neben den anderen und musterte das Instrument noch einige Momente. "Würdest du dir zutrauen, jemanden das Spielen eines Chellos beizubringen?" fragte Damon den anderen nach einer Weile vorsichtig. Irgendwie war er ja froh, dass es nur das war. Er hatte den hochgewachsenen Rothaarigen auf sich zusteuern sehen und da es mittlerweile vier Uhr morgens war, hatte er sich ernsthaft fragen müssen, was zum Teufel der von ihm wollte. Außerdem waren in den letzten Wochen so viele Gerüchte über die passierten Morde in Umlauf geraten, man musste vorsichtig sein. "Vielleicht." Antwortete er ausweichend. Noch wusste er ja nicht viel über den Auftrag, konnte ja auch nur ein Vorwand für etwas ganz anderes sein. Nebenbei schob er die Mütze etwas zurecht, sodass ihm nicht ständig seine Haare ins Gesicht fielen, weil er vergessen hatte sie zusammenzubinden. Dann hätten ihm ja wenigstens nur die in die Augen gehangen, die dafür noch zu kurz waren. Damon nickte leicht und lehnte sich an die Wand neben dem anderen. Er hatte seinen misstrauischen Blick bemerkt, auch wenn dieser nicht sehr lang gehalten hatte. Außerdem hatte er die Gedanken des anderen aufgeschnappt und wusste daher woher dieses Misstrauen rührte. Andererseits würde er wahrscheinlich nicht anderes reagieren, wenn man ihn zu Lebzeiten noch zu so später Stunde angesprochen hätte. "Und wovon hängt es ab, ob du es tun würdest oder nicht? Von der Bezahlung oder davon, wen du unterrichten sollst?" fragte er geduldig weiter und blickte kurz zum Himmel. Ungefähr eine Stunde würde er noch ohne Gefahren bleiben können, aber auch das war schon recht knapp. "Auch." Bestätigte er nickend, "Der Ort wäre auch noch interessant." Knüpfte er an die Aufzählung an. Scheinbar meinte der Rothaarige wirklich, was er sagte. Beiläufig betrachtete er sein Instrument. Die ständigen Luftveränderungen hatten ihm nicht besonders gut getan und die Darmsaiten ließen sich dank der Luftfeuchte immer schlechter stimmen. Er musste sein Cello dringend mal zu einem Instrumentenbauer bringen. Aber das würde er sich wohl nur leisten können, wenn er diesen Auftrag annahm. Wahrscheinlich würde er ein Kind unterrichten müssen, Bruder oder Schwester des Rothaarigen, vielleicht auch dessen Kind. Janis schob die schon wieder rutschende Mütze aus der Stirn und begann das Cello sorgfältig in seinem Instrumentenkoffer zu verstauen. "Kennst du das Anwesen, das etwas außerhalb der Stadt auf der kleinen Anhöhe liegt? Das mit dem Wald darum?" antwortete Damon ihm mit einer Gegenfrage und deutete in die ungefähre Richtung, in der das Anwesen lag. "Dort wohne ich und wenn der Weg nicht zu lang wäre, müsstest du dorthin. Aber wenn er dir zu lang wäre, würde ich mich auch bereit erklären zu dir zu kommen." erklärte er weiter und strich sich ein paar widerspenstige Haarsträhnen hinter die Ohren. "Ich bin viel beschäftigt, du müsstest mir das Spielen also zu so später Zeit beibringen. Wäre das für dich machbar?" Während die beiden Verschlüsse an dem schwarzen Koffer zuschnappten, hörte Janis überrascht den Erklärungen des jungen Mannes zu. Ihm selbst sollte er es beibringen? Hatte der Kerl zu viel Zeit? Nun offensichtlich nicht, wie er selbst gesagt hatte. "Es war eine Ausnahme, dass ich zu so früher Morgenstunde noch unterwegs bin. Gewöhnlich schlafe ich um diese Zeit." Meinte er ein wenig zynisch und machte damit deutlich, dass ihm die Aussicht, jemanden gewöhnlich um vier Uhr morgens zu unterrichten, nicht besonders zusagte. "Haben Sie ein Instrument?" fragte er, nachdem er eine Weile überlegt hatte, wie er ihn anreden sollte. Sein Stand war irgendwie schlecht einzuordnen, denn er trug bürgerliche Kleidung, wohnte aber scheinbar in diesem adligen Anwesen, von dem eigentlich jeder glaubte, dass es bloß noch eine spukende Ruine war. Und dieser Glauben lag ganz eindeutig in Alans Interesse, denn es hätte viele Leute misstrauisch gemacht, wenn sie gewusst hätten, dass dort seit zwanzig Jahren ein Achtzehnjähriger wohnte. Deswegen hätte Alan seine Schöpfung wahrscheinlich erwürgt, oder es zumindest versucht, wenn er gewusst hätte, dass dieser gerade einen Straßenmusiker dorthin einlud. Der Ort, den der Rothaarige nannte, klang nicht gerade vertrauenserweckend und ließ ihn an der Echtheit des Angebots erneut zweifeln. Vielleicht war er ja einfach nur ein gutaussehender Perverser, obwohl er immer geglaubt hatte, dass sich diese Fakten irgendwie ausschlossen, warum auch immer. Vielleicht weil gutaussehende Menschen auch so genug andere ins Bett bekamen, ohne zum Perversen mutieren zu müssen. Nur gab es noch ein anderes Problem: Er hatte keinen Ort, zu dem er den Kerl sonst hätte einladen können. "Von mir aus können wir das Ganze auch in den Abend verlegen." erwiderte Damon, der sich, nachdem er dem anderen von dem Anwesen erzählt hatte, auch nicht so sicher war, wie Alan reagieren würde. Wahrscheinlich würde er mal wieder ausrasten... "Nein, ein Instrument habe ich noch nicht, aber wenn du mir Unterricht geben würdest, dann würde ich mir selbstverständlich eins zulegen. Wobei ich natürlich froh wäre, wenn du mir bei dem Kauf behilflich wärest. Immerhin muss man bei einem solchen Kauf ein paar Dinge beachten, und ich bin in der Hinsicht wirklich kein Fachmann." erklärte er weiterhin und musterte sein Gegenüber immer noch freundlich lächelnd. Er bekam dessen Gedanken unwillkürlich mit und konnte es sich gerade noch verkneifen, zu lachen. Zugegebenermaßen würde er sein Gegenüber bestimmt nicht von der Bettkante stoßen, aber das hieß noch lange nicht, dass er mit jedem etwas anfing, mit dem er etwas zu tun hatte. Außerdem hatte er im Moment bei den Jungen wirklich nur die Absicht, Cello zu lernen. Janis hob den Koffer auf und hängte sich ihn mit Leichtigkeit über den Rücken wie einen Rucksack, zog die langen glatten Haare unter den Riemen hervor. "Wie sieht es mit meiner Bezahlung aus? Wäre es möglich, mir mein Honorar im Voraus zu bezahlen?" Da sie ja beide auf seinem geliebten Cello spielen würden, obwohl er es nicht witzig fand, sein Instrument in den Händen eines blutigen Laien sehen zu müssen, und es ja insgesamt in keinem guten Zustand mehr war, brauchte er das Honorar sofort, um eine Reparatur bezahlen zu können. Fragend glitten die graugrünen Augen über seinen potentiellen Schüler, der zugegeben ein wenig redselig schien, was bei Janis, der nur notgedrungen mehr als einen Satz sprach, umso mehr auffiel. Damon dachte kurz nach und nickte dann leicht. "Aber erst übermorgen. Und wie oft in der Woche sollen wir uns treffen?" fragte er den anderen und stieß sich leicht von der Hauswand, an der er bisher gelehnt hatte, ab. "Mein Name ist übrigens Damon, würdest du mir deinen verraten?" redete er fröhlich weiter. Es stimmte schon, dass er recht redselig war und für gewöhnlich störte er sich auch nicht daran, wenn sein Gesprächspartner eher still war. Nur wenn er Fragen stellte, gingen ihm einsilbige Antworten auf die Nerven. Es gab nur wenig, was er weniger mochte, als seinem Gegenüber alles aus der Nase ziehen zu müssen. "Sie wollen doch, dass ich Sie unterrichte, also müssten Sie doch auch eine Vorstellung davon haben?" stellte Janis fest. Er würde jetzt nicht mit irgendwelchen Vorschlägen kommen und sein Gegenüber durch eine falsche Antwort womöglich von der Absicht, sein Geld ihm zu geben, abbringen. "Janis." Meinte er kurz und führte die Hand an die Mütze, deutete das Hutziehen an. "Ich kann Sie jedoch nicht sofort unterrichten." So viel Fairness musste sein, dass er ihm das mitteilte, auch wenn der Grund den Rothaarigen - Damon - ja wohl nicht interessieren musste. Damon nickte leicht und dachte nach. "Ich werde mir Gedanken darüber machen, außerdem muss ich langsam zurück. Treffen wir uns in zwei Tagen am Marktplatz, ich werde dir dein Honorar geben und dir alles andere mitteilen." schlug er vor und blickte den anderen fragend an. Er sollte das Ganze wohl vorher mit Alan klären, oder es ihm besser gesagt mitteilen. Janis nickte bestätigend. "Wann?" fragte er knapp. Er würde zwar trotzdem den halben Abend dort spielen, aber war doch gut zu wissen, wann sein zukünftiger Schüler dort aufkreuzen würde. Eigentlich hatte er ziemliches Glück gehabt, von Damon angesprochen zu werden, bevor er sein geliebtes Cello durch die immer kälter werdende Luft völlig zuschanden spielen musste. Damon überlegte eine Weile. "So gegen acht Uhr würde ich sagen." erwiderte er und nickte dem anderen zu; "Bis übermorgen dann." fügte er hinzu, denn er wusste, dass es langsam wirklich knapp wurde. Wahrscheinlich würde er rennen müssen, dachte er betrübt. Er winkte dem anderen kurz zu und verschwand dann in den Gassen, eilte durch die Stadt zum Anwesen zurück. Keuchend rannte er fast in sein Zimmer und schloss schnell die Läden, bevor er seine Sachen auf den Boden fallen ließ und erschöpft auf das Bett fiel. Mit hochgezogener Augenbraue sah Janis ihn davoneilen. ,Komischer Kauz.' Dachte er kopfschüttelnd, ,Dabei sieht er gar nicht so alt aus, dass er kauzig sein müsste. Nicht älter als ich.' Er fand es einfach nur seltsam, dass dieser Kerl sich benahm, als wären sie schon eine ganze Weile bekannt miteinander, und dass er ihm so recht keinem Stand zuordnen konnte. Das Honorar übermorgen würde ihm sicher dabei helfen, obwohl der Rothaarige ihm keine Summe genannt hatte. Wie viel es wohl war? Und ob er davon die Reparatur seines Schatzes bezahlen konnte? Hauptsache, Damon würde sich nicht gar zu dämlich anstellen, wenn er ihn wirklich unterrichtete. Es war schon wegen der Beweglichkeit besser, wenn man so früh wie möglich ein Instrument erlernte. Damon hatte früher nicht die Möglichkeiten gehabt, ein Instrument zu lernen, obwohl es so etwas wie ein Kindheitstraum von ihm gewesen war. Jetzt wo er es konnte, wollte er es auf keinen Fall nicht tun. Seufzend streifte er sich die Schuhe von den Füßen und dachte darüber nach, wie er an das Geld kommen sollte, oder wie viel er dem Jungen überhaupt dafür geben sollte. Seltsamerweise wanderten seine Gedanken, nachdem er fünf Minuten darüber nachgedacht hatte, ohne auf ein Ergebnis zu kommen, zu Alan. Er fragte sich, was dieser wohl den ganzen Abend getan hatte. Wahrscheinlich gelesen und seine Ruhe vor mir genossen, dachte er schmunzelnd. Zum Teil hatte Damon auch Recht mit seiner Vermutung, denn einen Teil des Abends hatte er wirklich gelesen und die Stille genossen. Doch den anderen Teil des Abends war er unruhig gewesen, hatte sich schließlich ein wenig depressiv auf sein Bett gelegt und vor sich hingegrübelt. Irgendwie hatte er Damon um sich haben wollen, doch der war in der Stadt, holte seine Sachen und vergnügte sich vielleicht noch mit einem seiner Opfer. Aber jetzt, da er selbst bemerkte, dass er die Veränderungen, die Damon um ihn herum mit sich brachte, annahm und akzeptierte, frustrierte es ihn um so mehr, dass Damon dann nicht einmal mehr da war. Er hatte versucht, früh schlafen zu gehen, doch die Müdigkeit wollte einfach nicht kommen. Alan dachte darüber nach, wie er sich Damon wieder nähern konnte, früher und mit anderen Menschen hatte er nie damit Probleme gehabt, oder auf Festen fiel es ihm auch stets leicht. Aber jetzt? Irgendwie befürchtete er, dass Damon ihn zurückweisen würde. Damon seufzte leise, während er die Tür abschloss und sich wieder auf sein Bett legte. Irgendwie war es komisch, denn eigentlich hatte er Alan ja nur diesen Tag lang nicht gesehen, aber er hatte große Lust, nach oben zu gehen und kurz in der Nähe des anderen zu sein. Denn obwohl er es vor sich selbst nicht gern zugeben wollte, vermisste er die Nähe des anderen. Er wickelte sich in die Decke ein und schloss die Augen. Eigentlich war es ja vergebliche Mühe, was er die ganze Zeit tat. Alan meckerte und nörgelte ja sowieso nur an ihm herum. Sollte er den anderen nicht vielleicht doch in Ruhe lassen? Obwohl ihm das eigentlich als das Beste erschien, konnte er sich nicht damit abfinden. Er hätte wahrscheinlich den ganzen Tag darüber nachdenken können, aber so langsam holte ihn die Müdigkeit ein und er glitt langsam in den Schlaf. Alan fühlte sich in die beiden Wochen zurückversetzt, nachdem Damon gegangen war und bevor er ihn wieder ausfindig gemacht hatte. Damals hatte er auch manchmal den halben Tag so auf dem Bett gelegen und konnte seine Gedanken nicht zwingen, sich mit etwas anderem als mit dem rothaarigen Vampir zu beschäftigen. Er hatte sich, nachdem diese rasende Wut und die Verletztheit langsam abgeklungen war, nachdem er es endlich geschafft hatte, sie in Menschenblut zu ertränken, regelrecht dazu zwingen müssen, aufzustehen. Oder war geistesabwesend aufgestanden und die ganze Nacht durch die Stadt gewandert. So konnte es einfach nicht mehr weitergehen. Sollte er vielleicht doch zugeben, dass der Größere ihm nicht egal war, dass er ihm mehr als nur etwas bedeutete? Dass ihm endlich irgendwann die Augen zufielen, bemerkte Alan gar nicht mehr. Aber es hielt immerhin seine Gedanken an. Nacht 34 Damon schlief den Tag über ruhig und fest und wachte am Abend relativ früh auf. Verwundert stellte er nach einem Blick auf die Uhr fest, dass die Sonne gerade erst untergegangen sein musste. Leicht gähnend fuhr er sich durch die Haare und rappelte sich auf. Er hatte eigentlich große Lust weiterzuschlafen, oder einfach liegen zu bleiben, aber er wollte zumindest Tür und Fenster wieder öffnen. So haderte er einige Sekunden mit sich selbst und erhob sich kurz wankend. Er öffnete im Halbschlaf Tür und Fenster, und blickte einige Momente auf den Wald. Ob es wirklich eine so gute Idee war, Alan von dem Cellisten zu erzählen? Vielleicht sollte er sich auch wieder ein Zimmer in dem Gasthaus nehmen. Dann würde er weniger Ärger mit Alan haben. Er legte sich wieder auf sein Bett und fand, dass das eigentlich die beste Lösung war. Alan wachte eine Stunde später auf. Irgendwie fühlte er sich auch heute nicht richtig wohl, sein Kopf fühlte sich so... breiig an. Darum beschloss er, endlich wieder seine alte Gewohnheit aufzunehmen und flog nach dem Anziehen eine Runde durch seinen Irrgartenwald. Die klare Luft tat ihm gut und klärte seinen Kopf, auch wenn es allmählich zu kalt wurde zum Fliegen, den Winter über würde er wie jedes Jahr laufen müssen. Dann sah er auch weniger oft nach dem Rechten. Er verwandelte sich schon im Garten zurück und schlenderte noch ein wenig herum, betrachtete die noch verbliebenen Pflanzen. Leise öffnete er Damons Gartentür. Er wollte einfach sehen, ob der Größere noch schlief. Damon hörte das leise Knarren der Tür und drehte den Kopf. Er war ehrlich verwundert und erstaunt, Alan in der Tür stehen zu sehen und richtete sich auf, fuhr sich durch die Haare und band sie im Nacken zusammen. "Komm rein." meinte er freundlich und fragte sich, was der andere von ihm wollte. Er wies auf einen der Stühle und machte es sich selbst auf dem Bett gemütlich. Alan wusste eigentlich selber nicht, was er gewollt hatte. Ihm war einfach langweilig gewesen und so hatte er sehen wollen, ob Damon noch schlief. "Entschuldige, falls ich dich geweckt habe, war keine Absicht." Meinte er mit einem kleinen, entschuldigenden Lächeln und zog die Beine im Schneidersitz auf den Stuhl. Außerdem war es eigentlich völlig widersinnig, denn beide waren sie einerseits froh darüber, dass Damon wieder hier eingezogen war, und andererseits gingen sie sich mehr oder weniger bewusst aus dem Weg. "Nein hast du nicht, ich bin schon länger wach." erwiderte Damon und schüttelte leicht den Kopf. Er war erstaunt darüber, dass Alan die Einladung wirklich annahm und noch mehr erstaunt, dass dieser gekommen war, als er beschlossen hatte, ihm nicht mehr so oft mit seiner Gesellschaft auf die Nerven zu gehen. Er wurde aus diesem Vampir einfach nicht schlau. Einerseits schien ihn seine Anwesenheit zu stören und dann wieder schien er sie wirklich zu suchen. Damon strich sich unsicher ein paar Strähnen hinter die Ohren und wusste nicht, was er sagen sollte. Er war in der letzten Stunde zu dem Entschluss gekommen, doch lieber vorerst ein Zimmer im Gasthaus zu mieten. Auf der Suche nach dem Anfang eines Gesprächs ließ Alan den Blick durchs Zimmer schweifen. Damons Sachen standen noch unausgepackt auf dem Boden. Also war er gestern erst spät zurückgekommen. Nur zu gern hätte Alan die Gedanken des Rothaarigen gekannt. Schweigend betrachtete er ihn einfach, weil selbst ihm diesmal nichts einfiel, um wenigstens ein paar Sätze zu wechseln. Wie schon so oft bewunderte er das sanfte Farbspiel der roten Mähne. Damon hätte sich die Haare raufen können. Das war doch zum Verzweifeln. Entweder stritten sie oder sie schwiegen sich an. Es musste doch auch noch möglich sein, normal miteinander zu reden. Er seufzte und blickte wieder zu Alan, hob kurz die Augenbraue, weil er den Blick, der diesem ihn zu warf, nicht so recht einordnen konnte. Eigentlich... war es gar nicht so unangenehm, sich so anzuschweigen. Es war ja kein düsteres Schweigen, es war eher abwartend. An sich war es bloß ein wenig unbehaglich, weil sie beide darauf warteten, dass der andere etwas sagte. Alan beschloss einfach, nicht mehr darauf zu warten, sondern schlicht die Stille und die Anwesenheit des Rothaarigen zu genießen. Das war schließlich mehr, als er die letzten Wochen gehabt hatte und es tat ihm irgendwie gut, dass der andere da war. Damon lehnte sich an die Wand und überlegte noch eine Weile. "Sag mal... könnte ich mir ein Pferd anschaffen?" fragte er dann und blickte den anderen fragend an. Wenn er jetzt öfter in die Stadt musste, dann wollte er wirklich nicht immer zu Fuß laufen. Aber er wusste ja nicht, ob Alan die Möglichkeiten hatte, hier ein Pferd unterzubringen. "Ein Pferd?" wiederholte Alan verblüfft. Wie kam der Kerl denn jetzt auf so eine Idee? Er zuckte mit den Schultern. "Wenn du es bezahlen kannst. Man müsste sicher einen Teil des Schuppens umbauen..." meinte er nachdenklich. Am Ende des Gartens gab es ein größeres Holzhaus, das bis jetzt nur als Abstellraum und Gerätekammer benutzt wurde. Wie Damon das Tier allerdings auch manchmal auf eine Wiese lassen wollte, wusste er nicht ganz. So richtig begeistern konnte er sich für die Vorstellung, wie ein schwarzes Pferd seine letzten Rosen abfraß, jedenfalls nicht. "Ja, ein Pferd. Zu Fuß in die Stadt zu gehen ist mir auf Dauer zu anstrengend und in eine Fledermaus möchte ich mich nicht verwandeln." erklärte Damon und hörte Alan zu. Ein Pferd würde auch eine Möglichkeit bieten, sich irgendwie zu beschäftigen, wenn ihm mal wieder langweilig war. Er lächelte und blickte Alan an. Unwillkürlich fragte sich Alan, ob das jetzt ein Seitenhieb auf seinen Gewohnheit, sich in das kleine Tier zu verwandeln, gewesen war. "Das kannst du erst, wenn du älter als fünfzig bist..." ergänzte er. Damon hatte ihm erzählt, dass er aus einer eher bäuerlichen Familie stammte, so wusste er sicher, wie man das Pferd zu versorgen hatte, denn der Weißhaarige konnte zwar Julian anweisen, sich mit um das Tier zu kümmern, aber der war schließlich Koch und kein Pferdeknecht. Und um noch jemanden einzustellen stand das Geld im Moment nicht zur Verfügung. Damon nickte und musterte den anderen. Er fragte sich, ob Alan ihm eigentlich verraten hatte, wie alt er war. Unsicher suchte er in seinem Gedächtnis nach Hinweisen, fand aber nichts. Andererseits wollte er auch nicht nochmals fragen, falls er schon gefragt hatte. Hätte Alan noch immer die Gedanken des Jüngeren erfassen können, hätte er es ihm jetzt sicher gesagt, denn irgendwie war ihm gerade danach, dem anderen einige Fragen zu beantworten, nicht alle vielleicht, aber einige. Doch er stellte ja keine mehr. Doch auch so bemerkte er, dass Damon über irgendetwas brütete. "Was denn?" hakte er deswegen neugierig nach. "Ich hab mich gefragt, wie alt du wohl bist." antwortete der Größere und blickte den anderen kurz skeptisch an. Alan legte heute ein ungewöhnliches Interesse an den Tag und er fragte sich, ob mehr dahinter steckte. "Außerdem bist du heute so ungewöhnlich nett." //und scheinst meine Nähe wirklich zu suchen...// fügte er in Gedanken hinzu. Er hatte allerdings das Gefühl, das dieser Satz die Laune des Vampirs wieder umschlagen lassen würde, weswegen er ihn lieber für sich behielt. "Ja, stell dir vor, selbst mir wird es langweilig, mich ständig mit dir zu streiten." Schmollte Alan sarkastisch, "Ich gehe auch wieder, wenn ich dich störe." Er dehnte die Zeit, bis er antwortete, absichtlich so weit, obwohl er sein Alter auch ohne nachzudenken kannte. "Was würdest du denn schätzen?" Er fragte nicht, um sich in menschlicher Eitelkeit zu sonnen, weil Damon ihn jünger schätzte, es war einfach nur Neugier, wie gut Damon so etwas einschätzen konnte. "Hundert?" fragte Damon und schaute den anderen fragend an. Aus Alans Bemerkungen schloss er, dass dieser schon über 50 und wesentlich älter war. Genau konnte er das aber nicht sagen, da Alan von außen her immer noch wie 18 wirkte. Er fand es daher ein wenig gemein, dass er den anderen schätzen musste. Alan grinste schelmisch. "Na ja... nein. Aber so schlecht ist die Richtung nicht." Er wartete noch einen Moment, bevor er die Auflösung verriet. Da Damon nicht auf den Hinweis, ihn wegzuschicken, wenn er störte, reagiert hatte, hieß das wohl, dass dem nicht so war. "Ich bin 156 Jahre alt." Löste er das Rätsel dann. "Sieht man dir gar nicht an." meinte Damon lachend und fummelte weiter an seinen Haaren herum. Er lächelte vergnügt vor sich hin, denn es freute ihn wirklich, dass sie endlich mal ein normales Gespräch führten. Er war erleichtert, dass Alan offenbar doch nicht vorhatte, jetzt schon zu gehen und betrachtete den anderen wieder einmal. Er warf einen kurzen Blick in Alans Augen, denn er mochte deren tiefes, verhangenes Blau, dennoch wandte er den Blick schnell wieder ab, damit er nicht zu aufdringlich wurde. "Ach, nein, wirklich?" entgegnete Alan grinsend-ironisch, "Hab mich eben gut gehalten. Viel schlimmer ist, dass du immer älter aussehen wirst als ich. Frechheit." Kindisch zog er einen Schmollmund. Auch 156-jährige Vampire durften schließlich mal einen Augenblick infantil sein. "Wieso bist du eigentlich noch im Bett? Hast du vor wieder einzuschlafen oder was?" Damon blickte den anderen verwundert an. "Nein... es ist nur gemütlicher." antwortete er und streckte die Beine aus. Irgendwie kam er in Versuchung, Alan anzubieten, sich doch auch aufs Bett zu setzen, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass der andere ablehnen würde. Andererseits musste man auch manchmal etwas riskieren. "Wenn du willst, kannst du dich auch hierher setzen." meinte er und deutete auf das Bett, das bestimmt gemütlicher war als der Sessel. Alan war tatsächlich versucht, es abzulehnen und die momentane Distanz beizubehalten, aber... Er nickte und stand von seinem Sessel auf, streckte die Beine kurz aus und ließ sich dann auf dem Fußende des Bettes nieder. Ein wenig fragend schweifte Alans Blick über das Gesicht des Rothaarigen, war es doch sein einziger Anhaltspunkt, um herauszufinden, was der andere mit diesem Angebot bezweckt hatte. Damon war ein wenig überrascht, als sich der weißhaarige Vampir erhob und sich tatsächlich mit auf das Bett setzte. Er bemerkte natürlich den fragenden, leicht misstrauischen Blick des Vampirs "Keine Angst... ich falle schon nicht über dich her." meinte er leicht lachend, obwohl er das eigentlich zu gerne getan hätte. Aber er hatte sich ja vorgenommen, Alan weniger zu belästigen und wenn er sich etwas vornahm, dann versuchte er sich zumindest daran zu halten, auch wenn es nicht immer klappte. "Bei dir weiß man das nie so genau." Rechtfertigte sich Alan schmollend, in Gedanken bei Damons letzten, kleinen "Attentaten" auf ihn, und setzte sich bequem zurecht, landete schließlich wieder im Schneidersitz, weil er so nicht umfiel. Immerhin hatte er seine Drohung, auch wenn der Rothaarige sie lächerlich gefunden hatte, soweit ernst gemeint, dass er tatsächlich wieder von dem Hals des Jüngeren trinken würde, wenn er sich wieder an ihn heranmachte. Er liebte Damons Blut einfach, auch wenn er ihm das nicht sagen würde. Bei Alans Worten grummelte Damon leicht, "So schlecht denkst du also von mir." murmelte er leicht entrüstet und blickte Alan ebenso entrüstet an. Alans Bisse waren allerdings nicht der Grund, warum Damon damit aufhören wollte. Denn eigentlich mochte er es, von dem Vampir gebissen zu werden, wusste aber auch nicht so recht, woran das lag. Vielleicht sollte er es einfach darauf anlegen? Sofort schüttelte er innerlich den Kopf über sich. Offenbar war seine Willenskraft, was Entscheidungen anging, die Alan betrafen, gleich null. "Wieso, war doch gerechtfertigt, zumindest was die letzten drei Nächte angeht." Meinte Alan unschuldig und ärgerte sich im Stillen dafür, dass er seine Drohung nicht an noch etwas anderem festgemacht hatte. Zu gern hätte er sich jetzt ein paar Tropfen dieser köstlichen Flüssigkeit auf der Zunge zergehen lassen, doch er versuchte, diese Gedanken einzudämmen. Dummerweise erging es ihm wie früher, er konnte sich vage daran erinnern, dass er die Gedanken an Schokolade und andere Süßigkeiten partout nicht mehr aus dem Kopf bekam, sobald sie sich einmal eingeschlichen hatten. Damon gab ein leises Maulen von sich und beobachtete den Vampir mit leicht schiefgelegtem Kopf. Irgendwie hatte sich ein für ihn nicht zu deutendes Funkeln in die Augen des Vampirs geschlichen. Er fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte und ob er jetzt mit irgendetwas zu rechnen hatte. Immerhin war Alan nicht immer berechenbar, was den Umgang mit ihm oftmals verkomplizierte. "Weißt du, was ich nicht verstehe? Es gibt Tage, da habe ich das Gefühl, du würdest mich am liebsten aus dem Haus werfen und mich aus deinem Leben verbannen und dann gibt es Tage, da scheinst du meine Gesellschaft regelrecht zu suchen." fing er nach einer weile nachdenklich an, obwohl man hören konnte, dass auch Wut, Frust oder Ärger darin mitschwangen. Eine plötzliche Unruhe überkam ihn. Er wusste selbst nicht, warum es ihm auf einmal einfiel oder warum er das jetzt gerade loswerden wollte, aber er konnte einfach nicht mehr ruhig sitzen bleiben. Er erhob sich vom Bett und ging zum Fenster, starrte kurz in die Dunkelheit hinaus und drehte sich dann wieder zu Alan um. "Könntest du dich vielleicht mal entscheiden, was du überhaupt willst, anstatt die ganze Zeit mit meinen Gefühlen zu spielen?!" kam es dann ruhiger und mit leicht traurigem Unterton von ihm und er blickte Alan anklagend an. Alan zuckte leicht zusammen und senkte schuldbewusst den Kopf. Hatte er ihn jetzt bloß auf das Bett gebeten, um ihm wieder diese Predigt zu halten? Und warum hatte er diesmal überhaupt keine Energie, um sich wie sonst gegen die Vorwürfe zornig zur Wehr zu setzen? Der Durst nach Damons Blut war verschwunden. "Manchmal würde ich dich wirklich am liebsten irgendwie loswerden, dich einfach verschwinden lassen, ohne dass es Beweise dafür gibt, dass es dich jemals gegeben hätte, weil es mich wahnsinnig macht, dass ich gern in deiner Nähe wäre." Meinte er leise in den Raum hinein ohne Damon anzusehen. Doch immerhin war er diesmal ehrlich, im Gegensatz zu vielen der vorherigen Diskussionen über dieses Thema. Damon hatte ihm weder Zeit noch Möglichkeit gelassen, um sich hinter einer Fassade zurückzuziehen. Damon war ehrlich gesagt überrascht, eine aufrichtige und ruhige Antwort von Alan zu bekommen. Er seufzte leise und ging wieder zum Bett, setzte sich darauf und blickte Alan an. "Und was ist so schlimm daran, in meiner Nähe sein zu wollen?" fragte er leise nach und blickte den Vampir fragend an. Er wusste, dass er damit wahrscheinlich mal wieder zu aufdringlich oder zu schnell war, aber er konnte es einfach nicht lassen, Alans momentane Ehrlichkeit zu nutzen. Wann erlebte man den Vampir denn schon mal so? Höchst selten. "Weil es alles umso schlimmer macht, wenn ich es nicht kann." Murrte Alan. Er runzelte die Stirn und ließ sich nach hinten auf das Bett fallen, starrte Löcher in die eigentlich relativ uninteressante Decke. "Außerdem komme ich mir vor wie ein Drogenabhängiger. Das ist erniedrigend." Brummte er weiter. Jetzt, da er es erklären sollte, konnte er irgendwie nicht in Worte fassen, was sich in ihm so dagegen sträubte. Damon dachte über Alans Worte nach und musterte ihn ebenso nachdenklich. Er lehnte sich wieder gegen die Wand und seufzte dann leise. Einerseits freute es ihn natürlich, dass Alan in seiner Nähe sein wollte, anderseits betrübte es ihn, dass Alan daran anscheinend nichts sehr positives sehen konnte. Alan sah, dass Damon über diese Antwort nicht gerade glücklich war und es tat ihm auch leid, aber er war im Moment noch nicht in der Lage dazu, dem Rothaarigen eine Antwort zu geben, die ihn glücklicher machen würde. "Zumal es ja irgendwie zu stimmen scheint. Ich habe noch nie vorher Blut geschmeckt, das so anziehend ist wie das von dir. Das ist wie... wenn man nur Brot gegessen hat und plötzlich ein Stück Schokolade geschenkt bekommt." Meinte er, biss sich dann aber überrascht auf die Lippe. Gott, wieso hatte er das jetzt gesagt. Jetzt würde Damon das entweder ausnutzen oder sich mal wieder über ihn lustig machen. Auf jeden Fall hatte Alan es eigentlich für sich behalten wollen. Damon blinzelte erstaunt und hörte dem anderen leicht verwundert zu. Über den Vergleich musste er leicht lachen, denn irgendwie fand er ihn ziemlich niedlich. Man konnte irgendwo sagen, das es ihn ziemlich ehrte, dass Alan an seinem Blut solchen Gefallen gefunden hatte. "Soll ich jetzt Mitleid mit dir haben, weil du nicht mehr einfach so an mein Blut kommst?" fragte er leicht belustigt nach, obwohl er Alans Worte durchaus ernst nahm. "Warum nicht? Wenn es etwas an dem Fakt ändern würde?" grinste Alan zurück, obwohl er es nicht mochte, dass der Größere sich darüber amüsierte. Aber so konnte er das immerhin ein wenig überspielen. Vielleicht würde Damon ja auch den Zusammenhang zwischen den beiden Sachen finden, dass Alan gern in seiner Nähe war, dadurch aber ständig an die köstliche Flüssigkeit erinnert wurde, die ihm nur selten zur freien Verfügung stand, was eine ziemliche Quälerei war. Damon lachte leise und stützte dann nachdenklich den Kopf in den Hände. Eigentlich war ja nichts schlimmes dabei, Alan hin und wieder etwas von seinem Blut zu geben. Erstens, weil es ja nicht mehr seinen Tod zur folge haben würde und andererseits schien ja dieser Durst nach seinem Blut ein Grund zu sein, warum Alan nicht so gerne bei ihm war. Was er auch irgendwo verstehen konnte. Er selbst würde es auch nicht toll finden, wenn man ihm die ganze Zeit etwas wie Blut vor die Nase halten würde und er trotzdem nichts davon kriegen konnte und durfte. "Wenn du willst... dann..." Damon setzte an und brach dann wieder ab, "Na ja, also meinetwegen kannst du ab und zu was von meinem Blut haben." führte er den Satz dann zu Ende. Ach, wie großzügig. Dieser Satz biederte sich geradezu dazu an, sarkastisch zu werden, doch Alan biss sich auf die Zunge. Das Angebot war zu verlockend, um es durch eine unbedachte Äußerung sofort wieder zu gefährden. "Auch... jetzt?" Gott, er hasste sich dafür, dass er um Damons Blut bat, fast bettelte. Er war ja so was von kleingeistig, schwach. Das war es, was ihn so an der Nähe zu Damon ärgerte, er brachte ihn laufend in solche Situationen. "Von mir aus." meinte Damon lächelnd und machte es sich auf dem Bett gemütlich. Er war sich nicht bewusst darüber, dass er den Älteren dazu gebracht hatte, ihn um das Blut zu bitten. Es war auch gar nicht seine Absicht gewesen. Er beobachtete Alan, während er sich das rote Haar schon mal aus dem Nacken strich. Es war irgendwie recht amüsant, wie sehr sie sich auf einmal anstellten, obwohl das, was jetzt passieren würde, eigentlich schon Routine war... oder zumindest Routine gewesen war. Die Betonung lag dabei schon auf "war", denn da Alan sie rein biologisch auf eine ähnliche Stufe gestellt hatte und Damon von ihrem ursprünglichen Abkommen befreit war, war es nicht mehr selbstverständlich, dass er sich nahm, wonach er verlangte. Außerdem provozierte der Ablauf eine Intimität zwischen ihnen, die es sonst nicht gab und nach der sich vor allem Damon, aber unwissentlich auch Alan, sehnte. Er wollte Damon mit damit nicht verletzen, indem er ihm Hoffnungen machte, die Alan noch nicht erfüllen konnte. Weil Damon noch immer an der Wand saß und auch nicht vorrückte, blieb Alan keine andere Chance, als sich auf seinen Schoß zu setzen. Ungewöhnlicherweise errötete er dabei leicht, doch er wusste keine andere Position, die sich besser eignete. Unbewusst grazil neigte Alan den Kopf und strich mit den Lippen kurz über die Stelle des Halsansatzes, bevor er übergangslos, aber sanft und weich die Zähne in der Haut des Größeren versenkte. Damon bemerkte leicht verwundert das Erröten des kleineren Vampirs. Als dieser sich auf seinen Schoß setzte, legte er die Arme locker um den Körper des Vampirs. Er tat es einfach, weil es so gemütlicher war und nicht weil er damit irgendeinen Zweck verfolgte. Er seufzte leise, als er die Zähne des anderen wie Nadelspitzen in seine Haut eindringen spürte. Es wunderte ihn, aber irgendwie hatte er das wirklich vermisst. Alan brachte nicht genug Selbstbeherrschung auf, um den genießenden, leisen Seufzer zu unterdrücken, der ihm entkam, als Damons Blut seine Zunge benetzte. Gott, wie hatte er das nur vermisst. Jedes Mal, wenn dieses Lebenselixier wie eine Droge seinen Gaumen streichelte, fragte er sich, wie es nur die ganze Zeit ohne ausgehalten hatte. Schon die Konsistenz war so sahnig, weich, passte genau zu seiner Temperatur, denn seltsamerweise wurde Damon nie völlig kalt, im Gegensatz zu anderen Vampiren. Jeder Tropfen enthüllt ihm eine neue Welle von Aromen, verwirrende Muster von vollendetem Geschmack. Was Alan bei genauerer Betrachtung am seltsamsten fand, war, dass nur dieser Moment ihn dazu brachte, sich körperlich und seelisch völlig zu entspannen, nirgends sonst konnte er diesen Zustand erreichen. Auch die befriedigte, bleierne Müdigkeit nach gutem Sex war damit überhaupt nicht vergleichbar. Damon bemerkte das Seufzen schmunzelnd und drehte den Kopf ein wenig zur Seite, so wie er es gewohnt war. Es war irgendwie seltsam, aber jetzt, wo er nicht mehr sterben konnte, war das Ganze viel angenehmer und er verspannte sich innerlich nicht mehr so unbewusst. Es war etwas harmloses und normales, und es war wirklich irgendwo angenehm. Seine Hände strichen leicht und eher unbewusst über den Rücken des anderen, auf dem sie ruhten. Auch Alans Haltung war eine unbewusste Mischung aus zweckdienlichen und zärtlichen Berührungen, seine Hände lagen auf Damons Schultern und waren leicht in die Haare verwickelt. Diesmal überließ er es Damon, seinen Genuss zu unterbrechen, der Weißhaarige konzentrierte sich mit geschlossenen Augen voll und ganz auf das sinnliche Erlebnis. Allmählich öffneten sich seine Sinne auch für die Empfindungen, die ihn mit Damons Blut erreichten. Zuerst kamen die alltäglichen, leisen Gefühle, die Alan durch die Geschmacksflut hindurch kaum wahrnahm, doch eine Empfindung fesselte ihn. Sie fühlte sich warm an, tröstlich, gleichzeitig hell und voller Verständnis und Unglauben, zärtlich, gleichzeitig wehmütig, unerfüllt, sanft und doch ungestüm. Um diese wie eine rauchgefüllte Seifenblase erscheinende Empfindung nicht zu zerstören, hörte Alan einen Moment lang auf zu saugen. Er wusste was das war, doch er hatte es nie so deutlich, so klar gesehen. Vielleicht lag es diesmal so dicht an der Oberfläche, oder Damon öffnete sich, um ihm das zu zeigen, um ihm zu zeigen, dass er es wirklich ernst mit ihm meinte. Was er nicht wusste, war weshalb ihm plötzlich die Augen brannten, während sein Geist die faszinierendste Empfindung betrachtete, die man ihm bisher gezeigt hatte. Damon hatte nicht vor, diesen wunderschönen Moment bald zu unterbrechen. Er schloss die Augen und genoss das warme Gefühl, das sich von Alans Fingerspitzen, die hin und wieder seinen Nacken berührten, in seinem Körper ausbreitete. Er war ein wenig verwundert, als er bemerkte, dass der Vampir aufhörte zu saugen, doch da die Stimmung und die Situation ihm so vertraut und zärtlich vorkam, dachte er nicht daran, sie zu zerstören. Mit einem Mal glaubte er etwas Feuchtes an seinem Hals zu spüren, das nicht sein Blut war. Unsicher wanderten seine Blicke zu dem Vampir. Weinte Alan etwa? Damon wurde etwas unsicher, da er sich nicht erklären konnte, warum der Vampir denn weinen sollte. Weil Alan aufgehört hatte zu trinken, verblasste die Empfindung langsam, da nichts kam, um sie zu erneuern. Sie wurde verschwommen und rissig, wie ein Bild auf Holz, das man der Witterung aussetzte, und verschwand schließlich. Das Brennen seiner Augen ließ nach und der Weißhaarige setzte erneut zum Trinken an, diesmal blieb das weiche Bild aus. Stattdessen beruhigte ihn der satte Geschmack der roten Flüssigkeit, tröstete ihn, so dass Alan sich wieder entspannte und die Gabe genoss. Schließlich setzte Alan endgültig ab. Er wollte die großzügige Gunst Damons nicht beim ersten Mal überstrapazieren. Widerwillig löste er sich von der leicht erwärmten Haut, sah zu, wie sich die kleinen Wunden ohne sein Zutun schlossen. Damon war froh, Alan nicht auf die Tränen angesprochen zu haben, denn wie es schien, waren sie nur von kurzer Dauer gewesen. Er spürte das leichte Kribbeln an der Stelle, wo sich die Wunde nun von alleine wieder schloss. Kurz ließ er die Hände noch auf Alans Rücken ruhen, bevor er sie dann wieder von diesem nahm und ruhig auf die Bettdecke legte. Er hatte immerhin gesagt, dass er nicht mehr ganz so aufdringlich sein wollte, und daran versuchte er sich nun mal zu halten. Vielleicht war es ja unfair, weil Alan sich ja vorgenommen hatte, Damon keine Hoffung zu machen, bevor er sich nicht sicher war, dass er geben konnte, was er andeutete. Aber er fand, dass es eigentlich keine so schlimme Geste war. Er küsste Damon leicht auf die Wange. "Danke." Meinte er leise, ehrlich und mit einem kleinen Lächeln. Dann stand er von Damons Schoß auf, bevor er es riskierte, dass der Jüngere doch irgendetwas falsch auffasste. Damon lächelte leicht verwundert über den Kuss. "Keine Ursache." meinte er dann und holte ein Taschentuch hervor. Damit begann er sich die letzten Blutreste vom Hals zu wischen, was ja nicht besonders viel war. Er streckte die Beine aus, als Alan von seinem Schoß gestiegen war. Irgendwie fand er das schade, denn er hatte die kurze Nähe zu dem anderen doch sehr genossen und gemocht. Alan sah zu, wie Damon sich räkelte. Er schien ja wirklich ziemlich eingerostet zu sein. "Von mir aus kannst du auch etwas wiederbekommen, falls dir gerade schwindlig ist." Er hatte nicht so recht darauf geachtet, wie viel er genommen hatte, alle anderen Eindrücke hatten ihn mehr beschäftigt. "Hm." Damon wiegte überlegend den Kopf hin und her. Er hatte Alans Blut nicht in sehr guter Erinnerung, aber immerhin war er zu dem Zeitpunkt noch ein Mensch gewesen. Vielleicht sollte er dem Blut des Vampirs noch eine Chance geben, denn wenn er ehrlich war, war ihm schon etwas schwummrig. "Na gut..." meinte er nach einer Weile und entfernte sich von seinem Platz von der Wand. Er wusste nicht recht, ob Alan das wirklich ernst gemeint hatte und so blieb er unsicher auf der Mitte des Bettes hocken. Alan beobachtete Damon leicht stirnrunzelnd, denn einerseits hatte er eben etwas gewollt, andererseits bewegte er sich auch nicht. Er knöpfte den hochgeschlossenen Kragen des roten Hemds auf und neigte zugleich fragend und auffordernd den Kopf zu Seite. "Was denn nun?" hakte er nach. Weiter bewegte er sich nicht, schließlich kannte er Damons Angewohnheiten, was das Trinken betraf, kaum, weil er es nur sporadisch zu Gesicht bekommen hatte. Doch eine Regel oder Gesetzmäßigkeit hatte er damals nicht entdeckt. "Jetzt hetzt doch nicht so." meinte Damon und näherte sich Alan. Er war ein wenig unsicher, denn immerhin war es etwas vollkommen anderes, ob er irgendein Opfer biss oder ob er Alan biss. Er strich dem kleineren Vampir sanft ein paar Strähnen aus dem Nacken und betrachtete kurz die weiße, weiche Haut Alans. Dann beugte er sich vorsichtig vor und legte die Lippen auf Alans Halsbeuge. Er genoss kurz das Gefühl von Alans Haut an seinen Lippen, bevor er die Zähne vorsichtig in dem jetzt warmen Fleisch versenkte. Er schloss die Augen, als das Blut des Weishaarigen seine Zunge benetzte. Alans Blut schmeckte seltsamerweise gar nicht so schlecht. Wie ein guter, alter Wein und so gänzlich anders als das Menschenblut, das er vorher getrunken hatte. Alan erschauderte unmerklich, als er die federleichte Berührung im Nacken spürte. Damons Biss fühlte sich eher an wie ein zärtlicher Kuss auf seine ohnehin dafür recht empfängliche Halsbeuge. Er musste an die Empfindung denken, die er eben gesehen hatte. Warum tat er Damon das an, warum konnte er sie nicht einfach erwidern, er wollte es doch? Die Schuldgefühle plagten ihn und hielten ihn von dem recht seltsamen Gefühl des Gebissenwerdens ab. Im Gegensatz zu ihm hatte sich Damon ja durch ihn daran gewöhnt, doch wann hatte man Alan denn mal gebissen? Höchst selten. Unbewusst hielt er sich leicht an Damon fest, obwohl er noch nicht das Gefühl hatte, gleich umzukippen. Damon war ein wenig verwundert darüber, dass Alan sich im Moment so gänzlich anders benahm als sonst und es verwirrte ihn. Er hatte das Gefühl, dass es Alan ein wenig unangenehm war und so nahm er nur wenige Schlucke von dem köstlichen Blut, bevor er sich wieder von Alan löste. "Danke." meinte er lächelnd und wischte Alan ebenfalls das restliche Blut vom Hals. Alan, der gerade für seine Verhältnisse lammfromm war, eingedenk der drei Wochen, in denen er hatte merken müssen, wie sehr er sich in der kurzen Zeit an Damon... gewöhnt hatte, war verwundert, dass Damon so schnell wieder von ihm abließ. Aber schon als er dem Jüngeren etwas abgegeben hatte, weil er so unheimlich durstig gewesen war, hatte diesem sein Blut wohl nicht besonders behagt. Welche Ironie, wenn man bedachte, wie sehr ihn Damons Blut anzog. "Und nun?" "Was und nun?" fragte Damon nun vollkommen verwirrt nach. Es kam ihm so vor, als hätte Alan es heute darauf angelegt, ihn zu verwirren, denn der Vampir benahm sich heute völlig anders als sonst. Er hatte zwar nichts dagegen, eher im Gegenteil, aber er musste sich erst mal daran gewöhnen. Vor allem über den Geschmack des Blutes dachte er erst jetzt nach. Es schmeckte gar nicht mal so schlecht, jedenfalls besser als das der Menschen und eigentlich war dieser süße Nachgeschmack, der ihm gerade auf der Zunge lag, ziemlich lecker. Dass Damon ohne jeglichen Kommentar verschwunden war, war das Beste und einzig Wirkungsvolle gewesen, was Damon hatte tun können, um Alan endgültig klar zu machen, dass er zwar niederen Standes und jünger als der Weißhaarige war, deshalb aber noch lange nicht duldete, dass er seine Launen ungezügelt auslebte und auf ihm herumtrampelte. "Wir könnten eine Runde in der Stadt drehen... außerdem würde ich gerne mal sehen, wie du jagst. Ohne dir dazu nachspionieren zu müssen." Schlug er vor. Hätte Alan ihm eröffnet, er wolle jetzt zur Weihnachtsfeier, Damon wäre nicht minder erstaunter und verdatteter zugleich gewesen. Er fuhr sich kurz durch die Haare und ordnete sie neu, seufzte dann leise. "Von mir aus können wir in die Stadt, aber jagen tu ich lieber alleine... ich mag es nicht gern, wenn man mir bei so etwas auf die Finger schaut." meinte er dann und erhob sich vom bett. Vor allem bei Alan wäre es ihm unangenehm, was eher daran lag, dass Alan der Erfahrenere und Ältere war und er doch irgendwo Angst hatte sich auf irgendeine Art und Weise zu blamieren. Leicht verstimmt zog Alan die Augenbrauen zusammen, entschärfte die strenge Geste jedoch, indem er zugleich einen Schmollmund zog. "Ich bin dein Schöpfer und ich habe gewisse Verantwortung für dich. Wenn du nach den Vorstellungen, die du als Mensch hattest, jagst, hast du doch auch nichts zu verstecken?" Es war verwunderlich, das Damon dazu nicht zu stehen schien, weil es irgendwie nicht in seine sonstige Art zu argumentieren und zu handeln passte. Auch bemerkte Alan, dass Damon unsicher schien, ständig nestelte er an seinen Haaren herum. "Du bist gerade mal drei Wochen Vampir, es ist wichtig, dass du dich kontrollierst und es verlangt keiner, dass du irgendwelchen Maßstäben genügen musst." Versuchte er ihn zu überzeugen. Damon sollte sich nicht für seine neue Daseinsform schämen müssen. "Du bist anders als ich und du hast jetzt die Chance, mir zu zeigen, was dir an meiner Art, Vampir zu sein, nicht passt. Du kannst es jetzt alles besser machen. Also warum nutzt du diese Gelegenheit nicht einfach?" "Du hast mir doch schon beim Jagen zugesehen... hast du gerade jedenfalls angedeutet." verteidigte Damon sich schwach und starrte auf den Boden. Konnte Alan nicht einfach akzeptieren, dass er es nicht wollte und ihn in Ruhe damit lassen? Er jagte nun mal nicht gerne mit dem Bewusstsein, dass er gerade jagte, es geschah eigentlich eher nebenbei, nebensächlich, so kam er am besten damit klar. Aber wenn Alan ihn dabei beobachten würde, dann wäre er sich der Tatsache, dass er jemanden tötete, um vieles bewusster. Er seufzte leise. "Ich weiß inzwischen aber gar nicht mehr, ob ich dich so unbedingt ändern möchte, jetzt wo ich dich langsam immer besser kennen lerne und deine Beweggründe teilweise nachvollziehen kann." Dass Damon das sagte, bedeutete Alan eine ganze Menge. Es war gut zu hören, dass der Jüngere, der sehr kritisch mit ihm umging, ihn langsam besser verstand, denn es war hart, von Damon nicht verstanden zu werden, Alan war da empfindlich und Damon nicht gerade diplomatisch. Er seufzte und gab nach. Sie hatten ja sowieso noch mehr als eine Nacht, vielleicht konnte er ihn ein andermal überzeugen. "Und wenn wir einfach zusammen jagen würden?" probierte er es mit einem Kompromiss. So würde er vielleicht diese Meister-Schüler-Konstellation aus dem Weg räumen können. "Willst du dir nicht wieder einen Menschen herholen? Ich hatte mich ein wenig gewundert, dass niemand hier ist, hast du vor das Jagen wieder aufzunehmen?" fragte Damon nach. Die Frage war ihm schon öfters im Kopf rumgeschwirrt. Da sich aber nie die passende Gelegenheit ergeben hatte, hatte er sie immer wieder vergessen, aber das schien eine ganz passende Gelegenheit zu sein. Er erinnerte sich noch ganz genau daran, wie Alan seine Methoden vehement verteidigt hatte, was vielleicht daran lag, dass sie nach dem Ereignis im Badezimmer darüber diskutiert hatten. Alan schüttelte den Kopf. "Nach dem Theater mit dir hab ich erst mal genug." meinte er halbernst, "Außerdem glaube ich mittlerweile, dass ich mir diesen Grund, um einfach durch die Stadt zu schlendern, erhalten sollte." Das stimmte sogar, denn seit ihm ohne Damon die Decke dermaßen auf den Kopf gefallen war, war das einfach der willkommene Anlass, um durch die Straßen zu spazieren. Er war hier so schon abgeschieden genug, dann musste er die Stadt nicht auch noch extra meiden. "Aber eigentlich lenkst du vom Thema ab..." "Wieso?" fragte Damon verwirrt. Sie hatten das doch geklärt. "Also von mir aus können wir in die Stadt, aber ich möchte nicht, dass du mir beim Jagen zuschaust." wiederholte er seine Worte nochmals und blickte Alan an. Er ging zu einem der Schränke und holte schon mal seine Jacke heraus. Alan zog erneut einen saftigen Schmollmund. Wie sollte er denn nun wissen, wie sich sein Geschöpf benahm, wenn er ihm nicht wieder nachspionierte? Und er hatte angenommen, dass Damon das nicht besonders gefallen hatte. Kontrollieren konnte er diese Annahme ja leider nicht mehr. Aber da Damon so sehr auf seinem Standpunkt beharrte und Alan zu vermeiden versuchte, dass er gleich den nächsten Streit vom Zaun brach, musste er sich wohl oder übel fügen, obwohl er Damon diesen Triumph über sich bestimmt nicht gönnte. Die Stiefel und den Mantel, in welchen er durch den Wald und den Garten gelaufen war und hier im Zimmer ausgezogen hatte, zog er wieder an. Damon schlüpfte in seine Stiefel, nachdem er den Mantel zugeknöpft hatte. Er wusste ganz genau, warum er nicht wollte, dass Alan ihm beim Jagen zusah. So richtig jagen konnte man es ohnehin nicht nennen, was er da tat. Meistens verführte er irgendwelche jungen Dinger und biss sie dann, die meisten wussten nicht, wie ihnen geschah, da waren sie auch schon tot. Aber irgendwie war es ihm dann doch unangenehm, wenn Alan ihn dabei beobachten sollte oder wollte. Vielleicht hätte Alan ihm helfen können, seine Jagdgewohnheiten so umzustellen, dass sie nicht bloße Verlegenheitsaktionen waren, doch Damon ließ ihn ja nicht, also musste Alan sich zurückhalten. Zusammen schlugen sie die Abkürzung in die Stadt ein, die zwanzig Minuten Fußmarsch bis zum Stadtrand für sie bereithielt. Die größte Strecke legten sie schweigend zurück. Ab und zu ging Alan einem verirrten Gedanken nach, dachte aber an nichts Bedeutungsvolles. Damon ärgerte sich ein wenig darüber, dass Alan ihm erst jetzt diese Abkürzung zeigte. Er merkte sich den Weg, denn dadurch würde er Zeit einsparen. Er hatte nichts dagegen, dass sie zur Abwechslung mal schwiegen, dadurch konnte er sich den Weg leichter merken und sich in Ruhe die Gegend anschauen. Es war komisch, er hatte früher immer gedacht, dass er die Sonne am meisten vermissen würde, aber inzwischen war er völlig fasziniert vom Sternenhimmel. "Mir ist kalt." Murrte Alan plötzlich leise. Irgendwie hatte der schwarze Mantel mehr versprochen, als er in dieser kalten Frühwinternacht halten konnte. Inzwischen schienen die ersten Lichter der Stadt durch die Bäume. Bevor er sich über seine Kleidung beschwert hatte, hatte Alan darüber nachgedacht, wie das Blut der heutigen Mahlzeit wohl am besten sein sollte. Damon blickte ein wenig verwundert zu Alan. Er wusste nicht wieso, aber irgendwie war er der Meinung, dass er so eine Aussage vor ein paar Wochen noch nicht von Alan zu hören bekommen hätte. Auch er spürte die Kälte der Frühwinternacht, denn es wehte ein leicht eisiger Wind. "Dann sollten wir uns beeilen, in die Stadt zu kommen und uns ein warmes Wirtshaus zu suchen, meinst du nicht?" kam es als Antwort von ihm. Kurz hatte er überlegt, Alan seinen Mantel zu überlassen, doch diese Eingebung hatte er schnell verworfen, denn er fror ja ebenfalls. "Kein Wirtshaus." lehnte Alan ab. Er hasste Wirtshäuser und betrat sie nur, wenn er musste. "Für eine dunkle Schankstube voller Lärm, abgestandener Luft mit Schweiß, Rauch und Essensgestank kann ich mich überhaupt nicht begeistern." Zumal dort stets eine unangenehme Stimmung herrschte, voller besoffener, widerlicher Gedanken. Lieber wäre es ihm, irgend einem Ehepaar bis zu deren Wohnung nachzulaufen, sie auszutrinken und die beheizte Wohnstatt zum Aufwärmen in Beschlag zu nehmen. Damon überlegte und plötzlich fiel ihm ein, dass er ja wieder ein Zimmer gemietet hatte. "Wärst du mit einem Zimmer über einer ganz guten Gaststube einverstanden?" fragte er vorsichtig nach. Er wusste nicht wieso, aber irgendwie wollte er Alan nicht direkt auf die Nase binden, dass er Cello lernen wollte. Alan hätte zwar gern das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden, aber hatte keine Lust, Damon seine Idee zu erklären. Er hätte wahrscheinlich sowieso wieder eine seiner hochmoralischen Blockaden gehabt und Damon zickte auch so noch genug herum, wie man vorhin gesehen hatte, so dass Alan jetzt keinen Elan hatte, um eine neue Diskussion anzuzetteln. "Ja, von mir aus." Gleichzeitig wunderte er sich über den Vorschlag, da er angenommen hatte, dass der Rothaarige ganz zu ihm umgezogen war und sich nicht nur einen zweiten Wohnsitz zugelegt hatte. Seltsam, dass er sich das leisten konnte. Hoffentlich konnte er das nicht bloß deshalb, weil er Alan bestahl. Damon brauchte den Raum nicht nur zum Cellospielen. Es war irgendwo beruhigend zu wissen, dass er eine Möglichkeit hatte, sich zurückzuziehen, wenn es mal wieder zu Eskalationen kommen sollten. Allerdings sah es im Moment glücklicherweise nicht danach aus. Er führte Alan durch die Gassen zu dem Gasthaus, stieg mit ihm die Treppe hinauf und schloss auf. Er erschauderte wohlig als ihnen die angenehme Wärme entgegenschlug, die in dem Raum noch ein wenig vorhanden war. Zwar war es selbst hier kühl, aber es war im Gegensatz zu draußen wirklich warm. Er beeilte sich zum Ofen zu kommen und diesen anzuzünden. Das Zimmer konnte er sich wirklich nur aufgrund von Diebstählen leisten. Er beklaute zwar nicht Alan, was er sich irgendwo gar nicht getraut hätte, sondern seine Opfer. Diese brauchten ihr Geld, seiner Ansicht nach, sowieso nicht mehr. Auch Alan schüttelte sich, da ihm durch die angewärmte Luft der Kammer bewusst wurde, wie kalt es eigentlich draußen war. Er setzte sich auf einen der Stühle und sah Damon beim Feuermachen zu. Wie sinnvoll, dass sie in die Stadt gegangen waren, nur um sich in dieses enge Zimmer zu setzen, dann hätten sie theoretisch auch in der Villa bleiben können. Auf jeden Fall war das nicht gerade das, was er mit der Nacht noch hatte anfangen wollen. Damon meinte ein leises Grummeln oder Seufzen zu vernehmen und drehte sich zu Alan um. "Wenn du was anderes machen möchtest, kannst du ruhig gehen, ich zwing dich nicht hier zu hocken" erwiderte er als er das nicht begeistert wirkende Gesicht seines Gegenübers sah. Ehrlich gesagt war es schon ein wenig unsinnig gewesen in die Stadt zu gehen, wenn sie hier im zimmre hockten, andererseits war es ihm eindeutig zu kalt draußen um noch einen schritt vor die Tür zu setzen. "Ich wollte ja eigentlich in die Stadt, weil mir langweilig war, aber das ist auch nichts anderes. Zuhause kann ich mich wenigstens noch notdürftig beschäftigen." Erklärte Alan seinen Unmut, das Kinn auf die Stuhllehne gelegt. "Willst du dich aufwärmen, bleibst du die ganze restliche Nacht oder auch den Tag lang hier?" forschte Alan nach dem, was der Rothaarige mit dieser kalten Nacht anzufangen gedachte. "Ich weiß nicht, wenn du einen besseren Vorschlag hast, dann lasse ich mich auch gern zu was anderem überreden." meinte er und setzte sich aufs Bett. Er wusste nicht, wieso sich Alan immer direkt auf Stühle setzte, Betten waren doch viel bequemer. Irgendwie fand er die Aussicht, die ganze Nacht in diesem Zimmer zu verbringen, gar nicht so übel. Er blickte sich um, eigentlich war das Zimmer ja recht gemütlich, andererseits konnte er Alan durchaus verstehen. Alan setzte sich mit voller Absicht auf die Stühle, schon, weil sie ja dazu gebaut waren. Andererseits gehörten ihm die Betten schließlich nicht und wer weiß, wie Damon es aufgefasst hätte, wenn er sich auf sein Bett gesetzt hätte. Womöglich würde er es als eine Einladung verstehen. Aber Alan hatte auch keinen besseren Vorschlag, als er den Stadtgang vorgeschlagen hatte, hatte er ja noch nicht wissen können, dass die Nacht eigentlich zu kalt war, um draußen herumzulaufen. Damon zuckte leicht mit den Schultern als keine Antwort von Alan kam. Somit hatte er seiner Meinung nach sein Recht auf Beschwerden verloren. Er hielt die Hände vor den Ofen, um sie aufzuwärmen. Nachdenklich betrachtete er die Flammen, während er überlegte, was man wohl hier drinnen tun konnte. Zu seinem eigenen Leidwesen fielen ihm nur Dinge ein, die nicht gerade anständig waren. Alan war sich für unanständige Dinge ja nicht generell zu schade, bloß hatte er in solchen Momenten, als sie im Bad übereinander hergefallen waren oder als Damon ihn auf der Straße geküsst hatte, das Gefühl, dass Damon ihn eigentlich so sehr anzog, dass er alles mit ihm tun konnte. Und er wollte und konnte sich ihm nicht völlig ausliefern, schon sein Stolz stand ihm dabei im Weg. Trübe-gelangweilt schweifte sein Blick durch das halbdunkle Zimmer. Viele Möglichkeiten bot es wirklich nicht. Es war einfach bloß ein Raum zum Gepäck abstellen und schlafen, alles andere erledigte man woanders. Damon blickte derweilen aus dem Fenster raus und beobachtete das kaum vorhandene treiben auf der Straße. Das war bei den zurzeit herrschenden Temperaturen auch kein Wunder. "Wird es im Winter noch kälter?" fragte er betrübt nach. Er war hielt sich noch nicht lange in der Gegend auf. Zu kurz um einen Winter mitbekommen zu haben und von zuhause kannte er bloß milde Winter. "Nein." Antwortete ihm Alan von drinnen, "Aber wärmer wird es sicher auch nicht mehr." Die Winter hier waren kalt und schneereich. Hübsch anzusehen, aber ungemütlich, wenn man länger draußen war. Und darum verkrochen sich die Menschen hier jedes Mal bei Wintereinbruch erst einmal in ihren Häusern, weil sie sich an die Kälte, die recht überraschend kam, immer erst gewöhnen mussten. Aber eigentlich war schön, in dieser Stadt den Winter zu verbringen. "Wie sieht es eigentlich mit deiner Garderobe aus? Überstehst du damit Minusgrade?" hakte er nach, da Damons Gepäck nicht gerade üppig gewesen war. Damon hatte daran noch gar nicht gedacht und war umso erfreuter nachgefragt zu haben. "Ich denke, einen dickeren Mantel werde ich schon brauchen. Bei uns waren die Winter recht mild, Schnee war eine Seltenheit." erklärte er Alan und dachte nach. Neue Stiefel würde er nicht brauchen und Hemden eigentlich auch nicht. Nur einen neuen Mantel konnte er so oder so gut gebrauchen. "Dann beschäftigen wir uns eben, indem wir dir einen Mantel schneidern lassen." Entschied Alan, die Gelegenheit beim Schopfe packend. Endlich konnten sie aus diesem winzigen Raum heraus und etwas nützliches tun. Alans Schneider war manisch-depressiv, also psychisch nicht ganz stabil, und so konnte es durchaus passieren, dass er drei Tage und Nächte hintereinander durcharbeitete. Pech hatten sie nur, wenn er gerade depressiv war. Ansonsten benahm er sich wie alle anderen Menschen auch, war kein bisschen verrückt, eher im Gegenteil. Damon nickte "Gute Idee." murmelte er und zog seinen Mantel, den er abgelegt hatte, wieder an. Genug Geld müsste er dabei haben und wenn nicht, dann konnte er wenigstens eine Anzahlung leisten. Alans Aussage zu urteilen wusste dieser auch, wo es hier einen guten Schneider gab. Er löschte das Feuer im Ofen und trat dann hinter Alan aus dem Zimmer, schloss sorgfältig ab. Insgeheim schüttelte Alan den Kopf. Wie sollte das Zimmer denn ein wenig Wärme erhalten, wenn Damon den Ofen wieder ausmachte? Von der Straße aus konnte der Weißhaarige erkennen, dass die Schneiderei noch hell erleuchtet war und sein Ausstatter dementsprechend gerade wieder seine arbeitswütige Phase hatte. "Alan!!!" Man konnte bestens erkennen, dass das Schneiderlein sich gerade mühsam beherrschte, den Kleineren nicht zu Boden zu knuddeln, sondern ihm in Gegenwart Damons noch ein wenig Würde zu lassen. Außerdem schien er sichtlich froh darüber, ebenfalls beschäftigt zu werden. Dann jedoch musterte er den Weißhaarigen plötzlich argwöhnisch. "Lässt du dich von jemand anderem ausstaffieren?" fragte er, korrigierte sich dann aber hastig in der Anrede, da er wusste, dass Alan es hasste, wenn man ihn vor anderen duzte. "Lass' es ganz, ist sowieso zu spät." Winkte Alan ab, der es mittlerweile aufgegeben hatte, es den anderen so oft und so lange wie möglich probieren zulassen, er lernte es einfach nicht. "Nein tue ich nicht." "Aber du warst so lange nicht mehr daaaaa." Beschwerte sich der Kleidermacher. Alan zuckte mit den Schultern und schob Damon zwischen sich und den Wuschelkopf. "Dafür hab ich dir was mitgebracht. Damit kannst du dich die ganze Nacht beschäftigen." Grinste er über Damons Schulter hinweg zu seinem Schneider. Der hatte kurz ein verdächtiges Funkeln in den Augen, "Doch sicher nicht so, wie ich möchte, oder? Der braucht doch bestimmt bloß eine Generalüberholung, weil er deinen Ansprüchen nicht mehr genügt?!" Alan knurrte kurz böse, zum Zeichen, dass der Lockenkopf endlich mal sein freches Mundwerk halten sollte. "Nein, er braucht einen Wintermantel." Stellte er klar. Damon folgte Alan und war sichtlich ein wenig verwirrt. Er versuchte dem Gespräch so gut es ging zu folgen, aber dieser Schneider sprach ein wenig zu schnell, als das er dem Gespräch wirklich gut folgen können. Er war nur ein wenig verwundert, dass Alan zu diesem wohl ein recht freundschaftliches Verhältnis hatte, für Alans Verhältnisse fand er es gerade zu herzlich. Er blickte immer noch vollkommen verwirrt zwischen Alan und dem Schneider her und verstand überhaupt nichts mehr. Als er meinte wieder mitzukommen, nickte er. "Ja genau, ich brauche einen neuen Wintermantel." wiederholte er unnötigerweise, bloß um irgendetwas zu sagen. Alan amüsierte sich königlich über Damons so offensichtliche Verwirrung, von der er sogar zu wissen glaubte, woher sie kam. Doch ihm war klar, dass das nicht lange anhalten würde, da der Schneider sein Opfer anscheinend als neustes Spielzeug akzeptiert hatte und ihn nun am Arm tiefer in die Höhle aus Stoffen, Nadeln, Knöpfen, Maßbändern und was nicht noch alles durch die Gegend flog, zog und schließlich auf ein Podest stellte. "Bezahlst du oder er?" versicherte sich der Kleidermacher. "Ich." Bestimmte Alan sofort, da er bereits wusste, was eigentlich hinter dieser Frage steckte. Nur Damon wusste es nicht oder war wohl noch zu verwirrt, um rechtzeitig zu reagieren. Flink zog Leander dem Rothaarigen derweil die erste Schicht Sachen aus, während der Weißhaarige es sich auf einem mit rotem Samt bezogenen Sessel bequem machte. "Halt, das reicht." Kommandierte er, als der Lockenkopf im scheinbaren Eifer des Gefechts gerade die Hemdknöpfe seiner neusten Kleiderpuppe öffnen wollte. Damon ließ sich ohne zu Murren auf das Podest ziehen. Er hob ein wenig verwundert die Augenbraue, als Alan meinte, er würde für ihn den Mantel bezahlen. Steckte da irgendetwas dahinter? Er würde auf jeden Fall nachfragen. Als der Schneider anfing, seine Hemdknöpfe zu öffnen, wusste er einen kurzen Moment nicht, ob er ihn aufhalten sollte, doch das hatte sich schnell erledigt, da Alan sein Gegenüber zurechtwies. Was sollte das denen schon wieder? Ein wenig verwirrt blickte er zu Alan. Als Leander anfing ihn abzumessen, hob er bereitwillig die Arme und hielt still, obwohl er sich ein wenig bescheuert vorkam, wie er hier stand und Alan ihn von seinem 'Thron' aus musterte. Er erwiderte Damons vorwurfsvollen Blick mit einem vergnügten Grinsen. Warum sollte er sich über dieses Schauspiel denn nicht amüsieren? Außerdem war es ihm endlich mal wieder gelungen, Damon ernsthaft zu verunsichern. Das hatte er nur in den ersten Nächten, nachdem sie sich begegnet waren, geschafft und sonst war Damon fast ein Musterbeispiel von Unerschütterlichkeit. Sicher, man konnte ihn wütend oder betroffen machen oder auch zum lachen bringen, doch ihn ernsthaft zu verunsichern fand Alan recht schwierig. Leander hatte unterdessen eine Schneiderpuppe nach Damons Maßen eingestellt, was ihn nicht davon abhielt, Damon weiter auf der Empore zu behalten und zu begutachten. Schließlich schleppte er mehrere, riesige Stoffballen heran und probierte sie fachkundig an dem Rothaarigen aus. "Welchen möchtest du?" wandte er sich dann jedoch an Alan und hielt drei Stoffe, die seinem kritischen Auge standgehalten hatten, hoch. Damon seufzte leise. So auf dem Präsentierteller zu stehen gefiel ihm überhaupt nicht. Er musterte die Stoffe und war mit allen eigentlich zufrieden, war somit auch erleichtert, da Alan nicht etwas aussuchen konnte, das ihm nicht gefiel. Er fuhr sich wieder ein wenig sicherer durch die Haare. So langsam gewöhnte er sich an die quirlige Art des Schneiders. Wenn das Ganze noch lange dauern würde, dann würde er sich hinsetzen, soviel stand für ihn jetzt schon fest, egal was Alan oder dieses Schneiderlein sagen würden. Lange wog Alan ab, bevor er schließlich auf einen dunklen, anschmiegsamen Stoff mit dezenten Nadelstreifen zeigte. Elegant, aber unauffällig, passte gut zu Damon. "Möchtest du ihn lang oder eher ein Kurzmantel? Eher etwas... herrschaftliches, leicht figurbetontes oder lieber einfach? Kapuze oder Kragen?" feuerte der brünette Lockenkopf eine ganze Fragensalve Richtung Alan. Dass Damon den Mantel tragen sollte, spielte überhaupt keine Rolle mehr. Nach einigem Hin und Her, bei dem Damon kaum zu Wort kam, einigten sie sich auf einen langen, nicht zu schmalen Mantel mit einem breiten Revers, der Damons Figur zwar unauffällig zur Geltung brachte, aber kein bisschen feminin aussah. Währenddessen hatte Leander eifrig skizziert und präsentierte nun die fertige Zeichnung. Ganz allmählich begann das Ganze dann doch an seiner Geduld zu zehren. Er war kurz davor, einfach zu gehen. Denn so langsam fragte er sich wirklich, was er hier überhaupt machte. Die beiden entschieden ja eh alles, ohne ihn überhaupt zu Wort kommen zu lassen. Er fühlte sich überhaupt nicht mehr wohl und so war es kein Wunder, dass er vom Podest stieg und hoffnungsvoll zur Tür blickte. So langsam glaubte er eine Ahnung davon zu bekommen, wie sich Mädchen fühlen mussten, die zwangsverheiratet wurden. Er musterte den Entwurf kritisch, es gefiel ihm zwar, aber irgendwo war er nicht bereit das zuzulassen und Alan auch noch dafür zu belohnen, dass er ihm die ganze Zeit über den Mund fuhr. Wegen dem Geräusch, dass Damons Schuhe zwischen all den Nadeln und Stoffresten verursachten, lenkte er das Augenmerk wieder auf das Modell. "Was?" fragte Leander über Kopf, weil er ihn in den Nacken legen musste, um Damon, der ja von dem Podest heruntergekommen war, anzusehen. Leicht irritiert, weil er sich keiner Schuld bewusst war, huschte sein Blick über das Gesicht des Rothaarigen. "Stimmt was damit nicht?" Er zeigte die Skizze hoch. Im Gegensatz zu ihrem dienstbaren Menschen hatte Alan plötzlich ein gewisses Schuldbewusstsein, weil er ja die Oberherrschaft über den Entwurf einfach an sich gerissen hatte, indem er sich als Geldgeber dargestellt hatte. Damon musterte den Entwurf und er gefiel ihm auch, aber bis er das zugab, würde wohl noch ein Weilchen vergehen. Er war nicht der Typ, der anderen eine große Szene machte, nur weil er beleidigt war oder sich übergangen fühlte. "Ich muss noch etwas erledigen, schönen Abend noch." erwiderte er dann mit einer Freundlichkeit, die erahnen ließ, dass sie nur halb ehrlich und ernst gemeint war. Ohne auf irgendwelche Einwände zu achten, ging er zur Tür des Ladens und trat hinaus in die kühle Winternachtluft. Draußen musste er sich erst einmal gegen die Wand lehnen und tief ausatmen. Was dachte Alan sich eigentlich? Glaubt er etwa, er könne ihm wie einer Puppe neue Kleidung kaufen und anziehen, wie es ihm passte? Alan zog den Kopf ein, als die Tür wieder gegen den Rahmen schlug. Offensichtlich hatte er es deutlich zu weit getrieben. Aber am Anfang hatte er Damon bloß ein wenig anstacheln wollen und dann war er irgendwie so vertieft in die Entwicklung des Schnitts gewesen, dass er Damon tatsächlich ausgeblendet hatte. Wieso gab er ihm denn bitte kein Zeichen? Er konnte es doch nicht riechen, wenn Damon etwas wirklich nicht passte. Auch Leander war einen Moment still und überlegte andächtig. "Er wollte bezahlen?" schlussfolgerte er nach einer Weile. Alan hatte die Frage ja schon in den Gedanken gehört. "Eigentlich schon. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen." Er lächelte schief. "Fang' schon damit an. Ich bezahl' es dir auf jeden Fall." versprach er. In der kurzen Zeit wurde der Kleidermacher höchstens einen Probemantel schaffen, an dem sie dann noch Veränderungen vornehmen konnten. Der Weißhaarige selbst stand auf und zog den Mantel wieder an. Vielleicht konnte er mit Damon reden, denn es war zu offensichtlich gewesen, dass er nichts zu erledigen hatte. Damon hatte überlegt, ob er wieder nach dem Cellisten suchen sollte, fand aber das dass eine viel zu zeitintensive Beschäftigung wäre. Draußen an der frischen Luft war seine aufkeimende Wut schnell verflogen und er fuhr sich seufzend durch die Haare, während er die Gasse hinunterschlenderte. Vielleicht sollte er noch eine der Gaststuben aufsuchen? Dort kam man am leichtesten an etwas zu trinken oder an Geld, andererseits hatte er im Moment nicht wirklich Lust auf die heitere Stimmung, die in den Wirtshäusern meist herrschte, also entschied er sich dafür, zurück zum Anwesen zu laufen. Wäre er noch ein Mensch, dann würde er eindeutig für ein Stück Kuchen und Tee plädieren, dass er vor dem Kamin verzehren würde. Aber da das nun nicht mehr möglich war, musste er sich wohl auf das Kaminfeuer beschränken. Irgendwie waren Vampire in ihrer Lebensweise doch ziemlich eingeschränkt, stellte er fest. Alan sah Damon weiter entfernt abbiegen und beeilte sich, um ihn einzuholen, bevor er ein weiteres Mal die Richtung wechselte. Ach, verdammt, wieso hatte er damals nur geglaubt, ihn unbedingt töten zu müssen... Wenn er jetzt noch immer Zutritt zu den Gedanken des Jüngeren gehabt hätte, dann hätte er ihn wenigstens bitten können, doch mal stehen zu bleiben. Aber was wollte er denn sagen? Sich sofort entschuldigen, weil er ihn dermaßen übervorteilt hatte, weil er mit der Situation vertraut war? Dass er einfach über ihn entschieden hatte? Irgendwie sagte ihm keine der Antworten sonderlich zu. Und so blieb die gleiche Distanz wie in diesen grauenhaften drei Wochen, wie Alan geknickt feststellte, bestehen. Damon hatte seit einiger Zeit das Gefühl, dass ihm jemand folgte und hin und wieder glaubte er auch Schritte hinter sich zu hören. Er drehte sich jedoch nicht um, da er sich nicht vorstellen konnte, wer ihm da folgen sollte, Alan ganz bestimmt nicht. Er glaubte zwar, dass der Vampir vielleicht erkannte, dass er etwas falsch gemacht hatte und dass es ihm vielleicht auch leid tat, wobei er sich nicht ganz so sicher war, aber dass Alan ihm hinterherlief, um sich zu entschuldigen... Das glaubte er nicht. Dazu war der Vampir seiner Meinung nach viel zu stolz. Und wenn Alan ihm nicht folgte, dann konnte es nur ein Dieb sein. Aber die Schritte wurden nicht schneller und so verwarf er auch diese Betrachtung und ging unbeirrt weiter zu den Stadttoren. Dennoch musste er zugeben, dass es ihn mehr als gefreut hätte, wenn Alan ihm nachgerannt wäre, um sich zu entschuldigen. Warum konnte der Weißhaarige nicht einmal über seinen Schatten springen? Alan hatte zumindest die Distanz zwischen ihnen schon einmal verkürzen wollen, doch Damon wurde im selben Moment schneller. Offensichtlich wusste er, dass der Kleinere ihm folgte und wollte nicht mit ihm reden. Umso mehr Alan darüber nachdachte, umso weniger wusste er, was er tun sollte. Er wollte Damon gern einholen, doch dann sollte er auch mit ihm reden und er wusste langsam überhaupt nicht mehr, was er sagen konnte, ohne sich gleich in irgendetwas zu verfangen. Andererseits gefiel Alan die Distanz überhaupt nicht und Damon wollte ja nicht mit ihm reden. Schließlich verwandelte er sich kurz und ließ den Abstand zwischen Damon und sich auf ein Drittel des Ursprünglichen schrumpfen, bevor er sich wieder zurückverwandelte. Das war schon besser. Er grübelte weiter. Einerseits wollte er nicht, dass es jetzt wieder zu einem Streit voller Anschuldigungen kam, aber er wollte Damon auch nicht wieder so verprellen, dass er endgültig ging. Eigentlich war Damon nur etwas schneller gegangen, da er das Gefühl hatte, dass die Sonne bald aufgehen würde und nicht, weil er nicht mit Alan reden wollte. Er wusste ja noch nicht mal, dass Alan ihm nachlief. Er ließ die Stadtmauern hinter sich und runzelte die Stirn, da er spürte, dass ihm immer noch etwas folgte. Etwa doch ein Dieb? Vielleicht sollte er doch stehen bleiben und sich umdrehen. Er wurde wieder etwas langsamer, da er überlegte was er tun sollte, einfach weiter gehen oder stehen bleiben und sich umdrehen. Unbewusst wurde auch Alan etwas langsamer. Er wusste ja immer noch nicht, was er sagen sollte. Wieso war plötzlich alles so kompliziert? Sonst hatte er sich doch auch nie so angestellt. Aber diese Konstellation war ihm bis jetzt auch noch nicht untergekommen. Mit seinem Meister war er nie in einer ähnlichen Situation gewesen und bei seinem Geliebten hatte er zumindest dessen Gedanken gekannt. Da war es viel einfacher gewesen richtig zu reagieren, weil er direkt überprüfen konnte, wie er es aufnahm. Allmählich verzweifelte er ein bisschen an Damon. Der alte, hilflose Zorn darüber, dass es Damon war, der diese ganzen surrealen Situation erzeugte, kam wieder hoch. Wieso konnte er das eigentlich mit ihm machen?! Es war so unfair. Und das Schlimmste war, dass er Damon weder loswerden konnte noch wollte. Damon musste unwillkürlich schmunzeln, während er weiter ging. Was, wenn es doch Alan war, der ihm hinterher lief? Das musste schon komisch aussehen. Eigentlich konnte es ja doch nur Alan sein, wer sonst sollte ihm sonst den ganzen Weg hinterherlaufen, ohne einen Ton zu sagen? Er blieb aber nicht stehen, er war immer noch beleidigt und sah nicht ein, warum er mal wieder den ersten Schritt machen sollte. Wenn Alan reden wollte, dann sollte er ihn aufhalten und mit ihm reden, aber er brauchte nicht glauben, dass er jetzt stehen blieb und damit anfing. Langsam fing aber die Neugier an ihm zu nagen, ob es wirklich Alan war, aber umdrehen wollte er sich nicht. Die aufkeimende Wut im Bauch schnürte ihm die Kehle zu und Alan ließ sich etwas zurückfallen. So konnte er nicht mit Damon reden. Er musste sich beruhigen oder es ganz lassen. Dieser ...! Alan ließ einen Orkan gedanklicher Beschimpfungen auf den Rücken vor ihm los. Dieser Bastard freute sich sicher diebisch, dass er ihm wie ein Trottel nachlief. Wie ein Hund an der Leine. Dieser verdammte ...! Er fühlte sich wie ein Gefangener mit einer Fußfessel. An deren Ende hing eine Zwei-Zentner-Kugel, die er hinter sich herschleifen musste, wenn er sich mehr als einen Meter von seinem Standort entfernen wollte. Nur im Moment schleifte die Kugel ihn hinter sich her. Alan war kurz davor, dass ihm der Kragen platzte und er einfach einen anderen Weg nahm als sein rothaariger Peiniger. Oder er setzte sich einfach hin und weinte seine Wut heraus, so wie es ihm manchmal gegangen war, als er noch ein Mensch gewesen war. Wenn er zu wütend wurde, hatte er angefangen zu weinen und er hatte es gehasst wie nichts anderes. Aber wenn er das tat, dann verspielte er die Chance, alles halbwegs wieder einzurenken. Dieses Bewusstsein hielt ihn davon ab. Damon schüttelte leicht den Kopf und ging weiter, ohne auf seinen 'Verfolger' zu achten. Er war inzwischen an dem Anwesen angekommen und öffnete die Gartentür zu seinem Raum und schloss sie hinter sich. Er hätte auf sich hören und erst einmal auf Abstand gehen sollen. Aber nein, kaum kam Alan wieder, ließ er die ganzen Vorsätze fallen, aus der Hoffnung heraus, dass sich vielleicht doch etwas ändern würde. Aber eigentlich war das eine sinnlose Hoffnung, es endete immer damit, dass sie sich entweder stritten oder einer von ihnen beleidigt war. Er sollte sich den Vampir ein für alle Mal aus dem Kopf schlagen. Alan sackte zusammen, als plötzlich die Villa im Halbdunkel vor ihm auftauchte. Er hatte zu lange gezögert und verloren. Aber die Wut verschwand schlagartig, die Ernüchterung schien den Zorn in sich aufzunehmen. Geistesgegenwärtig verwandelte er sich erneut und hielt die Tür fest, einen Sekundenbruchteil, bevor sie ins Schloss fallen konnte. Er spürte, dass Damons Hand von anderen Seite auf dem Türgriff lag. Das war der allerletzte Hauch einer Chance, wenn nicht noch weniger. Er zog vorsichtig an der Tür. Damon bemerkte verwundert den leichten Widerstand, als er die Tür ins Schloss ziehen wollte und runzelte die Stirn. Er ließ den Türgriff los und drehte sich um. Also war es doch Alan gewesen, der ihm gefolgt war. Der Vampir war im letzten Augenblick gekommen, denn Damon hätte nicht dafür garantieren können, dass er sein Vorhaben, sich den anderen aus dem Kopf zu schlagen, nicht durchgesetzt hätte, wenn Alan erst morgen mit ihm hätte reden wollen. So ging er einige Schritte und drehte sich um, blickte Alan abwartend an. Vielleicht sollte er nicht ganz so streng mit dem Vampir sein, denn dass er ihm bis hierhin gefolgt war, zeigte doch schon, dass es Alan leid tat, dass er ihm so über den Mund gefahren war. Alan folgte dem Rothaarigen die beiden Schritte in dunklen Raum, da Damon noch keine Kerzen hatte anzünden können, und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. Dann zog er sich wieder an das Ende des Gartens, am Anfang von Damons Zimmer, zurück. "Warum hast du mir nicht ein Zeichen gegeben, anstatt zu schlucken und dann einfach eingeschnappt abzurauschen?" Fragte er. "Ich entschuldige mich morgen..." Das war kein Ausweichen und keine Feststellung, sondern ein Versprechen. Alan gab die Tür frei und zog sich in den dunklen Garten zurück. "Gute Nacht..." "Nacht." murmelte Damon abwesend und blickte wie zur Salzsäule erstarrt noch einige Momente in die Nacht hinaus, auch wenn Alan nicht mehr zu sehen war. Unsicher hob er eine Hand und fuhr sich über Lippen. Hatte er sich das jetzt nur eingebildet oder hatte Alan ihn wirklich.... Ungläubig schüttelte er den Kopf und verschloss die Türen und die Fensterläden. So recht konnte er das Ganze immer noch nicht glauben, aber er würde wohl bis morgen warten müssen mit Erklärungen. Er zog Mantel und Stiefel aus und stieg ins Bett. Er starrte einige Momente nachdenklich an die Decke, bevor er die Augen schloss und einschlief... Warum hatte Alan ihn geküsst? Eigentlich war Alan regelrecht erschrocken über sich selbst. Wieso er Damon geküsst hatte, wusste er selber nicht. Er hatte einfach auf Autopilot geschaltet, als er Damons Türklinke ergriffen hatte. Nur zu dumm, dass dieser Autopilot sich von irgendwelchen Gefühlen leiten ließ. Immerhin bot er noch genügend Ansätze für ein Gespräch, denn Alan hatte weder etwas über die Ursache noch von einer Entschuldigung verlauten lassen. Dem sah er aber relativ gefasst entgegen, er hatte kein Angst mehr sich zu entschuldigen. Eigentlich schlief er schon, bevor sein Kopf das Kissen berührte. Kapitel 9: Chapter 9 -------------------- Chapter 9 Nacht 35 Damon schlief die Nacht seltsamerweise recht gut und erwachte zu seinem eigenen erstaunen mit einem Lächeln auf den Lippen. Ob das wohl an dem Kuss lag? Er schüttelte den Kopf. Am besten machte er sich keine Hoffnungen, Alan hatte doch auch seinen Kuss auf der Straße erwidert und es hatte nicht besonders viel bedeutet, zumindest glaubte er das. Er erhob sich und öffnete Tür und Fensterläden, zündete ein paar Kerzen an. Ein wenig blöde war die Situation schon. Er hatte diese Nacht Janis noch bescheid geben wollen, also musste Alan sich wohl beeilen. Aber er konnte doch auch nicht einfach so gehen, wenn Alan nicht rechtzeitig kam, das würde alles zerstören. Andererseits wusste er auch nicht, wie er Alan dann im Gespräch sagen sollte, das er weg musste. Seufzend griff er nach einem der Bücher und setzte sich in seinen Sessel. Alan erwachte mit dem Sonnenuntergang. Instinktiv rechnete er damit, dass Damon zu ihm kommen und eine Erklärung verlangen würde. Doch nachdem er sich eine Stunde lang angezogen und gewartet hatte, glaubte er das nicht mehr so recht. Also musste er wohl den Bußgang nach Canossa antreten. Vorsorglich verließ er seine Räume, bevor er großartig darüber nachdenken konnte, denn dann würde er es wie gestern Abend nicht mehr können. Dass er nur die unteren vier Knöpfe seines Hemdes geschlossen hatte, interessierte ihn nicht mehr. Leise klopfte er an Damons Tür, falls der andere noch schlief, wollte er ihn nicht wecken. Dann trat er ein. Damon hatte hin und wieder auf die Uhr geschaut und sich gefragt, ob Alan es überhaupt schaffen würde, zu ihm zu kommen, oder ob er zum Vampir musste. Als er das Klopfen hörte, ließ er ein leises "Herein" verlauten und sah von dem Buch auf, das er bis dahin gelesen hatte. Als er Alan bemerkte, huschte ihm bei dessen Anblick unwillkürlich ein Lächeln über die Lippen, das jedoch genauso schnell verschwand, wie es gekommen war. er legte das Buch beiseite und blickte Alan abwartend an. So wie Damon ihn ansah, schien er eine ganze Weile auf Alans Verfehlung gestern herumreiten zu wollen. Er sah nicht streitsüchtig aus, nur so, als würde er sich nicht nach drei Sätzen geschlagen oder zufrieden geben wollen. Aber immerhin hatte er kurz gelächelt, das beruhigte Alan ein wenig. Manchmal kam er sich vor, als wäre er ein kleines Kind, dass sich bei seinem Papa für eine zerbrochene Vase entschuldigen sollte. Sollte es nicht andersherum laufen? Das war so eine Sache, weswegen er ihn gestern einfach ärgern wollte. Weil er Alan als den unschuldigen Achtzehnjährigen betrachtete, der er einmal gewesen war und auch noch in ihm erhalten war, aber er war nicht mehr nur das. Er war 138 Jahre gealtert, seit dieses Bild auf seinem Körper erstarrt war. Er wusste zwar vieles nicht und wollte auch genauso viel weder wissen noch lernen, doch er hatte auch eine ganze Menge mehr Erfahrungen gemacht als Damon und deswegen stand es dem 20-Jährigen nicht zu, ihn so väterlich und von oben herab zu behandeln. "Guten Abend." Meinte er leise und schloss die Tür hinter sich. Er setzte sich nicht, sondern lehnte sich an die Wand neben der Tür, verband so nötiges und nützliches, indem er Damon einen kleinen Crashkurs in höflichem Benehmen gab, zu welchem gehörte, dass man seinem Gast einen Platz anbot. Damon seufzte leise und steckte ein Lesezeichen in das Buch, legte es ordentlich auf den kleinen Tisch, der neben ihn stand, denn offensichtlich konnte das länger dauern. Was hatte er denn auch anderes erwartet, das letzte Mal, als Alan sich entschuldigt hatte, war nachdem er ihn fast getötet hatte. "Willst du dich setzen?" fragte er mit gerunzelter Stirn, da er nicht wusste, ob Alan extra stehen geblieben war, und deutete auf den Stuhl der, ihm schräg gegenüber lag. Eigentlich war er gar nicht mehr beleidigt oder sauer. Aber Alan musste seiner Meinung nach begreifen, dass ihm sein höherer Stand noch lange nicht das Recht gab, ihm den Mund zu verbieten und ihn so von oben herab zu behandeln. "Wieso bist du gestern einfach gegangen? Du hättest mir ruhig ein Zeichen geben können..." Das war keine Anklage, vielmehr nach Alan die beste Möglichkeit, um das Gespräch irgendwie zu beginnen und gleich auf das Thema zu lenken. Gleichzeitig ließ er sich auf dem angebotenen Sitzplatz nieder. Da er sich die Antwort ungefähr denken konnte, fuhr er leise fort. "Mein Verhalten tut mir Leid. Ich wollte dich ein wenig provozieren und dann hatte ich mich so in die Skizze vertieft..." Man konnte es Alans geübter Stimme nicht unbedingt anhören, doch er wand sich innerlich, blickte einen Punkt neben Damon an. Er war überhaupt nicht gut darin, sich zu entschuldigen, und er wollte es auch nicht so nötig lernen. Damon hörte dem anderen aufmerksam zu. "Euch ein Zeichen geben? Kaum, dass ihr irgendeine Idee hattet, kam auch schon die nächste und das nächste Thema wurde behandelt. Ihr habt mich überhaupt nicht zu Wort kommen zu lassen. Ich bin noch nicht mal sauer gewesen, weil du den Mantel bezahlen wolltest. Ich war sauer, weil ich mir vorkam wie eine Kleiderpuppe, an der du gerade Gefallen gefunden hast und der du deinen Geschmack aufzwingst und nach Lust und Laune neue Kleidung anziehst. Mir hätte ein einfacher Wintermantel gereicht, ohne diesen ganzen Schnickschnack." antwortete Damon und blieb zu seinem eigenen Erstaunen ziemlich ruhig. Er machte hin und wieder Pausen, denn er dachte über das, was er sagen wollte, nach. Er sah, wie schwer Alan es fiel, sich zu entschuldigen, und er wollte den anderen nicht vertreiben, indem er ihn jetzt verärgerte. Alan schmunzelte. Damon hatte es immer noch nicht bemerkt. "Es ging bei dieser Frage doch bloß in zweiter Linie um das Geld. Leander schneidert sowieso bloß für Leute, von denen er schon weiß, dass sie ihn hinterher auch bezahlen können und werden. Wer bezahlt, darf entscheiden, darum ging es. Er wollte einfach wissen, mit wem er sich besprechen muss. Und außerdem geht es mir überhaupt nicht darum, dir meinen Geschmack aufzuzwingen. Ich habe lediglich meine Meinung zu einer Skizze beigesteuert. Ob Leander dir den Mantel so schneidert oder nicht, ist sowieso deine Sache." Vielleicht war es ein wenig unfair, weil es so klang, als ob Alan nachträglich versuchen würde, sich aus den Anschuldigungen herauszuwinden, aber eigentlich tat er das gar nicht. Er legte nur die Praxis seines Lieblingsschneiders offen, schließlich wusste er ja nicht, bei welchen Schneidern Damon bis jetzt seine Sachen hatte nähen lassen. Vielleicht gab es bei denen nicht einmal einen Probeschnitt. "Ihr hättet ja zumindest fragen können, ob das so in Ordnung ist... aber davon, dass ihr das vorhattet, hat man nicht mal ansatzweise etwas gemerkt." meinte Damon nun wieder etwas beleidigt und starrte die Wand an. Warum liefen Alans Entschuldigungen immer darauf hinaus, dass er sich anhören durfte, was er denn alles hätte anders und besser machen können und dass er überhaupt alles falsch machte und falsch verstand. Dennoch wollte er jetzt keinen Streit vom Zaun brechen, denn er rechnete es dem Vampir hoch an, dass er wenigstens versucht hatte sich zu entschuldigen und es auch irgendwie getan hatte. Zumindest waren die vier Worte "es tut mir leid" gefallen, wodurch man durchaus sagen konnte, dass Alan sich entschuldigt hatte. "Tut mir leid, aber ich muss noch was in der Stadt erledigen und ich wollte vor Sonnenaufgang zurück sein." meinte er dann freundlich lächelnd und erhob sich aus seinem Stuhl, griff schon mal nach seinem Mantel. Er wollte Alan nicht unbedingt rauswerfen, aber so langsam wurde es Zeit. Alan zuckte zusammen, als Damon das Gespräch so abrupt beendete, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Dabei war er gerade so weit gewesen, diesen Entschuldigungs-Schlüssel-Satz auszusprechen. Aber wenn Damon ihn damit ganz klassisch hinauswarf, dann würde er sich auch nicht dafür zusammenreißen und einen Mantelrücken um Entschuldigung bitten. Von diesem freundlichen Lächeln fühlte sich Alan zusätzlich verhöhnt. "Falls du in der Nähe bist, kannst du ja Leander einen Besuch abstatten. Den Probeschnitt hat er sicher fertig. Beim Anprobieren kannst du jede Menge ändern lassen." Fügte er kühl seiner Erklärung bei und erhob sich ebenfalls. Auf die Warnung, dass Damon ihn in einer depressiven Phase erwischen könnte, verzichtete er. Damon wusste doch sowieso alles besser. Damon bemerkte durch Alans Verhalten, dass dieser das Ganze wohl doch ein wenig falsch verstanden hatte. "Tut mir wirklich leid, ich will dich nicht rauswerfen, auch wenn es sich so angehört hat. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dich entschuldigt hast, es ist nur so, dass ich wirklich noch etwas erledigen muss und ich konnte doch nicht vorher wissen, dass wir uns streiten würden." Er blickte Alan entschuldigend an und hoffte, dass dieser nicht wieder vollkommen sauer war. Mittlerweile hatte er bemerkt, dass er wohl ein Talent dazu entwickelt hatte, solche Situationen dahin zu leiten, dass Alan wütend auf ihn war. Alan runzelte leicht verwirrt die Stirn. "Wir haben uns doch noch gar nicht gestritten und eigentlich dachte ich auch gerade, wir hätten es geklärt." Er hätte durchaus nichts dagegen gehabt, trotzdem noch ein oder zwei Sätze darüber mit Damon zu reden, weil er die Streitfrage noch nicht ganz durchschaute. Überhaupt hätte er nichts dagegen gehabt, mit Damon noch etwas anzustellen, so dass er sich um dieses Bankett hätte drücken können, auf dem er theoretisch über dieses Schundbuch mit anderen philosophieren sollte. Aber so blieb ihm wohl nur die Wahl zwischen gähnender Langeweile allein oder Langweile unter Adligen. Na ja, vielleicht tauchte ja Lucael dort auf. Den hatte er seit mehr als einer Woche nicht mehr gesehen. "Du hast kurz so gewirkt, als wärst du wieder stocksauer." rechtfertigte Damon seine Entschuldigung, während er sich die Stiefel anzog. Offensichtlich hatte er damit diesmal falsch gelegen, was ja nicht unbedingt schlecht war. Er schloss die Fensterläden schon mal, da er nicht wusste, wie lange er in der Stadt bleiben würde, vielleicht würde er wirklich noch mal bei Leander vorbei schauen. "Also bis heute morgen oder morgen Abend." meinte er dann und hob die Hand, machte sich dann auf dem Weg in die Stadt. Er ging dabei die Abkürzung, die Alan ihm gestern gezeigt hatte, um ein wenig Zeit zu sparen. "Weil du mich rauswerfen wolltest." Stellte Alan richtig. So ganz falsch war das nicht, aber es war ja wohl logisch, dass es ihm nicht gefiel, dass man ihn so hinauskehrte. Unschlüssig, aber wortlos hob er die Hand zum Gruß. Als Damon das Zimmer verließ, ging auch Alan wieder nach oben, zog sich halbwegs vorzeigbar an und machte sich auf den Weg in die Stadt. Dass er nicht mehr Leute als nötig um sich und keinen breiten Weg durch den Wald haben wollte, erwies sich jeden Winter als unpraktisch, weil er sich so von keiner Kutsche in die Stadt fahren lassen konnte, was wohl wesentlich bequemer gewesen wäre. Damon beschloss, auf jeden Fall den Schneider diese Nacht noch einmal aufzusuchen. Er merkte bei jedem Schritt, dass es langsam zu kalt wurde, um in dem etwas dünneren Mantel hinauszugehen. Er verschränkte fröstelnd die Arme vor der Brust und blickte zum Himmel. Wann es wohl zum ersten Mal schneite? Er fragte sich, ob der Schnee hier so hoch liegen würde, dass man nicht mehr zur Stadt kam. Er fand den Gedanken an eine so verschneite Landschaft recht schön, obwohl er dann nicht mehr in die Stadt konnte. In der Stadt angekommen, machte er sich auf die Suche nach Janis, ging zuerst zum Marktplatz. Janis hatte sich am Eingang einer Kneipe unter ein Vordach gestellt. Wenn sich gelegentlich die Tür öffnete, drang ein Schwall Wärme zu ihm heraus. Er wäre ja auch hineingegangen, doch dann würde er den rothaarigen Fremden vielleicht verpassen. So fern der überhaupt noch einmal auftauchte. Aber umso kälter es wurde, umso mehr hoffte er, dass Damons Angebot ernst gemeint gewesen war, denn zum Spielen wurde es langsam ernsthaft zu kalt. Heute hatte er nur wenige Stunden mit vielen Pausen spielen können, weil seine Finger sich in der anhaltenden Kälte immer schlechter bewegen ließen. Gedankenverloren fuhren seine Finger über die kalten Metallverschlüsse des abgewetzten Instrumentenkoffers. Damon musste ein wenig suchen, bevor er Janis entdeckte. Er seufzte erleichtert, denn noch länger hätte er es kaum hier draußen ausgehalten. Er lächelte, während er auf den Cellospieler zuging. "Guten Abend." meinte er. Er betrachtete sein Gegenüber und es hatte den Anschein, als wäre dem anderen ebenso kalt wie ihm selbst. "Sollen wir rein gehen und dort alles zuende besprechen?" fragte er nach und deutete auf die Kneipe. Janis atmete auf, als er den Rothaarigen einige Meter vor sich entdeckte, und versuchte sich so ruhig wie möglich zu verhalten. Er musste aus diesem Auftrag so viel wie möglich herausholen und wenn sein potenzieller Schüler mitbekam, wie dringend er jede einzelne Münze gebrauchen konnte, würde er das vielleicht ausnutzen, um ihn für ein geringes Honorar in die Lehrstellung zu zwingen. Er nickte nur und hielt Damon die Tür auf, bevor er den Instrumentenkoffer hineinschob. Sein Schatz würde ihm die radikale Luftveränderung sicher übel nehmen und die Saiten würden sich wieder verziehen, das Cello hasste Klimaveränderungen wie die Pest und protestierte mit Misstönen, sobald man es ansprach. Ein Konzertcello war eben nicht dafür gemacht, unter anderen Bedingungen als einem gleichtemperierten und nicht zu feuchten Raum seinen optimalen Klang zu entfalten. Damon blickte sich in dem gut besuchten Wirtshaus um und entschied sich für einen Platz, der nicht ganz im Mittelpunkt des Geschehens, in einer Ecke lag. Er fand, dass man dort den Instrumentenkoffer am besten verstauen konnte, ohne dass jemand darüber fiel. außerdem war das Licht dort etwas dämmriger, sodass seine etwas blassere Haut nicht so sehr auffallen würde. Zwar hatte er zuvor noch etwas getrunken, aber sicher war sicher. Er führte Janis zu dem Tisch und half ihm den Koffer zu verstauen, setzte sich dann. "Willst du was essen?" fragte er. Beinahe hätte er ein "auch" in die Frage gesetzt, er wusste nicht wieso, wahrscheinlich aus Gewohnheit. Erst jetzt wurde ihm so richtig klar, dass er überhaupt nicht mehr essen können würde und irgendwie war dieser Gedanke höchst seltsam. Wenn er mit Alan zusammen war, fielen ihm alle seine Vampireigenschaften nie so auf, da Alan sich genauso verhielt wie er, ebenfalls ein Vampir war. Aber in Gesellschaft dieses Menschen wurde ihm auf einmal klar, was es hieß, ein Vampir zu sein. Janis ließ sich dabei helfen, sein Instrument zwischen Tisch und Wand zu verstauen. Die Frage verneinte er mit einem Kopfschütteln. Zum einen konnte er sich ein Essen im Wirtshaus nach den mageren Einnahmen heute nicht mehr leisten, er wusste ja auch nicht, ob sein potentieller Geldgeber ihn gerade einlud, und zum anderen wollte er nicht der einzige von ihnen beiden sein, der während dieser Verhandlungen über die ganzen Arbeitskonditionen aß. Er gab dem Kellner ein Zeichen und bestellte sich einen sanften, irischen Whiskey. Darauf hatte er wirklich wahnsinnigen Appetit und es würde ihn wieder ein wenig aufwärmen, obwohl auch der warme Wirtshausdunst der Schankstube seine Finger so langsam wieder auftauen ließ. Der Cellist mit dem seidigen, braunen Haar kannte niemanden unter den Straßenmusikern, dessen Hände annähernd so empfindlich dafür waren wie seine. Damon hätte den Cellisten natürlich eingeladen, sonst hätte er die Frage nicht gestellt. Soviel Höflichkeit besaß er dann doch. Er betrachtete den jungen Mann noch einen Moment, bevor er zum Sprechen ansetzte. "Also zum Unterricht," begann er, obwohl er wusste, dass das ein ziemlich blöder Anfang für ein Gespräch war, "Ich habe mir ein Zimmer in einem der Gasthäuser genommen, das heißt, du musst nicht immer zum Anwesen kommen. Es ist für uns beide praktischer, da ich ohnehin oft in der Stadt bin." fing er an und strich sich ein paar der roten Haarsträhnen nach hinten, "Wann würdest du mir Unterricht geben können? Und wie viel hattest du dir als Honorar vorgestellt?" kamen dann die Fragen. Er konnte nicht so recht einschätzen, wie viel man einem 'Musiklehrer' bezahlen sollte und er glaubte nicht, dass Janis es wagen würde, irgendeinen hochgegriffenen Preis zu nennen. Auch Janis hatte sich auf das Treffen vorbereitet. Er war bei einem Geigenbauer gewesen und hatte sich eine Kostenvoreinschätzung geben lassen, wie viel ihn die Reparatur seines Schatzes kosten würde. Eine Summe, die er im Durchschnitt in zwei Monaten als Straßenmusiker verdiente. Außerdem hatte sich der Geigenbauer anderthalb Wochen Zeit ausgebeten, die würden Janis zum Musizieren und Geld verdienen auch nicht mehr zur Verfügung stehen. Tatsächlich brauchte er eine beträchtliche Summe, die ihm Damon im Voraus erstatten musste, sonst würde er ihn nicht unterrichten können. Im Gegenzug hatte sich der Instrumentenbauer einverstanden erklärt, ihm ein paar Tage lang zwei Instrumente zu leihen, so dass sie eher mit dem Unterricht beginnen konnten. "Ich würde vorschlagen, Ihnen zweimal in der Woche zweieinhalb bis drei Stunden Unterricht zu geben." Begann er. Er hatte ausreichend Zeit gehabt und sich Gedanken darüber gemacht, da sein Arbeitgeber offensichtlich keine Vorstellung hatte. Nach seiner Rechnung brauchte mit diesen Konditionen mindestens zehn Gulden pro Tag, wenn er mit zwei Monaten die Reparatur bezahlen wollte. Ein Cello reparieren zu lassen war schweineteuer. "Wegen des Honorars.. ich müsste Sie bitten, mir das Geld für zwei Monate im Voraus zu bezahlen. Als Stundenlohn würde ich vier Gulden verlangen." Damon hörte sich den Vorschlag des anderen an. Offenbar brauchte er das Geld wirklich dringend und vier Gulden pro Stunde erschienen ihm nicht besonders hoch. Er rechnete nach, um zu schauen, ob er die Summe von zwei Monaten so schnell auftreiben konnte. Er schüttelte nachdenklich mit dem Kopf. So viel Geld brauchte man doch höchstens, wenn man irgendetwas reparieren oder schneidern ließ, vielleicht... "Das wären 192 Gulden." teilte er ihm nachdenklich mit und rechnete ein wenig herum. "Ich könnte dir heute höchstens die Hälfte geben und die andere bei unserem nächsten Treffen. Ich weiß zwar nicht, wofür du das Geld so dringend brauchst, aber reicht es nicht, wenn du jetzt die Hälfte als Sicherheit bezahlst und die andere Hälfte dann..." Damon grübelte, "in zwei Tagen?" Wie hoch die Summe war, wusste Janis selbst, er hatte sie sich schließlich auserbeten. 180 Gulden für die Reparatur und zwölf Gulden für die Zeit, in der er ohne Instrument auskommen musste. Es ging Damon auch gar nichts an, wofür er das Geld brauchte, dachte Janis widerspenstig. "Ich kann es versuchen." Ob der Geigenbauer das akzeptieren würde, wusste er nicht, doch wenn nicht, dann würde sich die Reparatur nur um zwei Tage verzögern. Er zog einen Zettel aus der dunkelbraunen Cordjacke. "Die erste Woche lang würde ich Sie gern hier unterrichten, danach kann ich Ihnen die Stunden gerne in Ihren Wirtshauszimmer erteilen." Janis erschauderte innerlich, das hörte sich an, als wäre er eine billige Hure. Aber dass er den Rothaarigen zuerst bei dem Instrumentenbauer unterrichten würde, war auch dahingehend praktisch, da er sich so endgültig versichern konnte, ob der Fremde tatsächlich Cello spielen wollte. Damon wusste zwar nicht warum der andere ihn die ersten Woche bei einem Instrumentenbauer unterrichten wollte, aber er wusste nicht was dagegen sprechen würde. So nickte er. "Einverstanden und an welchen Wochentagen?" Ihm war das ja soweit egal, er hatte ja keine großen Termine mehr. Auch besuchte er ja nicht, wie Alan, Veranstaltungen und war somit in seinem Handeln völlig frei. "Wie Sie wollen.." zuckte Janis mit den Schultern. Er hatte wenig bindende Verpflichtungen, zumal er immer das Gefühl hatte, dass er sich Möglichkeiten verbauen könnte, wenn er eine klare Antwort gab. Außerdem war es ihm tatsächlich egal. Zur gleichen Zeit hängte Leander einen fertigen Probemantel über die nach Damons Maßen eingestellte Kleiderpuppe und musterte ihn kritisch, während er an einer Locke herumspielte. Eigentlich konnte er es sich sehr gut an dem Rothaarigen vorstellen, den Alan mitgebracht hatte. Er konnte nicht umhin, ein paar Überlegungen über die Beziehung der beiden anzustellen, denn er kannte Alan zwar schon eine ganze Weile, doch er hatte ihn noch nie mit jemandem zusammen gesehen. "Dienstags und Samstags?" schlug Damon dem Cellisten vor. So lagen immer genügend Tage dazwischen, um sich zu erholen oder zu üben. Er warf einen kurzen Blick nach draußen und befand, dass es eigentlich doch noch genug Zeit war, um bei dem Kleidermacher vorbeizuschauen. Da Janis sich mit seinem Vorschlag einverstanden erklärte, erhob er sich. "Also dann, bis übermorgen also." meinte er zum Abschied, trat aus der Gaststube. Dann ging er zu seinem Gasthaus, um von dort aus den Weg zum Schneider zu finden. Es klappte auch ganz gut, nur einmal musste er nachfragen. Er sah an dem Licht, das in den Räumen noch leuchtete, dass der Schneider wohl noch auf war. Er klopfte vorsichtig an und öffnete dann die Tür. "Guten Abend." "Guten Abend." Antwortete Leander verblüfft, denn es kam selten um diese Uhrzeit noch Kundschaft vorbei. Er hätte allenfalls mit Alan gerechnet, der kam nie vor Sonnenuntergang in den Laden. Umso erstaunter war er, als er nur Alans Begleiter von gestern in der Tür erblickte. "Kommt Alan nicht mit?" Er stellte seine Fragen unabsichtlich meistens so, dass sie keine Anreden enthielten, weil er sich damit so oft verhedderte, trotz der vielen hochrangigeren Kundschaft, die hierher kam. Aber war es nicht wieder witzig, dass man die Leute manchmal durch Gedanken anzulocken schien. Kaum dachte er über den Rothaarigen nach, stand er auch schon hier. Schade, dass Alan gestern so vehement gegen alles protestiert hatte, was Leander über das Schneidern hinaus in Gedanken mit Damon angestellt hatte. Alan schien nicht gewillt, zu teilen. "Nein, er hat zu tun." antwortete Damon abweisend und blickte sich um, lächelte dann wieder. Er schloss die Ladentür hinter sich, damit nicht noch mehr von der kalten Wintersluft in den Raum wandern konnte. Er war sich unsicher, ob er sich für sein Verhalten von gestern entschuldigen sollte, andererseits glaubte er nicht, dass man das tat. Er blickte zu der Schneiderpuppe und ihm fiel endlich auf, was ihn schon die ganze Zeit störte, denn der Schnitt hatte ihm eigentlich mehr als gut gefallen. "Ich bin wegen des Mantels gekommen. Mir gefällt der Stoff nicht... ich hätte lieber ein einfaches Braun, wäre das möglich?" fragte er nach und wollte nicht unhöflich erscheinen. Er mochte Nadelstreifen einfach nicht, außerdem waren sie ihm zu auffällig. Leander nickte und registrierte die ungewöhnliche Direktheit, die Damon an den Tag legte. Vielleicht... zumindest der Art seiner Sprache nach zu urteilen, kam der Rothaarige aus etwas ländlicheren Gebieten. "Natürlich ist das möglich. Was hast du denn gegen den Stoff?" fragte er, während er in einem an den Laden angrenzenden Raum verschwand und kurz darauf drei Stoffballen hereinbalancierte. Auch ein Stück des Nadelstreifenstoffs war dabei, um vergleichen zu können. Der Lockenkopf schlug die Stoffbahnen mit einer geübten Handbewegung zurück und ließ Damon einen Moment Zeit, um sie zu betrachten. "Ich mag Nadelstreifen nicht." antwortete Damon schlicht und einfach und musterte die neuen Stoffen. Er strich probeweise darüber und musste zugeben, dass sie sich wirklich gut anfühlten. Er betrachtete die zwei, die keine Nadelstreifen hatten und entschied sich schließlich für einen leicht rötlichen Braunton, der eine leichte Haselnussfärbung hatte. "Den hier, der gefällt mir wesentlich besser." meinte er dann und tippte auf den ausgewählten Stoff. Der Lockenkopf zog einen Moment lang einen Schmollmund und bewegte den Kopf in den Nacken. Die Nadelstreifen hätten sicher edel ausgesehen. "Wie du willst. Die Nadelstreifen hätten den Mantel nicht ganz so einfach aussehen lassen, aber wenn du sie nicht leiden kannst..." Weil ihm gerade etwas auffiel, zupfte an dem Probeschnitt herum streckte es mit einigen Stecknadeln fest. "Kannst du dich da hinstellen und vorsichtig den hier anziehen?" Er schob Damon zu dem Podest und half ihm in den Mantel. "Vorsichtig bewegen, es sind jede Menge Nadeln drin." "Aber ich möchte doch gerade nur einen einfachen Mantel." antwortete Damon und fragte sich, warum eigentlich alle glaubten, dass man gleich irgendetwas besonders auffallendes brauchte, wenn es um Kleidung ging. Er stellte sich gehorsam auf das Podest und zog seinen alten Mantel aus, ließ sich von dem Schneider in den Probemantel helfen. Das Pieksen der Nadeln störte ein wenig, aber insgesamt fand er den Schnitt dann doch sehr schön. Er schaute in den Spiegel, den Leander gebracht hatte und drehte sich ein wenig "Aber der Schnitt ist wirklich klasse." lobte er den Schneider, um nicht die ganze Zeit nur Kritik zu äußern. "Aber ist es denn nicht langweilig, nur einfache Sachen zu tragen?" fragte Leander mit dem Mund voller Nadeln. Wenn Damon keine Nadelstreifen oder sonst etwas wollte, dann bitte, aber das Argument verstand er nicht. "Was hast du dir eigentlich beim Futter vorgestellt? Soll es auch so einfach sein?" Wenn Damon schon keine Finessen außen wollte, konnte man vielleicht durch ein schönes Futter doch noch etwas Raffinesse in den Wintermantel einbringen. Er zeichnete mit Schneiderkreide den Schlitz etwas höher, da er Damon sonst am Laufen hintern würde, mit einem engen Mantel konnte er sicher nicht umgehen. Insgesamt bedurfte es nur weniger Korrekturen, dann nahm ihm der braunhaarige Lockenkopf den nadelgespickten Stoff wieder ab. "Das Futter kann meinetwegen ein wenig ausgefallener sein." antwortete Damon und ließ sich aus dem Mantel helfen. Er rieb sich über die Arme, da sie von den Nadeln ein wenig juckten. Er wusste selbst nicht ganz genau, warum er so auf diese Einfachheit bestand, aber so konnte er sich wenigstens ein wenig von Alan abgrenzen. Er war schon Vampir geworden, genau wie Alan, da wollte er nicht auch noch die selben, auffallend adeligen Stoffe tragen. Leanders Augen funkelten vergnügt, er fühlte sich unterfordert, wenn jemand seine Kleidung so simpel wie möglich halten wollte. "Schön, und weiter? Möchtest du ein Leinenfutter oder aus Seide, oder eins mit zwei verschiedenen Stoffen, damit es etwas wärmer ist?" versuchte er der Vorstellungskraft des Rothaarigen auf die Sprünge zu helfen, damit er ihm eine präzisere Auskunft gab. Fachmännisch hüllte er die Schneiderpuppe wieder in den Mantelschnitt ein. Um Damon noch ein paar Anreize zu geben, schleifte er ihn in das Stofflager und zeigte ihm ein Regal, dessen Stoffballen für ein Mantelfutter in Frage kommen würden. "Er sollte schon so warm wie möglich sein, deswegen lasse ich ihn mir machen. Ich komme von woanders her, wo es nicht so kalt wird." er musterte die Stoffe und fuhr mit den Fingern vorsichtig darüber. "Hat Alan eigentlich irgendetwas von einem Preislimit gesagt?" fragte er dann auf einmal. Ihm war eingefallen, dass es nicht so gut um die Haushaltskasse des Vampirs stand und vielleicht sollte er da ein wenig auf den Preis achten. Andererseits glaubte er auch Riesenärger von Alan zu bekommen, da er Leander gerade indirekt die finanzielle Lage von Alan eröffnet hatte... und das tat man bei Adeligen nicht, oder? Er runzelte die Stirn, denn da kannte er sich nun wirklich nicht aus. "Ich dachte, er sollte gar nicht für dich bezahlen?" fragte Leander ehrlich verwirrt zurück. Alan hatte schließlich gestern zugegeben, dass er Damon damit nur übervorteilen wollte. "Doppellagig." Murmelte der Lockenschopf vor sich hin und musterte seine Futterstoffe, drei verschieden dicke Vliese aus Schafwolle. Wenn er tatsächlich den dicksten nahm, würde Damon aussehen wie ein Rollmops und der dicke Unterstoff würde den Schnitt total versauen. Vielleicht... ja, das konnte funktionieren. "Sollte er ja auch eigentlich nicht, aber er tut es..." antwortete Damon, nun seinerseits verwirrt. Hatte Alan, ohne ihm etwas zu sagen, etwas an der Bezahlung geändert? Er dachte nach und konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass Alan etwas in der Richtung gesagt hatte. Und er glaubte schon, das der Vampir soviel Anstand hatte und ihm vorher bescheid sagte, wenn er nicht mehr für die Kosten aufkam. Er lehnte sich vorsichtig an eines der Regale und sah dem Schneider interessiert bei der Arbeit zu. "Könnt ihr euch mal einigen?" maulte der Lockenkopf, zog Stoffballen hervor, verglich und verschob und schleppte schließlich drei davon in die Schneiderwerkstatt, bei der sich gerade wieder die Tür öffnete. Ein zierliches Mädchen spazierte hinein und schloss die Tür hinter sich. Wie so oft verharrte Leander einen Moment in seiner Bewegung und beobachtete, wie sie den Schnee von ihrer Kapuze schüttelte. Bevor es ernsthaft peinlich werden konnte, setzte er den Stoff ab. "Ich hab das Kleid fertig." Meldete sich das Mädchen zu Wort und öffnete das Ölpapierpaket, das sie unter dem Arm getragen hatte. Leander nickte und stellte die Kleiderpuppe mit dem Mantel beiseite. Auf eine andere zog er das Ballkleid, das Amelie genäht hatte, und versuchte mal wieder den Balanceakt, ein fachkundiges Urteil abzugeben, obwohl ihm sowieso alles, das Amelie brachte, ausnahmslos und von vornherein gefiel. Damon drehte sich überrascht um und musterte das Mädchen. Eigentlich hatte er fragen wollen, ob er störte, aber wo er ihr Päckchen erblickte, blieb er doch ruhig stehen, er war einfach zu neugierig. Beeindruckt betrachtete er das Kleid. Es sah wirklich schön aus und er konnte es sich gut an dem Körper einer schönen, reichen Frau vorstellen. "Soll ich morgen noch mal wiederkommen, wegen dem Mantel?" fragte er dann doch vorsichtig. Es konnte ja sein, dass der Schneider jetzt erst mal anderes als den Mantel im Kopf hatte. Das hatte er sowieso, aber Amelie war für den Braunhaarigen so unerreichbar wie der Mond, schon immer. Er war ihr Lehrer, Arbeitgeber, zwar auch Freund, aber Amelie wollte absolut nichts von ihm. Darum war ihr Verhältnis zwar verhalten freundschaftlich, aber mit dem deutlichen Hinweis, dass dort nicht mehr zu erwarten war. Auch ihre Eltern schalteten auf stur und nachdem Leander ungezählte Male auf Granit gebissen hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als von der anderen Seite der gläsernen Distanzgrenze Amelies zuzusehen. "Hm?" machte Leander und wandte sich wieder seinem Kunden zu. "Ähm, falls dir nicht noch eine Änderung einfällt, würde ich den Mantel so nähen, wie wir es bis jetzt besprochen haben. Das dauert sicher ein paar Tage." Damon nickte. "Dann komme ich in einer Woche noch mal vorbei." erwiderte er freundlich. Er nickte dem Mädchen freundlich zu und trat dann aus dem Laden hinaus in die eisige Nachtluft. Er zitterte kurz und machte sich dann durch den Schnee auf den Rückweg in die Villa. Es wurde wirklich Zeit, dass er endlich einen neuen Wintermantel bekam, sonst würde er im tiefen Winter womöglich noch einfrieren, wenn es jetzt schon so kalt war. In seinem Zimmer angekommen, machte er sich erst mal daran, den Kamin anzuheizen. Kurz bedauerte er es, dass ihm die Möglichkeit nun verwehrt war, sich an einer warmen Suppe aufzuwärmen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass das Feuer richtig brannte und es im Raum warm wurde. Alan hatte sich mit viel Geschick und Diplomatie, sowie allen unlauteren Mitteln aus der Sache mit diesem Schundroman herausgewunden und hatte es letztendlich doch nicht geschafft, den Abend unbeschadet zu überstehen. Auch im Rückblick konnte er den Grund für die Eskalation nicht ausmachen. Das Duell hatte in einer Fechthalle stattgefunden und da die versammelte Gesellschaft am Abend wenig besseres zu tun hatte, wohnten ihm auch alle bei. Alans Gegner war groß und breitschultrig und hatte entweder eine hervorragende Ausbildung genossen oder trainierte immer noch regelmäßig mit dem Rapier, wohingegen Alan schon lange keine Waffe mehr in der Hand gehalten hatte. Nach kurzen Aufwärmübungen und einer noch kürzeren Phase, in der sie sich gegenseitig studierten, griff Alans Gegner mit einer schnellen Hiebserie an. Alans geschultes Auge entdeckte trotz der Schnelligkeit seines Gegners den Tempowechsel rechtzeitig, um alle Schläge zu parieren. Die Menge murrte ungeduldig. Die Gedanken seines Gegners zu studieren war keine gute Idee im Gefecht, da sie von den kleinen Zeichen und Schwächen des Gegners ablenkten. Alan setzte einen Konter an, wurde jedoch ohne weiteres gestellt. Das Gefecht zog sich hin, beide Widersacher probierten verschiedene Taktiken, maßen sich, ohne dass einer von ihnen lange genug im Vorteil war, um ein Ergebnis herbeizuführen. Doch im Verlaufe wurde allmählich deutlich, dass Alan früher oder später unterliegen würde. Er war seinem Gegner nicht nur an Kraft unterlegen, sondern auch in der Technik. Alans Technik war sauber und präzise, seine Bewegungen geschmeidig und kontrolliert, doch seine Art zu fechten war nicht länger zeitgemäß. Die Technik, die der Vampir gelernt hatte, war überarbeitet und verändert worden und dieser veränderten Technik, die sein Gegner so erfolgreich meisterte, hielten seine Angriffe und Paraden nicht immer stand. Zwar gelang es dem Weißhaarigen, seinen Widersacher durch diese Differenz mit unbekannten Attacken zu überraschen, doch die funktionalen Bewegungen der neuen Schule machten auch Abwehr in letzter Sekunde möglich. So traf ihn die Finte seines Gegners, die seine Deckung so geschickt unterwanderte, dass er es erst bemerkte, als es zu spät war, völlig überraschend. Er zog das Rapier, das seine Schulter durchstoßen hatte, ohne einen Laut heraus und reichte es, mit demütig gesenktem Kopf den Griff darbietend, dem Sieger des Duells. Einer nach dem anderen trat heran, um dem Sieger zu gratulieren, sorgsam jeden Blick auf Alan vermeidend, wie es der Benehmenscodex vorschrieb. Einzig ein Arzt führte Alan, dem mittlerweile unglaublich schlecht war, aus der Halle, bevor noch mehr Blut auf den Boden tropfte. Im dafür vorgesehenen Hinterzimmer wurde Alan verbunden. Die Wunde war für einen Vampir nicht schlimm und würde im Verlauf des nächsten Tages abheilen, doch sie schmerzte ziemlich. Doch Alan verkniff sich die Peinlichkeit, auch noch ohnmächtig zu werden, und trottete gemächlich nach Hause, den ausgeschalteten, rechten Arm in einer Stoffschlinge schonend. Im schon für das Tageslicht abgedunkelten Zimmer saß er auf dem Bett, starrte die glimmenden Kohlen im Kamin an und rekapitulierte das Gefecht. Es hatte wirklich Freude gemacht, wieder zu fechten, auch als er spüren musste, dass er unterlegen war. Doch umso überraschender war der Treffer gewesen. Damon hatte kurz nachschauen wollen ob Alan da war, dann aber war ihm eingefallen, dass dieser etwas von einem Ball oder etwas ähnlichem erzählt hatte und blieb so in seinem Zimmer. Außerdem wollte er Alan nicht schon wieder auf die Nerven fallen. Er hatte sein Zimmer abgedunkelt, sodass er sich darüber keine Sorgen mehr machen musste und beobachtete das Feuer im Kamin, nahm sich nach einer Weile ein Buch und las. Erst als ihn eine bleierne Müdigkeit überkam, merkte er, dass die Sonne wohl am Aufgehen war. Ein wenig unbeholfen legte er das Buch beiseite und beeilte sich zum Kamin zu kommen und das Feuer zu löschen. Er schaffte es gerade noch, sich auf das Bett zu legen, dann war er auch schon eingeschlafen. Alan schlief nicht. Der bohrende Schmerz in seiner Schulter hielt ihn den ganzen Tag lang wach. Sein Gegner schien ihn ziemlich ungünstig getroffen zu haben, sonst wäre das Gefühl der heilenden Muskeln und Sehnen nicht so abartig unangenehm. Außerdem musste er wohl mehr als nötig erwischt haben, vielleicht das Schultergelenk, denn die Heilung ging schleppend voran und Alan konnte den Arm auch am nächsten Abend noch nicht wieder benutzen. Dumpfer Schmerz erinnerte ihn an den Grund. Nacht 36 Damon wachte auf und es ging ihm wunderbar, wenn man von der Tatsache absah das er am liebsten sofort nach dem kleineren Vampir gesehen hätte. Sauer auf sich selbst, da er anscheinend schon dermaßen 'süchtig' nach der Nähe des anderen war stand er auf und zog sich um. Nach einer weile merkte er jedoch das es keinen Sinne hatte. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu Alan und er fragte sich was dieser wohl machte. Riskierend das er Alan nerven würde ging er nach oben und klopfte vorsichtig an die Tür. Er hatte ja inzwischen gelernt das Alan es nicht mochte wenn er so einfach hinein platzte. Alan schreckte hoch, wahrscheinlich war er doch etwas weggedämmert, was im Sitzen allerdings nicht wirklich viel Spaß machte. "Herein...?" ließ er fragend verlauten und kniff die Augen einen Moment zusammen, massierte seine Nasenwurzel. Er hatte verdammte Kopfschmerzen, wie immer, wenn er zu wenig geschlafen hatte. Außerdem hatte er irgendwie Hunger, wohl, weil er in letzter Zeit viel öfter getrunken und sich daran gewöhnt hatte. Damon war ein wenig verwundert darüber, dem Vampir im Bett vorzufinden. Er hatte bisher immer gedacht, dass Alan ein Frühaufsteher war. "Habe ich dich geweckt?" fragte er entschuldigend und trat ein, schloss die Tür hinter sich. Er fragte sich, warum Alan noch im Bett lag oder immerhin saß und dem Gesicht nach zu urteilen, dass der Vampir gerade zog, wurde er auch von Kopfschmerzen geplagt. Er ging ein paar Schritte in den Raum hinein und zog sich einen Stuhl heran. "Du siehst fruchtbar aus." stellte er fest, und hoffte eine Antwort zu bekommen, was genau der Grund dafür war. Alans Mundwinkel zuckten belustigt. "Danke für das Kompliment." Entgegnete er ironisch und beglückwünschte sich im Stillen, dass er sich wenigstens die Mühe gemacht hatte, die blutverschmierten Sachen auszuziehen. Damon musste ja nicht sofort wissen, dass er ein Duell verloren hatte. So eine Niederlage war nichts, was er an die große Glocke hängen wollte. Aber... irgendwie... war es gut, das Damon hier auftauchte. Er hatte in den vergangenen Stunden oft an ihn denken müssen, auch daran, wie Damon ihn auf der Straße geküsst hatte. Damon setzte sich verkehrt herum auf den Stuhl und stützte seine Arme auf der Lehne ab. Es ärgerte ihn schon ein wenig, dass Alan nicht sagte, was passiert war, so sah es wieder so aus, als würde er in dem Leben des Vampirs herumstochern. "Was ist denn passiert?" fragte er nach. Er betrachtete Alan eingehend und runzelte kurz die Stirn, er meinte einen Verband an Alans Schulter zu entdecken, aber er war sich nicht sicher. Vor allem konnte er sich nicht vorstellen, wie Alan an eine Verletzung gekommen sein sollte, die so schwer war, dass er einen Verband brauchte. "Ein... Missverständnis." Gab Alan mit rauer Stimme Auskunft und rieb sich mit der linken Hand, rechts konnte er inzwischen immerhin die Finger wieder bewegen, die Schläfen. Es war ein Reflex, der nur selten etwas brachte. "Ein diplomatisches, denke ich. Auch wenn ich nicht weiß, woran es gelegen hat." Müde ruhten die blaugrünen Augen auf dem Rothaarigen. Wieso interessierte er sich denn so dafür? Damon runzelte die Stirn ein wenig. Er glaubte Alan nicht so recht, aber er wollte es dabei belassen, denn er wusste, dass er bei Alan durch weiteres Nachfragen eher das Gegenteil erreicht hätte. Warum er sich so dafür interessierte, wusste er selbst nicht so recht. Es interessierte ihn einfach und er machte sich ehrlichgesagt ein klein wenig Sorgen um den Vampir. Alan erkannte an Damons so typischen Stirnrunzeln, das mit einer Nachfrage beinahe gleichbedeutend, wenn auch taktisch wesentlich klüger war, dass er ihm das nicht wirklich abkaufte. "Ehrlich." Beharrte er deshalb, denn es war ja die Wahrheit gewesen, zwar sehr grob umschrieben, aber eben keine Lüge, "Du weißt doch, wie die unausräumbaren Missverständnisse ausgehen?" Oder zumindest setzte er das jetzt einfach mal voraus. Musste er es denn unbedingt aussprechen? Das war so demütigend. "Na ja, schon, aber ich dachte, du warst gestern auf einem Ball." antwortete Damon ein wenig verwirrt. Ihm war schon klar, dass die meisten Adeligen und Nichtadeligen ihre Problem meistens mit einem Zweikampf lösten, aber da, wo er herkam, wurde das zu zweit und zu später Stunde ausgefochten, unter Ausschluss der Öffentlichkeit praktisch. "Da kam das Missverständnis, oder was auch immer, ja auch her." Entgegnete Alan, nun seinerseits verwirrt. Wo war denn da die Unklarheit? Irgendwie kam er bei Damons Gedankengängen nie so richtig hinterher, der Kerl war irgendwie zu verkorkst für ihn. Damon nickte leicht und ihm wurde erst jetzt klar, dass das doch zusammenpassen konnte. Immerhin konnte es sein, dass Alan dort mit jemandem aneinandergeraten war und hinterher... Allerdings wunderte es ihn, dass Alan sich auf ein Duell eingelassen hatte, er hätte eher gedacht, dass Alan darauf gar nicht eingegangen wäre. "Tut es sehr weh?" fragte er mit einem Blick auf Alans Schulter, um auf ein Thema zu lenken, das weniger verwirrend war. "Traust du mir das nicht zu oder was?" hakte er nach, da Damons Gesichtsausdruck ungefähr das ausdrückte. Wieso denn nicht? Weil er so klein und zerbrechlich aussah? Alan hinderte seine Mimik daran, das Gesicht zu verziehen, wehleidig wollte er nicht auch noch sein. "Wie Kies in der Schulter..." meinte er. "Und nicht so abartig wie Kopfschmerzen. Bis morgen früh müsste es eigentlich wieder geheilt sein, falls es überhaupt noch so lange dauert." "Doch doch, ehrlich gesagt traue ich es gerade dir zu." Seiner Meinung nach waren Leute wie Alan im Fechten im Vorteil, der Vampir war geschmeidig und wusste bestimmt gut, wie man sich bewegen musste. Außerdem ging er davon aus, dass Alan es als Kind bestimmt beigebracht bekommen hatte, Fechten schien etwas zu sein, das jeder Junge lernen musste, der einen etwas höheren Stand hatte oder etwas auf sich hielt. "Dann bist du ja praktisch ans Bett gefesselt, mit einem Arm kann man schließlich nicht viel tun." Wider Willen musste Alan über diesen Satz grinsen. "Findest du das toll oder wie hast du das jetzt wieder gemeint?" Immerhin lenkte Damon ihn mit dem Geplänkel sehr erfolgreich von seinen Kopfschmerzen ab und sie unterhielten sich schon mehr als drei Sätze lang, ohne dass sie angefangen hatten, sich wieder zu streiten. Damon musste leicht grinsen. "Ich muss zugeben, die Vorstellung, dich ans Bett gefesselt zu sehen, gefällt mir sehr, aber in diesem Fall" er schüttelte leicht den Kopf "in diesem Fall finde ich es eher hm... schade. Oder glaubst du wirklich, ich freue mich darüber, dass es dir schlecht geht?" antwortete er ein wenig pikiert. Auch er war sehr froh darüber, dass sie sich wieder ungezwungener miteinander unterhielten. "Nein. Deswegen wollte ich ja wissen, wie du es meinst." Das war wirklich ein netter Zug, dass Damon sich... Sorgen machte? Tat er das? Dann fiel ihm auf, dass er ja jetzt eine Auszeit von den ganzen gesellschaftlichen Veranstaltungen und Pflichten hatte, schließlich dauerte die Heilung bei Menschen ja um einiges länger, da konnte er sich ja schlecht schon so schnell wieder genesen zeigen. Damon machte sich wirklich Sorgen um den anderen, schließlich tat so eine Verletzung ganz schön weh und die ganze Zeit im Bett zu verbringen war auch nichts erfreuliches, wenn man dazu gezwungen war. Er lehnte das Kinn ebenfalls auf die Stuhllehne. "soll ich das Feuer anmachen?" fragte er nach einer weile, in der er stumm Alan betrachtet hatte, nach. Schließlich waren die Nächte kalt und es begann ihn langsam zu frösteln. "Frierst du etwa?" Alan lächelte. Weil er im Bett saß, spürte er die Kälte nicht so. "Mach ruhig." Meinte er darum. Schon damit der Größere nicht vor lauter Frost flüchtete, im Moment schätzte er seine Gesellschaft sehr. Er mochte es, wenn er in seiner Nähe war. "Natürlich frier ich, draußen sind Minusgrade." erwiderte Damon und allein bei dem Gedanken an die Kälte draußen fröstelte er. Er war wirklich froh darüber, dass Alan anscheinend nicht im Geringsten daran dachte, ihn loszuwerden, denn er merkte erst jetzt, wie sehr ihm die Nähe des anderen gefehlt hatte. Über sich selbst den Kopf schüttelnd zündete er das Feuer im Kamin an. Dabei hatten sie sich nur einen Tag nicht gesehen und er tat so als hätte er eine Woche ohne Alan auskommen müssen. Alan sah ihm dabei zu. Jetzt da Damon ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, bemerkte er erst, dass es wirklich ziemlich kalt hier drin war. Das flackernde Licht des Feuers, das ganz allein den Raum erhellte, verlieh Damons Haaren wieder diesen Rotstich, den Alan schon die ganze Zeit sehr interessant fand. Damon betrachtete kurz das Feuer und entschied dann, dass es jetzt ohne Aufsicht weiter brennen konnte, da die Flammen groß genug waren. Da Alans Schlafzimmer aber recht groß war und es somit eine Weile dauern würde, bis der Raum wirklich erwärmt war blickte er sich suchend nach einer Tagesdecke um. Er fand allerdings keine und so musste er sich wohl mit Warten begnügen. Er hockte sich wieder auf den Stuhl, als ihm die Sache mit dem Mantel wieder einfiel. "Sag mal... mit dem Wintermantel... bezahlst du den noch?" Es wäre ja nur verständlich gewesen, wenn Alan das nicht mehr wollte, nachdem er so einen Aufstand deswegen gemacht hatte. Auch darüber hatte Alan sich tagsüber Gedanken gemacht. Er war zu dem Ergebnis gekommen, dass er konsequent bleiben musste, sonst würde er vor Damon ja endgültig das Gesicht verlieren. Dann musste er selbst in den nächsten Monaten etwas kürzer treten, immerhin hatte er ja genug Sachen. "Ja... sieh es als ein Geschenk an. Ein Geburtstagsgeschenk, so für zwei oder drei vergangene Geburtstage." Er dachte einen Moment über Damons suchende Blicke nach, glaubte dann den Grund zu erraten und meinte: "Von mir aus kannst du die Bettdecke nehmen..." Damon blickte ein wenig erstaunt und dann verlegen drein. "Danke." murmelte er leise. Es war lange her, dass ihm jemand etwas zum Geburtstag geschenkt hatte, und Alan wäre der Letzte gewesen, von dem er ein Geschenk erwartet hätte. Er blickte zu der Decke und musste zugeben, dass sie wirklich verlockend warm aussah, trotzdem schüttelte er den Kopf. "Dann frierst du doch." stellte er fest. Alan schüttelte den Kopf. "Ich hab sie doch bis jetzt auch nicht benutzt." Er saß ja schon die ganze Zeit bloß auf der Bettdecke, den Rücken gegen das Kopfende des Bettes gelehnt. Im Sitzen reichte ihm auch sein Kissen, wie er Damon jetzt demonstrierte. "Wenn ich sie selber brauche, würde ich sie dir nicht anbieten." Er brauchte sich ja keine Mühe geben, Damon wusste doch, wie egoistisch er manchmal sein konnte. "Na gut." antwortete er, da Alan wirklich nichts dagegen zu haben schien und wartete bis dieser aufgestanden war und nahm die Decke dann entgegen. Er wickelte sie sich um und seufzte zufrieden auf, das war so schon viel besser. Er machte es sich auf dem Stuhl gemütlich, so gut es eben ging und wusste dann nicht recht ob er noch etwas sagen sollte oder ob er auch einfach schweigen konnte. Alan kicherte über diesen seltenen Anblick, aber leider fiel ihm dazu nicht auch noch ein Kommentar ein. Kopfschmerzen hatte er fast gar keine mehr und als er es probierte, stellte er fest, dass er schon wieder die ganze rechte Hand bewegen konnte. Sein Körper arbeitete wohl nur noch am Feinschliff, wahrscheinlich konnte er den rechten Arm schon im Morgengrauen wieder uneingeschränkt benutzen. Vielleicht... es wäre schön, wenn Damon bis dahin hier bliebe und ihm die Zeit vertreiben würde, das konnte er nämlich ganz gut. Damon bemerkte das Alan seinen Arm wieder bewegte. "Du scheinst Glück zu haben, anscheinend bist du doch nicht die ganze Nacht ans Bett gefesselt." meinte er lächelnd und freute sich, dass es Alan anscheinend wieder besser ging. Zumindest hatte sich seine Miene wieder aufgehellt, was bestimmt daran lag, dass die Kopfschmerzen wieder weg waren. "Das tut mir jetzt leid für dich." Witzelte er, "Aber das bin ich so doch auch nicht, ich sitze bloß hier, weil es bequem ist und ich ursprünglich vorhatte, zu schlafen." Erklärte Alan lakonisch. Natürlich hätte er herumlaufen können, aber bis jetzt hatte er keine Lust gehabt, weil ihm Kopf und Schulter wehtaten. "Macht es dir eigentlich Spaß, jeden meiner Sätze so haarklein auseinander zu nehmen?" fragte Damon leicht beleidigt. Er fand diese Eigenschaft zwar generell nicht nervend, aber auf die Dauer war es anstrengend, denn so musste er immer genau darüber nachdenken, was genau er sagte. "Eigentlich schon, ja." Antwortete Alan grinsend, aber ehrlich. "Wenn es dich so sehr nervt, kann mir ja Mühe geben, damit aufzuhören..." bot er bereitwillig als Kompromiss an, damit ihm Damons Gesellschaft erhalten blieb. "Es nervt bloß, weil ich die ganze Zeit genau auf das achten muss, was ich sage." gab Damon ehrlich zurück und wunderte sich schon ein wenig. Wenn es nicht ziemlich gemein gewesen wäre, dann hätte er jetzt gefragt, ob das wirklich Alan war, der da vor ihm saß. Er war es gar nicht gewohnt, dass der Vampir so nett und zuvorkommend war. Ob irgendetwas dahinter steckte? "Musst du doch gar nicht. Außerdem geht mir sonst der Gesprächsstoff aus." Verteidigte sich Alan schmollend, weil Damon so skeptisch guckte. Er nervte ihn also? Wozu gab er sich dann hier eigentlich Mühe? Wenn er so genervt war, dann musste er halt gehen! Alan verzog leicht das Gesicht, seine negativen Gedanken schienen die Kopfschmerzen wieder anzulocken. Damon seufzte leise auf. Irgendwie schien er es immer wieder zu schaffen, dass Alan sauer wurde, oder zumindest finster drein schaute. "Es ist halt ziemlich anstrengend, sich immer genau zu überlegen, was man sagt, andererseits vermeidet man so leichtfertig mit Wörtern oder Begriffen umzugehen. Und das hat ja sein Gutes." lenkte er ein, da er vermutete, dass sein letzter Satz zu Alans verdunkeltem Gesichtsausdruck beigetragen hatte. Ok, Damon versuchte immerhin einzulenken, das gelang ihm in den Augen des Weißhaarigen zwar nicht besonders gut, aber vielleicht sollte er zumindest den Versuch honorieren. Außerdem zeigte das ja wohl, dass Damon eigentlich gar nicht gehen wollte und das war ihm mehr als recht. "Wie gesagt, ich hab nie verlangt, dass du jeden Satz ausdeutest, bevor du ihn aussprichst. Sonst bleibt irgendwann nichts mehr übrig, auf das man antworten könnte." Damon musste dann doch zugeben, dass Alan recht hatte. Obwohl ihm das nicht recht gefiel, da er so immer das Gefühl hatte, dass Alan einfach ein wenig gebildeter war als er, einfach klüger. Aber mit 150 Jahren war er das wahrscheinlich auch. Er seufzte leise und lehnte sich wieder an die Stuhllehne. Er konnte immerhin froh sein, dass Alan inzwischen Gefallen an seiner Gesellschaft gefunden zu haben schien, immerhin hatte er bisher noch keine Zeichen entdeckt, die darauf hinwiesen, dass Alan ihn lieber los wäre. Und das wollte er sich nicht kaputt machen, indem er aus Versehen etwas falsches sagte. Alan beruhigte indessen seine Gedanken und so wurden auch die Kopfschmerzen wieder etwas besser. Sein Blick ruhte noch immer unverwandt auf dem Rothaarigen. "Was denkst du gerade?" fragte er schließlich, weil dessen Gesicht gerade überhaupt keinen Einblick gewährte. Irgendwie hörte sich diese Frage für Alan, der es gewohnt war, die Gedanken seiner Gesprächspartner um sich zu haben, ziemlich komisch an. Damon antwortete einen Moment lang nicht, da er sich nicht sicher war, ob er das Alan wirklich erzählen wollte und sollte. Andererseits wusste Alan eh, wie er für ihn empfand und so konnte er es ihm doch eigentlich mitteilen. "Ich habe darüber nachgedacht, wie schön es ist, dass du mich anscheinend gar nicht mehr loswerden willst und meine Gesellschaft anscheinend als...hm...angenehm empfindest." erklärte er dem Vampir dann mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen. Damons scheues Lächeln sah so niedlich aus, dass Alan es unbemerkt erwiderte. "Eigentlich wundere ich mich auch darüber." Gab er zu, "Aber irgendwie... mag ich es wirklich, wenn du..." Er suchte stirnrunzelnd nach einem geeigneten Wort, "...in meiner Nähe bist." Vollendete er den Satz schließlich, obwohl er mit dem Wort noch nicht ganz zufrieden war. "Schön, dass du nicht mehr gehen willst..." meinte er leise, den Blick aus dem Fenster gerichtet. "Im Moment habe ich auch gar keinen Grund gehen zu wollen... und ich denke, daran wird sich nicht viel ändern." antwortete Damon leise und ließ die Bettdecke ein wenig los, da das Feuer den Raum inzwischen ein wenig zu wärmen anfing. Es war schön zu hören, dass er mit seinen Vermutungen recht hatte und Alan seine Nähe wirklich mochte. Es war unglaublich erleichternd, da er so wirklich Gewissheit hatte und nicht rätseln musste. "Wenn ich ehrlich bin, waren die drei Wochen ohne dich die Hölle." flüsterte er leise, da er selbst nicht sicher war, ob er Alan das wirklich wissen lassen wollte. Alan staunte darüber, dass Damon ebenso wie er unter der Trennung gelitten hatte. Außerdem hieß das doch, dass er es ihm nicht übel nahm, dass er ihn so lange beobachtet hatte und das hatte er die ganze Zeit lang nicht genau gewusst. "Du hättest einfach wiederkommen können..." meinte er erstaunt. "Am Anfang konnte ich dich überhaupt nicht leiden.." schmunzelte der Weißhaarige, "und als du dann weg warst, hab ich dich unheimlich vermisst." Und noch etwas wunderte ihn; wieso war er heute so verdammt aufrichtig und ehrlich zu Damon? "Dass du mich nicht leiden konntest, habe ich bemerkt." erwiderte Damon und lächelte leicht. Das war ja auch schwer zu übersehen gewesen, nachdem Alan versucht hatte, ihn umzubringen. Auch Damon war erstaunt, wenn auch erfreut über die Ehrlichkeit, die Alan im Moment an den Tag legte. Normalerweise versteckte sich der Kleinere immer hinter seiner kalten Fassade. "Aber ich bin froh, dass sich das inzwischen geändert hat. Es ist nicht gerade angenehm, jemanden zu lieben und davon ausgehen zu müssen, dass derjenige einen nicht leiden kann und am liebsten loswerden würde." "Das verstehe ich sowieso am allerwenigsten." Murmelte Alan leise und widmete sich erstaunlich akribisch seiner Verletzung, versuchte herauszufinden, wie viel schon ausgeheilt war. Er konnte Damon gerade nicht in die Augen sehen, nicht, wenn er davon redete, weil er hintergründig immer das Gefühl hatte, schon seit er es ihm gesagt hatte, dass er ihn verletzte. Und irgendwie hasste Alan dieses Gefühl. "Was verstehst du nicht? Warum ich dich liebe? Ich weiß es selbst nicht so recht, aber irgendwie hast du mich schon von Anfang an fasziniert." gab er leise zu und betrachtete Alan. Das Benehmen des anderen fand er recht niedlich, es war nur zu offensichtlich, dass es ihm unangenehm war, darüber zu reden. Aber wenn Alan nicht darüber reden wollte, dann würde Damon auch nicht nachbohren. Alan nickte nur, denn Damon lag mit seiner Nachfrage ja genau richtig. Wieso nur fand Damon ihn faszinierend? Dabei war er doch fast permanent gemein zu ihm, ob es nun absichtlich oder unabsichtlich war. Schließlich hob Alan wieder den Kopf. "Kann ich... kann ich einen Schluck von dir trinken?" Noch immer fiel es ihm sehr schwer, darum zu bitten und das merkte man heute auch. Und in Gegenwart des immer noch im Raum herumschwebenden Wortes "Liebe" fiel es ihm noch viel schwerer, weil er zu ahnen glaubte, dass Damon sich mehr Nähe wünschte und er ihm das nicht gab, sondern die Nähe bloß ein Mittel zum Zweck war. Er hatte das Gefühl, ihn auszunutzen, doch er war so süchtig nach seinem Blut. Damon blickte wieder auf und schien einen Moment lang zu zögern. "Wenn ich dafür einen Kuss von dir bekomme." kam dann die Antwort von ihm. Er wusste, dass es nicht die feine Art war, Alans Begierde nach seinen Blut so auszunutzen und noch mehr wusste er, dass es falsch war, sich irgendwelchen Hoffnungen hinzugeben und einen Kuss zu erbitten bzw. zu erzwingen. Aber seltsamer Weise konnte er nicht anders. Obwohl er wusste, dass er sich damit keinen Gefallen tat. Alan blinzelte erstaunt über Damons geforderte Gegenleistung, obwohl er damit gerechnet hatte, dass er das irgendwann sagen würde. Eigentlich hatte er geglaubt, dass er das schon viel eher tun würde, schon seit er in der Bibliothek gesagt hatte, dass er eine ganze Woche lang von ihm trinken würde, falls Damon ihn noch einmal küsste. "Ok." Stimmte er zu, nachdem er anstandshalber noch etwas gezögert hatte. So ein schlechter Tausch war das eigentlich gar nicht; Damons herrliches Blut durfte er trinken und die Küsse, die Damon ihm bis jetzt gegeben hatte, hatten ihm sehr gefallen. Außerdem wusste er sicher selbst, wann er sich mit seinem Handeln verletzte und wann nicht. Kurz erinnerte sich Alan daran, wie er Damon im Bad erlaubt hatte, ihn zu küssen. Hoffentlich artete es nicht wieder so aus, er wollte ihn doch durch sein Handeln nicht noch mehr verletzen. Damon war erstaunt darüber, dass der Vampir zustimmte. Nach der Drohung in der Bibliothek hatte er halb damit gerechnet, dass Alan sauer werden würde oder zumindest nicht darauf eingehen würde. Er lächelte zaghaft und hoffte, dass er sich zusammenreißen können würde. Er rätselte immer noch, warum Alan das im Bad zugelassen hatte, aber so direkt, dass er Alan danach fragen würde, war er dann doch nicht. Er erhob sich von dem Stuhl und ließ die Decke ganz auf den Boden sinken, da es inzwischen warm genug in dem Raum war. "Also gut." er setzte sich zu Alan und strich sich die Haare zu einer Seite hinüber, neigte Alan die freie Seite entgegen. Alan rückte näher an den Rothaarigen heran, probierte kurz, wie weit er sich mit dem rechten Arm abstützen konnte. Da er sein Gewicht gut auszuhalten schien, strich der Kleinere nicht mehr vorhandene Haare von Damons Schulter, legte die linke auf die andere Schulter und beugte sich vor. Wenn er genau hinhörte, konnte er jetzt hören, wie das Blut durch seine Lieblingsstelle rauschte. Er verharrte einen Moment mit den Lippen auf seiner auserwählten Stelle, erspürte die Ader und biss dann sanft zu. Der Geschmack erblühte blumengleich in seinem Mund und ließ Alan ganz leise seufzen. Langsam und bedächtig schluckte er die rote Flüssigkeit, kostete sie ganz aus, bevor er den nächsten Schluck zu Tage förderte. Bei diesem wunderbaren Geschmack konnte man gar nicht anders als süchtig zu werden. Jedoch wäre Alan ziemlich eifersüchtig, wenn er mitbekommen würde, dass das auch anderen ähnlich ging. Damon seufzte leise, als sich Alans Lippen auf seinen Hals legten und er ihn biss. Es klang für ihn selbst äußerst seltsam, aber irgendwie hatte er das vermisst. Von Alan gebissen zu werden war das einzig Regelmäßige in ihrem chaotischen Verhältnis gewesen. Und irgendwie hatte er auch immer das Gefühl, dass sie sich näher waren als sonst, als ob in diesem Moment die eiskalte Mauer verschwand, die Alan sonst immer um sich aufbaute. Da Alan langsam trank und sich für jeden Schluck die Zeit nahm, um ihn richtig zu genießen, brauchte er nicht allzu viel trinken. Damon könnte allenfalls etwas schwindlig sein, nicht wie sonst, wenn er zu unbeherrscht getrunken hatte und Damon dann fast umkippte. Damons Blut war sowieso nichts, womit Alan seinen Hunger zu stillen versuchte, das wäre die pure Verschwendung gewesen, es war nur zum Genießen da. Bedächtig setzte er schließlich ab, leckte nach seiner Gewohnheit über die kleine Wunde und richtete sich dann langsam wieder auf. Damon schloss die Augen, während Alan trank, um sich ganz auf dieses Gefühl zu konzentrieren, an dem er immer mehr Gefallen fand. Als Alan absetzte und er die Augen öffnete, bemerkte er, wie seine Hände kaum merklich zitterten und sich ein flaues Gefühl der Aufregung und Nervosität breit machte. Er fragte sich warum, denn er hatte Alan schließlich schon öfter geküsst. Vielleicht war es, weil es diesmal so.. er überlegte einen Moment... so geplant war. Er drehte sich ein wenig herum, so dass er Alan fast gegenüber saß. Vorsichtig hob er die Hand und legte sie auf Alans Wange, fast so als könnte er Angst haben den Vampir zu zerbrechen. Andächtig strich er dem Vampir mit dem Daumen über die weiche Unterlippe und betrachtete für einen kurzen Moment verträumt die schöngeschwungen Lippen, die durch das Blut leicht rosa waren. Dann beugte er sich vor und küsste den Vampir zärtlich. Auch Alan verspürte ein unbekanntes Kribbeln und ein leicht flaues Gefühl im Magen und weil er das Gefühl hatte, dass Damon ihm das ansehen würde, hatte er sich so langsam bewegt. Ein wenig Unsicherheit lag darum in seinem Blick, als Damons angenehm warme Hand zart seine Wange berührte. Dass Damon immer warm war, fand Alan irgendwie schon seltsam. Andere Vampire waren auch bloß warm, wenn sie etwas getrunken hatten. Die zärtliche Berührung brachte ihn dazu, die Augen zu schließen und Damon die Führung zu überlassen, die er sowieso innehatte. Gedanklich musste er darüber lächeln, dass er sich mit Banalitäten befasste, um seine weichen Knie zu übertünchen. Wie zum Beispiel, wieso Damon mit seinen gut 20 Jahren schon so ein guter Liebhaber war. Die Fingerkuppe, die sanft seine Lippen streichelte, lenkte ihn dann wieder auf das Wesentliche. Der erste Kontakt mit Damons Lippen kribbelte, war beinahe elektrisierend und für Alan eins der Kriterien, die einen wirklich schönen Kuss ausmachten. Er erwiderte den Kuss offen und ohne Vorbehalte, jedoch nicht weniger zartfühlend als Damon. Damon verspürte das selbe elektrisierende Kribbeln wie Alan, als sich ihre Lippen berührten. Wie hatte er es eigentlich so lange ohne diese zarten, weichen Lippen ausgehalten? Seine Hand wanderte von Alans Wange zu dessen Nacken und hielt ihn so sanft bei sich. Er ließ den Kuss zärtlicher werden, strich nach einer Weile sanft mit der Zunge die Konturen von Alans Lippen nach und bat dann um Einlass. Er schloss seine Augen wieder um sich ganz auf das warme Gefühl zu konzentrieren, das sich von Alans Lippen ausgehend in seinem ganzen Körper breit machte. Alan ließ ihn ohne zu zögern gewähren, er hätte auch gar nicht zögern wollen, selbst wenn er noch die volle Kontrolle über sein Handeln gehabt hätte. Wie hatte er vergessen können, wie schwach ihn Damons Küsse eigentlich machten, er wurde einfach butterweich, wenn diese Lippen seine liebkosten. Im Prinzip hätte er ihm unterstellen können, dass das unfair war, aber er hatte ja selbst zugestimmt. Damons Zärtlichkeiten machten den Kontrollverlust mehr als wett und so folgte er Damons Hand und lehnte sich näher an ihn, während ihre Zungen zärtlichen Kontakt miteinander aufnahmen. Damon musste sich mehr als zusammenreißen, um der Versuchung zu widerstehen und es wirklich bei diesem Kuss bleiben zu lassen. Neugierig strich er mit der Zunge über die Zahnreihen von Alan, erkundete sanft dessen Mundhöhle und kostete den Geschmack des Vampirs voll aus. Dann wandte er sich der Zunge des Weißhaarigen zu. Er liebkoste sie erst zärtlich, strich sanft darüber und erschauderte unter der hitzeartigen Wärme, die sich in ihm breit machte. Dann begann er den Kuss tiefer werden zu lassen, forderte Alans Zunge zu einem Leidenschaftlichen Spiel auf. Alan ließ Damon unbehelligt seinen Mund erkunden und genoss die prickelnden Berührungen. Seine Knie waren nicht mehr ganz so weich, aber das Kribbeln in seinem Bauch war noch da und war seltsamerweise auch nicht unangenehm. Auch er vertiefte den Kuss von seiner Seite aus, intensivierte den Kontakt ihrer Zungen und ging auf die leidenschaftliche Herausforderung ein. Er versuchte auch nicht, die Vorherrschaft über sein eigenes Reich wiederzuerlangen, sondern ließ sich für den Verlust mit intensiven Zärtlichkeiten von Damon entschädigen. Damon wurde langsam ruhiger und merkte wie dieses nervös-flaue Gefühl aus seinem Magen verschwand und nur noch diese wunderschöne Wärme zurückließ. Er merkte, dass sein Körper geradezu nach mehr verlangte und er wusste nicht, ob er sich wirklich zurückhalten können würde. Etwas in ihm schien ihm geradezu ins Ohr zu flüstern, einfach so über Alan 'herzufallen' wie damals im Bad. Aber der Teil seiner Persönlichkeit, der stärker war, sträubte sich dagegen. Er wollte die Nähe, die inzwischen zwischen ihnen entstanden war, nicht wieder zerstören. Er wollte nicht, dass Alan sich wieder hinter seiner Eiswand zurückzog und so begann er langsam den Kuss zu lösen, obwohl es ihm nicht leicht fiel. Er küsste Alan nochmals zärtlich, dann trennte er die Verbindung ihrer Lippen endgültig. Damons Berührungen ließen gerade so etwas von dem Kampf erahnen, den er mit sich ausfocht, doch es war nicht so vordergründig, dass der Charakter des Kusses verloren ging. Alan genoss ihn in vollen Zügen bis zur letzten Sekunde und machte sich ganz langsam mit dem Gedanken vertraut, wieder aufzuhören. Es erstaunte ihn doch, dass er tatsächlich einen Teil von sich fand, der sich dagegen sträuben wollte, doch dieser Teil hatte nicht viel Gewicht. Es war besser, jetzt aufzuhören, anstatt alles noch komplizierter zu machen als es ohnehin schon war. Alan hing dem Kuss noch einen Augenblick nach, bevor er die Augen wieder öffnete. Das Kribbeln war fast weg, einen leisen Nachklang erzeugte nur noch Damons Hand, die noch immer in seinem Nacken ruhte. "Danke." flüsterte Damon leise und küsste den Vampir sanft auf die Wange, bevor er ihn völlig frei gab. Erst jetzt merkte er, dass es vielleicht doch nicht so eine gute Idee gewesen war, einen Kuss zu verlangen, denn die Nähe, die er eben noch mit Alan geteilt hatte, wich einem erdrückendes Gefühl der Leere und Hoffnungslosigkeit. Und auch ein kleines bisschen Angst schwang in diesen Gefühlen mit. Angst, dass er Alan sein ewiges Leben lang hinterherlaufen würde und dieser immer unerreichbar für ihn bleiben würde oder es zumindest die ganze Zeit so weitergehen würde wie jetzt. Natürlich würde er dann auch einfach gehen können, aber er wusste schon jetzt, dass das mit Alan nicht bloß eine von diesen Lieben war, die schnell verfloss, sondern dass er ihn nicht verlassen würde, dass er bei ihm sein wollte, wenn er ihn schon nicht als Geliebten haben konnte. Er richtete sich auf und blickte kurz stumm aus dem Fenster hinaus. "Ich werde dann mal wieder gehen, ich hab Hunger." meinte er dann zu Alan gewandt und lächelte schief. Er hob noch die Decke auf und legte sie auf das Bett, dann ging er hinaus. Alan sah deutlich, wie sich Damons Emotionen veränderten und es tat ihm leid. Er wollte nicht, dass Damon litt.... Wie bitte? Er wollte nicht, dass es Damon schlecht ging oder dass er traurig war, wollte ihn nicht verletzen? Wann hatte er damit angefangen, das zu wollen, und warum? Er hatte doch gewusst, dass das passieren würde, wenn er von Damon trank, weil er von seiner Zuneigung gequält wurde, die Alan nicht erwiderte, und die Nähe des Älteren suchte. Wieso hatte er nur diesen verdammten Durst nach Damons Blut nachgegeben, wenn er ihn nicht unglücklich machen wollte? Was war er bloß für ein Heuchler. Was hieß denn, er wollte Damon nicht verletzen, wenn er es bewusst in Kauf nahm, um seinen Blutdurst zu befriedigen?! Es war offensichtlich, dass Damon flüchtete. Im Moment konnte keiner von beiden dem anderen in die Augen sehen. Alan schämte sich, weil er seiner Gier nachgegeben hatte und nun... Schmerz in Damons Augen lesen konnte. Eben hatte sich alles noch so gut angefühlt, wie er überrascht bemerkt hatte. Es war anders gewesen, vielleicht weil die Situation nicht von einer Kurzschlusshandlung herrührte, sondern weil sich Alan bewusst dafür entschieden hatte, Damon in seine Nähe zu lassen. Vielleicht auch, weil sie vorher geredet hatten, weil Alan einen Teil dessen ausgesprochen hatte, was ihn quälte. Im Aufstehen griff er nach einem frischen Hemd und zog sich um, während er Stiefel und den neuen Mantel schnappte und aus der Tür stolperte. Sein Arm machte kaum Probleme, er konnte ihn mittlerweile wieder fast vollständig gebrauchen. "Warte mal, Damon..." Er wollte jetzt auf keinen Fall allein sein und sich von seinen Gedanken auffressen lassen, außerdem hatte er auch Hunger. Damon hatte sich gerade seinen Mantel und die Stiefel angezogen und wollte zur Tür hinaus, als er Alans Stimme vernahm. Ein wenig verblüfft drehte er sich um und fragte sich, warum Alan sich ebenfalls angezogen hatte. "Was ist denn?" fragte er nach. Eigentlich hatte er alleine sein wollen und eigentlich war das mit dem Hunger eine Lüge gewesen. Er hatte bloß einen plausibel klingenden Grund gebraucht, um aus dem Zimmer zu kommen. Als er jedoch auf der Treppe angekommen war, hatte er gemerkt, dass er doch Hunger hatte. Immerhin hatte er die letzten drei Tage nichts gegessen. Obwohl er sich darüber ärgerte, dass Alan ihn nicht in seinem Kummer alleine ließ, war er andererseits froh, dass Alan gekommen war. Was auch immer er wollte. Es hinderte ihn daran, seinen melancholischen Gedanken nachzugeben und irgendeine Dummheit zu begehen, die er nachher vielleicht bereuen würde. "Macht es dir was aus, wenn ich mitkomme? Ich hab auch ziemlichen Hunger..." gab er kleinlaut zurück und zog dabei den Mantel an. Wenn Damon lieber allein sein wollte, konnte er das aber auch verstehen. Erst nachdem er es probiert hatte, fiel Alan auf, wie bescheuert die Idee doch war, sich auf der Treppe Stiefel anziehen zu wollen. Den Beweis lieferte das Getöse, dass er beim Trepperunterfallen verursachte. Unverletzt, aber wüst fluchend fand er sich auf dem Treppenabsatz wieder und schüttelte sich erst mal. Da er ja jetzt sowieso saß, zog er sich in aller Ruhe die Stiefel an. Gott, in was für einer miserablen Form war er eigentlich? Erst verlor er das Duell und jetzt fiel er auch noch die Treppe runter. Das war ja fast schon peinlich. Das einzig Gute war, dass es Alan für den Moment von allen tristen Gedanken abhielt, die ihn, seit sie den Kuss beendet hatten, wieder heimsuchten. Stattdessen brachte ihn das auf die Notwendigkeit, mal irgendwas gegen seine Formschwäche zu unternehmen. "Nein, ist in Ordnung." antwortete Damon und keuchte erschrocken auf, als Alan die Treppe hinunterfiel. Sofort eilte er zu dem Kleineren und hockte sich neben ihn, wollte ihn schon fragen, ob alles in Ordnung war. Doch als der Vampir so seelenruhig seine Stiefel anzog, war er überzeugt, dass dem so war. Er richtete sich wieder auf und lächelte dann leicht. "Aber glaub bloß nicht, dass ich dabei zusehen lasse, wenn ich töte." Irgendwie bekam er bessere Laune, als er in Damons erschrockenes Gesicht blickte. Alan lächelte zu ihm hoch, zum Zeichen, dass alles in Ordnung war. Damon machte sich also tatsächlich Sorgen um ihn. "Hab schon verstanden..." maulte Alan leise, zu dem Größeren aufsehend. Die Niederlage, die er diesbezüglich hatte einstecken müssen, passte ihm zwar nicht, aber jetzt war wahrscheinlich nicht der geeignete Zeitpunkt, um etwas daran zu ändern. Dann richtete er sich wieder auf und ordnete nochmals seine Kleidung, bevor er Damon zur Tür folgte. Ein paar blaue Flecken hatte er schon, aber die hielten bei einem Vampir höchstens fünf Minuten, wenn überhaupt so lange. Damon zog den Mantel fester um sich, als ihnen ein kalter Wind entgegenwehte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, rauszugehen? Andererseits würde sich das Wetter bis morgen wohl kaum schlagartig verändern... leider. "Wenn es weiter so kalt bleibt, könnte es bald Schnee geben, oder?" meinte er zu Alan gewandt und blickte dann lächelnd in den Himmel hinaus, während sie in Richtung Stadt marschierten. "Warum bist du so versessen auf Schnee? Wenn es uns einschneit, wird es echt unpraktisch." Im letzten Jahr lag der Schnee so hoch, dass Alan sich schließlich in einem Gasthaus eingemietet hatte, weil er von seinem Anwesen aus nicht mehr jagen gehen konnte. Außerdem mochte Alan Schnee nur dann, wenn sich ein Fenster dazwischen befand, und er hasste nasse Füße, die er im Schnee ständig bekam. "Vielleicht. Vielleicht dauert es aber auch noch ein oder zwei Wochen." "Da wo ich herkomme, gab es immer nur ganz selten Schnee, für mich ist das etwas besonderes, vielleicht bin ich deswegen so versessen darauf." äußerte Damon seine Vermutung und blickte wieder nach vorne. Alan mochte schon recht haben damit, dass viel Schnee für sie unpraktisch sein würde, aber irgendwie mochte er es, wenn die Landschaft unter dieser weißen Decke lag. Es sah dann immer alles gleich so friedlich und still aus. "Wo kommst du denn eigentlich her?" fragte er neugierig. Das hatte er ihn schon lange fragen wollen, aber bis jetzt hatte er es jedes Mal wieder vergessen, wenn sie miteinander redeten. Das einzige, was im Schnee ausgesprochen gut funktionierte, war die Leichen verschwinden zu lassen. "Na ja...wo genau das von hier liegt, weiß ich auch nicht, ich bin ohne Karte gewandert." erklärte er Alan, "aber wenn es hier so viel kälter ist, muss es wohl mehr im Süden liegen. Die Gegend ist recht flach und es wird hauptsächlich Landwirtschaft betrieben. Berge gab es nur im westlichen Teil meines Landes und auch das würde ich eher als Hügel als Berge nennen. Es gab Sommer, die waren unerträglich heiß, aber meistens herrschten dort Temperaturen, die eigentlich sehr angenehm waren." erzählte er Alan, obwohl er nicht wusste, ob dieser es so genau wissen wollte. "Klingt irgendwie gut. Klingt allerdings auch so, als gäbe es Mücken dort." Schmunzelte Alan. Die Vorstellung einer warmen Sommernacht war die willkommene Ablenkung von der Kälte, die sie umgab, während sie durch den Vorort liefen. "Bist du weggegangen, nachdem..." Er zögerte es auszusprechen, schon weil er nicht wusste, wie er es schmerzlos formulieren sollte. Damon nickte langsam. "Ja. Es war wie ein Fluch für mich. Jede Kornblume hat mich an ihre kornblumenblauen Augen erinnert, jedes Weizenfeld an ihre seidigen Haare, die so golden waren wie der Weizen im späten August... ich hab das einfach nicht mehr ertragen, ich musste weg." erzählte er dann mit belegter Stimme und seufzte betrübt. "Es ist mir nicht leicht gefallen alles aufzugeben, aber es war besser als jeden Tag an sie erinnert zu werden, da ich eh kaum an etwas anderes denken konnte." "Und trotzdem hast du dich..." murmelte Alan leise, verwundert und mehr zu sich selbst. Das Wort "verliebt" sprach er nicht aus, es wollte ihm einfach nicht über die Lippen kommen, es sträubte sich dagegen, von Alan, der stets das Gefühl hatte, die Gefühle des Rothaarigen mit Füßen zu treten, ausgesprochen zu werden. Auch er hatte damals lange gebraucht, um über seinen Tod hinwegzukommen, den er wahrscheinlich letztendlich herbeigeführt hatte, er konnte Damon gut verstehen. Mittlerweile schmerzte ihn der Gedanke an seinen Geliebten nicht mehr, er spürte nur oft in Damons Gegenwart, wie sehr in dieser Verlust verändert hatte. Aber Damon veränderte ihn ebenso, vielleicht konnte er ihm irgendwann helfen... "Nun das Leben geht nun mal irgendwie weiter, ob man will oder nicht und gegen manche Dinge ist man einfach machtlos. Wenn mir jemand bei unserer ersten Begegnung gesagt hätte, dass ich mich in dich... dass ich Gefühle für dich entwickeln würde, dann hätte ich ihm wahrscheinlich geraten, erst mal seinen Rausch auszuschlafen." erwiderte Damon leise. Er wusste nicht, wieso er Alan all das erzählte, vor allem nicht warum er ihm eben ein wenig von damals erzählt hatte, von seinem damaligen Schmerz. Aber er stellte fest, dass es gut tat, endlich jemanden zu haben, dem er davon erzählen konnte. Alan kicherte und nickte bekräftigend. Auch er hätte nie geglaubt, dass Damon ihn so verändern würde, dass er sich nach dessen Gegenwart sehnte. "Wie lange bist du denn herumgelaufen, bevor ich dich aufgehalten hab?" erkundigte er sich weiter, legte aber gleichzeitig in seinen Tonfall, dass Damon jederzeit das Thema wechseln konnte, falls es ihm zu persönlich wurde. Nachdem sie den Vorort hinter sich gelassen hatten, schlug Alan die Richtung zum Vergnügungsviertel der Stadt ein. Stricher und Prostituierte gab es leider immer genug und diese Leute hatten ein so beschissenes Leben, dass Alan hinterher keine Gewissensbisse hatte, wenn er es ihnen nahm. "Ein Vierteljahr, oder ein, zwei Monate mehr. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. Für mich hat das keine Rolle mehr gespielt, also habe ich die Tage nicht gezählt." antwortete er Alan, da er irgendwie das Bedürfnis hatte, darüber zu sprechen. Er sah sich kurz um und erkannte das Stadtviertel wieder. Er war oft hier gewesen, denn genau wie Alan war er der Meinung, dass er diesen Menschen einen Gefallen tat, wenn er sie biss. "Erzähl ruhig weiter..." meinte er sanft. Es war gut, etwas aus Damons Vergangenheit zu wissen, und Damon schien sich nicht unwohl zu fühlen, während er ihm antwortete. Nebenbei horchte er auf die Gedanken der Prostituierten, suchte nach jemandem, der sich den Tod wünschte. Oft entdeckte er in einer der Straßen so einen Todessehnsüchtigen und erfüllte ihm seinen Wunsch. "Na ja...viel zu erzählen gibt es nicht. Das einzig Spannende am Wandern ist eigentlich nur, dass man immer verschiedene Landschaften sieht, aber Abendteuer erlebt man kaum." Er lachte leicht, da er als Kind immer ganz fasziniert von den Geschichten der Wanderer gewesen war und auch solche Abenteuer hatte erleben wollen. "Egal, wo ich hinkam, egal wie weit ich weg war, es hat nichts gebracht, ich konnte immer nur an sie denken, daran dass ich mitschuldig an ihrem Tod bin, auf eine seltsame Art und Weise. Aber jetzt... jetzt ist es besser. Wenn ich jetzt an sie denke, dann denke ich bloß nur noch an die schönen Zeiten mit ihr." Auch er blickte sich hin und wieder um, ob er jemanden entdeckte, den er austrinken konnte. "Wieso sollst du daran schuld sein?" Alan verzog skeptisch das Gesicht. Soweit er es bis jetzt wusste, war Damons Frau bei der Geburt ihres Kindes gestorben, wie konnte sich Damon dafür denn verantwortlich machen? In einer Ecke sah der Weißhaarige einen jungen Mann sitzen. Seine Augen irrten unruhig über die Vorübergehenden und er wusste, dass er jemanden ansprechen musste, um wieder Geld zu verdienen, andererseits ertrug er es einfach nicht. Seine Gedanken schwankten zwischen Vergewaltigung oder einer Tracht Prügel, falls er kein Geld einbrachte. Alan verdeutlichte dem Rothaarigen mit einer Geste, dass er sich ein Opfer ausgewählt hatte und ging ein paar Schritte auf den Sitzenden zu, streckte bittend die Hand nach ihm aus. Der junge Mann warf ihm einen hoffnungslosen Blick zu, ließ sich aber von Alan in eine Seitengasse führen. Damon beschloss, die Unterhaltung später fortzusetzen. Er war inzwischen soweit über den Tod seiner Frau hinweg, dass er sich nicht mehr die Schuld gab, aber in den ersten Monaten hatte er das getan. Er blickte Alan einen kurzen Moment lang hinterher, dann machte auch er sich auf die Suche nach einem Opfer. Es dauerte ein wenig, bis er ein Mädchen fand, dessen Augen so ausdruckslos waren, dass er sich sicher war, dass der Tod für sie bloß eine Erlösung war. Er sprach sie an und verschwand dann mit ihr in einer der vielen Seitengassen. Alan lehnte mit seinem Opfer in einer Nische zwischen zwei Häusern. Der junge Mann bemühte sich nun um ihn, wahrscheinlich weil er glaubte, mit Alan vergleichsweise erträgliche Kundschaft erwischt zu haben. Alan ließ sich in die Arme des etwas Größeren ziehen und begann seinen Hals zu küssen. Als er sich sicher war, dass der Todessehnsüchtige sich nicht wehren würde, biss er zu und trank ihn aus. Der junge Mann gab einen erleichterten Seufzer von sich, bevor er starb. Alan ließ die Leiche vorsichtig aus seinen Armen in eine Schneewehe gleiten, wischte sich den Mund ab und kehrte zu der Straße zurück, auf der er sich von Damon getrennt hatte, um dort auf ihn zu warten. Damon verfuhr ähnlich wie Alan und wich leicht von seinen sonstigen Gewohnheiten ab, da es einfach zu kalt war, um für den Akt der Tötung länger als nötig zu brauchen. Sanft zog er das Mädchen in seine Arme, das gar keinen Widerstand leistete, da es wohl hoffte, so glimpflicher davon zu kommen. Sanft begann Damon den dürren Hals zu liebkosen, bevor er sich hier Blut nahm. Als sie schlaff in seinen Armen hing und er sich sicher war, dass sie nicht mehr lebte, ließ er sie auf die Bank gleiten und verschloss die Wunde, indem er darüber leckte. Niemand würde sich wundern, bei den Temperaturen einen toten Körper vorzufinden. Bei der dünnen Kleidung, die das Mädchen trug, würde man wahrscheinlich vermuten, dass sie erfroren war. Er wischte sich über den Mund und ging dann wieder zurück zu der Straße, wo er sich von Alan getrennt hatte. Alan musste nur wenige Minuten warten, dann kam Damon um die Ecke. Geduldig wartete er, bis der Jüngere zu ihm aufgeschlossen hatte. "Gehen wir?" fragte er lächelnd, "Außerdem wolltest du doch vorhin noch was sagen, oder?" Zumindest hatte es für ihn so ausgesehen, als er ihn wegen seines Opfers unterbrochen hatte. "Ja...Man sollte nicht länger als nötig in dieser Kälte zubringen." erwiderte Damon und ging neben Alan zurück zum Anwesen. "Na ja nicht direkt...ich habe mich am Anfang der Zeit nur schuldig für ihren Tod gefühlt, da es ja auch meine 'Schuld' war, dass sie schwanger war." erklärte er Alan, da dieser ihn ja gefragt hatte, warum er sich schuldig fühlte. Alan gab keine Antwort, schnaubte nur leise. Wie konnte man sich dafür verantwortlich machen? Das konnte der Weißhaarige absolut nicht nachvollziehen. Um dem zu entsprechen, hätte er sich ebenso schuldig am Tod seiner Eltern damals fühlen müssen, doch obwohl er um sie getrauert hatte, hatte er nie geglaubt, dass es seine Schuld gewesen war. Er konnte sich ja schlecht dafür schuldig fühlen, dass er existierte. Damon hörte das Schnauben und Schüttelte nur leicht den Kopf. Offenbar verstand Alan nicht so recht, wie man sich dadurch schuldig fühlen konnte, aber er musste zugeben, dass er es nach der vergangenen Zeit auch nicht mehr verstehen konnte. Er seufzte leise und ging neben Alan her zurück zu der Villa. Alan gab sich ja Mühe, es war nicht so, dass er es nicht versucht hatte, er schaffte es bloß nicht, sich wegen etwas, für das man absolut gar nichts konnte, schuldig zu fühlen. Ungefähr eine Stunde vor der Morgendämmerung kamen sie wieder zu Hause an. Und jetzt? Was konnten sie denn mit der restlichen Stunde anfangen? Damon seufzte leise, als er merkte, wie lange sie für die Strecke gebracht hatten. Er mochte es, mit Alan spazieren zu gehen, aber er war sich nicht sicher, ob Alan das genau so empfand und als Fledermaus war der kleine Vampir schneller. Außerdem fragte er sich, was sie die letzte Stunde noch machen sollten, oder ob Alan wieder alleine sein wollte. Alan war überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen, sich zu verwandeln, komischerweise schon eine ganze Weile nicht mehr. Seit Damon zurückgekehrt und "offiziell" in die Villa eingezogen war. Damit nutzte er praktisch einen Teil seiner Vampireigenschaften gar nicht, lief wie normale Menschen auch. Vielleicht sorgte die Anwesenheit des Rothaarigen allmählich wirklich dafür, dass er sich wieder etwas menschlicher verhielt. Aber war es denn zwangsläufig menschlich, dass Damons Gegenwart ihm einerseits gefiel und ihn andererseits durcheinander brachte, schon dadurch dass er sie so mochte? Damon überlegte, wie er Alan fragen sollte, was er für die letzte verbliebene Stunde noch geplant hatte, oder ob er ihm Gesellschaft leisten konnte. Aber er kam zu keinem Ergebnis, das nicht aufdringlich geklungen hätte, und so fragte er lieber erst gar nicht. Er wusste ja inzwischen, wie wenig Alan diese aufdringliche, zuweilen viel zu neugierige Art von ihm mochte. Er blieb stehen, als sie an der Biegung ankamen, die in den Teil des Hauses führte, in dem er sein Zimmer hatte. "Bis dann..." meinte er lächelnd und blieb ganz kurz stehen, um Alan Zeit zum erwidern zu geben, falls dieser doch noch den restlichen Abend mit ihm verbringen wollte. Alan wartete noch, weil es so aussah, als wollte Damon noch etwas sagen, studierte darum fragend sein Gesicht. "Bis dann..." antwortete er leise. Irgendwie war er ja leicht enttäuscht, Damon hatte nicht so ausgesehen, als hatte er nur "bis dann..." sagen wollen. Aber da es ja nur noch eine Stunde bis zur Dämmerung war.... dann würde er eben heute eher schlafen. Langsam zog er sich in den Gang zurück und schlug den Weg zu seinem Zimmer ein. Damon blickte Alan noch kurz hinterher und war doch etwas enttäuscht, dass der Vampir ihn nicht gefragt hatte, ob er nicht doch noch mitkommen wollte. Andererseits würde bald die Dämmerung einsetzen, vielleicht war es da ganz gut, wenn sie in getrennten Räumen waren und jeder so rechtzeitig in seinem Bett lag. Seufzend drehte er sich um und stiefelte in sein Zimmer. Dort angekommen verdunkelte er die Fenster und schloss schon mal die Türen ab. Dann zog er die Stiefel aus und legte sich auf das Bett, wartete auf die bleierne Müdigkeit des Tagesanbruches. Alan ließ langsam und genüsslich seine Kleidung auf den Boden gleiten und kuschelte sich dann in das leider kühle Federbett. Zu seiner eigenen Überraschung ertappte er sich bei dem Gedanken, wie es wohl wäre, sich jetzt an einen warmen Körper, in eine warme, zärtlich Umarmung kuscheln zu können. An Damon. Alan biss sich auf die Lippe und versuchte halbherzig, das Bild wieder loszuwerden. Es gelang ihm eher schlecht als recht, bis er schließlich eingeschlafen war. Seltsamerweise plagten Damon die selben Gedanken, bevor er einschlief. Nicht genau die selben, aber zumindest stellte er sich vor, wie es wohl wäre, mit Alan an seiner Seite einzuschlafen. Anders als Alan versuchte er erst gar nicht, den Gedanken beiseite zu schieben, da er wusste, dass das sowieso nicht gelingen würde. Nach einer kurzen Zeit merkte er, wie ihm die Augen wie von selbst zufielen und er in einer angenehmen Dunkelheit versank. Er wachte am nächsten Abend relativ zeitig auf, was ihn selbst verwunderte, da er sonst immer recht spät erwachte. Vielleicht gerade deswegen stand er nicht auf, sondern kuschelte sich wieder richtig in die Kissen hinein, seufzte leise. Kapitel 10: Chapter 10 ---------------------- Chapter 10 Nacht 37 Als Alan bemerkte, dass er sich nicht mehr umdrehen und weiterschlafen konnte, stöhnte er leise genervt. Er hatte unruhig geschlafen, weil ihn die Vorstellung, mit Damon im selben Bett zu schlafen, irgendwie bis in seine Träume verfolgt und dort verkorkstere Formen angenommen hatte, als Alan sich im wachen Zustand vorstellen konnte. Außerdem waren seine Erinnerungen an die Träume bloß bruchstückhaft, so dass er insgesamt das Gefühl hatte, nur ein paar Stunden geschlafen zu haben. Darum fehlte es ihm auch am entscheidenden Antrieb, das inzwischen herrlich warme Federbett zu verlassen. Damon blieb noch eine ganze Stunde in dem gemütlich warmen Bett liegen, bevor er aufstand. Er wusste es nicht genau, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass er heute mit dem Cellisten verabredet war. Er sollte sich solche Dinge aufschreiben, dachte er leicht verärgert und rappelte sich gezwungenermaßen auf. Eigentlich hatte er keine große Lust, durch den hohen Schnee in die Stadt zu laufen, aber da blieb ihm wohl nichts anderes übrig. Er zog sich um und schlüpfte in seinen dicken Mantel. Kurz spielte er mit dem Gedanken, nach Alan zu sehen und ihm bescheid zu sagen, dass er weg war, ließ es dann aber bleiben und verließ das Zimmer durch die Terrassentür. Er ging schnellen Schrittes in die Stadt und hoffte, dass er sich nicht irrte, da er den ganzen kalten Weg sonst umsonst hinter sich gebracht hatte. Heute war es also soweit. Sollte Damon ihm heute endlich einen Teil des Geldes geben, dann würde er es zum ersten Mal, seit er das Konzertcello bekommen hatte, aus der Hand geben. Hoffentlich kümmerte sich der Instrumentenbauer gut um sie, hoffentlich klang sie nach der Reparatur nicht zu anders, er mochte die Stimme seines Cello' doch so sehr. Den großen schwarzen Koffer neben sich an die Wand gelehnt saß Janis im Hauseingang des Instrumentenbauers und wartete. Dieser hatte ihm zwar versprochen, ihm seinen Schatz heute noch abzunehmen, falls Janis die Anzahlung brachte, doch ewig würde er sicher auch nicht darauf warten. Damon war nach kurzer Zeit eingefallen, dass er das Geld in seinem Zimmer hatte liegen lassen. Fluchend hielt er an und rannte zurück, war froh darüber, dass es ihm rechtzeitig eingefallen war. Als er in der Villa angekommen war, wischte er sich den Schweiß von der Stirn und knöpfte den Mantel auf. Dann suchte er das Geld heraus und knallte die Tür ins Schloss, als er rauslief. Er konnte sich schließlich denken, dass Janis nicht ewig warten würde, wenn er ihn überhaupt erwartete. So langsam fiel ihm auch wieder ein, dass sie sich vor dem Laden des Instrumentenbauers hatten treffen wollen. Er wurde sich immer sicherer, dass er wirklich einen Termin mit dem Cellisten hatte. Er war froh, dass Janis ihm die Adresse gegeben und er sich schon vorher nach dem Standort dieses Ladens erkundigt hatte. Er hetzte in die Stadt und kam erst zur Ruhe, als er das Stadttor passiert hatte. Das einzig Positive an der Rennerei war gewesen, dass ihm jetzt mehr als warm war. Er eilte schnellen Schrittes in die Gasse des Musikalienhändlers und entdeckte Janis schon vom Weiten. Als er ankam, blickte er den anderen entschuldigend an. "Tut mir leid, ich hatte das Geld vergessen." brachte er heraus und war noch ganz außer Atem. Er kramte in seiner Manteltasche und zog den Geldbeutel heraus. Janis sah ihn von unten herauf abschätzig und leicht missbilligend an. Wenn das die ganze Zeit so weiter ging, dann würde er die Zeit einfach von den Stunden abziehen, obwohl Damon ja für sie bezahlt hatte. Er hätte doch einfach zeitiger losgehen können, anstatt ihn hier in der Kälte versauern zu lassen. Ging man so mit seinem Lehrer um? Noch einmal strich er mit der behandschuhten Hand über den Cellokasten, dann öffnete er den Beutel, zählte das Geld nach und hob sich das Cello wieder auf den Rücken. Die Ladenglocke hatte einen angenehm goldenen Klang, warm und volltönend, als Janis am Klingelstrick zog. Einige Sekunden später öffnete ein weißhaariger, untersetzter Mann die Ladentür. Er lächelte kurz, nickte und hielt den beiden die Tür auf, aus der sich ein Schwall Wärme über die Wartenden ergoss. Damon bemerkte den abschätzenden Blick von Janis und konnte sich denken, dass dieser nicht sehr begeistert darüber war, dass er erst so spät hier auftauchte. Aber er war schließlich so früh es ging losgegangen und der andere konnte froh sein, dass es ihm noch früh genug eingefallen war, dass er sein Geld vergessen hatte. Er knöpfte den Mantel wieder zu, auch wenn er sich als Vampir keine Erkältung zuziehen konnte, dann trat er in den warmen Raum und rieb sich die Hände. Janis nahm höflich die dunkle Mütze ab, die er wie immer getragen hatte, und setzte das Cello wieder ab. Beinahe ein wenig ehrfürchtig öffnete er die Schnappverschlüsse des Koffers und nahm das Tuch von den Saiten. "Wie ich dir gesagt habe, es ist wirklich in einem schlechten Zustand." Bekräftigte der weißhaarige Mann sein Urteil und hob das Instrument aus seiner Verpackung. "Ich weiß nicht, ob zwei Wochen reichen, um das aufzuarbeiten, schließlich muss ich noch einige andere reparieren." Janis' Augenbrauen hoben sich enttäuscht und ein wenig erschrocken. Er brauchte seinen Schatz doch, um wieder Geld zu verdienen, außerdem konnte er Damon doch sonst keinen Unterricht geben. Der Geigenbauer bemerkte den unsicheren Blick und versprach, ihm die Instrumente noch so lange auszuleihen, wie die Reparatur dauern würde, er kannte ja Janis' Situation. Damon hielt sich im Hintergrund und beobachtete bloß das Geschehen. Er wurde in seiner Vermutung bestätigt, dass dem anderen wirklich viel an seinem Cello lag. Ob Janis überhaupt ein Dach über dem Kopf hatte? fragte er sich mit einem Mal. Vielleicht sollte er ihm anbieten, dass er in dem Zimmer wohnen konnte, das er sich im Gasthof genommen hatte. Er bezahlte es ja so oder so, dann konnte dort auch jemand wohnen. Andererseits fragte er sich, wie er Janis darauf ansprechen sollte. Dieser schien, was Höflichkeit anging, noch spitzfindiger zu sein als Alan, auch wenn er nicht so viel redete. Direkt ein Höflichkeitsfanatiker, oder auch nur annähernd so an die Etikette gebunden wie Alan, war Janis nicht. Er hasste es nur, in der Kälte zu warten und mal wieder das Gefühl zu haben, vergessen worden zu sein. Außerdem hatte er die Erfahrung gemacht, dass er die Leute, auf die er gerade angewiesen war, eher über seine schäbige Kleidung und seine Armut hinwegtäuschen konnte, wenn er Manieren bewies und sich nicht auch noch so benahm, als würde er auf der Straße leben. Janis beobachtete, wie der Musikalienhändler sein Instrument auf die Werkbank legte, im Austausch dafür bekam er einen Schlüssel. "Die Celli liegen schon im Probenraum." Erwähnte der alte Mann noch. Damon lehnte sich vorsichtig an einen der Holzbalken an, welche die Decken stützten, und versuchte, das Gespräch zu verstehen. Als Janis den Schlüssel in die Hand gedrückt bekam, stellte er sich jedoch richtig hin, da er das Gefühl hatte, dass sie nun den Ort wechseln würden. Währenddessen überlegte er, wie er die Frage, ob Janis ein Dach über dem Kopf hatte, am höflichsten gestalten konnte. Janis drehte sich nach Damon um, um sich zu vergewissern, dass er ihm folgte und stieg dann eine enge Treppe hinauf. Diese mündete in einen nicht weniger schmalen Gang mit Türen zu beiden Seiten. Scheinbar ohne jedes Kriterium wählte Janis eine aus und schloss den Raum auf. Raum war schon zu viel des Guten, das Zimmer war ein Schlauch. Darum hatte man das Bett so an der Wand aufgehängt, dass man es zur Seite klappen konnte. Daran lehnten zwei Instrumentenkoffer, die Janis' verdächtig ähnlich sahen, zwei Notenständer standen im Raum. "Ach ja.... Noten brauchen wir ja auch irgendwann..." seufzte der junge Mann mit dem dunkelbraunen Haar und zog seinen verschlissenen Mantel aus. Damon sah sich alles skeptisch an und betrat dann den Raum. Neugierig sah er sich um und fragte sich, ob er nicht Beklemmungen bekommen würde, wenn sie hier jetzt die ganze Zeit üben würden. Er blickte ein wenig zweifelnd auf das Bett. "Schläfst du hier?" fragte er dann nach und fand, dass das die beste Gelegenheit war, um diese Frage loszuwerden. Je länger er in diesem Raum stand, umso mehr überkam ihm das Gefühl, dass er tausendmal lieber in dem Gasthaus üben würde. Und dass es Janis hier gefiel bezweifelte er irgendwie auch. "Nein." Antwortete der Dunkelhaarige verblüfft. Wie kam Damon denn darauf? Er musste doch gesehen haben, dass er den Schlüssel eben erst erhalten hatte, es war einfach nur ein Raum, den der Geigenbauer ihm zur Verfügung gestellt hatte, weil er die geliehenen Instrumente nicht mitnehmen durfte. Zu leicht würden sie verschwinden können. Und wieso fragte er, wo er schlief? War er letzten Endes vielleicht doch ein Perverser, wenn er schon nach seinem Bett fragte? Damon fiel dann auch auf, dass er wohl ein wenig vorschnell gefragt hatte. "Ich frag bloß, weil ich ein Zimmer in einem Gasthause habe, aber es eigentlich kaum benutze. Wenn du möchtest, kannst du es haben, jedenfalls im Moment, dann wüsste ich, wo ich dich finden kann und du müsstest nicht immer in der Kälte auf mich warten." erklärte er sich dann, obwohl er sich ein wenig darüber im Klaren war, dass sich das nicht gerade seriös anhörte. Aber er wollte bloß freundlich sein und helfen. Na klasse, das hörte sich ja erst recht pervers an... grollte Janis im Stillen, wenn dieser Typ dann am Ende zu jeder Zeit, die ihm passte, dort auftauchen konnte. Er schüttelte die unangenehme Vorstellung ab und zog sich einen Stuhl neben die Celli heran. Mit bedächtigen Bewegungen legte er die Kästen auf den Fußboden und ließ die Verschlüsse aufschnappen. Fachkundig glitten seine Blicke über die geschwungenen Hälse der Instrumente, dann zog er einen Bogen heraus und prüfte die Spannung des Rosshaars. Damon war ein wenig verwirrt, da der andere so gar nichts zu seinem Angebot sagte, schloss daraus dann aber, dass dieser wohl kein Interesse hatte, oder ihm zumindest bescheid sagen würde, wenn er eine Bleibe brauchen würde. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben den anderen, sah ihm abwartend zu und ließ ihn sonst in Ruhe die Instrumente begutachten. Schließlich holte er das Cello, dessen Bogen er betrachtet hatte aus dem Koffer und spielte einige Tonleitern. Das Instrument war, wie nicht anders zu erwarten, hervorragend gestimmt und Janis freute sich über die klare Reinheit der Töne. Erst wenn er so etwas hörte, fiel ihm auf, wie sehr die Witterung seinem Schatz zu schaffen gemacht hatte. Es hatte zwar seine ganz eigene Stimme, gegen die auch Wind und Wetter nichts ausrichten konnten, aber sie hinterließen trotzdem ihre Spuren. Dann prüfte er das andere Instrument nicht weniger kritisch und übergab endlich wahllos eins Damon. Da dieser nicht wusste, wie man es hielt, platzierte Janis sämtliche Arme und Beine (XD) in der korrekten Haltung. Damon ließ sich nur zu bereitwillig von Janis helfen, obwohl er sich ein wenig blöd dabei vorkam, da er schließlich ein paar Jahre älter war und sich wie ein kleines Kind vorkam. Dennoch war er sich im klaren darüber, dass das wohl immer der Fall war, wenn man ein neues Instrument lernte und noch nicht so geübt im Umgang mit diesem war. Ein wenig abwartend blickte er schließlich zu Janis. Irgendwie war das Schweigen des anderen ansteckend, zumindest verspürte er immer weniger das Bedürfnis oder die Lust die Stille zu unterbrechen. Zuletzt gab Janis ihm den Bogen in die Hand. Er hatte überlegt, wie er Damon das Spiel am besten beibringen konnte, doch er war zu keinem richtigen Ergebnis gekommen. So führte er Damons Hand, die den Bogen hielt, über die erste Saite, erzeugte einen klaren Leersaiten-Ton, denn Damons zweite Hand hielt zwar den Hals des Instrumentes, griff dabei aber nicht in die Saiten. Dann forderte er Damon auf, ihn selbst zu wiederholen, während er nach dem zweiten Instrument griff. Damon tat wie Janis ihm geheißen und wiederholte die Bewegung und stellte fest, dass das gar nicht mal so schwer war, wenn man sich konzentrierte. Kurz hielt er zögernd einen Moment inne. Hatte Janis wirklich gesagt, dass er nicht so recht wusste, wie er ihm das Spielen beibringen sollte, oder hatte er sich das nur eingebildet, in der Hoffnung, der andere würde ein wenig mehr sagen als nötig. Er runzelte ein wenig die Stirn und schob das Ganze dann auf Einbildung, da er es nicht laut gehört hatte, eher wie etwas, das recht weit weg war. Janis nickte halbwegs zufrieden und zog den Stuhl neben Damon, um ihm am eigenen Instrument die nächste Saite zu zeigen. Zuerst strich er die Saite an, zeigte ihm den Klang, wenn man sie sauber anstrich, dann wiederholte er die Bewegung im Trockenen und machte Damon auf die Unterschiede zur vorherigen Bewegung aufmerksam. Dann sollte Damon sie nachahmen. So tastete Janis sich langsam an die Aufgabe heran, dem Rothaarigen die Grundbegriffe zu erklären, konzentrierte sich, um sich an die eigenen ersten Stunden zu erinnern. Es fiel ihm recht schwer, sie waren doch schon so lange her. Damon war eigentlich recht zufrieden mit Janis. Es war ihm klar gewesen, das er keine hohen Ansprüche stellen konnte, wenn er einen Straßenmusiker um Hilfe bat, aber Janis schien sich dennoch sehr große Mühe zu geben, es ihm anständig beizubringen und allein das zählte in den Augen des Vampirs eine Menge. Dementsprechend versuchte er es Janis auch nicht allzu schwer zu machen, indem er sich zu dumm anstellte und konzentrierte sich. Nach einer kurzen Zeit musste er den Bogen jedoch kurz beiseite legen und rieb sich über die Schläfe. Irgendwie kamen ihm die ganze Zeit Bilder in den Kopf, die er überhaupt nicht einordnen konnte. Auch Janis blickte auf und warf Damon einen fragenden Blick zu. Doch er wartete geduldig ab, ohne die Frage zu stellen. Ging ihn sowieso wahrscheinlich nichts an. Stattdessen juckte es ihm die ganze Zeit schon so in den Fingern, seit er die Ausweichinstrumente erhalten hatte. Während sein Schüler sich also die Schläfen massierte, spielte Janis eine leise Melodie auf seinem Cello. Er vermisste das Spiel wirklich, obwohl es ja nur wenige Stunden her war, dass er seinen Schatz in Reparatur gegeben hatte. Es war seine Sucht und die Flucht aus der Sucht, er konnte gar nichts anderes tun als Cello zu spielen, es war sein Leben. "Ich glaube, ich werde krank, ich hab irgendwie Kopfschmerzen." erklärte Damon nach einer Weile, während der er dem schönen Spiel gelauscht hatte. Man musste Janis nur genau beobachten und man sah, wie viel ihm das Spielen bedeutete. "Wenn du magst, kannst du mir etwas vorspielen, vielleicht wird es dann ein wenig besser und wir können weitermachen." schlug er deshalb vor. So konnte er sich entspannen und überlegen, was der wirkliche Grund für dieses Drücken in den Schläfen, die seltsamen Bilder und Stimmen, war und Janis konnte für ein paar Minuten das tun, wonach er sich nur zu deutlich sehnte. Janis warf ihm einen schwer deutbaren Blick zu. Er spielte nie jemandem etwas vor, er spielte eigentlich stets für sich selbst. Mental die Achseln zuckend wandte er sich wieder dem Cello zu und entlockte ihm eine neue Melodie. Schade, dass es nicht sein Schatz war, die Stimme gefiel ihm so viel besser. Sicher war das hier auch nicht schlecht und in sehr viel besserem Zustand als seines, aber es fehlte ihm doch irgendwie. Damon fragte sich, warum der andere anscheinend eine so große Abneigung gegen Gesellschaft hatte, dass er noch nicht einmal anderen etwas vorspielte. Er betrachtete den Dunkelhaarigen eine Weile, als wolle er so die Antwort auf seine Frage ergründen, dann blickte er wieder aus dem Fenster und stockte kurz. Moment mal... der andere hatte doch mit keinem Ton erwähnt, dass er eigentlich niemandem etwas vorspielte, sondern wenn überhaupt für sich selbst spielte. Ein wenig verwundert zog er die Augenbrauen hoch. Wurde er jetzt etwa verrückt? Oder konnte es sein, dass er langsam begann die Gedanken von anderen zu hören. Zu dumm, dass er Janis nicht einfach fragen konnte, und Alan konnte ihm da wahrscheinlich auch nicht groß weiterhelfen. Denn der kleinere Vampir schien seine Gedanken nicht mehr lesen zu können und so schien es ihm nur logisch, wenn auch er Alans Gedanken nicht lesen konnte. Er beschloss Julian und Ernesto in dieser Sache um Hilfe zu bitten und betrachtete Janis beim Cellospiel. Er konnte nicht verhindern, dass sein Blick immer wieder zu dem feinen langen Hals glitt, der im Moment recht frei von jeglichem Stoff war. Unwillkürlich überkam ihm ein Verlangen, das Blut des anderen zu kosten, obwohl er erst gestern gegessen hatte und somit eigentlich keinen Hunger oder Bedarf nach Blut hatte. Er versuchte den Blick abzuwenden, aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Da er aber nicht unbedingt über seinen Lehrer herfallen wollte, erhob er sich abrupt und hielt sich täuschend die Hand vor den Mund. "Ich muss an die frische Luft." murmelte er und legte das Cello vorsichtig hin, beeilte sich dann aus dem Raum, nach draußen zu kommen. Janis bemerkte, dass sein Schüler ihn von Zeit zu Zeit lange musterte, doch er versuchte, es so perfekt wie möglich zu ignorieren. Vielleicht, griff er die anfängliche Vermutung wieder auf, war es ja beides: ein Perverser, der Cello lernen wollte. Na toll. Und jetzt starrte er ihn erst recht an, beinahe hungrig. Wenn er sich damit nicht vor sich selbst so lächerlich gemacht hätte, hätte Janis jetzt beinahe um seine rückwärtige Unschuld gefürchtet. Da war es doch absolut der Gipfel, dass sich Damon nun die Hand vor den Mund schlug und, eine Entschuldigung murmelnd, aus dem Raum stürmte. War ihm jetzt einer abgegangen oder war er, Janis, so unansehnlich, dass man sich davon übergeben musste? So spontan konnte sich Janis nicht entscheiden, was von beiden jetzt schmeichelhafter für ihn war. Verdrossen packte Janis die Celli ein und stellte sie wieder an die Wand. Damon lehnte sich gegen die Hauswand und atmete die kalte Winterluft ein. Er wollte gar nicht wissen, was Janis jetzt von ihm dachte, aber leider blieb ihm dieser Wunsch verwehrt. Benahm er sich denn wirklich wie ein Perverser? Er seufzte leise und strich sich durch die Haare. Sollte er jetzt einfach zurück gehen? Irgendwie hatte er das Gefühl, dass dieser Heißhunger dann nicht lange auf sich warten lassen würde. Aber jetzt einfach verschwinden konnte er ja nun auch nicht. Janis nahm ihm die Entscheidung ab, indem er fertig angezogen neben Damon aus dem Hauseingang trat. Ein dicker Schal verdeckte seinen Hals. "Warum sehen Sie mich die ganze Zeit so an?" fragte er direkt. Er hatte beschlossen, die Sache jetzt sofort zu klären, sonst würden sie nie eine vernünftige Stunde zusammenbekommen. Auch wenn er dafür reden musste und er sich doch selbst so überhaupt nicht gern reden hörte. Ein wenig erschrocken drehte Damon den Kopf in Janis' Richtung, da er damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Mit der Frage, die dann folgte, hatte er noch weniger gerechnet, er hätte er gedacht, dass der andere ihm Vorwürfe machen und dann ihr Zusammentreffen beenden würde. Er wusste nicht, ob er Janis wirklich sagen konnte, was er war, aber irgendwie wirkte der andere recht vernünftig und nicht wie jemand, der gleich schreiend durch die Stadt rennen und eine Horde aufgebrachter Bauern auf sie hetzen würde. Andererseits wusste er auch nicht, was Alan dazu sagen würde... obwohl irgendwie konnte er es sich ja schon denken. "Nun... es ist auf jeden Fall nicht, weil ich irgendein Perverser bin, der außer an Unterricht noch an etwas anderem interessiert ist." fing er dann an, "Wenn das auf dich so gewirkt hat, dann tut es mir leid. Es ist nur so..." führte er seine Erklärung weiter, brach dann jedoch wieder ab, "Du hast doch sicher schon mal von Vampiren gehört?" Hätte Alan mitbekommen, was Damon gerade tat, hätte er sich noch stärker, als er es ohnehin schon tat, vorgenommen, sich den Gefallen an Damons Gesellschaft ganz schnell wieder abzugewöhnen. Und er hätte ihm einen ziemlich wütende Standpauke gehalten, was Damon sich denn bitte dabei dachte, das Ganze so breitzutreten? Erst mit der Einladung in das gerüchteweise spukende Haus und nun mit dem direkten Geständnis. "Warum fangen Sie jetzt mit diesen Geistergeschichten an? Sie lenken vom Thema ab." Konstatierte Janis nüchtern und blieb beim "Sie", obwohl der andere ihn duzte. Auch Damon kam langsam dahinter, dass es vielleicht gar keine so gute Idee war, das Ganze Janis zu erzählen. Es würde auf jeden Fall sein jetzt so gutes Verhältnis zu Alan vollkommen zerstören, wenn der kleine Vampir das jemals herausfinden sollte. Ein wenig im Grübeln darüber, was er Janis nun antworten sollte, bis er sich leicht auf die Unterlippe. "Na ja... das ist ein wenig komplizierter." antwortete er dann ausweichend, //...aber eigentlich ganz einfach//. Er blickte zu Janis und war sich mit einem mal gar nicht so sicher, ob der andere ihm das mit dem Vampirsein überhaupt glauben würde. Vielleicht würde er ihn ja für komplett übergeschnappt halten. "Dass es Ihnen nur um den Unterricht geht, ist zwar erst einmal in Ordnung, aber den Grund haben Sie mir immer noch nicht gesagt." Beharrte Janis hartnäckig. Er sah zwar an der Mimik des Rothaarigen, dass er ihn ziemlich unter Druck setzte, aber er wollte das aus der Welt haben, denn er hasste es, angestarrt zu werden. Es verunsicherte ihn enorm. Besonders wenn es von einem Mann kam. Obwohl, vielleicht sollte er das Ganze ein wenig ernster nehmen? Schließlich hatte Damon auch irgendwann mal am Rande erwähnt, dass er in der spukenden Villa im Wald leben würde. Aber eigentlich war beides viel zu abwegig, um darüber nachzudenken. Damon blickte zu Janis und seufzte leise. Warum konnte der andere nicht einfach von selbst darauf kommen? Dann hätte er vor Alan zumindest behaupten könnten, dass er das nicht gewollt hatte und Janis einfach zu schlau gewesen war. "Nun ja...ich bin eben ein...ein Vampir." flüsterte er leise und blickte dann zur Seite. Janis verengte die Augen zu Schlitzen. "Hören Sie, das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein!?" fauchte er, allerdings ohne den Ton seiner Stimme dazu übermäßig zu verändern. "Ich bin nicht so viel jünger als Sie, als dass ich mir von Ihnen irgendwelche Gruselgeschichten auftischen lassen muss, die Ihre vielleicht vorhandenen Neigungen rechtfertigen." Das konnte ja wohl nicht wahr sein!? Obwohl bei genauerer Betrachtung merkwürdig viel dafür sprach. Dass sie sich stets abends trafen und Damon einmal meinte, er würde die ganze Nacht Zeit haben, zum Beispiel. Damon hatte ja schon damit gerechnet, dass Janis ihm nicht glauben würde, aber ein wenig ärgerte es ihn jetzt schon, dass Janis ihn dauernd als pervers bezeichnete. Er blickte Janis ein wenig verärgert an. "Ich lass mir ja viel gefallen, aber ich lass mir nicht am laufenden Band von dir vorwerfen, dass ich pervers wäre. Ich zwinge dich nicht mir zu glauben, aber es ist nun mal so wie es ist. Aber wenn es dir so unangenehm ist, mich zu unterrichten, dann können wir das auch gerne lassen." Er versuchte ruhig zu bleiben, aber der Ärger war in seiner stimme nur zu deutlich zuspüren. "Verdammt noch mal, ich kann es mir aber nicht anders erklären, wenn Sie nachts um vier durch die Straßen laufen und einen vergleichsweise jungen Straßenmusiker nach Unterricht fragen. Dass Sie mich erst in diese Ruine im Wald und dann in ein Gasthauszimmer einladen wollten, ließ sich auch nicht wirklich anders deuten." Verteidigte er sich nun doch etwas wortreicher, als er sonst antwortete. "Ich hasse es, wenn man mich die ganze Zeit anstarrt. Ich unterrichte Sie, wenn Sie das in Zukunft lassen und nicht ständig komische Sachen sagen!" Auf der Straße musste Janis eben aufpassen, an welche Leute er geriet. Vielleicht war er ja übervorsichtig geworden und tat Damon wirklich unrecht, aber wenn er ständig Äußerungen machte, die man sehr gut in diese Richtung deuten konnte, konnte Janis doch gar nicht anders, als ihn für pervers zu halten. "Komische Sachen?" Ein wenig verwirrt hob er eine Augenbraue. "Ich habe lediglich versucht, freundlich zu sein und zu helfen, aber gut, wenn dir das nicht passt, dann werde ich das lassen. Wenn du aufhörst, mich dauernd als pervers zu bezeichnen. Es geht dich zwar überhaupt nichts an, aber mein Leben ist in dieser Hinsicht vollkommen erfüllt, sodass ich mich nicht an Straßenmusikanten vergreifen muss." erwiderte er und kreuzte die Arme vor der Brust. Irgendwie war ihm die Lust auf Unterricht vergangen, wenn auch nur für diese Nacht. Er stritt sich nicht gerne, aber es war wohl besser, wenn sie die Sache ein für alle mal klärten. "Wahrscheinlich drücken Sie sich einfach sehr missverständlich aus." Murrte Janis, der nicht einsah, dass er an allem schuld sein sollte. Aber sein erfülltes Liebesleben nahm Janis ihm insgeheim nicht ab. Man sah es nicht sofort, aber Damon schien Kummer zu haben, auch wenn er ihn vor sich und anderen zu verstecken versuchte. Wieso hatte er ihn eigentlich dauernd als pervers bezeichnet? Janis rechnete nach und kam auf zwei Mal. Das war nicht dauernd. Er hatte es zwar öfter gedacht, aber ausgesprochen eben nur diese beiden Male. Der Dunkelhaarige atmete noch einmal tief durch und seufzte leise. "Wann wollen Sie Ihre nächste Stunde?" fragte er Damon dann. "Na ja, das mit dem Zimmer war unglücklich formuliert, das weiß ich selbst, aber es war ganz bestimmt nicht so gemeint, wie du es offenbar verstanden hast, wirklich." erklärte Damon noch einmal und seufzte dann auf Janis' Frage hin. Er dachte darüber nach und fand, dass Übermorgen wohl das Beste war. So hatten sie beide Zeit, sich von einander zu erholen. "Übermorgen." schlug er dem anderen vor und blickte ihn fragend an. "Und wann?" gab er zurück. Er hatte hier ja nicht die Entscheidungsfreiheit, schließlich wurde er bezahlt und nicht umgekehrt. Außerdem hatten Straßenmusiker ja nicht wirklich einen vollen Terminkalender. Und da war noch die Sache mit dem Vampir... Vielleicht sollte er sich mit Amelie darüber beraten, ob dort etwas dran sein konnte, sie hatte ihm schließlich mal von einem weißhaarigen Adligen in seinem Alter erzählt, der immer erst nach Einbruch der Nacht zu ihnen in den Laden kam, so wie Damon. Damon horchte auf und hätte sich ohrfeigen können. Es war ja klargewesen, dass der andere nicht still sein würde, das hätte er sich doch denken können. Aber wer hätte denn ahnen können, dass Janis mit der Gehilfin von Alans Schneider befreundet war. "Na ja, um sieben." antwortete er dann, als er darüber nachgedacht hatte, wann die Sonne unterging. Er seufzte leise. Wenn er Janis jetzt nochmals auf den Vampir ansprach, dann würde dieser wohl erst recht darauf kommen, dass er ein Vampir war. Er gestand es sich nicht gerne ein, aber offenbar hatte er da gerade einen sehr, sehr großen Fehler gemacht und er konnte nur hoffen, dass das keine Konsequenzen haben und Alan es nie herausfinden würde. Wieder ein Treffen im Dunkeln. Womöglich meinte Damon das ernst, wenn er sagte, er sei ein Vampir. Vampire mochten keine Sonne. So hatte Janis es zumindest gehört. Im Wirtshaus hatte der Rothaarige weder etwas gegessen, noch etwas getrunken, erinnerte sich der Straßencellist. Aber das konnte auch Zufall sein. Und das Damon vorhin die ganze Zeit seinen Hals angestarrt hatte? Das hatte er schließlich mit der Aussage, er sei ein Vampir, rechtfertigen wollen. Schwierig. Eigentlich gab es doch keine Vampire. Janis nickte und verabschiedete sich, während er noch darüber nachdachte. Er musste das irgendwie herausbekommen, aber jetzt konnte er wohl nur abwarten und Damon beobachten. Damon verabschiedete sich ebenfalls und drehte sich dann um. Er blickte kurz zum Himmel und entschied dann, dass er genug Zeit hatte, um gemütlich hinauf zur Villa zu kommen. Er wickelte den Schal wieder fester um seinen Hals und stiefelte dann zurück nach Hause. Auf den Weg dorthin überlegte er sich, was er Alan sagen sollte, falls dieser das rausbekommen würde. Alan stand am Fenster, betrachtete den Garten und ärgerte sich über den Ausgang des Duells vor zwei Tagen. Natürlich war die Wunde längst wieder verheilt, aber bei einem Menschen wäre sie das noch nicht. Und da er wollte, dass man ihn weiterhin für einen hielt, durfte er von niemandem so gesehen werden. Demnächst würde er mit einer Schlinge um den rechten Arm durch die Stadt spazieren, aber heute musste er so tun als würde er sich schonen. Und Damon war schon wieder weg. Wohin ging er nur die ganze Zeit? Irgendwie kam Damon ihm ziemlich beschäftigt vor. Zum Beispiel, als er sich wegen seinem Verhalten bei Leander entschuldigt hatte, da musste er auch ganz schnell weg. Eigentlich hätte er sich gern mit ihm unterhalten, denn ohne Damon kam ihm das Haus so groß und leer vor. Es reichte schon, zu wissen, dass er irgendwo darin herumlief, um dieses Gefühl zu mildern. Er vermisste Damons Stimme, wenn er ihm mal wieder etwas erklären wollte, sein Lachen, seine einfache Gegenwart. Wie immer in solchen Situationen keimte auch jetzt wieder seine Wut auf den Rothaarigen, der ihn soweit gebracht hatte, das zu denken und dann nicht mal da war, um den Erfolg seiner Arbeit zu genießen. Oder um Alans Sehnsucht mal ein wenig einzudämmen. Oder war es einfach zu spät? Hatte er zu lange Angst davor gehabt und Damon hatte sich Ersatz gesucht? Damon war dann doch etwas erleichtert, als er die Villa sah und er nach einigen Minuten schon vor der Haustür stand. Inzwischen hatte er nämlich das dumme Gefühl, das seine Finger erfroren waren. Ein wenig mühsam öffnete er die Tür und seufzte erleichtert auf, als ihm die Wärme des Hauses entgegen schlug. Er schloss die Tür hinter sich und wickelte sich den Schal vom Hals. Während er in sein Zimmer zurückstiefelte, öffnete er die Knöpfe des Mantels, was ganz schön mühsam war, da seine Finger immer noch wehtaten. Er öffnete die Zimmertür und ließ den Mantel und den Schal auf einen der Stühle fallen. Er zündete ein Feuer im Kamin an und begann dann seine Hände über dem Feuer zu wärmen. Was Alan wohl gerade machte? Es war noch nicht so spät und eigentlich würde er noch hinaufgehen können. Er seufzte leise, irgendwie vermisste er den kleinen Vampir ja... Es gefiel Alan nicht, dass seine Gedanken immer in ähnlichen Bahnen verliefen, seit Damon wieder hier war und seit er von sich wusste, dass er wollte, dass der Rothaarige hier war. Ebenso wenig gefiel es ihm, dass er auch nichts dagegen unternehmen konnte. Er machte einige Schritte rückwärts und drehte sich vom Fenster weg. Wenn Damon zurückkam, sollte es bloß nicht so aussehen, als hätte er nach ihm Ausschau gehalten. Er wollte nicht, dass Damon wieder dachte, er würde ihm nachspionieren, auch wenn er es gern wieder getan hätte, aber irgendwie verbot ihm das inzwischen sein Stolz. Wer war er denn, dass er Damon die ganze Zeit nachschlich, bloß weil der keine Lust hatte, sich mit ihm abzugeben? Geschah ihm sowieso ganz recht, was trampelte er auch so auf dem Jüngeren herum, wenn er doch längst wusste, was er für ihn fühlte. Oder zumindest gefühlt hatte, wer wusste denn, ob Alan das nicht langsam zerstört hatte. Er setzte sich auf sein Bett und zog die Knie an. Er war traurig, weil er das Gefühl hatte, durch sein Wesen, das sich im Laufe der vielen Jahre eben so entwickelt hatte, in seinen Reaktionsmöglichkeiten völlig eingeschränkt zu werden. Er hatte das Gefühl, dass er sich kaum noch bewegen konnte. Damon merkte, wie langsam das Gefühl in seine Finger zurückkehrte und nahm die Hände vom Feuer weg. Er stand auf und räumte den Mantel und den Schal ordentlich weg. Er blickte erneut aus dem Fenster und beschloss doch noch nach Alan zu sehen. Er schloss langsam die Fensterläden und überlegte, ob es wohl besser war, einen Grund zu haben, warum er Alan besuchte. Es konnte ja sein, dass der andere ihn nicht haben wollte, er hatte immer das Gefühl gehabt, dass Alan seine Gesellschaft nicht mögen würde, aber das hatte sich in letzter Zeit ja doch geändert. Er zuckte mit den Schultern und beschloss doch hinauf zu gehen, wenn es Alan nicht passen würde, dann könnte er ihn ja immer noch rausschmeißen. Er gab sich einen Ruck, bevor er noch zu lange hin und her überlegen würde und ging die Treppe hinauf. Ein wenig zögerlich klopfte er an die Tür des Vampirs. Alan hob überrascht den Kopf, als er das Klopfen vernahm. Erst wollte er sich einreden, dass es sowieso nicht Damon war, schon weil er hoffte, dass es so war, ließ es dann aber. Er ging an einem Wandspiegel vorbei zur Tür und kam nicht umhin, einen Blick hineinzuwerfen. Schwarze, schmal geschnittene Kleidung betonte seine helle Haut und die weißen Haare, ließen die meerfarbenen Augen nur umso deutlicher wirken. Unwillig schob er den Schal, der sich immer wieder von seinem Hals wickeln wollte, zurück über die Schulter, schüttelte den Kopf über seine Anfälle von Eitelkeit und öffnete die Tür. "Hallo." Meinte er leise, überrascht vom Klang seiner Stimme in der vollkommenen Stille. Auf Höflichkeiten legte Damon ja sowieso nie wert. Damon war doch überrascht, als der Vampir ihm die Tür öffnete, bisher hatte er das immer selbst tun müssen. "Hallo." meinte er lächelnd und trat einige Schritte in den Raum hinein. Er musterte den anderen und fragte sich, für wen der Vampir sich wohl so schick gemacht hatte, denn dass Alan dieser Anzug wirklich gut stand, war kaum abzustreiten. Vielleicht war er heute wieder auf einem seiner Bälle gewesen. Ob es wohl unhöflich wäre, danach zu fragen? Er war sich nicht sicher und obwohl es ihn interessierte, ließ er es dann doch sein. Es ging ihn ja schließlich nichts an, was Alan die Nacht über trieb. Aber Alan hatte es für niemanden angezogen, er war ja auch nirgendwo gewesen und selbst ob er Damon heute sehen würde, hatte er noch nicht gewusst. Doch Alan mochte unbestreitbar schöne Sachen und er trug sie auch gern. Und weil ihm gerade so nach schwarz gewesen war, hatte er es angezogen. Flüchtig erwiderte er Damons Lächeln und kuschelte sich auf das rote Sofa. "Und, macht dein Mantel Fortschritte?" riet er Damons Grund für den Stadtgang ins Blaue hinein, versuchte ein Gespräch in Gang zu bekommen, damit sie nicht anfingen, sich wieder schweigend zu belauern. Alan war aufgefallen, dass sie dann viel eher anfingen, sich zu streiten, als wenn sie sich einigermaßen gut unterhielten. Damon zog sich einen Stuhl heran und setzte sich gegenüber von Alan hin. Er war kurz verwirrt, wie Alan auf den Mantel kam, dann merkte er jedoch, dass Alan wohl dachte er wäre bei dem Schneider gewesen. "Ja, ich denke schon, zumindest ist jetzt alles soweit geändert, dass er nun richtig geschneidert werden kann." erzählte er dann lächelnd. Es war schon seltsam wie gut sie sich verstanden, seit er für drei Wochen ausgezogen war und es freute ihn ungemein, auch wenn es ein wenig schade war, dass so drastische Maßnahmen dazu nötig gewesen waren. Er blickte zu Alan und schien kurz ein wenig zu zögern. "Und was hast du heute gemacht?" fragte er dann nach. Er hielt es für besser, Alan erst gar nichts von dem Cellisten zu erzählen. Alan runzelte leicht die Stirn, ein undefinierbarer Ausdruck bewölkte seine Augen einen Moment lang. So viel war daran also zu ändern gewesen? Wollte Damon ihm jetzt noch einmal klar machen, wie er über sein Verhalten an diesem Abend dachte? Wollte er ihm jetzt wieder einen Vortrag halten oder eine seiner Erziehungsmaßnahmen ansetzen? Irgendwie war Alan nach dem erneuten Abend in völliger Einsamkeit ziemlich verbittert, aber das war er ja eigentlich sowieso. "Nichts." Antwortete er dann, "Nachdem ich das Duell verloren hab, wäre es unpraktisch, wenn mich heute schon jemand draußen herumspazieren sieht." Fügte er als Erklärung an. Damon hatte Alan damit auf gar nichts hinweisen wollen, er hatte Alan ja lediglich die Antwort auf seine Frage gegeben. Als das Nichts von Alan kam, hob er ein wenig überrascht die Augenbraue. "Da hast du schon recht, aber du warst sonst ja auch nicht immer weg und hast trotzdem etwas gemacht." erklärte er. Er wusste nicht wieso, aber Alan schien mit einem mal wirklich schlecht gelaunt. Vielleicht wollte er ihn ja gar nicht sehen und hatte bloß nicht unhöflich sein wollen. Ein wenig unsicher blickte er zu dem Vampir. Irgendetwas hatte dieser doch. "Ich bin durchs Haus getigert." Ergänzte Alan seine einsilbige Antwort widerwillig, sagte damit aber auch nicht mehr aus als vorher. Seine Gedanken eben hatten ihm schon wieder die ganze Ruhe zerhackt, indem sie seine Wut auf Damon und sein Verhalten zurückgerufen hatten. Er wich den grünbraunen Augen mit der unübersehbaren Frage darin aus und starrte an die Wand. So viel zu der Aussage, wenn er ein Gespräch anfing, würden sie sich weniger schnell streiten, als wenn er schwieg. Noch stritten sie zwar nicht, aber eigentlich war er schon wieder sauer. "Was ist denn los mit dir? Ist irgendetwas passiert?" fragte Damon ein wenig unsicher nach, da er merkte, dass Alan seinem Blick auswich. Alan war heute eindeutig komisch, aber er wusste nicht woran das liegen könnte, wenn der Vampir doch angeblich nichts gemacht hatte. Der einzige Grund für Alans miese Laune konnte dann ja eigentlich nur er selbst sein, beantwortete er sich dann still seufzend selbst, als Alan ihm nicht sofort antwortete. Das hätte er sich ja eigentlich denken können. Er erhob sich und blickte immer noch recht unsicher zu dem Vampir. Einen Moment lang hatte er wirklich geglaubt, so etwas wie Freude in den Augen Alans gelesen zu haben, als dieser ihm die Tür öffnete, aber offenbar hatte er sich das wohl eingebildet. "Ich geh dann wohl besser mal." murmelte er leise und ging dann in Richtung Tür. "Nein, es ist nichts passiert." Antwortete Alan ihm neutral, wenn auch nicht sofort. Vielleicht war ja gerade das das Problem, obwohl Alan auch mit sich selbst heute eins hatte. Er konnte sich heute ja selber nicht mal leiden. Das war so eine Sache mit Tagen, an denen man zu lange mit sich selbst allein war, zumindest bei Alan. Weil Damon schon wieder einfach ging, so wie immer, wenn etwas offenkundig nicht in Ordnung war, es war ja auch so schön einfach und bequem, schickte Alan ihm einen heftigen, verletzt-wütenden Blick hinterher. Damon spürte die Blicke des anderen in seinem Rücken oder zumindest glaubte er sie zu spüren und so drehte er sich um und erhaschte einen Blick auf Alan, fand sofort Bestätigung in seinem Denken. "Hör endlich auf mir die Schuld an deiner schlechten Laune zu geben. Wenn du mich nicht sehen willst, dann sag es mir einfach, das wäre wenigstens ehrlich." sagte er nach einer kurzen Pause ruhig und öffnete dann die Tür. Er ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Irgendwie war er erleichtert aus dem Zimmer 'entkommen' zu sein, aber gleichzeitig überkam ihm ein Gefühl der Trauer. Es war dumm gewesen, es war absolut dumm gewesen sich irgendwelchen Hoffnungen hinzugeben. Er sollte sich Alan endlich aus dem Kopf schlagen und aufhören einem Hirngespinst hinterher zu jagen. Ein wenig wütend über sich selbst ging er die Treppe hinunter in sein Zimmer. "Erstens hast du zum Teil Schuld an meiner Laune, schon weil du immer sofort den Schwanz einziehst und abhaust, wenn mal irgendwas nicht hundertprozentig in Ordnung ist. Und zweitens stimmt es überhaupt nicht, dass ich dich nicht sehen wollte!" schnauzte Alan vernehmlich die geschlossene Tür an. Sollte Damon doch abhauen! Er würde ihm bestimmt nicht ständig hinterherlaufen, das hatte er die vergangene Woche oft genug tun müssen, irgendwann reichte es auch mal. Irgendwie hatte Alan schon durch diesen Ansatz eines Streites so schlechte Laune, dass er jetzt gern irgendetwas an die Wand geworfen hätte, um sich abzureagieren, möglichst etwas, das davon kaputtging. Ein Glas zum Beispiel. Damon hatte die letzten Worte des Vampirs nicht mitbekommen und so blieb er weiterhin in dem Glauben, dass er sich das mit Alan wohl besser ganz schnell aus dem Kopf schlagen würde. Ein Vorhaben, dass er sich schon lange vorgenommen hatte, aber jedes Mal wenn ihm der andere über den Weg lief, verschob er es auf unbestimmte Zeit. Er seufzte und schloss die Tür hinter sich ab, ließ sich dann enttäuscht auf sein Bett fallen. Warum?...warum, verdammt noch mal, musste das alles so kompliziert sein? dachte er frustriert. Alan war so aufgewühlt, auch weil Damon keine Anstalten machte, zurückzukommen, obwohl er das doch gehört haben musste, dass er eins der kleinen, schlichten Gläser griff, die auf dem Fensterbrett standen und in die er manchmal Teelichter tat, und mit aller Kraft gegen die Tür warf. Das Splittern, das eisige Klirren der Scherben klang unheimlich befriedigend in seinen Ohren, er erschauderte wohlig und beruhigte sich etwas. Warum, verdammt noch mal, lief es denn immer wieder so? Gerade wenn er glaubte, dass sie endlich besser miteinander umgingen, kam wieder so ein Zwischenfall!? Was floh Damon aber auch immer sofort, wenn er mal ansatzweise keine gute Laune hatte? Alan war doch auch nur ein ,Mensch', na ja eben ein Vampir, er konnte doch auch nicht konstant gute Laune haben, aber das hieß doch nicht, dass es immer wegen Damon war und dass er ihn deshalb nicht mehr sehen wollte. Lag es vielleicht an der Nacht, als Alan auf dem Balkon gesessen und Damon versucht hatte, ihn zu trösten, als er den Rothaarigen beinahe ein wenig schroff zurückgewiesen hatte? Befürchtete Damon das jetzt auch, wenn er auf Alans Stimmung einging? Dabei würde Alan das nicht mehr tun, nie mehr wahrscheinlich. Damon hob ein wenig verwirrt den Kopf. Hatte er sich das jetzt eingebildet oder war da eben wirklich etwas zu Bruch gegangen? Er runzelte die Stirn und nahm dann an, dass Ernesto wahrscheinlich etwas hinuntergefallen war, so schlecht wie Alan gelaunt gewesen war, würde das wahrscheinlich ziemlichen Ärger geben. Er seufzte leise und ließ sich wieder auf das Kissen sinken. Warum er eben gegangen war, wusste er selbst nicht so genau, obwohl.. eigentlich wusste er es schon. Er hatte einfach das Gefühl gehabt, dass Alan sauer auf ihn war, oder zumindest seine Gesellschaft nicht haben wollte. Dieses Gefühl war so ernüchternd und beklemmend gewesen, dass er einfach hatte gehen müssen. Schließlich hatte Alan ihm gesagt, dass er wütend auf ihn war, bloß weil der Vampir nicht mit seinen Gefühlen klar kam. Was konnte er denn bitte dafür, dass Alan sich zu fein dafür war, wenn er merkte, dass er ihn(d.) mochte und sich so sehr dagegen sträubte. Es war doch eigentlich alles total verkorkst. Alan war traurig und verletzt, weil Damon so oft nicht da, obwohl er sich insgeheim nach ihm sehnte, und das führte dann dazu, dass Damon extra ging, wenn er dann schon einmal kam. Das war doch ungerecht! Alan schnappte sich die Pfeife samt Tabak vom Kaminsims und rauchte Vanilletabak. Den Effekt des Nikotins spürte er zwar nicht in der Intensität wie ein Mensch, aber er war noch vorhanden, so dass auch das half, dass Alan sich beruhigte. Vorausschauend rauchte er vor einem offenen Fenster. So war es zwar kalt, aber dann musste er nicht den widerlichen Geruch von kaltem Rauch ertragen. //Bitte, Damon, komm wieder her...!// flehte er im Stillen, obwohl Damon es sowieso nicht hören konnte, und hasste sich dafür. Aber er konnte ihm nicht schon wieder nachlaufen. Damon richtete sich auf und starrte wütend an die Wand. Das war doch wirklich zum Haare raufen, kaum dass er sich vornahm, nicht an Alan zu denken, Kreisten all seine Gedanken so unaufhörlich um diesen Vampir, das er ganz genau wusste, dass er keine Ruhe finden würde, wenn er das nicht klären würde. Missmutig stand er auf und ging aus seinem Zimmer. Er hatte langsam das Gefühl, genau so launisch zu werden, wie der Vampir und das fand er nicht wirklich positiv. Aber er wollte nicht, dass das, was eben geschehen war, so einfach im Raum stand. Morgen würde er sich noch weniger aufrappeln können, wieder zu Alan zu gehen und so war es das Beste, wenn er ihn heute noch einmal besuchte. Er seufzte erneut und klopfte dann gegen die Tür. "Ja?" fragte Alan von drinnen. Das war sicher Ernesto, der gehört hatte, dass er das Glas gegen die Tür geworfen hatte und nun sehen wollte, ob noch alles in Ordnung war. Die Scherben klirrten leise, als die Tür sie zur Seite schob und Alan blickte überrascht den Eintretenden an. "Damon...?" entschlüpfte es ihm leise. War er jetzt hier, weil es zwischen blutsverwandten Vampiren doch eine Verbindung gab, so dass er das gehört hatte? Gott, dann konnte er ihm nie wieder in die Augen sehen, sein armer Stolz. Damon blickte ein wenig verwundert von Alan zu den Scherben auf dem Boden und schloss daraus, dass es wohl nicht Ernesto gewesen war, dem etwas zu Bruch gegangen war. Offenbar war Alan eben wirklich wütend gewesen. Er wusste nicht wieso, aber dieses "Damon" klang seltsam, so als hätte der Vampir geradezu gehofft, dass er wieder auftauchen würde. "Ich hoffe bloß, du hattest nicht vor, mich mit dem Glas zu treffen." meinte er dann mit einem leichten Lächeln und schloss die Tür hinter sich. "Nein." Erwiderte Alan kleinlaut. "Woher hätte ich denn wissen sollen, dass du wieder kommst?" Irgendwie freute er sich aber darüber. Damon war zwar eben mal wieder einfach abgehauen, aber er war immerhin wiedergekommen, das war auch sehr viel wert. Der Weißhaarige nahm die letzten Züge aus der pfeife, sah dem Rauch, den er durchs Fenster blies, zu, wie er davon wirbelte, klopfte die Pfeife an der Fensterbank aus und schloss das Fenster dann wieder, bevor die Raumtemperatur allzu sehr sank. Das Kaminfeuer loderte kurz auf und warf rote Schatten an die Wände. Damon hob erstaunt den Kopf, als er hörte wie kleinlaut Alan auf einmal war. So hatte er ihn bisher nur selten erlebt, höchstens ein oder zwei Mal. "Wir sollten es wegräumen, sonst schneidet sich noch jemand daran." meinte er dann und bückte sich hinunter, um die größeren Scherben aufzusammeln. Er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen. Er wusste ja nicht einmal selbst, warum er wieder hoch gekommen war, außer dass es vielleicht doch ein wenig übertrieben gewesen war, gleich zu gehen. Aber wer gab das schon gerne zu? "Mach das lieber nicht mit den Händen." Warf Alan ein, ging damit auf Damons Einwand ein, "Sonst ziehst du dir noch einen Splitter ein." Schließlich zerbrachen ja Gläser auch immer in sehr kleine Glassplitter und die bekam man sehr schlecht wieder aus der Haut, man sah sie kaum. Was nun? Da sein Versuch, die Initiative zu ergreifen, oder wenigstens ein Gespräch anzufangen, für ihn selbst so nach hinten losgegangen war, wollte er am liebsten gar nichts mehr tun. So verstaute er die Pfeife und sah Damon dabei zu, wie er das Opfer seiner Wut beseitigte. "Hm." meinte Damon zustimmend und betrachtete die Scherben in seiner Hand. "Vielleicht wäre es dann ganz praktisch, wenn du einen Besen und etwas zum aufkehren und einen Mülleimer holen würdest." meinte er dann mit einem leichten Lächeln und blickte zu Alan hinauf. Schließlich konnte Alan auch ein wenig helfen, und außerdem war es ihm wesentlich lieber, wenn der Vampir irgendetwas tat, anstatt am Fenster zu stehen und ihn die ganze Zeit mit so einem undefinierbaren Blick anschaute. Alan holte einen Besen und eine Kehrschaufel aus einem Schrank im Flur, ließ dabei aber nur ungern zu, dass Damon ihn hier so anstellte. Aber einen Mülleimer holte er nicht. Stattdessen wartete er, bis der Rothaarige aufgekehrt hatte und warf die Scherben dann einfach aus dem Fenster, sodass sie in der Dachrinne landeten. Damit war das nun auch erledigt. Alan beharrte auf seinem Standpunkt und tat gar nichts mehr, weil er keine Lust hatte, schon wieder Steine loszutreten. Damon hob ein wenig die Augenbraue als er sah wohin die Glasscherben von Alan entsorgt wurden. Seiner Meinung nach hatten diese nichts in der Regenrinne zu suchen, aber er wollte Alan nicht noch belehren, wo dieser doch schon Besen und Kehrschaufel geholt hatte. Wenn er ein wenig besser mit Alan befreundet gewesen wäre, dann hätte er jetzt "und nun?" gefragt. Aber so lehnte er sich an die Wand und überlegte, was er jetzt sagen könnte. "Und nun?" war ja eigentlich Alans Frage, zumindest hatte er sie an den vergangenen Tagen oft gestellt und das wollte er jetzt nicht schon wieder. Und wenn sie jetzt eine Stunde darauf warteten, dass der andere etwas sagte, sei's drum, er würde nicht schon wieder die Chance nutzen, in eins von Damons oder seinen Fettnäpfchen zu treten. Außerdem war Damon doch sicher mit einer gewissen Absicht zurückgekommen, oder? "Geht's dir wieder besser?" fragte er nach einer Weile, nur um überhaupt etwas zu sagen. Immerhin schien Alan nun wirklich wieder besser gelaunt zu sein, was ihn irgendwie freute. So war die Gefahr, dass sie sich anmeckern würden, viel geringer. Er blickte an Alan vorbei an den Himmel und seufzte leicht, als er feststellte, dass es gar nicht mehr solange bis Sonnenaufgang dauern würde. "Denke schon." Meinte Alan und bewegte mit einer bestimmten Geste den Kopf, so dass es aussah, als würde er Damon von unten herauf ansehen, ohne dass er es wirklich tat. War Damon am Ende nur gegangen, um abzuwarten, bis Alans Wut wieder etwas abgekühlt war? Das würde heißen, er hatte die ganze Zeit vorgehabt, wieder zukommen. Das würde Alans Anschuldigung, dass Damon immer einfach flüchtete, um einiges sinnloser machen. "Das ist schön." antwortete Damon und blickte lächelnd zu Alan. Vielleicht war es ganz gut gewesen, dass er gegangen war. So hatten sie beide sich wieder ein wenig abkühlen können und konnten sich jetzt normal unterhalten. Er stieß sich von der Wand ab und ging ein wenig auf Alan zu, ließ sich dann auf das Sofa sinken, das um einiges gemütlicher war als die Wand. Oha, Damon war wirklich erleichtert? Oder froh, oder erfreut? Wie auch immer. Alan wusste nicht genau, wie er gerade jetzt darauf kam, aber vielleicht liebte Damon ihn ja immer noch? Und warum dieser Gedanke _ihn_ ungemein erleichterte, wusste er auch nicht. Obwohl es für Alan ja eher ungewöhnlich war, nahm er es dem Jüngeren nicht übel, dass er sich setzte, ohne dass Alan es ihm angeboten hatte. Der Weißhaarige selbst blieb dort wo er war und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Fensterbrett ab. Damon blickte kurz zu Alan, dann ließ er den Blick an diesem hinaus aus dem Fenster gleiten. Es war schon erstaunlich, wie schnell er sich an das Leben bei Nacht gewöhnt hatte. Er hatte geglaubt, dass er viel länger um die Sonne trauern würde, offenbar hatte er sich da wohl in sich selbst getäuscht. Obwohl Alan damit nun schlussendlich doch gegen sein eben auferlegtes Dogma verstieß, hörte er sich fragen: "Worüber denkst du gerade nach?" Dabei war es eigentlich nicht so, dass er die Stille nicht aushielt, aber Damons Gesichtsausdruck und sein Blick hatten sich einfach aufgedrängt, danach zu fragen. Obwohl Alan damit nun schlussendlich doch gegen sein eben auferlegtes Dogma verstieß, hörte er sich fragen: "Worüber denkst du gerade nach?" Dabei war es eigentlich nicht so, dass er die Stille nicht aushielt, aber Damons Gesichtsausdruck und sein Blick hatten sich einfach aufgedrängt, danach zu fragen. Damon drehte überrascht den Kopf zu Alan und musste kurz seine Gedanken sortieren, da Alan ihn doch ein wenig heraus gerissen hatte. "Ich habe mich darüber gewundert, wie sehr ich mich an das Leben bei Nacht gewöhnt habe." antwortete er ehrlich und lächelte dann leicht. "Ich hatte vorher immer gedacht, dass mir die Sonne viel mehr fehlen würde." "Warum? Hältst du dich jetzt für eine treulose Tomate?" grinste Alan, der so langsam wieder seine sprachliche Sicherheit zurückgewann. "Sei lieber froh, die Zeit, in der dir die ewige Dunkelheit einfach nur noch auf die Nerven geht, kommt ganz bestimmt. Das kann ich dir versprechen." Schließlich sprach er aus Erfahrung. "Hast du als Mensch - bevor ich es dir angeboten habe - denn mal darüber nachgedacht, wie es wäre, Vampir zu sein?" fragte Alan neugierig, da er etwas in Damons Antwort so aufgefasst hatte. "Na ja...hin und wieder schon. Ich glaube, es ist nur zu natürlich, wenn man mit einem Vampir unter einem Dach wohnt, dass man sich vorstellt, wie es wohl wäre einer zu sein." antwortete Damon ehrlicherweise. Er machte es sich auf dem Sofa nun richtig gemütlich und lächelte dann. "Ich konnte mir das früher nie so vorstellen...vor allem nicht, dass ich mal wirklich Leute einfach so umbringen würde." Alan wusste nicht so ganz, ob er nicht ein klein wenig enttäuscht sein sollte, denn irgendwie hatte ein Teil von ihm schon gehofft, dass Damon sich das ausgemalt hatte, weil er versucht hatte, ihn besser zu verstehen. Aber man konnte wohl nicht alles haben. "Ich glaube, unsere Art, Menschen zu töten, ist etwas, das man sich nicht vorstellen kann, wenn man es nicht selber tut." Tat Alan seine Meinung kund. Immerhin schien das Töten seiner Schöpfung nicht mehr so viel auszumachen wie zu Anfang. Ob er wohl jetzt ein Straßenkind beißen würde? Fragte Alan sich unwillkürlich, entschied sich instinktiv aber dagegen. Als er sah, wie sich der Rothaarige genüsslich auf seinem roten Sofa räkelte, ertappte er sich bei dem Gedanken, wie es wäre, da mit ihm zu kuscheln. "Da hast du recht." erwiderte Damon und blickte zu Alan. Ein wenig schade fand er es schon, dass der andere so weit weg stand, aber es war wohl besser so, so taten sie sich gegenseitig nicht unnötig weh. "Man kann es sich als Mensch nun mal nur schwer vorstellen, wie man einfach nur aus Notwendigkeit töten kann, weil man nie in so eine Situation gekommen ist und auch nur höchst selten kommen wird." erklärte er. "Und du hast mich dafür verurteilt." Schnaubte er leise. Er hatte Damon damit keine Vorhaltungen oder nachträglich ein schlechtes Gewissen machen wollen, doch Alan war jemand, der Kritik im Allgemeinen nicht unbedingt gut vertrug und die vom Menschen Damon war heftig und andauernd gewesen, sie hatte ihn sehr mitgenommen. Mehr als er vor ihm zugegeben hatte. Er wäre schon gerne näher an Damon gewesen, aber schon daran, dass er sich nicht einfach auf den Sessel setzte, konnte man sehen, dass ihm selbst dieses augenblicklich nichts bedeutende Auf-Damon-zugehen unheimlich schwer fiel, von der übertragenen Bedeutung von "Aufeinander zugehen" ganz zu schweigen. Damon seufzte leise. "Ich wusste es nun mal nicht besser." antwortete Damon, obwohl es ihm schwer fiel, das zu zugeben. "Ich hoffe, du bist mir deswegen nicht mehr böse." setzte er dann an und blickte ihn leicht bittend an. Er konnte das, was er gesagt hatte nicht mehr rückgängig machen, aber er hoffte, dass Alan ihm das nicht nachtragen würde. Alan schüttelte den Kopf. "Nein, schon gut." Sagte er und sah aus dem Fenster. Dank der Winterzeit und der länger werdenden Nächte, würde es noch eine ganze Weile dunkel bleiben. Damon seufzte erleichtert auf und war wirklich froh, dass Alan ihm das nicht nachtrug, da es ein weiteren Streit heraufbeschworen hätte. Und vom Streiten hatte er inzwischen genug. "Und wann kannst du wieder draußen herumlaufen?" fragte er dann ein wenig neugierig nach und nickte in Richtung von Alans Arm. "Morgen. Allerdings erst mal nur mit Alibi-Armschlinge." In Gedanken strich sich Alan über den rechten Arm. Das eben war so etwas wie eine Entschuldigung für Damons Verhalten damals gewesen und die tat Alan gut. Denn, auch wenn Damon es manchmal so hinstellte, Alan war "damals" zwar noch verkorkster als jetzt gewesen, aber Damon hatte mit seiner ewigen Kritik und der Verurteilung von Alans Verhalten auch viel zu Alans Benehmen beigetragen und dazu, dass er schließlich versucht hatte, ihn zu töten, weil er mit dem Ganzen einfach nicht mehr klarkam. "Sonst würde man bestimmt misstrauisch werden." antwortete Damon mit einem leicht undefinierbaren Lächeln auf den Lippen. Hoffentlich würde alles gut gehen, was Janis Besprechung mit dem Lehrling von Alans Schneider anging. Er hatte nicht viel Hoffnung, dass diese nicht auch noch ihren Meister darin einweihen würde, aber es würde ja noch lange dauern, bis Alan wieder den Schneider besuchen würde. Er seufzte leise und spielte mit dem Saum von seinem Hemd. Irgendwie hätte er ja Alan gerne von der Sache erzählt, einfach um ihn nicht anzulügen und das Ganze loszuwerden, aber andererseits hatte er große Angst, dass Alan ihn dann einfach hinauswerfen würde. Eine Handlung, die er zu allem Ärger auch noch allzu gut nachvollziehen könnte. Alan nickte und beobachtete Damons Gesicht eine ganze Weile, fühlte sich zunehmend unwohler unter dessen Blick. "Warum siehst du mich so an?" fragte er schließlich befremdet. "Was?" verwirrt blickte Damon den anderen an. "Entschuldige, ich wollte dich nicht so anschauen." meinte er dann. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er Alan bei seinen Überlegungen angeschaut hatte. Damit Alan sich nicht weiterhin unwohl fühlte, blickte er zur Seite aus dem Fenster. Alan runzelte die Stirn und warf ihm einen wenig überzeugten Blick zu. "Und wen dann?" Danach blieb der Kleinere eine ganze Weile still. "Warum streiten wir uns eigentlich so oft?" fragte er plötzlich. Damon hob überrascht eine Augenbraue und fuhr sich nachdenklich durch die Haare. "Ich weiß nicht.." murmelte er dann ehrlich, "Ich hab manchmal das Gefühl, dass es einfach daran liegt, das wir uns in irgend etwas hineinsteigern und dann einfach aneinander vorbeireden. Weil wir nicht versuchen den anderen zu verstehen." fügte er dann nachdenklich hinzu. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass dies der Hauptgrund dafür war. Denn wenn sie ruhig miteinander sprachen, dann hörten sie einander aufmerksamer zu und versuchten auf den anderen einzugehen. Aber vielleicht waren sie beide einfach viel zu aufbrausend, wenn ihnen etwas gegen den Strich ging. Alan blieb still und starrte, mit den Ellenbogen am Fensterbrett lehnend, ins Nichts. Vielleicht hatte Damon recht, dass sie sich einfach zu sehr in einen Sachverhalt verbissen, ihn immer wieder im Kopf abspulten, ihre Wut pflegten und daneben nichts mehr gelten ließen, so dass sie sich zwangsläufig in die Haare bekommen mussten. Aber daran dachte der Kleinere eigentlich nur oberflächlich, eigentlich fühlte er sich genauso leer, wie der Blick, mit dem er die gegenüberliegende Wand anstarrte. "Was hast du?" fragte Damon zögerlich nach und blickte ein wenig unsicher zu Alan. Der andere schaute irgendwie traurig, fand er, und er hätte ihn nur zu gerne in die Arme genommen und ihn getröstet. Aber er hatte Angst wieder eine Abfuhr zu erhalten, und so blieb er auf dem Sofa sitzen und blickte Alan bloß besorgt an. "Ich weiß nicht, ich..." antwortete Alan rau, "Vielleicht liegt es einfach am Wetter." Trost und Wärme suchend schlang er die Arme um seinen Körper, blickte immer noch in den Raum, ohne etwas davon wirklich zu sehen. Die Sehnsucht nach Damon und seiner Wärme wurde beinahe übermächtig. "Damon..." flüsterte er kaum hörbar, scheu und gleichzeitig ohne zu wissen, wie er ihn jemals darum bitten konnte oder sollte. Damon beobachtete den anderen genau und war der Meinung, das Alan genauso aussah wie jemand, der jetzt in den Arm genommen werden wollte, warum auch immer. Er hätte jetzt gerne die Arme geöffnet und 'Komm her..' gesagt. Aber er war sich nicht sicher, ob Alan das wirklich wollte. Ein wenig unsicher blickte er den anderen an und öffnete dennoch ein wenig die Arme und setzte sich so hin, dass er Alan in die Arme nehmen konnte, wenn dieser es wollte. "Ja?" fragte er leise und ein wenig aufmunternd, damit Alan sagte, was er wollte. Alan machte zwei Atemzüge. Ihm war kalt, äußerlich und innerlich. Sehr kalt. Er konnte es nicht mehr ertragen. "Bitte komm her..." flüsterte er leise, hoffnungslos und voller Angst, jetzt zurückgewiesen zu werden. Es war so kalt und dunkel hier. So kalt... "Warum kommst du nicht zu mir?" flüsterte Damon fragend. Dennoch stand er auf, da man sah, dass es dem Vampir überhaupt nicht gut ging. Vielleicht war der Kleinere einfach noch nicht so weit, und er konnte sich ja freuen, dass Alan sich zumindest getraut hatte, das zu sagen. Vorsichtig ging er auf den anderen zu und zog ihn sanft an sich und schloss die Arme um ihn. Als sich die warmen Arme des Größeren um ihn legten, schloss Alan beruhigt die Augen und seufzte leise. Schutzsuchend schmiegte er an ihn, hielt sich an ihm fest. "Ich... kann einfach nicht..." antwortete er leise. Sein Gesicht hatte er an Damons Halsbeuge gelegt, mit einer Geste, als fürchtete er sich vor der Bewegung. Die Wärme und der sanfte Geruch des Jüngeren beruhigten ihn ganz langsam. Damon lächelte, als er die ehrliche Antwort vernahm und strich dem auf einmal so handzahmen Vampir sanft übers Haar. "Schon gut." flüsterte er leise und hob den anderen dann einfach hoch. Vorsichtig trug er Alan zum Sofa und ließ sich dann mit ihm in den Armen darauf sinken. So war es um einiges gemütlicher und er konnte den Vampir besser im Arm halten. Er strich ihm weiterhin sanft durchs Haar und auch die Hand an Alans Rücken strich beruhigend über diesen. Der Ältere entspannte sich allmählich unter den sanften Händen und seine Atemzüge wurden tiefer. Er hatte sich auch nicht gewehrt, als Damon ihn zum Sofa getragen hatte. Jetzt saß er dicht an ihn geschmiegt und den Kopf noch immer an seiner Halsbeuge vergraben auf Damons Schoß und lauschte den Atemzügen, die der Rothaarige ohne darüber nachdenken zu müssen ausführte, obwohl er es gar nicht mehr brauchte. Erst jetzt schien ihm aufzufallen, wie fest er die Hände um Damons Hemd geschlossen hatte, denn er löste sie und legte sich flach und unverkrampft auf den Oberkörper des Jüngeren. Damon merkte wie der Kleinere sich langsam entspannte und ruhiger wurde. Er machte das vor allem an den Händen fest, die sich jetzt locker auf seinen Oberkörper gelegt hatten. Ein wenig unwohl fühlte er sich doch, da er die Lippen des anderen so nah an seiner Haut verspürte und sie sich in der ganzen Situation so nahe waren, obwohl Damon wusste, dass diese Nähe nur von kurzer Dauer sein würde. Er war sich sicher, dass das im Moment nur ein kleiner 'Anfall' von Alan war und dass er sich nichts darauf bilden sollte und umso weher tat es. Denn eigentlich sehnte er sich nach solchen Momenten mit dem Vampir. Einfach mit ihm dazusitzen und ihn in den Armen zu halten. Er wandte den Blick aus dem Fenster, während er weiter über den zarten Körper in seinen Armen strich. Er wusste nicht, wie lange sie so dasaßen, aber es musste eine ganze Weile gewesen sein, denn Alan sah aus den Augenwinkeln, dass sich das Licht draußen veränderte. Damons Wärme tat ihm gut und die sanften Berührungen vertrieben die Leere in seinem Inneren, ließen ihn stattdessen Dankbarkeit und Sympathie und auch aufrichtige Zuneigung zu dem Vampir, den er geschaffen hatte, empfinden. Er legte die Arme um Damon und bettete den Kopf auf seine Schulter. Vielleicht, so überlegte er fantasievoll, war die Kälte von vorhin seine eigene kalte Wand zwischen ihm und der Außenwelt mit Damon gewesen. Und weil er sie nicht mehr ertragen hatte, hatte er Damon gebeten, noch einmal auf ihn zuzukommen. Er wusste nicht, was er getan hätte, wenn Damon darauf beharrt hätte, dass er zu ihm kommen sollte. Aber wahrscheinlich wäre es das Ende jeder Beziehung zu ihm gewesen. Ganz sachte, tröstend streichelte er Damons Nacken. Alan spürte die große, vertraute Nähe zu dem Rothaarigen mindestens so deutlich wie er selbst und er wusste, dass ihm so etwas wehtat, dass er ihm damit wehtat, so wie der Kuss wehgetan hatte. Nur war es diesmal etwas anderes, diesmal würde es Alan nicht gelingen, danach wieder so distanziert von Damon zu sein wie vorher. Das ging nicht mehr, nicht nachdem er sich ihm soweit geöffnet hatte. Damon zuckte zusammen, als er auf einmal die Hand in seinem Nacken spürte und versteifte sich ein wenig. Er wusste einfach nicht, wie er damit umgehen sollte. Ob das mal wieder nur einer dieser seltenen Momente war, in denen Alan sich ihm öffnete, oder ob Alan wirklich langsam anfing, sich ihm zu öffnen. Er blickte ein weiterhin aus dem Fenster, bemerkte dass es langsam hell wurde. "Es wird langsam hell..." stellte er unnötigerweise fest, aber er wusste nicht, wie er Alan anders sagen sollte, dass er langsam wieder gehen musste, wenn er sein Zimmer noch erreichen wollte. Alan nickte an Damons Schulter. Dass der Größere eben leicht zusammengefahren war, hatte ihm gezeigt, dass Damon nicht wusste, wie er das Ganze einordnen sollte. Wie seltsam, denn sonst war es doch immer andersherum, Damon wusste, was das Ganze zu bedeuten hatte und Alan stand unwissend da. Aber diesmal eben nicht. Und deswegen musste er es Damon irgendwie begreiflich machen, was er davon zu halten hatte. "Du könntest hier bleiben, wenn du willst." Bot er leise an, mal wieder überrascht, wie seltsam seine Stimme in völliger Stille klang. Damon fragte sich, ob der Vampir es heute darauf anlegte, ihn am laufenden Band zu überraschen. Ein wenig unsicher dachte er über Alans Vorschlag nach und nickte dann. "Also gut, von mir aus." antwortete er nach kurzem Zögern. Vielleicht war der Vampir ja doch dabei, langsam aufzutauen und brauchte einfach ein wenig mehr Zeit als andere. Und da Alan sich im Moment so offen und ehrlich zeigte, wollte er den anderen nicht abweisen, aus Angst dass sich Alan wieder verschloss. Damon hatte wohl recht mit der Befürchtung, dass Alan sich schlimmer zurückziehen würde als vorher, wenn er ihn jetzt zurückwies, denn Alan bewegte sich auf für ihn sehr, sehr unsicherem Terrain und wenn Damon ihm dann zeigte, dass ihn das nicht interessierte oder er es nicht zu schätzen wüsste, dann wäre das für Alan wohl mehr als ein Schlag in die Magengrube gewesen. So seufzte der Weißhaarige zufrieden und lehnte sich wieder an. Die Frage, warum Damon so gezögert hatte, ließ sich erstaunlich leicht aus seinen Gedanken verdrängen, er wollte jetzt nicht denken, denn dann hätte er angefangen zu zögern und in unausweichlicher Folge einen Rückzieher gemacht. Damon seufzte leise und strich dem anderen sanft weiterhin durchs Haar und über den Rücken. Ganz allmählich entspannte auch er sich, was wohl daran lag, dass Alan immer noch auf seinem Schoß hockte und sein Angebot hier zu bleiben auch nicht mehr zurückgenommen hatte. All das waren für Damon Zeichen, dass der Vampir das alles vielleicht doch ein wenig ernster meinte und es nicht wieder einer dieser flüchtigen Augenblicke war, in denen Alan solche Nähe zugelassen hatte. Er blickte weiterhin aus dem Fenster, um rechtzeitig die Fensterläden schließen zu können. Alan schmiegte sich an den warmen, jungen Vampir und ließ nun doch die Gedanken schweifen. Es war längst zu spät für einen Rückzug, diesmal hatte er Damon zu weit dafür in sich hineinsehen lassen. Doch er wollte eigentlich auch gar nicht zurück, sondern öffnete sich im Geiste, um noch mehr von dieser wohligen Wärme zu erreichen. Anscheinend hatte Damon es diesmal endgültig geschafft, dass Alan anfing, sich für ihn zu öffnen und darüber war er irgendwie froh, denn er spürte, dass er sich bewegen konnte. Das Gefühl, in seinem eigenen Wesen eingesperrt zu sein und sich nur in eine Richtung, von Damon weg bewegen zu können, war verschwunden. Draußen wurde es sichtbar heller, doch Alan kümmerte sich nicht darum. Damon jedoch wurde langsam ein wenig besorgt, ob es nicht doch besser war, die Fenster jetzt schon zu schließen. Er war hin und her gerissen zwischen der Wahl, die Fenster zu schließen oder hier weiter mit Alan zu sitzen. Andererseits wollte er noch weiter in den Genuss des Lebens kommen, anstatt hier darauf zu warten, dass die Sonne sie beide töten würde. Er nahm die Hände von Alans Rücken und schob ihn dann sachte ein Stückchen von sich. "Wir sollten die Fenster lieber zumachen." erklärte er dann lächelnd. Notgedrungen ließ Alan sich vom Schoß des Größeren schieben und stand auf, um die Fensterläden auf der anderen Seite des Raumes zu schließen. Irgendwann hatte er mal Ösen daran und kleine Löcher in den Fensterrahmen anbringen lassen, so dass sie nur an einer Kordel ziehen mussten, damit der Fensterladen von außen zuschwang. Nur die Balkontür musste man noch von Hand verdunkeln, was auch Alan übernahm, da es ja sein Zimmer war und er mit den Mechanismen besser vertraut war. Alan war nun eigentlich müde und störte sich nicht daran, dass es nun bis auf das Glimmen des Feuers stockdunkel hier war, sondern begann sich neben seinem Bett bis auf die dunkelgrauen Shorts zu entkleiden. Er bewegte sich gemessen und völlig natürlich, so als hätte er vergessen, dass Damon überhaupt anwesend war. Die Sachen glitten sachte auf den Boden. Damon kam nicht umhin, seine Blicke über den porzellanweißen Körper gleiten zu lassen. Als er merkte, dass er Alan regelrecht anstarrte, wandte er das Gesicht ab und zog sich stattdessen die Stiefel aus. Er schlug die dicke Tagesdecke vom Sofa auf und setzte sich darauf. Er nahm an, dass er auf dem Sofa schlafen sollte. Was ja auch nur logisch war. Alan schlüpfte behände, scheinbar ohne Damons Blicke zu bemerken, unter seine riesige Steppdecke und rollte sich auf der Seite zusammen. Erst als er einige Augenblicke so gelegen hatte und Damon immer noch nicht wieder in seinem Blickfeld aufgetaucht war, stützte er sich auf und blickte suchend durch den Raum. "Willst du wirklich auf dem Sofa schlafen?" fragte Alan verwirrt. "Das ist doch zu klein für dich." Das stimmte tatsächlich, der rote Diwan war nicht besonders lang, brauchte er auch nicht, es gab ja genügend zusätzliche Sitzgelegenheiten im Raum. Dass das Sofa zu klein für ihn war, hatte Damon auch gemerkt und als er Alans Worte hörte, richtete er sich wieder auf. "Wo soll ich denn sonst schlafen?" fragte er den Vampir ein wenig verwirrt. Er blickte auf Alans Bett und runzelte die Stirn. Er sollte doch nicht etwa...? "Um sich gegenseitig nicht zu beharken ist das Bett doch groß genug." Meinte Alan. "Und so einen unruhigen Schlaf habe ich nicht." Das Bett war quadratisch und somit zwei Meter breit und bot damit mehr als genug Fläche für zwei. Der Weißhaarige war sich sicher, dass Damon die letzten zwei Stunden nicht zu Nichte machen würde, indem er wieder über ihn herfiel. Eigentlich hatte er überhaupt keine Bedenken, dass Damon mit in seinem Bett schlief, das hatte er bereits gewusst, als er ihm angeboten hatte, hier zu bleiben. Damon dachte darüber nach und nickte dann zögerlich. Er stand vom Sofa auf und blickte dann schmunzelnd zu Alan. "Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, du versuchst mich zu verführen." meinte er dann lächelnd und legte sich neben den Vampir. Er wusste selbst nicht, warum er diesen Gedanken ausgesprochen hatte, aber er hatte das Gefühl, dass diese leicht bedrückte Stimmung irgendwie aufgelockert werden musste. Er legte sich unter die Decke und war dann doch froh über Alans Angebot, da das Bett weitaus gemütlicher war als das Sofa. "Dann schlaf doch auf dem Sofa." Maulte Alan, weil Damon seine Absichten so verkannte und drehte ihm den Rücken zu. Aber so richtig sauer war er nicht, das ging gerade irgendwie nicht. Stattdessen kuschelte er sich tief unter die Decke und legte den Kopf auf einen seiner angewinkelten Arme. "Das war doch bloß ein Scherz." murmelte Damon und blickte kurz ein wenig bekümmert auf den Rücken des Weißhaarigen. War Alan jetzt wieder sauer? Er seufzte leise und drehte sich dann ebenfalls herum, so dass sie Rücken an Rücken dalagen. Er blickte an die Wand und merkte, dass er eigentlich noch gar nicht müde war. Er hoffte bloß, dass das Sonnenlicht bald sein Übriges tun würde und er einschlief. Nun doch ein wenig neugierig blickte Alan über die Schulter hinter sich und sah aber nur Damons Rücken. Deswegen drehte er sich gleich wieder um. Lange lauschte er den Atemzügen des Größeren. Er war es nicht mehr gewöhnt, das Zimmer oder vielmehr eigentlich das Bett mit jemandem zu teilen und so ließen ihn die leisen Geräusche nicht richtig einschlafen. Alan glitt so allmählich in leichten Schlaf hinüber, dass er es selbst gar nicht mehr bemerkte. Damon entdeckte, warum er nicht schlafen konnte. Es ging einfach nicht, zu schlafen und nicht zu wissen, was der Vampir in seinem Rücken tat oder nicht tat. Er seufzte also und drehte sich dann um. Er lächelte, als er bemerkte, dass Alan sich ebenfalls umgedreht hatte und musterte die feinen Gesichtszüge. Er hob die Hand und strich ihm einige der feinen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er zog die Hand vorsichtig zurück und schloss dann ebenfalls die Augen, döste langsam ein. Alan hatte nicht mit der Macht der Gewohnheit gerechnet, denn es war immer so, dass er sich einmal umdrehte, wenn er einschlief. Und da er vorher mit dem Rücken zu Damon gelegen hatte... Aber davon bekam er gar nicht mehr viel mit, denn er schlief schon halb und Damon hatte sich noch nicht umgedreht. Damons zarte Berührung nahm Alan mit in seine üblichen, diffusen Träume. Nacht 38 Damon schlief dann doch relativ schnell tief und fest und wachte erst am nächsten Abend auf. Da er wusste, dass er heute nicht weg musste, blieb er liegen und hielt die Augen geschlossen. Nach ein paar Sekunden öffnete er dann doch die Augen, um zu überprüfen ob er sich den gestrigen Abend vielleicht nur erträumt hatte oder ob er wirklich mit Alan in einem Bett lag. Lächelnd stellte er fest, dass ihn seine Erinnerungen nicht täuschten. Alan, der gewöhnlich etwas länger schlief, war auch heute noch nicht aufgewacht. Der Kleinere lag beinahe auf dem Bauch, den Kopf wieder auf eine Hand gelegt, das Gesicht Richtung Damon. Die Hand, auf der er seinen Kopf gebettet hatte, lag auf Damons Hand. Allerdings so, als wäre die größere Hand gar nicht vorhanden, Alans Hand lag genauso, als würde sie auf einem Kissen liegen, als hätte er die Wärme darunter noch gar nicht mitbekommen, so dass man annehmen musste, dass die Geste tatsächlich ein süßer Zufall war. Draußen peitschte ein Schneesturm dicke Schneeböen gegen die Fensterläden. Damon kicherte leicht und entzog seine Hand dann der von Alan. Er hörte, wie der Schneesturm an den Fensterläden rüttelte, und als er den Arm bewegte, registrierte er, dass es eisigkalt im Zimmer war. Er maulte leicht. Die einzige Möglichkeit, das zu ändern, bestand darin, das Kaminfeuer zu entfachen, aber dazu müsste er dann das warme Bett verlassen und durch das eiskalte Zimmer gehen. Unentschlossen blickte er zu dem Kamin und dann zu Alan. Ob er den anderen wohl damit wecken würde? Die Frage war eigentlich unnötig, denn er hatte Alan bereits damit geweckt, dass er ihm seine Hand weggenommen hatte. Die musste wohl so schön warm gewesen sein, dass Alan sie sofort vermisste. Verschlafen stützte der Weißhaarige sich auf die Unterarme und öffnete die schlafverklebten Augen. Als er Damon neben sich entdeckte, schien er zuerst ärgerlich die Stirn zu runzeln, was durch sein total verpenntes Aussehen etwas abgemildert wurde, man sah deutlich, wie es hinter seiner Stirn arbeitete und dann so was wie Verständnis der Situation in dem verknitterten Gesicht. Fürs erste zufrieden damit, überhaupt zu wissen, was hier los war, kuschelte er sich wieder ein. Als Damon kurz den verständnislosen, leicht verärgerten Blick in Alans Augen sah, wurde er erst ein wenig unsicher. Eins war sicher, wenn Alan ihn jetzt wütend anfahren würde, dann würde er wohl nie wieder auf den anderen zugehen. Als der erwartete Schimpfkanonade jedoch ausblieb, lächelte er und strich dem Vampir sanft durchs Haar. Warum er das tat, wusste er selbst nicht, aber er mochte es, das weiche Haar des anderen durch seine Finger gleiten zu lassen. "Guten Abend." murmelte er leise und kuschelte sich dann ebenfalls wieder in die Decke, da es außerhalb dieser einfach zu kalt war. Alan brummte irgendwas, das man mit ein wenig Fantasie für die Erwiderung auf "Guten Abend" halten konnte, und rieb sich über die Augen, während er es sich wieder bequem unter der Decke machte. Er wollte noch nicht aufstehen und als er hörte, wie der Wind an den Fensterläden rüttelte, hatte er noch viel weniger Lust dazu. Allmählich fielen ihm die letzten paar Stunden von gestern Nacht wieder ein und insgeheim war er erleichtert, dass er das wirklich getan hatte. Objektiv war es nichts Weltbewegendes gewesen, von Damon im Arm gehalten zu werden und mit ihm im selben Bett zu schlafen. Aber Alan, der immer vermieden hatte, anderen nahe zu kommen, tat es gut, sich einzugestehen, dass es endlich wieder jemanden gab, dem er zu vertrauen begann. Die sanfte Hand, die plötzlich durch seine Haare strich, schien zu bestätigen, dass auch Damon wusste, wie schwer es war, über seinen Schatten zu springen. Damon zog die Hand wieder zurück und legte den Kopf seufzend darauf. Es war schon ganz angenehm, aufzuwachen und bei so einem Wetter nicht vor die Tür zu müssen und einfach in diesem gemütlichen, warmen Bett liegen zu können. Dass Alan mit in diesem Bett lag, hob das Ganze noch mal um ein paar Stufen. Alan überlegte, ob er jetzt einfach noch einmal einschlafen wollte, aber irgendwie war ihm nicht mehr so richtig danach. Nur noch nach Dösen. Draußen war es sowieso zu ungemütlich. Prüfend zog er die Decke ein Stück herunter, entblößte damit seine Schulter, die er aber ganz schnell wieder zudeckte, weil sie postwendend eine Gänsehaut bekam. "Ganz schön kalt..." murrte er noch immer ein wenig verschlafen. Einer von ihnen musste jetzt da raus und den Kamin anzünden, sonst würden sie die ganze Nacht nicht aufstehen können. "Manchmal wäre ich gerne ein Bär, dann würde ich den ganzen Winter einfach verschlafen." Seufzte Alan. "Nun ja, der Winter kann ja auch recht schön sein, aber zumindest würde man morgens dann nicht mehr so stark frieren." erwiderte Damon und öffnete die Augen wieder. Da Alan jetzt wach war, konnte er ja eigentlich aufstehen und den Kamin anzünden. Und da er, im Gegensatz zu Alan, seine Sachen noch anhatte, würde er wahrscheinlich auch nicht so frieren. Er genoss noch eine Sekundelang das warme Bett, dann richtete er sich auf und schlug die Decke beiseite, stieg aus dem Bett und ging zum Kamin. "Wo hast du denn Schwefelhölzer?" fragte er nach und drehte den Kopf fragend zu Alan. Wie nett von Damon, sich dafür zu opfern. Aber er hatte ja auch noch mehr an. Alan schlief nicht gern in Sachen, weil sie ständig zerknüllt an seinem Kinn gelandet waren, wenn er aufwachte. Er drehte sich auf den Bauch und stützte sich ab, so dass er zu Damon hinübersehen konnte. "In der Schachtel auf dem Sims..." Da es keine Sicherheitszündhölzer waren, konnte man sie gut getrennt von der eigentlichen Verpackung aufbewahren, man konnte sie ja an allem anzünden. Gleichzeitig zündete Alan einige Altarkerzen an, die neben dem Bett auf einem Beistelltisch standen. Sofort nistete sich das goldene Licht als warmer Schimmer auf Damons Haaren ein. Alan lächelte zufrieden. Damon nickte und suchte ein Zündholz heraus. Dieses zündete er am Kaminsims an und legte es an die Hölzer. Er beobachtete es eine Weile, damit es auch wirklich die Hölzer in Brand setzte. Als einer der Holzscheite anfing zu glühen, rückte er ihn zurecht und als er sich sicher war, dass das Feuer nicht mehr ausgehen würde, drehte er sich um. Er bemerkte das zufriedene Lächeln auf Alans Lippen und fragte sich, woher es kam. Wahrscheinlich, weil es jetzt wärmer wurde. Er löste sich von dem Kamin und beeilte sich wieder zum Bett zu kommen, da die Zimmertemperatur immer noch nicht wärmer geworden war. Er legte sich wieder ins Bett und kuschelte sich unter die Decke. Auch Alan hatte sich wieder eingekuschelt, nachdem er die Kerzen angezündet hatte, und dachte über gestern Abend nach. Im Nachhinein war es Damons Zögern, über das er am meisten nachdachte. Wieso hatte er gezögert? Vorher hatte es für den Kleineren so ausgesehen, als hatte Damon immer gehofft, dass es mal so kommen würde. Aber dann hätte er nicht zögern müssen... Befürchtete Damon weiterhin, dass er ihn wieder abweisen würde? Wie sehr musste er das fürchten, um so zu reagieren... Und Alan konnte es nur seinem eigenen Verhalten zuschreiben, so bitter das auch war. Wenn er nicht so mit ihm umgegangen wäre, dann... dann würde Damon jetzt nicht so auf einen Schritt in seine Richtung reagieren. So misstrauisch. Und es war alles seine Schuld... Damon drehte den Kopf in Alans Richtung und lächelte leicht. "Geht es dir wieder besser?" fragte er nach. Langsam begann die Angst, dass Alan ihn wieder zurückweisen würde, zu sinken. Der andere schien wirklich Zeit zu brauchen und wenn es helfen würde, dann würde er ihm diese auch geben. "Ja.." Bekräftigend nickte Alan und sah zu dem Jüngeren hoch, "Danke... für gestern Abend." Obwohl gestern Abend dafür eigentlich der falsche Ausdruck war, "Oder gestern früh oder wie auch immer." Verwirrt zog er die Nase kraus, weil er bei genauerem Nachdenken nicht wusste, wie er die Zeit, bevor sie wieder ins Bett gingen nennen sollte. Morgen? Abend? War das dann noch derselbe "Tag", wie wenn sie wieder aufstanden? Verzwickte Frage. Aber eigentlich war er Damon wohl noch etwas anderes schuldig. "Und dafür, dass du es überhaupt manchmal mit mir aushältst." "Heute Morgen." klärte Damon den anderen auf und musste bei diesem niedlichen Gesichtsausdruck unwillkürlich schmunzeln. Sie forderte einen geradezu dazu auf, auf Alans Nase zu stupsen, aber er ließ es vorsichtshalber. Bei Alans Anhang lächelte er "Wenn man sich an deine Launen gewöhnt hat, kann man es eigentlich ganz gut mit dir aushalten." Alan nickte zwar, zum Zeichen, dass er verstanden hatte, fragte aber trotzdem sofort "Wieso? Ich meine..." er kratzte sich kurz am Kopf und versuchte dann in Worte zu fassen, was er nicht verstand, "Dann rechnest du ja noch in den Tagen, mit denen du als Mensch gerechnet hast und dann fängst du plötzlich mitten, während du wach bist, einen neuen Tag an. Aber wenn man davon ausgeht, dass es "Tag" ist, wenn wir wach sind und "Nacht", wenn wir schlafen, dann wäre es doch gestern Abend gewesen. Oder?" Damons andere Aussage ließ er unkommentiert, man musste dazu nichts mehr sagen, ohne dass es schroff wirkte, und Alan musste auch nicht immer das letzte Wort haben. Damon hörte Alan verwirrt zu und runzelte die Stirn. Aufstöhnend ließ er das Gesicht in die Kissen sinken. "Das ist doch viel zu kompliziert... da bleibe ich lieber bei der alten Zeitrechnung." tat er seine Meinung kund. Er fand es so viel praktischer. Schließlich hatte er ja auch noch mit Menschen zu tun, nachher würde er nur durcheinander kommen. Alan grinste, weil Damon jetzt auch verwirrt war, aber er hatte das Gefühl, dass sie gleich wieder ein Loch im Gesprächsstoff finden würden und darum überlegte er, womit er den Tag oder die Nacht, Damons Meinung nach, verbringen konnte. Draußen tobte immer noch der Schneesturm, da wollte er nicht hin. Als unmittelbare Beschäftigung fiel ihm spontan nur Damons Blut ein, aber so unglaublich es war, er hatte keinen Appetit darauf und wollte es nicht zu einem bloßen Zeitvertreib degradieren, dazu war es einfach zu köstlich. "Irgendwie würde ich schon gerne ein Fenster öffnen und mal hinausschauen." murmelte Damon und blickte zum Fenster hinaus. Er hatte noch nie in seinem Leben einen Schneesturm gesehen und es sah bestimmt schön aus, wie der Wind die weichen Flocken durch die Luft durcheinander wirbelten. Das einzige Problem war, dass er dann wieder aus diesem warmen Bett steigen musste. "Warum denn das?" Sofort war Alans Neugierde geweckt, denn für seine gut 150 Jahre war er eigentlich verdammt neugierig, auch wenn er sie meistens mit irgendeinem Zweck rechtfertigen konnte. Und bei Damon konnte er sie ja dummerweise nicht durchs Hinhören befriedigen... schon blöd. Aber da Damon jetzt viele Sachen selbst lernte, verstand er ihn besser, das hatte er zugegeben und Alan war der Ansicht, dass auch das dazu beitrug, dass sie sich besser verstanden als vorher. "Ich habe dir doch schon erzählt, dass es bei uns nie sehr viel Schnee gab, erst recht keine Schneestürme. Es sieht bestimmt schön aus, wie der Wind die Flocken durch die Luft wirbelt." stillte der Rothaarige Alans Neugierde ein wenig und streckte dann eine Hand aus dem Bettzeug. Langsam wurde es wärmer, also konnte er sich ja vielleicht doch aus dem Bett wagen. Im Gegenzug verkroch sich Alan noch tiefer unter dem Bettzeug. "Dann mach' doch, sieh es dir an..." gewährte er ihm, "Lass' ruhig das Bisschen Wärme wieder raus, das hier im Raum ist." Konnte er sich nicht verkneifen, sarkastisch anzufügen. Gleichzeitig grinste er, was den Vorwurf zu einer Witzelei abmilderte. Außerdem tröstete er sich mit dem Gedanken an ein Bad, das er nehmen würde, wenn ihm das Aufheizen des Raumes heute zu lange dauerte. Durch den Schneesturm war die Temperatur draußen stark gesunken, bei weniger radikalen Temperaturschwankungen war es morgens nicht so kalt hier. Damon war sich nicht ganz sicher, was er tun sollte, aber er stand doch auf, da er einfach zu neugierig war. Er erhob sich aus dem Bett und ging zu einem der Fenster. Er öffnete es und schob den Fensterladen auf, dann schloss er das Fenster sofort wieder und blickte hinaus. Es war wirklich genauso schön, wie er es sich vorgestellt hatte. Er beobachtete Damon eine ganze Weile dabei, wie er den Schneesturm beobachtete, dann entschied er sich doch dafür, sich ein bisschen vom Wasser verschrumpeln zu lassen und hüpfte eilig aus dem Bett, um nicht zu lange im Kalten bleiben zu müssen, während das Wasser einlief. Alan blieb nicht im Bad, um dabei zuzusehen, sondern kam in einen weißen Frotteebademantel gehüllt wieder in sein Zimmer zurück und steckte die nackten Füße zurück unter seine Bettdecke. Damon blickte auf als Alan zurückkehrte und musste bei der Farbe des Bademantels unwillkürlich an Schnee denken. "Ist dir kalt?" fragte er ein wenig irritiert, da er mit den Gedanken nicht ganz anwesend war. Und da das Badezimmer nicht direkt nebenan war, hörte er das Rauschen auch nicht. "Nur ein wenig." Alan lächelte unwillkürlich. "Aber ich will baden, da lohnt es sich doch gar nicht, sich vorher richtig anzuziehen." Das Kaminfeuer knisterte gemütlich, erhellte den Raum aber nicht genug, so dass Alan eine der Petroleumlampen anzündete, die mit kleineren Spiegeln an der Wand montiert waren. Allmählich breitete sich Wärme im Raum aus, aber kühl war es trotzdem noch. Pfeifend fegte der Wind draußen um die Ecken und trieb den Schnee zu dicken Verwehungen zusammen. Damon nickte leicht, da Alan ja durchaus recht hatte. "ich möchte jetzt nicht da draußen sein" stellte er seufzend fest als er die Verwehungen im garten bemerkte. Ob der See wohl zugefroren war? Unwillkürlich wanderten seine Gedanken wieder zu Janis, ob der andere wohl ein geschütztes Plätzchen gefunden hatte. Nicht das dieser nachher erfror. Alan lachte leise. "Musst du doch auch nicht." Dann fiel ihm jedoch ein, dass Damon so oft in der Stadt war, vielleicht weil er jemandem zu kommen versprach. "Oder?" er wusste gar nicht so recht, was er davon halten sollte. Ein wenig eifersüchtig war er ja schon, obwohl er nicht mal wusste, ob er Grund dazu hatte. Aber sicher war es bloß irgendwas ganz Harmloses und es gab überhaupt keinen Grund dafür. Auf jeden Fall würde er den Jüngeren nicht danach fragen. "Ich gehe jetzt in die Wanne." Verkündete er dann, wartete jedoch noch auf die Antwort auf sein ,Oder?', bevor er das Zimmer verließ. "Nein, nein, zum Glück nicht." winkte Damon ab und lächelte. Er blickte Alan hinterher und murmelte etwas, das sich nach "tu das" anhörte. Er hoffte bloß, dass sich dieser Sturm bis Morgen gelegt haben würde. Er hätte keine große Lust, durch meterhohe Schneetürme zu wandern und sich einschneien zu lassen. Alan nickte zum Zeichen, dass er Damons Antwort im Hinausgehen mitbekommen hatte, und tappte barfuss zum Bad. Einen Moment lang überlegte er, ob es ihm recht war, Damon allein in seinem Reich zu lassen, doch dann fiel ihm auf, dass er eigentlich nichts zu verbergen hatte, dort gab es nichts, das Damon irgendetwas gesagt hatte, mal von seiner Vorliebe für Bücher und Kleidung abgesehen, aber die war dem Rothaarigen wahrscheinlich sowieso schon aufgefallen. Und dafür, sich zu überlegen, dass sein Bett eben sein und nur sein Bett war, dass Fremde da nichts zu suchen hatten, war es a) ein wenig spät und b) war Damon ihm nicht mehr so fremd, obwohl er ihn noch nicht so lange kannte. Alan hängte den Bademantel über den Korbstuhl im Bad und ließ sich ins dampfende Wasser gleiten. Ja, schnurrte er in Gedanken, das war genau das Richtige bei einem Schneesturm. So langsam taute er auf und bemerkte, dass er eigentlich doch ein wenig Appetit auf Damons Blut hatte. Vielleicht sollte er ihn nachher darum bitten? Oder lieber doch nicht... er hatte das Gefühl, dass er zu schnell zu anhänglich wurde, er wollte Damon nicht lästig werden. Damon sah dem anderen nach und holte sich dann einen Stuhl an das Fenster heran. Er machte es sich darauf gemütlich und seufzte glücklich auf. Es war schon um einiges angenehmer zu wissen, dass der Besitzer dieses Hauses nicht mehr so schlecht auf ihn zu sprechen war und dass sie sich langsam besser verstanden. Denn auf die Dauer wäre es nicht besonders angenehm, mit einem streitsüchtigen Vampir unter einem Dach zu leben, mal ganz von seinen Gefühlen abgesehen. Die vollkommene Wärme ließ Alan doch wieder wegdämmern, da auch sein Kreislauf noch nicht so in Schwung gekommen war, dass er ihn wach gehalten hatte. So döste er vor sich hin und ließ seine Gedanken treiben. Damons Umarmung hatte sich wunderbar angefühlt, wenn er ehrlich war. Er hatte sich so sicher gefühlt in seinen Armen, gehalten und eingehüllt von Damons angenehmer Körpertemperatur, so... geborgen. Eigentlich sogar noch geborgener, als er sich bei seinem Meister gefühlt hatte, soweit er sich noch daran erinnern konnte. Außerdem hatte sein junger Vampir gut gerochen. Nach einer Weile wurde es Damon dann aber doch ein wenig langweilig, die ganze Zeit hinaus in das Schneetreiben zu starren. Stattdessen bekam er Lust hinauszugehen, um sich das Ganze aus der Nähe anzuschauen, so würde er auch seinen Kreislauf ein wenig in Gang bekommen. Da Alan bestimmt länger badete, fand er wirklich keinen Grund dafür, es nicht zu tun, außer vielleicht die Kälte, aber er musste sich ja nicht stundenlang da draußen aufhalten. Er zog also seine Stiefel und die Überjacke wieder an und ging hinunter in sein Zimmer. Dort zog er Schal, Handtusche und seinen mehr oder weniger warmen Mantel an und öffnete die Terrassentür seines Zimmers. Er erschauderte, als ihm eiskalte Luft und Schnee entgegen wirbelte, trat aber trotzdem hinaus und ging einige Schritte in den nun völlig weißen Garten hinein. Alan sperrte sich zwar halbherzig dagegen, dass seine Gedanken zu ähnlich emotionalen Gesten von Damon wanderten, aber sie taten es trotzdem. Zu dem Kuss, den er Damon im Austausch für sein Blut gewährt hatte, und nach einer Weile sogar bis zu der Nacht, als Damon ihn auf der Straße entdeckt und ihn plötzlich geküsst hatte. In diesem Moment war Alan entgangen, wie sehnsüchtig der Kuss gewesen war, aber jetzt im Nachhinein fiel es ihm auf. Damon musste wirklich bedauert haben, dass er gegangen war und geglaubt hatte, dass er nicht mehr zurück konnte. Aber irgendwann schlief Alan doch noch ganz ein und schlief etwa eine halbe Stunde lang, die Arme auf dem Wannenrand verschränkt und den Kopf darauf gelegt. Damon war erstaunt, wie lange er es in der Kälte aushielt. Vielleicht lag es auch daran, dass der Wind langsam nachließ und die Flocken nicht mehr ganz so durch die Luft wirbelte. Er lief durch den Garten, zu dem angrenzenden Wald und fand es hier draußen richtig schön. Zumal er die Kälte in den Fingern gar nicht spürte und der Meinung war, dass er sich keine Gedanken darüber machen musste, dass er möglicherweise hier draußen erfrieren würde. Er war schließlich schon tot. So ging er eine Weile durch den stillen Wald und schweifte mit den Gedanken ab. Netterweise weilten seine Gedanken nicht mehr unmittelbar bei Damon, als er wieder aufwachte, weil das Badewasser so kalt geworden war. Eilig quälte er sich aus dem kalten Wasser, hüllte sich erst in ein Handtuch, tauschte das dann gegen den Bademantel und ging zurück in sein Zimmer, um sich anzuziehen. Damon war nicht mehr da. Aber wie sollte er es ihm verübeln, wenn er sich einfach zum Baden verkrümelte. Wenig später hatte er eine weiche, dunkelgraue Hose und einen blaugrünen Rollkragenpullover an und sah damit nicht mehr so düster aus wie gestern. Die Kleidung erinnerte ihn daran, dass er versprochen hatte, Damons Wintermantel zu bezahlen. ,Auch das noch...' der Weißhaarige trat an das Fenster, bei dem Damon den Fensterladen geöffnet hatte und starrte hinaus in die Dunkelheit. Der Schnee reflektierte immerhin das spärliche Licht, so dass Alan einen Schemen erkennen konnte, der gerade den Waldrand erreichte. Damon sah sich wohl den Schneesturm, der sich allmählich ausgetobt hatte, aus der Nähe an, schlussfolgerte Alan schmunzelnd. Damon zog den Mantel enger um sich und musste feststellen, dass es doch recht angenehm war, sich keine Gedanken darüber machen zu müssen, ob man erfrieren würde oder sich eine Erkältung zu zog. Er ging weiter durch den Wald, genoss die Ruhe und Stille und blieb dann schließlich an dem See stehen. Vorsichtig ging er zu dem Rand und stellte fest, dass seine Oberfläche zugefroren war. Allerdings nicht so fest, dass man darauf hätte gehen können. Aber Mitte Dezember würde man darauf bestimmt ohne Gefahr laufen können. Er hockte sich wieder auf einen der großen Steine und seufzte leise. Er erinnerte sich daran, wie er hier immer geschwommen war, er vermisste das wirklich und gleichzeitig kam ihm wieder diese Situation in den Kopf, als Alan am Ufer gestanden und ihn beobachtet hatte. Alan stand noch ein wenig länger am Fenster und sah dem Schemen nach, bis er verschwunden war. Also so langsam bemerkte selbst er, dass er wohl ein Faible dafür hatte, Damon zu beobachten, wenn er schon nicht direkt an seinem Leben teilnahm. Andererseits hatte er auch das Gefühl, dass es wichtig war, Damon zu beobachten, damit er ihn besser verstand, es half ihm manchmal wirklich dabei. Oder er fühlte sich wie ein feiger, kleiner Spitzel, es wechselte sich ab. Hände und Stirn an die kühle Fensterscheibe gelehnt, überlegte er, ob er dem Rothaarigen vielleicht folgen sollte, bis das Kaminfeuer die Kälte endlich ganz aus seinen Räumen vertrieben hatte. Er wunderte sich schon darüber, dass er allmählich begann, anhänglich Damon gegenüber zu reagieren und er wusste nicht, ob er das so toll finden sollte. Damon hockte derweilen auf seinem Stein und hatte mit den Füßen den Schnee von der dünnen Eisfläche geschoben. Er blickte darauf hinab und bemerkte nach einer Weile, dass solch eine Eisdecke recht unpraktisch war, wenn man die Gewohnheit hatte, Steinchen in den See zu schmeißen. Er schmunzelte leicht. Julian und Ernesto hatten ihm prophezeit, dass er das nächste Frühjahr wahrscheinlich nicht überleben würde...und irgendwie hatten sie ja recht. Auf eine ganz komische Art und Weise. Was die beiden wohl gerade machten? Nach zwanzig Minuten entschied Alan, dass der Schneefall nun schwach genug war, um eine Runde durch den Garten zu machen, und machte sich gleichzeitig über seine eigene Spitzfindigkeit lustig, die darauf bestand, dass er es wegen des Gartens und nicht wegen Damon tat. Trotzdem beharrte er für sich selbst darauf, dass er erst ausgiebig den verschneiten Garten betrachtete, bevor er Richtung Seerosenteich ging, wo Damon sich wohl aufhielt, wenn er noch nicht wieder in seinen Räumen war. Julian und Ernesto wussten, dass Alan sie nicht in die Villa zwang, wenn er keine _essenden_ Gäste hatte und es draußen so stürmte wie jetzt und so vergnügten sie sich eher miteinander, als an die beiden im Herrenhaus zu denken und den freien Tag dadurch nur noch halb so frei zu machen. Demnächst würde Alan Julian wohl einem befreundeten Adligen und Restaurantbesitzer als Koch empfehlen, damit auch er Arbeit hatte, einen "Unnützen" konnte schließlich auch Alan mit seiner Erbschaft nicht ewig bezahlen. Damon hatte seine Hände in den jeweils gegenüberliegenden Mantelärmeln vergraben, da er doch ein wenig zweifelte, ob sie ihm doch nicht abfrieren würden. Er zog die Beine an und merkte, dass er leicht zitterte, aber er wollte noch nicht rein. Die Luft hier draußen war angenehm frisch und im Wald war es schön ruhig. Alan schlenderte langsam durch seinen weitläufigen Garten, durch seine Handschuhe war ihm auch weniger kalt als Damon. Schließlich kam er in die Nähe des Teiches und erblickte die zusammengekauerte Gestalt seines Untermieters. Da er nicht wusste, ob Damon allein sein wollte, wollte er ihn nicht stören. Er gab sich zwar keine Mühe, das Geräusch seiner Schritte im Schnee zu unterdrücken, aber er sprach ihn nicht an, sondern lehnte sich an die Birke, die nun völlig kahl war und ihn deswegen auch nicht mehr mit ihren hängenden Ästen vor Damons Blick verbarg, so wie als er hier gestanden und ihn beim Schwimmen beobachtet hatte. Damon hörte die Schritte und da das nur Alan sein konnte, blickte er erst nach einer Weile auf und suchte die Umgebung nach dem Vampir ab. Als er den Kleineren bei der Birke entdeckte, fühlte er sich unweigerlich an diese seltsame Situation erinnert, als Alan ihn im frühen Herbst von dort aus beobachtet hatte. Er blickte zu dem anderen und lächelte. Er war wirklich erstaunt, dass der andere in die Kälte hinaus gekommen war. Er zog eine Hand aus seinem Ärmel und winkte dem anderen zu. Alan beobachtete, wie Damon seine Hand sofort wieder in den anderen Ärmel steckte und schickte ihm als Antwort ein scheues Lächeln zurück. Dann fiel ihm etwas ein und er zog, plötzlich fröhlich feixend, ein zweites Paar Handschuhe aus einer seiner Manteltaschen und machte eine Geste, mit der er sie Damon anbot. Damon hob die Augenbraue und deutete dem anderen dann an, dass er zu ihm kommen sollte. Er brauchte die Handschuhe nicht unbedingt, seine Mantelärmel waren warm genug. Er blickte zu Alan und fragte sich, warum der andere hier wohl aufgetaucht war. Ob er ihn vermisst hatte? Bedächtig löste Alan sich vom Stamm der Birke und ging auf den Größeren zu, er sollte bloß nicht anfangen zu glauben, dass er ihn herumkommandieren konnte. Ein zweites Mal bot er Damon die Handschuhe wortlos an, es gab eigentlich gar nichts zu sagen und es war doch gerade so schön still. Damon nahm die Handschuhe entgegen und hatte ebenfalls nicht vor, die Stille zu durchbrechen. Stattdessen beugte er sich vor und küsste den anderen dankbar auf die Wange. Er glaubte zwar nicht, dass Alan extra für ihn das zweite Paar Handschuh mitgebracht hatte, aber dennoch fand er die Geste, dass er ihm sie angeboten hatte, recht süß. Um Alans Mundwinkel spielte ein zartes Lächeln und er errötete beinahe unmerklich, als Damon ihn auf die Wange küsste. Seit wann stellte er sich eigentlich so an? Aufmerksam betrachtete er Damons schön geschnittenes Gesicht. "Du hast ganz blaue Lippen. Frierst du nicht?" Damit er Damon und sich von seinem Verhalten ablenken konnte, wandte er sein Gesicht in die Richtung, in die Damon vorhin gestarrt hatte, um herauszufinden, was seine Aufmerksamkeit gefesselt hatte. Damon fuhr sich verwundert über die Lippen und stellte verwundert fest, dass sie tatsächlich eiskalt waren. "Ich weiß nicht... ein wenig friere ich schon, aber ich glaube, nicht so sehr, wie ich als Mensch gefroren hätte. Oder ich nehme es nicht mehr so wahr, weil ich ja eigentlich gar nicht erfrieren kann. Oder nicht?" stellte er dann seine Vermutung fest und blickte den anderen fragend fest. "Kannst du nicht." Bekräftigte Alan, "Selbst wenn du Erfrierungen bekommen solltest, die verheilen in weniger als zwei Tagen wieder." Weil Damon auf das Regenerationsvermögen der Vampire zu sprechen kam, fiel ihm eine Geschichte ein. "Mein Meister hat mir mal von einem fünfzehnhundert Jahre alten Vampir erzählt. Aus Liebeskummer wollte er sich das Leben nehmen und blieb an einer Dachkante stehen, bis die Sonne kam. Sein völlig verbrannter Körper stürzte vom Dach in eine vor der Sonne geschützte Spalte und dort erwachte er in der nächsten Nacht wieder. Weil seine ganze Haut geschmolzen war, konnte er sich nur mit Mühe bewegen, doch nachdem er den erstbesten Menschen getrunken hatte, konnte er sich soweit regenerieren, dass er fast wieder normal, aber braungebrannt wie ein Südländer aussah. Ein paar Tage später sah er wieder wie früher aus." Alan selbst fand die Geschichte ziemlich unglaublich, aber er bezweifelte nicht, dass so alte Vampire sogar die Sonne überleben konnten. "Nur Körperteile ganz zu verlieren solltest du vermeiden. Wenn dir jemand einen Arm beim Duellieren abschlägt, wächst dir kein neuer." Damon hörte dem anderen aufmerksam zu und fand die Geschichte durchaus spannend und interessant. "das habe ich mir schon gedacht" erwiderte er auf die Sache mit dem Arm hin und lächelte. So schwer und kompliziert, wie er am Anfang gedacht hatte war dieses ganze Vampirzeug ja doch nicht. Ganz allmählich merkte er wie ihm doch kalt wurde, oder zumindest begann er sich langsam nach einem warmen Kaminfeuer zu sehnen. Er erhob sich und blickte zu Alan. "Ich glaube, ich geh doch wieder rein, langsam wird es wirklich kalt." "Hast du deinen Kamin denn schon angezündet?" erkundigte sich Alan stirnrunzelnd, denn sonst hatte Damon ja herzlich wenig davon, wenn er in seine Räume zurückging. "Vielleicht solltest du dich gleich in die Wanne packen, dann siehst du nicht mehr so erfroren aus." Um Damons Gesundheit musste er sich ja keine Sorgen mehr machen, auch wenn er es unwillkürlich tat, weil Damon so einen erbärmlichen Anblick bot. Er sah wirklich halb erfroren aus, so weiß und mit den blauen Lippen. Damon schüttelte den Kopf. "Nein... an den Kamin habe ich gar nicht gedacht." antwortete er ehrlich und leicht bekümmert, dann aber kam ihm eine Idee. "Ich glaube, ich gehe wirklich baden, dann kann sich das Zimmer in der Zeit schon mal aufwärmen." meinte er lächelnd und blickte zu Alan. "Danke." fügte er dann an, da er eigentlich ja nur durch Alan auf diese Idee gekommen war. Er lächelte und blickte zum Haus. "kommst du mit, oder bleibst du noch hier draußen?" "In die Wanne?" fragte Alan verständnislos und völlig verblüfft nach, um zu sehen, ob er das gerade richtig verstanden hatte. "Nein!" antwortete Damon, ein wenig entrüstet darüber, dass Alan ihn für so plump hielt. "Natürlich nicht." fügte er dann hinzu. "Ich wollte damit eigentlich fragen, ob du mich zurück zum Haus begleitest." erklärte er dem Vampir die eigentliche Bedeutung seiner Worte. "Aha." Alan machte mit seinem Tonfall deutlich, dass er nicht davon überzeugt war, dass Damon das nicht gefallen hätte. Er schmunzelte vergnügt. Was hätte er wohl geantwortet, wenn Damon das wirklich so gemeint hätte? Einerseits hätte er kein Problem damit gehabt, mit ihm zu baden, andererseits wollte er ihm keine Hoffnungen machen, die er im Moment noch nicht erfüllen konnte. Welches Argument war denn jetzt das wirkungsvollere? Anstatt zu antworten bot er ihm mit einer ins Lächerliche überzogenen Geste seinen Arm an, um mit ihm zum Haus zurückzuspazieren. Damon beobachtete mit hochgezogener Augenbraue die Geste und den am Schluss dargebotenen Arm. Er wusste nicht warum, aber durch dieses Übertriebene kam er sich ein klein wenig veralbert vor. Er seufzte leise und ergriff dann doch Alans Arm, auch wenn er mit ein paar schnellen Handgriffen dafür sorgte, dass Alan sich bei ihm unterhakte und nicht andersherum. Alan musste darüber lächeln, dass Damon so entschieden die Rollenverteilung korrigierte. Bereitwillig hielt er sich an seinen Arm und spazierte mit seinem Schützling durch den weitläufigen Garten. Ein angenehmes Gesprächsthema, irgendetwas nettes, worüber man sich ruhig und flüssig miteinander unterhalten konnte, wäre jetzt die absolute Krönung gewesen... oder etwas von Damons Blut, aber das ging im Laufen nicht gut, außerdem war ihm doch kalt und Alan wollte ihn nicht davon abhalten, sich aufzuwärmen. Mit Damons normaler Körpertemperatur schmeckte es sowieso am besten. Auch Damon überlegte, ob es nicht ein Thema gab, über das man sich unterhalten konnte, aber da ihm nichts so rechtes einfiel, ließ er es lieber bleiben, bevor er die Situation mit dem plumpen Versuch, ein Gespräch zu beginnen, zerstörte. Stattdessen blickte er hin und wieder lächelnd zu Alan hinab und wieder zum Haus. Je mehr er in Gedanken zu der warmen Wanne und seinem warmen Zimmer abdrifteten, umso bewusster wurde ihm, wie kalt ihm eigentlich war. "Damon... ich hab Durst." Kleinlaut gab Alan schließlich doch sein zweites Anliegen preis. Damit meinte er zwar nicht, dass sie jetzt sofort hier draußen stehen bleiben mussten, damit er an sein geliebtes Blut kam, aber er wollte zumindest schon mal bescheid sagen, dass er zu gern etwas davon gehabt hätte. Außerdem wollte Damon ja vielleicht wieder eine Gegenleistung, dann war es ja auch gut, wenn er Zeit hatte, sich seelisch und moralisch darauf einzustellen. Damon blickte ein wenig verwundert zu dem anderen hinunter und kurz war er versucht nein zu sagen, andererseits hatte er das Gefühl, dass er damit wieder eine gewisse Distanz zwischen sich und dem Vampir aufbauen würde und eigentlich fand er es ja auch gar nicht so schlimm. Er nickte bloß und sah wieder zum Haus. "Na gut...aber erst in meinem Zimmer." antwortete er leise, denn im Moment wollte er nichts lieber, als aus der Kälte raus. Vielleicht lag es daran, dass sie so nah nebeneinander herliefen, aber Alan bemerkte, dass Damon im ersten Moment in Versuchung kam, nein zu sagen. Das war zwar sein gutes Recht, aber etwas eingeschnappt wäre Alan wohl trotzdem gewesen, obwohl er dazu gar kein Recht hatte. Der Kleinere nickte verständig. Mit der Aussicht auf den versprochenen Genuss konnte er sich gut so lange gedulden. Er beschleunigte das Tempo, da Damon langsam ziemlich zitterte und so kamen sie bald bei seiner Terrassentür an. "Ich komme nachher irgendwann wieder herunter, wenn du wieder aufgetaut bist. In Ordnung?" Weil Damon ihn damit in der Hand hatte, musste Alan sich zwingend vergewissern. Damon nickte. "In Ordnung." meinte er und man hörte ihm die Verwirrtheit an, als er die Terrassentür wieder öffnete. Wollte Alan jetzt trinken oder nachher, wenn er runterkam? Er trat hinein und ließ die Tür offen, damit Alan hineinkommen konnte, wenn er wollte, und begann damit, das Holz im Kamin anzuzünden. Da Alan annahm, dass Damon den Kamin anzünden und dann so schnell wie möglich in die sehnlichst erträumte Wanne hüpfen würde, schloss er die Tür von außen sachte und ging gemächlich um das Haus herum und durch den Haupteingang zurück zu seinen Räumen. Mit der Aussicht auf das Blut konnte er sich schwer auf etwas anderes konzentrieren und so rollte er sich auf dem riesigen Bett zusammen, um noch etwas vor sich hin zu dösen oder sogar ein wenig zu schlafen. Es wunderte ihn ein wenig, dass Alan diesen Umweg nahm, aber es störte ihn nicht weiter. Er war im Gegenteil froh, dass er sich erst ein wenig aufwärmen konnte. Als er sicher war, dass das Feuer im Kamin nicht wieder ausgehen würde, nahm er sich seine Sachen und ging aus seinem Zimmer in das Badezimmer in seinem Flur. Dort ließ er das heiße Wasser einlaufen, während er sich ein Handtuch heraussuchte, alles zurechtlegte und sich dann auszuziehen begann. Zur selben Zeit schlief Leander, übermüdet von einem der manischen Anfälle, der ihn die letzten beiden Tage und Nächte durcharbeiten lassen hatte, auf einem Stuhl in der Schneiderwerkstadt ein. Janis drehte sich auf die Seite und rutschte aus der alten Decke, die ihm nur leidlich Wärme spendete. Er öffnete missmutig die Augen und sah sich um, betrachtete die heruntergekommene Pracht des verfallenden Hauses, in dem er Unterschlupf gefunden hatte. In dem Gasthauszimmer, das ihm sein neuer Schüler angeboten hatte, wäre es immerhin warm und sauberer gewesen... aber das hatte er vergeigt. Ernesto warf das Taschentuch beiseite, mit dem er gerade sich und seinen Liebsten von den Überresten der heißen Nacht gesäubert hatte, und kuschelte sich halb auf den Blonden, strich ihm den Schweiß aus dem Gesicht und küsste ihn erschöpft und verliebt, nur um gleich darauf wieder einzuschlafen. Lucael saß zur selben Zeit an seinem Schreibtisch und kümmerte sich um seine Finanzen, während er darüber nachdachte, Alan zu besuchen. Von einer Bekannten hatte er von der Niederlage des Weißhaarigen gehört. Er machte sich zwar keine Sorgen um Alan, da er wusste, dass die Wunde wahrscheinlich schon seit gestern verheilt war, aber dennoch konnte er sich denken, dass es sehr langweilig sein musste, so an das Haus gefesselt zu sein. Überlegend drehte er die Feder in seinen Fingern. Er kam jedoch zu dem Schluss, dass es zu spät war, um den anderen heute noch zu besuchen, aber er nahm sich vor, Alan morgen zu sehen. Nachdem Damon eine ganze Stunde die wohltuende Wärme des Badewassers genossen hatte und langsam das Gefühl hatte sich aufzulösen, erhob er sich und trocknete sich ab. Er schlüpfte in die neue Kleidung und seufzte zufrieden. Es war wirklich ein guter Entschluss gewesen, ein Bad zu nehmen, er fühlte sich richtig wohl und zufrieden. Er nahm die alten Sachen mit auf sein Zimmer und räumte sie weg, bis er Alan fragen konnte, wer sie waschen würde. Er legte noch ein paar Holzscheite nach und ließ sich dann auf sein Bett sinken. Nach anderthalb Stunden ruhigen Zeitvertreibs gelangte Alan zu der Überzeugung, dass er jetzt nach unten gehen könnte, ohne Damon auf die Nerven zu fallen oder ihn bei etwas zu stören. Außerdem hatte das Warten seinen Appetit nur noch gesteigert. Er wusste nicht, ob Damon ihn jetzt noch mit dem Wunsch einer Gegenleistung überraschen würde, aber falls nicht, dann wusste er nicht, ob er ihn darauf aufmerksam machen wollte. Einerseits fand er es in Ordnung, Damon dafür, dass er ihm sein Blut ab, einen Gefallen zu tun, andererseits befürchtete er immer noch, damit Versprechungen zu machen, die er nicht halten konnte, auch wenn es vielleicht gar nicht mehr so war. Leise klopfte er an Damons Tür und wartete auf ein Zeichen, eintreten zu dürfen. Damon richtete sich auf, als er das Klopfen hörte. "Herein." meinte er und blickte zu der Tür. Er hatte sich überlegt, keine Gegenleistungen mehr von Alan zu fordern, denn damit machte er sich nur falsche Hoffnungen und tat sich selbst weh. Er setzte sich ordentlich hin und wartete darauf, dass der kleinere Vampir näher heran kam. Das Schweigen, wenn er aus dem offensichtlichen Grund das Zimmer betrat, ließ ihn betreten beiseite schauen. Alan beeilte sich, aus der unmittelbaren "Schusslinie" musternder Blicke zu kommen und setzte sich neben Damon aufs Bett. Auch diesmal wusste er nicht, was er sagen sollte, obwohl es ja gar nichts zu sagen gab, er wollte einfach das Schweigen brechen. "Darf ich...?" brachte er schließlich hervor und sah von etwas weiter unten in Damons grün-braune Augen hoch. Damon blickte hinunter in Alans Augen und kam nicht umhin zu schmunzeln. So niedlich wie der Vampir jetzt aussah, hatte er ihn eigentlich noch erlebt und allein deswegen antwortete er nicht sofort. Er wartete jedoch auch nicht solange, dass Alan denken würde, er kostete dieses kleine Machtgefühl aus. Er nickte, immer noch lächelnd und strich sich die noch feuchten Haare aus dem Nacken. Er neigte den Hals und schloss dann abwartend die Augen. Selbstvertrauen war schon eine komplizierte Sache, sobald es Alan interessierte, was der andere von ihm dachte, sobald es ihm wichtig war, dass er eine gute Meinung von ihm hatte, wurde er unsicher, so wie jetzt. Das Dumme war nur, dass der Weißhaarige ja nie so genau wissen konnte, was Damon von ihm dachte. Er beugte sich zu dem Jüngeren und legte die Hände auf seine Schulter und seinen Oberkörper. Den Moment genießend beugte er sich über seinen Hals. Er konnte den Badezusatz riechen, den Damon eben benutzt hatte. Sanft legte er die Lippen auf seine Halsbeuge und begann dann zu trinken. Damon legte die Hände auf die Hüften des kleineren Vampirs, um ihn so ein wenig zu stützen und seufzte genießend auf, als er spürte, wie Alans Zähne in seinen Hals einstachen. Er wusste selbst nicht, warum es ihm so gefiel, von dem Vampir gebissen zu werden, vor allem, warum es ihm immer noch gefiel, denn so oft wie Alan ihn gebissen hatte, sollte man meinen, es wäre zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Alan lehnte sich an, um sich ganz auf den Geschmack seiner Lieblingssorte Blut zu konzentrieren. Wieder kam er nicht umhin, sich darüber Gedanken zu machen, warum es gerade Damons Blut war, das er so liebte. Der süßlich-herbe Geschmack mit seinen vielen Nuancen faszinierte ihn jedes mal aufs Neue, schimmernd und vielschichtig wie ein besonderer Teppich, es schmeckte sogar ein bisschen so, wie Damon roch... ein Geruch, an dem Alan immer mehr Gefallen fand. Er trank eine ganze Weile, bevor er sich seiner Gedankenlosigkeit bewusst wurde und langsam absetzte; er sollte wirklich lernen, sich zu mäßigen. Alan leckte kurz über die Bissstelle und hauchte dann aus einer spontanen Neigung einen Kuss darauf. Irgendwann würde er Damon sagen können, dass er sich zu ihm hingezogen fühlte und die Angst, ihn zu enttäuschen oder zu verletzen, ihn davon abhielt, sich ihm zu nähern. Damon war mit den Gedanken abgeschweift und so war auch ihm nicht bewusst gewesen wie lange Alan getrunken hatte. Als der Vampir sich löste, drehte er den Kopf in seine Richtung, ließ es aber leise aufstöhnend dann doch bleiben. Ihm war mit einem Mal total schwindelig und schlecht geworden und irgendwie hatte er das Gefühl, dass jemand von innen gegen seinen Kopf hämmerte, wenn er diesen zuviel bewegte. Offenbar war man auch als Vampir nicht gegen die Gefühle des Blutsverlusts immun, wie er leidig feststellte. Alan sah an den unsicheren Bewegungen und dem unsteten Blick des Größeren, dass er sich im wahrsten Sinne des Wortes zu viel herausgenommen hatte. "Entschuldige..." meinte er mit hörbarem Bedauern in der Stimme, auch weil er sich lieber besser im Griff gehabt hätte, als er es anscheinend tat. "Möchtest du etwas zurückhaben?" Es war ja nur gerecht, wenn er einen Teil wieder hergab, damit Damon nicht mehr so schlecht war. Damon ließ sich gegen die Wand sinken und wollte schon nicken, als ihm einfiel, dass das wohl keine so gute Idee sein würde und so ließ er ein leises, eher gehauchtes "Ja" vernehmen. Er öffnete die Augen einen Spalt weit, und stellte fest, dass er nun ein wenig besser sehen konnte. Er blickte kurz zögernd zu Alan, dann griff er nach dessen Handgelenk und blickte den Vampir fragend an. Er wollte schließlich vorher sichergehen, dass es dem Vampir recht war, wenn er ihn in die Pulsadern biss. Alan schüttelte sanft den Kopf und öffnete die Knöpfe, die seitlich angebracht den Rollkragen verschlossen. Er mochte das Gefühl nicht, ins Handgelenk gebissen zu werden, es war ihm irgendwie unangenehm und erinnerte ihn daran, wie er Damon davon trinken lassen hatte, um ihn zu seinesgleichen zu machen. Deswegen setzte er sich neben Damon an die Wand und drehte sich zu ihm, Damon musste sich jetzt nur noch ein wenig herbeugen und dann konnte er sich ein wenig Blut zurückholen. Damon wusste nicht wieso, aber er hielt Alans Handgelenk weiterhin sanft umschlossen. Vielleicht, weil es ihm im Moment einfach ein wenig Halt gab, wo sich der Rest seiner Umgebung zu drehen schien. Er beugte sich vor und versuchte sich zu konzentrieren, um Alan nicht wehzutun, dann biss er, so zärtlich es eben ging, da er sich im Moment vorkam wie ein ausgehungertes Raubtier, zu und nahm begierig das warme Blut auf, das alsbald aus Alans Wunde trat. Hilfsbereit hielt Alan ihn mit der freien Hand fest, unterstützte seine Bewegung, damit er nicht so taumelte. Er musste wirklich ganz schön viel getrunken haben, sein schlechtes Gewissen plagte ihn. Darum machte es ihm auch nicht viel aus, dass Damon so schnell trank, er hatte es doch verdient. Außerdem war der Biss nicht direkt unangenehm und die warme Hand, die sein Handgelenk umschloss, strahlte bezwingende Ruhe aus, so dass Alan sich entspannte und die Augen schloss, während er Damons Tun im Geiste mitverfolgte. Damon wurde langsam etwas ruhiger und als er merkte, dass zumindest dieses andauernde Schwindelgefühl verschwunden war, ließ er von Alan ab. Er seufzte leise und ließ sich dann ganz gegen die Wand sinken. Das hieß wohl, dass er morgen wirklich früh losmusste. Denn mit solch einem Durst konnte er wohl kaum in Ruhe mit Janis Cello lernen. Und er wollte den anderen auch nicht so lange warten lassen, deswegen musste er früh los, das nächstbeste Opfer nehmen und sich beeilen. Er seufzte leise, das würde ein ganz schön stressiger Morgen oder Abend werden, wie er betrübt feststellte. Alan bemerkte, dass seine Schöpfung mit den Gedanken woanders war, und zog leicht gekränkt einen Schmollmund, obwohl er sich eingestehen musste, dass er überhaupt keinen Grund zu so einer Reaktion hatte. Es zog ihn trotzdem irgendwie herunter und schmälerte den Genuss von eben. Aber er wollte jetzt nicht einfach aufstehen und gehen, er wusste zwar, dass er Damon ausnutzte, obwohl es ihm nicht gefiel, aber so deutlich zeigen wollte er es erst recht nicht. Lieber hätte er noch ein wenig die ruhige Gegenwart des Rothaarigen genossen, aber wenn er geistig abwesend war, war es nicht das Gleiche. Alan fand es bescheuert, dass er selbst wollte, dass Damons Gedanken sich mit ihm beschäftigten und so vertrieb er sich die Zeit, bis sie es tatsächlich wieder taten, damit, dieser kleinen Stimme irgendwie das Maul zu stopfen. Damon hatte sich schließlich ganz aufs Bett gelegt und für einen kurzen Moment wünschte er sich einen Kaffee. Bis ihm einfiel, dass er nun kein Mensch mehr war und er als Vampir leider nicht mit so einfachen Mitteln seinen Kreislauf auf Fordermann bringen konnte. "Tut mir leid, irgendwie..." erfuhr sich über die Stirn, "fühlt sich mein Kopf vollkommen leer an." stellte er dann fest, da er meinte Alan anzusehen, dass er sich zu Tode langweilte. Alan kaute ein oder zwei Minuten auf dem Satz herum. "Und was willst du mir damit sagen?" gab er sein Unverständnis dann zu, während er Damon ansah, weil er gerade so praktisch vor ihm lag. Theoretisch hätte er erwartet, dass er das nicht tun wollte, aber er hatte nicht das Gefühl, dass Damon ihm irgendetwas ansah, von dem er nicht wollen könnte, dass Damon es wusste. Er selbst wusste zwar, dass er sich zu Damon hingezogen fühlte, aber noch war es seine Sache und er konnte entscheiden, was er damit anfing, ohne sich vor Damon eine Blöße zu geben. "Ich weiß auch nicht." antwortete Damon seufzend, "du siehst nur so gelangweilt aus, da dachte ich mir, es ist besser, ich sage dir, dass mir kein Gesprächsthema einfällt." antwortete er dann und schloss die Augen. Hoffentlich wurde das morgen alles nicht noch schlimmer. "Aha... na dann reden wir eben nicht." Schlussfolgerte er überaus geistreich die naheliegendste Konsequenz. "Soll ich wieder gehen?" Irgendwie sah Damon ja so aus, als brauchte er ein wenig mehr Ruhe, obwohl es Alan wunderte, dass er diesmal so durchhing, so viel hatte er ja nun auch wieder nicht getrunken, außerdem hatte er Damon doch etwas von seinem Blut abgegeben. Vielleicht lag es ja noch an irgendetwas anderem... Unterschwellig hatte Alan plötzlich das Gefühl, dass Damon ihm etwas verschwieg, doch er versuchte das Gefühl zu vertreiben, denn er hatte nicht das Recht zu verlangen, dass Damon jede Handlung bis ins Detail vor ihm rechtfertigte. Aber das Gefühl, dass Damon sich langsam ein wenig von ihm entfernte, tat ihm doch weh, auch wenn er diesen Wunsch nach Nähe weder gewollt hatte noch zeigen konnte. Damon öffnete die Augen und blickte zu Alan "Nein nein, bleib ruhig. Ich mag deine Gesellschaft." antwortete er dann lächelnd. Es war doch etwas anderes, ob man alleine in einem Raum war oder man Gesellschaft hatte, obwohl man sich nicht unterhielt. Und im Moment wollte er nicht alleine sein. Langsam ging es ihm auch wieder ein wenig besser, sodass er sich wieder aufrichtete. Also blieb Alan eben. Träge angelte er sich ein Kissen, lehnte es hinter sich an die Wand und kuschelte sich dagegen. Dann schweigen sie eben... bevor sie nur sinnlos herumpalaverten und sich am Ende wieder stritten... Da war das immer noch besser. Aber es gefiel Alan nicht so recht, hier so still auf dem Bett zu liegen, je länger er Damon betrachtete, weil er das Zimmer ja schon längst kannte, umso größer kam ihm die Distanz zwischen ihnen vor. Damon blickte zu Alan hinauf und hatte das Gefühl, dass sich dieser nicht sonderlich wohl fühlte. "Aber wenn du nicht magst, dann musst du natürlich nicht bleiben." antwortete er deswegen sofort, da er nicht wollte, dass Alan nur blieb, um ihn einen Gefallen zu tun. Aber irgendwie glaubte er nicht, dass Alan das so unbedingt tun würde. Auch er merkte langsam, dass die Distanz zwischen ihnen gar nicht so gering geworden war, wie er gedacht hatte. "Doch, ich möchte schon..." Alan ließ das Satzende unvollendet in der Luft hängen und schüttelte den Kopf. Er wollte ja bleiben, nur die Distanz störte ihn plötzlich so, obwohl er sie doch früher absichtlich aufrechterhalten hatte. Noch so ein Fehler...! Aber er hatte ja auch nicht wissen können, dass sich seine Einstellung dazu so ändern würde. Ein wenig fühlte er sich wie auf dem Rückweg vom Schneider; er wollte den Abstand zwischen ihnen gern verringern, doch er wusste nicht recht, was er tun sollte, wenn er tatsächlich in Damons Nähe kam. Damon lächelte und seufzte leise. "Das ist schön." meinte er glücklich und zufrieden und richtete sich wieder auf. So schnell wie dieser seltsame 'Anfall' gekommen war, genauso schnell war er anscheinend wieder vorbei, denn er fühlte sich nun wieder vollkommen gesund und munter, obwohl es wohl besser war, wenn er morgen Abend erstmal ein Opfer fand. Er lehnte sich mit dem Rücken zur Wand und blickte zu Alan. "Das geht so nicht mehr." Meinte Alan plötzlich unvermittelt. "Jedes Mal hab ich ein wenig mehr das Gefühl, dich auszunutzen und ich hasse es, wenn ich dir nicht mehr in die Augen sehen kann. Früher war das ja in Ordnung, wenn man aus der Übung kommt, ist es ja relativ einfach, Menschen bloß als Nahrungsmittel anzusehen..." Er rieb sich den Nacken und sah einen Moment zur Seite, bevor die blaugrauen Augen wieder auf Damon ruhten, "Aber jetzt sind wir beinahe gleich. Ich möchte, dass es wieder ein richtiger Handel ist." Bat er, bemerkte nicht, dass seine Augen beinahe flehendlich die Bitte unterstrichen. Damon war doch sehr überrascht und erstaunt darüber, dass Alan so plötzlich und so unerwartet etwas von seinem Gefühlsleben preisgab. Normalerweise kam man ja nur sehr schwerlich an den anderen heran. Ein wenig unsicher blickte er zurück. "Ich wüsste aber nicht was du mir als Gegenleistung geben könntest." antwortete er dann vorsichtig. "Einerseits habe ich nicht das Gefühl, dass du mich ausnutzt, wirklich nicht. Ich gebe dir mein Blut schließlich freiwillig, weil ich es in Ordnung finde. Andererseits würde mir nur einfallen das ich dir keine miete mehr zahlen müsste, aber das erscheint mir nicht als guter Ausgleich und dann würde ich das Gefühl haben dich auszunutzen." er seufzte leise und blickte dann wieder direkt in Alans Augen "Es ist in Ordnung so wie es ist." Alan hörte zu und sah auf seine Hände. "Aber _ich_ finde es nicht in Ordnung, wenn du leer ausgehst." Protestierte er matt, schließlich konnte er kaum dagegen sprechen, wenn Damon einfach keine Gegenleistung wollte. Aber warum denn nicht? Es musste doch etwas geben... Damon hatte schon Recht, er brauchte die Miete. "Vielleicht fällt dir ja doch noch was ein, wenn du darüber nachdenkst." Äußerte er noch hoffnungsvoll, bevor er wohl oder übel das Thema wechseln musste. "Mir fällt aber nichts ein, das genau so nichtig und gleichzeitig bedeutend wäre, wie das Blutsaugen." antwortete Damon, obwohl er wusste, das er Alan damit keinen Gefallen tat. Aber er wollte wirklich nichts. Er hätte irgendwo doch gerne geantwortet, das er dafür gerne einen Kuss bekommen hätte, oder das Alan mit ihm hin und wieder das Bett teilen würde, aber irgendwie wollte er das nicht mehr. Er wollte sich nicht mehr Illusionen hingeben und er hatte auch das Gefühl, das er das langsame Näher kommen von ihnen verfälschen oder gar verhindern würde. Nein, wenn dann wollte er, das Alan all das tat, weil er ihn liebte oder ihm nahe sein wollte und nicht weil er sein schlechtes Gewissen beseitigen wollte. "und wenn es dich so stört... es zwingt dich schließlich keiner mein Blut zu trinken." Das wirklich Dumme war nur, dass Alan genau das gerade versuchte. Er wollte Damon wieder näher kommen und deswegen hatte er versucht, über den Handel einen Vorwand dafür zu bekommen. Er hatte gehofft, dadurch irgendwie rückgängig machen zu können, dass er sich Damons Berührungen und kleine Zärtlichkeiten verboten hatte. Nur fürchtete er, wenn er es auf direktem Wege versuchen würde, dass er Damons Erwartungen vielleicht nicht erfüllen und ihn damit verletzen würde. Alan wusste einfach nicht, in wie weit er sich bei wirklich aufrichtiger Zuneigung schon selbst trauen konnte. Zumindest hatte er schon dahingehend Fortschritte gemacht, dass er sich Damon und dem Bann seiner Berührungen nicht mehr so hilflos ausgeliefert fühlte. Man sah recht deutlich die Betrübnis über diese Antwort in Alans Gesicht, bevor er sie harsch verscheuchte, um sich jetzt nicht dem Selbstmitleid hinzugeben. "Das kann ich nicht und ich will es auch nicht." Damon glaubte einen Augenblick lang Betrübnis in den Augen des älteren Vampirs zu lesen, aber er konnte sich nicht recht erklären woher diese stammte. Hätte Alan ihm den Handel, das er Blut gegen einen Kuss tauschen würde angeboten, so hätte er wohl kaum nein gesagt, zumindest nicht sofort. Aber ihm waren Alans Worte das er ihn beim nächsten Kuss beißen würde noch gut im Gedächtnis. Zwar hatte er keine Angst vor dem gebissen werden aber er wusste zu deutlich welche eigentliche Aussage in dem Satz steckte und er ging nicht davon aus das es sich groß geändert hatte. "dann wird sich die Situation wohl nicht groß ändern. Aber wenn mir etwas geeignetes Einfällt können wir ja nochmals darüber reden" Alan traute sich einfach nicht, das auszusprechen, obwohl er tatsächlich daran gedacht hatte, denn objektiv betrachtet, klang das mehr als billig und es hätte wohl nicht mehr erreicht, als dass Damon dann glaubte, dass ihm diese Zärtlichkeiten nicht allzu viel bedeuteten. So seufzte er nur, mit dem Ausgang des Versuchs mehr als nur unzufrieden. Aber eigentlich hätte er das doch erraten können, überlegte er sich im Nachhinein, denn es hörte sich so ähnlich an, wie als er ihm damals im Bad den Kuss angeboten hatte und das hatte er ja tatsächlich nur getan, um sein Gewissen zu beruhigen, nicht weil es ihm etwas bedeutet hatte. "Was könnten wir noch machen? Ich werde irgendwie gerade so hibbelig." Ließ er nach einer ganzen Weile, während der sie einfach nur geschwiegen hatten, verlauten. Damon kam nicht umhin über den plötzlichen 'Ausbruch' des anderen zu lachen. "ich weiß nicht, um raus zu gehen ist es viel zu kalt" antwortete er. Er hatte noch nicht viele Abende in Alans Nähe verbracht. Jedenfalls noch nicht viele in denen sie sich so nahe gestanden hatten wie jetzt, daher wusste er auch nicht was man jetzt groß tun könnte. Er wusste auch gar nicht welche Möglichkeiten Alan in diesem Haus hatte, er kannte es schließlich nicht so genau. "Dann gehen wir eben nicht raus." So langsam fiel auch Alan auf, dass er sich gerade ziemlich kindisch verhielt, doch neuerdings war er der Meinung, dass man sich nicht immer erwachsen und kontrolliert verhalten musste, ein bisschen Entspannung tat ihm eigentlich ganz gut. "Lass uns... etwas spielen." Er suchte in seinem Gedächtnis nach etwas, das er mit Damon spielen könnte. "Kannst du Schach spielen? Das hab ich schon lange nicht mehr gemacht und da wir unsere Gedanken nicht kennen, ist es auch nicht so sinnlos, wie mit jemand anderem." "Schach?" Damon sah Alan etwas ratlos an, denn er wusste nichts mit diesem Wort anzufangen. Er konnte sich zwar denken das es ein spiel von adeligen war und das es wohl was mit denken zutun hatte, aber mehr wusste er nicht. Andererseits war es ihm auch ein wenig unangenehm, vor Alan zugeben zu müssen, dass er nicht so viel wusste wie dieser. "Ich... ich weiß nicht, was das ist. Ich meine, in meinem Stand hat man keine Zeit für Spiele. Und wenn man Zeit hat, dann verbringt man sie mit Singen oder zusammen mit der gesamten Familie, wenn du verstehst, was ich meine." antwortete er nach einer Weile zögernd. "Nicht?" Alan sah ihn total erstaunt an. Dass man als Angehöriger eines unteren Standes kaum Gesellschaftsspiele kannte und dazu auch gar keine Zeit hatte, hatte er nicht erwartet. Er biss sich ein wenig schuldbewusst auf die Lippe, denn er schien Damon mit seinem Vorschlag doch ziemlich brüskiert zu haben. Je mehr er sich mit Damon ernsthaft auseinander setzte, umso mehr Bildungslücken schienen sich auch bei Alan selbst aufzutun, denn mittlerweile konnte er zwar von sich sagen, dass er eine menge Wissen angehäuft hatte, aber was das Soziale anbelangte, war sein Wissen wohl doch mehr als lückenhaft. "Hättest du denn Lust, es dir erklären zu lassen?" versuchte er es vorsichtig, lenkte dann aber ein, dass sie genauso gut auch etwas anderes tun könnten, als zu spielen. "nun ich kenne es ja nicht, aber ich bin zumindest bereit es mir erklären zu lassen. dann kann ich immer noch entscheiden ob ich es spielen möchte oder nicht" antwortete Damon lächelnd. Er war schließlich auch keiner der alles was vom Adel kam kategorisch ablehnte. Er hoffte nur dass das nicht allzu langweilig war und er es begreifen würde. "Dann lass uns in die Bibliothek gehen..." Schlug Alan, den der Eifer packte, vor und zog Damon einfach an den Händen hinter sich her. In der Bibliothek angekommen, ließ er ihn auf dem grünen Sofa zurück, auf dem er Damon damals auch verboten hatte, ihn ständig zu berühren, und kam nach einer Weile mit einer großen Schachtel zurück. Vorsichtig stellte er sie auf den Couchtisch und klappte den schwarz-weiß gemusterten Deckel auf, klaubte sämtliche Figuren heraus, und stellte sie dann zwischen Damon und sich auf das grün gepolsterte Sitzmöbel. "Also, Schach ist ein Strategiespiel, das man zu zweit spielt. Alle schwarzen Figuren stehen auf der einen Seite des Bretts und die weißen stehen ihnen gegenüber." Er grinste und sah zu Damon auf. "Ziel des Spiels ist, diese Figur" Er suchte die Könige aus dem Figurenberg heraus und stellte sie auf das Brett, "So durch die eigenen Figuren zu bedrohen, dass er sich nicht mehr bewegen kann, ohne geschlagen zu werden." Damon hatte es sich auf dem grünen Sofa gemütlich gemacht und hörte Alans Erklärungen geduldig zu. Bis jetzt hörte es sich nicht sehr kompliziert an, was ihn sehr freute, aber er war sich sicher, dass der schwierige Teil noch kommen würde. "verstanden" murmelte er um Alan zu zeigen, dass er weiter erklären konnte. er musterte den ganzen Haufen an Figuren und fragte sich, wozu sie alle gut sein sollten. Wenn das wirklich ein Strategiespiel war, so würde es bestimmt lange dauern, durch die Figuren an die Figur heranzukommen, die leichte Ähnlichkeit mit einem König hatte. Alan sortierte behände die Figuren nach Farbe und stellte sie auf dem Brett auf, so wie sie stehen mussten. "Wenn du dir vorstellst, dass du der König bist, dann ist der Rest sozusagen dein Hofstaat. Und am Hofstaat gibt es die verschiedensten Leute. Zuerst einmal hast du viele Bauern." Er tippte einen an und nahm ihn vom Brett, "Pro Spielzug kannst du ihn um ein Feld vorwärts bewegen. Außer beim ersten Mal; wenn der Bauer auf seinem Startplatz steht, kannst du ihn auch um zwei Felder vorziehen..." Fantasievoll und mit sichtlichem Elan erklärte der Kleinere seinem Schüler auch die anderen Figuren und Zusammenhänge, was sie konnten, was sie nicht konnten. "Es gibt auch noch Spielzüge, bei denen man ausnahmsweise mehr als eine Figur bewegen darf, aber die lassen wir am besten erstmal weg. Das wird zu kompliziert." Alan stellte alle Figuren auf ihre Ausgangspositionen zurück. "Willst du es probieren?" Damon versuchte sich alles zu merken und war wirklich erleichtert darüber, dass Alan weitere Regeln erstmal auslassen würde. Er betrachtete das Spielfeld und ging noch einmal alles im Kopf durch. Es würde bestimmt nicht gut sein, Alan im Spiel nach den einzelnen Möglichkeiten der Figuren zu fragen, da dieser so vielleicht seine evtl. vorhandene Strategie durchschauen könnte. "Wir können es ja mal versuchen." erwiderte er dann und lächelte leicht. "Es klingt bis jetzt eigentlich ganz gut." Alan lächelte erfreut. "Ich nehme mal nicht an, dass du unbedingt anfangen möchtest, oder?" Außerdem spielte der Ältere lieber mit Weiß, er konnte seine Vorliebe nicht erklären, er mochte die weiße Seite einfach mehr. Er kuschelte sich tiefer in die Kissen und bewegte seinen ersten Bauern. Er erwartete nicht, dass Damon sofort zog und richtete sich auf ein gemächliches Spiel ein, ohne dass er Damon durch die Züge hetzen würde. Die Nacht war immerhin noch lang genug und Damons Mimik gab einstweilen genug für die Beschäftigung zwischen den Zügen her. Damon kam zu dem Schluss, dass das ein Spiel war, wie es sich nur Adelige hatten ausdenken können. In seiner Schicht hatte man so wenig Zeit miteinander und für einander, sodass man die Abende nicht damit verbrachte, stillschweigend über einem Spiel zu verbringen. Stattdessen wurde gesungen, gelacht, erzählt und die wenige Zeit zusammen genossen. Er blickte kurz zu Alan, irgendwie konnte er sich den Kleineren so nicht vorstellen, ob er als Kind auch schon so schweigsam und still gewesen war? Damon streckte die Hand aus und setzte einen seiner Bauern. Umgekehrt konnte Alan sich schlecht in die Art der Ärmeren einfühlen, es fiel ihm schwer, sich selbst ausgelassen zu sehen, weil er sich nur an wenige Momente erinnern konnte, in denen er es gewesen war. Der Adel wusste doch vor lauter Standesbewusstsein und Würde gar keine Umgangsformen mehr, auf der man sich so benehmen durfte, ohne einen Fauxpas selbst im familiären Bereich zu riskieren. Aber so war er eben erzogen worden, vielleicht fiel es ihm deswegen so schwer, etwas aus sich heraus und auf Damon zuzugehen. Er hatte immer das Gefühl, sich damit angreifbar zu machen oder der Kritik anderer, Damon eingeschlossen, auszusetzen. Sie spielten gelassen und Alan bemerkte, wenn Damon zögerte und sich an die Funktionen einer Figur zu erinnern versuchte, aber trotz der kleinen Fallen, die Alan ihm stellte, schien er den Überblick zu behalten und sich kleinere Zugfolgen auszudenken. Damon merkte mit der Zeit, dass ihm dieses Spiel gar nicht mal so schlecht gefiel. Es war bestimmt ein Zeitvertreib, mit dem man sich hin und wieder beschäftigen konnte, wenn er sich auch nicht vorstellen konnte, Stunden damit zu verbringen. Es lag wohl auch zum Teil daran, dass er hin und wieder kleine Erfolge erzielte, dass ihm das Spiel ein wenig gefiel und nicht langweilte. Auch dass Alan nicht ungeduldig dreinblickte, wenn er mal was länger brauchte, ermunterte ihn und er konnte sich vorstellen, diesen Abend zu wiederholen, auch wenn er merkte, dass er wohl am Verlieren war. Alan baute langsam, Zug um Zug seine Strategien aus, zog allmählich die Schlinge enger, wenn er es auch nicht so plötzlich tat, dass Damon sich einer Wand gegenüber sah und entmutigt wurde. Vielmehr genoss er dieses nicht zu aggressive Spiel, denn die meisten spielten ja nur auf den schnellstmöglichen Triumph hin. Jetzt bemerkte er nicht einmal, wie die Zeit verging, er genoss das ruhige Schweigen, die kurzen Blicke im Einvernehmen zwischen ihnen. Damon einfach so beim Spiel beobachten zu können, tat ihm aus unerklärlichen Gründen wirklich gut. Damon merkte langsam, dass Alan sich eine Strategie ausgedacht hatte, der er jetzt unmöglich entkommen konnte. Aber aufgeben kam nicht in Frage, auch wenn der Sieg hoffnungslos war, aber es ging ja ums Spielen und nicht um das Gewinnen. Überlegend setzte er einen Bauern, auch wenn er im nächsten Moment gewahr wurde, dass er diesen wahrscheinlich gleich verlieren würde. Auch ihm tat es gut, einfach mit Alan zusammen zu sitzen und sich nicht zu streiten. Alan schien sich zunächst nicht für den preisgegebenen Bauern zu interessieren und zog einen Turm, so dass er mit dem nächsten Zug das erste Mal Schach geben konnte. Gleichzeitig brachte er sich seinem zweiten Ziel näher, Damons Dame endlich zu beseitigen, nachdem sie ihm so oft in die Parade gefahren war und ihm einige wichtige Figuren geschlagen hatte, die er unvorsichtig platziert hatte. Vielleicht konnten sie ja öfter den Abend auf diese Weise verbringen. Damon wunderte sich, warum Alan seinen Bauern nicht angriff, doch dann erkannte er, dass seine Dame in Gefahr war und brachte sie in scheinbare Sicherheit. Er blickte kurz zu Alan, dem das Spiel wohl ebenso zu gefallen schien, und das freute ihn, denn es zeigte ja, dass er sich gar nicht so doof anstellte, wie er hin und wieder gedacht hatte. Erwartungsvoll bewegte Alan den Springer und brachte ihn in die entscheidende Position. Wenn Damon jetzt nicht eine Möglichkeit entdeckte, die er übersehen hatte, dann gehörte die Dame mit dem nächsten Zug ihm und außerdem stand er dann im Schach. Gespannt wartete er darauf, dass Damon sich zu den Figuren vorbeugen, mit der linken Hand die hervor gerutschte Haarsträhne aus dem Gesicht streichen und geräuschlos eine Figur über die schwarzweißen Felder schieben würde. Damon hatte das Gefühl, dass er gar keine Möglichkeiten mehr hatte, irgendetwas zu tun, dass es egal war, welchen Zug er machte, Alan würde gewinnen. Er machte sich daraus aber nichts, beugte sich nach vorne und setzte einen seiner Läufer. Er lehnte sich zurück und strich sich eine Haarsträhne zurück hinter das Ohr. So fixiert auf den finalen Zug, der Damon seine Dame kosten würde, zog Alan ohne noch einmal alles nachzuprüfen und übersah, dass er zwar die Dame bekam, gleichzeitig aber eine andere Figur, die der Springer vorher unabsichtlich gedeckt hatte, dem eben bewegten Läufer preisgab. Das bemerkte er erst, als er sich wieder aufrichtete. Das Spiel lief allmählich fließender, vor allem von Damons Seite aus, da er so langsam die Spielregeln zu verinnerlichen schien und nicht mehr bei jedem Zug darüber nachgrübeln musste, und darüber freute er sich, denn falls ihm das Spiel gefiel, würden sie sich nicht mehr so stur anschweigen, wenn Alan sich mal wieder nach ihm sehnte und sie aber nicht nur miteinander reden wollten. Damon bemerkte es. nicht sofort, aber spätestens dann, als Alan so seltsam guckte. Er lächelte und setzte seinen Turm, klaubte die Figur vom Bett und strahlte. Er konnte nicht verhehlen, dass es ihn freute, Alan noch eine Figur gestohlen zu haben, auch wenn er vielleicht nicht gewinnen würde. Er wusste, dass das ein wenig kindlich, wenn nicht gar kindisch war, aber schließlich sollte das Spiel ja Spaß machen. Alan runzelte die Stirn und sah ihn erstaunt an. Das war ja gemein ausgenutzt, aber es war schon richtig. Und es sah niedlich aus, wie Damon sich über das Erfolgserlebnis freute. Jetzt musste er sogar umdenken, um Damon trotzdem zu besiegen, auch wenn er allmählich immer erfolgreicher darin wurde, Damon ins Schach zu drängen. Lange würde das Spiel nicht mehr dauern. Damon versuchte immer wieder Alans Fallen zu entkommen, aber er war noch zu ungeübt, um darin Erfolg zu haben. Und so kam es, wie es kommen müsste, Damon war Schachmatt und Alan hatte gewonnen. Obwohl Damon nun wirklich kein schlechter Verlierer war, zumindest nicht in solchen Dingen, ärgerte es ihn ein wenig. Aber er tröstete sich damit, dass er einfach noch blutiger Anfänger war und gegen einen Vampir mit Jahrhunderten langer Erfahrung wohl kaum eine Chance haben konnte. Neugierig beugte sich Alan vor und versuchte Damon ins Gesicht zu sehen. "Schmollst du jetzt?" fragte er grinsend. "Falls du irgendwann mal gegen mich gewinnst, kannst du dir was wünschen." Stellte er nebenbei in Aussicht und räumte die Schachfiguren in die Kassette zurück. Das Morgengrauen hatte bereits begonnen und Alan gähnte hinter vorgehaltener Hand. "Ich glaub, ich geh ins Bett." Meinte er. Ob Damon noch wach blieb? Er wollte nicht zu neugierig erscheinen und so erhob er sich, ohne danach gefragt zu haben. "Ich schmolle zwar nicht, aber ich nehme dein Angebot trotzdem dankend an." erwiderte Damon lächelnd und blickte hinaus zum Fenster. Erschrocken bemerkte er, dass es schon fast Morgen war. Das hatte er gar nicht bemerkt, wie doch die Zeit verflog. Hätte ihn jemand gefragt, so hätte er ihm geantwortet, dass Schach bestimmt kein Spiel war, mit dem man sich über so einen langen Zeitraum beschäftigen konnte. Als Alan sich erhob, stand er ebenfalls auf. "Gute Nacht." meinte er an den anderen gewandt, als sie an die Treppe kamen, die Damon hinunter gehen musste, um zu seinen Räumen zu gelangen. Sicher, jeden Abend würde er dieses Spiel nicht spielen können, aber es war doch eine recht spannende Abwechslung gewesen. "Dir auch eine gute Nacht." Erwiderte Alan und ging nach oben. Es war wirklich ein friedlicher Abend gewesen. So ganz ohne Streit kam erst zur Geltung, dass Damon trotz des deutlichen Bildungsunterschieds eine gute Gesellschaft war. Und sie hatten viel Zeit, so dass Alan ihm noch eine Menge beibringen konnte. Ohne darauf zu achten hatte er das Zimmer verdunkelt, sich entkleidet und lag im Bett. Er war zwar ein wenig müde, doch auch ziemlich neugierig, was der nächste Tag bereithalten würde, ein Gefühl, das er lange nicht mehr verspürt hatte. Damon hatte das Gefühl, das erste Mal, seitdem er hier war, wirklich zufrieden mit dem Ablauf eines Tages zu sein. Zufrieden und irgendwie innerlich ausgeglichen dunkelte er sein Zimmer ab und zog sich Stiefel und Oberteile aus, legte sich dann in sein Bett. Und zum ersten Mal fand er es doch ein wenig schade, dass er morgen wieder Cello spielen musste und Alan alleine lassen würde. Irgendwie seltsam, wo er doch die Cellostunden genommen hatte, um Abstand von dem Kleineren zu bekommen. Aber irgendwie schienen sie sich seitdem näher zu kommen. Kapitel 11: Chapter 11 ---------------------- Chapter 11 Nacht 39 Alan erwachte erst eine Stunde nach dem Einbruch der Dunkelheit. Ernesto und Julian schienen, ihren Gedanken nach zu urteilen, gerade zu gehen, von Damon hörte er, wie inzwischen üblich, gar nichts. Schade eigentlich. Schlief er noch? Oder war er schon aufgestanden, womöglich schon wieder verschwunden? Leise eine ihm unbekannte Melodie summend zog er sich an, heute in Dunkelblau und Cremeweiß. Heute war die dritte Nacht, nach der Niederlage im Duell, er musste noch immer aufpassen, dass ihn niemand von der feinen Gesellschaft zu Gesicht bekam. Nach drei Tagen war ein einigermaßen guter Zustand für einen Menschen mit einem Schulterdurchstoß, der sehr langsam heilte, einfach noch zu unwahrscheinlich. Was könnte er also mit dem Tag anstellen? Damon war schon bei beginn der Abenddämmerung aufgewacht, er hatte Ernesto und Julian einen Zettel geschrieben, das sie ihn wecken sollten. Immerhin wollte er nicht wieder zu spät kommen und er wollte nicht immer rennen müssen. So war er schon längst aus dem Haus, als Alan erwachte und hatte die kleine Stadt schon fast erreicht. Ob Alan ihn vermissen würde? fragte er sich, als er durch das Stadttor ging. Natürlich hätte Alan ihn sofort vermisst, wenn er schon gewusst hätte, dass Damon gar nicht mehr da war. So überlegte er gerade, ob sich ein Vorwand finden ließ, so dass er nicht grundlos angekleckert kommen musste. Ihm fiel keiner ein. Also machte er einfach einen Rundgang durch sein Haus, dann würde Damon ihm sicher über den Weg laufen. Tat er aber nicht und da Alan befand, dass er lange genug darauf gehofft hatte, sah er in seinem Zimmer nach, doch Damon war zu seinem Leidwesen schon wieder ausgeflogen. Schmollend trollte er sich in die Küche, um ein bisschen zu schnuppern, Essen konnte er ja nicht mehr. Lucael saß derweilen an seinem Schreibtisch und überlegte, was er die heutige Nacht unternehmen konnte. Er war die letzten Tage durch das Land gereist, um ein paar Geschäfte zu tätigen, was natürlich länger dauerte, wenn man nur des Nachts reisen konnte und hatte so erst gestern von dem 'schlimmen' Ereignis erfahren, das Alan zugestoßen war. Zwar fand heute wieder ein Ball statt, aber er bezweifelte, dass Alan dort erscheinen würde und irgendwie hatte er keine Rechte Lust dort hinzugehen, wenn keine Aussicht auf eine angenehme Gesellschaft bestand. Er beschloss also Alan einen Besuch abzustatten. Dieser langweilte sich bestimmt und er war schon lange neugierig auf Alans 'Schützling'. Eigentlich war das eine gute Gelegenheit, um den anderen zu besuchen und den mysteriösen Rothaarigen in Augenschein zu nehmen. Zwar bezweifelte er, dass Alan besonders erfreut war, wenn er einfach ungemeldet erscheinen würde, aber selbst ein schlechtgelaunter Vampir war ihm lieber als eine weitere Nacht mit Langeweile zu verbringen. So ging er hinunter, sattelte sein Pferd und ritt aus der Stadt zu Alans Villa. Zuerst glaubte er, dass niemand anwesen war, denn alle Lichter der Eingangsfront des Hauses waren gelöscht, doch als er um das Haus herum ging und es begutachtete, entdeckte er ein hell erleuchtetes Zimmer, das sogar einen Balkon aufwies. Er überlegte noch kurz, was er mit seinem Pferd machen sollte, befand dann aber, dass es sicher nicht hinaus finden würde, er selbst hatte ja nur hinein gefunden, weil er immer wieder als Fledermaus verwandelt ausgekundschaftet hatte, welchen Weg er einschlagen musste. Er ließ es also einfach laufen, verwandelte sich und flog hinauf zum Balkon. Dort verwandelte er sich wieder in seine menschlichte Gestalt, strich seine Kleidung glatt und klopfte höflich an die Balkontür. Pflichtbewusst hatte Alan mal wieder versucht, sich mit der Buchhaltung herumzuärgern, aber gerade dabei langweilte er sich noch mehr, als wenn er gar nichts tat. Also tat er gar nichts und langweilte sich trotzdem. Sogar ein wenig aufgeräumt hatte er schon. Der Weißhaarige schreckte hoch, als es an der Balkontür klopfte und bekam große Augen, als er Lucael dahinter ausmachte. Was machte der denn hier? Woher wusste er überhaupt, wo er wohnte? Der murmelnde Fluss der vampirischen Gedanken erinnerte ihn daran, dass er es wahrscheinlich schlicht und ergreifend aus seinem Kopf hatte. Eilig stand er auf und ließ ihn herein. Lucael hatte es wirklich zum Teil aus Alans Kopf, zum anderen war es nicht schwer gewesen, aus seiner Haushälterin herauszubekommen, wo hier in der nähe eine ziemlich einsame und abgelegene Villa war. Wie es sich angehört hatte, war das Anwesen für die Stadtbewohnter ein Spukhaus, zumindest für die Abergläubischen unter ihnen. "Guten Abend." meinte er lächelnd, als er eingelassen wurde und trat hinein, blickte sich neugierig um und sah dann wieder zu Alan. "Entschuldige, dass ich hier so unvermittelt reinplatze, aber ich habe gestern von deinem Unfall gehört und ich dachte mir, dass es sicher nicht schaden kann, dir einen Krankenbesuch abzustatten." Alan nickte. Er war nicht wirklich sauer über den unangekündigten Besuch, vielmehr dankbar für die Abwechslung. „War bloß ein etwas besserer Kratzer.“ Spielte Alan den Vorfall herunter, „Ich hab mich für die nächsten Bälle damit wohl abgemeldet. Aber ob ich mich allein oder unter den feinen Herrschaften langweile, macht keinen so großen Unterschied.“ Er konnte sich gedanklich gerade noch auf die Zunge beißen, um den Gedanken nicht für Lucael hörbar weiter zu vertiefen. Lucael lachte leicht, "Nur ein kleiner Kratzer? Du hättest hören sollen, wie besorgt dieses kleine Mädchen der Gräfin von M. war." erzählte er dem anderen leicht schmunzelnd, stutzte dann aber. "Du langweilst dich? Was ist denn mit deinem Untermieter? oder ist er wieder ausgezogen?" fragte er ein wenig verwirrt nach. „Nein, der ist schon noch da.“ Wehrte Alan ab, „Oder was heißt ‚da’. Er wohnt noch hier, aber er ist oft stundenlang verschwunden, wahrscheinlich irgendwo in der Stadt, und beschäftigt mich nicht.“ Er zog es etwas ins Lächerliche, um nicht wie die besorgte Hausfrau dazustehen. „Setz dich doch. Irgendwo.“ "So eine Gemeinheit, aber jetzt hast du ja mich." antwortete Lucael freundlich und machte es sich auf dem Diwan bequem, der einfach so einladend dagestanden hatte. Ein wenig schade fand er es ja doch, dass Alans Untermieter nicht zugegen war. aber andererseits… dann hatte er einen Grund, Alan erneut zu besuchen, falls dessen Untermieter nicht wiederkam. „Und, hast du dich verlaufen?“ fragte Alan interessiert und setzte sich dazu. „Oder ist der Irrwald zu leicht für dich?“ Er bekam ja nicht gerade oft Besuch von fremden Vampiren, die den Weg nicht kannten, und so wollte er gern wissen, für wie schwer ein Nichtmensch seinen natürlichen Menschenschutz hielt. Lucaels Gedanken waren unbestimmt, er konnte nur vage Neugier auf Damon aus ihnen heraushören und da sie nur so vage waren, konnten sie den Weißhaarigen nicht so beschäftigen, als dass das Gespräch überflüssig gewesen wäre. "Er ist schon geschickt angelegt, keine Frage." erwiderte Lucael und schmunzelte bei Alans Frage. Der andere schien ja wirklich sehr darum besorgt, seine Privatsphäre zu erhalten. "Aber für mich war es recht einfach, da ich mich immer wieder verwandeln konnte und den Weg ausspionieren konnte." erklärte er dem anderen dann. „Aber es hat doch ein wenig länger gedauert, als ich gedacht hätte." Alan nickte. So langsam schienen ihm die belanglosen Themen erschöpft zu sein, so dass er sich zu fragen begann, weshalb Lucael wirklich hergekommen war. Seine Gedanken sagten darüber nichts aus. Aber nur sehen zu wollen, ob alles in Ordnung war, war doch recht wenig. Zumal er ja mittlerweile gesehen hatte, dass mit seiner Schulter wieder alles ok war. Der Schwarzhaarige schien auf etwas zu warten. Aber im Moment hegte Lucael wirklich keinerlei Hintergedanken. Nun, er würde es bestimmt nicht abschlagen, wenn Alan auf einmal mehr wollte als reden, aber im Moment blieb er einfach weil ihm danach war. Das Zimmer war gemütlich, es war warm und der Ritt hatte doch etwas länger gedauert. Außerdem war es draußen kalt und wenn man in so einem gemütlichen Zimmer war, dann viel es schwer sich aufzuraffen und wieder aufzustehen. Außerdem mochte er Alans Gesellschaft, irgendwo. Und vielleicht erhoffte er sich am Rande doch, dass ein wenig mehr passieren würde. Lucaels Gedanken gaben ihm genug Auskunft, so dass er gar nicht erst fragen brauchte. Wie viel praktischer es doch war, wenn man die Gedanken seines Gegenübers kannte. Und eigentlich hatte er auch nichts dagegen, wenn Lucael ihn einer etwas detailierteren Gesundheitsprüfung unterzog. Das letzte Mal, als sie sich miteinander die Zeit vertrieben hatten, lag zwar noch nicht sooo lange zurück, aber eigentlich war Alan der Idee mehr zugeneigt. Auch Lucael hatte sich einen Moment lang Alans Gedanken angehört, um herauszufinden, wie abgeneigt dieser sein würde. Denn er wusste schließlich, dass Alan mehr an seinem Untermieter zuhängen schien, als er es sich selbst eingestehen wollte, das hatten ihm die Wochen gezeigt, in denen sich der Rothaarige ausquartiert hatte. Aber zumindest schien das für Alan kein Grund zu sein, anderen abgeneigt zu sein. "Meinst du nicht, wir sollten uns aufs Bett setzten? Das ist doch gemütlicher." Natürlich war Damon ein Grund, genauer über eine solche Antwort nachzudenken und Lucael hatte Alan ja oft genug dabei erwischt, wie er ihn beobachtet hatte, so dass er das auch wusste. Aber die Beziehung zu dem Rothaarigen war etwas völlig anderes. Mit Lucael ging es ihnen beiden hauptsächlich um Sex. Das wussten sie auch, während er Damon mit dieser Haltung tief verletzen würde, zumal sie nicht seinen Gefühlen ihm gegenüber entsprach, wie auch Alan langsam lernte. Aber Damon war nicht da, wer wusste, wo er war, wann er wiederkam und ob er überhaupt noch an Alan hing und sich die Zeit nicht mit jemand anderem, jemand weniger kompliziertem vertrieb. Wäre Alan tatsächlich richtig mit dem Jüngeren zusammen, würde er nicht einmal auf den Gedanken einer Affäre kommen. Lucael lauschte weiterhin den Gedanken des Kleineren und als er in ihnen im Moment keinerlei Ablehnung finden konnte, stand er auf und zog Alan sanft aber bestimmt in Richtung Bett. Er würde es zwar schade finden, aber wenn Alan kein Interesse mehr an ihm haben würde, dann würde er das akzeptieren. Auch er war sich bewusst, dass ihre Beziehung eine rein Körperliche war. Sanft drückte er den Weißhaarigen auf das große Bett und küsste ihn. Nun ja, vielleicht war sie nicht ganz körperlich, manchmal schätzte Alan den Rat des anderen schon, aber hauptsächlich ging es trotzdem nur um das eine. Wieder musste Alan feststellen, dass es eine Sache war, ein Sache zu denken und eine andere, sie dann wirklich so auszuführen. Er war zwar der Meinung gewesen, dass es völlig akzeptabel war, sich mit dem Dunkelhaarigen die Zeit zu vertreiben, aber so ganz wohl fühlte er sich dabei jetzt doch nicht. Er erwiderte den Kuss trotzdem. Dieses seltsame Phänomen, dass er jetzt nicht mehr nur tun konnte, was er dachte, war auch erst da, seit er Damon kannte. Vorher hatte das immer funktioniert. Aber da war er ja auch noch kaltblütig genug dafür gewesen. Also wurde er wohl langsam weich? Lucael war eigentlich auch nicht an einer rein körperlichen Beziehung interessiert, so etwas leicht Freundschaftliches hätte er doch sehr angenehm gefunden, aber da er nicht wusste, in wie weit Alan damit einverstanden sein würde, verdrängte er diesen Gedanken meistens. Er bemerkte, dass der Kleinere nicht ganz bei der Sache war, als er den Kuss erwiderte. Und als er dessen Gedanken kurz lauschte, wusste er auch, dass er richtig gelegen hatte. Sanft löste er sich von dem anderen und blickte ein wenig kritisch auf ihn herab. "Wenn du nicht willst, dann kannst du das ruhig sagen, ich reiß dir deswegen sicher nicht den Kopf ab." „Das weiß ich doch.“ Alan lächelte kurz entschuldigend, seufzte und räkelte sich unter dem Blick des Größeren. „Ich weiß nicht genau, was ich will. Das ist das Problem. Eigentlich finde ich es völlig in Ordnung, das weißt du ja.“ Sie brauchten keinen Hehl daraus zu machen, dass sie sich mit den Gedanken des jeweils anderen auseinandersetzten, „Aber irgendwie scheint es das doch nicht zu sein.“ Er runzelte die Stirn. „Ich verstehe aber nicht mal, wieso. Ich bin Damon schließlich keine Rechenschaft über schuldig. Ich hab ihm überhaupt nichts versprochen. Und ich muss doch auch nicht keusch leben, bloß weil ich nicht mit ihm schlafen will. Ich hätte ja nicht mal was dagegen.“ Alan setzte sich auf und fuhr sich verunsichert durch die Haare. „Wir haben gehandelt. Kuss gegen Blut. Erst ging alles gut, aber ein paar Minuten, nachdem der Kuss vorbei war… er hat so traurig ausgesehen, so verletzt. Es hat mir ziemlich Leid getan, den Handel überhaupt eingegangen zu sein. Und wenn ihn ein bisschen Körperkontakt so verletzt, dann will ich das lieber vermeiden.“ Lucael blieb über dem anderen liegen, aber allein deswegen, weil es so doch recht gemütlich war und er dem anderen besser in die Augen sehen konnte. Er hörte ihm aufmerksam zu und dachte dann über Alans Worte nach. "Vielleicht... vielleicht war es ja auch für ihn erst ok und er hat im Nachhinein gemerkt, dass es doch nicht richtig ist. Vielleicht möchte er niemanden küssen, von dem er weiß, dass er keine Gefühle für ihn hat." spekulierte Lucael und legte den Kopf schief. Er verstand zwar nicht, wie man so kleinlich sein konnte, aber er wusste, dass es durchaus solche Menschen oder in dem Fall wohl eher Vampire gab. "Warum redest du nicht einfach mit ihm darüber?" fragte Lucael dann schmunzelnd nach. „Weil ich mir ungefähr vorstellen kann, was er antworten wird.“ Meinte Alan. „Und weil wir uns bis jetzt früher oder später entweder gestritten oder beleidigt haben, wenn wir über so was gesprochen haben.“ Er legte sich etwas bequemer zurecht. „Wahrscheinlich sagt er früher oder später wieder, dass er mich liebt… und dann fühle ich mich wieder schlecht. Eigentlich sollte ich es ihm doch nicht noch schwerer machen, als so eine unerwiderte Liebe schon ist. Oder?“ Zwar fragte sich Alan still, ob er es nicht doch auf einen Versuch ankommen lassen sollte, doch er befürchtete, dass es ihnen beiden das Herz brechen würde, wenn es nicht funktionierte. Das Risiko wollte er nicht eingehen. Lucael fragte sich im Stillen, ob diese Liebe wirklich so unerwidert war oder ob Alan tatsächlich _nur_ Freundschaft empfand. Irgendwie… glaubte er es nicht so recht, aber da Alan auf diese Anspielungen immer so kratzbürstig reagierte, sagte er nichts. "Na ja... vielleicht hast du recht, Ich kenne ihn ja nicht. Aber man sollte sich nicht immer anschweigen, dadurch löst man auch keine Probleme." „Ja…“ stimmte Alan ein wenig schuldbewusst zu. Er wusste das ja, aber es war immer so schwierig, dass er sich ein wenig vor solchen Aussprachen zu fürchten begann. Das Thema erschöpfte sich damit aus Alans Sicht. „Aber…“ Er griff Lucaels Nacken und zog ihn wieder zu sich herunter. „Wir müssen ja nicht unbedingt miteinander schlafen…“ hauchte er an seine Lippen. Lucael ließ sich bereitwillig hinunterziehen und küsste sanft die so nahen Lippen des Weißhaarigen. "Ach?" fragte er mit hochgezogener Augenbraue nach. "Und was machen wir stattdessen?" hakte er nach. Er hatte sicher nichts dagegen, etwas anderes mit Alan zu machen. „Eine genaue Vorstellung hab ich auch noch nicht.“ Gab Alan zu und küsste die Lippen über ihm. „Aber uns fällt sicher was ein.“ Deutete er an und biss verführerisch ganz leicht in Lucaels Unterlippe. "Hm... wir könnten einfach nur kuscheln und die Nacht genießen." schlug Lucael lächelnd vor und keuchte leise auf, als er Alans Zähne an seiner Unterlippe spürte. Er rutschte ein wenig weiter auf das Bett und ließ sich dann auf den anderen sinken. Vergnügt und gut gelaunt küsste er den anderen zärtlich auf die Wange. Es war eine wirklich gute Idee gewesen, hierher zu kommen. „Zum Beispiel.“ Bestätigte Alan zufrieden. Warum konnte er sich bei Lucael nehmen, was er wollte, und bei Damon schreckte er unsicher davor zurück? Wenn er Damon genau wie den Schwarzhaarigen behandeln könnte, würde es sicher weniger Spannungen geben. Aber es ging nicht. "Gib es doch zu, er bedeutet dir schon ein wenig mehr als ein bloßer Freund." neckte Lucael den anderen und blickte ihn verschmitzt an. Das Alan, was für den anderen empfand, war doch wohl mehr als offensichtlich. Zumindest wenn man seine Gedanken lesen konnte. „Na ja…“ stöhnte Alan ertappt und rieb sich übers Gesicht, „Ein wenig mehr vielleicht schon…“ Frech biss er Lucael in den Hals. Der Kratzer war nicht tief und Alan leckte das Blut ab, das aus der Wunde trat, woraufhin sie sich wieder schloss. "Hey." Lucael keuchte überrascht auf und lachte dann. "Hast du Hunger oder was?" fragte er dann nach, da er Alans Verhalten mehr als irritierend fand. Normalerweise war der Weißhaarige so erwachsen und nun das. Alan überlegte einen Moment, wann er zuletzt etwas getrunken hatte. Nach dem Kuss war das wohl gewesen, das war erst zwei Nächte her. „Hunger nicht… aber wozu liegst du sonst so praktisch da?“ Es war ja äußerst praktisch, dass sich Lucael damit endlich vom Thema Damon ablenken ließ, so hoffte der Kleinere zumindest. Allmählich wurde das Thema unbequem. Lucael schüttelte amüsiert den Kopf und stupste den anderen auf die Nase. "Na na, du solltest ein wenig netter zu mir sein." meinte er und stützte sich mit den Händen neben Alan ab. Immerhin war er hier eindeutig in der besseren Lage. „Wieso?“ fragte Alan scheinheilig und grinste zu ihm herauf, entblößte unabsichtlich die Eckzähne dabei. "Ich könnte mich fürchterlich dafür rächen." antwortete Lucael grinsend und präsentierte so ebenfalls seine spitzen und langen Eckzähne. "Ganz fürchterlich." setzte er hinzu. Alan betrachtete das Gesicht über ihm und nieste, weil eine schwarze Haarsträhne seine Nase kitzelte. „Glaub ich nicht. Das machst du doch sowieso nicht.“ Erwiderte er provokant, obwohl er gar nicht genau wusste, was „das“ überhaupt war. "Ach nein?" Lucael hob eine Augenbraue. Es wunderte wie kindlich und verspielt Alan im Moment war, aber das störte ihn nicht, nicht im Geringsten. Irgendwo genoss er es einfach so unbeschwert herum albern zu können. Eine weitere Bestätigung dafür, dass es eine gute Idee gewesen war, hier hinauf zu reiten. Er löste eine Hand aus dem Laken über Alan und fuhr sanft dessen Seiten hinab, dann begann er den anderen zu kitzeln. Als er Lucaels Hand seine Seite entlang streichen spürte, glaubte er schon, dass der andere sich auf eine nicht ganze so jugendfreie Art und Weise rächen würde, doch dann musste er auch schon anfangen zu lachen. Kichernd wand er sich unter dem Größeren und bettelte schon eine Minute später um Gnade und Schonung. Lucael grinste, als er Alans Betteln und Flehen hörte, aber eine Minute lang schien es als würde der andere nicht darauf eingehen. Dann jedoch nahm er seine Hand von Alan und küsste ihn sanft auf die vom Lachen bebenden Lippen. "Und? War das Anschauung genug?" „Na ja, fürs erste vielleicht.“ Nickte Alan. „Was… muss ich denn tun, wenn ich nett zu bin?“ fragte er mit einem ganz kurzen lasziven Glitzern in den Augen. Das Spielchen begann ihm ernsthaft Spaß zu machen, es war kurzweilig. "Du?" Lucael war ein wenig unsicher ob der andere sich vielleicht versprochen hatte "Hm... du könntest mich verwöhnen." schnurrte er leise in Alans Ohr und leckte sanft darüber. Auch er hatte gefallen an diesem Spiel gefunden, da es ungezwungen war und sie es jederzeit beenden konnten. “Und womit würdest du dich verwöhnt fühlen?“ schnurrte Alan zurück, die Zunge an seinem Ohrläppchen ließ ihn leise keuchen. Mit Lucael war das Spiel tatsächlich gefahrlos, keiner wurde seelisch oder körperlich verletzt, sich konnte sich alles Mögliche erlauben und es jederzeit beenden. "Ich weiß nicht, schlag doch etwas vor." antwortete Lucael leise und knabberte sanft an dem Ohr des Kleineren, wanderte dann verspielt dessen Hals hinab. Er wusste selbst nicht, wie weit er gehen wollte, oder was er eigentlich genau wollte, aber das schien ihm auch nicht wichtig. Alan dachte einen kurzen Moment nach, wie er Lucael verwöhnen konnte ohne dass er aufhörte, an seinen Hals zu knabbern. Dann griff er nach der Hand, die noch an seiner Seite lag und zog sie nach oben, nicht ohne damit „zufällig“ über seinen Körper zu streichen. Dann küsste er das Handgelenk, bearbeitete die eigentlich recht empfindliche Stelle mit der Zunge. „Verwöhnt dich das? Oder das?“ Alans Lippen wanderten kurz an seiner Hand nach oben und knabberten an der Spitze des Zeigefingers. Lucael war gespannt, was sich Alan einfallen ließ und als er dessen Lippen am Handgelenk spürte, was seltsam kribbelte, sich zugleich aber doch gut und verführerisch anfühlte. Er schnurrte leise gegen Alans Hals und keuchte leise, als Alans Zähne seine Fingerkuppen berührten. "Wunderbar" erwiderte er und hinterließ hier und da ein blaues Mal auf Alans Hals. „Hey? Willst du mich entstellen?“ protestierte Alan, als er den nächsten Knutschfleck am Hals spürte. Ganz zu schweigen von dem Theater, falls Damon die Male entdecken sollte. „Und das?“ Er saugte verführerisch an der Fingerkuppe und neckte sie mit der Zungenspitze. Dass Finger so empfindlich waren, nutzte man viel zu selten aus, fand er. "Also ich finde, sie sehen ganz gut an dir aus." stellte Lucael kichernd fest und küsste Alan den Hals hinab, knabberte hier und da sanft an der Haut. Schließlich musste er die ersten zwei Knöpfe an Alans Hemd öffnen, um in den Genuss von noch mehr Haut zu kommen. "Hmm... das fühlt sich sogar noch besser an." hauchte er leise und schloss genießend die Augen. Alan schmunzelte triumphierend und saugte an Lucaels Daumenspitze, kitzelte sie mit der Zunge. Gut, dass Knutschflecken auf der Haut von Vampiren genauso wenig hielten wie andere blaue Flecken, in fünf Minuten würden sie verschwunden sein und Damon würde sich nicht daran stoßen können. "ich würde ihn ja gerne mal kennen lernen. Er scheint ja recht interessant zu sein, wenn du so oft an ihn denkst." flüsterte Lucael kichernd. Es störte ihn nicht unbedingt, dass Alan so oft an den Rothaarigen dachte. Im Gegenteil, er fand es interessant, den Gedanken des Kleineren zu lauschen und dessen Beziehung zu dem Rothaarigen zu beobachten. Es war richtig unterhaltsam. Alan errötete. Dachte er wirklich so oft an ihn? Vielleicht war das nur so, wenn Lucael da war, weil er dann das Gefühl hatte, etwas zu tun, das der Jüngere nicht gutheißen würde. Und er wollte keinen Streit mehr. „Er ist einfach ungewöhnlich. Vom Wesen her.“ Meinte Alan. „Er denkt ganz anders.“ Und er schmeckte gut, aber das wollte Alan lieber für sich behalten. "Du meinst, anders als die ganzen Adligen?" fragte Lucael nun ein wenig neugierig nach und hob den Kopf um Alan besser ansehen zu können. Er meinte sich dunkel daran erinnern zu können, dass Alan mal erzählt hatte, dass Damon nicht von Adel war, aber irgendwie hatte er das wieder vergessen. Nun, wenn er wirklich vom dritten Stand war, dann war es nicht verwunderlich, dass seine Denkweise gänzlich anders war. „Ja. Aber er ist nicht ungebildet oder einfach. Er ist wirklich intelligent, er weiß nur noch nicht so viel.“ Erzählte Alan. „Früher dachte ich, dass alle, die keine Adligen oder ihre Dienstboten sind, ganz grobschlächtig und plump wären. Ich weiß, das ist blauäugig, aber ich hab nie darüber nachgedacht.“ "Du hattest vorher ja auch keinen Grund dich mit diesem Thema auseinanderzusetzen." meinte Lucael schmunzelnd. "Außerdem wird die Erziehung ja auch so ausgelegt, dass man kleinen Adligen einbläut, etwas Besseres zu sein." meinte er weiter und strich Alan sanft über die Wange. „Ja. Aber eigentlich hätte man es schon wissen können.“ Beharrte Alan, auch wenn es sein Nachteil war. Abgelenkt lauschte er einen Moment. Er hatte die Haustür gehört. Das konnte eigentlich nur Damon sein. Oder hatte er es sich eingebildet? Jetzt hörte er nichts mehr. Aber wenn es Ernesto und Julian gewesen wären, dann hätte er ihre Gedanken gehört. „Wenn man solche Dinge verdrängt, dann kann man sich noch besser etwas auf seinen Stand einbilden..." stellte Lucael die Vermutung in den Raum. Er hatte die Tür nicht gehört und da Alan nichts sagte, achtete er auch nicht auf eventuelle Schritte. Er hatte das Hemd des Weißhaarigen inzwischen ganz geöffnet und begann wieder dessen Oberkörper mit Küssen zu bedecken. Tatsächlich war es Damon, der gerade wiedergekommen war. Die Stille im Haus wunderte ihn gar nicht, wahrscheinlich las Alan wieder. Ein wenig unsicher blickte er die Treppe hinauf und überlegte, ob er hinauf gehen sollte. Aber zumindest Hallo würde er ja sagen können, dachte er nach langem Hin- und Herüberlegen. Er gab sich einen Ruck und ging die Treppe hinauf. Alan räkelte sich genüsslich unter den weichen Lippen, als es an der Tür klopfte. Er zuckte heftig zusammen und richtete sich auf. „Ja?“ fragte er und spürte sein sonst so faules Herz gegen seine Rippen hämmern. Gott, wenn es ok war, sich mit Lucael zu treffen, warum führte er sich dann jetzt so auf? Er war so… bescheuert. Mit betont langsamen Bewegungen, damit seine Hände durch den ungewohnten Puls ja nicht zitterten, knöpfte er das Hemd zu und starrte die Tür an. Lucael zuckte ebenfalls zusammen, nicht weil er sich erschrocken hatte, aber irgendwie hatte ihn Alans Verhalten dazu gebracht. Ein wenig runzelte er die Stirn, als Alan mit einem Mal richtig damit beschäftigt war, sein Hemd zu zuknöpfen. Man könnte fast meinen, der Kleinere wollte nicht, dass Damon bemerkte, dass er sich hin und wieder mit ihm vergnügte. Damon wusste nicht wieso, aber dieses Ja hatte sich angehört, als hätte Alan sich erschrocken, was ihn schon sehr wunderte. Dementsprechend vorsichtig öffnete er die Tür, unsicher was ihn erwarten würde, und blickte sich ihm Zimmer um. Er blickte auf das Bett und der Anblick, der sich ihm bot, versetzte ihm doch einen Stich. Wie Alan da mit diesem fremden Vampir... so vertraut. "Ich..." setzte er leise an, "Ich wollte nur sagen, dass ich wieder zurück bin." fügte er dann mit fester stimme an. Die Veränderung in Damons Mimik war minimal, aber wenn Alan darauf achtete, konnte er sie gut erkennen und genau dieses kleine Zucken hatte er vermeiden wollen. Es tauchte immer in Situationen auf, die damit endeten, dass er sich entschuldigen musste. Natürlich hatte er nicht gewollt, dass Damon ihn mit Lucael sah. Es machte alles wahnsinnig kompliziert, gerade nachdem sie sich endlich ein bisschen näher gekommen waren, ohne dass Alan hatte befürchten müssen, dass er zu viel versprach. Ein kaum sichtbares trauriges Lächeln schlich sich in Alans Züge. Mit aller Wahrscheinlichkeit hatte er jetzt mal wieder alles verdorben, aber mit Sicherheit würden sie sich nie wieder so verhalten können wie vorher. Er kaute an seiner Unterlippe und überlegte, wie er mit dieser Situation jetzt umgehen sollte. Lucael hatte sich umgedreht und nur leicht von Alan gelöst. Warum er den anderen nicht ganz freigab, wusste er selbst nicht, immerhin wusste er doch, dass Alan die Reaktionen des Rothaarigen nicht egal waren. "Hallo." meinte er lächelnd und richtete sich dann doch ganz auf. Damon wusste nicht recht, was er von dem Ganzen halten sollte, aber länger zuschauen wollte er auf keinen Fall. Er konnte sich denken, was hier gerade lief und das musste er sich nun ganz sicher nicht antun. "Nun, ich will dich nicht stören." meinte er leise und trat ein paar Schritte zurück, griff nach der Tür, um sie hinter sich wieder zu schließen. Damon schien sehr langsam zu verarbeiten, was genau er sah, denn der verletzte Ausdruck in seinem Gesicht vertiefte sich mit jedem Wort. Als er den Rückzug antrat, wollte Alan aus Reflex aufspringen und ihm nacheilen, doch Lucael hielt ihn unerbittlich fest, obwohl Alan ihn mehr als rüde anfauchte. Lucael schien nur mäßig beeindruckt. „Das bringt jetzt nichts!“ wies er ihn zurecht, „Du weißt nicht mal ansatzweise, was du ihm sagen willst. Das endet nur wieder in einem Streit, das waren doch deine Worte.“ „Aber-“ „Keine Widerrede!“ schalt der Dunkelhaarige, „Außerdem hast du etwas vergessen: ich hab einen unschlagbaren Vorteil dir gegenüber.“ Alan starrte ihn noch immer wütend an und wehrte sich verbissen. „Ich kann seine Gedanken hören!“ Alan stieß zischend die Luft aus und Lucael konnte dabei zusehen, wie das Argument seine volle Wirkung entfaltete. Der Gesichtsausdruck wurde weicher und schließlich gab der Kleinere sich geschlagen und hörte auf, sich gegen den festen Griff zu wehren. Der Größere grinste zufrieden. „Ich wollte ihn sowieso kennen lernen.“ Meinte er und folgte Damon aus dem Zimmer, bevor der Weißhaarige noch auf dumme Gedanken kam. Damon schloss die Tür hinter sich und drehte sich um, ging hinunter. Er hörte, wie die Tür hinter ihm wieder geöffnet wurde, aber er achtete nicht darauf. Er war verletzt, zutiefst verletzt und gleichzeitig wusste er ganz genau, dass er eigentlich kein Recht darauf hatte, Alan vorzuwerfen, dass er sich mit anderen Männern traf. Er war schließlich nicht mit ihm zusammen und der Weißhaarige konnte tun und lassen, was er wollte... eigentlich. Er seufzte leise und biss sich auf die Unterlippe und öffnete die Tür zu seinem Zimmer. Lucael schmunzelte, nachdem auch er Alans Räume verlassen hatte. Dass der Weißhaarige etwas für seinen rothaarigen Schützling empfand, war nicht mehr zu leugnen, auch Alan konnte es nun nicht mehr abstreiten. Sein Verhalten sprach für sich selbst. Schnellen Schrittes folgte er Damon die Treppe hinunter, um zu sehen, wohin er ging. Doch er betrat nicht sofort Damons Zimmer, sondern lehnte sich an die Wand im Flur und ließ Damon und sich selbst Zeit, sich etwas zu sammeln. Erst als er sich sicher war, dass er sich einigermaßen angemessen verhalten konnte, klopfte er an Damons Zimmertür und öffnete sie vorsichtig ein Stückchen. „Darf ich reinkommen?“ fragte er behutsam. Damon hatte sich in seinen Sessel fallen gelassen und aus dem Fenster geblickt, während er versucht hatte, sich wieder zu sammeln. Zu seinem Erstaunen war das nicht Alans Stimme, die er da hörte, also musste es der schwarzhaarige sein. Damon drehte sich nicht um und gab zuerst einen recht unwirschen Laut von sich. Wäre er ein Tier, so hätte man es durchaus als leichtes Knurren bezeichnen können. Er wusste nicht so recht, was er wollte. Einerseits würde er den Schwarzhaarigen am liebsten zum Teufel jagen, andererseits würde er so nie erfahren, was hier lief und wie dieser fremde Vampir und Alan zu einander standen. Lucael schob sich durch den Türspalt und lehnte sich an die Tür. Um einen Anfang zu finden, beobachtete er Damon einfach nur und lauschte seinen Gedanken. Alan hatte recht gut geraten, als er befürchtet hatte, dass Damon eifersüchtig werden könnte, obwohl er ja gar kein Recht dazu hatte. „Dir zu sagen, dass es nicht so gewesen wäre, wie es ausgesehen hat, ist relativ zwecklos.“ Eröffnete der Schwarzhaarige nach einer Weile, „Es war genau das, wonach es aussah.“ Er ließ die Worte einen Moment lang einwirken, obwohl ihm nichts daran lag, Damon noch mehr herunterzuziehen. „Aber mehr eben nicht.“ Er hoffte, dass die Antwort Damon dazu bringen würde, darüber nachzudenken, wie genau er über das Gesehene dachte, damit er einen Ansatzpunkt hatte, um Damon ungefähr ihr Verhältnis erklären zu können. Außerdem hatte er, seit er beschlossen hatte, Damon zu treffen, im Hinterkopf, dass er ein wenig Kupplerarbeit leisten würde, denn sonst würde das ja nie vorangehen. Damon blickte immer noch aus dem Fenster, denn sein Interesse oder Bedürfnis den anderen anzuschauen war verständlicherweise gering. Er runzelte leicht die Stirn als er die Worte des anderen hörte und fragte sich ob er wohl der einzige Vampir war der sagte was er dachte. Genau wie Alan redete auch der schwarzhaarige ein wenig um den Punkt herum. Nun, wenn er den Fremden richtig verstanden hatte, dann hatten er und Alan einfach nur... einfach nur, es hörte sich so lächerlich an. Als würde er wie ein kleines Kind viel Theater um nichts machen. dabei... Alan wusste doch ganz genau, wie er für ihn empfand, wenn er also solch ein Bedürfnis nach Nähe hatte, warum kam er dann nicht einfach zu ihm? Waren die ganzen Berührungen, die Küsse zwischen ihnen auch nur ohne jeglichen Hintergrund gewesen? Tief in seinem Innersten hatte er gewusst, das Alan nichts für ihn empfand und die Küsse wohl wirklich nur als Gegenzug für das Blut zuließ. Aber dennoch tat es weh, sich das eingestehen zu müssen. Ein wenig erleichtert über den zweifelhaften Erfolg seiner Bemerkung lauschte Lucael aufmerksam, obwohl er Damon damit wirklich noch mehr betrübt hatte. „Ich weiß, dass du das von mir sicher nicht hören willst, aber Alan kommt genau aus diesem Grund nicht zu dir.“ Lucael hatte eigentlich das Bedürfnis, im Zimmer herumzulaufen, doch er musste die Distanz zu Damon so lassen, wie sie war, um den Rothaarigen in Ruhe zu lassen. „Den Unterschied zwischen mir und dir machen nur unsere Gefühle für Alan aus. Wenn er zu mir kommt, ist es unverbindlich. Wenn er deine Zärtlichkeit erwidert, würdest du automatisch glauben, dass er auch deine Liebe erwidern kann und davor fürchtet er sich, auch wenn er es vor niemandem zugeben kann.“ Lucael verbannte eine lästige Haarsträhne aus seinem Gesicht und schnaubte leise. „Selbst, wenn er bei mir ist, denkt er nur an dich.“ Das ärgerte Lucael, weil es seinen Stolz und seinen Ehrgeiz als guter Liebhaber ziemlich ankratzte. Wenn er mit ihm schlief, dann wollte er auch, dass er dabei an ihn dachte. „Sieh mich endlich an, ich will dir helfen!“ Was hatte er denn davon, wenn Alan dauernd an ihn dachte? dachte Damon trotzig, auch wenn ihn die Worte des Schwarzhaarigen irgendwie freuten und glücklich machten. "Warum willst ausgerechnet du mir helfen?" fragte er schließlich ein wenig irritiert nach. Er verstand nicht, warum dieser, für ihn wildfremde, Vampir sich da einmischte, es anscheinend sogar wollte. "Wie heißt du überhaupt?" „Lucael.“ der Schwarzhaarige grinste. Anscheinend musste er Damon mit der Nase darauf stoßen. „Ich will dir dabei helfen, etwas davon zu haben, das er an dich denkt.“ Aber immerhin beteiligte er sich endlich an dem Gespräch und da er ihn ansah, konnte Lucael auch ruhig im Zimmer auf- und ablaufen. Dann lieferte er Damon auch endlich den Grund dafür, dass er sich einmischte. „Weil ich neugierig bin und das eine gute Abwechslung ist. Der schlimmste Feind der Vampire ist die Langeweile und damit die Zeit überhaupt. Ich kann Alan sowieso nicht für mich gewinnen. Also muss ich mir irgendwie die Zeit vertreiben, bis ich _meinen_ Gefährten gefunden habe.“ Damon glaubte dem anderen. Wahrscheinlich lag es daran, dass diese Antwort ziemlich nüchtern war und nicht ausschweifend und völlig unglaubwürdig. Sie schien ihm als Grund so banal, dass sie ihm schon wieder glaubwürdig erschien. Allerdings fragte er sich, ob Alan etwas von Lucaels Vorhaben wusste und wenn nicht, was er wohl davon halten würde. Würde er sich denn einfach so verkuppeln lassen? Zumindest gaben Lucaels Worte ihm den Mut, dass es nicht ganz umsonst war und dass Alan vielleicht irgendwann etwas mehr als nur Freundschaft für ihn empfinden würde. "Wie lange kennst du ihn schon?" fragte Damon nach, auch wenn er diese Frage aus reiner Neugier stellte. „Auch nicht länger als du.“ Lucael inspizierte nebenbei das Zimmer. „Aber wahrscheinlich besser. Immerhin kenne ich deine und seine Gedanken.“ Er grinste erneut, er hatte zu gern Vorteile und hackte eine Weile darauf herum. „Er ahnt es.“ Beantwortete er die nicht ausgesprochene Frage des Rothaarigen, „Er hört meine Gedanken schließlich auch, aber er kann sowieso nichts dagegen unternehmen.“ "Kannst du sie nicht gegen ihn verschließen?" Damon erinnerte sich vage daran, dass Alan mal so etwas erwähnt hatte. Aber da sie sich nie in Gesellschaft anderer Vampire befunden hatten, hatte Alan es wohl nicht für nötig gehalten, ihm zu erklären, wie diese ganzen Gedankensachen funktionierten. "Es wäre mir unangenehm, mit dir über so etwas zu reden und dann im Hinterkopf zu haben, dass Alan das Meiste weiß, wenn ich das nächste Mal mit ihm rede." erklärte er Lucael den Grund seiner Frage. Lucael lauschte einen kurzen Moment und starrte dabei ins Nichts. „Er will nichts mehr hören und hat sich selbst abgeschottet. Er will nicht durch mich wissen, was du von ihm denkst.“ Gab er dann einige Gedanken des Weißhaarigen weiter. „Dafür, dass er vorhin noch geglaubt hat, dass er dir keine Rechenschaft darüber schuldig ist, mit wem er sich trifft, klingt er jetzt ziemlich deprimiert.“ Lucael schmunzelte kurz. Alan war tatsächlich deprimiert und es schien von Minute zu Minute schlimmer zu werden. Als Luceal verschwunden war, hatte er sich gegen die Gedanken des Schwarzhaarigen abgeschottet und war wie üblich ins Grübeln verfallen. Damons verletzter Gesichtsausdruck geisterte durch seine Gedanken. Er saß vor der Balkontür mit angezogenen Beinen auf dem Boden und starrte in die Dunkelheit, die Arme um sich gelegt. Eine Decke lag wie ein Umhang um seine Schultern und auf dem Boden hinter ihm. "Dann sollte ich vielleicht zu ihm raufgehen?" überlegte Damon laut und blickte Lucael fragend an. Es gab ja nur zwei Möglichkeiten, entweder er 'spielte' den Verletzten und ging Alan eine Weile aus dem Weg, oder er ging hinauf und klärte das mit dem Weißhaarigen. Denn er war sich sicher, dass es wohl etwas dauern würde, bis Alan ihn deswegen ansprechen würde, wenn überhaupt. Und eigentlich musste er es ja auch gar nicht. Er brauchte sich ja eigentlich wirklich nicht vor ihm zu rechtfertigen. „Warte noch einen Moment.“ Bat Lucael nach kurzem Nachdenken. „Sonst sieht es so aus, als hätte ich dich zu ihm geschickt.“ Das wollte er eigentlich vermeiden. Er war sich zwar wirklich ziemlich sicher, dass Alan ahnte, dass er sich einmischen würde, aber zu offensichtlich musste das ja nicht passieren. Vielleicht sollte er Damon noch den einen oder anderen Hinweis geben? Nur welchen? "Dann solltest du vielleicht vorher hoch gehen oder ganz gehen. Ich meine, sonst wird es so oder so aussehen, als hättest du mich geschickt." antwortete Damon, nachdem er eine Weile darüber nachgedacht hatte. Lucael hatte Recht, Alan würde sich wahrscheinlich verschließen, wenn er dachte, Lucael hatte seine Finger im Spiel. Irgendwie... war es gut, nicht mehr so ganz allein um Alan zu kämpfen. „Das wäre aber wie eine Art Warnung.“ Schätzte Lucael, „Er würde auch anfangen zu mauern, weil er nicht will, dass ich sehe, wie er sich hängen lässt.“ Mutmaßte er weiter. Das konnte er sich wirklich gut vorstellen. Es war wirklich ausgezeichnet, dass Alan selbst sich gegen die anderen Gedanken wehrte und so nichts von dem Besprochenem mitbekam. Selbst wenn sich Lucael gegen das Mithören gewehrt hätte, hätte Alan ja Verdacht schöpfen müssen, weil er dann etwas zu verbergen gehabt hätte. „Es geht wahrscheinlich nicht anders, als das du zuerst gehst. Außerdem will ich wissen, wie es weitergeht.“ Lucael grinste schelmisch. Das war beste Unterhaltung á la Seifenoper und er konnte den Ausgang sogar beeinflussen. "mach dich aber bitte nicht in meinem Gedanken bemerkbar" stellte Damon sofort klar. Nein, das mochte er immer noch nicht und das wissen das Lucael alles mitbekam war ihm schon unangenehm genug und er konnte es irgendwo verstehen das Alan seine Gedanken abschottete. ER erhob sich aus seinem Sessel und ging zur Tür. Vorsichtig öffnete er sie und betrachtete Lucael "war...war nett dich kennen zu lernen" meinte er und ging dann hinaus auf den Flur und die Treppe hinauf. Vorsichtig öffnete er die Tür zu Alan Zimmer. Lucael zog eine Augenbraue nach oben, weil er nicht wusste, was der Rothaarige damit meinte und sah ihm nach, wie er das Zimmer verließ. Dann ließ er sich in einen Sessel fallen und lauschte. Alan bewegte sich kaum, als sich die Tür öffnete. Er hörte sowieso keine Gedanken mehr, so dass er nicht bemerkte, dass es nicht wie erwartet Lucael war, der das Zimmer hinter ihm betrat. Er starrte immer noch hinaus in die Nacht und dachte darüber nach, warum es eigentlich so falsch gelaufen war. Warum er nicht auf das Gefühl gehört hatte, das ihm schon bei dem Geräusch der Tür geraten hatte, sich von Lucael zu lösen. Warum war er so traurig, bloß weil Damon allem Anschein nach ziemlich enttäuscht von ihm war? Er hatte ihn doch schon früher enttäuscht und verletzt. Und diesmal war er sogar im Recht. Damon runzelte die Stirn. Hatte Alan ihn nicht gehört oder wollte er ihm damit zeigen, dass er nicht mit ihm reden wollte? Unsicher schloss er die Tür hinter sich und trat ein paar Schritte hinein. Es war wirklich seltsam, dass Alan deprimiert war. Immerhin... eigentlich stand es ihm ja eher zu, sauer zu sein, weil er ihm in die Sache mit Lucael geplatzt war und so ein Theater machte. So hätte er jedenfalls früher reagiert. Ob Lucael vielleicht etwa doch Recht hatte? "Es... tut mir leid, dass ich eben so reingeplatzt bin." fing er an, da er nicht wusste, wo er anfangen sollte. Alan wandte erstaunt den Kopf und sah Damons Umriss vor der hellen Öffnung der Tür. „Konntest du doch nicht wissen.“ Meinte er leise und nahm die Entschuldigung damit an. Was hatte Lucael ihm erzählt, damit er nicht mehr sauer auf ihn war? Doch hoffentlich nicht die Wahrheit? Aber eigentlich war er mehr als froh, dass er sich herausgehalten hatte und es deshalb nicht wusste. Das wäre einfach zu peinlich gewesen. Lucael saß in seinem Sessel und verfolgte die Gedanken der beiden Vampire über sich wie ein Hörspiel. Er amüsierte sich hervorragend. "Ich hätte anklopfen sollen, oder zumindest eine Antwort abwarten sollen." fügte er unsicher hinzu und ging zu Alan, setzte sich zögerlich neben ihn. Er wusste nicht recht, was er sagen sollte, am liebsten hätte er mit Alan über alles geredet, aber er traute sich nicht so recht. Aber gehen wollte er auch nicht. Am liebsten hätte er Alan jetzt einfach in den Arm genommen, einfach weil der kleinere so betrübt aussah das es einen einfach überkam ihn trösten zu wollen. „Du hast doch geklopft.“ Widersprach Alan ohne aufzusehen. Das war ja das Traurige. Alan war zwar im Recht, aber Damon hatte nicht mal einen Fehler gemacht, so dass er es hätte auf ihn schieben können. Er traute sich nicht, den Rothaarigen anzusehen, zum einen, weil er nicht wusste, was er von ihm dachte und zum anderen, weil er nicht wusste, wie er ihn ansehen würde. Womöglich würde er eine ganze Menge von seinen Gedanken preisgeben. Lucael ärgerte sich wahnsinnig, dass Damon ihm verboten hatte, sich weiter einzumischen. Dann hätte er ihm jetzt nämlich sagen können, dass Alan wahrscheinlich wesentlich abweisender aussah, als er gerade war. Er hörte, dass Alan an eine Situation auf dem Balkon dachte, die schon eine Weile zurückliegen musste, aber ganz ähnlich ausgesehen hatte. Und das Wichtige daran war, dass Alan hoffte, dass es nicht wieder auf die gleiche Weise enden würde. "Na ja...." Damon wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Und Alans seltsames Verhalten verunsicherte ihn noch mehr. Er überlegte, ob er es erneut einfach wagen sollte oder ob Alan... Er musste es wagen, er musste es einfach wagen und wenn er abgewiesen werden würde, nun, dann hatte er es wenigstens versucht. Vorsichtig beugte er sich zur Seite und legte einen Arm um Alan. Alan kam nicht umhin, trotz seiner deprimierten Stimmung über Damons altbekanntes Problem der Sprachlosigkeit zu schmunzeln. Das ging nur ihm so oft so. Umso überraschter war er darüber, dass der Größere ohne zu reden handelte. Verunsichert blickte Alan auf, jedoch nicht bis in Damons Augen, und wusste plötzlich auch nicht mehr, wie er sich verhalten sollte. Aber wenn er Damon jetzt wieder abwies, dann würde er es wohl nie wieder versuchen, wurde ihm schließlich klar und er lehnte sich, wenn auch ziemlich zögerlich, an Damon, schloss vorsichtshalber die Augen, damit ihn die Augen des Rothaarigen gar nicht erst einfingen. Damon hielt förmlich den Atem an, als er merkte, wie Alan leicht zusammenzuckte und zu ihm blickte. Umso erleichterter war er, als er spürte, wie sich Alans Gewicht gegen seinen Arm verstärkte und dieser sich an ihn lehnte. Ein wenig mutiger rutschte er schließlich näher und nahm Alan behutsam in den Arm. Er ging deshalb so vorsichtig vor, weil er nicht zu weit gehen wollte. Lucael knabberte gespannt an seinen Fingernägeln, die nach Vampirart gleich wieder nachwuchsen. Die Wandlung vor allem in Alans Gedanken war unglaublich. Wenn er bedachte, wie gelassen er sich ihm gegenüber verhielt und wie schüchtern er bei Damon war, dann konnte er verstehen, warum das nicht ohne Hilfe von außen funktionieren konnte. Alan war wirklich erstaunt über das Verhalten des Jüngeren, denn eigentlich hatte er geglaubt, dass er ihn jetzt für so billig hielt, dass er nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Sehr vorsichtig ging der Weißhaarige auf die Umarmung ein, wollte sich nur ein einziges Mal fallen lassen dürfen, ohne dass er befürchten musste, Damon zu viel zu versprechen. Er schmiegte den Kopf an Damons Schulter. Damon hatte den anderen anfangs, im allerersten Moment, auch für billig gehalten. Aber dann war ihm klar geworden, dass es Alans Sache war und dass er ihn nicht dafür fertig machen konnte, dass er seinem körperlichen Verlangen nachging. Es war schließlich irgendwo Alans gutes Recht, sich mit anderen zu treffen und seinen Spaß zu haben. Beruhigend strich er mit seiner Hand über Alans Oberarm und war nun wirklich froh, dem kleineren Vampir nicht irgendwelche unfeinen Dinge an den Kopf geworfen zu haben, denn offensichtlich war es Alan doch nicht so ganz egal, dass er ihn mit diesem Anblick verletzt hatte. Und allein das bedeutete ihm schon sehr viel. Alan schmiegte sich etwas näher an den so ungewöhnlich warmen Körper und atmete erleichtert aus. Er war so unheimlich froh, dass Damon ihm das zu verzeihen schien, was er gesehen hatte. Vielleicht lag es einfach an ihrem Altersunterschied, dass Damon das nicht verstehen konnte. Mit über hundert Jahren gewann man einfach eine andere Beziehung zu allen möglichen Dingen. Aber er nahm sich vor, den Jüngeren diese Unterschiede nicht mehr spüren zu lassen. Irgendwann einmal würde er ihm begreiflich machen, dass man seine und Lucaels Zuwendung sowieso nicht einfach gegeneinander austauschen konnte. Entspannter legte er einen Arm um Damons Hüfte und schnupperte mit geschlossenen Augen den sanften Duft, der von seinem Schützling ausging. Damon blickte lächelnd auf den Kleinen hinab und bewegte seine Hand nur noch leicht an Alans Arm. Es war schon niedlich, wie der Kleinere sich manchmal benahm, fast wie ein Kind und in diesem Moment war er froh, dass Alan seine Gedanken nicht lesen konnte. Denn er war sich sicher, dass das zu einem Streit führen würde, wenn er mitbekam, dass er ihn manchmal für sehr kindlich hielt. Er hätte gerne gewusst, ob der Grund von Alans Niedergeschlagenheit wirklich nur war, dass er ihn und Lucael gesehen hatte, oder ob dem noch etwas anderes zu Grunde lag. Aber er wollte Alan mit seinen Fragen nicht löchern, zu sehr befürchtete er, dass der Ältere sich dann wieder von ihm abwenden würde. Alan konnte auch nichts dafür, dass er kindlich wirkte, wenn er einfach mal alles losließ, und so hätte er diesen Befund wahrscheinlich einfach mit einem Schulterzucken abgetan. Solange man ihn trotzdem ernst nahm, hatte er damit überhaupt kein Problem. Der Weißhaarige wusste das, was Damon wissen wollte, wahrscheinlich auch selber nicht so genau, so sah es zumindest für Lucael aus, der beschlossen hatte, sich für heute hier einzuquartieren und erst morgen zu verschwinden. Es ging ihn zwar eigentlich nichts an, aber wenn er schon gegen sich selbst arbeitete, indem er Damon half, dann wollte er die Früchte seiner Arbeit schon mal bewundern können. Aber irgendetwas schien noch zu fehlen. Die beiden waren sich näher als vorher, keine Frage, aber irgendetwas hatte sich Lucael noch erhofft, das den Kitsch perfektionierte. Damon hatte zwar die ganze Zeit über das Bedürfnis, Alan auf die fein geschwungenen Lippen zu küssen, aber er hielt sich zurück. Auch das Verlangen, den Vampir mehr an sich zu drücken und ihn ganz auf seinen Schoß zu ziehen ignorierte er. Er hatte inzwischen fast ein wenig Angst davor noch einen Schritt weiterzugehen, da er befürchtet, sowie damals wieder zurück gewiesen zu werden. Alan wusste davon natürlich nichts, sondern hauchte aus Dankbarkeit, weil Damon immer noch hier war und ihn nicht hasste, einen zarten Kuss auf seinen Mundwinkel. Allmählich öffnete er sich wieder für Lucaels Gedanken, weil er etwas wissen wollte. Er suchte sich durch die Informationen, versuchte dabei die Reflexionen von Damons oder seinen eigenen Gedanken zu ignorieren, weil sie ihm doch irgendwie peinlich waren. „Lucael will für heute dein Zimmer okkupieren.“ Meinte er nach einer Weile. Damon blinzelte verblüfft als er einen Kuss von Alan bekam und fühlte sich geschmeichelt. Lächelnd blickte er auf Alan herab. "Ach ...und wo soll ich dann schlafen?" fragte er nach. Irgendwo fand er es ja schon ein wenig unverschämt, dass dieser einfach so sein Zimmer beschlagnahmte. Alan hatte doch genügend Gästezimmer. Er erinnerte sich zumindest daran, dass Alan ihm zwei Zimmer zur Auswahl gegeben hatte. Andererseits... er wurde nachdenklich. War das mitunter Absicht, dass Lucael sein Zimmer benutzte? Damit er bei Alan schlafen musste? Er hoffte für Lucael, dass dem so war. Natürlich war das das Hauptanliegen von Lucaels Beschluss gewesen, außerdem wollte er noch immer wissen, wie es mit den beiden weiterging, und eigentlich hatte er auch kein Problem damit, unverschämt zu sein. „Nun ja.. du könntest wieder hier schlafen oder du schläfst in einem von den anderen Gästezimmern…“ sprach Alan das Offensichtliche aus. „Oder du gehst runter, schmeißt Lucael raus und schläfst in deinem eigenen Bett.“ Mehr Möglichkeiten gab es nicht und wen Alan ehrlich war, favorisierte er die allererste, weil Damon so schön warm war. Außerdem, so lange Alan sich nicht zurückzog oder Damon zurückwies, würde er ihn wahrscheinlich nicht verletzen, wurde ihm klar. "Wo ich einmal hier oben bin, kann ich eigentlich auch hier oben bleiben." antwortete Damon und versuchte so das Ganze ganz unverfänglich zu formulieren. Er hatte jedenfalls nicht den Eindruck gehabt, als hätte im Alan nur pro forma angeboten, erneut bei ihm zu schlafen und somit nahm er das Angebot gerne an. Lächelnd blickte er auf den Weißhaarigen hinab und wunderte sich doch sehr, wie der Abend verlaufen war. Im ersten Moment, als er Alan und Lucael zusammen gesehen hatte, hatte er sich eigentlich vorgenommen, mit dem Weißhaarigen nie mehr ein Wort zu wechseln und eigentlich wäre es doch nur zu natürlich gewesen, wenn sie beide sich darüber wieder verkracht hätten. Und deswegen war er Lucael im Moment recht dankbar, da er dies verhindert hatte. Lucael versuchte den Jubel zu unterdrücken, weil es fast so lief, wie er sich das gedacht hatte. Zumindest in Bezug auf Alan, weil er aufhörte, Damon ständig auszuweichen. Alan nickte und streifte dabei mit den Haaren Damons Schulter. Er wusste zwar nicht wie spät es war und er hatte auch keine Lust, darüber nachzudenken, aber sie hatten wohl noch ein oder zwei Stunden bis zum Sonnenaufgang. Wenn er ehrlich war, musste auch er Lucael dankbar sein, wenn er nicht zwischen ihnen vermittelt hätte, dann hätten sie sich wohl noch heftiger als vorher gestritten. Aber so… im ersten Moment hatte Alan ein anderes Bild im Kopf, das nicht so aussah, wie sie jetzt hier saßen. Und es wollte auch nicht mehr verschwinden, es schob sich immer wieder dazwischen, wenn Alan den Gedanken zu Ende führen wollte. Er konnte ja nun wirklich nicht wissen, dass der gut hundert Jahre ältere Lucael dermaßen telepathisch begabt war, dass er Alans Gedanken direkt, und ohne dass er es merkte, beeinflussen konnte. Was war eigentlich dabei, wenn er wirklich…? Damon hatte gesagt, er würde ihn lieben, also würde er ihn wohl nicht zurückweisen. Schließlich gab Alan der Vorstellung nach und hob den Kopf, küsste Damon ganz vorsichtig auf den schönen Mund. Damon hatte nachdenklich in das dunkel geblickt und somit nicht mitbekommen, was der weißhaarige vorhatte. Umso verblüffter weiteten sich seine Augen, als er plötzlich die Lippen des anderen auf seinen spürte und blinzelte verwirrt. Er konnte es nicht einordnen und er wusste nicht, was es zu bedeuten hatte. Küsste Alan ihn, weil er ihn und Lucael unterbrochen hatte und nun auf ihn auswich? Alan hatte doch öfter schon betont, dass er nur Freundschaft wollte und nun... Da er absolut nicht wusste, was er von diesem Kuss halten sollte, löste er den Kuss, wenn auch vorsichtig und blickte Alan fragend an. "Warum?" Alan sah verwirrt zu Boden und nagte an seiner Unterlippe. Warum hatte er das jetzt gemacht? „Weil…“ machte er unsicher und brach wieder ab. Er schwieg erneut eine ganze Weile. „Weil ich es vermisst habe.“ Sagte er schließlich. „Schon seit ich gesagt habe, dass ich es nicht will, vermisse ich es eigentlich.“ So ein Geständnis fiel ihm sichtlich schwer. „Erinnerst du dich an den Morgen auf der Straße, als du mir hinterhergelaufen bist und wir uns danach wieder vertragen haben? Ich hab lange gesucht, aber ich habe keinen Kuss gefunden, den ich genauso genossen habe. Und auf Platz Zwei war dein letzter Kuss…“ Er war sich nicht sicher, ob Damon verstand, was er damit sagen wollte. Er vermisste diese Art Nähe zwischen ihnen, die niemand anders ersetzen konnte. Diese Anziehung, dieses Knistern. Damon wusste, wie schwer es Alan fiel, über so etwas zu reden und sich nicht zu verkriechen und so hörte er ihm geduldig zu und drängte ihn nicht mit gesten oder Worten, denn wenn der Vampir schon so offen sprach, dann wollte er ihn nicht verunsichern. Bei den Worten des anderen musste er unwillkürlich lächeln und seine Finger strichen sanft über Alans Wange. "ich vermisse es auch Alan, aber..." fing er an und seufzte leise, "Es mag dumm klingen, aber ich will dich entweder ganz oder gar nicht. Es würde mich und auch dich nur unnötig verletzten, wenn wir irgend so ein Zwischending eingehen und die Freundschaft zu dir ist mir wichtiger. Ich möchte nicht, dass sie kaputt geht, nur weil wir keine klaren Verhältnisse schaffen konnten." erklärte er dem anderen dann langsam und vorsichtig und hoffte Alan mit seinen Worten nicht zu verletzen. Alan zuckte zurück, kam auf die Beine und brachte zwei Schritte zwischen sich und den viel zu überraschten Damon. Das war genau das, wovor er so lange Angst gehabt hatte. „Was willst du eigentlich noch von mir?“ fauchte er verletzt. „Du hast mich permanent verunsichert, meine Grenzen überschritten, um mir näher zu kommen, und ich hab dich zurückgewiesen, weil ich mir nicht sicher war, ob es nicht besser war, am Anfang mal zu leiden und dafür am nicht Ende verletzt zu werden. Jetzt misstraust du mir, wenn dir nicht ausweiche, weil ich inzwischen anfangen hatte zu glauben, dass es besser ist, den Schmerz in Kauf zu nehmen, wenn man dafür eine Zeit lang glücklich sein kann. Obwohl du ursprünglich wolltest, dass ich mich nicht zurückziehe. Selbst wenn ich zugebe, dass ich nicht nur deine Gesellschaft, sondern deine Nähe will, scheint es dir nicht eindeutig genug, als dass du es ernst nehmen kannst. Und wenn ich plötzlich sagen würde, dass ich dich liebe, dann würdest du es wahrscheinlich sogar als geheuchelt abtun, weil ich mal wieder eine horizontale Beschäftigung suche oder was?“ Die letzten Worte schrie er regelrecht. Mit einem letzten flammenden Blick, in dem sich Wut und Traurigkeit vermischten, floh er aus dem Zimmer. "Alan!" Erschrocken rief Damon dem anderen nach und wollte ihn noch festhalten, aber der Kleinere war viel zu schnell für ihn. Wie konnte man nur so dumm sein? fragte er sich und blickte traurig zu Boden. Das war es doch gewesen, was er immer wollte, dass Alan seine Nähe vermisste, dass er für ihn genauso empfand wie er. Und dann gestand der Vampir ihm das und er... Das Schlimmste war, dass Damon wusste, dass Alan mit jedem seiner Worte Recht hatte. Aber was erwartete Alan, wenn er ihm im Bett mit jemand anders erwischte und er ihm dann ein paar Minuten später gestand, dass er seine Nähe vermisste? Ob er dem Vampir hinterher sollte? Er wusste es nicht, aber er glaubte auch, dass er es nicht noch schlimmer machen konnte, und er einfach riskieren musste, Alan hinterher zu laufen. Schnell erhob er sich und lief die Treppe hinunter, um den kleinen Vampir zu finden. Alan lief ohne hinzusehen durch das große Haus in die Bibliothek, zu dem Platz, an dem er sich fast so häufig wie in seinen Räumen aufhielt. In einem Sessel, in einer Nische neben dem Fenster, schlug er die Hände vors Gesicht, doch er war wohl noch zu aufgebracht um zu weinen. Dass Damon ihm nicht glaubte, traf ihn so hart und unvorbereitet, wie es selten geschehen war. Es tat so weh… Nur langsam kam er zur Ruhe. Was hatte er eigentlich erwartet? Dass Damon ihm um den Hals fiel wegen eines popeligen „Ich möchte dir nahe sein“? Doch auch dieser Gedanke konnte die Enttäuschung und die Traurigkeit darüber, dass Damon ihm etwas, das wirklich von Herzen kam, nicht glaubte, nicht mildern. Er hatte nicht bemerkt, dass Damon ihm nacheilte, er war zu unkonzentriert und mit dem Geschehenen beschäftigt, um darauf zu achten, und hatte einen Vorsprung. Damon hatte Alan geglaubt, er war sich bloß nicht sicher gewesen, was genau mit dieser aussage bezwecken wollte, was er damit hatte sagen sollen. Aber inzwischen interessierte es ihn gar nicht mehr. Inzwischen wollte er nur noch Alan finden und ihm sagen, wie leid es ihm tat. Was war er eigentlich so kleinlich gewesen? Hätte er sich nicht einfach freuen können?! Er hatte doch alles bekommen, was er wollte, warum war er nicht einfach zufrieden gewesen? Das erste Mal seit langem fand er wirklich einen Vorteil daran, Vampir zu sein, denn obwohl der Kleinere einen Vorsprung hatte, konnte er ihn hören und so folgen. Vorsichtig öffnete er die Tür zur Bibliothek. Es tat ihm leid und noch mehr schmerzte ihn der Ausdruck in Alans Augen. Er hatte den anderen wirklich nicht verletzen wollen. Vorsichtig und leise trat er ein und blickte sich suchend nach dem anderen um. Als er Alan erblickte, ging er auf ihn zu, blieb aber mit einigem Abstand stehen. "Alan..." fing er leise und zögerlich an "Es... es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzten, wirklich nicht." Alan hielt still, als er hörte wie Damon den großen Raum betrat. Er wusste, dass er es war, er hörte es an seinen Schritten. Er öffnete die Augen, ohne die Hände vom Gesicht zu nehmen. Er wollte niemanden sehen und er wollte nicht allein sein. Doch Damon brachte ihn doch dazu, ihn anzusehen. „Willst du mich verspotten?“ fragte er leise und tonlos. „Hast du wirklich geglaubt, es würde mich _nicht_ verletzen, wenn du mir sagst: ‚Ja schön und gut, Alan, aber das ist mir zu vage, als dass es mir gefallen könnte.’, selbst wenn du es nicht wolltest? Ich muss unvorstellbar grausam zu dir gewesen sein, damit du mich so hasst.“ Er schlang die Arme um seine Schultern und ließ die Haare vors Gesicht fallen. Es gab keine andere Möglichkeit mehr, keine andere Erklärung für Damons plötzliche Zurückweisungen und all das. „Du hast einen anderen, nicht wahr?“ Flüsterte er, erschrocken über den Gedanken und darüber, ihn laut auszusprechen. Er lachte trocken auf, es war unglaublich, dass sie hier wirklich alle Klischees der Reihe nach erfüllten und er diesen Satz, der in sich so ausgetreten war, tatsächlich aussprach. "Was?!" Erschrocken und völlig baff blickte er den Vampir an. Wie kam dieser denn auf diesen Blödsinn?!? "Wie kommst du denn darauf? Glaubst du wirklich, ich würde dann nicht so ehrlich sein und mit offenen Karten spielen? Nein, ich habe keinen anderen und es liegt auch nicht daran, dass ich dir nicht glaube oder mir deine Worte nicht sehr viel bedeuten, es ist einfach" Damon stockte kurz und überlegte, wie er es am besten sagte, ohne den anderen zu verletzten, denn er wusste, das er nur ein falsches Wort sagen musste und es ein für alle mal aus war. Und er wollte seine Chance, die sich ihm so wahrscheinlich nie wieder bieten würde, nicht vertun. "ich hatte Angst, Alan. Ich liebe dich, noch immer, ich habe mir nie etwas sehnlicher gewünscht, als dass du mir sagst, dass du meine Nähe vermisst. Aber...ich erwische dich mit einem anderen im Bett und ein paar Momente später sagst du mir so etwas. Es... ich... ich wusste einfach nicht, wie ich es deuten sollte." Alan wischte sich mit dem Handballen übers Gesicht. Natürlich, wie hatte er das nur glauben können? Er musste Damons Worten glauben, egal, was er gedacht hatte, er glaubte ihm, weil er ihm glauben wollte. Erst jetzt blickte er Damon wirklich in die Augen und ließ die Hände sinken. Hatte Damon _ihm wirklich_ geglaubt? Ein wenig Hoffnung glomm irgendwo ganz tief. Alan lächelte ein verweintes Lächeln, obwohl er noch immer nicht weinen konnte, weil alles in Bewegung war. „Es war mir nicht klar, aber wenn du mich so darauf hinweist, hast du sicher Recht. Es zeugt nicht gerade von Feingefühl. Aber es…“ Alan lachte leise, weil er einfach nicht in der Lage dazu war, diese ausgedienten Formulierungen zu umgehen, „Es war einfach der Moment. Es… ach, keine Ahnung.“ Alan machte eine hilflose Geste mit den Händen, die im Moment nicht so richtig zu ihm gehören schienen. Nun war er und nicht Damon nicht in der Lage dazu, die richtigen Worte zu finden. „Bitte Damon, ich meine es wirklich ernst.“ Damon war froh, dass Alan ihm glaubte, denn er hatte ja nun wirklich keinen Neuen und auch er glaubte Alan tief in seinem Inneren, dass er wirklich die Wahrheit sprach und es einfach nur eine Reihe dummer Zufälle war, die das Ganze in einem so seltsamen Licht erscheinen ließen. Doch Damon hatte auch keine rechte Lust, weiter über das Für und Wider von Alans Worten nachzudenken. Ein wenig sicherer, aber immer noch vorsichtig ging er ganz zu Alan und hockte sich vor den Sessel, nahm Alans Hände in seine und blickte ihn lächelnd an. Immer noch ein wenig zögerlich, aus Angst, dass das alles nur wieder ein schöner Traum war und er gleich erwachen würde, richtete er sich wieder ein wenig auf, sodass seine Lippen die von Alan zärtlich berührten. Vielleicht musste er, genauso wie Alan einfach riskieren verletzt zu werden, sonst würden sie sich am Ende nur noch im Kreis drehen. Alan war überrascht, dass Damon ihm nicht nur glaubte, sondern das, was er vorhin gesagt hatte, zurücknahm. Der Abend, als er Damon auf dem Balkon so abserviert hatte, kam ihm in den Sinn, als er mehr spürte als sah, wie Damons Hände sich um seine legten. Doch diesmal stieß er ihn nicht durch eine schroffe Geste von sich, sondern strich vorsichtig über die langen Finger und verflocht seine mit ihnen. Er hielt den Atem an und schloss die Augen, spürte das Kribbeln so deutlich, als Damons Lippen seine berührten, dass er ganz langsam die Bewegung erwiderte, um dieses Gefühl bis ins Letzte auszukosten. Damons Lippen fühlten sich noch schöner an als all die Male zuvor. Ganz vorsichtig, als hätte er Angst, einen Schmetterling zu verjagen, begann er Damons Lippen zu kosten. Seine Hände zitterten leicht und sein Herz klopfte laut gegen seine Rippen, so dass Alan noch dankbarer für die warme Berührung war und Damons Hände sanft drückte. Damon hielt einen Moment den Atem an, weil er befürchtete, von Alan erneut zurückgewiesen zu werden, allerdings glaubte er selbst nicht mehr so ganz daran, aber man konnte ja nie wissen. Er erschauderte, als er die federleichten Berührungen spürte und schloss genießend die Augen, als er spürte wie Alan den Kuss erwiderte. Sanft drückte er die zitternden Hände des Vampirs und genoss das Kribbeln in seinem Bauch, in dem ein ganzer Schwarm Schmetterlinge zu tanzen schien. Zärtlich vertiefte er den Kuss und wünschte sich, dass der Moment nie enden würde, weil er so wunderschön war. So langsam und gleichmäßig er konnte, schob Alan sich auf dem Sessel ein Stück nach vorn, damit er besser an Damon herankam. Obwohl er sich vor genau dieser Geste damals gefürchtet und sie auch sonst gemieden hatte, fühlten sich gerade Damons Hände wirklich gut in seinen an. Sie waren groß, aber nicht riesig, sehnig und fest, mit langen Fingern und etwas rauerer Haut, als er sie von Lucael beispielsweise kannte. Insgesamt hatte Lucael ja recht feminine Hände, Damons gefielen ihm schon deswegen noch besser, weil sie es nicht waren. Er ging auf die zärtliche Berührung ein und traute sich nun etwas mehr, Damons Lippen zu liebkosen, hatte keine Angst mehr, dass der Augenblick einfach wie Glas in kleine Scherben zerfiel. Damons warme, weiche Lippen, über die ganz sachte sein Atem strich, fühlten sich an wie etwas, das Alan sich immer gewünscht hatte, das er so sehnsüchtig vermisst hatte, dass er es nicht einmal hatte benennen können. Damon seufzte leise und glücklich in den Kuss hinein. Wie sehr hatte er die süßen Lippen des anderen vermisst, wie sehr hatte er sich jedes Mal beherrschen müssen. Er war froh, dass das nun vorbei war, dass er keine Angst mehr vor Zurückweisung haben musste und dieses 'Problem' zwischen ihnen aus der Welt geschafft war. Es dauerte noch bis zum Sonnenaufgang und so sah er keinen Grund den Kuss schon zu lösen. Im Gegenteil, er vertiefte ihn weiter und strich schließlich sanft, erkundend und um Einlass bittend mit der Zunge über Alans Lippen. Alan hielt bei dieser zarten Geste den Atem an. Bewusst langsam öffnete er die Lippen einen Spalt weit und neigte den Kopf ein wenig, vertiefte den Kuss von seiner Seite aus, während Damons Zunge die Einladung annahm. Er keuchte leise, als sich das Kribbeln in seinem Körper um ein Vielfaches verstärkte und Damon seine Zunge berührte. Tastend begrüßte er den willkommenen Eindringling, forderte ihn mit zärtlichen Berührungen zum Bleiben auf. Lucael hielt sich aus den Gedanken der beiden anderen Vampire inzwischen heraus. Seit sie sich versöhnt hatten, waren ihre Gedanken so intim, dass es Voyeurismus in Reinform gewesen wäre, ihnen weiter zuzuhören. Aber er hatte sein Ziel auch so erreicht, das wusste er. Und Damon ließ sich nur zu gerne vom Bleiben überzeugen. Er rutschte noch ein Stückchen näher heran, um Alan noch näher zu sein. Zärtlich verwickelte er den anderen in ein leidenschaftliches Zungenspiel und keuchte ab und zu leise in den Kuss hinein, genoss das Kribbeln, das Alan mit seinen Berührungen in seinem Körper auslöste. Ganz kurz dachte er an Lucael und dass dieser wahrscheinlich grinsend in seinem Zimmer saß, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor Alan wieder sein ganzes Denken einnahm, was ihm gar nicht so unrecht war. Erst nach einer ganzen Weile, in der sie den Kuss immer wieder vertieft hatten, löste er ihn ganz sachte und vorsichtig, um wieder mehr Luft zu bekommen. Natürlich brauchte er das nicht mehr, aber daran hatte er sich noch immer nicht gewöhnt. Verträumt ließ Alan die Augen noch einen weiteren Atemzug lang geschlossen, obwohl Damon den Kuss inzwischen leider gelöst hatte. Als er sie dann doch wieder aufschlug, fiel sein Blick als erstes auf ihre Hände, die wie Ying und Yang umeinander lagen. Er betrachtete Damons grünbraune Augen und konnte nicht mehr verstehen, warum er solche Angst vor diesem Augenblick gehabt hatte, obwohl es sich so unheimlich richtig anfühlte. Jetzt war es genau so, wie es die ganze Zeit eigentlich hatte sein müssen, so fühlte es sich zumindest an. Damon blickte den Kleineren lächelnd an, als sich ihre Blicke trafen und konnte es immer noch nicht ganz fassen, wie schnell und plötzlich sich ihr Verhältnis zueinander geändert hatte. Er löste eine Hand von Alans und strich ihm vorsichtig ein paar verirrte weiße Strähnen hinter das Ohr zurück, während er seinen Blick nicht von den blauen Augen seines Gegenübers wenden konnte. Schließlich blinzelte Alan und brach den intensiven Blickkontakt, weil ihm bewusst geworden war, dass er Damon anstarrte. Er fuhr mit den Fingern über Damons Handrücken. Es war doch erstaunlich, wie entspannt und zärtlich sie jetzt miteinander umgingen, nachdem sie beide vom anderen wussten, dass er ihn nicht unbedingt zurückweisen würde und sie sich zumindest ihrer gegenseitigen Zuneigung versichert hatten. Die lähmende Verunsicherung war verschwunden. Alan beugte sich vor und berührte erneut den Mund des Rothaarigen, nachdem sie sich eine Ewigkeit lang so angesehen hatten. Damon war erstaunt und gleichzeitig überglücklich über diese Nähe und Zuneigung, die mit einem Mal zwischen ihnen war und die spürbar von dem Weißhaarigen erwidert wurde. "Ich liebe dich." hauchte er leise gegen die weichen Lippen, die seine erneut berührten, und küsste den anderen sanft. Alan war froh, dass er die Lippen des Jüngeren verschließen konnte, anstatt ihm antworten zu müssen. Natürlich hatte er Gefühle für den einzigen Vampir, den er je erschaffen und für den er sein Versprechen tatsächlich gebrochen hatte, er hatte sie die ganze Zeit gehabt, ohne dass er es hatte wahrhaben wollen. Es gab keine Zärtlichkeit ohne ehrliche Gefühle und in den wenigen Momenten, in denen sie es beide zugelassen hatten, waren sie auch immer sehr feinfühlig miteinander umgegangen. Und auch wenn Alan sich und Damon gestanden hatte, dass er seine Nähe wollte und brauchte, vor der Antwort auf diese drei Worte schreckte er noch immer zurück. Dazu war er sich einfach noch zu unsicher. Innerlich betrübte es Damon, keine Erwiderung dieser Worte zu erhalten, es betrübte ihn sogar sehr. Aber er wusste, dass er Alan nicht drängen durfte. Er war sich sogar sicher, dass Alan für ihn ebenso empfand und er sich nicht traute, sich das einzugestehen. So wie er sich nicht hatte eingestehen wollen, dass er seine Nähe vermisste. Aber er glaubte nicht, dass er auf ein Liebesgeständnis so lange würde warten müssen, jetzt wo sie sich schon so nahe gekommen waren. Sanft erwiderte er den Kuss und vergrub seine rechte Hand in Alans Haaren. Alan folgte der Besitz ergreifenden Geste und näherte sich Damon noch ein Stückchen. Jetzt konnte er endgültig nicht mehr zurück, aber das wollte er eigentlich auch gar nicht. Nicht mehr zwischen Alternativen wählen zu können, war ein seltsames Gefühl. Aber der Kuss machte das wieder wett. Damon schmeckte herrlich, so dass Alan glaubte, dass auch ein Kuss von ihm reichen würde, um seinen Durst nach Damons Blut für ein Weilchen zu stillen. Schließlich meldete sich sein Körpergefühl zurück und beschwerte sich über die unbequeme Sitzposition. Alan löste den Kuss langsam und vorsichtig. „Lass’ uns wieder nach oben gehen…“ schlug er mit leiser Stimme vor. Damon löste vorsichtig die Hand aus Alans Haaren, als er merkte, wie dieser sich wieder zurück bewegte und nickte schließlich. Sonst würden sie vielleicht zu spät bemerken, dass die Sonne aufging. Alans Zimmer war schließlich noch nicht abgedunkelt und es war dort auch gemütlicher als hier in der Bibliothek. Er erhob sich und überlegte, ob er einfach so Alans Hand nehmen konnte. So ging er bis zur Tür einfach neben dem Kleineren her, gab sich dann aber einen Ruck und nahm Alans Hand, folgte ihm so in sein Zimmer. Alan ergriff die Hand, die sanft seine Finger umschloss und lief mit Damon durch den Flur nach oben. Einerseits fühlte es sich seltsam ungewohnt an, auf andere Weise aber auch sehr vertraut. Verwirrend. Oben angekommen betrat Alan mit dem Jüngeren seine Räume und blieb schließlich in der Mitte stehen, drehte sich zu ihm und studierte fragend sein Gesicht. Bis zum Sonnenaufgang hatten sie noch etwas Zeit und das Zimmer zu verdunkeln würde nur wenig davon in Anspruch nehmen. Damon folgte Alan und blickte den kleinen ebenfalls etwas unschlüssig an. Diese Vertrautheit zwischen ihnen war ungewohnt und mit einem mal fiel ihm nichts anderes mehr ein als mit dem Vampir einfach nur dazuliegen und zu kuscheln. Aber ob Alan das auch wollte? "Meinst du wir können morgen noch mal nach meinem Mantel fragen?" Alan nickte und kratzte sich am Kopf. Wenn er ehrlich war, hatte er den Mantel total vergessen. „Ja, gute Idee.“ Aber an seinem Versprechen, ihn Damon zu schenken, würde er trotzdem festhalten. Versprochen war schließlich versprochen und zumindest daran hielt Alan sich eigentlich immer, auch wenn er sonst nicht gerade einen tadellosen Charakter hatte. Er war sowieso schon eine Weile nicht mehr in der Stadt gewesen, etwas zu Trinken würde ihm auch mal wieder gut tun. Es war irgendwie seltsam, wie befangen sie mit einem Mal miteinander redeten, und es störte Damon. Er blickte sich um und sah, dass der Diwan gar nicht mal so weit entfernt war. Da er immer noch Alans Hand festhielt, zog er den anderen sanft hinter sich her, als er zu dem Diwan ging und sich darauf setzte. Sachte zog er den Weißhaarigen auf seinen Schoß und strich ihm zart über die Wange. Auch Alan verunsicherte es, wie sie gerade miteinander umgingen und das machte die Sache auch nicht gerade leichter. Doch als er sich auf Damons Schoß wieder fand, überlegte er sich, dass das eigentlich nicht wirklich verwunderlich war. Bis jetzt waren sie schließlich nie so nah aneinander herangekommen ohne sich zu streiten, wie sollten sie dann jetzt plötzlich wissen, wie es funktionieren würde? Der Gedanke gab Alan eine gewisse Sicherheit. Er lehnte sich an Damon und berührte sein faszinierendes rotes Haar. Damon lächelte, als er Alans Hände in seinem Haar spürte und schloss einfach die Augen. Die Situation war so gemütlich und vertraut, dass er einfach nicht anders konnte. Sanft strich er Alan über den Rücken und genoss ansonsten nur ihre Zweisamkeit. Alan sah, wie Damon sich anlehnte, den Kopf auf die Sofalehne legte und sich einfach nur entspannte. Das brachte er zwar nicht fertig, wie er neidvoll zugeben musste, ihm gingen einfach zu viele Dinge durch den Kopf, doch gemütlich war es auf jeden Fall. Warm. Allmählich musste er wohl zum Dösen übergegangen sein, denn als ihn dieses letzte Zucken vor dem Einschlafen weckte, graute gerade der Morgen. Er stupste Damon in die Seite, damit er sich nicht unter den Besitz ergreifenden Armen hervor winden musste. Damon war ebenfalls eingedöst und so fuhr er erschrocken auf als er die Augen öffnete und sah, dass es schon graute. "Ent...entschuldige" entfuhr es ihm und er ließ Alan sofort los, damit dieser die Fenster verdunkeln konnte. Er selbst ging zu der Zimmertür und schloss sie zu, damit niemand aus Versehen die Tür öffnete. Dann begann er sich die Schuhe und sein Hemd auszuziehen. Wovon er so fertig war, wusste Alan zwar nicht, aber er hätte im Stehen einschlafen können. Träge tappte er durch das große Zimmer und klappte die Fensterläden zu. Nur einige Kerzen und der glimmende Kamin spendeten Licht, als auch er begann, sich das Hemd aufzuknöpfen. Wäre er nicht plötzlich so müde gewesen, hätte er sicher auch Damons ansehnlichen Oberkörper eines längeren Blickes gewürdigt. Damon blickte zu dem Vampir und bemerkte, dass dieser sehr müde war. Vielleicht war es, weil so viel passiert war, er kannte es das, wenn man emotional viel erlebte, dass man sehr müde danach war. Und für Alan, der früher nie Gefühle zugelassen hatte, war es sich heute emotional sehr anstrengend gewesen. Er ging zu dem Kleineren und nahm ihn sanft in den Arm, hob ihn schließlich hoch, obwohl der Kleine sich ein wenig wehrte, und legte ihn in das Bett. Er legte sich neben den anderen und deckte sie beide gut zu. "Gute Nacht." flüsterte er leise und blickte den anderen lächelnd an. Alan hatte tatsächlich protestierend gezappelt, soweit kam es noch, dass er sich die zwei Schritte ins Bett tragen ließ. Und zu viel Romantik wollte er nun auch nicht aufkommen lassen, auch wenn er sich im Bett wieder entspannte. „Kann ich wieder auf meine Seite?“ fragte er anstelle einer Erwiderung, war sogar für ein deutlicheres Lächeln zu müde, auch wenn er keineswegs kühl mit dem Rothaarigen umging. Damon seufzte leise und nickte. "Sicher." Als ob er Alan davon abhalten würde, auf die andere Seite zu krabbeln. Er hievte sich hoch und stand auf, stieg dann über Alan hinweg, sodass dieser nun auf der 'richtigen' Seite lag und kuschelte sich wieder in das Bett, mit ein wenig Abstand zu Alan. Offenbar wollte dieser doch nicht so viel Nähe, wie er gedacht hatte, und er wollte es sich mit ihm nicht verderben. „Danke.“ Meinte er leise und kuschelte sich auf der Seite, auf der es gewohnt war, einzuschlafen, ein. Er meinte es auch nicht böse, er brauchte nur immer wieder ein wenig Zeit, um das vorher Erlebte richtig zu verarbeiten. Nur eine kleine Pause. Er sandte Damon einen kurzen Blick, wie um sich zu vergewissern, ob er auch noch da war, und schloss dann seufzend die Augen. Damon hätte den anderen zu gerne in den Arm genommen, sich an ihn gekuschelt, aber es sah nicht so aus, als würde Alan das wollen. Seufzend zog er seine Hand, die er nach Alan ausgestreckt hatte, zurück und legte seinen Kopf darauf. Offenbar brauchte Alan doch etwas mehr Zeit. Er merkte, wie er langsam ebenfalls müde wurde und so schloss er die Augen und versuchte langsam einzuschlafen. Hätte Alan Damons Hand bemerkt, so hätte er sicher darauf reagiert, denn so herzlos war er auch nicht, auch wenn es immer so aussah. Doch wahrscheinlich hatte er in dem Moment die Augen zugemacht und sie deswegen nicht gesehen. Und als er sie einmal geschlossen hatte, war der Schlaf nicht mehr aufzuhalten, die Müdigkeit lag wie eine schwere Decke auf ihm und blendete für den Moment alles andere aus. Nacht 40 Damon schlief ebenfalls relativ schnell ein, als er den Schlaf erstmal zuließ. Es war ein traumloser Schlaf und als er am nächsten Abend die Augen aufschlug, hatte er das Gefühl, sie gerade erst vor fünf Minuten geschlossen zu haben. Er drehte sich herum, denn im Schlaf hatte er sich zur Wand gedreht und blickte zu dem Vampir, um herauszufinden, ob dieser noch schlief. Und rollte damit beinahe auf ihn. So wie es aussah, war Alan nachts an ihn herangerückt, wahrscheinlich von der spürbaren Körperwärme angezogen, und lag so nah neben ihm, wie er konnte, ohne ihn zu berühren und sich so aufzudrängen. Bis eben hatte er Damons Haare und seinen Rücken betrachtet, in Ermangelung des schlafenden Gesichts, das er eigentlich hatte sehen wollen, doch als Damon sich bewegte, hatte er die Augen schnell geschlossen und sich schlafend gestellt. Damon merkte zum Glück rechzeitig, das er Alan zu überrollen drohte und drehte sich vorsichtiger um, nachdem er ein stück von dem anderen weggerückt war. Er war sich nicht sicher, ob er eben nicht eine Bewegung wahrgenommen hatte, aber bei dem friedlichen Gesicht... er hatte sich wohl geirrt. Er rückte näher an den kleineren heran und strich ihm sanft ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ob er ihn wecken sollte? Nein, so friedlich schlafend sah Alan richtig niedlich aus und er wollte den Anblick noch eine weile genießen. Lächelnd beugte er sich hinab und küsste seinen kleinen Schatz sanft auf die Stirn. Alan wich ein wenig aus und öffnete die Augen, legte gleichzeitig eine Hand in Damons Nacken, bevor der enttäuscht den Kopf zurückziehen konnte. „Auf die Stirn geküsst zu werden, mag ich nicht so. Es ist so… väterlich.“ Erklärte er leise, fast sanft, und lächelte aufmunternd, für den Fall, dass Damon das ärgern würde. Gegen einen anderen Kuss hätte er absolut nichts einzuwenden, im Gegenteil, doch er wusste nicht, wie er es formulieren sollte. Sachte strich er über die rötlich schimmernden Haare und rückte etwas näher an Damon heran. Er hätte sich auch ganz an ihn gekuschelt, aber die Reaktionen des Jüngeren darauf waren so unvorhersehbar. Zumindest empfand er es seit gestern so. Damon seufzte leise und enttäuscht. "Vielleicht solltest du mir eine Liste mit Dingen anfertigen, die du magst und die ich darf." antwortete er und konnte einen leichten Biss in der Stimme einfach nicht verhindern. Er wusste nicht wieso, aber es störte ihn gewaltig, dass er mit Alan einfach nicht unbefangen umgehen konnte. Ständig musste er damit rechnen, wieder zurückgewiesen zu werden, weil er etwas Falsches tat, oder allgemein sich falsch zu verhalten. Einerseits war Alan so abweisend und dann wieder, gleichzeitig... Er schmiegte sich seufzend an die feine Hand in seinen Haaren. Waren sie beide nicht vielleicht doch zu verschieden, als das es klappen könnte? Alan fühlte sich in seiner Vorsicht bestätigt, als Damon so zynisch wurde. „Ich hab nie behauptet, dass es einfach mit mir ist.“ Meinte er defensiv. „Jeder hat kleine Macken. Ich kann doch auch nichts dafür, wenn sich über 150 Jahre ein paar mehr davon ansammeln. Mein Vater hat mich früher manchmal auf die Stirn geküsst, es erinnert mich eben daran. Und du bist 130 Jahre jünger als ich, du solltest mich nicht an meinen Vater erinnern.“ Gegen Ende wurde sein Ton immer lockerer, vielleicht konnte er auch Damon ein bisschen besänftigen. Er sollte nicht so schnell aufgeben, nicht nachdem er so lange darauf gehofft hatte, dass sie sich einander näherten, so wie jetzt. Er kannte Damon einfach nicht so gut, er musste seine Schwächen und Stärken, Vorlieben und Abneigungen erst erkunden. „Komm schon… ich mag eigentlich fast alles, was du tust.“ Damon nickte. „Ist schon in Ordnung." antwortete er und blickte den anderen mit einem zaghaften Lächeln an. "Ich weiß nur einfach nicht... es ist so komisch... früher hatte ich überhaupt keine Scheu dir gegenüber und mit einem Mal habe ich ständig Angst etwas falsch zu machen, von dir abgewiesen zu werden, so wie gerade und das macht mich wahnsinnig. Weil ich einfach nicht verstehe, warum ich auf einmal so bin. Ich war es vorher ja auch nicht." gestand er dem Kleineren dann doch seine Gedankengänge. Vielleicht wusste Alan ja eine Antwort. „Vorher hattest du doch nichts zu verlieren, weil wir uns sowieso ständig gestritten haben.“ Mutmaßte er. Bei ihm war es ganz ähnlich. Aber das würde vorbeigehen. Alan grinste hintergründig. „Entspann dich einfach… ich reiße dir nur nach Ankündigung den Kopf ab und in deine Gedanken kann ich auch nicht mehr.“ Das war bestimmt ein Schlüsselerlebnis für Damon gewesen, zumindest kam es ihm manchmal so vor. Vorsichtig küsste er Damon auf den Mund und unterbrach das Gespräch damit erst einmal. Damon dachte darüber nach und musste Alan Recht geben. Ja, so war es wahrscheinlich und allem Anschein nach mussten sie sich beide erstmal an diese neue Nähe gewöhnen. Ein wenig entspannter erwiderte er den Kuss und legte nun endlich auch einen Arm um die Hüfte des Kleineren, zog ihn so etwas näher an sich heran. „Du konntest mich eigentlich nicht mal leiden…“ fügte Alan noch an, während er den Kuss einen ganz kurzen Augenblick lang unterbrach, nur um ihn danach sofort wieder aufzunehmen. Genießend schloss er die Augen, kostete seinen verführerischen Geschmack und war wieder einmal beeindruckt, dass Damon mit seinen zwanzig Jahren so überwältigend küssen konnte. Damon erwiderte darauf nichts, sondern schloss zufrieden die Augen und küsste den anderen zärtlich. Zufrieden kuschelte er sich näher an den anderen und war froh, dass er offenbar nicht der Einzige war, den ihre neue Nähe verunsicherte. Aber jetzt, wo er es ausgesprochen hatte, fühlte er sich gleich viel besser und auch irgendwie sicherer, da er nun wusste, wie Alan darüber dachte. Vielleicht brauchten sie wirklich einfach nur Zeit. Alan hing Damons Worten noch ein wenig nach, auch wenn es mit der Zeit immer unkonzentrierter wurde, weil man sich Damons atemberaubenden Kuss einfach nicht entziehen konnte. Hatte er Damon vorhin wirklich _abgewiesen_? Er hatte sich bemüht, es so wenig schroff wie möglich hinzubekommen, aber offensichtlich reichte es trotzdem, dass Damon sich zurückgewiesen fühlte. Hatte es an seinem Verhalten gelegen oder war Damon einfach empfindlich, was solche Dinge betraf? Vielleicht weil er so sehr wollte, dass Alan ihn liebte? Er schmiegte sich an den sich nähernden, so warmen Körper, vergrub die Hand, die teilweise auf der Wange und in den Haaren des Größeren lag, in die seidige, rote Pracht. Damon bekam von den Gedanken des anderen recht wenig mit und seine eigene waren viel zu sehr mit dem himmlischen Kuss und dem genießen der unverhofften nähe zu dem kleineren Beschäftigt. Als er die Hand in seinen haaren spürte rückte er unwillkürlich näher an Alan heran und legte die Arme um ihn, zog den kalten Körper näher an sich heran um ihn zu wärmen. Er hatte sich schon immer gewundert, warum Alan im Gegensatz zu ihm immer so kalt war, aber er hatte es inzwischen einfach als einen dummen Zufall abgetan. Das fragte sich Alan auch gerade, er fror sowieso und so nah an dem herrlich menschlich-warmen Körper des Rothaarigen fiel es noch umso mehr auf. Aber die anderen Vampire waren auch eher kühl bis kalt, scheinbar war es eine Eigenheit des Rothaarigen, die menschliche Temperatur zu bewahren. Aber eine mehr als angenehme. Schließlich löste Alan den Kuss, weil er langsam das Gefühl hatte, sich die Lippen fusselig zu küssen. „Willst du heute noch zu Leander?“ fragte er den Jüngeren, während er kein Stück von ihm abrücken wollte. Er hatte auch Durst, durch die unglückliche Niederlage bei dem Duell hatte sich eine Durststrecke im wahrsten Sinne des Wortes ergeben. Damon nickte. "Ja, dann könnte ich den Besuch bei deinem Schneider auch gleich mit einer kleinen Jagd verbinden." antwortete er erklärend. Das wäre ihm auf jeden Fall lieber, als sich morgen wieder so zu stressen. Warum nicht das angenehme mit dem unangenehmen verbinden? Allerdings machte er keinerlei Anstalten seine Arme von dem Körper des anderen zu lösen und ihn so freizugeben, auch schien er nicht vorzuhaben aus der warmen Bettdecke zu krabbeln. Allein der Gedanke an die kalte Luft im Zimmer lies ihn erzittern und sich weiter in die Decke kuscheln. Jagd… aus Damons Mund hörte sich der Ausdruck seltsam an. Weil er sich immer so dagegen gewehrt hatte, Menschen zu töten und sie als Nahrungsquelle zu akzeptieren. Allmählich hatte Alan das Gefühl, dass sie überhaupt keine Chance gehabt hätten, sich jemals näher zu kommen, wenn er nicht versucht hätte, den Rothaarigen zu töten. So lange Damon nicht losließ, hatte der Kleinere immer noch eine Ausrede, um nicht aufstehen zu müssen. Hoffentlich verlangte Leander nicht wieder so einen Horrorpreis. Manchmal, wenn er schlecht gelaunt war, dann schlug er das einfach auf den normalen Preis drauf. Alan hatte einige Methoden entwickelt, um den Lockenkopf um den Finger zu wickeln, aber nach der Aktion gestern war das in Damons Gegenwart wohl der ganz falsche Gedanke… gestern, bei dem Gedanke daran fiel ihm Lucael wieder ein, den er über die Turtelei mit Damon völlig vergessen hatte und der wohl immer noch in Damons Zimmer war. Damon merkte, dass Alans Gedanken abschweiften, er sah das an dem Ausdruck von Alans Augen. "Woran denkst du?" fragte er deswegen leise nach. Er erwartete nicht wirklich, dass Alan ihm das sagte, aber es interessierte ihn trotzdem. Er seufzte leise und kuschelte sich an den anderen, vergrub sein Gesicht an dessen Hals. Es war alles so unwirklich, dass Alan immer noch in seinen Armen lag und keinerlei Anstalten machte, so zu tun, als wäre das gestern nie passiert. Er merkte, dass er seit langem wieder richtig glücklich war. Mit einem Mal durchflutete ihn eine tiefe Zufriedenheit und er hoffte, dass dieser Zustand länger andauern würde als nur zwei, drei Tage oder Wochen. „Daran, dass wir Lucael da unten vergessen haben…“ antwortete Alan trotzdem, „An Leanders Horrorpreise und wie ich ihn dazu bringe, sie ein Stück runterzuschrauben, ohne dich an gestern zu erinnern. Daran, dass du… als du noch ein Mensch warst, mal an genau so eine Szene wie jetzt gedacht hast. Ich weiß nicht mehr, wann es war, die Nacht nach der Geschichte im Bad, glaube ich.“ Er spürte die sanfte Entspannung, die plötzlich von den Größeren ausging, deutlich. Auch ihm ging es gut, Damon war noch immer hier und schien es wirklich ernst zu meinen. Es war gut gewesen, sich dafür mal zu quälen. "Das ist ganz schön viel." stellte Damon schmunzelnd fest und fragte sich, ob man sich überhaupt auf seinen Gedanken konzentrieren konnte, wenn einem so viele im Kopf herumschwirrten. "Nun ja, wenn ich weiß, dass du das, was du tust, nur tust, um den Preis zu drücken, dann kannst du es meinetwegen tun." antwortete Damon. Dass Lucael es besonders schlimm fand, dass sie ihn vergessen hatten, glaubte er nicht. Der Vampir hatte sich gestern bestimmt gefreut, dass seine Verkupplungsversuche so schnell gefruchtet hatten. Er würde dem Schwarzhaarigen bei Gelegenheit danken, das nahm er sich fest vor. „Ich komme eben immer vom Hundertsten ins Tausendste.“ Alan machte eine sanfte, entschuldigende Handbewegung. „Dann wäre es dir egal?“ Er strich durch den roten Haarschopf, der sich über seine Schulter ausbreitete, weil Damon das Gesicht in seine Halsbeuge geschmiegt hatte. „Vielleicht ist er ja auch gar nicht schlecht gelaunt…“ bog er das Thema dann ab, bevor sie ins Detail gehen konnten. Stattdessen betrachtete er Damon, zumindest soweit es die Bettdecke erlaubte. Dass es dunkel war, spielte keine Rolle. Er hatte sportliche Schultern, die verrieten, dass er sich einfach gern bewegte, ohne sich dabei Eitelkeiten hinzugeben. Der sonnengeküsste Hautton würde ihm dank des vampirischen Blutes erhalten bleiben. Bei ihm würde es wesentlich länger dauern, bis er so blass und kühl wie die anderen Vampire aussah. Aber Damon war sowieso nicht wie die anderen. Er war nicht nur anders, sondern wirklich etwas besonderes, wurde Alan klar. "Natürlich wäre es mir nicht egal." wisperte Damon leise, da er das auf keinen Fall so im Raum stehen lassen wollte. Aber dagegen, dass Alan dem Schneider ein wenig schöne Augen machte, dagegen war ja nun wirklich nichts einzuwenden. Zumindest nicht, wenn er wusste, dass Alan nur spielte. Er schloss glücklich die Augen und platzierte einen zärtlichen Kuss auf der kühlen Haut von Alans Hals. Endlich, endlich gehörte der kleine, launische Vampir ihm. Zumindest glaubte und hoffte er das. Aber er hatte auch gar keinen Grund, daran zu zweifeln. Er musste schmunzeln, als er feststellte, dass sie niemals zu Alans Schneider kommen würden, wenn sie nicht bald aufstanden und losgingen, aber das störte ihn auch gar nicht. Alan schmunzelte. Irgendwie war das klar gewesen. Er drehte den Kopf ein wenig, als Damon ihn am Hals küsste. Für einen Moment schloss er die Augen, versuchte sich vorzustellen, wie Damon von ihm trank, wie er darauf kam, wusste er selber nicht, und überlegte, ob er etwas dagegen gehabt hätte oder ob es ihm vielleicht unangenehm gewesen wäre. Wäre es nicht. Er stupste Damons Fuß mit seinem an. „Wir müssten langsam aufstehen, ewig ist selbst Leander nicht wach…“ Dass er nicht wusste, was er selbst von dieser Idee halten sollte, war ihm anzuhören. "Hmmm…" meinte Damon bloß mit leiser Resignation in der Stimme und verfluchte sich innerlich dafür, den Vorschlag mit Leander gemacht zu haben. Aber sie konnten auch nicht ewig im Bett liegen bleiben. Er sog noch einmal Alans angenehmen, süßlichen Duft ein und erhob sich schließlich von dem Vampir. Er blickte kurz lächelnd auf ihn herab, dann schälte er sich widerwillig aus dem Bettzeug und fröstelte. Er stand auf und suchte seine Sachen zusammen, zog sie so schnell es eben ging an, damit ihm wieder etwas wärmer wurde. Alan beobachtete den Größeren lächelnd. Erklärbar war es mal wieder nicht, aber diese Art zu reagieren machte ihn anziehend. Der Weißhaarige holte sich alle greifbaren Sachen stattdessen ins Bett, zog sich unter der wärmenden Decke an und holt den wärmsten Wintermantel aus dem Schrank. Dadurch, dass sie beide sich noch kaum bewegt hatten, würde es noch viel kälter draußen werden. Alan schüttelte sich in frostiger Erwartung. Mit den Mänteln auf dem Arm gingen sie ins Erdgeschoss, um nach Lucael zu sehen und ihn vielleicht gleich mit in die Stadt zu nehmen. Der musste schließlich auch mal wieder bei seiner Haushälterin auftauchen, um ihr keine Angst zu machen. „Ich hab gerade angefangen zu glauben, dass ich jetzt doch alleine in die Stadt gehen muss…“ begrüßte Lucael sie ein wenig vorwurfsvoll, weil er sich gelangweilt hatte. Schließlich konnte er sich nicht unentwegt mit fremden Gedanken beschäftigen. „Alan, kann ich das Pferd für heute da lassen? Ich hab keine Lust, neben euch her zu reiten oder es am besten hinter mir herzuzerren.“ Er zog seine Stiefel an und schnappte sich den Mantel von der Garderobe. Zusammen mit Alan ging Damon die Stufen hinunter zu Lucael und blickte diesen kurz dankbar an, bevor er ihm mit einem leichten Lächeln antwortete: "Wie könnten wir dich vergessen?" Währenddessen knöpfte er seinen Mantel zu. Es wäre nun wirklich reichlich unverschämt gewesen, wenn er Lucael einfach so hier hätte sitzen lassen, nach dem, was er für ihn getan hatte. Auch wenn er... nein, er sollte endlich damit aufhören, Lucael und Alan im Stillen Vorwürfe deswegen zu machen. Es war weder angebracht noch gerecht. Er hatte Alan doch nun, warum konnte er sich damit nicht zufrieden geben? Damon horchte bei Lucaels letzten Worten auf. "Ich muss morgen so oder so in die Stadt, ich kann es dir dann vorbei bringen." schlug er dem Schwarzhaarigen vor. Das hieß, er musste morgen nicht so früh aus dem Bett, was ihn irgendwie fröhlich stimmte, vor allem weil er zusammen mit dem Kleineren aufwachen würde. "Oder, Alan?" fügte er dann doch leicht fragend an, denn immerhin war das Alans Haus und dieser musste wohl entscheiden, was mit dem Pferd zu tun war. Alan schmunzelte. „Wolltest du nicht sowieso schon mal ein Pferd? Geht schon in Ordnung, es gibt schließlich nichts mehr, was es abfressen oder zertrampeln kann.“ Obwohl er es fair von Damon fand, ihn zu fragen. Er selbst hätte es wahrscheinlich wohl vergessen. Damon gab sich wirklich Mühe… Alan kribbelte ein verdächtiges Gefühl im Bauch herum, er blinzelte, um sich abzulenken und es sich nicht zu sehr anmerken zu lassen. Nicht jetzt. Zu dritt verließen sie das Anwesen und schlurften mehr oder weniger schweigend durch den Schnee, jeder von ihnen primär damit beschäftigt, nicht allzu nass zu werden. Schließlich tauchten am Waldrand die ersten Lichter auf. „Sollen wir dich noch nach Hause begleiten?“ Die ärmeren Viertel, zu denen Alan wollte, um wieder etwas zu trinken, und auch Leanders Schneiderei lagen in dieser Richtung. Lucael blickte ein wenig verwundert zu Alan und Damon und nickte dann. "Gerne, dann weiß Damon auch gleich, wo er das Pferd abgeben muss." antwortete er auf die Frage und der Rothaarige nickte bestätigend. Erst hatte er sich über den vielen Schnee gefreut, aber nun ging es ihm doch ein wenig auf die Nerven, das seine Hosen ständig nass waren, jeden zweiten Tag eigentlich. "Wie ist das eigentlich mit dem Pferd? Kann ich mir eins kaufen?" fragte er schließlich nach, um das Thema aufzugreifen. Alan fühlte sich an das typische Gespräch zwischen einem Vater und seiner kleinen Tochter erinnert, die pausenlos fragte „Kaufst du mir ein Pony?“, und grinste deswegen. „Wie vor drei Wochen auch noch. Wenn du eine Idee hast, wer es womit versorgt und wo es stehen soll, kannst du dir ja eins anschaffen.“ Nebenbei fragte sich Alan mal wieder, was Damon so oft in der Stadt tat. Es konnte ihn nicht immer der Hunger dorthin treiben, oder? "Können wir nicht eins der Zimmer im Erdgeschoss, das eine Verandatür hat, zum Stall umfunktionieren?" fragte Damon nach längerer Zeit des Überlegens nach. Der kleinere bekam schließlich so gut wie nie besuch, zumindest in der Zeit in der er bei ihm gelebt hatte, war es ihm so vorgekommen, als wäre besuch bei Alan nicht unbedingt erwünscht. Und er Pferd hätte er doch gerne gehabt. Alan zog eine Schnute. „Nein. Nicht das Haus.“ Er hing an der alten Villa, so wie sie war, und wollte nicht, dass das ganze Erdgeschoss nach Pferdeäpfeln roch. Zumal es irgendjemand umbauen musste. „Ich würde dir höchstens den Schuppen dafür überlassen. Der ist am Ende des Gartens und so viel Platz braucht das Zeug vom Gärtner nun auch wieder nicht.“ Es klang zwar kleinlich, aber es war das Einzige, was Alan für das Viech zu opfern bereit war, es war auch das einzig noch Mögliche. Er brauchte ja auch kein Pferd, er konnte ja flattern. "Nun, ich denke, das Pferd wird sich nicht darüber beschweren, wenn wir es im Schuppen unterbringen." antwortete Damon daraufhin amüsiert. Er würde sich diesen Schuppen heute, wenn dafür noch Zeit war, oder morgen ansehen. Es freute ihn irgendwie, dass er etwas zu tun bekam, denn dieses ständige Nichtstun und Herumsitzen war zwar ganz nett, aber er war es gewöhnt, sich zu bewegen und mit seinen Händen etwas zu schaffen. Vielleicht konnte er, wenn er sich noch besser mit Alan verstand, einen Teil des Hauses für sich beanspruchen und dort wieder ein wenig tischlern. Aber bis dahin waren seine Unterrichtsstunden doch ein ganz guter Ausgleich. Alan zog eine Augenbraue hoch. Nun das Pferd wohl wirklich nicht, aber von Damon hatte er es eher erwartet. Á la ‚Du bist egoistisch und willst alles nur für dich alleine haben!’ Irgendwie hatte er sich bereits auf eine kleine Auseinandersetzung eingerichtet, so dass ihn der fehlende Widerspruch ein wenig aus dem Konzept brachte. Während sie durch die kleine Vorstadt pilgerten, band Alan sich aus dem mitgebrachten Tuch eine Schlinge und legte seinen Arm hinein. Sollte ihn irgendjemand kennen, sollte er bloß nicht auf die Idee kommen, seine Schulterwunde sei schon genesen. Schließlich kamen sie bei der zentralen Kirche und Lucaels Stadthaus an. Damon blickte sich immer wieder um und versuchte sich den Weg zu merken, damit er morgen die gewonnene Zeit nicht dadurch verlor, dass er sich verirrte. Bewundernd betrachtete er das große Haus. Lucael schien auch recht vermögend zu sein, aber bei dessen Kleidung hatte er sich das schon gedacht und weil er Alan kannte. Lucael blickte zu den beiden. "Ich wünsche euch noch einen schönen Abend." meinte er dann mit einem Schmunzeln auf den Lippen, neigte zum Abschied leicht den Kopf und verschwand dann in seinem Haus. Irgendwo bedauerte er es ja, dass Alan nun für ihn tabu war. Alan hörte seinen Gedanken noch mehr an, als bloß leises Bedauern, aber er reagierte nicht darauf. Würde alles nur unnötig kompliziert machen. Außerdem lenkte es ab. Zuerst musste er etwas mit sich selbst klären. Aber auch das hatte keine Eile. Umso mehr Zeit er sich nahm, umso sicherer würde er sich am Ende sein. „Auf Wiedersehen.“ Lächelte Alan freundlich, diesmal aufrichtig, bevor er sich wieder zu Damon umdrehte. „Komm…“ Damon dagegen hörte keinen von Lucaels Gedanken. Er fand es selbst seltsam, aber aus irgendeinem Grund vermochte er es nicht die Gedanken anderer zu lesen. Er hörte sie zwar, nicht immer, aber ab und an konnte er besonders laute Gedanken, oder Gedanken, die an ihn gerichtet waren, hören, aber alles zu hören, das konnte er beim besten Willen nicht. Er blickte Lucael noch einen Moment nach, dann drehte er sich zu Alan um und nickte leicht. Er hoffte nur, dass Alan nicht darauf bestehen würde, mit ihm zu jagen, er wollte im Moment nicht mit dem anderen diskutieren. "Wohin gehen wir?" fragte er nach einer Weile zaghaft nach. „Zu Leander. Nicht, dass wir umsonst hergekommen sind, bloß weil wir zu spät dort ankommen.“ erklärte Alan, der sich wunderte, dass Damon seinen Wintermantel wohl schon wieder vergessen hatte. Manchmal schien er ziemlich Gedankenversunken, doch der Weißhaarige konnte nicht sagen, seit wann das so war, oder ob es überhaupt je anders gewesen war. „Außerdem hab ich mich seelisch und moralisch gerade so schön aufs Geldausgeben eingestellt.“ "Stimmt..." antwortete Damon, dem es sichtbar unangenehm war, so in Gedanken versunken gewesen zu sein, dass er solch eine Frage gestellt hatte. Immerhin war es sein eigener Vorschlag gewesen, so was sollte man doch nicht vergessen. Er folgte Alan und irgendwie war er jetzt doch gespannt, wie sein Wintermantel nun letztendlich aussah und ob er überhaupt schon fertig war. Sie trafen nur wenig später bei Leander ein. Dessen Angestellte und mehr oder weniger heimlicher Schwarm öffnete ihnen höflich und formvollendet und ließ sie in den Kleineren der beiden Werkstatträume. Alan nannte ihr Begehr und das Mädchen verschwand in den hinteren Raum und holte Leander, der zwar müde aber ziemlich aufgedreht aussah, dem es aber gleichzeitig peinlich zu sein schien, dass gerade das Mädchen ihn beim Träumen erwischt hatte. Er brachte den Mantel mit. Das gute Stück war ein wirkungsvoller Kompromiss zwischen Alan und Leander auf der einen und Damon auf der anderen Seite. Außen harmonierte ein angenehmer Braunton perfekt mit Damons roten Haaren und war so schlicht, wie er es sich gewünscht hatte, innen schimmerte seidig ein dunkles, blaugrünes Futter, das bei Bewegung ein dezentes schwarzes Muster enthüllte. Damon betrachtete den Mantel und man konnte sehen, dass er ihm gefiel. Er sah zwar nicht so aus, wie er ihn sich vorgestellt hatte, aber in diesem Fall war das gar nicht mal so negativ. Vorsichtig strich er über den weichen Stoff und lächelte. "Der ist wirklich gut geworden." stellte er anerkennend fest und zog seinen Mantel aus, um den neuen anzuprobieren. Zumindest schloss er aus Alans und Leanders Blicken, dass diese darauf nur warteten. Vorsichtig schlüpfte er hinein und bewegte sich. Der Mantel saß wirklich perfekt, er konnte sich gut darin bewegen, er war warm und fühlte sich zudem noch gut an. Alan beobachtete jede Regung umso genauer, immerhin hatte er keine Gedanken mehr, an die er sich hätte halten können und Leander strotzte so vor Selbstzufriedenheit, dass er auch kein gutes Urteil geben konnte. Aber er sah wirklich gut aus. Die Farben harmonierten mit dem jungen Vampir und auch in diesem Schnitt schien er sich sehr wohl zu fühlen. Die Qualität war auch ohne eine Prüfung einwandfrei. Alan nickte äußerst zufrieden, lächelte vergnügt, weil er Damon ein Geschenk machen konnte, woran er denken würde, und holte eine Vollmacht aus seiner Innentasche, die Leander dazu ermächtigte, einen bestimmten Betrag bei der Bank abzuholen. So regelten sie das immer. Damon war es immer noch ein wenig unangenehm, dass Alan ihm dem Mantel schenkte und es bestärkte ihn darin, wieder mit dem Tischlern anzufangen. vielleicht konnte er dann auch Aufträge entgegen nehmen und so ein wenig Geld verdienen und wenn es gut lief, vielleicht konnte er dann auch ein Geschäft in der Stadt aufmachen... Er schüttelte innerlich den Kopf. Er sollte aufhören so zu denken, das wäre sicherlich sehr kompliziert, als Vampir ein Geschäft führen... das war ja eigentlich so gut wie unmöglich. Er blickte zu Alan und wartete darauf, dass sie wieder gehen würden. Alan unterhielt sich noch kurz mit Leander, bloß ein wenig Wortgeplänkel, damit das Ganze nicht so wortkarg war, bevor er sich wieder verabschiedete, und mit Damon in die kalte Winternacht trat. „Wo willst du was trinken gehen?“ erkundigte er sich. Eigentlich hatte er keine Lust auf die Vergnügungsviertel, lieber hätte er einen Passanten ausgesaugt und wäre dann schnell nach Hause zurückgekehrt. Damon zuckte leicht mit den Schultern. "Weiß nicht, mal sehen. Aber wir jagen ja sowieso getrennt." antwortete Damon und hoffte, dass Alan ihm das nicht allzu übel nahm. Er jagte einfach gerne allein, weil er immer noch versuchte das Töten zu verdrängen und das funktionierte am besten, wenn man alleine jagte. „Wie weit weg heißt denn getrennt? Ich wollte eigentlich schnellstmöglich wieder nach Hause…“ klärte Alan ihn auf, hoffte gleichzeitig, dass Damon sich nicht allzu viel Zeit und Abstand ausbat. Sonst würde das viel zu lange dauern und er würde hässliche Frostbeulen bekommen, die erst Stunden später wieder verschwinden würden. Da konnte auch sein dicker Mantel oder die Stiefel nichts mehr daran ändern. Er fing schon mal an sich nach einem geeigneten Opfer umzuschauen, oder besser umzuhören, denn Damon zuliebe wollte er keinen Alleinversorger von acht Kindern oder dergleichen umbringen. "Ich weiß es nicht, aber wenn du so schnell wegwillst, dann werde ich mich beeilen." antwortete Damon. Er hatte nun auch nicht vorgehabt, Stunden in der Stadt zu verbringen, zumal es wirklich kalt war, aber normalerweise brauchte er doch etwas länger für seine Jagd. "Ich beeil mich, versprochen, in einer Viertelstunde bin ich wieder da." versprach er Alan, strich ihm kurz sanft über die Schulter und blickte ihn lächelnd an. "Bis gleich." meinte er und lief in eine der Gassen hinein, auf der Suche nach einem geeigneten Opfer. Da Alan sich wohl oder übel daran halten musste, dass Damon keinen Zuschauer wollte, selbst wenn er ihn nicht bemerkte, lief er in die entgegen gesetzte Richtung. Das Problem bei seiner Suche nach Opfern war nur, das er jemanden finden musste, der nicht allzu eklig war, den aber andererseits auch niemand vermissen würde. Er entschied sich ohne lange zu überlegen für einen allein lebenden Mittdreißiger, der mittelmäßig betrunken aus einer Kneipe kam. Mit einem Vorwand lockte er ihn routiniert in einen dunklen Winkel und fiel dort über ihn her. Das Ganze hatte nicht einmal zehn Minuten gedauert. Langsam kehrte er zu der Kreuzung zurück, an der Damon verschwunden war, und lehnte sich an eine Hauswand. Mit halbgeschlossenen Augen döste er einige Minuten lang vor sich hin. Damon hatte den neuen Mantel inzwischen wieder ausgezogen und in das Päckchen getan, in dem sie seinen Alten verstaut hatten. Er wollte Alans Geschenk nicht so einweihen, oder gar schmutzig machen. Er hatte schnell sein Opfer gefunden, tötete rasch, bevor er sich über sein Handeln bewusst werden konnte. Er beeilte sich, zu der Kreuzung zurückzukehren, damit Alan nicht unnötig warten musste. Er ging lächelnd zu ihm. "Wir können los…" teilte er Alan mit. Alan wischte sich nachlässig mit dem Handrücken über den Mund, irgendwie eine Art Reflex, bei dem er aber nicht sagen konnte, woher er kam. Dann stieß er sich von der Wand ab, trat näher zu Damon. „Ist der dir nicht zu kalt?“ fragte er erstaunt, weil Damon den dicken Mantel wieder ausgezogen hatte. In freundlichem Schweigen machten sie sich auf den Heimweg, Alan fieberte der gewohnten Wärme der behaglichen Villa entgegen. Eine halbe Stunde später befreite der Weißhaarige über die Kälte murrend seine eiskalten Füße aus den Stiefeln. Vorausschauend wie er war, hatte Ernesto wohl noch ein Feuer angezündet, bevor er wieder nach Hause gegangen war, jedenfalls verbreitete es herrliche Wärme. „Ich glaub, ich muss baden…“ stellte Alan trotzdem ächzend fest, weil er seine kalten Glieder kaum bewegen konnte. "Warum denn das?" fragte Damon ein wenig irritiert nach. Er hatte sich ebenfalls Mantel und Schuhe ausgezogen und sich vor den wärmenden Kamin gehockt. Er hielt die Hände über flammen. „Wie ‚warum’?“ kam es von Alan seinerseits verwirrt zurück, „Na, weil mir kalt ist. Ich kann kaum meine Schuhe ausziehen, weil sich meine Eisfüße irgendwie nicht bewegen wollen.“ Er schlurfte in sein Bad und sorgte dafür, dass die Wanne sich mit Wasser füllte, um darauf zu warten, kehrte er wieder in den großen Raum zurück. "Aber das Feuer ist doch auch schön warm." antwortete Damon, der das ein wenig als Wasser Verschwendung empfand, zu baden, wo es doch diesen wunderbaren Kamin gab. "Wir könnten auch miteinander kuscheln." murmelte er dann leise, wandte den Blick dann aber wieder in das Feuer. „Also wirklich, das schöne Wasser...“ Damon seufzte leise. Er konnte sich immer noch nicht recht an dieses verschwenderische Leben gewöhnen. „Ich wollte dir meine abartig eisklotzig-kalten Füße nicht zumuten.“ erwiderte Alan, dem das leise Gemurmel nicht entgangen war. Danach würde er ja auch wieder kuscheln kommen und es sollte auch kein Versuch sein, sich Damon zu entziehen, das wollte er gar nicht. Er hatte eingesehen, dass es das Beste war, sich überhaupt nicht gegen Damons Wirkung auf ihn zu wehren, sondern es einfach zu genießen. „Du kannst ja auch noch in die Wanne gehen, dann haben wir beide das Wasser benutzt, falls du es dann weniger verschwendet findest. Aber wenn ich das warme Wasser nicht nutze, verschwende ich doch die Möglichkeiten dieses Hauses, oder nicht?“ Damon schüttelte den Kopf. "Nein nein, bade du mal alleine, ich bin nicht der große Wasserfan. Zumindest nicht, was Badewannen angeht." antwortete er. "Außerdem würde es wahrscheinlich ein wenig eng werden." fügte er ein wenig schmunzelnd hinzu. Er machte es sich vor dem Kamin gemütlich, der es ihm ganz offensichtlich angetan hatte. Er mochte das sanfte knisternde Geräusch des Feuers und seine Farbe. Er legte sich hin und blickte in die Flammen. „Ich hatte an nacheinander baden gedacht.“ korrigierte Alan schmunzelnd und zog sich ins Bad zurück. Er genoss es jedes Mal, seine Kleidung langsam zu Boden gleiten zu lassen; noch so eine Eigenart, registrierte er still für sich. Vorsichtig setzte er sich auf die Badewannenkante und tauchte die Füße immer wieder ein, bis er sich an die Temperatur gewöhnt hatte. Allmählich tauchte er mehr von sich ein, streckte sich schließlich genüsslich im warmen Wasser aus. Damon setzte sich seufzend auf und ging hinunter in sein Zimmer. Er wollte sich umziehen, gemütlichere Sachen, saubere Sachen. Nach einer Weile hatte er etwas gefunden, was ihm gemütlich genug schien, um sich vor den Kamin zu legen. Er zog sich um und tapste dann wieder hinauf zu Alan, kuschelte sich auf dem Fell vor dem Kamin ein und starrte nachdenklich in das Feuer. Während Alan sich im Wasser aalte, bekriegte ein Argument ein anderes. Einerseits wollte er das warme Wasser ausnutzen, bis es kalt war, andererseits wusste er, dass Damon auf ihn wartete. Deshalb quälte er sich nach etwas mehr als einer halben Stunde doch wieder aus dem Wasser und hüllte sich in seinen Bademantel. Mit dem leisen Geräusch nackter Füße auf Parkett inspizierte er den großen Kleiderschrank, suchte wie Damon nach bequemen Sachen. Weiter hinten entdeckte er einen einfachen dünnen Pullover und eine simpel geschnittene Hose aus einem Stoff, den er von Sommerjacken kannte. Er konnte sich zwar nicht erinnern, diese Hose überhaupt schon mal in der Hand gehabt zu haben, doch anziehen konnte er sie ja trotzdem. Mit einem Paar flauschiger Socken in der Hand ging er um die Ecke, die den Teil des Appartements mit Bad und Schrank vom wohnlicheren Bereich abtrennte. Er schmunzelte, als er Damon ausgestreckt auf dem Fell vor dem Kamin entdeckte und setzte sich zu ihm. Damon hörte die leichten Schritte und blickte lächelnd zu dem anderen auf, als Alan sich neben ihn setzte. Sanft legte er einen Arm um ihn. "Ist dir jetzt wärmer?" fragte er nach und kuschelte sich leicht an ihn. Es war schön, so vor einem Kamin sitzen zu können, und um besser mit Alan kuscheln zu können, richtete er sich auf und setzte sich neben den kleinen Vampir. „Nun schon..“ Alan freute sich still über den samtigen Ton in Damons Stimme, den er endlich von jemandem hören konnte. Das letzte Mal war schließlich mehrere Dekaden her und wahrscheinlich weniger ernst gemeint als das hier. Obwohl, korrigierte er sich still, er hat es wohl ernst gemeint. Nur konnte man sich selbst als vierhundert Jahre alter Vampir nicht aussuchen, von wem man geliebt wurde, und ob das ungefähr den eigenen Gefühlen entsprach. Es war beängstigend gewesen, mit anzusehen, wie sich zwei ältere Vampire gegenseitig bis aufs Messer bekämpften. Entgegen Ernestos Prophezeiung, dass Alan sich nie auf romantische Dinge einließ, kuschelte er sich an den Größeren. Miteinander kuschelnd auf einem Fell vor dem Kamin zu sitzen und das Feuer anzusehen, konnte man durchaus romantisch finden. Entspannt lehnte Alan sich an. Damon blickte lächelnd auf den anderen herab, dann hob er vorsichtig Alans Kinn an. "Vielen Dank für den Mantel, der ist wirklich um Klassen besser als mein Alter." meinte er und beugte sich vor, küsste Alan sanft auf die zarten Lippen. Etwas, dass er schon die ganze Zeit hatte tun wollten. Aber in der Stadt war er sich nicht sicher gewesen, ob er das einfach so machen konnte. Dass Alan die schlinge angezogen hatte, hatte ihn darin bestätigt, es wohl besser nicht zu tun. Der Weißhaarige schloss die Augen, als Damon eine bestimmte Bewegung machte, die genauso zu einem Kuss gehörte wie die Absicht dazu. Sachte erwiderte er den Kuss, um nichts zu tun, was seinen zarten Charakter zerstören würde, der sich so süß anfühlte. „Wenn nicht, hätte ich ihn Leander um die Ohren gehauen.“ stellte Alan sachlich, aber nicht ohne ein amüsiertes Glitzern in den Augen, fest, als er den Kuss für einen kurzen Augenblick löste. Damon lachte leise in den Kuss hinein, als er sich das bildlich vorstellte. "Da kann er aber froh sein, dass er mir gefällt." antwortete er, versiegelte Alans Lippen dann aber in einem erneuten Kuss und schloss ebenfalls langsam die Augen, um den Kuss vollkommen zu genießen. Nein, einem wütenden Alan sollte man nun wirklich nicht über dem Weg laufen, obwohl der Kleinere wegen einem Mantel wahrscheinlich nicht sonderlich wütend werden würde. Aber wegen einem Geschenk. Wenn man so selten Geschenke machte wie Alan, dann mussten sie hieb- und stichfest sein. Ein Mantel würde wohl eher in das Gebiet seiner zickigen Seite fallen oder er würde irgendwann anfangen zu schmollen. Oder eine Kombination aus beidem. Einfach würde er es Leander aber auf keinen Fall machen. Aber bisher war es dazu nie gekommen, die Arbeit des Schneiders war noch nie enttäuschend gewesen. Zärtlich vertieften sie den Kuss, Alan schmiegte sich an Damons Oberkörper und beneidete ihn ein winziges Bisschen für seine Körpertemperatur. Obwohl er sonst einen Grund weniger gehabt hätte, um sich anzukuscheln. Damon zog Alan einfach praktischerweise ganz auf seinen Schoß. So konnten sie sich besser aneinander kuscheln und das war es, was Damon im Moment wollte, Alan nahe sein. Sanft strich er mit seinen Händen über Alans Rücken. Seine Zunge liebkoste sanft Alans Lippen, um so Einlass zu erhalten. Im Moment war er so vollkommen glücklich und zufrieden, dass er schon Angst hatte, dass gleich etwas passierte, was dieses Glück zerstörte. So war es bisher immer gewesen… Alan fügte sich den Vorschlägen, die Damon ihm wortlos machte, wechselte auf seinen Schoß und begrüßte seine Zunge mit der eigenen. Seine Hände berührten seinen Oberarm, seine Hüfte, bevor sie es sich irgendwo auf den Rippen gemütlich machten. Damon fühlte sich ganz anders an als früher. Er strahlte nichts mehr von dieser Unruhe und Anspannung aus, Todessehnsucht erst recht nicht, er schien ihm so gelöst wie nie. Nicht mal auf dem Badfußboden hatte er sich auch nur ähnlich angefühlt. Doch, eine Möglichkeit fiel Alan dann doch noch ein, jedes Mal, wenn er seine Berührungen zugelassen hatte, bei dem ertauschten Kuss, auf dem Balkon. Aber das zählte eigentlich nicht. Damon ließ sich vorsichtig zurücksinken und zog den kleinen Vampir so über sich. Sanft strich er mit seinen Händen durch Alans feines Haar und genoss die gemütliche Atmosphäre, die den Raum erfüllte. Sanft liebkoste er Alans Zunge und Lippen. Er konnte sich nur noch schwerlich vorstellen, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der sie sich noch nicht einmal hatten anschauen wollen. Das alles schien ihm so unwirklich und weit, weit weg. Hoffentlich würde es nie wieder so weit kommen, dass er ausziehen musste. Aber daran glaubte er wirklich nicht. Alan stützte sich mit einem Unterarm auf dem Boden auf, rückte sich erneut zurecht, um es noch bequemer auf dem Jüngeren zu haben. Er seufzte genießend, das Geräusch wurde fast vollständig von Damons weichen Lippen geschluckt. Das Zeitgefühl dafür, wie lange sie hier schon saßen beziehungsweise lagen, hatte er schon vor einer ganzen Weile verloren. Er bemerkte nur, dass die behagliche Stimmung ihn angenehm schläfrig machte. Damit war aber keinesfalls gesagt, dass er es ermüdend oder langweilig fand. Es war einfach nur schön, ein wunderbarer, langer Moment. Doch weil er langsam fürchtete, sie würden das Sonnenlicht verpassen, löste er sich kurz und sah nach den Fenstern. Es war ein wenig heller geworden, aber bedrohlich oder Eile gebietend war die Tages- oder eher Nachtzeit noch nicht. Damon folgte Alans Blick zum Fenster und konnte sich denken, woran Alan dachte. "Sollen wir die Läden jetzt schon schließen?" fragte er, "Dann müssen wir nicht auf die Zeit achten…" erklärte er und stützte sich auf seinen Unterarmen ab. Sanft strich er dem anderen einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und blickte ihn abwartend an. Alan blickte unschlüssig zurück. „Aber… dann müssten wir uns ja bewegen…“ kam es verspätet von ihm. Eigentlich war es die klügere Variante, logischerweise, aber wenn er jetzt aufstand, dann fand er genau diese so bequeme Position bestimmt nicht noch mal. Mit einem eindeutig murrenden Laut hievte sich Alan schließlich doch noch hoch. Wenn er diesen störenden Fakt jetzt nicht beseitigte, würde er wie eine Schmeißfliege die ganze Zeit um sie herumsurren, und dabei gab es doch so viel besseres, mit dem man seine Gedanken, Hände etc. beschäftigen konnte. Damon lachte leise bei dem Kommentar und erhob sich ebenfalls, damit Alan nicht alleine 'arbeiten' musste. Mit Alans eigenartigem Schließsystem kannte er sich inzwischen aus und so half er Alan dabei, die Läden zu schließen. Als sie alle Läden geschlossen hatten, kuschelte er sich von hinten an seinen kleinen Schatz und küsste ihn sanft in den Nacken. Sanft führte er Alan so zum Kamin zurück, der ihn magisch anzuziehen schien, so wie das Licht die Motten. Alan ließ sich mehr oder weniger schieben, weil es gemütlicher war, sich einfach anzulehnen, als noch einen Gedanken ans Selbstständig-Laufen zu verschwenden. Vorsichtig und langsam, damit Damon überhaupt folgen konnte, winkelte er die Beine an, kniete sich erst einmal auf den Fellvorleger, weil er es insgeheim unheimlich liebte, wenn man ihn von hinten umarmte und in den Nacken küsste. Damon folgte Alan langsam und als er wieder auf dem Fellvorleger saß, zog er Alan erneut auf seinen Schoß und liebkoste den Nacken des Vampirs sanft. Denn da Alan sich nicht beschwerte, nahm er an, dass es diesem wohl gefiel. Das entnahm er auch Alans entspannter Körperhaltung. Alan erschauderte wohlig, hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, den Kopf genießend in den Nacken zu legen oder Damon mehr Fläche für seine Berührungen zu bieten. „Mhmmm…“ entkam es ihm irgendwann leise und genussvoll gedehnt. Das und sein Bauch waren wohl seine auffälligsten Schwachstellen. Damon schmunzelte leicht gegen die weiche Haut und strich mit seinen Händen sachte über Alans Bauch, während seine Lippen sanft über Alans Nacken wanderten. Vorsichtig öffnete er die Lippen und leckte mit der Zunge vorsichtig über Alans leicht kühle Haut. Alan hielt den Atem an, als ihm daraufhin elektrisierendes Kribbeln den Rücken herunterrieselte und sich in seinem ganzen Körper ausbreitete. Damon schien noch ganz genau zu wissen, wo seine Schwächen lagen, das bewiesen irgendwie auch seine Hände, die seinen Bauch streichelten. Sachte hielt er sich an ihnen fest, ohne sie von ihrem Tun abhalten zu wollen. Damon hielt kurz inne, als er Alans Hände spürte. Als der kleinere Vampir jedoch keine Anstalten machte, sie von ihrem Platz zu entfernen, und auch sonst nichts einzuwenden hatte, setzte er sein Tun fort. Vorsichtig schob er den störenden Stoff von Alans Hemd ein wenig nach oben und strich sanft über die freigewordene Haut von Alans Bauch. Bekräftigt von Alans Reaktionen strich er sanft mit der Zunge über die frisch gewaschene Haut und wanderte vorsichtig zu Alans Ohrläppchen. Alan drehte ihm intuitiv langsam das Ohr zu, als Damon sich in diese Richtung vorzuarbeiten begann, und gestand sich ein, dass er sich an niemanden erinnern konnte, bei dem etwas so Einfaches sich so gut angefühlt hatte. Errötend spürte er, wie ihm ein wenig wärmer wurde, und an seiner sonst eher kühlen Haut würde das auch Damon nicht entgehen. Er hoffte nur, dass er nicht irgendwann die Beherrschung verlieren würde, er wusste doch, was Damon für eine Wirkung auf ihn hatte. Und das, worauf es zwangsläufig hinauslaufen würde, wenn er sich dieser Wirkung ganz ergab, wollte er ihnen beiden noch ein bisschen aufheben. Damon spürte wie die Haut des Älteren sich langsam erwärmte und schmunzelte. Er ließ seine Berührungen weniger intensiv werden, denn er hatte nicht die Absicht, es heute weiter kommen zu lassen. Im Moment wollte er Alan einfach nur im Arm halten und ein wenig verwöhnen, nicht mehr und nicht weniger. Sanft liebkoste er Alans Ohrmuschel. "Ich liebe dich." hauchte er leise hinein, ehe er sich wieder Alans Hals widmete. Alan biss sich auf die Lippe, weil er wusste, dass Damon auf eine Erwiderung hoffte. Doch er konnte nicht. In diesem einen Punkt schien sich alles gegen ihn zu verschwören, sein Gehirn, sein Kehlkopf, seine Zunge, alles. Und das, obwohl es ihm doch sonst so tadellos gehorchte. „Ich weiß...“ flüsterte er seufzend. Verwöhnen konnte Damon mehr als gut, auch wenn ihn die Schuldgefühle von eben noch plagten. Damon seufzte leise und legte seinen Kopf auf Alans Schulter ab. Eigentlich hatte er vorgehabt, diese drei Worte Alan gegenüber nicht mehr zu benutzten, weil er wusste, dass Alan sie nicht erwidern würde, wahrscheinlich nie erwidern würde. Und er wollte sich selber Schmerzen ersparen und Alan schien es auch unangenehm zu sein. Aber genau wie mit den Küssen hatte er es einfach nicht mehr zurückhalten können. Sanft drückte er Alan an sich und hielt ihn einfach nur noch fest. Alan drehte sich ein wenig, um Damon seinerseits in den Arm nehmen zu können, und drückte sich an ihn. Es tat ihm ehrlich leid, dass der Rothaarige jedes Mal auf eine Antwort hoffte, die er ihm nicht geben konnte. Irgendwann sicher, doch er brauchte Zeit. Zärtlich tröstend streichelte er seinen Hals, sein Gesicht, seine Hände. "Schon in Ordnung." flüsterte er leise, um Alan zu zeigen, dass er ihm nicht böse deswegen war. Allerdings fand er es mehr als erstaunlich und zugleich tröstend, dass Alan ihn nun auch in den Arm nahm. Es war schön zu sehen, dass Alan wusste, wie es ihm ging und auf seine Gefühle Rücksicht nahm, es zumindest, so gut er es konnte, versuchte und dafür war er ihm mehr als dankbar. Er schloss die Augen und kuschelte sich an Alans zarte Hände. Wie hätte er das nicht wissen können… er wollte ihn ja auch nicht verletzen. Es erleichterte Alan, zu sehen, dass er den Jüngeren tatsächlich etwas trösten konnte. Zärtlich strich er ihm mit dem Zeigefinger über die Wange. „Wollen wir langsam ins Bett gehen?“ erkundigte er sich nach einer Weile flüsternd. Dort konnten sie ja auch weiter kuscheln und außerdem konnten sie beruhigt beieinander einschlafen, ohne ein paar Stunden später mit Muskelkater zu erwachen. Alan schlief gern beim Kuscheln ein, früher zumindest. Damon dachte kurz danach und fand dann auch, dass es wesentlich besser war, im Bett kuschelnderweise einzuschlafen als vor dem Kamin. Er nickte also und ließ Alan frei, damit er aufstehen und sich umziehen konnte. Vorsichtig erhob er sich und streckte sich erstmal ein wenig. Eigentlich konnte er, so wie er war, ins Bett gehen, beschloss er dann. Die Sachen waren frisch und gemütlich. Nach einigem Überlegen zog er sich dann aber doch das Oberteil aus. Müde kletterte er in Alans Bett und legte sich auf 'seine' Seite. Er hatte sich gemerkt, welche Seite des Bettes Alan für sich beanspruchte. Alan suchte sich seine Schlafsachen aus den Untiefen des Bettzeugs zusammen und zog sich zumindest das Hemd an. Seine Shorts behielt er an. Er hockte sich noch einmal vor den Kamin, stocherte kurz zwischen den Scheiten, damit sie weniger flackernd herunterbrannten und kam dann zu Damon ins Bett gekrabbelt. Zutraulich rückte er näher heran und legte einen Arm zu ihm. Damon lächelte und deckte sie beide ordentlich zu. Er legte ebenfalls einen Arm um Alans schlanken Körper und kuschelte sich an ihn. "Gute Nacht, mein Schatz." flüsterte er leise und küsste Alan sanft auf die verführerischen Lippen. Alan nutzte die Gelegenheit, um den Kuss auszuweiten. Er hatte schließlich bloß langsam ins Bett gehen und nicht schnell schlafen wollen. „Schlaf schön…“ erwiderte er in einer kurzen Pause schelmisch lächelnd. Nebenbei malte er mit seinen Fingerspitzen kleine Muster auf Damons Seite, zumindest so weit er kam, ohne den Arm bewegen zu müssen. Damon schmunzelte leicht und blickte zu den Fingern auf seiner Seite. "Meinst du, so kann ich einschlafen?" fragte er sachte nach. Nicht dass sie ihn störten, im Gegenteil, auch wenn sie ihn leicht kitzelten. Aber er würde viel lieber aufbleiben und sie genießen, anstatt zu schlafen. Alan konnte nicht anders als seine Lippen zu einem Grinsen zu verziehen, eine Mischung aus schelmischer Neckerei und laszivem Lächeln. „Ich kann auch noch ganz andere Dinge damit machen.“ Das zu sagen hatte er zwar nicht vorgehabt, aber es war zu verlockend gewesen. Seine Hand glitt auf Damons schlanken Bauch und zog dort weiter ihre Kreise, während Alan das Gefühl genoss, das Damons Haut und die ganze Atmosphäre bei ihm verursachten. Nun war es an Damon, bei den Worten des anderen zu schmunzeln. "Ach...kannst du das?" fragte er leise, mit gespieltem Unglaube nach und genoss noch einen Moment die zarten Finger auf seinem Bauch, ehe er auch seine Hand auf Wanderschaft schickte. Sanft erfühlte er den zarten Oberkörper des kleineren und liebkoste ihn. „Glaubst du mir das etwa nicht?“ Alans Finger fuhren ein wenig nach unten, er tauchte mit den Fingerspitzen in den Bauchnabel, umspielte ihn neckend, aber unaufdringlich. Die Lippen, die Damon unbewusst mit der Zunge befeuchtete, zogen seine Blicke magisch an. Sobald sie ihr kleines Geplänkel zu seiner Zufriedenheit beendet hatten, würde Damon wohl für eine Weile nichts mehr sagen können, beschloss Alan still lächelnd. Damon keuchte leise auf und schien einen Augeblick nachzudenken. "Doch... ich glaube, du hast mich überzeugt." antwortete er schließlich auf Alans Frage. Lächelnd betrachtete er dessen hübsches, wenn auch blasses, Gesicht. Sanft fuhr er mit seinem Daumen die fein geschwungenen Lippen nach, bevor er sich zu Alan beugte und sie mit seinen eigenen bedeckte. Alan konnte nicht anders, als seine Hand ruhen zu lassen und den Atem anzuhalten, um diesen zerbrechlichen Moment nicht zu verscheuchen. Er hatte wieder völlig sinnlos vor sich hin geatmet, weil er sich einfach nicht daran gewöhnen konnte, es zu lassen. Damon war ihm zuvorgekommen mit seinem Kuss, doch auf eine so unglaublich zärtliche Art und Weise, dass der Fakt an sich völlig nebensächlich wurde. Sanft-hungrig ging Alan auf die Berührung ein. Langsam schloss Damon die Augen und ließ seine Hand auf Alans Wange ruhen, während er wieder näher an den anderen heranrückte und den Kuss zärtlich vertiefte. Immer wieder drängte sich ihm die Frage auf, ob Alan ihm nun wirklich ganz allein gehörte. Er war sich nicht sicher, immerhin liebte der andere ihn nicht, sie waren also kein Paar, und Alan konnte eigentlich immer noch machen, was er wollte. Andererseits hatte er nicht das Gefühl, dass Alan sich weiterhin deswegen mit Lucael treffen würde, und zu fragen... das traute er sich nicht, weil er das Gefühl hatte, Alan mit solch einer Frage zu verletzen. Er schob diese unliebsamen Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder völlig auf das warme Gefühl, das Alan mit seinen Berührungen in ihm auslöste. Das war ja auch eine verdammt schwierige Frage, die wohl auch Alan gedreht und gewendet hätte, wenn er nicht gerade so mit Damon beschäftigt gewesen wäre. Eigentlich war es die Frage, ob Damon sich darauf einstellen sollte, potentiell eifersüchtig zu werden oder nicht. Verletzt wäre Alan von so einer Frage wohl tatsächlich, denn für grenzenloses Vertrauen sprach sie ja nicht gerade. Andererseits war es ein sehr anziehendes Gefühl, zu wissen, dass er nur Damon gehören sollte. Der Rothaarige hatte schon Recht, wirklich verbindlich waren sie noch nicht geworden, der Kleinere zumindest nicht. Was nichts daran änderte, dass er Damon bereits dadurch gehörte, dass er es wollte. Und es offensichtlich genoss. Nur konnte er noch nicht sagen, ob das jetzt für immer so war, um das einzuschätzen waren zwei Tage einfach zu wenig. Aber… er hatte jetzt Damon, wozu brauchte er in dieser Hinsicht noch Lucael? Lucael war zwar fähig und wirklich nicht zu verachten, aber emotional fesselte er ihn nicht so, wie Damon es tat. Mit diesem wunderbaren Kuss zum Beispiel. Ein wenig berauscht drückte er sich an den Größeren und intensivierte ihr Spiel weiter. Damon ließ seine Hand von Alans Wange zu dessen Rücken wandern und strich sanft darüber, hielt den Kleineren so eng bei sich. Zärtlich strich er mit der Zunge über Alans Lippen und schlüpfte schließlich zwischen sie. Er genoss es, die relativ kühle Haut des anderen an seiner eigenen, warmen zu spüren, und konnte seine Hände einfach nicht ruhen lassen. Zu gut fühlte es sich an, die warme Haut mit den Fingerkuppen zu spüren. Leidenschaftlich widmete sich seine Zunge Alans und umspielte sie geschickt. Alan entkam ein bezauberter Seufzer, er ließ sich einfach fallen. Seine Hand, für die zwischen ihnen einfach kein Platz mehr war, war zuerst auf Damons Seite, dann auf seinen Rücken ausgewichen und ruhte einige Herzschläge lang in Damons Haaren, während Alan bemerkte, dass er tatsächlich einen Puls hatte, der sich nicht zwischen entspannt-ruhigem und schnellem Herzklopfen entscheiden konnte. Wenig später war sie wieder damit beschäftigt, die seidige Weichheit von den roten Haaren zu erfühlen und sich ja nichts davon entgehen zu lassen. Damon hielt Alan fest in seinem Armen und genoss diese Nähe zwischen ihnen, bei der er keine Angst mehr haben brauchte, etwas falsch zu machen. Er genoss die Hände in seinen Haaren und schmunzelte, da er feststellte, dass Alan seine Haare wohl sehr zu mögen schien. Langsam ließ er den Kuss wieder sanfter werden und löste ihn schließlich, blieb mit dem Gesicht jedoch nahe an Alans, sodass er den warmen Atem des Kleineren auf seinen Lippen spüren konnte. Noch einmal küsste er ihn kurz und sanft auf die Lippen, hauchte ein leises "gute Nacht" und löste sich ein wenig von Alan, sodass er sich nicht verliegen würde. Müde, aber zufrieden und glücklich schloss er die Augen und schlief langsam ein. Insgeheim war Alan ganz froh, dass Damon dann doch recht schnell die Augen schloss und er es ihm gleichtun konnte, denn es war ihm ein wenig schwer gefallen, ihm aus einer solchen Nähe so lange in die Augen zu sehen. Damon sah so glücklich und zufrieden aus, obwohl sie gerade den zweiten Tag zusammen waren und Damon noch keine Antwort von ihm bekommen hatte. Natürlich genoss auch Alan ihr neues Verhältnis zueinander ausgesprochen, doch im Hintergrund schwebte stets das schlechte Gewissen und die Angst, den Jüngeren irgendwie zu enttäuschen, herum. Aber vielleicht war das nur eine Frage der Zeit. Auch Alans Atem war schnell ruhiger geworden und verriet, dass er eingeschlafen war. Kapitel 12: Chapter 12 ---------------------- Chapter 12 Nacht 41 Damon war in den Sinn gekommen, dass Alan vielleicht einfach Zeit brauchte. Genauso wie er Zeit gebraucht hatte, sich einzugestehen, dass er seine Nähe genoss. Und wenn es wirklich Zeit war, die Alan brauchte, dann würde er sie ihm geben. Soviel wie er wollte. Am nächsten Abend wachte Damon recht früh auf. Lächelnd blickte er zu Alan und betrachtete einen Moment das friedlich schlafende Gesicht. Vorsichtig löste er sich von ihm und stand auf. Leise schrieb er Alan einen kleinen Zettel, damit der Kleinere wusste, dass er fast die ganze Nacht nicht da sein würde. Er fand das besser, als wenn er sich einfach so davonstehlen würde. Leise schlich er sich aus dem Zimmer und ging dann hinunter. Er zog sich in der Diele den Mantel und die Stiefel an und ging hinaus, nahm das Pferd von Lucael und ritt zur Stadt. Verschlafen rieb sich Alan das Gesicht und setzte sich auf. Irgendetwas war anders. Und, egal was es war, es gefiel ihm irgendwie nicht. Alan ließ sich zurücksinken und kuschelte sich wieder unter die Bettdecke. Vielleicht konnte er ja noch mal einschlafen und diesen Traum weiterträumen. Er hatte davon geträumt, dass er mit Damon beim Kuscheln eingeschlafen war. Es war ein sehr langer und intensiver Traum gewesen, sogar ganz ohne unlogische Stellen. Aber eben ein Traum. Als er die Beine anzog, um sich einzurollen, knisterte etwas in den Falten der Bettdecke. Stirnrunzelnd tastete er den Stoff ab und fischte schließlich einen Zettel hervor. //Von Damon?// Damon überlegte, ob er nicht vielleicht noch etwas Netteres außer 'Tut mir leid, aber ich muss weg, bin heute Abend wieder da. Damon' hätte schreiben sollen. Ob Alan sauer sein würde? Er hoffte, dass das nicht der Fall war und drückte Lucaels Stallburschen einen Zettel mit einer Nachricht für Lucael in die Hand. Darin bedankte er sich für dessen Hilfe, machte Lucael aber auch unmissverständlich klar, dass er die Finger von jetzt an von Alan lassen sollte. Nicht dass er Alan in dieser Hinsicht nicht vertraute, aber sicher war nun mal sicher. Besser gelaunt als sonst lief er zu dem Laden des Geigenbauers, vor dem er sich immer mit seinem jungen Lehrmeister traf. Lucael runzelte über dem Zettel wenig später amüsiert bis leicht zornig die Stirn. Eigentlich hatte er angenommen, dass Damon wenigstens mal auf an ein Wort an die Tür käme. Nach dem Moto „Danke noch mal für das Pferd“ oder auch „Danke für deine Hilfe mit Alan“. Aber so einen fast bissigen Ton hatte er nicht erwartet, dafür dass er dazu beigetragen hatte, dass der Rothaarige nun mit seinem Schwarm und Lucaels zeitweiliger Ablenkung eine Beziehung beginnen konnte. Da änderte auch der vorangegangene Dank nicht sehr viel. Er tröstete sich damit, dass es eigentlich ein Kompliment für ihn war, denn wenn er keine ernsthafte Konkurrenz für den jungen Vampir war, hätte er wohl nicht so reagiert. Oder er war eben noch _sehr_ jung und impulsiv. Alan lag wieder unter der Bettdecke und las seufzend den Zettel noch einmal, während der feine Schnee leise gegen die Fensterläden klackerte. Er war unsicher, denn eigentlich hatte er jetzt, einen halbe Stunde nach dem Aufwachen, schon das Gefühl, dass er und Damon sich tatsächlich näher gekommen waren. Andererseits gab es hier keine einzige Spur von Damons Anwesenheit und auch der Brief klang so nüchtern wie immer. Dass er auf der Bettdecke gelegen hatte, war das Einzige, das man so deuten konnte. Verwirrt vergrub Alan noch einmal das Gesicht in den Händen und versuchte sich zu erinnern. Er erinnerte sich, wie er mit Damon vor dem Kamin gekuschelt hatte, wie er ihn so sehnsüchtig geküsst hatte, nachdem sie wieder nach Hause gekommen waren und an seinen Unmut, überhaupt aufzustehen und den Mantel abzuholen. Doch er konnte nicht sagen, ob es tatsächlich die Erinnerung an die gestrige Nacht oder die Erinnerung aus dem Traum war. Traurig, weil er befürchten musste, dass das alles keine Realität gewesen war, flüchtete er sich in die Fantasien und Erinnerungen, die sich so angenehm angefühlt hatten. Er wollte doch, dass Damon wusste, dass er sich nach seiner Zuneigung sehnte, doch wenn er es wirklich nicht ausgesprochen hatte, nachdem sie sich so gestritten hatten, dann musste er befürchten, dass er im nie würde sagen können. Und dass diese kleinen Träume dann auch nie wirklich werden würden. Damon versuchte sich ganz auf das Cello-Spielen zu konzentrieren, das ihm langsam nicht mehr so viele Probleme bereitete. Zwar konnte er immer noch nicht richtig gut spielen, aber meinte durchaus Fortschritte zu machen. Zumindest kratzten die Seiten nicht mehr so und das Meiste, was er spielen sollte, bekam er auch schon ganz passabel hin. Aber bis er zu Hause, bei Alan, spielen konnte, das würde wohl noch dauern. Als die Stunden zu Ende waren, gab er Janis das Geld und verabschiedete sich von ihm. Eilig machte er sich auf den Rückweg, damit Alan nicht allzu lange warten musste. Alan schwankte zwischen Grübelei, Tagträumen und Selbstmitleid, während er seit Stunden auf den Zettel starrte, ihn schließlich zurück in die Falten der Bettdecke rutschen ließ. Immerhin hatte er es geschafft, noch einmal aufzustehen und die Fensterläden zu öffnen, so dass der Wind jetzt weiße Böen des feinkörnigen Schnees gegen die Glasscheiben drückte. Auch den Kamin hatte er angeheizt und ein paar Lichter angezündet. Doch zum endgültigen Aufstehen hatte er sich nicht entschließen können und hatte sich im Bett verkrochen. Wenn er mit solcher Laune aufwachte, war der Tag sowieso gelaufen, diese Melancholie drückte ihn so nieder, dass er sich für nichts begeistern konnte und sich auch niemandem in einem so schwachen Moment zeigen wollte. Damon hatte es einmal gesehen, daran erinnerte er sich. Er hatte ihn gehalten, und später hatte Alan den Eindruck gehabt, dass diese Nacht zwischen ihnen gestanden hatte, bis sie ihn zu den Akten gelegt hatten. Kraftlos ermahnte er sich, endlich mit dem Selbstmitleid aufzuhören, und sich zusammenzureißen, weil auch Damon irgendwann wiederkommen würde und ihn zwangsläufig so sehen musste. Aber er fühlte sich so leer. So starrte er weiter vor sich hin. Es waren gut zwei Stunden vergangen, als Damon die Haustür des Anwesens betrat. Normalerweise ließ er sich mehr Zeit in der Stadt, fast den gesamten Abend, aber sein schlechtes Gewissen wegen dem Zettel hatte ihn doch zu sehr geplagt. Obwohl es eigentlich kein schlechtes Gewissen war, eher hatte er Angst, dass er Alan vielleicht verärgert hatte und es deswegen besser war, möglichst früh wieder da zu sein. Er zog Stiefel und Mantel aus und hängte ebendiesen ordentlich auf. Er ordnete sein Haar, bevor er die Treppe hinaufstieg und vorsichtig die Tür zu Alans Zimmer öffnete. Hoffentlich war der Kleinere weder eingeschnappt, noch deprimiert. Er blickte sich um und es dauerte etwas, bis er die zusammengerollte Gestalt im Bett erkannte. Schlagartig bekam er ein schlechtes Gewissen und blickte betreten zu Boden. Leise schloss er die Tür und ging zu Alans Bett. Vorsichtig ließ er sich auf die Bettkante sinken und sah zu dem anderen "geht es dir nicht gut?" war das einzige was ihm einfiel, da er bemüht war Worte zu finden die Alan nicht verletzten. Alan reagierte erst, als Damon ihn ansprach. Zum einen, weil er nicht wollte und zum anderen, weil er auch nicht wusste, wie er hätte reagieren sollen. Er verzog kurz die Lippen. „Nicht so richtig.“ meinte er leise, weil er seine eigene Stimme nicht hören wollte, „Fühl’ mich einfach nicht gut.“ Wozu hätte er es denn noch bestreiten sollen? War doch sowieso offensichtlich. „Wahrscheinlich liegt es einfach am Wetter.“ meinte er noch, damit Damon nicht gleich anfing, sein ganzes Verhalten nach möglichen Fehlern abzugrasen. Seine Stimmung war wie Migräne, nur mit weniger Kopfschmerzen. "Das kann sein... so etwas wie Winterdepressionen." antwortete Damon leise und wenn Alan sagte, dass es am Wetter lag, dann glaubte er ihm das. Immerhin hatte es schon öfter Tage gegeben, an denen es Alan nicht so gut gegangen war. Da er sich an eben diesen Tagen auch immer eine Abfuhr geholt hatte, wusste er nicht so recht, wie er sich verhalten sollte, obwohl er den anderen gerne in den Arm genommen hätte. Da er Alan dennoch ein wenig aufmuntern wollte, hob er eine Hand und strich ihm sanft durchs Haar. "Gibt es etwas, das ich für dich tun kann?" fragte er nach einer Weile sanft nach. //Wohl eher Schlechtwetterdepressionen…// korrigierte Alan stillschweigend, weil er Damon nicht schon wieder widersprechen wollte. Diese melancholischen Nächte hatte er tatsächlich am häufigsten, wenn nicht einmal das Wetter ihn aufheitern konnte. Alan schloss die Augen, während er die sanfte Hand in seinen Haaren spürte. Es tat ihm gut, dass der Rothaarige sich so um ihn kümmerte, auch wenn es seine Stimmung nicht besserte. „Ich wüsste jetzt nichts…“ antwortete er, er hätte zwar gern noch mehr Zärtlichkeiten von Damon genossen, doch er wusste, dass er ihm früher oder später die Laune mit seiner Stimmung verderben würde und das wollte er nicht. "Das ist dumm... mir fällt im Moment leider auch nichts ein, womit ich dich aufheitern könnte." antwortete Damon daraufhin mit einem leichten Seufzen und strich deswegen weiterhin durch Alans Haar. Er hätte sich zwar zu dem anderen legen können, aber ihm war nicht danach, jetzt wieder ins Bett zu gehen. Es lag nicht an Alan, einfach daran, dass er viel zu munter war, um jetzt zur Ruhe zu kommen. Andererseits wollte er den anderen jetzt nicht alleine lassen. So beließ er es dabei, neben dem Weißhaarigen zu sitzen und ihn sanft zu streicheln. Inzwischen bereute Alan es doch, sich nicht umgezogen zu haben. Es machte umso deutlicher, dass er sich nicht wohl fühlte. Nach und nach gelang es ihm allerdings, darüber hinwegzusehen, er rückte ein Stück näher an die Bettkante und drehte sich zu Damon um, damit der keinen Tennisarm davon bekam, dass er ihm den Kopf kraulte. Dösend hatte er die Augen geschlossen, seine Aufmerksamkeit galt den schlanken Fingern, die einzelne Strähnen drehten, seine Kopfhaut streichelten und seine Haare ein wenig kämmten. Damons Anwesenheit verdrängte das Gefühl der alles verschlingenden Leere erst einmal in den Hintergrund, so dass Alan sich ein wenig entspannte und der Druck der Traurigkeit nachließ. Damon betrachtete den älteren Vampir mit einem Lächeln und strich mit dem Daumen sanft über die glatte Wange. Es freute ihn zu sehen, dass Alan auf seine Berührungen einging und sie ihm offenbar gefielen und der andere ihn nicht wieder abwies. Vorsichtig beugte er sich hinab und küsste Alan sanft auf die fein geschwungenen Lippen. Dann setzte er sich wieder aufrecht hin und kraulte den anderen weiter. Alan lächelte seinerseits und setzte sich auf, legte locker die Arme um Damons Hals. „Schön, dass du wieder da bist.“ flüsterte er an die Lippen des Größeren, während er ihn mit einem seiner seltenen, offen verliebten Blicke bedachte. Dann küsste er ihn nicht minder zärtlich. Damon blickte den anderen ein wenig verwundert an, dann jedoch breitete sich ein Lächeln auf seinen Zügen und er erwiderte den Kuss sanft. Vorsichtig strich er dem anderen durchs Haar und begann ihn sanft im Nacken zu kraulen. Es war schön zu hören, dass Alan ihn offenbar vermisst hatte. Das hatte Alan wirklich. Auch wenn _er_ es vielleicht in erster Linie damit erklärte, dass er nicht einzuordnen gewusst hatte, ob er sich die beiden letzten Tage nur eingebildet hatte. Außerdem verlängerte es das Warten ungemein, wenn man nicht wusste, wo der Erwartete war und wann er wiederkam. Damons Zuneigung tat ihm gut, besonders in dieser depressiven Stimmung, und wenn Alan ehrlich war, hatte er keinen Grund, das dem Größeren zu verheimlichen. Zutraulich schmiegte er sich in die kraulenden Hände. Damon lächelte und zog Alan sanft in seine Arme, rutschte ein wenig mehr auf das Bett und lehnte sich gegen die Kopfleiste. Sanft kraulte er den anderen weiterhin im Nacken und war froh, dass er langsam wieder ein Lächeln auf Alans Lippen entdeckte. Offenbar hatte Alans Laune etwas mit seinem Verschwinden zu tun, aber es war schön zu sehen, dass daraus nicht wieder ein Streit entstanden war. Langsam schienen sie wirklich besser miteinander auszukommen. So richtig fröhlich war es Alan noch nicht zu Mute. Er vergrub irgendwann die Hände in Damons Kleidung und kuschelte sich weiter an ihn, lehnte das Gesicht gegen seinen Hals. Er war froh, dass er da war, wieder da war, gleichzeitig fragte er sich aber, wo er gewesen war und warum er nie davon sprach. Was konnte denn nur so geheimnisvoll sein? Irgendwie drohte Alan wieder auf seinen vorherigen Schluss abzudriften, dass er es einfach noch nicht verdient hatte, dass Damon ihm das Vertrauen bewies, es ihm zu sagen. Alan versuchte, jeden Gedanken daran beiseite zu schieben und an gar nichts mehr zu denken. Sanft drückte Damon den Kleineren an sich und hielt ihn einfach nur fest. Er hätte Alan gerne erzählt, was er machte, aber es sollte schließlich auch eine Überraschung werden und es war ja keine Überraschung mehr, wenn er es Alan jetzt erzählen würde. Er nahm sich vor, das nächste Mal zu versuchen, einen netteren Zettel zu schreiben, damit Alan nicht wieder so deprimiert war. Alan schloss die Augen, atmete den sanften Duft des Größeren ein und genoss es, den wärmenden Körper zu spüren. Er musste wirklich verliebt sein, das ließ sich nicht mehr leugnen. Aber war das schon genug für die berühmten drei Worte? Alan hatte Angst, dass es vielleicht nicht über das Verliebtsein hinausging und fürchtete sich davor, tatsächlich den Moment zu erleben, an dem er das bemerken würde. //Damon…// Konnte er denn nicht einfach mal den Moment genießen, ohne sich ständig über irgendetwas den Kopf zu zerbrechen? Er lenkte seine Gedanken auf das Jetzt zurück. Vielleicht wurde er einfach nicht glücklich, solange er ständig über die Zukunft nachdachte. Er musste schließlich im Jetzt glücklich sein. Damon blieb still, denn er wollte Alan nicht in seinen Gedanken unterbrechen, meistens hatte Alan das nicht so sehr gefallen. Er strich dem anderen einfach weiterhin durchs Haar und gab ihm das Gefühl, nicht alleine zu sein, denn offenbar war das der Grund für Alans traurigen Gemütszustand gewesen. Er versuchte Alan einfach zu vermitteln, dass er für ihn da war, dass er nun nicht mehr alleine war. Und wenn er darüber reden wollte, dann würde er ihm zuhören. Mit diesem Argument gelang es Alan allmählich, die ganzen trübseligen Gedanken beiseite zu schieben. Er rechnete es Damon hoch an, dass er so geduldig war und hier bei ihm sitzen blieb, obwohl er vielleicht lieber etwas anderes getan hätte. Vorsichtig stützte er sich an ihm ab, um ihm ins Gesicht sehen und noch einmal die roten Haare berühren zu können. Er schenkte ihm ein dankbares Lächeln, um zu zeigen, dass es ihm jetzt wieder besser ging und er nicht mehr so traurig war. Sanft nahm er eine von Damons Händen und hauchte einen Kuss in die Handfläche, schmiegte die Wange hinein, weil er es wirklich genoss, dass Damon so zärtlich zu ihm war. Dass Damon sich freute, als er sah, dass es Alan wieder besser ging, konnte man an dem freudigen Lächeln und dem kurzen Funkeln in seinen Augen sehen. Er hätte gerne etwas gesagt, aber er hatte Angst diese seltsame Stille zwischen ihnen zu zerbrechen, die eigentlich gar nicht so schlimm war. Sanft strich er mit dem Daumen über Alans Wangenknochen und betrachtete sein Gesicht. Gern ließ er Damon gewähren und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die aber sofort wieder zurückrutschte. Also schob Alan sie noch einmal zurück. Erst als er sie dann hinter Damons Ohr feststeckte, hielt sie endlich. Aber schließlich konnte er nicht vor ein paar Haaren kapitulieren. Die Stille fiel dem Weißhaarigen auch auf, doch sie störte ihn nicht, denn er wollte im Moment nichts sagen, er wusste auch nicht was. Stattdessen brachte ihn Damons Blick dazu, sich wieder seinen Lippen zu nähern. Damon suchte mit seinem Blick Alans Augen und blieb an diesen haften. Noch immer faszinierte ihn dieses Blau, das er immer noch nicht ganz identifizieren konnte. Jedes Mal schien es ein wenig anders zu sein, je nachdem wie Alan sich fühlte. Als er bemerkte, was Alan offenbar plante, beugte er sich vor und überbrückte so die letzten Zentimeter, die ihre Lippen noch voneinander trennten. Zärtlich küsste er die blassen, fein geschwungenen Lippen des Vampirs. Es fiel ihm nun nicht mehr so schwer, dem sanft-forschenden Blick des Größeren länger zu begegnen. Alan hielt wieder unwillkürlich den Atem an, als die so weichen, warmen Lippen ihn berührten. Obwohl sie sich inzwischen doch schon einige Male geküsst hatten, schien es immer noch etwas Besonderes zu sein, zumindest fühlte es sich so an. Er nahm sich die Zeit, um jede Einzelheit von Damons Brührungen zu erkunden. Der Kuss war behutsam und voller Hingabe, die Nähe beinahe greifbar. Alan hatte es nicht eilig, den Kuss zu vertiefen, bis er sachte Damons Lippen mit der Zungenspitze liebkoste. Warmes Kribbeln, das von seinem Bauch ausging, hüllte ihn ein. Damon genoss das warme, flauschige Gefühl, das ihn vollkommen auszufüllen schien, als seine Lippen Alans berührten. Sanft erwiderte er den Kuss und überließ es Alan, den Kuss zu vertiefen, wenn er das wollte. Leise keuchte er auf, als er die Zunge des Weißhaarigen an seinen Lippen spürte und genoss eine Weile das sanfte Kribbeln, das sie verursachte, dann öffnete er seine Lippen einen Spalt breit. Alan versuchte sich zu erinnern, wo genau er seine Hände eigentlich hatte, und stellte fest, dass es ihm völlig egal war, so lange seine Lippen noch an derselben Stelle waren. Obwohl er es war, der um Einlass gebeten hatte, nahm er sich diesmal mehr Zeit, um die Einladung anzunehmen, erforschte zärtlich Unter- und Oberlippe des Jüngeren, bevor er die Erkundungstour auf die warme Mundhöhle ausdehnte. Dann erst wandte er sich Damons Zunge zu, fühlte intensives Prickeln, als sie sich berührten. Damon schloss die Augen und erwiderte den Kuss zärtlich, ohne die Führung zu übernehmen. Sanft umspielte er Alans Zunge, als sie sich seiner eigenen zuwandte. Seine Hände wanderten zu Alans Schultern und strichen sanft darüber. Einer plötzlichen Eingebung folgend richtete Damon sich in dem Kuss leicht auf und drückte Alan sanft zurück in die Kissen, sodass er über ihm gebeugt war. Sanft strichen seine Hände über die zierlichen Oberarme des anderen. Er würde nie weitergehen, wenn Alan das nicht wollte und er hoffte, dass der Vampir das wusste und nicht glaubte, er wolle plötzlich über ihn herfallen. Alan nahm Damon den Positionswechsel keineswegs übel, sondern fühlte sich bestätigt. Es hieß schließlich, dass Damon es auch bemerkt hatte, diese nicht nur zärtliche, sondern irgendwie sinnliche Anziehung zwischen ihnen, die auch er so deutlich spürte. Um Damon zu zeigen, dass es ihm unter ihm nicht weniger gefiel, drückte Alan sich ein wenig nach oben, sodass ihre Oberkörper sich berührten. Eigentlich konnten sie sich so lange weiterküssen, bis sie entweder vor Erschöpfung einschliefen, oder der Hunger sie auseinander trieb. Alan schmunzelte bei dieser Vorstellung, konzentrierte sich dann aber wieder ganz auf den Rothaarigen über ihm. Sein Kuss hatte einen ähnlich faszinierenden Geschmack wie sein Blut und Alan war entschlossen, ihn jetzt bis zum Letzten auszukosten. Damon lächelte leicht in den Kuss hinein, als er bemerkte, dass Alan diesem Positionswechsel gar nicht so abgeneigt war. Er beugte sich weiter zu dem Kleineren hinab, damit er ihm nicht allzu sehr entgegenkommen musste und so den Kuss vielleicht löste. Und das wollte er auf keinen Fall. Er konnte seine Hände nicht stillhalten, was bei dem Körper unter ihm nicht verwunderlich war. Seine Hände wanderten über Alans Arme zu dessen Brust und liebkosten diese. Schließlich wanderten sie zum Rand des Oberteils und schlüpften flink darunter. Zärtlich liebkoste er die inzwischen nicht mehr ganz so kühle Haut mit den Fingerspitzen. Alans leises Keuchen ging in ihrem Kuss unter. Animiert von Damons Berührungen, die ihm laue Schauder über die Haut jagten, bewegte er seine Hände, um nun doch noch herauszufinden, wo sie sich gerade befanden. Eine lag in Damons Nacken, weil er vorhin durch seine Haare gestrichen hatte, Alan nutzte die Position aus, um wieder in das volle, weiche Haar zu greifen und es schön durcheinander zu bringen. Auch wenn sich Damons Hände über seinen Oberkörper bewegten, schienen sie ihre Spuren zu hinterlassen, Alan spürte noch immer jede Einzelheit ihrer Wege. Die andere Hand löste er vom Laken und wanderte damit über die Hüfte des Größeren, sanft, mal mit mehr oder weniger Druck, je nachdem wie sich ihr Kuss gerade veränderte. Er erspürte sachten Puls mit den Fingerspitzen und lächelte, weil Damon das gleiche Herzklopfen hatte wie er selbst. Damon keuchte leise in den Kuss hinein, zeigte, dass es ihm durchaus gefiel, dass Alan sich seiner Hände erinnerte. Sanft schob er Alans Oberteil nach oben, um seine Haut besser und freier liebkosen zu können. Sanft strich er über Alans Seiten und löste den Kuss, wenn auch mit schwerem Herzen, aber er wollte Alans Haut an seinen Lippen spüren. Er beugte sich zu Alans Bauch hinab und liebkoste ihn sanft mit den Lippen, erkundete ihn und ließ die Zunge in Alans Bauchnabel gleiten, spielte sanft mit diesem. Alan wäre abgeneigt gewesen, den Größeren freizugeben, wenn dieser ihn nicht so dafür entschädigt hätte. Aber das neckende Spiel der Zunge mit seinem Nabel war ein respektabler Ersatz für den wunderbaren Kuss, der Alan nicht weniger zum Keuchen brachte. Nicht einmal die leichte Gänsehaut, die die Abwesenheit von Damons warmem Oberkörper und seinem Shirt verursachte, konnte seine Empfindungen trüben. Beinahe das Gegenteil war der Fall, der Kontrast zu den warmen Fingern, zu Damons Zunge wurde damit noch ein bisschen verstärkt und es fühlte sich noch besser an, falls eine Steigerung noch möglich war. Dem Kuss und der Möglichkeit beraubt, sich mit Damons Oberkörper zu beschäftigen, zerwühlte er weiter das rote Haar, die arbeitslose Hand schlüpfte von oben wieder unter das Shirt des Jüngeren, beschäftigte sich mit der samtigen Haut an seinen Schultern und seinem Hals. Damon schnurrte leise auf, weil es ihm durchaus gefiel, was Alan da mit seinen Haaren anstellte. Vorsichtig knabberte er an der Haut von Alans recht festem Bauch und wanderte sich langsam wieder aufwärts. Vorsichtig schob er das Shirt des anderen dabei nach oben, bereit jeder Zeit aufzuhören, falls Alan das wollte. Als jedoch kein Protest kam, zog er es ihm schließlich ganz aus, es störte ja doch nur. Alan betrachtete den Größeren dabei mit einem leichten Glitzern in den Augen, unübersehbares Wohlbefinden stand ihm ins Gesicht geschrieben, während er jeden Zentimeter von Damons Nacken mit den Fingerspitzen ertastete und leicht massierte. Dass Damon ihm das Shirt auszog, zwang sie beide zu einer kurzen Unterbrechung, die Alan nutzte, um sich wieder etwas aktiver an den Zärtlichkeiten zu beteiligen. Er knabberte neckend an Damons Unterlippe, ließ dann davon ab und strich mit den Lippen an der Seite des Halses entlang, eine ähnliche Bewegung, wie wenn er nach der Stelle suchte, an der er Damon beißen wollte. Er genoss das Gefühl, das Damons Haut an seinen Lippen verursachte. Um sich ein wenig mehr Spielraum zu verschaffen, öffnete er die obersten Knöpfe seines Hemdes und verschaffte ihm genüsslichst einen der verräterischen dunklen Flecken. Damon keuchte leise auf und blieb untätig, genoss einfach nur Alans Liebkosungen. Er beugte sich den Lippen des anderen entgegen und genoss es, dachte für einen Moment Alan würde ihn wirklich beißen. Mit einem Mal kam ein seltsamer Wunsch in ihm hoch und er wusste einen Moment lang nicht, ob er sich mit der Frage nicht total lächerlich machen würde. Andererseits... Alan würde ihn schon nicht auslachen. Er beugte sich vor und hauchte leise "Wenn du willst, kannst du was trinken…" in das Ohr des anderen. Alan lächelte erstaunt, er erkannte, was Damon mit seinem Angebot eigentlich meinte. Auch er hatte daran gedacht, er war unsicher gewesen, weil er nicht wusste, ob es zu dieser Atmosphäre passte und ob Damon es wollte. Irgendwie… schien es einfach ein fester Bestandteil ihres Zusammenlebens zu sein. Eigentlich lebten sie ja wirklich zusammen, auch wenn sie nicht permanent aneinander klebten. „Mit Vergnügen…“ hauchte er amüsiert in das Ohr des Größeren, senkte die Lippen scheinbar suchend wieder auf den Hals, obwohl er die Stelle längst kannte. Aber er wusste, dass Damon das mochte. Seine Lieblingsstelle mit zärtlichen Küssen und Streicheleinheiten mit der Zunge vorbereitend, rückte er wieder näher an ihn heran, versenkte schließlich die Zähne behutsam in die Stelle, an der sich bereits die verblassende „Besitz-Plakette“ befand, und begann langsam und rhythmisch zu saugen. Damon war kurz verunsichert durch Alans amüsierten Unterton, doch dass der Andere sich nicht lustig über hin machte, beruhigte ihn sehr. Zufrieden seufzend schloss er die Augen und genoss die zarten Lippen auf seinem Hals. Es klang vollkommen absurd, aber er hatte das tatsächlich vermisst. Nicht nur das suchende Gefühl von Alans Lippen, sondern auch dessen Trinken. Er hätte nie geglaubt, dass man jemandem so nahe sein konnte, wie er es Alan war, wenn dieser von ihm trank. Wie so oft, wenn Alan von ihm trank, legte er dabei die Arme um den Größeren. Diesmal schob er sie allerdings unter sein Hemd, um die warme Haut berühren zu können. Eigentlich war er schon ein wenig neidisch auf die menschliche Körpertemperatur, auch wenn er sie an sich selbst wohl kaum gespürt hätte. So gesehen war es vielleicht besser, dass sein Körper kühl war, so konnte er es doch viel besser würdigen. Nach und nach schloss er die Augen, genoss das Gefühl, wie das warme Blut durch seinen Mund flutete und sachte seine Geschmacksknospen streichelte. Damon gab ein leises Schnurren von sich, als er die inzwischen doch recht warmen Hände auf seiner nackten Haut spürte. Obwohl er sich ihnen gern entgegen geschoben hätte, vermied er unnötige Bewegungen. Er wusste noch immer nicht so recht, wie sein Kreislauf als Vampir auf den Blutverlust reagierte. Er vertraute jedoch darauf, dass Alan schon rechtzeitig aufhören würde, immerhin hatte er nun wirklich keinen Grund mehr, ihn umzubringen. Hatte er wirklich nicht. Außerdem hätte es Alan auf die Art sowieso nicht hinbekommen. Vampire starben nicht an Blutverlust, sie wurden nur ausgesprochen schwach und schafften es deswegen meist nicht mehr, sich vor der Sonne zu verbergen. Aber das konnte ihnen ja auch nicht mehr passieren, schließlich waren die Fensterläden bereits zu. Der Fairness halber musste er aber zugeben, dass er nicht darauf geachtet hatte, wie viel er trank. „War das zu viel?“ fragte er deswegen jetzt leise nach, nachdem er sich von Damons Schulter gelöst und stattdessen das Kinn darauf abgelegt hatte. Damon schüttelte leicht den Kopf. "Nein." antwortete er schließlich leise, da er auf die Idee gekommen war, dass Alan seinen Kopf vielleicht gar nicht sehen konnte. Es war wirklich nicht zu viel gewesen. Zwar fühlte er sich nun ein wenig matt, aber das Gefühl verschwand auch schon wieder allmählich. Sanft legte er die Arme wieder um den zierlichen Körper und drückte den Kleineren an sich, streichelte ihm über den Rücken, während er sich auf die Seite rollte. Alan zog seinen einen Arm unter Damon hervor und malte mit der anderen Hand kleine, verschlungene Muster auf die warme, nackte Haut, während er Damons Hemd aufknöpfte. Wenn er keins mehr anhatte, dann machte das ja nur Sinn, wenn der Rothaarige auch keins mehr anhatte. Darum nahm er dann doch die Hand von seinem Rücken, legte es darauf an, Damon immer wieder zu berühren, während er die Knöpfe löste. Damon schloss genießend die Augen und seufzte zufrieden auf. Er genoss es sichtlich, dass Alan sich mit dem Öffnen seines Hemdes so viel Zeit ließ und ihn dabei auch noch verwöhnte. Leise fing er an zu schnurren und hob eine Hand. Er öffnete die Augen wieder ein wenig und begann sanft mit seinen Fingern durch Alans Haare zu kämmen. Alan betrachtete schmunzelnd sein Werk, befand, dass Damon mit offenem Hemd sehr gut aussah, und es viel zu umständlich wäre, es ihm jetzt ganz auszuziehen. Stattdessen nutzte er den neu gewonnenen Freiraum und fuhr mit der flachen Hand über den Oberkörper des Größeren, über seinen Brustkorb, seine Bauchmuskeln, seine Seite. Gleichzeitig ließ er sich von Damon verwöhnen, denn in seinen Haaren herumzuwühlen zählte Alan eindeutig dazu. Damon genoss noch eine ganze Weile Alans Zärtlichkeiten und verwöhnte den anderen nur leicht, bis auch er begann, wieder mit seinen Händen Alans Oberkörper zu erkunden. Inzwischen fand er es gar nicht mal so schlecht, dass Alan vor den ganzen Adeligen den Kranken mimen musste, denn das hieß, dass der Vampir mehr Zeit für ihn hatte. Nur dass Damon davon auch nicht mehr Zeit für _ihn_ hatte. Alan langweilte sich oft schrecklich, wenn er allein war. Alan erschauderte wohlig unter Damons Händen, besonders wenn er über seinen Bauch wanderte. Er selbst beschäftigte sich gerade mit dem anziehenden Nabel des Größeren, zog die hauchdünn zu erkennende Linie nach, die von dort aus in Richtung Hosenbund lief. Andeutungsweise schob er die Fingerspitzen unter den Bund, bevor er die Linie wieder nach oben fuhr. Damon keuchte leise auf als Alan mit seinen Fingern näher in die Richtung seiner unteren Körperregionen wanderte. Er öffnete die Augen wieder ganz und blickte den Kleineren einen Moment warm an, dann zog er ihn in einen erneuten, leidenschaftlichen Kuss. Zärtlich strichen seine Hände über Alans Oberkörper und massierten mit den Fingern sanft die Brustwarzen des Weißhaarigen. Alan wand sich ein wenig, keuchte leise, durch den Kuss war es kaum hörbar. Damons Fingerspitzen verursachten leichtes Prickeln, wo sie immer ihn berührten. Auch seine Lenden kribbelten ein wenig, was er einfach nicht verhindern konnte, wenn Damon ihn an so empfindlichen Stellen reizte. Er kam ihm näher, indem er seine Beine an die des Jüngeren schob, während er einladend die Lippen öffnete. Damon nahm diese Einladung nur zu gerne an und schlüpfte mit seiner Zunge in die warme Mundhöhle des anderen, begann dessen Zunge sanft zu massieren. Auch er rückte näher an den anderen, da er so viel wie möglich von Alan spüren wollte. Er ließ seine Hände über Alans Seiten wandern, strich sanft über dessen Oberschenkel und wieder hinauf zu dessen Bauch. Alan streckte sich unter den Berührungen und winkelte daraufhin ein Bein ein Stück an, sodass es über Damons Beinen lag. Seine Hände wanderten unstet über den warmen Körper, mit dem Zeigefinger zog er eine Linie über Damons Kehlkopf, gleichzeitig dominierte ihr Kuss, den er weiter vertiefte, seine Gedanken. Wohlige Gänsehaut überzog besonders seinen Bauch, dem Damon sich gerade wieder widmete. Damon ließ seine Hand erneut zu Alans Oberschenkel wandern und strich sanft darüber, rückte ihn ein Stück nach oben, sodass er sich enger an den anderen schmiegen konnte und sich ihre nackten Oberkörper berührten. Er rollte sich erneut über Alan und vertiefte den Kuss weiter, schloss genießend die Augen. Er genoss dieses sinnliche Kribbeln, das zwischen ihnen herrschte. Alan schmunzelte und brachte sein anderes Bein, auf dem er eben noch gelegen hatte, in die gleiche Position, auch wenn er es vielleicht ein wenig mehr an Damons Oberschenkel bewegte, als dafür nötig gewesen wäre. An Damons warmen Brustkorb konnte er spüren, wie sein Herz klopfte, er spürte auch sein eigenes. Seine Hände, die zwischen ihnen keinen Platz mehr fanden, wanderten in seinen Nacken und auf seinen Rücken, ertasteten die sich bei jeder Bewegung sachte abzeichnenden Muskeln. Damon schnurrte leise unter Alans Berührungen und ließ seine Hände auf Alans Hüfte ruhen, strich sanft mit den Daumen über den Bund der Hose. Langsam löste er den Kuss und wanderte mit seinen Küssen über Alans Mundwinkel zu dessen Hals. Zärtlich hinterließ er dort ein paar bläuliche Flecke. Hin und wieder strich er sanft mit den spitzen Eckzähnen über die weiche Haut, achtete aber darauf, Alan nicht zu verletzen. Alan erschauderte hingerissen und fragte sich, warum noch niemand, mit dem er es vor Damon zu tun gehabt hatte, darauf gekommen war, seine Zähne auf diese Weise zu benutzen. Es hätte ihm auch nichts ausgemacht, falls Damon seine Haut dabei ein wenig anritzte, als Vampir waren kleine Verletzungen ja nichts, womit man sich mehr als fünf Minuten lang beschäftigen musste. Auch die kleinen Knutschflecke hätte er gern noch länger als ein paar Minuten behalten, die kleinen Gewebsverletzungen verblassten genauso schnell wie normale blaue Flecken. Das lang gezogen schnurrende ‚Hmmm’ konnte er sich einfach nicht verkneifen. Alan wanderte mit seiner Hand unter Damons offenem Hemd, die Wirbelsäule nach oben, massierte seinen Nacken und begann seinen Haaransatz zu kraulen, ließ er aber auch die Haut darunter nicht unberührt. Als Damon merkte, dass Alan durchaus gefiel, was er tat, lächelte er und übte mit seinen Zähnen einen stärkeren Druck auf die Haut von Alans Hals aus. Sanft leckte er mit seiner Zunge die wenigen Blutstropfen auf, die aus den kleinen Wunden rannen, bevor sie sich wieder schließen konnten. Erstaunt stellte er fest, dass Alans Blut besser schmeckte als er es in Erinnerung hatte. Schnurrend beugte er sich Alans Hals entgegen. Alan keuchte leise, so gebissen zu werden, falls das schon als Beißen galt, hatte etwas unverkennbar Sinnliches an sich. Als Damon sich dann erneut über ihn beugte, neigte er den Kopf, bot ihm den ungeschützten, zarten Hals an. Damon war unsicher, ob er diese Geste richtig verstand, aber dieser schlanke weiße Hals schien ihn wie magisch anzuziehen, wer konnte dem denn schon standhalten. Zärtlich strich er mit den Lippen darüber, bevor er seine Zähne vorsichtig in dem weichen Fleisch versenkte. Vorsichtig begann er an der Wunde zu saugen. „Hahh…“ Leichte Erregung kribbelte durch Alans Körper und ließ ihn erzittern. Damon hatte seine Geste schon vollkommen richtig verstanden. Auch er spürte jetzt diese unglaubliche Nähe, die der Rothaarige immer fühlte, wenn der Weißhaarige ihn biss. Er schloss die Augen, um sich ganz auf dieses Gefühl zu konzentrieren. Damon schloss genießend die Augen und genoss den roten Lebenssaft, der über seine Zunge floss. Alans Blut schmeckte wesentlich besser als das der Menschen, die er bisher um ihr Leben gebracht hatte. Dennoch riss er sich nach einer Weile los, da er Alan nicht zu sehr schwächen wollte. Sanft strichen seine Hände über das wohlgeformte Hinterteil, während er dafür sorgte, dass kein Blut Alans Bettwäsche beschmutzte. Es war ja fast ein wenig schade, als Damon zu trinken aufhörte und die kleine Wunde mit einer Zärtlichkeit verschloss. Alan öffnete die Augen und blickte ihn entspannt an, während er sich ein wenig unter ihm räkelte und sich von unten gegen den Größeren schmiegte. Damons Hände trugen nur dazu bei, das faszinierende Kribbeln noch zu verstärken, die Geste fühlte sich gut an, anziehend und ein wenig besitzergreifend. Damon hob den Blick und sah Alan in die Augen, versank erneut in ihrem jetzt dunklen Blau. Er war unsicher, ob sie wirklich so weit gehen sollten. Das letzte Mal, als sie miteinander geschlafen hatten, hatte das nicht gerade zur Besserung ihres Verhältnisses beigetragen, aber jetzt war die Situation schließlich eine völlig andere. Er beschloss es einfach zu riskieren, er konnte jetzt einfach nicht wieder aufhören, der Körper des anderen schien ihn wie magisch anzuziehen, und er konnte seine Finger einfach nicht von ihm lassen. Sanft wanderte er von Alans Rückseite hinauf zu der schmalen Brust und strich sanft über die schon leicht steifen Brustwarzen des Vampirs. Alan keuchte erneut, schon diese leichte Berührung sandte wieder das markante Kribbeln beginnender Erregung durch seinen Körper. Er spürte, wie seine Brustwarzen sich unter weiteren Liebkosungen ganz verhärteten und konnte sich nicht entscheiden, ob er die Augen offen halten oder schließen, ob er den Kopf in den Nacken legen oder Damon dabei ansehen wollte. Nebenbei fuhr er mit seinen Beinen an Damons Oberschenkeln entlang. Er weigerte sich, darüber nachzudenken, was Damon mit seinen Berührungen gerade erreichen wollte, wie weit er gehen wollte, er wollte die ganzen Empfindungen nicht mit Grübeleien trüben. Damon keuchte auf, als er Alans Beine an seinen Oberschenkeln spürte und blickte auf den Vampir hinab. Langsam befreite er sich von seinem Oberteil, da ihm inzwischen viel zu warm war, als dass er es noch hätte anbehalten wollen. Einen Moment noch fesselte ihn Alans Blick, dann riss er sich los und beugte sich zu dessen Brust hinab. Zärtlich bedeckte er sie mit Küssen und strich mit der Zunge über die harten Brustwarzen des kleineren Vampirs. Seine Hände wanderten über Alans Seite zu dessen Bauch und begannen langsam den Bund der Shorts nach unten zu ziehen, um den anderen auch von dem letzten störenden Stoff zu befreien. Er wollte jetzt nur noch eins: dass Alan wenigstens für einen kurzen Moment ganz und gar ihm gehörte. Er wollte Alan nahe sein, nahe wie noch nie, denn das Mal in dem Badezimmer konnte man kaum dazu zählen, es war komplett anders gewesen als jetzt. Alan betrachtete den Blick des Größeren atemlos. Man konnte deutlich sehen, dass er ihn wollte, und auch Alan konnte sich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ihm nicht anders ging. Seine Hände waren an Damon herab geglitten, als er sich aufgerichtet hatte. Nun lagen sie an seiner Hüfte, strichen den Hosenbund entlang, vorwitzig fuhr er mit dem Zeigefinger über die sich sachte abzeichnende Beule in seinem Schritt. Er konnte es die nächsten Augenblicke nicht weiterverfolgen, denn Damon nahm seine ganzen Sinne in Beschlag, als er jeden Zentimeter seines Brustkorbs küsste und seine Brustwarzen weiter reizte. Alan stöhnte verhalten und errötete leicht, was für ihn ja gänzlich untypisch war. Aber es war ein Indiz, wie sehr ihn das alles ansprach, dass Damon Saiten seines Körpers anstrich, auf denen selten jemand zu spielen vermochte. Gespannt verfolgte er, wie Damon den Bund seiner Shorts quälend langsam abwärts schob. Damon blickte einen Moment lang nach oben, um zu sehen, was Alan am meisten mochte, wodurch auch er das leichte Rot auf Alans Wangen erblickte. Es verwunderte ihn und gleichzeitig ließ es ein freudiges Kribbeln in ihm aufsteigen, denn es machte ihm klar, dass das für Alan ebenso etwas Besonderes war wie für ihn. Immer stieß er seinen keuchenden Atem gegen die weiche Haut und hinterließ hier und da einen verräterischen blauen Fleck, der fast sofort wieder zu verschwinden schien. Einen Moment lang erhob er sich von Alan, um ihm die Shorts ganz ausziehen zu können, dann war er auch schon über ihm und knabberte sanft an der Haut, nahe Alans Erregung. Auch Alan atmete keuchend, spürte wie sich sein Körper unter Damons kundigen Händen, seinen Lippen und der geschickten Zunge immer stärker erwärmte. Er stöhnte ein weiteres Mal, erregter und etwas lauter diesmal, als Damons Liebkosungen deutlichen Kurs auf seine Körpermitte nahmen und er das Tempo gleichzeitig verlangsamte. Es erstaunte ihn, dass es so eine Wirkung auf ihn hatte, aber es erregte ihn, Damons Lippen auf seiner jetzt viel empfindlicheren Haut zu fühlen und sich ihren weiteren Weg auszumalen. Gern hätte er dafür gesorgt, dass nicht nur er nackt war, aber Damons Hose war zu weit weg, als dass er sie ohne Aufrichten hätte erreichen können. Er würde seine Chance sicher noch bekommen. Damon erschauderte, als er das liebliche Stöhnen vernahm und spüren konnte, wie sehr Alan sein Tun erregte. Leise stöhnte er gegen die helle Haut des Vampirs, die jetzt gar nicht mehr so kalt war. Zärtlich strich er mit der Zunge über die empfindliche Haut und rieb schließlich mit einer Hand sanft über Alans Erregung. Er hauchte einen sanften Kuss auf ihre Spitze, dann beugte er sich wieder vor und verwickelte Alan in einen leidenschaftlichen Kuss, während seine Hand Alans Erregung weiter sanft massierte. Alan erbebte stöhnend und grub die Hände ins Laken, als Damons Zunge seiner Erregung immer näher kam und er schließlich die Lippen des Jüngeren darauf fühlte. Er schien etwas sagen zu wollen, öffnete den Mund, aber es war wohl so unwichtig, dass er es gleich wieder vergaß und ein weiteres Mal lustvoll aufstöhnte. Damons sanfte Hand, sein leises Stöhnen, die ganze Atmosphäre, alles ließ sein Blut in Richtung Körpermitte streben und die Erregung sich weiter verhärten. Hungrig erwiderte er den Kuss, saugte jede Berührung in sich auf wie ein Schwamm, und obwohl Damon ihm die Sinne raubte, strichen seine Hände wieder über Damons Hose, eine wanderte in seinen Schritt, strich mit leichtem Druck über die nun deutlich fühlbare Erregung des Größeren, und öffnete den Verschluss. Während eine Hand sogleich die neu gewonnenen Jagdgründe nutzte, begann die andere, Damon die Hose auszuziehen. Damon stöhnte nun etwas lauter in den Kuss hinein, als er die schlanke Hand an seiner wachsenden Erregung spürte. Als der Kleinere ihn von der lästigen Hose befreit hatte, drückte er sein Becken den schlanken und geschickten Fingern entgegen und stöhnte immer wieder lusterfüllt in den Kuss hinein. Seine Hand massierte die Erregung des Weißhaarigen, während die andere unter Alan wanderte und dessen Hintern sanft massierte. Schließlich strich er mit einem Finger sanft über den Schließmuskel des Vampirs. Alans Finger nahmen die stumme Aufforderung nur zu gern an und erkundeten lasziv die ganze Länge, bevor er sie zu massieren und leicht zu pumpen begann. Gleichzeitig konnte sich Alan durch von die allen Seiten auf ihn einströmenden, erregenden Gefühle kaum noch auf den Kuss konzentrieren, sodass er ihn schließlich löste. Er fühlte, wie er leicht zusammenzuckte, als Damon sich seinem Eingang zu widmen begann. Es war kein scheues oder erschrockenes Zucken, er wurde mit wachsender Erregung immer empfindlicher. Alan ließ den Kopf wieder aufs Laken sinken, um sich zu entspannen und sich Damon leichter zu öffnen. Allerdings konnte er sich kaum darauf konzentrieren, Damons Hände riefen Lust in einem Ausmaß hervor, das ihn stärker als sonst benebelte. Damon schnappte automatisch nach Luft, als sie den Kuss wieder lösten, und stöhnte leise auf. Einen Augenblick betrachtete er Alan mit lustverhangenem Blick, fand allein schon den Anblick des Vampirs unheimlich erregend, dann vergrub er das Gesicht in Alans Halsbeuge. Zu seinem einen Finger gesellte sich alsbald ein zweiter und er begann den Weißhaarigen vorsichtig und sanft zu weiten. Nach kurzer Zeit setzte er einen dritten und sehr behutsam einen vierten Finger hinzu. Es fiel Alan diesmal schwerer, sich zu entspannen, einfach weil er keinen dieser vielen erregenden Eindrücke verpassen wollte. Er schloss die Augen, um wenigstens Damons Blick, der allein schon genügte, um ihn weiter anzuheizen, auszuschließen. Er stöhnte kehlig, als Damon seine Finger in ihm versenkte, seine Enge ertastete und sachte dehnte, an diesem süß-quälenden Erbeben seines Körpers konnte man glatt vergehen. Alans Hand glitt mit sanftem Druck die Erregung des Jüngeren auf und ab, entlockte ihm mit jeder winzigen Variation ein erneutes Stöhnen. Jede Berührung des Größeren war eine Mischung aus liebevoller Vorsicht und quälend zärtlicher Verzögerung, mit der Damon ihn immer weiter reizte. „Damon…!“ bat er deswegen heiser stöhnend, als er noch einen vierten Finger in ihn schob. Damon erschauderte, als der Kleinere seinen Namen stöhnte und fand sogleich Gefallen daran. Dennoch wollte er Alan nicht unnötig reizen und quälen, zumal er es selbst kaum noch aushielt, den zarten Körper ganz in Besitz zu nehmen. Er entfernte seine Finger vorsichtig aus Alan und brachte die Beine des Vampirs in Position, indem er kurz die Innenseiten reizte. Er stützte sich neben seinen Schultern ab und drang mit einem genießenden Stöhnen in den bebenden Leib unter sich ein. Er drang langsam vorwärts, damit Alan sich an ihn gewöhnen konnte und schloss die Augen. Auch Alan schnappte keuchend nach Luft, als er spürte, wie Damons Spitze durch den Muskelring glitt und er langsam weiter in ihn eindrang. Gott, hatte er sich das letzte Mal auch so… perfekt angefühlt? Er war groß, aber er füllte ihn aus, ohne dass es sich irgendwie unangenehm angefühlt hätte. Alan hob ihm die Hüfte entgegen, gab sich ihm hin, es fühlte sich einfach zu gut an. Prüfend spannte er sich ein wenig an, drückte Damons Glied so leicht und stöhnte angetan. Auch Damons Anblick ließ ihn erschaudern, er hatte ihn nie so gesehen, aus seinem Körper sprachen Lust und Konzentration, Erregung und Hingabe. Damon erwiderte Alans Blick und hauchte dem kleinen Vampir einen sanften Kuss auf die Lippen. Als er schließlich ganz in Alan eingedrungen war, verharrte er keuchend einen Moment so und genoss die warme Enge, die ihn umgab. Er sah kurz auf Alan hinab und als er merkte, dass dieser sich völlig entspannt hatte, begann er sich stöhnend in ihm zu bewegen. Alan stöhnte genießend, schon die Art wie Damon sich zu bewegen begann, entsprach genau dem, was er jetzt brauchte. Seine Stöße waren ruhig und langsam, genießerisch, nicht zu hart und nicht zu weich, und auf eine Alan unbegreifliche Weise unheimlich intensiv. Während Damon seinen Rhythmus suchte, drängte sich Alan ihm entgegen. Diesmal war es nicht so, dass er nur noch lustbenebelt war und keine Kontrolle mehr hatte, zwar konnte er kaum einen Gedanken fassen, aber die Lust war klar und rein und er erlebte alles irgendwie bewusster, so dass es gleich noch mal so gut war. So konnte er seinen Freund betrachten, der nach wie vor einen wahnsinnig erregenden Anblick bot. Damon hatte die Augen geschlossen und den Kopf in den Nacken gelegt. Immer wieder stöhnte er genießend auf. Es war so vollkommen anders als damals im Badezimmer, intensiver, auf eine seltsame Art und Weise leidenschaftlicher und wenn Damon ehrlich war, gefiel es ihm dieses Mal um einiges besser. Er ließ den Rhythmus, mit dem er in den Körper des Vampirs drang, schneller werden und löste eine Hand aus dem Laken, schloss sie um das Glied des anderen. Jedes Mal, wenn Damon den tiefsten Punkt seines Stoßes erreichte, glitt ein erregtes Stöhnen über Alans leicht geöffnete Lippen. Während der Größere das Tempo langsam erhöhte, nahm er Alan allmählich immer tiefer und brachte ihn seinem Höhepunkt damit immer näher. Alan hatte schon geglaubt, dass man seine Erregung nicht mehr steigern konnte, bis Damon ihn erneut eines Besseren belehrte und sein hoch aufgerichtetes Glied im Rhythmus seiner Stöße massierte. Seine Haut, besonders sein Glied und die Enge, die Damon ausfüllte, waren beinahe schmerzhaft empfindlich, so dass er bei jedem Stoß fast zu vergehen glaubte, während sich die ersten Lusttropfen über seine Spitze verteilten. „Gott… Damon…“ hauchte er lusterfüllt stöhnend, er konnte es einfach nicht für sich behalten. Damon spürte die leichte Feuchtigkeit von Alans Glied in seiner Hand und auch er kam dem Höhepunkt immer näher. Er erschauderte, als er Alans Worte vernahm und stöhnte leise den Namen des kleineren Vampirs. Er bewegte sich ein wenig stärker in der heißen Enge, die ihn schier wahnsinnig zu machen schien. Auch seine Massage um Alans Glied wurde ein wenig fester, um Alan ebenfalls zum Höhepunkt zu bringen. Der Klang seines Namens, dem er genießend gelauscht hatte wie jedem Laut, der über Damons Lippen kam, löste bei Alan eine ähnliche Reaktion aus. Er erzitterte bei jedem der fester werdenden Stöße, hatte das Gefühl, als wenn sogar sein Herz denselben Rhythmus wie Damon anschlug. Bis Alan die beständige Erregung nicht mehr halten konnte, sein ganzer Körper sich anspannte und er sich ruckartig um Damons Erregung zusammenzog, ihn tief in sich einkerkerte und heftig in seine Hand kam. Sein kehliges, lang gezogenes Stöhnen hallte durch das Schlafzimmer. Als das betäubende Kribbeln des Orgasmus, das durch Alans ganze Körper geflutet war, sich langsam verzog, blinzelte er die Feuchtigkeit aus seinen Augen, lockerte vorsichtig die ins Laken gekrallten Hände und löste einen Muskel nach dem anderen. Gleichzeitig hielt er Damon in sich, indem er die Beine hinter seinem Rücken kreuzte. Auch Damon kam zum Höhepunkt, als sich alles um seine Erregung ruckartig zusammen zog. Er stieß noch einmal in den willigen Körper unter sich, dann kam auch er mit einem lauten Stöhnen. Er nahm die Hand von Alans Glied und wischte sich im Laken ab, das so oder so wohl gewaschen werden musste. Er wollte sich aus Alan zurück ziehen, doch als er merkte, dass das wohl gar nicht in Alans Interesse war, ließ er sich, ein wenig erschöpft, auf den anderen sinken und vergrub das Gesicht in Alans Halsbeuge. Alan seufzte leise befriedigt und lauschte ihrem Herzschlag und dem Geräusch ihres Atems, der sich langsam wieder beruhigte. Vorbehaltloses Wohlbehagen und zufriedene Entspannung machte sich in ihm breit. Er lockerte seine Beine und ließ Damon die Möglichkeit, sich aus ihm zurückzuziehen. Aber eigentlich fand er das Gefühl, ihn noch immer in sich zu spüren, interessant und angenehm. „Damon…?“ fragte er nach einer Weile leise, „Woher kannst du das eigentlich so gut?“ Er kicherte leise, weil er Damon mit dieser Frage wahrscheinlich in Verlegenheit brachte, obwohl es als Kompliment gemeint war. Damon war ein wenig verblüfft und verwundert über die Frage, wurde tatsächlich einen kurzen Augenblick lang verlegen. "Weiß nicht." antwortete er leise, da er ja eigentlich noch keine große Erfahrung in dieser Hinsicht gemacht hatte. "Naturtalent." spekulierte er, klang aber keineswegs eingebildet. Obwohl er noch gerne so liegen geblieben wäre, löste er sich aus Alan, da er nicht wusste, ob es dem anderen wehtun würde, wenn er länger in ihm geblieben wäre. Sanft strich er ihm ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht und küsste ihn sanft. Alan lachte leise. „Wahrscheinlich.“ stimmte er ebenso leise zu. Ihm gefiel die so herrlich entspannte Atmosphäre sehr gut. Er erwiderte den sanften Kuss, schmiegte sich wieder an den Größeren, dessen nackter, warmer Körper sich so schön anfühlte. Einfach nur gut. So gut, dass es absolute Verschwendung gewesen wäre, jetzt nicht mit ihm einzuschlafen. Er war ja lange nicht mehr mit jemandem eingeschlafen, mit dem er vorher geschlafen hatte, weil er sich nicht zu eng an sie hatte binden wollen. Damon rollte ein wenig von Alan hinunter, damit er den anderen nicht noch im Schlaf erdrückte. Er zog ihn jedoch sofort in die Arme und kuschelte sich an ihn. Lächelnd stellte er für sich fest, dass er es geschafft hatte, dass Alan gar nicht mehr depressiv war. Sanft strich er ihm über die nun farbigen Wangen und schloss dann erschöpft die Augen, nachdem er sie beide zugedeckt hatte. "Ich liebe dich..." flüsterte er leise, auch wenn er wusste, dass er keine Erwiderung bekommen würde, er hatte diese drei Worte einfach aussprechen müssen. Depressiv war Alan wirklich nicht mehr, es ging ihm einfach nur noch gut. Er störte sich kein Bisschen an Damons Blöße, sondern schmiegte sich der Länge nach an. „Ich weiß…“ flüsterte Alan, schlug kurz schuldbewusst die Augen nieder, „Schlaf schön.“ Dann schloss auch er die Augen, es war sicher längst hell draußen. "Gute Nacht." wisperte Damon leise und seufzte innerlich traurig auf. Sanft drückte er den anderen an sich, und schlief dann langsam ein. Nacht 42 Am nächsten Abend wurde er recht früh wach. Seit er bei Janis Cellounterricht nahm, hatte er sich das irgendwie angewöhnt. Er blinzelte leicht müde und blickte auf den kleinen Vampir in seinen Armen. Sanft strich er ihm über die Wange und betrachtete das friedliche Gesicht. Wie gerne würde er von Alan diese magischen drei Worte hören, wie viel würde er dafür geben, wenn sie nur ein einziges Mal über die fein geschwungenen Lippen des Vampirs kommen würden. Er wusste nicht mal, ob Alan sich darüber im Klaren war, aber lange würde er es so nicht ertragen. Alan, ohne irgendwelche Verpflichtungen, war natürlich auch nicht verpflichtet, früh aufzuwachen und schlief seelenruhig und eng an den Größeren geschmiegt weiter. So ohne Sachen fror der Weißhaarige ja nur noch schneller, so dass es nicht verwunderlich war, dass er sich so eng an seine Wärmequelle schmiegte. Damon war froh, dass Alan schlief und seine trüben Gedanken nicht mitbekam. Sanft strich er ihm über die Wange, dann ließ er ihn soweit in Ruhe, kuschelte sich bloß an ihn. Am liebsten wäre er jetzt aufgestanden und hätte irgendetwas gemacht, aber andererseits war es auch schön mit Alan im Bett zu liegen und außerdem hatte er Angst, dass Alan wieder so eine depressive Phase hatte, wenn er alleine aufwachen würde. Alan murmelte leise etwas vor sich hin, kratzte sich an der Wange und drehte sich auf die andere Seite, bis ihm aufzufallen schien, dass er damit von der Wärme abgerückt war, und sich wieder ankuschelte. Es war ja nicht so, dass Alan insgesamt zu Depressionen neigte, vielleicht war er tatsächlich anfälliger, aber er bekam nicht automatisch welche, bloß weil er allein aufwachte. Es hing alles vom Moment ab. Aber im Moment ging es ihm gut, durch die Bewegung schien langsam Leben in ihn zu kommen, kaum eine Viertelstunde später blinzelte er in die neue Nacht. Damon hatte sich dann doch entschieden bei Alan zu bleiben, da dieser ihn auch mit seinem Ankuscheln dazu überredet hatte. Er hatte sich mit dem Kopf auf den Arm gestützt und betrachtete das Gesicht des anderen. Als er bemerkte, dass Alan wach wurde, lächelte er und strich ihm sanft über die Wange. "Guten Morgen." flüsterte er sanft. „…Morgen…“ nuschelte Alan, rieb sich die Augen und schmiegte sich gegen Damons herrlich warmen Oberkörper. Es erstaunte ihn, dass Damon heute noch da war, als er aufwachte, weil er ja in den letzten Tagen oft schon unterwegs gewesen war, wenn Alan endlich die Augen aufmachte. Er rückte ein Stück von seiner Wärmequelle ab, um sich aufzustützen und Damon sehr zärtlich auf die Lippen zu küssen. Was ja für jemanden, der fest davon überzeugt war, von Romantik kuriert zu sein, schon irgendwie untypisch war. Damon war doch sehr erstaunt über diese Geste und lächelte. Sanft erwiderte er den Kuss und richtete sanft Alans leicht verstrubbeltes Haar. Dann löste er den Kuss, denn es handelte sich schließlich nur um einen Guten-Morgen-Kuss. "Hast du heute schon etwas vor?" fragte er dann nach, denn es konnte ja sein, dass Alan sich wieder auf einem dieser Bälle blicken lassen musste. „Nein.“ Alan hielt still und genoss die hauchzarten Berührungen von Damons schlanken Fingern, die die weißen Haarsträhnen in Ordnung brachten, „Hast du?“ Die Schulterverletzung war zwar einige Tage her, aber so lange so viel Schnee lag, fanden weniger Bälle oder Gesellschaften statt, weil sich die Adligen in ihre Kutschen kaum vom Fleck bewegen konnten. Die Nächste war erst in einigen Tagen, notfalls konnte er auch Lucael fragen, wann, und ob er mitkam. Damon nickte leicht und nahm die Hand wieder von Alans Haaren. "Ich wollte heute den Schuppen ausräumen, damit ich endlich das Pferd kaufen kann." erklärte er Alan. Er schien einen Moment lang zu zögern, dann fragte er "Möchtest du mir helfen?" er war sich sicher, dass Alan dazu keine Lust hatte, aber er wollte dem Kleineren nicht das Gefühl geben, das er ihn ausgrenzte. „Aufräumen?“ wiederholte Alan ungläubig. Wieso aufräumen? Das war doch Ernestos Arbeit. „Wieso lässt du das nicht Ernesto machen?“ wollte er deshalb wissen und zog skeptisch die Nase raus. Dafür bekam der sein Geld doch. Dass der Schuppen ausgeräumt werden musste, war ja auch ihm klar, aber… „Ich wusste gar nicht, dass du Geld für ein Pferd hast…“ fügte Alan verblüfft an. Dann war Damon ja gar nicht arm und mittellos. (XD) Damon blickte den anderen ein wenig verwundert an. "Wenn ich Ernesto alles machen lassen würde, dann hätte ich selbst gar nichts mehr zu tun." antwortete er, ein wenig verblüfft. Erst jetzt fiel ihm ein, dass Alan so etwas wie arbeiten wahrscheinlich nie getan hatte. "Ich bin es einfach nicht gewohnt, nichts zu tun, und irgendwie möchte ich es mir auch nicht angewöhnen." erklärte er deswegen und lächelte ein wenig unsicher. "Und wegen dem Geld. So viel ist es nicht, ich hatte für einen Wintermantel gespart, außerdem... meine Opfer brauchen ihr Geld schließlich nicht mehr..." fügte er erklärend hinzu. „Und wofür soll ich Ernesto dann bezahlen, wenn du ihm die Arbeit wegnimmst?“ fragte Alan zurück, „Ich musste schon Julian abgeben, weil er für niemanden mehr zu kochen braucht.“ Julian hatte er in ein Restaurant umquartiert, wo er sich so langsam die gesamte Küche erobern konnte. Alan hatte ja wirklich nie richtig gearbeitet, dass das auch für ihn als Beschäftigung zählen konnte, war ihm nie in den Sinn gekommen, es lag irgendwie außerhalb des adligen Horizonts. Dann zog er eine Augenbraue nach oben. Damon spielte den Raubmörder? „Nettes Alibi.“ kommentierte er, so hatten die toten Körper für den, der sie fand, immerhin noch eine gewisse Logik. "Du hast doch sicherlich mehr für ihn zu tun, als den Schuppen ausräumen." antwortete Damon. Immerhin war das ja so etwas wie eine Sonderarbeit, die er ja durchaus übernehmen konnte. Er lächelte leicht bei Alans Worten und nickte. Obwohl er ja am Anfang noch gar nicht so gedacht hatte. "Ich kann einfach nicht nichts tun, Alan." fügte er an und man sah deutlich, dass er wohl nicht von seinem Plan abzubringen war. Langsam löste er sich von ihm und begann sich wieder anzuziehen. „Sieh dich doch mal um. Was ist denn hier zu tun? Fast nichts.“ stellte Alan trocken fest und breitete die Arme aus. „Niemand macht hier Unordnung oder braucht irgendwas. Alles, was Ernesto tut, ist den Staub abzuwischen, und ab und zu schmutzige Sachen zu waschen.“ Man konnte ihm die Frustration darüber anhören, dass Damon nicht auf ihn hören wollte, aber er konnte nichts dagegen tun. „Dann nimm ihn wenigstens mit, falls er jetzt noch da ist.“ murrte Alan. Damon seufzte leise und fragte sich innerlich, ob es Alan denn lieber war, wenn er noch weniger zu Hause war, weil er sich Beschäftigung in der Stadt suchte. Er glaubte nicht, dass dem so war. "Mach ich." antwortete er und beugte sich zu Alan, küsste ihn zärtlich. Er lächelte ihn kurz entschuldigend an, dann ging er aus dem Zimmer und machte sich auf die Suche nach Ernesto. Alan schnaubte unzufrieden, während er Damon aus dem Zimmer verschwinden sah. Irgendwie war das Gespräch blöd verlaufen. War er zu unnachgiebig gewesen? Hatte er groben Unfug erzählt? Eigentlich hatte er nicht das Gefühl gehabt. Seufzend rappelte er sich auf und wanderte für eine Katzenwäsche ins Bad. Damon schien regelrecht zufrieden mit sich gewesen, als ihm der Schuppen eingefallen war. Hatte er es so eilig, von ihm wegzukommen, dass er sich wahlweise in die Stadt, in die Bibliothek oder in den Schuppen flüchten musste? Das konnte man doch nicht ständig auf sein unruhiges Naturell schieben? Alan wusste nicht, ob er deswegen wütend oder traurig sein sollte und ‚entschied’ sich für hilflos. Obwohl Damon es nicht zugeben wollte, floh er tatsächlich in einer gewissen Art und Weise vor dem weißhaarigen Vampir. Er wollte die Stunden mit Alan genießen und er hatte Angst, dass er, wenn er länger mit dem Vampir zusammen war, erneut darüber nachdenken musste, ob dieser ihm die selben Gefühle entgegen brachte wie er ihm. "Ernesto?!" rief er den Angestellten Alans und machte sich im Untergeschoss auf die Suche nach ihm. Ernesto war gerade dabei, die Putzutensilien wieder im Wandschrank zu verstauen, die er für die große Badewanne gebraucht hatte. „Was?“ rief er in den Gang und verpasste der widerspenstigen Tür einen Tritt, damit das Schloss endlich einrastete. Er musterte sie noch einen Atemzug lang lauernd, aber da die Tür wohl nicht mehr vorhatte, dafür zurückzuschlagen, konnte er den Korridor wieder betreten. Suchend sah er sich nach dem Rufenden um. Damon hatte etwas gebraucht, bis er die Richtung, aus der die Antwort kam, einordnen konnte. Er bog deswegen gerade um die Ecke, als Ernesto aus dem Badezimmer kam. Er lächelte leicht, als er den quirligen Jüngling sah. "Ich möchte den Schuppen ausräumen, weil er zu einem Pferdestall umfunktioniert werden soll. Alan ist der Meinung, du solltest mir dabei helfen." erklärte er dem Schwarzhaarigen sein Anliegen. „Kein Problem.“ erwiderte Ernesto lapidar, denn wie Alan gesagt hatte, hatte er wenig zu tun. „Und wo willst du das Zeug hintun?“ Ernesto kratzte sich an der Nase und folgte Damon durch den Gang. Im Schuppen war einfach alles; Möbel, Gartengeräte, Lumpen und Millionen anderer Dinge, die man nicht mehr identifizieren konnte. Wo sollte das alles hin? „Dass Alan was umbauen lassen will, kann ich mir irgendwie gar nicht vorstellen.“ plauderte Ernesto freimütig, „Er hasst es doch, wenn Leute herkommen, die er nicht kontrollieren kann. Und wenn es nur ein Handwerker ist. Die leben danach bestimmt alle nicht mehr lange.“ mutmaßte er weiter. Damon sah ein wenig verlegen zu Boden. "Na ja... es war auch nicht Alans Idee und ich glaube, so ganz recht ist es ihm immer noch nicht. Aber er hat es mir erlaubt." antwortete er dann und sah zu Ernesto, "Gibt es keinen Keller, wo das alles hin kann? oder wir misten einfach aus." schlug er vor. Die Handwerker waren für ihn kein Problem. Er war ja selber einer und konnte so endlich wieder ein wenig arbeiten. „Der wo Alan seine ganzen Leichen versteckt?“ witzelte Ernesto zurück, „Nein, wenn es einen Keller gäbe, wäre das alles ja nicht im Schuppen. Selbst wenn wir ausgemistet haben, was dauert und in der Kälte bestimmt nicht lustig ist, was willst du dann mit den Sachen machen, die man behalten kann?“ Damon fuhr sich ein wenig unschlüssig durchs Haar. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht, aber auch Alan hatte dieses Thema nicht angesprochen, weswegen er davon ausgegangen war, dass das Ausräumen nicht weiter kompliziert werden würde. "Wir können das ja erstmal in mein Zimmer räumen und ich spreche noch mal mit Alan darüber." antwortete er leise. So einfach wie er sich das vorgestellt hatte, würde das Ganze wohl doch nicht werden. Er seufzte frustriert. Alan hatte ja auch nie ernsthaft in Betracht gezogen, dass Damon den Schuppen wirklich ausbauen wollte, deswegen hatte er die Sache in Gedanken nicht besonders weit verfolgt. „Nein, in dein Zimmer nicht.“ widersprach Ernesto schnell, „Das ist zu viel, danach könntest du überhaupt nicht mehr treten und du kannst ja nicht ständig bei Alan wohnen. Wie ist das jetzt eigentlich, hast du ihn tatsächlich geknackt oder warum bist du so selten unten?“ Wie so oft neigte Ernesto dazu, vom Thema abzukommen, wenn er einen geneigten Gesprächspartner gefunden hatte. Für die Sachen aus dem Schuppen war ihm aber auch noch etwas eingefallen, das er Damon unterbreiten würde, sobald seine Neugier befriedigt war. Damon hatte sich eigentlich gefragt, wann Ernesto eine Frage in diese Richtung stellen würde, denn bisher hatte den Italiener alles interessiert, was mit ihm und Alan zu tun hatte. "Wenn ich das wüsste..." antwortete er leise und blickte kurz zu Boden, "Ich... ich weiß einfach nicht genau, was er für mich empfindet, obwohl ich zumindest sicher bin, dass er etwas für mich empfindet, aber was es genau ist...ich glaube, das weiß er selbst noch nicht einmal." erklärte er leise und seufzte leise. "Immer wenn es um die bestimmten drei Worte geht, blockt er ab." fügte er leise flüsternd, leicht traurig hinzu. „Aber wenn du immerhin das weißt, ist das doch schon mal etwas Gutes.“ versuchte Ernesto ihn auf das Positive aufmerksam zu machen und legte ihm tröstend einen Arm um die Schultern, „Wie lange seid ihr… wie lange ist es denn schon so?“ Hakte er nach. "Seit..." Damon musste einen kurzen Moment darüber nachdenken. Es war so viel passiert, dass er gar nicht darauf geachtet hatte, wie viele Tage vergangen waren. "Seit vier, oder drei Tagen." antwortete er dann zögerlich. Ein wenig unangenehm war es ihm doch, das Ganze vor Ernesto auszubreiten, aber es tat gut, endlich mit jemandem darüber reden zu können. Jede andere Antwort hätte auch Ernestos Beobachtungskünste ziemlich geschmäht, so in etwa hatte er es sich gedacht. „Vielleicht hat Alan ja wirklich Bindungsängste. Er wäre der Typ für so was, glaube ich.“ argwöhnte Ernesto. „Alan will sich vielleicht erst sicher sein, dass es etwas Dauerhafteres ist, mit euch beiden. Für drei oder vier Tage ist es doch schon eine ganze Menge, wenn du dir seiner Zuneigung sicher sein kannst.“ redete er sanft auf Damon ein, „Ich weiß nicht, ob so ein Beispiel hierher gehört, aber… Julian hat auch eine ziemliche Weile auf seinen drei Worten herumgekaut. Ich war mir schon nach einer Woche sicher…“ plapperte er weiter, hielt dann kurz inne, „Ich mache mich gerade übelst zum Obst, oder?“ Damon schmunzelte bei Ernestos Beispiel und tatsächlich gab es ihm ein wenig Hoffnung, den Mut nicht aufzugeben. "Nein!" antwortete er deswegen auch sofort und schüttelte den Kopf. "Es tut gut, mit jemanden darüber reden zu können." antwortete er wahrheitsgemäß. "Vor allem, wenn derjenige einem so einen Mut zuspricht wie du." er lächelte zaghaft. "Danke." fügte er ehrlich hinzu. "Apropos Julian, wie geht es ihm?" fragte er dann neugierig nach. „Ganz gut eigentlich.“ fasste Ernesto zusammen, während er einen alten Mantel heraussuchte, den er im Schuppen so richtig schön dreckig machen konnte, „Er versucht sich gerade an die Arbeit in einer Gastwirtschaft zu gewöhnen. Es ist ein ziemlich teures Haus und er fühlt sich, glaube ich, ein bisschen überfordert, obwohl er es eigentlich kann. Er _ist_ gut genug dafür. Aber nach der Arbeit bei Alan, wo vor allem er so gut wie nichts zu tun hatte, ist es natürlich ein ziemlicher Unterschied. Ich bin wirklich froh, dass er ihn da untergebracht hat. So etwas ist äußerst selten. Normalerweise hätte man ihm einfach gekündigt, ohne ihm eine Ablöse zu beschaffen.“ Aus Ernestos Worten sprach offenkundiger Respekt und Bewunderung für Alans Hilfe. Damon schmunzelte bei der wahren Flut an Worten, die ihm entgegen kam. Er freute sich, dass es Julian offenbar gut ging und dass dieser, was seine Kochkunst anging, endlich gefordert wurde, denn auch er war der Meinung, dass Julian ganz bestimmt in ein gutes Restaurant gehörte. "Ja, wenn er will, dann kann er wirklich nett sein." antwortete er lächelnd. Er knöpfte seinen alten Wintermantel zu und wartete darauf, dass Ernesto die Tür zum Schuppen öffnete. Ernesto schien auch zu bemerken, dass er wohl zu viel auf einmal redete, denn er sah ein wenig verdruckst aus, nickte bloß und förderte aus einer tiefen Tasche einen großen, rostigen Schlüssel zu Tage. Sehr zaghaft öffnete Ernesto die Tür und erwartete wirklich jeden Moment, dass ihm irgendetwas entgegen fiel, aber scheinbar hatten Spinnen und anderes Getier das Ganze einigermaßen fixiert. Oder aber, man hatte wenigstens den Platz an der Tür leer gelassen. Der kleine Italiener schien nicht besonders begeistert von ihrer Aufgabe, widersprach allerdings nicht. „So sieht’s aus. Dann schlage ich vor, wir gehen doch erst wieder rein, decken bei einem von den Gästezimmern alles mit Laken ab und schaffen das gute Zeug dann dorthin.“ Damon schluckte leicht, als er das ganze Gerümpel erblickte und nickte bei Ernestos Vorschlag. "Ja, lass uns das machen, das erscheint mir am vernünftigsten." antwortete er und ging mit Ernesto zurück und folgte ihm zu dem Gästezimmer. Zusammen mit Ernesto begann er dieses darauf vorzubereiten, dass hier einiges an Gegenständen hinzukommen würde. Das Gästezimmer vor Schmutz und Schaden zu schützen dauerte nicht lange. Zu zweit hatten sie schnell die Laken ausgebreitet und waren nun erneut auf dem Weg nach draußen. In dunklen Winternächten das Gerümpel vom Schmutz befreien zu müssen, behagte Ernesto auch nicht, aber er fügte sich wortlos. Mit Arbeitshandschuhen trugen sie das Zeug Stück für Stück nach draußen, kehrten es ab und betrachteten, ob sie es noch gebrauchen konnten. Was hier alles rumlag…. So ganz im Dunkeln zu arbeiten fand auch Damon ein wenig unpraktisch, aber leider ging es nun ja nicht mehr anders. Zusammen mit Ernesto trug er die, zum Teil recht schweren Möbelstücke, die noch brauchbar aussahen, in das Gästezimmer. Er fragte sich, ob es wirklich nötig gewesen war, das alles aufzubewahren. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass man Sachen, die man erst einmal weggeräumt hatte, so oder so nicht mehr benutzte. Das Meiste jedoch stand noch vor dem Schuppen, weil die Brauchbarkeitsuntersuchung der beiden nicht überstanden hatte. Nach ungefähr einem Drittel der Sachen bat Ernesto um eine Pause und setzte sich auf einen Stuhl mit kaputter Sitzfläche. „Wie sieht dein Plan mit dem unbrauchbaren Zeug aus?“ fragte er, obwohl er das Gefühl hatte, dass es auch dafür keinen Plan gab. Damon ließ sich auf den Boden sinken und fuhr sich über die Stirn. Er war solche Arbeit anscheinend gar nicht mehr gewohnt, denn früher war es ihm nicht so schwer gefallen. "Na ja, das Zeug das unheilbar kaputt ist, könnte man zu Brennholz verarbeiten." schlug er vor "aber die Sachen, die man reparieren kann," er zuckte mit den Schultern, "darüber hatte ich auch noch gar nicht nachgedacht." „Na ja, Brennholz können wir aus dem richtigen Schrott machen. Und sonst kommt das Haus ja auch ohne die kaputten Teile aus. Ist ja nicht so, dass wir zu wenige Stühle haben oder so.“ stellte Ernesto fest und öffnete die obersten Knöpfe der Winterjacke, weil ihm ebenfalls ziemlich warm war. „Was hältst du davon, wenn wir die Polster und den ganzen Kram davon abmachen und nur das Holzzeug einfach in den Garten stellen? So ein alter, mit Efeu bewachsener Stuhl sieht bestimmt gut aus.“ Damon war nun doch ein wenig überrascht über den Vorschlag. Einen Moment wusste er nicht, was er darauf antworten sollte. War das etwa so etwas wie Kunst? Er runzelte ein wenig die Stirn. "Ich weiß nicht... ich kann es mir schlecht vorstellen, aber solange Alan sich nicht beschwert, können wir es ja ausprobieren." antwortete er schließlich leicht zögerlich. „Wenn du es doof findest, dann lassen wir es.“ lenkte Ernesto ein, obwohl ihm die Idee gut gefiel. Aber er war ja hier nicht der Bestimmer. „Dann lassen wir es eben erstmal stehen, bis uns was Besseres einfällt. Willst du es heute noch ganz ausräumen?“ wollte Ernesto wissen, der eine lange und anstrengende Nacht befürchtete. Julian erging es zwar nicht anders, aber er wollte schon gern zu Hause sein, wenn er kam. Damon zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, aber du musst nicht länger arbeiten als sonst, sicher nicht. Eigentlich wollte ich das ja auch alleine machen, aber Alan meinte, dass du auch mal wieder was zu tun brauchst." antwortete er dann lächelnd. Er wollte Ernesto ja nicht wegen einer Laune zwingen, die gesamte Nacht mit ihm zu verbringen. "Der Schuppen läuft ja nicht davon." setzte er hinzu und er wollte ja auch wieder zu Alan zurück. „Ich hab nichts dagegen, mal wieder eine Aufgabe zu bekommen.“ korrigierte Ernesto und rieb sich die Augen, „Aber ich bin eben nicht so nachtaktiv wie ihr.“ Er ließ den Blick auf Damon ruhen. „Wir können ja noch ein bisschen ausräumen und die andere Hälfte dann morgen machen… oder so.“ schlug er vor und erhob sich. Damon nickte und erhob sich ebenfalls wieder. Zusammen räumten und sortierten sie weiter aus, bis Ernesto der Meinung war, dass es für heute genug war. Damon verabschiedete sich von ihm und bat ihn, Julian von ihm zu grüßen, dann ging er wieder hinauf zu Alan. „Wenn Alan deiner Meinung nach selbst nicht weiß, was er fühlt, solltest du ihm Zeit und Gelegenheit geben, es herauszufinden.“ gab Ernesto ihm mit auf den Weg. Um sich zu beschäftigen, war Alan in die Bibliothek gegangen und hatte sich ein Sachbuch vorgenommen, dass sich mit menschlicher Anatomie befasste. Vor allem die großen Zeichnungen betrachtete er mit Interesse, bestaunte ihre Detailtreue. Es war interessant, beschrieben zu bekommen, wie das alles zusammenhing und jede einzelne Partie mit etwas anderem in Verbindung stand. Er fragte sich, wie sehr sich ein vampirischer Körper wohl von einem Menschlichen unterschied. Die Muskeln müssten doch zumindest genau so sein, oder? Damon nickte leicht und wollte versuchen sich diese Worte zu Herzen zu nehmen. Vielleicht sollte er Alan weniger drängen, auch wenn es ihm schwer fallen würde, dem anderen nicht mehr diese magischen drei Worte entgegen zu bringen. Da er Alan weder im Schlafzimmer noch im Badezimmer vorfand, suchte er in der Bibliothek, da das der drittliebste Raum des Kleineren zu sein schien. Er fand ihn auch und trat lächelnd an ihn heran. "Was liest du da?" fragte er neugierig und sah über Alans Schulter. Alan sah überrascht auf, als er Damons Stimme neben sich vernahm. Er hatte überhaupt nicht gehört, dass er hereingekommen war, erschrocken war er trotzdem nicht, weil er es genoss, wenn Damon einfach nur da war. „Anatomie…“ antwortete er, „Es ist schon irgendwie seltsam, dass die, die diese Studien gemacht haben, überhaupt Menschen aufschneiden durften.“ War wirklich verwunderlich, Totenruhe war schließlich heilig. „Bist du schon fertig mit dem Schuppen?“ erkundigte er sich dann lächelnd. Damon wusste darauf nichts Rechtes zu antworten, da er sich noch nie mit solchen Dingen beschäftigt hatte und sich nicht lächerlich machen wollte. Bei Alans zweiter Frage allerdings schüttelte er den Kopf. "Nein, wir haben ungefähr die Hälfte geschafft. Morgen machen wir weiter." erklärte er dem Weißhaarigen. "Wir haben ein paar Dinge aussortiert, vielleicht solltest du noch mal drüber schauen, ob die wirklich weg können." „Mhmm… vielleicht.“ lächelte Alan milde. „Willst du dich nicht mit hinsetzen?“ fragte er, den Kopf in den Nacken gelegt, um Damon voll ins Gesicht sehen zu können. Oder wollte er lieber erstmal baden? Damon lächelte leicht und küsste Alan sanft auf die Stirn. "Natürlich. Auch wenn ich dir in Sachen Büchern wahrscheinlich keine gute Gesellschaft leisten kann." erwiderte er und zog sich einen Stuhl heran, sodass er sich neben Alan setzten konnte. Er merkte erst jetzt, wo er saß, dass ihn die Sache mit dem Ausräumen des Schuppens doch angestrengt hatte, aber er mochte diese Art von Anstrengung. Endlich hatte er das Gefühl, nicht die ganze Zeit sinnlos herumzusitzen und nichts zu tun. “Wieso? Darauf verlassen, dass du eine Meinung hast, kann ich mich doch immerhin.“ entgegnete Alan schmunzelnd und fragte sich, wieso Damon jetzt auf einem Stuhl und nicht bei ihm auf dem Sofa saß. Aber was sollte es… „Außerdem will ich ja keine hochliterarische Diskussion anzetteln.“ Das war zu steif und zu uninteressant. Aber vielleicht konnten sie sich zusammen irgendwas ansehen und einfach nur miteinander reden, wie sie es sonst auch manchmal taten. "Na ja, was Bücher angeht, nicht. Ich hatte nie Zeit welche zu lesen und dazu reichen meine Lesekünste auch nicht." antwortete Damon nach kurzem Zögern, da es ihm doch ein wenig unangenehm war, das zuzugeben. Er seufzte leise und erhob sich vom Stuhl, da ihm das Sofa doch gemütlicher erschien und setzte sich darauf, legte sich dann jedoch hin und bettete seinen Kopf in Alans Schoß. „Aber du kannst doch lesen…“ unterstrich Alan verwundert seine Annahme, er hatte den Jüngeren ja hier auch schon ein paar Bücher lesen sehen. Überrascht fand er Damons Kopf auf seinem Schoß wieder, so hatte er seinen Gedanken zwar nicht ganz gemeint, aber eigentlich hatte er nichts gegen diese Position. Alan strich ihm eine Haarsträhne aus den Augen und lehnte sich zurück, weil es ihm komisch vorkam, so aus nächster Nähe zu Damon herunterzustarren. "Aber das waren..." fing Damon an und wandte dann das Gesicht ab, "Es waren Märchenbücher, die sind nicht so schwer geschrieben." antwortete er leise. Obwohl es ihm sehr unangenehm war, darüber zu reden, glaubte er nicht, dass sich Alan darüber lustig machen würde. Er schloss die Augen, als er Alans zarte Finger an seinem Gesicht spürte. Es war schön, nach der Arbeit einfach so bei Alan zu liegen, er fühlte sich viel ausgeglichener. Alan lächelte nachsichtig und fuhr Damon durch sein Haar. Es war schon seltsam, bei jedem anderen hätte es ihm sicher etwas ausgemacht, zu wissen, dass er nicht besonders gebildet war, doch bei Damon war es irgendwie nichts, was eine Abneigung hervorrief. Außerdem war es nichts, was sie nicht ändern konnten, Zeit hatten sie ja genug. Vielleicht weil er wusste, dass man sich mit Damon trotzdem vernünftig unterhalten konnte und er eine eigene Meinung hatte, die er auch erklären konnte. „Du kannst mich doch fragen, wenn du etwas nicht verstehst.“ bot er einfach an. Er hatte ja Zeit und nichts dagegen, sich mit Büchern zu befassen, die Damon interessierten und die er aber vielleicht nicht hundertprozentig verstand. Damon dachte darüber nach und nickte leicht. "Ja, das würde sicher helfen. Obwohl ich es schwer finde, sich auf das Geschriebene zu konzentrieren, wenn die Buchstaben so klein sind." erklärte er und sah zu Alan auf. Er fand es wirklich mehr als nett von Alan, dass er ihm ein wenig helfen wollte, und scheinbar nichts Schlimmes daran fand, dass er nicht so gebildet war. Aus reiner Neugierde hatte er sich ein paar der anderen Bücher angeschaut und ihm war aufgefallen, dass die meisten von ihnen recht klein gedruckt waren. „In manchen Büchern sind auch Bilder drin.“ erklärte Alan feixend, weil es einfach nur niedlich war, wenn Damon das so sah, „Kommt auf das Thema an. Guck!“ Er nahm das Anatomiebuch vom Tisch, schlug es an einer x-beliebigen Stelle auf und präsentierte dem Größeren schließlich die Detailzeichnung der Armmuskeln, indem er den Folianten auf Damons Brust abstellte und ihn hineinsehen ließ. Damon brummte ein wenig unwirsch, da er sich nun doch ein klein wenig auf den Schlips getreten fühlte. Er konnte schließlich nichts dafür, dass er nicht lesen konnte. Er sah zu dem Buch und hob eine Augenbraue hoch. "Für was sollen solche Bücher gut sein?" fragte er dann nach. Entschuldigend flauschte Alan Damon durchs Haar, obwohl er immer noch niedlich fand, was er gesagt hatte. „Wie wofür?“ versetzte Alan verdutzt. Dass Damon den Zweck von Büchern in Frage stellte, verblüffte ihn doch ziemlich. "Wofür braucht man diese genauen Zeichnungen von Muskeln?" wiederholte Damon seine Frage etwas genauer, denn vielleicht hatte Alan sie nicht recht verstanden. "Ich mein… jedes Buch hat ja irgendeinen Zweck und sei es, die Leser zu unterhalten..." Er sah fragend zu Alan auf. „Wenn man Arzt ist, kann man sie gebrauchen.“ meinte Alan, während er über weitere Beispiele nachdachte, „Wenn man wissen muss, wie es funktioniert, weil man sie wieder zusammennähen muss oder so. Ich hab es mir angesehen, weil ich wissen wollte, warum es so lange gedauert hat, bis ich meine Schulter wieder bewegen konnte, du weißt schon, nach dem Duell.“ Unbewusst zeichnete er mit den Fingerspitzen die Bögen von Damons Ohrmuschel nach. "Ja, da hast du recht, das macht Sinn." antwortete Damon lächelnd und schloss genießend die Augen, seufzte leise auf. Das, was Alan da tat, fühlte sich wirklich gut an. "Alan?" fragte er nach einer Weile leise nach, "Willst du mir nicht ein wenig von dir erzählen? Ich meine... als du noch ein Mensch warst... wo hast du gewohnt? Hier in der Stadt?" „Nein, ich hab in einer anderen Stadt gewohnt, weiter im Osten.“ antwortete Alan ruhig, „Aber nachdem ich dann Vampir geworden war, hab ich in einem anderen Stadtteil gewohnt, bis… na ja, bis zu der Sache mit dem Menschen, von dem ich dir mal erzählt hab. Ich hatte mich ja sowieso mit meinem Meister gestritten und hab die Stadt danach ganz verlassen. Ein paar Jahre bin ich durch die Städte gezogen, um zu sehen, welche mir gut genug gefiel, um wieder sesshaft zu werden, und irgendwann bin ich eben hier gelandet.“ Es wunderte Damon ein wenig zu hören, dass Alan ebenfalls umhergewandert war, wenn wahrscheinlich auch auf eine andere Art und Weise als er selbst. "Bist du freiwillig ein Vampir geworden?" fragte er nach einer Weile leise nach, er könnte es aber auch verstehen, wenn Alan ihm darauf nicht antworten wollte. „Nein, es war ein unglücklicher und ziemlich abenteuerlicher Zufall.“ verneinte Alan in einem ähnlich sanften Tonfall und überlegte, ob er das Damon wirklich erzählen wollte. Die Geschichte war kompliziert und machte ihn nach all der Zeit irgendwie immer noch traurig, obwohl er gar nichts dafür konnte. "Wenn du es irgendwann erzählen möchtest, dann würde ich mich darüber freuen." antwortete Damon und strich Alan sanft über die Wange, denn er bemerkte sehr wohl das Zögern des kleinen Vampirs. "Aber wenn du das nicht möchtest, dann kann ich es verstehen und bin dir auch nicht böse, oder verletzt... es gibt nun mal Dinge, die man lieber für sich behalten möchte." Alan kuschelte dankbar die Wange in die Hand und nickte. „Dann erzähle ich es dir lieber später, irgendwann.“ Warum er so zögerte, ihm das Ende der Berberács zu erzählen, wusste er nicht. Vielleicht weil es Familiengeschichte war und damit irgendwie noch persönlicher als sein eigenes Leben, obwohl ihn diese Ansicht selber verwirrte. "Ich werde jederzeit ein offenes Ohr dafür haben." antwortete Damon leise und strich Alan ein paar Strähnen hinter die Ohren. Dann ließ er seine Hand sinken und schloss die Augen. „Hast du doch sowieso.“ murmelte Alan, der Damon schon für jemanden hielt, der gut und gern zuhörte, „Oder?“ Er betrachtete das ruhige Gesicht auf seinem Schoß. „Bist du müde?“ Irgendwie war ihr Verhältnis noch enger geworden, seit sie miteinander geschlafen hatten, kam es Alan in den Sinn. Es störte ihn nicht, es verblüffte ihn nur irgendwie und vor allem wunderte er sich darüber, dass es ihm bis eben gar nicht aufgefallen war. "Für dich immer." antwortete Damon leise und dachte ein wenig über Alans Frage nach. "Müde ist glaube ich das falsche Wort, eher ein klein wenig erschöpft." antwortete er ihm schließlich. Er wusste nicht wieso, aber seit er mit Alan geschlafen hatte, hatte er nicht mehr so eine Angst, etwas Falsches zu tun und Alan vielleicht zu nahe zu treten. Alan lächelte wissend und befand es für gut, dass Damon da sein wollte. Schade war bloß, dass es in eine umständliche Verrenkung ausarten würde, wenn er jetzt versuchte, den Rothaarigen zu küssen. Weil Damon erschöpft war, beschloss er, dass sie ja eigentlich noch etwas hier sitzen bleiben konnten, bis er sich wieder erholt hatte. Damon rückte sich etwas zusammen und genoss einfach ihr Beisammensein und die Ruhe. Es tat gut, sich ein wenig auszuruhen, und dass Alan bei ihm war, machte das ganze nur noch angenehmer. Sicherlich hätte er auch aufstehen können, aber ihm gefiel es, wie er lag. Alan lehnte sich so gegen die Armlehne, dass er nicht selbst aufrecht saß und in aller Ruhe vor sich hin dösen konnte. Seine Hände hatte er in den schönen roten Haaren vergraben, so dass ihm auch nicht kalt war. Solch entspannte Ruhe tat ihnen sicherlich beiden gut… und bei Damon sah sie auch noch schön aus, wie Alan lächelnd feststellte. Damon hatte die Augen geschlossen und döste noch eine ganze Weile vor sich hin. Dann wurde er langsam wieder munter. Vorsichtig öffnete er die Augen und erhob sich langsam. "Ich denke, ich sollte ein Bad nehmen." meinte er leise und erklärend und küsste Alan sanft, dann erhob er sich von dem Sofa. Alan nahm den Kuss erfreut an, weil er auf eine Gelegenheit gewartet hatte. Als Damons Kopf so auf seinem Schoß lag, hatte er ihn schließlich nicht küssen können. Er dachte daran, einfach mit Damon zusammen in die Wanne zu steigen, weil er den Körperkontakt nicht aufgeben wollte, doch er sprach es nicht aus, sondern gab nur einen zustimmenden Laut von sich. Damon küsste Alan sanft auf die Stirn, auch wenn er wusste, dass der Vampir das nicht sonderlich mochte, und murmelte ein weiches "bis nachher". Dann löste er sich ganz von Alan und ging aus der Bibliothek. Man hörte ihn die Treppe hinunter in sein Zimmer gehen, denn es erschien ihm doch etwas dreist, wenn er einfach Alans Badezimmer benutzt hätte. So ganz ohne zu fragen hätte Alan ihm das wahrscheinlich auch übel genommen, wenn es um seinen privaten Bereich ging, war er ja doch ziemlich sensibel. Wenn Damon um Erlaubnis gebeten hätte, hätte er es ihm aber sicher auch erlaubt. Er hätte schon gern mit ihm gebadet, vielleicht hatte er gehofft, Damon würde von selbst auf die gleiche Idee kommen, denn irgendwie fiel es ihm noch ein wenig schwer, von sich aus die Nähe seiner Schöpfung zu suchen, auch wenn er sie wollte. Wohl ein Überbleibsel seiner abwehrenden Haltung gegenüber Damon, das sich nur allmählich abbaute. Damon hatte kurz darüber nachgedacht, dann aber beschlossen, dass er den Vampir nicht dauernd so bedrängen wollte und vielleicht auch sollte. Er suchte sich neue, saubere Kleidung heraus, während das Wasser einlief, entschied sich dann aber doch um, da es sich nicht mehr lohnen würde sich noch mal komplett anzuziehen, da es bis Sonnenaufgang nicht mehr weit war. er suchte also etwas gemütliches, das er zum schlafen verwenden konnte, heraus und ging in sein Badezimmer, überprüfte die Wassertemperatur, und begann sich langsam auszuziehen. Eigentlich wollte er es ja doch… deswegen tapste Alan, bevor er es sich recht überlegen konnte, Richtung Bad. Aber er wollte jetzt nicht noch so angekleckert kommen, so dass er seine Schritte bis zum Stillstand verlangsamte. Blöde Situation. Er konnte doch jetzt nicht hier stehen bleiben, bis die Zeit verging und Damon wieder aus dem Wasser kam?! Damon war sich nicht sicher, ob er eben Schritte auf der Treppe gehört hatte, die ein wenig knarrte. Er hielt inne und drehte das Wasser zu, lauschte, doch nichts war zu hören. Er zuckte mit den Schultern und stieg in das angenehm warme Badewasser, seufzte zufrieden auf und lehnte sich zurück. Das tat wirklich gut. Was machte er hier eigentlich? Ärgerlich über sich selbst ging Alan nach draußen, um einen Grund dafür zu haben, dass er die Treppe benutzte. Entweder er suchte sich jetzt mal eine eigene Beschäftigung, oder er stieg zu Damon in die Wanne. Der Gedanke war zwar sehr verlockend, doch er wollte Damon mal eine Pause von sich gönnen. Da es draußen zu kalt und zu ungemütlich war, betrat der Weißhaarige doch wieder das Treppenhaus und kuschelte sich auf den Polsterstuhl, der so dekorativ neben der Treppe stand, und starrte einfach nur ein paar Löcher in die Luft. Damon hatte die Treppe nicht gehört. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, das warme Wasser zu genießen. Außerdem quietschte oder knarrte Alans Treppe ja nicht sehr und übermäßig laut war der Vampir nun auch wieder nicht. Nach etwa einer halben Stunde wurde das Wasser langsam kalt, und er hatte das Gefühl, langsam aufzuweichen, also erhob er sich und kletterte aus der Wanne. Abgetrocknet kleidete er sich neu ein. Als er aus dem Badezimmer trat, blickte er ein wenig erstaunt auf die weißhaarige Gestalt im Sessel. Der Vampir schien eingenickt zu sein, hatte er etwa die ganze Zeit dort gesessen? Vorsichtig ging er näher und legte dem anderen eine Hand auf die Schulter. "Alan?!" fragte er sanft nach, um den anderen nicht zu sehr aus dem Schlaf zu reißen. Alan zuckte minimal zusammen und hob erstaunlich müde den Kopf. Offenbar war er eingeschlafen, sonst wäre es wohl schwer gewesen, ihn zu wecken. Das verblüffte ihn selbst etwas, weil es ihm eher selten passierte. Mal von dem Tag in der Badewanne abgesehen. Wahrscheinlich waren ihm die Augen zugefallen, nachdem seine Gedanken sich sortiert hatten. Damons Hand war noch ganz warm vom Wasser, fiel ihm auf. Und er roch nach Schaumbad und Haarseife, gepflegt und sehr angenehm. Damon lächelte leicht, als er in die verschlafenen Augen seines Gegenübers blickte. Alan schien immer noch mehr zu schlafen als wach zu sein und dieser Anblick war so niedlich, dass er versuchte ihn sich besonders einzuprägen. "Was machst du denn hier?" fragte er leise, leicht tadelnd, leicht amüsiert. Er überlegte einen Moment, dann hob er den Vampir einfach auf seine Arme und hoch, was für ihn ja kein Problem darstellte, da Alan wesentlich kleiner als er selbst war und dazu kaum etwas wog. Mit dem Kleineren auf den Armen, wohl wissend, dass dieser das eigentlich nicht mochte und im wachen Zustand wohl heftigen Protest geliefert hätte, ging er die Treppe rauf, in die Richtung von Alans Zimmer. „Hey!“ murrte Alan, mehr aus Gewohnheit, als dass er es ernst gemeint hätte. Sonst hätte er sich wahrscheinlich nicht einfach angekuschelt und den Moment genossen. Damon roch wirklich gut und obwohl er sich nicht so anhänglich kannte, unternahm er nichts dagegen. Er hatte einfach keine Lust. Zumal er gegen etwas protestiert hätte, was viel angenehmer war, als das, was er erreicht hätte. Wieso war er eigentlich so müde, sie hatten doch gar nichts gemacht heute? Damon hätte viel müder sein müssen als er… Da es ihm so in den Armen des Rothaarigen gefiel, war es sehr schade, dass die Villa weder mehr Stockwerke noch längere Flure hatte. Sie waren viel zu schnell in seinem Reich angekommen. Alan erkannte es, ohne den Kopf heben zu müssen, er hatte das Gesicht an Damons Hals geschmiegt und bewegte sich auch nicht, als der stehen blieb. Damon war ehrlicherweise auch ein wenig überrascht, auch wenn er inzwischen daran gewöhnt war, dass Alan Seiten hatte, die ihn überraschten. Hin und wieder war der Vampir schon zuvor sehr anhänglich gewesen. Wenn auch so selten, dass es ihn doch jedes Mal überraschte. Im Zimmer blickte abwartend auf Alan. Doch als dieser keine Anstalten machte, von seinen Armen zu steigen, und er ihn auch nicht so auf den Boden fallen lassen wollte, trug er ihn auf das nahe Bett und ließ ihn langsam darauf sinken. Er beugte sich über ihn und küsste ihn zärtlich. Die augenscheinliche Erschöpfung schien Alan absolut nicht daran zu hindern, sich auf den Kuss einzulassen und ihn gern zu erwidern. Obwohl er sich so lange dagegen gewehrt hatte, waren ihm Damons Zärtlichkeiten sehr schnell sehr wichtig geworden. Und heute hatte er noch nicht so viele davon bekommen. Seine Finger streichelten den grazilen Nacken und hielten sich an Damons Kragen fest. Damon gab ein zufriedenes Seufzen von sich, als er Alans schlanke Finger in seinem Nacken spürte. Gerne ging er Alans stummer Forderung nach und schmiegte sich enger an diesen, vertiefte den Kuss ein wenig. Eine Hand löste er von Alans Rücken und strich ihm sanft über die Wange. Wie gerne würde er Alan jetzt sagen... aber er ließ es bleiben, denn er wusste, dass es erneut die Stimmung zerstören würde. Während sie Berührungen tauschten und Alan den Kuss detailliert auskostete, wurde ihm bewusst, dass er sich die letzten Tage nur noch hier aufgehalten hatte und Damon es auch gewöhnt zu sein schien, ihn nur hier oben vorzufinden. Und er konnte es nicht nur auf das verlorene Duell schieben, er hätte genug andere Möglichkeiten gehabt. Also… was war eigentlich mit ihm los, dass er so müde war? Alan verjagte die Gedanken, bevor sie zu einer eindringlichen Warnung werden konnten, er wollte es nicht wissen und vertiefte den Kontakt zu Damon, um sich mit schönen Dingen abzulenken. Damon strich sanft über die Wange des anderen, bevor er sich von ihm löste. Bevor er sich jedoch ganz von ihm löste, küsste er ihn auf die Nasenspitze. Eigentlich hatte er ihn auf die Stirn küssen wollen, aber ihm war früh genug eingefallen, dass Alan das nicht mochte. Er richtete sich wieder ein wenig auf und blickte auf den anderen hinab. "In letzter Zeit bist du irgendwie ziemlich selten unterwegs." stellte er leise fest. Es freute ihn, dass Alan öfter da war und sie so mehr Zeit mit einander verbringen konnten, andererseits war es schon komisch, dass ein Adeliger soviel Zeit Zuhause verbrachte. Alan hatte ihm immerhin einmal erklärt, wie wichtig es war, Kontakte zu pflegen. Alan veränderte seine Position, so dass er sich jederzeit an seinen rothaarigen Freund lehnen konnte. Wieso war Damon das auch gerade durch den Kopf gegangen? “Mhm. Ich will nicht. Draußen ist es so kalt und so still.“ seufzte er, „Am liebsten würde ich mich einfach eine Woche lang unter der Decke verkriechen.“ Der ruhige Blick, den er Damon dabei zuwarf, besagte leise, dass er dabei auch nicht unbedingt allein sein wollte. Damon schüttelte leicht den Kopf. "Das wäre absolut nicht für mich. Einen Tag sicherlich, aber eine ganze Woche könnte ich nicht im Bett verbringen. Kein Wunder, dass du nur noch döst. Es wird Zeit, dass wir irgendetwas zusammen machen, und wenn es bloß spazieren gehen ist." antwortete er bestimmt und man sah ihm an, dass er seine Worte durchaus ernst meinte. Ob der Vampir so etwas wie eine Winterdepression hatte? Sicherlich war es irgendetwas in der Art und er würde das bestimmt nicht unterstützen... oder zumindest nicht voll und ganz. „Warum hast du es denn so eilig?“ murmelte Alan und ließ sich nach hinten aufs Bett sinken, weg vom strengen Blick des Jüngeren. „Es gibt doch nichts, was uns hier wegläuft?“ Mal abgesehen von dem Schnee, der ihnen in zwei Monaten hoffentlich weglief. Den Fakt, dass er nicht ewig hier herumgammeln konnte, ohne frisches Blut zu sich zu nehmen, ignorierte er einfach. Hunger hatte er keinen und vernünftig wollte er im Moment auch nicht sein, es war ihm einfach zuwider, sich mit menschlichem Futter zu beschäftigen. Damon lachte leicht und ging Alan nach, küsste ihn sanft auf die Lippen. "Wieso eilig? Wenn ich es eilig hätte, würde ich dich jetzt sofort aus dem Bett schmeißen und ums Haus jagen." antwortete er lächelnd. "Ich wollte damit nur sagen, dass ich keine ganze Woche im Bett verbringen werde und es dir auch gut tun würde, mal wieder an die frische Luft zu gehen." erzählte er weiter. So oder so würde er nicht eine Woche mit Alan im Bett bleiben können, er musste schließlich zu seinen Cellostunden. Beinahe gegen seinen Willen brachte er Alan mit seiner rabiaten Ankündigung, der man das fröhliche Lachen so sehr anhören konnte, ebenfalls zum Kichern. „Heißt das auch, dass dich dein unruhiges Naturell für heute genug herumgetrieben hat?“ forschte Alan mit einem fast unbeschwerten Schmunzeln auf den Lippen weiter und bewegte die Finger der Hand, die „irgendwie“ an Damons Seite im Hemd gelandet war. Dass Damon da war, auf ihn aufpassen würde und ihn aufmunterte, wann immer er es für nötig befand, war der Grund für seine sanfte, unerwartete Heiterkeit. "Nein." antwortete Damon und lachte leicht. "Was hast du denn heute schon gemacht? Eigentlich gar nichts...." erklärte er und das stimmte ja auch. Alan war nur ein bisschen durchs Haus getigert und das zählte ja nicht wirklich viel. Sanft strich er dem Vampir über die Wange. "Aber für den Anfang war es sicherlich gar nicht mal so schlecht." „Ja, ich weiß.“ gab Alan schuldbewusst zu. Der Satz erinnerte ihn an früher, denn auch als Mensch hatte es Zeiten gegeben, in denen er nichts mit sich anzufangen gewusst hatte. Das fand auch er irgendwie traurig. Und auch wenn Leute wie Damon anstrengend mit ihrem ständigen Tatendrang waren, so bewunderte Alan sie doch dafür, dass sie so unglaublich viel Energie besaßen. Er kuschelte sich in Damons Hand. Damon lächelte leicht und konnte sich nicht zusammenreißen, küsste Alan trotz allem, was er wusste, sanft auf die Stirn. "Ich pass schon auf, dass du nicht zu einem Bett-Vampir wirst." meinte er lächelnd und lehnte seinen Kopf an Alans Schulter. Und zur Not würde Lucael ihm bestimmt auch dabei helfen, Alan wieder ein wenig unter die Leute zu bekommen. Alan nahm es an ohne zu murren, vielleicht weil es gerade gut zu ihrem Gespräch passte. „Das ist nett von dir.“ gab Alan zu und weil er bemerkte, dass sie beide die Nähe des anderen suchten, rückte er mehr heran und küsste zart Damons Lippen. Gleichzeitig fand er es sehr schön, wie sie gerade lagen und er einfach die Gegenwart der personifizierten Zärtlichkeit genießen konnte. Damon erwiderte den Kuss zärtlich und schmiegte sich näher an den anderen. Ein leises Gähnen entwich seinen Lippen und er merkte erneut, wie sehr in die Umräumaktion von Alans schuppen eigentlich angestrengt hatte. Wahrscheinlich lag es einfach daran, dass er hier kaum noch etwas tat. Müde wie er war zog er die Decke über sie beide und genoss einfach Alans Anwesenheit. An den tröstlichen Körper gelehnt schloss Alan erneut die Augen. Es ging gar nicht anders, Nichts zu tun, obwohl man etwas tun sollte, war auch irgendwie anstrengend. Der Jüngere schaffte es, ihm diese innere Unruhe spielend leicht zu nehmen. Er ließ sich von dem unaufdringlichen Duft umfangen und drückte sich an ihn, wollte nichts anderes mehr wissen als die ruhigen Atemzüge und jedes Zeichen an Damon. Wenn es nicht so viel schöner gewesen wäre, hätte er ihm gern einen Fleck geküsst, nur die hielten leider nicht lange genug auf der Vampirhaut. Damon Hand strich wie von selbst sanft durch das weiche Haar des anderen, während sein eigener Atem immer ruhiger wurde. Obwohl er es nicht mehr brauchte, atmete er immer noch, einfach weil er gewohnt war, es zu tun. Er merkte, wie er immer mehr in einem angenehmen Halbschlaf versank. Ein zufriedenes Lächelnd legte sich auf seine Züge und er schien wirklich fast zu schlafen, denn er merkte noch nicht einmal, wie er leise, fast kaum hörbar "ich liebe dich" wisperte. Alan hatte das Gefühl, dass ihn die hauchzart geflüsterten Worte beinahe körperlich streiften. Und er war sich sicher, dass es wirklich so war, denn es gab keinen anderen Grund, sich so mit einem derart verkorksten Kerl wie ihm abzugeben als diesen. „Ich liebe dich…“ antwortete er so leise, dass Damon es wohl nur richtig verstanden hätte, wenn er das Ohr direkt an Alans Mund gehabt hätte. Damon hörte Alans Worte zwar nicht bewusst und vielleicht war es auch bloß der leise sanfte Klang, der ihn dazu veranlasste, ein wenig weicher zu lächeln und sich enger an den Vampir zu schmiegen. Inzwischen war er ganz in das Reich der Träume abgeglitten und so bekam er nichts davon mit, dass Alan sein Geständnis erwiderte. Alan lauschte noch eine Weile Damons Atemzügen, doch nachdem es so still geworden war, brauchte er nicht mehr lange, um ebenfalls einzuschlafen. Die Nase in Damons Hemd vergraben und das Gesicht an seine Brust geschmiegt, bemerkte er gar nicht mehr, dass sie komplett angekleidet und völlig schräg auf seinem Bett lagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)