Yoru no Jardin von seizonsha ================================================================================ Kapitel 8: traîtrise -------------------- Er wusste nicht wo er war, aber er wollte nach Hause, es war schon viel zu viel Zeit vergangen. Seine Mutter hatte gesagt er solle hier auf sie warten, er wußte nicht wie lange er nun schon wartete, aber er fühlte sich als sei es schon eine lange, lange Zeit. Seine kleinen Hände klammerten sich fest um den Plüschteddy in seinem Arm, er war das einzige was er gerade hatte und er fühlte, dass es lange so bleiben sollte. Er hörte Sirenen von irgendwoher, seine Hände zitterten. Wo war seine Mutter? Der Park wirkte auf ihn so weit und endlos ohne jemanden an seiner Seite, er war sich sicher er würde sich verlaufen wenn er sich auch nur einmal von der Stelle rühren würde. Vor einem der Häuser vor dem Park sammelte sich eine Menschenmenge. Er wollte wissen was los war, doch seine Mutter hatte gesagt er solle hier warten, er musste brav sein. Auf einmal sah er viele Menschen auf ihn zulaufen. Hatte er etwas falsch gemacht? Eine junge Frau beugte sich zu ihm herunter. "Bist du Shiratori Keshi?" Er nickte eingeschüchtert. "Deine Mama hat gesagt dass wir auf dich aufpassen sollen, sie kann dich gerade nicht abholen." Funken sprühten als Keshis Rapier von Yuris Degen abgefangen wurde. "Es wird dir nichts nutzen wenn du dich nur verteidigst, bald wirst du zu erschöpft sein um deinen Degen halten zu können!" Yuri standen erneut Tränen in den Augen, er wollte nicht gegen Keshi kämpfen. Sie waren die besten Freunde seit langem, auch wenn Keshi gerade nicht er selbst war, es war immer noch sein Körper. Keshi bewegte sich zielsicher in dem kleinen Zimmer umher und schwang seine Waffe mit brutaler Genauigkeit. Yuri versuchte die Tür zu erreichen, er war schon fast in Reichweite. Dann stolperte er über ein herumliegendes Buch, seine Hand verfehlte knapp die Türklinke, dann fiel er unsanft zu Boden. Er rollte sich herum und riss den Degen vor sein Gesicht. "KESHI!! Wach auf ich...ich will dir nicht weh tun!!! ICH WILL DAS NICHT!!" Ein Lachen ertönte hinter Keshi. Nayami stand noch immer da und beobachtete das Geschehen mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen. Gerade als Keshi seine Waffe erhob und zum nächsten Schlag ausholte, erhob Nayami seine Stimme. "Das sollte genügen!" Im selben Moment ließ Keshi seine Waffe sinken und trat zurück. Nayami bewegte sich einige Schritte auf Yuri zu und sah ihm in die Augen. "Du hast noch Zeit dich zu entscheiden auf welcher Seite du kämpfen willst, der Krieg soll ausgeglichen sein, noch kannst du deinen Platz wählen." In Yuris Kopf überschlugen sich die Gedanken, er sah nur einen Weg dem Alptraum ein Ende zu bereiten. Er griff nach seinem Degen, sprang auf und schlug schreiend in Nayamis Richtung. Er war erneut zu der Stelle im Park gekommen wo seine Mutter versprochen hatte ihn abzuholen, bis heute war sie nicht gekommen. Vor zwei Jahren hatte ihm die Frau gesagt seine Mutter könne ihn heute nicht abholen. Wann würde sie es denn können? Sie hatte es versprochen. Sein Vater hatte ihm verboten so spät abends das Haus zu verlassen, aber er musste doch hierher kommen, sonst könnte seine Mutter ihn doch nicht finden. Auf einmal wurde er von etwas aus seinen Gedanken gerissen, jemand sang, eine Melodie, viel schöner als alles was er bisher gehört hatte. Er lief dem Gesang hinterher, immer tiefer in den Park hinein. Er achtete nicht darauf wohin er lief, oder ob er sich verlaufen könnte, er musste den Ursprung dieses Gesangs finden. Als er aufhörte zu laufen fand er sich auf einer Lichtung wieder, umgeben von Bäumen die höher waren als die Häuser in der Stadt, um ihn herum wuchsen Pflanzen die er noch nie gesehen hatte, von denen er nicht einmal wusste dass es sie gab. Dann erblickte er vor sich die Quelle des Gesangs, an einem Brunnen saß eine Gestalt, ganz in schwarz. Es war ein Mann, er sah nicht alt aus, aber sehr, sehr müde, seine Haare waren weiß wie Schnee und seine Augen glitzerten wie kaltes Eis. Als der Mann ihn erblickte verstummte er. "Bist du auf der Suche nach deiner Mama?" "Wer bist du?" Keshi blickte ihn verwirrt an, er durfte nicht mit Fremden sprechen und doch fühlte er eine Vertrautheit zu ihm, die er nur seiner Mutter gegenüber kannte. "Ich habe schon lange nach dir gesucht." In den Augen des Mannes spiegelte sich Freude und Erkennen wider. "Weißt du wo meine Mama ist?" Der Mann erhob sich und ging auf ihn zu, als er vor ihm stand ging der Mann in die Knie und umarmte ihn. "Du armes Kind! Sie haben dir nichts gesagt, du musst wissen..." Den Rest flüsterte der Mann in sein Ohr. Die Augen des Jungen füllte sich mit Tränen, Tränen der Trauer und des Hasses. "Aber ich kann dir die Kraft geben dass sich all das nie mehr wiederholen muss." In den Augen des Jungen blitzte Entschlossenheit auf. Aus den vielen Blumen pflückte der Mann eine bestimmte Blume. "Hier, das ist der Schlüssel zu deiner Erlösung." Sein Versuch wurde von einer anderen Klinge vereitelt, Keshi schien seinen Gedanken erkannt zu haben und war ihm zuvor gekommen. "Keshi, warum?" Mit einem verachtenden Blick wandte sich Keshi von Yuri ab. "Ich werde nie wieder diese Schuld auf mich nehmen! Wenn du es tust, werde ich dich töten!" Yuris Atem stockte, er wusste nicht was er sagen sollte. "Wenn du herausgefunden hast, was dein Schicksal ist, dann findest du mich an dem Ort!" Mit diesen Worten drehte sich Nayami herum und er und Keshi verschwanden im Schatten. Ein vollkommen aufgelöster Yuri blieb zurück, er wusste nicht was er tun sollte, bis er einen Schatten vor dem Fenster wahrnahm. Mit einem Satz sprang er auf und rannte aus dem Zimmer, durch die Wohnung, direkt zur Haustür, er hatte keine Zeit sich zu verabschieden, jede Sekunde zählte. Vor der Tür angekommen sah er wie der Schatten sich wieder entfernte, er hastete los, er durfte sein Ziel nicht verlieren, Entschlossenheit hatte ihn erfasst. Er ließ die Tür hinter sich offen und sprang die Treppen hinunter, vorbei auf dem Namensschild das an der Mauer vor dem Eingang hing, auf dem der Name Sakurada zu lesen war. Er wusste nicht wohin ihn der Schatten in der Nacht führte, doch er musste ihm folgen, egal wohin, egal was es ihn kostete. Er konnte nicht länger unwissend bleiben, zuviel hatte sich inzwischen schon verändert dass er noch länger überlegen konnte. Er hatte sämtliches Zeitgefühl verloren, wie lange er durch die Nacht rannte wusste er nicht, auch wo er sich befand hatte er vor langer Zeit aufgegeben zu erfassen. Dann endlich schien er sein Ziel erreicht zu haben, vor ihm lag ein großer, dunkler Park. Als er um die Ecke bog sah er noch wie sich der Schatten in Richtung des Sees begab und dort zum stehen kam. Er beeilte sich noch mehr sein Ziel zu erreichen bevor wieder etwas wichtiges vor seinen Augen in der Nacht verschwand. Er wusste nicht was es ihm bringen würde, aber er musste jetzt alles erfahren, für sich selbst und für Keshi, was immer Nayami ihm auch angetan hatte. "Ok, ich bin nun soweit! Ich werde zuhören und dann entscheiden was ich tue, aber ich will alles wissen." Langsam drehte sich Hinata zu ihm herum. Das Mondlicht das vom Seewasser reflektiert wurde gab ihrem Gesicht einen unheimlichen Schimmer, sie wirkte überirdisch und kalt. Langsam hob sie ihre Hand und streckte sie ihm entgegen. "Statt es dir zu erzählen solltest du lieber alles für dich selbst sehen. Ich werde dir zeigen was zu all diesen schrecklichen Dingen geführt hat!" Langsam hob auch Yuri seine Hand, einen Moment lang zögerte er noch, es war fast so als höre er Stimmen die schrien er solle es nicht tun, dann legte er seine Hand in Hinatas Handfläche, im gleichen Moment erstrahlte der Mond so hell wie nie und blendete ihn so sehr dass es weh tat. Zur selben Zeit, unter demselben Mond kniete Keshi vor einem Grabstein während Tränen sein Gesicht herunterliefen. Nayami stand hinter ihm, die Hände auf Keshis zitternde Schultern gelegt. "Es tut mir leid, aber du weißt dass es nötig ist." Keshi wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und stand langsam auf, er hatte seine Fassung wiedergewonnen, er wusste dass Nayami recht hatte. Ein leichter Windstoß wehte über den Friedhof und erfasste einige Blätter die in den Nachthimmel emporgehoben wurden wie Schmetterlinge. Keshi sah ihnen nach und dachte an die Zukunft. "Bald ist es soweit, nicht wahr?" Nayami sah hinauf zum Mond und seufzte leicht. "Das ist allein seine Entscheidung." Dann drehten sie sich um und verließen den Friedhof. Zurück blieb nur ein verwitterter Grabstein mit dem Namen Shiratori Keiko. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)