Die Tochter eines Diebes von elina (die Vergangenheit kann man nicht ändern) ================================================================================ Kapitel 34: Aufgeflogen ----------------------- Ich stand vor der Tür, nass wie ein Hund, mit Dani auf dem Rücken und klopfte. Ich hatte Licht gesehen, also durfte Bakura noch nicht schlafen gegangen sein. Schließlich, nach einer mir als unendlich vorgekommenen langen Zeit, ging die Tür auf und Bakura erschien auf der Schwelle. "Ich dachte, wir haben nur ein Deal," begrüßte er mich grinsend, sah aber irgendwie müde aus. "Können wir bei dir die Nacht verbringen?" fragte ich, ohne auf seine Provokation einzugehen. "Kannst du kochen?" entgegnete er und musterte den Jungen auf meinem Rücken. "Wie bitte?!" flippte ich aus, "Was soll die Frage?" "Kannst du kochen?" wiederholte er die Frage in aller Ruhe. "Natürlich kann ich’s!" erwiderte ich bissig. "Dann komm rein," sagte Bakura ohne meinen Ton zu beachten und ließ mich vorbei. Er folgte mir ins Wohnzimmer, wo ich den Jungen behutsam aufs Sofa hingelegt hatte, und blieb im Eingang stehen. "Vielen Dank," sagte ich. "Geht klar," antwortete er mit geschlossenen Augen. Ich schaute ihn eine Weile aufmerksam an. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. "Hör mal," fing ich an und näherte mich ihm, "Ist mit dir alles in Ordnung?" "Sicher," meinte er lächelnd und... ...wäre bestimmt auf den Boden gefallen, wenn ich ihn nicht rechtzeitig aufgefangen hätte. stellte ich erschrocken fest, Er öffnete seine Augen und stellte fest, dass er sich in Bakuras Wohnzimmer befand. Er war hier ein paar Mal zusammen mit Yugi und seinen Freunden gewesen. Doch was hatte Korin damit zu tun? Und wo war sie überhaupt? Mokuba schaute sich herum. Er war vollkommen alleine. sagte er sich selbst in Gedanken, "Korin..?" rief er leise. Bald erschien sie mit einem großen, weißen Handtuch in der Hand und noch einem auf ihrem Kopf, sah aber irgendwie blass und besorgt aus. "Ach, du bist wach!" sagte Korin und ein verdächtig beruhigendes Lächeln erschien auf ihren Lippen, "Hier, trockne dich ab." "Wo sind wir hier?" fragte er und fing an sein Haar abzutrocknen. "Bei meinem Schulkameraden Ryou, du kennst ihn nicht," erklärte Korin, "Er war so nett uns hier übernachten zu lassen." "Du siehst besorgt aus..." meinte Mokuba und schaute sie fragend an. "Haste doch bemerkt..." erwiderte Korin schief lächelnd. Mokuba nickte und versuchte krampfhaft ein glückliches Grinsen zu unterdrücken. Seine Schwester wurde ihm mit jedem Augenblick sympathischer. "Na gut. Ryou ist krank. Und ich hab weder Medizin, noch Geld für welche," erklärte sie und seufzte besorgt. "Ich habe etwas Geld dabei," meinte Mokuba. "Was sagst du?" Korin sah ihn mit großen Augen an. Mokuba holte einen kleinen Bündel aus der Hosentasche und reichte ihn Korin. "Hier, kannst du haben," sagte er lächelnd. "Du hast es doch nicht etwa gestohlen?" fragte sie ernst, nachdem sie ihn und das Geld für eine Weile skeptisch angeschaut hatte. "Natürlich nicht!" antwortete er kopfschüttelnd. "Wo hast du’s dann her? Es ist ’ne Menge Kohle, weißte!" sprach Korin leicht verärgert, und Mokuba erkannte den lüg-mich-nicht-an-Blick. In dieser Hinsicht stellte seine Schwester Seto Konkurrenz dar! dachte er verdonnert und schwieg. "Dani!" herrschte Korin ihn an, "Antworte mir!" "Ich... ich bin... nicht Dani..." stotterte der Schwarzhaarige, "Sondern Mokuba, Bruder von Seto Kaiba." "WAS?!" "WIE BITTE!?" Kaiba war außer sich! Wie konnte das überhaupt passieren? "Es war Mokubas Idee..." murmelte der kleine Junge, der angeblich Dani hieß, ängstlich, "Da wir beide so ähnlich aussehen, meinte er, es sei für ihn eine einmalige Chance, Korin besser kennen zu lernen..." "Ich ruf ihn sofort an!" brüllte Kaiba zornig und schnappte sein Mobiltelefon. "Er hat mir auch sein Handy gegeben," murmelte der Junge noch leiser, "Um es glaubwürdiger aussehen zu lassen..." "Argh! Er kann mir was erleben!" In demselben Moment machte sein Telefon eine unangenehme Bekanntschaft mit der gegenüberliegenden Wand und zerbrach in mehrere Teile. "Und WO soll ich ihn jetzt suchen?!" Plötzlich ertönte ein Telefonklingeln. "Kaiba Residenz," meldete sich ein Diener. "Ab...aber..." stotterte er unbeholfen. "SOFORT!" ertönte aus dem Hörer eine ungeduldige, weibliche Stimme, die eindeutig Korin gehörte. "Tea, ich kann nicht mehr!" jammerte Yugi. Er wusste zwar, dass Tanzen ihre Leidenschaft war, doch hatte nie geglaubt, dass sie so viel Ausdauer besaß! "Nimm Joey! Oder Tristan! Aber lass mich eine Pause machen!" flehte er. rief er in Gedanken, erhielt aber keine Antwort. Der Pharao wollte an dem fremden Fest nicht teilnehmen einfach, weil ihm der Gedanke blöd erschien. Und auch, weil er sich in Yugis Leben nicht allzu sehr einmischen wollte. Letztendlich zeigte Tea Erbarmen, und Yugi wurde es erlaubt, eine kurze Pause einzulegen. "Du bist ihr entkommen?" richtete sich Joey an ihn, der sich fleißig an den Tischen weidete, "Gratuliere!" Das Telefonapparat stand zum Glück im Wohnzimmer, und ich befahl Mokuba die Nummer seines Zuhauses zu wählen. "Kaiba Residenz," erklang am anderen Ende der Leitung. "Ich möchte mit Seto sprechen," sagte ich und behielt Mokuba im Auge. "Ab...aber..." "SOFORT!" befahl ich. "Gib’s her!" hörte ich Seto’s zornige Stimme, "Wo ist Mokuba?" "Bei mir," antwortete ich. "Und das wäre WO?" "Ist Dani bei dir?" fragte ich seine Frage ignorierend. "Ja." antwortete er genervt. "Weiß du, wo Domino Waisenhaus ist?" Bestätigendes Brummen. "Seid morgen Punkt 12 dort. Ich bring Mokuba mit." sagte ich und legte auf. Zur Zeit hatte ich andere, wichtigere Probleme, um die ich mich schnellstens kümmern musste. Sie hatte einfach aufgelegt! Was fiel ihr eigentlich ein? Kaiba kochte über vor Wut und Empörung! Diese Korin war unausstehlich! Doch er musste sich zusammen reißen. Und seinen nächsten Schritt gut überlegen. Schließlich wollte er Korin als seine Verbündete, nicht als seine Feindin sehen. "Erzähl mir alles," befahl er dem Jungen, als er zurück ins riesige Wohnzimmer kam. Doch Dani schaute ihn nur ängstlich an und versuchte sich möglichst klein und unauffällig zu machen. Seto seufzte gereizt. Womit in aller Welt hatte er das verdient? "Wir treffen Korin morgen um 12 Uhr bei dem Waisenhaus," verkündete er. Seine Stimme war wieder ruhig und beherrscht. "Bis dahin will ich alles wissen." "Wie – alles?" fragte Dani kleinlaut. "Eben alles. Von euerer Begegnung bis eurem dummen Plan." "Du, bleibt hier," richtete ich mich an Mokuba, "Zieh dich aus, trockne dich ab und häng die nassen Sachen irgendwo im Badezimmer auf." Der Junge nickte. Es war ihm eindeutig unangenehm auf diese Art und Weise aufgeflogen zu sein. Was hatten sich die beiden nur dabei gedacht? "Ich geh eine Apotheke suchen," verkündete ich, nahm den Schlüssel aus einer ägyptischen Schale im Flur und verließ das Haus. Unter anderen Umständen hätte ich Mokuba sofort zu Kaiba gebracht, ohne jegliche wenn und aber. Doch Bakura war krank, ich musste Medizin für ihn holen, um sein Fieber zu senken. Im Moment war es das Wichtigste. Zum Glück war es noch nicht so spät, sodass ich bald alle Einkäufe erledigt hatte und wieder zurück war. "Danke fürs Geld," sagte ich Mokuba, der sich im Wohnzimmer auf dem Sofa unter irgendeine Decke verkrochen hatte, und lächelte ihn an. Er war schließlich nur ein Kind. Hoffentlich hatte er daraus gelernt. "Sehen wir zu, dass wir Ryou wieder auf die Beine bekommen!" sagte ich entschlossen. Die Medizin hatte gewirkt und das Fieber gesenkt. Ryou schlief oben in seinem Zimmer, wo ich ihn von Anfang an hingebracht hatte, und – nachdem ich mich auch einigermaßen abgetrocknet hatte und aus den gekauften Produkten in Bakuras Küche etwas essbares gezaubert hatte - konnte ich mich endlich ein wenig entspannen. Mokuba schlief auch schon wieder auf dem Sofa. Ich machte es mir in einem Sessel unter einer Stehlampe bequem, froh über die Stille und die unheimlichen ägyptischen Sachen verdeckende Dunkelheit, und holte die Apfelblütenkarte heraus. "Was für ein schönes Bild!" Ich wurde von Mokubas fröhlicher, munterer Stimme geweckt. "Sieht aus, wie der Berg und der Fluss hinter unserem Freizeitpark, nur aus Blüten!" "Was?" fragte ich erstaunt. dachte ich noch halbschlafend. "Na, hier!" zeigte Mokuba und erklärte mir die Gegend. "Kannst du mich dorthin bringen?" fragte ich und stand auf. Meine Glieder waren eingeschlafen und es kribbelte unangenehm. Dieser Sessel war eindeutig nicht fürs Schlafen gedacht. "Klar!" antwortete Mokuba. Ich schaute auf die Uhr: es war halb neun, wir hatten also noch reichlich Zeit. Ich ging hoch, um nach Ryou zu sehen, aber er schlief ruhig und nichts deutete darauf hin, dass er bald aufwachen würde. Er schien auch kein Fieber mehr zu haben, und das freute mich. "Du bist mir was schuldig, Bakura." flüsterte ich und verließ leise das Zimmer. Er hatte mich gestern richtig erschreckt. "Lass uns gehen!" rief ich Mokuba und schloss die Eingangstür ab. Wir fuhren mit dem Bus und, als ich die Umgebung des Freizeitparks erblickte, konnte ich mich dafür ohrfeigen, darauf nicht gleich gekommen zu sein! "Hier müssen wir aussteigen!" verkündete Mokuba und nahm mich bei der Hand. Ich wunderte mich, wie ähnlich Mokuba und Dani doch waren, und nicht nur äußerlich. Mokuba schien genauso nett, fröhlich und anhänglich zu sein wie Dani-chan. Wie hatten sich die beiden bloß kennen gelernt? "Das hier muss der Ort auf dem Bild sein," sagte Mokuba und unterbrach damit den Lauf meiner Gedanken ab. Wir befanden uns hinter dem Park, am Fuß eines nicht sehr hohen Berges. In der Nähe floss ein kleiner Fluss. "Danke," antwortete ich und ging vor. Jetzt hieß es: Augen auf und Ohren steif halten. Das Problem, was ich allerdings hatte, war, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wonach ich hier suchte. Auf einmal sah ich ein nebelähnliches Wölkchen vor mir, das irgendwie schärfer und schärfer wurde. Ich blieb stehen und beobachtete das Geschehnis mit wachsender Besorgnis. Plötzlich nahm das Wölkchen die Gestalt eines türkishaarigen Junges an. "Hallo, Schwesterherz..." sprach er mich an, "Ich habe so viel über dich gehört, es ist an der Zeit, dass wir uns endlich treffen." "Du bist..?" fragte ich perplex. "Noa," antwortete Mokuba, der sich an meiner Seite gestellt hatte, "Noa Kaiba. Der wirkliche Sohn Gosaburus." "Hallo, Mokuba," sagte Noa, "Habe ich nicht gesagt, dass wir uns wiedersehen?" Allem Schein nach kannten sie einander. "Tut mir leid, Noa," sagte ich nach einiger Zeit, "Aber ich bin hier, weil..." "Ich weiß, warum du hier bist." unterbrach er mich, "Deswegen!" Er schnipste mit den Fingern, und plötzlich erschien neben ihm die Gestalt meines Vaters, Arituro Ringo! "Vater..!" flüsterte ich unfassbar. "Das ist nur ein vor langer Zeit erstelltes Hologramm," erklärte Noa, "Im Grunde genommen, bin ich auch eins. Der Mann, den du als Arituro Ringo kanntest, existiert allerdings nicht mehr." "Das... das kann nicht sein..!" entfuhr es mir. "Korin... mein Mädchen..." das Bild Arituros fing plötzlich an zu sprechen, "wie sehr möchte ich dir alles erklären... doch die Zeit... die läuft mir davon... bist du glücklich, mein Mädchen..?" Ich fühlte, wie Tränen meinen Wangen herunterliefen, und ich fiel auf die Knien. Mein Vater war tot. Ich hatte so lange davon geträumt, gehofft ihn noch einmal zu sehen, aber nun... nun... "Nimm diese Karte, Korin!" sprach Arituros Bild weiter, diesmal entschlossener, "Sie wird dir zeigen, wo sich das Dokument befindet, dass deine Mutter so sehr begehrt... Sie... sie ist kein schlechter Mensch..." Auf einmal fing er an zu verschwimmen. "Was ist das, Noa?" rief ich erschrocken aus, "Mach etwas dagegen!" "Bedaure, Schwester," antwortete er kopfschüttelnd, "Dieses Hologramm wurde vor vielen Jahren erstellt, ich habe keinen Einfluss darauf." "Nein..." flüsterte ich, als das Bild sich in der Luft auflöste, "Nein..!" "Korin..." Mokuba zupfte mich an dem Ärmel. "Korin, wenn wir uns nicht beeilen, sind wir zu spät dran..." "Ja, klar," antwortete ich teilnahmslos. "Ich besuche dich bald wieder, Noa," sagte Mokuba, "Doch jetzt müssen wir gehen." Noa nickte und verflog. Ich dagegen wollte aus dieser Welt überhaupt verschwunden. "Hier, deine Karte," sagte Mokuba und reichte mir einen blauen Umschlag. Warum hatte Arituro stets diese himmelsblauen Umschläge verwendet? Es war schon später Abend, als ich mich endlich in Sorokes Villa blicken ließ. Austausch mit Kaiba verlief reibungslos, der Stolze hatte sich sogar bei mir bedankt, Dani befand sich wieder im Waisenhaus und Bakura... Ja, Bakura. Als ich wieder zurück gekehrt war, war er schon aufgestanden und hantierte in der Küche. Sein Fieber war wieder da, so musste ich ihn zurück ins Bett befördern und mich selber ums Essen kümmern. Später gab ich ihm die Schlüssel zurück und riet am Montag zuhause zu bleiben, um sich auszukurieren. Ob er meinem Rat Folge leisten würde, war allerdings fraglich. Zuhause erwartete mich eine Furie in Gestalt meiner Mutter, die unbedingt wissen wollte, wo ich so lange gewesen war. Wie nervig! "Hör auf mit dem Theater, Soroke!" meinte ich sauer, "Wir beide wissen, dass du mich nur für deine Zwecke benutzt!" "Ich habe geschworen, dass KC meinem Kind gehört!" Das hatten wir schon einmal. "Du willst doch die Firma nur für dich alleine haben!" meinte ich augenverdrehend. "Nur kannst du’s nicht. Nicht ohne dieses eine gewisse Dokument." Schließlich hatte Arituro mir selbst darüber erzählt und mir die Karte gegeben, um es sicher zu finden. "Was weißt du darüber?" herrschte sie mich an, "Wo hat Arituro es versteckt?" Ich beobachtete, wie Sorokes Augen sich weiteten und ihre blasse Haut einen Hauch Röte bekam. Ein Lächeln, das mein Wissen zeigte, berührte meine Lippen. "Ich weiß, wo es ist," spielte ich meinen letzten Trumpf aus. "Wo?" zischte sie drohend, "Sag es mir! Sofort!" "Na, na, na," sagte ich und machte eine ermahnende Geste mit dem Zeigefinger, "nicht so hastig." "Also," setzte ich fort, nachdem Soroke nichts erwidert hatte, "Du bekommst die Firma und lässt mich gehen." "Abgemacht," entgegnete sie und lächelte ihr falsches Lächeln. dachte ich, als ich mich in mein Zimmer begab, Es roch nach einer Falle. "Was ist mit dir?" rief die Köchin besorgt aus, als ich an der Küche vorbei ging, "Wo warst du?" "Ich habe Arituro gesehen," antwortete ich bedrückt. "Er ist tot." Maries Augen weiteten sich und sie fuhr ihre Hände zum Mund. "Aber ich weiß jetzt, wo sich das notwendige Dokument befindet." Marie nickte stumm. Ich war froh, dass sie keine Diskussionen angefangen hatte. "Pass, bitte, auf meinen Freund Dani aus dem Waisenhaus auf." Das Spiel, das ich spielte, wurde mit jedem Augenblick gefährlicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)