Die Tochter eines Diebes von elina (die Vergangenheit kann man nicht ändern) ================================================================================ Kapitel 29: Die Apfelblütenkarte -------------------------------- Ich hatte es erreicht: Soroke gab mir frei. Ich musste zwar abends wieder zuhause sein, aber es war besser als gar nichts. Schließlich wollte ich mein Glück und Sorokes gute Laune nicht herausfordern. Ich ging sehr früh aus dem Haus, da ich eine weite Reise vor mir hatte. Erst musste ich den Bahnhof erreichen - Bakuras Fahrrad leistete mir einen guten Dienst. Danach nahm ich den Zug und fuhr mehrere Stunden Richtung Süden, bis ich schließlich den Ort erreichte, wo mein Vater mich jeden Frühling hingebracht hatte. Die Station hatte sich nicht verändert, es war eine kleine Ortschaft, die wahrscheinlich nicht mal auf der Karte vermerkt war. Glück für mich, dass ich so ein gutes Gedächtnis hatte! Schon bald saß ich auf dem Fahrrad und rädelte durch die Ortschaft in Richtung Felder, die direkt hinter dem Berg lagen. Was würde ich tun, wenn ich dort gar nichts finde? Diese Frage beschäftigte mich seit dem Moment, als ich den Brief gelesen hatte. Um ehrlich zu sein, hatte ich Angst. Der Weg wurde ganz steil, und dann hatte ich schon die Spitze erreicht. Ich hielt an und betrachtete das Panorama, das sich mir offenbarte: unten waren unzählige Apfelbäume, weiter hinten erhoben sich Berge. Für einen winzigen Augenblick erschien mir das Bild aus meiner Kindheit, als ich hier mit meinem Vater war – der blaue Himmel, das frischgrüne Gras und die weiß-rosa Blüten der Apfelbäume. "Ach, Vater..." flüsterte ich, kämpfend mit den Tränen. Dann, ein wenig später, genoss ich den schnellen Abstieg. Es schien, als ob die Apfelbaumplantage sich gar nicht verändert hatte. Dieselben Bäume, derselbe Himmel, dasselbe Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Ich versuchte die unangenehmen Gedanken möglichst lange fernzuhalten, um diesen wundervollen Zustand herauszuzögern. Ich stieg vom Fahrrad ab und stellte es an einen Baum, aber so, dass man es nicht von der Straßenseite bemerken konnte. Schließlich gehörte es nicht mir, und ein Schloss hatte das Fahrrad auch nicht. Jetzt fing der schwierigste Teil meiner Aufgabe an: herauszufinden, was mein Vater mir sagen wollte. Seto Kaiba saß in seinem Büro in der Kaiba Residenz und recherchierte. Er hatte sich fest vorgenommen der Sache mit dem Meisterdieb Ringo auf den Grund zu gehen. Doch dafür brauchte er die Akte, die allerdings von unzähligen Passwörtern geschützt war. Seto seufzte. Die ganze Geschichte wurde mit jedem Augenblick verwirrender, wie ein schlimmer Traum. Doch leider passten die vorhandenen Teile genau zusammen. Da Korin tatsächlich die Tochter Sorokes und Gosaburu war, musste er mehr als nur aufpassen. Das Mädchen selber hatte vielleicht noch kein Interesse seine Firma zu übernehmen, sonst hätte sie ihm das Dokument nicht übergeben. Das anzunehmen war natürlich mit einem gewissen Risiko verbunden, doch anders konnte das Seto sich noch nicht erklären. Sein eigentlicher Feind war diese Soroke Yuka, die ehemalige Geliebte Gosaburus. Komisch fand er nur, dass er ihren Namen bis vor kurzem nie gehört hatte. Das einzige, was in diesem Puzzle noch fehlte, war Ringo. Das Mädchen selbst hatte behauptet diesen Nachnamen zu tragen. Seto konnte sich gut vorstellen, dass sein Stiefvater mit einem Meisterdieb sehr wohl gemeinsame Geschäfte machen konnte. Jetzt blieb nur herauszufinden, wer Arituro Ringo in Wirklichkeit war und ob Korin oder Frau Yuka mit ihm etwas zu tun hatten. "Kein Zutritt!" blinkte es auf dem Bildschirm. Wer hätte das gedacht, dass die Sicherheit der Domino Polizei so gut war! Oder war diese Akte so unheimlich wertvoll? Die Erde unter meinen Füßen war feucht, die herbstliche Sonne schien hoch über meinen Kopf. Ich wanderte schon seit mehreren Stunden umher, ohne eine einzige Spur gefunden zu haben. Mir blieb nicht mehr viel Zeit, wenn ich rechtzeitig in Sorokes Villa ankommen wollte. Was hat Arituro nur mit "folge den Apfelblüten" gemeint? Ich war am verzweifeln. Ich schritt langsam weiter und streifte die Gegend abwesend mit den Augen ab. Das ganze ergab doch keinen Sinn! Auf einmal spürte ich, dass ich nach unten fiel – kurz, bevor meine Nase den Boden erreichte, schaffte ich es mich zu stoppen. Ein ziemlich großer Stein war der Grund dafür, dass ich nun bäuchlings auf dem feuchten Boden lag. Ich hob meinen Blick und sah den Berg, den ich heruntergefahren war. Eine Zeitlang starrte ich den Fuß des Berges an, ohne mich zu rühren, als mir auf einmal klar wurde – dort musste ich suchen! Ich sprang auf die Beine und rannte los. Einige Minuten später war ich angekommen und schaute mich hastig um. In unmittelbarer Nähe fand ich eine kleine Buddhastatue aus Stein, die wurde hier anscheinend für den Schutz vor Geister und sonstigem Bösen aufgestellt. Ich trat näher heran und betrachtete die Statue von allen Seiten. Sie war alt, das Gesicht konnte man kaum noch erkennen und auch sonst hatte die Statue jede Menge Rissen. Ich versuchte sie wegzuschieben, um unten drunter zu gucken, doch sie war eindeutig zu schwer für mich. Ich stöhnte entnervt. Das war mein erster und letzter Hinweis, aber ich kam absolut nicht weiter! Tea, Tristan, Joey und Yugi trafen sich, wie jeden Samstag, in einem Café. Doch diesmal, nach den gestrigen Ereignissen, war ihre sonst heitere Gruppe eher still und nachdenklich. "Was hast du dir nur dabei gedacht, Yugi?" Tea brach die Stille. Yugi, der ihr gegenüber saß, schlürfte sein Erdbeer-Vanille-Milchshake aus dem riesigen Becher und schwieg. "Warum hast du sie eingeladen ohne uns vorher zu warnen?" fragte sie. "Wärt ihr einverstanden, wenn ich’s getan hätte?" stellte er leise die Gegenfrage. "Natürlich," sie stand auf und beugte sich über den Tisch zu ihm, "nicht!" "Siehste!" rief Yugi aus, wich mit dem Becher zurück und schlürfte weiter. "Und was soll das mit Yami? Welche gemeinsame Sachen hat er mit dieser Ringo?" Tea musste ihn ausfragen. Die ganze Geschichte war verdächtig! "Nichts ist mit Yami!" antwortete Yugi leise, aber fest ohne sie anzuschauen, "Er hat ihr aus der Patsche geholfen, das ist alles." "Du machst Sachen, Kumpel!" mischte sich nun auch Joey in das Gespräch ein. "Alles, was ich will, ist, dass wir Freunde werden und uns gut verstehen!" meinte Yugi eingeschnappt. "Du hast es noch nicht aufgegeben?" wunderte sich Tristan. "Das Mädchen ist eine Runde zu hoch für dich!" beipflichtete ihm Joey. "Aber... Bakura..." "Wir wissen alle, wer sich hinter Ryous netter Fassade versteckt!" sagte Tea bestimmt "Und wenn du mich fragst, finde ich, dass die beiden besser zueinander passen..." "Hör auf!" Yugi schnitt ihr das Wort ab "Der Geist des Millenniumsringes ist gefährlich, ich will nicht, dass Korin etwas schlimmes zustößt!" "Du bist viel zu fürsorglich, mein Freund!" meinte Joey, warf ein paar Pommes in den Mund und setzte kauend fort, "Ringo wird schon auf sich aufpassen können!" Wenn er nur an ihre Faust dachte, die er neulich zu spüren bekam, erschienen ihm alle Sorgen Yugis total sinnlos. "Außerdem sieht sie nicht nach einer aus, die unbedingt einen Freundeskreis haben möchte, um Samstags in Café zu sitzen!" fügte Tea hinzu. dachte sie etwas erleichtert Yugi schwieg. In diesem Augenblick wünschte er sich unsichtbar werden zu können. Warum verstanden ihn seine Freunde nicht? Oder – wollten sie ihn nicht verstehen? Er mochte Korin, genauso wie er Tea, Joey und Tristan, ja auch Ryou mochte. Er wollte sie in seiner Clique sehen, er wollte sie von dem bösen Geist, der in Ryous Millenniumsring hauste, beschützen. Er wusste ganz genau, dass sie keine Chance gegen Bakura hatte, egal wie geschickt sie im Sport war. "Ist das für dich so wichtig, Yugi?" fragte Tea, die sich mittlerweile beruhigt hatte, "Dass wir Freunde werden?" Yugi nickte. "Warum hast du’s denn nicht gleich gesagt!" rief Joey aus. "Wie?" fragte Yugi verdutzt "Etwa: hei, Freunde, ich will, dass wir mit Korin befreundet sind?" "Warum nicht?" Joey verstand nicht, wo das Problem lag. "Diese Korin scheint kein schlechter Mensch zu sein," meinte Tristan, "Von mir aus." "Ich habe auch nichts dagegen!" sagte Joey. "Man kann’s versuchen," beipflichtete Tea und lächelte Yugi an. "Im ernst?" rief der Bunthaarige gerührt aus, "Danke, Freunde!" Mein Vater war richtig gut. Auch wenn irgendjemand, wie Soroke, zum Beispiel, an den Brief heran gekommen wäre und mich gezwungen hätte diesen Ort zu zeigen, hätte er keine Chance die verschlüsselte Botschaft zu entziffern! Das beruhigte mich einerseits, doch ich war noch immer verzweifelt. Schließlich war ich hierher alleine gekommen und musste nun das finden, wofür "die Zeit reif war". ärgerte ich mich in Gedanken Dabei klopfte ich auf die Vorderseite der Statue. Plötzlich vernahm ich ein merkwürdiges Geräusch, als ob sich ein Felsen in der Nähe bewegt hätte. Ich schaute mich verwundert um und fand einen kleinen Gang unweit von der Statue. Als ich den Buddha noch mal ansah, bemerkte ich ein Apfelblütenblättchen auf seinem Herzen. "Meine Güte..." murmelte ich baff. Ich holte eine Taschenlampe aus meinem mitgenommenen Rucksack heraus und krabbelte in den Gang hinein. Er stellte sich geräumiger aus als er erschien. Wann hatte mein Vater so etwas überhaupt gemacht? Und wozu? Wusste er etwa von all dem, was mir nun widerfuhr? Der Gang war plötzlich zu Ende und ich fand mich in einer kleinen, niedrigen Höhle vor. Ich leuchtete mit der Taschenlampe und fand ein kleines, unauffälliges Kästchen. Der Versuch, das Kästchen hochzuheben oder gar zu bewegen, scheiterte klaglos. Fazit: ich musste das Ding hier drin öffnen. Dieser Gedanke gefiel mir ganz und gar nicht. Wer wusste, wie viele Fallen mein Vater hier noch aufgestellt hatte? Und das es noch mindestens eine gab, war mehr als offensichtlich. Doch, bedauerlicherweise, hatte ich keine andere Wahl, sofern das Kästchen der einzige Gegendstand in dieser Höhle war. Er wäre nicht Seto Kaiba, wenn er diese Sperre nicht überwinden könnte! Seine Finger liefen über die Tastatur wie in einem nur Kaiba bekanntem Tanz. Er war unübertroffen, in jeder Hinsicht. Er war erfolgreich, reich und anerkannt. Er würde seine harte Arbeit nicht kampflos aufgeben! Und dann, wenn er ein für alle mal Gosaburu und den restlichen Pack los wurde, forderte er diesen Mutou zu dem ultimativen Duell heraus, aus welchem er – natürlich! – als Sieger rauskam und Mutou für alle Ewigkeit auf dem zweitem Platz hinterließ. Der Gedanke zauberte ein Hauch eines Lächelns auf seinen Lippen und er setzte seine Arbeit fort. Schweißgebadet vor Anstrengung und mit rasendem Herz, aber mit klarem Kopf fummelte ich an dem Schloss. Das war kein gewöhnliches Schloss, das wurde mir schon im ersten Augenblick klar. Nur ein hoch professioneller Einbrecher konnte damit fertig werden. Und in diesem Moment stellte es sich heraus, ob ich zu solchen zählen durfte. Knack! Ich hielt inne. Die erste Sicherheit hatte ich geschafft. Jetzt blieben nur noch drei weitere. Knack! Nach einer weiteren Fummelei ließ sich nun auch die zweite Sicherung besiegen. Ab jetzt musste ich noch präziser und aufmerksamer vorgehen. Knack! Die dritte Sicherung war draus! Ich wisch mit dem Arm den Schweiß aus den Augen und rückte die Taschenlampe in meinem Mund zurecht. Nur noch eine Sicherheit, dann war das echte Schloss dran! Und das, wiederum, hieß, ich musste bereit sein, aus dieser Hohle sofort zu verschwinden. Knack! Ich hatte es tatsächlich geschafft! Alle vier Sicherungen waren geöffnet! Unwillkürlich wurde ich von dem Gefühl des Stolzes erfüllt. Aber es war noch viel zu früh, meinen Sieg zu feiern. Wie erwartet, war es die letzte Falle. Nur knapp gelang es mir, dem zusammenbrechenden Gang zu entkommen. Erschrocken und erschöpft, aber gleichzeitig auch glücklich und stolz lag ich nun neben der Buddhastatue und hielt ein Stück Papier in meiner Hand. Ich hatte es geschafft! Als mein Herz und mein Atem sich einigermaßen beruhigt hatten, wagte ich einen Blick auf meine Beute. Ich rollte das Papier aus und... Das lange Tippen hatte sich endlich bewährt! Kaiba hatte nun die Akte! "Ringo, Arituro," las er "Meisterdieb, Codenummer... Begangene Verbrechen..." Das ganze interessierte ihn nicht! Von einer Familie, geschweige denn von einer Tochter, war kein Wort geschrieben. Seto scrollte den Text nach unten – es waren erstaunlich viele Informationen – und versuchte die Unterschriften zu entziffern. "I-nu-ki" buchstabierte er. Alle anderen waren von hohem Rang, und er hatte noch keine Verwendung für Polizeichefs, die das Papier nur unterschrieben hatten. Dieser Inuki schien aber ein einfacher Mann zu sein, höchstwahrscheinlich leitete er damals die Ermittlungen. dachte Seto zufrieden. Er wird diesen Inuki finden und ihn über den Meisterdieb ausfragen. Als Leiter eines großen Konzerns war es schließlich nur logisch, dass er sich darüber Sorgen machte. Mein Herz sackte und ich fühlte wie Tränen der Enttäuschung sich den Weg aus meinen Augen bannten. Das Papier hatte nichts anderes drauf als unzählige, aufgeklebte Apfelblütenblättchen! War das ein Witz?! Was sollte ich nun damit machen? Soviel Mühe..! Für so was? "Verflucht!" jaulte ich und fiel zurück auf die Erde. Wie konnte mein Vater nur so gemein sein!? Ich setzte mich wieder aufrecht und schaute das beklebte Stück Papier genauer an. Es konnte doch nicht sein, dass Arituro sich umsonst die Mühe gegeben hatte, so was anzufertigen und dann noch so zu schützen. Nach einem Spiel sah das ganze nicht aus. Nach einer ganzen Weile, die ich damit verbracht hatte, die Apfelblüten anzustarren, kam ich schließlich zu dem Schluss, dass dies eine Art Karte darstellte, wobei die Apfelblütenblätter einen besonderen Code bildeten. Alles, was ich nun machen musste, war diesen zu knacken. Die Frage blieb – wie? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)